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Chihiro und Kohaku

von

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Zenibas Plan

Zenibas Plan
 

"Ihr wollt was?" brüllte Herr Ogino und sprang vom Küchenstuhl hoch. Frau Ogino schaute etwas irritiert erst zu ihrer Tochter und dann zu Kohaku hinüber, der Chihiro gegenüber sitzend, unbeteiligt wirkte. Sie waren gerade mit dem gemeinsamen Abendessen fertig geworden, als Chihiro etwas kleinlaut ihre Absichten für das Wochenende ankündigte. Zusammen mit Kohaku wollte sie zu so einer Hexe, einer gewissen Zeniba, um dort Zauberunterricht zu nehmen.
 

Dazu beabsichtigten sie jeweils die Nacht von Freitag auf Samstag, sowie von Samstag auf Sonntag in einem Sumpf verbringen, den sie irgendwie über den Weg durch den Wald erreichen wollten. Jedenfalls erschien Yuko Ogino die ganze Angelegenheit nicht geheuer.
 

"Das kommt überhaupt nicht in Frage!" polterte Akio Ogino weiter, die Arme in die Hüften gestemmt. "Ihr werdet mal schön hier bleiben."
 

"Aber Papa, wir müssen doch zu Zeniba. Sie hat gesagt, sie könnte mir und Kohaku helfen, damit er sich nicht immer auflöst", versuchte Chihiro zu argumentieren, "Und außerdem müssen wir beide endlich richtig Zaubern lernen!"
 

"Pah, zaubern. Dass ich nicht lache! Als ob dieser angebliche Drache da", er zeigte auf Kohaku, "irgendwelche Zauberkräfte hätte. Er hat gestern ja nicht mal mein Nasenbluten stoppen können. Und beim Armdrücken hat er bestimmt auch getrickst. Na los, zeig uns doch deine Zauberkräfte, du Gott, du. ... duu ...."
 

Kohaku schaute etwas beschämt auf seinen Teller, Chihiro sass ihm gegenüber auf der anderen Seite des Tisches und solange er keinen direkten Körperkontakt zu Chihiro hatte, konnte er seine magischen Fähigkeiten in der Menschenwelt nicht nutzen.
 

"Papa, du bist gemein zu ihm. Er kann doch jetzt nicht zaubern und das weißt du ganz genau", versuchte sie ihn zu verteidigen.
 

"Er kann hier nicht zaubern, er kann jetzt nicht zaubern, er kann überhaupt nicht zaubern!" echoffierte sich Herr Ogino weiterhin, "So etwas wie Zauberkräfte gibt es nicht und darum braucht ihr auch keinen Zauberunterricht und bleibt Zuhause. Basta!"
 

Chihiro war mittlerweile ziemlich angefressen. "Kohaku kann vielleicht gerade nicht zaubern, aber ich!", rief sie und machte im Affekt eine Geste, als wollte sie einen Ball hoch werfen. Mit einem Ruck wurde Papa Ogino aus seinem Stuhl hochgerissen und klatschte mit einem dumpfen Aufprall gegen die Decke, als wenn er von einem Trampolin emporgeschleudert worden wäre.
 

Hilflos ruderte er mit seinen Gliedmaßen, als wäre er eine Fliege in einem Spinnennetz, denn genau so fühlte er sich auch. Es war keineswegs so, als hätte sich die umgekehrt und würde ihn nach oben ziehen, sondern eher, als würde er mit dem Bauch an der Decke kleben, während seine Arme und Beine zu Boden gezogen wurden.
 

Erschocken quiekte Chihiro und schlug ihre Hände vor den Mund, denn eigentlich hatte sie ihren Vater nur kurz anlupfen wollen, um ihn zu überzeugen, dass sie doch Zauberkräfte hatte.
 

"Lasst mich sofort runter", brüllte ihr Vater aufgebracht, während er versuchte, sich mit den Armen nach unten stemmen. Unterbewusst gehorchte Chihiro augenblicklich, sodass sich der Zauber löste. Sofort setzte Kohaku, der den Ernst der Lage begriffen hatte, geschmeidig und ansatzlos über den Tisch hinweg, wo er Chihiros Vater mit beiden Armen auffing.
 

"Autsch!" grunzte der. "Musst du denn so grob zupacken, Junge? Das tut doch weh!"
 

Vorsichtig stelle Kohaku den korpulenten Mann wieder auf die Beine und verbeugte sich anschließend vor ihm. "Verzeihen sie bitte, Herr Ogino, aber hätte ich weniger stark zugefasst, hätte ich sie fallen lassen", rechtfertigte er sich.
 

"Ja, ist ja schon gut. Danke, dass du mich aufgefangen hast", grummelte Herr Ogino nach kurzem Zögern. Mittlerweile hatte er bemerkt, dass er ohne Kohakus Eingreifen auf seinen Stuhl gekracht wäre, was sicherlich ernstere Folgen gehabt hätte, als die mutmaßliche Rippenquetschung, die er jetzt hatte.
 

"Aber du, du machst, dass du sofort nach oben kommst! Ich will dich heute Abend nicht mehr sehen!" Dabei deutete er mit durchgestrecktem Arm direkt auf Chihiro, die sich am liebsten, wie Kohaku das so gut konnte, in Luft aufgelöst hätte.
 

"Ist gut, Papa, ich geh' ja schon", nuschelte sie und schlich mit hängendem Kopf aus der Küche. Kohaku kam ihr augenblicklich nach, wurde aber von Papa Ogino an der Schulter gepackt. "Dich habe ich nicht nach oben geschickt. Du kannst hier bleiben", meinte er.
 

"Verzeihen sie bitte, Herr Ogino, aber ich gehöre zu Chihiro und möchte bei ihr bleiben", entgegnete der junge Gott und blickte Akio Ogino ernsthaft an, "außerdem ist das eben passiert, weil Chihiro mit eben ihren Zauberkräften nicht richtig umgehen kann. Sie sollte es lernen, sonst könnten noch viel schlimmere Dinge passieren, als eben."
 

Damit entzog er sich Herrn Oginos Griff und folgte Chihiro in ihr Zimmer.
 

"Akio, du hast dich mal wieder unmöglich benommen", begann Yuko Ogino erbost, nachdem sie Kohakus Abgang abgewartet hatte.
 

"Ich soll mich unmöglich benommen haben? Und was sagst du zu deiner Tochter und diesem Möchtegern-Drachen, der sich bei uns eingeschlichen hat?" explodierte Chihiros Vater. "Jetzt will der auch noch meine Tochter nachts in den Wald zu einer Hexe entführen, die dort wer weiß was für dämonische Experimente anstellt. Das kommt überhaupt nicht in die Tüte!"
 

"Vielleicht solltest du dich erst einmal ein wenig ausruhen, Akio. Gleich fängt Sumo im Fernsehen an und ich werde dir Reiswein warm machen", versuchte Yuko Ogino ihn abzulenken, damit sein Ärger verrauchte. Sie wusste, dass mit ihrem Mann in diesem aufgebrachten Zustand nicht zu diskutieren war und wie zur Bestätigung dampfte er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, missgelaunt ins Wohnzimmer ab, wobei er, vor sich hingrummelnd, seinen rechten Rippenansatz betastete.
 


 

"O, Kohaku, wie konnte mit das nur passieren. Ich wollte doch nur, ich wollte ..." Sie drückte Kohaku an sich und schluchzte: "Fast hätte ich meinen Papa umgebracht."
 

"Nein, Chihiro. Dein Vater ist ein kräftiger Mann und ein Sturz von der Decke hätte ihn ganz bestimmt nicht umgebracht", versuchte er Chihiro zu beruhigen, "aber er hätte sich durchaus etwas brechen können."
 

"Etwas brechen? Ja, glaubst du? Das ist doch fast genauso schlimm. Nein, am besten ist es, wenn ich nie, nie wieder Magie verwende. Dann kann sowas auch nicht mehr passieren", erklärte Chihiro daraufhin entschlossen, wobei sie Kohaku direkt in seine grünen Augen blickte.
 

"Chihiro, wenn du nicht lernst, mit deine Zauberkräfte zu benutzen, dann werden sie irgendwann aus dir hervorbrechen", entgegnete Kohaku sanft, "und du lernst sie nur zu beherrschen, indem du fleißig übst. Das ist so, wie bei allen Dingen, weißt du. Wie beim Laufenlernen, wie beim Schreiben- und Lesenlernen."
 

"Aber Kohaku, wenn dabei doch manchmal so schlimme Sachen passieren... Nein, ich glaube, du hast Recht. Manami hat auch einmal so etwas ähnliches über das Zaubern gesagt", meinte sie daraufhin, drehte ihren Kopf weg und ließ Kohaku wieder los.
 

"Wer ist denn Manami?" wollte er daraufhin wissen. "Und was weiß sie über Magie?"
 

"Manami ist ...sie ist eine Freundin von mir. Ich werde sie dir eines Tages mal vorstellen. Du wirst sie bestimmt sehr mögen", antwortete Chihiro, "wenn du magst, können wir sie morgen schon besuchen. Sie wohnt nicht weit von hier und ich habe sie schon seit ein paar Wochen nicht mehr besucht. Und was sie über Zauberei weiß ... das wirst du ja sehen, wenn du sie kennen lernst, hihi."
 

"Aber noch viel wichtiger, als deine Freundin zu besuchen ist, dass wir zu Zeniba gehen. Sie hat nämlich gesagt, sie hätte eine Lösung für unsere Schwierigkeiten. Dann löse ich mich nicht mehr auf, wenn wir uns zu weit voneinander entfernt haben und du wirst nicht mehr fast ohnmächtig, wenn ich wieder eine Gestalt annehme", erwiderte Kohaku. "außerdem muss ich noch etwas sehr Wichtiges mit ihr besprechen, etwas, das Yubaba angeht."
 

"Also gut. Ich möchte Oma Zeniba ja auch wiedersehen. Sollen wir nachher einfach abhauen und so zu ihr gehen?", schlug Chihiro dann kichernd vor, "Wenn wir uns heimlich fortschleichen, nachdem die eingeschlafen sind, dann werden Mama und Papa bestimmt nichts merken."
 

"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist." Kohaku schüttelte den Kopf. "Vielleicht merken sie es, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall haben wir dann ihr Vertrauen missbraucht. Dein Vater ist ohnehin nicht besonders glücklich mit meiner Anwesenheit hier, aber ich bin jetzt Gast in eurem Haus und muss mit deinen Eltern auskommen. Wir dürfen sie nicht wieder vor vollendete Tatsachen stellen, sondern müssen erreichen, dass sie uns vertrauen. Dann erlauben sie uns vielleicht auch Dinge zu tun, auch wenn sie sich Sorgen um uns machen."
 

"Ach Kohaku, ich glaube zwar, dass du Recht hast, aber du klingst jetzt so furchtbar erwachsen, als wärst du schon 100 Jahre alt. Wenn wir nicht zu Zeniba gehen, was machen wir dann" fragte Chihiro, "sollen wir vielleicht etwas spielen?"
 

Das gab Kohaku einen Stich ins Herz, denn zuletzt hatte er am Ufer seines Flusses mit den Kindern gespielt. Das war jetzt acht Jahre her. "Doch Chihiro, ich glaube, ich möchte etwas spielen. Was sollen wir denn spielen?"
 

"Ich, ich weiß nicht genau. Was spielen Drachen denn so?" wollte sie wissen.
 

"Ich weiß nicht, was Drachen so spielen. Ich kenne doch nur ein paar Drachen, die Gast im Badehaus waren. So richtig persönlich kenne ich keinen anderen Drachen und vor allem auch keinen in meinem Alter", meinte Kohaku, "Als ich klein war, habe ich häufig mit den Kindern gespielt, die an meinem Ufer badeten. Wir haben zum Beispiel Fangen gespielt, aber hier im Zimmer macht das nicht viel Sinn."
 

"Du hast Fangen gespielt? Da wär ich ja nie drauf gekommen. Aber ich glaube, ich weiß was, dass wir hier drinnen spielen können. Wir spielen Ohajiki. Das wird mit kleinen flachen Murmeln gemacht", entschied Chihiro, lief zum Schrank und kramte eine kleine, bemalte alte Pappschachtel heraus. "Das habe ich zuletzt mit Risa gespielt, meiner Freundin aus Tokyo. Hier komm, wir müssen den Schreibtisch etwas ins Zimmer ziehen, damit wir einander gegenüber sitzen können."
 

Kurz darauf hatte Chihiro die auf den Tisch gekippten Murmeln zwischen sich und Kohaku aufgeteilt. Jeder von ihnen musste nun mit den Fingern seine Murmeln auf die des anderen schnippen, die man behalten durfte, wenn man sie traf. Wer am Ende die meisten Murmeln hatte, war der Gewinner.
 


 

Akio Ogino hatte dem Sake gut zugesprochen, was zu einer beträchtlichen Verbesserung seiner Laune führte, die noch dadurch verstärkt wurde, weil Ozeki Kaio diesem mongolischen Möchtegern Yokozuna Asashoryu, diesem Emporkömmling und Betrüger*, gezeigt hatte, in welchem Land Sumo ursprünglich erfunden worden war. Im nächsten Turnier würde Kaio dann bestimmt wieder gewinnen und dann gäbe es endlich wieder einen japanischen Yokozuna, hoffte er mit großer Zuversicht.
 

*Asashoryu war in einem Kampf disqualifiziert worden, weil er seinem mongolischen Gegner Kyokushuzan, den er seit der Jugendzeit nicht leiden konnte, an den Haaren zu Boden gezogen hatte. Das ist strengstens verboten und hat zu einem beispiellosen Skandal geführt, denn noch nie war ein Yokozuna disqualifiziert worden.
 

Yuko Ogino hatte derweil über das Anliegen der Kinder nachgedacht. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass Kohaku vielleicht Recht hatte und jemand Chihiro das Zaubern richtig beibringen musste. Dabei musste sie daran denken, wie sie ihre Tochter einmal auf dem Wasser in der Badewanne schlafend vorgefunden hatte, was sie damals an ihrem Verstand hatte zweifeln lassen, oder was Chihiro erst vor kurzem in der Küche mit dem Wasser gemacht hatte.
 

Nur hatte sie eher daran gedacht, dass Kohaku ihr die Zauberei beibringen könnte und war etwas enttäuscht zu hören, dass er auch nicht richtig zaubern konnte. Wenn da aber eine erfahrene Hexe war, der Kohaku und Chihiro vertrauten, war es vielleicht nicht das schlechteste, dieser das Feld zu überlassen.
 

