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Eine Reise durch Mittelerde

von

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Eine Reise beginnt

Es war ein wunderschöner Herbstabend. Das Wetter war mild. Gerade saßen wir alle bei Tisch, als Amroth, der Botschafter meines Onkels Thranduil, uns unterbrach. Er verbeugte sich kurz, dann begann er zu berichten. "Verzeihen Sie, mein Herr, dass ich sie störe, doch ich habe Botschaft von Herrn Elrond!" Alle am Tisch hoben den Kopf. "Sprich weiter", forderte ihn unser König auf. "Er bittet zu einer Versammlung, Herr. Näheres möchte ich hier nicht vorbringen." Egal, was er zu berichten hatte, es schien nichts Gutes zu sein. So erhob sich Thranduil und verließ zusammen mit Amroth den Saal.

Ich warf Legolas einen Blick zu, er jedoch zuckte die Schultern und aß weiter. Etwas anderes blieb mir im Moment auch nicht übrig und ich wandte mich wieder meinem Abendessen zu. Es dauerte nicht lang und Amroth kam wieder hinein. "Der Herr möchte Sie Sprechen.", sagte er zu meinem Cousin. Nun wurde ich doch neugierig. Hunger hatte ich keinen mehr. Am liebsten hätte ich mich vor die Tür gestellt und gelauscht, doch so etwas konnte mein Onkel überhaupt nicht leiden, also wartete ich bis die Beratung beendet war.

Nach etwa 15 Minuten kamen sie zurück. Thranduil machte eine ernste Mine, auch Amroth sah leicht besorgt aus. Legolas hingegen schien fast erfreut. König Thranduil und sein Sohn setzten sich an den Tisch, um ihre Mahlzeit zu beenden. Niemand sagte ein Wort. Erst als Legolas und ich den Speisesaal verließen, kam ich dazu ihm Fragen zu stellen.

"Darf ich dich fragen, worum es vorhin ging?" Legolas schwieg. Neugierig betrachtete ich ihn, doch er gab keinen Ton von sich. "Es schien sehr wichtig zu sein.", bemerkte ich im beiläufigen Ton. "War es auch." Endlich eine Antwort. "Aber ich darf dir nicht sagen, worüber wir gesprochen haben." Bestürzt schaute ihn an. Wieder einmal würde ich nichts vom Geschehen der Welt mitbekommen. Legolas schaute mich an und lächelte. "Lass mich dir nur sagen, dass ich nach Bruchtal gehen darf." "Nach Bruchtal?" Ich war total erstaunt. Auch ich wollte schon immer nach Bruchtal reisen, aber das Glück schien es nicht gut mit mir zu meinen und doch freute ich mich für meinen Cousin. "Meinst du, ich darf mit?" "Nein.", sagte er entschieden. Naja, einen Versuch war es wert gewesen. "Und wann wirst du aufbrechen?" "Morgen früh." "Morgen früh schon? Aber was ist mit dem Fest morgen Abend?" Er schüttelte nur den Kopf. "Meine Abreise kann nicht verschoben werden. Ich würde sonst nicht pünktlich zur Versammlung in Bruchtal eintreffen." Ich war sprachlos. So sehr konnte sich das Leben mit einem Schlag verändern. Nie hatte ich daran gedacht, denn ich hatte immer wohl behütet im Palast gelebt. Neben meiner Enttäuschung entwickelte sich ein anderes Gefühl. Ich wollte auch auf Reisen gehen. Schauen, wie die Welt außerhalb des Düsterwaldes aussah. Doch nie würde mein Onkel mich fort lassen... "Ich werde mich ein wenig ausruhen. Morgen wird wahrscheinlich ein langer Tag." Gedankenverloren nickte ich, achtete kaum auf die Worte und deren Bedeutung. Legolas gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand dann.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien Legolas mit ein paar anderen Genossen längst auf dem Weg nach Bruchtal. Der Tag verging nur sehr langsam. Die meiste Zeit verbrachte ich an Gewässern in der Nähe des Palastes. Jahre schienen zu vergehen, doch es waren nur Wochen. Ich sammelte all meinen Mut und trat vor den König. Wie immer war er stark beschäftigt, doch er nahm sich Zeit, um mir zuzuhören. "Mit einer kleinen Bitte trete ich vor Euch, mein Herr." Als keine Einwände seitens des Königs kamen, fuhr ich fort: "Schon lange ist in mir die Sehnsucht nach der Ferne erwacht. Wie schon viele vor mir möchte ich mich auf den Weg machen, um etwas von der Welt zu sehen und zu lernen." "Nicht viel wird sie dich lehren. Viel Hass, Angst und Schmerz gibt es dort draußen." "Sei es so. Ich möchte sie trotzdem sehen. Vielleicht finde ich doch noch etwas schöneres als Angst und Schmerz. Etwas neues, dass ich hier nie fand." Stirnrunzelnd sah er mich an. "Ich möchte ehrlich zu dir sein, Kind. Nur ungern lass ich dich fort, denn ich muss Angst haben dich zu verlieren. Lass noch ein paar Jahre verstreichen, dann, wenn du alt genug bist, werde ich dir zustimmen." Ich schüttelte den Kopf. "Nie werde ich erwachsen genug sein. Nie wird genug Zeit verstrichen sein. Bitte, gebt mir eure Einverständnis. Diese Reise kann mich nur größer machen. Lasst mich an ihr wachsen." Er lehnte sich seufzend in seinem Thron zurück und betrachtete mich. Ich bemühte mich, selbstbewusst auszusehen, doch meine Knie drohten unter meinem Gewicht zusammen zu brechen. "Widerwillig komme ich deiner Bitte nach, doch will ich sie billigen. Du sollst Pfeil und Bogen bekommen und ein Pferd. Doch verspreche mir, vorsichtig zu sein." Strahlend nickte ich. "Ich danke Euch, mein Herr, und ich verspreche, auf mich acht zu geben."

