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Fight me, please!

Sommerwichteln 2013 für Baku_Chan
von

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Prolog

„Ich mache mir Sorgen.“

Ein leises Seufzen begleitete die Worte der jungen Frau, der man ihre vierziger Jahre nun wirklich nicht abvermutet hätte. Während sie das frisch gewaschene Gemüse auf der Arbeitsplatte ablegte und sich in einer gewohnten Ablauffolge die Hände an der blassrosafarbenen Küchenschürze trockenwischte, warf sie einen prüfenden Blick in Richtung Küchenuhr gleich neben dem Fenster. Einer der beiden geschnitzten Dodu-Köpfe, die als Zeiger fungierten, rückte einen Strich weiter nach unten – es war zehn vor halb sechs, abends.

Besorgt legte sie die Stirn in Falten. „Er wird sich wieder verspäten, hm?“

„Wie üblich“, kam der Kommentar von dem heranwachsenden Jugendlichen, der seinen Platz am Küchentisch eingenommen hatte und dort das Kinn in die Hand stützte. Auch er hatte seinen Blick auf die traditionelle Wanduhr geheftet, wie man sie in vielerlei Variationen rund um Tokiwa City und näherer Umgebung in den Wohnhäusern vorfinden konnte. Besonders in Tokiwa City selbst und auch hier in Masara Town waren sie bei den Einwohnern sehr beliebt. Man gewöhnte sich schnell an sie, ganz im Gegenteil zu manch anderen Üblichkeiten, die weitaus lästiger waren als das hölzerne Ticken einer Wanduhr. „Allmählich wird das zur Gewohnheit bei ihm. Ich hoffe, ihn erschlägt der Blitz.“

„Sei doch nicht so gemein“, sprach die Frau sanft. „Er kommt bestimmt gleich. Vielleicht wird er nur aufgehalten und kam noch nicht weg.“

„Tze.“ Leise knirschte der Holzstuhl unter ihm, als er das überschlagene Bein zurückzog und sich in einer aufrecht sitzenden Haltung zurücklehnte. Zwei schwarze Pfoten ergriffen sofort Besitz von ihm und legten sich über den mattbraunen Baumwollstoff seiner Cargohose, woraufhin er schon die Hand hob, um den schwarzen Kopf des Nacht-Pokémon mit dem gelben Kreismuster auf der Stirn zu streicheln. „Als ob ihm ein paar tausend Volt noch etwas anhaben könnten. Dem dürften inzwischen schon alle Sicherungen durchgebrannt sein. Ich hoffe ja immer noch für ihn, dass das der Grund dafür ist, dass er es schon wieder vergessen hat und uns hier wie die Blöden warten lässt.“

Einen Moment lang schwieg die Frau vor der Küchenzeile und schien zu überlegen. Nur zaghaft richtete sie ihre Stimme wieder an ihn. „Meinst du wirklich, er hat es vergessen?“

Ihm wären viele Möglichkeiten eingefallen, wie er darauf hätte antworten können. Er wusste vermutlich mehr treffende Beschimpfungen, als er Pokémon kannte, um seinem Ärger über das Fernbleiben des ersehnten Gastes Luft zu machen. Lediglich aufgrund der Tatsache, dass jene Frau ihm gegenüber niemand Geringeres als die Mutter jener Person und er sich dessen durchaus bewusst war, verkniff er sich den bissigen Kommentar, der ihm gerade noch durch den Kopf ging.

„Würde es dich noch bei deinem verpeilten Sohn wundern?“, entgegnete er stattdessen und befand, dass diese Formulierung noch milde genug von ihm gewählt war. „Ich meine, hattest du mir nicht erzählt, dass er letztes Mal sogar seine Wechselklamotten hier vergessen hat, als er hier war?“

„Hm. Ja, da muss ich dir allerdings recht geben.“ Sie klang nachdenklich, dann kehrte wieder Stille ein.

Als sie das nächste Mal das Wort ergriff, drehte sie sich nach dem braunhaarigen Jungen mit den grünen Augen um und wandte sich direkt an ihn. Jetzt, da ihr die Schatten ins Gesicht fielen, ließ sich auch erahnen, dass sie ihre jungen dreißiger Jahre bereits hinter sich gelassen hatte. Nicht, dass es einen Beweis gebraucht hätte, damit er dies wusste, immerhin kannte er die Mutter aus dem Nachbarshaus sein ganzes Leben lang. Genauso wie ihren Sohn, der dasselbe tiefschwarze Haar von ihr geerbt hatte, aber nicht ihre kastanienbraunen Augen. Nein, seine Augen waren… intensiver.

