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Die Entscheidung des Bruders Reika Serie 4

von

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Betörender Blütenstaub

Den neuen Favo gab es ja schon beim letzten Kapitel. Diesmal darf ich mich für die Empfehlung bedanken. Freut mich das die FF noch Leser hat ;) obwohl ich aufgrund der fehlenden Kommentare so meine Zweifel hatte. Da aber meine komplette Reikaserie in den letzten Wochen häufig angeklickt wurde, auch auf Animexx spricht die LeserZahl für sich.
 

Hier stellt sich mir nun wieder die Frage ob ich meine Kamingeschichten erneut ins Leben rufe oder ob ich die angedeuteten vergangenen Ereignisse, zwischen Nanami, Tajan und Arata eher hier in Kurzform reinschreibe.
 

Lalo-Tajan

Tajan" (geheim, heimlich, Geheim-, versteckt, verborgen)

Lalo - Onkel
 

Kapitel 16 - Betörender Blütenstaub
 

Im Norden, in einem einsamen Tal stand der Magier Kenta einfach da und betrachtete die Gegend. Auf den Tag genau lebte er nun eintausend Jahre hier. Was ihm erst als ein Ort der Trauer diente, nutzte er in den letzten Jahren zur Forschung. Er verfeinerte seine magischen Fähigkeiten, studierte die Künste anderer Völker und arbeitete an einem bestimmten Projekt, das er einst dem Drachenmagier Majutsu stahl. Nun war es vollendet und brauchte nur noch eine wichtige Zugabe, die spirituellen menschlichen Kräfte einer starken Miko. Wo er dieses Wesen finden konnte, wusste er. Das hieß jedoch, sein Exil zu verlassen und sich einen neuen Wirkungskreis zu schaffen. Bei dem Gedanken lächelte er etwas spitzbübisch. Ihm schwebte da nämlich schon etwas Bestimmtes vor. Ursprünglich lebte er gern unter vielen Wesen, da er oftmals seine magische Begabung an ihnen testete. Das westliche Schloss konnte sich also auf etwas gefasst machen und er hoffte, dass seine harmlosen Streiche Abwechslung in den Alltagstrott brachten.

Nun lenkte er seine Gedanken erst einmal zurück zu dem Gegenstand, den er kreiert hatte. Ein Stein der Illusionen, um damit die Dämonen vor der Vernichtung zu bewahren. Dadurch konnten sie sich tarnen und als scheinbare Menschen unter dieser anderen Rasse wandeln. Er lächelte erneut bei dem Gedanken. Obwohl sein Werk noch nicht die absolute Perfektion erreicht hatte, funktionierte es bereits. Getestet hatte er es oft genug bei den Menschen und vor allem mit den Banditen, welche Sesshomarus Gefährtin belästigten. Für sie war er einer zeitweise von ihnen gewesen. Am liebsten hätte er es auch an dem westlichen Lord ausprobiert, doch keine Gelegenheit gehabt, da dieser plötzlich aus seinem Tal davoneilte.

Kenta atmete tief ein, warf einen Blick in den wolkenlosen Himmel und ging dann von seinem kleinen Haus fort, zu einem erhöhten Punkt. Unsichtbar, durch einen Bann geschützt, lag der rosafarbene Stein auf einem Pfosten. Diesen entfernte er nun und steckte ihn ein. Wenig später wurde aus dem grünen, fruchtbaren Tal eine öde, felsige Landschaft.

Sesshomarus merkwürdiges Gefühl hatte nämlich eine Ursache und der Lord würde nie erfahren, wie nah er an der Wahrheit war. Wenn, würde er den richtigen Schluss erst in der Zukunft ziehen können.

Der Magier warf einen letzten Blick zurück und danach begann er die Reise in seine neue Heimat zu seiner Familie. Besonders seine Enkelin vermisste er, die ungewollt, große Ähnlichkeit mit ihrer Großmutter hatte.
 

