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Nur ein Wunsch

von

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Fluch oder Segen

Ich habe viel von deiner Welt mit ihren Menschen gesehen und gelernt. Unter anderem, dass eure Wünsche manchmal nicht euer wahres Begehren sind.

Ich frage mich deswegen, ob auch dein Wunsch wirklich das ist, was du willst. Ich fände es wirklich schade, wenn du unglücklich wirst. Immerhin gibt es bei deinem Wunsch nichts, was das Universum verwirrt oder die Gefühle deiner Mitmenschen manipuliert.

Dein Wunsch ist unschuldig, aber ich frage mich immer noch, warum du ihn nicht selbst erneut gefragt hast. Sicher hätte er dir deine Fragen beantwortet. Oder konntest du es nicht?

Aber gut, ich bin dir dankbar, weswegen ich dir als Wiedergutmachung diesen Wunsch erfülle. Aber denk bitte daran, Wissen kann sowohl Segen als auch ein Fluch sein.
 


 

**~~**
 

„Willst du heute Nacht nicht bei mir schlafen?“

Als Ikki erwachte, kamen ihm diese Worte wieder in den Sinn. Doch als er neben sich sah, bemerkte er, wie sinnlos diese einfache Frage gewesen war. Der Platz neben ihm war leer, und bis auf ihn war niemand mehr in seiner Wohnung.

'Was habe ich eigentlich erwartet?'

Müde fuhr er sich mit der linken Hand durchs Haar. Es war also wieder soweit. Drei Monate waren vergangen und erneut hatte ein Mädchen ihn verlassen. Dabei hatte er gehofft, dass er sie in der Nacht so verausgabt hatte, dass sie noch schlafen würde. Doch er hatte gemerkt, wie sie Punkt null Uhr aufgestanden war, sich angezogen und die Wohnung verlassen hatte.

Wie die anderen auch hatte er sie ziehen lassen. Doch im Gegensatz zu seiner ersten Freundin hatte er nun andere Gründe dafür.

Schwerfällig angelte sich Ikki seine Boxershorts und schlüpfte in diese, bevor er zum Fenster ging und es öffnete. Wie immer verdrängte die Morgenluft seinen Kummer für einige Augenblicke.

Er hatte nicht einmal jemanden, dem er es erzählen konnte, denn selbst seine Freundin Rika distanzierte sich von ihm und tauchte nur noch auf, um die Meute Mädchen von ihm fernzuhalten, wenn er mal wieder in einer Beziehung steckte.

„Immerhin hatte sie drei wunderschöne Monate...“

Es waren Worte, die er sich immer sagte, wenn eine Beziehung scheiterte. Worte, die seinen Kummer, der kein Liebeskummer war, etwas milderten.

Und dennoch wurde damit auch wieder die Stimme lauter, die ihn fragte, ob er jemals ein Mädchen finden könnte, das wirklich von ihm geliebt werden und für immer an seiner Seite sein könnte.

'Nicht mit diesen Augen...'

Ikki wandte sich vom Fenster ab und ging zur Tür. Er brauchte erst einmal eine Dusche, um zu seinem geschauspielerten Selbst zu finden. Für einen Womanizer war es immerhin alles andere als cool, wenn er bei der breiten Auswahl an Damen, die er haben konnte, einer einzigen nachtrauerte.
 

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Ikki war froh, dass die Sonne es heute so gut meinte, denn so wirkte es weniger befremdlich für seine Mitmenschen, wenn er seine Sonnenbrille trug.

Ungestört konnte er dank dieser dunklen Gläser durch die Straßen laufen. Gerade an einem Trennungsmorgen konnte er die Ruhe brauchen.

Es war schon seltsam, dass er sechs Jahre gebraucht hatte, um zu verstehen, dass seine Augen Schuld an allem waren. Sechs Jahre seines Lebens, die gesamte Grundschulzeit, hatte er geglaubt, dass die Mädchen wirklich mit ihm befreundet sein wollten.

Im ersten Sommer an der Mittelschule hatte er dann schließlich mit Hilfe einer Sonnenbrille verstanden, dass es seine Augen waren. Was auch immer dabei passierte, legte einen Zauber auf die Mädchen. Zumindest auf fast alle. Zwei weibliche Wesen waren davon ausgeschlossen, was aber wohl eher an ihrer Blutsverwandtschaft lag.

