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Creepypasta Extra 3: Last Judgement

Die Thule-Verschwörung
von

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Ein neuer Plan

Anthony stoppte mitten in der Bewegung und regte sich nicht, als wäre er zu einer Salzsäule erstarrt. Ezra reagierte sofort und zerrte ihn zurück, als auch schon die ersten Pfeile abgefeuert wurden. „Wow, das war knapp“, rief Vincent und eilte zu seinem besten Freund, der sich langsam wieder bewegen konnte. „Da hast du aber echt schnell reagiert.“

„Das war ich gar nicht“, erklärte er und drehte sich zu Nathaniel um, wobei er einen nur sehr schwer zu deutenden Blick hatte. „Du warst das gerade, oder?“ Es klang zunächst wie ein Vorwurf, woraufhin Nathaniel ein klein wenig eingeschüchtert den Kopf sinken ließ. „Ja…“ „Du wusstest also, was passieren wird?“ Ein leichtes Nicken kam zur Antwort. Schließlich aber entspannten sich Anthonys Gesichtszüge und mit einem warmherzigen Lächeln bedankte er sich bei seinem Halbbruder. „Ich hab doch gesagt, dass Nathaniel eine Art Vision hatte“, sagte Sally schließlich und nahm Nathaniel an die Hand, da er einen etwas hilflosen Eindruck auf sie machte. „Und er hatte gesagt, dass Ezra hier sterben würde. Aber offenbar ist dieses Mal etwas anders und deshalb müssen wir gut aufpassen. Wartet kurz, ich sehe mir das mal genauer an.“ Sally ging um die Ecke, als auch schon die nächsten Pfeile auf sie zugeschossen kamen. Diese lenkte sie aber allesamt um und entdeckte schließlich die Schussanlage. Es brauchte nicht viel, um sie zu sabotieren und nachdem auch das erledigt war, konnten sie ungehindert weiter. Sally, Thomas und Ezra töteten jeden, der ihnen in die Quere kam und schließlich, als sie sich der Tür zum Hof näherten, hielt Nathaniel sie erneut auf. Doch da die schrecklichen Bilder, die er gesehen hatte, immer noch sehr präsent waren, konnte er kaum eine gescheite Antwort formulieren, sondern stammelte eher. „Dahinter… da…“ Er bekam furchtbare Angst davor, was sie hinter dieser Tür erwarten würde und ob es dieses Mal genauso schrecklich sein würde wie zuvor. Er verlor gänzlich seine Gesichtsfarbe und ihm wurde schlecht. Die anderen sahen die nackte Todesangst in seinen Augen und ahnten nichts Gutes. Sally wandte sich an die anderen. „Ich spüre eine sehr große Zahl von Menschen, darunter auch einige mit nichtmenschlicher Aura. Die scheinen schon auf uns zu warten.“

„Und was sollen wir tun?“

„Ich werde das klären gehen. Ihr kommt dann nach, wenn die Luft rein ist.“ Sally wandte sich zur Tür und legte eine Hand auf dem Griff. Sie atmete tief durch und langsam begann ihre Haut sich zu verändern. Sie wurde schneeweiß und selbst ihre Kleidung schien sämtliche Farbe zu verlieren. Ein eiskalter und unheimlicher Hauch ging von ihr aus, wie schneidender Dezemberwind in der Dunkelheit. Selbst Thomas überkam eine Gänsehaut, was er sich erst gar nicht erklären konnte. Als Sally sich noch mal kurz zu ihnen umdrehte, sahen sie, dass ihre Augen verschwunden waren. Dort klafften nur noch zwei pechschwarze Löcher, aus denen ebenso schwarzes Blut tropfte. Sofort wichen Vincent und Anthony vor ihr zurück, als sie erkannten, dass Sally sich in ihr abgrundtief böses alter Ego Happy Sally verwandelt hatte. Sie lächelte zwar, aber es sah in diesem Moment irgendwie monströs aus. „Keine Sorge, dieses Mal werde ich ganz sicher nicht die Kontrolle verlieren, weil ich weiß, was hier auf dem Spiel steht. Ich werde meine Freunde ganz gewiss nicht einfach so sterben lassen.“ Sie sah sehr selbstsicher aus und zuerst war Nathaniel froh, dass sie sich um die Soldaten kümmerte. Aber er erinnerte sich auch daran, dass Pristine es dennoch geschafft hatte, Sally in diesem Zustand zu überwältigen. Also wandte er sich an Christine und bat sie, Sally zu begleiten, nur damit er wenigstens Gewissheit hatte, dass sie nicht doch noch angegriffen werden konnte. Sie öffneten die Tür und traten in den Hof, kurz darauf wurde das Feuer eröffnet. Nathaniel sah wieder die blutigen Szenen vor seinem geistigen Auge, als Anthony und die anderen erschossen wurden. Die Angst war so groß, dass er wieder weinen musste und dabei hielt er sich die Ohren zu. Allein nur, um diese Todesschreie nicht mehr hören zu müssen, ohne dabei an den Anblick seiner toten Freunde zu denken. Tröstend nahm Anthony ihn in den Arm und versuchte, ihn zu beruhigen. „Keine Sorge Nathaniel, wir werden es schon schaffen und dann gehen wir alle zusammen nach Hause. Das ist ein Versprechen.“

