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Der König der Löwen

Wir sind Eins
von

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Familie

Termiten

Währenddessen wanderte Simba mit seinen beiden Schülern den Großen Fluss im Süden des Königsfelsens entlang. Kurz nachdem der Strom das Geweihte Land von Westen her erreichte, fiel er in eine tiefe Schlucht, der er fast bis zur gegenüberliegenden Grenze folgte. Somit lagen nur zwei schmale Streifen in den äußersten Ecken des Geweihten Landes auf einer Ebene mit dem Gewässer, ansonsten war es für alle Tiere, die nicht fliegen konnten, unerreichbar.

»Das hier ist eine der wichtigsten Wasserquellen unseres Landes«, erklärte er gerade unnötigerweise. »Allerdings ist sie nur schwer zu erreichen, was das Wasserloch wesentlich beliebter macht.«

»Oder es liegt daran, dass sich die Tiere dort wegen dem Jagdverbot sicherer fühlen«, wand Kopa ein.

»Nein, es war umgekehrt: das Jagdverbot wurde eingeführt, weil das Wasserloch von so vielen genutzt wurde. Trotzdem ist der Fluss immer noch von großer Bedeutung für uns – könnt ihr euch vielleicht denken, warum?«

»Weil er nicht so schnell austrocknet.« Nuka konnte sich nämlich noch genauestens am die langen Märsche erinnern, die er hatte unternehmen müssen, um während der Dürre in seiner früheren Kindheit an Wasser zu gelangen.

»Richtig, Nuka. Hast du auch eine Idee, woran das liegen könnte?«

Doch er legte nur nachdenklich den Kopf schief, Kopa dagegen hatte einen Einfall: »Weil er Wasser aus anderen Ländern hierher bringt. Solange es dort regnet, fließt etwas in unsere Richtung, egal wie das Wetter bei uns ist.«

»Sehr gut! Ihr beide lernt wirklich schnell.«

»Was ist denn das dort drüben?« Nuka deutete mit dem Kopf auf eine domförmige Steinformation, die er ein Stück hinter dem Fluss erspäht hatte.

Simba sah in die vorgegebene Richtung und blieb abrupt stehen. »Ein Termitenbau, es liegt jenseits unserer Grenzen. Ich rate euch dringend, euch davon fernzuhalten.« Offensichtlich war er nicht erpicht darauf, das Thema weiter zu vertiefen, denn er schritt sogleich zügig weiter.

Nuka blieb noch einen Moment sitzen und versuchte, genauere Details zu erkennen. Doch anstatt dessen glaubte er einen Moment lang, eine unheilvolle Stimme zu hören: »Seid bereeeiit!«

Auf einmal saß Kopa neben ihm und blickte ebenso auf das seltsame Gebilde.

»Sieht schon irgendwie komisch aus.«

»Hm? ... Ja, etwas. Sag mal, hast du das eben auch gehört?«

»Äh, nein. Was denn?«

»Ach, nichts«, erwiderte Nuka nach einer kurzen Denkpause, löste mühevoll den Blick von der eigenartigen Szenerie und erhob sich, Kopa folgte ihm ohne zu zögern.

Entgegen Simbas Planung hatten sie nun allerdings keine Zeit mehr, das Wasserloch zu besuchen, da auf dem Weg dorthin bereits allmählich der Abend hereinbrach. Als sein eigener Schatten länger wurde, als er selbst, hielt Simba inne.

»Es ist spät. Ich schätze, wir gehen besser nach Hause.«

Im selben Moment ertönte vom Königsfelsen her das Gebrüll einiger Löwinnen – das Signal, das den Jagdabend einleitete.
 

Geschwister der Jagd

Doch dort angekommen wartete bereits die nächste Überraschung auf sie.

»Mutter, was machst du hier?«, fragte Nuka verwundert.

»Wir versammeln uns zur Jagd.«

»Aber du warst doch noch nie mit auf der Jagd.«

»Genau, noch ein Grund, heute mitzugehen.«

Nun trat auch Sarabi aus der Höhle, womit die Versammlung vollzählig war. Sie sah sich sogleich nach ihrem Sohn um und bemerkte dabei auch seine beiden kleineren Begleiter.

»Was macht ihr denn noch hier draußen? Auf, ab in die Höhle«, befahl sie, nicht streng aber bestimmt.