Somit war es entschieden. Ich suchte mir das Nötigste zusammen und verstaute es in den Taschen. Am Abend, als ich dann zur Abreise bereit war, gab mir mein Onkel den versprochenen Bogen und einen Kescher mit Pfeilen. Danach führte er mich zum königlichen Stall, wo bereits ein Pferd fertig gesattelt auf uns wartete. Es hatte weißes, samtiges Fell, welches nur an den Hufen schwarz wurde. "Wie heißt es?", fragte ich erstaunt. "Es soll den Namen tragen, den du ihm gibst." Lächelnd betrachtete ich das junge Pferd, streichelte es. "Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg auf deiner Reise. Mögest du finden, wonach du suchst und heil zurückkehren." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir und kehrte zum Palast zurück. "Estel", sagte ich zu meinem neuen Freund. "Von nun an sollst du Estel heißen."

Die Wälder Lóriens

Nun wechselten Sonne und Mond schon einige Male, doch ich sah sie nicht. Der Wald war dicht und düster und schon manch seltsames Getier kreuzte unseren Weg. Zweifel zerstreuten meinen Mut und würde Estel nicht zu mir halten, wäre ich gewiss schon umgekehrt. Doch Meine Hoffnung läuft schnell und lang kann der Weg nicht mehr sein. Wir machten und auf nach Süd-Westen, in die Richtung Lóriens, dem Land der träumenden Blüten... "Hoffentlich erwarten uns dort angenehmere Umstände mein Freund." Ich streichelte Estel in Gedanken versunken über das Fell. Ein bisher noch unbekanntes Heulen ließ mich aufschrecken und ich trieb Estel zu höchster Eile an, obwohl ich wusste, dass er bereits sein Bestes gab. Gegen Mittag, zumindest glaube ich, dass es Mittag war, erschien am Horizont, der bisher nur pure Dunkelheit zeigte, ein heller Schimmer. Auch Estel hatte ihn bemerkt und ich spürte, dass auch er dieser ewigen Finsternis entfliehen wollte, doch das Licht wollte nicht näher kommen. Die Sekunden zogen sich zu Minuten und die Minuten zu stunden. Das Licht wurde schwächer, doch noch ehe die Sonne sich zur Ruhe legte, hatten wir das Ende des Waldes erreicht. Ein Großes Feld verziert mit Blumen lag vor uns, doch bei Nacht wollte ich mich nicht in das neue unbekannte stürzen. So machten wir Rast und schliefen nur wenige Meter vom dunklen Wald entfernt. Wohl musste ich befürchten, dass sich einige der Kreaturen bei Nacht aus dem Wald wagten, doch noch mehr Angst beschlich mich, versuchte ich mir auszumalen, was uns hinter der schönen Blumenpracht erwartete. Zu müde, um noch Gedanken an die Gefahren der Umgebung verschwenden zu können, schlief ich ein.

