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A different Future

von

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Als er den Raum betrat, war ich so verblüfft, dass ich ihn offen anstarrte.

Ich hatte im Haus von Bulmas Familie am Fenster gestanden und auf den Hinterhof zu dem Raumschiff hinausgeschaut, mit dem ich vor einigen Monaten – nach einer erfolglosen Suche nach Son Goku – zur Erde zurückgekehrt war. Ich hatte gerade abgewogen, ob ich mit leerem Magen hineingehen und trainieren oder zuerst etwas essen sollte; im ganzen Haus roch es nämlich nach einem verlockenden Festmahl. Doch mit einem Mal war all das vergessen, als Son Goku zur Tür hereinkam.

„Hallo Vegeta“, sagte er, keineswegs überrascht, mich zu sehen. Ich wohnte als Gast hier im Haus, seit ich zurückgekehrt war. Son Goku wusste das, auch wenn heute das erste Mal war, dass wir uns hier begegneten.

Er war über ein ganzes Jahr verschwunden gewesen, nur um auf Ankündigung eines völlig Fremden zurückzukommen und mit seiner neuesten Technik, der Momentanen Teleportation, angeben zu können. Jetzt war er seit vier Monaten wieder auf der Erde, doch irgendwie war er nicht mehr derselbe. Er hatte sich verändert. Aber ich verstand nicht, was genau es war, das sich verändert hatte. Irgendwie erschien er mir stiller, ernster, als hätte er viel erlebt, wo auch immer er gewesen war. Seltsamer noch war, dass er sogar weniger Appetit zu haben schien. So kam es mir zumindest vor; vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.

„Hier riecht es fantastisch!“, kommentierte er und widersprach auf ganzer Linie meinen Gedanken. Er schien weder auffallend ernst noch appetitlos. „Ist das Essen denn schon fertig?“

Überrumpelt kombinierte ich: „Du bist zum Essen eingeladen, Kakarott?“ Ich hatte vor ein paar Minuten ein Stimmengewirr aus der Küche gehört, doch hatte mir nichts weiter dabei gedacht, hatte mir nicht einmal die Mühe gemacht zu versuchen, die anwesenden Auren zu erkennen. Die meisten waren auch gelöscht oder zumindest so sehr gedrosselt, dass man sie kaum wahrnahm. So ganz offensichtlich auch Son Gokus.

„Ja, wusstest du das nicht?“, fragte er nur und schaute mich verwundert an.

„Interessiert mich so etwas?“, fragte ich boshaft zurück, um meine Neugier zu verschleiern.

„Scheinbar nicht“, sagte er schlicht und schlenderte wieder auf die Tür zu, zu der er hereingekommen war; sie führte von diesem Zimmer in den Hausflur, über den man in die Küche gelangte. Ich fragte mich, ob er das wusste, einfach seinem Geruchsinn folgte oder von der Küche aus erst hierher gekommen war. „Aber ich dachte, du hättest es dir auch denken können, dass wir alle hier sein werden, wenn Bulma Geburtstag hat.“ Ich schaute ihn abermals überrascht an. Er hielt inne. „Das wusstest du auch nicht?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Er schüttelte den Kopf und lachte auf. „Bekommst du eigentlich überhaupt etwas mit, was hier im Haus passiert? Oder bist du die meiste Zeit nur draußen im Raumschiff, um zu trainieren?“

„Richtig geraten, Kakarott“, entgegnete ich mit einem grinsenden Mundwinkel. Er sollte ruhig wissen, dass ich mich auf einen Kampf mit ihm vorbereitete. Aber leider hatte ich mit meinen Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen. Nachdem ich vor vier Monaten, als Son Goku zurückgekommen war, mit angesehen hatte, wie er gegen diesen Jungen mit den silbern violetten Haaren gekämpft hatte, da wusste ich, dass ich noch viel Training brauchen würde, um auf seinem Level zu sein. Und diese Zeit nahm ich mir gerade. Das war mein Ziel, auf das ich hinarbeitete. Jeden Tag motivierte es mich aufs Neue, gab mir eine Aufgabe, gab meinem ansonsten leeren Leben einen Sinn. Und jeden Tag juckte es mich in den Fingern, wollte ich zu ihm und ihn zum Kampf herausfordern. Doch ich wusste, dass ich noch keine Chance hatte. Und hinterhältige Tricks kamen nicht in Frage; das ließ mein Ehrgefühl nicht zu. Ich musste ihn in einem fairen Kampf besiegen. Ohne List, ohne Glück, nur mit meiner Stärke. Es gab keine andere Möglichkeit. Anders könnte ich nicht mit dem Sieg zufrieden sein.

„Sollen wir nach dem Essen ein wenig unsere Kräfte messen?“, fragte er plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen.

„Warum nicht?“, meinte ich zuversichtlich, auch wenn ich mir sicher war, haushoch zu verlieren.

„Gut“, sagte er abschließend und verließ den Raum. Da war es wieder. Diese Ernsthaftigkeit. Diese Wortkargheit. Gewöhnlich war er viel gesprächiger, viel zu gesprächig für meinen Geschmack manchmal. Vor allem wenn es während dem Kampf war, dass er seinen Mund nicht halten konnte.

Perplex stand ich nun allein im Raum, zögerte nur noch einen Moment, warf aber keinen Blick mehr zum Raumschiff zurück, sondern ging in die Küche; es stand außer Frage, mit leerem Magen gegen Son Goku zu kämpfen.

Dort saßen bereits eine ganze Menge Leute am Tisch. Natürlich die ganze Familie Briefs, der Herr der Schildkröten, Kuririn, Oolong und selbstverständlich auch Chichi. Son Goku stand beim Herd, schaute interessiert in die brodelnden Töpfe und löcherte Bulmas Mutter mit Fragen nach den Inhalten. Fast hätte sich mir in diesem Moment ein Lächeln auf die Lippen geschlichen. Vielleicht war er doch ganz der Alte.

Im nächsten Moment klingelte es an der Tür und Yamchu trat ein, mit seiner fliegenden Katze hinter sich. Er hatte einen großen Blumenstrauß in der Hand und Pool hielt ein kleines, verpacktes Geschenk in den Händen. Bulma begrüßte die beiden und nahm, nachdem man ihr zum Geburtstag gratuliert hatte, dankend die Geschenke entgegen, stellte sie auf einen Beistelltisch gleich neben der Tür, in deren Rahmen ich noch immer stand. Sie schaute mich aufmerksam an, ein seltsamer Ausdruck schmückte ihr Gesicht. Ich konnte ihn nicht lesen. Ich wandte die Augen ab. Ihr Blick hatte etwas Forderndes. Es war unangenehm, ihn für längere Zeit zu halten.

„Setz dich, Vegeta“, sagte sie schließlich und zeigte auf den letzten freien Stuhl, der zwischen Son Gokus und dem, auf dem sie zuvor gesessen hatte, stand – Chichi direkt gegenüber. Ich folgte widerwillig, spürte den ein oder anderen wachsamen Blick auf mir – vor allem den ängstlichen von Kuririn; er traute mir immer noch nicht über den Weg. Ich hoffte, dass Bulma wusste, dass das ihr Geburtstagsgeschenk von mir sein würde. Und gleichzeitig ein Dankeschön, dass ich hier schon seit Monaten kostenlos wohnen durfte.

„Auf Bulma!“, riefen alle im Chor, als sie um den Tisch saßen und ihre Gläser erhoben hatten – alle, außer ich. Ich saß zwar ebenfalls auf einem der Stühle und hatte auch ein Glas vor mir stehen, doch ich rührte es nicht an, wollte nichts trinken, vor allem nicht dieses seltsame Gebräu. Ich wollte mich nicht den anderen anpassen, wollte mich nicht dem Gruppenzwang unterwerfen, der hier alle zu kontrollieren schien. Und so schaute ich nur zu, als einer nach dem anderen begann, noch etwas zu dem Trinkspruch hinzuzufügen.

„Auf dass sie endlich ihren Traumprinzen findet!“, sagte Kuririn mit einem breiten Grinsen und hob sein Glas noch höher an.

„Auf dass sie sich nicht aus Mitleid für Yamchu entscheidet“, stichelte Oolong und grunzte amüsiert. Yamchu warf ihm einen bösen Blick zu.

„Auf dass sie sich für mich entscheidet!“, rief der Herr der Schildkröten und lachte lauthals.

„Auf dass sie immer gesund bleibt!“, steuerte Pool wieder einen ernsthaften Beitrag bei.

„Auf dass sie einfach glücklich wird“, sagte ihre Mutter liebevoll.

„Auf dass sie in meine Fußstapfen tritt!“, meinte ihr Vater und fügte dann murmelnd hinzu: „Eigentlich hat sie das ja schon getan, aber…“

„Auf dass sie immer eine so wunderschöne Frau bleibt“, meinte Yamchu und lief knallrot an.

Bulma hob eine Augenbraue, sagte aber nichts außer: „Hört, hört.“

„Auf dass sie viele Kinder kriegt und glücklich wird!“, sagte Chichi.

„Dazu brauche ich den Traumprinzen, von dem Kuririn gesprochen hat“, merkte Bulma an und seufzte.

Dann erhob Son Goku das Wort und sagte stolz: „Auf dass sie noch mehr solche tollen Dinge erfindet wie den Dragon-Radar.“ Bulma schien gerührt von seinen Worten. Jeder am Tisch wusste, wie viel dieses kleine Gerät ihnen schon genützt hatte. Ich glaubte, fast alle hatten ihm schon das Leben zu verdanken – mich eingeschlossen.

„Vegeta?“, fragte Son Gokus Stimme auf einmal und ich bemerkte, dass mich alle anschauten. Ich war der einzige, der noch nichts gesagt hatte. „Fällt dir auch ein Spruch ein?“ Ich wandte empört den Blick ab. Es sollte zeigen, dass ich mich zu solchen seltsamen Bräuchen nicht hinreißen lassen würde. „Dann wohl nicht“, gab er es auf und meinte abschließend nochmals: „Auf Bulma!“ Alle erhoben ihr Glas ein weiteres Mal und tranken dann von dem Bier, oder was es war, dass Mrs. Briefs ihnen eingeschenkt hatte.

Dann wurde gegessen und geredet. Ich horchte immer auf, wenn Son Goku von seinen Kämpfen berichtete oder von seiner letzten Reise erzählte, und konnte es nicht fassen, wie viel Glück er manchmal zu haben schien. Und ich begriff wieder einmal, dass ich ihn nicht nur um seine Stärke beneidete.

Nachdem Son Goku mit dem Essen fertig war – er hatte nicht so viel gegessen, wie ich erwartet hätte; vielleicht wollte er sich direkt vor einem Kampf mit mir auch nicht den Magen vollschlagen –, hatte er mir zugenickt und war aufgestanden. Bulma hatte gerade begonnen, ihre Geschenke auszupacken, und in all dem Trubel hatte es kaum jemand wahrgenommen, dass wir beide verschwunden waren.

„Wir sollten ein Stück weg von hier, vorsichtshalber“, sagte er bereits, als ich gerade erst durch die Haustür getreten war, und wandte sich zu mir um. „Am besten, wir machen das auf meine Art.“ Er kam auf mich zu, griff nach meinem Handgelenk und schaute mir in die Augen. Ich war vollkommen perplex, starrte ihn nur an und widerstand dem Drang, meinen Arm wegzuziehen. Er legte zwei Finger an seine Stirn und sein Blick durchbohrte mich. Ich konnte es deutlich sehen, wie er mir anfangs noch in die Augen gesehen hatte, doch im nächsten Augenblick glitt sein Blick fast spürbar durch mich hindurch. Und dann verschwanden wir.

Ich bemerkte es erst, als ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass sich der Hintergrund hinter seinem Gesicht geändert hatte. Ich schaute mich um und fand mich in einer öden Steppe wieder. Ich erkannte sie sofort. Es war der Ort, an dem wir zum ersten Mal miteinander gekämpft hatten.

Son Goku schaute sich um, als erwartete er, hier jemanden anzutreffen. Dann klatschte er in die Hände. „Na dann, legen wir los.“

Mit ihm zu kämpfen, war stets eine Sache gewesen, auf die ich mich gefreut hatte. Aber jedes Mal endete sie in Enttäuschung über die Erkenntnis, dass er stärker war als ich. Heute würde es anders sein.

Wir lieferten uns eine ganze Weile lang einen ebenbürtigen Kampf und genossen ihn beide sichtlich. Niemand steckte mehr Treffer ein als der andere. Und jeder freute sich über einen Angriff, der sein Ziel traf, egal, wen von uns beiden es traf. Es war ausgeglichen, es war fair, ohne hinterlistige Angriffe, ohne Ablenkungen.

Er grinste, als er meinen Oberschenkel mit seinem Knie erwischte. Und er grinste, als ich ihn seitlich am Kinn traf. Ich holte gerade zum Schlag aus, wollte seine Schulter treffen, doch in dem Moment schien etwas vollkommen anderes Son Gokus Aufmerksamkeit einzunehmen, und ich hielt inne. Sein Oberkörper war nach vorne gezuckt, als hätte er einen Schlag in den Rücken bekommen. Seine Augen waren geweitet, als spürte er den Schmerz dieses Schlages deutlich. Sein Mund stand offen, als hätte es ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Seine Hand schnellte nach oben, als wollte er sie an seinen Bauch legen oder sie vor seinen Mund halten, doch die Bewegung endete, bevor sie vollständig ausgeführt war. Seine Hand stoppte mitten in der Luft auf Bauchhöhe.

„Was ist?“, fragte ich ihn und wich zurück, damit klar war, dass wir den Kampf unterbrachen. Meine Stimme klang gereizt. Dabei war ich nur besorgt.

„Nichts, nichts“, winkte er ab. „Es ist alles wieder in Ordnung.“

Wieder? Was war passiert? Ich schaute ihn nur an. Ich dachte nicht mehr im Traum daran, ihn ein weiteres Mal anzugreifen, bevor ich wusste, was eben passiert war.

„Lass uns weitermachen“, meinte er ernst, aber beinahe lächelnd. Man konnte förmlich seine Kampfeslust wieder spüren. Und plötzlich entstand ein neuer Traum. Ich griff an.

Ich spürte, dass Son Goku wirklich ernst machte. Er hielt sich nicht zurück und das war genau das, was ich wollte. Er kämpfte mit allem, was er hatte. Doch allmählich sah ich, dass er zu verlieren schien. Das passte nicht zusammen. Zwar hatte ich hart trainiert, aber ich konnte unmöglich bereits stärker sein als er.

Nach einigen weiteren Minuten des heftigen Schlagabtausches traf ich ihn frontal in das Zentrum seines Magens, und einen Moment lang genoss ich den Anblick, wie sein Körper zurückgeschleudert wurde. Doch als er auf dem Boden aufkam und einfach liegen blieb, war dieser Moment vorbei.

Ich starrte hinab auf seine reglose Gestalt. Bilder zogen vor meinen Augen vorbei; es war die Vorstellung, wie es sein würde, wenn er tatsächlich einen Kampf einmal nicht überleben sollte. Was würde ich dann tun? Was wäre dann mein Ziel?

Mir dessen nur schwach bewusst, schwebte ich langsam auf ihn zu. Es war, als zog er mich an wie ein Magnet, und wenn ich einen Moment nicht aufpasste und vergaß dagegenzusteuern, dann driftete ich auf ihn zu.

Zwei Meter über der Erde wurde ich mir dessen bewusst und stoppte, kämpfte gegen diese Anziehungskraft an. Nur mein Blick konnte sich ihr nicht entziehen. Meine Augen starrten auf Son Gokus leblosen Körper. Er schien bewusstlos.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Niemals konnte er nach so kurzer Zeit schon bewusstlos werden. Ich hatte zwar bereits alle Register gezogen, legte so viel Kraft, wie ich nur konnte, in meine Schläge und Tritte, da nur körperliche Attacken erlaubt waren, doch ich wusste, dass Son Goku mehr einstecken konnte als das. Er konnte schon immer mehr einstecken, als man für möglich hielt.

Ich landete vor ihm und griff nach dem Stoff seines Shirts, das er unter seinem Kampfanzug trug, hob ihn vom Boden hoch, glaubte es nicht, dass er bewusstlos war, doch er reagierte nicht. Er ließ sich einfach hochheben; sein Kopf hing tief im Nacken.

Ich starrte auf ihn hinab und wusste, ich hatte gerade die perfekte Chance, um ihn zu töten. Und es stand mir zu. Ich hatte ihn besiegt, in einem fairen Kampf – insofern es hierbei tatsächlich mit rechten Dingen zuging, dass Son Goku so schwach war. Ich konnte es mir aber nicht vorstellen.

Plötzlich begannen seine Augenlider zu flattern. Er schlug die Augen auf. „Du hast mich besiegt“, sagte er lächelnd, als wäre er stolz auf mich. Als wäre es sein eigener Verdienst. Und vielleicht war es das tatsächlich.

Ich stieß ihn von mir und ging auf Abstand. Er fing sich nur halb ab, bevor er auf dem Boden landete. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich wusste nur, ich wollte ihn nicht umbringen. Nicht mehr.

Wollte er sich etwa umbringen? Oder warum hatte er es mir so leicht gemacht? Es hatte aber ausgesehen, als hätte er sich angestrengt. War er wirklich ein so guter Schauspieler? Ich verstand es nicht. Aber ich sah den Schweiß seine Schläfe hinabrinnen und hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.

Drei Monate waren vergangen, seit ich ihn geschlagen und liegen gelassen hatte. Drei Monate, in denen ich nicht mehr so hart trainierte wie zuvor. Es war eine seltsame Situation. Ihn besiegt zu haben, aber dennoch nicht das Gefühl zu haben, dass es so war. Als wäre es nur ein Traum gewesen und nicht die Realität. Und ich hatte schon oft davon geträumt, ihn zu besiegen. Nun war der Traum wahr geworden, aber es fühlte sich in keiner Weise so zufriedenstellend an wie in meiner Traumwelt. Das Problem war wohl, dass ich noch immer vermutete, dass er mich hatte gewinnen lassen. Und das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich wollte eine Antwort. Ich wollte eine Revanche. Einen fairen Kampf, den ich nur gewinnen konnte, wenn ich an meine Grenzen ging.

Und ich wollte eine Begründung dafür, dass ich ihn nicht einfach umgebracht hatte, als ich die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Allerdings wusste ich, dass er mir diese Antwort nicht würde geben können. Diese Antwort musste ich selbst finden.

Ich stand schneller vor Son Gokus Haus, als ich denken konnte. Und ich war mir sicher, dass er meine Aura kommen gespürt hatte, denn in dem Moment, in dem ich landete, öffnete sich die Tür und er trat vor mich.

Er schaute mich erwartungsvoll und amüsiert zugleich an. Ich hatte das Gefühl, dass er sich über mich lustig machte. Ich spürte die Wutfalte auf meiner Stirn.

„Ich will eine Revanche“, kam ich gleich zum Punkt.

„Aber du hast mich doch schon besiegt. Du bist stärker. Wofür willst du das ein zweites Mal beweisen?“, wollte er wissen.

„Du hast dich letztes Mal zurückgehalten“, warf ich ihm vor.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht.“

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Oh doch, das hast du. Ich weiß es genau. Du wolltest mich gewinnen lassen.“ Er schien wenig beeindruckt von meiner Herleitung, die ich in keiner Weise begründen konnte. Er wusste ebenso gut wie ich, dass ich seine Motive nicht kannte, und sein Blick sagte mir, dass er sie mir auch nicht verraten würde. Deshalb fügte ich noch hinzu: „Oder du bist einfach lebensmüde.“ Etwas in seinem Blick änderte sich. Wurde ihm erst jetzt klar, dass ich ihn hätte umbringen können? Ich begriff es nicht. Was ging in ihm vor?

„Also, kämpfen wir jetzt?“, drängte ich ihn zu einer Entscheidung.

„Klar“, sagte er dann, als hätte er nie etwas anderes in Erwägung gezogen, und hätte auch jetzt keine Angst, sein Leben durch mich zu verlieren. Traute er es mir etwa nicht zu, dass ich dazu noch fähig war? Glaubte er, die Monate auf der Erde hatten mich bereits weich genug gekocht?

Er hob vom Boden ab, sein Gesicht zeigte nach Nordwesten, in die Richtung, in der unser gemeinsamer Kampfplatz lag. Er grinste, auf gewisse Weise entschuldigend, als er sagte: „Aber sei nicht enttäuscht, dass es niemanden mehr interessieren wird, wenn du mich noch einmal besiegen solltest.“

„Noch weiß es ja keiner, dass ich das habe“, meinte ich und flog los. Ich kannte den Weg und konnte es kaum erwarten, die Steppe zu erreichen.

Er folgte mir mit einer kleinen Verzögerung. Als er mich eingeholt hatte, fragte er überrascht: „Du hast es noch nicht herumposaunt, dass du mich besiegt hast?“

Ich presste meine Kieferhälften aufeinander. Ich hatte zu viel gesagt. Das hätte er eigentlich nicht erfahren müssen. „Noch habe ich nicht das Gefühl, dich in einem fairen Kampf besiegt zu haben, okay?“, fuhr ich ihn an. Als ich ihm nach ein paar Sekunden einen flüchtigen Blick zuwarf, konnte ich noch immer ein Schmunzeln in seinen Gesichtszügen erkennen. Irgendetwas schien ihn zu amüsieren.

Wir schwiegen den Rest des Weges, und als wir ankamen, fragte ich mich, warum wir eigentlich nicht wieder mit seiner tollen neuen Technik hierher gereist waren. Vielleicht beanspruchte es ihm zu viel Energie – dazu hatte er sich nie geäußert – und wollte sich diese besser für den bevorstehenden Kampf aufheben. Weil er wusste, dass er sie brauchen würde.

Er nickte mir zu und der Kampf begann. Es war dasselbe wie beim letzten Mal, nur dieses Mal spürte ich es schon früher, dass ich gute Chancen hatte zu gewinnen. Und doch kam alles anders.

Er traf mich mit einem rechten Kinnhaken, sodass ich einen Augenblick schwarz sah, doch er gab mir einen Moment, um mich zu erholen, damit ich wieder etwas sehen und seine Angriffe abwehren konnte. Als Vergeltungsschlag plante ich einen Tritt gegen seine Hüfte. Ich ging in Position, täuschte einen Schlag auf Brusthöhe an und ließ dann mein Schienbein vorschnellen, das ihn mehr in die Seite als am Hüftknochen traf, aber es war besser als nichts. Er erholte sich jedoch schnell davon, ließ sich dadurch gar nicht erst weit zurückdrängen und schoss nach vorne, um einen Treffer gegen mein Bein zu erzielen. Ich wich aus und beschloss: Mein nächstes Ziel war sein Nacken. Ich flog höher, sah ihn überrascht zu mir aufblicken und plötzlich verzog sich sein Gesicht vor Schmerz, noch bevor ich ihn berührt hatte. Und wieder schnellte seine Hand nach oben, wie bei unserem letzten Kampf. Dieses Mal legte sie sich an sein Herz. Seine Finger krallten sich in den Stoff des Trainingsanzuges.

„Was ist los mit dir?“, fragte ich ihn ernst. Es klang ungeduldig. Dabei war ich nur noch besorgter als beim letzten Mal.

Seine Hand an seiner Brust entkrampfte sich allmählich. Er seufzte. Ich glaubte, dass es Erleichterung war, dass der Schmerz verblasste. „Es geht schon wieder“, sagte er und versuchte zu lächeln.

„Verarsch mich nicht!“, schrie ich ihn an, bevor ich wusste, was ich tat, hatte ich selbst nach dem Stoff seines Trainingsanzuges gegriffen und zog ihn an mich heran. „Gib mir eine richtige Antwort, verdammt noch mal!“

Lange schaute er mir überrascht in die Augen. Ich wusste nicht, ob er sich wunderte, dass ich ihn nur festhielt, aber nicht schlug, oder ob er erstaunt war, dass ich unbedingt eine Antwort wollte. Er seufzte nochmals. Er hatte wohl eingesehen, dass ich nicht mehr locker lassen würde.