»Wir sind eben erst hier angekommen«, verteidigte sie Simba. »Ich wollte sie gerade losschicken.« Er sah gutmütig zu den beiden hinab; Kopa verstand sofort und lief zum Höhleneingang. Als er jedoch merkte, dass er dort alleine stand, drehte er sich noch einmal um.

»Nuka?«

»W-Was?« Anscheinend war er aus irgendwelchen Gedanken gerissen worden. Er erkannte Sarabi und unter aller Augen ging ihm allmählich ein Licht auf. »Ach so, ich komme. Tut mir Leid.«

Sarabi sah den beiden nach, wie sie in der Höhle verschwanden, dann wandte sie sich der Versammlung zu.

»Wie ich höre, haben wir heute Abend Begleitung?«

Zira trat erhobenen Hauptes vor. »Ich bitte ergebenst, ein Mitglied der Jagdgruppe zu werden.«

»Das wird sich draußen in der Savanne zeigen, du sollst deine Chance bekommen.« Die Leitlöwin sah nun erwartungsvoll zu ihrem Sohn, der daraufhin die Stimme erhob.

»Sikuyo indlela yelizwi lobomi. Jägerinnen, wisset, dass, solange ihr diesem Weg folgt, der Geist Aiheus mit euch sein wird. Er wird bei euch sein und eure Klauen und Zähne leiten, auf dass ihr gesund und erfolgreich wiederkehrt.«

»Aiheu abamami!« Die vielstimmige Antwort hallte von der Felswand wider, anschließend ergriff Sarabi wieder das Wort.

»Schwestern, wir haben Begleitung heute Abend. Begrüßt Zira und wünscht ihr Glück, dass sie bald eine von uns sein wird. Heute am frühen Abend soll sich eine Herde Antilopen diesseits des Wasserlochs niedergelassen haben. Wenn wir sie etwas aufmischen, wird sich schnell die ein oder andere leichte Beute zeigen. Vertraut auf eure Instinkte und die Schwesterschaft und wir werden erfolgreich sein.«

Anstatt der Preisung stimmten die Löwinnen nun einen sich stetig wiederholenden Chor an, während sie sich nach und nach in Bewegung setzten.
 

We baba zingela siyo zingela baba.

Zingela siyo, zingela baba.

Hi ba la qhubekeni siyo zingela.
 

Zwar war es Simba anfangs noch schwer gefallen, sie ziehen zu lassen, doch mittlerweile fand er selbst Beruhigung in diesem Gesang. Es gab ihm das Gefühl, dass die Jägerinnen wussten, was sie erwarten würde und dass sie sich darauf freuten. So machte er ohne ein schlechtes Gewissen kehrt und sah nicht mehr zurück.

Sarabi war gut informiert: Auf ihrem Weg zum Wasserloch konnten die Löwinnen schon bald zwei Antilopenköpfe sehen. Die beiden Wachen der etwa zwanzig Tiere umfassenden Herde blickten abwechselnd in die Landschaft und hielten nach potenziellen Gefahren Ausschau.

Gleich nachdem die Beute in Sichtweite gekommen war, blieb Sarabi stehen und mit ihr auch die anderen Jägerinnen, wobei die letzten Nachklänge des Jagdliedes verstummten.

»Der Wind steht günstig, sie können uns nicht wittern. Wir werden uns einfach von hier aus anschleichen können. Nala, du übernimmst die linke Flanke, Kula die andere Seite. Sorgt dafür, dass die Antilopen nicht zu sehr auseinanderbrechen können. Wenn sie sich gegenseitig vor die Hufe laufen, haben wir ein leichtes Spiel.«

Die beiden Löwinnen verschwanden geräuschlos in die vorgegebenen Richtungen im hohen Savannengras.

»Und ab jetzt will ich keinen Laut mehr hören!« Ihren eigenen Vorgaben folgend, gab Sarabi die Kommandos von nun an durch kleine Bewegungen ihrer Ohren und ihrem Schwanz.

Zira war zuvor nicht eingelernt worden, also orientiere sie sich mehr an deren anderen Löwinnen. So gelang es ihr schnell, Sarabis eingängige Anweisungen zu interpretieren. Das Anlegen der Ohren zum Beispiel bedeutete Ducken, weil eine der Wachen in ihre Richtung sah.

