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Die Entscheidung des Bruders Reika Serie 4

von

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Unruhe im Schloss

Ich hoffe ich kann meine Leser auch weiterhin bei der Stange halten. Die Geschichte ist leider sehr umfangreich. Damit ihr wisst, was demnächst noch so alle passiert. Es wird bald Action geben und wir erfahren auch etwas über die liebe Beniko. Lord Yago kommt zurück, es gibt Nachwuchs und Ryoto darf erneut glänzen ;) Damit schließe ich jedoch noch lange nicht ab, da weiterhin noch etliche Dinge offen sind.

Einige der hier in diesem 8. Kapitel angesprochenen Dinge werden später von wichtiger Bedeutung. Deshalb gehe ich dann, wenn es Zeit ist, erneut darauf ein.
 

8. Kapitel - Unruhe im Schloss
 

Unwissend von Inuyashas Abenteuer ging das Leben im westlichen Schloss wie gewohnt weiter. Nur einige der Bewohner waren von einer inneren Unruhe erfasst worden. Naoki verbrachte viel Zeit in der Bibliothek, während Sesshomaru oft im Innenhof zu finden war, besonders in der Nacht stand er dort und schaute nachdenklich hinauf zum Mond.

"Er tut es schon wieder", flüsterte Yumi leise, kaum das ihr Gemahl den Raum betrat. Die ältere Fürstin stand am Fenster und beobachtete ihren Erstgeborenen.

Der General umarmte sie, liebkoste ihren Nacken und blickte dann ebenso zu der einsamen Gestalt. Er wusste, dass ein Übungskampf in der Arena diesmal nicht genügen würde, um den Lord abzulenken.

Dann riss ihn Yumi aus den Gedanken. "Deine Suche ist noch immer erfolglos?"

"Leider. Inzwischen helfen mir Reika und Shun, beide kennen sich erstaunlich gut aus. Dieses Tagebuch ist jedoch nicht auffindbar. Selbst die Geheimfächer brachten nichts", kam es enttäuscht von dem blauäugigen Youkai.

Die silberweißhaarige Hundedämonin drehte sich ihrem Gefährten zu, strich zärtlich über dessen Wange und küsste ihn. Für den Moment vergaßen sie beide ihre Sorgen.
 

Sie bekamen deshalb nicht mit, wie Sesshomaru seinen Platz im Hof verließ. Nur wenig später erreichte er die Bibliothek, setzte sich an den Tisch, um wenigsten einige Dinge zu erledigen. Trotz seiner Sorgen hatte er der Aufgabe eines Herrschers nachzukommen. Nicht immer konnte er alles seinem Onkel überlassen.

Es dauerte nicht lange, bis er aufhorchte. Schon seit geraumer Zeit vernahmen seine guten Ohren, immer wieder Daichis Geschrei. Vermutlich hatte seine Gefährtin das Fenster zum Garten geöffnet, ebenso wie er hier in der Bibliothek. Normalerweise drang kein Laut aus ihren gemeinsamen Räumen.

Da sich sein Sohn auch etliche Augenblicke später nicht beruhigte, stand der Fürst auf und ging zu Reika. Die Dämonenjägerin lief mit dem Hanyou auf dem Arm, im Gemach auf und ab. Zärtliche, beruhigende Worte, leichtes Streicheln half wohl nicht.

Eine Weile sah Sesshomaru zu. Dann fragte er: "Weshalb singst du unserem kleinen Erbprinzen nicht etwas vor?"

Reika bedachte ihren Gemahl mit einem undefinierbaren Blick, dann seufzte sie und erklärte: "Daichi ist der Meinung meine Katzenmusik nicht mögen zu müssen. Wenn ich auf der Laute spiele und singe, schreit er noch lauter."

"Dann hat unser Sohn offenbar keinen Geschmack", entgegnete der Lord. Ein ganz klein wenig Tadel hörte man in seinen Worten.

Als ob Daichi seinen Vater verstanden hatte, unterbrach er sein Geschrei und drehte seinen Kopf etwas. Danach fing er jedoch sofort wieder an.

"Fehlt ihm etwas, ist er krank?", wollte Sesshomaru wissen.

Die Fürstin küsste das Baby auf die Stirn, wischte ihm die Tränen von den Wangen, bevor sie antwortete: "Beide Heiler sind selbst ratlos. Sie konnten nichts feststellen. Der Alte murmelte jedoch immer etwas von schwachem Menschenblut, das es eine einzige Strafe wäre."
 