Er erkannte die Sorge in ihrem Blick sofort. Die typische Sorge einer Mutter um ihr Kind. Er hatte diesen Blick schon oft an ihr gesehen und nicht selten ihren Sohn darum beneidet, eine so fürsorgliche Mutter wie sie zu haben, doch dieser wusste es nicht zu schätzen. Seiner Überzeugung nach zumindest.

Er ahnte sofort, was als Nächstes kommen würde, noch ehe sie es aussprach.

„Green-kun, darf ich dich um einen Gefallen bitten?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-02-07T20:48:45+00:00 07.02.2014 21:48
~ Kommentarfieber ~

Hallo,
der Link hierher fand sich auch in meinem Weblog - auch, weil da noch einiges auf mich wartet ;) - und ich kann mich nicht daran erinnern, je was von dir gelesen zu haben.
Wie dem auch sei. Ich bin kein Spezialist in dem Fandom, macht mir aber nichts, sofern es dich auch nicht stört. Aber zumindest antesten muss ich einfach alles. :)

Der Einstieg gefällt mir jedenfalls schonmal. Eine Feststellung, eher negativ noch dazu, macht schonmal neugierig.
Die beiden agierenden Charaktere empfinde ich gelungen in Szene gesetzt.

Er wusste vermutlich mehr treffende Beschimpfungen, als er Pokémon kannte,
Passt hier natürlich als Vergleich wie die Faust aufs Auge, finde ich zudem noch schön ausformuliert.

[...]immerhin kannte er die Mutter aus dem Nachbarshaus sein ganzes Leben lang.[...]
Klar, Mutter ist hier keineswegs falsch, und vielleicht handelt es sich ausschließlich um eine Geschmackssache, aber ich würde trotzdem "Frau" statt "Mutter" verwenden.

Die Überleitung am Schluß ist gut gelungen. Etwas, das Green schon kennt, das er schon oft so erlebt hat. Und deine Kurzbeschreibung hat dies ja bereits angekündigt.
Ein solider Prolog, an dem ich weder technisch noch stilistisch etwas auszusetzen wüsste. Ich werde mich wohl noch weiter einlesen müssen, um eine Meinung zu der Geschichte bilden zu können - selbstverständlich! Was ich damit sagen wollte ist, dass ich gern nochmal vorbeischaue.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Antwort von:  Shizana
07.02.2014 21:54
Hallo abgemeldet,

danke, dass du wie versprochen hier vorbeigeschaut hast. Ich freue mich sehr über deine Rückmeldung. :)
Dass du fremd im Fandom bist, ist sogar ganz gut, denn so kann ich mich auf eine unvoreingenommene Meinung freuen. Ich hoffe sehr, dass du nicht von mir enttäuscht wirst.

Vielen Dank schon einmal bis hierher. Die Freude an mich ist dir geglückt.


Liebe Grüße
Shizana
Von:  Erenya
2013-10-19T15:40:10+00:00 19.10.2013 17:40
So ich habe erstmal den Prolog gelesen. Den Rest kommentiere ich auch, rein um dich zu ärgern XP

Also ich finde den Anfang sehr schön und vor allem authentisch. Noch dazu besticht er durch den kleinen Anflug von Humor, der allein durch Greens Verhalten kommt. Ebenso baust du Spannung auf, indem du noch nicht die Namen nennst. Aber einem Fan der Spiele dürfte recht früh klar sein, von wem du sprichst. Zumindest war das bei mir so.

Schön ist auch die Sicht auf Greens Gedanken und den daraus resultierenden Emotionen. So wie eben der leichte Anflug von Eifersucht auf seinen Freund, weil er so eine fürsorgliche Mutter hat.

Ich werde auf jeden Fall weiterlesen.
Antwort von:  Shizana
19.10.2013 20:11
Mich durch Kommentare ärgern? Muhaha, na DAS versuche mal! xD

Das hier war auf jeden Fall ein sehr schönes Feedback. Ich bin überrascht, dass du so viel zu dem bisschen Text zu sagen wusstest. Deine lieben Worten tun mir sehr gut, habe vielen lieben Dank dafür. ♥


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