Dennoch war er besonders für seine jüngere Schwester, von der niemand außer ihm etwas wusste, eine Gefahr. Er konnte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass sie vielleicht ein Opfer von Mobbing durch seine Verehrerinnen und Exfreundinnen wurde.

'Warum müssen sie die anderen quälen? Sie haben mich doch verlassen.'

Es war eine Frage, die Ikki immer wieder in den Sinn kam. Denn meist waren es die Mädchen, die ihn nach drei Monaten verlassen hatten, die am schlimmsten jene mobbten, die ihm nahe kommen wollten oder waren. Noch dazu waren es auch sie, die seine Nähe weiterhin suchten und sich wie die Motte nach einem unerreichbaren Licht sehnten. Er hasste sie. Er hasste alle Mädchen, die einfach so seinen Augen verfielen. Die sich nicht nach ihm, dem wahren Ikki, sehnten.

Er war nur eine Illusion, geschaffen durch diese Augen. Medusas Augen.
 

**~~**
 

Es fühlte sich wie ein Morgenappell an, als Rika vor die Mädchen trat. Zwar gaukelte die Schuluniform den Außenstehenden vor, dass sie alle gleich waren, doch Rika und die Fans von Ikki wussten, dass die Frau mit dem viktorianischen Stil Anführerin war.

Ihre Regeln waren streng, doch sie hatten es ermöglicht, dass jede von ihnen die Chance bekam, einmal Ikkis Freundin zu sein.

„Momentan teilen sich zwei von euch den gleichen Rang. Und da nur eine von diesen beiden Ikki-samas neue Freundin werden kann, wird dieser Tag heute ein Stichtag. Heute Abend entscheidet entweder die Punktezahl, wer Ikki-samas Freundin wird, oder ein Quiz. Haltet euch an die Regeln und gebt euer Bestes, damit wir bald wieder ein Date mit Ikki-sama genießen können.“

Ein euphorisches „Ja“ kam von den Mädchen, die sich umwandten und auf den Weg in ihre Klassenzimmer machten. Jede von ihnen hoffte, eine der beiden Glücklichen zu sein, denn solange sie nicht die Freundin oder Exfreundin Ikkis waren, durften sie ihm nicht zu nahe kommen. Zuviel Nähe bedeutete weniger Punkte, und weniger Punkte bedeuteten einen niedrigeren Rang und damit auch weniger Privilegien.

Rikas System war damit perfekt. Zumindest glaubte sie das. Für sie war dies ein Weg, wie sie Ikkis Willen ausführen konnte. Immerhin musste doch jemand dafür sorgen, dass Ikkis Liebe gerecht verteilt wurde. Sie als Freundin und Managerin hatte das bei ihrer ersten Begegnung sofort verstanden.
 

**~~**
 

„Ich hoffe, es schmeckt dir Ikki. Ich habe dein Lieblingsgericht gemacht.“

Es war wohl die dritte Bentobox an diesem Tag, die Ikki von einem Mädchen erhalten hatte. So langsam fragte er sich, für wie verfressen sie ihn hielten. Kein normaler Mensch konnte drei Bentos essen oder es sich mit drei Mädchen an drei verschiedenen Orten gleichzeitig teilen.

Dennoch lächelte er das Mädchen charmant an und bekundete sein Bedauern, dass er in der Pause schon etwas anderes vor hatte und nicht mit ihr essen konnte.

Er sah nur zu deutlich ihre Enttäuschung. Es war derselbe Blick, den die Mädchen ihm schenkten, wenn er ihnen erklärte, dass er nicht mit ihnen zusammen sein konnte, weil er eine feste Freundin hatte.

Niemand wusste, dass es eben jene Enttäuschung war, die er mit Beginn der High School auf sich geladen hatte und unter der er wohl am meisten litt. Immerhin wollte er sie nicht unglücklich machen. Doch im Gegensatz zu ihnen konnte er es nicht vergessen.

