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Gemeinsam... in die Freiheit

Eren x Levi
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die erste Staffel rund um Shingeki No Kyojin ist meiner Meinung nach viel zu kurz und so langsam geht mir der Lesestoff an FF's aus.
Die folgliche Lösung ist eine eigene Geschichte - deren Start ihr nun vor euch habt.

Gleich vorweg: ich nehme mir Zeit, die Beziehungen der Figuren aufzubauen, deshalb erwartet in Kapitel 2 oder 3 noch keine heißen Nächte oder ähnliches.
Es wird früh genug anfangen zu knistern und die Kapitel werden natürlich deutlich länger als der Prolog:)

Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und lasst mir doch ein Review da - einen schöneren Ansporn zum weiterschreiben gibt es nicht! ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, ich lasse euch lange warten, bis es mit unseren Süßen wirklich los geht, aber wir sind auf Kurs, versprochen! ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
die Resonanz auf die FF ist ja doch eher spärlich...
aber so ist das nun mal, wenn man es langsam angehen lässt :) Komplett anzeigen

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Gefangene Hoffnung

Eren Jaeger hatte es geschafft.
 

Schon vor Jahren hatte er es sich zum Ziel gesetzt, eines Tages der Aufklärungseinheit beizutreten und auch wenn Mikasa es missbilligte – nun endlich würde er seine Mutter und all die anderen rächen können.

In einer unterirdischen Zelle hockend und unter ständiger Beobachtung, machte es seinen Beitritt zwar nicht angenehmer, dennoch überwiegten Euphorie und Entschlossenheit, die in dem jungen Mann tobten.
 

Leicht zog er an den Ketten, deren Schellen fest um seine Handgelenke gebunden waren. Dass es ein lächerlicher Versuch war, den Titanen in ihm im Zaum zu halten, wusste im Grunde jeder.

Würde der 15 Meter Koloss in ihm erwachen, wären die dünnen Glieder nicht mehr als ein dünner Ast und kein Hindernis.

Dennoch forderte es die Regierung von Kommandant Erwin Smith, ein klägliches Zeugnis der Unwissenheit. Wie sollte die Menschheit überleben, wenn deren Herrscher die Gefahr nicht annähernd einschätzen konnten?

Trotz dieser Absurdität konnte Eren nicht leugnen, dass er selbst sich unter Bewachung wohler fühlte.

Die neu entdeckten Kräfte, die verhasste Macht der Titanen... warum gerade er?

Hätte er sie nicht aus eigener Kraft besiegen können?

Er verfluchte seinen Vater für die Untaten, an die er sich nur schwach erinnern konnte... wieso hatte er seinen eigenen Sohn in ein Ungeheuer verwandelt?
 

Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte... Leutnant Levis Worte vor dem Gericht, hatten nicht nur bei den Abgeordneten und Geistlichen Eindruck hinterlassen. Er war ein Monstrum.

Die Schmerzen, die Levi ihm zugefügt hatte, der herausgetretene Zahn und die Prellungen – er spürte nichts mehr von alledem. War ihm vor Gericht noch schwindelig gewesen, so hatte er sich längst vollständig erholt.
 

„Ist alles in Ordnung mit dir?“

Petra, eine junge Soldatin der Aufklärungseinheit, die gerade für die Wache zugeteilt war, blickte auf, als sie das Rasseln der Ketten vernahm.

Der Junge hatte verbissen um sein Leben gekämpft und sie verspürte Mitleid mit ihm.

Sie kämpften alle für die Freiheit – und sperrten eine ihrer größten Hoffnungen in den Kerker.

Eren lächelte nur schwach und nickte.

Natürlich war alles in Ordnung.

Es war nur unerträglich, hier untätig festzusitzen, während seine Freunde womöglich bereits wieder um ihr Leben kämpften.

berechtigte Zweifel?

Kapitel 1
 

Der schmale Lichtschein der Abendsonne, der durch das kleine Kellerfenster fiel, wurde immer blasser und tauchte den Raum in ein blasses Rot.

Sehnsüchtig drehte Eren sich um und versuchte, einen Blick auf den Himmel zu erhaschen, doch das wenig erkennbare, stellte ihn nicht zufrieden.

Was tat er nur hier unten?

Wie sollte er sich beweisen?
 

„Es tut mir leid, Eren...“, bemerkte Petra Ral, nachdem sie sich stundenlang angeschwiegen hatten. „Ich bin sicher, sie lassen dich bald raus. Sie müssen einen Plan entwerfen, der die Sicherheit unserer Leute gewährleistet, falls du außer Kontrolle gerätst.“

Eren nickte.

Da war es wieder. Kontrolle.

Liebend gern wäre er aufgesprungen und hätte beteuert, dass er keinem von Ihnen etwas antun würde... doch wie sollte er das versprechen? Er fühlte sich selbst fremd und auch wenn es schwer zu akzeptieren war, so vertraute er sich momentan selbst nicht.

Was, wenn die Verwandlung ohne sein Zutun ausgelöst werde konnte? Wie steuerte er den Titanen? Wie wurde er wieder zum Menschen? Würde er seine Freunde noch erkennen?
 

Es war einfach zu viel.

Noch vor kurzem hatte Eren davon geträumt, stärker zu werden, der Aufklärungseinheit beizutreten und mit Ihnen gemeinsam die Riesen auszumerzen.

Nun wurde sein lang gehegter Traum wahr und doch lagen zu viele Schatten über ihm. Er war doch nur ein einfacher Junge...
 

„Eren...“ Petra unternahm einen neuen Versuch. „Lass den Kopf nicht hängen.“

Der junge Soldat schreckte aus seinen Gedanken und sah auf. Mit einem zuversichtlichen Lächeln versuchte sie, ihren neuen Kameraden aufzumuntern, deutete sein Schweigen allerdings falsch.

„Nein, ich...“, begann Eren, wurde jedoch vom Knarren der Kellertür und den darauf folgenden Schritten unterbrochen.

Ein kurzer Blick in deren Richtung und Petra stand hastig von ihrem Platz auf.

Sie salutierte.

„Kommandant Erwin, Leutnant Levi. Die Schicht verlief ohne Komplikationen.“

„Danke, Petra“, erwiderte Erwin mit einem knappen Nicken. „Mach Schluss für heute.“

Die junge Frau neigte den Kopf, blickte noch einmal aufmunternd zu Eren und verschwand aus den kühlen Kerkerräumen.
 

„Wie fühlst du dich?“ Erwin Smith, der Kommandant der Aufklärungseinheit hatte Petras Platz auf dem einzigen Stuhl in dem schmalen Gang eingenommen, während seine rechte Hand, Levi, an die Wand gelehnt stehen blieb und schwieg.

„Den Umständen entsprechend“, zuckte Eren mit den Schultern.

„Hast du Schmerzen?“

Der junge Soldat schüttelte den Kopf und hob seine Hände, um dem Kommandanten an die schweren Ketten zu erinnern, die ihn hier festhielten. Dieser nickte verstehend und warf Levi einen Blick zu.

Mit einem schnellen Griff an seine Seite förderte er einen Schlüsselbund hervor und öffnete die Gittertür zu Erens Zelle.

Er streckte wartend die Hände aus, ehe der Junge begriff und ihm seine Handgelenke darbot. Ein leises Klicken, dann noch ein Mal und die Last fiel von Eren ab.

Erleichtert seufzend massierte er sich die geröteten Stellen.

Endlich. Zumindest war er nun nicht mehr angekettet, wie ein unberechenbares Tier.

„Komm mit nach oben, Jaeger. Wir haben einiges zu besprechen“, meinte Erwin nun und erhob sich.

Levi folgte ihm und Eren, der überrascht inne hielt, beeilte sich, seine Vorgesetzten einzuholen.
 

Trotz der brutalen Behandlung des Leutnants vor Gericht, hatte Eren nicht seinen Respekt vor ihm verloren. Wenn auch widerwillig verstand er die Notwendigkeit – letztendlich hatte sie ihm wohl das Leben gerettet und er zweifelte keinewegs daran, dass Levi seine Drohung ohne zu zögern wahr machen würde.

Sollte der Titan in ihm zur Gefahr werden, hatte Levi wieder einmal Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.

Der wohl stärkste Soldat der gesamten Armee...

Ein nüchternes Lächeln umspielte Erens Lippen.

Welch bittere Ironie.
 

Er verehrte diesen Mann seit Jahren, war mit Mikasa und Armin direkt zu den Hauptstraßen geeilt, wenn der Aufklärungstrupp von einem Einsatz zurück kehrte.

Begierig hatte er jeder neuen Abenteuergeschichte über die sogenannte „Levi-Einheit“ gelauscht und sie – zum Leidwesen seiner beiden Freunde – immer und immer wieder nacherzählt.

Nun war er das Hauptaugenmerk seines Vorbildes.

Vermutlich würde nur ein falscher Schritt ausreichen, um die Klinge des Leutnants zu spüren. Nicht umsonst hatte er zahllose Einsätze größtenteils unbeschadet überstanden. Ein Risiko durfte niemals zu groß werden.
 

Die drei Soldaten betraten einen der größeren Versammlungsräume, in dem sie bereits erwartet wurden.

Mehrere Mitstreiter saßen bereits an dem langen Holztisch und blickten gespannt auf, als Erwin und Levi ihre menschliche Waffe brachten.
 

Eren blickte nervös in die fremden Gesichter.

Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie sehr er Armin und Mikasa vermisste. Bisher hatte er niemals allein auskommen müssen und war sich ihrer Unterstützung sicher.

Dieses Mal musste er sich allein durch schlagen und die anderen von seiner ehrlichen Absicht überzeugen.
 

„Ich denke, auf eine Vorstellungsrunde verzichten wir vorerst“, begann Erwin nun endlich und gesellte sich zu seiner Mannschaft. Sein Leutnant, stumm wie eh und je, tat es ihm gleich und musterte Eren mit seinem kühlen Blick. „Setz dich bitte, Jaeger.“
 

Sich der Blicke der gesamten Einheit mehr als deutlich bewusst, bewegte Eren sich auf den freien Platz zu und hatte das Gefühl, sämtliche seiner Glieder wären steif und seine Bewegungen mechanisch. Gerade als er den erlösenden Stuhl erreichte, sprang die Frau neben ihm auf.

„Oh endlich!“, quietschte sie vergnügt, packte Eren an den Armen und kam seinem Gesicht sehr nahe. „Eren, du musst unbedingt mit in mein Labor kommen! Ich habe schon so viel für dich vorbereitet! Unter Umständen könnte es ein wenig weh tun, aber dir kann man wohl eh nicht ernsthaft schaden, wenn ich an Levis Prügel kürzlich denke. Was meinst du? Kommst du nachher vorbei? Ich gebe mir auch Mühe, dass es schnell vorbei ist und außerde...-“

„Hanji. Ruhe.“ Erwins ruhige, tiefe Stimme stoppte den Redefluss der Frau und rettete Eren somit vor weiteren wilden Szenarien, die sich bei ihren Worten bereits in seinem Kopf abspielten.

„Manno...“ Schmollend ließ die Angesprochene sich auf ihren Stuhl fallen und lehnte sich zurück. Sie würde ihre Chance sicherlich noch bekommen.
 

Ein kurzer Moment des Schweigens folgte, doch Hanji blieb nun tatsächlich still und so konnten sie beginnen.

„Nun gut...“, ergriff erneut der Kommandant das Wort. „Eren, wie du dir sicher vorstellen kannst, bringt es viele Möglichkeiten mit sich, dass du dich verwandeln kannst. Sowohl positive, als auch negative. Inwiefern wir dich einsetzen können, hängt dabei von dir ab.“

Eren nickte und starrte auf seine Hände. Kontrolle.

„Morgen früh wird ein kleiner Teil der Einheit aufbrechen und das nahe Feld draußen bestmöglich von Titanen säubern. Ist diese Aufgabe erfolgreich abgeschlossen, werden wir mit dir deine Fähigkeiten testen.“

Der junge Soldat blickte überrascht auf. Nach draußen? Raus aus den schützenden Mauern?

Natürlich... sollte er die Beherrschung verlieren, wären die Verluste der Menschen wohl geringer, als innerhalb der Stadt...

Leutnant Levi beugte sich vor. „Bei unserem kleinen Ausflug wirst du immer in meiner Nähe bleiben.“ Kühle Augen bohrten sich in die Erens. „Bewegst du dich außerhalb meines Sichtfeldes, wird dies als Verrat gewertet und die folgenden Konsequenzen nach sich ziehen.“

„Ja, Sir“, brachte Eren hervor und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter.

Eine unverhohlene Drohung. Er biss sich auf die Unterlippe.

Warum gerade er? Er wollte die Titanen auslöschen... und nicht selbst zur Bedrohung werden.
 

„Dann wäre das geklärt. Gibt es noch Fragen?“ Der Kommandant blickte erst Eren an, dann die anderen Mitglieder des Aufklärungstrupps. Als nur vereinzeltes Kopfschütteln folgte, beendete er die Unterredung. „Jaeger, ich schlage vor, du ruhst dich noch ein wenig aus – wir werden morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen.“
 

„Komm.“

Eren blickte auf, als er die ruhige Stimme neben sich vernahm. Levi stand wartend neben ihm, während die Meisten der Anderen bereits den Raum verlassen hatten.

Um seinen Vorgesetzten nicht länger warten zu lassen, sprang Eren hastig auf und warf dabei natürlich seinen Stuhl um.

Während Levi nur abschätzend die Augenbrauen hob, beeilte sich der Junge beschämt mit gerötetem Gesicht, alles in Ordnung zu bringen, um danach wenigstens halbwegs würdevoll vor seinem Leutnant zu salutieren.

Wie lächerlich. Levi, sein Held, sein Vorbild und nun auch Leutnant... und er vermasselte es direkt.

„Wir können dann also?“

Mit zusammengebissenen Zähnen nickte Eren. Verdammt.

„Soll ich dir noch zeigen, wo die Waschräume sind?“

Noch in Gedanken an das eben Gehörte und den morgigen Tag, schaute Eren überrascht zu Levi, der nur wenige Schritte vor ihm durch die steinernen Gänge der alten Burg lief.

„Äh.. ja, bitte“, brachte er hervor und konnte kurze Zeit später endlich das verkrustete Blut von seiner Haut waschen.
 

„Dein Aufpasser für die Nacht wird gleich hier sein, in der Zeit wirst du mit mir vorlieb nehmen müssen.“

Nervös nickte Eren stumm.

So oft hatte er davon geträumt, mit der Elite kämpfen zu dürfen und dazu zu gehören. Nun war er allein mit einem der besten Soldaten und brachte kaum ein Wort heraus.

Eren setzte sich auf das schmale Brett in seiner Zelle, dass notdürftig zu einem halbwegs bequemen Bett umgebaut worden war und streckte Levi seufzend die Handgelenke entgegen.

„Ich denke, die Fesseln können wir weg lassen“, erklärte der Soldat zu Erens Überraschung. „Die bringen eh nichts.“

Zumindest ein halbwegs sicheres Lächeln brachte der Junge dankbar zustande. Immerhin etwas, dachte er sich.
 

Levi hatte indes seine gewohnte Haltung an der Mauer eingenommen und lehnte dagegen. „Können wir auf dich zählen?“

„Wa...? Ja! Natürlich!“ Eren sprang auf. Er würde alles geben, um diese Monster auszulöschen!

Sein Blick verlor an Entschlossenheit, als er das spöttische Lächeln seines Gegenübers bemerkte.

„Wir werden sehen.“

Mit diesen Worten stieß Levi sich von der Wand ab und hob noch eine Hand zum Abschied. Die lauter werdenden Schritte kündigten seine Ablösung an.
 

Selbst als der Soldat, der für die Nachtschicht eingeteilt war, bereits einnickte, lag Eren noch hellwach auf seiner Pritsche.

Die Gedanken tobten nur so durch seinen Kopf und wollten ihm keine Ruhe gönnen.

Oh ja, er würde es ihnen beweisen. Levi würde keinen Grund haben, seine Waffen gegen ihn zu ziehen und die anderen Soldaten würden bald bemerken, wie wertvoll seine Kräfte sein konnten... das hoffte er zumindest inständig.

erste Lektionen

Kapitel 2 – erste Lektionen
 

Als sie bei Sonnenaufgang vor den Toren der Mauer Rose standen, konnte Eren nicht leugnen, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug.
 

Die Meldung, dass die Umgebung frei von Titanen war, hatte Kommandant Erwin erst kürzlich in Form eines Leuchtsignals von der Sondereinheit erhalten.

So hatte es nicht lang gedauert, die Pferde zu satteln und sich in Formation zu begeben.

In alter Manier hatten sich die Bewohner der Stadt vor dem Tor eingefunden und ein stetes Raunen ging durch die Menge. Wütend fasste Eren die Zügel seines Pferdes fester. Er konnte die Verachtung in den Gesichtern der Menschen deutlich sehen, die ihr Aufbrechen für eine Verschwendung hielten.

Wie konnten sie große Reden schwingen und gleichzeitig so unwissend sein? Waren die Vorfälle der letzten Jahre nicht Mahnung genug?
 

Die restlichen Mitglieder der Aufklärungseinheit schenkten den Bürgern keinerlei Beachtung.

Vor ihm waren Erwin und Levi in ein leises Gespräch verwickelt, Hanji schlug in einem unbekannten Takt leicht die Knie gegen die Seite ihres Pferdes und grinste selig.

Neben ihm hatte Petra ihre Position bezogen und lächelte ihm aufmunternd zu. Er erwiderte die kleine Geste.

Er mochte die junge Frau, die sich darum bemühte, ihm einen Anschluss in der Einheit zu ermöglichen. Vielleicht sah doch nicht jeder nur ein Monster in ihm.
 

Ein Ruck durchfuhr Eren, als das metallische, dumpfe Geräsch erklang und das Tor langsam geöffnet wurde.

Angespannt saß er in seinem Sattel und starrte auf die immer größer werdende Maueröffnung.

Er würde endlich nach draußen gelangen... nach draußen!
 

Gemeinsam setzte sich die Einheit in Bewegung.

Leutnant Levi warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Eren sich hinter ihm befand.

Der Junge machte einen überraschend gefassten Eindruck. Entweder war er zu dumm, um die Gefahren außerhalb der Mauern zu erkennen, oder aber er war sich seiner Sache sicher.

Um ihrer aller Willen hoffte er, dass Letzteres zutreffen würde. Er war der ständigen Kämpfe und Verluste müde...
 

Eren drehte sich erst um, als das dumpfe Geräusch erneut ertönte und damit verkündete, dass sich das Tor hinter ihnen geschlossen hatte. Nun waren sie auf sich gestellt.

Er ließ den Blick über die weite Landschaft schweifen.

Weite Felder, weit entfernt glitzerte ein See im Sonnenschein, riesige Bäume, die vereinzelt die Wiesen säumten... er atmete tief ein. Keine Mauern. Kein dichtes Drängen in der Menschenmenge. Kein Gestank durch die Abwasserkanäle... der Geruch der Freiheit.

Die weite Ebene, die ihnen seit mehr als einem Jahrhundert von den Titanen verwehrt blieb.
 

„Tina, Leander, Josu, Rin.“ Erwin nickte den vier Soldaten zu, die zu ihm aufschlossen. „Sichert den Bereich, hier werden wir anfangen.“

Ein kurzer Salut und schon gaben sie ihren Pferden die Sporen. Jeder ritt in eine der verschiedenen Himmelsrichtungen, um seine Aufgabe zu erfüllen.
 

Indes nahmen Petra, Mike, Auruo und mehrere andere Soldaten, deren Namen Eren noch nicht kannte, in Form eines weiten Kreises ihre Positionen ein.

Alle wirkten angespannt, jedoch hatte Erwin es untersagt, dass sie schon jetzt ihre Waffen ziehen durften. Zwar waren sämtliche Soldaten des Aufklärungstrupps geübte Kämpfer, dennoch wollte er keine Kurzschlussreaktion riskieren, die Eren ernsthaft schaden könnte.

„Versuche, den anderen keine Beachtung zu schenken und konzentriere dich nur auf unser Tun, Jaeger“, verlangte der Kommandant. „Sie werden nur eingreifen, wenn es nicht anders geht. Levi wird ab sofort übernehmen.“

Eren salutierte zum Zeichen seines Verstehens und Erwin nahm ebenfalls im wachsamen Ring der Soldaten Stellung.
 

Die Gegenwart des kühlen Leutnants trug nicht zu Erens Wohlbefinden bei.

Wie schon am Vortag spürte er die Blicke auf sich und wurde nervös. Die Spannung in der Luft war beinahe greifbar.

„Denk an Erwins Worte, Eren“, sprach Levi ihm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Blende sie aus. Schließ die Augen, wenn es dir hilft.“

Der junge Mann tat wie geheißen und senkte die Lider. Trotzdem konnte er ein leichtes Zittern nicht unterdrücken und ballte die Faust, noch immer zum Salut an die Brust gepresst, fester zusammen.