„Ich habe eine Krankheit“, antwortete er schließlich. Ich starrte ihn nur an. Mein Kopf war vollkommen leer und mein ganzer Körper angespannt. Ich spürte, dass etwas Furchtbares kommen würde. „Mein Herz…“ Er klopfte sich zweimal gegen die Brust, als müsste er mir zeigen, an welcher Stelle sein Herz war. Dabei wusste ich, dass es bei ihm auf der linken Seite, aber definitiv am rechten Fleck saß. Er seufzte ein weiteres Mal. „Ich werde wahrscheinlich sterben, Vegeta.“

Ich hatte es erwartet. Ich hatte erwartet, dass er etwas Schreckliches sagen würde. Aber das? Woher wollte er das wissen? Er hatte doch keine Ahnung von Medizin. Selbst die Ärzte von der Erde würden ihn wieder zusammenflicken können, egal was es war, das seinen Körper belastete. Davon war ich überzeugt.

„Das wirst du nicht.“ Die Worte waren über meine Lippen gekommen, bevor ich sie aufhalten konnte. „Noch nicht“, fügte ich schnell hinzu und stieß ihn schwach von mir. „Diesen Tag entscheide allein ich.“

„Vor drei Monaten hat es wohl noch nicht sein sollen, wie?“, fragte er mit einem Lächeln. Ich hoffte, dass die Röte, die ich in meinem Gesicht zu spüren glaubte, nicht zu sehen war oder nur mit der Wut in Verbindung gebracht wurde, die meine Züge zeigten. Es war immer zugleich Wut bei Son Goku. Wut, weil er besser war als ich. Wut, weil er stärker war als ich. Wut, weil er mich bloßstellte, wie kein anderer es konnte – unabsichtlich noch dazu. Und Wut über meine verwirrenden Gefühle.

Niemals wollte ich, dass er herausfand, dass diese existierten, was auch immer sie waren. Niemals durfte er es wissen, wie besorgt ich wirklich manchmal war. Wie besorgt ich jetzt gerade war. Wie mein Weltbild auf dem Kopf stand, wenn ich daran dachte, wie mein Leben sein würde, wenn er nicht mehr war. Niemals durfte er es wissen, an was ich manchmal dachte. Immer häufiger. Niemals.

Ich glaubte nicht einmal, dass er mich dafür verspotten würde. Son Goku konnte so etwas wahrscheinlich gar nicht. Ich fürchtete eher, dass er mich bemitleiden würde. Und das war noch wesentlich schlimmer.

„Na ja, wie auch immer“, sagte Son Goku dann plötzlich. „Es wird noch früh genug kommen, mein Ende. Mit oder ohne deine Hilfe wahrscheinlich.“

„Das soll wohl ein Scherz sein!?“ Er konnte noch nicht sterben. Er war noch so jung! Er war körperlich noch topfit – dachte ich zumindest. Bis eben.

Er schüttelte langsam den Kopf, ohne seine Augen von den meinen zu nehmen. „Leider nicht“, sagte er niedergeschlagen. „Aber es gibt noch Hoffnung. Noch ist nichts entschieden. Jemand hat sich um eine Medizin für mich gekümmert.“

„Aha. Und wer soll das sein?“, fragte ich aggressiv. Er konnte nicht sterben. Er konnte mich doch nicht allein auf der Erde zurücklassen.

„Das…“, begann er zögernd, „darf ich dir eigentlich nicht sagen.“

„Wie bitte?!“, empörte ich mich. „Wieso das denn nicht?!“ Warum sollte das ein Geheimnis sein? „Kenne ich denjenigen etwa? Und selbst wenn, ich würde ihn wohl kaum daran hindern, dir deine Medizin zu geben!“ Ich wollte meinen letzten Satz teilweise wieder zurücknehmen; er sollte nicht klingen, als würde ich – ganz im Gegenteil sogar – alles tun, damit er seine Medizin bekam. Auch wenn es so war. Aber Son Goku schien das gar nicht zu bemerken, oder es schien ihn nicht zu verwundern, denn er blickte mich nur unsicher an, seine Zähne waren in seiner Unterlippe vergraben.

„Ich weiß wirklich nicht, ob ich dir das sagen sollte…“, dachte er laut.

Konnte ich denn nicht irgendetwas tun? Ich hatte das unbändige Bedürfnis, ihm zu helfen. Sofort. „Spuck es endlich aus, Kakarott!“ Ich musste mich zurückhalten, ihn nicht wieder am Kragen zu packen.

„Also…“, zögerte er weiterhin, aber schließlich sagte er, fast resignierend: „Es ist dein Sohn.“

„Ich habe keinen Sohn, Kakarott!“, entgegnete ich frustriert. War er bereits im Delirium? Wie konnte er sonst so wirres Zeug reden? Ich hatte nie geplant, einen Sohn zu zeugen. Und wusste ziemlich sicher, dass ich das auch noch nicht aus Versehen getan hatte.

„Noch nicht“, meinte er mysteriös. „Aber du wirst.“

„Hör auf, hier den Wahrsager zu spielen, Kakarott. Und woher willst du wissen, ob mein Sohn – der noch nicht existiert – dir deine Medizin bringen wird oder nicht?“

„Er hat sie mir schon gebracht“, erklärte er und meine Wut wurde immer unbändiger. Was wusste er, was ich nicht wusste? Oder was sollte das für ein dummes Spiel sein? Das hier war bitterer Ernst! Ich hatte das Gefühl, dass er sein Leben gar nicht wirklich in Gefahr sah, beziehungsweise, dass es ihn nicht sonderlich interessierte, wenn es so war.

„Hör endlich auf mit diesem Mist!“, fuhr ich ihn an. „Willst du behaupten, mein Sohn ist aus der Zukunft hergereist, nur um dir deine Medizin zu bringen?“

Er schaute mich stumm an, aber seine Augen leuchteten, als wollte er mir wortlos zur gefundenen Lösung des Rätsels gratulieren. Er erwartete also, dass ich es begriffen hatte. Aber ich hatte es noch nicht be–

Und dann machte es klick: Der Junge mit den silbern violetten Haaren.

„Wer…?“, begann ich sprachlos.

„Und ich dachte, du hättest es gerade begriffen, so wie du schaust“, meinte er mit einem leicht amüsierten Lächeln. Konnte er meinen Blick bereits so gut lesen?

„Nein“, sagte ich mit einem Ruck meines Kopfes, der unterstreichen sollte, dass ich nicht so dumm war, wie er glaubte. „Wer ist die Mutter?“

„Ach so“, meinte er mit einem Schmunzeln. „Ja, das hat mich auch überrascht.“ Es ärgerte mich ungemein, dass er mehr zu diesem Thema – meiner Zukunft – zu wissen schien als ich selbst. „Hast du denn noch keine Vermutung?“, wollte er wissen, was meine Wut nicht gerade minderte.

„Nein, habe ich nicht“, versuchte ich, noch ruhig zu bleiben. „Und entweder du spuckst es jetzt aus oder ich prügele es aus dir heraus.“

„Schon gut, schon gut“, sagte er beschwichtigend und hielt seine Arme vor seine Brust mit offenen, entschuldigenden Handflächen. Ich konnte nicht anders, als an ihnen vorbei zu dem Fleck zu schauen, hinter dem sein krankes Herz saß. Ich bildete mir ein, die Anwesenheit des Virus dort zu spüren. „Es ist Bulma“, sagte er schließlich freiheraus. Ich starrte ihn nur an und glaubte, er würde jeden Moment noch ein fröhliches „Überraschung!“ hinzufügen. Doch er schwieg und wartete auf meine Reaktion. Sie blieb aus.

Nichts rührte sich in mir. Ich fühlte mich weder geschmeichelt, dass diese Frau scheinbar tatsächlich irgendwelche Absichten mir gegenüber hatte, noch fühlte ich mich angeekelt, dass es eine gewöhnliche Menschenfrau war. Bulma war mir so gleichgültig wie jede andere Frau auch.

„Ach herrje“, murmelte Son Goku dann vor sich hin, schaute in den Himmel hinauf und lachte. „Ich hoffe, ich habe die Zukunft jetzt nicht noch mehr verändert.“ Er kratzte sich nervös am Hinterkopf, als er noch hinzufügte: „Trunks hatte mich extra gewarnt, das nicht zu tun. Na ja, jetzt ist es zu spät.“

Trunks? So hatte ich meinen Sohn genannt? Beziehungsweise, so würde ich ihn noch nennen, wenn er je geboren werden sollte? Bedeutete das, wenn ich mich nicht auf Bulma einließ, würde Trunks nie geboren und alles würde sich ändern? Ich war verwirrt. Ich konnte die Zusammenhänge nicht begreifen. Und ich wollte es nicht. Ich wollte nur eins: wissen, was ich tun konnte, um Son Goku von seiner Krankheit zu heilen.

„Aber wenn du doch deine Medizin gegen die Krankheit schon hast, warum glaubst du dann überhaupt, dass du sterben wirst? Wirkt sie nicht oder wie?“

„Nein“, antwortete er und setzte sogleich hinzu: „Also, ich habe sie noch gar nicht genommen.“

„Wie bitte?!“, empörte ich mich. Ich konnte es nicht fassen.

Er ignorierte meinen Einwurf und erklärte: „Es ist leider nicht alles so eingetroffen, wie Trunks es mir vorhergesagt hat. Er hat gesagt, ich würde erst in zwei Jahren krank werden – nicht nach ein paar Monaten.“

Ich spürte förmlich, wie mir meine Gesichtszüge und meine Selbstbeherrschung entglitten. Das konnte alles nicht wahr sein. Ich zwang mich, vernünftig nachzudenken, die richtigen Fragen zu stellen, um die Antwort zu bekommen, die ich von ihm hören wollte.

„Wer wusste von Trunks’ Prophezeiung außer dir?“, fragte ich ihn schroff. Ich dachte an den Tag zurück, an dem Trunks erschienen war. Ich sah wieder vor mir, wie sie miteinander gekämpft und geredet hatten. Ich erinnerte mich an meine Wut und Ungeduld, weil ich nur dastehen und nichts tun konnte, nicht einmal zuhören, worüber die beiden sprachen. Und danach, als Trunks kurz zu uns herübergekommen war, hatte er sich mir gegenüber so schüchtern verhalten, dass es mit dem Bild, das er beim Kampf gezeigt hatte, überhaupt nicht mehr zusammenpassen wollte. Aber ich hatte es nicht begriffen, was das bedeutete. Wer hätte auch ahnen können, dass er mein Sohn war?

„Niemand“, antwortete Son Goku ernst und zugleich schuldbewusst, als wusste er, dass er das eigentlich nicht hätte verschweigen sollen. Wenn noch jemand davon gewusst hätte, dann hätte dieser Jemand Son Goku garantiert längst dazu gedrängt, seine Medizin zu nehmen, bevor es zu spät war. „Außer Piccolo“, vervollständigte er seine Antwort. „Er hatte mit seinen guten Ohren trotzdem alles mitbekommen, was Trunks mir gesagt hat, auch wenn er so weit weg stand.“

„Und warum hat er dann niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verraten?“, fragte ich und bereute meine Wortwahl sofort. Sterben und Tod war das letzte, über das ich gerade sprechen wollte.

„Weil ich ihn darum gebeten habe“, antwortete er ruhig. „Ich wollte nicht, dass sich irgendjemand um mich sorgt, wenn doch schon für alles gesorgt war. Ich hatte die Medizin, und ich wusste, dass der Virus kommen würde. Niemand hätte etwas daran ändern können.“

„Aber wenn du doch diese Medizin schon hast, warum nimmst du sie dann nicht auch?!“, wollte ich aufgebracht wissen. Ich verstand ihn nicht. Ich konnte nicht begreifen, was in seinem Kopf vorging.

„Ja, ich fürchte, damit muss ich jetzt langsam anfangen“, sagte er nachdenklich.

Wut überkam mich wieder. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Und warum tat er nicht bereits das, was man ihm aufgetragen hatte, wenn es doch sein Leben retten sollte? Wollte er denn sterben? War das der Grund, weshalb er mir gleich zwei Chancen gegeben hatte, es zu beenden?

„Ich schätze, ich wollte einfach noch nicht ans Bett gefesselt sein, nur weil ich ab und zu ein Ziepen in meiner Brust spüre“, erklärte er weiter.

„Nach einem Ziepen hat das eben aber nicht ausgesehen“, warf ich wütend ein.

Er schaute mich eine Weile intensiv an. Ich fürchtete, er konnte mehr als nur meinen Blick lesen. Es war, als könnte er meine Verzweiflung spüren, die ich so sehr zu verstecken versuchte. „Ich will mich nicht ausruhen müssen“, sagte er dann. „Ich will den Virus so bekämpfen.“

„Du kannst nicht alles mit deinen Händen bekämpfen, Kakarott!“, fuhr ich ihn haltlos an. Ich zweifelte langsam an seinem Verstand. Er war wahrscheinlich noch nie krank gewesen, weil die Viren hier auf der Erde viel zu schwach waren für seinen Saiyajin-Körper, aber er schien auch gar nicht zu wissen, was eine Krankheit überhaupt war. Und glaubte er denn meinem Sohn aus der Zukunft nicht oder war er wirklich so naiv zu denken, dass er das aus eigener Kraft schaffen konnte? Mit bloßen Händen?

„Du nimmst jetzt sofort diese Medizin!“, brach es aus mir heraus und er schaute mich überrascht und auch etwas erschrocken an. „Wenn du stirbst, nur weil du dich weigerst, dieses Zeug zu schlucken und ein paar Tage im Bett liegen zu bleiben, dann –“ Ich wusste nicht, wie ich den Satz beenden sollte. „Du fängst jetzt sofort damit an, gesund zu werden! Wenn du mir meine Chance auf eine richtige Revanche mit dir kaputtmachst, dann bist du dran!“ Mit diesen Worten flog ich davon und machte mit meiner Wut und Verzweiflung eine Felsenlandschaft dem Erdboden gleich. Mit bloßen Händen.

Ein paar Tage vergingen, als wären es Jahre. Und dann blieb die Zeit stehen. Nur um daraufhin mit dreifacher Geschwindigkeit weiterzulaufen. Dasselbe tat mein Herz, als Son Goku vor Bulmas Haustür stand und sagte: „Hallo Mrs. Briefs. Ist Vegeta da?“ Ich hielt den Atem an. Er war hier. Er klang gesund. Und er fragte nach mir.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade am Tisch gesessen und aß, was die anderen vom Mittagessen übrig gelassen hatten. Ich hatte seit Tagen keinen Appetit mehr. Wenn Bulmas Mutter nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich komplett vergessen, etwas zu mir zu nehmen. Sie war unglaublich rücksichtsvoll, sorgte sogar dafür, dass ich in vollkommener Ruhe essen konnte. Sie hatte wohl begriffen, dass sie und die anderen Menschen in diesem Haus der Grund dafür waren, dass ich mit meinem Teller immer das Weite suchte.

Jetzt warf sie einen Blick über ihre Schulter zu mir und schien sich zu fragen, ob sie Son Goku nun bitten sollte zu warten, bis ich mit dem Essen fertig war, oder ob sie ihn gleich einlassen und riskieren sollte, dass ich nicht mehr weiteraß. Das erledigte sich jedoch, indem Son Goku neugierig an Mrs. Briefs vorbeischaute, ihrem Blick folgte und mich entdeckte.

„Ah, da bist du ja“, sagte er nur und trat ein. Mrs. Briefs schaute noch einmal besorgt zu mir, lächelte dann, als ich – gezielt, für sie – weiteraß, schloss die Haustür und verließ die Küche wieder.

Ich hätte die Gabel an Ort und Stelle fallen gelassen, doch ich wollte die einzige Beschäftigung, die ich gerade hatte, besser nicht aufgeben. Ich brauchte eine Möglichkeit, um mein Schweigen und Nachdenken unbemerkt in die Länge zu ziehen. „Was ist denn mit Bulmas Mutter los?“, wunderte Son Goku sich und setzte sich mir gegenüber, stellte den Stuhl allerdings verkehrt herum, damit er, wie er es gerne tat, seine Arme auf die Rückenlehne stützen konnte.

„Nichts“, sagte ich nur und er hätte weitergefragt, wenn es ihn wirklich interessiert hätte, aber das tat es scheinbar nicht. „Was tust du hier?“, wollte ich schließlich von ihm wissen.

„Ich wollte dich nur mal wieder besuchen“, meinte er schulterzuckend.

„Du hast mich noch nie besucht, Kakarott“, merkte ich an. Wieder zuckte er nur mit den Schultern. Ich stocherte mit der Gabel in meinen Teller herum, spießte so viel auf, wie ich nur konnte, auch wenn ich nicht vorhatte, noch etwas davon zu essen. Und wenn ich es – zur Tarnung – doch noch tun sollte, wusste ich, dass ich es nicht mehr schmecken würde. „Wofür bist du hier?“

„Ich fürchte“, begann er schließlich mit gedämpfter Stimme und ich hörte, dass er mir das eigentlich nicht beichten wollte, „ich wollte einfach nur mit jemandem reden, der Bescheid weiß.“ Ich hätte an der Stelle mit einem entschuldigenden Lächeln von ihm gerechnet, aber sein Gesicht war ernst. Er meinte es ernst.

„Du hast es noch niemandem erzählt?“, fragte ich erstaunt. Die Gabel in meiner Hand war vergessen.

Er schüttelte nur den Kopf. „Wie gesagt: Es ist unnötig, dass man sich Sorgen macht.“ Er schaute mir direkt in die Augen. „So wie du.“

Ich starrte ihn sprachlos an. Wie konnte er mir so unverhohlen vorwerfen, dass ich mich um ihn sorgte? Und wie sollte ich ihn vom Gegenteil überzeugen, obwohl es stimmte? Und wieso stimmte es überhaupt? Ich wollte mich nicht um ihn sorgen.

Ohne ein Wort warf ich die Gabel in meinen Teller, stand vom Tisch auf und verließ den Raum, das Haus. Ich hörte noch Son Gokus Stuhl über den Boden kratzen, dann hob ich ab und flog davon. Er hatte mich bald eingeholt. Ich hatte nichts anderes erwartet. Aber auch die wenigen Sekunden, die ich nicht mit ihm sprechen musste, die er mir nicht ins Gesicht blicken konnte, reichten aus, um mich vor dem Explodieren zu bewahren.

Ich bremste sofort ab, als er mich erreicht hatte, und wandte mich ihm zu. „Warum hast du es mir überhaupt erzählt, hm?“, fuhr ich ihn an und musste mich zurückhalten, ihn nicht wegzustoßen oder meinen Finger anschuldigend in seine Brust zu bohren. Wer wusste, ob ihm auch das Schmerzen bereiten würde. „Vielleicht wollte ich es gar nicht wissen!“

„Ich weiß, es tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Ich fürchte, ich wollte wirklich einfach jemanden, mit dem ich darüber reden kann.“ Und warum hatte er gerade mich dafür ausgewählt? Weil er von mir kein Mitleid erwartete? „Und du hast es ohnehin von selbst herausgefunden. Im Kampf zeigt es sich natürlich schnell.“ Er hatte mich doch herausgefordert. Zum ersten Mal war er es gewesen, nicht ich. Hatte er das etwa mit Absicht getan? Hatte er gewollt, dass ich es herausfinde? Er senkte den Blick. „Ich glaube, Chichi wird es auch früher oder später mitbekommen. Son Gohan ahnt auf jeden Fall schon etwas.“

Ich konnte es nicht fassen, dass er mir all das erzählte. Es war offensichtlich, dass er gerade jemanden brauchte, mit dem er reden konnte. Aber ich konnte dafür doch nicht seine erste Wahl gewesen sein. Außerdem wusste Piccolo bereits davon. Warum hatte er nicht bei ihm Rat gesucht?

„Wir werden beobachtet“, sagte er plötzlich und ich folgte seinem Blick nach unten. Für einen Moment erwartete ich, Piccolo dort zu sehen, aber es war nur ein Menschenkind mit einem Luftballon an einer Schnur, das mit seiner Hand zu uns in den Himmel zeigte.

„Ich will sowieso weg von der Stadt“, sagte ich und schlug den Weg zu den Bergen ein. Nach zwei Dritteln der Strecke bemerkte ich, dass Son Goku nicht mehr gleichauf mit mir flog, und ich machte langsamer. Was hielt ihn zurück? An dem ersten verlassenen Abschnitt eines Gebirgsbaches landete ich schließlich und setzte mich in den Kies am Rande eines kleinen Stromes.

Son Goku landete hinter mir. Ich hörte ihn einmal tief ein und wieder ausatmen, bevor er sich mit einem Seufzen, das fast vom Knirschen des Kieses verschluckt wurde, neben mich setzte. Eine Weile schwiegen wir und hörten nur dem Plätschern des Baches zu. Dann überwand ich mich und fragte endlich die zweite Frage, die mir in den Sinn gekommen war, als ich seine Stimme vor Bulmas Haus gehört hatte: „Nimmst du jetzt regelmäßig deine Medizin?“ Die erste wäre gewesen: „Wie-geht-es-dir-Hast-du-Schmerzen-Kann-ich-irgendetwas-tun?“

„Ja, mache ich“, antwortete er leise und diese Antwort beruhigte mich ungemein. Wenn ich jetzt noch wüsste, dass jemand dafür sorgte, dass er die Sache wirklich ernst nahm, jemand, der ihn kontrollieren konnte – unwillkürlich musste ich an Chichi denken. Sie war die einzige, die das könnte.

„Hast du dich je gefragt, wo du dir den Virus eigentlich eingefangen haben könntest?“, fragte ich ihn geradeheraus, was mir in den Kopf schoss.

„Nein“, sagte er erstaunt, „daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Vielleicht war er sogar am Erstauntesten darüber, dass ich mir überhaupt Gedanken darüber machte.

„Vielleicht hättest du einfach nicht dieses eine Jahr lang in der Galaxie umherreisen sollen“, warf ich ihm indirekt vor. Ich nahm es ihm immer noch übel, dass er einfach verschwunden war, ohne ein Wort zu sagen. Dass er mich auf diesem – mir damals noch völlig fremden – Planeten zurückgelassen hatte. „Vielleicht kam der Virus sogar von Yadrat“, mutmaßte ich und schaute zu ihm herüber.

„Das könnte natürlich sein“, meinte er nachdenklich. „Aber dann hätte ich nie die Momentane Teleportation gelernt.“

„Ist dir das etwa wichtiger als dein Leben?“, fragte ich leicht schockiert.

„Nicht direkt“, antwortete er zu meiner Verblüffung, „aber Trunks hat etwas davon gesagt, dass diese Technik noch sehr nützlich werden könnte.“

„Nützlich für dich oder nützlich für die Erde?“, fragte ich schnaubend. Er musste lernen, das zu unterscheiden. Er konnte nicht auf ewig der Retter der Erde sein. Mit oder ohne Krankheit.

Er schaute in seinen Schoß, hob dann langsam seinen Blick, während er sprach und schaute mir schließlich ins Gesicht, als er endete. „Für die Erde, für das Universum, und somit auch für dich und mich.“

Ich starrte ihn an. Interessierte er sich wirklich dafür, was mit mir geschah, wie meine Zukunft aussehen würde, oder meinte er das allgemein, wollte einfach deutlich machen, dass es jeden von uns betreffen würde? Er erklärte es nicht weiter und ich wandte den Blick ab, konnte seinem nicht länger standhalten. Dann schwiegen wir wieder eine ganze Weile.

„Gibt es für dich Dinge“, fragte er plötzlich, „die man in seinem Leben unbedingt getan haben sollte?“ Er schaute noch einen Moment geradeaus ins Wasser und richtete seinen Blick dann auf mich. Ich wollte nicht über solche Themen mit ihm sprechen, nicht wenn ich wusste, dass er sich in letzter Zeit ernsthafte Gedanken darüber machte.