„Hab nur Selbstvertrauen, dann wirst du es auch schaffen“, hörte er wieder Elis Stimme sagen. „Wenn du lernst, auch auf deine eigenen Stärken zu vertrauen, kannst du das Schicksal ändern.“ Eine gewaltige Explosion ertönte und ließ das Gebäude erzittern. Eine gewaltige Macht wurde freigesetzt und Nathaniel spürte sofort, was da passiert war. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und auch Ezra spürte, dass da etwas nicht stimmte. „Johnny hat das erste Siegel geöffnet“, bemerkte er etwas trocken. „Offenbar scheint Pristine ein sehr schwieriger Gegner zu sein.“ Nathaniel wollte nicht länger warten und öffnete die Tür. Was er sah, war das reinste Chaos. Er sah, wie Sally die Köpfe der Soldaten zerfetzte oder sie in den Wahnsinn trieb, während Christine auf ihre Weise ihren Weg mit Leichen pflasterte. Einer der Soldaten, der offenbar von Cedric gesteuert wurde, unterstützte sie dabei. Christine winkte den anderen zu. „Geht schon, bevor Johnny noch eine Dummheit begeht!“ Also gingen sie geschlossen los. Während Anthony und Vincent ihre Kraft einsetzten, um sich und die anderen für die Augen der Soldaten unbemerkbar zu machen, griffen Thomas und Ezra die maskierten nichtmenschlichen Soldaten an. Zwar sah die Sache ganz gut soweit aus, aber insgeheim hatte Nathaniel Angst davor, Pristine über den Weg zu laufen. Sie war extrem gefährlich und vor allem stark. „Passt auf, Pristine greift meist mit einer Armbrust an und ihre Pfeile sind extrem gefährlich.“ Nathaniel spürte die gewaltige Kraft, die er nur zu gut kannte, weil es sozusagen seine eigene war, nämlich die des ersten Siegels. Johnny musste ganz in der Nähe sein. Sie erreichten schließlich eine Säulenreihe und sahen Johnny auf dem Boden liegen. Mehrere Pfeile steckten in seinem Rücken und er war schwer verletzt. Sofort wollte Nathaniel zu ihm laufen, da rief Eli „Nein, warte!“ und sofort blieb er stehen. „Das ist eine Falle, Pristine benutzt Johnny als Köder, um euch hervorzulocken und hinterrücks zu töten.“

„Aber ich kann sie nicht spüren…“

„Sie versteht es meisterhaft, ihre Aura genauso zu verbergen wie Christine. Pass also auf!“ Nathaniel wandte sich an Anthony, dem die Sache auch verdächtig vorkam. „Glaubst du auch, das ist eine Falle?“

