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Chihiro und Kohaku

von

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Nach dem Versprechen

Vorwort:

"Chihiros Reise ins Zauberland", sowie alle darin vorkommenden Charaktere sind geistiges Eigentum von Studio Ghibli und Hayao Miyazaki. Kein Teil dieser Geschichte erhebt irgendeinen Anspruch auf Wahrheit, sondern dient nur der Unterhaltung.
 

Naja, ich hoffe, die Geschichte gefällt Euch und vielleicht fällt mir ja noch ein besserer Titel dafür ein, wenn ich weiß, wie es endet. Es ist immerhin meine allererste Geschichte, also seid nicht allzu streng. Ich hatte übrigens noch ein Paar kleine Änderungen gegenüber der allerersten Version.
 

Nach dem Versprechen
 

Haku blickte noch lange Chihiro hinterher, wie sie zuerst über die Wiese lief und dann am Abhang vor dem Tunnel verschwand. Er hörte noch einmal kurz die Stimmen ihrer Eltern und dann auch Chihiros Stimme, bevor auch diese endgültig verstummte. Die Sonne schien ihm warm in das Gesicht und es würde ein wunderschöner Tag werden, nach all dem Regen zuletzt, jedoch das einzige, was er empfinden konnte, war eine tiefe Traurigkeit.
 

Traurigkeit darüber, dass er Chihiro vielleicht für immer verloren hatte und Traurigkeit darüber, dass er sie belogen hatte, über seine eigene Situation und über das Versprechen, welches er ihr gegeben hatte und wahrscheinlich niemals würde halten können.
 

Er hatte es nur getan, um Chihiro zu beruhigen und ihr die Sorge um ihn zu nehmen, denn er fühlte, das sie dicht davor gewesen war, die Welt der Menschen für immer aufzugeben und Teil der Geisterwelt zu werden, um bei ihm zu bleiben. Einzig und allein die Sorge um ihre Eltern hatten sie noch davon abgehalten.
 

Das aber konnte er nicht zulassen, denn es war einfach zu Gefährlich für ein kleines Menschenkind hier zu bleiben und sein Drang, sie zu beschützen, war nach all den Ereignissen über die sie ihm auf dem Rückflug von Zenibas Haus berichtet hatte, noch stärker geworden. Sie hatte doch tatsächlich ihr Leben riskiert, um seins zu retten!
 

Aber er wusste, dass sie, sobald sie den Tunnel verlassen und auf der anderen wieder die Welt der Menschen betrat, alles vergessen würde, was sie hier erlebt hatte, wie einen Traum, der am Morgen langsam verblasst. Das war sein einziger Trost. Sie würde sich nicht an das Versprechen erinnern können und auch nicht an ihn.
 

Er gab sich einen Ruck und zwang sich, sich umzudrehen und zum Badehaus zurückzukehren. Zumindest musste er versuchen, den Vertrag mit Yubaba zu lösen und das Versprechen zu halten, denn das war er Chihiro und seiner Ehre schuldig.
 

Es würde schwierig werden, denn wie er Yubaba kannte, würde sie ihn nicht ohne weiteres gehen lassen, auch wenn er seinen eigenen Namen jetzt wieder kannte. Da gab es ja immer noch den Vertrag zwischen ihm und Yubaba über seine Zauberlehre und er würde ebenso wie Chihiro eine Aufgabe lösen müssen, um die Magie des Vertrages zu brechen, oder eben warten, bis seine Lehrzeit abgelaufen war.
 

Das würde dann erst in drei Jahren der Fall sein, in seinem sechzehnten Lebensjahr. Wenn er die Sache im nachhinein betrachtete, wunderte er sich sowieso, dass Chihiro es so einfach geschafft hatte, das Rätsel zu lösen, es sei denn, Yubaba hätte sie tatsächlich loswerden wollen.
 

Auf jeden Fall würde sie unheimlich wütend sein auf ihn und Chihiro wegen der Sache mit Boh. Sie brauchte ja nur Eins und Eins zusammenzählen, dass es nicht Zeniba gewesen war, die Boh entführt hatte, sondern dass Chihiro ihn auf ihrer Fahrt zu Zeniba in Gestalt einer Maus mitgenommen und damit in Gefahr gebracht hatte.
 