Im westlichen Schloss ahnte niemand die kommenden Ereignisse vorher. Einige Wochen nach Ipeks Ableben hielt es General Naoki, in seiner Eigenschaft als Taisho, für notwendig noch einmal ein Treffen aller Dämonen einzuberufen. Denn er wollte sichergehen, dessen Spitzel und Mitverschwörer endgültig zu entlarven. Nach und nach trafen zahlreiche Gäste im westlichen Reich ein und Reika hatte kaum eine freie Minute, da sie Yumi entlasten wollte. Dennoch wechselten sich beide Fürstinnen bei der Begrüßungszeremonie in bestimmten Abständen ab.

Der Vormittag war fast um und die Wachen hatten vorerst Letzten durchgelassen, sodass sich die erschöpfte Dämonenjägerin eine Pause gönnen wollte. Sie seufzte leise und fuhr im nächsten Augenblick erschrocken zusammen. Ihr Gemahl tauchte unvermittelt hinter ihr auf und sie taumelte gegen ihn.

"Gefährtin zieh dich in unsere Räume zurück!", befahl er ihr streng und verbarg seine Sorge. Etwas sanfter und wesentlich leiser fügte er hinzu: "Dein Mahl wurde von den Dienern bereits angerichtet."

Dankbar lächelte sie ihn an und entfernte sich dann in Begleitung ihres neuen Leibwächters Teiko. Weit war sie noch nicht fort, als plötzlich etwas Ungewöhnliches geschah. Ein heller Blitz zuckte, Donner erklang und eine schwarze Wolke wirbelte über den Hof. Diese verflog und ein Wesen kristallisierte sich daraus hervor.

Anerkennend hörte die menschliche Fürstin ihren Gemahl sagen: "Meine Hochachtung, du weißt dich immer noch in Szene zu setzen."
 

Der unerwartete Auftritt sorgte für Wirbel, besonders unter den Wachen, da sie einen Anschlag auf den Fürsten befürchteten. Doch es genügte eine Handbewegung von Sesshomaru und die Soldaten stoppten ihren Lauf. Jeder kehrte danach auf seinen Posten zurück, ohne jedoch die Szene aus den Augen zu verlieren.

Der schwarzhaarige Dämon sah sich einen Moment um und lächelte merkwürdig, so, als ob er etwas plante. Dann überlegte er es sich anders und schlug eine bestimmte Richtung ein.

Dann stand Lord Kenta, der dämonische Magier vor dem westlichen Fürsten, verbeugte sich und grüßte höflich: "Edler Herr. Ich dulde es nicht, dass ihr euch an die Drachen wendet, um Rat in Zauberdingen einzuholen. Dem Reich fehlt ein Magier, deshalb biete ich von nun an meine Dienste an."

Sesshomaru antwortete nicht sofort, sondern betrachtete den alten Freund seines verstorbenen Vaters lange. Dann nickte er und schlug vor: "Meine Gemahlin wird dir angemessene Gemächer zuweisen."
 

Reika kehrte bereits um und stand neben ihrem Gefährten. Sie nickte zustimmend. Bevor sie den schwarzhaarigen älteren Hundedämon in das Anwesen führte, holte sie eine kleine Schriftrolle hervor und übergab sie dem Magier mit den gemurmelten Worten: "Verzeiht Lord Kenta, das ich als nichtswürdiger Mensch mir angemaßt habe, euren letzten Eintrag zu vervollständigen."

Dieser ergriff das Dargereichte, entrollte es und las. In seinem Gesicht zuckte ein Muskel, als er das Geschriebene erkannte. Schmerz des Verlustes und Sehnsucht bohrte sich erneut in sein Herz, denn diese Zeilen schrieb er anlässlich des Todes seiner Gefährtin. Die letzten von Reika hinzugefügten Worte wirkten wie Balsam. Es war nur eine Zeile, aber sie konnte nicht passender sein. "Ich liebe dich, wo immer du auch bist."

Kenta ließ die Schriftrolle sinken, blickte die braunhaarige Frau an und schlussfolgerte: "Ihr standet eurem Bruder sehr nahe. Zwillingsbindungen sind sehr eng und deshalb wird er euch immer fehlen."