„Ja und das gefällt mir nicht.“ Johnny gab ein leises Stöhnen von sich und stand langsam wieder auf. Er blutete aus mehreren Wunden und atmete schwer. „Verdammt du alte Hexe!“ rief er wütend und zog sich einen Pfeil aus dem Oberarm. „Hör auf mit mir zu spielen und kämpf endlich ernsthaft mit mir!“ Sein Blick wanderte zu den anderen und als er Nathaniel sah, ließ sich das Entsetzen in seinem Blick kaum verbergen. „Macht, dass ihr wegkommt!“ Nathaniel spürte plötzlich etwas nicht weit von ihm entfernt und er sprang zur Seite und das nicht zu früh. Kurz darauf schoss ein Pfeil an ihm vorbei und verfehlte ihn nur knapp. Johnny warf seine Messer und traf Pristine direkt in den Kopf, als sie erneut auf Nathaniel zielen wollte. Anthony eröffnete seinerseits das Feuer, während Vincent sich und Nathaniel in Sicherheit brachte. Johnny stürzte sich auf seine Mutter und es kam zu einem heftigen Handgemenge. Doch Pristine gelang es schließlich, ihm einen heftigen Schlag in die Magengrube zu verpassen, was ihn vorübergehend betäubte. Sie packte ihn an der Kehle und riss ihn von den Füßen. „So und jetzt werde ich die restlichen Siegel öffnen und mir dann diese Kraft zu Eigen machen. Damit schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich werde dich Mischlingsabschaum endlich los und dann werde ich endlich in der Lage sein, die Welt von ihrem Schmutz zu befreien.“

„Ach fahr doch zur Hölle! Den Teufel werde ich tun!“ Mit aller Kraft trat Johnny ihr ins Schienbein und rammte ihr ein Messer in den Arm, woraufhin seine Mutter ihn losließ. Er versuchte noch, sich irgendwie abzufangen, schaffte es aber nicht und das nutzte Pristine aus und trat ihn ins Gesicht und in die Brust. Johnny krümmte sich vor Schmerzen und stöhnte leise. „Und jetzt öffne das zweite Siegel!“ Als würde eine unsichtbare Kraft ihm unsagbare Schmerzen bereiten, schrie Johnny auf und warf sich von Krämpfen geplagt umher. Eine weitere Druckwelle wurde freigesetzt und die Kraft, die dabei ausbrach, fühlte sich an wie Feuer. Johnny hatte das zweite Siegel geöffnet und wenn er das dritte auch noch öffnete, würde er nicht einmal imstande sein, sich zu bewegen. Nathaniel konnte das nicht mehr mit ansehen. Wenn er jetzt nichts tat, würde Johnny noch sterben. Offenbar hatte Pristine irgendetwas gedreht, woraufhin sie ihren Sohn dazu zwingen konnte, diese zerstörerische Kraft freizusetzen. Und wenn er die Siegel geöffnet hatte, würde sie ihm im Moment seines Todes diese Kraft entreißen und dann den Genozid durchführen. Nathaniel rannte los, direkt auf Pristine zu, obwohl er nicht einmal bewaffnet war. Er hörte, wie die anderen ihm hinterher riefen, aber das war ihm jetzt auch egal. Wenn er Johnny retten wollte, musste er auch sein Leben riskieren und nicht nur das der anderen. Pristine, die noch zu beschäftigt mit Johnny war, bemerkte ihn erst im letzten Moment und dann warf sich Nathaniel auch schon auf sie. Er packte ihren Arm, mit dem sie die Armbrust festhielt und biss zu. Aber als Reaktion kam nur ein spöttisches Lachen. „Und was willst du mit dieser Aktion bezwecken, Junge?“

„Ich werde nicht zulassen, dass du Johnny, meine Freunde oder irgendjemanden sonst tötest. Du hast nicht das Recht dazu, überhaupt irgendjemanden zu töten, egal aus welchen Gründen.“ Pristine packte Nathaniel an den Haaren und zerrte ihn von sich weg. Die Bisswunde an ihrem Arm blutete, aber sie schenkte dieser harmlosen Verletzung keinerlei Beachtung. „Du dummer Menschenjunge hast doch nicht die geringste Ahnung und an deiner Stelle, wäre ich vorsichtig, mit wem du dich anlegen willst. Ich vertrete das höchste Gesetz allen Seins und dulde nichts, was nicht dem Gesetz entspricht. All diese Mischlinge sind ein Verbrechen, eine Abnormalität, die es zu beseitigen gilt. In einer perfekten Welt gibt es nur Positiv und Negativ, Schwarz oder Weiß und sonst nichts.“