„Atme tief durch“, leitete Levis ruhige Stimme ihn nun an. „Denke an das, wofür wir kämpfen und weshalb wir hier draußen sind. Fang an, wenn du dich bereit fühlst.“
 

Er hat recht, schoss es Eren durch den Kopf. Er sollte seine egoistischen Zweifel beiseite schieben und das tun, was er schon immer getan hatte: handeln. Nur so hatte er es bis hierhin geschafft.
 

Um erst keine weiteren Zweifel aufkommen zu lassen, hob Eren nun schnell die Hand an seinen Mund und biss hinein.

Levi hatte augenblicklich reagiert und sich bereit gemacht, seine Kampfposition eingenommen und wartete...

Viele der Soldaten hielten angespannt den Atem an, während sie alle gebannt auf Eren starrten. Der Titanenjunge hatte nun unerwartet schnell gehandelt und die Sekunden zogen sich in die Länge.
 

Aus Sekunden wurden Minuten.

Eren fluchte laut. Erneut biss er sich in die Hand, vertiefte die ohnehin schon beträchtliche Wunde. Er spürte den vertraut metallischen Geschmack auf seiner Zunge, das Blut lief ihm bereits über die Finger, doch nichts geschah.

Die Welt um ihn herum wirkte weiterhin friedlich, seine Kameraden unverändert angespannt.

Levi hingegen nahm die Hände von den Griffen seiner Schwerter und entspannte sich.
 

„Petra? Bringst du mir einen Verband?“

„Aye!“
 

Eren, der ungläubig auf seine vor Schmerz pochende Hand starrte, bekam das gar nicht mit. Wie konnte das sein? Hatte er sich getäuscht, was die Auslösung seiner Kräfte betraf? Wieder versenkte er die Zähne in das dünne Fleisch seiner Hand, erstickte das Wimmern im Keim, das in ihm aufsteigen wollte.

Warum? Warum klappte es nicht?
 

„Nun hör schon auf, Idiot!“ Levi riss an Erens Arm, um ihn daran zu hindern, sich weiteren Schmerz zuzufügen. Er drückte den zitternden Jungen auf den Boden, der weiterhin starr auf seine blutende Wunde blickte. „Bleib ruhig. Gib deine Hand her. Das verheilt vermutlich bald, trotzdem musst du deine Uniform nicht unnötig einsauen.“

Er kniete sich zu Eren hinunter und wickelte sachte den Verband um die mittlerweile blassen Finger. Peinlich darauf bedacht, seine eigene Uniform nicht mit roten Flecken zu besudeln.

Hatten sie sich zu viel erhofft? Vielleicht war es besser so und sie sollten ihre Schlacht auf normalem Wege schlagen... „Eren?“
 

Endlich reagierte der Angesprochene und hob den Blick.

„Leutnant Levi, es... ich... es tut mir leid, ich...-“

„Beruhige dich erstmal. Wir versuchen es später noch einmal.“

Eren sah zu Boden. Er hatte sie enttäuscht und war keine Hilfe. Würden sie ihn nun der Regierung ausliefern, damit er dort als Forschungsobjekt dienen konnte?

Wieder nahm ein unkontrolliertes Zittern von seinem Körper Besitz.

Er wollte das nicht. Er wollte kämpfen, seine Mutter rächen und Freunde beschützen. War er dazu nun überhaupt in der Lage?
 

Levi hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und sah auf das Nervenbündel zu seinen Füßen hinunter. Ihm fehlte deutlich die Professionalität der Heransgehensweise an solche unsteten Dinge.

Bei seinem Prozess beteuerte der Bengel noch, ein Mensch zu sein und nun jammerte er, weil er es tatsächlich war.

Er wischte sich die Hände an einem Tuch sauber, holte galant mit dem Bein aus, und trat Eren kräftig gegen den gesunden Arm.

„Aah!“ Völlig überrumpelt kippte Eren seitlich weg und rutschte bei der Wucht des Tritts über die Wiese. „Aah.. au.. was..?“ Unsicher richtete er sich auf und hielt sich den nun schmerzenden Arm. Mit vor Zorn funkelnden Augen richtete er seinen Blick auf den Leutnant.

„Bist du nun wieder bei Sinnen?“
 

Eine einfache Frage, frei von Wut, Enttäuschung, oder Freude... und doch reichte sie gerade deshalb aus, um Eren wieder klar denken zu lassen.

Was tat er eigentlich hier? War es nicht genau das, was er wollte?

Der junge Soldat schaute sich um. Seine Kameraden hatten den Kreis nicht verlassen. Manchen stand die Skepsis noch immer ins Gesicht geschrieben, doch bei nicht wenigen sah er die deutliche Erleichterung.
 

Kommandant Erwin trat vor. „Für heute sollten wir die Übung abbrechen.“

„Du willst es also noch einmal versuchen?“ Levi wandte sich an den deutlich größeren Mann.

„Natürlich. Seine Kräfte sind zu unberechenbar, um es nicht zumindest versu-“

Ein plötzlicher Schuss unterbrach ihn. Die gesammelte Mannschaft sah in den Himmel und erkannte den roten Rauch. Das Warnsignal.
 

„TITANEN!“

Der Reiter war noch weit entfernt, doch der Wind trug seine Stimme bis zu den wartenden Soldaten.

Sofort kam Bewegung in die Reihen, jeder eilte zu seinem Pferd.

„Levi, bring Eren zurück!“ Erwin saß bereits auf und bereitete sich auf die Begegnung mit den Riesen vor. Sein Leutnant nickte.

„Los, du hast es gehört“, scheuchte er den perplexen Jungen, der sich nun endlich aufrappelte und neugierig in die Ferne blickte. Noch war nichts zu erkennen. „Mach schon!“

Levis schneidende Stimme erreichte Eren, der sich schleunigst daran machte, den Befehl zu befolgen. Er eilte zu seinem Pferd und schon vernahm er in der Ferne die donnernden Schritte der kollossalen Wesen.

„Bleib hinter mir!“ Levi überzeugte sich mit einem Seitenblick von Erens Aufmerksamkeit und ritt los.

Würden sie die gesamte Einheit sich selbst überlassen?
 

Weit waren sie noch nicht gekommen, doch Eren konnte dem Drang, sich umzudrehen, nicht widerstehen. Im vollen Galopp sah er zurück zu seinen Mitstreitern, die den drei Titanen entgegen ritten.

Größer als eine 10 Meter Klasse schienen diese nicht zu sein.
 

Hitze breitete sich in der Hand des Jungen aus, wanderte über seinen Arm und schien von seinem gesamten Körper Besitz zu ergreifen.

Sein Herz schlug schmerzhaft schwer in der Brust und er bekam Atemnot.

Eren klammerte sich an die Zügel des Pferdegeschirrs. Was war nur los? Diese Schmerzen... erneute Hitzewellen, die durch ihn wallten...
 

„Eren? Wa... Verdammt, Eren??“ Levi sah gerade noch, wie sein Kamerad seitlich vom Pferd kippte, sofort wendete er sein eigenes Tier.

Du Luft schien zu knistern und noch ehe er ihn erreichen konnte, schlug ein Blitz, trotz wolkenlosem Himmel, direkt über Eren ein. Der Leutnant lenkte seinen Hengst außerhalb des Rauchs, der sich nun gebildet hatte und ein unheilvolles Grollen ertönte daraus.

Unmittelbar vor ihm zeichnete sich die Gestalt Erens ab... nur war er nicht mehr der kleine Bengel, um den er sich nun kümmern musste, sondern im Vollbesitz seiner titanischen Kräfte.

Also doch...
 

Um die anderen vorzuwarnen, schoss er die gelbe Leuchtrakete in die Luft und folgte seinem Schützling in gebührendem Abstand, der Kurs auf den bevorstehenden Kampf nahm.

War er bei klarem Verstand, oder würde er sie attackieren? Wie auch immer, er musste sich bereit halten, auch die letzte Maßnahme zu ergreifen, sollte Eren außer Kontrolle geraten.
 

Die Soldaten stoben auseinander, als Eren in Titanengestalt auf sie zu preschte – und ihnen dabei keinerlei Beachtung schenkte. Sein Augenmerk lag zu ihrer Erleichterung auf den drei Titanen.

Einer von ihnen hatte den bereits in die Jahre gekommen Josu fest im Griff, doch noch ehe er ihn auch nur in die Nähe seines weit aufgerissenen Mundes bringen konnte, hatte der 15 Meter Gigant kurzen Prozess mit ihm gemacht und den Arm abgerissen.

Trotz des fehlenden Feingefühls überlebte der Soldat den Sturz, geschützt durch die riesigen Finger, die ihn umklammert hatten.
 

Benommen taumelte der Riese und hatte keine Chance mehr, sich zu fassen – Eren nutzte seine neu gewonnene Muskelkraft und zerfetzte ihn regelrecht in der Luft. Dieser Titan würde sich nicht mehr regenerieren können.

Brüllend suchte der Koloss ein nächstes Opfer, doch nach dem anfänglichen Schrecken, hatte seine Einheit die anderen Titanen gut im Griff. Bereits nach kurzer Zeit zerbröselten auch die letzten dampfenden Knochen.
 

Schwer atmend stand nur noch ein lebender Titan auf dem Feld. Eren.

Die gesamte Aufklärungseinheit nahm ihre Stellung von der Übung zuvor ein – ein wachsamer Ring aus Soldaten, alle kampfbereit die Schwerter erhoben.

Warum hoben sie ihre Waffen gegen ihn? Hatte er ihnen nicht eben geholfen und seine Loyalität unter Beweis gestellt? Eren schrie seine Wut hinaus, ein bestialischer Laut.
 

Einer der Soldaten konnte nicht mehr an sich halten. Er verließ den Ring, zielte mit seinem Manöverausrüstung auf Erens Schulter, um sich hochzuziehen, doch gerade als er die Spule betätigte und seine Füße den Boden verlassen hatten, kappte Levi blitzschnell die Seile.

„Sieht er für dich wie eine Bedrohung aus, verdammter Idiot?“, zischte der Leutnant seinem Untergebenen zu und wandte sich nun an den titanischen Soldaten.

„Kommst du da allein raus?“

Noch während Eren seine Antwort brüllte, hatte Levi sich bereits zu ihm hinauf gezogen und sein Schwert im Nacken des Riesen versenkt.

Das erste Mal innerhalb der Jahre, die er nun schon bei der Aufklärungseinheit verbrachte, war er froh, durch Hanjis endlose Vorträge etwas über die Anatomie der Titanen gelernt zu haben. So konnte er den Jungen ohne großen Schaden aus dem Körper befreien.
 

Den erschöpften Eren in seinen Armen haltend, überwand Levi den geringen Abstand bis zum Boden, noch während die Gestalt des Riesens dampfend in sich zusammen sackte.

„Rin, nimm du sein Pferd“, ordnete er nun an und trat dem fassungslosen Soldaten leicht in die Kniekehle, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen.

Es dauerte eine Weile, ehe alle das eben Geschehene realisiert und verdaut hatten. Nur langsam kehrte das Leben in sie zurück und unter Erwins Kommando ritten sie zurück in die Stadt.
 

Eren unterdessen lag bäuchlings vor Levi auf dem Rücken des Pferdes und bekam kaum etwas mit. Zu sehr hatte die Verwandlung in einen Titanen an seinen Kräften gezehrt.

Der Wind spielte mit dem losen Verband, der noch immer halb an seiner Hand hing und gab die rosige, unversehrte Haut darunter frei.

„Ich bin gespannt, welche Überraschungen du noch für uns bereit hältst, Eren Jaeger...“, murmelte der Leutnant mehr zu sich selbst und blickte dem weißen Verband nach, der sich nun vollends von dem Jungen gelöst hatte und hinter ihnen zu Boden glitt.

Wiedersehensfreude

Kapitel 3: Wiedersehensfreude
 

Nach ihrer Rückkehr in die Burg hatte Eren den restlichen Tag verschlafen und auch die Nacht nutzte er aus, um sich zu kurieren. Die Verwandlung in einen Titanen zehrte stark an seinen Kräften und hatte ihm dieses Mal ein leichtes Fieber beschert.

Petra hatte alle Mühe, die aufgeregte Hanji von dem Jungen fernzuhalten.

Die selbst ernannte Wissenschaftlerin hätte Erens Zustand gern ausgenutzt, um ein paar einfache Tests zu machen. Letztendlich erhielt die junge Soldatin Unterstützung von Levi, der Hanji in eines ihrer kleinen Wortgefechte verwickelte und sie so auf andere Gedanken brachte.
 

Erleichtert über die neu gewonnene Ruhe versorgte Petra Eren rund um die Uhr, erneuerte die kalten Tücher um seine Stirn und achtete darauf, dass er genügend Flüssigkeit zu sich nahm.

Leider schreckte der Junge häufig aus den wirren Fieberträumen auf und war nicht leicht zu beruhigen. Dennoch war er tags darauf halbwegs wieder bei Kräften und konnte an der Versammlung der Aufklärungseinheit teilnehmen.
 

Mit einem schwachen Lächeln bemerkte Eren, dass die anderen ihm nicht mehr mit komplettem Misstrauen begegneten. Hatte er es tatsächlich geschafft? Hatte er sich beweisen können?

Da Erwin noch nicht zu ihnen gestoßen war und Levi nur gelangweilt seinen Tee genoss, nutzten die Soldaten die Chance, Eren mit ihren Fragen zu bestürmen. Tat die Verwandlung weh? Wie fühlte es sich an? Wie steuerte er den Titanen? Verstand er sie noch?
 

Eren bemühte sich nach bestem Gewissen, die Fragen zu beantworten, wobei er das meiste selbst noch gar nicht verstand. Es würde wohl noch etwas dauern, ehe er die Geheimnisse und Möglichkeiten seines neuen Körpers vollständig ergründet hatte.

Dennoch war er sich sich seiner Zuhörer sicher, die wie gebannt an seinen Lippen hingen. Das wohlige Gefühl der Zugehörigkeit erreichte Eren, als er versuchte, ihnen den Weg der Selbstverletzung zu erklären und die gesamte Mannschaft sich nacheinander selbst in die Hand biss. Vereinzelte Flüche waren zu hören.

„Verdammt, das tut weh!“ Erd Gin, der Soldat, der Eren in seiner Titanengestalt beinahe angegriffen hätte, sah diesem in die Augen. „Ich schätze, ich muss mich bei dir entschuldigen...“
 

„Rührend...“ Leutnant Levis Augen blickten spöttisch über den Rand seiner Teetasse. So ein verrückter Haufen und das außgerechnet in seiner Truppe. Dennoch spielte ein kaum merkliches Lächeln um seine Lippen, als das wirre Gerede erneut begann. Ohne sie hätte er hier nur halb so viel Spaß.
 

Die heutige Versammlung verlief ähnlich der ersten.

Mit Kommandant Erwins Eintreffen wurde noch einmal über den vergangenen Tag und die verschiedenen Eindrücke gesprochen. Hanji hatte bereits die wildesten Ideen und – ihrer Meinung nach – passende Argumente, um die entsprechende Erlaubnis zu erhalten.

Sollte Erens Wohlbefinden mitspielen, würde die Übung in den nächsten Tagen immer und immer wiederholt werden.

Die letzte Neuigkeit jedoch ließ das Herz des jungen Soldaten Purzelbäume schlagen:

Gegen Ende der Woche würden die Rekruten der jüngsten Einheiten ihre Ausbildung abschließen und entscheiden, welchen Weg sie nun einschlagen wollten.
 

Er würde endlich Mikasa und Armin wiedersehen!
 


 

Die nächsten Tage vergingen mehr oder weniger schleppend.

Erens Verwandlungen funktionierten zunehmend nach Plan und Hanji hatte bereits den Verdacht, dass er es nur mit einem gewissen Ziel vor Augen schaffte – denn auf Befehl hin tat sich bei dem Jungen gar nichts.

Zwei Mal hatte Levi eingreifen müssen, da sein Schützling auf keinen von ihnen reagieren wollte und stattdessen durch ihre Reihen wütete. Zu aller Erleichterung hatte er jedoch nicht sein Versprechen eingelöst und Eren getötet, sondern ihn nur aus seinem titanischen Gefängnis befreit.

Der kleine Hitzkopf war seinen Kameraden nach der aufgebauten Vertrauensbasis schnell ans Herz gewachsen und so hoffte jeder, dass der Leutnant niemals ernsthaft würde kämpfen müssen.
 

Vom Training geschafft und entkräftet war Eren trotzdem einer der ersten Soldaten, die Erwin auf dem Hof der Burg erwarteten. Heute war es endlich soweit: die neuen Mitglieder des Aufklärungstrupps würden zu ihnen kommen.

Ungeduldig lief er hin und her, blickte nach oben, um anhand der Sonne einschätzen zu können, wann der Kommandant mit seinem Anhängsel eintreffen musste.
 

Petra hatte im Allgemeinen ihren Spaß.

Nicht nur, dass Auruo wieder einmal große Reden über sein Können schwing und sich dabei bekannterweise auf die eigene Zunge biss, sondern auch Eren, der nervös auf und ab lief und beinahe schon quengelig wurde.

„Du vermisst sie, oder?“

Endlich sah der Junge auf und ein sehnsüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Oh ja! Wir waren seit Jahren unzertrennlich und jetzt so plötzlich... das ist alles ziemlich viel auf einmal“, erklärte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Es wird dir gut tun, ein paar vertraute Gesichter um dich zu haben, Eren.“ Petra wirkte zuversichtlich wie eh und je. Sie hatte ihm den bisherigen Aufenthalt hier mit ihrer Art tatsächlich angenehmer gemacht und ihm jede seiner Fragen geduldig beantwortet.

Er hatte ihr viel zu verdanken. Die Last auf seinen Schultern war groß und allein nur schwer zu tragen.
 

Endlich gingen die Tore auf.

Sofort richtete Eren die Augen wieder nach vorn und versuchte, zwischen den verschiedenen Reitern hinter Erwin ein vertrautes Gesicht zu entdecken, doch alle hatten ihre neu erworbenen, grünen Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.

Vor sich hin murrend trat Eren von einem Bein auf das andere. Diese Spannung war kaum auszuhalten, ging das alles nicht schneller?
 

Die neuen Rekruten saßen auf Erwins Befehl hin ab und stellten sich in einer Reihe auf.

Der synchrone Salut schallte über den Hof und nun gesellte sich auch Levi zu seinem Kommandanten, um die Neulinge in Augenschein zu nehmen.
 

Endlich wurden die Umhänge von den Schultern gelöst und Erens Herz machte einen Sprung.

Sofort entdeckte er Armins blondes Haar, Mikasa, die ihn überragte, direkt daneben und... sah er wirklich richtig? Jean? Connie? Sasha und Ymir? Sogar Christa und so viele andere Kadetten, die er noch vom Training kannte!?

Sie hatten alle überlebt und wagten sich nun an die Aufklärungseinheit, die so viele von ihnen anfangs noch verspottet hatten?

Eren konnte nicht anders und grinste vor sich hin. Er hatte sich nicht mit allen angefreundet und würde wohl insbesondere mit Jean weiterhin anecken, dennoch freute er sich über den Kampfgeist seiner Kameraden.
 

Erwin war bereits dabei, den neuen Soldaten ihren Eid abzunehmen, als Erens Blick Armins traf. Der schüchterne Junge grinste, als er seinen besten Freund entdeckte, richtete seine Aufmerksamkeit allerdings schnell wieder nach vorn, als Levi an den Reihen vorbei schritt und sich alle Gesichter einprägte.

Mikasa, die vorbildliche Rekrutin wie eh und je, schien von all dem nichts mitzubekommen, während sie voller Inbrunst die Faust gegen ihre Brust drückte.
 

„Wegtreten!“
 

Endlich, der erlösende Ausruf des Kommandanten!

Eren konnte nicht länger an sich halten und stürmte auf seine Freunde zu. Armin stürzte in seine Arme und seine Adoptivschwester brachte ein Lächeln zustande und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. „Geht es dir gut?“, erkundigte sie sich sogleich, besorgt wie immer.

„Ja, spätestens jetzt!“ Eren lachte aus vollem Herzen, er hatte die beiden so sehr vermisst... doch das ganze Ausmaß spürte er erst jetzt. Niemand konnte seine Freunde ersetzen und nun würde er sie nicht noch einmal gehen lassen.

„Und was ist mit ihm?“ Mikasa hatte die Arme vor der Brust verschränkt und nickte in Richtung von Leutnant Levi, der sich nun abseits mit Erwin unterhielt. Unverhohlene Abneigung spiegelte sich in ihren Augen. Armin stieß ihr leicht mit dem Ellenbogen in die Seite, doch die junge Frau ließ sich nicht ablenken.

„Er ist okay“, versicherte Eren, doch nachdem sie nur auffordernd eine Augenbraue hob, fügte er noch hinzu: „Ehrlich Mikasa. Er war grob, das stimmt schon, aber er hat den Richter überzeugt. Und schau, sogar der Zahn ist bereits nachgewachsen!“

Zur Verdeutlichung seiner Worte öffnete Eren weit den Mund und deutete auf die nicht mehr vorhandene Lücke. „Siehst du, alles gut“, brachte er undeutlich hervor.

