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The Poetry of Light and Shadow

Loki x OC
von

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Die Reise beginnt

Gwen würde Bill Freeman umbringen.

Definitiv würde sie das tun.

Vorausgesetzt, sie überlebte diesen Trip hier und landete nicht in irgendeiner dreckigen Zelle irgendwo im amerikanischen Niemandsland, wo man sie mit Schlafentzug und Daumenschrauben foltern würde, um herauszufinden, warum sie sich mit einem falschem Namen unter eine Horde Wissenschaftler geschmuggelt hatte, die unter strikter Geheimhaltung auf dem Weg nach Asgard waren.

Gestern Abend hatte die ganze Sache noch furchtbar verlockend geklungen, als sie ihre Sachen gepackt und sich für die Abreise vorbereitet hatte.

Als sie Winston bei Ashlyn ablieferte, kam ihr das Ganze schon gar nicht mehr so reizvoll vor. Der Kater hatte schrecklichen Terror gemacht, als sie gegangen war und sie vermisste den verwöhnten Stubentiger schon jetzt.

Die Nacht war kurz und unruhig gewesen, da sie Nervosität und unzählige Schreckensszenarien geplagt hatten, die ihr phantasievolles Hirn ausgespuckt hatte.

Am Morgen war sie wieder von Tatendrang erfüllt gewesen und hatte es kaum abwarten können, endlich in den Zug zu steigen, der sie zum Flughafen bringen würde.

Jetzt saß Gwen endlich in der kleinen Maschine, die wohl von der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. extra zur Verfügung gestellt worden war und starb tausend Tode.

Überall saßen oder standen furchtbar wichtig und intellektuell aussehende Männer und Frauen, die sich angeregt unterhielten und bereits jetzt Thesen aufstellten und verwarfen oder sich in Spekulationen und Diskussionen verstrickten, denen Gwen schon nach zwei Sätzen kaum noch folgen konnte.

Himmel, hoffentlich sprach sie bloß keiner an um nach ihrer Meinung zu irgendwelchen hochtrabenden Themen zu fragen…

Vorsorglich ließ sie ihren gefälschten Ausweis unter ihre Bluse gleiten. Vielleicht ging sie ja mit viel Glück als Studentin irgendeines Wissenschaftlers durch und niemand würde sich mit ihr befassen.

Im Notfall konnte sie sich ja noch schlafend stellen.

Allerdings waren die vielen „echten“ Wissenschaftler noch nicht mal das Schlimmste. Viel mehr beunruhigten sie da eher die ganzen Agenten, die sich ebenfalls im Flugzeug aufhielten und die Mission wohl begleiten würden. Natürlich war S.H.I.E.L.D. mit von der Partie. Mit Sicherheit wollten sie den reibungslosen Ablauf der Reise überwachen.

Hier und da sah sie Waffenholster unter den perfekt gebügelten Anzugjacken aufblitzen und unter Garantie konnten die Männer und Frauen der Geheimorganisation damit umgehen.

Gwen schluckte und ließ sich tiefer in ihren Sitz sinken, scheinbar ganz in das Buch auf ihrem Schoß vertieft.

Einfach nicht auffallen, wie Bill es ihr geraten hatte. Das war das Geheimnis.

Der Kerl hatte echt gut reden. Er saß ja jetzt nicht hier zwischen einer Horde mitteilungsbedürftiger Wissenschaftler und äußerst aufmerksamen Agenten, die hoffentlich nicht gleich auf alles schießen würden, was sich außerhalb ihres Registers bewegte.

Zu alldem kam noch das schlechte Gewissen ihren Eltern gegenüber dazu.

Natürlich hatten die beiden mit Verständnis reagiert, statt ihr Vorwürfe zu machen oder ihre Enttäuschung als Druckmittel zu verwenden. Ihr Dad hatte sie lachend in ihren Entschuldigungen unterbrochen und beruhigt, sie schlussendlich noch damit aufgezogen, dass er nun Moms köstlichen Kuchen ganz für sich allein haben würde.

Sie hatte einfach die besten Eltern der Welt.

Gwen fühlte sich wirklich elend.

»Miss Morris?« Eine männliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie zusammenzucken. Es dauerte ein paar Herzschläge, bevor sie überhaupt registrierte, dass man ja sie angesprochen hatte.

»Miss Morris?« Die raue Stimme wurde fragender, nachdrücklicher.

Dieser verfluchte Name. Hoffentlich würde sie sich noch daran gewöhnen, dass sie jetzt so hieß.

»Äh, ja?!« Gwen wandte den Kopf nach links und blickte in das Gesicht eines definitiv wahnsinnig gutaussehenden Agenten, der sich über die beiden freien Sitze zu ihr gebeugt hatte, die blauen Augen über den Rand einer Sonnenbrille aufmerksam auf sie gerichtet.

Das kurze, braue Haare fiel ihm leicht in die Stirn, sein markantes Gesicht lockerte ein schmales, verwegenes Lächeln auf, das gerade auf seinen Lippen entstand. Sein kräftiger Körper steckte ebenfalls in einem Anzug, an dessen Brusttasche ein Ausweis baumelte, der ihn als Andrew Preston vorstellte. Der Griff einer Waffe lugte unter dem Stoff hervor.

