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Die Trauerweide

von

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Ein Vogel beginnt zu fliegen

Ein Vogel beginnt zu fliegen
 

"Ryan..." deutlich drang diese Stimme in ihr Bewußtsein. Sie kannte diese Stimme, sie war zärtlich, doch auf eine merkwürdige Art und Weise schien sie auch mit Schmerz angefüllt zu sein.

"Ryan...hilf mir...bitte.."

Schwerfällig öffnete Ryan ihre Augen.

Graue Nebelschwaden hüllten sie ein, trübten die Sicht bis auf wenige Meter. Falles Licht ließ den Nebel aufleuchten, ein unnatürliches, gespenstisches Leuchten.

Argwöhnisch schüttelte Ryan ihren Kopf.

Wo war sie? Was sollte dieses ganze Schauspiel bedeuten. Sie fühlte, wie sich die feinen Haare in ihrem Nacken aufstellten, ein kalter Windstoß durchdrang ihr Gewand, und sie begann zu zittern. Probeweise ging sie einige Schritte vorwärts, ihre Füße schienen kaum den Boden zu berühren, sie war sich nun sicher, dass sie in einem ihrer Träume gefangen war. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das groteske Licht, doch sie konnte nichts sehen. Nur graue Schwaden von Nebel, welche sie umschlossen, sie in sich aufnahmen. Sie fühlte seine Feuchtigkeit auf ihrer Haut.

"Ryan..." da war wieder diese Stimme, dieses mal jedoch lauter als zuvor.

Den Schmerz, welchen Ryan deutlich wahrnehmen konnte, schnitt ihr tief in ihr Fleisch. Vorsichtig bannte sie sich ihren Weg, sie wußte nicht, was sie da tat, und aus welchem Grund sie dieser Stimme folgte.

Plötzlich teilte sich der Nebel vor ihr, gab für einen kurzen Moment die Sicht auf etwas frei, vor ihr saß jemand.

Zusammen gesunken, die Hände über das Gesicht gelegt, als wolle sie sich vor etwas schützen. Ryans Herz begann unregelmäßig zu schlagen, ihr Blut pochte ihr heftig gegen ihre Schläfen...

Sie konnte nicht glauben, was ihre Augen erblickten. Warum mußten sie ihre Träume immer so quälen.

"Teleri?" fragte sie leise und kam noch einige Schritte näher.

"Bleib stehen," die Stimme klang scharf und bestimmt, und Ryan hielt inne, blieb wo sie war.

"Teleri?" fragte sie ein weiteres mal. Die Gestalt nahm ihre Hände vom Gesicht, traurige Augen blickten Ryan an, schmerzvoll waren die Gesichtszüge verzerrt. "Teleri," sagte Ryan und lächelte.

"Warum hilfst du mir nicht?" fragte sie und sah sie aus traurigen Augen an. "Bist du schon soweit von mir entfernt, dass du mich nicht mehr spüren kannst?"

Ryan öffnete ihren Mund, doch die Worte blieben aus, sie wußte nicht was die darauf sagen sollte.

"Fühlst du nicht, dass ich leide?" fragte Teleri und ihre Stimme verwandelte sich in ein hilfloses Schluchzen. "Hilf mir...bitte...so hilf mir doch, ich kann nicht mehr...ich kann nicht mehr..."

Ihre Augen begannen glasig zu werden, Tränen sammelten sich in ihnen...

Ryan stockte der Atem, als sie die Tränen Teleris sah. Rot waren sie, Rot wie Blut, sacht glitten sie an ihren Wangen hinab, und tropften auf ihr weißes Gewand.

"Hilf mir," sagte Teleri mit Tränen erstickter Stimme. "Bitte...es tut so weh...so weh..."

Langsam begann ihr Körper sich aufzulösen, wurde mit jedem Augenblick der verstrich durchsichtiger.

"Nein," schrie Ryan und rannte auf sie zu. "Teleri, nein, was ist nur los? Sag mir doch was passiert ist. Wo bist du?"

