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Boy Like You

Syo x Cecil
von

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Verschwunden

Mein Vater, der König von Agnapolis, hatte mir vom westlichen Halloween erzählt.

Man verkleidete sich also, um Geister fernzuhalten, selbst als Geist? Ich dachte über diese Logik nach,

während ich die Schleife meines Anzugs richtete. Mein Spiegelbild beobachtete mich, wie ich konzentriert

meine Kleidung zurecht rückte. Einer nach dem anderen hatte mir gestern die Nachricht

überbracht, dass ich heute doch ja in den Aufenthaltsraum kommen sollte - verkleidet.

Ich hatte lange über mein Kostüm nachgedacht, doch mir fehlten die Zeit und die

Fähigkeiten, etwas zu nähen. Auf die Schnelle konnte ich auch keines bestellen, sodass ich mich

für eine gute Alternative entschieden hatte: Ich warf mir das weiße Laken mit den zwei

ausgeschnittenen Löchern über und rückte es richtig, betrachtete mich erneut im Spiegel

und drehte mich mit weit ausgebreiteten Armen. Das Laken reichte nicht bis über meine

Arme, wenn ich sie der Länge nach ausstreckte... Ich ließ die Arme wieder hängen und

dachte über die Anderen nach, musste lachen. Sie hatten mit Sicherheit nicht nur

Halloween, sondern auch meine Geburtstagsfeier vorbereitet. Heute würde ich volljährig

werden und meine Gedanken kreisten darum, wie mein Leben in Zukunft verlaufen würde.

Vor drei Jahren hatte ich die Krönung verschoben, um weiter ein Idol sein zu können.

Jetzt, wo ich volljährig wurde, müsste ich eigentlich... Ich brach den Gedanken ab, wandte

mich dem Spiegel erneut zu. Schweigend stand ich davor, hatte das Gefühl für die

Zeit, die verstrich, verloren.

Dann, ohne Vorwarnung, passierte es. Mir wurde heiß und kalt, bis sich mein Körper nur noch weiter erhitzte.

Unter dem Kostüm konnte man sehen, wie ich grün glühte. Langsam schrumpfte das weiße

Laken in sich zusammen, bis nur noch ein winziger Haufen, den man nicht mit der ursprünglichen

Größe vergleichen konnte, übrig war. Mein Kostüm, das sich eben noch so leicht angefühlt

hatte, lag schwer auf meinem Fell und ich kämpfte mich verzweifelt aus diesem Gefängnis.

Vor dem Spiegel stand jetzt kein stattlicher Prinz, sondern nun mehr ein kleiner, schwarzer Kater, der verwirrt dreinblickte.

„Ehhh?!“, machte ich entsetzt, doch das einzige, was man hörte, war ein entsetztes Maunzen.

Wie konnte das passieren? Mich hatte die Liebe zu Haruka doch vom Fluch befreit!

Mein Blick fiel auf die Uhr und ich wusste, ich würde zu spät kommen. Eigentlich war es unmöglich,

jetzt noch zur Party zu gelangen. In dieser Form konnte mich eh niemand erkennen, niemand

kannte meine Katzenform. Ich fackelte nicht lange und sprang aus dem offenen Fenster.
 

Nach einer kurzen Diskussion entschieden wir uns ihn zu suchen.

Wir teilten uns auf. Nanami suchte in seinem Zimmer, Masato und Ren den restlichen Teil des Hauses.

Tokiya und Otoya schauten auf der einen Seite des Waldes, Natsuki und ich auf der anderen.

Doch auch nach einer Stunde, als wir uns alle wieder am Ausgangspunkt trafen, war Cecil unauffindbar. Otoya meinte, um diese

Uhrzeit war wirklich keine Menschenseele mehr unterwegs, abgesehen von einer streunenden Katze.

Wir beschlossen, da wir ihn heute wohl eh nicht mehr finden konnten, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen

und bis morgen abzuwarten.
 

In Natsuki's und meinem Zimmer angekommen, schälte ich mich direkt aus dem komischen Katzenoutfit,

welches ich wegen der Feier tragen musste. Ungeachtet ließ ich es auf dem Boden liegen und zog mir ein

einfaches T-Shirt über, legte mich nach einem kurzen Gang ins Bad schließlich in mein Bett.

An Einschlafen war nicht zu denken. Auch wenn ich es vielleicht nicht unbedingt zugeben wollte, machte ich mir Sorgen.