Na hervorragend. Prinz Charming war hoffentlich nicht gekommen, um sie dezent darauf hinzuweisen, dass sie im falschen Flieger saß. Oder noch besser - um sie gleich zu erschießen.

Ein kurzes Räuspern, dann hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. Sie setzte sich auf. »Verzeihung, ich war wohl zu sehr in mein Buch vertieft.« Entschuldigend tippte Gwen auf den Einband des Wälzers auf ihrem Schoß.

»Das habe ich bemerkt.« sprach der Agent amüsiert, bevor er sie gründlich musterte, als würde er irgendetwas an ihr suchen.

»Kann ich Ihnen helfen, Sir?« Gwen fühlte sich unwohl unter diesem Blick; als wollte er ihre Identität auf den Prüfstand stellen. Zum Glück hatte sie sich nur für eine leichte, einfache Bluse entschieden, denn die Nervosität ließ sie bereits jetzt schwitzen.

»Haben sie Ihren Ausweis nicht dabei?« Er hob eine Braue und sah sie unverwandt an.

»Oh, doch. Natürlich.« Schnell zog sie das Bändchen mit der Karte unter der Bluse hervor und hielt es ihm vorausschauend entgegen.

Der Agent schickte einen knappen Blick auf das Kärtchen, dann überflog er eine Liste, die er auf einem Klemmbrett dabei hatte und setzte einen Haken auf dem Papier. »Also doch Miss Morris. Sie habe ich nämlich noch gesucht.« bemerkte er mit einem Lächeln, bevor er den Stift wieder in seine Brusttasche gleiten ließ. Offenbar war er mit der Kontrolle und Überprüfung der Vollzähligkeit der Fluggäste betraut.

Gwens Anspannung ließ ein wenig nach und sie fiel gelöst in ihren Sitz zurück. Himmel, sie musste sich wirklich beruhigen.

»Sie sehen ein wenig blass aus. Geht es Ihnen nicht gut?« Der Agent war noch immer da und legte den Kopf ein wenig schief, als er sie noch immer über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg besorgt ansah. »Flugangst?« Er grinste mitfühlend, wobei sich seine geraden, weißen Zähne zeigten und ein Grübchen in seiner Wange entstand.

Gwen nutzte diesen Aufhänger sogleich. »Ja, recht große Flugangst, wenn ich ehrlich sein soll. Noch dazu die Aufregung und Spannung vor der Reise. Immerhin macht man ja nicht alle Tage Urlaub in Asgard und besucht Götter.« Sie lächelte schief und setzte ihre Brille ab, um sich den Nasenrücken zu massieren.

Sie war wirklich innerlich völlig unruhig, aber tatsächlich aus anderen Gründen als er vielleicht vermutete - oder glücklicherweise dachte.

Der Agent lachte erheitert. »Sie sind wohl die Einzige hier, die das als Urlaub bezeichnen würde. All ihre Kollegen sind völlig aus dem Häuschen wegen der ganzen Arbeit, die auf sie zukommen wird.« Er deutete mit dem Daumen auf die Meute quasselnder Wissenschaftler hinter sich, bevor er eine Stewardess mit dem Servierwagen anhielt und für Gwen eine Flasche Wasser besorgte. Die hielt er ihr auffordernd hin. »Trinken Sie einen Schluck.«

»Danke.« Sie nahm das Wasser mit einem verlegenen Lächeln entgegen. »Naja, man soll ja nicht nur die Arbeit sehen. Uns wird eine einmalige Chance zuteil, da wäre es doch Verschwendung die Nase nur in Reagenzgläser und Tabellen zu stecken. Asgard ist sicherlich grandios.«

»Und wie es das ist. Habe ich zumindest gehört.« Der Agent zog mit einem Grinsen nun auch die Sonnenbrille von der Nase und ließ sie ebenfalls in seiner Brusttasche verschwinden. »Darf ich?« Mit einem einnehmenden Lächeln deutete er auf den Sitz neben Gwen.

Die nickte sogleich und zog ihre Jacke von dem Polster.

»Herzlich willkommen an Bord unseres International Airlines Fluges. Die Flugzeit wird etwa 1 Stunde und 15 Minuten betragen….« begann die Flugbegleiterin ihren Text vorzutragen und brachte damit Bewegung in die Wissenschaftler, die bisher in kleinen Grüppchen zusammengestanden oder gesessen hatten.

»Oh, wo sind meine Manieren. Ich hab mich gar nicht vorgestellt. Andrew Preston.« Der Agent streckte Gwen die Rechte hin, nachdem er das Klemmbrett in die andere Hand gewechselt hatte.

Gwen stellte ihre Flasche in die dafür vorgesehene Halterung, wischte die feuchten Hände an ihrer Jeans ab, bevor sie ihm die Hand reichte. »Mary-Ann Morris.«

»Schnallen Sie sich jetzt an und ziehen Sie Ihren Sitzgurt fest. Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir Ihnen während des gesamten Fluges angeschnallt zu bleiben.« Die restlichen Fluggäste hatten nun ebenfalls Platz genommen. Gwen konnte hören, wie die Triebwerke der Maschine starteten.