Er hatte sich zurückgezogen, oder vielmehr versteckt, denn er spürte mit jeder Sekunde deutlicher die Last auf seinem Herzen. Und er wusste, dass sie noch schwerer werden würde.

Die Mädchen verfielen ihm, er enttäuschte sie, er lud sich die Enttäuschung auf und so weiter. Es war ein Teufelskreis, ein Fluch, eingebrockt durch diese verdammten Augen.

Doch das Schlimmste war, er musste diese Bürde alleine tragen, weil es kein Mädchen gab, das in den drei Monaten ihn sah. Keine seiner Exfreundinnen hatte ihn dazu gebracht, ihr aufrichtigen Herzens näher kommen zu wollen. Denn auch sie wollten ihm nie vertraut nahe sein.

Der Beweis dafür waren die Bentos mit seinem angeblichen Lieblingsessen. Er fragte sich immer noch, woher sie wussten, was er wohl mochte. Sie, die ihn nur oberflächlich bewunderten.

Angewidert biss er in das kunstvoll zurechtgeschnittene Würstchen. Er konnte sie nicht mehr sehen. Genauso wie damals, als seine Schwester an ihm geübt hatte, das Lieblingsessen ihres Schwarms richtig zuzubereiten. Er hatte nur notgedrungen ihre Bentos gegessen, bis sie es wirklich perfekt beherrschte.

Leider hatte ihr Bestreben nichts gebracht, aber sie war nicht lange traurig über ihre unerwiderten Gefühle geblieben. Und irgendwie machte es Ikki stolz, dass seine kleine Schwester so stark war. Nur deswegen aß er auch seine so sehr verhassten Würstchen. Sie erinnerten ihn immer wieder daran, dass auch er stark sein konnte und dann, irgendwann, sein wahres Lächeln wiederfand.
 

**~~**
 

Der Abend war angebrochen und obwohl Ikki seine Zeit eher mit Schulbüchern totschlagen sollte, verbrachte er sie in einer kleinen Bar, in der er Drinks mixte, Gläser polierte und den weiblichen Gästen etwas von seiner Aufmerksamkeit schenkte.

Er hatte diesen abendlichen Job vor einer Woche angenommen, um seine Wohnung zu finanzieren, und die Bezahlung war wirklich nicht schlecht.

Schnell hatte er sich das richtige Mischverhältnis für einen Manhattan oder Sex on the Beach gemerkt. Immerhin machte ihn seine schnelle Auffassungsgabe zu etwas Besonderem.

Doch hier in dieser Bar war er ein Mann wie alle anderen auch, denn seine Kollegen gehörten nicht gerade zu der uncharismatischen Sorte. Auch sie wussten, wie sie eine Frau nur mit einem Blick oder einem Lächeln zu einem Flirt verführten.

„Ikki, komm mal her!“

Der letzte Tropfen eines frisch gemixten Drinks hatte seinen Weg ins Glas gefunden, als ein Kollege Ikkis nach ihm rief. Der High School-Schüler sah auf zum Billardtisch, an dem ein wirklich charismatischer Kellner mit einer Schar hübscher Damen stand. Es war in der Bar Gang und Gebe, dass sowohl die Kellner als auch die Barkeeper mit dem weiblichen Geschlecht flirteten und den Männern am Billardtisch oder der Dartscheibe die ein oder andere Herausforderung boten.

Doch heute sah es bei den Männern eher rar aus und scheinbar suchte sein Kollege jemanden, den er nutzen konnte, um vor den Mädchen Eindruck zu schinden.

Charmant entschuldigte sich Ikki bei der Dame, mit der er etwas Small Talk gehalten hatte. Sie lächelte ihn verständnisvoll an, hin und weg von seinen Augen, die sie trotz ihres angestiegenen Alkoholpegels nur zu gut erkennen konnte.

„Sag mal, Ikki, hast du schon einmal Billard gespielt?“

Verneinend schüttelte Ikki den Kopf. Er hatte in den letzten Tagen zwar viele Spiele von seinen Standort aus beobachtet, aber selbst war er noch nicht in den Genuss gekommen, mit dem Queue die Kugeln anzustoßen und in die für sie vorgesehenen Löcher zu verfrachten.