Insgesamt ertappte sie sich dabei, dass sie jungen Gott im Bezug auf ihre Tochter am liebsten alles erlaubt hätte. Wider aller Vernunft hatte sie vollkommenes Vertrauen zu dem Gott gefasst und obwohl ihr dass bewusst war, versucht sie dieses Gefühl rational zu untermauern.
 

ließ sie Chihiro im Sommer nicht auch alleine mit Ayaka und Ichiyo an diesem Waldsee baden gehen, wo diese geheimnisvolle Frau Manami lebte? War das wirklich weniger gefährlich als Chihiro zusammen mit einem Drachen nachts eine Hexe besuchen zu lassen? Eigentlich war das doch ganz schön leichtsinnig, die Kinder alleine in den Wald zu lassen, überlegte sie zweifelnd Aber passiert war doch auch nie etwas.
 

Vielleicht gab es ja dort auch irgendwelche Drachen, Götter oder Dämonen, aber waren nicht die schlimmsten Monster, denen die Kinder begegnen konnten, andere Menschen, Verrückte, Perverse? Mit denen würde Kohaku leicht fertig werden, wie sie gestern beim Armdrücken gesehen hatte. Mit welcher Leichtigkeit der Junge gerade vorhin ihren Akio aufgefangen hatte. War eine Hexe dann wirklich so etwas Schlimmes. Wann hatte sie schließlich zuletzt von einer Hexe gehört, die ein Kind gefressen hatte?
 

Kohaku und Chihiro schienen dieser Hexe zu vertrauen, also warum sollte sie sich dann Sorgen machen? "Äh, Akio? Meinst du nicht auch, dass du vorhin etwas zu heftig reagiert hast?" fragte sie unvermittelt.
 

"Wie, was? Zu heftig. Was meinst du, Schatz", entgegnete Papa Ogino leicht verwirrt. "Sag mal, ist noch etwas Sake da?"
 

"Sake? Ach, die Kanne ist doch noch halb voll." Sie füllte seine Schale nach.
 

"Halb voll, hmmmm", brummte Herr Ogino zufrieden, "ich vertrag' wohl nicht mehr so viel wie früher, was, hahaha?"
 

"Aber Schatz, natürlich verträgst du noch so viel wie früher, wenn nicht sogar noch mehr!" schmeichelte Yuko Ogino fast mechanisch. Im Saufen musste jeder Mann einfach der Beste sein, so lautete eine alte Regel, die sie noch an der Universität gelernt hatte! Dann fühlten die Kerle sich groß und stark und ließen sich leichter rumkriegen. Sie füllte also seine Schale erneut und Akio kippte den Inhalt zufrieden mit einem Schluck herunter.
 

"Schatz, was meinst du? Sollten wir Chihiro und Kohaku nicht doch erlauben, diese Zeniba besuchen zu lassen?" schlug sie dann scheinbar zusammenhanglos vor.
 

"Ach dieser blöde Drache soll doch machen, was er will", ranzte Herr Ogino daraufhin unwirsch, ohne wirklich zugehört zu haben, "Hauptsache, er vermiest mir nicht meinen verdienten Feierabend! Ist noch was Sake da?" Damit wandte er sich wieder dem Fernseher zu.
 

Yuko Ogino schüttete nach und frohlockte innerlich. Ihr Mann hatte nicht Nein gesagt, was bedeutete, dass Chihiro und ihr Drache heute Nacht ihr Vorhaben umsetzen konnten. Fast wäre sie sofort nach oben gelaufen, um die frohe sofort Nachricht weiter zu leiten, doch dann besann sie sich und blieb noch ein wenig bei ihrem Mann.
 


 

So richtige Freude bereitete Chihiro das Ohajiki-Spiel mit Kohaku nicht. Die ersten beiden Spiele gewann er mit Leichtigkeit und danach entschied auf einmal sie dann jedes Spiel ganz knapp für sich, so dass sich ihr der Verdacht aufdrängte, dass Kohaku sie gewinnen ließ. Immer wieder zeigte er eine ganz verblüffende Treffgenauigkeit, um dann wieder einfachste Murmeln im entscheidenden Moment gerade so daneben zu schnippen.
 

Darüber hinaus war das Spiel schlicht nicht mehr so lustig, wie sie es in ihrer Erinnerung hatte. Wie sehr hatten sie und Risa damals oft gelacht. "Lass uns doch etwas anderes spielen", schlug sie nach einer Weile vor.
 

"Warum? Es macht mir gerade so viel Spaß", meinte Kohaku lächelnd.
 

"Es macht dir Spaß, mich immer gewinnen zu lassen?" wunderte Chihiro sich.
 

"Du hast recht. Es macht mir Spaß, bei dir zu sein. Ob ich gewinne oder verliere ist doch völlig egal", antwortete Kohaku "Wenn du glücklich bist, dann bin ich auch glücklich."
 

"Aber Kohaku, deshalb musst du doch nicht absichtlich verlieren. Ich weiß doch, dass du ein Gott bist und wahrscheinlich alles besser kannst, als ich", sagte Chihiro, "dann brauchst du dich vor mir auch nicht zu verstellen."
 

"Ich bin vielleicht ein Gott, aber ich möchte nicht besser sein, als irgendwer sonst. Ich tue immer nur irgendjemandem weh, wenn ich mich nicht zurückhalte", gab Kohaku nachdenklich zurück. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. "Schon früher musste ich vorsichtig sein, wenn ich mit Menschenkindern zusammen spielen wollte, weil ich ihnen sonst ganz leicht weh getan habe. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin mit meinen Kräften ein Monster und sollte besser alleine bleiben. Aber ich muss bei dir sein."
 

"Kohaku. Du bist doch kein Monster. Wie kommst du denn auf die Idee. Ich glaube eher, du hast ein ähnliches Problem, wie ich. Ich kann mit meinen Zauberkräften nicht richtig umgehen und bin deshalb vielleicht eine Gefahr für andere. Du kannst nicht mit anderen Leuten umgehen, weil du zu wenig Übung darin hast, und dann passieren immer Sachen, mit denen du nicht gerechnet hast."
 

"Hallo, ihr beiden. Na, was macht ihr denn gerade", sagte Chihiros Mutter, die im Türrahmen aufgetaucht war.
 

"Wie haben gespielt. Ohajiki", entfuhr es Chihiro, die dabei erschrocken herumfuhr. "Mama, musst du dich denn so anschleichen. Und wie geht es Papa?"
 

"Papa geht es gut. Er ist gerade in seinem Sessel eingeschlafen", antwortete diese lächelnd, wobei sie Kohaku anblickte. "Ohajiki? Seid ihr dafür nicht ein wenig zu alt? Aber ist ja auch egal. Wenn ihr immer noch wollt, könnt ihr jetzt diese Zeniba besuchen gehen. Es ist wohl am besten, wenn ihr die ganze Nacht dort verbringt und erst morgen Früh wiederkommt."
 

"Juhu. Dürfen wir wirklich?" Chihiro sprang auf und fiel ihrer Mutter um den Hals. "Und Papa ist schon eingeschlafen? Wir haben doch gerade mal Neun Uhr. Hat er denn nichts mehr dagegen?"
 

"Hey, nicht so stürmisch, Schatz", rief Yuko Ogino, "was bist du auf einmal schwer geworden." Chihiro ließ ihre Mutter los. "Dein Vater war sehr müde, er hatte eine anstrengende Woche. Ich habe ihn gefragt und er war zwar nicht direkt einverstanden, aber verboten hat er es auch nicht. Nun macht euch schon fertig, sonst wird es noch später."
 

Eine Viertelstunde später waren Kohaku und Chihiro auf dem Weg zum Tunnel durch den Wald. Es war für die Jahreszeit, Mitte Oktober, bereits sehr kühl und es nieselte vor sich hin. Im Wald selbst war es Totenstill. Nahezu alle Lebewesen schienen sich genauso wie der Wind in ihren Löchern verkrochen zu haben.
 

Kohaku hatte etwas Schwierigkeiten mit der Kapuze des alten Parkas, den Chihiros Mutter ihm aufgedrängt hatte. Zwar hatte er ihr versichert, dass ihm das Wetter nichts ausmachen würde, aber sie hatte darauf bestanden, dass Kohaku das viel zu große Kleidungsstück anzieht, welches Herr Ogino bis vor drei Jahren auf vielen Baustellen im Winter getragen hatte.
 

So rutschte die Kapuze immer wieder über seine Augen und weil die Ärmel viel zu lang waren, konnte er sie kaum zurückschieben. schließlich half Chihiro ihm, die Ärmel so weit umzukrempeln, dass er seine Hände wieder benutzen konnte. Kohaku bedankte sich, indem er Chihiro zeigte, wie man die Regentropfen mittels Zauberei daran hindern konnte, einen zu treffen.
 

Chihiro experimentierte auf ihrem Weg ein wenig, machte den Effekt des Zaubers mal stärker, mal schwächer, und schaffte es am Ende tatsächlich den Zauber umzupolen, sodass alle Regentropfen aus einem größeren Umkreis gezielt auf sie einprasselten. Mit einem lauten Quieken versuchte sie, der von ihr erzeugten Regenwand auszuweichen, doch erst nachdem Kohaku den Zauber wieder gelöst hatte, entkamen sie durchgeweicht dem Tropfengewitter.
 

Patschnass verblüffte sie Kohaku dann, indem sie dem Wasser in ihrer Kleidung einfach befahl, herauszufließen, so wie sie es sich bei Manami abgeschaut hatte. Wieder trocken und mit einem mittelstarken Regenbann umgeben kamen sie froh gelaunt am roten Gebäude an, welches sie unfreundlich und abweisend empfing.
 

Ein paar Schritte von der grinsenden Steinstatue, die sich nur schemenhaft vor dem Tunnelausgang abzeichnete, begann Kohaku dann Etwas unter dem feuchten Laub zu suchen, das den gepflasterten Boden bedeckte. Chihiro konnte in der Dunkelheit fast nichts erkennen, sodass sie sich wünschte, durch seine Augen sehen zu können.
 

"Was suchst du den da?" fragte sie neugierig.
 

"Ich habe neulich hier etwas verloren, das ich Zeniba zurückbringen wollte", antwortete er, "es sieht aus, wie eine kleines Bambusstöckchen an einem Faden, wenn du mir suchen helfen willst."
 

"Aber ich seh doch gar nichts", gab sie zurück, "Wir hätten doch die Taschenlampe mitnehmen sollen."
 

Kohaku machte eine kleine Flamme an der Fingerspitze und beleuchtete den Boden, aber wegen der flackernden Schatten und dem durcheinander des Laubs konnte man nicht viel mehr erkennen.
 

"Das machst du ja genau wie Yubaba!", meinte sie erstaunt.
 

"Was meinst du?"
 

"Na, das mit dem Feuer." Chihiro ahmte die Geste mehrfach nach, bevor sie ein paar Schritte nähe kam, um Kohaku beim Suchen zu helfen. Plötzlich patschte ihr irgendetwas gegen die Stirn, das sich in ihrem Haar festzukrallen schien und schließlich an ihrem Haarband hängen blieb.
 

"Iiiieeeeeeeee", kreischte sie los, "da krabbelt was durch mein Haar!" Sie begann einen wilden Tanz aufzuführen und versuchte mit wischenden Bewegungen das Ding aus ihrem Haar zu entfernen, doch das dünne harte Ding schien am Haarband festzukleben.
 

"Halt doch mal still, Chihiro" hörte sie seine beruhigende Stimme direkt an ihrem Ohr und instinktiv gehorchte sie, sich noch leicht vor Ekel schüttelnd.
 

"Da haben wir es ja", sagte er nach nur einem Augenblick des Suchens. Er zog es von Chihiros Haarband fort, auf das es offenbar eine Art magnetischer Kraft auszuüben schien. "Das war es, was ich hier gesucht hatte. Dass die Anziehungskraft auf kurze Entfernung so groß ist, hätte ich allerdings nicht gedacht."
 

"Was... was ist das denn?"
 

"Das ist der Kompass, mit dem ich dich gefunden habe. Den habe ich von Zeniba", antwortete er, erklärte ihr dann den ganzen Rest und zeigte ihr, wie es funktionierte. Nachdem er damit fertig war, berührte er ihre Stirn und zeigte ihr den Ausgang in der Nähe von Zenibas Haus. Kurz darauf kamen sie auf der anderen Seite des Tunnels in der Geisterwelt heraus, wo sie bereits von Zenibas Laterne erwartet wurden. Sie und die Laterne verbeugten sich wechselseitig voreinander.
 

Danach erst kam Chihiro dazu, sich ein wenig umzusehen und sie stellte fest, dass die Gegend ihr vertraut vorkam. Es war ganz Charakteristisch der Sumpfboden mit all seinen Geräuschen und Gerüchen, wo sie hier angekommen waren. Nur war es viel kühler, als beim letzten Mal, als sie hier gewesen war.
 

Da es in der Geisterwelt der Himmel klar war und der Mond schien, konnte man ein wenig erkennen, insbesondere, dass sie sich in der Mitte einer Lichtung befanden, die von mehreren flachen Tümpeln durchsetzt war. Ein wenig wunderte Chihiro sich über den Tor-Ausgang in einem hohlen Baum.
 

Die Laterne hüpfte auf ihrer Stielhand quietschender Weise vor ihnen her und wies ihnen einen trockenen Weg über die Lichtung hinweg und durch den Wald, bis sie den Pfad erreichten, der von der Haltestelle der Eisenbahnlinie zu Zenibas Haus führte. Insgesamt war es ein kleiner Marsch von etwa einer halben Stunde, bis sie das Haus der alten Hexe erreichten, die in der Tür stand und sie bereits erwartete.
 

Mit einem Jauchzer spurtete Chihiro los und fiel Zeniba um den Hals. "Oma Zeniba, wie schön, dich wiederzusehen", rief sie voller Überschwang aus.
 

"Chihiro, ich bin froh, dass du hier bist", keuchte Zeniba unter Chihiros Ansturm. Und nachdem das Mädchen sie wieder losgelassen hatte: "Kommt nur herein, es gibt Tee und Kuchen."
 

Kohaku war nicht gerannt und kam deshalb etwas nach Chihiro bei der Hexe an, vor der er sich verbeugte. "Hier, Frau Zeniba", sagte er dann und präsentierte den Kompass mit beiden Händen.
 

Sie nahm das Bambusstückchen mit einem fragenden Gesichtsausdruck entgegen. "Danke sehr. Das hättest du mir nicht zurückbringen brauchen, Junge", sagte sie und gab es ihm dann zurück. "Behalt es lieber, falls du Chihiro noch einmal suchen musst. Komm jetzt nur herein, gleich gibt es Tee."
 