Diesmal schmälerte der Lord flüchtig seine Augen, bevor sich ein nachdenklicher Zug zeigte. Er ging näher zu seiner kleinen Jägerin hin. Reika wurde selbst selten krank, das hatte er im Gegensatz zu anderen schwachen Menschen bei ihr immer bewundert. Er glaubte deshalb nicht, dass die Ursache im menschlichen Blut seines Sohnes lag.

Der Heiler war der zweitälteste Youkai im Schloss. Erst im hohen Alter nahm er sich eine Gefährtin. Beide bekamen eine Tochter, die inzwischen immer mehr Aufgaben ihres Vaters übernahm. Die Heilerin schien sehr großes Wissen gesammelt zu haben. Vor allem interessierte sie sich auch für die neuen Heilmethoden der Menschen. Sie war dennoch kaum mit Hanyou vertraut, eigentlich fast niemand. Außer Wesen, die selbst einen Halbdämon geboren hatten.
 

Als ob seine Gefährtin, seine Gedanken gelesen hatte, hörte der Lord sie sagen: "Wir wissen einfach zu wenig über Hanyou."

Dem konnte der Lord nur zustimmen. "Gib ihn mir!", bat Sesshomaru. Seine Fürstin kam dem nach. Vorsichtig nahm der Daiyoukai seinen Sohn ihn die Arme und setzte sich auf den Diwan, um ihn etwas hin und her zu wiegen. Dann hob er seinen Kopf.

"Hol Nanami! Wenn jemand etwas über Halbdämonen weiß, dann die Leibwächterin", befahl Sesshomaru seiner Gemahlin.

Reika schaffte nur wenig Schritte zur Tür hinaus, als sie den Eindruck gewann, das Daichi plötzlich leiser wurde. Dennoch lief sie weiter.

Kaum schob die junge Mutter die nächste Tür auf und betrat den Gang vor ihren Gemächern, als der Welpe völlig verstummte und seinen Vater mit großen goldenen Augen ansah.

Dieser betrachtete ihn jetzt, mit hochgezogener Augenbraune. Sesshomaru musste an die Bemerkung seines Bruders denken. Selbstbeherrschung. Ob Daichi das schon wirklich beherrschte? Da der Welpe nun seine Augen schloss und scheinbar einschlief, stand der Fürst vorsichtig auf, überwand die kurze Distanz bis zu der Wiege und legte seinen Sohn dort hinein. Nachdem er ihn sorgfältig zugedeckt hatte, strich er zärtlich über dessen Gesicht.

Während er Daichi betrachtete, vergaß er für einen Moment seine eigenen Sorgen. Da es jedoch noch so viele Dinge zu erledigen gab, wandte sich Sesshomaru alsbald ab und ging zur Zwischentür. Genau in diesem Moment fing das Hanyoubaby wieder an zu schreien. Der Lord fuhr herum und warf ihm einen eiskalten Blick zu. Davon zeigte sich sein Sohn jedoch wenig beeindruckt und schrie weiter.

Nur wenig später setzte sich der Herr der westlichen Länder mit seinem Erben im Arm auf den Diwan, lehnte sich zurück und musste feststellen, dass Daichi erneut ruhig geworden war. Halb knurrend drohte er dem kleinen Prinzen: "Lass das nicht zur Gewohnheit werden", diese Worte klangen zwar streng, aber wurden dennoch sehr leise gesprochen.

Daichi schnappte sich eine Strähne des silberweißen Haares seines Vaters, jauchzte plötzlich. Kurz danach schloss er zufrieden die Augen.
 

Nicht lange danach betraten zwei weibliche Wesen ganz leise die Räume und blieben an der Tür stehen. Diesen Anblick würde Nanami nie in ihren Leben vergessen. Sesshomaru lag schlafend auf dem Diwan und in seiner Armbeuge, gleichzeitig halb auf der Brust des Youkai schlief dessen Sohn.

Diesen friedlichen, entspannten, beinahe glücklichen Ausdruck, hatte sie wohl, das letzte Mal, vor etlichen Jahrhunderten, an ihrem Fürsten gesehen. Damals war Sesshomaru selbst noch ein kleiner Welpe. Dennoch so ungewöhnlich dieser Anblick war, niemals würde sie einem anderen Wesen davon berichten. Dann wandte sie sich zu Reika um und fasste ihren Verdacht in Worte: "Dem Baby fehlt vermutlich nichts. Es hat einfach nur die Unruhe seines Vaters gespürt. Dessen Sorge und sein fernbleiben. Somit hat Daichi nur sein Recht eingefordert. Unser kleiner Prinz ist ein ganz schlauer Bursche."