Die Gestalt vor ihr war kaum mehr zu erkennen, unter ihren Tränen stahl sich ein Lächeln auf Teleris Lippen.

"Du bist schon zu weit weg...ich wußte es...habe ich dich verloren? Ich wußte, ich kann dich nicht halten...glaub mir, wir sehen uns wieder...es tut so weh...so weh..."

Mit diesen Worten löste sie sich vor Ryans Augen auf. Ein Windstoß verteilte den Nebel, wie eine feste Mauer schloß er sich um sie.

"Teleri," schrie Ryan so laut sie konnte, doch ihre Stimme wurde vom Nebel verschluckt... "Teleri...nein...nein," schluchzte Ryan und sank auf ihre Knie. Plötzlich durchzuckte ein höhnisches, kaltes Lachen die Stille.

"Nein," schrie sie erneut so laut sie konnte, und sank in sich zusammen...

Heftig atmend erwachte Ryan, ihr Herz schlug wild gegen ihren Brutkorb. Ihr Atem entwich zischend ihrer Kehle. Sie preßte ihre Hände fest gegen ihren Kopf, was war das für ein Traum gewesen?

"Es war nur ein Traum, nur ein Traum," flüsterte sie leise, jedoch wich diese Anspannung in ihr nicht. Sie wußte genau, Träume kamen zu Menschen nicht ohne einen Grund. Sie waren Spiegel.

Spiegel zu Sorgen, Ängsten oder auch Wünschen.

"Teleri," Ryan atmete tief durch, und blickte hinauf in den gestirnten Himmel. "Was ist nur los? Warum besuchst du mich so oft in meinen Träumen? Ich vermisse dich, ich vermisse dich so sehr."

Schlaftrunken wischte sich Ryan über ihre Augen, über ihr blitzten die Sterne, der Mond stand als schmale Sichel am Firmament und spendete nur wenig Licht. Sie seufzte leise und setzte sich auf...

"Ich vermisse dich," dachte Ryan erneut und schlang ihre Arme um die Knie. Vor ihrem geistigen Auge entstand das Bild Teleris, sie sah ihre wunderschönen Augen, sie glaubte ihre Wärme zu fühlen, sie lächelte versonnen, doch dann verschwand dieses Trugbild so schnell wie es auch gekommen war...

Kalt wurde es, und Ryan begann zu frösteln. Ja, sie vermißte sie wirklich, aber warum kamen all diese Gefühle erst jetzt zum Vorschein? Früher hatte sie auf ihren Reisen kaum einen Gedanken an sie verschwendet. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass, sobald sie zurückkehrte jemand auf sie warten würde. Das sie in eine Art zu Hause zurückkehren konnte, dieses Gefühl war seit einigen Tagen verschwunden...

Teleri fehlte ihr, doch nicht auf die gleiche Art und Weise wie es vielleicht früher einmal der Fall gewesen war. Nachdenklich ließ Ryan ihren Blick über ihr Lager schweifen, ihr Blick blieb an Ayesha hängen, die friedlich schlief und einen Arm um den Körper Lobas gelegt hatte. Ryan lächelte bei diesem Anblick. Sie waren dem Katzenstein sehr nahe, es würde nicht mehr lange dauern bis sie das Dorf Ayeshas erreichen würden. Bald würden sie sich trennen, dieser Gedanke versetzte Ryan einen kleinen Stich. Sie hatte sich an die Gesellschaft des Mädchens gewöhnt, sie auf ihre Weise sogar lieb gewonnen...

Sie fürchtete sich vor dem Abschied.

"Es ist besser so," rief sich Ryan in ihr Gedächtnis.

"Es ist besser so für sie und auch für mich, aber ich will es nicht, ich will nicht das sie geht. Verdammt, was denke ich da eigentlich?"

Nervös fuhr sich Ryan durch ihre Haare und atmete geräuschvoll aus. Was war nur mit ihr los?