Sie nahmen gemeinsam am Holztisch der Hexe platz, während das Ohngesicht den Tee und den Kuchen anrichtete. Nachdem es damit fertig war nahm es neben Chihiro platz und versuchte so artig zu sein, wie es nur konnte.
 

Während der nächsten halben Stunde unterhielten Chihiro und Zeniba sich angeregt über die vergangenen drei Jahre, wohingegen Kohaku sehr still blieb. Er betrachtete die meiste Zeit über den kleinen Lederbeutel, der unschuldig an der Tischkante lag.
 

"Der Phenaktit... ich meine, haben sie eine Lösung gefunden?" verlangte es ihn irgendwann zu wissen. Eigentlich wollte er mit Zeniba über deren Schwester Yubaba sprechen, aber er wusste nicht, wie er das Thema ansprechen sollte. Weil er Chihiro darüber nichts gesagt hatte, schämte er sich über sein mangelndes Vertrauen in die Einsicht des Mädchens.
 

"Na, du bist aber ungeduldig, für einen Drachen", spöttelte Zeniba, "aber gut, wenn du es so willst. Ohngesicht, hol doch bitte die Schachtel von Nebenan. Die Lackschachtel, die ich von meinem Ausflug vorgestern mitgebracht habe."
 

Die Schachtel war fein mit chinesischen Schriftzeichen verziert und Chihiro vermochte dank des Wissens, das ihr von Kohaku übertragen worden war, so etwas darauf entziffern, dass wie "Edelsteinzange" zu lauten schien.
 

Zeniba öffnete die Schachtel und entnahm daraus einen Gegenstand, der so ähnlich aussah, wie eine Zange, mit der man Nüsse knackt. Die Zange schien aus einfachem Eisen zu bestehen, meinte Chihiro zu erkennen, weil sie mehrere Roststellen hatte. Die Backen der Zange aber waren mit einem samtartigen, leicht glitzernden, roten Überzug versehen, der so gar nicht zum sonstigen, abgegriffenen Erscheinungsbild der Zange zu passen schien.
 

"Dies hier ist eine spezielle Zange zum Knacken von Edelsteinen", berichtete Zeniba. "Ich habe sie von einem Dämon ausgeliehen, der mir noch etwas schuldete." Sie nahm nun den Beutel und kippte dessen Inhalt auf den Tisch. Wie Kohaku feststellte, befanden sich diesmal ausschließlich Phenaktit-Steine darin, allerdings nur solche von ausgesuchter Qualität.
 

"So ihr Beiden, was wir nun tun müssen, ist ein wenig kompliziert, hat allerdings mit richtiger Magie auch nicht allzu viel zu tun. Wie ich Kohaku neulich bereits erklärt habe, wird der Phenaktit dazu eingesetzt, um Dimensionstore zu erzeugen, er hat zudem auch die Eigenschaft, magische Energien ohne Verlust zu leiten."
 

Sie nahm einen der funkelnden, diamantähnlichen Steine und zeigte ihn der staunenden Chihiro. "Dieser Stein sollte in der Lage sein, euch beide so zu verbinden, dass ein müheloser Austausch von sowohl magischer, als auch von Lebensenergie zwischen euch beiden dauerhaft möglich wird."
 

Sie legte einen der Steine zwischen die Backen der Zange. "Der Stein leitet derartige Energien auch durch Raum und Zeit, wenn er zerbrochen wird. Dazu allerdings müssen die Bruchflächen völlig ohne jede Beschädigung sein und Atom für Atom aneinander passen. Ach ja, und der Energiestrom muss während des Spaltvorgang ohne Unterbrechung stattfinden. Sobald auch nur eine kleine Störung auftritt, funktioniert es nicht und wir müssen wieder von vorne anfangen."
 

Mit diesen Worten drückte Zeniba zu, woraufhin der Stein mit einem leisen Popp in zwei Teile zersprang. Geschickt fing sie die Bruchstücke auf und hielt sie auf ihrer Handfläche so vor Kohaku und Chihiro, dass diese sie ganz genau betrachten konnten. Dann nahm sie die beiden Stücke und steckte sie vorsichtig wieder zusammen, bis die Bruchflächen einander berührten.
 

Ohne ein Geräusch verschwand der Spalt zwischen den beiden Hälften des Steins, als wäre er nie vorhanden gewesen. Er war wieder aus einem Stück. Staunend beäugte Chihiro dieses Phänomen, nahm den Stein in die Hand und versuchte die Bruchstelle zu finden.
 

"Da wirst du nichts entdecken. Die Zange erzeugt eine perfekte Spaltung des Steins und nachdem die Bruchstücke erneut zusammengefügt wurden, verschwindet die Bruchstelle auch wieder vollkommen. Aber nur, wenn auch wirklich jedes Atom dabei an seiner Stelle geblieben ist" verdeutlichte die Hexe weiter. "Dafür brauchen wir auch diese besondere Zange."
 

Zeniba nahm einen weiteren Stein aus dem Haufen und begutachtete ihn fachmännisch auf Einschlüsse. "Wir müssen nun nur noch dafür sorgen, dass im Moment der Spaltung ein konstanter magischer Energiestrom über den Stein geht. Dieser sollte trotz des Bruches erhalten bleiben, so als wenn der Stein noch heil wäre! so weit die Theorie und nun das Experiment."
 

"Ja aber, wie soll das denn gehen?" entfuhr es Chihiro, die das Ganze nicht glauben konnte.
 

"Ich glaube, ich weiß, was sie vorhaben", sagte Kohaku. Er nahm Chihiro den Stein aus der Hand, legte ihn zurück zwischen die Backen der Zange und gab sie Zeniba zurück. "Chihiro, ich glaube, wir sollen jetzt beide den Stein berühren", vermutete er und versuchte den Stein auf seiner Seite mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger zu fixieren, während dieser in der Zange eingespannt war. Verständnislos drückte Chihiro ihren Daumen von der anderen Seite gegen den Stein.
 

Ein vertrautes Kribbeln strahlte von dem Kristall in ihren Daumen aus und dann begriff sie, dass es der Strom von Lebenskraft zwischen ihr und Kohaku war, den sie spürte. Plötzlich knackte es leise, als der Stein dem Druck der Zange nachgab, und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren Daumen, als hätte jemand mit einem Lineal darauf geklatscht.
 

Vor Schreck zuckte Chihiro zurück und steckte den pulsierenden Daumen in den Mund, sodass ihr Bruchstück des Phenaktit-Steins zu Boden kullerte. Kohaku seinerseits hatte keine Mine verzogen und sein Bruchstück tapfer festgehalten. Ohne große Enttäuschung schaute Zeniba zu Boden, während das Ohngesicht dienstbeflissen das Bruchstück einsammelte.
 

Zeniba nahm Kohaku dessen Bruchstück weg und versuchte es mit dem anderen Stück wieder zu vereinen, doch es gelang nicht. So sehr Zeniba es auch versuchte, die Bruchflächen waren offenbar beschädigt und passten nicht mehr exakt aufeinander.
 

"Na ja, ich habe auch nicht damit gerechnet, dass es gleich beim ersten Mal klappt", seufzte sie, platzierte den anderen Kristall, den sie noch in der anderen Hand hatte zwischen den Backen der Zange. "Chihiro, du musst dein Stück richtig festhalten, auch wenn es etwas weh tut, sonst wird das nichts."
 

"Entschuldige, Oma Zeniba. Ich hatte mich nur etwas erschrocken." Chihiro packte den in der Zange eingeklemmten Halbedelstein jetzt ebenso an, wie Kohaku und nahm sich ganz fest vor, nicht loszulassen, ganz gleich, wie weh es beim Brechen des Steins auch tun mochte. Diesmal klappte es und obwohl ihre Fingerkuppen durch den Schlag beim Bruch fast Taub geworden waren, hielt sie mit verbissener Mine ihre Hälfte des Steins fest.
 

Kohaku besah sich interessiert die muschelig glänzende Bruchfläche, während Zeniba ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit aufschraubte, das sie plötzlich in der Hand hielt. Im Deckel des Fläschchens war ein kleiner Pinsel angebracht und der Geruch der von der Flüssigkeit ausging, kam Chihiro ebenfalls bekannt vor.
 

"Äh, Oma Zeniba", machte sie sich bemerkbar, "ist das eine besondere magische Tinktur oder so etwas ähnliches?"
 

"Das?" Zeniba hielt das Fläschchen Chihiro vor die Nase. "Nein, das ist nur Nagellack. So eine neumodische Erfindung von euch Menschen. Er ist aber ganz hervorragend geeignet, um empfindliche Oberflächen zu versiegeln. Hier, halt dein Stück mal hoch, aber lass es auf keinen Fall los. Wenn der Energiestrom unterbrochen wird, müssen wir noch einmal von vorne beginnen."
 

Mit weit aufgerissenen Augen sah Chihiro dabei zu, wie die Hexe vorsichtig die Bruchfläche mit Nagellack bestrich.
 

"Sagen sie, Frau Zeniba, wie eigentlich funktioniert das mit dem zerbrochenen Phenaktit eigentlich?" fragte Kohaku neugierig, als seine Hälfte des Steins mit dem Lackieren an der Reihe war.
 

"Das Ganze wirklich zu erklären ist ziemlich kompliziert und es stecken eine Menge magiemathischer Herleitungen hinter dem Effekt, aber vereinfacht gesagt, erfolgt beim Bruch eine Verschränkung magischer Potenziale in den Bruchflächen, die eine verlustfreie Übertragung magischer Energieströme durch Raum und Zeit ermöglichen. Für den Stein ist es quasi so, als wäre er gar nicht zerbrochen. Allerdings verschwindet der Effekt sofort, wenn nur eine winzige Störung vorliegt und kann dann nicht mehr wiederhergestellt werden."
 

Kohaku hörte aufmerksam zu und fragte dann: "Das bedeutet doch, dass wir die Steine permanent berühren müssen. Sollen wir sie irgendwie am Körper befestigen? Ich glaube nicht, dass das dauerhaft geht. Nein, wir müssten sie irgendwie in uns haben."
 

"Na siehst du, da hast du ja schon deine Antwort", meinte Zeniba freundlich. "Ihr müsst sie in eurem Bauch tragen."
 

"Wie, in unserem Bauch?" entfuhr es Chihiro entgeistert. Sie äugte misstrauisch auf die scharfen Bruchkanten. "Sollen wir sie etwa herunterschlucken, oder was?"
 

"Herunterschlucken?" Zeniba lachte kurz auf. "Das würde auch nicht viel nützen. Nach einem Tag kämen sie ja hinten wieder heraus. Nein, ich meine richtig im Inneren eurer Körper, unter der Haut."
 

"Ja aber, wie sollen sie denn dahin kommen?" flüsterte Chihiro.
 

"Na ja, durch die Haut eben. Am besten ist da wohl der Bauchnabel geeignet, denke ich. Aber erst einmal muss der Nagellack richtig trocknen, damit das Lösungsmittel nicht in eure Körper gelangt." Zeniba setzte sich mit einem Seufzer auf einen Holzstuhl, während Chihiro es ganz mulmig wurde. Kohaku setzte sich ohne große Rührung auf die Holzbank und Chihiro nach kurzem Zögern neben ihn, wo sie ängstlich seinen Arm umklammerte.
 

"Du, Kohaku, darfst dich dann natürlich nicht mehr auflösen und in einen Geist verwandeln", fügte sie noch schnell hinzu und blickte den Jungen Drachen eindringlich an, der den Blick fragend erwiderte. "Der Stein macht die Verwandlung nämlich nicht mit und würde dann aus dir herausplumpsen."
 

Das machte ihm ohnehin keine allzu großen Sorgen, denn er wollte sich ohnehin nicht mehr in einen Geist verwandeln, wenn es sich vermeiden ließ.
 

,Haku. Hat sie jetzt vor, uns zu operieren, oder so?' wollte Chihiro in Gedanken wissen.
 

,Chihiro, du hast mich ja wieder Haku genannt', bemerkte der Drache und Chihiro spürte so eine Art gedankliches Lächeln. ,Ich bin mir sicher, sie weiß, was sie tut. Wahrscheinlich wird sie Magie benutzen. Auf jeden Fall brauchst du keine Angst zu haben.'
 

Chihiro entspannte sich ein wenig, ließ Kohaku aber nicht los, während das Ohngesicht sie anstupste und "Ah, ah, ah" machte. Dann schüttete es allen Tee nach.
 

Sie schwiegen, während sie ihre Tee tranken und darauf warteten, dass der Nagellack trocknete. Die ganze Zeit über hielt Chihiro krampfhaft ihr Stück des Phenaktit-Steins fest, wobei sie auf das angenehme Kribbeln achtete, dass davon ausging. Wenn sie Kohaku kurz losließ, wurde es sofort stärker.
 

,Kohaku, spürst du das Kribbeln auch?' wollte sie nach einer Weile wissen.
 

,Ja Chihiro, es ist sehr stark', meinte er und fuhr nach einer kurzen Pause fort, ,ich, ich muss dir etwas sagen. Ich habe mit Zeniba abgesprochen, dass wir Yubaba das Sagen über das Badehaus entziehen wollen. Wir wissen noch nicht, wie wir vorgehen wollen, aber es könnte gefährlich werden.'
 

,Ihr wollt Yubaba aus dem Badehaus vertreiben? Ist sie denn wirklich so schlimm?' Chihiro konnte sich das überhaupt nicht vorstellen. Wie sollte denn das Badehaus ohne Yubaba funktionieren? Sie war vielleicht streng, aber dafür hatte sie doch bestimmt ihre Gründe. Und die Sache mit Kohaku war doch bestimmt auch nur ein Versehen. Immerhin war er jetzt bei ihr und es ging ihm gut.
 

,Doch Chihiro, glaub mir, es ist besser, wenn Yubaba das Badehaus nicht mehr leitet. Sie hat schon so viele Leute umgebracht ...und tut es immer noch', bestätigte Kohaku.
 

Chihiro wollte etwas erwidern, doch Zeniba meldete sich auf einmal zu Wort: "So, der Lack sollte jetzt in etwa trocken sein und wir können fortfahren. Am besten ist wohl, ich fange mit dir an, Kohaku. Damit Chihiro sieht, was passiert. Könntest du bitte herkommen und deinen Bauch freimachen."
 

Kohaku stand auf und stellte sich vor Zeniba, wo er sein T-Shirt hochzog. Zeniba murmelte etwas, während sie mit dem Zeigefinger auf den Bauchnabel wies. Ein schwacher Lichtschein schien von der Spitze ihres Fingernagels auszugehen. "So, jetzt sollte es gehen. Halt doch bitte mal dein Bruchstück hierhin", wies sie den Jungen an.
 

