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A different Future

von

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Ein paar Tage vergingen, als wären es Jahre. Und dann blieb die Zeit stehen. Nur um daraufhin mit dreifacher Geschwindigkeit weiterzulaufen. Dasselbe tat mein Herz, als Son Goku vor Bulmas Haustür stand und sagte: „Hallo Mrs. Briefs. Ist Vegeta da?“ Ich hielt den Atem an. Er war hier. Er klang gesund. Und er fragte nach mir.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade am Tisch gesessen und aß, was die anderen vom Mittagessen übrig gelassen hatten. Ich hatte seit Tagen keinen Appetit mehr. Wenn Bulmas Mutter nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich komplett vergessen, etwas zu mir zu nehmen. Sie war unglaublich rücksichtsvoll, sorgte sogar dafür, dass ich in vollkommener Ruhe essen konnte. Sie hatte wohl begriffen, dass sie und die anderen Menschen in diesem Haus der Grund dafür waren, dass ich mit meinem Teller immer das Weite suchte.

Jetzt warf sie einen Blick über ihre Schulter zu mir und schien sich zu fragen, ob sie Son Goku nun bitten sollte zu warten, bis ich mit dem Essen fertig war, oder ob sie ihn gleich einlassen und riskieren sollte, dass ich nicht mehr weiteraß. Das erledigte sich jedoch, indem Son Goku neugierig an Mrs. Briefs vorbeischaute, ihrem Blick folgte und mich entdeckte.

„Ah, da bist du ja“, sagte er nur und trat ein. Mrs. Briefs schaute noch einmal besorgt zu mir, lächelte dann, als ich – gezielt, für sie – weiteraß, schloss die Haustür und verließ die Küche wieder.

Ich hätte die Gabel an Ort und Stelle fallen gelassen, doch ich wollte die einzige Beschäftigung, die ich gerade hatte, besser nicht aufgeben. Ich brauchte eine Möglichkeit, um mein Schweigen und Nachdenken unbemerkt in die Länge zu ziehen. „Was ist denn mit Bulmas Mutter los?“, wunderte Son Goku sich und setzte sich mir gegenüber, stellte den Stuhl allerdings verkehrt herum, damit er, wie er es gerne tat, seine Arme auf die Rückenlehne stützen konnte.

„Nichts“, sagte ich nur und er hätte weitergefragt, wenn es ihn wirklich interessiert hätte, aber das tat es scheinbar nicht. „Was tust du hier?“, wollte ich schließlich von ihm wissen.

„Ich wollte dich nur mal wieder besuchen“, meinte er schulterzuckend.

„Du hast mich noch nie besucht, Kakarott“, merkte ich an. Wieder zuckte er nur mit den Schultern. Ich stocherte mit der Gabel in meinen Teller herum, spießte so viel auf, wie ich nur konnte, auch wenn ich nicht vorhatte, noch etwas davon zu essen. Und wenn ich es – zur Tarnung – doch noch tun sollte, wusste ich, dass ich es nicht mehr schmecken würde. „Wofür bist du hier?“

„Ich fürchte“, begann er schließlich mit gedämpfter Stimme und ich hörte, dass er mir das eigentlich nicht beichten wollte, „ich wollte einfach nur mit jemandem reden, der Bescheid weiß.“ Ich hätte an der Stelle mit einem entschuldigenden Lächeln von ihm gerechnet, aber sein Gesicht war ernst. Er meinte es ernst.

„Du hast es noch niemandem erzählt?“, fragte ich erstaunt. Die Gabel in meiner Hand war vergessen.

Er schüttelte nur den Kopf. „Wie gesagt: Es ist unnötig, dass man sich Sorgen macht.“ Er schaute mir direkt in die Augen. „So wie du.“

Ich starrte ihn sprachlos an. Wie konnte er mir so unverhohlen vorwerfen, dass ich mich um ihn sorgte? Und wie sollte ich ihn vom Gegenteil überzeugen, obwohl es stimmte? Und wieso stimmte es überhaupt? Ich wollte mich nicht um ihn sorgen.