Sie konnte das alles nicht verstehen. Seufzend ließ sich Ryan auf ihr Lager zurück sinken, und streckte eine Hand aus um Loba zu streicheln. Die Nähe der Wölfin hatte sie schon immer beruhigt, ihr Sicherheit gegeben. Sanft strichen ihre Finger über das Fell, bis sie auf menschliche Haut trafen. Augenblicklich hielt Ryan inne, drehte ihren Kopf in Ayeshas Richtung, das Mädchen schlief friedlich.

"Ich beneide sie um ihren friedlichen Schlaf," dachte Ryan und drehte sich auf die Seite, betrachtete das Gesicht der Schlafenden aufmerksam.

Ihre Augen waren geschlossen, ihre Gesichtszüge entspannt, ein Lächeln stahl sich auf Ryans Lippen.

"Bald," dachte sie und strich Ayesha zart, darauf bedacht sie nicht zu wecken, über ihre Wange.

"Bald bist du wieder zu Hause, wirst das alles vergessen, wirst mich vergessen, es ist besser so für dich.

Du sollst auch vergessen...

Ich wollte nie das du das alles siehst, ich wollte nie, ich wollte dich nie in Gefahr bringen."

Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb, ihr Gesicht wurde verschlossen. Was dachte sie da nur? Seit wann machte sie sich solche Gedanken und Sorgen um einen anderen Menschen?

Was hatte Ayesha nur mit ihr getan? Doch wußte sie nicht ganz genau was Ayesha getan hatte? Hatte sie nicht etwas in ihr berührt? Einen Ort gefunden, welchen Ryan so sorgfältig verschlossen hielt? Ein Gesicht, welches sie sonst niemandem zeigte...

Nicht einmal Teleri.

Ryan atmete geräuschvoll durch, und ließ ihre Hand auf Ayeshas Wange ruhen. Sie spürte wie sich das Mädchen zaghaft bewegte, doch ihre Augen blieben geschlossen.

"Du siehst schön aus wenn du schläfst," flüsterte Ryan und ihre Stimme verband sich mit dem Geräusch des Nachtwindes. Sanft strich er durch das Geäst der Bäume, bräunliche Blätter verloren ihren Halt, sanken sacht von ihm getragen auf die Erde nieder...

Die Welt begann sich zu verändern, wechselte ihr Kleid, der Sommer klang lautlos aus. Die Blätter verloren langsam ihre Farbe, wurden Braun und leblos. Ryan fragte sich, ob sie sich ebenso zu verändern begann, hatte sie sich nicht schon bereits verändert? Hatte sie nicht schon bereits ihr Kleid gewechselt?

"Ayesha," flüsterte sie leise und ihr Blick fixierte die Schlafende fest. "Ich will nicht das du mich vergißt. Ich will es nicht, ich will nicht, dass du gehst. Aber, warum? Warum will ich es nicht? Warst du es? Hast du mich verändert?"

Sanft strich Ryan über die warme Haut, dieses Mädchen. Was hatte es nur an sich, dass sie den Gedanken nur schwer ertrug sie nicht wieder zusehen? Plötzlich fühlte Ryan wie die Gesichtszüge Ayeshas sich verspannten, ihr Mund öffnete sich leicht. Ihr warmer Atem brannte auf ihrem Gesicht...

Sie hörte ein leises Wimmern. Sanft wanderte ihre Hand zu den Schulter Ayeshas, streichelte beruhigend über den bebenden Körper.

"Von wem träumst du," flüsterte Ryan leise und rückte ein weiteres Stück näher an sie heran, legte ihren Kopf auf den Körper Lobas, sie hörte die ruhigen Atemzüge der Wölfin.

"Träumst du von deiner Mutter? Ich glaube, dein Vater hat dir bestimmt viel von ihr erzählt. Sei dankbar dafür...ich weiß nichts von meiner Mutter...ich habe sie nie gekannt. Sie hat für mich weder einen Namen noch ein Gesicht." Unter den sanften Berührungen verschwand die Anspannung welche Ayeshas Körper befallen hatte, sie drängte sich näher an Loba, ihr Gesicht war dem Ryans ganz nahe, kaum noch eine Fingerlänge entfernt.