Kohaku schaute neugierig an sich herunter, während Zeniba vorsichtig das Phenaktit-Stück mit dem Fingernagel des linken Zeigefingers gegen seine Haut drückte. Mit dem rechten Zeigefinger deutete sie auf den Bauchnabel. Eine keine blaue Wolke löste sich davon, der von Kohakus Haut absorbiert wurde.
 

Dann ging alles ganz schnell. Mit einem kleinen Ruck drückte Zeniba den Stein in den Bauchnabel hinein, wo er mit einem leisen, schmatzenden Geräusch verschwand. Chihiro traute ihren Augen kaum, denn scheinbar war Kohakus Bruchstück einfach durch die Haut geflutscht, ohne ihn zu verletzen, doch dann sah sie, wie sich sein Nabel mit Blut füllte.
 

Mit einem eher erstaunten Gesichtsausdruck beobachtete er, wie sich ein Tropfen löste und in Richtung seiner Hose zu fließen begann, wobei er eine rote Spur auf der Haut zurückließ.
 

Zeniba beeilte sich, ihm ein sauberes Tuch zu holen, mit dem sie das Blut abwischte. "Hier, halt das ein paar Minuten vor die Wunde, bis der Zauber nachlässt und deine Haut wieder fest wird", wies Zeniba ihn an. "War doch gar nicht so schlimm, oder? So, und jetzt zu dir, Chihiro."
 

Am liebsten wäre Chihiro jetzt weggelaufen. Aber das konnte sie nicht tun, denn dann hätte sie Kohaku nicht mehr in die Augen sehen können. Er hatte weder gezuckt, noch die Mine verzogen, also konnte es nicht allzu weh getan haben. Sie gab sich einen Ruck und zog mit zittrigen Händen ihren Pullover hoch, wobei ihr fast der Stein aus der Hand entglitten wäre.
 

Ganz sachlich, wie ein Chirurg, wenn er mit dem Skalpell den ersten Schnitt ansetzt, verfuhr Zeniba genau so, wie sie es bei Kohaku gemacht hatte, nur dass sie Chihiro bereits im Vorhinein ein Tuch gab. Als die blaue Wolke ihre Haut berührte, fühlte sich das nur ein wenig kühl an, doch dann drückte die Hexe den Stein in ihren Bauchnabel hinein. Es war, als bohrte jemand ein Stück glühenden Stahls in sie hinein.
 

Chihiro hätte geschrien, wenn sie überhaupt noch Luft bekommen hätte, so weh tat es ihr. Sie ließ sich unbewusst zu Boden plumpsen, wo sie sich zusammenkrümmte und krampfhaft das Tuch gegen ihren Bauch presste.
 

Dann war der Schmerz auf einmal wie weggeflogen. Verwundert öffnete Chihiro ihre Augen und blickte direkt in Kohakus, der neben ihr Kniete und seine Hand ebenfalls auf ihren Bauch gelegt hatte. Um die Schmerzen zu blockieren, hatte er den gleichen Zauber benutzt, den er am Tag zuvor bei ihrem Vater verwendet hatte, als dieser sich die Nase gestoßen hatte.
 

Er half ihr wieder auf die Beine und blickte Zeniba ärgerlich an. "Sie hätten durchaus etwas gegen die Schmerzen unternehmen können", fauchte er die Hexe an.
 

"Junge, den Zauber den du da benutzt hast, kenne ich auch. Der wirkt aber nur, wenn man bereits Schmerzen hat", gab diese entrüstet zurück, "und die Zauber, die Schmerzen im Vorhinein unterdrücken, können ganz leicht dauerhafte Nervenschäden verursachen. Jedenfalls bei Menschen."
 

So ganz war Kohaku von dieser Erklärung nicht überzeugt, aber er wusste auch nicht genug über Magie, um dem etwas entgegen halten zu können. Chihiro jedenfalls war noch ganz zitterig und so half er ihr, sich auf die Bank zu setzen.
 

,Haku, tat es dir denn gar nicht weh?" hörte er Chihiros Gedanken in seinem Geist.
 

,Doch Chihiro, ich habe nur gelernt, Schmerzen vollkommen zu ignorieren. Ich spüre ihn zwar, aber er ist nur eine Wahrnehmung wie warm oder kalt, wie hell oder dunkel', antwortete Kohaku, ,er berührt mich einfach nicht mehr. Ich habe das damals gelernt, als mein Fluss trocken gelegt wurde.'
 

,Als dein Fluss zugeschüttet wurde? Meine Mama hat mir mal erzählt, dass ich mehrere Wochen im Krankenhaus war, als ich fünf gewesen bin. Das muss genau dann gewesen sein, als du deinen Fluss verloren hast. Ich weiß nur noch, dass ich im Kindergarten gewesen bin und dann war es auf einmal, als würde mein ganzer Körper zerquetscht werden. Als nächstes bin ich im Krankenhaus aufgewacht und habe das Gesicht meiner Mutter geblickt.'
 

,Zerquetscht werden ...Ja so könnte man das Gefühl beschreiben. Offenbar bist du dann bewusstlos geworden. Ich habe mich damals aufgelöst und bin zu einem Geist geworden. Geister schlafen weder, noch können sie bewusstlos werden ...' Kohaku war erschüttert, weil er nun erfuhr, dass Chihiro das Gleiche durchgemacht hatte, wie er. Aber gleichzeitig war er auch froh, dass sie damals ohnmächtig geworden war.
 

,Dass heißt, du musstest das die ganze Zeit aushalten? Über mehrere Wochen hinweg?!' Chihiro war fassungslos und wollte sich das gar nicht vorstellen. ,O Kohaku, das tut mir ja so leid.'
 

"Was ist denn los mit euch beiden. Ihr seid ja so schweigsam", meldete Zeniba sich zu Wort. Sie fand, dass die Beiden jetzt genügend vor sich hingebrütet hatten. Beide sassen sie da nebeneinander und starrten sauertöpfisch auf die Tischplatte. "So Furchtbar ist es doch nicht gewesen und wenn ich euch vorher gesagt hätte, was ich vorhabe, hättet ihr vielleicht Nein gesagt. Also nun zeigt schon, wie es geworden ist."
 

Kohaku gab sch einen kurzen Ruck, stellte sich vor Zeniba hin und präsentierte seinen Bauch. Genau wie die Hexe erwartet hatte, war die Wunde bereits beinahe verheilt. Nur noch eine dünne rote Linie war zu sehen, dort wo das Penaktitbruchstück durch die Haut gedrungen war.
 

Danach untersuchte sie Chihiros Bauchnabel und wie sie erwatet hatte, war auch diese Wunde bereits geschlossen, obwohl gerade erst fünf Minuten vergangen waren. Zwar war sie noch nicht so weit verheilt, wie bei dem Drachen, aber bei einem normalen Menschen würde sie jetzt noch immer bluten.
 

"Woher sollen wir denn jetzt wissen, ob es funktioniert hat?" wollte Chihiro dann wissen. "Und was ist mit dem Nagellack. Vielleicht ist der ja giftig! Außerdem, sollte die Wunde denn nicht desinfiziert werden? Am Ende entzündet sich das Ganze noch, oder so."
 

"Bla, bla, bla. Chihiro, du trägst die Lebenskraft eines Drachen in dir. Um dich selbst zu vergiften, müsstest du vermutlich Blausäure Becherweise trinken. Bis morgen früh ist alles Verheilt und vom Nagellack ist eh' nur das Lösungsmittel ungesund", antwortete Zeniba, "Aber wie wir testen können, ob's geklappt hat, weiß ich im Moment auch nicht. Ihr werdet es ja dann in der Menschenwelt sehen, wenn Kohaku sich nicht mehr auflöst."
 

"Ich glaube, ich weiß, wie wir es testen können", meinte Kohaku auf einmal. Er ließ Chihiros Hand los, die er de ganze Zeit gehalten hatte und ging auf die andere Seite der Stube. ,Hallo Chihiro, kannst du mich hören', ertönte seine Stimme in ihrem Kopf. Sie war etwas überrascht, denn bisher hatte der telepathische Gedankenaustausch zwischen ihnen auch in der Geisterwelt nur funktioniert, solange sie einander direkt berührten.
 

,Ja Kohaku, ich höre dich lauter und deutlicher als jemals zuvor. Denk doch bitte ein bisschen leiser', gab Chihiro zurück, wobei sie die verdutzte Hexe laut anlachte. "Oma Zeniba, ich glaube es funktioniert!"
 

"Na, jetzt möchte ich aber doch wissen, wie ihr das herausgefunden haben wollt", interessierte diese sich, "verratet ihr's mir?" Chihiro und Kohaku aber schüttelten synchron den Kopf, denn beide wollten nicht, dass jemand erfuhr, dass sie direkt Gedanken austauschen konnten.
 

"Schön, wie ihr wollt", seufzte sie dann, "dafür können wir jetzt mit dem Zauberunterricht beginnen. Dass heißt natürlich nur, wenn ihr noch immer mögt." Sowohl Chihiro, als auch Kohaku mochten.
 

Um einen Überblick über ihre individuellen Fähigkeiten zu bekommen, ließ sie beide erst einmal zeigen, was sie konnten. Chihiro versuchte sich erst darin, ein Paar Gegenstände durch die Luft zu kommandieren, und als sie merkte, wie leicht das in der Geisterwelt ging, nahm sie mehr und mehr, bis sie sich verzettelte und alles zu Boden schepperte.
 

Mit einem Lachen und einem Wink mit ihrer beringten Hand brachte Zeniba alles wieder in Ordnung und lobte Chihiro noch für die Skulptur aus Wasser, die sie anschließend noch am Waschbecken machte.
 

Bei Kohaku war sie dann von der enormen Schnelligkeit und Durchschlagskraft seiner magischen Fähigkeiten beeindruckt, die gepaart war, mit einer fast unheimlichen Präzision. Er konnte blitzartig verschiedenartige Bannfelder erzeugen, die nicht einmal Zeniba ohne weiteres überwinden konnte. Zu stark war Kohakus Magie. Auf der anderen Seite waren seine Fähigkeiten relativ einseitig auf seine natürlichen Begabungen als Flussgott beschränkt, die sich auch bei Chihiro bereits zeigten.
 

Bei seinen Vorführungen erkannte sie auch eine Reihe von den einfachen Tricks, mit denen ihre Schwester ihre Gäste so gerne beeindruckte. abschließend forderte sie ihn noch auf, ob er denn nicht einen Apfel in eine Banane verwandeln könne, aber jetzt zeigte Kohaku sich vollkommen hilflos. Der Apfel wurde ein paar mal halb durchsichtig, bevor er letztendlich zu einer Art Brei zerfloss.
 

"Also mit dir, Chihiro, sollten wir zunächst einmal die allgemeine Anwendung deiner magischen Fähigkeiten üben. Du musst gewissermaßen erst einmal laufen lernen. Aber krabbeln kannst du im übertragenen Sinn bereits sehr gut, was für einen Menschen erstaunlich genug ist", analysierte die Hexe am Schluss.
 

"Aber bei dir Kohaku, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was ich davon halten soll. Einige deiner Fähigkeiten sind erstaunlich und sogar für einen einfachen Flussgott enorm, aber in vielen Bereichen fehlen dir anscheinend die einfachsten Grundlagen, von einer systematischen Ausbildung ganz zu schweigen", meinte Zeniba zu ihm, "ich denke wir sollten erst einmal testen, ob du überhaupt in der Lage bist, Verwandlungen durchzuführen, bevor ich entscheide, wie wir weiter machen."
 

"Und ich? Wollen sie mich nicht testen? Ich habe doch genau die gleichen Zauberkräfte, wie Kohaku." Chihiro fühlte sich in wenig übergangen.
 

"Also gut, wenn du möchtest. Weißt du, bei einem Menschen, so Leid es mir tut, das zu sagen, ist das in der Regel hoffnungslos, ganz gleich, wie stark seine Zauberkräfte sind", antwortete Zeniba, "aber du wirst dann gleich sehen, wieso."
 

Sie holte eine Keramikschale aus dem Küchenschrank, die sie auf den Tisch stellte, bevor sie verschiedene Gegenstände darauf platzierte: ein altes Buch, ein paar Äpfel, einen Becher und eine getrocknete Päonienblüte. Aus dem Nebenraum holte sie Papier, Tusch und zwei Pinsel, die sie den verdutzt blickenden Kindern in die Hände drückte.
 

"So, du setzt dich hierhin und du dort und versucht mal, die Schale zu malen, so genau, wie ihr könnt", wies sie die Chihiro und Kohaku an. Sie nahmen einander gegenüber platz, so dass sie Schale von unterschiedlichen Seiten sahen. Chihiro kam sich ein wenig vor, wie im Kalligrafieunterricht, wenn sie ein neues Zeichen lernen musste. Sie wusste nicht so recht, wie sie beginnen sollte.
 

Als sie sich endlich dazu durchgerungen hatte die ersten Pinselstriche zu machen, behauptete Kohaku bereits, dass er fertig wäre. Sofort wollte Chihiro aufspringen, um sich sein Ergebnis anzusehen, aber Zeniba stoppte sie und hieß sie weiterzumalen. Sie gab sich so große Mühe, wie sie nur konnte. Nach etwa einer halben Stunde war sie so weit, dass nicht mehr wusste, wie sie ihr wenig zufrieden stellendes Bild noch verbessern sollte. Am liebsten hätte noch einmal von vorne angefangen.
 

Sie gab es Zeniba, die es neben Kohakus Werk legte, der gerade einmal fünf Minuten dafür gebraucht hatte. "Hier schaut euch das an", kommentierte Zeniba beim Vergleich ihrer Bilder, "Das ist der Grund, warum Menschen aus Prinzip keine Verwandlungen durchführen können. Ihr Wahrnehmungs- und Vorstellungsvermögen ist einfach zu schlecht." Chihiro und Kohaku kamen herum, um beide Bilder nebeneinander sehen zu können.
 

Als Kohaku Chihiros Bild erblickte, war er fast erschrocken, wie wenig ihr Bild mit der Schale zu tun hatte. Nur mit viel Fantasie konnte man darin die Vorlage erkennen und die vielen Tuschekleckse und Schmierer verbesserten das Bild auch nicht unbedingt.
 

Chihiro ihrerseits war völlig verblüfft von Kohakus Bild. Vorsichtshalber ging sie noch einmal um den Tisch herum und besah sich die Schale von Kohakus Platz aus an. Sie sah ganz genau so aus, wie auf dem Bild. Nein, korrigierte sie sich, Kohakus Bild sah ganz genau so aus, wie die Schale von hier aus. Alle Einzelheiten waren vorhanden. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte Chihiro vermutet, dass jemand das Bild von einem Foto abgepaust hätte.
 