"Ja, gerade in letzter Zeit spüre ich ein gewisses Unbehagen. Sein Geist wird erst Ruhe finden, wenn sein Mörder gefasst ist und seine gerechte Strafe bekommt. Doch diese Worte bezogen sich auf die Sehnsucht nach meinem Gemahl, als ich im Schloss meines früheren Fürsten gefangen war und nicht wusste, ob ich ihn jemals wiedersehe. Diese melancholischen Zeilen gaben mir Hoffnung und dafür möchte ich euch danken."

Der Magier richtete seinen Blick fort von der jungen Frau und weilte in weiter Ferne. Dann entgegnete Kenta:" Ich verzeihe der Fürstin des westlichen Reiches und bedanke mich. Dennoch müsst ihr mir einen Gefallen tun. Bewahrt dieses Dokument weiterhin sorgfältig auf."

Deshalb nahm Reika es wieder an sich und verbarg es in ihrer Kleidung. Das Eintreffen einer Dämonin lenkte ihre Aufmerksamkeit nämlich ab.
 

Hinagiku blieb vor ihrem Großvater stehen. Kenta sah sie an, ohne dass man erkannte, was er dachte. Nach einer Weile hob er seine Hand und gab seiner Enkelin eine Ohrfeige, mit den Worten: "Du hast mich enttäuscht."

Verlegen senkte die schwarzhaarige Youkai ihren Kopf und flüsterte: "Es tut mir leid, verehrter Großvater."

Dieser fasste nach Hinagikus Kinn und hob ihren Kopf etwas, sodass er ihr in die Augen schauen konnte: "Ich weiß. Weil du ehrlich warst und dich deiner Strafe gestellt hast, bin ich gleichzeitig stolz auf dich." Im nächsten Augenblick zog er seine Verwandte in seine Arme. Danach fiel sein Blick auf einen jüngeren Hundedämon: "Du bist ihr Gefährte Akito?"

Dieser stimmte zu mit einem Kopfnicken.

"Willkommen in der Familie", mit diesen einfachen Worten gab der Magier seine Zustimmung zu der Vermählung.

"Wie lange wirst du bleiben Großvater?", musste die ehemalige Hofdame fragen. Sie wollte dann noch etwas offenbaren: "Es ist nur ..."

Kenta fiel ihr ins Wort und sagte sehr zu Akitos Freude: "Du erwartest einen Welpen."

Da es die schwarzhaarige Dämonin bestätigte, antwortete der Lord: "Ich werde bleiben. Immerhin braucht Lord Sesshomaru einen magischen Berater. Es gefällt mir gar nicht, wenn er sich ständig an die Drachen wendet."

Nur kurz blitzte in Sesshomarus Augen ein Funke auf, dennoch schwieg er auf den versteckten Seitenhieb des anderen Dämons. Nachdenklich sah er der kleinen Familie hinterher, die seine Fürstin in das Gebäude begleitete.

Sein Onkel tauchte im gleichen Augenblick auf, da er seine übliche Runde beendete, und bemerkte schmunzelnd: "Ich hoffe, du hast es dir reichlich überlegt, lieber Neffe. Gegen den Plagegeist Kenta ist Myouga noch harmlos."

Der westliche Fürst zeigte keine Regung, obwohl er wusste, auf was sein Onkel anspielte. Er begrüßte die Entscheidung des Magiers und damit wurde ein Wunsch von Inu no Taisho erfüllt. Wenn Kenta es zu bunt trieb, konnte er ihn immer noch stoppen. Das wollte er Naoki mitteilen, doch der andere Hundedämon wandte sich gerade ab, weil Yumi, mit ihren beiden Kindern erschien, um Reikas Aufgabe wieder zu übernehmen.
 

Die fürstliche Familie wechselte kurz einige wenige Worte. Deswegen entging ihnen fast die Ankunft des neuen Gastes. Eine Wache eilte herbei, warf sich zu Boden und richtete aus: "Lord Callmaru bittet darum, angehört zu werden."