Reika warf noch einmal einen Blick auf die beiden friedlich Schlummernden. Vermutlich hatte Nanami recht.

So schloss die Leibwächterin ganz leise die Tür, und bevor sie ging, riet die Youkai der Fürstin: "Besser du ruhst dich ebenso aus."

Die Dämonenjägerin versprach es.

Dennoch lag sie lange wach und fand selbst keine Ruhe. Sie gehörte nicht zu den Wesen mit Vorahnungen. Vielleicht irrte sie sich auch, doch sie glaubte, dass demnächst einige wichtige Ereignisse stattfinden würden.
 

Am nächsten Tag, kurz, nachdem sich Reika zusammen mit Shun zu General Naoki in die Bibliothek gesellte, öffnete sich erneut die Tür. Lord Sesshomaru, der gerade einige Dokumente durchsah, ließ sich nicht stören.

Der alte Kammerdiener kam herein, sah den jüngeren Bruder von Inu no Taisho an. Dann begann er: "Hier wirst du es nicht finden, mein Junge."

Der Soldat drehte sich der Tür zu. Es war weniger die förmliche Anrede, mein Junge, denn er sah in dem Hundedämon so etwas wie einen Ersatzvater oder väterlichen Freund, sondern weil dieser zu wissen schien, nach was er suchte.

"Kenjis Tagebuch ist in der geheimen Kammer. Zusammen mit der Erklärung der Vorfälle, was die Zwillinge damals niederschrieben."

Nach diesen Worten schlurfte der Diener bis zu einer Wand und betätigte einen verborgenen Hebel, dabei erklärte er seinen Sinneswandel: "Niemand lebt mehr, weder die Zeugen noch die Beteiligten. Wenn ich mein Schweigen breche und die Informationen nützen euch, ist das sicherlich im Sinne deines Großvaters", etwas leiser fügte er dann noch hinzu: "Mir liegt viel an dir, meinem Fürsten und seiner Familie."
 

Sesshomaru und die anderen Anwesenden, kamen jetzt näher und hörten diese Worte.

Der alte Youkai öffnete währenddessen die geheime Tür. Naoki betrat zuerst mit einem dreiflammigen Kerzenständer in der Hand den fensterlosen Raum. Eigentlich war es nur eine kleine Kammer, kaum einige Schritte breit. Doch von hier aus erreichte man wohl einen weiteren Raum, der unter der Erde lag. Eine grob behauene steinerne Treppe führte in die Tiefe. Dennoch stand hier oben ein Regal.

Was den General und dem ihm nachfolgenden Fürsten jedoch verharren ließ, war ein Gemälde. Darauf abgebildet sah man drei Dämonen, offenbar der Vater und seine zwei Söhne. Mehr als deutlich erkannte man, das beide Zwillingsbrüder waren. Alles an ihnen war identisch. Sie glichen sich bis aufs Haar. Selbst die dämonischen Streifen.
 

"Sie waren sich nicht nur im Aussehen ähnlich, auch im Charakter und Verhalten. Sie waren wie ein Wesen und standen sich sehr nahe. Das einzige Merkmal, was sie unterschied. Kenji, der Jüngere hatte an seiner linken Hand einen kürzeren kleinen Finger", bestätigte der alte Youkai.

Naoki hörte nur halb zu. Sein Blick fiel auf diverse Dinge in dem Regal. Unter anderen lag hier auch das Tagebuch. Außerdem entdeckte er, eine Schriftrolle mit Text in Dämonensprache. Offenbar ein Geständnis oder vielmehr diese Erklärung, die der Kammerdiener erwähnte. Der General überflog sie zwar nur kurz, doch sie war sehr aufschlussreich. Darin verzichtete Kenji auch im Namen seiner Nachkommen auf alle Ansprüche, weder sein Erbe einzufordern oder nur Anteile daran zu begehren. Ebenso schwor er, auch im Namen seiner Kinder und deren Nachfahren, nie zurück nach Japan zukommen. Es sei den, der amtierende Herrscher des westlichen Reiches bat darum.

"Ihre Mutter trieb einen Keil zwischen sie. Am Ende siegte jedoch ihre starke Bindung zueinander, weil sie Brüder waren", hörte man den blauäugigen Hundedämon sagen, nachdem er zu Ende gelesen hatte.
 

Bevor aber jemand darauf eingehen konnte, kam einer der Wachen aufgeregt herein.

Dieser kniete sich vor Sesshomaru nieder: "Ein Drache Herr."