"Schlaf," wisperte Ryan und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn...ihre Lippen streiften die zarte Haut nur kurz, doch sie fühlte wie sich ihre Kehle dabei zusammen zog. "Schlaf, ich passe auf dich auf...

Schlaf, ich bin bei dir,dir wird nichts passieren, schlaf und träume süß..."
 

Sanft hüllte Nebel die Felsen ein, ließ sie zu Schatten werden, zu grauen Schatten unter einer fahlen Sonne. Bäume und Sträucher waren so gut wie verschwunden, karg und kalt war es geworden...mit jedem Schritt spürte man die Kälte, fühlte die Feuchtigkeit des Nebels auf der Haut. Zitternd hüllte sich Ayesha in ihren Mantel, doch er wärmte sie nicht. Es war auch nicht die Kälte des Tages welche sie erzittern ließ, es war eine weit subtilere Art von Kälte. Sie kroch aus ihrem Inneren hervor, befiel ihre Glieder, machte jeden Schritt zu einer Qual...

Sacht drehte sie ihren Kopf, versuchte einen kurzen Blick auf Ryans Gesicht zu erhaschen. Still lief sie neben ihr, ihre Augen waren dem Boden zugewandt, ihr Körper gespannt, ihre Lippen aufeinander gepreßt. Sie schien nachzudenken, nur über was? Vielleicht über sie? Nein, warum sollte sie? Ayesha nahm ihren Blick wieder von Ryan. Sie wußte, sie war ihrer Heimat ganz nahe, so nahe, dass sie schon fast glaubte sie könnte das Rauschen in den Weiden hören.

"Ich kehre zurück, doch die Blumen am See werden bald verschwinden...ich habe es verpaßt," dachte Ayesha und ihr Blick wurde traurig.

"Ich hätte dir diesen Anblick gerne gezeigt. Doch, du wirst verschwinden...zu einem Schatten in meinen Erinnerungen werden...warum solltest du dich auch anders verhalten? Wir haben schließlich ein Geschäft...nur ein Geschäft." Nachdenklich schweifte ihr Blick über die Landschaft, ihr war nie aufgefallen wie kalt und trostlos diese wirkte.

Wie rau sie war. Warum empfand sie keine Freude mehr an diesem Anblick? Warum fühlte sie sich so seltsam, fast so, als würde sie nicht mehr hier her gehören, als wäre sie nur eine Besucherin.

Ihr Vater. Sie vermißte ihn, seine beruhigende Stimme, seine beschützende Hände, doch sie vermißte nicht ihr altes Leben. Ein Leben welches nicht nur von ihrem eigenen Willen abhing, sondern auch von den Bedürfnissen anderer. Ayesha fragte sich schon so lange, ob sie so einfach wieder in ihre alte Rolle schlüpfen konnte...

Nein, dass konnte sie nicht mehr. Auch sie hatte sich verändert. Tief in ihr, dass wußte sie, hatte sie sich verändert.

"Du bist so schweigsam," die Stimme Ryans riß Ayesha aus ihren Gedanken, und sie hob verstört den Kopf.

"Ich denke nur nach," gab sie zurück und strich sich einige Haarsträhnen aus der Stirn. "Und über was denkst du nach?" fragte Ryan und verlangsamte ihr Tempo.

"Können wir eine Pause machen? Wir haben doch soviel Zeit wie wir wollen, oder?"

Ryan lächelte sanft, ihr war nicht entgangen, dass Ayesha das letzte Stück des Weges schwer fiel.

"Natürlich, wie du willst," sagte sie und blieb stehen, lud ihren Gepäck vom Rücken hinunter, und ließ sich auf einen kleinen Felsen sinken.

"Und, über was denkst du nach?" fragte Ryan, als sich Ayesha dicht vor ihr nieder gelassen hatte, und Loba nachdenklich hinter ihrem Ohr kraulte.

"Über viele Dinge," erwiderte Ayesha.

"Ich frage mich schon seit dem wir aufgebrochen sind, wie es sein wird, wenn ich wieder zu Hause bin, wie es sein wird mein altes Leben wieder aufzunehmen nach alle dem was passiert ist. Ich weiß nicht, ob ich das so einfach kann..."