Wind und Vögel sangen ein Lied, als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel und lächelte mir zu, während mich liebliche Düfte umgaben. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme. Von fern hörte ich den Ruf eines Pferdes. Estel kam auf mich zu und ich spürte, dass er weiter wollte. So stand ich auf, sammelte meine Sachen wieder zusammen und saß auf. Es war ein angenehmer Ritt. Oft schloss ich nur die Augen um all die neuen Töne und Düfte in mir aufnehmen zu können. Schon bald mischte sich ein neuer Ton zum Lied des Windes. Als ich einen Blick nach vorn wagte, fand ich dort den Anduin strahlend blau und auf seine Weise wunderschön. "Wir machen eine kleine Pause mein Freund." Ich stieg ab, kniete mich an das Ufer und hielt meine Hände in das Wasser. Angenehm kühl spürte ich den Strom zwischen meinen Fingern, führte die Hände in eine Hohlform, schöpfte Wasser und trank. Ein Blick in das Wasser verriet mir, dass der Flus an dieser stelle sehr tief war. So wanderten wir am Ufer entlang, bis wir eine recht flache, passable Stelle fanden. "So mein lieber Estel, nun werden wir Wohl oder Übel durch das Wasser müssen. Aber glaube mir, es tut dir nichts." Ohne auf meine Kleidung zu achten, schritt ich in den hier ruhig fließenden Strom. Doch Estel wollte nicht folgen. "Vertraue mir, mein Freund. Vertraue mir so, wie ich dir vertraue." Widerwillig folgte er und wir schwammen auf die andere Seite des Flusses. Es war anstrengender als ich dachte. So sank ich erschöpft in das weiche Gras und das Rauschen des Flusses wiegte mich in einen erholsamen Schlaf...

Weißes Licht empfing mich, vermischt mit dem lieblichen Duft mir noch unbekannter Blüten. Ein Blick verriet mir, dass ich mich in einem großen Zimmer befand. Dort gab es nicht viel mehr als neben dem Bett einen kleinen Nachtschrank und in der anderen Ecke ein großer runder Tisch gesäumt von Stühlen. Warmes Sonnenlicht viel durch ein großes gegenüber meines Bettes gelegene Fenster. Dort tanzten golden glänzende Blätter zur Melodie des Windes. Noch während ich träumend zum Fenster hinaus sah, öffnete sich leise die Tür. Eine helle freundliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Guten Morgen, Lúthien Elensar. Wie ich sehe, seid Ihr wieder wach." Eine hochgewachsene Elbin trat herein und lächelte. "Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen und hattet angenehme Träume." Ich gab ihr ein zustimmendes Nicken. "Danke, doch sagt, woher kennt ihr meinen Namen?" "Noch bevor wir Euch am Ufer des langen Flusses fanden, gab der König Thranduil Nachricht. Er war sich sicher, dass Ihr auch hier vorbei kommen würdet und bat uns, ein wenig auf Euch aufzupassen."