„Das ist nicht schlimm. Komm, wir bieten den Ladies ein kleines Duell. Ich werde dir auch den ersten Stoß schenken.“

Siegessicher hielt sein Kollege ihm den Queue hin. Gegen einen blutigen Anfänger, so wusste er, würde er nicht verlieren. Doch Ikki, der so selbstbewusst den Queue annahm, verunsicherte ihn.

„Senpai, ich hoffe, du bereust es nicht. Ich gewinne jedes Spiel, bei dem man die Hände braucht.“

Selbstbewusst stellte sich Ikki an den Tisch und beugte sich vor, um den ersten Stoß auszuüben.

„Die einfarbige Sechs ins hintere, rechte Loch“, verkündete er.

Ihm war das spöttische Lachen seines Kollegen egal. Er hatte bereits alles berechnet, eingeschätzt und im Geist durchgespielt. Die einfarbige Sechs würde ins hintere, rechte Eck gehen.
 

Ein begeisterter Aufschrei ertönte, als Ikki seine letzte einfarbige Kugel mit einem sanften Stoß ins mittlere Loch beförderte.

Sein Gegner war stark und kannte dieses Spiel besser als er, aber er hatte die ganze Zeit, mit all seinen Stößen, Ikki in die Hand gespielt.

Mit einer cleveren Taktik, die er durch ein Pokerface getarnt hatte, war es ihm gelungen, geschickt das Spiel zu lenken. Sein Gegner hatte zwar auch alle halbfarbigen Kugeln versenkt, aber bei der schwarzen waren die Nerven nicht stark genug gewesen.

Und nun lag sie vor ihm, die schwarze Acht, inmitten des Feldes. Er hatte fast alle Möglichkeiten der Welt, um sie zu versenken und konnte bei den Damen mit einem äußerst kunstvoll wirkenden Stoß, Eindruck schinden. Doch die Damen waren ihm egal. Ein sicherer Sieg, mit dem er zu seinem Wort stand, war ihm lieber.

„Die schwarze Acht ins hintere, linke Loch.“

Selbstsicher und mit genügend Schwung stieß er die weiße Kugel an, die auf die schwarze Acht zurollte und ihre Energie auf diese übertrug. Es war einfachste Physik. Eine kleine Berechnung, die ihm geholfen hatte, seinen Gegner und seine Situation passend zu berechnen. Nur dank diesen Berechnungen war es ihm möglich gewesen, seine Prognose wahr zu machen. Wie schon einige Male an diesem Abend wurden seine Worte wahr und er zum Gewinner.
 

Der Feierabend hatte Einzug gehalten und Ikki legte seine Barkeeperkleidung ab. Er schwelgte immer noch in diesem angenehmen Hochgefühl seines Sieges und war froh, dass sein Kollege diese Niederlage mit einem Lächeln weggesteckt hatte. Er hatte sich sogar noch eine Revanche angetan und auch bei dieser verloren.

„Hey, Ikki! Unglaublich, was du dir da geleistet hast.“

Ikki sah zur Tür, von der aus sein Kollege den Raum betrat. Er war recht heiter, was ihn wohl von richtigen High School-Schülern, die soeben eine Niederlage erlitten hatten, unterschied.

In seiner Stimme schwang auch kein Groll mit, was Ikki erleichterte.

„Du hast wirklich noch nie Billard gespielt?“

Irgendwie konnte er es immer noch nicht glauben, dass ein blutiger Anfänger ihn gleich zwei Mal besiegt hatte, weswegen er einfach hoffte, dass Ikki geflunkert hatte, um im Nachhinein die Damen zu beeindrucken. Es war zumindest keine Seltenheit, dass die Angestellten das taten.

Doch so ehrlich wie er es meinte, schüttelte er erneut seinen Kopf.

„Ein Naturtalent also? Wie wäre es, wenn wir beiden jeden Abend ein Spielchen machen?“

Der Gedanke daran, abends ein entspanntes Spiel mit einem Kollegen zu machen, gefiel Ikki. Noch dazu gefiel ihm Billard. Nicht weil er gewann, sondern weil er über diese geistige Herausforderung sogar seine Last und die Mädchen vergessen konnte.
 

