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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Ich kenne achtunddreißig verschiedene Methoden, einen Menschen mit einer Büroklammer zu töten ...

Okay, das war ein Satz mit x. Deiner eher nichtssagenden Antwort kann ich deutlich entnehmen, dass ich in nächster Zeit nicht damit rechnen kann, die Zelle wieder zu verlassen. Toll. Ich bin regelrecht begeistert. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen. Die Hoffnung stirbt zuletzt - oder so ähnlich.

Als ich das geheuchelte Mitleid in deiner Stimme höre, verenge ich ein kleines Stück die Augen, behalte aber das Lächeln bei. Mal sehen, wer von uns Beiden den längeren Atem hat. Dieses gegenseitige Taxieren und Erforschen kann ich notfalls stundenlang machen. Ich wäre sicher ein toller FBI-Agent, schießt es mir durch den Kopf. Verdächtige anstarren, bis sie von selbst einknicken oder sie zu tote quatschen. Ich habe ein breites Repertoire. Mal schauen, wie viele du davon zu sehen bekommst.

"Wollen Sie damit etwas Bestimmtes andeuten?", stelle ich eine Gegenfrage, obwohl ich ahne, auf was du eigentlich hinaus willst.

Entweder meine Aufenthalte in der Intensivstation oder mein alter Herr. Du hast sicherlich die entsprechenden Polizeiakten gelesen. Es wäre auch ziemlich fahrlässig von dir, wenn du es nicht getan hast.
 

"Eigentlich will ich gar nichts andeuten", sage ich schulterzuckend. "Ich kann Ihnen gerade heraus sagen, was ich denke."

Ich beuge mich mit einem vertraulichen Lächeln zu dir. Mir ist bewusst, dass du nicht weiter zurück kannst, ohne von der Pritsche zu kippen.

"Sie haben in Ihrem Leben einiges durchgemacht. Gerade die letzte Zeit muss aufwühlend gewesen sein. Sicher fühlen Sie sich hilflos und allein, sind verwirrt. Ihre ganzen Taten der letzten Zeit ... Vermutlich nur ein verzweifelter Schrei nach Hilfe. Eigentlich wissen Sie doch gar nicht, was Sie tun."

Es fehlt nur noch, dass ich dir freundschaftlich die Hand tätschle. Aber dann würdest du mich wahrscheinlich angreifen. Handschellen hin oder her. Aber das Gesagte reicht vermutlich bereits, um dich zu provozieren.

Das Gerede von deiner Hilflosigkeit ist natürlich größtenteils Quatsch - ja, du bist in deinem tiefsten Inneren eigentlich ein unsicherer Mensch. Aber ich bin mir sehr sicher, dass du genau weißt, was du tust. Von einem stummen Hilfeschrei kann keine Rede sein.
 

Bei deinen spottenden Worten balle ich die Hände zu Fäusten und meine Augen bekommen einen mörderischen Ausdruck. Auch mein Lächeln fällt ein klein wenig in sich zusammen, aber im Großen und Ganzen kann ich die Fassade noch wahren. Am liebsten würde ich dir jetzt ins Gesicht springen und dich mit diesen verdammten Handschellen erwürgen.

Was bildest du dir eigentlich ein? Ich bin mit Sicherheit Vieles, aber ganz sicher nicht hilflos. Allein diese Unterstellung ist eine Beleidigung und sie macht mich wütend.

Ich beuge mich ebenfalls ein kleines Stück vor, so als ob ich dir etwas Vertrauliches ins Ohr flüstern will.

"Lassen Sie diesen Psycho-Mist, Crane ... Das funktioniert bei mir nicht ...", zische ich dir leise zu.

Natürlich ist mir bewusst, dass das den letzten Minuten meines Verhaltens widerspricht, aber dass ist mir gerade ziemlich egal.
 

Es fällt dir sichtlich schwer, den schönen Schein zu wahren. Mein Blick huscht zum Sicherheitspersonal. Sie sehen misstrauisch aus, aber nicht so, als würden sie auf der Stelle eingreifen. Dafür ist dein steinernes Lächeln dann doch zu gut gespielt.

"Edward."