"Warum solltest du auch dein altes Leben wieder aufnehmen?" entgegnete Ryan und musterte sie forschend.

"Wer erwartet das von dir? Du mußt dich nur fragen, ob es das ist was du wirklich willst. Was würde es für einen Sinn ergeben, wenn du dich einfach wieder in das fügst, was du eigentlich gar nicht willst..."

"Und woher weißt du, dass es nicht das ist was ich will?" Ryan lächelte sie geheimnisvoll an und ihre Augen suchten die Ayeshas.

"Wenn es das ist was du willst," sagte sie fest.

"Warum macht es dir dann Angst, und warum mußt du soviel darüber nachdenken?" Ayeshas Hand krallte sich fest in das Fell der Wölfin, Loba zuckte unter diesem Griff zusammen und betrachtete Ayesha aus großen Augen.

"Warum tust du mir weh? Du weißt doch, dass sie recht hat," schienen ihre Augen zusagen, und Ayesha blies nervös die Luft aus ihren Lungen.

"Du hast leicht reden," flüsterte sie und Wut kochte in ihr hoch.

"Du wirst einfach wieder gehen können, ich nicht. Mein Vater wird sich dir sehr erkenntlich zeigen, deine Belohnung wird sehr hoch sein."

"Ich will kein Geld," erwidert Ryan plötzlich und schlug ihre Augen nieder.

"Ich werde kein Geld von deinem Vater annehmen." Irritiert starrte Ayesha Ryan an, die ihre Augen nieder geschlagen hatte und still vor ihr saß.

"Aber, dass war doch der Grund," sagte sie und rückte etwas näher an Ryan heran. "Deshalb hast du mich doch geführt."

"Selbstverständlich war das der Grund, am Anfang," erklärte Ryan und spielte nachdenklich mit ihren Fingern. "Ich dachte, ich könnte durch dieses Geld mit Teleri fortgehen.

Egal wohin, mir wäre jedes Ziel recht gewesen...doch ich habe es so satt mich immer wieder wie ein Tier zu verstecken, mich im Schatten zu verkriechen nur um nicht verletzt zu werden. Ich hab es einfach nur satt..." kurz hielt Ryan inne, ihr Blick wanderte ziellos hin und her, starrte ins Leere.

"Doch, dass ist nicht alles. Ich weiß ich werde niemals Frieden finden...egal wie weit ich auch laufe, ich werde ihn nicht finden, und ich weiß jetzt auch, dass ich Teleri niemals glücklich machen kann, es geht einfach nicht..."

Fest verflochten sich die Finger Ryans ineinander, diese Worte zusprechen fiel ihr schwer.

Es war schwer der Wahrheit ins Augen zusehen, zu erkennen, dass es einen weiteren Abschied in ihrem Leben geben würde...

"Ich will kein Geld von deinem Vater und schon gar nicht von dir," sagte sie bestimmt. "Ich will es nicht..."

Niedergeschlagen ließ sie ihren Kopf hängen, ihre Augen blickten auf den kalten Fels unter sich. Sie wußte was sie zutun hatte. Sie wußte wie sie all das beenden konnte, es war ein steiniger und schwerer Weg, doch es gab keinen anderen welchen sie einschlagen könnte.

"Und was hast du jetzt vor?" fragte Ayesha leise. Ein bitteres Lächeln breitete sich auf Ryans Gesicht aus.

"Ich werde zu ihm gehen, ihn herausfordern, ich will mit ihm kämpfen. Nur auf diese Weise wird einer von uns vielleicht Frieden finden...

Nur wenn einer von uns beiden aufhört zu existieren, wird alles ein Ende haben..."

Plötzlich schlangen sich Arme fest um sie, zogen sie an sich, schnürten ihr beinahe die Luft ab. Erschrocken starrte Ryan auf Ayeshas schwarzen Haarschopf hinab, sie klammerte sich fest an sie.

"Ayesha," flüsterte sie, hob die Arme um sie ebenfalls um den zierlichen Körper zulegen, doch sie ließ sie wieder sinken.