Nun gab es also kein Zurück mehr.

»Schön Sie kennenzulernen, Miss Morris. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich Ihnen beim Flug ein wenig Gesellschaft leiste, um Ihnen die Angst zu nehmen?« Er lehnte sich gelassen zurück und lockerte seine Krawatte ein wenig, bevor er sich den Gurt umlegte und verschmitzt zu ihr herüber grinste.

»Oh, nein, natürlich nicht. Ich bin ganz froh über ein bisschen Gesellschaft.« Nebenher mühte sich Gwen unauffällig mit ihrem Gurt ab, dessen Verschluss einfach nicht einrasten wollte.

Allerdings war der Agent höchst aufmerksam, wie man es wohl von einem Mann in seinem Job erwarten konnte. »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Er beugte sich zu Gwen herüber und verschloss ihren Gurt mühelos. Nebenher stieg ihr sein angenehm männlicher Duft in die Nase. »Sehen Sie, ganz einfach.« Er richtete sich wieder auf und sie konnte einen ausgezeichneten Blick in seine blauen Augen erhaschen.

»Danke schön.« Gwen zeigte sich mit einem Lächeln erkenntlich und ließ sich bequem in ihren Sitz zurücksinken. »Sagen Sie, Mister Preston. Wollen Sie mir nicht die Flugzeit mit ein paar Geschichten Ihres abenteuerlichen Lebens verkürzen?«

Der Agent lachte leise. »Wenn Sie die Flugzeit lieber schlafend verbringen wollen ist das genau das Richtige.«

Gwen musste ebenfalls lachen und konnte sich bereits um ein ganzes Stück mehr entspannen.

Naja, vielleicht wurde der Trip ja doch gar nicht so übel. Immerhin versprach Andrew Preston angenehme Gesellschaft, eine Quelle für Informationen über S.H.I.E.L.D… und noch dazu sah er verdammt gut aus.
 

Der Flug verlief tatsächlich mehr als angenehm und ohne Zwischenfälle. Und Gwen hegte die leise Hoffnung, dass sie diese Reise vielleicht wirklich unbeschadet und mit einer fantastischen Story im Gepäck überstehen könnte.

Andrew Preston hatte sich als wirklich unterhaltsamer Begleiter während des Fluges ausgezeichnet. Obwohl sein und ihr Job eher weniger zur Sprache gekommen waren - worüber Gwen schlussendlich auch gar nicht traurig war - hatten sie ausreichend Themen gefunden, über die sie sich austauschen konnten; angefangen von Hobbys bis hin über kulinarische Vorlieben und dem Hang zu Schmusetigern in der Wohnung.

Die Zeit war wortwörtlich im Fluge vergangen und Gwen war selbst erstaunt darüber, wie viel man in einer Stunde und fünfzehn Minuten über einen Menschen lernen konnte.

Andrew Preston war ihr sympathisch. Sehr sympathisch sogar.

Er war witzig, geistreich, charmant und ein Gentlemen. Eigentlich all das, was sie sich immer bei einem Mann gewünscht hatte.

Noch dazu war er Single. Eigentlich fast schon zu gut, um wahr zu sein.

Allerdings hätte sie ihn wesentlich lieber in irgendeinen New Yorker Café kennengelernt als auf einer Reise, die sie unter einem falschen Namen und verschleierten Motiven angetreten hatte.

Ein denkbar ungünstiger Ausgangspunkt für alle weiteren Dinge. Dinge, die sie sich eh aus dem Kopf schlagen sollte, da sie nicht zum Spaß unterwegs war, sondern einen Job zu erledigen hatte. Und Ablenkung konnte sie sich dabei gar nicht leisten.

Wenn das Ganze sie nicht ihren Kopf kosten sollte, täte sie nämlich gut daran, mit den Gedanken ganz bei ihrem Auftrag zu bleiben.

Nach ihrer Landung war die Gruppe Wissenschaftler in einen Bus weitergeleitet worden, der bereits auf der Landebahn auf sie gewartet hatte.

Der Flughafen schien nicht sonderlich viel genutzt zu werden, denn ihre Maschine war in jenem Augenblick die Einzige auf dem Rollfeld. Ebenso fehlte das geschäftige Treiben, welches man einfach von solchen Orten kannte; keine Gepäckwagen, keine Busse, die die Passagiere zu ihrem Flug brachten, keine Mechaniker, die sich sogleich eifrig über die gelandete Maschine hermachten. Aber eine ganze Menge S.H.I.E.L.D Agenten überall.

Wahrscheinlich gehörte der kleine Flughafen sogar inoffiziell der Organisation.

Andrew Preston hatte Gwen allerdings nach der Landung aus den Augen verloren. Wahrscheinlich fuhr er in einem der schwarzen Geländewagen mit, die den Bus auf dem weiteren Weg eskortierten.

Die Fahrt zog sich noch eine ganze Weile dahin, bis der Bus irgendwann eher unwirtliches und kaum bewohntes Gebiet durchquerte. Die Landschaft änderte sich langsam, die Vegetation wurde spärlicher, das Gelände felsig und zerklüftet; ab und an passierten sie kleinere Ortschaften, doch zum größten Teil schienen sie sich völlig außerhalb der Zivilisation aufzuhalten, während sie durch zunehmend bergigeres Areal fuhren.

