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Morning after

von

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Quatres POV
 

Nie im Leben hatte ich damit gerechnet, ein solches Geheimnis zu erfahren. Ich kann mich noch gut erinnern, als Heero eines Tages zu mir kam und völlig verunsichert vor mir stand. So hatte ich ihn noch nie gesehen und wahrscheinlich werde ich ihn auch so nie wieder sehen. Ich konnte nicht sagen, ob ich mich freuen oder nicht einfach heulen sollte. Heero hatte einen Moment gebraucht, ehe er mir sagen konnte, aus welchem Grund er zu mir kam. Seine Worte waren leise, aber dennoch klar und verständlich. „Ich habe mich in Duo verliebt.“

Ich hatte sofort verstanden, dass er meine Hilfe wollte und ich wollte sie ihm nicht verwehren. Ich wusste, dass Duo aufgeschlossen war und mit Sicherheit würde er nicht darüber lachen, wenn er es wüsste. Also gab ich Heero den Rat, ihn zu fragen, ob sie einen Abend gemeinsam verbringen wollten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Duo ihm eine Abfuhr gab. Ein Grund, weswegen ich ihn angesprochen habe und versuchte, ihn zu überzeugen mit Heero wegzugehen.

Ich war erstaunt, als ich am nächsten Tag sah, wie Duo ausgesehen hatte, als er sein Zimmer verließ. Dass ich ihn darauf ansprechen würde, stand außer Frage. Doch seine Reaktion war alles andere als fröhlich und gut gelaunt, wie man es von ihm kannte. Er war fast schon garstig und nicht mehr zu bremsen vor Wut. Bis Heero sein Zimmer verließ. Mir wurde übel und auch Duo verstummte. Er musste es mit angehört haben und dennoch war er so kühl wie sonst. Seine Maske saß perfekt. Ich vermutete, dass es das erste und das letzte Mal gewesen sein musste, dass er seine Gefühle offenlegte.

Die kommenden Tage waren fast schon eisig, die Stimmung auf dem Nullpunkt. Heero und Duo sprachen kein einziges Wort mehr miteinander, nur wenn es um ihre Mission ging tauschten sie hier und da Informationen aus und berieten sich, wer sich wo stationierte. Es wurde ruhiger im Haus und das obwohl es immer Duo war, der Leben hier hinein gebracht hatte. Ich hoffte, dass sich das eines Tages wieder ändern würde und dass sie sich bald wieder verstehen konnten.

Der Tag rückte näher, an welchem Heero, Duo und Trowa auf die Mission mussten. Ich hatte Angst. Angst, dass etwas passieren würde, auch wenn es nur eine der kleineren Missionen war. Sie war einfach, doch hatte ich die starke Befürchtung, dass es, nachdem sie kein Wort mehr miteinander sprachen, zu Komplikationen kommen würde. Und ich hatte Recht. Sie brauchten viel zu lange und waren nicht zu der vereinbarten Zeit zurück gekommen. Nun wartete ich gemeinsam mit Wufei im Hangar auf ihre Rückkehr. Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe, bis sie endlich wieder zurück kamen. Ich runzle leicht die Stirn, als ich sehe, wie Heero Heavyarms in den Hangar bringt und wie Duo hastig und stolpernd aus Deathscythe springt und zu Trowas Gundam rennt. Er sah furchtbar aus. Was war passiert? Duos Schrei ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich verkrampfe mich und sehe, wie auch Heero zu ihm eilt und Trowa aus dem Gundam holt. Mir stockt der Atem. „Oh nein..“, der Franzose war schwer verletzt und brauchte unbedingt einen Arzt. Ich sehe zu Duo, welcher auf dem metallenen Steg sitzt und weint. Er weint so bitterlich, dass es mir das Herz zerreißt. Doch dann - „Duo!“, schreie ich und renne zu ihm, will ihn auffangen, weil er ohnmächtig zur Seite fällt und auf dem Boden aufkommt. Vorsichtig betrachte ich ihn. Ein feiner Rinnsal Blut klebt an seinem Kinn. Unsicher sehe ich zu Wufei, welcher mir den Amerikaner abnimmt und ihn nun, ebenfalls wie Heero zuvor Trowa, auf den Armen hinaus trägt und zur Krankenstation bringt. Ich folge ihnen und dann... können wir alle nur noch warten und darauf hoffen, dass alles gut wurde.