Nicht nur Sesshomarus dämonische Energie stieg an, sondern auch die von Naoki. In der Nähe erklang Inuyashas Knurren. Erst ein warnender Blick seines älteren Bruders erreichte, dass der Hanyou verstummte. Am Ende überließen sie es der älteren Fürstin, ob der Schmetterling Gehör fand. Obwohl sie sich unbehaglich fühlte, wollte sie sich der Konfrontation stellen.

Callmaru wurde von zwei zuverlässigen Soldaten herbeigeführt und selbst vor dem erhöhten Podest flankierten seine Wächter ihn weiter. Er verzichtete auf einen großen Auftritt, gab sich eher bescheiden und die Farbe seiner Flügel wirkten deshalb weniger auffällig. Er wollte reumütig wirken und benahm sich zerknirscht.

Ohne ihn anzusehen, schlussfolgerte Yumi mit völlig neutraler Stimme: "Ihr seid sicher hier, um mir zu der Geburt meiner Zwillingstöchter zu gratulieren."
 

Der Schmetterlingsdämon hatte eine blumige Rede vorbereitet, doch die Worte brachten ihn aus dem Konzept. Er warf dem General einen irritierten Blick zu, der diesen völlig gelassen erwiderte. Also war diese geheime Liebschaft nun allen bekannt. Neidisch verbarg er seine Enttäuschung, denn noch immer begehrte er die silberweißhaarige Dämonin. Dennoch war es nicht ratsam, weiterhin seinem heimlichen Wunsch hinterherzujagen. Sein Leben stand immer noch auf dem Spiel, denn Inu no Taishos jüngerer Bruder würde nicht zögern ihn kaltblütig zu ermorden. Außerdem befand er sich nur auf der Durchreise. Sein eigentliches Ziel ein Hafen im Westen, wo eines seiner Schiffe bald eintreffen sollte, wollte er erreichen, bevor seine Machenschaften aufgedeckt werden würden. Immer öfters hörte er Gerüchte, die ein kluger Denker seinem Wesen zu ordnen konnte. Wie nah seine Entlarvung schon war, ahnte er nicht.

Jetzt zeigte er seine Maske und verbeugte sich ein wenig. "Mein Besuch ist nicht nur persönlicher Natur. Ich diene Lord Jakiro und Lady KeiCho als Bote. Sie schicken ihr Grüße und möchten ihr bedauern ausdrücken, weil besondere Umstände ihr Erscheinen erneut verhindern. Die edle Fürstin des Ostens ist niedergekommen und deshalb verkündet das Paar, die Geburt ihres ersten Kindes. Ein gesunder Sohn und damit der Erbe des östlichen Reiches." Nachdem er kurz pausierte, um die Worte wirken zu lassen, setzte er halbherzig fort: "Außerdem halte ich es für angebracht mich für mein ungebührliches Benehmen vor einigen Jahren zu entschuldigen. Ich bedauere den Vorfall zutiefst."

"Euch sei verziehen", sagte Yumi, wobei sie Callmaru immer noch nicht anschaute, sondern nur das Kind Ayumi in ihren Armen betrachtete. Ihre zweite Tochter schlummerte indessen in dem Körbchen, welches neben ihr auf dem Sitz stand.

Während die Fürstin ihn mit Nichtachtung strafte, wusste Callmaru, das er um so mehr aus eisigen blauen und goldenen Augen beobachtet wurde. Um so überraschter war er, als er sich umdrehte und schräg hinter ihm ein zweites goldenes Augenpaar auf ihn ruhte. Ein Hanyou, wie er erkannte. Begegnet war er dem Erbprinzen noch nicht, er zog einfach aufgrund der Ähnlichkeit den Schluss, Inuyasha gegenüberzustehen.

Dann hob die ältere Fürstin ihren Kopf und funkelte den Schmetterlingsdämon einen winzigen Moment giftig an, fing sich jedoch so schnell wieder, dass es nur ihm auffiel. Sie winkte, als ob sie eine lästige Fliege verscheuchte. "Entfernt euch nun, damit ich meine anderen Gäste begrüßen kann!"