Die hübsche Elbin stellte sich als Elanor Carnesir vor. Sie reichte mir neue Kleidung und zusammen durchstreiften wir die Umgebung. Als Waldelbin geboren, fühlte ich mich in Lórien wie zu Haus, doch ganz anders als der Düsterwald, lagen die Wälder Lothlóriens in einem goldenen Schimmer. Nach einem längeren Spaziergang, brachte sie mich zu Galadriel, der Herrin dieser wundervollen Gegend. "Seid gegrüßt Lúthien Elensar." Mit einem Nicken bedeutete sie Elanor, uns allein zu lassen. "Wie ich sehe, geht es euch wieder besser." Ich konnte keine Worte hervorbringen, so überwältigt war ich von ihrer Erscheinung, doch sie schien mich trotzdem zu verstehen. "Ich habe bereits einiges über euch erfahren. Eure Reise war sicher sehr anstrengend, setzt euch doch." Während einige Elben eine silbrige Flüssigkeit in glänzende Becher servierten, wies sie auf einen, ganz in weiß gehaltenen Stuhl. Dieser war, wie ich erleichtert feststellte, weicher, als er aussah. Langsam begann ich, Galadriel von meiner Reise zu erzählen. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort saßen, doch die Sonne empfing bereits den Abend, als ich endlich die Gelegenheit bekam, nach Estel zu fragen. "Deinem Freund geht es gut. Gilraen Carnesir kümmert sich um ihn, er ist in guten Händen. "Wäre es möglich, morgen wieder aufzubrechen?" "Es wird euch niemand aufhalten, doch was hieltet Ihr davon, heute mit uns zu Abend zu essen? Elanor wird euch abholen. Morgen könnt Ihr dann aufbrechen, wann immer es euch danach beliebt." "Ich danke Euch für Ihre Gastfreundschaft." Ich verbeugte mich höflich und suchte mir meinen Weg zu den Stallungen. Estel ging es gut, wie Galadriel es versprochen hatte. Fröhlich begrüßte mich mein Freund. "Ah, du musst Lúthien sein." Eine junge Elbin trat mir entgegen und reichte mir eine Hand. Sie sah Elanor erstaunlich ähnlich. "Das bin ich und ich schätze ihr seid eine Verwandte Elanors?" "Wir sind Geschwister, um genau zu sein Zwillinge." Lächelnd blickte sie zu Estel. "Es ist ein wirklich schönes Pferd und sehr treu. Mein Gefühl sagt mir, es hat den ganzen Tag auf euch gewartet." Stolz erfüllte mich und ich streichelte Sanft über sein Fell. Das Abendessen war köstlich. Elanor, Gilraen und ich verstanden uns sehr gut. Am späten Abend trafen noch einige weitere Gäste ein. Unter ihnen Haldir. Auch er hatte blondes Haar, wie die meisten Elben, auf die ich in Lothlórien traf. Doch von nun an, schien nichts, wie es war. Zwischen Elanor und Gilraen schien eine Wand zu erwachsen. Beide suchten sofort Haldirs Aufmerksamkeit, schenkten ihm frisches Wasser ein und fragten interessiert nach den letzten Ereignissen. Ich verstand mich sehr gut mit Haldir und erntete böse Blicke meiner neu gewonnenen Freundinnen, doch ich versprach ihnen, dass dort nie mehr als eine normale Freundschaft seien würde. Beide schienen daraufhin beruhigt. Spät in der Nacht, als sich die ersten Gäste wieder verabschiedeten, machte auch ich mich auf den Weg, ich wollte am morgigen Tag nicht zu spät aufbrechen.