"Sein Anliegen?", wollte der Lord wissen.

"Dringende Botschaften. Ich soll euch noch zusätzlich ausrichten. Er hätte gern ein friedliches Gespräch mit euch bei der heißen Quelle geführt, doch seine Befehle ließen es noch nicht zu."

Sesshomaru ließ sich nichts anmerken, dennoch war seine Neugierde geweckt. Diese zweideutige Botschaft enthielt einen verdeckten Hinweis. Es stand außer Frage, den Drachen zu empfangen.

"Führe ihn in den großen Saal ..., nein warte!" Der Fürst überlegte kurz. Besser er würde allein mit dem Boten sprechen. Es gab nur wenige Räume im Schloss, von den Wohnquartieren im Westflügel abgesehen, die schalldicht waren. Was immer dieser Drache ihm sagen würde, sollte vielleicht vor den Ohren anderer verborgen werden. In der Nähe des Eingangs gab es einen Raum in dem früher Boten und Bittsteller angehört wurden. Dieser war sicherlich Ideal. Ob noch Möbel darin standen, war dem Lord jetzt egal.

Deshalb befahl Sesshomaru: "Führe den Boten in das alte Empfangszimmer!"

Kaum verließ die Wache die Bibliothek, wappnete sich der Fürst innerlich. Dieser Drache konnte nur ein Bote seines Feindes sein. Sesshomaru sah kurz zu seinem Onkel. Danach drehte er sich um und ging zur Tür. Reika folgte ihrem Gefährten. Sobald der Lord mitbekam, dass die Dämonenjägerin ihm hinterher lief, blieb er stehen und warf ihr einen unleserlichen Blick zu. Die junge Frau sagte leise: "Ich weiß, wo mein Platz ist", dann legte sie eine kurze Pause ein, atmete tief durch und fuhr mit leichtem Nachdruck fort: "An der Seite meines Gemahls."

Man sah ihm nicht an, wie viel ihm, der Beistand seiner Gefährtin, bedeutete. Leise befahl er: "Dann komm!"

Nur wenig später betrat das Herrscherpaar den Raum. Sie bekamen nicht mehr mit, wie der General ihnen gefolgt war, die Wache fortschickte und selbst ihren Platz einnahm.
 

Da noch Zeit blieb, sah sich der Fürst in dem Raum um. Die Diener hielten ihn sorgfältig sauber, trotz das man ihn nicht benutzte. Außerdem befanden sich einige Möbel an den Wänden und das leicht erhöhte Podest war mit bequemen Sitzmatten ausgestattet.

Sesshomaru wies seiner Gemahlin einen Platz auf dem kleinen Podest zu. Hier ließ sich Reika auf den Kissen nieder. Der Lord blieb mitten im Raum stehen, um den Drachen zu empfangen.

Nur wenig später betrat ein Wesen mit feuerroten, langen Haaren und mit wunderschönen smaragdgrünen Augen ein. Die Größe und auch die Statur entsprach in etwa der eines durchschnittlichen Youkai. Seine Kleidung bestand aus einem knielangen Kaftan ähnlichem Oberteil und einer Hose. Der Kragen und auch die Ränder der Ärmel waren reichlich mit goldenen Mustern bestickt. Um die Hüfte hatte sich der Drachen einen lederartigen Gürtel geschnallt. Dort fand man auch normalerweise sein Schwert. Jetzt jedoch überreichte der Torwächter diese Waffe an den General.

Die Wache in seiner Begleitung kündigte das Wesen als Prinz Nimrod an, verbeugte sich und verließ den Raum auf einen Wink seines Fürsten wieder.

Der Drachenprinz hatte ein einnehmendes, freundliches Wesen. Trotz ihrer menschlichen Sinne spürte die Dämonenjägerin eine andersartige Energie von ihm ausgehen. Beinahe wie magisch. Es erinnerte sie entfernt an den Magier, der bei ihr den Blutzauber ausführte. Im Laufe ihres Lebens hörte Reika viel über Drachen, ihren gefährlichen Feueratem oder ihre Zerstörungswut. Trotz dieser Fremdartigkeit hatte sie nicht den Eindruck ein abgrundtiefes böses Wesen vor sich zu sehen, sondern empfand eher das Gegenteil.