Chihiro war jetzt fort und in Sicherheit, also würde sie ihre Wut an ihm auslassen. Aber sein Herz war ruhig und er hatte keine Angst mehr vor Yubaba, auch wenn sie gedroht hatte, ihn in Stücke zu reißen. Das einzige, was ihm Sorge bereitete war, was geschehen sollte, falls es ihm tatsächlich gelänge, aus dem Vertrag zu kommen. Was konnte er dann tun?
 

Seine einstige Heimat, der Kohakugawa war zugeschüttet worden und jetzt hatte er keinen Ort mehr an den er zurückkehren konnte und er eine physische Gestalt annehmen konnte, um dann sein Versprechen halten zu können und Chihiro wieder zu sehen. In der Welt der Menschen währe er so nur ein gestaltloses Gespenst, ohne die Fähigkeit irgendeine Form von Magie auszuüben und sich Chihiro irgendwie bemerkbar zu machen, selbst wenn er es schaffen würde, sie in dem Chaos der Menschenstädte irgendwie zu finden.
 

Er würde jemanden um Hilfe bitten müssen, irgend einen mächtigen alten Gott oder jemanden anderen, der mehr Ahnung von diesen Dingen besitzt, als er selber. Aufgrund seines schlechten Rufes, den er sich nach Jahren des Stehlens für Yubaba erworben hatte, würde es nicht leicht sein, jemanden zu finden, der ihm hilft.
 

Überall in der Geisterwelt kannten die Götter und Geister den weißen Drachen, der herumflog und schreckliche Dinge tat, scheinbar wahllos Leute überfiel und beraubte. Sie wussten nur nicht, wo er sich versteckte und kannten sein menschliches Erscheinungsbild nicht.
 

Es waren Dinge an die er sich nur dunkel und wie aus einem Albtraum erinnern konnte, denn er tat sie ja nicht aus eigenem Antrieb, sondern wurde von Yubaba wider seine Natur dazu gezwungen. Haku war sich ziemlich sicher, dass er auf diesen Raubzügen auch mehrfach gemordet hatte, erfüllt und kontrolliert von dem habgierigen und mörderischen Selbst Yubabas.
 

Er hatte sehr darunter gelitten und sein Herz war nahezu versteinert, bis Chihiro plötzlich aufgetaucht war und ihm wieder Hoffnung gegeben hatte. Im Moment jedenfalls fiel ihm eigentlich nur Zeniba ein, die er fragen konnte, aber er war sich nicht Sicher, ob sie ihm helfen würde oder könnte.
 

Zielstrebig ging Haku durch den jetzt wieder verlassen erscheinenden Restaurantbezirk, die Treppe hinauf zu der großen Laterne und dann nach rechts über die Brücke zum Eingang des Badehauses. Dort hatte man inzwischen die Spuren von dem Test beseitigt und alle Angestellten und Gäste waren wohl mittlerweile schon schlafen gegangen. Es war ja auch schon spät genug. Lediglich Lin und Aniyaku warteten noch im Schatten des Eingangs auf seine Rückkehr.
 

"Ah, Meister Haku, gut dass sie wieder zurück sind.", sagte Aniyaku geschäftsmäßig, "Die Herrin Yubaba erwartet sie zu einer kleinen Unterredung, wie sie sagte. Sie mögen sich bitte beeilen.".
 

Er trat einen Schritt zurück, um den Weg für Haku freizugeben und verbeugte sich. Haku nickte zur Bestätigung in seiner üblichen kühlen Art, wandte sich dem Eingang mit dem Blauen Vorhang und dem Schriftzug "Badehaus" zu und ging hindurch. Lin folgte ihm und marschierte ebenfalls an Aniyaku vorbei, der ihr daraufhin einen finsteren Blick hinterherschickte, aber nichts zu dieser Unbootmäßigkeit sagte.
 

Lin hatte sich bisher noch nie viel aus Haku gemacht und war aus verschiedenen Erfahrungen die sie gemacht hatte, ihm gegenüber vorsichtig und reserviert. Dass Haku Chihiro offensichtlich auch zu mögen schien hatte sie völlig überrascht und machte ihr Hoffnung. Schließlich hatte er sich zuvor nie irgendjemandem sonst im Badehaus freundlich gegenüber gezeigt und war bei allen als ausführendes Organ und Zuträger Yubabas gefürchtet.
 