Gwen hatte sich zwar Mühe gegeben Anhaltspunkte zu finden, wo sie sich gerade aufhielten, doch vergeblich.

Mit einem Seufzen ließ sie sich schlussendlich in ihren Sitz zurückfallen und gab es auf, aus dem Fenster zu spähen, um irgendetwas Interessantes oder Aufschlussreiches zu entdecken.

Dann nutzte sie die Zeit eben ein wenig produktiver. Sie zog ihr Notizbuch aus ihrer Umhängetasche, blickte sich dann noch einmal vorsichtig um, doch die Luft war rein - niemand interessierte sich sonderlich für sie, da die meisten der Wissenschaftler erneut in angeregte Dialoge verstrickt waren.

Perfekt.

Sie kramte einen Stift heraus und begann die bisherigen Eindrücke und Ereignisse ihrer Reise zu notieren.

Inzwischen passierten sie die ersten Tore, die in Stacheldraht eingelassen waren und durchquerten einen Kontrollposten; dort warf ein Soldat einen knappen Blick in den Bus und sprach dann etwas in sein Funkgerät, während er das Fahrzeug durch die geöffnete Schranke winkte.

Gerade bog der Bus um eine Ecke und rollte auf eine massive Felswand zu, in die ein Tor eingelassen war, welches Gwen Stift und Buch senken ließ.

Himmel Herr Gott…dieses Tor war riesig. Und so massig, dass es wahrscheinlich einem geballten Angriff der Avengers und einer Atomrakete standhalten würde. Noch dazu wurde es flankiert von zwei Bunkern mit Wachposten, die die ankommende Fahrzeugkolonne mit Überwachungskameras genauestens im Auge behielten.

Du meine Güte. Wozu brauchte denn S.H.I.E.L.D solche Sicherheitsvorkehrungen? Was wollten sie sich denn erwehren? Godzilla?

Allerdings kamen Gwen sogleich wieder die Bilder des Angriffes auf New York in den Sinn und sie konnte sich plötzlich vorstellen, dass es durchaus von Vorteil war einen Ort mit solchen Türen zu besitzen.

Als der Bus durch das Tor fuhr, welches nur eine Flügelseite geöffnet hatte und trotzdem genug Platz geboten hätte, um fünf Busse nebeneinander einzulassen, stellte Gwen indes mit Verwunderung fest, dass dieses Tor nicht nur von innen gesichert war - ebenso waren draußen massive Riegel und Schlösser angebracht. Als würde man die Tatsache ebenso in Betracht ziehen, das man hier etwas einschließen müsste.

Interessant…

Das Ganze fand ebenfalls eine Erwähnung auf Gwens Notizblock, bevor sie wieder aus dem Fenster sah.

Der Bus rollte jetzt in eine Art Hangar, der allerdings die Dimensionen einer Kleinstadt zu besitzen schien. Riesige elektronische Leuchten schickten ihr künstliches Licht von der Decke auf eine imposante Ansammlung an Fahrzeugen und militärischem Spielzeug, von dem Gwen nicht einmal die Hälfte zuordnen konnte. Einiges war eindeutig Waffentechnik, anderes konnte durchaus als Forschungsarbeit durchgehen, ein paar Motorräder und teure Sportwagen waren ebenso unter dem Fuhrpark, der jeden Milliardär vor Neid hätte erblassen lassen.

So ein Mist aber auch, dass sie keine Fotos machen konnte. Ihre Kamera befand sich in ihrer „Forschungsausrüstung“ im Gepäckfach des Busses; außerdem hätte sie wahrscheinlich sogleich einer der Soldaten, die geschäftig um den Bus eilten, mit gezogener Waffe herausgezerrt, wenn sie hier fröhlich Blitzlichter verschossen hätte.

Nun gut, da musste wohl ihre Erinnerung reichen.

Mit einem Schnaufen der Bremsen hielt der Bus schließlich an.

Gwen straffte die Schulter und ließ ihr Notizbuch flink wieder in ihrer Tasche verschwinden. Nun ging es also los.

Sie verließ mit dem Rest der Wissenschaftler den Bus, vor dem ihnen ihr Gepäck gereicht wurde. Die ganze Zeit waren sie von Soldaten umgeben und Gwen begann sich doch wieder ein wenig unwohl unter den wachsamen Augen zu fühlen.

Sie war froh, dass sie ihr langes Haar heute offen trug; dezent ließ sie es sich ein wenig mehr ins Gesicht fallen und setzte eine besonders große Brille mit markantem Rand auf die Nase, welche sie eben aus ihrer Tasche gekramt hatte.

Man wusste ja nie, ob diese Männer und Frauen nicht doch auch ab und an einen Blick in den Daily View warfen. Lieber kein Risiko eingehen.

Die Gespräche der Wissenschaftler verstummten plötzlich, als sich die Reihe der Soldaten teilte und einem Mann Platz machte, der allein durch seine Erscheinung und sein Auftreten solche Autorität ausstrahlte, dass kein Zweifel daran aufkommen konnte, wer hier das Sagen hatte.