Nimrod sah sich kurz um und wunderte sich das nur Lord Sesshomaru und seine Gemahlin anwesend waren. Ihm war es dennoch bewusst, das der Youkai vor der Tür, zu den mächtigsten Dämonen gehören musste. Solche Stärke wie bei dem General kannte der Drache nur von Lord Okami oder Inu no Taisho. Deshalb gab es für ihn nur den einen Schluss, der blauäugige weißhaarige Dämon musste Naoki, der jüngere Bruder von Sesshomarus Vater sein. Sollte Nimrod böse Absichten hegen, bekam er vermutlich keine Chance zu fliehen. So begrüßte er höflich den Fürsten.
 

Der Lord der westlichen Länder zeigte keine Emotionen, als er feststellend sagte: "Ihr bringt Botschaften."

Der Drache berichtigte: "Eine Botschaft und einen Boten."

Eine Nachfrage erübrigte sich. Der kleine Flohgeist verließ sein Versteck in den Haaren des Drachen, sprang durch den Raum und landete gleich darauf auf der Schulter des Fürstens: "Oh Herr ich bringe schreckliche Kunde. Ipek hat Inuyasha sama gefangen."

"Wir reden später Myouga", unterbrach Sesshomaru den Floh.

Nach was dem Blutsauger der Sinn stand, erfuhren alle Anwesenden sofort: "Herr darf ich mich an euch laben."

Er hatte noch nicht ausgesprochen, als er sich zwischen den Klauen der rechten Hand des Lords wiederfand. "Ich verhungere fast. Seit Tagen habe ich nichts bekommen und Drachenhaut ist undurchdringbar", klagte Myouga. Dabei erwähnte er absichtlich nicht, dass er den ganzen Flug über in diesem hölzernen Gefäß festsaß.

"Beherrsche dich!", hörte er Sesshomaru, bevor er losgelassen wurde und unsanft zu Boden fiel. Dort rappelte er sich auf und strebte weit weg von dem Daiyoukai. Myouga schalt sich selbst einen Narren, freiwillig gab der Fürst noch nie sein Blut her. Allein dessen Blick genügte, um bei ihm eine Gänsehaut auszulösen. Wie sehr vermisste er da den alten Lord oder Inuyasha. Zwar war der Floh gerade an Naoki vorbeigekommen, doch er nahm die Gelegenheit nicht wahr, da er den Anschluss nicht verpassen wollte.
 

Nimrod lachte leise auf und verriet: "Dem Schrei des Soldaten nach, müsstest du satt sein."

"Das war doch nichts. Das schmeckt nicht. Fürstenblut ist viel leckerer", warf Myouga ein.

Reika bot an: "In der Bibliothek habe ich mich gerade geschnitten Myouga. Komm her und nimm dir etwas bevor sich der Schnitt ...", Sie stockte überrascht. Während sie sprach, wickelte die junge Frau, ihren provisorischen Verband ab. Nun starrte sie auf die Wunde oder besser den Ort, wo eigentlich der Schnitt sein sollte. Zwar sah man noch eine Narbe, doch es schien, als ob die Verletzung bereits ein oder zwei Tage alt war. Es war zwar nur ein dünner Schnitt gewesen, jetzt hatte dieser sich verschlossen und man sah einen Grind.
 

Sie bemerkten nicht, wie der Drache die menschliche Fürstin intensiv musterte, kurz die Stirn runzelte. Für einen Moment schloss Nimrod seine Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Als er sie wieder öffnete, zeigte sich ein zufriedenes Lächeln. Wieder war es der Drache, der das Wort ergriff: "Die Wunde ist bereits geschlossen, nehme ich an, Lady Reika?"

"Ja, aber wie kann das möglich sein?", wollte die Fürstin wissen. Sesshomaru trat nun neben seine Gefährtin, nahm ihre Hand und sah sich die Stelle genauer an. Seit der Geburt von Daichi hatte Sesshomaru eigentlich nicht mehr an die wundersame schnelle Erholung seiner Gemahlin gedacht. Es war ihm auch nicht bewusst, das sie sich in letzter Zeit verletzt hatte, doch jetzt dieses kleine Wunder mit eigenen Augen zusehen, war rätselhaft. In der Bibliothek vorhin war ihm Reikas Fluch, wegen den scharfkantigen, in Gold eingeschlagenem Buch, an dem sie sich verletzte, nicht entgangen.

"Ihr wisst etwas darüber?", wandte sich der Lord an Nimrod.

Dieser nickte und erklärte: "Der Blutzauber", damit deutete der Drache in die Richtung von Reikas Schulter. "Nur ein bestimmter Drachenmagier kann ihn ausgeführt haben."

"Majutsu-shi ist ein Drache?", fragte die Fürstin des westlichen Reiches ungläubig. "Deshalb seine merkwürdige Bemerkung er wäre kein Youkai. Dennoch wollte er uns über seine Herkunft nicht mehr verraten."