Callmaru zeigte seinen Unmut nicht, sondern gehorchte.

Fast niemand schenkte dem Dämon in der Begleitung des Schmetterlings bislang Aufmerksamkeit. Dieser trat nun einige Schritte vorwärts, verbeugte sich stumm, warf Nanami einen Blick zu und folgte Callmaru, sodass alle ihn als dessen Diener ansahen. Das braunhaarige Wesen wurde nicht namentlich vorgestellt, deshalb hielt ihn die Fürstenfamilie zu anfangs für einen niederen Dämon.
 

Dennoch betrachtete der General diesen Fremden aufmerksam. Er fand die Ähnlichkeit zu Nanami verblüffend und warf der Leibwächterin unauffällige Blicke hin. Wie immer stand die Dämonin nah bei ihrer Fürstin, behielt alles im Auge und zeigte keinerlei Erkennen. Dann verriet sich Shuns Mutter, weil sie dem unbekannten Dämon kurz hinterhersah und ein besorgter Ausdruck über ihr Gesicht huschte.

Entgegen Yumis Aussage gab es im Moment keine neuen Besucher, deshalb fand der Soldat Zeit, nachzudenken. Obwohl es vierhundert Jahre her war, zog er alsbald den richtigen Schluss und sprach den Namen aus: "Lalo-Tajan."

Daraufhin zuckte die Leibwächterin sichtbar zusammen und erbleichte. Alle bekamen es mit. Da der Name auch für Yumi nicht unbekannt war, ergriff die Fürstin die Hand der Kriegerin und fragte: "Dein Bruder?"

Nanami nickte und überraschte alle mit ihrer Feststellung: "Er teilt sein Lager mit Callmaru, obwohl der starke Geruch nach Blütenstaub alles Verdächtige verdecken soll."

"Das änderte einiges. Vorsichtshalber werde ich beide überwachen lassen", entschloss sich der General.
 

Er hielt Wort und so konnten Callmaru keinen Schritt wagen, ohne beobachtet zu werden. Es ärgerte ihn, obwohl er sich nichts anmerken ließ und er benahm sich wie bei seinen früheren Besuchen. Tajan amüsierte die Aufmerksamkeit des Generals, wobei er sie eher in Zusammenhang mit seiner Schwester brachte. Während des Aufenthalts im Schlossgelände schlenderte er allein durch die Gegend, da seine Beziehung zu dem Schmetterlingsdämon geheim bleiben sollte. Nur in manchen Nächten suchte Callmaru ihn auf.

Allerdings tauchte der braunhaarige Hundedämon oft auf dem Übungsplatz auf und beobachtete Ryoto bei der Ausbildung der Rekruten. Er näherte sich seinem Neffen nie, studierte dessen Verhalten jedoch sorgfältig. Dann trafen sich ihre Wege und sie standen sich gegenüber. Tajan sah dem verkrüppelten Hanyou an und konfrontierte ihn: "Du hast Schmerzen. Weiß deine Mutter davon?"
 

Ryoto schmälerte seine Augen, fixierte seinen Onkel und sagte leise, in einem warnenden Ton: "Vielleicht habe ich welche und es ist allein meine Angelegenheit. Meine Mutter muss ich deshalb nicht mit meinen Sorgen belasten." Der Behinderte wechselte seine Position, lehnte sich gegen die Mauer und hob seine Krücke. Das untere Ende setzte er Lalo-Tajan auf die Brust: "Und du wirst es ihr auch nicht erzählen. Haben wir uns verstanden, Onkel?"

Der ältere Hundedämon konnte seinen Blick nicht von dem Stecken abwenden. Ihm lagen viele Dinge auf der Zunge, doch er fand nicht den Mut sie auszusprechen, weil er Naokis Anwesenheit spürte. Da entfernte Ryoto seine Gehhilfe löste die gefährliche Spitze aus, um damit seine kleine Warnung zu untermauern. Er traute dem Bruder seiner Mutter nicht und wunderte sich über dessen plötzliches Interesse.