Mit ganz klaren, fehlerfreien Pinselstrichen hatte Kohaku die Umrisse nachgezogen und es irgendwie auch geschafft, die Oberflächenbeschaffenheit der Gegenstände einzufangen. Fast hatte sie beim Betrachten von Kohakus Bild das Gefühl, man müsste nur noch Farben hinzufügen und könnte dann den Apfel herausnehmen und hineinbeißen.
 

"Das, das ist toll", sagte sie schließlich bewundernd und mit Stolz über Kohakus Fähigkeiten, "ich wusste gar nicht, dass du so gut malen kannst."
 

"Aber ich habe doch nur gezeichnet, was ich gesehen habe", versuchte der seine Leistung herunter zu spielen. Es war ihm peinlich, dass Chihiros Bild so schlecht geworden war und so wenig mit der Schale zu tun hatte. Hätte er das vorher gewusst, hätte er viel langsamer und weniger genau gezeichnet, damit Chihiros Bild nicht ganz so schlecht gewirkt hätte.
 

"Eben, genau darum geht es", sagte Zeniba dazu, "wenn du Dinge verwandeln willst, musst du eine genaue Vorstellung von ihrer Form und Beschaffenheit haben, sonst ist das Ganze Unterfangen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Kohaku besitzt zumindest die Gabe der genauen Beobachtung. Dein Werk, Chihiro, mag einen Gewissen künstlerischen Wert besitzen, doch es zeigt nicht die notwendige Begabung, die es braucht, um sicher Transmutationen durchführen zu können. Ob Kohaku sie letztendlich besitzt, will ich in einem zweiten Test herausfinden."
 

Zeniba deckte ein Tuch über die Schale, sodass man sie nicht mehr sehen konnte. Dann gab sie Kohaku und Chihiro jeweils ein weiteres Blatt Papier und wies sie an, die Schale noch einmal zu Zeichnen, diesmal allerdings aus einer Perspektive, die um ein Viertel gedreht war. Zudem sollten sie statt des Apfels eine Banane auf die Schale malen.
 

Nur kurz versuchte Chihiro sich das Vorzustellen, doch sie konnte sich kaum erinnern, wie die Schale von ihrer Seite aus ausgesehen hatte, geschweige denn, in welcher Anordnung sich die Gegenstände darauf befanden. Und erst recht konnte sie sich nicht Vorstellen, wie das Ganze mit eine Banane 90° von der Seite aussehen würde.
 

Deshalb legt sie Papier und Pinsel zur Seite, um Kohaku beim Zeichnen zuzuschauen. Mit unfassbar sicheren Pinselstrichen brachte er eine weitere Ansicht des Motivs zu Papier. Sie schaute ihm ins Gesicht und sah, dass seine Augen vor Konzentration fast glasig waren. Beinahe wünschte sie sich, sie könnte in ihm sein, um zu fühlen, was jetzt gerade in ihm vorging.
 

Zeniba nahm das Blatt in die Hand und betrachtete es mit gerunzelter Stirn Kohakus Zeichnung. Dann nahm sie das Tuch von der Schale, um sie aus der gleichen Richtung zu betrachten, wie es in der Zeichnung dargestellt war. Mehrfach blickte sie abwechselnd auf das Blatt Papier und auf die Schale, doch sie konnte keinen Fehler feststellen. Dann wies sie auf den Apfel, der sich nun artig in die Banane verwandelte, die auf dem Bild dargestellt war.
 

"Tja, ich glaube, so gut hätte ich selbst es nicht hinbekommen", sagte die Hexe schließlich. "Jetzt verstehe ich nur nicht, warum du vorhin die Verwandlung des Apfels nicht hinbekommen hast."
 

"Ich weiß leider auch nicht, was ich falsch gemacht haben könnte", sagte Kohaku. "Ich habe mich voll auf die Banane konzentriert und dann habe ich dem Apfel befohlen, sich zu verwandeln."
 

"Hah, siehst du. Genau das ist der Fehler. Du darfst bei der Verwandlung den Apfel nicht vergessen, sonst funktioniert es nicht. Du musst gleichzeitig Apfel und Banane in allen Einzelheiten im Sinn behalten, dann klappt die Verwandlung auch. Aber das ist es gleichzeitig auch, was Verwandlungszauber so schwer macht und für jemanden, der nicht das Gedächtnis und die Vorstellungskraft besitzt, wie ein Gott, völlig unmöglich."
 

"Soll das heißen, ich werde nie etwas verwandeln können?" fragte Chihiro enttäuscht. Zeniba nickte bedauernd. "Ich kann aber doch etwas verwandeln!" sagte Chihiro trotzig, rannte zur Tür hinaus und kehrte kurz darauf mit einem Kieselstein wieder zurück, den sie auf den Tisch legte. Dann führte sie ihren Murmelverwandlungszauber vor und der Kieselstein wurde zu einem kleinen Häufchen taub.
 

"Nun ja, das ist sehr interessant", meinte Zeniba lächelnd, "aber so eine richtige Verwandlung ist das ja nicht, finde ich. Das ist Staub. Wir sollten den armen Stein nicht als Staub enden lassen." Sie zeigte auf das Häufchen Staub und wollte es in den Kiesel zurückverwandeln, der es vorher gewesen war. Doch zu ihrer Überraschung passierte nichts.
 

Immerhin war sie eine sehr erfahrene Hexe und dass eine Verwandlung nicht klappte, das gab es bei ihr nicht. Sie versuchte die Struktur des Staubhäufchens zu erfassen, so wie es für eine ordentliche Transmutation notwendig war, doch dabei hatte sie as Gefühl, als würde sie mit ihren magischen Kräften ins Leere fassen, gewissermaßen abgleiten.
 

Weder konnte sie ein Gefüge des Staubhäufchens erfassen, noch war da irgendeine innere Form, die sie erkennen konnte. Neugierig geworden, nahm sie den Staub näher in Augenschein und rührte ein wenig mit ihrem Fingernagel darin herum. Er war so fein, dass er fast breiig wirkte und sofort am Fingernagel haftete.
 

"Also das ist jetzt wirklich interessant", sagte Zeniba zu Chihiro gewandt. "Ich kann überhaupt nicht erkennen, in was du den Kieselstein da verwandelt hast. Es ist, als hättest du ihn völlig atomisiert. So einen Zauber habe ich noch nie gesehen. Kannst du mir erklären, wie du das gemacht hast."
 

"Na, ich hab nur versucht, ihn in eine Glasmurmel zu verwandeln. Dann passiert jedes Mal so etwas. Ich kann das auch mit anderen Sachen machen", gab Chihiro zurück, glücklich, dass sie die Hexe beeindruckt hatte. Sie drehte sich deshalb herum und wandte den Zauber auf den Becher an, er sich auf der Schale befand. Einen Moment noch behielt dieser seine Form, bevor er zu einem entsprechend größeren Staubhaufen in sich zusammensank.
 

Zeniba untersuchte ihn gleichermaßen, doch auch hier konnte sie keine Struktur mehr erkennen. "Das ist ja eine vollkommene Zerstörung des Gegenstandes", bemerkte sie, jetzt mit deutlicher Besorgnis in der Stimme. Einige weitere Minuten versuchte sie mit dem Staub irgendetwas anzustellen, ihn zu verwandeln, oder auch nur ihn von der Stalle zu bewegen, aber Nichts funktionierte. Sie wandte sich Chihiro zu und packte das Mädchen an den Schultern. "Jetzt sag bloß, du kannst das auch mit belebten Dingen?"
 

"Ich, äh, ich weiß nicht", antwortete Chihiro überrascht über die plötzliche Aufmerksamkeit, "das müsste ich erst ausprobieren." Sie riss sich von Zeniba los und versuchte den Zauber an der Banane auf der Schale, die ja kurz zuvor noch ein Apfel gewesen war. Doch diesmal war sie es, der der Zauber nicht gelingen wollte. Die Banane ließ sich partout nicht in einen Staubhaufen verwandeln, so sehr Chihiro es auch versuchte.
 

Vielleicht lag das aber auch daran, dass sie überhaupt keine Idee hatte, wie aus einer Banane eine Murmel werden sollte. "Also, mit der Banane klappt es nicht", sagte sie nach einigen weiteren Versuchen und setzte sich mit einem Seufzer auf die Holzbank. Verwandlungszauber waren doch ziemlich anstrengend.
 

"Das beruhigt mich aber sehr", sagte Zeniba erleichtert. "Weißt du, ich dachte schon fast, du hättest einen Zauber gefunden, der keine Umkehrung besitzt und mit dem du Jedermann einfach umbringen könntest."
 

"Umbringen? Ich will doch niemanden umbringen. Außerdem kann ich den Zauber umkehren, jedenfalls so ungefähr", gab Chihiro zurück. Sie wandte den Umkehrzauber, den sie gefunden hatte, auf die beiden Staubhäufchen an, den vom Kieselstein und den vom Becher. Beide wurden daraufhin sofort zu festen Klumpen, die sich zu Zenibas Erleichterung dann wieder zurück in den Ausgangszustand verwandeln ließen.
 

"Ist das denn so gefährlich, was Chihiro da gemacht hat?" fragte Kohaku neugierig.
 

"Ob das gefährlich ist? Ich habe jedenfalls noch nie von einem Zauber gehört, der Dinge in einen Zustand verwandelt, die normaler Magie nicht mehr zugänglich sind. Ich müsste den Staub doch zumindest bewegen können, oder nicht ...", erwiderte die Hexe und blickte dabei Kohaku an, "noch erstaunlicher finde ist allerdings, dass Chihiro diesen Zustand teilweise wieder umkehren kann. Kannst du mir eigentlich erklären, wie du das machst?"
 

"Wie ich das mache?" fragte Chihiro verdutzt. Das war doch ganz einfach. "Na, sie müssen den Kieselstein, oder den Becher, oder was auch immer, in eine Glasmurmel verwandeln. Dann wird er zu Staub. Und den Staub müssen sie dann wieder in einen Kiesel verwandeln. Dann wird er wieder fest."
 

Zeniba versuchte kurz einen Sinn in dem Gesagten zu erkennen, doch dann besah sie sich Chihiros Zeichnung und kam zu dem Schluss, dass sie wohl nie ergründen würde, was im Kopf des Mädchens vor sich ging, bei der Ausführung diesen Zaubers. "Chihiro, versprichst du mir, dass du diesen Zauber nie mehr anwenden wirst. Ich befürchte nämlich, dass ganz furchtbare Dinge geschehen können. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, könntest du damit, in einer Kettenreaktion, die ganze Erde in atomaren Staub verwandeln."
 

"Die ganze Erde?? Meinst du wirklich, Oma Zeniba?" Jetzt wurde Chihiro doch wieder ein wenig mulmig. "Also gut, ich verspreche dir, dass ich diesen Zauber nicht mehr benutze", erklärte sie feierlich.
 

"Das hört sich aber nicht besonders ernsthaft an", wandte Zeniba ein. Die Formulierung "Also gut" gefiel ihr nicht besonders.
 

"Was soll ich denn sagen, Oma Zeniba? Soll ich bei meinem Leben schwören? Mein Leben ist auch Kohakus Leben und ich kann doch nicht für ihn schwören", verteidigte Chihiro sich und Zeniba sah ihr Dilemma unmittelbar ein.
 

"Ich werde dein Versprechen vorerst akzeptieren, aber wenn ich erleben sollte, dass du es brichst, werde ich euch nicht mehr unterrichten", erklärte die Hexe bitterernst, wobei sie sich Fragte, was für eine Aufgabe sie sich da wohl aufgebürdet hatte.
 

Zeniba begann nun mit dem eigentlichen Zauberunterricht und es war viel weniger lustig, als Chihiro sich das vorgestellte hatte. Die erste Lektion, die sie lernen musste war, dass Zaubern harte Arbeit ist und viel, sehr viel Übung erfordert.
 

Sie selbst konnte am Ende der Nacht Gegenstände viel präziser unter ihren Willen zwingen, als sie das jemals zuvor gedacht hatte. Aber er war noch ein weiter Weg dahin, wie sie feststellte, bis sie es schaffen würde, dass sich Gegenstände automatisch sortierten und in ordentlichen Stapeln sammeln würden.
 

Kohaku schaffte es nach einiger Zeit, den Apfel beliebig in eine Banane und wieder zurück zu verwandeln. Er war noch begierig darauf, weitere Verwandlungen zu erarbeiten, denn wie Zeniba ihnen beibrachte, konnte man in der Regel nicht einfach jede Umwandlung durchführen, sondern im Ernstfall nur solche, die man vorher gut eingeübt hatte.
 

Versuchte man eine neue Verwandlung aus dem Stehgreif, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie daneben ging. Wenn man sie allerdings oft genug praktiziert hatte, konnte man gewisse Verwandlungen quasi im Vorbeigehen bewerkstelligen. Als Beispiel nannte Zeniba hierfür ihre Schwester Yubaba, gerne alles in ein Kohlestück verwandelte, einfach weil sie es am besten konnte und es ihr am wenigsten Mühe kostete.
 

Zusätzlich merkte sie noch an, sahen die Kohlestücke ihrer Schwester immer genau gleich aus, eben genau so, wie das Kohlestück mit dem sie vor über 100 Jahren immer geübt hatte.
 

Da es mittlerweile weit nach Mitternacht war, befand die alte Hexe, dass es Zeit wäre, eine Pause einzulegen und etwas zu Essen zu machen. Sie machte daher mit einem Fingerschnippen Feuer im Herd und setzte einen kupfernen Topf auf die Feuerstelle, der bereits die ganze Zeit abgedeckt neben dem Herd gestanden hatte. Kurz drauf bekamen sie dann vom Ohngesicht einen herrlich duftenden Gemüseeintopf serviert.
 

Nach dem mitternächtlichen Imbiss begann Zeniba sie in die theoretischen Grundlagen der Magie einzuführen. Zeniba ließ dazu das Ohngesicht eine Tafel aufstellen, auf der sie zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Kongruenzmagie bis hin zu den Grundlagen der affinen Mathemagie durch den Gott Okuni Nushi.
 

Dieser Gott musste laut Zeniba wirklich brilliant gewesen sein, hatte aber, wie sie bedauernd hinzufügte, seit mehr als tausend Jahren keine bedeutenden Beiträge mehr zur Magietheorie mehr geliefert hatte, weil er voll und ganz mit der ihm betrauten Aufgabe ausgelastet war, die Geisterwelt zu administrieren.
 