"Red nicht so etwas," sagte Ayesha und ihre Stimme zitterte.

"Ich will nicht das dir etwas passiert. Ich will nicht das du zu ihm gehst. Ich will nicht das du vielleicht..." sie sprach das Wort nicht aus, doch Ryan wußte was sie sagen wollte.

Sanft hob sie ihr Kinn an und blickte in ihre Augen.

"Was wäre daran so schlimm?" fragte sie tonlos. "Es wäre für alle das Beste wenn ich...wenn ich nicht mehr hier wäre..."

"Warum sagst du so etwas? Was soll daran gut sein? Ich verstehe dich nicht, warum sagst du so etwas, ich will nicht das du zu ihm gehst..."

Die Stimme Ayeshas war Tränen erstickt, ihr Körper zitterte spürbar. Ihre Finger krallten sich fest in Ryans Mantel.

"Ich habe aber keine andere Wahl," sagte Ryan mit bedauern in der Stimme. "Verstehst du nicht, dass ich es leid bin wegzulaufen? Ich will das nicht mehr, ich muß es tun, alleine schon für Wido. Ich muss es tun..." Zaghaft umschlossen Ryans Hände Ayeshas Schultern, hielten das Mädchen für einen kurzen Moment ganz fest.

"Ich muss es tun," sagte sie erneut und streichelte Ayesha beruhigend über ihren Hinterkopf. Still wurde es um sie, keine von beiden sprach mehr ein Wort. Was sollte man auch sagen, wenn jedes Wort seine Wirkung verfehlte? Ryan schluckte hart. Ayesha hatte Angst um sie...

Warum? Warum hatte sie Angst?

"Ich werde dich so nahe an dein Dorf bringen wie es mir möglich ist," sagte Ryan um diese erdrückende Stille um sie herum zu durchbrechen.

"Du wirst nur noch ein kurzes Stück alleine zurück legen müssen, es ist dann nicht mehr weit.

Du wirst gehen und in Sicherheit sein, glaub mir, du brauchst dann keine Angst zu haben. Er wird dir nichts tun, wenn er mich hat wird er zufrieden sein. Er wird dir nichts tun, du wirst..."

Ryans Worte erstarben...

Zarte Lippen legte sich auf ihre, und sie riß beinahe erschrocken ihre Augen auf...

Was war das für ein Gefühl? Wärme durchflutete ihren Körper.

Licht, sie fühlte wie ihr Geist vernebelt wurde,ihr schwindelte, dieses Gefühl, sie kannte es.

Sanft erwiderte sie den Druck der fremden Lippen.

Gedanken rauschten durch ihren Geist,Gefühle, ein Kuß...

Zärtlich und schüchtern war er. Ryan schlang ihre Arme um den zierlichen Körper, drückte Ayesha fest an sich. Dieses Gefühl, es war so warm, so vertraut.

Sanft tasten sich ihre Hände zu Ayeshas Wangen, hielten den Kopf des Mädchens umschlossen. Ayesha schlang ebenfalls ihre Arme um Ryans Nacken, hielt sich an ihr fest, sie wollte sie nicht los lassen. Sie glaubte, dass ihre Sinne zufliegen begannen, ihr entglitten...

Plötzlich war da eine weitere Seiten welche sie an Ryan entdeckte.

Der Kuß war so sanft, wie ein Windhauch auf der Haut, so zart...

Sie fühlte wie ihr Herz schneller schlug. Was war das für ein Gefühl in ihr? Sie kannte es nicht.

Es war ihr fremd, etwas völlig neues durchdrang ihren Geist.

Es fühlte sich so warm an. Sie fühlte wie Ryan ihr zärtlich über die Wange strich, ihren Kopf aus ihrer sanften Gewalt befreite. Zaghaft lösten sich ihre Lippen wieder von einander...

Ayeshas Augen suchten die Ryans, doch sie hielt ihre Augen noch immer geschlossen. Preßte ihre Lippen aufeinander, als wolle sie so dieses Gefühl was sie eben gespürt hatte noch einen kleinen Augenblick festhalten, es in ihrem Gedächtnis bewahren.