Länger als beabsichtigt hatte ich diesen Morgen geschlafen. Meine Kleider lagen, zusammen gelegt und frisch gewaschen auf einem Stuhl. Frühstück, auf einem Tablett serviert fand ich auf dem Tisch. So dauerte es nicht lange und ich machte mich auf den Weg zu Estel. Zu meiner Verwunderung wurde ich von Elanor und Gilraen empfangen. Sie hatten Estel bereits gesattelt und reichten mir einen grauen Beutel. "Die Herrin Lórien bat uns, dir das zu geben. Damit solltest du es bis nach Bruchtal schaffen, ohne einen Tag Hunger zu leiden." Dankbar nahm ich das Geschenk entgegen und verstaute es sogleich in meinem Gepäck. "Doch damit nicht genug." Als ich verwundert aufblickte, schenkten mir beide ein herzliches Lächeln. "Auch wir möchten dir noch etwas schenken." Gilraen überreichte mir eine silberne Kette. Der Anhänger glich einem Blatt. "Damit du uns und Lórien nicht vergisst".

Neue Bekanntschaft im Fangorn

Da die Minen Morias nicht der geeignete Ort für ein Pferd war, setzten wir unseren Weg in die Richtung Rohans fort. Estel war voller Energie und so war es nicht verwunderlich, dass wir bis zum Abend einen beträchtlichen Weg zurück legten. Als die Sonne sich langsam dem Horrizont näherte, kamen wir an einen seltsamen Wald. Ein solch dichtes Waldstück hatte ich noch nicht gesehen. Je näher ich ihm kam, desto größer wurde der Schatten, der sich über mein Gemüt legte. Seltsame Geräusche trug der Wind zu meinem Ohr. In einer mir so fremden Sprache, schienen sich die Bäume zu unterhalten. Die Neugierde packte mich und ohne Estel wäre ich wahrscheinlich ohne zu zögern hineingegangen, doch einen Freund lässt man nicht allein. So sammelte ich ein wenig des auf dem Boden verstreuten Holzes und machte in sicherer Entfernung zu dem immer unheimlicher wirkenden Wald ein Feuer, an dem wir uns wärmen konnten. Für die abendliche Mahlzeit hatte Die Herrin Lóriens gesorgt. Gesättigt, erschöpft und müde legten wir uns auf Decken und es dauerte nicht lang, bis wir in den Armen der Nacht einschliefen.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, spürte ich ein seltsames Stechen in meinem Kopf. Es war kein körperlicher Schmerz, vielmehr eine Warnung. Ich setzte mich auf und betrachtete meine Sachen; nichts schien zu fehlen und auch Estel schlief seelenruhig im grünen Gras. Nun richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Zunächst viel mir nicht seltsames auf, doch dann blieb mein Blick an dem Wald hängen. Kam es mir nur so vor oder hatten wir näher als beabsichtigt am Waldrand geschlafen? Ich war mir vollkommen sicher, dass die Bäume am vorigen Abend noch nicht so nah waren. Wie ich es auch drehte, ich fand keine Erklärung. Desto länger ich dem Fangorn meine Aufmerksamkeit schenkte, desto größer wurde in mir das Verlangen, ihn zu erkunden. So packte ich meine Sachen zusammen, weckte Estel und betrat mit ihm das Dunkel des Waldes. Auf der einen Seite war alles sehr fremd und auf der anderen doch vertraut. Ich beschloss nicht zu reiten, denn der Boden wies viele herausragende Wurzeln auf und es wäre gefährlich gewesen, Estel hier traben oder gar galoppieren zu lassen. Es dauerte nicht lang und wir fanden uns in Dunkelheit getaucht. Nur vereinzelt fand ein Sonnenstrahl seinen Weg durch die dichten Baumkronen. Ein dunkles Gefühl der Bedrohung, als ob man mich beobachtete, schlich sich in meine Gedanken. Plötzlich hörte ich hinter mir das Knacken von Ästen und Rascheln von Blättern. Da in dem Wald tiefe Stille herrschte, kam es mir unheimlich laut vor. Auch Estel hatte lauschend den Kopf gehoben, doch da war niemand, kein Tier, kein Nichts. Wieder dieses Gefühl beobachtender Augen, jedoch kein weiteres Geräusch. Ich wandte mich wieder nach vorn, wollte meinen Weg fortsetzen, doch ich stieß schon nach dem ersten Schritt gegen etwas oder besser jemanden. Ich konnte nicht erkennen, ob es sich um Elb oder Mensch handelte. Die Person war hoch gewachsen, ein klein wenig größer als ich. Noch ehe ich ein Wort des Erstaunens hervorbringen konnte, hörte ich das Wiehern meines Freundes. Er stieg auf die Hinterbeine und sein Blick war von Angst erfüllt. "Ruhig, Estel. Alles ist gut, beruhige dich!" Doch meine Worte erreichten ihn nicht. Schon als die ersten Silben über meine Lippen traten, drehte sich Estel um und lief davon. Mein erster Gedanke galt Estel. Sollte ich ihm nicht folgen, ihn beruhigen? Wer wusste schon, was ihm passieren würde...