Chihiro meinte, diesen Namen schon einmal gehört zu haben, aber weil sie allmählich ziemlich müde geworden war, hakte sie nicht weiter nach. Zeniba dozierte desweilen weiter vor sich hin und zeichnete eine detaillierte Zeittafel der Magiehistorie an. Nach einer Weile wunderte sie sich, dass es hinter ihr vollkommen ruhig geworden war und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Chihiros Kopf auf die Tischplatte gesunken war und das Mädchen fest schlief.
 

Kohaku blinzelte sie aus geröteten, winzig kleinen Augen an. Er konnte sich offenbar auch kaum wachhalten. "Bitte verzeihen sie, Frau Zeniba", flüsterte er, um Chihiro nicht zu wecken, "ich möchte nicht unhöflich erscheinen, denn normalerweise werde ich ja kaum müde. Aber durch den Stein überträgt sich ihre Müdigkeit irgendwie auf mich und ich würde jetzt auch am liebsten schlafen."
 

So sagte er und ließ sich auch schon seitlich auf die Bank sinken, wo er sich zusammenkauerte und sofort einschlief.
 

"Na so was", murmelte die Hexe, holte zwei Decken aus dem Nebenzimmer und hüllte die beiden Kinder vorsichtig darin ein. Dann holte sie sich ein Buch aus ihrer Bibliothek und begann darin zu lesen, während das Ohngesicht begann, einen Pullover für Chihiro zu häkeln.
 

Wiederum zwei Stunden später wachte Kohaku auf. Blinzelnd blickte er sich um, sah aber nur Chihiro, die sich neben ihm auf der Holzbank zusammengerollt hatte und im Moment anscheinend träumte, wie er an ihren unter den Liedern hin und her zuckenden Augen erkannte.
 

Weder Zeniba noch das Ohngesicht waren in der Stube. Leise stand er auf, ging zur Tür, weil er Geräusche von draußen hörte, und schaute hinaus. Dort war Zeniba dabei, einen Pflug hin und her zu dirigieren, der die Gemüsebeete vor dem Haus durchfurchte, während das Ohngesicht einen Heuballen durch die Gegend trug und damit hinter dem Haus in Richtung des Stalls verschwand.
 

"Ah, du bist ja wieder aufgewacht", rief Zeniba, als sie das Licht aus der geöffneten Tür bemerkte. "Wenn du möchtest, kannst du mir ein wenig zur Hand gehen und den Pflug für eine Weile übernehmen. Das ist bestimmt eine gute Übung, auch für dich." Kohaku nickte nur und benutzte dann seine Zauberkräfte, um den Pflug im Zickzack über das Feld zu schicken, während Zeniba in den Stall ging.
 

Als er fast fertig war, steckte eine ziemlich verschlafen wirkende Chihiro ihren Kopf zur Tür hinaus. Sie war noch immer in die Decke eingewickelt, weil ihr ziemlich kalt war, und da sie beim Atmen kleine Dampfwölkchen erzeugte bemerkte Kohaku jetzt, wie kalt es geworden war. Viel fehlte nicht mehr und würde beginnen zu frieren.
 

,Chihiro, bleib drinnen. Es ist kalt hier draußen', sorgte er sich, ,ich bin hier gleich fertig, dann komme ich rein.'
 

,Und was ist mit dir. Du stehst in einem T-Shirt. Wozu hat Mama dir denn Papas Parka gegeben', gab Chihiro zurück, verschwand kurz im Inneren und tappte etwas unbeholfen, weil sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte, kaum etwas sehen konnte, mit dem Parka zu Kohaku hinüber, dem sie ihn dann überzog.
 

Nachdem Kohaku mit dem Feld fertig war, gingen sie beide zum Stall hinüber, wo Zeniba und das Ohngesicht gerade dabei waren, die Schweine und die Ziegen zu füttern. Chihiro freundete sich rasch mit einer der Ziegen an, der sie einen Apfel aus einem Korb neben der Stalltür zu fressen gab. Von Kohaku aber schienen die anderen Ziegen besonders fasziniert zu sein, denn sie drängten sich alle zu ihm hin, obwohl es bei ihm nichts zu futtern gab.
 

"Chihiro, bitte verfüttere doch nicht alle Äpfel an die Ziegen", ließ sich Zeniba vernehmen, als sie deren Tun bemerkte, "die waren eigentlich für den Markt nächste Woche gedacht. Geht doch besser schon mal rein, denn bald wird es wieder hell werden. Ich komme gleich nach."
 

Auf dem Weg zurück ins Haus bemerkte Chihiro dann auch, dass der Himmel im Osten bereits heller wurde, weshalb sie sich zusammen mit Kohaku fertig für den Rückweg machte.
 

Lächelnd kam Zeniba kurz nach ihnen zusammen mit dem Ohngesicht zur Tür hinein. "Wie ich sehe, seid ihr schon fertig für den Heimweg. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr morgen wiederkommen könntet", sagte sie zum Abschied, während Chihiro sie umarmte. Kohaku war etwas zurückhaltender und begnügte sich mit einer Verbeugung.
 

Begleitet von der Laterne, die vor ihnen herhüpfte, fanden sie in der beginnenden Morgendämmerung problemlos den Rückweg zu der Lichtung im Wald, in deren Mitte sich der hohle Baum mit dem Tor zur Menschenwelt befand.
 

Das erste, was sie auf dem Rückweg durch den erwachenden Wald taten, war zu testen, ob der Phenaktit in ihren Bäuchen auch den gewünschten Effekt hatte. Chihiro setzte sich auf die grinsende, doppelgesichtige Steinstatue. Kohaku ging den gepflasterten Weg in Richtung von Chihiros Elternhaus, wobei er angestrengt in sich horchte, ob das vertraute Ziehen einzusetzen begann, welches seinen Auflösungsprozess einleitete.
 

,Kohaku, kannst du mich hören?', wollte Chihiro nach einigen Minuten wissen.
 

,Ja Chihiro, es funktioniert auch auf diese Distanz', hörte sie seine Gedanken genauso Laut und deutlich in ihrem Kopf, als stünde er direkt neben ihr. ,Und wie weit bist du jetzt?' fragte sie.
 

,Ich bin gleich am Waldrand angekommen", gab er zurück. ,Es sieht nicht so aus, als sollte ich mich in einen Geist verwandeln. Zenibas Operation scheint gelungen zu sein.'
 

,Wartest du auf mich, ich komme jetzt nach', hörte Kohaku Chihiros fröhlich Gedanken und er beschloss ihr wieder entgegen zu kommen.
 

Es war fast ganz Hell, als sie Zuhause ankamen. Chihiros Eltern waren noch nicht aufgewacht, sodass sie leise nach Oben in ihr Zimmer gehen konnten.
 

Eigentlich hatte Chihiro vorgehabt, sich sofort hinzulegen, sobald sie Daheim war, doch durch die Bewegung in der kühlen Morgenluft, war sie wieder richtig munter geworden und sie hatte zudem große Lust darauf, ihre magischen Fähigkeiten noch ein wenig zu üben. So verstreute die ihre Bücher überall auf dem Fußboden und versuchte zu erreichen, dass sie sich ordentlich im Regal einsortierten.
 

Für Kohaku schien das ein Leichtes zu sein, denn er demonstrierte Chihiro mehrfach, wie man es richtig machte, doch sie selbst tat sich sehr schwer damit. Wenn sie es versuchte landeten die Bücher immer kreuz und quer im Regal und als sie es einmal schaffte, sie einen wackeligen Stapel bilden zu lassen, ließ sie es gut sein. Lieber schaute sie bei Kohaku zu, wie er Verwandlungen übte.
 

Chihiro hatte ihm einen ihrer alten Holzbauklötze gegeben, mit denen sie seit Jahren nicht mehr gespielt hatte. Kohaku gelang bereits es nach kurzem Üben ihn in einen Apfel, vom Apfel in eine Banane und wieder zurück in einen Holzbauklotz zu verwandeln. Dieses wiederholte er immer wieder, bis Chihiro ihn unterbrach. Inzwischen hatte sie wieder Hunger bekommen und der Banane, die der Bauklotz gerade war, konnte sie jetzt einfach nicht widerstehen.
 

Die Banane war wunderbar goldgelb und verströmte einen verführerischen Bananenduft. Als sie die Schale entfernt hatte und hineinbeißen wollte, war das Fruchtfleisch aber immer noch aus Holz, in der gleichen Farbe und Maserung, wie der ursprüngliche Klotz.
 

Kohaku war das sehr peinlich und er verwandelte das hölzerne Fruchtinnere in eine neue, etwas kleinere Banane, wobei er sich mehr auf die inneren Werte konzentrierte. Diese Banane gelang ihm wesentlich besser. Sie hatte zwar eine rosafarbene Schale, doch sie schmeckte vorzüglich bananig.
 

Schnell holte Chihiro weitere Bauklötze, die Kohaku einen nach dem anderen in Bananen verwandeln musste. Sie gelangen ihm dabei von Mal zu Mal besser, sodass Chihiro nicht mehr aufhören konnte, sich die Früchte der Reihe nach in den Mund zu stopfen.
 

"Na ihr beiden lasst es euch ja gut gehen", sagte Chihiros Mutter, die plötzlich die Tür geöffnet hatte, um Nachzuschauen, ob sie schon zurückgekommen waren. Sie hatte den Haufen Bananenschalen auf dem Schreibtisch bemerkt und sich gefragt, woher das Obst wohl stammen mochten, denn sie hatte gestern keine Bananen gekauft.
 

"Wenn ihr noch Hunger habt, gibt es jetzt unten Frühstück", sagte sie dann, "und seid lieb zu Akio. Er hat einen dicken Kopf von gestern Abend, vom vielen Sake."
 

Chihiro putzte sich nur schnell die Zähne und zog sich frische Sachen an, während Kohaku das offenbar nicht brauchte. Er behielt einfach die Sachen an, die er jetzt schon seit zweieinhalb Tagen trug. Er wirkte dabei unglaublich sauber, adrett und wach, ohne dass er etwas dafür tun musste. Aber er ist eben ein Gott und da ist das wohl so, dachte Chihiro bei sich und freute sich, dass er jetzt bei ihr war.
 

Beim Frühstück erfuhr Herr Ogino, dass Chihiro und Kohaku in der Nacht doch zu dieser Hexe in den Wald gegangen waren. Darüber erbost wollte er sofort losbrüllen, doch ein dumpfer Schmerz explodierte hinter seiner Stirn, sodass er sich nur mit einem Keuchen in seinen Stuhl plumpsen ließ. Kohaku kam zu ihm hin, legte seine Hand auf die Stirn und wiederholte den Zauber, den er auch schon bei der Nase angewendet hatte.
 

Danach fühlte Herr Ogino sich sehr viel besser. Seine Stimmung hob sich schlagartig und er beschloss erst einmal kein Wort mehr über den nächtlichen Ausflug zu verlieren. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass niemand in diesem Haushalt das tat, was er wollte.
 

Nach Ende des Frühstücks fuhr Frau Ogino noch einmal in den Konbini, um noch einigen Papierkram zu erledigen und um danach noch einzukaufen. Herr Ogino musste sich um zwei neue Kunden kümmern, deren Häuser er zusätzlich Verwalten sollte und so waren Kohaku und Chihiro kurz nach Neun Uhr Morgens alleine.
 

,Was sollen wir jetzt machen, Kohaku', fragte sie, ,sollen wir nach draußen Spielen gehen?'
 

,Wenn du willst', gab Kohaku zurück, ,aber ich möchte dir vorher noch etwas sagen, etwas das uns und Zeniba betrifft.'
 

,Also gut, lass uns ins Wohnzimmer gehen', schlug sie vor, ,da haben wir das Sofa für uns alleine.'
 

,Zeniba und ich', begann Kohaku, nachdem sie sich auf das Sofa gesetzt hatten, ,Zeniba und ich, wir wollen dass Yubaba im Badehaus nicht mehr tun und lassen kann, was sie will. Sie muss die Leitung des Badehauses abgeben, sonst wird sie noch Leute umbringen.'
 

,Umbringen? Wen bringt Yubaba um?' wollte Chihiro überrascht wissen. Sie hatte zwar mitbekommen, dass die Hexe Kohaku in das Bergwerk gesteckt hatte, und dass es ihm dort nicht besonders gut ergangen war, aber den Hintergrund dessen nicht begriffen.
 

,Chihiro, sie schickt die Leute, die sie im Badehaus nicht mehr gebrauchen kann in das Bergwerk, damit sie dort sterben', antwortete er unwirklich sachlich, ,deswegen hat sie auch mich dorthin geschickt. Wenn ihr Plan gelungen wäre, dann wärst du mit mir gestorben.'
 

Jetzt war Chihiro erst einmal sprachlos, denn solch eine Boshaftigkeit hatte sie Zenibas Schwester nicht zugetraut. Wie konnte Yubaba denn so schlecht sein, wenn Zeniba so gut war?
 

,Ja aber, du bist doch in Sicherheit. So schlimm kann das doch nicht sein, denn sie hat dich ja gehen lassen, so wie sie mich auch hat gehen lassen', argumentierte sie schließlich schwach.
 

,Damals hatte sie keine große Wahl, als dich gehen zu lassen, mit all den Göttern als Zeugen. Sie hat die Aktion mit den Schweinen als Werbung für das Badehaus genutzt', erzählte Kohaku dann, ,Sie hat es mir selbst ins Gesicht gesagt, bevor sie mich ins Bergwerk schickte.'
 

Chihiro schaute ich nachdenklich an, während er fortfuhr: ,Überleg doch mal. Sie schließt immer wieder neue Arbeitsverträge, so wie mit dir. Sie muss es tun, weil sie es Zeniba geschworen hat. Dann nimmt sie den Leuten ihren Namen weg, sodass sie nicht mehr kündigen können und sie die Kontrolle hat. Das tut sie schon seit vielen Jahrzehnten so. Müsste dann nicht das ganze Badehaus voller Arbeiter sein? Ist es aber nicht!'
 

Es brauchte eine Weile, bis Chihiro die Tragweite des Gesagten begriff. ,Meinst du etwa, sie hat alle umgebracht, die sie nicht mehr brauchen konnte?' Chihiro erschauerte bei dem Gedanken. Konnte Yubaba wirklich so böse sein? ,Und ..., und warum wollte sie dich dann umbringen? Du warst doch ihre rechte Hand.'
 

,Sie hatte herausgefunden, dass ich es gewesen bin, der dir geholfen hat. Und weil du auch den schwarzen Wurm aus mir entfernt hattest, hatte sie keine direkte Kontrolle mehr über mich. Da hat sie beschlossen, dass sie mich loswerden wollte. Wenn du die letzten drei Jahre nicht durchgehalten hättest, dann ...'
 

