Gefangene Hoffnung
Eren Jaeger hatte es geschafft.
Schon vor Jahren hatte er es sich zum Ziel gesetzt, eines Tages der Aufklärungseinheit beizutreten und auch wenn Mikasa es missbilligte – nun endlich würde er seine Mutter und all die anderen rächen können.
In einer unterirdischen Zelle hockend und unter ständiger Beobachtung, machte es seinen Beitritt zwar nicht angenehmer, dennoch überwiegten Euphorie und Entschlossenheit, die in dem jungen Mann tobten.
Leicht zog er an den Ketten, deren Schellen fest um seine Handgelenke gebunden waren. Dass es ein lächerlicher Versuch war, den Titanen in ihm im Zaum zu halten, wusste im Grunde jeder.
Würde der 15 Meter Koloss in ihm erwachen, wären die dünnen Glieder nicht mehr als ein dünner Ast und kein Hindernis.
Dennoch forderte es die Regierung von Kommandant Erwin Smith, ein klägliches Zeugnis der Unwissenheit. Wie sollte die Menschheit überleben, wenn deren Herrscher die Gefahr nicht annähernd einschätzen konnten?
Trotz dieser Absurdität konnte Eren nicht leugnen, dass er selbst sich unter Bewachung wohler fühlte.
Die neu entdeckten Kräfte, die verhasste Macht der Titanen... warum gerade er?
Hätte er sie nicht aus eigener Kraft besiegen können?
Er verfluchte seinen Vater für die Untaten, an die er sich nur schwach erinnern konnte... wieso hatte er seinen eigenen Sohn in ein Ungeheuer verwandelt?
Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte... Leutnant Levis Worte vor dem Gericht, hatten nicht nur bei den Abgeordneten und Geistlichen Eindruck hinterlassen. Er war ein Monstrum.
Die Schmerzen, die Levi ihm zugefügt hatte, der herausgetretene Zahn und die Prellungen – er spürte nichts mehr von alledem. War ihm vor Gericht noch schwindelig gewesen, so hatte er sich längst vollständig erholt.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“
Petra, eine junge Soldatin der Aufklärungseinheit, die gerade für die Wache zugeteilt war, blickte auf, als sie das Rasseln der Ketten vernahm.
Der Junge hatte verbissen um sein Leben gekämpft und sie verspürte Mitleid mit ihm.
Sie kämpften alle für die Freiheit – und sperrten eine ihrer größten Hoffnungen in den Kerker.
Eren lächelte nur schwach und nickte.
Natürlich war alles in Ordnung.
Es war nur unerträglich, hier untätig festzusitzen, während seine Freunde womöglich bereits wieder um ihr Leben kämpften.