"Haku. Äh, Meister Haku.", sprach sie ihn an, als sie ihn fast eingeholt hatte, "Wie...Ist alles gut gegangen? Ich meine, geht es Sen... Äh Chihiro gut?".
 

Sie hatte jetzt Haku eingeholt und ging neben ihm her, wobei sie ihn fast um Haupteslänge überragte. Er blickte sie eindringlich und traurig-ernst aus seinen flaschengrünen Augen an, während er weiterhin auf den Aufzug an der gegenüberliegenden Seite der Halle zuhielt, der ihn direkt zu Yubaba in das oberste Stockwerk bringen würde.
 

"Ja, Chihiro ist wohlbehalten mit ihren Eltern in der Welt der Menschen angekommen.", sagte Haku mit leiser und doch fester Stimme, "Du hast sie auch gerne gehabt, nicht wahr?". Er wandte seinen Blick wieder nach vorne, zum Aufzug hin, und fügte dann nach einer kurzen Pause hinzu: "Ich glaube, zum Schluss hat sie fast jeder hier gerne gehabt. Ich danke dir, dass du dich so gut um Chihiro gekümmert hast. Wenn wir alleine sind, darfst du mich Haku nennen!"
 

Völlig baff und mit offenem Mund blieb Lin abrupt stehen und sah Haku hinterher, wie der den Aufzug betrat und nach oben entschwand. Wenn sie sich nicht vollkommen täuschte, war das eben ein offenes Freundschaftsangebot seinerseits gewesen, und das war das Letzte was sie erwartet hatte.
 

Kurze Zeit später betrat Haku Yubabas Büro. Sie saß geschäftig hinter ihrem Schreibtisch über irgendwelchen Papieren und beachtete ihn zunächst nicht, während sie von Zeit zu Zeit an einer Zigarette zog. Er wusste, dass sie es nicht mochte, wenn man sie jetzt ansprach und damit störte, weshalb er geduldig warten würde, bis sie ihn schließlich von sich anspräche, wie es schon so häufig vorgekommen war. Letztendlich hatte sie ihn ja herbeordert, um mit ihm zu sprechen.
 

"Ah, Haku, da bist du ja endlich!". Sie blickte von ihren Papieren auf und steckte sich theatralisch eine neue Zigarette an. " Ist die kleine Göre mit ihren verfressenen Eltern endlich fort? Eigentlich müsste ich ihr ja fast dankbar sein, dass sie mir die Augen über Boh geöffnet hat. Dass der Junge schon stehen kann."
 

"Ja. Sie sind nicht mehr böse auf Chihiro?", fragte Haku verwundert über ihre ausgeglichene Stimmung.
 

"Böse auf dieses kleine dumme Menschenkind? Warum sollte ich böse darauf sein? Sie hat mir zwar eine Menge Ärger bereitet, aber eigentlich kann ich sie dafür nicht verantwortlich machen. Was wusste sie schon über unsere Welt. Und Boh hat es ja offensichtlich auch gut getan, auch wenn ich mir schreckliche Sorgen gemacht habe. Deshalb habe ich sie ja auch letztendlich gehen lassen, oder glaubst du vielleicht, Chihiro hätte das Rätsel von ganz alleine gelöst? Nein, ich habe ihr die Antwort in ihren ungezogenen kleinen Kopf gezaubert. Das ganze war doch eine prima Show vor all den Gästen, glaubst du nicht? Und eine super Reklame für das Badehaus. Die Götter und insbesondere dieser fette Rettichgott werden herumtratschen, dass ein süßes kleines Mädchen die alte Schreckschraube Yubaba ausgetrickst hat, und umso lieber hierher kommen. Außerdem war ich damit diese kleine Göre endlich los, die mit ihrer zunehmenden Beliebtheit und ihrer Uneigennützigkeit tatsächlich so etwas wie Solidarität unter meinen Arbeitern entstehen ließ. So etwas kann ich nun wirklich nicht gebrauchen.", antwortete Yubaba ungewohnt ausführlich, "Aber weißt du, auf wen ich tatsächlich böse bin und wen ich verantwortlich mache?"
 

Haku blickte sie starr an, sagte jedoch nichts, denn er ahnte die Antwort bereits.
 