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Wer hätte gedacht, dass hinter diesem verführerischen Blick so ein leidgeplagtes Genie steckt. Es ist interessant zu sehen, wie stark doch so ein oberflächlicher Schein trügen kann, oder wie schnell ihr Menschen glaubt, euch durch Beobachtungen wahres Wissen anzueignen.

Dein Wunsch wird dir natürlich wahres Wissen vermitteln. Du wirst mehr über Ikki erfahren, als die anderen Mädchen in seiner Nähe.

Für viele mag es nicht fair erscheinen, aber Ukyo-sans Wunsch ist dir gegenüber auch nicht fair gewesen. Deswegen ist es eine Wiedergutmachung. Ich gebe dir jene Informationen zurück, die du dir selbst erarbeitet hast, indem eine Kommunikation mit Ikki oder den Fanclubmitgliedern erfolgte.

Vielleicht ist er dir deswegen verfallen. Du warst immerhin die Erste, die ihn entgegen seines Images, das er aufrecht zu erhalten versuchte, kennenlernen wollte.

Im Gegenzug dazu versuchte er, dich kennenzulernen und er erfreute sich daran, dass sein Segen bei dir nicht zu einem Fluch wurde.


 

**~~**

Selbst nach Monaten hatte Ikki seinen Spaß am Billard nicht verloren. Er spielte sogar mit der ein oder anderen Dame um irgendwelche belanglosen Dinge wie eine Telefonnummer, einen Kaffee usw.

Doch obwohl er für gewöhnlich gewann, hatte er heute, im Auftrag seines Chefs, eine Partie verloren. Sie hatte wohl genug Geld für einen Sieg gegeben, und obwohl sie nur zu gut wusste, dass er sie gewinnen lassen hatte, wirkte sie zufrieden. Immerhin gehörte Ikki diese Nacht ihr.

An diesem Abend beachtete er nur sie, gab ihr noch einmal das Gefühl, jung zu sein und dass er sich körperlich nach ihr sehnte und sie begehrte.

Noch während ihres Flirts, bei dem er für sie einen besonderen Drink mixte - er versprach ihr, dass er ihm ihren Namen geben würde - stellte sie sich vor, wie seine Lippen die ihren verschlossen.

In ihrer Fantasie machte sie Dinge, die verboten waren, weil Ikki wohl einfach zu jung war.

„Sind Sie alleine hier?“

Seine verführerische Stimme holte sie zurück in die Realität. Der neue Drink stand bereits vor ihr und sie legte ihre zierlichen Finger an das kühle Glas.

Sie bewunderte die rote Farbe und fragte sich, ob er ihr damit, in Verbindung mit seiner Frage, Signale geben wollte, wie der Abend noch verlaufen könnte.

„Mein Mann ist auf Geschäftsreise. Ich bin sowohl hier als auch zuhause alleine.“

Sie lächelte charmant, sah ihm wieder in diese unglaublichen Augen und hoffte, dass er ihren Wink verstand.

„Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie nachher nach Hause begleiten.“

Glücklich ergab sie sich der Illusion, dass er ihre Andeutung verstanden hatte und sie doch noch von der verbotenen Frucht probieren durfte.
 

Sie war dankbar, dass Ikki ihre Tasche trug und sie sich sicher bei ihm eingehakt hatte. Der letzte Drink war wohl doch zu viel gewesen, vielleicht war sie auch einfach nur trunken vor Vorfreude auf das, was vielleicht nachkam.

„Hier wohne ich...“, erklärte sie schließlich nach einigen Metern vor einem Apartmenthaus, in dem nur Gutbetuchte sich ein Luxusapartment leisten konnten.

Ikki hatte nicht den geringsten Zweifel, dass sie und ihr Mann vermögend waren, doch gerade die Verführungen des Geldes konnten zu einem Spiel mit dem Feuer führen.

„Möchtest du noch auf einen Drink hoch kommen?“

Er sah diese Hoffnung in ihren Augen aufleuchten, doch er wusste bereits, dass er sie enttäuschen würde.