„Aber es kann nicht sein, dass sich beide immer bekämpfen müssen. Die Mischlinge sind doch das Bindeglied, welches beide Seiten miteinander verbinden und bewirken, dass sie zusammen harmonieren. Das hat doch dein Papa gesagt!“ Pristine war für einen kurzen Moment etwas verwirrt, aber auch nur für einen sehr kurzen Augenblick. Sie schleuderte Nathaniel zu Boden und richtete die Armbrust auf ihn. „Das ist völliger Unsinn. Wenn wir eine Vermischung von Rassen, Religionen und Kultur zulassen, wird es nur zum Zerfall führen und diesen Zerfall werde ich zu verhindern wissen. Und ihr alle seid notwendige Opfer für eine bessere Welt.“ Damit feuerte sie einen Pfeil ab und er hätte Nathaniel in die Brust getroffen, wenn er nicht im letzten Moment von Johnnys Messer abgeblockt worden wäre. Seine Augen, die denen von Christine so ähnlich waren, sahen Nathaniel mit einem seltsamen Ausdruck an. Was er dachte oder fühlte, konnte man in diesem Moment nur schwer sagen, aber dann stand er auf und zog sich einen weiteren Pfeil aus dem Bein, wobei er erneut das Gesicht vor Schmerzen verzerrte. „Ist dir überhaupt mal in den Sinn gekommen, dass wir so eine Welt gar nicht wollen? Weder in Amerika noch im dritten Reich haben Rassentrennung oder Rassenvernichtung auf Dauer funktioniert, weil die Menschen irgendwann begriffen haben, dass es scheißegal ist, ob man schwarz, weiß oder Asiate ist. Es ist egal, welche Sprache man spricht oder wo man herkommt. Es sind alles immer noch Menschen und es ist auch ebenso egal, ob wir Menschen, höhere Wesen oder Mischlinge sind. Wir leben alle in der gleichen Welt und das ist schon Grund genug, warum wir diese bescheuerten Ideen verwerfen sollten. Großvater war das auch egal gewesen!“

„Du bist doch nur ein verwöhntes und verhätscheltes Kind, deswegen hast du keine Ahnung, was richtig und was falsch ist. Und jetzt wirst du mit ansehen müssen, wie ich euch für eure Frechheit bestrafen werde!“ Pristine schnallte sich die Armbrust wieder auf den Rücken und holte ein Messer hervor. Sie drückte die Klinge an Nathaniels Kehle und funkelte die anderen eiskalt an. „Ich werde euch alle bestrafen!“ Aber da war Ezra zur Stelle und vollführte in einer Drehung zwei Schnitte mit seinen Macheten und traf Pristines Nacken. Der Schnitt war nicht tief genug, dass es ihr den Kopf abtrennte, aber dafür wurde ihr ein beträchtliches Stück herausgetrennt. Als Ezra die zweite Drehung vollführte, fügte er ihr zwei tiefe Schnittwunden in den Rücken zu und wollte ihr schon den Arm abschlagen, mit dem sie Nathaniel festhielt, doch da drehte sie sich herum und nutzte den Jungen als Schutzschild. Ezra kam sofort zum Stehen und in dem Moment griff Johnny an, der sich auf seine Mutter stürzte und ihr mit seinem Messer die Kehle aufschlitzte. „Ezra, bring Nathaniel weg von hier!“

„Nein Johnny, ich will doch…“

„Du machst, dass du wegkommst, Ende der Durchsage.“ Da Nathaniel erheblichen Widerstand leistete, musste er von Ezra getragen werden. Er wusste, was Johnny vorhatte und genau das bereitete ihm Sorgen: Johnny wollte trotz allem immer noch eine Solonummer durchziehen weil er Angst hatte, dass die anderen von seiner Mutter getötet werden könnten. Sie war einfach viel zu stark. Er sah, wie die beiden wieder miteinander zu kämpfen begannen und wie er bereits befürchtet hatte, war Johnny kaum imstande, sich gegen die Angriffe seiner Mutter zur Wehr zu setzen. Zwar konnte er gut zuschlagen und seine Messer verfehlten ihre Ziele nicht, aber die Kraft des Buches machte ihm so zu schaffen, dass er sich nicht entsprechend verteidigen oder Angriffen ausweichen konnte. „Eli, was soll ich tun? Johnny wird noch sterben, wenn wir nichts tun. Aber gegen Pristine haben wir keine Chance.“