"Dich! Ich mache dich dafür verantwortlich.", fuhr Yubaba nach kurzer Pause fort, jetzt mit offensichtlichem Zorn in ihrer Stimme, "Du hast ihr geholfen, zu mir zu gelangen, obwohl ich dich losgeschickt hatte, sie einzufangen und einzusperren, und sie instruiert, mich nach Arbeit zu fragen, wohl wissend, dass ich aufgrund meines Schwurs keine andere Wahl hätte, als ihr welche zu geben, was ihr dann ermöglichen würde, hier zu bleiben."
 

"Sie wussten es!?!", rief Haku überrasch aus und fuhr dann resignierend fort: "Der Aufzug. Sie haben uns beobachtet."
 

"Du hast völlig recht. Ich habe Chihiro beobachtet, um herauszufinden, wer ihr geholfen hat.", räumte Yubaba ein, "So wie sie dich vertraulich mit deinem Namen angeredet hatte, den sie eigentlich noch gar nicht wissen konnte, war mir sofort alles klar."
 

"Ich hatte das damals befürchtet, aber als zunächst nichts passierte dachte ich .... Und dann haben sie mich losgeschickt, Zenibas mit einem Fluch belegtes Siegel zu stehlen. Nicht etwa um es selber zu besitzen, denn was hätten sie mit dem verfluchten Ding schon anfangen können, sondern um unseren Vertrag zu umgehen und mich so zu töten.", fiel es Haku wie Schuppen von den Augen.
 

Und dann schlussfolgerte er eiskalt: "Schließlich hatte ich gegen keine der Vertragsklauseln verstoßen und sie konnten deshalb nicht direkt gegen mich vorgehen. Deshalb wählten sie diese Methode, mit der sie mich zwangen, mich gewissermaßen selbst zu töten. So konnten sie auch allem Ärger aus dem Weg gehen, der auf sie zugekommen wäre, wenn sie einen Gott getötet hätten und vorgeben, nichts mit der Sache zu tun gehabt zu haben. Das währe ja auch schlecht für den Umsatz gewesen."
 

"He He He... und ich konnte meiner Schwester ein Schnippchen schlagen.", lachte Yubaba höhnisch, "So langsam beginnst du zu begreifen, wie die Dinge hier laufen. Du hast zwar nicht direkt gegen deinen Vertrag verstoßen, aber was denkst du dir eigentlich, was ich mit einem Lehrling anfangen soll, der mir gegenüber illoyal ist und sich mit Menschen abgibt? So etwas kann und werde ich nicht dulden! Ich verstehe nur immer noch nicht, wie es dir gelungen ist, den Fluch des Siegels zu überleben. Wie auch immer, ich bin jetzt müde und werde mich morgen eingehend mit dir befassen. Aber eines kannst du dir jetzt bereits abschminken, mein Junge: Deine Anrede als Meister Haku! Du bist entlassen."
 

Sie steckte sich eine weitere Zigarette an und wandte sich wieder ihren Papieren zu, ohne ihn weiter zu beachten.
 

Haku blieb jedoch stehen und blickte Yubaba weiterhin unverwandt und ärgerlich an.
 

"Du bist ja immer noch da.", meinte sie schließlich nach einer Weile, als sie letztendlich alles sortiert hatte, "Was willst du noch?"
 

"Ich will meinen Vertrag bei ihnen kündigen.", antwortete Haku entschlossen, "Ich will nicht länger ihr Zauberlehrling sein!"
 

"Ha, du bist wohl wahnsinnig geworden?", schnauzte Yubaba überrascht, "Glaubst du ich würde dich nach all dem einfach so gehen lassen?"
 

"Ja, das glaube ich.", sagte Haku einfach.
 

"Ha, dann sag mir doch, wessen Vertrag ich kündigen soll?", spöttelte Yubaba, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
 

"Nigihayami Kohaku Nushi!", antwortete Haku ruhig.
 

Jetzt war Yubaba zunächst einmal sprachlos und keuchte dann verblüfft: "Woher weißt du deinen Namen? Wer hat ihn dir verraten?"
 

Um sie noch weiter aus dem Konzept bringen und weil er keine Gefahr mehr darin sah, die Wahrheit zu sagen, antwortete er nur: "Chihiro!". Yubaba schaute ihn überrascht an.
 

"Chihiro, soso." , meinte Yubaba dann, nachdem sie sich schnell wieder gefasst hatte, "Ich glaube, ich habe sie doch etwas voreilig gehen lassen."
 