Der Hanyou entfernte sich, ohne weitere Worte zu verlieren.
 

Tajan schaute ihm nach, sodass er Nanamis Annäherung nicht mitbekam. Die Leibwächterin gestand: "Mein Sohn ist viel zu stolz um seinen Zustand zu offenbaren. Was dich angeht, halte dich von meiner Familie fern. Du hattest deine Chance, stattdessen hast du Ryoto verschmäht."

Eine Reaktion wartete sie nicht ab, sondern drehte sich auf der Ferse um und verließ den Ort.

Ihr älterer Bruder schüttelte den Kopf und seufzte lautlos. Viele Dinge bereute er und bis jetzt fand er keinen Weg, die Vergangenheit wieder ins richtige Lot zu lenken. Sein Stolz stand ihm außerdem noch im Weg.

Jetzt schaute er sich um und entdeckte einen Bekannten. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, da er erst neulich hörte, Arata verlor nicht nur seine Tochter, sondern kürzlich auch seine Gefährtin. Wenn er ein wenig intrigierte, womöglich konnte er den ersten Schritt zur Versöhnung schaffen.
 

Der geflügelte Dämon beobachtete seinen Geliebten aus der Ferne, ohne sich einzumischen. Das Lalo-Tajan Verwandtschaft hier hatte und persönliche Angelegenheiten regeln wollte, wusste er aus ihren Gesprächen. Es beeinflusste nicht ihr Verhältnis, welches so wieso bald endete. Deshalb verließ Callmaru die Arena, stieg die Felsen empor um sich von dem erhöhten Platz umzusehen. Es musste doch eine Möglichkeit geben, seinen Wächtern zu entkommen. Doch die beiden waren recht hartnäckig. Allerdings wechselten die Soldaten in regelmäßigen Abständen und diesen Moment der Unaufmerksamkeit wollte er ausnutzen. Dazu suchte er absichtlich eine Ansammlung aus, mischte sich zwischen die größeren Dämonenarten und wurde beinahe unsichtbar. Es funktionierte und Callmaru ging in der Masse unter, schlüpfte davon und versteckte sich im Garten. Hier konnte er sich der grünen oder braunen Farbe je nach Bedarf anpassen und niemand würde ihn entdecken, wenn sie seine Fähigkeiten nicht kannten.

Allerdings wurde ein Teil des Gartens abgeschirmt und nur die menschlichen Gäste, sowie ausgesuchtes Personal hatten dort Zugang. Es diente der Sicherheit der schwächeren Wesen. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich nur Reika dort auf. Kagome kämpfte mit ihrer morgendlichen Übelkeit und ihr leistete Sango Gesellschaft. Kohaku und Rin kümmerten sich um Nyoko, Daichi und die kleine Izayoi, während Miroku Schriften in der Bibliothek studierte.
 

Ungesehen öffnete der Schmetterlingsdämon das kleine Tor, huschte hindurch und betrat den verbotenen Bereich. Hier würde ihn niemand vermuteten und er konnte eine Weile frei atmen. Was er dann entdeckte, übertraf seine gesamten Vorstellungen.

Am Pavillon, eingerahmt von den schönsten blühenden Ranken, sah er ein weibliches Wesen. Sie trug ein helles, kostbares, für Japan seltsam anmutendes Gewand. Die langen, gelockten braunen Haare fielen der jungen Frau offen über den Rücken hinab. Kleine Stücke von Perlmutt schmückten das Kleid und die Haare der menschlichen Fürstin. Außerdem trug sie im Sonnenlicht glitzernden Schmuck. Der Einfall der Sonne vervollständigte den Effekt, sodass kleine regenbogenfarbene Lichtreflexe bei jeder Bewegung umherzuschwirren schienen. Der Anblick begeisterte den Dämon und er konnte einfach nicht den Blick abwenden. Wie in einen Bann geschlagen trat er näher und betrachtete Reika weiter fasziniert.
 