„Hmpf...“, erwiderte die angehende Elitesoldatin und behielt den finsteren Gesichtsausdruck bei. Sie konnte dem Leutnant nicht denselben Respekt und die Verehrung von Eren entgegen bringen. Dafür war er ihr zu kaltblütig mit ihm umgegangen.
 

„Nun erzähl schon, Eren, wie ist es hier?“, unternahm Armin den erneuten Versuch eines Themenwechsels und drängte sich zwischen die beiden Ziehgeschwister.

„Sie sind alle etwas eigen, aber... ich glaube, dass muss man in dieser Truppe auch sein“, lächelte Eren mit einem Blick auf Petra. Jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass die junge Soldatin die Einzige war, bei der er noch keinen eigenwilligen Tick ausmachen konnte.
 

„Hey Eren!“

Der Angesprochene drehte sich um und blickte Jean entgegen. Direkt hinter ihm standen die anderen Mitglieder der ehemaligen Einheit 104.

„Jean.“ Innerlich wappnete Eren sich bereits gegen die kommende Konfrontation, doch zu seiner Überraschung streckte sein Gegenüber ihm die Hand entgegen.

„Wir waren uns alle einig, dass man dich nicht allein lassen kann“, erklärte Jean grimmig. „Außerdem wollen wir uns nicht hinter irgendwelchen Mauern verstecken.“

Es dauerte einen kleinen Moment, ehe Eren die Bedeutung der Worte verstanden hatte, doch dann schlug er lachend ein. Ja, wenn er ehrlich zu sich selbst war, so hatte er auch die Zankereien mit dem zweiten Hitzkopf der Truppe vermisst.
 

Nicht weit entfernt ließ Levi seine Augen über die wild durcheinander redende Menge schweifen und blieb schließlich bei Eren und seinen Freunden hängen, die ausgelassen miteinander herum alberten.

Er hoffte, dass der Junge nun endlich den nötigen Halt finden würde, um mit genügend Selbstvertrauen an seine titanischen Kräfte heran gehen zu können. Lord Balto saß ihm und Erwin bereits mit dem nächsten Auftrag im Nacken und sie würden bald aufbrechen müssen.
 

Der Burghof leerte sich allmählich und auch die drei Freunde machten sich auf dem Weg nach drinnen.

Eren war so darin vertieft, Mikasa und Armin von seinen letzten Tagen zu berichten, dass er über einen seiner kleineren Kameraden vor ihm stolperte und wäre beinahe zu Boden gefallen, wäre er nicht mit festem Griff gepackt worden.

„Pass gefälligst auf, Junge.“

Eren erschrak, als er die kühle Stimme erkannte und versuchte hastig, sich wieder aufzurappeln.

„E-entschuldigt bitte, Leutnant“, stammelte er und schlug sich die Faust vor die Brust, doch noch ehe Levi etwas entgegnen konnte, ging Mikasa zwischen die Beiden und funkelte ihren Vorgesetzten warnend an.

„Ackermann, richtig?“

„Aye.“

Levi nickte, er schien über die Fähigkeiten der Soldatin informiert zu sein. Völlig unbeeindruckt drehte er sich um und führte seinen Weg fort.

„Pah!“ Mikasa wandte sich wieder Eren und Armin zu. „Alles okay bei dir?“

Eren, von dem peinlichen Zusammenprall mit seinem Leutnant noch leicht errötet, plusterte sich entrüstet auf. „Nun hör schon auf damit, ich bin bloß gestolpert!“

Armin konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. Endlich waren sie wieder zusammen.
 

„In dieser Etage müssten eure Zimmer sein“, erklärte Eren etwas später, als sie das zweite Stockwerk erreicht hatten. Sein blonder Freund aus Kindertagen nickte zustimmend. Sie hatten bereits vor Stunden ihre Zimmerzugehörigkeiten erfahren und konnten sich nun endlich frisch machen.

„Und wo bist du untergebracht?“ Mikasa war natürlich nicht entgangen, dass Eren das Wörtchen „unsere“ umgangen hatte und sie fühlte sich in ihrem Verdacht bestätigt, als ihr Adoptivbruder sich verlegen auf die Lippe biss.

„Ich bin in einer anderen Etage untergebracht“, erwiderte er ausweichend.

„In welcher?“

„Weiter unten...“

„Eren..?“

Resignierend warf der junge Soldat die Arme in die Luft. „Im Keller, Mikasa.“

Während Armin nur erstaunt drein blickte, machte die Eliterekrutin wortlos auf dem Absatz kehrt.

„Äh... Mikasa?“ Eren und Armin beeilten sich, sie einzuholen. „Wohin willst du?“

„Zu unserem kleinwüchsigen Leutnant oder zu Kommandant Erwin. Je nachdem, wen ich zuerst in die Finger bekomme.“

Genau das hatte Eren befürchtet und auch sein Freund wirkte nicht gerade glücklich über diese Antwort. „Mikasa, das ist völlig in Ord-... Nun bleib doch mal stehen! Mikasa!“

Entnervt stemmte die Soldatin die Hände in die Hüfte und sah ihren Bruder abwartend an.

„Die Lösung ist nicht optimal“, beeilte sich Eren zu erklären. „Aber sollte ich die Kontrolle über meine Kräfte verlieren, bin ich dort unten leichter zu bändigen. Der Schaden wäre nicht allzu groß!“

„Du beherrschst sie noch nicht?“, hauchte Armin überrascht und starrte seinen Freund an.

Eren wich seinem Blick aus und schüttelte den Kopf, die Hände zu Fäusten geballt. Er hatte die Angst in Armins Augen nicht übersehen...
 

„Es gibt immer wieder Aussetzer... aber es wird besser...“

Mikasa strich zärtlich durch Erens braunen Schopf.

„Aber du bist noch am Leben...“, sagte sie leise.

Die beiden Soldaten sahen sie an und Armin verstand ihre Anspielung auf Levis Drohung. Die Aufklärungseinheit schien viel auf Erens Kräfte zu setzen.

Dieser nickte nun. „Das stimmt. Es hat etwas gedauert, aber ich bekomme hier viel Unterstützung – auch durch Leutnant Levi“, fügte er mit einem Seitenblick auf Mikasa hinzu. „Sobald ich die volle Kontrolle über dieses Monster besitze, kann ich auch aus dem Keller raus.“

Endlich nickte die junge Frau. „Es gefällt mir zwar nicht, aber...“, sie zuckte mit den Schultern. Erens Argumenten hatte sie nichts entgegen zu setzen.
 

Wie viele Nächte zuvor, lag Eren auch in dieser Nacht lange wach und lauschte dem gleichmäßigen Atem seiner Wache.

Die anfängliche Wiedersehensfreude hatte rasch nachgelassen, nachdem er in seine Zelle zurück gekehrt war und seine Gedanken keine Ruhe finden konnten.

Er konnte Armins Blick nicht vergessen. Hielt er ihn denn auch für ein Monster?

Natürlich, sein Freund war schon immer ängstlich gewesen, aber Angst, vor ihm? Hatte er sich vor ihm nicht längst bewiesen?

Eren unterdrückte ein Schluchzen und presste sein Gesicht in die Kissen. Zusammengekauert und seine Decke umklammernd fand er erst in den frühen Morgenstunden in den Schlaf.

Angriff!

Kapitel 4: Angriff!
 

Die neuen Soldaten der Einheit hatten sich schnell eingelebt und Erwin hatte sich bereits mithilfe diverser Trainingsstunden ein Bild über das Können eines jeden Einzelnen gemacht.

Viele von ihnen wirkten noch sehr unsicher – der jugendliche Leichtsinn hatte nach den Angriffen der Titanen längst nachgelassen, dennoch war es etwas anderes, sich freiwillig für diesen Wahnsinn zu melden.
 

Jean Kirschstein war einer der Kadetten, der auch Tage danach noch den Kopf über sich selbst schütteln musste. Hatte er sich richtig entschieden?

Sehnsüchtig dachte er an die Sicherheit der Mauern und an die Militärpolizei zurück, nur um kurz darauf ein verächtliches Lachen auszustoßen.

Die Sicherheit der Mauern... daran hatten sie alle geglaubt und sich daran festgekrallt.

Doch spätestens nachdem Jean die Leiche von Marco Bodt in den zerstörten Straßen gefunden hatte, war etwas in ihm zerbrochen.

Es war alles nur eine Farce, die die Menschen ruhig stellen sollte. Die Lordschaft kümmerte sich keinen Deut um das Volk und konnte die Gefahr nicht einmal annähernd einschätzen.

Marco...

Jean packte die Zügel seines Pferdes fester, seine Fingerknöchel traten deutlich hervor.

Er vermisste den fröhlichen Jungen mit seiner offenen Art. Hätte dieser ihm vor Wochen nicht neuen Mut zugesprochen, wäre Jean gewiss nicht mehr am Leben.
 

„Geht es dir gut, Jean?“

Der angesprochene Soldat schreckte aus seinen Gedanken und schaute nach dem Besitzer der Stimme. Armin hatte seinen Hengst direkt neben ihm zum Stehen gebracht und sah ihn prüfend an. „Du wirkst ziemlich angespannt.“

„Ha! Wundert dich das?“ Jeans Blick wanderte wieder nach vorn, auf die großen Tore der Mauer Rose, vor der sie alle standen. „Die erste Mission und dann auch noch nach draußen! Ich muss lebensmüde sein...!“

„Sind wir das nicht alle irgendwie?“ Die nachdenkliche Stimme des blonden Soldaten ließ Jean aufhorchen. „Aber ob wir nun untätig warten, bis auch Rose fällt, oder ob wir die Initiative ergreifen... höchstwahrscheinlich läuft es auf dasselbe hinaus...“

„Ob wir noch viele unserer Freunde verlieren, ehe dieser Wahnsinn ein Ende findet?“

Weder Armin, noch Jean hatten eine Antwort auf diese Frage und so sahen sie sich nur in stillem Einverständnis an.
 

„Meinst du, dass du das heute schaffst?“

Levi, der – zu Mikasas Leidwesen - mittlerweile schon beinahe Erens Schatten glich, schaute diesen prüfend an.

„Äh, L-leutnant?“ Sofort richtete sich der junge Soldat in seinem Sattel auf. Die vielen schlaflosen Nächte forderten ihren Tribut und es fiel ihm zunehmend schwer, sich zu konzentrieren. Leider konnte und wollte er das auf gar keinen Fall vor Levi zugeben.

„Du siehst nicht gut aus. Ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen.“

Eren versuchte diesen Umstand mit einem Grinsen zu überspielen. „Na klar, wäre doch gelacht!“

Alles andere als überzeugt, nickte Levi jedoch.

„Bist du dir sicher, Eren?“ Mikasa. Gab der Eine Ruhe, fing der Nächste an.

„Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut!“

Der müde Soldat war froh, als die Tore endlich geöffnet wurden und somit die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkten.
 

Die gesamte Einheit der Aufklärungseinheit hatte ihre jeweilige Position in der Formation eingenommen.

Während Eren hinter Levi, Erwin und wenigen anderen Soldaten im Zentrum ritt, war Armin einem der Seitenflügel und Mikasa der Front zugeteilt.

Dies war der erste Ritt außerhalb der Mauern, der keinem Training diente.

Heute hatten sie einen neuen Erkundungsauftrag zu erfüllen, sodass vorher jede Einzelheit besprochen worden war. Ein jeder Soldat musste sich seine Position einprägen, musste jedes Lichtsignal kennen und ohne zu zögern auf ein von Erwin beschriebenes Szenario reagieren.
 

Das Zentrum bot die sicherste Stelle der Einheit, da es von allen Seiten geschützt wurde. Hier wurde im Normalfall Proviant und die Reserveausrüstung transportiert. Dieses Mal jedoch war es ebenfalls wichtig, ihre momentan wohl stärkste Waffe so lang wie möglich zu schützen: Eren.
 

Im schnellen Galopp hatte die Einheit zügig die erste Hälfte des Weges geschafft. Ihr Ziel war der große Wald, der ihnen zusätzlichen Schutz bieten würde. Außerdem konnten sie dort effektiv ihr Maneuvergear einsetzen, was sich auf dem freien Feld deutlich schwieriger gestalten würde.
 

Armin und Jean, beide im selben Seitenflügel abkommandiert, verspürten bereits eine leichte Euphorie.

Die weite Welt, keinerlei Mauern um sie herum und vor ihnen das weite, schier endlose Feld und keines der Monster weit und breit... so musste sich Freiheit anfühlen!
 

Beinahe schon ausgelassen, jagten sie mit ihren Pferden um die Wette – dementsprechend heftig zuckten beide zusammen, als hinter ihnen der Warnschuss einer Leuchtrakete ertönte.

Erschrocken sahen sie zurück und erkannten Sys, einer der erfahrenen Soldaten, der die Schusswaffe noch immer erhoben hielt.

Aus westlicher Richtung näherte sich, mit rascher Geschwindigkeit, einer ihrer titanischen Gegner.

„Reitet weiter! Greift nur an, wenn ich euch den Befehl gebe!“, lautete die harsche Anweisung des Mannes, die Armin und Jean nur zu gern befolgten.
 

Der Titan holte schnell auf, schenkte den Reitern jedoch keine Beachtung. Ein Unnormaler.

Sys fluchte und schoss ein zweites Lichtsignal ab. Nun endlich wurde es von den anderen Einheiten wahrgenommen und entlang der Formation wurde der Himmel durch rote Rauchschwaden vernebelt, durchbrochen von Erwins grünem Signal. Der Kommandant hatte die Warnung vernommen.
 

„Wir machen ihn fertig, ehe er die anderen Einheiten erreicht!“ Sys machte sich zum Absprung bereit. Das Pferd spürte die Nervosität seines Reiters und nahm an Tempo zu.

Mit einer raschen Bewegung hatten sich die Greifhaken des Gears in den Muskeln des Titanen verfangen, doch dieser bog unerwartet nach rechts ab, sodass Sys schmerzhaft auf dem Boden aufkam, statt sich zum Nacken des Riesen hochhangeln zu können.
 

Armins gesamter Körper wurde von einem Zittern gepackt, doch der junge Soldat biss hartnäckig die Zähne zusammen. Sie mussten das Zentrum schützen, koste es, was es wolle!

Er konnte und wollte die Last um Erens Tod nicht ein zweites Mal auf seinen Schultern tragen müssen...

Mit einem Aufschrei richtete er sich auf seinem Hengst auf, tat es Sys gleich und versenkte seine Widerhaken in der Schulter des Titanen, der seinen Weg in ihre Mitte unbeirrt fortfuhr.

„Armin! Was soll der Scheiß!?“

Jean hatte endlich begriffen, was sein blonder Begleiter vorhatte, doch es war bereits zu spät.
 

Der abnormale Riese, der wild mit den Händen fuchtelte, bemerkte den Menschen nicht, der sich unter ihm in die Luft zog, dennoch schaffte er es, ihm mit der flachen Hand einen heftigen Stoß zu versetzen.

Getroffen von der Wucht lösten sich die Greifhaken aus Armins Ausrüstung und der geschlagene Junge prallte hart auf dem Boden auf.

„ARMIN!!“

Jean wendete sein Pferd, sollten sich doch die anderen Mitstreiter um dieses Monster kümmern!

In einem schnellen Galopp erreichte er Armin und sah schon von weitem das viele Blut um ihn herum.

Erneut blitzte das Bild von Marcos Leichnam vor seinem inneren Auge auf. Im nächsten Moment erinnerte er sich an das warme Lächeln des toten Soldaten, welches aber nun von Armin abgelöst wurde.

Nein, nein, nein! Nicht schon wieder! Das durfte sich nicht wiederholen!
 

Die ersten Einheiten der Formation hatten mittlerweile die Grenze des Waldes erreicht und Position in den Kronen der riesigen Bäume bezogen.

Angestrengt blickte Mikasa in die Ferne, um den Kommandanten zu erspähen, der ihren Adoptivbruder mit sich bringen würde.

„Dort hinten kommen sie!“ Nanaba stützte sich am Stamm ab und deutete mit der freien Hand auf den Horizont. Die junge Soldatin entspannte sich merklich. Er war also in Sicherheit.

„Halte dich bereit, Mikasa“, ergänze Nanaba nun und legte seine Hände auf die Schwertgriffe. „Titanen nähern sich von beiden Seiten.“

Überrascht bemerkte nun auch Mikasa die riesigen Ungetüme, die am Waldrand entlang liefen und scheinbar die ersten Soldaten entdeckt hatten. Manche von ihnen versuchten, unbeholen an der glatten Rinde empor zu klettern, während andere nach einer leichteren Beute suchten oder einfach nur mit ihren grinsenden Visagen nach oben starrten.

Erens Ziehschwester packte ihre Schwertgriffe fester. Ihr Bruder sollte den Waldrand unbehelligt passieren können, dafür würde sie Sorge tragen!

Mit einem Aufschrei stürzte sie sich auf den ersten Riesen, gefolgt von Nanaba und Gunter.
 

Mit offenem Mund starrte Eren nach vorn.

Natürlich, sie hatten auch innerhalb der Mauern Wälder, doch diese waren nichts im Vergleich zu den majestätischen Bäumen, die sich nun vor ihnen erhoben. Diese Giganten mussten etwa 20 Meter hoch sein, größer also, als die meisten Titanen!

Eine angenehme Stille senkte sich über die Truppe, als sie in den Wald hinein ritten. Die Sonne wurde von den vielen Blättern verschluckt und nur vereinzelte Sonnenstrahlen fanden ihren Weg hindurch und verliehen der Umgebung einen träumerischen Glanz.

Das Laub unter den Hufen ihrer Pferde raschelte stetig und der trügerische Frieden wurde vom Gesang der Vögel unterstrichen.
 

„Es ist wunderschön, nicht wahr?“

Während Levi vor ihm ritt, hatte Petra ihre gewohnte Stellung neben Eren bezogen. Das Strahlen in den Augen des Jungen war ihr nicht entgangen und sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie selbst das erste Mal diesen Wald betreten hatte. Sie war mindestens genauso ergriffen von dessen Erhabenheit gewesen.

„Der Stützpunkt ist nicht weit von hier. Sobald die Umgebung gesichert ist, kannst du dich dort ganz in Ruhe umsehen.“

Eren nickte begeistert. Seit Armins Erzählungen träumte er davon, das weite Meer zu sehen, doch kam ihm dabei nie in den Sinn, dass es noch andere, wunderschöne Plätze geben könnte. Die Welt außerhalb der Mauern barg so viele Geheimnisse, die er unbedingt mit Mikasa, Armin und all den anderen ergründen wollte!
 

Erds Ausruf unterbrach Erens euphorische Gedanken. „Aye! Titan hinter uns! Nähert sich schnell!“

Die gesamte Truppe wandte sich um.

Ein riesiges Ungetüm mit weiblicher Statur preschte durch die Bäume und jagte ihnen hinterher. Das stampfende Geräusch der riesigen Füße dröhnte in der friedlichen Stille des Waldes.
 

„Mike, Erd, Keiji, Moblit – auf Position!“ Erwins harscher Befehl wurde vom Wind an die Ohren aller Soldaten getragen.

„Aye!“ Sie alle, selbst Erwin, machten ihr Maneuvergear bereit und stießen sich von den Pferden ab.

„Ihr bleibt bei mir.“ Die kühle Stimme des Leutnants, nicht laut gesprochen, wurde von allen Soldaten vernommen.

Sie trieben ihre Pferde an und versuchten, den Abstand zu dem weiblichen Titan möglichst groß zu halten. Eren blickte gerade zurück, als Moblit den ersten Angriff startete.

Der erfahrene Soldat hatte bereits die Haken seines Gears in einen der Bäume befestigt, die der Riese bald passieren würde und wartete den passenden Moment ab.

Er machte sich gerade zum Absprung bereit, als das Monster ihm sein Gesicht zuwandte und kurzen Prozess machte. Mit einem Fingerschnippen prallte Moblit gegen den nahe gelegenen Baum und fiel leblos zu Boden.
 

„Aah! Leutnant!“ Eren hatte das Geschehen gebannt verfolgt. Nun sah er wieder nach vorn und musste feststellen, dass Levi von dem Schauspiel hinter ihnen nichts mitzubekommen schien. „Leutnant, die anderen benötigen Hilfe!“

Er starrte auf den Hinterkopf seines Vorgesetzten, der sich nicht rührte. Eren blickte zurück und vernahm einen Schrei, doch konnte er nicht ausmachen, woher oder von wem dieser kam. „Leutnant Levi!“

„Eren, befolge seine Befehle.“ Petra hatte aufgeholt und sah Eren ernst in die Augen.

„Aber ich kann ihnen helfen!“

„Bist du dir sicher?“

„Ja! Ich muss doch nur...-“ Eren stockte. Konnte er ihnen wirklich helfen? Was, wenn die Verwandlung nicht klappte?