"Aber du wirst deinen Vertrag trotzdem nicht kündigen, sondern jetzt in deine Kammer gehen und dort bis morgen warten!", fügte sie bestimmt hinzu, schloss die Augen, berührte mit ihrer linken Hand die Brosche mit dem Rubin auf ihrer Brust, der daraufhin zu leuchten begann und konzentrierte sich, um ihm ihren Willen aufzuzwingen. Jedoch nichts geschah.
 

"Waaah?!?", brüllte Yubaba los, indem sie ihre Augen weit aufriss und aufsprang, "Was geht hier vor? ... Der Wurm, der Wurm ist weg!?! Was hast du mit meinem Wurm gemacht?"
 

Haku antwortete leise und wahrheitsgemäß: "Chihiro hat ihn zertreten. Und wissen sie was? Chihiro hat auch den Fluch des Siegels gebrochen und das Siegel dann wieder unversehrt zu ihrer Schwester zurückgebracht!".
 

"Chihiro, schon wieder Chihiro. Immer nur Chihiro!". Yubaba wurde jetzt richtig zornig. "So langsam beginnt mir dieses Mädchen erheblich auf die Nerven zu gehen. Also gut, du willst deine Lehrzeit beenden?".
 

Sie machte energisch eine winkende Geste, woraufhin sich eine Schublade in ihrem Schreibtisch öffnete und der Vertrag in ihre Hand flog. "Hier ist dein Vertrag, er läuft noch drei Jahre, also müssen wir die Auflösungsklausel beachten. Diese besagt, dass du eine beliebige, von mir zu stellende Aufgabe zu erfüllen hast, um den Vertrag vorzeitig zu beenden."
 

"Ich kenne meinen Vertrag genau. Er besagt auch, dass sie mir an einem Tag in der Woche Unterricht geben müssen und das haben sie auch nicht immer eingehalten. Was ich hier bisher gelernt von ihnen habe, ist kaum der Rede wert!", sagte Haku mit leicht gepresster Stimme.
 

"Was wagst du mich hier des Vertragsbruches zu bezichtigen! Ich habe mich immer ganz genau an die Vertragsklauseln gehalten. In dem Vertrag steht nämlich nicht, wie lange ich dich unterrichten muss und was ich dich unterrichte, sondern nur dass ich es tun muss.", entgegnete Yubaba, jetzt gefährlich ruhig, wobei sie sich schwer auf den Schreibtisch stützte, "Aber wie du willst. Hier ist nun deine Aufgabe: Nenn mir einfach die Namen aller weiteren Personen, die Chihiro geholfen haben, zu mir zu gelangen. Wenn du die Wahrheit sagst, auch wenn es tatsächlich niemand außer dir war, wird sich der Vertrag von alleine auflösen und du kannst gehen. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass du ihr nicht alleine geholfen hast, sondern zumindest einen Helfer hattest!"
 

Jetzt war es Haku, der fassungslos ob ihrer Hinterhältigkeit mit offenem Mund dastand. Er konnte ihr auf gar keinen Fall von Lin und Kamaji erzählen, denn das währe auch deren Ende gewesen.
 

"Was ist? Du bist ja auf einmal sprachlos.", lästerte Yubaba, jetzt grinsend, und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor, "Findest du die Aufgabe unfair? Die Regeln besagen nur, dass die Aufgabe prinzipiell lösbar sein muss, ob sie schwer ist oder nicht, fair oder unfair, das ist ganz und gar meine Entscheidung. Und schwer ist die Aufgabe ja nun wirklich nicht, hehehe."
 

Sie baute sich vor ihm auf, blickte direkt in seine Augen, zog an ihrer Zigarette und blies im dann den Rauch direkt ins Gesicht. Haku konnte ein Husten und Blinzeln nur mühsam unterdrücken.
 