Die auffällige Augenklappe und das grimmige Gesicht bestätigten Gwen noch in ihrem Verdacht, als der Mann mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor ihnen stehen blieb. Er trug einfache schwarze Kleidung und dazu einen ebenso schlichten schwarzen Mantel, jedoch keine erkennbare Bewaffnung, was seiner gebieterischen Erscheinung allerdings keinen Abbruch tat.

Nick Fury, der mysteriöse Direktor von S.H.I.E.L.D. war persönlich gekommen, um sie willkommen zu heißen. Es existierten nur wenige Bilder von dem Kerl, doch seit der Sache in New York war er deutlich öfter an die Oberfläche geschwappt - ob gewollt oder ungewollt. Zumindest war sein Gesicht nicht mehr das eines völlig Fremden. Allerdings war an den Typen unter normalen Umständen genauso schwer ranzukommen wie an den Präsidenten.

Hinter ihm trat der Scharfschütze Clint Barton hervor, der der zivilen Bevölkerung wohl besser unter dem Namen Hawkeye bekannt war. Der blieb in einigem Abstand stehen, das Gesicht konzentriert, während er die Reihen der Wissenschaftler überflog.

Gwen senkte unauffällig das Haupt, als sein Blick sie streifte.

Verdammt nochmal…sie hätte jetzt wirklich alles dafür getan, nur ein Foto schießen zu können. Der Direktor von S.H.I.E.L.D und deren wohl bester Scharfschütze auf einem Haufen, so nah, fast schon greifbar. Ihr kribbelte es in den Fingern, solch eine Chance ungenutzt verstreichen lassen zu müssen.

Und dieser Clint Barton war ein echt heißer Kerl, das musste sie zugeben; was würde doch so manches Frauenmagazin an Geld springen lassen für eine Nahaufnahme von dem Agent, auf das die weibliche Bevölkerung ihn heimlich zuhause unter der Bettdecke anschmachten könnte.

Nun ja, dann würde zumindest sie sich diesen Anblick gönnen.

»Ich heiße sie heute hier alle herzlich willkommen. Die meisten werden mich bereits kennen, doch für jene unter ihnen, die das nicht tun stelle ich mich nochmals vor. Mein Name ist Nicholas Fury, Direktor von S.H.I.E.L.D und ihr Willkommenskomitee an diesem denkwürdigen Tag.« begann der Chef der Geheimorganisation seine Rede. »Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass alles, was sie von diesem Moment an hören, sehen, erfahren und erleben strengster Geheimhaltung unterliegt. Allerdings weise ich auch gern noch einmal darauf hin, dass jeglicher Informationsaustausch mit der Öffentlichkeit Folgen haben wird - für ihr Leben oder ihre Gesundheit.« informierte sie der Direktor mit ruhiger, fast schon abgeklärter Stimme, als würde er übers Wetter reden, während sein Gesichtsausdruck kaum eine Regung zeigte. Der Mann war definitiv abgebrüht oder konnte einfach gut bluffen.

Gwen schielte flüchtig in die Gesichter der Wissenschaftler, doch die hingen wie gebannt an den Lippen des S.H.I.E.L.D Chefs und schienen diese Drohung gar nicht wirklich wahrzunehmen.

Oder sie machten sich schlicht keine Sorgen deswegen.

Während Gwen recht flau im Magen wurde und sie schlucken musste, um das trockene Gefühl im Hals loszuwerden, schien der Rest ihrer Reisegesellschaft mit reinem Gewissen hier zu stehen.

Ganz wunderbar…

Bill hatte sie nicht darauf hingewiesen, dass dieser Job auch in einer Holzkiste mit ihrem Namen darauf enden könnte. Dieser Mistkerl!

Unfälle passierten ja so schnell. Ein Pfeil im Rücken beim Joggen und niemand würde je wieder von Gwendolyn Lewis hören.

Hoffentlich hatte der S.H.I.E.L.D Boss nur einen Scherz gemacht, um sie einzuschüchtern. Allerdings sah er nicht wie der Typ für Scherzchen aus.

»Sie gehören alle zu der Elite in ihren Bereichen der Wissenschaft und wurden deshalb ausgewählt an dieser einzigartigen Mission teilzunehmen, die es in solcher Form noch nie gegeben hat. Asgard hat sich bereit erklärt, die Pforten für uns Menschen zu öffnen und einen Einblick in die Mysterien dieses Reiches zu gewähren, um die Beziehungen zur Erde zu stärken. Und genau diese Beziehungen benötigen wir, ebenso wie das Bündnis mit Asgard. Denn die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass wir nicht allein sind im Universum und es jederzeit zu Angriffen kommen kann, denen wir allein nicht gewachsen sind. Eine enge Zusammenarbeit mit den Asen - in wissenschaftlichen wie militärischen Bereichen - ist unser höchstes Ziel. Sie werden die Missionare sein, die das hoffentlich möglich machen.« Nick Fury überflog die Reihen der Wissenschaftler vor sich kurz, bevor er sich mit wehendem Mantel umwandte. »Bitte folgen sie mir nun.«

Die Männer und Frauen schnappten mit begeistert glimmenden Augen ihre Koffer und Ausrüstungsgegenstände, bevor sie dem Direktor mit Stolz erhobenen Häuptern folgten.