„Vertrau auf uns“, redete Petra nun weiter, die sein Zögern bemerkt hatte. „Das Opfer soll möglichst gering gehalten werden, lässt sich aber nie ganz vermeiden. Außerdem ist der Kommandant bei ihnen.“
 

Dem jungen Soldaten schwirrte der Kopf, sein Herz raste.

Hinter ihm schienen die gigantischen Schritte näher zu kommen, vereinzelt waren die Schreie der Männer zu vernehmen – Eren konnte nicht zuordnen, ob es ein Laut des Todes oder Kampfes war. „Leutnant!“ Doch Levi reagierte noch immer nicht.

Was taten sie hier eigentlich? Ihre Männer starben hinter ihnen!

Eren spürte die Hitze in sich aufkommen. Er hatte sich geschworen, nie wieder untätig zuzusehen, wie diese Monster der Menschheit zusetzten!

Er nahm seine linke Hand und führte sie an den Mund, öffnete diesen und... -

„Eren, nicht!“ Erneut lenkte Petra seine Aufmerksamkeit auf sich. „Vertrau uns! Wir haben es schon viele Male so gemacht!“

„Warum lasst ihr mich nicht helfen? Sie sterben sinnlos!“

„Weil das der Preis der Freiheit ist! Vertrau in unser Team! Es wird keiner umsonst sterben!“

„Ich bräuchte nur von meinen Kräften Gebrauch machen und sie würden weiterleben!“

Petra öffnete gerade den Mund, als der Leutnant endlich antwortete.

„Tu, was du für richtig hältst.“

„Levi!“

„Petra, er muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Befolgt er die Befehle nicht, muss er mit den Konsequenzen leben und wir ebenso.“

Erneut erklang ein Schrei hinter ihnen und Eren, der sich dadurch nur bekräftigt fühlte, öffnete erneut den Mund, um sich in die Hand zu beißen.

„Eren, bitte nicht...“ Petra sah ihn noch immer eindringlich an. „Vertrau auf unsere Fähigkeiten.“

Die Zähne knirschend, packte der Junge die Zügel seines Pferdes fester. Worauf sollte er vertrauen, wenn er hinter sich Menschen sterben hörte?

Wie weggeblasen war die Müdigkeit der letzten Tage, in ihm tobte nur die unbändige Wut auf die riesigen Wesen, die sie niedermetzelten.

Wieder wanderte seine Hand in Richtung seiner Zähne. Er starrte auf die längst verblassten Bisswunden. Er spürte Petras eindringlichen Blick noch immer auf sich ruhen.

Fluchend ballte er die Hand zur Faust und trieb sein Pferd weiter an. Er hatte geschworen, den Befehlen seines Vorgesetzten Folge zu leisten und wenn sie dies nun von ihm verlangten, würde er es eben tun.

Wofür kämpfen wir?

Kapitel 5: Wofür kämpfen wir?
 

Noch im vollen Galopp sprang Jean von seinem Pferd ab und rannte die letzten Meter, um zu Armin zu gelangen.

Der Titan unterdessen wurde von den anderen Mitgliedern der Formation in Schach gehalten.
 

„Komm schon, tu mir das nicht an!“ Mit hektischen Bewegungen tastete Jean seinen jungen Freund ab und stellte zu seiner ungeheuren Erleichterung einen Herzschlag fest. „Gott sei Dank...“

Mit nun vorsichtigeren Berührungen prüfte er die restlichen Verletzungen.

Armins Kopf blutete, doch mit etwas Glück war es nur eine Platzwunde. Sein rechter Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Es würde schmerzhaft werden, aber es würde verheilen. Auch am Knöchel entdeckte Jean ungewöhnliche Beulen.
 

„Armin?“ Vorsichtig bettete er den Kopf des Jungen auf seinem Schoß und strich die blutigen Strähnen aus der aufgeplatzten Öffnung auf dessen Stirn. Der junge Soldat stöhnte und verzog vor Schmerz das Gesicht, doch diese Reaktion war Jean tausendmal lieber, als wäre er still geblieben.

Er würde Armin nicht sterben lassen. Nie wieder würde er einen seiner Kameraden sterben lassen, nur weil er unfähig war!
 

„...J...Jean? Au..!“ Armin hatte versucht sich aufzurichten, doch er sank direkt wieder zurück.

„Bleib liegen, Armin.“ Der hochgewachsene Soldat suchte bereits nach der orangefarbenen Leuchtrakete an seinem Gürtel. „Wir warten hier auf die anderen.“

„A-aber die Titanen...“, entgegnete der verletzte Junge mit schwacher Stimme.

„Schalt ausnahmsweise mal deinen Kopf ab und hör auf das, was man dir sagt. Ich kümmere mich da schon drum.“

„Mhm...“
 


 

„Sie kommt näher!“ Auruos Stimme war brüchig vor Angst.

Auch er hatte mitbekommen, dass der weibliche Titan mit einer seltenen Zielstrebigkeit hinter ihnen her war. Zwar hatte er schon viele Riesen umgebracht, doch dieser hier war anders als die anderen...

„Kyklo, Moses – auf Postion!“

„Aye, Sir!“

Die nächsten Soldaten stießen sich auf Levis Befehl hin von ihren Pferden ab und verschwanden in dem dichten Blattwerk der Bäume. Eren wandte sich um. Die Riesin holte langsam, aber stetig auf. Sie würde sie bald eingeholt haben, wenn nicht bald etwas geschah!

„Petra, Dieter, ihr seid die nächsten!“

„Aye!“

„Nein!“ Eren sah Petra mit vor Schreck geweiteten Augen an, doch diese lächelte nur.

„Vertrau auf unsere Fähigkeiten, Eren!“ Mit diesen Worten ließ auch die junge Frau ihr Pferd allein weiter reiten.
 

Nun war Eren der letzte Soldat, der hinter Levi ritt.

„In etwa einhundert Metern sind wir an der Reihe. Halte deine Ausrüstung bereit und zieh dich nach oben, wenn ich das Zeichen gebe!“ Der monotone Bass des Leutnants verriet keine Gefühlsregung. Ließ ihn das Geschehen um ihn herum tatsächlich kalt? Wie war das möglich?

Trotz seiner jahrelangen Verehrung für seinen Vorgesetzten, fragte Eren sich zum ersten Mal, wer von ihnen beiden das Monster war.
 

„Jetzt!!“

Auf den Befehl hin betätige Eren seine Haken und landete rasch neben Levi auf einem der gigantischen Äste.

Der weibliche Titan war nicht mehr weit entfernt und schien seine Augen direkt auf sie gerichtet zu haben.
 

„LOS!“ Erwins tiefe Stimme schallte durch den Wald und Eren verspürte einen kurzen Moment der Erleichterung. Wenn der Kommandant noch am Leben war, dann waren vielleicht doch nicht allzu viele Soldaten umgekommen!

Es knallte mehrfach und hunderte von Drahtseilen legten sich um den Körper der monströsen Frau.

„Wa...?“ Ungläubig verfolgte Eren das Szenario am Boden. Katapultähnliche Geschosse waren dort angebracht und von den einzelnen Soldaten betätigt worden. Die Riesin war bewegungsunfähig. Irgendwo in der Ferne hörte man Hanji einen Freudenschrei ausstoßen.

„Was tut sie da?“ Eren sah erst Levi an, folgte dann aber dessen Blick.

Der Titan hatte unter enormer Kraftanstrengung seine Hand schützend auf den Nacken gelegt.

„Es kennt seine Schwachstelle?? Wie ist das möglich?“

„Das ist die Frage...“
 

„ERLEGT SIE!“, donnerte Erwins Befehl durch die Reihen.

Eren wollte bereits los stürzen, doch Levi streckte seinen Arm aus, sodass er nicht an ihm vorbei kam.

„Du bleibst hier.“

„Wa..? Aber..?“

„Der ist eine Nummer zu groß für dich.“
 

Fassungslos starrte Eren auf den weiblichen Riesen, der sich noch immer nicht bewegen konnte.

Von der gegenüberliegenden Seite konnte er Auruo ausmachen, der zum Angriff ansetzte und auch Petra, zu seiner linken.

Beide erhielten Unterstützung von einer Handvoll anderer Soldaten, die sich an dem monströsen Rücken empor zogen und die Hand attackierten, die schützend auf dem Nacken lag.
 

Ein bestialischer Schrei klang durch den Wald. Die Titanin brüllte ihre Wut frei heraus.

Zu ihrer aller Überraschung ertönten noch mehr der Rufe und die Erde begann zu beben.

Titanen näherten sich in rascher Geschwindigkeit von allen Seiten.
 

„RÜCKZUG!“ Der Kommandant hatte die drohende Gefahr erkannt, doch noch ehe seine Einheit reagieren konnte, mobilisierte der gefangene Titan seine Kräfte, riss den freien Arm hoch und kappte ein Viertel der Seile.

Den Nacken noch immer schützend, schlug sie mit der nun beweglichen Hand nach den Soldaten. Wie lästige Fliegen wurden manche von ihnen einfach zerquetscht. Darunter Auruo.

Petra hatte gerade ihr Gear betätigt, als sie von der riesigen Hand gegriffen und gegen den nahen Baumstamm gepresst wurde. Ein schauriges Knacken ertönte und die junge Frau rutschte regungslos zu Boden.

„NEIN! Verdammt, ich muss da runter!“ Eren stemmte sich nun gegen Levi, der ihn noch immer gepackt hielt, entwand sich endlich dem eisernen Griff.

Noch ehe der Leutnant reagieren konnte, war der Hitzkopf hinab gesprungen und landete hinter dem weiblichen Titanen auf dem Boden.
 

Mit vor Wut verzerrtem Gesicht hob er die Hand an den Mund, wollte endlich eingreifen und diesem Monster den Garaus machen...!

Doch ehe Eren die Zähne in seinem Fleisch versenken konnte, wurde er von einer menschlichen Faust zu Boden geschlagen.

Levi hatte schnell gehandelt und war seinem Schützling gefolgt. Die anderen Soldaten hielten sich weiterhin in den schützenden Bäumen.
 

Erneut packte Erwins rechte Hand Erens Kopf und schlug ihn unsanft auf die Erde.

„Komm endlich zu dir, wir haben keine Zeit für Spielereien!“, knurrte er mit zusammen gebissenen Zähnen.

Die dröhnenden Schritte, der sich nähernden Titanen, ließen die Erde vibrieren.

Noch immer starr vor Trauer und Wut, richtete Eren sich nur langsam wieder auf.

Als der erste Riese durch die Bäume drang und die Lichtung betrat, griff der Leutnant seinem Schützling resignierend unter die Arme, betätigte seine Ausrüstung und zog sich mit seiner Last in eine der Baumkronen zurück.

„Ich... ich hätte eingreifen müssen...“ Der junge Soldat starrte vor sich hin und schien seine Umgebung kaum wahrzunehmen. Seine glanzlosen Augen waren in die Ferne gerichtet.

„Was hätte sein können und was nicht, ist nicht zu ändern“, war die kühle Antwort, die Eren letztendlich ein trockenes Schluchzen entweichen ließen.

Stumm stand der Leutnant vor Eren auf dem breiten Ast des Baumes. Sein Blick wanderte nach unten. Petra, die in einer unnatürlichen Haltung gegen einen der Baumstämme lehnte. Überall Blut... Petras Blut... Levi wandte sich ab. Nein, nicht jetzt...
 

Die titanische Menge hatte sich auf den weiblichen Riesen gestürzt und es erklangen widerliche Schmatzgeräusche.

Wie gebannt standen die Soldaten der Aufklärungseinheit in den Bäumen und sahen dem grauenhaften Schauspiel am Boden zu.

Es dauerte nicht lang und von ihrer Gefangenen waren nur noch rauchende Knochen übrig, die bereits zu zerbröseln begannen. Die Titanen zogen sich zurück und beachteten die Menschen in ihrer Umgebung gar nicht mehr.
 

Von der gegenüberliegenden Seite der Waldlichtung gab Erwin seinem Leutnant das Zeichen zum Rückzug. Sie hatten mehr als genug Kämpfer verloren und sollten schnellstmöglich nach Hause zurück kehren.
 

„Eren, komm jetzt.“ Levi kniete sich zu dem aufgelösten Jungen hinunter, der die Fingernägel in die knorrige Rinde des Baumes gebohrt hatte. Er entdeckte vereinzelte Blutrinnsale, die durch die Splitter hervorgerufen wurden. „Jaeger!“

Endlich sah der Junge auf und Levi bemerkte, dass seine sonst so lebhaft leuchtenden Augen abgestumpft waren. Unaufhaltsam quollen die Tränen aus ihnen hervor.

„I-ich hätte... hätte sie retten können!“, schluchzte er und vergrub das Gesicht in den Händen.

Levi seufzte. Damit konnte er nicht umgehen.

„Dieses Mistvieh war anders als die anderen...“, begann der Leutnant daher zögernd. „Der Preis ihrer Rettung hätte zu hoch sein können – wenn du es überhaupt geschafft hättest.“

Doch Eren schüttelte nur heftig den Kopf, erneut schluchzte er. „Ich h-hätte es v-v-versuchen müssen! Nun sind sie t-tot!“

Der sonst so beherrschte Leutnant zählte innerlich bis zehn. Diese Baustelle hier war nichts für ihn und doch fühlte er sich für seinen Schützling verantwortlich. Hatte er das auch unbedingt großkotzig vor Gericht verkünden müssen? Er seufzte erneut.

„Und doch bist du nicht allein, oder? Denk an deine Freunde, die auf dich warten und ich hab auch versprochen, auf dich aufzupassen.“ Endlich sah Eren verwundert auf, die Tränen schienen zu versiegen. „Such dir jemanden, der dir Halt geben kann.“

Eren nickte und wischte sich mit dem Ärmel seiner Uniform über die Nase. „Lass uns gehen, die anderen warten bereits.“
 

Der Ritt zurück, in die sicheren Mauern der Stadt, wurde zu einer Tortur.

Zwar traf die gesammelte Einheit nur auf wenige Titanen, doch war die Stimmung gedrückt – die Verluste, die sie zu beklagen hatten, waren zu groß.

Eren brachte nur ein schwaches Lächeln zustande, als sie auf die Frontformation stießen und Mikasa berichtete, dass es unter ihnen kaum Tote gegeben hatte. Wenigstens ihr ging es gut...
 

Nach einer ganzen Weile fanden sie auch Jean und Armin.

Fassungslos starrte Eren auf seinen verletzten Freund. Sein Rivale war gerade dabei, Armin mithilfe eines anderen Soldaten auf eine der Karren zu heben und ihm dabei so wenig zusätzlichen Schmerz wie möglich zu verursachen.

Er hatte wieder tatenlos zugesehen. Warum hatte Levi ihn nicht gehen lassen? Mussten noch so viele mehr leiden und sterben?

Sein Blick wanderte nach links. Den Soldaten neben sich kannte er nicht. Er war nicht Petra, die jederzeit ein freundliches Wort für ihn übrig hatte, ihm aufmunternd zulächelte...

Die Hände zu Fäusten geballt, bohrten sich Erens Fingernägel schmerzhaft in die Handfläche. So durfte das nicht weitergehen. Wofür kämpften sie, wenn sie bei den vielen gefallenen Kameraden keinen einzigen Erfolg verzeichnen konnten?
 

„Eren? Ist alles okay? Hanji sagt, er wird es schaffen.“ Mikasa näherte sich ihrem Adoptivbruder von der rechten Seite. Irritiert blickte der junge Soldat auf. Hanji? Wer würde es schaffen?

Er entspannte seine Hände und sah auf die geschundenen Innenflächen. Abgebrochene Nägel und eingerissene Haut. Einzelne Blutstropfen quollen aus den schmalen Wunden.

Mit einem Mal spürte Eren, wie sein Herzschlag schwerer wurde, die Hitzewellen, die durch seinen Körper jagten...

Nein... nein, nicht jetzt!

Der Gestaltwandler konzentrierte sich auf eine ruhige Atmung. Er durfte sich jetzt nicht verwandeln, nicht hier!
 

Mittlerweile hatte die Einheit sich wieder in Bewegung gesetzt. Eren fixierte die Mähne seines Pferdes und richtete jeden Gedanken auf sich selbst, versuchte, sich jede Faser seines eigenen, menschlichen Körpers bewusst zu machen.

Endlich ließen die Hitzewellen nach, das Atmen fiel ihm leichter. Keinen Moment zu früh, denn als Eren aufblickte, erhoben sich direkt vor ihnen die Mauern der Stadt.
 

Mit gesenkten Köpfen machte sich die Aufklärungstruppe daran, sich dem Spott der Bevölkerung auszusetzen. Nichtsnutze und Versager waren sie, eine Verschwendung der Steuergelder...

Doch zwischen all den bösen Worten hörte Eren eine aufgeregte Kinderstimme. Er suchte nach dem Ursprung des Lautes und entdeckte einen Jungen, der sich durch die Menge drängte und mit strahlenden Augen zu ihnen empor sah.

Der geschundene Soldat fühlte sich an sich selbst erinnert und doch schaffte er es nicht, dem Kleinen ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.

Kämpfernatur

Kapitel 6: Kämpfernatur
 


 

Seit dem Ausflug in die riesigen Wälder waren bereits einige Tage vergangen.

Armin hatte sich wieder erholt, musste jedoch strenge Bettruhe einhalten, damit sein gebrochener Arm und auch die Verstauchungen in den Beinen schnell genesen konnten.

Die durch seine Gehirnerschütterung verursachte Übelkeit hatte er endlich überstanden und war mehr als froh darüber.
 

„Ist Eren noch immer nicht aus dem Keller gekommen?“

Mikasa schüttelte bedrückt den Kopf. Sie und Jean leisteten ihrem verletzten Freund außerhalb der Trainingszeiten ununterbrochen Gesellschaft, vertrieben ihm die Zeit oder brachten ihm eine Lektüre aus der Bibliothek.

„Ihn nimmt das ganz schön mit, hm?“ Armin seufzte. Wie gern würde er ihm irgendwie helfen...

„Du kennst ihn doch...“, setzte Mikasa an. „Er schottet sich völlig ab und will niemanden sehen. Als ich gestern nicht wieder gehen wollte, ist er ausgerastet, sodass Levi ihm wieder die Ketten hat anlegen lassen.“

„Was??“ Damit hatte Armin nicht gerechnet. Eren war schon immer temperamentvoll gewesen, aber ging diese Maßnahme nicht zu weit? Er war doch kein Tier!

Doch seine Freundin biss sich nur verbittert auf die Lippen. „Du hättest ihn sehen sollen, Armin... er zerbricht und wir können nichts tun...!“ Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie hatte geschworen, ihren kleinen Bruder zu beschützen, doch vor sich selbst konnte sie ihn nicht bewahren.

„Tss...“ Jean hatte bisher nur stumm am Fenster gestanden und seinen Blick auf die untergehende Sonne gerichtet. „Große Töne spucken kann er, aber sobald es ernst wird, dreht er durch. Eine schöne Hilfe.“

„Sei nicht so unfair!“ Armin richtete sich etwas zu heftig auf. Das schmerzhafte Stechen in seinem Arm ließ ihn wieder zurück sinken. „Du weißt, wie viele Männer wir bei dem Auftrag verloren haben! Und er hat alles mit angesehen!“

„Aber er wusste doch, worum es in der Aufklärungslegion geht! Jedes verdammte Mal hat er gesehen, mit welchen Verlusten die Truppen zurückkehrten“, erklärte Jean. „Natürlich ist es grausam, aber es war seine eigene Entscheidung!“

Armin senkte die Augen und starrte auf seine Hände, nickte jedoch.

Jean war im Recht, sie hatten alle gewusst, worauf sie sich einließen.
 

Eren hatte sich inzwischen vollständig zurück gezogen.

Die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, hockte er in der Ecke seiner Zelle und wollte niemanden sehen. Seine Wache duldete er nur solang, wie sie ihn nicht ansprach und auch sein Essen hatte er nicht angerührt.

Seitdem Mikasa ihn gestern erneut besuchte und nicht gehen wollte, musste er nach seinem Wutanfall wieder die kalten Ketten um seine Handgelenke tragen.

Es war so lächerlich.

Hatte die Expedition nicht bewiesen, dass er unnütz war und niemandem schaden, geschweige denn helfen konnte?

Immer wieder brach der junge Soldat in Tränen aus, wurde von Krämpfen geschüttelt und Wellen der Wut durchliefen ihn. Er wollte sich abreagieren, wollte bis zur Besinnungslosigkeit kämpfen und dem Wahnsinn ein Ende bereiten!

Und doch... und doch saß er lediglich in dem kühlen Kellergeschoss und brachte kaum den Willen auf, sich zu rühren. Er sah den Sinn dahinter nicht mehr.
 

Schritte kündigten die Ablöse seiner Wache ab.

Der diensthabende Soldat richtete sich von dem Stuhl auf und streckte sich gähnend. Leise Worte wurden gewechselt, doch es kümmerte Eren nicht. War das die Tag- oder Nachtablösung? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Das Schloss seiner Zelle klickte und Eren blickte überrascht auf. Direkt vor ihm stand Leutnant Levi.