„Ich denke“, begann er mit einem Mal selbst, sich seine Frage zu beantworten, „ich habe eigentlich schon genug erlebt. Das Wichtigste ist, dass ich weiß, dass es euch allen gut geht.“ Dann schüttelte er den Kopf. „Du würdest es mir nicht glauben, wie ungemein es mich beruhigt, dass du da bist, Vegeta.“ Ich starrte ihn an. Wie meinte er das? Ich konnte doch gar nichts tun? „Und für die Sicherheit meiner Familie – und auch der Erde – sorgen kannst“, fuhr er fort. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Widersprüchliche Gefühle durchströmten mich. Einerseits freute es mich, dass er so viel Vertrauen in mich setzte, doch andererseits wollte ich nicht, dass er sich auf mich verließ. Ich würde es ihm nicht garantieren, dass ich hier sein würde, wenn er es nicht mehr war.

Und was wollte er jetzt von mir hören? Ich würde nichts zu dem Thema sagen. Ich verschränkte die Arme und schwieg vehement. Und dann dachte ich an die Begründung, die ich noch suchte. Die Begründung dafür, dass ich ihn nicht einfach umgebracht hatte, als ich die Chance dazu gehabt hatte. Vielleicht war das die Antwort. Vielleicht befürchtete ich, dass er mir seine Verpflichtungen auflasten würde.

Nein. Damit konnte ich nicht einmal mich selbst überzeugen.

„Und?“, fragte er nochmals und schaute mich auffordernd an. „Was würdest du noch tun wollen?“

Ich presste meine Kiefer aufeinander. Schließlich sagte ich: „Ich würde all die Dinge tun, zu denen ich mich vorher nicht getraut habe.“ Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, meinen Entschluss, mich zu diesem Thema nicht zu äußern, so schnell zu zerschlagen.

„Es gibt Dinge, die du dich nicht traust, Vegeta?“, fragte er dann neugierig und mit einem Grinsen auf den Lippen, das er nicht verbergen konnte. Nun schwieg ich wieder. Es war dumm von mir gewesen, ihm überhaupt zu antworten. Und dann auch noch mit der Wahrheit.

Nach langem Schweigen, langen Gesprächen und einer unruhigen Nacht kam ich am nächsten Morgen zum Frühstück herunter, als nur Bulmas Mutter bisher wach war. Ich versuchte immer, diese Uhrzeit zu erwischen, damit das Frühstück bereits gemacht oder immerhin gerade in der Mache war, aber noch niemand anderes da war, um mich zu nerven. Jetzt hatte ich sogar besonderes Glück, da das Essen bereits auf dem Tisch stand, Mrs. Briefs aber nicht in der Küche war. Wahrscheinlich erledigte sie gerade irgendeine andere Hausarbeit, aber es war egal; ich war nur froh, dass ich mir ungesehen meinen Teller vollschaufeln und damit heimlich wieder in mein Gästezimmer verschwinden konnte.

Ich erschrak fürchterlich, als das Telefon laut in die morgendliche Stille hinein klingelte. Ich wusste, egal wo Bulmas Mutter war, sie würde jeden Moment hierher zurückkommen, um das Telefonat entgegenzunehmen – deshalb reagierte ich sofort und lief mit meinem Teller aus dem Raum, hatte gerade erst den Treppenansatz erreicht, da hörte ich ihre Schritte und das schrecklich laute Klingeln fand ein Ende.

„Hallo?“, hörte ich sie in den Hörer fragen und begann, die Treppenstufen hinaufzuschleichen. Als sie wieder zu sprechen anfing, ging ich schneller, denn während sie sprach, würde sie meine Schritte nicht hören können, doch als ich verstand, was sie sagte, hielt ich sofort inne. „Guten Morgen, Chichi!“, war ihre fröhliche Begrüßung. Dann hörte ich den Fall in ihrer Stimme. „Oh. Er ist krank? Was hat er denn?“ Ich starrte nur noch vor meine Füße, sah die Treppenstufen jedoch nicht.

Es hatte begonnen.

Augenblicklich blitzten Bilder vor meinen Augen auf, wie Son Goku fiebrig im Bett lag, schweißgebadet. Ich wollte sofort zu ihm. Ich wollte es sehen, wie schlecht es ihm bereits ging. Ich wollte wissen, ob er seine Medizin regelmäßig nahm. Ich wollte mich versichern, dass man sich richtig um ihn kümmerte.

Aber ich wusste, ich würde es nicht tun.

Tagelang wartete ich auf Neuigkeiten, horchte jedes Mal auf, wenn das Telefon klingelte, und ließ enttäuscht den Kopf hängen, wenn sich herausstellte, dass am anderen Ende niemand von Son Gokus Familie war. Ich flog mehrmals los und kehrte auf halbem Wege wieder um. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wenn ich ankam. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wenn ich dort war. Ich wusste nicht, ob ich sehen wollte, was mit Son Goku geschah. Ich wusste nicht, ob ich es ertragen konnte, ihn leiden zu sehen.

Im Kampf gegen andere Gegner als mich war das längst zu einer schweren Aufgabe geworden, aber jetzt war das noch viel schlimmer, jetzt, wo ich ihm gegen diesen Gegner nicht helfen konnte, jetzt, da sein Gegner ihn auf ganz andere Weise leiden ließ: lautlos und schmerzhaft, langsam und grausam. Aber ihn störte es wahrscheinlich am meisten, wie er gesagt hatte, dass er dabei ans Bett gefesselt war.

Nach sechs Tagen kam ein weiterer Anruf von Chichi. Ich saß, wie so oft seit dem letzten Telefonat zwischen ihr und Mrs. Briefs, im Wohnzimmer, ganz in der Nähe des Telefons. Ich hatte es mir angewöhnt, dort zu sitzen, um kein Ferngespräch zu verpassen. Dieses Mal war es Bulma, die den Hörer abnahm.

„Ja?“, fragte sie hastig, und gleich darauf: „Chichi?“ Sie musste es gewusst haben, wer anrief. Ich hielt den Atem an, hoffte, dass Chichi so laut sprechen würde, dass ich vom Sofa aus, gegen das ich lehnte, etwas verstehen konnte. „Wie geht es ihm?“ Es herrschte Totenstille. Chichi schien alles andere als laut zu sprechen; ich konnte wirklich gar nichts hören. Vielleicht flüsterte sie. Vielleicht weinte sie. Plötzlich sog Bulma scharf die Luft ein und mein Herz setzte einen Schlag aus.

Ich starrte sie an, das einzige Medium, das mir Hinweise auf Son Gokus Zustand geben konnte. Und sie keuchte. „Das ist nicht dein Ernst, Chichi.“ Ich bemerkte, dass ich beinahe erstickte. Ich konnte nicht mehr atmen. „Natürlich, ich bin sofort da.“

Sofort da? Hieß das, man konnte ihn besuchen? Hieß das, es ging ihm besser?

Bulma hatte den Hörer aufgelegt und sich zu mir umgedreht. Ungefragt sagte sie, vielleicht auch mehr zu sich selbst: „Son Gokus Zustand hat sich noch verschlechtert.“ Mit diesem Satz zerstörte sie all meine Hoffnung. „Chichi möchte, dass wir Son Goku besuchen.“ Ich hörte ihre Worte kaum noch. „Wir sollen uns von ihm verabschieden.“ Und meine Welt zerbrach.

~

An diesem Tag konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Diese Ungewissheit, nicht mit eigenen Augen zu sehen, wie es ihm ging. Diese Gefahr, ihn vielleicht tatsächlich nie wieder zu sehen, war grausamer als alles andere, was ich mir vorstellen konnte. Ich wartete zwar noch, bis Bulma von ihrem Besuch zurückgekehrt war – es war einer der längsten Zweistundenzeiträume meines Lebens – ich haderte in dieser Zeit noch mit mir, wog das Für und Wider ab, aber dann flog ich los.

Schneller als ich es für möglich gehalten hätte, landete ich vor dem Haus, dessen Tür offen stand, wie das für den letzten Abschied üblich war. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Wie konnte man Son Goku denn schon aufgegeben haben? Egal wie schlecht es ihm ging, wenn er noch atmete, wenn sein Herz noch schlug, wenn er noch irgendwie lebte, gab es noch Hoffnung. Er hatte bisher immer erst in der letzten Sekunde alles zum Guten gewendet. Er würde das auch dieses Mal tun. Davon war ich überzeugt. Ich glaubte an ihn. Ich gab ihn noch nicht auf.

Als ich die Treppe hinaufstieg, war nichts mehr von dieser Zuversicht in mir zu spüren. Ich hatte solche Angst davor, was ich gleich sehen würde. Meine Beine fühlten sich unzuverlässig an, instabil, unberechenbar. Lange stand ich mit ihnen unsicher vor der Tür, hinter der ich Son Gokus schwache Aura spüren konnte. Ich zögerte noch immer. Denn ich wusste, dass ich es nicht mögen würde, was ich gleich zu sehen bekam. Aber ich musste es sehen. Ich würde es bereuen, wenn ich es nicht tat.

Mit diesem Gedanken wagte ich endlich den letzten Schritt, schob langsam die angelehnte Tür auf und betrat den Raum.

Das Fenster stand offen, die Vorhänge wehten im sanften Wind. Kuririn saß auf einem Stuhl vor dem Bett und betrachtete denjenigen, der darin lag, als hoffte er, dass er jeden Moment aufwachte. Er erschrak leicht, als er mich bemerkte. Ich blieb mitten im Raum stehen, beachtete ihn nicht, konnte nur Son Goku anstarren.

Sein Gesicht war gerötet und schweißnass wie der Rest seines Körpers. Er musste hohes Fieber haben. Unter seinen Augen waren tiefe Schatten. Seine Haut straffte sich ungewohnt stark über seine Wangenknochen.

So geschwächt und hilflos hatte ich ihn noch nie gesehen. Nicht einmal auf dem Schlachtfeld. Es passte nicht zu ihm. Wie konnte er einer Krankheit unterlegen sein? Wie konnte etwas so Kleines wie ein Virus ihn so einfach in die Knie zwingen?

Selbst im Kampf, auch wenn er bereits völlig entkräftet am Boden lag und nicht mehr weiterkämpfen konnte, hatte er stets noch einen provokanten oder selbstironischen Spruch auf den Lippen, zusammen mit einem Lächeln. Aber jetzt blieb er stumm, sein Gesicht angespannt. Und selbst wenn er bei einem Gefecht eigentlich nicht mehr weiterkämpfen konnte, versuchte er es dennoch immer. Er gab einfach nicht auf, egal was passierte. Genau das war es, was mir jetzt noch Hoffnung machte. Ich wusste, er würde kämpfen. Sein Gesicht zeigte es. Er würde sich nicht aufgeben und sich der Krankheit und ihren Folgen unterwerfen. Er würde stark sein. Er würde das durchstehen. Wenn er es nicht schaffte, würde ich ihm das nie verzeihen.

Ich dachte an die letzten Gespräche mit ihm. An all die Gedanken, die er sich über den Tod gemacht hatte. An seine Ernsthaftigkeit, seit er von seiner Krankheit erfahren hatte. An seinen Leichtsinn, gegen mich zu kämpfen, obwohl er wusste, dass er bereits so geschwächt war und kaum noch eine Chance hatte. An die Situationen, in denen ich gedacht hatte, wie lebensmüde er wirkte. Ich hoffte inständig, dass ich mir das nur eingebildet hatte.

„Er hat fürchterliche Albträume“, sagte Kuririn plötzlich und ich erschrak. Mein Kopf schnellte zu ihm herum. Ich hatte seine Anwesenheit vollkommen vergessen. „Jeden Tag, alle paar Stunden. Und er ist schon seit zwei Tagen nicht mehr für länger als ein paar Minuten am Stück wach gewesen.“ Er schüttelte den Kopf, seine Augen weiterhin auf Son Goku gerichtet. Ich folgte seinem Blick, konnte wieder nur auf ihn hinabstarren und mit ihm leiden. Ich hätte alles dafür getan, um ihn wieder gesund zu machen und ihm diese Qualen zu ersparen. Ich hätte sie auf mich genommen, wenn ich könnte. „Der Arme“, sprach Kuririn meine Gedanken aus. „Ich wünschte, ich konnte irgendetwas für ihn tun.“

Gerade wollte ich losgehen, aus dem Raum, aus dem Haus, weit fort von hier, um nachdenken zu können, um mich abreagieren zu können und um meinen Emotionen freien Lauf lassen zu können, denn ich hielt es nicht mehr aus, nicht zu schreien, nicht zu weinen – doch genau in diesem Augenblick erhob sich Kuririn von seinem Stuhl und bewegte sich auf die Tür zu. Ich blieb wie erstarrt stehen, als er an mir vorbeiging, rührte mich nicht, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. In diesem Augenblick schien ich in eine surreale Welt einzutauchen. Ich – allein mit Son Goku in einem Raum. Er – schweißnass im Bett. Ich – nur wenige Schritte davor. Seine Aura war so schwach, als wäre sie nur eine Erinnerung an seine Stärke. Alles schien so unwirklich. Wie in einem Traum. Einem Albtraum.

Warum hatte Kuririn mich hier zurückgelassen? Wollte er etwa, dass ich die Gelegenheit hatte, mich in Ruhe von Son Goku zu verabschieden? Und wusste, dass ich das vor seinen Augen nicht tun würde? Er schien allerdings nicht zu wissen, dass ich es auch nicht ungesehen tun würde. Ich würde mich nicht verabschieden. Egal wie lange er mich hier einsperren würde.

Son Gokus Atem wurde mit einem Mal flacher, seine Stirn legte sich in angestrengte Falten und er stöhnte leise vor Schmerzen. Wie in Trance bewegte ich mich auf ihn zu und setzte mich zu ihm auf das Bett, vorsichtig, als könnte ich ihn aufwecken. Dabei wusste ich: Nichts könnte ihn in seinem Zustand jetzt aufwecken.

Ich streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und legte sie sachte an seine glühende Wange. Ich zögerte nicht lange, schließlich war es nicht real. Es konnte nicht real sein. Er war nicht schwach.

Für einen Augenblick wurde Son Goku wieder ruhiger, als spürte er meine Berührung, als spendete sie ihm Kraft und Ruhe. Und plötzlich streckten sich seine Arme nach mir aus und griffen blind ins Leere. Seine linke Hand streifte noch meinen Ärmel, bekam ihn aber nicht zu fassen. Wahrscheinlich spürte er ihn überhaupt nicht. Seine Arme sanken daraufhin wieder langsam, doch bevor sein rechter wieder die Matratze berührte, griff ich nach seiner Hand und hielt sie sanft fest.

Ich spürte einen Sog in meiner Handfläche, in meinen Fingern, und begriff, dass ich ihm unwillkürlich durch meine Hand Energie übertrug. Es war, als saugte er sie mir regelrecht aus, ebenso unbewusst wie ich sie ihm gab. Und ich hätte ihm alles gegeben, was ich habe, wenn es ihn nur rettete. Ich hätte mein Leben für ihn gegeben.

Ich fragte mich, ob ich ihm so die Kraft geben konnte, die er brauchte, um gegen den Virus ankämpfen zu können. Ich würde Tage und Nächte hier sitzen bleiben und seine Hand halten, wenn es so war. Doch konnte ich wissen, ob ich damit nicht eher den Virus stärkte als wirklich ihn? Konnte ich wissen, ob ich so sein Leiden nicht nur herauszögerte?

Son Gokus Augenlider flatterten, als würde er jeden Moment aufwachen. Ich überlegte vage, was ich tun würde, wenn es so wäre – sofort zurückweichen, wäre meine gewöhnliche Reaktion gewesen –, aber er schlief weiter und ich glaubte mich weiterhin in einer Traumwelt.

Ich übte sanften Druck auf seine Hand aus, doch ich sah keine Reaktion mehr. Die Falten auf seiner Stirn hatten sich jedoch allmählich geebnet, sodass es fast so aussah, als schlief er nun friedlich. Doch der Schweiß zerstörte das friedliche Bild. Das weiße Shirt, das er trug, war beinahe durchsichtig. Und ich wusste, warum man diese Farbe gewählte hatte: Sie stand für den Tod.

Meine Hand, die an seiner Wange gelegen hatte, griff nach dem kühlen Handtuch, das von seiner Stirn gefallen sein musste, denn es lag neben seinem Kopf auf dem Kissen. Ich tupfte damit behutsam den Schweiß fort. Ich spürte, wie mein eigener Atem unruhiger wurde.

Mein Daumen fuhr sanft über seine Schläfe, bis ich bemerkte, dass er zitterte. Es dauerte aber noch einen ganzen Moment, bis ich begriff, dass es mein Daumen war, der zitterte, und nicht Son Gokus Kopf. Dann nahm ich meine bebende Hand fort, ballte sie zur Faust, sodass ich ein paar Tropfen Wasser und Schweiß aus dem Handtuch presste, die in der Matratze versickerten. Meine Sicht verschwamm. Du kannst mich hier nicht alleine lassen…

„Wenn du mich jetzt allein lässt“, sagte ich leise, „werde ich dir das nie verzeihen, Son Goku.“ Bei dem Klang seines irdischen Namens entkrampfte sich meine Faust wieder etwas. Es war das erste Mal, dass ich diesen Namen laut ausgesprochen hatte. Und er hatte es nicht gehört. Ich wusste nicht, ob es besser so war, aber in diesem Moment hätte ich mir gewünscht, dass es anders wäre. Alles wäre besser gewesen, als ihn so zu sehen und zu wissen, dass er dem Tode so nahe war.

Ich schloss die Augen und beugte mich nach vorne, legte meine Stirn an die seine und wisperte: „Bitte, lass mich nicht allein…“ Ich spürte, wie ein Tropfen von meinem Auge fiel, und hob meinen Kopf von seiner Stirn, um zu sehen, dass er in seinen Augenwinkel gefallen war, als wäre es seine eigene Träne.

Ich drückte nochmals seine Hand und als Son Goku aufkeuchte, dachte ich zuerst, dass ich vielleicht zu fest zugedrückt hatte. Doch auch als ich meinen Griff lockerte, wurde sein Atem immer flacher und flacher. Sein Kopf warf sich von der einen zur anderen Seite, als wollte er Moskitos daran hindern, ihn zu stechen. Verzweifelt blickte ich auf ihn hinab und fühlte mich hilfloser als je zuvor.

Plötzlich kam mir ein Gedanke: Wenn ich ihn umbringen würde… Ich sah es vor mir, wie ich seine Luftröhre zusammendrückte und meine Lippen auf die seinen presste, bis er zu atmen aufhörte. …könnte man ihn mit den Dragonballs dann wieder zurückholen? Ich hatte schon mit Bulma darüber gesprochen, dass es nicht machbar war, die Dragonballs einzusetzen, wenn er durch diese Krankheit und somit eines natürlichen Todes sterben würde. Aber wenn es eben kein natürlicher Tod wäre? Wenn er durch meine Hand sterben würde?

Ich erstarrte. War es das, was Son Goku von mir gewollt hatte? War das der Grund, weshalb er gerade mich eingeweiht hatte? Weil er wusste, dass ich der Einzige war, der diesen Plan, um das Schicksal auszutricksen, durchführen könnte?

„Vege… ta“, stöhnte er mit einem Mal und ich erstarrte. War er wach und spürte meine Anwesenheit, auch ohne seine Augen aufzuschlagen, oder träumte er von mir? „Geh.“ Es war ein Albtraum. Ich war wahrscheinlich sein Albtraum. Ich versuchte, mir gar nicht erst vorzustellen, wovon er gerade träumen könnte. Wie sich meine Hände um seinen Hals legten und zudrückten. „Nicht.“ Meine Hand in seiner hielt inne. Sie hatte sich gerade entfernen wollen. „Bitte…“ Ich starrte ihn an. „Geh nicht…“

Ich hörte Schritte auf der Treppe, brach sofort alle Berührungen mit Son Goku und erstarrte mit rasendem Herzen.

Ich war wieder in der Realität. Ich spürte die Nässe um meine Augen und wusste, dass ich genau das tun würde, was Son Goku in seinem Traum – oder auch in der Realität, ich wusste es nicht – offensichtlich nicht von mir wollte. Als sich die Tür öffnete, war ich bereits zum offenen Fenster hinaus verschwunden.

In dieser Nacht quälten mich selbst Albträume. Ich träumte davon, wie Son Goku noch einmal aufwachte, nur um zu sterben. Das Schlimmste an dem Traum war noch, dass die anderen sofort wieder in ihren Alltag zurückkehrten und nicht verstehen konnten, weshalb ich noch trauerte.

In einem anderen Traum in dieser Nacht sah ich, wie ich ihn eigenhändig umbrachte und Shenlong sich dennoch weigerte, ihn ein weiteres Mal wiederzuerwecken. Er hatte einfach schon zu viel Glück gehabt, war seine Erklärung gewesen.

Immer wieder wachte ich schweißgebadet auf, konnte lange Zeit nicht mehr einschlafen und quälte mich in der Zwischenzeit mit den Tatsachen, die mich zu ersticken drohten, und mit den Möglichkeiten, die mich allmählich um den Verstand brachten.

Als ich nach einem weiteren Albtraum noch im Morgengrauen aufwachte, versuchte ich es erst gar nicht mehr, wieder einzuschlafen. Ich wusste, es war sinnlos. Ich würde keinen ruhigen Schlaf mehr finden. Mein erster Gedanke, als ich vollständig wach war, war: Wie stark ist seine Aura noch? Sie war so schwach, dass ich sie von hier nicht spüren konnte. Ich war hin und her gerissen, ob ich sofort aufbrechen sollte, um mich zu versichern, dass noch immer Hoffnung bestand, dass ich noch immer hoffen durfte, oder ob ich es nicht tun sollte, um in dem Unwissen zu bleiben und mit der Hoffnung weiterleben zu können, falls seine Aura bereits erloschen war.

Ich wusste nicht, wie ich mit dieser Information umgehen sollte, sollte ich sie bekommen. Heute. Vielleicht morgen. Niemand wusste es genau. Ich wusste nicht zu reagieren und nicht weiterzuleben mit diesem Wissen. Ich wusste nur, ich würde die Erde verlassen, wenn es so kommen würde. Ich könnte nicht länger hier leben, auf diesem mir mittlerweile vertrauten Planeten, unter diesen Menschen, die ihn alle gekannt und geliebt hatten und lange um ihn trauern würden. Hier war seine Erinnerung zu präsent. Zu präsent für mich, um sie ertragen zu können.

Nachdem ich lange mit mir gerungen hatte, machte ich mich schließlich auf den Weg. Weit über dem Dach des Hauses, in dem er lag, blieb ich schweben und fühlte in mich hinein. Mein Herz setzte einen Moment aus vor Anspannung und Furcht. Doch dann spürte ich seine schwache Aura und schloss erleichtert die Augen.

Ich zog in Erwägung, ins Haus zu gehen und mich mit eigenen Augen noch einmal zu überzeugen, doch ich konnte nicht. Ich wusste, es würde mich zerreißen, ihn wieder in diesem Zustand zu sehen. Und ich wusste nicht, ob dann nicht einer meiner Albträume der vergangenen Nacht wahr werden würde.

Stattdessen flog ich den Weg zurück, den ich gekommen war. Eine Alternative hatte ich nicht. Ich hatte seit gestern Mittag nichts gegessen. Ich hatte zwar keinen Hunger, mein Magen fühlte sich wie taub an, aber ich wusste, ich musste etwas essen. Ich redete mir ein, dass ich für Son Goku stark sein musste.

Ich erreichte Bulmas Haus und wurde schon im Garten von ihrer Mutter empfangen. Ihre Stimme nervte mich schon nach dem ersten Wort, aber ich war ihr dankbar, dass sie mir gleich etwas zu essen anbot, ohne dass ich darum bitten musste. Das hätte ich nämlich nicht getan. Dann hätte ich weitergehungert, und mein Magen war ohnehin schon nur noch ein einziger Knoten.