Gwen beeilte sich ebenso aufzuschließen und in der Gruppe unsichtbar zu werden.

Flankiert wurden sie wieder von einer Reihe Soldaten, ebenso auch S.H.I.E.L.D Agenten sowie Hawkeye, der sich in die Menge gemischt hatte.

Über einige Köpfe hinweg entdeckte Gwen Andrew Preston, der sie in diesem Moment ebenfalls erblickte und ihr ein freundliches Lächeln wie ein Winken herüber schickte.

Sogleich fühlte sie sich ein wenig sicherer. Der nette Agent würde sie doch ganz sicher nicht kaltblütig erschießen…oder doch?

Nick Fury führte die Gruppe in einen Seiteneingang des Hangars, wo sie durch einen Gang noch tiefer in den Berg gelangten. Hin und wieder passierten sie Schleusen und Tore, die ihnen Soldaten nach einem Nicken des Direktors öffneten, um sie durchzulassen.

Schlussendlich endete der Gang vor ihnen in einer kreisrunden Halle, die zwar nicht ganz die Ausmaße des Hangars hatte, allerdings auch ziemlich imposant war.

In der Mitte der kuppelförmigen Halle öffnete sich die Decke und gewährte den Blick durch einen kreisrunden Schacht auf das Blau des Himmels; das Tageslicht fiel auf eine riesige Plattform, die in der Mitte der Halle aufgebaut war. Um diese eilten eine Handvoll Männer und Frauen in weißen Kitteln herum und kontrollierten die technischen Anlagen an den Seiten.

»Willkommen in der Regenbogenhalle, wie wir das hier liebevoll nennen.« Der S.H.I.E.L.D Direktor war stehen geblieben und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die Plattform vor ihnen. »Mit Hilfe des zurückgewonnenen Tesserakts war Asgard in der Lage, den Bifröst neu zu erbauen, nachdem dieser durch einen Zwischenfall zerstört wurde. Somit sind wieder Reisen zwischen den Welten möglich. Mit ein wenig Überredungskunst und Wohlwollen der Asen werden einige von ihnen sicher Gelegenheit haben, dieses magische Artefakt genauer unter die Lupe zu nehmen.« erklärte Nick Fury den Wissenschaftlern, woraufhin er ein begeistertes Raunen erntete.

Gwen verstand nicht alles von dem, was der Direktor ihnen erklärte, doch zumindest mit dem Wort Tesserakt konnte sie etwas anfangen. Dieses machtvolle Artefakt hatte bei dem Angriff auf New York eine entscheidende Rolle gespielt. Es hieß, der Würfel konnte Dimensionsportale erschaffen.

Kein Wunder, dass die Wissenschaftler völlig aus dem Häuschen waren.

»Bitte bedenken sie aber stets, dass sie zum Beobachten und Forschen aufbrechen. Es wäre sehr unklug sich in die Angelegenheiten der Asen einzumischen. Sie werden Unterkünfte erhalten und man wird ihnen Möglichkeiten bieten, ihre Forschungen auszuüben. Allerdings sollten sie bitte jeglichen Weisungen Folge leisten und sich nie unerlaubt frei bewegen.«

Gwen war doch beinahe geneigt, diesen Belehrungen Gehör zu schenken. Sollte sich Bill seine Enthüllungsstory doch in die Haare schmieren. Sie würde definitiv nicht Kopf und Kragen für diesen Job riskieren und sich mit S.H.I.E.L.D oder irgendwelchen Göttern anlegen.

Einer der Weißkittel eilte von der Plattform zu Nick Fury herüber und wisperte diesem etwas ins Ohr, woraufhin der Direktor nickte und sich wieder den Wissenschaftlern zuwandte. »Es scheint, als würde ihre Eskorte nun eintreffen.«

Gwen runzelte gerade noch fragend die Stirn, als Leben in die Forscher um die Plattform kam. Überall begannen Lämpchen an den Apparaturen zu leuchten und hektisch zu blinken, während eine Sirene um Aufmerksamkeit bat. Seitentüren der Halle öffneten sich und herein stürmten Scharfschützen, die um die Plattform in einem weiten Kreis Stellung bezogen; unter ihnen ebenso Clint Barton, der seinen Bogen kampfbereit spannte.

Gwen sah sich wie die Wissenschaftler ihrer Gruppe irritiert und auch ein wenig beunruhigt um, der S.H.I.E.L.D Direktor erhob jedoch seine markante Stimme über das Trampeln von Stiefeln und das Schrillen der Sirene. »Machen sie sich keine Sorgen. Eine einfache Vorsichtsmaßnahme, um unerwünschten Besuch sogleich gebührend zu empfangen. Man weiß ja nie, wer von draußen anklopft.«

Plötzlich begann sich die Luft um die Plattform statisch aufzuladen und seltsam zu schimmern, während ein Luftwirbel die Kittel der Forscher umher erfasste und hektisch flattern ließ.

Im nächsten Moment schoss eine Art Energiestrahl durch das Loch in der kuppelförmigen Decke der Halle, so hell, dass Gwen die Augen mit der Hand abschirmen musste. Blinzelnd versuchte sie etwas zu erkennen, doch das gelang ihr erst wieder, als sich das Licht zurückzog und aus der wirbelnden Luft ein Mann trat, dessen Anblick Gwen die Augen aufreißen ließ.