„Versinkst du noch immer in Selbstmitleid?“

Der junge Soldat hielt den kalten Augen seines Vorgesetzten nicht stand und sah wieder zu Boden.

„Ich rede mit dir, Jaeger. Steh auf!“

Eren zögerte, doch letztendlich brachte er nicht den Mut auf, sich dem Mann zu widersetzen. Vor ihm stand noch immer niemand geringeres als Levi und trotz aller Geschehnisse konnte Eren nicht leugnen, dass er nach wie vor ein gehöriges Maß an Respekt für ihn empfand.
 

Mit einem Ächzen richtete er sich auf. Seine Muskeln waren von dem harten Ritt und den kalten Gewölben verkrampft und er spürte jede noch so kleine Bewegung.
 

„Und? Drehst du nun wieder durch?“

„Ich kann nun mal nicht einfach weiter machen, als sei nichts passiert!“ Die Stimme des Jungen klang heiser.

Mit einer schnellen Bewegung hatte Levi Eren am Kragen gepackt und presste ihn schmerzhaft gegen die kalte Mauer. „Denkst du, du bist der Einzige, der trauert?? Nur, weil nicht jeder seine Gefühle so offen zur Schau stellt, wie du?“

Betreten sah der Junge zu Boden. Stimmte es, was Levi sagte?

Bisher hatte er nur mitbekommen, dass alle Soldaten ihren Pflichten nachgingen. Immer wieder hörte er in der Etage über sich Stimmen, Gelächter und geschäftiges Treiben.

„Was wäre, wenn wir uns alle, wie du, verkriechen würden?“, zischte Levi und kam Eren dabei so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. „Da könnten wir die Tore direkt öffnen! Drecksbalg!“

Der Leutnant spuckte das letzte Wort regelrecht aus und ließ den Jungen los, der kraftlos zu Boden sackte.
 

Levi rieb sich müde die Augen und setzte sich auf Erens Bett. Die Beine schlug er mit einer galanten Bewegung übereinander und stützte sich mit den Armen nach hinten ab.

Nachdem Eren stumm am Boden sitzen blieb, ergriff er erneut das Wort. „Vielleicht solltest du darüber nachdenken, deinen Egoismus hinten anzustellen.“

Treffer. Der junge Soldat sprang abrupt auf und funkelte sein Gegenüber wütend an. „Egoismus?? Was soll das denn nun wieder heißen?“

„Merkst du nicht, dass es ständig nur um dich geht?“ Levi deutete nach oben. „Einer deiner Freunde liegt noch immer auf der Krankenstation. Soweit ich informiert bin, hast du dich nicht ein Mal nach ihm erkundigt oder warst ihn besuchen.“

Erens angespannte Haltung lockerte sich. Er wurde rot.

Levi hatte recht. Sie hatten Armin schwer verletzt gefunden und er hatte nichts besseres zu tun, als im Selbstmitleid zu versinken...
 

„Wie ich dir schon vor ein paar Tagen sagte: such dir jemanden, auf den du dich stützen kannst“, redete der Leutnant unbeirrt weiter. Er hatte bemerkt, dass das Leben in Erens Augen zurückgekehrt war. Er schien zu ihm durchgedrungen zu sein. „Viele hier denken, sie könnten sich auf mich verlassen. Ob ich den Erwartungen gerecht werde, oder nicht... muss jeder für sich entscheiden.“

Eren blinzelte. „Wa-? Aber natürlich! Euer Ruf ist nich umso-“

Levi hob die Hand, um den jungen Soldaten zu unterbrechen. „Darauf wollte ich nicht hinaus. Du hast die Wahl, ob du es ihnen gleich tun willst, oder ob du den Halt bei deinen Freunden suchst. Als Einzelkämpfer würdest du es dir nur schwerer machen, als es ohnehin schon ist.“
 

„Aber...“ Eren war verwirrt. Hatte er nicht genau den Mann vor sich, der immer für sich und unnahbar war? „Wieso handhabt Ihr es so, Leutnant? Bis auf den Kommandanten seid Ihr meist allein.“

„Das ist meine persönliche Einstellung. Dennoch kann ich dir versichern, dass mir jeder einzelne Soldat am Herzen liegt.“

Nun schwieg der Junge. Das war ein Widerspruch in sich, dennoch konnte er nicht abstreiten, dass sein Held aus Kindheitstagen Recht hatte.

Beide Soldaten saßen eine Weile still da, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
 

Stunden vergingen.

Levi schien sich mit stoischer Genügsamkeit das Muster des Steinmauerwerks einzuprägen, während Eren über ihr Gespräch nachdachte.

Im Moment konnte er seinen Leutnant nicht einschätzen.

War er nun der kalte, unberechenbare Krieger, den er vor wenigen Tagen in ihm entdeckt hatte, oder war da noch mehr? Hatte er tatsächlich zum Wohle aller entschieden und die anderen deshalb ihrem Opfer überlassen?

Wehmütig dachte er an Petra zurück und spürte sofort wieder das mittlerweile vertraute Brennen in den Augen. Doch hier, vor Levi, wollte er nicht noch einmal weinen müssen.

Die junge Frau fehlte ihm sehr und doch erinnerte er sich an ihre Worte, als sie zum ersten Mal in dieser Burg waren und Levi zum Großputz aufgerufen hatte. Hinter dem scheinbar so unnahbaren Leutnant steckte mehr, als man auf den ersten Blick erkennen konnte.
 

Irgendwann erhob sich Levi überraschend von Erens Bett. „Du solltest vielleicht noch etwas schlafen, ehe du zu gar nichts mehr zu gebrauchen bist.“

Mit diesen Worten verließ er Erens Zelle, doch anstatt zu gehen, lehnte er sich in gewohnter Manier gegen die Mauer und besah sich seinen Schützling prüfend.

„A-aber meine Wache...?“

„Das bin ich.“

Der Junge schluckte schwer. Es war die eine Sache, wenn ein Soldat dort saß und ihn bewachte, aber die ganze Zeit das Gefühl haben, dass die sturmgrauen Augen des Leutnants auf ihm lagen? Wie sollte er da schlafen?

Mit einem mulmigen Gefühl erhob er sich vom Boden, legte sich auf seine Pritsche und drehte das Gesicht zur Wand. Die harten Ketten, die er noch immer um seine Handgelenke trug, rasselten bei jeder Bewegung unnatürlich laut.

Seufzend kam Levi noch einmal zu ihm. Wie schon oft zuvor, bedeutete er Eren, die Hände auszustrecken. Mit einem Klicken öffneten sich die Scharniere und seine Fesseln fielen auf die Erde.

„Danke...“, murmelte der junge Soldat und versuchte nun, zumindest etwas Schlaf zu finden.
 


 

„Du siehst abgekämpft aus.“ Natürlich blieben Erwin die immer dunkler werdenden Ringe unter Levis Augen nicht verborgen.

Die letzten Nächte hatte der Leutnant bei seinem Schützling verbracht und sich erst in den frühen Morgenstunden ein wenig Ruhe gegönnt.

„Beschäftigt er dich so sehr?“ Der Kommandant saß an seinem Schreibtisch, während sein bester Mann abwesend aus dem Fenster blickte. Müde strich er sich über die Augen.

„Mh...“ Was sollte er dazu auch groß sagen? Er trug die Verantwortung für den Jungen und nach dem letzten Auftrag war dieser eine tickende Zeitbombe gewesen. Er hatte sich vergewissern müssen, dass sich Erens Zustand wieder normalisiert hatte. Er konnte die Tränen in den verzweifelten Augen nicht mehr sehen.

„Zwar ist er eine mächtige Waffe, wenn wir ihn geschickt einsetzen können, aber vergiss dabei nicht deine eigenen Fähigkeiten. Wir brauchen dich genauso, wie ihn.“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

Vorerst zufrieden nickte der Kommandant. „Übernimmst du heute wieder die Schicht? Du weißt, du musst das nicht tun.“

„Natürlich.“
 


 

Ein zögerliches Klopfen ließ Jean und Armin aufhorchen.

Der Blondschopf lag noch immer im Krankenzimmer und sprach gerade mit seinem Kameraden über die weite Welt hinter den Mauern, als sie unterbrochen wurden.
 

„Eren!?“ Armin wäre am liebsten aufgesprungen und seinem Freund entgegen gelaufen, doch der stechende Schmerz in seinem Bein hielt ihn davon ab. Mahnend hob Jean die Augenbrauen. Der junge Rekrut war noch lange nicht soweit, dass er munter durch die Gegend springen durfte.

„Hey Armin...“ Der sonst so selbstbewusste Soldat lächelte unsicher, als er sich dem Krankenbett näherte. „Wie geht es dir?“

„Schon deutlich besser“, antwortete Armin fröhlich und besah seinen Freund prüfend. „Nun guck doch nicht so, es ist alles okay!“

Eren wollte gerade etwas erwidern, als Jean ihm zuvor kam. „Traurig, dass du dich erst jetzt hier blicken lässt.“

Erschrocken fuhr Armin auf. „Jean! Lass das! Du weißt, was Mikasa gesagt hat!“

„Was hat sie denn gesagt?“

„Naja... ähm... dass die Mission dich ziemlich mitgenommen hat und du Ruhe brauchst“, erklärte der Jüngste im Bunde. „Sie war ziemlich enttäuscht, als du sie weggeschickt hast.“

Eren nickte. „Ja, die letzten Tage waren... es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Ich hätte dich viel eher besuchen sollen.“

Doch Armin interessierte die Entschuldigung gar nicht. Er freute sich viel zu sehr darüber, dass sein Freund endlich wieder aus dem Keller kam und seine Gesellschaft suchte.

Zwar sah Eren müde und entkräftet aus, aber aus seinen Augen leuchtete das altbekannte Feuer. „Oh, was ist das denn?“, bemerkte er nun und deutete auf die geröteten Handgelenke des Soldaten. „Das sieht übel aus!“

Überrascht blickte Eren hinab und besah sich die geschundene Haut genauer. „Achso... das wird von den Ketten kommen... das verheilt bald wieder.“

„Musst du sie nun wieder regelmäßig tragen?“

„Nein, Levi hat sie mir vor ein paar Nächten abgenommen.“ Ein Lächeln spielte um die Lippen des Jungen. Er hatte seinem Vorgesetzten einiges zu verdanken.

Wäre er nicht so hartnäckig geblieben und hätte ihn aus der Reserve gelockt, würde Eren vermutlich jetzt noch in seiner Zelle kauern.

„Der Leutnant?“ Armin schien überrascht. „Er schaut also regelmäßig nach dir?“

Eren zuckte mit den Schultern. „Anfangs ja, aber in letzter Zeit hat er die nächtliche Wache übernommen.“

„Allein bei dem Gedanken gruselt es mich schon“, mischte sich Jean erneut ein. „Der Kerl ist unheimlich. Kannst du da überhaupt schlafen?“

„So übel ist er gar nicht“, wehrte Eren ab und spürte im selben Moment, dass er es auch tatsächlich so meinte. Seine Verehrung für den Mann war ungebrochen.
 

So unnahbar Levi auch tat, seine Worte hatten der Wahrheit entsprochen.

Seine Untergebenen schienen ihm tatsächlich wichtig zu sein. Warum sonst hätte er sich seinetwegen die Nächte um die Ohren geschlagen? Als Leutnant hatte er sicherlich ganz andere Pflichten.
 

„Eren!?“ Mikasa war nun ebenfalls in das Krankenzimmer gestürzt und starrte ihren Adoptivbruder ungläubig an.

„Hey Mikasa“, lächelte dieser verlegen und fuhr sich mit der Hand durch das braune Haar. Da würde sicherlich gleich eine Standpauke folgen.

„Sag mal, was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du kannst doch nicht einfach.......“

Oh ja, die Standpauke kam. Und sie war lang.

Da aber Jean und Armin nur ein Lachen für ihn übrig hatten, musste Eren da wohl oder übel durch.

Vertrauen

Kapitel 7: Vertrauen
 


 

„Schon wieder??“

Mikasa reagierte zunehmend genervt, wenn Eren ihr erklärte, dass er an diesem Tag wieder seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten trainieren müsse. „Die nehmen dich mittlerweile fast täglich mit!“

Ihr Bruder hob beschwichtigend die Hände. „Ich muss das nun mal beherrschen, Mikasa.“

„Du brauchst aber auch eine Pause!“

„Beruhige dich doch“, mischte sich nun auch Armin ein. „Sie lassen ihn sich doch jedes Mal erholen.“

„Wenn ihn das schon umhaut, ist er eh zu nichts zu gebrauchen“, erklang die gehässige Stimme hinter ihnen.

Entnervt drehte Eren sich um und blickte Jean in die Augen. „Was, zum Teufel, machst du eigentlich ständig hier? Was willst du?“

„Falls es dir entgangen ist, ging es deinem Freund nicht sonderlich gut. Im Gegensatz zu dir überlasse ich ihn nicht direkt sich selbst.“

Wütend biss Eren die Zähne zusammen. „Was bildest du dir eigentlich ein?“

Jean erhob sich von seinem Platz, als sein Rivale sich vor ihm aufbaute und blinzelte ihn angriffslustig an. „Was denn? Verträgst du die Wahrheit nicht?“

„Du hast doch keine Ahnung, was eigentlich war!“

„Ich weiß genug, um -“

„Nun hört schon auf!!“, rief Armin besorgt dazwischen. Eine Schlägerei zwischen den beiden wollte er unbedingt verhindern.

Es dauerte einen Moment, ehe sich die beiden Soldaten auf die Worte ihres Freundes besannen und sich voneinander abwandten.

Immer noch aufgebracht, ging Eren zur Tür. „Ich komme nach dem Training wieder.“

Armin seufzte. „Muss das immer wieder sein?“, fragte er Jean.

Dieser zuckte nur grinsend die Achseln. „Es macht Spaß.“
 


 

Wie auch die letzten Trainingseinheiten zuvor, verlief alles nach Plan.

Eren schien seine Verwandlungen zu beherrschen, sodass er auf Erwins oder Levis Kommando hin voll einsatzfähig war. Auch den titanischen Körper konnte er nun bewusst steuern, ohne hinterher klaffende Erinnerungslücken vorzuweisen.

Zu seiner Erleichterung spürte der Junge ebenfalls, dass seine Kräfte zunahmen. Die Ruhepausen, die er nach den Übungen benötigte, waren nur noch von kurzer Dauer.

Während der Kommandant und sein bester Mann sich noch zu zweit berieten, sattelte die kleine Sondereinheit rund um Eren bereits die Pferde. Der Erfolg ihres Kameraden ließ sie alle wieder hoffen und so war die Stimmung unter ihnen entsprechend locker.
 

Da die Truppe immer nahe den Mauern blieb, dauerte der Ritt nicht allzu lang. Das erste Mal seit langem kehrten sie vor Sonnenuntergang zurück.

In der Burg angekommen, trat Levi an Eren heran. „Du kommst mit mir.“

„Aye!“ Der jugendliche Soldat beeilte sich, seinem Leutnant zu folgen, da der sich nicht die Mühe machte, zu warten, bis Eren das Zaumzeug verstaut hatte.
 

Ihr Weg führte sie in die erste Etage, in denen die Quartiere der Soldaten lagen. Zu Erens Leidwesen hielt Levi jedoch vor einer kleinen Kammer an und er ahnte, was nun auf ihn zukam. Bitte nicht jetzt.

Ohne sich umzudrehen, reichte Levi ihm einen Eimer und diverse Putzutensilien nach hinten.

Der nächste Stopp war eines der leer stehenden Zimmer. Es reichte ein abwartendes Hochziehen der Augenbrauen seitens des Leutnants, um jeglichen Protest im Keim zu ersticken.

Eren hatte früh bemerkt, dass sein Vorgesetzter in Sachen Sauberkeit keinen Spaß verstand und so unterdrückte er ein Seufzen, ehe er sich an die Arbeit machte. Immerhin half Levi ihm dabei.
 

Die Freude über die frühe Heimkehr war schnell verflogen, denn ehe Levi mit dem Ergebnis ihres Putzeinsatzes zufrieden war, war die Sonne längst untergegangen.

Gähnend streckte Eren sich, nachdem er seinen Lappen endgültig in den Eimer geworfen hatte. Lieber würde er gegen weitere Titanen kämpfen, als sich noch einmal so einem akribischen Grundputz widmen zu müssen.

„Du bist für heute noch nicht fertig.“

Ungläubig starrte Eren seinen Leutnant an. „Was? Was denn noch?“

„Deine Sachen müssen noch nach oben gebracht werden."

Er blinzelte. „Meine... Sachen?“

„Natürlich.“ Levi war gerade dabei, sich die Handschuhe auszuziehen. „Das hier ist dein neues Zimmer.“

„A-... wirklich?“ Erens Miene erhellte sich augenblicklich. Er würde endlich den Keller verlassen dürfen und in die Soldatenquartiere ziehen?

Der Leutnant nickte. „Wie wir dir bereits am Anfang sagten: sobald die Sicherheit über deine Möglichkeiten gewährleistet ist, kannst du dort raus. Du hast dir unser Vertrauen hart erarbeitet. Erwin hat bereits zugestimmt.“

Der junge Soldat strahlte über das ganze Gesicht.

Das bedrückende Gefühl, dass ihn jeden Abend überkam, wenn er seine Zelle betrat, wäre endlich vorbei. Nun würde er nicht mehr abgeschottet von den anderen gehalten werden, sondern als vollzähliges Mitglied, wie jeder andere auch, akzeptiert werden!

Levi stand schon in der geöffneten Tür, als er sich seinem Schützling erneut zuwandte. „Sei nicht allzu laut, es ist bereits spät.“

Mit diesen Worten ging er den langen Gang rechts entlang. Sein Quartier befand sich am Ende des Flurs, sodass er während der Freizeit immer einen Überblick von den Aktivitäten seiner Untergebenen hatte.
 

Noch während Levi die hastigen Schritte Erens, gefolgt von diversen Flüchen und einem Poltern hörte, bereitete er sich auf die Nacht vor.

Kopfschüttelnd konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. Der Junge bedeute das pure Chaos, war trotz seiner Beherrschung noch immer eine tickende Zeitbombe und würde noch viel lernen müssen... doch die Hoffnung und das Leben, die in den grünen Augen tobten, waren beinahe schon ansteckend.

Levi konnte nicht leugnen, dass er sich einen Spaß daraus machte, Eren mit gezielten Sätzen aus dem Konzept zu bringen. Eine willkommene Abwechslung zu dem sonst so ernsten Leben.

Mittlerweile hatte Eren tatsächlich sein Vertrauen gewonnen, doch es war nicht nur die Kraft, die hinter dem jugendlichen Soldaten steckte.

Er kam nicht umhin, eine leichte Verwunderung zu verspüren. Es gab nur noch wenige Soldaten, die mit solchem Eifer und auch mit dem Herzen für das Leben aller kämpften.
 


 

„Was ist denn das für ein Lärm??“ Natürlich war es niemand anderes als Jean, der seinen Kopf aus dem Zimmer reckte, als Eren in einem Gewirr aus Decken und Laken am Boden lag. „Ah... wer auch sonst...“, fügte er resignierend hinzu. „Was machst du da?“

„Ich habs mir bequem gemacht, sieht man das nicht?“, wurde prompt zurückgegiftet.

„Hm gut, dann brauchst du wohl auch keine Hilfe.“

Der hochgewachsene Soldat hatte seine Tür bereits wieder fast geschlossen, als Eren sich zu einer Antwort durchringen konnte. „Jean, warte!“

„Was denn noch?“

Umständlich schälte Eren sich aus den Stoffen und wäre beinahe erneut darüber gestolpert. „Ich darf das Zimmer hier beziehen, kannst du mir eben helfen, die Sachen aus dem Kellergeschoss zu holen?“

„Das Zimmer nebenan?? Auch das noch!“ Seufzend fuhr Jean sich durch die Haare. „Meinetwegen, sonst ist hier wohl nie Ruhe.“

Die beiden Rivalen gingen betont freundlich miteinander um, brauchten zu zweit jedoch nur noch wenige Gänge, um die wenigen Habseligkeiten von Eren in die obere Etage zu bringen.

„Du hast es nun also geschafft, hm?“ Jean blickte seinen älteren Kameraden prüfend an.

„Sieht ganz so aus.“ Eren bemühte sich um einen selbstbewussten Tonfall.

Zwar schien er nun die Beherrschung über sein inneres Ungetüm zu besitzen, doch es war ihm noch immer nicht geheuer. Was, wenn es doch ohne sein Zutun ausbrach...?

Jean nickte nachdenklich, sah ihm danach jedoch fest in die Augen. „Enttäusche uns nicht.“

Einen kurzen Augenblick ruhte die Hand des größeren Soldaten auf Erens Schulter, ehe er sich nun in sein Zimmer zurückzog.
 

Perplex brauchte Eren einen kleinen Moment, ehe er es seinem Kameraden gleich tat und in sein Zimmer ging. Er sah sich um. Sein eigenes Zimmer.