Nach dem Essen trainierte ich ein paar Stunden, in der Hoffnung, dass es mich ablenken würde. Aber das tat es nicht. Stattdessen bemerkte ich immer wieder, dass ich mein Training vergaß, weil meine Gedanken mich zu sehr vereinnahmten.

Am Abend, als ich gerade beschlossen hatte, mein Training zu beenden, ich mich umwandte, um ins Haus zurück zu gehen, hielt ich plötzlich inne. Bulma stand nicht weit vor mir, ihre Arme verschränkt, aber ein Lächeln auf ihren Lippen.

„Du trainierst schon seit Stunden“, kommentierte sie, was ich selbst am besten wusste.

„Na und?“, sagte ich nur und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Sofort dachte ich an den auf Son Gokus Haut.

„Glaubst du nicht, dass du dich selbst ein bisschen zu hart rannimmst?“, fragte sie mit unveränderter Miene.

„Du hast keine Vorstellung davon, was hart bedeutet, Weib.“ Auch ich wusste es erst seit kurzem.

Sie löste die Verschränkung ihrer Arme und stemmte ihre Hände stattdessen in ihre Hüften. „Dann zeig es mir.“ Ihre Pose und ihr Tonfall war provokativ. Ich verstand nur nicht, warum. Ich wusste, dass sie nur ein Mensch und nicht einmal eine Kämpferin ihrer Rasse war. Warum also sollte sie mich provozieren wollen?

„Du hast doch bestimmt auch eine sanfte Seite, oder?“, fragte sie mit tiefer Stimme.

„Nein, habe ich nicht“, betonte ich und schritt auf das Haus zu, aus dem ich jetzt das Abendessen riechen konnte, das ihre Mutter gerade zubereitete. Ich ging geradewegs unter die Dusche, versuchte, bei all der Hitze nicht an Son Goku und sein Fieber zu denken, und bemerkte wieder einmal erst, als ich mit einem Handtuch um die Hüften mitten im Badezimmer stand, dass ich mir keine frischen Kleider gerichtet hatte. Bulma hatte mir das ein oder andere Kleidungsstück besorgt – alte Sachen von ihrem Vater, wie ich mitbekommen hatte –, aber die meisten waren so abscheulich, dass ich sie niemals tragen würde. Sie hatten die seltsamsten Farben, wie nur Frauen sie tragen würden. Und auch die Schnitte war ich nicht gewohnt. Sie waren so unpraktisch zum Kämpfen. Da ich heute nicht mehr trainieren würde, hätte ich nun diese seltsamen Kleider anziehen können, doch ich hatte es wieder vergessen, sie vorher aus dem Schrank zu holen. Ich hätte auch daran denken können, einfach meinen Kampfanzug eine Weile unter das heiße Wasser zu halten, aber auch daran hatte ich nicht gedacht. Ich seufzte. Ich war mit meinen Gedanken einfach ganz woanders gewesen.

Es klopfte an die Badezimmertür. Ich schaute auf, kurz bevor sie sich öffnete und Bulma hereinschaute. „Brauchst du etwas zum Anziehen?“ Sie schlüpfte mit einem raschelnden Geräusch durch die Tür und schloss sie wieder hinter sich, da sah ich die Papiertüten in ihren Händen. „Ich habe dir etwas Neues besorgt. Ich hoffe, es passt.“ Sie zog eine blaue Hose aus einem schweren Stoff aus einer der Taschen und übergab sie mir. Das Wort „Bluejeans“ war ganz klein auf den Rand der Hosentaschen gestickt. Dann reichte sie mir bereits das nächste Kleidungsstück, ein Shirt mit kurzen Ärmeln, das zum Glück schwarz und einfarbig war bis auf den roten Schriftzug „Devil“ auf Brusthöhe. „Und das hier“, sagte sie, als sie mit einem erneuten Rascheln die Tüten auf dem Boden abstellte und etwas Kleines, ebenfalls aus schwarzem Stoff, hervorholte. Sie hielt es mit jeweils zwei Fingern auf jeder Seite nach oben. Es war Unterwäsche. „Ich wusste nicht, welche Form dir am besten gefällt, aber ich dachte, die hier passt am besten zu dir. Sie ist hauteng, wie dein Kampfanzug.“

„Das kannst du wieder mitnehmen“, meinte ich nur und überlegte einen Moment, ob ich nur die Unterwäsche oder auch das andere, was ich in den Händen hielt, meinte. Ich entschied mich für Ersteres. Ich wandte ihr den Rücken zu und hängte die Hose und das Shirt über den Handtuchhalter.

„Wieso? Brauchst du etwa keine Unterwäsche?“, fragte sie neugierig und ich hörte das Amüsement aus ihrer Stimme heraus.

„Ich brauche gar nichts“, sagte ich schlicht.

„Bedeutet das“, begann sie plötzlich in einem anderen Tonfall, „dass du unter deinem Kampfanzug“, ich spürte, wie sie sich langsam näherte, „überhaupt nichts trägst?“

Ich fuhr zu ihr herum und hatte ihren Arm, deren Hand sie zu mir ausgestreckt hatte, deren Finger mich schon fast berührt hätten, fest in meinem Griff, bevor ich auch nur darüber nachdachte. „Au!“, protestierte sie. Ich ließ sie sofort wieder los. „Gott, das ist ja lebensgefährlich“, murmelte sie und rieb sich ihren schmerzenden Arm. „Wie bei einem wilden Tier.“

„Dann bleib auf Abstand“, riet ich ihr.

Plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck, als wäre etwas eingetroffen, das sie bereits vorhergesagt hatte. Und als wüsste sie genau, was sie in dieser Situation tun müsste. „Warum bist du so abweisend?“, fragte sie in ruhigem Ton. Warum willst du niemanden an dich heranlassen?“ Sie trat einen Schritt näher. „Braucht nicht auch ein starker Krieger, wie du es bist, ab und zu etwas… Körperkontakt?“ Sie streckte einen Finger nach mir aus, setzte ihn an meiner Schulter an und ließ ihn über meine Brust bis zu meinem Bauch hinab fahren, bis ich ihr Handgelenk packte und ihren Finger fortzog.

„Was soll das werden?“, forderte ich eine Erklärung für ihre dreiste Annäherung.

„Ich glaube, das weißt du ganz genau“, flüsterte sie beinahe und schaute mir tief in die Augen.

Ich dachte an Son Gokus Prophezeiung und glaubte, Bilder vor mir zu sehen, wie bei einem Film, den man so schnell ablaufen ließ, dass man nur einzelne Eindrücke speichern konnte. Ich sah Bilder von einer Nacht mit Bulma, von ihrem nackten Körper und zarten Berührungen. Und dann blickte ich der Frau vor mir ins Gesicht. Sie schaute mit ihren großen Augen zurück, erwartungsvoll, als konnte sie diese Bilder ebenfalls sehen und hoffte nun, dass sie gleich wahr würden.

„Und ich glaube, dass du keine Ahnung hast, mit wem du es zu tun hast.“ Diese Bilder würden nicht zur Realität werden. Nicht, wenn ich es verhindern konnte. Und ganz bestimmt nicht, während Son Goku in Lebensgefahr schwebte. Wie geschmacklos es war, in dieser Situation auch nur an so etwas zu denken? „Verschwinde, Weib.“ Die Hoffnung in ihren Augen erlosch. „Und nimm diese fürchterlichen Kleider wieder mit. Ich will sie nicht.“

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schaute mich wütend an. „Da ist man einmal völlig selbstlos und wirft Geld zum Fenster raus für jemanden – und dann das!“, regte sie sich auf.

„Dann lass es in Zukunft besser sein“, sagte ich nur und griff nach meinem Kampfanzug, den ich zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte. Ich hörte die Badezimmertür laut ins Schloss fallen, als ich das Wasser anstellte, um meine Kleider zu waschen.

Als ich zum Abendessen herunterkam, hoffte ich, dass Bulma bereits fertig war mit Essen, doch ich wurde enttäuscht. Alle drei saßen sie noch am Tisch, Bulma, ihre Mutter und ihr Vater.

„Oh, Vegeta!“, empfing mich die nervige Stimme der Mutter. Bulma schaute zu mir herüber und strafte meine Kleidung mit einem missbilligenden Blick. Ihre gekauften Sachen lagen noch immer über der Handtuchstange, ungetragen.

Mein Entschluss war gefasst: Ich würde jetzt nichts essen und ich würde nicht länger in diesem Haus schlafen. Ich durchquerte den Raum und ging, ohne jemanden am Tisch auch nur eines Blickes zu würdigen, auf die Tür zu und verschwand durch sie, hob ab, als sie ins Schloss fiel und flog, flog einfach immer weiter, nur fort von hier, fort von all dem Stress, all den Ablenkungen vom Wesentlichen. Und bevor ich es wusste, war ich vor Son Gokus Haus.

Es war längst dunkel geworden, der Mond und die Sterne am Himmel die einzige Lichtquelle weit und breit, abgesehen von dem schwachen Lichtschein, der durch das Fenster von Son Gokus Krankenzimmer fiel.

Ich schloss die Augen und suchte nach seiner Aura. Sie war da. Und sie flackerte nicht. Ich hatte sie schneller gefunden als sonst. Ich fragte mich, ob das bedeutete, dass sein Zustand sich verbessert hatte, oder nur, dass meine Fähigkeit, Auren zu spüren, besser geworden war. Heute würde ich das nicht mehr in Erfahrung bringen. Dennoch beruhigt ließ ich mich auf das Gras sinken, einige Meter vom Haus entfernt, am Waldrand, im Schutz der ersten Baumreihe. Ohne es bewusst beschlossen zu haben, wusste ich, dass ich hier die Nacht verbringen würde. Hier konnte ich permanent seine Aura überwachen. Ich versuchte, nicht an morgen zu denken, nicht daran, was sich morgen ändern könnte. Ich lag einfach nur da, lauschte dem Regen, der leise zu fallen begann, rückte ein wenig mehr in den Schutz der Bäume und versuchte zu schlafen. Trotz des Regens und trotz der Abwesenheit eines bequemen Bettes, schlief ich in dieser Nacht besser als in den Tagen zuvor, denn jetzt konnte ich permanent seine Aura spüren, ihren Zustand im Auge behalten, und beruhigt sein, dass ich zur Stelle sein würde, wenn man mich brauchte.

~

Ich erwachte, als ich hörte, wie sich eine Tür öffnete. Ich drehte den Kopf und sah, dass es Son Gohan war, der das Haus verließ. Er schaute sich suchend um, während er sich genau in meine Richtung bewegte.

Ich fuhr etwas zusammen, als ich das realisierte, und versuchte dann, so still zu halten, wie ich nur konnte, doch Son Gohan kam unbeirrt zielstrebig auf mich zu. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, hellte sein Blick sich etwas auf. Oder er war einfach nur überrascht. Er hatte mich hinter den Bäumen, zwischen den Büschen, entdeckt, hinter denen ich eingeschlafen war.

„Was tust du denn hier draußen?“, fragte er überrascht, als hätte er mich gerade zufällig gefunden und nicht gezielt gesucht.

„Nichts“, sagte ich nur. Eine bessere Antwort fiel mir gerade nicht ein. „Und was tust du hier?“, fragte ich schroff zurück.

„Mein Vater hat mich geschickt“, erklärte er und ich erstarrte.

Verwirrt sah ich den jungen Mann an. „Er ist wach?“, brach es aus mir heraus. Ich starrte Son Gohan nur an und versuchte krampfhaft, meine Emotionen und Gesichtszüge im Griff zu halten.

„Ja, seit gestern“, ließ Son Gohan mich wissen. „Da ist sein Fieber endlich gesunken.“ Vielleicht hatte es tatsächlich etwas genützt. Vielleicht war die Menge der Energie, die ich Son Goku vor zwei Tagen geschenkt hatte, genau die richtige gewesen. Ich wusste es nicht. Aber es zählte auch nur eins: Sein Zustand hatte sich verbessert. Es gab wieder mehr Grund zur Hoffnung.

Sein Sohn fuhr fort: „Er meinte eben, als ich bei ihm war, er hätte deine Aura in der Nähe gespürt und wollte dich sprechen.“

Mich?“, entfuhr es mir verwundert. „Warum?“, setzte ich gekünstelt widerwillig klingend nach. Es klang argwöhnisch, als traute ich diesem unerklärlichen Motiv nicht über den Weg.

„Das hat er nicht gesagt“, meinte Son Gohan unzufrieden und ich konnte sehen, dass er nicht glücklich über den Auftrag seines Vaters war. Ich hatte das Gefühl, dass sein Widerwille daher kam, dass sein Vater ihm keine Erklärung zu dieser Aufgabe abgegeben hatte. Aber es konnte auch einfach nur daran liegen, dass er mich nicht mochte. Jedenfalls war deutlich, dass er ebenso wenig begriff wie ich, was Son Goku gerade von mir wollen könnte. Aber im Gegensatz zu ihm würde ich es vielleicht bald herausfinden.

„Kommst du also?“, fragte er und wartete nur noch einen Moment, bevor er sich umwandte und zurück zum Haus ging. Ich folgte ihm mit einigem Abstand. Zwar wollte ich mich einerseits sobald als möglich mit eigenen Augen von Son Gokus verbessertem Zustand überzeugen, doch andererseits fürchtete ich mich ein wenig vor dieser Begegnung. Ich wusste nicht, wie sehr ich meine Selbstbeherrschung gerade aufrechterhalten konnte. Noch hatte ich keine Gelegenheit gehabt, mich allein und ungesehen mit diesen guten Nachrichten auseinanderzusetzen. Außerdem verunsicherte es mich etwas, dass Son Goku mich zu sich rufen ließ. War er wach gewesen, als ich ihn besucht hatte? Konnte er sich jetzt daran erinnern? Sofort hatte ich Angst, dass er mich darauf ansprechen würde. Dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass mich diese Nebensächlichkeit nicht stören sollte, wenn er nur wieder auf dem Weg der Besserung war.

Am Fußende der Treppe hörte ich Son Gohan anklopfen. „Vater“, sagte er dann, nachdem er die Tür geöffnet hatte. „Ich habe Vegeta gefunden.“ Ich erreichte das obere Ende der Treppe und sah Son Gohan gerade noch im Inneren des Raumes verschwinden.

„Danke, Son Gohan“, hörte ich Son Gokus weiche Stimme sagen – in einem Tonfall, der sanft und doch endgültig klang. Es war, als hätte er seinen Sohn damit ausdrücklich fortgeschickt.

Verwirrt hielt ich inne, nur zwei Schritte von der Tür entfernt. Es herrschte einen Moment lang Stille, dann kam Son Gohan wortlos auf mich zu, warf einen flüchtigen Blick in meine Augen, der Verachtung und Verwirrung zugleich zeigte, und ging an mir vorbei. Ich sah ihm nach, wie er eilig die Treppe hinabstieg. Dann trat ich durch den Türrahmen und erblickte Son Goku.

Er machte gerade das schwarze Stoffband mit einem Knoten um seine Hüfte fest, der seinen Trainingsanzug halten sollte, und griff dann nach seinen Schuhen, die vor ihm auf dem Boden lagen. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Als er sie angezogen hatte, drehte er sich zur Tür um und entdeckte mich, der nicht weit von ihr stehen geblieben war.

Ich war verwirrt und fassungslos. Er stand hier vor mir wie immer, gesund und fit, und mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Als wäre nichts gewesen. Es war keine Spur mehr zu sehen von all den Strapazen, die er in den letzten Tagen durchlebt hatte. Ich hatte nicht erwartet, dass er bereits aufstehen durfte. Ich hatte geglaubt, dass er noch immer im Bett liegen würde, wenn ich den Raum betrat. Einen Moment befürchtete ich, dass er vielleicht fälschlicherweise zu früh annahm, wieder gesund zu sein, nur weil er sich etwas stärker fühlte. Woran vielleicht sogar ich selbst schuld war.

„Hey“, sagte er lächelnd zur Begrüßung.

War das alles? Mehr hatte er nicht zu sagen? Ich wollte eine Entschuldigung. Wie gerne hätte ich ihm jetzt einen Schlag ins Gesicht verpasst für all die Qualen, die er mir in den vergangenen Tagen verursacht hatte.

Und wie gerne wäre ich ihm um den Hals gefallen vor Erleichterung.

Ich wartete und schwieg. Ich wusste, wenn ich jetzt meinen Mund zu früh aufmachte, bevor ich meine Emotionen zurückgedrängt hatte, würde ich zu viel von ihnen preisgeben. Ich hatte Schwierigkeiten genug, meinen Mund geschlossen zu halten vor lauter Fassungslosigkeit. Wie konnte er fast sterben und alles, was er jetzt sagte, war „Hey“?

„Ich habe es geschafft, wie es scheint“, meinte er schulterzuckend und ich fragte mich, ob es das war, was er mir unbedingt hatte sagen wollen, weshalb er mich von seinem Sohn extra hatte herholen lassen. Das konnte nicht sein. „Das wusste ich zwar schon gestern, aber ich habe Chichi und Son Gohan gebeten, noch niemanden zu benachrichtigen.“ Ging er etwa davon aus, dass ich auf Neuigkeiten gewartet hatte? Was ließ ihn das annehmen? „Mir ging es zwar so gut, dass ich wach war, aber ich fühlte mich noch so schwach und… wollte noch etwas Zeit für mich.“

Er schaute mich an, als wollte er mich etwas fragen. Doch er tat es nicht. Stattdessen sagte er: „Ich bin wirklich froh, dass ich es tatsächlich gepackt habe. Ich dachte schon, mein Körper lässt mich im Stich.“ Er klopfte sich auf die Brust. Ich konnte ihn nur anstarren und ihn seinen Monolog fortführen lassen. „Aber ihr habt mich definitiv nicht im Stich gelassen. Ihr habt euch wirklich gut um mich gekümmert. Allein hätte ich es nicht geschafft.“

„Die anderen, meinst du“, korrigierte ich sofort. „Ich habe nichts getan.“

„Doch, ich glaube schon“, sagte er überzeugt. Mein Herz setzte einen Moment aus. Hatte man ihm gesagt, dass ich bei ihm gewesen war? Oder hatte er es etwa tatsächlich selbst teilweise mitbekommen, dass ich an seinem Bett gesessen war? Schließlich hatte er meinen Namen gesagt. Vielleicht war er es überhaupt kein Albtraum gewesen. Vielleicht war es für ihn eher eine halbe Halluzination gewesen, mit seinen geschlossenen Augen und der falschen Vorstellung, dass ich ihn verlassen wollte.

„Ich habe deine Aura gespürt“, sagte er unvermittelt und nun war ich mir sicher, dass mein Hals zu trocken war, als dass ich damit noch sprechen könnte. „Wo warst du heute Nacht?“, wollte er wissen und verwirrte mich erneut. Aber ich war auch erleichtert, er schien nicht von vorgestern Nachmittag zu sprechen. Der Knoten in meinen Stimmbändern löste sich, so schnell wie er entstanden war, und ich wollte gerade zu einem spöttischen Kommentar der Marke: „Bist du mein Kindermädchen oder wie?“, ansetzen, da fügte er hinzu: „Warum warst du nicht bei Bulma?“

„Spielt es eine Rolle?“, fragte ich gereizt zurück. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte.

„Es hat die ganze Nacht geregnet“, sagte er, als erklärte das alles.

„Na und? Es ist nur Wasser, Kakarott“, entgegnete ich. „Ich habe es bei Bulma einfach nicht mehr ausgehalten“, fügte ich schließlich noch als Antwort hinzu. „Ihre Mutter macht mich wahnsinnig.“

Son Goku lachte kurz auf. „Das kann ich mir vorstellen.“ Dann wurde er wieder ernst. „Aber dann hättest du doch zu uns kommen können.“ Zu uns. Nein, danke. Er warf einen Seitenblick aus dem Fenster. „Wie es scheint, warst du schließlich sowieso in der Nähe.“ Er schaute zum Waldrand. Man hatte mich doch nicht etwa vom Fenster aus sehen können. Und er hatte doch wohl hoffentlich nicht hinausgeschaut.

Ich wandte den Blick ab, als er mir wieder ins Gesicht sah. Es gefiel mir nicht, dass er selbst in seinem geschwächten Zustand so viel wusste und spürte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er bereits wieder bei Bewusstsein sein würde, geschweige denn so fit und aufmerksam, dass er meine Anwesenheit bemerken würde.

Plötzlich flog die Tür auf. „Son Goku!“, rief Kuririn glücklich und rannte auf seinen besten Freund zu. Er schloss ihn schwungvoll in die Arme und blickte dann mit freudestrahlenden Augen zu ihm auf. Tränen glitzerten in ihnen. Er war sprachlos, konnte seiner Freude mit Worten keinen Ausdruck verleihen. Aber das brauchte er auch nicht. Sein Gesicht tat das genug.

Ich konnte nur starren. Wie es wohl sein musste, so offen seine Gefühle zu zeigen. Einfach so auf jemanden zugehen und ihn in die Arme schließen zu können. Ohne Angst zu haben, abgewiesen zu werden. Ohne Angst zu haben, ausgelacht zu werden. Ohne Angst zu haben, es zu bereuen.

Son Goku lachte. „Nicht so stürmisch, Kuririn“, meinte er fast ebenso strahlend und in seinen Augen spiegelte sich Kuririns Freude wider. „Ich bin noch nicht wieder so fit, wie ich vielleicht aussehe.“

Kuririns Arme ließen von ihm ab. „Dann hoffe ich, dass du dich mit niemandem anlegst“, meinte er ernst, aber lächelte dabei. Dann entdeckte er mich und sein Lächeln verblasste ein wenig. „Und du lässt dich erst recht nicht von Vegeta zu einem Kampf herausfordern“, meinte er und wandte erst dann seinen Blick wieder Son Goku zu.

„Keine Sorge, Kuririn“, sagte dieser mit einem warmen Lächeln in den Augen. „Das wird er nicht.“ Er sah zu mir, das liebevolle Lächeln blieb – unverändert. „Er wird mich schon schonen.“

„Ach ja, übrigens“, hörte ich Kuririns Stimme sagen und er wartete, bis Son Goku seinen wundervollen Blick von mir nahm und ihn wieder ihm selbst zuwandte. „Ich soll dich zum Essen holen“, verkündete er dann; er wusste genau, wie sehr das sein Gegenüber freuen würde zu hören.

„Klasse! Ich sterbe vor Hunger!“, enttäuschte dieser ihn nicht und rieb sich hungrig den Bauch. „Dann lass uns runtergehen.“ Kuririn war bereits auf dem Weg zur Tür, da wandte Son Goku mir sein Gesicht zu. „Kommst du mit?“

Ich zögerte. Sollte ich? Wollte ich das? Würde ich mich nicht schrecklich fehl am Platz fühlen?

Son Goku schaute mich hoffnungsvoll an. Ich warf einen Blick zu Kuririn, der bereits zur Tür draußen war, und als ich wieder zu Son Goku zurückschaute, sah ich, wie er meinen Blick vom Rücken seines besten Freundes zu mir zurückverfolgte. „Komm schon“, sagte er sanft, als wollte er mich nicht zu offensichtlich drängen, weil er genau wusste, dass ich dann sofort abblocken würde. Er wartete, mit hoffnungsvollen Augen. Wortlos ging ich auf die Tür zu, resignierend, und sah, wie Kuririn einen Blick über seine Schulter warf und dann die Treppe hinabzusteigen begann, versichert, dass wir folgen würden und er Chichis Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit ausgeführt hatte. Wobei ich nicht wusste, ob sie sich so sehr darüber freuen würde, mich gleich am Tisch sitzen zu sehen.