Ohne ein Wort warf ich die Gabel in meinen Teller, stand vom Tisch auf und verließ den Raum, das Haus. Ich hörte noch Son Gokus Stuhl über den Boden kratzen, dann hob ich ab und flog davon. Er hatte mich bald eingeholt. Ich hatte nichts anderes erwartet. Aber auch die wenigen Sekunden, die ich nicht mit ihm sprechen musste, die er mir nicht ins Gesicht blicken konnte, reichten aus, um mich vor dem Explodieren zu bewahren.

Ich bremste sofort ab, als er mich erreicht hatte, und wandte mich ihm zu. „Warum hast du es mir überhaupt erzählt, hm?“, fuhr ich ihn an und musste mich zurückhalten, ihn nicht wegzustoßen oder meinen Finger anschuldigend in seine Brust zu bohren. Wer wusste, ob ihm auch das Schmerzen bereiten würde. „Vielleicht wollte ich es gar nicht wissen!“

„Ich weiß, es tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Ich fürchte, ich wollte wirklich einfach jemanden, mit dem ich darüber reden kann.“ Und warum hatte er gerade mich dafür ausgewählt? Weil er von mir kein Mitleid erwartete? „Und du hast es ohnehin von selbst herausgefunden. Im Kampf zeigt es sich natürlich schnell.“ Er hatte mich doch herausgefordert. Zum ersten Mal war er es gewesen, nicht ich. Hatte er das etwa mit Absicht getan? Hatte er gewollt, dass ich es herausfinde? Er senkte den Blick. „Ich glaube, Chichi wird es auch früher oder später mitbekommen. Son Gohan ahnt auf jeden Fall schon etwas.“

Ich konnte es nicht fassen, dass er mir all das erzählte. Es war offensichtlich, dass er gerade jemanden brauchte, mit dem er reden konnte. Aber ich konnte dafür doch nicht seine erste Wahl gewesen sein. Außerdem wusste Piccolo bereits davon. Warum hatte er nicht bei ihm Rat gesucht?

„Wir werden beobachtet“, sagte er plötzlich und ich folgte seinem Blick nach unten. Für einen Moment erwartete ich, Piccolo dort zu sehen, aber es war nur ein Menschenkind mit einem Luftballon an einer Schnur, das mit seiner Hand zu uns in den Himmel zeigte.

„Ich will sowieso weg von der Stadt“, sagte ich und schlug den Weg zu den Bergen ein. Nach zwei Dritteln der Strecke bemerkte ich, dass Son Goku nicht mehr gleichauf mit mir flog, und ich machte langsamer. Was hielt ihn zurück? An dem ersten verlassenen Abschnitt eines Gebirgsbaches landete ich schließlich und setzte mich in den Kies am Rande eines kleinen Stromes.

Son Goku landete hinter mir. Ich hörte ihn einmal tief ein und wieder ausatmen, bevor er sich mit einem Seufzen, das fast vom Knirschen des Kieses verschluckt wurde, neben mich setzte. Eine Weile schwiegen wir und hörten nur dem Plätschern des Baches zu. Dann überwand ich mich und fragte endlich die zweite Frage, die mir in den Sinn gekommen war, als ich seine Stimme vor Bulmas Haus gehört hatte: „Nimmst du jetzt regelmäßig deine Medizin?“ Die erste wäre gewesen: „Wie-geht-es-dir-Hast-du-Schmerzen-Kann-ich-irgendetwas-tun?“

„Ja, mache ich“, antwortete er leise und diese Antwort beruhigte mich ungemein. Wenn ich jetzt noch wüsste, dass jemand dafür sorgte, dass er die Sache wirklich ernst nahm, jemand, der ihn kontrollieren konnte – unwillkürlich musste ich an Chichi denken. Sie war die einzige, die das könnte.

„Hast du dich je gefragt, wo du dir den Virus eigentlich eingefangen haben könntest?“, fragte ich ihn geradeheraus, was mir in den Kopf schoss.

„Nein“, sagte er erstaunt, „daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Vielleicht war er sogar am Erstauntesten darüber, dass ich mir überhaupt Gedanken darüber machte.

„Vielleicht hättest du einfach nicht dieses eine Jahr lang in der Galaxie umherreisen sollen“, warf ich ihm indirekt vor. Ich nahm es ihm immer noch übel, dass er einfach verschwunden war, ohne ein Wort zu sagen. Dass er mich auf diesem – mir damals noch völlig fremden – Planeten zurückgelassen hatte. „Vielleicht kam der Virus sogar von Yadrat“, mutmaßte ich und schaute zu ihm herüber.