Ein größeres Zugeständnis in seine Fähigkeiten hätte er von seinen beiden Vorgesetzten nicht bekommen können.

Mit einem wohligen Seufzen ließ er sich auf die weiche Matratze fallen. Wie lange war es her, dass er in einem normalen Bett geschlafen hatte? Augenblicklich spürte er, wie sich seine Muskeln entspannten und eine wohlige Müdigkeit ergriff von ihm Besitz.

Ohne sich seiner Kleider entledigt zu haben, schlief Eren schließlich ein.
 


 

Wie die Tage zuvor, fand Eren sich direkt nach dem Frühstück zusammen mit Jean und Mikasa bei Armin ein.

In der Früh war Hanji bei ihnen gewesen und hatte ihrem blonden Freund eine Krücke dagelassen, sodass der junge Soldat sich zumindest etwas bewegen konnte, was sich wegen des gebrochenen Armes jedoch trotzdem noch als äußerst schwierig erwies.

„Je länger du dich schonst, umso schneller verheilt es“, hatte Jean Armin zu trösten versucht und ein dankbares Lächeln erhalten.

„Sie haben dich also endlich aus dem Keller gelassen?“ Mikasa beachtete ihre beiden Kameraden gar nicht und hatte sich direkt an ihren Bruder gewandt. „Das wurde aber auch langsam Zeit.“

Eren konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Er zupfte neckisch an dem roten Schal, den sie immer trug. „Ja, wie ich es dir gesagt hatte. Aber sag mal... was läuft da eigentlich zwischen euch?“ Mit den Augen deutete er auf Jean.

„Was meinst du?“ Mikasa verstand nicht, worauf er hinaus wollte.

„Na zwischen dir und ihm.“

Die junge Frau schnaubte verächtlich. „Gar nichts. Er weicht Armin kaum noch von der Seite, aber mir soll es recht sein.

„Armin?“ Das überraschte Eren nun doch. Hatte Jean nicht zuvor deutliches Interesse an seiner Adoptivschwester gezeigt? Das hier wäre doch eine ideale Chance, um ihr näher zu kommen. Dennoch kam er nicht umhin, seinem ewigen Rivalen dankbar zu sein – er war Armin in letzter Zeit eine große Stütze gewesen.

Spezialtraining

Kapitel 8: Spezialtraining
 


 

„Aber ich hab Hunger!“

„Du hast eben erst gefrühstückt!“

„Das ist mir doch egal, es hat nicht gereicht! Ich brauche noch etwas für unterwegs!“

„Wie willst du mit vollem Magen trainieren??“

„Das hat bisher immer geklappt!“

„Aah, du machst mich noch wahnsinnig!“

„Dann lass mich doch einfach in die Küche!“

„Nein, wir sind schon fast zu spät!“

„...“

Während Mikasa sich bereits die Ohren zuhielt, verfolgten Eren, Armin und Jean belustigt die kleine Streiterei zwischen Sasha und Connie.

Jeden Morgen gab es dasselbe Gezeter und doch schienen die beiden nicht müde darüber zu werden. Wie hieß es doch so schön? Was sich neckt, das liebt sich? Connie würde frühzeitig graue Haare bekommen, wenn er sich das tatsächlich antun wollte.

Kichernd schüttelte Armin den Kopf. „Die zwei sind wirklich einzigartig, aber im Kampf ein gutes Team. Sie ergänzen sich prima.“

„Davon haben wir hier einige Duos“, schaltete sich Jean mit ein. „Schau dir Berthold und Reiner an. Zwar halten sie sich meist zurück, sind zusammen aber unschlagbar. Dasselbe gilt für Ymir und Christa.“

„Stimmt... es ist spannend, wer hier alles zueinander findet...“, erwiderte Armin und lächelte seinen Kameraden fröhlich an. Dies war der erste Tag, an dem er die Krankenstation verlassen durfte und er genoss das vertraute Chaos um sich herum.

Dabei bemerkte er gar nicht, wie Jeans Hände sich verkrampften. Armin hatte Recht – hier gab es mehrere Zweierteams, die sich immer aufeinander stützen konnten und er hatte nun wiederholt versagt. Wie konnte sich so jemals jemand auf ihn verlassen? Nahm Armin ihm das denn gar nicht übel? Das unbekümmerte Gesicht des jungen Soldaten schien genau das auszudrücken.
 

Eren hörte dem Gespräch seiner beiden Kameraden schweigend zu, während sie sich nun von ihren Plätzen im Essensraum erhoben, um zum Training zu gehen. Jean stützte Armin etwas, da dieser noch recht unbeholfen mit seiner Krücke umging.

Er stimmte ihnen ausnahmslos zu – man konnte beinahe täglich beobachten, wie die gesamte Einheit näher zusammen wuchs. Eine große Familie, bei der Freud und Leid geteilt wurden. Aber war das klug? Was, wenn einem von ihnen etwas passieren sollte? Der Verlust würde doppelt und dreifach schmerzen...

Sein Blick wanderte über Mikasa und Armin. Sollte ihnen etwas zustoßen...

Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken beiseite zu fegen und erregte damit die Aufmerksamkeit seiner Ziehschwester.

„Was ist los mit dir?“

Eren versuchte sich an einem Lächeln. „Ich frage mich nur, wo das alles hinführen wird...“

Die junge Frau nickte verstehend. Ihr Bruder war in den letzten Wochen deutlich erwachsener geworden... würde er sie bald nicht mehr brauchen?
 

„Jaeger?“

Eren blieb abrupt stehen, als Leutnant Levi plötzlich vor ihm stand. „Aye?“

„Du kommst mit mir.“ Verdutzt drehte der Junge sich zu seinen Freunden um, doch die erwiderten nur ebenso ratlos seinen Blick. Sein Spezialtraining sollte doch eigentlich beendet sein?

Er beeilte sich, Levi zu folgen, der natürlich nicht die Geduld hatte, um auf seinen Untergebenen zu warten.
 

Während der Rest der Aufklärungseinheit den üblichen Trainingsplatz nutzte, hielten sich Eren und Levi ein wenig abseits davon. Im Gegensatz zu den anderen Rekruten hatte er sein komplettes Maneuvergear anlegen müssen.

Abwartend stand er auf der weiten Fläche vor Levi, der ihn kritisch von allen Seiten musterte.

„Du solltest ein wenig mehr Wert auf Ordentlichkeit legen. Deine Uniform sieht schrecklich aus.“

„Aye, Sir!“, antwortete Eren ohne zu zögern, auch wenn er sich gedanklich fragte, was es an seiner Kleidung auszusetzen gäbe. Er hatte sie erst vor wenigen Stunden aus dem Schrank genommen.

„Es ist wichtig, dass du dich nicht nur auf deine formwandlerischen Fähigkeiten verlässt“, begann Levi nun endlich den Grund für das Sondertraining zu erklären. „Genau deshalb stehen wir hier. Erwin möchte, dass du dich an mir orientierst, um so wenig Gedanken wie möglich daran zu verschwenden, den Titanen zu wecken. Das sollte immer nur im Notfall geschehen.“

Verstehend nickte Eren. Er dachte an die Situation im Wald zurück. Noch immer war er nicht sicher, ob die Entscheidung des Leutnants die richtige gewesen war...
 

Levi schaffte es schnell, Erens Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Im Bruchteil von Sekunden spürte der junge Soldat die kühle Klinge seines Vorgesetzten an seinem Hals. Er schluckte. Dieser kleine Moment der Unachtsamkeit hatte ausgereicht, um ihn den kommenden Angriff nicht bemerken zu lassen.

„Konzentriere dich, sonst können wir das hier gleich wieder abbrechen, Idiot“, knurrte Levi und ließ von ihm ab.

Verlegen blickte er zu Boden. „Verzeihung...“

Nun bekam er tatsächlich von dem Mann eine Sonderausbildung, den er schon so lang verehrte und vermasselte es innerhalb von Minuten. Hatte er nicht genau davon immer geträumt? Verärgert biss Eren die Zähne zusammen und brachte sich in Angriffsposition. Nein, er würde Levi beweisen, was in ihm steckte und er dessen Mühe wert war!
 

Der Leutnant nahm nickend zur Kenntnis, dass sein Schüler sich bereit gemacht hatte.

„Achte genau auf meine Bewegungen“, wies er ihn an, ehe er Eren eines seiner Blitzmaneuver vorführte.

Eren hatte Mühe, den aufblitzenden Klingen Levis zu folgen, als dieser sich mit wirbelnden Pirouetten in die Luft schwang und sich um sich selbst drehte. Woher nahm dieser Mann diese wendige Geschwindigkeit? Dem Jungen stand noch immer der Mund offen, als Levi mit einem Mal seine Schwerter in die Erde rammte.

Er richtete sich auf und wischte die Schneideblätter seiner Klingen mit einem Tuch sauber. „Meinst du, das bekommst du hin?“

„Ähm...“

„Das habe ich mir gedacht“, seufzte Levi. Er beäugte Erens Kampfhaltung genauer. „Gehe weiter in die Knie und mach dir deine Größe zunutze. Je kleiner du dich machst, umso weniger Luftwiderstand spürst du.“

Eren stand etwas ratlos da. Der Leutnant hatte gut reden – er war gut anderthalb Köpfe kleiner als er! Wie sollte er das anstellen?

„Versuche es erst einmal am Boden. Beuge dich vor und halte die Klingen nach vorn und hinten in einer Parallele. Achte darauf, sie nicht gegen den Wind zu halten. Das bremst dich aus.“
 

Der junge Soldat bemühte sich den Anweisungen zu folgen, doch Levi schien nicht zufrieden zu sein.

Eren zuckte heftig zusammen, als die kühlen Finger des Leutnants leicht über seinen Hals strichen, während dieser ihn an den Schultern packte, um ihn zu lenken. „Weiter runter.“

Das Herz des Soldaten schlug viel zu schnell, als er Levis Stimme so nah an seinem Ohr spürte. Himmel, wann hörte diese Nervosität endlich auf?? Das war doch lächerlich!

Eren hatte die Knie mittlerweile in einer unbequemen Haltung gebeugt und befand sich auf Augenhöhe mit Levi. „Gut so.“

Die Hände wanderten tiefer zu Erens Brustkorb und drehten ihn harsch nach rechts. Der junge Soldat bemühte sich um eine gleichmäßige Atmung. Was sollte Levi von ihm denken, wenn er bemerkte, wie aufgeregt er war?

„Bei dieser Art von Maneuver ist der Wind dein bester Freund. Mach ihn dir zunutze“, erklärte der Leutnant unbeirrt weiter. Spürte er tatsächlich nicht den hämmernden Herzschlag unter seinen Fingern? Eren betete, das dem so war. „Momentan weht er von hinten. Hast du nicht die Möglichkeit, deinen Angriff anzupassen, drehe deinen Körper. Du solltest nun selbst bemerken, dass du mit dem Wind, statt gegen ihn stehst.“

Levis Worte drangen nur langsam zu Eren durch, doch der Junge nickte endlich. Zwar brauchte er etwas, um ein Gespür für das, was Levi ihm zeigen wollte, zu entwickeln, doch nachdem er es verstanden hatte, war es kinderleicht.
 

Als Nächstes führte Levi seinen Schützling auf einen kleinen Hügel, bei dem die hintere Seite steil abwärts führte.

Von dort aus hatten beide einen optimalen Blick auf die restliche Aufklärungseinheit, die weiterhin ihre Nahkampftechniken erprobten. Freie Zeit zum zusehen blieb jedoch aus. Eren musste ebenfalls weiter an sich arbeiten.

Levi entfernte sich ein wenig von ihm, um ausreichend Platz zu schaffen. „Von hier nimmst du Anlauf und springst. Versuche, die eben gelernte Technik anzuwenden.“

„Aye!“
 

Der Leutnant hatte erst gegen Abend Erbarmen mit Eren gezeigt und selbst das Mittagessen ausfallen lassen. Wäre da nicht ein großes, schwarzes Loch in seinem Magen gewesen, hätte Eren sich wohl kaum noch einmal in den Essenssaal geschleppt.

Kraftlos ließ er sich auf die Bank neben Mikasa fallen, sein Kopf landete direkt auf der Tischplatte. Wie schon frühs saßen ihnen Jean und Armin gegenüber.

„Ach komm...“, bergrüßte Armins ständiger Begleiter ihn. „So schlimm kann es nicht gewesen sein."

„Mmmmmh...“, war die gedämpfte Antwort. Armin konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen – wenn das die einzige Reaktion auf Jeans Stichelei war, dann musste Eren wirklich müde sein.

Den bösen Blick erntete der hochgewachsene Soldat stattdessen von Mikasa, die ihrem Ziehbruder aufmunternd über den Rücken streichelte. „Er hat es wohl wieder übertrieben, hm?“

Eren schüttelte den Kopf und versuchte unter letzten Kraftanstrengungen, eben diesen wieder zu heben. „Es war okay, ich sterbe nur vor Hunger...“

Sehnsüchtig wanderte sein Blick zu den langen Tafeln, auf denen bereits alles angerichtet war.

„Warte hier, ich hole dir etwas.“ Normalerweise nervte es den jungen Soldaten ein wenig, wenn Mikasa so wahnsinnig fürsorglich war, doch heute war ihm diese Art mehr als willkommen.

„Was habt ihr gemacht?“, wollte nun Armin wissen, während Jean sich der Soldatin angeschlossen hatte, um ihr Abendessen zu holen.

„Schnelligkeitstraining. Levi will, dass ich mich auf meine eigene Stärke verlasse und nicht auf die, der Titanen.“
 

Armin nickte nachdenklich. Er wollte es vor seinem Freund nicht zugeben, aber er war ihm in seiner menschlichen Gestalt deutlich lieber. Die Titanen waren zu unberechenbar, zu wenig erforscht, als das er dort hätte Vertrauen fassen können – selbst mit dem verrückten Hintergrundwissen, dass Eren in dem riesigen Wesen stecken sollte.

„Was macht Jean eigentlich nun ständig hier bei uns?“, wechselte Eren das Thema und gähnte ausgiebig. „Nervt der Kerl dich nicht?“

Der blonde Soldat schüttelte lächelnd den Kopf. „Im Gegenteil. Er ist wirklich nett“, erwiderte er. „Würdest du nicht immer mit ihm streiten, würdest du das auch bemerken. Ich mag ihn.“

Eren rollte nur mit den Augen. Das konnte noch heiter werden, wenn sich die beiden zusammentun sollten.

Ein voll beladener Teller, dessen Duft verführerisch in seine Nase wehte, verlangte allerdings nun seine volle Aufmerksamkeit. Mikasa und Jean waren zurück und Erens Magenknurren hatte schon eine besorgniserregende Lautstärke angenommen.
 

Nach dem harten Tag und dem ausgiebigen Abendessen schleppte Eren sich nur noch mühsam die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Er konnte die Augen kaum noch offen halten und freute sich auf sein Bett.

Selbst die harte Pritsche des Kellers wäre ihm willkommen gewesen, er wollte nur noch schlafen, ganz egal wo. Seine Uniform landete achtlos auf dem Boden, ein Bad würde er erst morgen nehmen.

Nachdem er die Vorhänge zugezogen hatte, legte Eren sich in sein Bett, war beinahe augenblicklich eingeschlafen und träumte von kühlen Händen, die weit mehr Stellen an seinem Körper erkundeten, als nur seinen Brustkorb und sein Herz aufgeregt schlagen ließen...

Schlaflos

Kapitel 9: Schlaflos
 


 

Der Mond stand noch hoch am Himmel, als Eren schweißgebadet erwachte.

Hektisch atmend sah er sich in seinem Zimmer um, doch alles lag still da, bis auf die Vorhänge, die im schwachen Wind leise raschelten.

Siedend heiß fiel ihm sein Traum wieder ein. „Oh Gott...!“

Eren fuhr sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn. Was sollte das...? Was war los mit ihm?

Hatte er tatsächlich geträumt wie Leutnant Levi...? Mit ihm...?

„Oh Gooooott!“, stöhnte der junge Soldat und vergrub das Gesicht in den Händen.

Sollte man nach einem anstrengenden Tag nicht in einen erholsamen, traumlosen Schlaf fallen?
 

Zu allem Übel verspürte Eren einen schmerzenden Druck in seiner Körpermitte.

Auch das noch...

Fluchend versuchte er, an irgendetwas anderes als die kühlen Augen und kundigen Hände seines Leutnants zu denken, doch der Traum war ihm derart realistisch erschienen, dass das gar nicht einfach war. Was sollte er denn jetzt machen? Er konnte doch unmöglich... nicht nach diesem Traum!

Etwas unbeholfen schälte er sich aus den Laken seines Bettes und tapste nur in Unterwäsche bekleidet über den kalten Steinfußboden. Vorsichtig öffnete er die Zimmertür, um ein unnötiges Knarren zu vermeiden und sah sich in dem dunklen Gang um.

Alles war ruhig. Natürlich, seine Kameraden schliefen alle noch und hatten vermutlich einen weniger aufregenden Traum, als er selbst.

Noch immer spürte Eren seinen pochenden Herzschlag unnatürlich intensiv. Er brauchte dringend eine Abkühlung. So leise wie möglich schlich er in Richtung der Bäder.
 

Mit beinahe schon zittrigen Bewegungen stützte Eren sich am Waschzuber ab und tauchte seinen Kopf in das kalte Wasser darin. Prustend kam er nach einem kurzen Moment wieder an die Oberfläche und schüttelte sich das nasse Haar aus der Stirn.

Die Augen geschlossen haltend versuchte er, endlich wieder zur Ruhe zu kommen.

Seine Hormone schienen sich beruhigt zu haben und er konnte endlich wieder normal atmen. Dennoch musste er das erst einmal verdauen...

Es geschah nicht oft, dass ein Traum ihn dermaßen aufwühlte, aber dieser hier... er konnte es nicht fassen, was seine Fantasie sich da zusammen gereimt hatte.
 

Trotz des anstrengenden Tages war Eren nun hellwach. An Schlaf war vorerst nicht zu denken.

Seufzend beschloss er, ein paar Runden um den Trainingsplatz zu drehen. Die Sommernächte waren angenehm warm und ein Ausdauerlauf würde ihm sicherlich gut tun.
 

Der junge Soldat genoss die nächtliche Ruhe auf dem Platz.

Zwar liebte er den Trubel und das Leben um sich herum, aber gerade jetzt war die Stille genau das richtige für seine aufgewühlten Gedanken. So lief er einfach los und versuchte, sich auf nichts bestimmtes zu konzentrieren. Er musste den Kopf frei bekommen.
 

Etliche Runden später ließ Eren sich keuchend auf die Erde fallen. Er war völlig außer Atem und nun endlich machte sich auch die Müdigkeit wieder bemerkbar.

Zwar würde er bis zum Morgengrauen nicht mehr viel Schlaf bekommen, aber mittlerweile war er über jede Stunde dankbar.

Er wollte gerade aufstehen, als eine nahe Stimme ihn erstarren ließ.
 

„Was tust du hier? Hat dir das Training nicht gereicht?“

Eren brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer dort hinter ihm stand.

„Ich... ich konnte nicht schlafen, Sir“, antwortete er Levi deshalb, ohne sich weiter zu regen.

„Hätte ich das gewusst, hätte ich das Programm heute etwas verschärft.“ Die Stiefel des Leutnants tauchten in Erens Blickfeld auf. Er fluchte innerlich und zwang sich, aufzusehen.

Graue Augen lagen auf ihm und dem jungen Soldaten wurde bewusst, dass er noch immer nichts weiter als seine Unterwäsche trug. Er spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss und hoffte, dass die Dunkelheit diesen Umstand verbergen würde.
 

Mit betont langsamen Bewegungen, um sich nicht noch weiter zu blamieren, stand Eren endlich auf und erwiderte den abschätzenden Blick seines Vorgesetzten.

Levi trug noch immer seine Uniform, auch wenn er die Jacke zwischenzeitlich ausgezogen hatte. Das dünne Hemd lag eng an und dank der oberen Knöpfe, die geöffnet waren, hatte Eren eine Aussicht, die die Röte in seinem Gesicht nur noch mehr verstärkte. Sofort fiel ihm sein Traum wieder ein und er musste den Blick abwenden.
 

„Was ist los, Jaeger?“, verlangte der Leutnant zu wissen, bekam als Antwort jedoch nur ein unsicheres Kopfschütteln. Seine Stimme wurde eisig. „Jaeger?“

„Ich... ich fühle mich nicht besonders gut.“ Eine offensichtliche Lüge. Levi knirschte verstimmt mit den Zähnen. Er hasste Unehrlichkeit. Am Liebsten würde er dem Bengel eine Lektion erteilen...

Unwirsch packte er Eren am Kinn und zwang ihn so, ihn anzusehen. „Das soll ich dir abkaufen?“

Die grünen Augen seines Schülers starrten ihn vor Schreck geweitet an. Er spürte deutlich, wie schwer es dem Jungen fiel, dem Blickkontakt standzuhalten.