Ayesha barg ihren Kopf an Ryans Hals. Sie hörte ihren Atem der unregelmäßig ihrer Kehle entrann, sie fühlte wie sanfte Hände ihr durchs Haar fuhren. Sie roch ihren Duft, er war angenehm.

Zaghaft küßte Ayesha Ryan auf ihren Hals, still war es wieder um sie, fest hielt jede die andere in ihren Armen.

Worte waren bedeutungslos geworden...

Was sollte man auch für Worte wählen um begreiflich zu machen, was in ihrem Inneren jetzt vorging?

Stumm hielt Ryan Ayesha in ihren Armen, der Stein über ihrem Herzen glühte wieder auf...

Ihr Blick schweifte hinauf in den Himmel.

Graue Wolken verhüllten die Sonne, lautlos zog ein junger Vogel seine Bahnen über ihnen.

Seine noch schwachen Flügel waren nur als zwei Schatten zuerkennen, doch sie trugen ihn, fest und entschlossen flatterte er mit kräftigen Zügen immer höher, immer weiter der Sonne entgegen, immer weiter dem schwachen Licht entgegen. Seine Flügel waren noch jung, doch sie trugen ihn.

Ryan lächelte...
 

Nachwort:

Hallo! Es hat mit dem abtippen etwas gedauert, was auf einige Probleme die ich hatte zurück zuführen ist. Naja, ist nicht weiter wichtig.

Ich hoffe, das Kapitel hat wieder einigen gefallen. Ich weiß nicht, aber es mußte ja so kommen, oder? Ich hoffe, es geht alles nicht zu schnell...kann ja sein, dass ich es hier etwas übertrieben habe...Ich weiß eigentlich nicht was ich so genau schreiben soll, was man auch sehr deutlich merkt. Ich bedanke mich wieder fürs lesen dieses Kapitels. Ich widme diesen Teil Igel, Mondscheinelfe, meiner besten Freundin und meinem besten Freund.

Ach, also, die Geschichte ist hier nicht zu Ende. Ich dachte nur irgendwie, es ist ein in sich abgeschlossenes Kapitel. Ich bin noch lang nicht fertig ^^.

Adios seen



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gurgi
2003-09-10T14:36:02+00:00 10.09.2003 16:36
Hi ihr zwei!

Freut mich das euch das Kapitel gefallen hat, und es nicht zu schnell war.

@Igel: Ich werd versuchen noch weniger Rechtschreibfehler zu machen! Und es kommen noch ein paar Kapitel. War ja noch gar kein Höhepunkt da!

@Mondscheinelfe: Tja, mal gucken wie lang! Und du bist echt eine der wenigen die Mitleid mit Teleri hat. Sie kommt bald wieder vor!

Danke an euch zwei
Von: abgemeldet
2003-09-09T10:19:07+00:00 09.09.2003 12:19
Hi,
tehihi endlich haben die beiden sich, bin mal gespannt wie das weiter geht *gg* ich fand auch nicht das das zu schnell geht, im moment tut mir nur teleri ziemlich leid.
ach ja und danke wegen der widmung *freu*
bis bald *knullz*
melfe
Von:  Igel242002
2003-09-08T17:40:04+00:00 08.09.2003 19:40
Hey!

Wiederum ein sehr schönes Kapitel. Besonders gefällt mir das Bild des Vogels mit den noch schwachen Flügeln. Es passt gut zu den Beiden, und zwar sowohl hinsichtlich ihrer Charaktere als auch ihrer Gefühle. Ich denke nicht, dass das Tempo der Entwicklungen zu hoch ist. Die geringer werdene Distanz zu Ayeshas Heimat beschleunigt eben den Prozess. Du hast diesmal weniger Rechtschreibfehler übersehen, weiter so.*g*
Ich bin sehr erfreut zu lesen, dass du noch einige Kapitel schreiben willst!

Bis dann
Chris

PS: Danke für die Teil-Widmung *sichschonwiederverbeug*


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