Sesshomarus Gemahlin zeichnete gerade ihre Eindrücke des Tages auf und vertiefte sich dabei in ihre Arbeit, blendete dadurch alles aus. Einzig das Zwitschern der Vögel hörte sie, was ihr öfters ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Ihre Aura strahlte Ruhe und Glück aus. Doch dann wurde sie unruhig, da sie schwach etwas Dämonisches in der Nähe spürte. Ihrem Gefühl auf den Grund gehend, hob sie ihren Kopf und sah unweit von ihrer Position entfernt auf dem Pfad den Schmetterlingsdämon stehen.

Sie runzelte nachdenklich die Stirn aber, da die Wache dieses Wesen hier eingelassen hatte, durfte es sich vermutlich in dem Teil aufhalten.

Callmaru richtete das Wort nun direkt an die Fürstin: "Vergebt mir, mein Eindringen."

Die Dämonenjägerin lächelte, zeigte auf die zweite Bank und sagte: "Setzt euch ruhig, ich habe nichts gegen Gesellschaft einzuwenden." Dann betrachtete sie den Fremden und hatte eine Idee. Der Einfall war beinahe perfekt. Der Dämon ergänzte hervorragend ihr neues, geplantes Motiv und sein Abbild fügte sich aufgrund seines ungewöhnlichen Aussehens bestens in ihr Bild ein. "Darf ich euch zeichnen?"
 

Der Schmetterling legte seinen Kopf etwas schief, lauschte, doch es gab keinen Aufruhr. Deshalb nutzte er die Chance. Er verbeugte sich etwas: "Lord Callmaru, ist euch gern zu Diensten." Danach bat er noch: "Zeigt mir eure Werke."

Mit der Bitte ging ein Hintergedanke einher. Damit schaffte er es, in ihre unmittelbare Nähe zu kommen. Zwar besaß er eine fremdländische Konkubine, doch die musste er für den chinesischen Kaiser aufsparen, damit er auf dem Festland Aufenthaltsrecht bekam. Diese menschliche Frau hatte ihn bereits fasziniert, doch er durfte sie nicht berühren, um den Vertrag nicht zu gefährden. Deshalb kam ihm Reika gerade recht, da beide ähnlich aussahen. Sie zu verführen stellte er sich als die schönste Herausforderung vor. Obwohl er glaubte, er hatte leichtes Spiel, denn er dachte im Traum nicht daran, wen er hier vor sich hatte. Die Möglichkeit der jüngeren Fürstin der westlichen Länder gegenüberzustehen, fiel ihm gar nicht erst ein. Jetzt stellte er sich neben Reikas Platz, wartete geduldig darauf ihre Zeichnungen betrachten zu dürfen.
 

Die junge Frau zögerte aus einer Eingebung heraus, da ein kurzes bedenkliches Gefühl sie durchströmte, was sie schnell abschüttelte. Dann nahm sie ihre Mappe mit den Pergamenten, die Blätter aus der Neuzeit und das Reispapier auf, um sie Callmaru zu präsentieren. Dieser griff plötzlich nach ihren Haaren, ließ einige wenige Strähnen durch seine Finger gleiten und äußerte ein Kompliment, was ihr schmeicheln sollte. "Ihr müsste eine personifizierte Göttin sein und seid nur herabgestiegen, um mich zu bezaubern."

Der Dämonenjägerin entwich ein kichernder Laut. Sie durchschaute das Spiel des Gastes. Am besten sie setzte dem ein Ende, denn ihr Gemahl neigte dazu, sein Eigentum verhemmt zu verteidigen. Sie wollte schon den Mund öffnen, als feiner Blütenstaub um sie herum fiel. Da sie wusste, dass sie nicht direkt unter den Blüten der Kletterpflanzen saß, war es unmöglich. Doch eine alte Erinnerung blitzte bei ihr auf, gleichzeitig erkannte sie trotz ihres schwachen menschlichen Sinnes den Geruch des Staubes. Er sollte sie verwirren, wie damals in den Bergen. Mit einem Ruck fuhr Reika herum und starrte Callmaru an.
 