,Jetzt wollen du und Zeniba also Yubaba aus dem Badehaus jagen', dachte Chihiro trotzig, ,Und ich werde euch dabei helfen, wenn ich kann!'
 

,weißt du Chihiro, das ist genau der Grund, warum ich dir unbedingt sagen musste, was wir vorhaben. Es wird sehr gefährlich werden, denn Yubaba hatte Jahrzehnte Zeit, sich auf derartiges vorzubereiten', gab Kohaku zurück. ,Ich habe mir geschworen, alle zu befreien, die noch im Bergwerk sind. Wenn es nur um mein eigenes Leben ginge, würde ich es einfach tun, auch wenn es gefährlich ist. Aber mein Leben ist auch dein Leben. Ich bin dein Gott und muss dich beschützen. Chihiro, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.'
 

,Das ist mir egal, ob es gefährlich ist. Du bist mein Gott und genau deshalb muss ich dir helfen. Wenn wir Yubaba nicht stoppen, dann kannst du deinen Schwur nicht halten und dann wirst du nie glücklich sein. Wenn du nicht glücklich bist, dann will ich auch nicht glücklich sein. Kohaku, wir werden wir den Rest unseres Lebens zusammen sein. Wie sollen wir denn leben, wenn wir nie glücklich sein können?'
 

Sie nahm Kohaku, der still auf den Tisch blickte, in den Arm und hielt ihn fest. Es dauerte eine Weile, bis er etwas unsicher erwiderte: ,Chihiro, ich danke dir für deine Worte, doch ich glaube, wir sollten Yubaba besser nicht herausfordern. Vielleicht können wir es dennoch schaffen, ohne uns mit Yubaba direkt anlegen zu müssen. Auf jeden Fall sollten wir zuerst mit Zeniba reden. Sie weiß ohnehin besser, wie man mit Yubaba umgeht.'
 

,Ja, das sollten wir vielleicht. Heute Nacht werden wir mit ihr sprechen und sie fragen, was man am besten tun kann, um die Leute aus dem Bergwerk zu befreien', erwiderte Chihiro entschlossen und drückte Kohaku noch fester an sich.
 

Nach einer Weile sackte ihr Kopf auf seine Schulter und er wurde von dem Strudel aus Müdigkeit, der von Chihiro ausstrahlte, fast hinfort gerissen. Doch diesmal fühlte er sich so elend, dass er dennoch nicht einschlafen konnte. Vorsichtig löste er ihren Griff um seine Brust, sodass sie sie sich auf dem Sofa ausstrecken konnte, mit ihren Kopf auf seinem Schoss.
 

Um keinen Preis wollte er, dass sich dass Mädchen für ihn noch einmal in Gefahr begab. Er hatte sich zwar geschworen, die Frösche und Torooru aus dem Bergwerk zu befreien, doch zu dem Zeitpunkt hatte er noch nicht geahnt, dass seine Lebenskraft in Chihiro steckte.
 

Jetzt musste er entweder sein Wort brechen, was bedeutete, dass alle im Bergwerk über kurz oder lang sterben würden, oder er würde versuchen sie zu befreien, was sein und Chihiros Leben zusätzlich in Gefahr bringen würde. Dabei hätte er dennoch keinerlei Garantie, dass er im Endeffekt jemanden aus dem Bergwerk würde retten können. Dass Chihiro mit der Rettungsaktion einverstanden war, machte die Sache für ihn nicht leichter, denn sie war doch eben noch ein Kind und damit nicht vollkommen Verantwortlich für ihr tun.
 

Angestrengt grübelte er weiter über ihre Situation nach, bis Frau Ogino zurückkehrte und anfing, das Mittagessen zu bereiten. Er löste sich von Chihiro, um ihr dabei zu helfen, denn er erhoffte sich, ein Paar andere Gedanken zu bekommen. Frau Ogino war sehr erfreut, über seine Hilfe. Sie fragte ihn über ihren Besuch bei Zeniba aus, wollte wissen, was die Hexe für eine Frau war und wo genau sie im Wald wohnte, denn sie wollte Zeniba auch einmal besuchen.
 

Es war mühsam für den jungen Gott all diesen Fragen soweit auszuweichen, dass Yuko Ogino zufrieden war und doch nicht zu viel erfuhr. Mit einigen Tipps beim Kochen, die er der Frau aus seiner Erfahrung im Badehaus geben konnte, gelang es sie jedoch soweit abzulenken, dass sie nicht weiter nachhakte.
 

Schwieriger erwies es sich, Chihiro für das Mittagessen wieder aufzuwecken, denn die Nacht war für sie sehr anstrengend gewesen. Sie ass nur wenig und nach dem Essen wurde sie rasch wieder Müde, sodass sie ihren Futon aus dem Schrank holte und innerhalb weniger Minuten eingeschlafen war. Nicht einmal die Sonne, die zeitweilig durch das Fenster auf ihr Gesicht schien, konnte sie aufwecken.
 

Diesmal konnte sich Kohaku dem Sog ihrer Müdigkeit nicht entziehen und er schlief kurz nach ihr auf dem Boden liegend einfach ein. Dieser Stein in seinem und Chihiros Bauch, hatte sowohl Vor-, als auch Nachteile, dachte er noch kurz, bevor er einschlief. Welche das alle waren, würde sich noch erweisen.
 


 

Am Abend durften Chihiro und er das Haus verlassen, noch bevor die Sonne unterging. Chihiros Vater murrte zwar ein wenig, doch er sperrte sich nicht gegen ihren erneuten Ausflug zu Zeniba. Auch diesmal nötigte Yuko Oginos Kohaku den lächerlich großen Parka überzustreifen, den er allerdings kurz nach dem Betreten des Waldweges entschlossen abstreifte und zu einem Bündel zusammengeschnürt schulterte.
 

Es war noch nicht ganz dunkel, als die bei Zeniba eintrafen. Die Hexe war offenbar gerade erst aufgestanden, denn sie empfing die beiden in einem Bademantel und mit offenem, wirren Haar. Das Ohngesicht war allem Anschein nach damit beschäftigt, größere Mengen heißen Wassers für ein Bad zu erzeugen, denn es setzte den Kessel mehrfach auf, verschwand mit dem erwärmten Wasser und kehrte mit kaltem Wasser wieder zurück.
 

Sie mussten mehr als eine halbe Stunde warten, bis Zeniba sich endlich hergerichtete und ein spartanisches Frühstück eingenommen hatte. Ohne größere Umstände wollte sie danach sofort mit dem Zauberunterricht fortfahren, an der Stelle, an der sie in der Nacht zuvor hatten aufhören müssen, doch sie wurde von Chihiro unterbrochen: "Oma Zeniba. Wir müssen Yubaba aufhalten, oder nicht?" begann sie, "Sie haben doch bestimmt einen Plan ..."
 

Zeniba sah erstaunt zu Kohaku, doch der zuckte nur mit den Schultern. eigentlich hatte sie Chihiro und Kohaku aus der Sache heraushalten wollen. "Wieso hast du Chihiro davon erzählt?" fragte sie vorwurfsvoll den jungen Drachen, "Das war ganz und gar unnötig. Ich und das Ohngesicht haben bereits einen Plan. Wir müssen nur noch herausfinden, wo sich das Siegel meiner Schwester befindet, dann können wir zuschlagen."
 

"Yubabas Siegel?" interessierte Chihiro sich. "Yubaba hat auch ein Siegel, so eins, wie sie? Wozu ist das eigentlich gut?"
 

"Wozu das Siegel gut ist?" Zeniba ging in den Nebenraum und kehrte mit einer kunstvoll verzierten Lackschachtel zurück, aus der sie das goldene Siegel mit der Froschfigur an der Spitze nahm, dass Chihiro ihr damals zurückgebracht hatte. "Wozu ist ein Siegel schon gut? Es dient dazu, Verträge zu besiegeln. Dazu ist es gut! Deine Eltern haben doch bestimmt jeder auch ein Siegel. So ist das doch auch in eurer Welt, oder?"
 

Jetzt fiel es Chihiro wie Schuppen von den Augen. In Japan hatte Jedermann ein amtlich registriertes Siegel, das wie eine persönliche Unterschrift galt. Ohne ein solches Siegel konnte man nicht einmal ein Bankkonto eröffnen oder einen Scheck bezahlen. Das hatte sie in der Schule gelernt.
 

Wenn man das Siegel einer Person stahl, konnte man in deren Namen Verträge schließen, ohne dass diese Person direkt etwas dagegen unternehmen konnte. Sie musste zuerst amtlich das Siegel sperren lassen, sonst konnte der Dieb fast Alles damit anstellen. Jetzt wurde ihr auch sofort klar, weshalb die Hexen ihre Siegel mit Flüchen belegten, um sie vor unbefugtem Zugriff zu beschützen.
 

"Und wie wollen sie das Siegel stehlen? Wenn Yubaba es so verflucht hat, wie sie, dann wird jeder sterben, der versucht es zu entwenden", meinte Chihiro dann, "sie können Yubabas Siegel nicht benutzen, so wie Yubaba damals ihr Siegel nicht benutzen konnte. Also wird ihr Plan nicht funktionieren."
 

"Doch, es wird funktionieren. Du selbst hast doch selber gezeigt, wie, Chihiro", gab Zeniba zuversichtlich zurück, holte einen weiteren kleinen, umwickelten Gegenstand aus der Lackschachtel und legte ihn auf den Tisch. Feierlich entfaltete die Hexe das umhüllende Tuch und präsentierte den Inhalt: eine kleine braune Kugel.
 

Chihiro erkannte sofort, was es war, während Kohaku interessiert schaute, weil ihm der Geruch bekannt vorkam. Es war ein Kräuterkloß. Genau so einer, wie der, den sie von dem Flussgott erhalten hatte. "Was willst du mit dem Kräuterkloß, Oma Zeniba?", fragte sie alarmiert, "Soll etwa jemand das Siegel stehlen, den Fluch dabei auf sich nehmen und dann mit dem Kräuterkloß gerettet werden?"
 

,Ist das so ein Kloß, wie der, mit dem du mich gerettet hast?' hörte sie Kohakus Gedanken in ihrem Kopf.
 

"Ich kann mir vorstellen, dass du dir ein wenig mehr Finesse von mir erwartet hast, Chihiro", meinte die Hexe nachdenklich, "aber ich glaube, ein derart direktes und plumpes Vorgehen wird meine Schwester nicht erwarten, sodass wir ganz gute Aussichten auf Erfolg haben dürften."
 

"Ja, genau so einer", antwortete Chihiro auf Kohakus Frage und unterbrach damit Zeniba.
 

"Was meinst du, Chihiro?" fragte die Hexe irritiert.
 

"Wenn sie bereits einen Kräuterkloß haben, dann wissen sie doch bestimmt, wer das Siegel für sie stehlen soll?", erkundigte Kohaku sich.
 

"Ja, natürlich. Das Ohngesicht ist einverstanden, das Risiko auf sich zu nehmen." Zeniba schaute zu der schwarzen, halbdurchsichtigen Gestalt mit der weißen No-Gesicht hinüber. "Ah, ah, ah", machte es und nickte dabei zustimmend.
 

"Es kann sich unsichtbar machen und kennt sich bereits im Badehaus aus", führte Zeniba aus, "es verfügt über starke magische Fähigkeiten, die es in den letzten drei Jahren noch vervollkommnet hat. Wer wäre besser geeignet, frage ich euch?"
 

"Da gibt es nur ein Problem", warf Kohaku ein, "ich war fünf Jahre lang ihr Lehrling, aber wo sie das Siegel aufbewahrt, habe ich nie erfahren. Es muss irgendwo in ihren Privatgemächern versteckt sein."
 

"Damit hast du leider genau den wunden Punkt meines Plans getroffen", stimmte Zeniba ihm zu. "Ich habe keine Ahnung, wo sie es verborgen haben könnte. Bevor wir die Aktion starten können, müssen wir das zunächst auskundschaften. Am schwierigsten wird es sein, hineinzukommen, ohne dass Yubaba es bemerkt. Sie hat an allen möglichen und unmöglichen Stellen Alarmzauber abgebracht, die jedoch von Leuten, die bei ihr unter Vertrag sind, nicht ausgelöst werden."
 

"Du meinst also, jemand müsste bei Yubaba im Badehaus anheuern, um sie auszuspionieren?" So langsam wurde die Sache spannend, fand Chihiro.
 

"Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mich als Yubaba ausgebe und jemandem aus dem Badehaus abkommandiere, nach dem Siegel zu suchen", entgegnete die Hexe, "nur leider komme ich nicht besonders Nah an das Badehaus heran. Wenn ich das Grundstück auch nur persönlich betrete, verliere ich, laut unserem Vertrag, alle Rechte daran. Dann wäre alles umsonst und Yubaba hätte endgültig gewonnen."
 

"Aber damals warst du doch auch da, in ihrem Arbeitszimmer", wunderte Chihiro sich.
 

"Ach Kindchen, damals war ich doch bloß als magisches Ebenbild dort. Du wirst dich doch erinnern, dass ich noch halb durchsichtig gewesen bin", erinnerte Zeniba das Mädchen. Das stimmte. Chihiro hatte es nur vergessen.
 

"Aber was ist denn, wenn derjenige, der für sie sucht, weil er glaubt sie wären Yubaba, dabei erwischt und von ihrer Schwester umgebracht wird?" fiel Kohaku ins Wort. "Dann sind sie Schuld, an seinem Tod!"
 

"Tja, weißt du, darüber hatte ich auch schon nachgedacht und bin noch zu keiner Lösung gekommen ...", sagt Zeniba nachdenklich, "aber wir müssen diese Information bekommen, sonst ist dieser Plan bereits gescheitert, bevor wir überhaupt begonnen haben. Die Alternative wäre, dass wir jemanden finden, der einen Arbeitsvertrag im Badehaus annimmt. Dann könnte es allerdings Jahre dauern, bis er sich bis in Yubabas Räume vorgearbeitet hat. Das Ohngesicht kommt dafür leider nicht in Frage, denn es könnte keinen Arbeitsvertrag verlangen, weil es nicht reden kann."
 

"Ich werde gehen. Ich weiß, wie das geht, wie man Yubaba zwingen kann, einem Arbeit zu geben", rief Chihiro forsch, "und wie man in Yubabas Wohnung kommt, weiß ich auch. Und Boh kenne ich auch. Der wird mir bestimmt helfen!"
 