Als ich um das Geländer herum zum Treppenansatz ging, sah ich Son Goku durch den Türrahmen treten, mir folgend, und erblickte sein siegreiches Lächeln. Ich wandte den Blick nach vorne und als ich seine Schritte hinter mir hörte und wusste, dass er mein Gesicht nicht einmal mehr von der Seite sehen konnte, da konnte auch ich mein Grinsen nicht mehr verbergen.

„Ich frage mich, wo Piccolo ist“, hörte ich Son Gohan sagen, als wir das Fußende der Treppe erreicht hatten.

„Keine Ahnung“, antwortete Kuririn niedergeschlagen. „Tut mir leid.“

Wir betraten die Küche und fanden einen reichlich gedeckten Esstisch vor. Son Goku rieb sich die Hände und setzte sich an seinen gewohnten Platz am Tischende, schräg gegenüber von Son Gohan, der bereits mit Kuririn am Tisch saß. Son Gokus Augen leuchteten vor Vorfreude auf das Essen.

Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf, den ich sofort wieder verdrängte und mir einredete, dass ich ihn nie gedacht hatte: Ich könnte auch für ihn kochen; so schwer konnte das schließlich nicht sein, wenn es fast jede Frau zu können schien. Ich hoffte, man konnte keine Röte auf meinen Wangen erkennen.

„Son Goku, wie fühlst du dich?“, fragte die gerade einzig anwesende Frau besorgt, legte das Geschirrtuch beiseite und kam zu uns an den Tisch.

„Bestens“, sagte er und griff nach einem Hähnchenschlegel. Chichi lächelte liebevoll. Sie wusste, dass mit ihm alles in Ordnung war, wenn nur sein Appetit nicht ausblieb – so wie in den Tagen und Wochen zuvor.

Chichi setzte sich schräg links von Son Goku, Son Gohan gegenüber, wodurch für mich nur noch das Tischende blieb, wenn ich nicht neben Chichi sitzen wollte. Und somit saß ich immerhin als Einziger Son Goku direkt gegenüber.

Wir aßen und die drei unterhielten sich über alles Mögliche; Chichi hauptsächlich über den Haushalt und ihren Alltag; Son Gohan wurde gezwungen von der Schule zu berichten; und Kuririn erzählte etwas vom Herrn der Schildkröten. Ich schwieg. Weder gab es einen Grund, noch eine Möglichkeit, mich an diesen Unterhaltungen zu beteiligen.

Irgendwann sprach Son Goku mich direkt an: „Vegeta, bist du dir eigentlich bewusst, dass du jetzt einen entscheidenden Vorteil hast?“ Ich hielt mit dem Essen inne und schaute ihn leicht fragend an. Er grinste. „Du hattest mehrere Tage zum Trainieren, die ich definitiv aussetzen musste.“

„Und du wirst auch noch einige mehr aussetzen müssen“, sagte Chichi sofort streng. „Du wirst keinen Finger krümmen, bis du wieder ganz gesund bist, hörst du?“

Son Goku machte einen Schmollmund, doch sagte nichts dazu. Später wusste ich, warum. Nach dem Essen meinte er, er wollte an die frische Luft, und sobald wir uns ein paar Schritte vom Haus entfernt hatten, ergänzte er: „Zum Trainieren.“ Ich schaute ihn an, wollte wissen, ob es nur ein Scherz von ihm war oder ob er es ernst meinte. „Nur ein paar Liegestützen“, versicherte er mir. Vielleicht hatte mein Blick etwas zu besorgt ausgesehen.

„Es ist toll, wieder einmal aus dem Haus zu kommen“, sagte er irgendwann, als wir besagtes Haus hinter uns gelassen hatten und es hinter dem Abhang nicht mehr zu sehen war. „Ich glaube, ich wäre eingegangen, wenn ich noch länger hätte im Bett bleiben müssen.“ Er lachte. „Das nächste Mal stelle ich das Bett einfach nach draußen.“

Ich schnaubte, doch ein Schmunzeln konnte ich nicht verhindern. „Spinner.“

Er warf ein Lächeln über seine Schulter zu mir nach hinten, schaute wiederum über meine eigene Schulter und blieb dann stehen. Wahrscheinlich hatte er bemerkt, dass wir weit genug gegangen waren, dass Chichi ihn vom Haus aus nicht mehr sehen konnte. Er streckte und dehnte sich, bevor er sich auf den Boden fallen ließ und mit seinen Liegestützen begann.

Ich schaute auf ihn herab. Ich hatte gerade in keinster Weise das Bedürfnis zu trainieren. Ich ließ mich auf dem Gras nieder und beobachtete ihn nur mit verstohlenen Blicken.

Ich konnte nicht umhin, wieder einmal seinen perfekten Körperbau zu bewundern. Mein eigener Körper war so winzig gegen den seinen; meine Arme, Beine, Schultern und Hüften so schmal, dass sie mit seinen nicht zu vergleichen waren. Neben ihm kam ich mir manchmal wie ein Kind vor. Kleiner, schwächer, abhängiger. Aber aus irgendeinem Grund störte mich das nicht mehr so sehr wie früher, wenn ich nur daran dachte, dass er mich aus diesem Grund beschützte.

Ich dachte unwillkürlich an das Bild zurück, als Son Goku und Kuririn sich umarmten. Son Gokus starke Arme um Kuririns kleinen Oberkörper. Ich starrte auf Son Gokus Arme, deren Muskeln sich gerade immer wieder anspannten und entspannten. Diese Arme waren Sicherheit. Diese Arme waren Halt. Diese Arme waren Wärme. Diese Arme waren alles, was ich wollte.

Schon nach wenigen Minuten begann Son Goku, hörbar zu keuchen vor Anstrengung. Besorgt blickte ich in sein Gesicht, das bereits von einem Schweißfilm überzogen war. Ich war es gewohnt, Son Goku stundenlang beim Training zuschauen zu können. Doch jetzt war es anders. Er war noch zu aufgezehrt von der Krankheit. Eigentlich hatte Chichi Recht. Er sollte noch gar nicht trainieren. Er war noch zu schwach dazu, sein Zustand zu labil. Ich überlegte, ob ich ihm das sagen sollte. Doch würde das nicht allzu deutlich meine Besorgnis zeigen? Son Goku nahm mir diese Entscheidung ab und ließ sich erschöpft auf das Gras sinken.

„Ach herrje“, keuchte er atemlos. „Mein Zustand ist ja schlimmer, als ich gedacht habe.“ Er drehte seinen Kopf mir zu und schaute mich mit einem seltsamen Blick an. Ich konnte ihn nicht deuten. „Aber ich hole dich schon wieder ein, keine Angst.“ Er grinste.

„Ich gebe dir einen Monat“, meinte ich stichelnd.

„Gib mir einen Tag“, sagte er geheimnisvoll. Ich schaute ihn fragend an. Meine Augenbraue zuckte einmal. Er erklärte: „Ich habe geplant, sobald ich wieder fit genug bin, im Raum von Geist und Zeit zu trainieren, um das wieder aufzuholen, was ich versäumt habe.“

„Nicht schlecht, dein Plan“, meinte ich anerkennend.

„Aber ich werde einen Trainingspartner brauchen.“ Seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Interesse?“

„Mehr als das“, entgegnete ich und spürte etwas in meinem Körper aufsteigen. Ich fühlte mich mit einem Mal leichter als zuvor.

„Dann machen wir das“, beschloss er und setzte sich ruckartig auf, als wollte er sofort damit beginnen. Er brach die Bewegung jedoch ebenso ruckartig wieder ab und hielt eine Handfläche an seine Brust gepresst. „Gib mir vorher nur noch ein, zwei Tage, ja?“ Er lächelte mich unschuldig an.

Ich schnaubte abermals. Es war mir egal, wie lange ich würde warten müssen, wenn er es nur wahr machte und mich bei ihm sein ließ.
 

~

Einige Zeit später hörten wir Chichis Stimme rufen: „Son Goku!“ Wir schauten in die Richtung des Hauses, konnten es aber von hier aus immer noch nicht sehen; wir hatten uns nicht von der Stelle gerührt, waren nur dagesessen und hatten uns unterhalten, bis Kuririn uns anhand unserer Aura gefunden hatte, um sich zu verabschieden. „Werd bald wieder fit, ja?“, waren seine letzten Worte gewesen, bevor er sich mit einer Bewegung seines Armes verabschiedet hatte und davongeflogen war.

Daraufhin waren wir eine ganze Zeit lang schweigend dagesessen, bis Chichis Stimme uns aus unseren Tagträumen riss. „Mittagessen!“

„Schon so spät?“, murmelte der Gerufene und kratzte sich am Kopf. „Da haben wir uns aber ordentlich verquatscht.“ Er schaute mich offen und direkt an. „Hast du Hunger?“

„Nein“, antwortete ich einfach, ohne über seine Frage nachzudenken. Ich würde mich heute nicht noch einmal an den Tisch in diesem Haus setzen.

„Wartest du dann hier?“, fragte er und hielt in einer seltsamen Position inne, die wohl der Anfang des Aufstehens war.

Ich schaute ihm ins Gesicht und zögerte einen Augenblick. Dann sagte ich: „Entweder ich sitze noch hier, wenn du zurückkommst, oder nicht. Du hast eine Fifty-Fifty-Chance.“

Er grinste. „Dann bis später!“

Ich schaute ihm kopfschüttelnd nach, während er zum Haus zurückging. Es verging beinahe eine Stunde, bis sich die Haustür wieder öffnete, aber ich saß noch immer am selben Fleck. Ich wusste selbst nicht, wie ich das begründen sollte, aber Son Goku fragte nicht danach. Er lächelte einfach nur und legte sich zurück, neben mich ins Gras. Etwas näher als zuvor.

Er atmete tief durch, um zu sagen: „Das Wetter ist so wunderschön.“ Er musste es wirklich vermisst haben, draußen zu sein. Aber ich konnte ihn verstehen. „Durch Trunks habe ich viel über die Zukunft nachgedacht“, begann er auf einmal. „Der Gedanke, sein eigenes Schicksal verändern zu können, ist schon faszinierend.“

„Ja“, stimmte ich ihm nach kurzer Bedenkzeit zu. „Und ich frage mich, was sich dadurch alles ändern wird.“

„Wodurch? Dass ich noch weiterlebe?“, fragte er nach.

„Zum Beispiel“, sagte ich nur. Ich zögerte, bevor ich hinzufügte: „Oder was sich ändert, wenn Trunks niemals geboren wird.“

Er schaute mich überrascht an. „Wird er nicht?“

„Bisher ist es in meiner Zukunftsplanung noch nicht vorgesehen“, meinte ich mit einem Schulterzucken.

Son Goku schnaubte ungläubig und schüttelte den Kopf. „Arme Bulma“, sagte er dann. „Ich glaube, sie mag dich wirklich.“

„Töh“, machte ich nur und er lachte.

Wieder ernst sagte er: „Wenn du nicht zu Bulma zurückwillst, bleib die Nacht doch hier.“

Ich schaute ihn aufmerksam an. Es war nur ein freundschaftliches Angebot. Mehr nicht. Und das wusste ich. Ich zuckte mit den Schultern. „Warum nicht.“

Es stellte sich heraus, dass das bedeutete, dass ich die Nacht in demselben Zimmer verbringen würde wie er. Er meinte, er würde noch nicht wieder in Chichis Schlafzimmer schlafen, weil er noch immer zu unruhig schlief und sie so nur wachhalten würde. Bei mir erwartete er da keine Probleme, meinte er. Ob er sich da mal nicht täuschte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich auch eine ganze Zeit lang nicht einschlafen lassen würde. Wenn überhaupt.

Irgendwann waren wir wieder ins Haus gegangen, hinauf in das Gäste- und zugleich Krankenzimmer, und als Son Goku sich auf sein Bett setzte und nach einer kleinen Flasche griff, wusste ich, warum er mich wieder hereingebracht hatte. Er musste seine Medizin nehmen.

Ich sah ihm dabei zu, wie er ein paar Tropfen der klaren Flüssigkeit in ein Glas Wasser träufelte, das er dann in einem Zug leerte. „Es schmeckt schrecklich“, kommentierte er und stellte sein Glas zurück neben die noch halbvolle Flasche.

„Das hat Medizin so an sich, habe ich gehört“, ließ ich ihn wissen. Er grinste. „Hauptsache, sie wirkt.“

Mit einem Mal wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. Er schwieg eine Weile nachdenklich und dann sagte er – zum zweiten Mal an diesem Tag: „Ich habe deine Aura gespürt.“ Er schaute mir fest in die Augen und erklärte weiter: „Ich war kurz wach, als du bei mir warst. Hier am Bett.“

„Was?“, entfuhr es mir entsetzt. So leise, dass ich Hoffnung hatte, dass er es nicht gehört hatte. Aber ich saß auf dem Boden, auf dem runden Teppich mitten im Raum, sodass man mich wohl in allen Ecken des Raumes gehört hätte.

„Ich habe deine Stimme gehört“, erklärte er.

„Warum hast du nichts gesagt?“, wollte ich sofort von ihm wissen. Hatte er sich etwa schlafend gestellt? Weshalb sollte er das tun?

„Ich war zu schwach, um auch nur die Augen zu öffnen“, klärte er mich auf. „Ich konnte mich nicht bewegen und nicht sprechen. Es war anstrengend genug zu versuchen, deine Worte zu verstehen.“

„Und“, begann ich langsam, „hast du sie verstanden?“

„Nicht viel davon“, sagte er nur und schaute mich dann stumm an, irgendwie erwartungsvoll, als wollte er, dass ich mich nun wiederholte. Doch das würde ich sicherlich nicht tun. Ebenso wenig wie er mir sagen zu wollen schien, was er gehört hatte. Also schwiegen wir.

Ich konnte die Vögel draußen singen hören. Das Fenster stand noch immer offen. Ich erhob mich vom Boden und ging herüber, wollte Son Goku den Rücken zuwenden können, um mein Gesicht vor ihm zu verbergen.

„Du hast mir doch gesagt“, begann er, als ich das Fenster erreicht hatte, „wenn du glauben würdest, bald sterben zu müssen, dass du noch das tun würdest, wozu du dich sonst nie getraut hast.“ Ich wagte es nicht einmal, ihm mit einem Nicken zuzustimmen. „Zwar werde ich jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr so bald sterben, aber ich habe mir trotzdem viele Gedanken zu dem Thema gemacht. Vor allem zu dem, was du gesagt hast.“ Ich starrte geradeaus ins Nichts. Mein Herz klopfte laut in meiner Brust, als wüsste es bereits, was nun kommen würde. Ich selbst jedoch war vollkommen ahnungslos. Aber ich glaubte, dass es etwas Wichtiges sein musste. Die Atmosphäre war eine ernste. Die Stille zwischen seinen Worten laut.

„Mir ist klar geworden, dass es auch für mich noch etwas gibt, woran ich schon häufiger gedacht habe, es aber nie gewagt habe, es in die Tat umzusetzen. Etwas, das ich jetzt gerne versuchen würde.“ Er stand vom Bett auf; ich konnte es hören. Er kam auf mich zu; ich konnte es spüren. Ich wandte mich zu ihm um, musste es sehen, was tatsächlich auf mich zukam, wollte vorbereitet sein. „Wenn du mich lässt.“

Je näher er kam, desto höher musste ich zu ihm aufschauen, desto schneller schlug mein Herz und desto mehr weiteten sich meine Augen. Mit jedem kleinen Schritt, den er auf mich zu machte, hob ich mein Kinn etwas an und er senkte seines parallel dazu, bis wir – ohne den Blickkontakt gebrochen zu haben – direkt voreinander standen, unsere Nasenspitzen nur Zentimeter voneinander entfernt. An dieser Stelle hielt Son Goku einen Moment inne, bevor er seine Arme um mich schloss und mich an seinen Körper presste.

Mein Kinn lag an seiner Schulter, mein Mund leicht geöffnet. Mein Herz schlug so heftig und so laut, dass ich sichergehen konnte, dass er es entweder hörte oder gar spürte. Für eine Weile fühlte ich selbst gar nichts außer die Strudel in mir, die sich bei seinen letzten Worten in Bewegung gesetzt hatten und bereits zu Hurrikans ausgeartet zu sein schienen. Sie ließen mich eine Zeit lang nur diese Bewegungen, diese Wellen, dieses Kribbeln spüren, erst dann fühlte ich die Stärke seiner Arme, die mich umschlossen, die Härte seiner Muskeln, die mich beschützten, die Wärme seines Körpers, die mich einhüllte, und alles wurde wieder so surreal.

Ich konnte seinen Körpergeruch wahrnehmen, wie noch nie zuvor. So intensiv und unverfälscht. Kein Wind, der den Geruch fortwehte, kein Schweiß, der sich beimischte, keine anderen Düfte, die den seinen überlagerten. Es war, als könnte ich baden in diesem Aroma.

Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken und seine heißen Hände auf meinem Rücken, die mich mit ihrer kompletten Fläche gegen sich drückten, sodass ich ihre Form und jeden einzelnen Finger deutlich spüren konnte, als wären sie Brenneisen.

Meine Arme waren eingeschlossen von seiner Umklammerung und somit beinahe bewegungsunfähig. In diesem Moment, so unüberlegt es mir auch erschien, hätte ich, wenn es mir möglich gewesen wäre, meine Arme um ihn geworfen und ihn nicht mehr losgelassen, bis ein Störenfried oder er selbst mir einen Anlass dazu gab.

Ich hob die Arme, so weit ich konnte, was die Son Gokus ein Stück nach oben schob, doch noch bevor ich meine Hände an seinen Körper legen konnte, wich dieser zurück. Seine Arme ließen mich los, ließen mich fallen, in einen Abgrund nie gekannter Tiefe. Ich wusste nicht, wie ich noch stehen konnte. Ich spürte meine Beine nicht mehr wirklich. Etwas zerbrach in mir, als ich den Körper vor mir sich entfernen sah und spürte, wie Kälte die nun fehlende Körperwärme ersetzte. Ich konnte nicht in sein Gesicht sehen. Ich konnte es nicht ertragen, was ich dort vorfinden würde – ich erwartete Mitleid. Was sonst wäre sein Motiv? Er hatte mich in den Arm genommen. Angeblich etwas, was er schon immer hatte tun wollen, wie er gesagt hatte. Weil er mich bemitleidete. Vielleicht glaubte er, dass ich einsam war. Vielleicht glaubte er, dass ich unglücklich war. Vielleicht glaubte er, dass ich Halt brauchte in dieser mir noch fremden Welt. Und er hatte vielleicht Recht. Mit all dem. Aber dafür wollte ich kein Mitleid.

Ich wollte Zweisamkeit, ich wollte Glück, ich wollte Halt. All das wollte ich von ihm. Und alles, was er mir gab, war Mitleid, das ich nicht brauchte.

Ich hatte auf so viel mehr gehofft. Wie konnte ich nur? Wie konnte ich annehmen, dass es genau das sein würde, was ich wollte? Wie konnte ich das auch nur einen Moment lang glauben?

Ich spürte seinen Blick auf mir und spürte die Hitze, diese unangenehme Hitze, wenn man in einer peinlichen Situation beobachtet wurde, wenn man sich fehl am Platz fühlte, wenn man sich missverstanden fühlte, aber zu feige war, das Missverständnis aufzuklären.

„Vegeta?“, fragte er leise und klang dabei auch noch besorgt. Mitleid. Es war nur Mitleid, mehr nicht. Ich machte auf dem Absatz kehrt und floh, flog, so schnell ich konnte, durch das Fenster und mit voller Fluggeschwindigkeit fort von hier.

Ich wusste nicht, wie ich Son Goku je wieder vor die Augen treten sollte. Was dachte er jetzt von mir? Meine Hände fuhren verzweifelt durch meine Haare. Ich stand am Rande eines Abgrunds, blickte über den Felsvorsprung hinab in ein unbewohntes Tal. Ich war hier gelandet, als ich nach etlichen Kilometern sicher war, dass Son Goku mir nicht folgte.

Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie hatte ich nur so viel Hoffnung haben können? Wenn ich das nicht gehabt hätte, hätte ich ihn einfach gar nicht erst an mich herangelassen. Ich wäre geflohen, bevor er mich erreicht hätte; ich hätte ihn abgewiesen, wenn er mich erreicht hätte; ich hätte ihn von mir stoßen können, sobald er mich umarmt hätte – und alles wäre beim Alten geblieben. Aber was hatte er jetzt für ein Bild von mir? Was hatte er in meinem Blick lesen können? Was interpretierte er da hinein? Und wie konnte ich ihm diese Gedanken wieder austreiben?

Verzweiflung übermannte mich und meine Gedanken rankten sich immer mehr um den endgültigen Ausweg, zu Bulmas Haus zu fliegen, mir ein Raumschiff zu schnappen und die Erde ein für alle Mal hinter mir zu lassen. Es wäre so einfach und doch so unmöglich.

Plötzlich spürte ich Son Gokus Aura ganz in der Nähe. Aber sie näherte sich nicht – sie war bereits da. Ich wandte mich um und starrte auf die Gestalt, die ein paar Meter über dem Boden schwebte, zwei Finger noch an der Stirn, die er nun sinken ließ.

Mein Mund stand offen, mein Atem stockte. Ich war wie gelähmt. Ich konnte nur zusehen, wie er langsam auf mich zugeflogen kam, einige Schritte vor mir landete und die letzten Meter bis zu mir noch zu Fuß zurücklegte.

„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich sofort, als er anhielt, aber für eine Begründung schienen ihm noch die passenden Worte zu fehlen. Er hob verzweifelt die Hände, aber auch sie waren nicht in der Lage, die Situation zu klären. „Es tut mir leid, wenn dich meine Aktion in irgendeiner Weise verletzt hat. Das wollte ich nicht. Das war genau der Grund, weshalb ich das bisher noch nicht getan habe.“

„Was war es denn, das du tun wolltest? Mich bemitleiden?“, fuhr ich ihn an.

„Nein“, sagte er überrascht. „Nein, Vegeta, ich –“ Wieder fehlten ihm die Worte. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ich richtig kombiniert hatte.

„Lass es einfach sein, ich brauche keine Erklärung!“, rief ich wütend und stieß mich vom Boden ab. Ich musste hier weg. Ich hielt es nicht aus, hier vor ihm zu stehen und mit ihm darüber zu reden, was eben passiert war. Ich wollte es einfach vergessen. Aber ich wusste, dass ich das niemals könnte.

„Vegeta!“, rief er mir halbherzig nach, als wusste er, dass es nichts nützen würde. Er blieb auch, wo er war, folgte mir nicht, versuchte nicht, mich einzuholen. Ich konnte es an seiner Aura spüren. Er gab auf. Er gab mich einfach auf.

Ich flog, so schnell ich konnte. Der Wind brannte in meinen Augen. Meine Sicht verschwamm. Aber es war egal. Wenn ich gegen einen Felsen oder gegen ein Flugzeug fliegen sollte, würde mich der Schmerz vielleicht ein wenig ablenken von dieser Leere, die ich in mir spürte. Und es würde die Tränen rechtfertigen.

Plötzlich stieß ich tatsächlich mit etwas zusammen, wurde zur Seite geworfen, meine Geschwindigkeit abgebremst. Ich fand mich in der Schwebe wieder. Zwei starke Arme hielten mich fest.

Ich riss meine Augen auf vor Schreck und sah einen orangen Trainingsanzug. Ich starrte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Son Goku hatte mich so abgefangen, dass wir uns zusammen um 180 Grad gedreht hatten. Ich begriff nicht, wie er mich hatte aus der Luft greifen können, doch er musste sich wieder mithilfe seiner neuesten Technik einen Vorsprung verschafft und in meiner Flugbahn auf mich gewartet haben. Das bedeutete für mich, ich konnte ihm nicht mehr entkommen, egal wie schnell ich auch sein würde.

„Vegeta“, sagte er atemlos und ich fragte mich, warum. Er war nicht gerannt, er war nicht einmal geflogen, er war einfach nur erschienen. Es war nicht fair. „Bitte, warte.“ Vielleicht war diese Technik jedoch auch anstrengender, als sie aussah.