"Machen Sie sich keine Sorgen." Die Stimme war warm und liebevoll. Ich wandte mich dem Sprecher zu. Er schien zu lächeln. "Darf ich fragen, was Euch hierher in den Wald führt?" Verzaubert von seiner Stimme gab ich Antwort. "De Neugier schlug es vor." "Die Neugier ist trügerisch. Man sollte achten, wie weit man ihr traut." Nachdenklich sah ich zu Boden, unsicher und voller Zweifel. Ein Finger strich mir über die Wange und hob mein Kinn. "Hab keine Angst. Dies eine Mal hat sie Euch nicht hintergangen." Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf und ich hob meinen Blick, um ihm in die Augen zu sehen. "Wer seid Ihr?" Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen. "Man gab mir den Namen Daeron Palantir. Nennt Ihr mir den Euch eigenen?" "Familie und Freunde nennen mich Lúthien." "So darf auch ich mich zu Euren Freunden zählen?" Ein Hauch von Rot entfremdete meine sonst so blassen Wangen. Eben noch war ich mir sicher, Angst zu haben, doch nun trübte noch ein weiteres Empfinden meine Gedanken. Als hätte er durch die Schleier der Dunkelheit in meine tiefsten Gedanken blicken können, begann er zu lachen. "Verzeiht, dass ich lache, doch glaubt mir, ich mache mich nicht über Euch lustig. Erlaubt mir, den Schimmer eurer Wangen als ein 'ja' zu werten." Erstaunt starrte ich ihn an und nun wurde er wieder ernst. "Ich will Euch später gerne mehr erzählen, jedoch bin ich der Ansicht, dass dies kein Ort für eine junge Elbin wie Sie ist." Endlich fand ich meine Worte wieder, aber die Stimme, die ich hörte, schien mir so fremd, als wäre es die eines Unbekannten. "Schon viele Jahre meines Lebens verbrachte ich im Wald unter Bäumen, denn als Angehörige des Volkes aus dem Waldlandreich darf ich den Düsterwald meine Heimat nennen." "Vergleicht den Düsterwald nicht mit Fangorn. Man möge Euch verzeihen, denn ihr sprecht aus Unwissenheit. Wald ist nicht gleich Wald und wenn es Euch danach beliebt, werde ich Euch Unterschiede zeigen. Vorerst jedoch solltet ihr versuchen, aus dem Wald zu gelangen, um Euren Freund zu suchen." "Ich vertraue Estel. Er wird auf mich warten. So bitt ich Euch, mir schon in diesem Augenblick die Wunder dieses Waldes zu zeigen."

...



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Hatshepsut
2008-09-10T17:30:04+00:00 10.09.2008 19:30
Hey, wieso hast du denn abgebrochen?
Dein Schreibstil ist doch gar nicht mal schlecht!^^
Zwar gab es für meinen Geschmack fast zu viel Dialog, aber dafür fand ich den Anfang vom Inhalt ziemlich gut.
Vor allem die Verschmelzung von originalen Charas und alten. :)
Aber fürs nächste Mal soltest du etwas mehr auf ein paar Absätze achten, und die Dialoge etwas ordnen.



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