"Nicht direkt ein Drache. Er vereint das Blut zweier Völker in sich, ähnlich wie ein Hanyou. Man sagt ihm nach das seine menschlichen Vorfahren von den Göttern abstammen. Welchen Lohn hat er verlangt für diese Arbeit?"

Reika sah ihren Gefährten an. Dieser antwortete: "Keinen", zögerlich setzte er noch hinten an: "Bis jetzt."

Jetzt wurde Nimrod noch nachdenklicher. Einer der mächtigsten Dämonen, vermutlich der nächste Taisho und eine einfache Dämonenjägerin ergab in seinen Augen keinen Sinn. Diese freiwillige Gabe des Magiers konnte mit Sesshomaru zusammenhängen. Der Drache vermutete aber mehr dahinter. So wollte er wissen: "Wurde der Zauber auch an einem weiteren Menschen durchgeführt. Jemand der über spirituelle Kräfte verfügt?"

"Kagome", plauderte Myouga aus. Mehr war nicht nötig. Sofort zeigte sich Erkenntnis in den Zügen des Prinzen.

"Die Gemahlin eures Bruders, die mit dem Juwel der vier Seelen in Zusammenhang steht ... Ich verstehe", schlussfolgerte der Drache. Er sprach weiter, bevor jemand eine Frage stellen konnte: "Ich verfüge über einige magische Kräfte. Majutsu-shi und auch der dämonische Magier Lord Kenta gehörten zu meinen Lehrern. Seit einigen Jahrhunderten bemühen sich beide, einen Illusionsbann zu erschaffen. Um ihn zu komplettieren, brauchen sie vermutlich die Kräfte der mächtigsten Miko."
 

Sesshomaru der noch immer Reikas Hand hielt, zuckte kurz zusammen, als ihn die Erkenntnis traf. Äußerlich bemerkte es niemand, nur die junge Frau spürte plötzlich den verstärkten Druck auf ihre Finger.

Sicherlich wusste ihr Gemahl etwas darüber, vor allem da er mit dem schwarzhaarigen Lord befreundet war. Doch ihre Neugier war noch nicht gestillt. Deshalb sprach sie erneut ihre Verletzung an: "Lord Kenta sprach von einem göttlichen Geschenk, wovon

auch meine Nachkommen profitieren."

"Seid ihr edle Fürstin mit dem Gift eures verehrten Gemahls in Berührung gekommen?", fragte Nimrod im Gegenzug.

"Ja, Sesshomaru hat mich damit betäubt", erklärte die Dämonenjägerin.

Nimrod dachte kurz nach. Dies hatte er bereits vermutet. Dennoch fragte er sich jetzt, ob er sein Wissen preisgeben konnte oder besser durfte. "Was genau Majutsu-shi damit beabsichtigt hat, kann ich nur vermuten. Doch wenn Wunden schneller heilen, seid ihr auch immuner gegen Krankheiten geworden. Es liegt der Verdacht nahe, der Magier wünscht das zumindest Kagomes Leben länger als bei normalen Menschen dauert. Da der Zauber sehr stark ist, glaube ich, dass auch euch Lady Reika ein längeres Leben geschenkt wurde. Der Magier hat den Alterungsprozess verlangsamt. Fragt mich aber nicht wie lange, 50 oder vielleicht 100 Jahre. Durch diesen Prozess können auch eure Nachkommen länger leben, egal ob Youkai oder Menschenblut in ihnen fließt."

Reika war vorhin aufgestanden, nun setzte sie sich vor Überraschung. Ihr fehlten gerade die Worte. Seit ihrer Schwangerschaft gingen leichte Veränderungen in ihr vor, das hatte sie manchmal gespürt. Oft vermutete sie einen Zusammenhang mit Daichis dämonischer Seite. Da sie sich daraus keinen Reim machen konnte, schwieg sie aber darüber. Doch das dieser Magier dahinter steckte, war eine völlige Überraschung. Jetzt nach Nimrods Worten wusste sie, welcher Ursache das alles zugrunde lag. Vor nicht allzu langer Zeit erzählte ihr Sesshomaru von seinem Ausflug in Kagomes Welt, dem Illusionszauber, der eines Tages die Dämonen und vermutlich auch die Drachen vor dem endgültigen Untergang bewahren konnte. Die Fürstin war sich durchaus klar, welchen Preis sie selbst für ihr gemeinsames Glück zahlen müsste. Menschen, die ihr nahe standen starben, lange bevor sie selbst alt wurde. Plötzlich zitterte sie leicht. Ihre Gefühlswelt geriet gerade ziemlich durcheinander.
 