„Du musst Sally und Christine holen gehen. Christine wird es lange genug schaffen, sodass du und Sally die Kraft in Johnny wieder auf das Buch übertragen könnt. Somit wäre Johnny gerettet.“

„Aber wo ist das Buch? Pristine muss es irgendwo haben, wenn Johnny es ihr gegeben hat, um sie auszutricksen.“

„Hey, mit wem redest du da?“ Nathaniel hatte gar nicht bemerkt, dass er laut sprach und die anderen „Vivus“ weder sehen noch hören konnten. Nur Christine und er selbst konnten die weiße Schlange sehen, die anderen nicht. „Ich… ich denke nur laut nach… Ezra, ich muss zu Cedric und mit ihm sprechen. Kannst du mitkommen? Anthony, geh bitte Christine und Sally holen, damit sie Johnny helfen können.“ Ohne großartig Fragen zu stellen, nickte der Mischling und eilte mit Nathaniel zum Schlachtfeld. Anthony und Vincent waren sich nicht sicher, was sie davon halten sollten und tauschten fragende Blicke aus. „Irgendwie ist Nathaniel ganz anders als vorhin.“

„Stimmt schon… Das erinnert mich irgendwie an Viola, als sie sich wieder an ihr altes Ich erinnert hat. Aber es scheint, als hätte er einen Plan, wie wir die ganze Sache beenden können. Wir sollten besser die beiden Mädels holen, bevor Johnny noch zu Hackfleisch verarbeitet wird.“ Nathaniel schaffte es dank Ezras Hilfe ohne Probleme zu Cedric, der gerade dabei war, die Schussanlagen außer Betrieb zu nehmen, bevor diese noch eingesetzt werden konnten. Da er stets und ständig zwischen den Körpern hin und her wechselte, war es nicht gerade einfach, ihn zu finden, aber Ezra schaffte es, die Aura seines jüngeren Bruders zu orten. Nathaniel weihte die beiden in seinen Plan ein, das Buch mit den sieben Siegeln zu finden und dann die Macht wieder auf dieses Objekt zu übertragen, bevor sie noch Johnnys Körper zerstörte. „Hm, das klingt nach einem guten Plan. Allerdings fürchte ich, dass es nicht so einfach wird. Überall sind noch versteckte automatische Schussanlagen aktiv und nur weil Johnny seine Mutter so lange beschäftigen konnte, sind die anderen noch nicht tot. Ich muss die Anlagen erst einmal zerstören, bevor ich mich auf die Suche machen kann. Was machen die anderen?“

„Vincent und Anthony machen sich auf den Weg, um Christine und Sally zu holen, damit sie Johnny helfen. Thomas hält ihnen die Soldaten vom Leib.“

„Okay, dann kann ich mir schon mal ein ungefähres Bild von der Situation machen. Eneos, unsere medizinische Unterstützung ist bereits auf dem Weg und wird sich um Johnnys Verletzungen kümmern. Nathaniel, wie weit hast du deine Fähigkeiten unter Kontrolle?“ Unsicher zuckte der Junge mit den Achseln und antwortete zögernd, dass er sie im Notfall schon einsetzen konnte. Das genügte Cedric schon. „Da sich momentan alle auf das Durcheinander draußen konzentrieren, sollte es kein allzu großes Problem sein, sich hier drin umzusehen. Obwohl das Buch selbst nicht mehr zu gebrauchen ist, muss es dennoch eine Aura ausstrahlen, sonst hätte Pristine den Schwindel bemerkt. So blöd ist Johnny ja nicht. Ezra und ich können sie deutlicher spüren als Menschen und das müsste eigentlich ausreichen, um das Buch zu finden. Nathaniel, du weichst nicht von Ezras Seite, egal was passiert. Wenn ich die Anlagen zerstört habe, werde ich mich auch auf die Suche machen. Wir werden Funkkontakt halten.“ Damit drückte Cedric Nathaniel ein Funkgerät in die Hand, welches er nicht gerade mit Begeisterung entgegennahm. Kein Wunder, denn er wusste nicht, wie man so etwas bediente. Er war ja schon mit einem Handy völlig überfordert gewesen. Wie sollte er da erst mit einem Funkgerät zureckt kommen? Zum Glück wusste Ezra da besser Bescheid und erklärte ihm, wie man so etwas benutzte.