Langsam aber sicher näherten sie sich der Herde und mit jedem Meter wurden die Jägerinnen erregter, wovon sich auch Zira schnell anstecken ließ. Bald schon agierte und bewegte sie sich ganz genau wie die anderen, sodass man nicht mehr hätte sagen können, wer das neueste Mitglied im Rudel war.

Doch nun kamen sie ihrer Beute allmählich gefährlich nahe. Der entscheidende Moment würde bald kommen, das spürte sie. Sarabi blickte gerade nach links und rechts, um sicherzustellen, dass Nala und Kula ihre Plätze ein Stück vor ihnen und leicht seitlich der Fluchtroute der Herde eingenommen hatten.

Dann versuchte sie, in ihrer näheren Umgebung Zira auszumachen, doch bevor sie sich groß umsehen konnte, hörte sie hinter sich Hufgeklapper und ein Rascheln, das in einem dumpfen Schlag ausartete, als etwas ins Savannengras fiel. Dem folgte ein kurzer, verzweifelter Aufschrei, dann war wieder Ruhe eingekehrt.

Sarabi reagierte blitzschnell. Ohne darauf zu achten, was da gerade passiert war, gab sie das Zeichen zum Angriff, blieb selbst aber stehen. Sie wusste, dass ihre Geschwister der Aufgabe gewachsen waren und wandte sich in die Richtung, aus der sie gerade eben diesen merkwürdigen Radau vernommen hatte.

Jederzeit zum Angriff bereit näherte sie sich der Stelle, an der das Savannengras in einer kurzen, geraden Bahn plattgedrückt worden war. Am Ende dieser Schneise lag reglos ein Zebra. Im fahlen Mondlicht konnte sie die Streifen auf seinem Rücken deutlich erkennen, doch irgendetwas stimmte nicht.

Als sie näher herantrat, erkannte sie schließlich den Unterleib einer Löwin, auf dem Rücken liegend eingeklemmt unter dem Hals des Tieres und eine schreckliche Vorstellung stieg in ihr auf.

»Zira, bist du das? Kannst du reden?«

Anstatt einer direkten Antwort regte sich der Körper, als die verunglückte Löwin versuchte, sich zu befreien. Sarabi trat nun ganz an das Zebra heran, sodass sie über seinen Hals sehen konnte. Dort lag tatsächlich Zira, blutüberströmt, aber es war nicht ihr eigenes.

»Geht es dir gut?«

»Alles in Ordnung.« Sie versuchte erneut, sich zu befreien, scheiterte aber kläglich. »Ich schätze, es hat gar nicht gemerkt, dass es in ein angreifendes Löwenrudel gelaufen ist.«

»Ach so.« Allmählich konnte sich Sarabi zusammenreimen, was gerade passiert war. Sie sah weiterhin hinab zu Zira und begann plötzlich zu lächeln.

»Glückwunsch zu deiner ersten Beute.«

»Danke.«

»Darf ich dir da raushelfen?«

Zira nickte kurz.

Sarabi trat einen Schritt zurück, dann steckte sie ihren Kopf gleich neben ihr unter das Zebra und schob es mit den Schulterblättern voran. Sobald sie genug Platz hatte, kroch Zira unter ihrer Beute hervor, während Sarabi den Kadaver mit einem kräftigen Ruck ihrer Schultern nach vorne abwarf. Anschließend sah sie sich nach Zira um, die sich hinter ihr aufgesetzt hatte.

»Du darfst deinen Erfolg verkünden, Schwesterherz.«

Darauf schien sie nur gewartet zu haben. Zira legte den Kopf in den Nacken und stieß ein lautes, befreiendes Brüllen aus.

»Gut, genug der Freude. Jetzt danke Aiheu für das Leben, das du genommen hast, damit er Weitere folgen lässt.«

»Aiheu abamami!«

»Aiheu abamami!« Die anderen Löwinnen waren anscheinend Ziras Ruf gefolgt und kamen nun aus verschiedenen Richtungen auf sie zu, wobei ihr jede von ihnen gratulierte und sie mit "Schwester" ansprach.
 

Mahlzeit

Auch am Königsfelsen hatte man Ziras Gebrüll vernommen, Sima war gerade dabei, Mheetu und Nuka abzuholen. Während die Jägerinnen unterwegs waren, wachten die Löwen am Königsfelsen über Heim und Kinder und brachten die Kleinen dann zum Essen mit.