Dieser erschrak leicht und runzelte überrascht die Stirn. Das einnehmend wirkend sollende Lächeln verschwand, während er nachdachte. Warum funktionierte sein Blütenstaub nicht, bisher konnte ihm keine Dämonin widerstehen, selbst Yumi verfiel seinem Bann. Konnte ein einfacher Mensch immun dagegen sein oder läuterte die junge Frau, den Staub unbewusst. Dann sah er aber noch mehr in ihren Augen, nämlich die Ähnlichkeit zu einem seiner ehemaligen Feinde, dem Dämonenjäger Katsumi. Dieser Blick aus den grünen Augen war unverkennbar und er hatte sich tief in seine Erinnerungen gebohrt. Leider hatte nicht nur er eine Eingebung.

Die junge Frau keuchte auf, sie wich etwas zurück und fuhr ihn an: "Ihr seid das, der Blütenstaubdämon, der nicht nur meinen Bruder tötete, sondern zu dessen Opfer unzählige Wesen zählen?"
 

Auf dem Gesicht des Schmetterlings konnte sie deutlich den Schrecken sehen, weil er enttarnt wurde. Der bezaubernde Engel entpuppte sich als die Dämonenjägerin, welche ihn seit Jahren Rache geschworen hatte, weil er kaltblütig ihren Bruder ermordete. Schon wieder hatte er den Fehler gemacht, sich dem falschen Wesen genähert. Trotzdem gab es noch einen Ausweg, er musste einfach nur ihre Glaubwürdigkeit untergraben.

Deshalb fing er sich wieder und entgegnete mit einem selbstsicheren Lächeln: "Nur schade das ich als Gast, unter Lord Sesshomarus Schutz stehe. Er wird euch erbärmlichen Menschen ganz sicher nicht helfen, wenn ich euch töte."

Fast ebenso liebenswürdig entgegnete Reika: "Mein verehrter Gemahl, der edle Fürst wird ganz sicher nicht erfreut sein das ihr das Leben seiner Gemahlin gerade bedroht."

Damit erzielte die braunhaarige Frau den gewünschten Effekt. Der Schmetterling zuckte zurück, erbleichte und wusste genau, so glimpflich wie bei Naoki käme er diesmal nicht davon. Sein Vorhaben gab er nicht auf. Im Anschluss rückte Callmaru wieder näher zu ihr und setzte seinen Blütenstaub erneut ein. "Vermutlich wird er euch nicht einmal glauben, da ihr ja meinen Geruch an euch habt. Geliebte", damit stand er auf und verließ den Garten.
 

Die Fürstin der westlichen Länder saß noch einen Moment wie gelähmt auf der Bank und starrte vor sich hin. Viele Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Sie empfand Wut, Schmerz und große Trauer. Gleichzeitig traf sie Callmarus Demütigung schwer. Der Blütenstaub allein an ihrem Körper würde Sesshomaru nicht überzeugen, denn die Nase des Hundedämons konnte die Wahrheit erkennen. In diesem Punkt vertraute sie auf die Fähigkeit ihres Gemahls. Es war das Gefühl der Hilflosigkeit, was ihr zu schaffen machte. Am Ziel ihrer Suche zu sein und nichts tun können. Das Leid der unzähligen Wesen, welche unter Callmarus Verbrechen gelitten hatten, sie und Nyoko eingeschlossen, lähmte sie. Niemals konnte sie ihre Rache aufgeben, Reika wollte seinen Tod.

Jetzt schloss sie ihre Augen, ballte ihre Hände zu Fäusten und stand auf. Sie rannte ins Schloss und ließ ihre Tränen freien Lauf.
 

Kapitel 17 - Letztendlich siegt die Gerechtigkeit.
 

Callmaru ahnt nicht, wie nah er dem Tod durch eine wütende Katzenmutter entgeht. Indessen erfährt Sesshomaru alles und ruft den Dämonenrat zusammen.

(http://www.fanfiktion.de/s/509b20c50000083506608ca0/16/Die-Entscheidung-des-Bruders-Reika-Serie-4)



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