Er hielt mich noch immer fest, beide Arme um meinen Bauch gelegt. Er schien mich nicht loslassen zu wollen, befürchtete wohl, dass ich wieder davonjagen würde. Und ich würde. Ich würde mich auch jetzt zu befreien versuchen und ihn anschreien, wenn ich nicht noch hoffen würde, dass er meine Tränen noch nicht gesehen hatte und sie noch trocknen konnten, bevor ich ihm wieder ins Gesicht blicken musste.

„Bitte bleib“, bat er mich noch einmal keuchend und ich presste meine Augen gegen meine eigene Schulter, tränkte dort den Stoff mit einem Tropfen Salzwasser oder zwei. Dann löste ich mich langsam aus seinem Griff, damit er wusste, dass ich nicht davonlaufen würde. Nicht mehr. Schließlich wusste ich jetzt, dass ich nicht vor ihm fliehen konnte und dass er nicht mehr locker lassen würde, bis er sich richtig entschuldigt hatte. Dabei wollte ich gar keine Entschuldigung hören. Schließlich hatte er Recht. Ich war bemitleidenswert. Ich war einsam, ich war unglücklich, ich brauchte Halt. Und es war so erbärmlich, dass ich die einzige Lösung dafür in Son Goku sah.

So flüchtig ich konnte, blickte ich ihm ins Gesicht, um sehen zu können, was in ihm vorging. Er schaute mich nur unruhig an, als wäre er hin und her gerissen zwischen zwei Möglichkeiten. Ich hatte keine Ahnung, wie auch nur eine dieser Möglichkeiten aussah.

„Vegeta“, schnaufte er, noch immer außer Puste. „Es tut mir leid“, sagte er dann zum dritten Mal. Ich hatte den Blick in Richtung seines Zuhauses gerichtet. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Ich wollte nicht…“, begann er, doch führte seinen Satz nicht zu Ende. „Ich bemitleide dich nicht“, sagte er schließlich, was ich hören wollte. Doch woher wusste ich, ob er das nur so sagte, weil er gemerkt hatte, dass es das gewesen war, was mich am meisten kränkte? „Ich wollte nur…“ Seine Stimme versagte erneut. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er eine Hand zu seiner Brust hob. Alarmiert wandte ich mich um und sah, dass er vollkommen außer Atem war und seine Hand gegen sein Herz presste, als wollte er das Pochen stoppen. Es hatten sich bereits Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet – die Perlen in meinen Augen waren vergessen.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich besorgt und musste mich davon abhalten, ihn zu berühren, meine Hand an seine Stirn zu legen, um zu sehen, ob er wieder Fieber hatte, und die andere an sein Herz zu legen, um zu spüren, ob es noch regelmäßig schlug.

„Es geht bestimmt gleich wieder“, antwortete er leise, mit geschlossenen Augen und angestrengten Falten auf der schwitzigen Stirn. „Ich muss nur…“ Ich konnte sehen, wie er tiefer sank, wie seine Hand von seiner Brust fiel und schließlich sein ganzer Körper ungebremst gen Boden stürzte.

Ich reagierte schnell und fing ihn auf, bettete ihn sicher auf meinen Armen und schaute furchtsam in sein Gesicht. Er hatte gesagt, es war vorbei. Er hatte gesagt, dass er den Virus bekämpft hatte.

„Son Goku“, sagte ich leise und wollte ihn wachrütteln, doch ich wagte es nicht. „Wach auf. Bitte, wach auf.“ Er rührte sich nicht. Ich versuchte stillzuhalten und hören oder sehen zu können, ob er atmete. Ich zitterte zu stark, doch ich konnte es an meiner Wange spüren, als ich den Kopf nach vorne legte; er atmete noch.

Hilflos blickte ich mich um. Ich war hier mitten auf dem Meer, weit und breit keine Häuser, keine Menschen, keine Ärzte. Nach kurzem Zögern flog ich zurück in Richtung Chichis Haus. Er musste sicher mehr von seiner Medizin nehmen.

Ich schoss los. Kurz bevor ich das Haus erreichte, schlug Son Goku die Augen auf. Sein Kopf drehte sich von der einen Seite zur anderen, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, wo wir waren. Dann sagte er etwas, aber es war so leise, dass ich es nicht verstand. Ich flog langsamer, damit das Rauschen des Windes meine Ohren nicht mehr beeinträchtigte, und schaute ihn fragend an, doch er schüttelte nur kraftlos den Kopf und schloss erschöpft die Augen.

Ich beeilte mich, sah von Weitem schon das noch immer offene Fenster in Son Gokus Krankenzimmer und flog direkt hindurch. Ich legte seinen Körper behutsam auf dem Bett ab und starrte dann auf ihn hinab. Ich fühlte mich wie in der Zeit zurückversetzt. Als wäre es jetzt wieder wie vor zwei Tagen, als er krank im Bett gelegen und sein Leben in Gefahr geschwebt hatte. Das durfte sich nicht wiederholen. Noch einmal wollte ich diese Qualen nicht durchleiden müssen.

„Wo ist deine Medizin?“, fragte ich panisch und schaute mich um. Vielleicht hatte er einfach zu wenig davon genommen. Vielleicht hatte er sich in der Dosis getäuscht. Vielleicht hatte er es mit zu viel Wasser verdünnt.

Es dauerte einen Moment, bis Son Goku antwortete: „Ich brauche keine Medizin.“ Ich schloss kurz verzweifelnd die Augen. Ich hatte das Gefühl, alles begann von vorne. „Ich bin nur… noch so schwach“, erklärte er. Ich sah ihm zu, wie er langsam die Augen schloss und sie wieder öffnete. „Ich hätte mich nicht so viel teleportieren sollen.“

„Das war meine Schuld“, entschuldigte ich mich sofort, als ich begriff, dass ich es gewesen war, der fortgeflogen war und Son Goku praktisch dazu gezwungen hatte, mir zu folgen.

„Es geht bestimmt gleich wieder“, sagte er nur kopfschüttelnd und wies damit meine Entschuldigung bestimmt zurück.

„Das hast du eben auch gesagt, bevor du das Bewusstsein verloren hast“, ließ ich ihn beunruhigt wissen.

„Danke, dass du mich zurückgebracht hast, Vegeta“, flüsterte er und öffnete seine Augen, blickte mich direkt an. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. „Gib mir deine Hand“, sagte er dann plötzlich und ich starrte ihn an. Was hatte er vor? Wovon sprach er?

Er hob seine eigene Hand meiner entgegen, wenn er sie auch nicht mehr als ein paar Zentimeter von der Matratze hochheben zu können schien. Ich zögerte, doch dann nahm ich sie und hielt sie sicher in meiner. Nur ein Gedanke füllte meinen Kopf aus: Er wird doch jetzt nicht sterben wollen. Nicht hier, nicht jetzt, nicht an meiner Hand. Und vielleicht sogar durch meine Hand.

Er schloss seine Augen und seufzte, als er sanft meine Hand drückte. Es klang erleichtert, als könnte die Berührung mit mir seine Schmerzen lindern. Ich schaute auf seine geschlossenen Lider und wartete auf eine Erklärung.

„Das fühlt sich so wundervoll an“, sagte er seufzend. Meine Augen fuhren wild über sein Gesicht, doch es verriet nichts als Erleichterung. Und seine Augen waren verdeckt, verbargen alles in ihnen vor den meinen.

Meine Hand kribbelte. Es fühlte sich an, als würde die Berührung mit seiner mir jeden Moment einen Stromschlag versetzen können. Auf einmal hob sich Son Gokus andere Hand von der Matratze und legte sich ebenfalls – nur von der anderen Seite – an meine Hand. Erst jetzt begriff ich: Ich spendete ihm wieder Energie. Vollkommen unbewusst, wie letztes Mal. Und er wusste es. Also hatte er auch das mitbekommen.

Unwillkürlich schaute ich meine freie Hand an. Ich blickte auf Son Gokus geschlossene Augen, dann auf seine Brust, unsere haltenden Hände, und wieder auf meine freie Hand. Ich nahm sie und legte sie auf sein Herz.

Son Goku holte hörbar Luft, als ich ihn berührte, und seine Augen flatterten auf. Er schaute erst meine Hand an, dann mich, schien verwirrt, aber es lag noch etwas anderes in seinem Blick. Ich glaubte, es war Genuss.

Er nahm meine Hand, die er zwischen seinen beiden Händen hielt, und führte sie ebenfalls zu seiner Brust, legte meine Handflächen beide nebeneinander über sein Herz, und seine eigenen noch darüber, presste sie gegen sich. Er seufzte ausgedehnt. Nach ein paar Sekunden nahm er erneut meine rechte Hand und führte sie weiter hinauf, legte sie an sein Gesicht.

Ich starrte ihn an, mein Mund öffnete sich leicht vor Fassungslosigkeit. Dann streckte er blind seinen anderen Arm nach mir aus, fast so, wie er das vor zwei Tagen schon getan hatte, nur dieses Mal bekam er meinen Hals zu fassen und zog ihn zu sich hinunter. Unwillkürlich stützte ich mich mit einem Knie auf der Matratze ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Und bevor ich wusste, was geschah, presste er meine Lippen auf die seinen und nun spürte ich wirklich einen leichten Stromschlag.

Ich wich erschrocken zurück, wenige Millimeter jedoch nur, und keuchte. Son Goku tat das ebenfalls, schaute mir kurz in die Augen, doch übte dann sogleich wieder sanften Druck auf meinen Nacken aus und presste unsere Münder abermals aufeinander. Immer und immer wieder, bis wir die Stromschläge überhaupt nicht mehr wahrnahmen. Es konnte nicht sein, dass nur ich ihm Energie übertrug. Dieser Austausch war beidseitig. Er beflügelte mich und ich beflügelte ihn gleichermaßen.

Mein Kopf war leer, aber mein Körper voller Emotionen, die ich so intensiv nicht kannte. Ich konnte die Informationen und die Reize gar nicht alle verarbeiten. Ich konnte es nicht glauben, was er gerade mit mir tat. Was wir zusammen taten. Es musste ein Traum sein.

Seine linke Hand, die meine rechte an seine Wange gedrückt gehalten hatte, hatte längst ihren Weg in meine Haare gefunden, und seine andere wagte sich allmählich von ihrer Position an meinem Hals fort zu meinem Oberkörper und meiner Hüfte.

Meine linke Hand war an seiner Brust geblieben, fuhr diese auf und ab, als suchte sie nach einem Eingang. Meine rechte war von seiner Wange in seinen Nacken gerutscht und presste sein Gesicht stärker noch gegen meins, als glaubte ich, unsere Lippen könnten einander noch näher kommen.

Gerade hatte ich meinem inneren Drang nachgegeben und hatte meinen Mund geöffnet, um unseren Kuss zu vertiefen, da brach Son Goku diesen plötzlich und schob mich von sich. Er tat es sanft, aber es fühlte sich an, als hätte er mich von sich gestoßen.

„Es kommt jemand“, flüsterte er, mir direkt in die Augen schauend, und wandte dann den Kopf zur Tür. Ich starrte sein Profil an, ohne es wirklich zu sehen, und lauschte, versuchte, etwas über seinen und meinen eigenen schnellen Atem hinweg hören zu können. Jetzt nahm auch ich die Schritte auf der Treppe wahr und wie sie das obere Ende erreichten. Ich war wie gelähmt. Mein gesamter Körper pulsierte, als würde sich ein Gift darin verbreiten, das mich bewegungsunfähig machte. Und ich wusste, je heftiger mein Herz schlug, desto schneller würde ich paralysiert.

Ich wollte gerade aufspringen und mich vom Bett entfernen, da hielt mich Son Gokus Hand an meinem Rücken zurück, presste meinen Körper gegen den seinen, als könnte er ohne mich nicht atmen, und erstarrte dann selbst. Wir hielten beide die Luft an und horchten in das Innere des Hauses. Die Schritte gingen auf dem Parkett weiter, entfernten sich von der Treppe und somit von der Tür dieses Raumes.

Wir atmeten auf. Die Hand auf meinem Rücken entkrampfte sich, doch der sanfte Druck, den sie weiterhin ausübte, hielt mich bei ihm und zeigte mir, dass er mich noch immer nicht gehen lassen wollte.

Wir sahen uns in die Augen. Ich war fasziniert von diesem Leuchten in seinen. Sie schienen zu funkeln, als loderte ein Feuer in ihnen. Seine Wangen waren leicht gerötet, als spürten sie die Hitze der Flammen. Konnte es wirklich Verlangen sein? Verlangen nach mir?

Es schien, als wollte er mir diese Frage beantworten, denn er ließ seine Hand von meinem Rücken nach oben wandern und zog mit ihr meinen Kopf zu sich hinunter. Ich keuchte auf, schon bevor ich seine Lippen berührte, bei der bloßen Vorstellung, dass das gleich passieren würde. Und als es passierte, mit einer ungekannten Leidenschaft, keuchte ich ein weiteres Mal. Als wäre ich überrascht. Als hätte ich es nicht erwartet. Als passierte es zum ersten Mal. Ich konnte es noch immer nicht fassen, dass es nicht so war. Dass es wieder passierte. Wieder und wieder.

Als ich dann auch noch seine Zunge spürte, die sich zwischen meine Lippen zu drängen versuchte, entwich meiner Kehle ein leises Stöhnen, das mich entsetzte. Wie konnte er mir solche Geräusche entlocken? Wie konnte er es wagen, mir das anzutun? Wie konnte er mich auf so bittersüße Weise quälen? Er hatte meinen Stolz schon immer Stück für Stück mutwillig zerstört, doch jetzt hatte ich das Gefühl, nahm er mir auch noch den letzten Rest.

Seine Hand, die nicht im Sekundentakt eine Gänsehaut in meinem Nacken auslöste, fuhr meine Körperseite entlang, von meiner Schulter bis zu meiner Hüfte hinab – und noch ein kleines Stück darüber hinaus, so weit wie seine Finger reichten.

Mit einem Mal jedoch nahm er beide Hände von mir, allerdings ohne unseren Kuss zu brechen, benutzte sie, um sich etwas aufzusetzen, legte sie dann an meine Hüften, an die er nun leichter herankam, und schob mich weiter zu sich hinauf, sodass ich mich nun auch mit meinem zweiten Knie auf der Matratze abstützen musste; das erste war nun zwischen seinen Beinen gelandet.

Ich keuchte auf, als seine Hände schließlich noch tiefer rutschten, über meinen Hintern glitten, den sie sicher festhielten und weiter zu sich nach vorne drängten, womit sie auch mein Knie tiefer zwischen seine Beine schoben.

Dann hörte ich wieder Schritte. Wir schlugen gleichzeitig die Augen auf und sahen uns an, lauschten. Die Schritte kamen näher und näher, und plötzlich klopfte es an der Tür. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war ich beim Fenster, schaute hinaus, meine Hände am Fenstersims, bereit, sich abzustoßen und davonzufliegen.

„Bitte bleib hier“, flehte Son Gokus Stimme leise und ich wusste, ich würde ihr gehorchen. Ich würde in diesem Augenblick alles tun, was er von mir verlangte.

Einen Moment lang herrschte Stille. Ich spürte Son Gokus Blick auf mir. „Ja?“, fragte er dann laut und ich erschrak beinahe.

Die Tür öffnete sich und Piccolo kam herein. Ich wandte mich nicht um, aber ich erkannte seine Aura, jetzt da ich hier in der kühlen Luft stand und wieder klar denken konnte. Vorhin hatte ich flüchtig gedacht, dass mir die Aura, die die Treppe heraufgekommen war, bekannt vorkam, doch ich konnte sie erst jetzt zuordnen.

„Piccolo“, sagte Son Goku erfreut, aber keineswegs überrascht. Er hatte die Aura seines Freundes wahrscheinlich noch wesentlich schneller erkannt als ich. Dennoch sagte er: „Was machst du denn hier?“

Ich spürte Piccolos Blick auf mir und konnte es hören, dass er in meine Richtung sprach, als er sagte: „Ich wollte nur mal nachsehen, wie es dir geht.“ Seine Stimme klang knurrend, als hätte man ihn dazu gezwungen, das zu tun. „Aber wie ich sehe, lebst du noch.“

„Ja“, sagte Son Goku nur. „Ich bin quicklebendig.“ Ich dachte an seine geröteten Wangen und seine besitzergreifenden Hände. Ich glaubte, ihre Hitze wieder an meinem Hintern zu spüren.

„Wie immer also“, meinte Piccolo amüsiert. „Du hast uns mal wieder einen Riesenschrecken eingejagt, weißt du das?“ Ich glaubte, es fast zu hören, wie Son Goku entschuldigend lächelte und unschuldig dreinschauend die Schultern anhob. „Chichi und Gohan sind fast gestorben vor Sorge.“ Mein Blick, der konzentriert geradeaus gerichtet gewesen war, sank allmählich, als beschwerte ihn der Gedanke an Son Gokus Familie. Weder Chichi noch Son Gohan waren gerade im Haus, soweit ich das beurteilen konnte, aber auch wenn sie es gewesen wären, hätte ich ihre Anwesenheit bis eben vergessen. Oder verdrängt „Ich hoffe, du weißt das.“

„Ja, ich weiß“, entgegnete der Angesprochene leise. „Aber es ist ja alles gut gegangen.“

„Nächstes Mal gibst du vorher allen Bescheid, wenn du so etwas weißt, und verschweigst es nicht bis zur letzten Minute.“ Es war ein Befehl.

„Mach ich“, versprach Son Goku sanft und fragte dann, nach einem Moment: „Woher wusstest du eigentlich davon? Warst du in der Nähe?“

„Nein. Son Gohan ist zu Gott geflogen und hat ihn mich herrufen lassen“, erklärte Piccolo kurz angebunden. „Tut mir leid, dass ich erst so spät komme“, entschuldigte er sich dann noch.

„Son Gohan fragt immer wieder nach dir“, sagte Son Goku unvermittelt und ich fragte mich, ob die beiden bereits vergessen hatten, dass ich noch anwesend war. „Kannst du nicht hier in der Nähe bleiben?“, bat er ihn noch. „Er vermisst dich.“

Ich wandte mich langsam um und schaute zuerst zu Son Goku, der seinen Blick auf Piccolo gerichtet hatte, dann blickte ich zu dem Namekianer herüber, der sein Gesicht in die andere Richtung gewandt hatte, sodass ich nur noch ein kleines Stück seiner geröteten Wange sehen konnte.

„Du würdest ihm einen Riesengefallen damit tun“, fügte Son Goku noch hinzu.

„Ich werde sehen, ob sich das einrichten lässt“, knurrte Piccolo und traf dann meinen Blick. Sofort wandte er ihn wieder ab und schaute zu Son Goku zurück, dessen Augen daraufhin in meine Richtung schauten, aber an mir vorbei.

„Spürst du es?“, fragte Son Goku plötzlich und ich wusste nicht, ob die Frage an mich gerichtet war oder nicht. „Son Gohan ist auf dem Weg zurück.“

Piccolo nickte. „Ja. Wir sehen uns, Son Goku“, verabschiedete er sich knapp, warf mir einen flüchtigen misstrauischen Blick zu und verschwand dann durch die Tür, die er hinter sich schloss.

Lange herrschte Stille. Son Goku schien nachzudenken. Ich beobachtete seine Gesichtszüge dabei. Irgendwann schaute er mir wieder direkt in die Augen.

„Piccolo hat uns gehört.“ Es war eine Feststellung, deren Bedeutung mir nicht auf Anhieb klar war. „Er war zuerst bei Son Gohan im Zimmer, wollte dort wahrscheinlich auf ihn warten.“

Was hatte er gehört? Wir hatten lange Zeit nicht mehr gesprochen. Ich wusste nicht, wie gut Piccolos Gehör war, aber ich hoffte doch, dass Son Goku nicht meinte, dass er uns keuchen gehört hatte.

„Ich gehe dann jetzt besser“, beschloss ich. Meine Beine fühlten sich so schwach an, dass ich mir sicher war, dass es besser war, zum Fenster hinaus zu fliegen, statt den Umweg über die Treppe zu nehmen, deren Stufen ich vielleicht verfehlen würde.

„Vegeta“, sagte Son Goku weich und eine Gänsehaut erschütterte meinen ganzen Körper. Wenn er jetzt sagen würde, dass er wollte, dass ich nicht ging, dann würde ich bleiben. Dann hatte ich gar keine andere Wahl. „Das war es eigentlich, was ich vorhin tun wollte“, sagte er unverhofft. Ich schaute in seine Augen und sah wieder das Funkeln in ihnen. „Das, was ich schon immer einmal tun wollte.“

Die Zeit stand einen Moment still.

Und ich begriff: Er hatte mich nach der Umarmung nicht loslassen wollen. Er hatte mich küssen wollen. Ich überlegte: Zählte, mir das zu beichten, als Zurückhalten? Er wollte, dass ich blieb, oder nicht? Ich fühlte noch immer seine Hände an meinem Körper und wünschte sie mir zurück.

Ich hätte es zählen lassen, aber der Gedanke an Piccolo wollte mich wieder fliehen lassen. Warum musste ich immer vor allem davonlaufen? Bei jeder kleinen Unsicherheit. Bei jeder kleinen Hürde. Aber das war eine größere.

Und dann änderte sich etwas in Son Gokus Blick. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber es beunruhigte mich, verunsicherte mich, und machte mir die Entscheidung somit einfach.

Ich wandte mich wieder zum Fenster um, wartete noch einen Moment, hoffte, dass er doch noch etwas sagen würde, aber die Situation schien ihn ebenso sprachlos zu machen wie mich. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. Ob er sich durch seinen ungewohnt schwachen Zustand nicht zu etwas hatte verleiten lassen, was er sonst nicht getan hätte.

„Willst du nicht die Tür nehmen?“, fragte er hastig. „Zur Abwechslung?“ Ich schluckte. Es war leider nicht das, was ich ihn sagen hören wollte.

Ich wandte mich um und ging auf die Tür zu. Als ich sie fast erreicht hatte, setzte er wieder zu sprechen an. „Musst du denn überhaupt… unbedingt schon gehen?“ Mein Herz lebte voller Hoffnung auf. „Hast du nicht gesagt, du würdest die Nacht hier bleiben?“

Als mein Herz wieder weiterschlug und die Zeit nicht mehr stillstand, atmete ich, so leise ich konnte, tief ein und wieder aus, bevor ich mich zu ihm umwandte. Er schaute mich hoffnungsvoll an, als wartete er noch immer auf eine Antwort. Als wäre meine Reaktion nicht schon Zustimmung genug.

„Stimmt“, sagte ich nur, als ich mir dieser Tatsache, dass ich das indirekt wirklich gesagt hatte, wieder bewusst geworden war. Son Goku lächelte. Erst jetzt schien er sich sicher, dass ich blieb.

Ich selbst war mir allerdings noch nicht einmal sicher. Auch nicht, nachdem er meinte: „Das wäre dann dein Schlafplatz“, er mich auf das zweite Bett im Raum auf der anderen Zimmerseite aufmerksam machte, ich mich darauf setzte und wir uns unterhielten, als wäre nichts gewesen.

Ich zweifelte nicht daran, dass er das absichtlich machte. Weil er genau wusste, dass es mir das einfacher machte. Einfacher, mich zu nichts gezwungen zu fühlen. Einfacher, mich nicht eingeengt zu fühlen. Einfacher, mit dieser neuen Situation umgehen zu können. Und selbst dann war es noch schwer genug. Ich wusste nicht mehr, wie ich mit ihm sprechen sollte, wie ich ihn ansehen sollte, wie ich seine Blicke deuten sollte. Das wurde einfacher, als allmählich die Nacht hereinbrach.