Unsicher sehe ich zu Heero, welcher, stumm wie immer, auf einem der Stühle vor den Ärztezimmern sitzt. Ich überlege, ob ich ihn ansprechen soll, lasse es aber sein, weil er bestimmt nicht wollte, dass Wufei etwas mitbekommen konnte. So setze ich mich ebenfalls zu ihm und warte mit ihm gemeinsam.

Stunden vergehen und ich mache mir ernsthafte Sorgen. Vor allem um Duo. Er hatte keine sichtbaren Verletzungen, war aber unglaublich blass. Doch endlich kommt einer der Ärzte zu uns. „Mr. Winner“, Heero nickte er nur kurz zu, Wufei war schon längst gegangen und wollte informiert werden, wenn es etwas Neues gab. „Wie geht es ihnen?“, will ich wissen und ein leises Seufzen des Arztes folgte. „Die Verletzungen, die Mr. Barton davon getragen hat, sind nicht schlimm. Er hat nur eine Menge Blut verloren, die wir durch eine Konserve wieder in Ordnung bringen konnten. Das heißt er wird bald wieder auf den Beinen sein und braucht nur etwas Ruhe. Was Mr. Maxwell angeht...“, er bricht mitten im Satz ab und ich verkrampfe mich schon wieder. „Was ist mit ihm?“, frage ich ungeduldige und sehe kurz zu Heero. Er wirkt teilnahmslos. Als würde es ihn nicht interessieren. Aber ich weiß es besser. „Nun... Er erlitt eine Milzruptur, was zu starken inneren Blutungen in der Bauchhöhle geführt hat. Dass er es überhaupt noch hier her geschafft hat grenzt an ein Wunder. Wir hatten große Mühe seinen Kreislauf aufrechtzuerhalten. Es kam hin und wieder zu Komplikationen, auch ein Herzstillstand. Aber wir haben es geschafft und nun ist er stabil. Er wird eine Menge Ruhe brauchen und wird das Bett leider so schnell nicht verlassen“, mir wurde übel. Schweigend musste ich mich setzen und versuchen die Worte des Arztes zu verstehen. „Ein Herzstillstand...?“, frage ich leise und kann es kaum fassen. Duo wäre fast.... gestorben. „Ruhen Sie sich nun auch aus“, meint der Arzt noch leise und mitfühlend, ehe er wieder zu Duo geht und uns zurücklässt. Heero hatte nichts dazu gesagt. Er drehte sich um und ging. Einfach so. Ich blieb in dem weißen, sterilen Gang zurück. Ich musste selber nachdenken und versuchen zu verarbeiten, was ich eben erfahren hatte.
 

Heeros POV
 

Schweigend hatte ich Trowa in die Hände der Ärzte gegeben und wollte gerade in das Haus, damit ich mich selber ausruhen konnte, als auch Wufei schnell und fast schon beunruhigend hastig den Gang entlang rannte. Er hatte Duo auf den Armen. Leblos hing sein Arm nach unten, er war blass und die sonst seidigen Strähnen seines Ponys hingen ihm genauso leblos in die Stirn.