Eine glänzende Rüstung unter einem wehenden roten Umhang. Eine imposante, kräftige Gestalt. Und natürlich der Hammer Mjölnir in seiner Hand.

Kein Zweifel, er war es.

Der Donnergott Thor.

Die Soldaten umher ließen ihre Waffen langsam sinken, während die Sirene verstummte und der blonde Gott mit einem heiteren Lächeln von der Plattform stieg, um zu ihnen herüber zu kommen. Der Direktor und er begrüßten sich mit einem kräftigen Händedruck und einem respektvollen Nicken.

Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Reihen der Wissenschaftler um Gwen herum.

Oh man, das war ja fast wie Ostern und Weihnachten zusammen. So viele Berühmtheiten auf einem Haufen und sie hatte keine Möglichkeit, dass zu nutzen außer wie der Rest mit offenem Mund zu starren, weil sie die Helden einmal aus der Nähe zu Gesicht bekam, welche sie sonst hauptsächlich aus Zeitungen oder dem Fernsehen kannte.

Warum sahen diese Typen alle nur so verdammt gut aus? Thor, Clint Barton, Tony Stark - nicht nur, dass sie unheimlich mächtig und begabt waren, nein, sie mussten auch noch aussehen wie einem Hochglanzmagazin für Männermodels entsprungen. Das war doch wirklich nicht fair.

»Direktor.« Thor ließ die Hand des S.H.I.E.L.D Chefs los und sein Blick wanderte dann über die versammelten Wissenschaftler, bevor er sich vor ihnen achtungsvoll verbeugte.

»Thor, darf ich vorstellen - das ist sie nun, die Elite unseres Landes in Sachen Forschung und Entwicklung.« erklärte Nick Fury, während er die Hände zufrieden in die Hüften stemmte und zwischen der Gruppe und dem Donnergott hin und her sah. »Sie sind bereit zum Aufbruch und sicherlich auch äußerst begierig darauf, Asgard einmal aus der Nähe zu sehen.« Über das sonst so strenge Gesicht des Direktors huschte ein flüchtiges Lächeln.

»Nun, dann sollten wir sie wohl nicht mehr warten lassen.« erhob der blonde Gott mit amüsierten Grinsen seine Stimme und wandte sich dann an die versammelten Forscher. »Es wird mir eine Ehre sein, sie alle nun nach Asgard zu begleiten. Der Allvater Odin zeigt am heutigen Tag größte Güte und Wohlwollen gegenüber Midgard, indem er die Tore seines Reiches für die Menschen öffnet - ein Zeichen friedliebender Absichten und eines guten Willens, auf das die Asen beweisen können, dass sie noch immer ehrliche Verbündete der Erde sind.«

Gwen runzelte nachdenklich die Stirn, während sie erneut ihren Koffer ergriff und der Gruppe folgte, die angeführt von Thor und Direktor Fury zu der Plattform marschierte.

Das klang ja fast so, als hätte Asgard etwas wiedergutzumachen. Seltsam… bei dem Angriff vor zwei Jahren hatte Thor den Kampf der Avengers doch unterstützt. Dieser Sache sollte sie bei Gelegenheit vielleicht einmal nachgehen. Auch wenn sie es sich ungern eingestand, doch möglicherweise hatte Bill ja doch recht gehabt und Asgard hatte mehr Leichen im Keller, als anfänglich gedacht.

»Wenn man das erste Mal mit dem Bifröst reist, kann das ein wenig unangenehm sein.« begann der Donnergott gerade, der in der Mitte der Plattform Aufstellung genommen hatte und die Gruppe Wissenschaftler zu sich heranwinkte, die eher zögerlich und verhalten das Gebilde erklommen. »Aber keine Sorge, außer ein wenig Übelkeit und Schwindel sollte es keine Nebenwirkungen ernsterer Natur geben.«

Gwen schielte nach oben und erblickte den blauen Himmel meilenweit über sich durch das kreisrunde Loch in der Hallendecke. Sie musste schlucken und versuchte nicht daran zu denken, dass ihre Moleküle gleich verstreut durch das kalte Universum fliegen würden. Das war keine gerade beruhigende Vorstellung. Wirklich nicht.

Übelkeit stellte sich schon jetzt bei ihr ein, als sie sich nervös an den Griff ihres Koffers klammerte und auf ihrer Unterlippe kaute.

»Keine Angst, so schlimm wird es nicht. Es ist schnell vorbei und dann werdet Ihr mit einem himmlischen Anblick belohnt, Lady.« sprach der blonde Gott sie ermutigend an und drückte ihr aufmunternd die Schulter. Sein Griff war warm und beruhigend, ebenso wie sein herzliches Lächeln und das Strahlen seiner herrlich grau-blauen Augen.

Oooookay…sie war schon gar nicht mehr nervös, allerdings fühlte sie sich plötzlich seltsam schwerelos unter seinem Blick.

Jetzt nimm dich mal zusammen, Gwendolyn Lewis. Du bist doch kein hirnlos kreischender Groupie.