"Deinem Schweigen entnehme ich, dass ich recht hatte, mit meiner Vermutung. Gut denn, du wirst morgen eine neue Tätigkeit aufnehmen. Wie man mir Mitteilte, haben wir wieder zu wenige Arbeiter in unserer Kohlegrube.", sagte Yubaba, selbstzufrieden über ihren Sieg, und bohrte ihren Fingernagel direkt in seine Magengrube, "Du wirst dort ab morgen anfangen und bist zum Ablauf deiner Lehrzeit dort Loren mit Kohle ziehen. Das ist genau die richtige Aufgabe für einen Jungdrachen wie dich. Einmal pro Woche wirst du dich zum Unterricht bei mir einfinden, denn Vertrag ist ja Vertrag. Ach ja, wenn es dir dort unten nicht gefällt, dann denk daran, dass du bei dieser Gelegenheit einfach nur die Aufgabe lösen und die Frage beantworten musst und du wirst sofort gehen können!"
 

Sie drehte sich um und ging in Richtung der Kinderzimmertür. "Ich werde noch mal nach Boh sehen, bevor ich schlafen gehe, und du gehst jetzt besser. Hach, der Ausflug zu meiner garstigen Schwester muss ja so anstrengend für den kleinen Süßen gewesen sein. Er schläft schon wie ein Stein."
 

Haku musste sich die Niederlage eingestehen. Er hatte Yubaba unterschätzt. Mit gefasster Mine machte er sich auf den Weg zu seiner Kammer, ein Stockwerk tiefer, wo er immer auf Abruf für Yubaba bereit war, wenn er nicht anderweitig zu tun hatte. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er versuchen sollte zu fliehen. Aber das verwarf er schnell wieder, denn Yubabas Verträge beinhalteten auch immer einen Bannfluch, so dass jeder Versuch zu fliehen Yubaba Macht über Leben und Tod des Deserteurs verleihen würde. Sie konnte ihn dann einfach wieder herbeizaubern oder sein Leben auspusten, wie eine Kerze. Chihiro war überhaupt nur in der Lage gewesen, zu Zeniba zu fahren, weil sie nie auch nur die leiseste Absicht hatte wegzulaufen, was dann den Bannfluch zu aktiviert hätte. Er seufzte.
 

Die Kohlegrube würde es also sein. Er selbst war noch nie dort gewesen, obwohl er bereits fast fünf Jahre lang Yubabas Lehrling war. In den meisten Dingen war das Badehaus autark.
 

Es wurden nahezu alle Lebensmittel bis auf einige Gewürze selbst produziert, es gab Handwerker, die alles mögliche herstellen konnten und wo das nicht reichte, half Yubabas dann Magie weiter. Auch für die Energieversorgung des Badehauses mussten keine externen Lieferanten hinzugezogen werden, denn die enormen Mengen der für die Heißwasserzubereitung benötigten Kohlen wurden aus einem eigenen Bergwerk tief unter den Fundamenten der Anlage in einem weit verzweigten System aus Flözen gefördert.
 

Der für die Beleuchtung des Badehauses und der Restaurants benötigte Strom wurde nebenbei durch einen mit dem Kessel verbundene Turbine und einen damit verbundenen Generator erzeugt.
 

Die Arbeitsbedingungen in der Grube waren fürchterlich, es gab ständig schwere Unfälle und wer nicht durch einen Unfall umkam, der starb in der Regel innerhalb eines Jahres an Erschöpfung und Auszehrung. Haku wusste das nur, weil er ein paar mal den Berichten des Grubenaufsehers heimlich gelauscht hatte, einem fürchterlich hässlichen und gewalttätigen Trollgeist, den Yubaba irgendwie unter Kontrolle hielt.
 

Dass dort wieder Arbeiter fehlten, bedeutete nur, dass wieder jemand gestorben war. Yubaba pflegte die fehlenden Leute dann durch Arbeiter aus dem Badehaus zu ersetzen, die entweder nicht gut genug arbeiteten, oder deren Nasen ihr nicht passten. So hielt sie einen ständigen Druck auf die Belegschaft aufrecht.
 

Dass trotzdem ständig neue Leute bei ihr anheuerten lag einfach daran, dass diese Dinge außerhalb des Badehauses nicht bekannt waren und es selbst innerhalb des Badehauses unter den Angestellten nur Gerüchte darüber gab, was dort unten vorging, denn niemand war bisher von dort zurückgekehrt, um zu berichten. Drei Jahre würde sein Vertrag noch laufen und das bedeutete letztendlich sein Todesurteil, wenn er die ganze Zeit dort unten schuften musste.
 