„Sir, ich... ich...“

„Wie wäre es mit der Wahrheit?“ Der Rotton auf Erens Wangen wurde noch ein paar Nuancen dunkler. Verächtlich ließ Levi von ihm ab. „Jeder Mensch hat seine Geheimnisse, das akzeptiere ich. Aber lüge mich noch ein Mal an und du wirst es bereuen.“
 

Eren schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und nickte. Er konnte Levi unmöglich den Grund für seine Schlaflosigkeit erzählen. Eine Kastration war wahrscheinlich das Mindeste, was ihn nach der Beichte erwarten würde.

Er versuchte, das Thema zu wechseln. „Weshalb seid Ihr noch wach, Leutnant?“ Sein Blick wurde immer wieder magisch von dem teils freiliegenden Oberkörper seines Gegenübers angezogen. Es kostete Eren erhebliche Mühe, Levi standhaft in die Augen zu sehen.

Verdammt, was hatte dieser Traum mit ihm angestellt??
 

„Eine blöde Angewohnheit“, antwortete Levi vage.

Er hatte schon immer einen leichten Schlaf gehabt, doch seitdem er die Verantwortung für den Soldaten vor sich trug, hatte sich dieses Problem noch verstärkt. Die nächtlichen Wachen im Keller waren ihm schnell ins Blut übergegangen, sodass er erst spät in der Nacht zu Bett ging, wo ihn die grünen Augen noch immer hin folgten.

Das ging diesen Bengel allerdings herzlich wenig an.
 

Eren trat nervös von einem Bein aufs andere. Ein leichter Schweißfilm bedeckte seine Haut. Kalt dürfte ihm nach dem Tempo, das er auf dem Übungsplatz vorgelegt hatte, nicht sein.

Um Levis Mund spielte der Hauch eines Lächelns. Der Junge überraschte ihn immer wieder. Trotz seines Starrsinns bewies er immer wieder Durchhaltevermögen.

„Du solltest vielleicht langsam ins Bett gehen“, wies er ihn nun an. „Morgen früh machen wir dort weiter, wo wir heute aufgehört haben. Und im Anbetracht deines Tatendrangs werden die Übungen natürlich angepasst.“
 

Erens Augen weiteten sich erschrocken. Vor wenigen Stunden hatte er sich kaum bewegen können und nun sollte er noch weitere Stunden der Tortur durchstehen? Hier lief so einiges gewaltig schief. Wie kam er auch auf die dämliche Idee, nachts laufen zu gehen?

Sein Blick wanderte erneut zu Levi, der auf seine Reaktion wartete. Noch immer spürte er die beschämende Hitze in seinem Gesicht und betete, dass sein Leutnant dies im schwachen Schein des Mondlichts nicht bemerkte.

Eigentlich wollte er hier draußen auf andere Gedanken kommen und was war? Der Grund seiner schlaflosen Nacht stand direkt vor ihm und holte ohne dessen bewusstes Zutun jede Einzelheit aus dem Hirngespinst hervor, an die Eren sich noch erinnern konnte. Eine leichte Gänsehaut durchlief ihn. Ob Levi tatsächlich dazu imstande war...?
 

Etwas verkrampft zwang sich der junge Soldat zu einem Nicken. Er traute seiner Stimme im Moment nicht. Die Situation war ihm so schon unangenehm genug, da musste er nicht auch noch irgendeinen Blödsinn stottern. Levi musste ihn mittlerweile schon für völlig unfähig halten.

Er war gerade ein paar Schritte gegangen, als er das leise Knirschen von Stiefeln die auf Sand trafen, hinter sich hörte. Der Leutnant folgte ihm also zurück in die Burg und Eren hatte das Gefühl, dass die grauen Augen pausenlos auf ihn gerichtet waren und ihn förmlich durchbohrten.

Wusste Levi etwas? Waren ihm seine Gedanken so offensichtlich ins Gesicht geschrieben? Er konnte unmöglich etwas ahnen!
 

Mit steifen Schritten ging Eren voraus. Der Steinfußboden der Burg traf angenehm kühl auf seine bloßen Fußsohlen und halfen ihm, sich etwas zu regulieren.

Eisern versuchte er, an seine weiblichen Kameradinnen der Einheit zu denken. Sasha, Hanji, Christa, Ymir, ja sogar Mikasa fiel ihm ein, doch keine wollte ihn genug ablenken, um ihn die sündigen Gedanken vergessen zu lassen. Dafür hatte der echte Levi hinter ihm einfach zu viel von sich gezeigt.

Verdammt, das bisschen Haut! Drehte er nun völlig durch!?
 

„Eren?“

Der Angesprochene zuckte heftig zusammen, als er seinen Vornamen aus dem Mund des Leutnants hörte. Erneut wurden Erinnerungen geweckt, die er gerade krampfhaft versuchte, beiseite zu drängen.

„...Aye?“ Er wusste, er hätte stehen bleiben sollen. Einfach weiterzugehen, ohne sich zumindest umzudrehen war respektlos, doch er brachte nicht den Mut dafür auf.

Die Schritte hinter ihm verklangen. Eren drosselte sein Tempo, atmete tief durch, wobei er ein ergebenes Seufzen unterdrückte und wandte sich letztendlich doch um.

Wie erwartet stand Levi dort mit verschränkten Armen und hatte die Augenbrauen bereits abwartend in die Höhe gezogen. Nachdem sein Schützling sich seiner Pflichten bewusst geworden war, entspannte er sich allerdings wieder.

„Packst du das Training morgen?“

Die Frage überraschte Eren ehrlich und so wusste er nicht, wie er antworten sollte. Nach dem anstrengenden Tag und der kräftezehrenden Nacht würde ihm etwas Ruhe gut tun, doch die Blöße wollte er sich nicht geben.
 

„J-ja, ich denke schon“, meinte er letztendlich und verfluchte sich im gleichen Moment selbst. Warum verlor er vor dem Leutnant jedes Mal sein Selbstbewusstsein? Auch wenn dieser im Rang deutlich höher stand als er selbst – in gewisser Weise waren sie gleichberechtigt und Levi war lang nicht so kühl und distanziert, wie er es zuvor angenommen hatte. Selbst die anfangs zur Schau gestellte Brutalität blieb größtenteils aus.
 

Eren senkte den Blick. Er war völlig verwirrt.

Die Aufklärungseinheit war eine gänzlich neue Welt, ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte... und doch fand er hier seine Erfüllung. Er wurde akzeptiert und gefördert – und das von Levi höchstpersönlich. Davon hatte er nicht einmal in seinem kindlichen Leichtsinn zu träumen gewagt.

Und doch war es die Realität und er nutzte sie nicht so, wie er es eigentlich tun sollte.

Schon die kleinsten Dinge warfen ihn bereits aus der Bahn.
 

Levi trat an ihn heran.

Der junge Soldat biss sich verlegen auf den Lippen herum. Mit dieser Nähe konnte er gerade gar nicht umgehen und so tat er sein Möglichstes, sie zu ignorieren.

„Was ist los mit dir, hm?“ Die leise Stimme des Leutnants wehte durch den dunklen Gang. Nein, nein, nein, das war gar nicht gut!

Unsicher sah Eren auf, direkt in Levis Augen und wie zuvor blieben im die Worte im Hals stecken. Wie konnte dieser sonst so unberechenbare Krieger plötzlich so fürsorglich sein? Das brachte ihn nur noch mehr durcheinander!

Da Levi eine Antwort erwartete, entschied Eren sich zumindest halbwegs für die Wahrheit. „Ich weiß es nicht...“
 

Für einen absurden Moment hatte Levis Schützling den Eindruck, dass dieser ihm noch etwas näher kam, doch noch ehe er das tatsächlich realisiert hatte, war der Leutnant bereits einen Schritt zurück getreten.

„Schlaf dich aus“, meinte er ruhig. „Du nützt mir nichts, wenn du dich nicht konzentrieren kannst.“

„Aber..-“

„Kein aber. Komm morgen zu mir, wenn du munter bist und dann schließen wir dort an, wo wir heute aufgehört haben.“ Mit diesen Worten schritt Levi an dem perplexen Eren vorbei, der seinem Leutnant sprachlos hinterher starrte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand er in seinem Zimmer.

Der junge Soldat benötigte einen Augenblick, um sich zu sammeln, ehe er ebenfalls auf seine Tür zuging.

Er war verwirrter als vorher und hoffte dennoch inständig, endlich ein wenig Schlaf zu finden.
 

Levi hingegen lag bereits in seinem Bett, doch seine Augen waren geöffnet und starrten blicklos gegen die Zimmerdecke. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt und seine Gedanken rasten.

Was war nur in ihn gefahren?

Eren hatte eben so hilflos und verletzlich gewirkt, dass er das unbändige Verlangen verspürt hatte, ihm nahe zu sein... ja, ihn sogar trösten zu wollen.

Ein leises, verächtliches Lachen verließ seine Lippen. Hatte er diesen lächerlichen Gefühlsausbrüchen nicht bereits vor Jahren abgeschworen? Ihm war es immer gut mit dieser Entscheidung ergangen, doch seitdem er den Jungen kannte, schien sie nach und nach in sich zu zerfallen.

Was hatte er nur an sich, dass es Levi immer wieder zu ihm hinzog?

Vor Gericht hatte der Leutnant das Ganze noch als Spiel angesehen, aber nun? Nun lag er hier und zerbrach sich den Kopf darüber, weshalb sein Schützling so dermaßen durch den Wind war...

Erkenntnisse

Kapitel 10: Erkenntnisse
 

„Levi, ich will ehrlich sein... deine momentane Entwicklung gefällt mir ganz und gar nicht.“

Bereits in der Früh hatte Erwin nach seinem Leutnant rufen lassen, um sich mit ihm zu besprechen. Sein bester Mann saß ihm gegenüber seines Schreibtisches und zeigte keine Regung.

Wie typisch für ihn. Der Kommandant unterdrückte ein Seufzen.

Er schätzte Levi mehr als jeden anderen und doch verfluchte er ihn regelmäßig, da er es ihm so oft schwerer als nötig machte.

Auch jetzt blieb er ihm die Antwort schuldig, deshalb hakte er nach. „Ist es wegen dem Jungen?“

Levis Augenbrauen zuckten kaum merklich in die Höhe, doch Erwin kannte den Mann gut genug, um diese kleine Regung zur Kenntnis zu nehmen. Er hatte direkt ins Schwarze getroffen. „Soll ich jemand anderen für ihn einsetzen?“

„Das ist es nicht“, erwiderte der Soldat langsam.

„Sondern...?“

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau“, gestand Levi nun. Erwin würde sich mit beharrlichem Schweigen nicht zufrieden geben. „Er... beschäftigt mich.“

„Inwiefern?“

Verärgert zog Levi die Brauen zusammen. Was sollte dieses Verhör? Musste er nun tatsächlich komplett Rechenschaft ablegen? Er erhob sich von seinem Platz und ging zu dem längst erloschenen Kamin hinüber. „Es ist seine Art... sein ganzes Wesen“, versuchte er zu erklären. „Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf...“
 

Wieder blitzten die grünen Augen in seinen Gedanken auf.

Levi dachte an die letzte Nacht und sein Zusammentreffen mit Eren zurück. Wie der Bengel da so halbnackt vor ihm stand, hatte ihn das einige Nerven gekostet, doch das hatte der zum Glück in seiner eigenen Nervosität gar nicht mitbekommen.

„Er geht dir nicht mehr aus dem Kopf?“ Erwin erhob sich nun ebenfalls und sah seinen Leutnant prüfend an. „Was genau meinst du damit?“

Levi wandte den Blick ab. „Erwin, lass es.“

„Sprich!“ Nein, hier würde er ihn nicht so leicht herauskommen lassen.
 

Der Leutnant ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich sagte doch, ich weiß es nicht genau!“

„Bei deinen Augenringen scheinst du aber viel darüber nachzudenken. Versuche, es zu benennen.“

Levi fluchte. Jeden anderen hätte er längst einen Kopf kürzer gemacht, wenn er so mit ihm umspringen würde. „Ständig habe ich ihn vor Augen, ständig denke ich darüber nach, wie ich ihn weiter fördern kann und vor allem, wie ich ihn vor dem ganzen Dreck beschützen kann!“ Seine Stimme wurde zum Ende hin immer lauter.
 

Erwin schwieg einen Moment und wägte seine nächsten Worte genau ab. „Levi, du könntest sein Vater sein.“

„Denkst du, das weiß ich nicht??“ Mit einer harschen Bewegung fegte der Leutnant die Vase vom Kaminsims, die mit einem Krachen in viele Einzelteile zersprang.

Beruhigend legte der Kommandant die Hand auf Levis angespannte Schulter. „Wäre es nicht besser, wenn du etwas Abstand nimmst? Schau doch, was das Theater mit dir anstellt.“

Der Soldat knirschte mit den Zähnen und brachte ein „Nein“ hervor.

So sehr es ihn auch wurmte, er würde sich das nicht nehmen lassen. Nicht, ehe er dahinter gekommen war, was ihn an Eren Jaeger so faszinierte.
 

Erwin ergab sich.

Bis zu einem gewissen Maß würde er seinem Leutnant freie Hand lassen, ihn dabei aber im Auge behalten, um im richtigen Moment eingreifen zu können.

„Tu, was du für richtig hältst, aber nimm dir zumindest für heute frei. Deine Laune ist unerträglich.“
 

Dass Levi die Worte des Kommandanten missachtete, bemerkte Eren recht schnell.

Er war erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen und war dementsprechend noch nicht munter, als der Leutnant in sein Zimmer platzte und ihm unsanft die Decke wegriss.

„Wa-?“ Erschrocken fuhr er hoch.

„Aufstehen! In einer halben Stunde bist du auf dem Übungsplatz, bring deine Ausrüstung mit!“

Eren hatte gar keine Chance, um reagieren zu können, da war Levi auch schon wieder aus seinem Zimmer gestürmt.

Hatte er die Erlebnisse der vergangenen Nacht vielleicht doch nur geträumt?
 

Dass die Zärtlichkeiten seiner Fantasie entsprungen waren, war nur logisch und auch völlig absurd. Aber das nächtliche Treffen? Levi, der ihm beinahe schon Mut zusprach?

Eren spürte, wie die Verwirrtheit, die ihm bereits zuvor viele Stunden Schlaf gekostet hatte, zurückkehrte. Müde rieb er sich über die Augen. Er fühlte sich schlapp und kraftlos. Wie sollte er heute das Training mit dem Leutnant überstehen?

Ihm blieb gerade genügend Zeit, um unter die Dusche zu hasten und seine komplette Ausrüstung anzulegen, er hatte nicht einmal etwas gegessen!
 

Es dauerte nicht lang und Eren gewann den Eindruck, dass Levi ihm ihr Zusammentreffen übel nahm.

Rücksichtlos wurde der junge Soldat erst etliche Runden um den Platz gejagt, nur um anschließend direkt am Vortag anknüpfen zu können.

Bewahrheitete sich hier Levis Ankündigung, das Training zu verschärfen? Würde ihm nicht jeder einzelne Muskel wehtun, hätte er wohl pausenlos geflucht. So allerdings wollte er seinem Vorgesetzten keinen Grund geben, um noch weiter zu gehen.
 

„Was soll der Scheiß, Jaeger?“, fauchte Levi gerade, als Eren sich bei einer der vielen Drehungen verfing und der Länge nach zu Boden fiel. „Konzentriere dich gefälligst!“

Hastig versuchte der Junge sich wieder aufzurappeln, doch sein Leutnant war schneller. Unsanft packte er ihn am Kragen und zog ihn auf Augenhöhe heran. „Lass mich hier nicht meine Zeit verschwenden!“

Eren erwiderte Levis Blick unsicher und versuchte, unter dessen Griff zu nicken.

Das erboste Funkeln in den Augen des Leutnants wurde schwächer. Mit einem abwertenden Laut ließ er den jungen Soldaten abrupt los, der es schaffte, das Gleichgewicht zu halten und wandte sich ab.
 

Was tat er hier eigentlich?

Der Bengel konnte nichts dafür, dass Erwin ihm so zugesetzt hatte und doch war er überhaupt erst der Grund für seine Misere.

Doch so wütend er eben noch gewesen waren, die Augen seines Schützlings ließen dieses Gefühl regelrecht verpuffen. Groß und klar hielt Eren meist dem Blickkontakt stand und Levi hatte Mühe, dass ihm die Gesichtszüge nicht entglitten.

Herrgott, was war los mit ihm? Es war völlig gegen seine Art, aber es behagte ihm nicht, so mit Eren umzugehen. Auch wenn sie in der letzten Nacht ein eher einseitiges Gespräch geführt hatten, so war ihm das deutlich lieber gewesen, als wenn er ihn so dermaßen verschreckte und verunsicherte – das war nur bis zu einem gewissen Punkt noch belustigend.

Zu weit wollte er einfach nicht gehen.
 

Gerade als Levi sich gefasst und zu seinem Schüler umgedreht hatte, erkannte er den Soldaten Armin Arlert, der auf seiner Krücke auf sie zugehumpelt kam. Das war dann wohl Erens moralische Unterstützung.

Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und seufzte.

Eren war noch immer völlig außer Atem und versuchte dennoch, halbwegs gerade vor ihm zu stehen, um die neuen Befehle entgegenzunehmen. Seinen Freund hatte er noch gar nicht bemerkt.
 

Für einen Moment schloss Levi die Augen und sammelte sich. „Du bist noch immer ausgelaugt, oder?“, fragte er seinen Schützling schließlich und war erleichtert, dass seine Stimme den gewohnten Ton wiedergefunden hatte.

Eren öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, nickte dann letztendlich aber nur zögernd.
 

Der Leutnant steckte sein eigenes Schwert, mit dem er den Jungen zwischendurch immer wieder überraschend attackiert hatte, zurück in sein Gear. „Wir machen morgen weiter. Tu tätest besser daran, ausgeruht zu sein.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und machte sich auf den Weg zurück in die Burg.
 

Eren blickte Levi perplex hinterher.

Versteh einer diesen Mann... er tat es jedenfalls nicht.

Mit einem schweren Seufzen ließ er sich auf die Wiese fallen und atmete tief durch, um wieder zu Atem zu kommen. Er bemerkte Armin erst, als sich dieser neben ihn setzte und sah überrascht auf.
 

„Hey Eren“, lächelte der blonde Soldat. „Mikasa sagte, dass ich dich hier draußen finden würde. Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht.“

„Armin... du bist der Beste!“ Endlich konnte er wieder lächeln. Sein Magen machte sich augenblicklich lautstark bemerkbar – nach Levis plötzlichem Erscheinen hatte er keine Zeit mehr für ein Frühstück gehabt und die Mittagszeit war längst um. Hastig schnappte er nach einem der Brötchen und biss genüsslich hinein.

„Ich hoffe, ich habe euch nicht unterbrochen“, meinte Armin nachdenklich, doch Eren schüttelte nur den Kopf. Zum Sprechen war sein Mund zu voll.

„Wie lief es heute?“

Eren zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen, doch Armin legte nur fragend den Kopf schief, so dass er sich beeilte, den Bissen hinunterzuschlucken.

„Schrecklich. Ich kann mich momentan nur schwer konzentrieren.“

„Du siehst auch ziemlich fertig aus... ist alles okay mit dir?“ Armin betrachtete seinen Freund besorgt. Die immer tiefer werdenden Augenringe waren ihm schon länger aufgefallen, doch waren sie in letzter Zeit nie allein gewesen, wo er ihn hätte ansprechen können.

„Ja, ich schlafe nur nicht so gut“, lächelte Eren beruhigend.
 

„Hm...“ Armin schien nicht überzeugt. „Eren, du weißt, du kannst mit mir über alles sprechen.“

Ertappt blickte der junge Soldat auf, und ließ sein Brötchen sinken.

Wie gerne würde er sich den Kummer von der Seele reden und generell eine andere Meinung hören... aber wo sollte er nur anfangen, wenn er es selbst nicht richtig zu fassen bekam?

„Nimmt der Leutnant dich zu hart ran?“, hakte der Jüngere nun nach, der Erens Zögern bemerkt hatte.

„Nein, im Gegenteil... das Training ist anstrengend, aber es bringt mich weiter“, begann sein Freund endlich. „Du hast ja eben gesehen, wenn es nicht geht, dann lässt er mich, aber... ich weiß auch nicht... ich bin so verwirrt...“

„Wieso das?“

„Sein Verhalten... Armin, du weißt, wie sehr ich diesen Mann verehre.“ Eren lachte freudlos auf, pickte einzelne Bröckchen aus dem Brotstück und drehte sie zwischen seinen Fingern. „Es ist irgendwie anders geworden. Seit dem ich in dieser Einheit bin, ist er stets irgendwie da und stützt mich. Auf der anderen Seite ist er kalt und abweisend... ich versteh es nicht... ich kann damit nicht umgehen.“

„Und das beschäftigt dich so sehr? Versuch doch, darüber hinwegzusehen“, schlug Armin vor.