Mehrere Schritte waren zu hören und Stimmen ertönten. Cedric wandte sich an Nathaniel. „Versteck dich, Ezra und ich werden schon mit denen fertig.“ Also versteckte er sich hinter ein paar Kisten, während die beiden Brüder die Soldaten zurückschlugen. Als er sie so kämpfen sah, war er sich sicher, dass sie es tatsächlich schaffen könnten, die Katastrophe abzuwenden und alles zu einem guten Ende zu führen. Trotzdem machte er sich immer noch Sorgen um Johnny. Was, wenn er die nächsten beiden Siegel öffnete und dann starb? Hoffentlich konnten Sally und Christine das verhindern. Nachdem die Luft rein war, holte Ezra Nathaniel aus seinem Versteck heraus und ging mit ihm weiter. Cedric hatte selbst alle Hände voll zu tun.
 

Anthony hatte irgendwie ein seltsames Gefühl bei der ganzen Sache und fragte sich, was Nathaniel genau mit dieser ganzen Aktion bezwecken wollte und wie er überhaupt dazu kam, solch einen Plan zu schmieden. Es schien so, als hätte er mehr als bloß eine einfache Zukunftsvision gehabt. Während Christine und Sally Pristine beschäftigten, hatten er und Vincent den schwer verletzten Johnny aus der Gefahrenzone gebracht und während sie auf die medizinische Unterstützung warteten, wollten sie ihm schon mal helfen. Gerade wollte der einäugige Konstrukteur einen Pfeil aus Johnnys Rücken ziehen, da hielt dieser ihn zurück. „Nicht… die sind geladen und verdammt heiß.“

„Wie kannst du dann überhaupt noch kämpfen?“

„Weil mir die Alte einfach auf den Sack geht!“ Trotz der schweren Verletzungen war Johnny immer noch ganz er selbst, das war schon mal ein gutes Zeichen. Aber sie mussten sich jetzt ernsthaft überlegen, wie sie die Pfeile rausziehen sollten, ohne dabei selbst einen tödlichen Schlag zu bekommen. Dann könnten sie Johnny wenigstens ein bisschen helfen. Schließlich aber gelang es ihnen mithilfe eines provisorischen Tricks, die Pfeile mit nicht leitendem Material zu umwickeln und herauszuziehen. Johnny schrie nicht, er zuckte nicht, sondern ballte nur die Hände zu Fäusten. Blut strömte aus den Wunden und insgesamt fünf Pfeile zogen sie aus seinem Rücken. „Hey Johnny, alles in Ordnung?“ „“Schwitzt der Papst beim Scheißen?“ „Also ja.“

Johnny griff in seine Hosentasche und holte ein Döschen mit Schmerztabletten heraus. Gleich die Hälfte des Döschens schluckte er hinunter und blieb kraftlos auf dem Boden liegen. „Na, da hat es dich aber schlimm erwischt, Johnny.“ Anthony drehte sich um und bemerkte einen jungen Mann mit Brille und einem Ärztekittel, der eine Tasche bei sich trug. Er hatte ein ähnlich listiges Grinsen im Gesicht wie Johnny und machte einen genauso zwielichtigen Eindruck, als wären die beiden so etwas wie Brüder. Der Schwerverletzte schenkte ihm einen giftigen Blick. „Und wo hast du dich wieder herumgetrieben, du Aas? Ich leide hier und du hast nichts Besseres zu tun, als dämlich zu grinsen. Mach hinne und flick mich wieder zusammen, damit ich der Hexe die Fresse polieren kann.“

„Ganz der alte Charmeur.“ Der Arzt, der sich als Eneos Solem vorstellte, war einer der Mischlinge, die Johnny damals befreit hatte, als Pristine den Genozid durchführen wollte. Wie sich herausstellte, besaß Eneos einen ähnlich durchtrieben Charakter wie Johnny, war aber bei weitem sadistischer und hatte teilweise wirklich kranke Hobbys. Außerdem hatte er wenig Skrupel wenn es darum ging, Menschen und Tiere zu abartigen Mischwesen zusammenzunähen. Und weil er und Johnny beide einen miesen Charakter besaßen, verstanden sie sich überhaupt nicht. Aber zumindest konnte man sich auf Eneos verlassen, dass er ihn gut verarzten würde. Als er die schlimmsten Verletzungen (nämlich die am Rücken) freilegte, offenbarte er den anderen einen schrecklichen Anblick. Nicht allein die Verletzungen durch die Pfeile, sondern auch eine riesige Brandnarbe, die noch nicht mal richtig verheilt war, obwohl sie schon uralt war. Sie sah aus, als wäre sie mit einem glühenden Eisen verursacht worden, als wollte man Johnny brandmarken. „War das deine Mutter?“