Der Lord der westlichen Länder hegte ähnliche Gedanken. Sobald der Drache den Illusionszauber erwähnte, dachte er an sein älteres Ich und diesen Bann. Die letzten Jahre seit seiner Reise in die Neuzeit hatte er sich oft gefragt, wie es eines Tages möglich sein könnte, das Dämonen, damit vor den Menschen, im Verborgenen leben konnten. Bei seinem Besuch in Lord Kentas Tal, spürte er diese vertraute Magie. Doch bis jetzt hatte er da keinen Zusammenhang vermutet. Nun jedoch sah er alles vor sich, als ob der Nebel sich gelichtet hatte. Der Blutzauber war nicht nur ein göttliches Geschenk, sondern ebnete den Weg in die Zukunft. Da Nimrod jedoch nur Vermutungen anstellen konnte, gab es nur einen Weg, die wahren Absichten der beiden Magier herauszufinden. Sie direkt zu fragen. Doch im Moment gab es andere wesentlich wichtiger Dinge.
 

Als die Dämonenjägerin anfing zu zittern, trat gerade General Naoki still ein. Er wurde soeben auf seinen Befehl von Nanami abgelöst und hielt es für besser dem Gespräch direkt beizuwohnen.

"Der Blutzauber meiner Gemahlin ist aber nicht der Grund eurer Mission", lenkte Sesshomaru in diesem Moment die Aufmerksamkeit aller auf das eigentliche Thema.

Myouga, der inzwischen sehr zu seiner Erleichterung von Reikas Blut kosten durfte, erklärte sofort: "Nimrod bringt im Auftrag von Lord Ipek eine Botschaft von Inuyasha-sama. Außerdem bietet euch sein Herr Lord Kyan eine Information an."

Abwartend blickte der Lord des Westens auf den Drachen.

Nimrod entnahm das Schreiben und übergab es dem Fürsten. Dieser las jedoch nicht, sondern warf nur einen kurzen Blick auf das Siegel. Das lilienartige Zeichen. Also doch.

Da sprach der Drache auch schon weiter. "Mein Herr Lord Kyan und seine Gemahlin unsere edle Drachenkönigin Kira haben alle Drachen auf Wunsch von Ipeks älteren Bruder zurückgerufen. Lord Yago der Tiger wird vermutlich jeden Augenblick hier eintreffen und euch Einzelheiten berichten." Der Drache machte eine kurze Pause. "Ich bin mir nicht sicher, ob Ipek annehmen wird, das ich euch die Lage der Höhle, wo er sich derzeit befindet, verraten werde. Wenn ich euch einen Rat geben darf. Strategisch gesehen würde er in der Falle sitzen, falls er dort bliebe. Mit einem Heer könntet ihr ihn dort festsetzen."

"Ihr habt mir gerade mehr verraten, als ihr musstet", äußerte der silberweißhaarige Hundedämon. Man sah es auch der Fürstin an, wie sie nachdenklich wurde. Selbst General Naoki an der Tür runzelte kurz die Stirn.

Nimrod beugte etwas den Kopf und erläuterte ungefragt seine Beweggründe: "Jemand wie Ipek, der seinen Hanyoubruder, während seiner größten Schwäche feige ermordet, ist Abschaum in meinen Augen. So jemand verdient nicht meinen Respekt. Außerdem brach Ipek etliche Eide, plante viele Unschuldige zu ermorden und seine Forderungen entbehren jeder Grundlage. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, vor mir liegt eine lange Reise und mit der Übergabe, habe ich meine Aufgabe erfüllt."

"Was werdet ihr jetzt tun Prinz Nimrod?", fragte Reika.

Der Drache lächelte etwas und erklärte: "Mein Befehl lautet, nach Hause zu fliegen. Doch es ist mein Wunsch eines Tages zurückkommen zu dürfen", damit wandte er sich mehr dem Lord der westlichen Länder zu: "Eines Tages, wenn dieser Zwist vorbei ist, akzeptiert ihr mich vielleicht als Botschafter zwischen unseren Völkern und heißt auch meine zukünftige menschliche Gemahlin Prinzessin Faina willkommen. Die Loyalität der Drachen gehört auch dem westlichen Reich. Wir stehen tief in der Schuld eures Vaters Inu no Taisho."

Sesshomaru hörte ruhig zu. Was er dachte, sah man ihm wie immer nicht an. Dann äußerte er: "Ihr werdet von mir hören."