Schweigend setze ich mich und versuche weiterhin meine Maske aufrechtzuerhalten. Innerlich aber vergehe ich vor Schmerz und Leid und Angst. Ich habe Angst vor dem, was noch kommen würde. Ich mache mir, wohl das erste Mal in meinem Leben, Gedanken über die Zukunft. Was war, wenn ich den Krieg überleben würde? Konnte ich mir überhaupt ein 'normales' Leben aufbauen? Konnte ich das vor allem ohne Duo schaffen? Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mir schon oft ausgemalt, wie es sein könnte, wenn ich mit ihm zusammenlebte. Meistens verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder und konzentrierte mich auf das hier und jetzt. Was in der Zukunft war, konnte warten. Ich hatte einen Auftrag, eine Mission. Ich war dafür verantwortlich, dass endlich wieder Frieden auf der Erde und im All herrschte. Ich hatte mich nicht mit solchen Dingen zu beschäftigen, wie meine Zukunft wohl aussehen mag. Das war falsch und führte nur zu Fehlern. Vielleicht fatale Fehler.

Ich schaue auf, als der Arzt nach Stunden endlich zu uns kommt und uns erklärt, wie es um die beiden anderen steht. „Die Verletzungen, die Mr. Barton davon getragen hat -“, ich höre ihm nicht weiter zu. Was mit Trowa war, war mir egal. Ich wollte nur eines: Wissen wie es Duo ging. Er sah so schlecht aus und ich hoffte inständig, dass meine Befürchtungen nicht bekräftigt wurden.

„Was Mr. Maxwell angeht...“, nun sag es schon endlich!, fluche ich den Arzt in Gedanken an. Doch äußerlich... bin ich so kalt wie immer. Ich will niemandem mehr zeigen, wie ich mich fühle oder was ich fühle. Das hatte ich ein einziges Mal getan und dafür wurde ich nun bestraft. „Was ist mit ihm?“, genau diese Frage brennt auch mir auf der Zunge. Es war kein gutes Zeichen, wenn der Ältere so lange mit seiner Antwort wartete.

„Nun... Er erlitt eine Milzruptur, was zu starken inneren Blutungen in der Bauchhöhle geführt hat. Dass er es überhaupt noch hier her geschafft hat grenzt an ein Wunder. Wir hatten große Mühe seinen Kreislauf aufrechtzuerhalten. Es kam hin und wieder zu Komplikationen, auch ein Herzstillstand. Aber wir haben es geschafft und nun ist er stabil. Er wird eine Menge Ruhe brauchen und wird das Bett leider so schnell nicht verlassen“, ich lausche den Worten und selbst mir wird übel. Das einzige, was ich noch wahrgenommen hatte, war das Wort 'Herzstillstand'.

Duo... er wäre beinahe gestorben. Schweigend drehe ich mich auf dem Absatz um und gehe zum Haus. Stumm betrete ich es. Ich wusste nicht wieso, aber meine Füße bringen mich, wie von selbst, zu Duos Zimmer. Ich gehe hinein und lasse meinen Blick schweifen. Völlig hilflos und verloren stehe ich in mitten des Raumes und bemerke nicht, wie mir eine Träne die Wange hinab rann. „Duo...“, hauche ich leise. Er wäre beinahe gestorben und daran war nur Trowa Schuld. Hätte er in der Basis aufgepasst, dann hätte sich Duo niemals vor ihn geschmissen und ihn geschützt! Dann hätte er selber aufgepasst und dann wäre das alles nicht passiert. Dann hätte ich auch nicht hören müssen, wie Duo diesem.... diesem... Ich beiße mir fest auf die Lippe, bis ich den metallenen Geschmack meines eigenen Blutes schmecke. Das alles musste ein Albtraum sein. Ein schrecklicher Albtraum. Warum sollte gerade ich, der perfect soldier, in einer Hölle landen, die dermaßen schmerzhaft ist, dass es mich jede Sekunde ein wenig mehr zerreißt? Warum gerade ich?
 

28.01.2015



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Genis_
2015-01-30T23:24:57+00:00 31.01.2015 00:24
Ich bin immer wieder beeindruckt wie toll du einzelne Szenen und die gesamtsituation einfängt, das es einen förmlich mitreßt.
Echt wahrsinn.
Danke dafür



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