Irgendwas war an der Sache faul. Man verschwand nicht einfach so, besonders nicht Cecil,

der doch immer überall dabei war.

Und wenn, dann hätte er doch irgendwem von uns Bescheid gesagt!

Zum gefühlten tausendsten Mal checkte ich mein Handy, doch da war kein Anruf, keine E-Mail, keine Nachricht.

Ärgerlich warf ich es auf den Boden. Das konnte doch nicht wahr sein. Gerade heute Nacht?

Das ergab doch keinen Sinn; oder eher ergab es keinen Sinn, dass er grundlos abhaute. Meine Gedanken rotierten.

Das verschwundene Starish-Mitglied war Thronerbe und erreichte heute Nacht die Volljährigkeit.

Vielleicht kam eine Nachricht aus seinem Heimatland und er musste selbst sofort aufbrechen?

Vielleicht hatte ihn jemand aus Agnapolis abgeholt und mitgenommen? Das alles erschien mir

um einiges logischer, als ein aus heiterem Himmel flüchtender Prinz.
 

Nach einer kurzen Nacht mit viel zu wenig Schlaf, trafen wir uns alle beim Frühstück im Esszimmer.

Den Augenringen nach zu urteilen, war ich nicht der Einzige, der keinen Schlaf hatte finden können.

Jeder saß betrübt da und mampfte sein Essen, bis ich es nicht mehr aushielt und die morgendliche Stille durchbrach.
 

„Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass er einfach so gegangen ist, weil er irgendwas zu tun hatte – ohne ein Wort zu sagen!“

„Es ist ja nicht so, als hätte Cesshi nicht schon manch andere sprunghafte Entscheidung getroffen.“,

sprach Ren als erstes, nachdem mein Kommentar erst Recht bedrücktes Schweigen auslöste.

„Jinguiji hat Recht. Damals bei unserem Ausflug vor drei Jahren, da war er auch auf einmal weg.“, meinte Masa dazu.

Natsuki, der neben mir saß, blickte nun auch auf. „Aber das war anders. Ja! Damals hatte er eine

Botschaft an Haru-chan da gelassen!“

Nanami sah nun Natsuki an und nickte zustimmend, wollte auch etwas sagen: „..Ich..“,

konnte ihren Satz allerdings nicht beenden und schloss ihren Mund wieder.

„Aber was sollen wir denn machen, wenn wir ihn hier nicht finden können?“, sagte Otoya leicht verzweifelt.

Wieder Stille. Jeder dachte nach.

Tokiya meldete sich dann auch mal zu Wort. Aber wirklich nur mit einem Wort.

„Agnapolis...“

Wir alle warteten, darauf dass er weitersprach.

Er seufzte und fügte hinzu: „Wir sollten nach Agnapolis gehen. Mir scheint es

am Wahrscheinlichsten, dass wir dort einen Hinweis finden.“

Der Dunkelhaarige war also auf die gleiche Idee gekommen, die ich gestern Nacht hatte.

Ich schob den Stuhl schwungvoll nach hinten und stand auf.

„Das denke ich mir auch.“

„Da er der Thronprinz ist, könnte da schon was dran sein. Schließlich ist heute sein 18. Geburtstag.“,

Masa stand ebenfalls auf.

„Aber warum sollten wir Cesshi dann suchen?“, fragte Ren und verschränkte die Arme, sah zur Seite.

Da spürte ich, wie sich ein Arm um meine Schultern legte. Es war Natsuki.

„Oh Ren-chan! Das ist doch klar! Wir sind seine Freunde. Wir sind Starish und wir halten zusammen!“, deklarierte er mit einem breiten Lächeln, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Otoya sprang nun auf, streckte die Faust in die Luft und rief „Auf nach Agnapolis!“
 

Mit meinem Sprung aus dem Fenster wollte ich nicht verzweifelt Suizid begehen – nein.

Als Katze war das auch ein schwieriges Unterfangen, landete man doch immer auf seinen Pfoten.

Mein erster Impuls trieb mich zum Festsaal, ich sprang auf das Fensterbrett von außen und sah durch

das Fenster nach innen. Niemand bemerkte mich, was ich verstehen konnte. Es war zu dunkel, um

einen kleinen schwarzen Kater zu erkennen, der in der Nacht draußen rumlungerte. Meine Freunde

auf der anderen Seite des Fensters unterhielten sich angeregt und traurig jammerte ich vor mich hin.