Dabei wechselte er sich mit Chumvi ab, weil einer von ihnen zurückbleiben und auf Kopa und seit heute auch Vitani aufpassen musste, da sie noch kein Fleisch fraßen. Doch der kleine Prinz schien andere Pläne zu haben.

»Papa, darf ich mit?«

»Hast du denn schon Appetit auf Fleisch?« Simba zog eine Augenbraue hoch, denn dafür war es eigentlich noch viel zu früh.

»Nein.«

»Und warum willst du dann mit?«

»Ich kann mir gar nicht vorstellen, je Fleisch zu fressen. Ich meine, das sind doch dieselben Tiere, um die ich mich als König später kümmern soll.«

»Keine Sorge, dazu kommen wir noch im Unterricht.« Simba lächelte über das, über das sich sein Sohn da Gedanken machte. »Oder glaubst du, es hilft dir, wenn du uns beim Fressen zusiehst?«

»Vielleicht ...« Kopa setzte ein breites Grinsen auf und sah zu seinem Vater auf. »Bitte!«

»Also gut. Wenn du mir nicht glaubst, sollst du es selbst herausfinden.« Er sah hinüber zu Chumvi, der ihm mit einer kurzen Kopfbewegung bedeutete ihm zu folgen. Simba wies die Jungs an, einen Moment zu warten und folgte ihm.

Chumvi wartete außer Hörweite der Löwenkinder und kam gleich zur Sache, als Simba ihn eingeholt hatte.

»Kannst du heute auf Vitani aufpassen?«

»Du meinst, wir sollen tauschen?«

»Ja, genau. Du weißt schon, es ist ihre erste Jagd ...«

Simba sah ihn einen Moment an, dann schloss er kurz die Augen und nickte verständnisvoll. »Natürlich. Ich werde gut auf sie achtgeben.«

»Ich danke euch.«

»Ach, hör auf! Sowas will ich nicht von dir hören. Behandle mich wie einen alten Freund.«

»In Ordnung, ich bring' dir was zu essen mit.« Chumvi kehrte ihm den Rücken und machte sich auf den Weg zu den Jungs.

»Ach ja, die Löwinnen wollten sich eine Herde Antilopen in Richtung Wasserloch vornehmen. Nach dem Ruf von eben zu urteilen, habt ihr es nicht allzu weit«, rief Simba ihm noch hinterher.

Seine Einschätzung war korrekt und so sahen die vier schon wenig später vertraute Gesichter. Sarabi erwartete sie auf halbem Weg zum Wasserloch.

»Die Jagd war ein voller Erfolg«, begrüßte sie sie und sah dabei ganz besonders Chumvi an. Er verstand die Botschaft auf Anhieb und seine Miene hellte sich deutlich auf.

»Heute ist ein ganz besonderer Abend«, sagte Sarabi nun an die Löwenkinder gewandt, »ihr habt sogar die Wahl zwischen Antilope und Zebra.«

»Zebra?« Chumvi war sichtlich irritiert.

»Ja, uns ist eins dazwischen gekommen, als wir uns angeschlichen haben; es hat wohl nicht damit gerechnet. Zira hat es erlegt, bevor es überhaupt gemerkt hat, dass es mitten in ein Löwenrudel hineingelaufen ist – ein Glück, dass wir sie heute Abend dabei hatten, es hätte jemanden verletzen können.«

Diese Entscheidung fiel den Kleinen überhaupt nicht schwer. Zebras gehörten zu den größten Beutetieren und wurden daher nur selten gejagt, geschweige denn erlegt. Als sie jedoch am Kadaver ankamen, mussten sie feststellen, dass sie nicht die einzigen waren, die die Abwechslung auf der Speisekarte guthießen: fast das gesamte Rudel hatte sich um das tote Tier gedrängt.

»Oha, da nehme ich doch lieber Antilope«, meinte Nuka und drehte ab.

Kurz darauf bemerkte Sarafina, die einen besonders guten Platz am Rumpf des Zebras ergattert hatte, den hungrigen Blick ihres Sohnes und begann, an einem großen Fetzen Fleisch zu zerren. Mheetu wies Kopa an, ein wenig abseits zu warten und näherte sich dann bis auf ein paar Meter der Löwentraube.