„Sie hat uns alle gebrandmarkt, auch Eneos und die anderen. Allerdings hat sie bei mir richtig nachgelegt, sodass sie nie verheilen konnte. Deswegen war ich auch lange von Schmerzmitteln abhängig und jede Berührung tut sauweh. Also pass auf, was du machst, Eneos. Sonst reiß ich dir den Arm ab und schieb ihn dir so tief in den Arsch rein, dass du dir den Hals von innen kratzen kannst!“ Der Arzt lächelte nur amüsiert darüber und begann nun damit, die Blutungen zu stoppen und die Wunden zu nähen. Er verabreichte noch zusätzlich ein Betäubungsmittel und bot noch nebenbei an, Johnny den Mund zuzunähen, damit er endlich die Klappe hielt. Auch schien er sich prächtig zu amüsieren, wenn sein Patient Schmerzen hatte. Anthony war heilfroh, dass er diesen Kerl nicht zum Arzt haben musste. Schließlich, als Eneos die schlimmsten Verletzungen verarztet hatte, seufzte er und erklärte „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.“

„Bei dir gibt es keine guten Nachrichten…“

„Ich kann dich soweit wieder auf Vordermann bringen, damit du dich wieder bewegen kannst, aber Kämpfen fällt leider aus. Dein Körper hat so schwere Schäden erlitten, dass du eigentlich nicht mehr laufen könntest. Wenn du noch die nächsten beiden Siegel öffnen würdest, wäre das sogar lebensgefährlich für dich.“ Johnny grummelte missmutig und ließ sich weiterhin brav verarzten, während er beobachtete, wie Christine und Sally erbittert gegen Pristine kämpften und selbst einiges wegstecken mussten. Schließlich wurde Sally gegen eine der Säulen geschleudert und stürzte zu Boden. Nachdem Eneos Johnny soweit verarztet hatte, stand dieser auf und ging direkt auf die drei Kämpfenden zu. Anthony versuchte, ihn zurückzuhalten. „Lass das besser, du kannst nicht kämpfen. Christine und Sally werden das schon schaffen.“ Doch Johnny riss sich los und stieß Anthony zurück. „Ich lass mir von niemandem vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe. Und Fakt ist, dass ich meiner Alten ihre verdammten Pfeile dort reinramme, wo keine Sonne scheint!!!“ So wütend hatte noch niemand Johnny erlebt und da er sogar den Eindruck erweckte, er würde Anthony gleich eine reinhauen, zog Eneos ihn sicherheitshalber beiseite und flüsterte ihm zu „Wenn Johnny richtig sauer ist, sollte man sich besser nicht mit ihm anlegen!“ Also gingen sie zu Sally hin, um nach dem Rechten zu sehen. Verletzt war sie kaum, aber da sie nicht mehr über ihre ursprünglichen Kräfte verfügte, war sie etwas schneller erschöpft als sonst. Doch kaum, dass Anthony, Vincent und Eneos bei ihr waren, stand sie auch schon wieder auf, obwohl sie bereits schon aus der Puste war. „Verdammt ist die zäh. Egal was ich mache, sie ist einfach nicht kleinzukriegen.“

„Und was hast du nun vor?“

„Nathaniel Zeit zu verschaffen, das Buch zu finden, damit wir Johnnys Kraft zurückübertragen können.“

„Und wozu das alles? Dann kann Pristine es noch leichter in die Hände bekommen und den Genozid einleiten.“

„Ich weiß es nicht genau, aber wir müssen das tun.“ Es schien so, als würden Sally und Nathaniel einer Art Instinkt oder Gefühl folgen, denn obwohl sie sich des hohen Risikos bewusst sein mussten, wollten sie es aus einem bestimmten Grund dennoch tun. Ob hier vielleicht noch eine unbekannte Macht ihre Finger im Spiel hatte?



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