Gwen holte tief Luft und straffte sich, nickte Thor dankend zu und machte sich bereit für das Unvermeidliche.

Direktor Fury blieb vor der Plattform stehen und gab seinem Personal mit einem Nicken zu verstehen, dass es losgehen konnte. »Dann wünsche ich ihnen eine gute Reise und einen erfolgreichen Aufenthalt, meine Damen und Herren. Und vergessen sie nicht, dass sie dort oben die Vertreter der Erde sind.«

»Heimdall.« erhob der Donnergott seine Stimme gen Himmel. »Hol uns heim.«

Für einen Moment dachte Gwen schon, dass nichts passieren würde, bevor sie ein zaghaftes Ziehen an sich verspürte. Und im nächsten Moment schon wurde ihr Körper in die Höhe gerissen und durch Raum und Zeit katapultiert.
 


 


 

In den tiefen, unendlichen Weiten des Universums…
 

Einst gab es an jenem Ort, wo später die Welt entstand, nur den Urschlund - ein tiefer gähnender Abgrund, ein bodenloses Loch, in dem es weder Himmel noch Erde gab, kein Licht, nur Schatten, alles tot und leer, kein Funke Leben weit und breit.

Nördlich des Schlundes lag Niflheim, das Land der Kälte und des ewigen Eises. Und südlich des Abgrundes erstreckte sich Muspelheim, die Heimstätte des unsterblichen Feuers.

Und wie die Geschichte es lehrte, so entstand aus dem Widerstreit und der Verbindung von Feuer und Eis das Urwesen Ymir - ein Ungeheuer, aus dessen Leib die Götter später die Welt formten, nachdem sie den Ur-Riesen erschlagen und seinen Körper in den Urschlund geworfen hatten.

So zogen die Äonen dahin und das Leben gedieh prachtvoll; Licht breitete sich aus und beseelte die Reiche der Esche Yggdrasil.

Alles schien friedlich, ruhig und voller Leben.

Doch in den unendlichen Tiefen des Urschlundes hatte etwas überlebt; in den tiefsten Schatten, welche das Licht nie erreichen konnten - leblos und kalt, beseelt vom Hass des Ur-Riesen, dessen dunkler Geist ewiglich seines Mordes Sühne begehrte, neidisch und zornig auf alles Leben.

Als die Welt entstand floh dieser finstere Rest des Schlundes; wich zurück wie Schnee vor der erstarkenden Sonne. Er hatte Zuflucht gefunden in den lichtlosen, unentdeckten Winkeln des Universums. Hatte ausgeharrt. Und gewartet.

Bis zur heutigen Zeit…

Eine gewaltige Flotte nomadischer Wesen verirrte sich in jene dunklen Grenzregionen des Universums auf der Suche nach Ressourcen - doch alles, was sie finden sollten war das Grauen.

Denn der untote Schatten begann sich nun zu regen - nach all den ewigen Zeiten schlummernd am Rande des Kosmos spürte er eine Veränderung im Lauf der Dinge. Und seine Chance zum Greifen nahe.

Das Volk der friedlichen Nomaden wurde verschlungen, bevor die Wanderer überhaupt wussten, was ihnen da geschah - einer tiefschwarzen Woge gleich fiel der Schatten über ihre Schiffe, saugte das Leben aus schreienden Kehlen, ersetzte Licht durch Dunkelheit und das Leben durch eine unselige Existenz.

Das uralte Schattenwesen eroberte die Flotte der Nomaden und gab sich selbst aus den toten Leibern der geschlagenen Rasse eine Form; unfähig, selbst Leben hervorzubringen, erschuf es aus der eigenen Substanz und den toten Körper ein Volk; Krieger so seelen- und leblos wie er selbst, nur getrieben von seinen hasserfüllten Gedanken an Vergeltung.

Ein Aufblitzen reinen Lichtes vom anderen Ende des Universums zog die Aufmerksamkeit des Schattens auf sich.

Die Zeit war gekommen.

Wie aus finsterem Nebel löste sich die schwarze Flotte aus der Dunkelheit und setzte Kurs auf die helleren Regionen des Universums - ein nicht enden wollender Überfluss an Schiffen, deren Ziel das Leben war… dessen Unterwerfung und Auslöschung.



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Von:  Obsidios
2014-03-18T08:05:03+00:00 18.03.2014 09:05
Auch das Kapitel zeigt wieder wie gut du dich mit der Mythologie und dem Marvel-Universum auseinander gesetzt hast. Die Charaktere sind wieder gut getroffen, insbesondere die Sprechweise von Direktor Fury. Gwens Gedanken und Eindrücke sind sehr bildhaft und gut nachvollziehbar beschrieben, sodass man fast das Gefühl hat selbst dabei zu sein. Weiter so!
Antwort von:  Ceydrael
22.03.2014 09:47
Erst mal ein Danke dafür, dass du dir die Zeit nimmst und die Geschichte doch mal durcharbeitest - freut mich ungemein ^-^
Gut, dass du honorierst, dass ich so viele Bücher gewälzt hab xD Die Geschichte sollte ja schon irgendwie logisch sein ;) Bildhafter Schreibstil - juhu! ;D


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