Unterdessen hatte seine Mutter ihr Ziel fast erreicht – nur ein kleiner Streifen verband das Fleisch noch mit dem Rest des Körpers. Mit einem kräftigen Ruck trennte sie es ab, doch sie hatte sich überschätzt, sodass ihr das andere Ende wie eine Peitsche ins Gesicht schlug. Mit lautem Gebrüll riss sie den Kopf herum, wodurch ihre Beute in hohem Bogen davonflog.

Das aufschallende Gelächter der übrigen Löwinnen ignorierend, fing Mheetu das Fleisch geschickt im Sprung auf und lief damit zurück zu Kopa, der noch immer auf den Kadaver starrte. Er legte das Fleisch ab und sah ihn besorgt an.

»Alles in Ordnung bei dir?«

Kopa blickte nachdenklich zurück. »Als König ist es meine Aufgabe, alle Tiere des Landes zu verstehen ... und dann fressen wir sie. «

»So ist das Leben«, entgegnete Mheetu schlicht und machte sich an sein Abendessen. Doch er wurde unterbrochen, bevor er überhaupt zum ersten Bissen gekommen war: Nuka stürmte aus der Dunkelheit auf sie zu.

»Was ist, war die Antilope doch noch nicht ganz tot?«

Nuka schien Mheetus Bemerkung allerdings gar nicht wahrzunehmen. »Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass nicht das ganze Rudel da ist?«

»Jetzt wo du es sagst, Chumvi ist irgendwie verschwunden. Ich habe ihn das letzte Mal vorne bei Sarabi gesehen, als wir angekommen sind.«

»Ja und während ihr euch anscheinend prächtig amüsiert habt, anstatt zu essen, habe ich ihn mit Mutter weggehen sehen. Wenn ich nur wüsste, was er vorhat.«

»Nichts, worauf hier nicht schon viele gewartet hätten«, erklang eine Stimme hinter ihm. »Ich schätze, die beiden wollen jetzt einfach ein wenig für sich sein.« Sarafina hatte sich anscheinend satt gefressen und den Jungs schon länger zugehört. »Wenn wir Glück haben, können wir sogar endlich wieder mit Nachwuchs rechnen, der mal nicht aus der Königsfamilie kommt.«

»Oh nein, nicht noch mehr Spielkinder«, beklagte sich Nuka sofort.

»Du bist auch nicht viel erwachsener«, entgegnete Mheetu.

»Schon gut ihr beiden«, sagte Sarafina sanft aber bestimmt. »Nuka, du wirst deine Meinung sicher ändern, wenn du das Kleine siehst. Neugeborene bringen das Rudel immer enger zusammen und machen alle glücklich, denk‘ nur an deine Schwester.

»Ja.« ... ›Genau das tue ich doch.‹

»Was ist mit dir, Kopa?«, fragte sie auf einmal.

»Ein Geschwisterchen zu haben, wäre toll«, antwortete er. »Aber wenn ich König werde, was wird dann aus ihm?«

»Es verbringt sein Leben wie jeder andere im Rudel, es sei denn du verlässt uns, ohne einen Erben zu hinterlassen, dann nimmt der Nächstgeborene deinen Platz ein.«

»Das heißt, du kannst ihm alles beibringen, was du weißt«, ergänzte Mheetu und Kopa musste lächeln, denn an sich klang das gar nicht so schlecht.
 

Nachwuchs

Sarafina sollte Recht behalten, die beiden kehrten erst Tage später wieder zurück und eine Woche danach stürmte Chumvi morgens übermütig in die Haupthöhle.

»Ich werde Vater!«

»Wir wissen, dass du den Vater für Vitani spielst, das ist also kein Gru –«

»Nein, ich werde ein richtiger Vater! Wir bekommen Nachwuchs!«

»Das ist ja großartig!«

»Gratuliere!«

»Wisst ihr schon, wie das Kleine heißen soll?«, fragte Nala.

»Nein, noch nicht. Aber dafür haben wir ja auch noch jede Menge Zeit.«

»Ja, sicher.« Sie gratulierte ihm ebenfalls, dann stand sie auf und lief aus der Höhle. Mit etwas Glück würde sie Simba noch erwischen, bevor er mit den Jungs zur nächsten Unterrichtsstunde aufbrach. Sie kam gerade noch rechtzeitig und erkannte ihn am Rande der Felsterasse.