Ich überbrücke das allerletzte Stückchen, sodass meine Lippen nah an deinem Ohr sind.

"Riddler", flüstere ich so leise, dass nur du es hören kannst, und beuge mich wieder zurück.

Die Wachleute schauen ein bisschen verwirrt drein.

"Das werden wir noch sehen."
 

Als du dich wieder zurück lehnst, funkle ich dich hasserfüllt an. Es kann sogar gut möglich sein, dass ein Auge leicht anfängt zu zucken. Es kann aber genauso gut sein, dass ich mir das gerade nur einbilde.

Betont ruhig rücke ich ein Stück in deine Richtung.

"Ich kenne achtunddreißig verschiedene Methoden, einen Menschen mit einer Büroklammer zu töten ...", flüstere ich dir so leise zu, dass wirklich nur du meine Worte verstehen kannst. "Wollen Sie heraus finden, wie viele davon ich beherrsche?"
 

Das begeisterte Funkeln in meinen Augen ist wahrscheinlich gut sichtbar. Herrlich. Es ist einfach faszinierend, wenn das Innerste eines Menschen nach außen ersichtlich wird.

Ich lasse dich keine Sekunde aus den Augen, bin ganz auf die Regungen in deinem Gesicht fixiert, während ich mit den Wachen spreche.

"Warum warten die Herren nicht kurz vor der Zelle? Edward scheint sich ein wenig unwohl zu fühlen und ich möchte den Stress für ihn mindern."

"Aber, Dr. Crane, das ist absolut unmöglich, er -"

Ich bringe den Mann mit einer raschen Handbewegung zum Schweigen.

"Sie bleiben ja in der Nähe. Husch, husch."

Nach einigem Zögern und Versicherungen, dass ich selbst an den Konsequenzen schuld bin, trollen sich die Wachleute. Wahrscheinlich nur, weil du ihnen glaubhaft den Eindruck vermittelt hast, dass du sowieso Niemandem ein Haar krümmen könntest.

Sobald wir allein sind, nehme ich die Brille ab und lasse meinem begeisterten Grinsen freien Lauf.

"Ich möchte nichts sehnlicher, als das mit anzusehen", versichere ich dir.

Und es stimmt. Ich will nicht als Versuchskaninchen herhalten, aber dich in Aktion zu beobachten wäre durchaus erstrebenswert.

"Allerdings sind Sie hier in einer unglücklichen Situation, Riddler. So schnell bekommen Sie keine Büroklammer mehr zu Gesicht, glauben Sie mir. Vielleicht sollten Sie sich beibringen, wie Sie jemanden mit Ihrem Klopapier umbringen."
 

Ein klein wenig irritiert es mich, dass du die Wachleute rausschickst. Aber eigentlich ist das gut, denn jetzt muss ich mich nicht mehr so aufführen, als wäre ich die Freundlichkeit in Person. Leider Pech für dich, mein Freund. Ich war die längste Zeit nett zu dir.

Kaum, dass die Wachleute meine Zelle verlassen haben, fällt mein Lächeln, was ich bis eben gewahrt habe, in sich zusammen und ich funkle dich mit einem mörderischen Blick an.

"Ich könnte das auch mit dem Kugelschreiber in der Tasche da", zische ich dir zu und deute mit einem Kopfnicken auf deinen Kittel. "Und noch mit 'ner Menge anderer Dinge, wenn es sein muss. Und glauben Sie bloß nicht, dass die Handschellen mich daran hindern können ..."
 

Du kommst dir gerade sicher ganz bedrohlich vor, aber mir entlockt dein Verhalten nur ein raues Lachen. Es ist grandios, endlich dein wahres Gesicht zu sehen. Wobei ich fast glaube, dass du im Moment noch halbwegs harmlos bist.

Unwillkürlich wandert meine Hand über meine Brusttasche und erfühlt den Kugelschreiber. Stimmt. Soweit hatte ich gar nicht gedacht.

"Interessant. Sie haben nicht wirklich Angst vor mir, oder Riddler?"

Meine Stimme ist leise und forschend.
 