„Das könnte natürlich sein“, meinte er nachdenklich. „Aber dann hätte ich nie die Momentane Teleportation gelernt.“

„Ist dir das etwa wichtiger als dein Leben?“, fragte ich leicht schockiert.

„Nicht direkt“, antwortete er zu meiner Verblüffung, „aber Trunks hat etwas davon gesagt, dass diese Technik noch sehr nützlich werden könnte.“

„Nützlich für dich oder nützlich für die Erde?“, fragte ich schnaubend. Er musste lernen, das zu unterscheiden. Er konnte nicht auf ewig der Retter der Erde sein. Mit oder ohne Krankheit.

Er schaute in seinen Schoß, hob dann langsam seinen Blick, während er sprach und schaute mir schließlich ins Gesicht, als er endete. „Für die Erde, für das Universum, und somit auch für dich und mich.“

Ich starrte ihn an. Interessierte er sich wirklich dafür, was mit mir geschah, wie meine Zukunft aussehen würde, oder meinte er das allgemein, wollte einfach deutlich machen, dass es jeden von uns betreffen würde? Er erklärte es nicht weiter und ich wandte den Blick ab, konnte seinem nicht länger standhalten. Dann schwiegen wir wieder eine ganze Weile.

„Gibt es für dich Dinge“, fragte er plötzlich, „die man in seinem Leben unbedingt getan haben sollte?“ Er schaute noch einen Moment geradeaus ins Wasser und richtete seinen Blick dann auf mich. Ich wollte nicht über solche Themen mit ihm sprechen, nicht wenn ich wusste, dass er sich in letzter Zeit ernsthafte Gedanken darüber machte.

„Ich denke“, begann er mit einem Mal selbst, sich seine Frage zu beantworten, „ich habe eigentlich schon genug erlebt. Das Wichtigste ist, dass ich weiß, dass es euch allen gut geht.“ Dann schüttelte er den Kopf. „Du würdest es mir nicht glauben, wie ungemein es mich beruhigt, dass du da bist, Vegeta.“ Ich starrte ihn an. Wie meinte er das? Ich konnte doch gar nichts tun? „Und für die Sicherheit meiner Familie – und auch der Erde – sorgen kannst“, fuhr er fort. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Widersprüchliche Gefühle durchströmten mich. Einerseits freute es mich, dass er so viel Vertrauen in mich setzte, doch andererseits wollte ich nicht, dass er sich auf mich verließ. Ich würde es ihm nicht garantieren, dass ich hier sein würde, wenn er es nicht mehr war.

Und was wollte er jetzt von mir hören? Ich würde nichts zu dem Thema sagen. Ich verschränkte die Arme und schwieg vehement. Und dann dachte ich an die Begründung, die ich noch suchte. Die Begründung dafür, dass ich ihn nicht einfach umgebracht hatte, als ich die Chance dazu gehabt hatte. Vielleicht war das die Antwort. Vielleicht befürchtete ich, dass er mir seine Verpflichtungen auflasten würde.

Nein. Damit konnte ich nicht einmal mich selbst überzeugen.

„Und?“, fragte er nochmals und schaute mich auffordernd an. „Was würdest du noch tun wollen?“

Ich presste meine Kiefer aufeinander. Schließlich sagte ich: „Ich würde all die Dinge tun, zu denen ich mich vorher nicht getraut habe.“ Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, meinen Entschluss, mich zu diesem Thema nicht zu äußern, so schnell zu zerschlagen.

„Es gibt Dinge, die du dich nicht traust, Vegeta?“, fragte er dann neugierig und mit einem Grinsen auf den Lippen, das er nicht verbergen konnte. Nun schwieg ich wieder. Es war dumm von mir gewesen, ihm überhaupt zu antworten. Und dann auch noch mit der Wahrheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2013-11-17T21:02:07+00:00 17.11.2013 22:02
Obwohl in diesem Kapitel nichts passiert ist es wunderbar. Die Stimmung ist wunderbar gelungen. Ich frag mich aber genau wie Vegeta warum Son-Goku lieber mit ihm sprechen möchte als mit Piccolo. Vielleicht gibt das nächste Kapitel ja darüber Auskunft.


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