Je dunkler es draußen wurde, desto sicherer fühlte ich mich. Son Goku konnte mein Gesicht nicht mehr klar erkennen und würde vielleicht auch die Röte auf meinen Wangen nicht mehr sehen, die immer wieder aufzuflammen drohte. Vor allem jetzt, da sich unsere Gespräche immer weiter weg von diesen unverfänglichen Themen bewegten.

Ich war froh, dass mein Gästebett an der gegenüberliegenden Wand bei der Tür stand. Ohne diesen Abstand hätte ich nicht gewusst, ob ich ein Wort über meine Lippen gebracht hätte.

„Als du in der Nacht hergeflogen bist“, sagte er irgendwann, „habe ich deine Aura kommen gespürt.“ Ihm war aber auch wirklich nichts entgangen. „Ich war noch so schwach und müde, aber ich habe versucht, mich wachzuhalten. Ich hatte gehofft, dass du mich wieder besuchen kommen würdest.“ Ich hielt die Luft an. „Vielleicht erst dann, wenn niemand mehr bei mir im Zimmer war.“ Ich erinnerte mich an Son Gohans Aura, die ich bei ihm gespürt hatte. „Aber du kamst nicht und ich habe es bereut, dass ich Son Gohan nicht gleich gebeten habe, dich zu mir zu schicken“, erzählte er. „Am morgen, als ich wach war, war das gleich das Erste, worum ich ihn gebeten habe, auch wenn ich selbst schon in der Lage war aufzustehen und mich anzuziehen – im Gegensatz zur Nacht davor, sonst wäre ich schon da zu dir herausgekommen. Am Morgen war ich wirklich froh, dass du dann immer noch da warst. Ich hatte Angst gehabt, dass du bis dahin schon verschwunden sein könntest, spätestens wenn du bemerkst, dass alle im Haus allmählich wach werden. Ich dachte nicht, dass ich dich noch rechtzeitig erwische.“ Er lachte. „Vor allem, wenn Chichi mich abgefangen hätte, bevor ich die Haustür erreicht hätte. Deshalb habe ich vorsichtshalber Son Gohan vorgeschickt, dem du glücklicherweise gehorcht hast.“ Er lächelte mich amüsiert an.

„Nur weil er sagte, dass du ihn geschickt hast.“ Ich schluckte. So ehrlich hatte ich gar nicht sein wollen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich spürte die Hitze auf meinen Wangen deutlich, als ich hinzufügte: „Und weil ich mit eigenen Augen sehen wollte, dass es dir wieder gut geht.“

Ein seltsamer Ausdruck wanderte durch sein Gesicht. Es war, als stieß etwas in einer Kettenreaktion jeden Muskel einmal ganz leicht an, dann war es wieder vorbei. Und dann hörte ich Schritte.

Sofort fühlte ich mich wieder, als dürfte ich nicht hier sein. Ich war ruhelos und schaute Hilfe suchend von der verschlossenen Tür zu Son Goku. „Es wird Abendessen geben“, meinte er mit beruhigender Stimme, nach einem Blick auf die Uhr. „Isst du wieder mit uns?“

Ich war abermals hin und her gerissen. Einerseits hatte ich schon Hunger, doch andererseits wollte ich nicht ein weiteres Mal mit ihm und Chichi an einem Tisch sitzen. Vor allem nicht auch noch mit Piccolo. „Ungern“, antwortete ich ihm schließlich, und da klopfte es bereits.

„Ja?“, bat er denjenigen vor der Tür herein. Noch bevor sie sich öffnete, wusste ich, dass es Son Gohan war. Er schien nun wesentlich besser gelaunt als zuvor. Als er mich jedoch sah, war sein Blick nicht mehr so fröhlich.

„Es gibt Abendessen, Papa“, richtete er Son Goku aus, was dieser bereits wusste.

„Gut, ich komme sofort“, sagte er jedoch nur und mit einem letzten Blick zu mir und zurück zu ihm schloss Son Gohan wieder die Tür. Son Goku stand daraufhin vom Bett auf. „Ich bin gleich wieder da.“

„Du brauchst dich wegen mir nicht zu hetzen und dein Essen herunterschlingen. Ich kann warten“, ließ ich ihn wissen. Ich dachte daran, wie wenig er in den letzten Tagen gegessen hatte. Er musste wieder zu Kräften kommen. Und ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Viel Zeit.

„In Ordnung“, sagte er dann mit einem Lächeln und verließ den Raum – mit einem letzten Blick zu mir, bevor er die Tür ins Schloss zog.

Eigentlich war ich ganz froh, dass ich endlich wieder unbeobachtet war und aufatmen konnte. All diese Anspannung machte mich ganz wahnsinnig. Ich versuchte erst einmal, meine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Ich schaffte es nicht. Für jeden positiven Gedanken gab es einen negativen. Für jedes Für ein Wider. Es war die widersprüchlichste Situation, die ich je erlebt hatte. Deshalb blieb mir nur eines: abzuwarten und zu hoffen, dass sich alles von selbst fügen würde. Dass mein Instinkt mich leiten würde. Vielleicht würde mir auch Son Goku einen ganz neuen Weg zeigen, den ich noch gar nicht gesehen hatte. Ich konnte es mir noch nicht vorstellen, wie dieser Weg aussehen könnte, doch Son Goku hatte bisher immer einen gefunden, egal wie aussichtslos die Lage gewesen war.

Irgendwann öffnete sich die Tür und ich schaute auf. Das Erste, was ich ins Zimmer kommen sah, war ein bis zum Rand gefüllter Teller. Son Goku balancierte ihn mit einer Hand, während er mit der anderen die Tür aufschob und sie – mit einem flüchtigen Blick zu mir und einem dauerhaft breiten Grinsen – wieder hinter sich schloss.

„Ich habe einfach gesagt, dass ich gerade nicht so viel essen kann, und das gerne später noch essen würde“, erklärte er und stellte den Teller mit einem Strahlen im Gesicht auf dem Schreibtisch neben seinem Bett ab. Dann winkte er mich, der sich noch nicht vom Fleck gerührt hatte, zu sich und setzte sich auf sein Bett, wartete mit einem Lächeln darauf, dass ich zum Essen kam – und somit zu ihm. Es erinnerte mich daran, wie Menschen mit ihren unzutraulichen Haustieren oder sonstigen scheuen Wesen umgingen. Dieser Vergleich gefiel mir nicht, aber Son Gokus Geste zauberte dennoch den Anflug eines Lächelns in mein Gesicht und mein Magen begann zu knurren bei dem Anblick des Essens.

Ich durchquerte den Raum, setzte mich an den Schreibtisch, wodurch ich zur Seite schauen musste, um Son Goku ins Gesicht zu sehen. „Danke“, sagte ich kleinlaut und griff nach dem Besteck, das mitten in dem Berg aus Essen steckte.

Er schaute mir schweigend beim Essen zu, noch immer wie ein stolzer neuer Haustierbesitzer. Jedes Mal wenn ich flüchtig zu ihm herüberschaute, stellte ich fest, dass seine Augen unverändert auf mich gerichtet waren. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich deshalb schneller essen sollte, um es hinter mich zu bringen, oder ob ich eben eher langsamer essen sollte, damit ich nicht genau das tat, was ich ihm vorhin selbst verboten hatte.

Plötzlich begann er zu husten und ich schaute wieder zu ihm herüber. „Ich hab mich vorhin beim Essen verschluckt“, erklärte er mir und ich schüttelte den Kopf.

„Also hast du doch zu hastig gegessen“, merkte ich an, nachdem ich das, was ich gerade im Mund hatte, gekaut und heruntergeschluckt hatte. Er lächelte schulterzuckend und hustete gleich noch einmal, stärker als vorher. Ich überlegte, ob ich etwas tun konnte, doch er schlug sich bereits selbst leicht auf den Rücken und dann wurde es allmählich besser.

Er räusperte sich und wieder herrschte Stille bis auf die Geräusche, die ich beim Essen machte. Dann meinte er unverhofft: „Piccolo ist übrigens nicht mehr da.“ Meine Gabel blieb in der Schwebe. Was wollte er mir damit sagen? „Er meinte, er müsste zu Gott“, erklärte er, als hätte ich nachgefragt.

Ich aß weiter, als hätte er nichts gesagt. Als ich fertig und der Teller leer war, legte ich das Besteck ab und wusste nicht mehr, was ich mit meinen Händen tun sollte. Ich spürte Son Gokus Anwesenheit überdeutlich, als hätte er gerade die Form eines Super-Saiyajin angenommen, in der er nur so vor Kraft glühte. Ich hörte jede seiner Bewegungen laut und klar. Ich erschrak, als er wieder leicht hustete, und stand auf, in dem Versuch, meinen Schrecken zu überspielen. Ich bewegte mich auf das Gästebett zu und meinte: „Du willst bestimmt schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen.“

Ich hatte das Gefühl, er seufzte lautlos. „Eigentlich nicht.“

Als ich wieder innehielt, hatte ich mein Bett erreicht. Doch ich wusste, dass ich jetzt nicht wieder umkehren würde. Diese fünf Schritte zurück, mitten durch den Raum – in seine Richtung – zu machen, während er mich dabei aufmerksam ansah, das würde ich nicht durchstehen. Und ich könnte es nicht ertragen, dass er glaubte, dass ich ihm aufs Wort gehorchte. Wie ein dressiertes Haustier.

Wir schwiegen eine Weile. Ich hörte, wie er sich tatsächlich unter die raschelnde Bettdecke legte, und schaute zu ihm herüber. Es war noch nicht ganz dunkel im Raum. Noch konnte ich deutlich sehen, dass er seine Augen auch nicht geschlossen hatte.

Plötzlich fragte er in die Stille: „Vegeta?“ Ich horchte auf, sagte aber nichts. Er schaute nicht herüber, doch ich war mir sicher, dass er es ohnehin spüren konnte, dass ich ihn ansah und dass er meine volle Aufmerksamkeit hatte. „Was ist es, was du unbedingt noch vor deinem Tod machen willst?“

Ich schluckte und fürchtete, dass er auch das in dieser Stille hören konnte. Ich schwieg. Ich konnte ihm diese Frage mit Worten nicht beantworten, und für Taten war ich zu feige.

Es herrschte eine Ewigkeit lang Stille. Nur ab und an hustete er noch leise. Ich glaubte nicht, dass er noch mit einer Antwort rechnete. Und dann schien er eingeschlafen zu sein. Ich hörte seinen leisen, steten Atem und atmete auf. Ich blickte mich im Raum um, sah das offene Fenster und begriff endlich: Son Goku hatte sich wahrscheinlich noch zusätzlich erkältet, weil sein Immunsystem momentan so geschwächt war. Und das gerade jetzt, wo er sich doch von seinem Herzvirus erholen sollte. Warum hatte seine Frau das nicht bedacht und das Fenster einfach gedankenlos die ganze Zeit offen stehen lassen? Was, wenn er jetzt tatsächlich mit einer simplen Erkältung zu kämpfen hatte, die in seinem Zustand allerdings auch zu etwas Ernsterem werden könnte?

Leise stand ich auf, um das Fenster zu schließen. Als ich es erreicht hatte, musste ich daran denken, wie ich ihn erst vor ein paar Stunden auf meinen Armen durch diesen Fensterrahmen hereingetragen hatte.

Ich schloss das Fenster, wobei das Holz des Rahmens einmal laut knackte und ich hielt inne, lauschte Son Gokus ruhigem Atmen und drehte erst dann vorsichtig den Hebel herum. Ich schaute über meine Schulter; es war nun so dunkel, dass ich nicht mehr sehr viel erkennen konnte. Deshalb trat ich näher an Son Gokus Bett heran und versuchte, mehr als nur seine grobe Körperform in der Dunkelheit ausmachen zu können. Er lag still da, keine Albträume schienen ihn zu plagen, und auf seiner Stirn waren keine Schweißtropfen zu sehen, die im Mondschein vielleicht geglänzt hätten. Dennoch wollte ich mich versichern und legte meine Hand an seine Stirn. Sie war warm. Zu warm.

Plötzlich berührte mich etwas Kaltes an der Hand. Es war seine, die sich auf meinen Handrücken gelegt hatte. Seine Augen waren offen, schauten mich direkt an.

„Du bist so schön warm“, sagte er leise. Es war wie eine Erklärung für seine nächste Handlung. Er zog mich an meinen Oberarm zu sich hinunter, half mit seiner anderen Hand noch nach, bis ich schließlich flach auf ihm lag, als wollte er sich mit mir zudecken.

Mein Kopf schwebte direkt vor seinem Gesicht; meine Augen konnten ihn nur anstarren. Seine waren jetzt allerdings geschlossen. Vielleicht befürchtete er, dass ich mich zu sehr bedrängt fühlen könnte, wenn er mich jetzt auch noch so fordernd ansah, wie er es zuvor getan hatte. Aber was glaubte er, wie entspannt ich mich fühlte, wenn ich so auf ihm lag, wie ich es gerade tat? Mein Blut pulsierte hör- und spürbar durch meine Adern; nur mein Atem war lauter, als er plötzlich wieder seine Hände an meinen Hintern legte. Als bemerkte er, wie mein Körper sich in diesem Augenblick verkrampfte, ließ er seine Hände schnell meinen Rücken hinauffahren. Doch das löste meine Körperspannung auch nicht.

„Ist es…“, begann er plötzlich leise, aber ich erschrak trotzdem, „…nicht das, was du willst?“ Seine Hände fuhren ihre Bahn – meinen Rücken wieder hinab – noch zu Ende und dann hielten sie inne. Er schlug seine Augen auf und schaute mich fragend an. Da war sie wieder, diese Forderung in seinem Blick. Er forderte eine Antwort. Er wollte Gewissheit.

Ich zögerte, sah in diese großen Augen und dann auf seine Lippen, von denen ich wusste, dass sie weicher waren, als ich es je erwartet hätte. Und ich küsste ihn – vorsichtig, scheu und unsicher, aber ich küsste ihn. Und ich war ihm dankbar, dass er den Kuss anfangs ebenso sanft, ohne Hast und ohne Drängen, erwiderte, während ich mich behutsam vorantastete. Doch es dauerte nicht lange und seine Zunge wurde wieder forsch, seine Lippen bestimmend, seine Hände besitzergreifend. Sie an meinen Hüften oder gar an meinem Hintern zu spüren, versetzte mir jedes Mal einen Stromschlag. Und jedes Keuchen, das das zur Folge hatte, steigerte seinen Handlungsdrang.

Ich tat es ihm gleich, wollte sehen, ob sein Körper auch so stark auf Berührungen an diesen Stellen reagierte, und wagte es, meine Hände über seine Hüftknochen streichen zu lassen, nur nicht ganz so bestimmt, wie er es zuvor getan hatte. Dennoch drängte er sich mir daraufhin stärker entgegen, seine Hände pressten meinen Körper stürmischer an sich und sein Atmen wurde schneller und lauter.

Als ich dann auch noch meine Finger unter seinen Rücken schob und sie nach unten fahren ließ, bis sie die Muskeln an seinem angespannten Hintern erreichten, schien er nicht mehr zu wissen, wie man atmete. Als er dann wieder tief Luft holte, hörte ich seinen Atem rasseln. Als ich das erkannte, hielt ich inne.

„Alles okay?“, fragte ich leise und er schüttelte nur den Kopf.

„Alles okay“, flüsterte er atemlos und schloss erschöpft die Augen. So wenig mir das auch gefiel: Er musste schlafen. Er musste sich ausruhen. Er musste wieder gesund werden. „Bleib hier“, sagte er sofort, als ich mich erheben wollte. „Bleib bei mir.“

Er zog mich zurück, legte mich neben sich und schmiegte sich an mich. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich mich in dieser Position entspannen konnte, länger noch, bis ich darin Schlaf fand. Es war nicht, dass die Haltung eine unbequeme gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Aber mein Herz konnte sich einfach lange Zeit nicht beruhigen. Und immer wieder, wenn ich gerade ruhiger geworden und mit meinen Gedanken abgedriftet war, bewegte Son Goku sich oder atmete etwas lauter, und schon war ich mir wieder bewusst, in was für einer wundervollen und doch komplizierten Lage ich mich befand. Ich fragte mich, ob Son Goku schon eine Ahnung hatte, wie es jetzt weitergehen sollte. Wie es schon morgen mit uns weitergehen sollte.

Dieser Morgen begann mit einem kleinen Herzstillstand. Ich erwachte, als ich die Treppenstufen knarzen hörte. Sofort war ich hellwach und saß aufrecht im Bett – in Son Gokus Bett. Ich riss ihn durch mein Aufschrecken ebenfalls aus dem Schlaf, sodass er nun verwirrt zu mir aufsah. Ich hatte zuvor mit dem Rücken zu ihm gelegen und er hatte seine Hand über meine Hüfte gelegt gehabt, die nun hinabgerutscht war. Jetzt schien auch er die sich nähernden Schritte zu bemerken, lauschte kurz und sagte dann, beinahe erleichtert: „Es ist nur Chichi.“ Was war denn noch schlimmer als Chichi?, fragte ich mich entsetzt, konnte seine Erleichterung nicht nachvollziehen, vor allem nicht, als er mich wieder zu sich hinunterzog, sich auf die andere Seite drehte, mit dem Gesicht der Tür zu, nach hinten an meinen Körper rutschte und die Decke zurück über uns warf, als sich gerade leise die Tür öffnete. Mein gesamter Körper erstarrte zu Eis, das Blut in meinen Adern gefror. Meine Augen waren weit geöffnet und dennoch sah ich nichts. Son Goku hatte die Decke bis über meinen Kopf geworfen. Ich hörte ihn ruhig ein- und ausatmen und verstand die Welt nicht mehr.

Nach einem Moment der Halbstille schloss sich die Zimmertür wieder leise und die Schritte entfernten sich. In diesem Moment drehte Son Goku sich zu mir um und hob die Decke über meinem Kopf an.

„Es ist alles in Ordnung“, sagte er leise und lächelte mich an. Seine Augen suchten mein Gesicht ab. Dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich.

Zu viele Dinge strömten mir durch den Kopf, zu laut war mein Herzschlag in meinen Ohren, zu gefüllt waren meine Adern mit Adrenalin, als dass ich hätte stillhalten und den Kuss genießen können. Ich brach ihn, wich zurück. „Ich kann das nicht“, hauchte ich, so leise ich das in meiner Wut und Verwirrung konnte.

„Das musst du auch nicht“, sagte er nur und schaute mir in die Augen. Ich fragte mich für einen Moment, ob er gleich hinzufügen würde: „Es reicht, wenn ich das kann“, aber stattdessen sagte er: „Gib mir nur noch eine Stunde.“

„Und was ändert sich dann?“, fragte ich ihn aufgebracht. Ich konnte seine Gedankengänge nicht nachvollziehen. Ich wünschte, er würde mich endlich einweihen. Ich wollte ihn verstehen.

Ernst antwortete er: „Dann sind wir im Raum von Geist und Zeit.“

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

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Ich hatte immer gedacht, dass ich in diesem Moment schreien würde. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht einmal meine Augen schließen, um den Blick von Son Gokus regloser Gestalt abzuwenden. Ich war dazu verdammt, ihn anzustarren, bis all meine Kraft meinen Körper verließ und ich in Etappen, ruckartig, als wäre ich ein defekter Cyborg, auf seine Brust niedersank. Meine Augen waren trocken; keine Tränen wollten mehr kommen. Ich fühlte mich vollkommen leer.

Das Einzige, was mich ausfüllte, war das dumpfe Widerhallen meines eigenen Pulses, der immer langsamer wurde, als würde auch mein Herz bald zu schlagen aufhören.

Automatisch hatte sich mein Kopf auf die unverletzte Seite seiner Brust gelegt, als könnte es ihm noch Schmerzen bereiten, wenn ich die andere Seite gewählt hätte. Diese unterbewusste Entscheidung war es, die mich nun mit dem Anblick der aufgestochenen Haut dort strafte: Leid, das ich ihm zugefügt hatte. Schmerzen, die es sich auszuhalten nicht gelohnt hatte.

Was war das Letzte gewesen, das er zu mir gesagt hatte? „Bitte.“ Er hatte mich um Erlösung angefleht. Und ich hatte sie ihm so lange verwehrt, hatte mich, so lange ich konnte, gesträubt, es einzusehen, dass er nur noch unnötig leiden musste. Und hatte die Chance verspielt, die wir mit den Dragonballs vielleicht gehabt hatten.

Ich sah die Blutstropfen vor meinen Augen verschwimmen und wunderte mich, dass nun doch die Tränen schon wieder zurückkamen. Aber meine Augen waren trocken. Verwirrt starrte ich auf das Blut, das sich aufzulösen, sich zurückzuziehen schien. Ich blinzelte und hob den Kopf. Die Tropfen verschwanden gänzlich, die Haut schloss sich über den kleinen Einstichwunden.

Zaghaft streckte ich meine Hand nach ihnen aus und berührte die zarte Haut, die an den Stellen, die bis eben noch von Blut gesäumt, zu kleinen sternförmigen Narben geworden waren. Ich schaute in Son Gokus regungsloses Gesicht und wollte hoffen. Ich wollte hoffen, dass die Medizin, die ich ihm gegeben hatte, nicht nur seine äußerliche Wunden heilte. Ich wollte nicht nur seinen fast unversehrten Körper, ich wollte wieder Leben in seinen Augen sehen. Doch sie blieben geschlossen.

Plötzlich spürte ich etwas unter meinen Fingern. Es war wie ein Flattern von Schmetterlingsflügeln. Es war ein schwaches Pochen. Hoffnung presste sich in starken Wellen aus meinem Bauch nach oben in meinen Hals, wo sie mir die Luft zum Atmen nahmen.

Nichts passierte.

Ich presste mein Ohr gegen seine linke Brust und lauschte. Mein eigener Herzschlag war so laut in meinen Ohren, dass ich zuerst nichts anderes hören konnte, doch dann hörte und spürte ich den anderen Rhythmus. Das langsamere Pochen. Son Gokus Puls.

Ich wollte es nicht glauben, bevor ich es sicher wusste. Ich wollte mich nicht der Hoffnung hingeben, bevor ich mit eigenen Augen sah, dass es Grund zur Hoffnung gab.

Ich griff nach seiner Hand. Sie lag leblos und schwer in meiner. Dann legte ich erneut mein Ohr über sein Herz und lauschte, um mich noch einmal zu vergewissern, was ich eben zu hören geglaubt hatte. Doch ich hörte nichts außer meinen eigenen Puls – und ein Rauschen. Sauerstoff, der in die Lungen gezogen wurde. Ich spürte, wie sich sein Brustkorb anhob, wie er tief einatmete und aufwachte, wie seine Hand in meiner sich regte und wieder zum Leben erwachte.

Er schlug die Augen auf und ich konnte ihn nur ansehen, konnte nicht genug davon bekommen, diese Lebendigkeit in seinen Augen zu sehen. Meine Hand drückte seine, so sanft ich das gerade konnte, und die andere fuhr seinen Oberkörper entlang, über seine Wangen, über sein Kinn, über seinen Hals, als müsste ich alles spüren, um zu glauben, dass es da und dass es noch heil war.

„Vegeta“, sagte er schwach und versuchte ein Lächeln. Nun flossen die Tränen wieder; es waren Tränen der Erleichterung. Ich warf mich an seinen Hals und weinte. Mein Körper zitterte von all dem Stress, von all den Herzstillständen, die ich in den letzten Minuten erlebt hatte. Er legte seinen Arm um meinen Rücken und fuhr mit einer Hand erschöpft durch meine Haare. „Du hast es geschafft. Ich wusste, dass du es irgendwie schaffen würdest.“

Ich hatte nichts darauf erwidern können. Ich war noch nicht bereit gewesen, ihm zu erklären, was passiert war. Ich war noch zu sehr beschäftigt damit zu begreifen, dass der Albtraum endlich vorbei war.

„Wir müssen gehen“, sagte er jedoch irgendwann, als er mich sanft von sich schob, und ein neuer Albtraum begann.