Sie warteten sicherlich auf mich und konnten die Party nicht ohne mich beginnen. Ich konnte ihnen

schlecht eine Nachricht überbringen, von wegen, dass ich jetzt ja ein Kater sei. Mit Pfoten konnte

man nicht schreiben. Und selbst wenn, würden sie es überhaupt glauben? Mich verließ mein Mut –

es war ja nichtmal so, als würde irgendwer auf so jemand kleines achten, wie ich es nun war. Doch da!

Meine Hoffnung kam zurück. Syo schaute aus dem Fenster, ich hatte das Gefühl, als würde er mich direkt ansehen.

„Hier bin ich..~“, maunzte ich glücklich und winkte mit meiner Pfote. Doch er schaute wieder zu den anderen und beteiligte sich am Gespräch. Ich konnte es nicht fassen.

Ich schmollte, sogut man als Kater schmollen konnte und sprang von der Fensterbank. Niemand wusste,

dass ich eine Katze war – abgesehen von Haruka. Und dahin hatte mich mein nächster Impuls gebracht.

Ich rannte los, wieder zurück in das Gebäude auf der Suche nach der Frau, die ich doch liebte!

Mittlerweile war niemand mehr im Festsaal und es war stockdunkel. Ich dachte für einen Moment daran,

wie oft ich schon zusammen mit den Bandmitgliedern dort geprobt hatte, mit allen gemeinsam, oder auch

mit ein paar einzeln. Ich sprang weiter und machte eine Notbremsung kurz vor den Füßen meiner Angebeteten.

Sie hatte soeben mein Zimmer verlassen – sicherlich auf der Suche nach mir.

„Haruka!“, begeistert strich ich um ihre Beine, rieb mein Köpfchen an ihr und maunzte glücklich.

„Huch..“, sagte diese überrascht, „Kuppuru..!“, ließ sie fröhlich verlauten, bückte sich und nahm mich sanft auf den Arm.

Ihre dünnen, warmen Finger umschlossen meinen Körper und für einen winzigen Moment fühlte ich mich geborgen. Sicher würde nun alles gut werden.

„Kuppuru, ich..“, sie drückte mich fest an ihre Brust, ein bisschen zu fest, würde ich meinen,

und schluchzte los. Ich verstand ja, dass sie glücklich war, mich, Cecil, wiederzutreffen, nach

einem Moment des Schocks, in dem man glaubte, mich verloren zu haben. Wie sehr ich mich

nur täuschte. „Oh Kuppuru...es ..tut mir leid..“, weinte sie, und die Worte blieben ihr im Hals stecken.

„Schon in Ordnung, Haru...“, wollte ich sagen, doch maunzte nur, während meine Pfote versuchte,

sie erkennbar zu tätscheln.

„..Mein guter Freund Cecil-san ist verschwunden“, schluchzte sie im nächsten Satz raus. Ich erstarrte.

Der Gedanke hatte mich noch nicht ereilt. Oh nein... Ich war so sicher, dass Haruka wusste, wer ich war.

Aber nein. Haruka kannte Kuppuru. Und sie kannte 'Cecil-san'. Aber sie hatte bisher nicht verstanden,

dass wir ein und derselbe waren?! In meiner Verzweiflung heulte ich zusammen mit Haruka auf,

die sich nach ein paar Sekunden wieder zusammenriss und die Tränen trocknete. Abrupt setzte sie

mich ab und sagte etwas, das meiner Hoffnung den Gnadenstoß gab.

„Ich muss nun weitersuchen, Kuppuru-san. Danke, dass du mich besucht hast... Ich hoffe, du kommst mal wieder vorbei, mein Lieber..!“, damit winkte sie mir verträumt zu und verschwand.

Haruka wusste nicht, wer ich war. Und somit würde es niemand erfahren können.

Was konnte ich jetzt noch tun? Als Kater konnte ich wohl schlecht ein Starish Mitglied bleiben.

Und wenn der Fluch nicht funktionierte, so wie ich es mir gedacht hatte, konnte ich wohl auch

nicht erlöst werden.. Oder zumindest Haruka konnte ihn nicht lösen...

Ich blieb sitzen und putzte nervös meine Pfoten. Ich wusste, es gab nur einen Ort, wo man mir

vielleicht helfen konnte – mit diesem Problem. Ein Ort, wo man wusste, dass es diesen Fluch gab,

oder besser: Ein Ort, wo schon Generationen mit diesem Fluch belastet waren. Generationen, die

meiner Familie entstammten.

Ich sah schließlich keinen anderen Ausweg, als zurück nach Agnapolis zu kehren.



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