Bei deiner Frage muss ich tatsächlich kurz lachen. Als ob ich Angst vor dir halben Hemd habe. Soweit kommt es noch. Ich habe mehrere Begegnungen mit der Fledermaus überlebt, da bist du doch nur eine laue Brise.

Schelmisch grinsend sehe ich dich.

"Sie sind echt witzig, Crane. Sie sollten wieder in Ihr hübsches kleines Büro gehen und dort Ihre Büroklammern zählen."

Hätte nicht gedacht, dass du mich nochmal erheitern kannst. Ich lasse mich sogar zu einem Zwinkern hinreißen. Doppeldeutigkeit war schon immer meine große Stärke.
 

Du unterschätzt mich. Das ist in Ordnung. Alle unterschätzen mich. Jeder hält mich für den verschrobenen Psychiater, der Nichts als seine Arbeit kennt, ein Versager in seinem Privatleben und keinen zweiten Blick wert ist. Früher hat mich das gestört. Heute nicht mehr. Im Grunde ist es das Problem all dieser Menschen, wenn sie eine Gefahr nicht sehen, sobald sie Nase an Nase mit ihr sind. Nicht meines.

Von dir hätte ich allerdings mehr erwartet, deswegen kränkt es mich tatsächlich ein kleines bisschen. Und das stört mich wiederum.

"Ich kann verstehen, dass Sie mich nicht als Bedrohung wahrnehmen", sage ich ruhiger, als ich eigentlich bin. "Niemand tut das. Aber ich hatte Sie für schlau genug gehalten, andere nicht zu unterschätzen. Da habe ich mich wohl in Ihnen getäuscht. Eigentlich schade."
 

Immer noch grinsend sehe ich dich an, ehe ich mich von der Pritsche erhebe und ein wenig hin und her laufe. Wie gerne würde ich jetzt die Hände hinter dem Rücken verschränken, aber dank der Handschellen ist das natürlich nicht möglich.

Irgendwie finde ich es witzig, dass du wirklich denkst, dass ich dich unterschätze. Gut, als Psychiater habe ich dich anscheinend ein wenig überschätzt. Für eine Weile konntest du mir wirklich Glauben machen, dass du ziemlich viel über mich weißt. Aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass dem nicht so ist. Dann werde ich mich einfach weiterhin ein wenig unberechenbar und undurchschaubar geben. Dass ist zwar kontraproduktiv, wenn ich hier schnell raus will, aber so komme ich vielleicht schneller hinter dein Geheimnis. Und dass du eins hast, ist offensichtlich.

"Verraten Sie mir was, Crane ...?", frage ich grinsend und im Gehen. "Funktioniert diese Taktik von Ihnen eigentlich manchmal?"

Ich bleibe stehen und mustere dich über den Rand meiner Brillengläser.

"Haben Sie überhaupt schon mal Einen hier ... geheilt?"
 

Die Frage soll garantiert provozierend sein. In Anbetracht dessen, was ich hier tue, klingt sie allerdings fast ein bisschen naiv. Als ob mich die Heilung dieser jämmerlichen Kreaturen hier auch nur einen Deut interessieren würde. Ich will diese Menschen studieren und nicht dafür sorgen, dass sie eines Tages hier herauskommen und ein neues Leben beginnen können.

Gelassen überschlage ich die Beine und sehe dir zu, wie du durch den Raum läufst. Wahrscheinlich glaubst du, gerade den Spieß herumzudrehen.

"Wieso? Wird Ihnen allmählich klar, dass Sie hier vielleicht nie mehr raus kommen?", frage ich mit einem zuckersüßen Lächeln. "Hat ein bisschen gedauert, was, Riddler?"
 

Mit einer reichlich selbstgefälligen Miene sehe ich dir ziemlich gelassen dabei zu, wie du mal wieder anfängst, große Reden zu schwingen. Falls du mich damit beeindrucken willst, funktioniert das leider nicht. Ich wünsche mir gerade eine Kippe und meinen Computer. Es gibt sicherlich einige spannende Dinge über dein Leben zu entdecken.

Deine Antwort, die eigentlich keine Antwort war, bestätigt mich in der Vermutung, die sich in den letzten Tagen in meinen Hirnwindungen manifestiert hat. Allerdings bezweifle ich, dass das der einzige schwarze Fleck auf deinem weißen Kittel ist.