„Wohin?“, wollte ich wissen und hatte Angst, weil ich nicht verstand, was er meinte. Wollte er aus dem Raum von Geist und Zeit? Zurück in die Realität? Zurück zu seiner Familie? Natürlich. Er war geheilt. Nichts hielt ihn mehr hier. Nicht, wenn seine Gefühle nur ein Vorwand gewesen waren. Ein Vorwand, der ihm das Leben gerettet hatte.

„Die Androiden sind auf der Erde“, erklärte er und schaute mich mit durchdringendem Blick an. „Wir müssen den anderen helfen.“

Ich schüttelte schwach den Kopf. Nein. Ich wollte nicht gehen. Ich wollte nicht aus diesem Paradies, das auf Erden nicht zu finden sein würde. Außerhalb dieser Wände würde alles anders sein. Es würde kein gemeinsames Schlafzimmer mehr für uns geben. Keine Zweisamkeit. Und keinen Grund, mich bei sich zu haben.

Wie er es gesagt hatte: Es war egoistisch gewesen, was er getan hatte. Denn es würde mir das Herz brechen. Und er wusste das. Er musste es mittlerweile wissen. Er musste es ahnen, dass ich ohne seine Nähe nicht mehr leben wollte.

„Du wirst niemandem helfen außer dir selbst“, befahl ich ihm und drückte seine Oberarme in die Matratze. „Du wirst dich nicht von der Stelle rühren, bis du wieder Bäume ausreißen kannst.“ Dieses Argument war auch meinerseits nur ein Vorwand.

„Wie soll ich das testen, wenn es hier keine Bäume gibt?“, fragte er mit einem schwachen Lächeln zurück. „Aber im Ernst. Wir müssen den anderen helfen. Ich habe Magische Bohnen dabei. Und ich habe einen Mordshunger.“

Sofort wieder alarmiert von der Schwäche, die aus seiner Stimme sprach, meinte ich: „Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich hätte dir längst welche gegeben. Wo sind sie?“ Ich ließ von seinen Armen ab, richtete mich bereits halb auf.

„In der Schublade dort“, sagte er mit geschlossenen Augen und zeigte auf den Nachttisch neben dem noch immer ungenutzten zweiten Bett. Sofort sprang ich auf und holte den kleinen Beutel, brachte ihn zu ihm und holte eine von der Handvoll Bohnen heraus.

„Hier“, sagte ich und schob sie zwischen seine Lippen. Am liebsten hätte ich ihm alle gegeben, aber ich wusste, dass eine ausreichte und ich wollte auch nicht, dass er vor Energie sprühte und glaubte, er könnte jeden Gegner besiegen.

Er knabberte an der Bohne und schlang sie dann gierig herunter. „Hier“, sagte ich noch einmal und reichte ihm noch eine Flasche Wasser, um sie hinunterzuspülen.

„Danke“, sagte er, als er sich aufgerichtet, ein paar Schlucke getrunken und die Flasche wieder abgesetzt hatte. „Und jetzt du.“

„Ich brauche keine“, wehrte ich ab. „Und du wirst heute nicht kämpfen.“

„Doch, Vegeta“, sagte er und setzte sich komplett auf. „So ungern ich auch von hier weg will, die Erde ist in Gefahr. Ich kann sie nicht im Stich lassen.“

„Aber du hast gesagt, dass die Androiden viel zu stark sind. Du hast nicht trainiert. Du hast keinen einzigen Tag trainiert. Und egal wie viele Magische Bohnen du isst, dein Zustand ist nicht annähernd so, wie er sein sollte. Du bist fast gestorben, Son Goku.“

„Ich liebe es, wenn du das sagst“, meinte er lächelnd und ich fragte mich einen Augenblick lang, ob er wirklich nur seinen Namen meinte oder den ganzen Satz.

Er legte eine Hand an meine Wange und küsste mich flüchtig, wollte dann aufstehen und gehen. Ich hielt ihn zurück. „Wenn du jetzt gehst, werde ich das nie wieder sagen.“ Ich wusste, dass diese Drohung lächerlich war, aber noch war mir nichts anderes eingefallen, um ihn aufzuhalten.

„Oh doch“, grinste er selbstsicher. „Das wirst du.“ Meine Wangen röteten sich ganz leicht, als ich begriff, was er meinte. Und dann starrte ich ihn hoffnungsvoll an. Bedeutete das, dass er auch außerhalb des Raumes von Geist und Zeit vorhatte, ein Bett mit mir zu teilen?

Sein Grinsen wurde daraufhin immer breiter, und obwohl er hätte gehen können, weil ich ihn nicht mehr zurückhielt, lehnte er sich zu mir nach vorne und küsste mich, intensiver als zuvor. Er hatte eine Hand an meinem Hinterkopf, fuhr mit der anderen meinen Rücken hinab und entlockte mir ein Seufzen, als seine Hand den Ansatz meines Schwanzes streifte. Und mit einem Schlag wurde mir klar, was er gerade tat: Er verabschiedete sich, falls er den Kampf gegen die Androiden nicht überleben sollte.

Ich brach den Kuss sofort und schaute ihm in die Augen. Er begriff, dass ich ihn durchschaut hatte, seufzte und stand auf, zog sich seine Kleider über, die schon eine Ewigkeit um das Bett verteilt lagen und stellte sich dann ungeduldig wartend vor mich. „Bitte, nimm eine Magische Bohne und lass uns gehen“, bat er mich. „Ich brauche dich.“ Ich starrte ihn an. Nur für den Kampf? Als Backup? Als Notfallplan? „Ohne dich habe ich keine Chance.“ Ich konnte mich nicht mehr rühren. „Wir können nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen. Wer weiß, was da draußen gerade passiert.“ Ich blickte stur nach unten. „Ich möchte es einfach nicht verantworten müssen, was auch immer Schreckliches geschehen wird.“

„Es ist nicht alles immer deine Schuld. Du bist nicht für die ganze Welt verantwortlich, Son Goku!“, versuchte ich ihm einzureden, doch ich wusste – und ich sah es in seinem Blick –, dass es keinen Sinn hatte. Er wusste, alle verließen sich auf ihn. Für ihn lag die Welt in seinen Händen. Und ich wusste, für mich war alles, was ich wollte, diese Welt zu sein.

Er sagte nichts zu meinem Kommentar. Er konnte sehen, dass ich es eingesehen hatte. Ich hatte keine Argumente mehr. Ich musste mich ihm fügen. Ich hatte nicht einmal die Wahl, hier zu bleiben und auf seine Rückkehr zu hoffen. Die Zeit verging hier so langsam, dass ich vor Einsamkeit sterben würde, und ich könnte es nicht ertragen, ihn so geschwächt ziehen zu lassen. Ich wollte ihn beschützen.

Deshalb stand ich auf, zog mir nun ebenfalls meinen Kampfanzug an und ging zu ihm. Ich legte meine Hand an seine Wange, schaute in seine Augen und suchte nach Worten, die meine Angst ausdrücken konnten, ihn heute doch noch zu verlieren, nachdem ich geglaubt hatte, ihn – vor wenigen Minuten erst – schon einmal sterben gesehen zu haben.

Er hob seinen Arm und ich sah, dass er eine Magische Bohne zwischen den Fingern hielt. Er schob sie mir zwischen die Lippen und wartete, bis ich sie, widerwillig und in Zeitlupe, zerkaut und hinuntergeschuckt hatte. „Danke“, sagte er dann und küsste mich. Er wusste, dass es keiner weiteren Diskussion bedarf, schließlich hatte ich bereits eingelenkt, indem ich mich bereit zum Aufbruch gemacht hatte. Dennoch überlegte ich noch, ob ich stark genug war, ihn zurückzuhalten.

„Lass uns gehen.“ Er ging voraus, trat vor die massive Eingangstür und wartete dort auf mich. Ich zögerte meine Ankunft so lange heraus, wie ich nur konnte. Drei Meter von ihm entfernt blieb ich stehen. „Ich will dich nicht sterben sehen müssen. Nicht noch einmal.“

„Ich habe dich auch schon sterben sehen“, ließ er mich wissen und die Erinnerung an den Kampf mit Freezer und den Schmerz des Loches in meinem Herz war wieder sehr präsent.

Er legte seine Hand an die Türklinke. „Son Goku.“ Er wandte sich überrascht zu mir um, als hätte er diesen Namen noch nie gehört. Ich selbst schaute mich jedoch auch verwirrt um, denn ich war es nicht gewesen, der ihn ausgesprochen hatte. Es war eine Stimme in meinem Kopf gewesen. „Son Goku, kannst du mich hören?“

„Ja, Meister Kaio“, antwortete Son Goku und trat unwillkürlich einen Schritt nach vorne, zurück in den Raum hinein.

„Der Kampf ist vorbei!“, platzte Meister Kaio mit der guten Nachricht heraus. „Piccolo ist mit Kami fusioniert und hat die Androiden C19 und C20 besiegt. Und Trunks hat es geschafft, Dr. Gero zu töten, bevor er C16, C17 und C18 aktiviert hat. Wir sind gerettet!“

Son Goku schaute mich überrascht und mit aufleuchtenden Augen an. „Wirklich?“, fragte er hoffnungsvoll an Meister Kaio gerichtet.

„Ja, ist das nicht wundervoll?“, kam es von der Stimme in meinem Kopf zurück.

„Das ist fantastisch“, sagte Son Goku langsam und seine Augen fuhren wild in meinem Gesicht hin und her, als suchten sie dort nach meiner Reaktion. Erleichterung war vorerst meine einzige Reaktion.

„Es geht also allen gut“, fasste Meister Kaio zusammen. „Euch beiden hoffentlich auch.“

„Bestens“, antwortete er lächelnd. „Danke, Meister Kaio.“

„Ich melde mich wieder, wenn irgendetwas sein sollte. Bis bald“, verabschiedete er sich und Son Goku kam auf mich zu. Er schloss seine Arme um mich, küsste mich und presste mich dabei so sehr an sich, dass mir die Luft wegblieb. Ich war es nicht mehr gewohnt, dass er so stark war. Er war zwar untrainiert, doch seine Kräfte waren zurück. Meine eigenen Hände fuhren verzweifelt vor Freude durch seine Haare, über Hals und Wangen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis auch nur einer von uns von dem anderen für ein paar Sekunden ablassen konnte. Das war der Moment, in dem Son Goku sagte: „Jetzt zeige ich dir noch einmal, wie ich dich dazu bringe, meinen Namen zu sagen.“ Er grinste diabolisch. „So oft ich will.“
 

Happy End
 

Epilog

Wir lagen, wie fast um jede Zeit der vielen vergangenen Stunden und Tage und Monate, die wir im Raum von Geist und Zeit verbracht hatten, zusammen im Bett und genossen die Anwesenheit und Wärme des anderen. Und wie so oft ließ ich meine Finger über seine Narben an der Brust streichen, die mich immer an diesen einen schrecklichen und doch so glücklichen Tag erinnern würden.

„Es sind sieben Stück“, sagte ich nun leise, nachdem ich sie – nicht zum ersten Mal – nachgezählt hatte. „Sieben Sterne. Wie bei den Dragonballs.“

„Meine Lieblingszahl“, merkte Son Goku lächelnd an.

„Apropos Zahl: Wie lange sind wir eigentlich schon hier?“, fragte ich ihn. Ich hatte völlig mein Zeitgefühl verloren. Im Raum von Geist und Zeit gab es weder Tag noch Nacht. Wir hätten hier schon Monate, aber auch schon Jahre sein können. Ich hatte ihn bisher nie gefragt, aus Angst, er könnte auf die Idee kommen, zurück zur Erde zu wollen. Aber langsam gewann ich den Eindruck, dass er ebenso wenig zurückwollte wie ich. „Glaubst du nicht, man wird uns bald vermissen und alles daran setzen, hier hereinzukommen, wenn wir nicht rauskommen?“ Ich korrigierte mich: „Also, zumindest für dich wird man wohl schon einen Suchtrupp losgeschickt haben, denke ich.“

„Bestimmt nicht schon nach zwei Tagen“, sagte er gelassen. „Nach meiner Rechnung sind wir jetzt nämlich ungefähr zwei Tage hier. Vielleicht auch ein bisschen mehr.“

„Zwei Tage…“, wiederholte ich. „Das bedeutet, wir sind schon zwei Jahre hier?“, fragte ich verblüfft. Die Zeit war wie im Flug vergangen.

„Zwei Jahre ohne Tag und Nacht“, sagte er nachdenklich und schaute mich dann grinsend an: „Ich bin dafür, wir nehmen nur die Nacht.“

Ich grinste mit ihm und küsste ihn. Wir verschlangen gegenseitig unsere Körper, schwitzten, als wäre ein schlimmes Fieber ausgebrochen, doch bei dem Anblick seiner schweißnassen Haut musste ich längst nicht mehr an seine Herzkrankheit denken. Sie war immer so lange vergessen, bis ich seine sieben Sternnarben sah oder ihre Erhebung unter meinen Handflächen spürte, und nicht einmal dann war es sicher, dass ich noch einen Gedanken daran oder an die Welt verschwendete, aus der wir vor Jahren geflohen waren.

Der Schweiß löste nur einen Gedanken bei mir aus: Ich wollte duschen. Die Betten, die wir inzwischen immer abwechselnd benutzten, waren viel zu schnell triefnass und mussten viel zu oft gewaschen werden, auch wenn wir mittlerweile an noch ganz anderen Orten unseren Schweiß vertropften. Im Badezimmer, in der Küche, auf der Terrasse, eigentlich überall. Aber wir trainierten inzwischen auch tatsächlich ein wenig. Ab und zu. Doch auch ohne richtige Kämpfe, zu denen wir gar nicht mehr fähig waren, brachten wir unsere Körper regelmäßig an ihre Grenzen.

Auf dem Weg ins Badezimmer bemerkte ich plötzlich, dass etwas nicht stimmte. Ich blieb verdutzt mitten im Raum stehen, der zugleich Küche und Esszimmer war. Ich spürte es mehr, als dass ich es sah, dass irgendetwas anders war. Ich ließ meinen Blick schweifen und dann sah ich es: Die Eingangstür war verschwunden.

„Son Goku“, rief ich zögernd. Ich war verwirrt.

„Ja?“, kam es fragend aus dem Schlafzimmer zurück. Er hörte sich an, als wäre er schon fast eingedöst.

„Die Tür ist weg“, sagte ich nur. Ich wusste nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte.

Es kam keine Antwort und ich dachte schon, dass er eingeschlafen war, doch im nächsten Moment trat er durch die Schlafzimmertür. Er kam auf mich zu, stellte sich neben mich und betrachtete den Eingang, der kein Eingang mehr war.

„Ja, das passiert, wenn man zu lange im Raum von Geist und Zeit bleibt“, sagte er schlicht.

Was passiert, wenn man zu lange hier bleibt?“, wollte ich wissen.

„Dann kommt man nicht mehr heraus. Und niemand kann hinein. Der Eingang verschwindet“, fasste er noch einmal zusammen.

„Du wusstest das?“, fragte ich ihn perplex. Er nickte etwas unsicher. „Und du wolltest, dass das passiert?“, schlussfolgerte ich.

Er nickte abermals. Ein keckes Lächeln umspielte seine Lippen. „Und wenn es nur ein Mythos gewesen und nichts passiert wäre, dann hätte ich nachgeholfen und den Eingang eigenhändig zerstört.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  katzendrache
2014-03-11T11:56:06+00:00 11.03.2014 12:56
so wenig kommentare hier? o.O

deine fanfiction hat mir letzte nach im wahrsten sinne des wortes den schlaf geraubt. ich konnt sie einfach nicht weglegen, bis ich sie durch hatte (dann war auch schon halb vier...).
das ist WIRKLICH mit VIEL abstand die BESTE fanfiction die ich je gelesen habe!!

dein schreibstil ist überwältigend, du schaffst es wirklich, dass ich in einem moment heul weils so schön is und der nächste satz is so n bruch dass mir fast das herz stehen bleibt.
ich mag zwar geschichten aus der "ich"-perspektive nicht so gern, aber du hast vegeta so gut getroffen und seine gedanken waren so berührend, dass es mich gar nicht gestört hat (abgesehen davon dass ich manchmal gern in son gokus gedanken geschaut hätte^^ ich misch das bei meinen geschichten immer^^).

meine lieblingsstelle ist die, wo son goku liegestützen macht, nachdem er sich wieder halbwegs erholt hat, und vegeta schaut zu und schwärmt so von seinen starken, beschützenden armen, die alles sind, was er will. *seufz* und die stelle, wo sie sich das erste mal küssen... so intensiv! wie machst du das nur?! ich bin richtig neidisch... manchmal hattest du so formulierungen, die waren so gut gesetzt, dass ich dachte, das hätte auch von mir sein können^^ (ich mach mir wirklich immer über jedes wort das ich schreib gedanken, du auch oder? kam mir zumindest so vor)
nee, im ernst, die geschichte hat sie viel auf und abs, dass ich schier wahnsinnig geworden bin.^^
und mit dem epilog hast du uns glaub ich alle dran gekriegt. ich denk mir "hä die sind zwei jahre im raum von geist und zeit? hat sie da nen fehler gemacht, so lange darf man da doch gar nich drin bleiben?" aber die auflösung... so geil! xD

ich glaub ich les die geschichte gleich nochmal. :P
so... ganz schön langer kommi geworden... naja, danke auf jeden fall!!
Antwort von:  BondingTails
14.03.2014 17:08
Hallo Katzendrache,

danke erst Mal für den schönen und auch noch langen Kommentar.
Ich freue mich natürlich über jeden Kommentar, aber du hast mich ja regelrecht mit Komplimenten überschüttet! :D
Also danke, danke, danke! - Ich könnte dich knuddeln dafür!
Fühl dich einfach geknuddelt von mir. ^-^

Ich habe noch ein paar kürzere Fanfics, die ich hoffentlich bald hochladen kann, denn eigentlich fehlt bei der einen oder anderen nur noch die Abschlusskorrektur. (Ja, ich bin zu perfektionistisch, um sie einfach hochzuladen, ohne sicher zu sein, dass nur noch sehr wenige Fehler drin sind.)
Nach deinem Kommentar habe ich selbst noch einmal in A Different Future hineingelesen, weil ich mich gar nicht mehr an die erste Kussszene erinnern konnte, von der du gesprochen hast, und dabei habe ich sogar noch Fehler gefunden... Die habe ich jetzt korrigiert. Wenn du sie also noch einmal lesen willst, wäre jetzt die beste Gelegenheit dazu. ;) Und wenn du sie gelesen hast, hab keine Scheu, mir noch einmal einen Kommentar zu schreiben. Er darf dann auch kürzer sein. ^-^

Also, was soll ich sagen? Auf jeden Fall DANKE! Über solche Rückmeldungen freut man sich eben am meisten! Das ist wie der Lohn für meine Arbeit. ^-^
Antwort von:  katzendrache
15.03.2014 00:24
also..... wenn du... nen korrekturleser brauchst... *ta-daa* dann darfst du mich gerne missbrauchen.
im übrigen würd ich mich auch freuen, wenn du mal in meine eigenen ffs reinlesen würdest. ;)
ich hab tatsächlich vor diese geschichte nochmal zu lesen xD
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T20:34:25+00:00 18.11.2013 21:34
Gutes Ende. Jetzt kann sie wirkich keiner mehr stören oder auseinander bringen.
Antwort von:  BondingTails
18.11.2013 22:22
Hey, Hatschepueh - Hammer, dass du mir gleich für jedes Kapitel einen Kommentar geschrieben hast! Du hast ja praktisch eine komplette Rezension geschrieben. xD
Danke auf jeden Fall für deine Meinung!
Zum Ende: Meine Freundin, die die Storys immer zuerst zu lesen bekommt (und dann die Bilder dazu zeichnet), würde es gar nicht zulassen, dass es KEIN Happy End gibt. Sie sitzt mir ständig im Nacken und schaut mir auf die Finger. ^^°
Ich finde es echt schön zu lesen, wie wütend oder glücklich oder was auch immer meine Leser während dem Lesen sind. Das ist echt das Schönste am Schreiben. ^-^
Mit meiner nächsten Story - falls ich nicht vorher die Shortfic hochlade - hoffe ich, dass ich es auch schaffe, euch zum Lachen zu bringen. :)

Bis dahin,
BondingTails
Antwort von:  Hatschepueh
19.11.2013 14:38
Na wenn schon dann richtig ^^ In jedem Kapitel steckt immer so viel Arbeit und das sollte dann auch von uns Lesern gewürdigt werden. Und ich bin mir sicher das auch deine Funfic hervorragend wird. Freu mich schon drauf sie zu lesen. Und auch die Shortfic.
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T20:30:42+00:00 18.11.2013 21:30
Am liebsten hätte ich Son-Goku den Hals umgedreht. Vegeta soetwas zuzumuten. Ist doch klar das dieser ihn nicht gleich wieder kämpfen lassen will wo er gerade gesstorben war... Schon seltsam das die Cyborgs dann doch so einfach zu besiegen waren aber immerhin mussten die beiden dann den Raum nicht verlassen. Was denken eigentlich die anderen das sie nicht gekommen sind um mitzukämpfen?
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T20:18:15+00:00 18.11.2013 21:18
Oh Gott. Das Kapitel ist einfach Hammer. Son-Goku ist noch immer krank und was er von Vegeta verlangt... Ich kann ihn ja verstehen aber Vegeta tut mir auch leid das Son-Goku ihm sowas zumutet...
Das mit dem anderen Vegeta versteh ich nicht wirklich aber nunja, es muss ja eine Erklärung für die Flasche geben...
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T19:41:01+00:00 18.11.2013 20:41
Hui, Son-Goku hat sein reines Herz verloren und jetzt trägt Jindujun ihn nicht mehr? Daran ist bestimmt Vegeta Schuld und nicht der Virus. XD
Typisch Saiyajin, von Zurückhaltung haben die noch nie was gehört. Es gefällt mir sehr wie Son-Goku über Vegeta hergefallen ist. Und sein diabolisches Grinsen am Schluß *ggg*
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T19:26:20+00:00 18.11.2013 20:26
Der Vergleich Vegeta mit einem scheuen Haustier ist briliant. Darauf wäre ich nie gekommen aber dabei ist es so passend. Und jetzt geht es in den Raum von Geist und Zeit. Da sind die beiden endlich mal wirklich allein und ungestört.
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T12:06:36+00:00 18.11.2013 13:06
Na endlich. Ich hab schon gedacht Son-Goku lässt ihn wirklich einfach gehen. *g*
Piccolos Auftritt war klasse. Besonders das mit den geröteten Wangen XD Und interessant das er lieber in Son-Gohans Zimmer auf diesen wartet als zB im Wohnbereich. Naja, das könnte man auch mit Chichi erklären die ihn ja nun nicht unbedingt mag.
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T11:44:11+00:00 18.11.2013 12:44
Son-Gokus wunderbare Genesung und eine Umarmung. Wäre ich ne Katze würd ich jetzt schnurren so sehr gefällt es mir. Aber dann... Vegeta denkt wirklich das Son-Goku ihn aus Mitleid umarmen würde? Dabei zeigt sich doch an dessen Verhalten deutlich das es was anderes ist. Schon süß wie unsicher er sich ist.
Von:  Hatschepueh
2013-11-18T09:44:51+00:00 18.11.2013 10:44
Es tut richtig weh Son-Goku so schrecklich schwach zu sehen und zu sehen wie Vegeta darunter leidet. Hoffentlich überwindet Son-Goku den Virus bald.
Von:  Hatschepueh
2013-11-17T21:02:07+00:00 17.11.2013 22:02
Obwohl in diesem Kapitel nichts passiert ist es wunderbar. Die Stimmung ist wunderbar gelungen. Ich frag mich aber genau wie Vegeta warum Son-Goku lieber mit ihm sprechen möchte als mit Piccolo. Vielleicht gibt das nächste Kapitel ja darüber Auskunft.


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