„Ich kann nicht...“
 

Zu Erens Schrecken fing Armin an zu kichern. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast dich verliebt!“

Der junge Soldat fuhr auf. „Red keinen Unsinn!“

„Na hör dir doch mal selbst zu“, erwiderte sein Freund grinsend.

„Schwachsinn... Levi ist doppelt so alt wie ich. Und außerdem ein Mann“, fügte er hinzu.

Armin lächelte ihn aufmunternd an. „Das sind alles Gründe, aber die sollten kein Hindernis darstellen.“

Verständnislos runzelte der Größere die Stirn. „Was meinst du damit?“

„Schau... ich zum Beispiel...“ Armin zögerte einen Moment, ehe er weitersprach und blickte verlegen zu Boden. „Ich genieße Jeans Nähe sehr.“
 

Es herrschte ein kurzer Moment der Stille, ehe Eren fassungslos zu stottern begann. „J-jean?? Tu mir das nicht an!“ Doch sein Freund verlor sein Lächeln nicht.

„Hab dich nicht so, ich weiß, dass du ihn eigentlich auch magst. Wenn auch nicht so wie ich“, zwinkerte er zum Schluss.

Eren musste erst einmal verdauen, was er da gehört hatte. „Trotzdem...“, begann er schließlich wieder. „Das ist doch etwas ganz anderes.“

„Wieso?“

„Weil... naja, wir sprechen hier immerhin von Levi.“

„Er ist auch nur ein Mann, Eren. Und auch wenn er sie gut versteckt, wird er ebenfalls Gefühle haben.“
 

Der Soldat schwieg.

Wieder kam ihm die letzte Nacht in den Sinn. Der Traum, den er gehabt hatte... konnte Armin Recht haben? Aber war es nicht völlig normal, dass man in seinem Alter gewisse Fantasien hatte?

Frustriert fuhr er sich durch das verschwitzte Haar.

Warum war das alles so verdammt kompliziert?
 

Armin legte seinem Freund aufmunternd eine Hand auf die Schulter.

Was sich da zwischen ihm und Jean anbahnte, entwickelte sich beständig und auch wenn er nicht wusste, wie der hochgewachsene Soldat darüber dachte, so genoss er das leichte Kribbeln, das ihn in seiner Nähe durchlief.

Lange Zeit hatte er gehofft, dass Eren und Mikasa ebenfalls zueinander finden würden, doch sein Freund zeigte so gar kein Interesse an einer romantischen Beziehung mit ihr, sodass er sich diese Idee längst aus dem Kopf geschlagen hatte.
 

„Ihr trainiert morgen wieder zusammen, oder?“

Eren rang sich ein Nicken ab und blickte fragend auf. Worauf wollte Armin hinaus?

„Statt ewig vor dich hinzugrübeln, hör einfach auf dein Herz. Du wirst merken, was du fühlst.“

Der Soldat stöhnte genervt auf. Armin schien von seiner fixen Idee bereits überzeugt zu sein – so ein Schwachsinn!

„Leg dich erstmal hin... du solltest dich erst einmal wieder richtig ausschlafen.“

Endlich ein vernünftiger Vorschlag. Eren stimmte seinem Freund zu und half ihm hoch.

„Aber mal ganz im Ernst: ausgerechnet Jean??“

Armin lachte nur fröhlich, während sie sich gemeinsam auf den Weg in ihre Zimmer machten.

Kapitel 11: überschrittene Grenzen

Kapitel 11: überschrittene Grenzen
 

„Wie geht es deinem Bein?“

Wie schon die Abende zuvor, kümmerte Jean sich darum, Armins Verbände zu wechseln. Der Kleinere von ihnen konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Kannst du es bewegen?“

Probeweise drehte Armin seinen Knöchel ein wenig, zuckte jedoch zusammen, sodass Jean seinen Fuß direkt wieder festhielt. Der blonde Soldat hob allerdings beschwichtigend die Hände.

„Es geht schon, es ist nur mehr noch wie ein Stechen.“

Sein Kamerad war nicht überzeugt. „Du musst dein Glück trotzdem nicht herausfordern. Schon dich lieber noch eine Weile.“
 

„Jean... danke.“ Armin musste all seinen Mut zusammen nehmen, als der hochgewachsene Soldat, der vor ihm kniete, endlich aufblickte.

„Was meinst du?“

„Für deine Hilfe. Seitdem wir wieder zurück sind, bist du immer für mich da.“

Jean widmete sich wieder dem Verband um Armins Fuß. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann...“, antwortete er leise. Armin legte den Kopf schief. „Hm?“

Noch immer mied er den Blickkontakt zu seinem Freund. „Hätte ich besser aufgepasst, wärst du vielleicht unverletzt geblieben.“

Armin brauchte einen Moment, um zu verstehen, worauf sein Gegenüber hinaus wollte, doch dann weiteten sich überrascht seine Augen.
 

„Was redest du denn da? Das ist totaler Unsinn!“ Jean erwiderte nichts, nur ein bedrücktes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Ehrlich Jean, ist das der einzige Grund, warum du hier bist?“ Armin war verletzt. Hatte er tatsächlich zu viel in die Gesellschaft seines Kameraden hineininterpretiert? Er wandte sich ab und verfluchte, dass er nicht so einfach den Raum verlassen konnte.
 

„Armin...“ Jean setzte sich neben dem Jüngeren auf das Bett in der Krankenstation. Er war nie ein großer Redner gewesen und so suchte er nach den richtigen Worten. „Das ist es nicht... jedenfalls nicht nur.“

Sein Freund blickte auf, konnte den traurigen Ausdruck allerdings nicht ganz aus seinen Augen verbannen. „Anfangs dachte ich, du wärst ein Schwächling, der an Jaegers Rockzipfel hängt“, plapperte er munter drauf los und bemerkte gar nicht, wie sich Armins Blick weiter verfinsterte. „Aber... du hast mich überrascht.“

Lächelnd wandte er sich dem blonden Jungen zu. „Du hast Mut bewiesen, bist klug und hast Träume... das ist viel wert.“
 

Erens Freund aus Kindertagen musste Jeans Worte erst ordnen, doch dann breitete sich das gewohnte Lächeln auf seinem Gesicht aus.

Vielleicht sollte er einfach mal seinen Kopf ausschalten und nicht jede Kleinigkeit hinterfragen. Er hatte Eindruck bei Jean hinterlassen. Er selbst, ohne fremde Hilfe und für den Anfang reichte es, um ihn glücklich zu stimmen.
 


 

Mittlerweile war Erens Schlafrhythmus völlig zerstört.

Nach dem vorzeitig beendeten Training hatte er sich noch ordentlich den Bauch vollgeschlagen und auch wenn ihm der Kopf schwirrte, so war er schnell eingeschlafen, dabei war es noch längst nicht Abend gewesen.

Die Folge war, dass erneut der Mond noch immer hoch am Himmel stand, als er das nächste Mal die Augen aufschlug.
 

Der junge Mann schlug die Decke zurück und erhob sich.

Er fühlte sich deutlich ausgeruhter, als zuvor und brauchte etwas frische Luft.

Wenn er an die letzte Nacht zurückdachte, traute er sich allerdings nicht noch einmal auf den Übungsplatz. Sein Freund Armin hatte ihm genügend Denkstoff gegeben und ein vorzeitiges Treffen mit dem Leutnant wollte er daher nicht riskieren.

Trotz der angenehmen Temperaturen nahm er sein Hemd von der Stuhllehne und zog es sich rasch über.

Seufzend rückte er die Vorhänge ein Stück zurück und stützte die Arme auf dem steinernen Fenstersims ab. Eine kühle Sommerbrise zog über sein Gesicht und vertrieb auch den übrigen Rest der Schläfrigkeit.

Draußen lag alles still da, es war nur pausenlos das monotone Zirpen der Grillen zu hören.
 

Eren genoss die Ruhe.

In letzter Zeit war das alles ein wenig viel für ihn und er musste dringend seine Gedanken ordnen. Nur wo sollte er da anfangen?

Sein eigener Körper war ihm fremd geworden, er verfügte über titanische Kräfte, musste ein Spezialtraining ablegen und zu allem Übel warf Levi ihn regelmäßig aus der Bahn, oder führte ihn auf eben diese zurück.

Fluchend legte Eren seinen Kopf auf die Arme, die er noch immer auf dem Fenstersims stützte. Es könnte alles so einfach sein. Er wollte doch nur kämpfen... kämpfen und siegen!
 

Ein stetiges Pochen bewahrte Eren davor, dass er sich erneut in seinen Gedanken verfing.

Verwundert blickte er sich um und horchte aufmerksam auf. Da war es wieder. Ein dumpfer Laut. Eine kurze Pause. Und nochmal.

Neugierig geworden folgte er dem Geräusch und öffnete seine Zimmertür. Er spähte den Gang hinunter und bemerkte, dass am Ende des Flurs die Tür zu Levis Räumlichkeiten einen Spalt offen stand und ein schmaler Lichtschein daraus schimmerte. Das Pochen war weiterhin in regelmäßigen Abständen zu hören und stammte eindeutig vom Leutnant.

Eren biss sich auf die Lippe. Ob er nachsehen sollte...?
 

Noch ehe der junge Soldat sich selbst hätte aufhalten konnte, tappte er bereits barfuß und so leise wie möglich durch den Flur. Die Distanz war schnell überwunden und das langsame, stumpfe Pochen begleitete ihn dabei.

Vorsichtig spähte er durch den Türspalt und sah direkt auf Levis Seitenprofil.

Der Leutnant saß an seinem Schreibtisch, die Beine darauf überkreuzt und starrte im schwachen Kerzenschein abwesend vor sich hin. Er hatte ein kurzes Messer in der Hand und ließ es mit einer raschen Drehung seines Handgelenks immer wieder in das Holz der Platte schnellen.

Damit war die Ursache des Geräusches also geklärt.

Eigentlich hätte Eren nun kehrt machen sollen, doch er konnte sich nicht losreißen. Wie gebannt blickte er auf die ruhige Szene vor sich.
 

Minuten vergingen und endlich wurde dem Jungen bewusst, was er dort eigentlich tat.

Gerade wollte er sich zurückziehen, als Levis ruhige Stimme aus dem Zimmer ertönte und ihn vor Schreck heftig zusammenzucken ließ. „Wie lang willst du dort noch rumstehen, Jaeger?“

Eren durchlief es gleichzeitig heiß und kalt. Er verfluchte seine Neugierde. Er sollte das doch wieder Armin überlassen, der stellte sich geschickter an.
 

Tief atmete er ein, um sich zu sammeln und eventuell noch ein letztes bisschen Mut zu finden, ehe er das Zimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. „Ich, äh... also ich...“ Wieder wurde das Messer in die Tischplatte gerammt. Eren schluckte. Verdammt...

„Ja?“

„Ich wollte nur...“ Eren stockte, als Levi sich langsam erhob und auf ihn zuschritt. Er beglückwünschte sich selbst, sich dieses Mal wenigstens sein Hemd übergezogen zu haben. Andererseits änderte dies wohl nichts daran, dass er nun ziemlich in der Klemme saß.

Der Leutnant kam ihm gefährlich nahe und der junge Soldat wich unbewusst ein paar Schritte zurück, bis er gegen die Wand stieß.

„Sag Eren... wie kommt es, dass du immer präsent bist?“ Levi blickte ihn mit seinen dunkelblauen Augen unverwandt an. „Ganz egal, was es ist, du hast damit zu tun, oder bist sogar selbst dabei. Ich kann machen, was ich will... ich werde dich nicht los.“

„Sir...?“ Der Junge wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, er blinzelte verwirrt. Er gab sich doch Mühe, ihm oder den anderen nicht unverwandt zur Last zu fallen...
 

Levis Hand fand ihren Weg zielsicher in Erens Nacken und zog ihn so nah an sich heran, dass sich beinahe ihre Nasenspitzen berührten.

Dessen grüne Augen, die den Leutnant so sehr fesselten, waren weit aufgerissen und ein mittlerweile beinahe schon vertrauter Rotschimmer überzog seine Wangen. Er schien nach einer Antwort zu suchen, die Lippen waren leicht geöffnet, doch kein Laut drang daraus hervor.

Ihre Schatten an der Wand tanzten unruhig im flackernden Schein der Kerzen, doch keiner der beiden rührte sich.
 

„Verrat es mir...“ Die Worte waren mehr ein Flüstern an Erens Lippen, ehe Levi auch den letzten Abstand zwischen ihnen überwand, sie sachte mit seinen eigenen berührte.
 

Ein leichtes Zittern ging durch Erens Körper, doch er fasste sich erstaunlich schnell.

Der Kuss, federleicht und nichts fordernd, löste Gefühle in ihm aus, die er nicht für möglich gehalten hatte. Levis Mund, so warm und weich... er schloss die Augen und genoss den Moment.

Was hatte er nun noch zu verlieren? Für den Augenblick fühlte es sich so gut an... auch wenn er später sicherlich dafür würde bluten müssen. Jetzt wollte er die unerwartete Zärtlichkeit einfach nur genießen.
 

Der Leutnant löste sich ein wenig von ihm und sah ihn prüfend an. Eren zeigte keinerlei Gegenwehr, im Gegenteil. Seine Haltung war nicht mehr ganz so angespannt wie zuvor und er erwiderte seinen Blick unter halb geöffneten Lidern. Erneut zog Levi ihn zu sich heran, küsste ihn wieder, doch dieses Mal inniger.

Der junge Mann imitierte die leichten Bewegungen seiner Lippen und jagte einen zuckersüßen Schauer durch den Körper seines Vorgesetzten. Seine Unsicherheit konnte er vor Levi dennoch nicht ganz verbergen.

War das die Antwort auf seine Fragen? War es genau das, was er wollte? Was sie beide wollten?
 

So unbeholfen und schüchtern... das komplette Gegenteil des Soldaten, der er sein wollte.

„Du hast das noch nicht so oft gemacht, hm?“, flüsterte Levi dicht am Mund seines Schützlings.

Eren wandte den Blick ab und errötete noch mehr als zuvor. Levi legte die Hand unter dessen Kinn und zwang den jungen Mann so, ihn anzusehen. Diese Augen... der sonst so beherrschte Leutnant fand keine Worte dafür, wie sehr sie ihn fesselten.

„Noch nie..“, war die leise Antwort, die Levi sofort erstarren ließ. Das erste... Mal?

Er drückte Eren abrupt von sich weg und wischte sich mit der Hand über das eigene Gesicht. Was tat er hier eigentlich? Er hatte die Beherrschung verloren und musste wieder zur Besinnung kommen.

„Geh.“

„W..was? Aber ich..-“

„GEH!“
 

Mit der Situation überfordert stolperte Eren aus dem Zimmer. Was war nur plötzlich los? Hatte er etwas falsch gemacht? Oder war er seinem Leutnant einfach nur zu unerfahren?

Wieder einmal rasten seine Gedanken, als er kurz darauf sein eigenes Zimmer betrat. Zwar hatte er in dieser Nacht Antworten erhalten, mit denen er nicht gerechnet hatte, doch diese hatten beinahe noch mehr Fragen als zuvor aufgeworfen.

Fast schon verzweifelt schmiss er sich auf seine Matratze und zog sich das Kissen über den Kopf.

Wohin sollte das nur alles führen??

Er würde dem Leutnant nie wieder unter die Augen treten können...

Mit einem Mal schienen ihm die Titanen gar nicht mehr als sein größtes Problem.
 

Levi indes ließ sich schwerfällig auf sein Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.

Er war gewiss kein großer Romantiker, aber dass ausgerechnet er Eren seinen ersten Kuss geraubt hatte und sogar mehr wollte...

Die Unerfahrenheit des Jungen hatte ihn in die Realität zurück geholt. Er war fast noch ein Kind...!

Wütend trat er gegen den kleinen Nachtschrank, der bedrohlich wackelte.

Wie hatte er auch nur im Entferntesten daran denken können, ihm näher zu kommen? Das war verrückt und völlig absurd.

Er musste sich Eren endlich aus dem Kopf schlagen. Es hätte niemals so weit kommen dürfen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da die Resonanz hier doch eher dürftig ist, habe ich beschlossen, mir die Arbeit des Uploads hier nun zu sparen.

Wer dennoch wissen möchte, wie es weitergeht, kann (auch ohne dort registriert zu sein) gern hier vorbeischauen:
http://www.fanfiktion.de/s/526aa14700008cd3226f6275/1/Gemeinsam-in-die-Freiheit :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  kleinYugi5000
2015-02-21T12:53:40+00:00 21.02.2015 13:53
Hallo...finde deine story super^^
schade das du sie hier nicht mehr veröffentlichst
werde jetzt auf der anderen Seite weiter lesen
mach so weiter

Soph-chan

Von:  Schnittlauch
2014-09-11T21:29:36+00:00 11.09.2014 23:29
Hey, eine tolle FF! Eine der wenigen SnK-FFs, die ich wirklich gern lese. Die Charaktere sind sehr originalgetreu und erfrischenderweise mal nicht komplett OOC wie das hier auf Animexx leider oft der Fall ist. Dein Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Handlung wird in einem angenehmen Tempo erzählt. Ich kenn zwar nur das Anime, aber ich finde deine Story ist besser als das Original.
Antwort von: abgemeldet
20.09.2014 21:27
Vielen lieben Dank, das ist natürlich ein wahnsinnig tolles Lob! ♥
Von:  anuko-chan
2014-03-07T14:50:59+00:00 07.03.2014 15:50
So...
tut mir leid das ich erst so spät einen Kommi hinterlasse >.>
ich hab deine Fanfic vor 2 Wochen zu Ende gelesen und muss sagen...
SIE IST SOOOO TOLL!!! *-*
Ich LIEBE sie!!!
Dein Schreibstil ist wundervoll und das die Charaktere immer mehr OOC zum Schluss hin werden ist völlig in Ordnung ... weil sonst könnte dies nicht zustande kommen...
obwohl ich sagen muss, dass am Schluss der Story es vllt ein bisschen mehr OOC war als nötig aber nja... xD
Du hast die Charaktere echt super getroffen und es war einfach toll zu lesen.
Ich weiß noch wie ich auf das letzte Kapitel gewartet hab und als es da war, hab ich Luftsprünge wie sonst noch nie gemacht xD
Mein absolutes Lieblingskapitel ist das 9.
Wie süß du das beschrieben hast, als Eren nicht wegsehen konnte, von der leicht entblößten Brust von Levi... x3
Das ist echt ein tolles Kapitel!!
Danke für diese tolle Story!!
und sry das ich so viel und spät schreibe xD

lG
あぬこ~ :)
Von:  Kuroyukihime-Hina
2014-01-02T00:43:48+00:00 02.01.2014 01:43
Ich liege hier Nachts und suchte deine Story.Bin ich froh das meine Tochter schläft und ich ruhe habe.Ich liebe deine Story und genieße sie wirklich.Dein Schreibstil ist so herrlich angenehm hach einfach toll
Antwort von: abgemeldet
02.01.2014 04:23
Oh, das ist wirklich wahnsinnig lieb von dir, dankeschön >.<
Jaja, die lieben Kleinen, da ist man froh, wenn man doch etwas zum lesen kommt :)

Hier habe ich den Upload ja leider abgebrochen, aber vielleicht magst du auf FF.de ja weiterlesen, würde mich sehr freuen :)
Antwort von:  Kuroyukihime-Hina
02.01.2014 23:13
Hab ich gestern Nacht schon getan ...hab gesucht und gefunden Hach war das Entspannend :) Liebe an deine Schreibkunst ♥
Von:  Pibu-san
2013-12-06T18:53:39+00:00 06.12.2013 19:53
ich bekomm so gut wie garkeine resonaz zurück XD aber i denk ma: ma vl mögen andere meine story ^^
Von:  Pibu-san
2013-12-04T21:40:14+00:00 04.12.2013 22:40
lad es doch hier auch weiter hin hoch :)
ich glaube viele genießen nur das lesen und wissen vl garnicht was sie zurückschreiben sollen
Antwort von: abgemeldet
05.12.2013 02:56
Hm, meinst du?
Ich hab nur teils das Gefühl, dass es vergebene "Mühe" ist (Animexx ist so umständlich)^^
Aber gut... mal schauen :)
Von:  Pibu-san
2013-12-04T21:33:04+00:00 04.12.2013 22:33
neeeeeeeiiiin armin und jean XD es heitert alles auf ^^
Von:  Black_Polaris
2013-12-03T20:17:13+00:00 03.12.2013 21:17
ich liebe deine story, so treu an die wirkliche reaktionen wie aus dem manga, und doch so einzigartig das es schon kunst ist, weiter so ^^
Von:  Taigana
2013-12-01T16:20:37+00:00 01.12.2013 17:20
tolles Kapitel und super Fanfic :3
Auch Levi hat eine fürsorgliche Seite
Bin gespannt wie es weiter geht ^_^
Von:  Pibu-san
2013-11-27T18:50:34+00:00 27.11.2013 19:50
*verträumt* levi hat doch auch eine seite, die sich um eren kümmert. süß!


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