Dann muss es wohl so enden, dachte er ohne bedauern bei sich, über kurz oder lang hätte Yubaba ihn ohnehin zugrunde gerichtet. Letztendlich verdankte er seinen Namen, die Freihit sich zu entscheiden und sein Leben ohnehin nur Chihiro. Diejenigen an Yubaba zu verraten, die Chihiro geholfen hatten, währe Verrat an sich selbst und was viel schlimmer war, auch an ihr. Also würde er bald sterben und Yubaba würde gewinnen.
 

Haku setzte sich in seiner Kammer an das Fenster, betrachtete stundenlang die vorbeiziehenden Wolken und spürte die frische Briese des Windes und die Wärme der untergehenden Sonne in seinem Gesicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von: abgemeldet
2008-01-15T18:35:30+00:00 15.01.2008 19:35
Deine Art und Weise zu erzählen, erstaunt und fasziniert mich. Es hat einen monotonen Unterton und lässt die Schwere und die Unruhe wieder spiegeln und die Gesichte besser auf den Leser einwirken.

Die Handlung war hervorragend und die Idee sind umfassend und gekonnt gewollt, oder einfach nur eigefallen?
Auf alle Fälle scheint viel Arbeit darin zu stecken.
Gefällt mir, mach weiter so.

Bye Hisoka
Von: abgemeldet
2008-01-13T16:04:46+00:00 13.01.2008 17:04
das chapter war richtig gut! armer Haku >.< ich hoffe ihm wird es nicht all zu schlecht ohne Chihiro gehen!!
Von:  Galax
2007-01-07T19:33:20+00:00 07.01.2007 20:33
ein toller anganfg^^
ich hab Chihiro heute zum erten mal in TV gesehen und hab mich gleich hingestezt und internete etwas rumgestöbert^^
ich less jetzt mal weiter
Von:  Meggy-Jo
2006-12-31T14:04:10+00:00 31.12.2006 15:04
Echt suuuuper, total schön geschrieben und das mit Haku ist so traurig *Tempos holen geh* Ich geh gleich das nächste Kapi lesen
Von: abgemeldet
2006-04-14T21:12:21+00:00 14.04.2006 23:12
Wow, echt superklasse Schreibweise. Du verstehst es sehr gut, deine Leser an diese Geschichte zu fesseln, die richtig liebevoll rüberkommt. Ich bin richtig beeindruckt!
Lustig und bezaubernd, aber auch herzergreifend und traurig...Wahnsinnig klasse!
Liebe Grüße
Lina
PS: Frohe Ostern wünsch ich dir schon jetzt *grins*
Von:  KleinAya
2005-09-24T16:10:28+00:00 24.09.2005 18:10
wow!! ich bin echt begeistert von deinem ersten kapitel!!! nur haku tut mir leid... T.T aber ich werd fleißig weiterlesen!!! schließlich interessiert mich brennend, wie es weitergeht^^
lg parano ^,o
Von:  -miki-chan
2005-09-17T15:49:17+00:00 17.09.2005 17:49
einfach klasse endlich ne fortsetzung zu dem film ,bin gespannt wie es weiter geht mach weiter so!!!!!;)
Von: abgemeldet
2005-08-07T00:57:13+00:00 07.08.2005 02:57
Also das ist wirklich genial geschrieben ! Wie ne richtige Fortsezung. Werd mich gleich an die weiteren Kapitel hocken. Das is wirklich genial geworden *-* Fettes Lob *-*
Von: abgemeldet
2005-07-20T06:31:42+00:00 20.07.2005 08:31
Toll *freu*
ist echt supa geworden ^^ ich kann es mich irgentwie so richtig vorstellen^^ find ich supa^o^ MACH WEITER so^^
*.~
Juna-chan ^^
Von:  DemonLady
2005-05-25T16:22:42+00:00 25.05.2005 18:22
Tach auch,
Hab angefangen deine FF zu lesen und muss jetzt auch mal ein paar Kommis da lassen.
Ich konnte mich ja vom ersten Kap kaum losreißen. Das ist ja wirklich toll beschrieben.
Hört sich an wie eine Fortsetzung.
Die einzelnen Szenen kann man sich bildlich richtig gut vorstellen.
Hart, das mit Hakus Schicksal, aber wirklich toll geschrieben ( ich weiß ich wiederholen mich! ), aber ich bin echt vollkommen hin und weg.
Auch wie sie miteinander sprechen. Klasse.
Keep smile!
Demon


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