"Machen Sie sich mal meinetwegen keine Sorgen", erwidere ich ungerührt. "Sie werden nicht verhindern können, dass ich eines - nicht allzu weit entfernten - Tages hier fröhlich raus spazieren werde. Die Frage ist nur, ob Sie das noch erleben werden."

Ein leichtes Grinsen schleicht sich wieder auf meine Lippen, als ich dich mustere.

"Sie mögen vielleicht wirklich einen Doktortitel in was-weiß-ich haben, aber Sie sind bestimmt kein richtiger Psychiater. Sie sind irgendwas anderes ..."
 

Mühsam versuche ich, mein Grinsen ein bisschen zu zügeln. Eine ganze Reihe von ersten Malen.

Du bist der Erste, der scheinbar vorhat, einen auf genesen zu machen, um hier herauszukommen. Entweder das oder du redest von einer Flucht - womit du auch der Erste wärst, der eine mögliche Flucht so gerade heraus ankündigt. Joker beispielsweise sieht für gewöhnlich so aus, als würde er nirgendwo lieber sein - bis irgendwo eine Wand explodiert und meine hochgeschätzte ehemalige Kollegin herein gehüpft kommt, um ihren Liebsten zu erretten.

Außerdem bist du der Erste, der den Gedanken äußert, ich sei kein normaler Psychiater. Als ich einen von Sionis Jungs einmal für unzurechnungsfähig erklärt habe, meinte Black Mask zu mir, er habe das Gefühl, ich sei 'genauso wahnsinnig wie der Rest von uns'. Damit war er beinahe so nah dran wie du jetzt.

Gemächlich erhebe ich mich von der Pritsche und schlendere ein Stückchen auf dich zu. Am liebsten würde ich mich direkt vor dir aufbauen, aber das lasse ich, weil du mir dann vielleicht an die Gurgel gehst. Ich setze die Brille wieder auf.

"Sie sehen sehr viel, Edward. Aber nicht genug, um alle Puzzleteile richtig anordnen zu können. Vielleicht sollte ich Ihnen bei unserer nächsten Sitzung einen Tipp geben?"
 

Ich würde es nie zugeben, aber es irritiert mich schon ein wenig, wie wenig Reaktion man von dir bekommt. Das Lächeln, ja, aber es erreicht deine Augen nicht.

Niemals.

Keine einzelne Regung erreicht irgendwas oberhalb des Mundes. Und das gefällt mir nicht.

Kein bisschen.

Es wirkt, als ob du bereits so abgestumpft bist, dass du seelisch tot bist. Vielleicht bringt das der Job mit sich, aber mich beschleicht die Ahnung, dass da immer noch mehr ist. So viel mehr, was endlich an die Oberfläche muss. Und ich werde dieses Rätsel lösen.

"Oh, ich liebe Puzzles ...", sage ich langsam. "Und ich habe vor, auch ein paar hier in Arkham zu lösen."

Mit wissender Miene halte ich deinen Blick.

"Könnte sicher spaßig werden, meinen Sie nicht auch, Doc ...?"
 

Amüsiert schmunzle ich dich an und erwidere deinen offenen Blick.

"Das klingt nach einer Kampfansage", lache ich. "Sie können sich gar nicht vorstellen, was für einen Spaß ich mit Ihnen haben werde. Vertrauen Sie mir."

Nun komme ich doch noch einen Schritt auf dich zu.

"Ich werde Ihnen ein paar Dinge über Sie selbst zeigen, von denen Sie vielleicht nicht einmal wissen, dass sie da sind. Der Mensch verdrängt so Vieles ... Regungen, Sehnsüchte ... Ängste. Da sind Sie keine Ausnahme."

Völlig unwillkürlich reibe ich die Hände aneinander. Ich kann es gar nicht erwarten, dir meine Maske zu zeigen. Du hast Recht, das wird ein Spaß werden. Dich schreiend und winselnd vor mir auf dem Boden zu sehen ... Was will man mehr?

"Fühlen Sie sich diesem Rätsel gewachsen? Nicht, dass Sie es am Ende bereuen."



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