„Tut mir leid. Wir sollten das nicht tun. Am Ende bereuen Sie es.“

Liebevoll nahm er ihre Hand und legte ihr die kleine Handtasche hinein. Sie wusste damit, dass er sie nicht nach oben begleiten würde. Und dennoch weiteten sich ihre Augen, als Ikki sich vorbeugte und ihr einen sanften Kuss auf die Wange gab.

„Schlafen Sie gut und träumen Sie was Schönes.“

Errötet, mit dem Gefühl, wieder ein dummes, verliebtes Schulmädchen zu sein, sah sie in Ikkis strahlende Augen. Obwohl sie wusste, dass es falsch war, schlug ihr junggewordenes Herz wild und unbändig. Selbst als er sich abwandte und in der Dunkelheit der Nacht verschwand, konnte sie nicht anders, als einen wehmütigen Seufzer zwischen ihre Lippen vordringen zu lassen.
 

**~~**

Rika hatte von Ikki erfahren, wo er nun abends arbeitete. Sie hatte nach ihm sehen wollen, ihn dort besucht, ohne dass er davon wusste, und ihn am Billardtisch entdeckt.

Selten hatte sie ihn mit diesem glücklichen Funkeln im Gesicht gesehen, was ihr nur deutlich verriet, dass er dieses Spiel genoss und wohl auch liebte.

Es war eine Information, die sie mit den Mitgliedern von Ikkis Fanclub teilte. Und noch viel mehr.

„Heute hat die Zahl unserer Mitglieder einen Stand erreicht, bei der wir nicht länger ein kleiner Fanclub sind. Wir sind vielmehr ein Verein. Und deswegen sind wir von heute an ein Billardverein und unser Nummer eins Mitglied ist Ikki-sama.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shizana
2016-05-09T17:21:43+00:00 09.05.2016 19:21
Surprise, surprise!
Ich bin dir immer noch ein paar Kommentare schuldig. Schon vergessen? Nun, ich nicht. Und weil ich gerade Zeit auf Arbeit habe und ich weiß, dass du ein paar schöne Worte gut gebrauchen kannst, hole ich endlich mein verjährtes Versprechen nach.

Das hier ist das Kapitel, das wohl am fragwürdigsten ist. Es ist jedes Mal wieder ein uneiniges Gefühl, Ikki in dieser Bar mit diesem Kundenstamm zu sehen. Inzwischen glaube ich übrigens, dass es sich um eine Host-Bar handelt. Ich meine, wenn dort alle Bishis sind und überwiegend Damen bedient werden … schürt den Verdacht und so.
Aber zurück zum Anfang.
Mir wird immer das Herz schwer, wenn ich lese, wie Ikki verlassen das Bett verlässt. Es ist einfach nur böse. Normalerweise kennt man es ja eher umgekehrt, aber naja, wir wissen ja, wie krass der Fanclub drauf ist.
Auch das mit den vielen Bento ist eine sehr schöne Idee von dir. Es sind diese vielen Details, die du dir für diese FF einfallen lassen hast, die mich heute noch für sie schwärmen lassen. Schön auch, wie Ikki hier an seine Schwester denkt. Schade, dass im Spiel so wenig auf seine Familie eingegangen wird …
Wo wir gerade beim Spiel sind: Mir fällt auf, dass ich damals sehr schlecht recherchiert habe. Zumindest glaube ich das. Seit wir Amnesia im Westen zur Verfügung haben, wissen wir, wie verschiedene Dinge ablaufen und im Detail aussehen. So zum Beispiel der Fanclub. Ich erinnere mich nicht mehr, wie viel wir wirklich recherchiert und wie viel interpretiert haben, aber ich bin fasziniert, wie viel noch heute zum Canon stimmig ist. Gute Arbeit!
Wie gesagt, der Part mit der betuchten Dame ist immer wieder mit einem mulmigen Gefühl für mich verbunden. Das kann aber auch daran liegen, dass wenig beschrieben ist, was man sich vorzustellen hat. Alter, Aussehen und all das. Aber das hatte ich schon in den ersten Kapiteln erwähnt und ich weiß, dass du heute mehr darauf achtest.

Und damit mag ich zum nächsten Kapitel übergehen. Ich spüre da so'n vorfreudiges Kribbeln, da ich ja weiß, was mich dort erwartet. ^__^
Bis gleich~


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