»Simba, warte!«

Er hatte sie gehört und setzte sich gemütlich hin, während sie zu ihm hinübergelaufen kam.

»Geht doch schon mal vor«, sagte sie zu Kopa und Nuka, die ebenfalls gewartet hatten.

»Wir werden heute zuerst einen Ausflug zum Wasserloch machen«, fügte Simba hinzu. »Ihr könnt da auf mich warten.« Dann wandte er sich seiner Gefährtin zu. »Ist etwas passiert?«

»Ja«, erwiderte sie mit einem breiten Grinsen. »Chumvi und Zira bekommen Nachwuchs!«

Simba zog die Augenbrauen hoch, doch seine Verwunderung ließ schnell nach und er legte den Kopf schief. »Deshalb hast du die Jungs aber doch nicht weggeschickt.«

»Nein.« Sie drehte den Kopf in denselben Winkel wie ihr Gegenüber, sodass sie ihm wieder direkt in die Augen sehen konnte und ihr Grinsen wurde noch etwas breiter. »Simba, was meinst du? Wird unsere Familie ein paar Tage ohne uns auskommen?«

»Am ehesten jetzt, warum?«

»Jetzt du doch nicht so, als würdest du nie daran denken!«

»Ach so, du meinst«, stammelte er. »Ja, ein paar Tage zu zweit im Dschungel würden sicher angenehme Erinnerungen wachrufen. Wann sollen wir es Kopa sagen?«

»Darum wollte ich dich gerade bitten. Ich möchte vorher noch wissen, was er davon hält und ich denke, dass er zu dir ehrlicher ist.«

»Stimmt, ich werde mit ihm reden.«

»Tu es bald, bevor ich mir es anders überlege.«

Simba nahm dies durchaus ernst.

Zunächst erklärte er Kopa und Nuka, wann und wie viel Wasser verschiedene Tiere im Geweihten Land brauchten und wie sich das auf die Situation am Wasserloch und am Großen Fluss auswirkte. Anschließend ließ er sie am Wasserloch noch etwas trinken, hielt seinen Sohn aber zurück und sprach ihn darauf an. Zu seiner Erleichterung war er begeistert von der Vorstellung, ein großer Bruder zu werden.

Am frühen Morgen des zweiten Tages danach standen Simba und Nala schließlich am Fuß des Königsfelsens und verabschiedeten sich vom Rest des Rudels.

»Ich möchte auch Timon und Pumbaa besuchen gehen«, beklagte sich Kopa gerade noch.

»Wir richten ihnen aus, dass du sie vermisst«, antwortete ihm Nala.

»Ja, ich vermisse sie, nicht einmal zu meiner Taufe waren sie da. Warum mussten sie eigentlich wieder gehen?«

»Sie mussten nicht gehen, sie wollten es.« Simba wirkte nachdenklich. »Auch die beiden haben ihre eigene Familie und ihr eigenes Zuhause, aber vielleicht kommen sie uns ja bald wieder besuchen.«

»Au ja, kannst du sie fragen?«

»Das werden wir sowieso«, sagte Nala. »Aber jetzt sollten wir los, damit wir die Wüste noch vor der Mittagssonne erreichen.«

»Auf Wiedersehen!«

»Gute Reise!«

»Viel Glück euch beiden!«

Nach zahlreichen weiteren Verabschiedungen wandte sich das Königspaar schließlich um und verschwand schnell hinter den unteren Ausläufern des Königsfelsens. In diesem Moment war aber auch Kopa schon unterwegs.

Wenig später erreichte er die Spitze des steinernen Monuments und blickte nach Westen, wo er in der Ferne zwei Löwen ihren Schatten hinterherjagen sah. Er schloss kurz die Augen und stellte sich vor, einen kleinen Bruder zu haben, mit dem er spielen, herumtollen und dem er alles beibringen konnte, was er wusste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Übersetzungen
Aiheu: Angebeteter Gott
Aiheu abamami!: Herr, gib mir Kraft!
Jagdlied: Verliert in der Übersetung, daher die Interpretation im darauffolgenden Absatz
Sikuyo indlela yelizwi lobomi.: Wir befinden uns auf dem Weg der gerechten Stimme. Komplett anzeigen

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