Zeniba schaute das Mädchen erstaunt an. Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee, dachte sie, Chihiro für einige Zeit in das Badehaus einzuschleusen. Wenn sie etwas herausfand, dann war es gut, wenn nicht, können sie sich immer noch etwas anderes überlegen.
 

"Chihiro, das ist viel zu gefährlich. Bitte tu es nicht", sorgte sich Kohaku, "Frau Zeniba, bitte lassen sie das nicht zu."
 

"Papperlapapp, gefährlich. Chihiro ist unter den Göttern viel zu bekannt, als dass Yubaba es wagen würde, ihr etwas zu tun", gab Zeniba zurück. "Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Chihiro eine richtige Attraktion für das Badehaus wäre. Yubaba wird genauso denken und sie schon allein deshalb einstellen."
 

"Torooru hat mir einmal erzählt, dass manche Gäste große Summen geboten hätten, wenn sie von Sen, also Chihiro, bedient würden", äußerte Kohaku, "aber das ist immer noch kein Grund, sie in Gefahr zu bringen. Ich kann das nicht erlauben."
 

"Bitte, bitte, Kohaku. Ich möchte so gerne noch einmal das Badehaus wiedersehen, Lin, Kamaji und die anderen treffen", bettelte Chihiro, "außerdem muss ich doch auch noch mal mit Boh spielen. Ich verspreche dir, ich werde ganz vorsichtig sein und nicht versuchen über alte Wasserrohre zu laufen oder Außenleitern hochzuklettern."
 

"Nein Chihiro, trotzdem. Das ist Yubaba und wenn sie dir wieder deinen Namen stiehlt, dann bist du im Badehaus gefangen und wir können dir kaum helfen", versuchte er Chihiro von ihrer Absicht abzubringen.
 

"Junge, ich kenne den Zauber, den meine Schwester da benutzt, ganz genau. Chihiro muss nur einen falschen Namen angeben, dann kann Yubaba den richtigen auch nicht stehlen. Sie darf dann, wenn sie es merkt dann zwar den Vertrag ablehnen, aber das wird sie bei Chihiro kaum tun", brachte Zeniba an, "und wenn Chihiro einen Zeitlich befristeten Vertrag haben will, dann muss Yubaba ihr den auch geben."
 

"Ja genau, das ist eine super Idee. Ich werde mit Sen unterschreiben und in den Winterferien habe ich zwei Wochen frei. Da können wir es machen", begeisterte Chihiro sich, froh darüber, dass sie auch etwas tun konnte. Kohakus Sorgen wegen der Gefährlichkeit konnte sie zwar verstehen, aber es war doch auch sein Wunsch, das Yubaba im Aburaya entmachtet wurde.
 

Zudem hatte Zeniba ihnen auch schon soviel geholfen, dass Chihiro glaubte, ihr ebenfalls helfen zu müssen. Einzig wenn sie daran dachte, wieder zu Yubaba, in deren Büro, hoch zu müssen, um dort eine Arbeit zu erbetteln, wurde ihr wieder ein wenig mulmig. Doch richtige Angst hatte sie keineswegs. Am Ende würde doch immer alles gut ausgehen, dessen war sie zutiefst überzeugt.
 

Kohaku kam jetzt zu ihr hin, nahm ihre rechte Hand in seine Hände und blickte mit seinen grünen Augen direkt in ihre hinein. Sie hatte fast den Eindruck, darin zu versinken. "Bitte Chihiro, überleg es dir noch einmal", beschwor er sie, "wenn du bei Yubaba im Badehaus bist, dann kann ich dir diesmal nicht mehr helfen, so wie damals. Und ich bin doch dein Schutzgott und muss dich beschützen. Deshalb kann ich nicht gutheißen, wenn du dich in Gefahr begibst."
 

"Ach Kohaku, du willst doch auch dass Yubaba keinen mehr ermorden kann", fragte sie. "Dann müssen wir Oma Zeniba helfen. Wenn du uns nicht helfen willst, dann ist das OK, aber trotzdem muss ich ihr helfen."
 

"Also gut Chihiro, dann werde ich euch ebenfalls helfen, so gut wie ich kann, denn schließlich kenne ich das Badehaus von uns allen am besten", lenkte Kohaku ein.
 

"Ob du das Badehaus am besten kennst, wage ich doch zu bezweifeln", schaltete Zeniba sich wieder ein, "denn immerhin bin ich dort aufgewachsen, mein Junge. Auf jeden Fall möchte ich euch danken, dafür dass ihr mir helfen wollt. Ich sehe wirklich keine echte Gefahr, wenn Chihiro für zwei Wochen im Badehaus arbeitet, es sei denn, sie fordert die Gefahr heraus."
 

"Aber meinen sie denn, dass Chihiro einfach so zu Yubaba gehen kann und einen Vertrag über nur zwei Wochen erhält? Das kann ich mir kaum vorstellen", zweifelte Kohaku.
 

"Sie muss jedem Arbeit geben, der sie darum bittet", erwiderte Zeniba, "aber auch nur so lange, wie derjenige es will. Deshalb hat sie sich ja auch die Sache mit dem stehlen der Namen ausgedacht. Dein Lehrlingsvertrag war auch befristet auf acht Jahre, Kohaku. Wenn Chihiro aber nur einen Vertrag über zwei Wochen will, dann muss Yubaba ihr den geben, ob sie nun will, oder nicht. Sie muss nur auf ihren Namen aufpassen. Jetzt würde ich nur noch gerne wissen, wann du diese zwei Wochen frei hast, Chihiro?"
 

"Ach, das sind die Winterferien. Die gehen dieses Jahr glaube ich vom 22. Dezember bis zum vierten Januar", antwortete das Mädchen wie aus der Pistole geschossen.
 

"Nun, wir haben jetzt den 19. Oktober 2003. Es sind also nur noch gut zwei Monate. Wie müssen gut vorbereitet sein und ihr solltet eifrig eure magischen Fähigkeiten üben, damit ihr meiner Schwester etwas entgegen zu setzen habt, sollte doch etwas passieren", sagte Zeniba voller Zuversicht. "Lasst uns also beginnen."
 

Den Rest der Nacht verbrachten Chihiro und Kohaku mit weiteren Zauberlektionen von Zeniba. Diesmal schlief Chihiro beim theoretischen Teil des Unterrichts nicht ein, sondern versuchte alles zu verinnerlichen und zu verstehen, was Zeniba sagte.
 

Als sie im Morgengrauen des heranziehenden Sonntags nach Hause zurückkehrten, war Chihiro so müde, dass sie sofort auf den Tatami-Matten in ihrem Zimmer einschlief, ohne ihren Futon ausgerollt zu haben. Kohaku schaffte es noch, eine Decke aus dem Wandschrank zu holen und sie zuzudecken, bevor auch er, von ihrer Müdigkeit angesteckt, neben ihr einschlief.
 

So entdeckte Yuko Ogino die Kinder einige Stunden später. Sie ließ sie aber weiterschlafen, bis sie erst am späten Nachmittag wieder erwachten. Den Rest des Sonntags verbrachten sie gemeinsam mit dem Üben des Erlernten, bis Chihiro am Abend siedend heiß einfiel, dass sie noch Hausaufgaben machen musste.
 

In der Nacht konnte sie dann nicht einschlafen und lag die ganze Zeit wach, wobei sie sich mit Kohaku ab und zu in Gedanken unterhielt. Montagfrüh endlich war sie soweit, dass sie einschlafen konnte, aber schon klingelte der Wecker und sie musste in die Schule.
 

Nur eine Stunde später war nur noch Kohaku alleine im Haus der Oginos. Er hatte sich nicht aufgelöst und das erste Mal in seinem Leben keine richtige Aufgabe. Schlussendlich ging er in die Küche hinunter, nahm sich einen Eimer und einen Lappen und begann damit, das Haus von oben bis unten zu putzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  DemonLady
2006-05-29T21:29:52+00:00 29.05.2006 23:29
Nacht auch,
Chihiros Eltern hast du wirklich klasse hingekriegt. Die kann man sich immer schön bildlich vorstellen, wie sie agieren und reagieren. Genauso hat man sie kennen gelernt, auch wenn sie im Film ja nicht all zu sehr zu sehen sind.
^^ Da hat Yuko ihren Mann ja schön rumgekriegt, wenn er nicht einmal zuhört. XD Sie ist echt cool drauf. ^^
Die Zauberversuche mit den Regentropfen waren wirklich gut dargestellt. Und der Kompass kehrt echt zu Chihiro zurück.
Jaaa. Die Laterne ist aufgetaucht. Die war niedlich. ^^
Die Zange für die Edelsteine und das Phänomen, dass er wieder zusammenwächst ist gut geworden.
Chihiro nennt sie Oma Zeniba? Das is ja süß. ^^
Ui – wie der Stein in die Körper gelangen sollte hätte mir auch Angst gemacht. Da kann ich ihr nachempfinden, dass sie weglaufen will...
Wie niedlich. Kohaku nimmt Chihiro die Schmerzen und faucht Zeniba an. Süüüß, er macht sich Sorgen. ^^
Und Chihiros Zauber ist ja witzig. Sie kann Dinge zerstören. Na ob das so hilfreich ist...
Kohakus Übungsstunde einen Holzklotz in eine Banane zu verwandeln war echt lustig. Eine rosa Banane. *lol*
Anschließend wird es noch einmal richtig spannend, wie sie versuchen eine Lösung zu finden, um das Siegel zu entdecken. Der ganze Plan klingt zunächst so einfach... ob der wirklich so klappt. Jedenfalls muss ich sagen, ist es richtig aufregend.
Die Zeit rückt näher, zwei Monate also noch und dann soll es klappen.
Bin gespannt auf das nächste Kapitel. ^^
Demon
Von:  Mono-chan
2005-09-12T18:58:09+00:00 12.09.2005 20:58
Ich schreibe erst jetzt einen Kommentar, weil ich alles durchlesen wollte. Diese FF ist absolut genial. :-) Absolut logisch durchdacht und super geschrieben. Mach bitte bald weiter, ja? *lieb guck*
Von: abgemeldet
2005-09-06T19:25:55+00:00 06.09.2005 21:25
Genial! Ich liebe deine FF! Es ist eine der Besten, die ich je gelesen habe! Total spannend und fesselnd! Schreib doch bitte weiter...
Von: abgemeldet
2005-07-21T21:30:02+00:00 21.07.2005 23:30
^-^......^-^......^-^.....^.^° ..... ja ^^ hab jetzt seit gesstern nur immer wieda deine FF gelesen ^^ und nun um 23.30 Uhr ungefähr bin ich fertig ^^ Totmüde aber happy ^^ oder auch nicht -.- jetzt hab ich nichts mehr zu lesen ^^ also auf jeden Fall: Geeeeeeeennnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiaaaaaaaaalllllllll!!!!!! Sag mal, bist du Schriftsteller?? O.o des is ja mal so detailiert und ich fühl mich so richtig in die Geschichte hineinversetzt, das ist immer wenn mir Geschichten gefallen und ich kann dich echt nur bitten, mach so viele Kapitel wie es nur geht!!!!^^° weil^^ wenn es diese Geschichte als Buch geben würde, dann würde ich mir diese sofort kaufen und immernur wieda durchlesen ^^ meine Eltern fragen mich schon wieso ich so lange am PC verbringe ^^ aber ich lese halt ^^ also mach weiter so ^^
~^.^~
hoffe es geht bald weiter ^^
~*~Juna-chan~*~
Von:  Hentaifreak
2005-07-19T11:38:21+00:00 19.07.2005 13:38
Warum hast du mir nichts gesagt?
Auch egal. Der Teil war mal auch wieder genial. Faszinierend fand ich diesmal die Sache mit den Steinen. Auf die Idee muss man erst mal kommen.
Wieder einmal super geschrieben und absolut nichts zu bemängeln...zu mindest nicht für meinen Geschmack.
Schreib weiter...und wenn es nicht zu viel verlangt ist. Bitte sag mir bescheid ja?
Von:  siri001
2005-07-07T20:50:52+00:00 07.07.2005 22:50
hi,

ich bin echt hin und weg von deiner story und ärgere mich selbst, dass ich sie so spät erst gefunden habe^^'
vor allem beeindruckt mich deine art zu erzählen, ich hab dir beim lesen wirklich alles abgenommen. also das die geschichte so weiter gehen könnte.

schreib bitte weiter *flehend guggt*

gruss siri
Von: abgemeldet
2005-07-02T08:28:31+00:00 02.07.2005 10:28
wow, ich hab mir grad überlegt, wie ich es in worte fasse, wie gut mir deine FF gefällt. Aber ehrlich mir fällt kein Wort ein, das passend wäre. ^^ Die ist, wie meine kleine schwester sagen würde, der Hammer. *lach* Ich musste mir nachdem ich fertig mit lesen war, gleich den Film wieder anschauen, so toll fand ich sie. Deine FF gehört zu den Storys, die ich gerne als Fortsetzung als Film sehen würde. XD
Bin schon auf das nächste kapitel gespannt.
anroe
Von: abgemeldet
2005-06-27T14:20:34+00:00 27.06.2005 16:20
wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!
deine ff ist echt super!!
freue mich schon auf den nächsten Teil!
Von: abgemeldet
2005-05-13T23:11:10+00:00 14.05.2005 01:11
Also ganz am Anfang: Ich bin komplett sprachlos!! O.O
Mir war heute fade und hab mich so umgesehen und zufällig deine ff gefunden.
Die is sowas von abgefahren, einfach wundervoll beschrieben. Es ist verständlich und detailliert (so wie ich es liebe ^^)
Würd mich echt wahnsinnig freuen wenn es weitergeht.
Doch soweit ich mich umgehört habe dauert es immer [naja kein wunder bei solch langen kapiteln (nochwas was ich liebe, lange pitels^^)]
Könntest du mir vielleicht per ens bescheidgeben, wenn von dir n pitel hochgeladen wurde? Währe echt wahnsinnig nett.
Und ich bleibe eine treue Leserin, kann ich dir schon sagen, bei solch einer wahnsinns ff.
Ok ich hör jetzt lieber auf zu schreiben, sonst brauch ich noch ne weitere Stunde um alle Gründe aufzuzählen warum mir deine ff so gefällt *lach*
Ok, wünsch dir noch viel Spaß und Ideen beim schreiben.
Bis bald
deine liebe
DarkAngel-Zellas^.^
Von: abgemeldet
2005-05-05T16:19:21+00:00 05.05.2005 18:19
wow...
Bin begeistert*tief luft holt*
wie du schreibst ist echt wow! Wie du die Charas getroffen hast,echt klasse^^
Bin schon gespant wie's weitergeht! ^^
Lynn


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