Daraufhin verbeugte sich Nimrod und ging zur Tür. Ein Wink des Generals genügte und einer der Torwächter, der in der Nähe wartete, eilte herbei um den Drachen zum Ausgang zu geleiten.

Als die beiden Daiyoukai mit der Fürstin des westlichen Reiches allein waren, begann Reika, als Erstes zu sprechen: "Darf ich meine Vermutung äußern?", bat sie.

Beide Wesen gaben ihre Erlaubnis, sodass sie anfing: "Ich bin keine Kriegerin und verstehe wenig von Schlachten, doch Nimrods Information enthielt eine Warnung." In diesem Moment sprang Naoki auf und rannte zur Tür: "Nanami, dein Sohn und zwei Falken suchen die Umgebung des Schlosses ab!"

Die Leibwächterin zog sofort den richtigen Schluss und man hörte sie draußen vor der Tür sagen: "Spionierende Krähen", sie dachte kurz nach und bot an: "Tara kann meinen Platz einnehmen, da ich mit suchen werde. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät."

Sie wartete die Entscheidung des Generals nicht ab, sondern eilte davon. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Nanami überrascht zurückkam und berichtete: "Shun hat die Spione bereits, mit Hauptmann Ryan und dessen Bruder Teiko, ausfindig gemacht. Es handelt sich um zwei. Leider überlebte keine Krähe, um Fragen beantworten zu können."

"Dieses Risiko mussten wir in Kauf nehmen. Besser sie wurden getötet, bevor sie ihr Wissen weitergeben konnten. Shun soll die Augen weiterhin offenhalten!", befahl Naoki. Danach schloss er die Tür und forderte die Fürstin auf weiter zusprechen.

Das tat Reika auch: "Dieser Ipek kann doch nicht im ernst annehmen, mein Gemahl zieht mit einem Heer zu dieser Höhle und belagert sie, während das Schloss ungeschützt ist."

Sesshomaru stimmte ihr in etwa zu. Seine Vermutungen gingen noch weiter: "An seiner Stelle würde ich mich auf diese Möglichkeit vorbereiten oder meine Krieger nach Musashi schicken um Geiseln zunehmen."

Als Nächstes äußerte Naoki: "Dann bleibt nur noch die Höhle. Ich würde dort eine Falle aufstellen, aus der es kein Entrinnen gibt."
 

Der Lord hatte bereits eine Entscheidung getroffen, unabhängig von den Dingen im Brief oder was Myouga berichten würde. So sagte er dann: "Keine Sorge, Ipek unterschätzt mich bei Weitem. Ich werde Dämonen nach Musashi schicken, das Schloss in Alarmzustand versetzen und trotzdem eine Armee zur Verfügung haben. Die Wölfe, Falken und die Adler stehen auf unserer Seite. Außerdem bin ich sicher, dass der Herr des Südens helfen würde, wenn genug Zeit bliebe."

"Niemand wird dich aufhalten können?", kam es kaum hörbar von der menschlichen Frau.

Sesshomaru ging zu ihr, hob seine Hand und strich durch die Haare seiner Gefährtin: "Niemand", bestätigte er.

Eine Weile sahen sie sich einfach nur an. Dann nickte Reika und seufzte leise. Deshalb fuhr der Fürst fort: "Geh in unser Gemach. Ich komme später, da ich mit dir noch einige Dinge besprechen muss."

Die junge Frau beugte sich etwas vor, küsste den Daiyoukai auf die Wange und hauchte leise: "... und ein Kind zeugen?"

Der Lord zögerte nur einen kurzen Moment. Deutlich spürte er die Angst seiner kleinen Jägerin. Angst ihn zu verlieren. Diese Ungewissheit konnte er ihr nicht nehmen. Doch es gab einen Weg Reika Hoffnung zu schenken. Deshalb antwortete er: "Wenn es dein Wunsch ist, ja, denn es ist auch der Meine."

Die junge Frau verbeugte sich etwas und ging mit einem besorgten Ausdruck aus dem Raum.

Seinen Onkel bat der Fürst: "Lass mich mit Myouga allein. Ryan, Shun und Ryoto sollen sich am Nachmittag im Innenhof bereithalten, da ich einige Befehle habe."

Kaum war auch der General gegangen, drehte sich Sesshomaru um. Er nahm das Schreiben seines Bruders und brach das Siegel.
 

9. Kapitel - Aufbruch
 

Wie wird der Lord des Westens auf den "Verrat" seines Bruders reagieren und welche Maßnahmen ergreift er vor seiner Abreise.



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