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Gipfelstürmer

von

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Wunden

Zugegeben, er wusste nicht so ganz, was er tat, als er dem scheinbar aufgebrachten Rotschopf folgte. Dennoch: Es war sein erster Impuls gewesen und wenn er ehrlich zu sich war, fühlte er sich schuldig. Schuldig genug, um nun vielleicht auch Sasoris Wut auf sich zu ziehen. Deidara war klar, dass sein Verhalten nicht unbedingt eine friedliche Grundlage bedingte – aber er hatte sich nicht wirklich zu helfen gewusst. Und anstatt gar nichts zu tun… tat er halt eher etwas weniger kluges, wie es schien.

Die Situation am vorausgegangenen Abend hatte ihm absolut den Boden unter den Füßen weg gerissen. Das Geständnis seines besten Freundes hatte ihn verwirrt und verunsichert – und ließ ihn sich nicht zuletzt wirklich dumm fühlen. Sasori hatte in diesem Punkt wohl eindeutig Recht: Wie konnte man so blind sein und nicht bemerken, dass gerade der eigene beste Freund mehr für einen empfand als bloße Freundschaft? Und das über Jahre hinweg? Es war zu viel auf einmal für ihn gewesen, weshalb er auch buchstäblich weggelaufen war. Er hatte die Hütte verlassen und zu seinem eigenen Schreck gehofft, dass er all das geträumt hatte. Mittlerweile verfluchte er sich auch für diesen Gedanken. Er war so unfair, dass sich ihm beinahe selbst die Zehnägel hoch rollten.

Als sie am folgenden Morgen kurz miteinander geredet hatten, ertappte er sich für einen Moment bei dem Wunsch, dass das, was Sasori sagte, wahr wäre. Dass er sich wirklich nicht daran erinnern konnte, was er gesagt hatte, dass sie vielleicht irgendwie so weitermachen konnten, wie bisher. Dennoch… änderte all das – von eventuellen Filmrissen einmal abgesehen – nichts daran, dass er, Deidara, sich definitiv an alles erinnern konnte und dass es genau dieser Umstand war, der ihn davon abhalten würde, normal weiter zu machen.

Ein Seufzen stob über seine Lippen, als er seinen Mitkünstler in ihrer Hütte verschwinden sah. Er selbst kam nicht ganz so schnell voran, taten seine Glieder weh und humpelte er tatsächlich ein wenig. Es war kein Wunder, dass er gestürzt war; es war eine Frage der Zeit gewesen, angesichts der Tatsache, dass sich jeder einzelne seiner Gedanken um die letzten schätzungsweise sechzehn Stunden drehten. Schon jetzt fühlte er sich unausgeglichen, hatten Sasori und er seit ihrem kurzen Gespräch vor dem Frühstück kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Nicht, dass er ihm einen Vorwurf machte; hätte er in seiner Haut gesteckt und ihn auf diese Weise mit Hidan umgehen sehen, wäre er sicherlich auch wenig erbaut gewesen – denn auch, das war ihm durchaus bewusst, wenn der Rotschopf vorgab, sich an den Abend nicht mehr zu erinnern, so änderte das doch wohl schwerlich etwas an seinen Gefühlen für ihn? Genau dieser Aspekt war es auch, der ihm seine eigene Grausamkeit vor Augen führte. Wieso er es dennoch tat? Wieso er dennoch mit dem silberhaarigen Halbaffen auf Tuchfühlung zu gehen schien?

Blonde Strähnen flogen, als Deidara vielleicht etwas zu heftig den Kopf schüttelte. Es machte ohnehin keinen Sinn, sich nun darüber den Kopf zu zerbrechen, würde es doch überhaupt gar nichts an der Situation ändern. Er hatte seine Entscheidungen getroffen und solang sich gewisse Umstände nicht änderten, könnte auch er nichts an ihnen ändern. Das Einzige… Nunja, vielleicht konnte er versuchen mit Sasori zu reden und ihn etwas milde zu stimmen, ohne dass durchdrang, dass er sich an alles erinnern konnte? Ja, sicher. Und morgen würden Feen auf dem Gipfel tanzen und Regenbogen pupsen.

Er erreichte die Tür der Hütte, atmete aber noch einmal durch, bevor er sie öffnete und eintrat. Ein paar Momente brauchte er, um sich zu orientieren; einerseits merkte, er, wie seine Wange immer mehr anzuschwellen schien und somit auch seine Sicht etwas beeinträchtigte und andererseits musste er schlucken, um die Gedanken an den letzten Abend nieder zu kämpfen. Er durfte sich nichts anmerken lassen.

Der Erste-Hilfe Kasten wurde beiseite gestellt, ehe er seine Jacke öffnete und sie sich von den Schultern streifte. Ein Blick in Richtung Schlafzimmer offenbarte eine halb geschlossene Tür. Es hörte sich danach an, als würde Sasori sich umziehen, daher wollte er nicht stören – ein Vorwand, um nicht schon eher mit ihm allein sein zu müssen? Vielleicht. Eine ausdrucksstarke Fluchtirade brach in seinem Kopf los und er bemerkte etwas verbittert, dass seine Schultern schon jetzt ein wenig nach unten sackten. Es war eindeutig: Er sah die Schuld für die Situation bei sich. Wäre er nicht so dumm gewesen, hätte er vielleicht viel eher bemerkt, was eigentlich vor sich ging.

Das dritte Seufzen in Folge einschlich sich ihm, als er statt dem Weg ins Schlafzimmer den Weg ins Bad einschlug. Seine Boots blieben im Eingangsbereich zurück, um nicht noch unnötige Wasserspuren zu hinterlassen. Den Erste-Hilfe Kasten nahm er mit, wollte er zumindest versuchen, sich um die Kratzer in seinem Gesicht zu kümmern – welche dummerweise immer schmerzvoller anfingen, zu pochen, je länger er sich im Warmen aufhielt.

Sobald er einen Blick in den Spiegel wagte, wurde ihm bewusst, dass er vielleicht noch ein größeres Problem mit seiner Sicht bekam, als gedacht. Missmutig schob er sich seinen Pony hinters Ohr, um zumindest sein anderes Auge ebenfalls seinen Job tun zu lassen, da das rechte langsam aber sicher zu schwoll. Definitiv kein schöner Anblick. Murrend öffnete er den Kasten und suchte nach den entsprechenden Utensilien, als er ein leises Knarzen und Schritte vernahm… und gefror, sobald er aus dem Augenwinkel Bewegung wahrnahm. Sasori stand in der Tür und war in etwa so schnell erstarrt, wie er selbst.

Er konnte nicht vermeiden, dass er etwas schuldbewusst den Kopf senkte, ehe er zu ihm hinübersah; er war sich nicht sicher, ob der Rotschopf überhaupt mitbekommen hatte, dass er ihm gefolgt war – ein Umstand, mit dem er sich nun wohl auseinander setzen musste. Besagter Rotschopf musterte ihn derweil mit scheinbar gezwungen neutralem Gesichtsausdruck, sah hinunter auf dem Kasten, der nun auf dem Waschbecken lag und dann wieder zu ihm, zu den Kratzern in seinem Gesicht. Ein Ruck schien durch seinen Körper zu gehen.

„Komm.“ Mehr sagte er nicht, als er sich den Verbandskasten schnappte und ihm zusätzlich noch mit einem Kopfnicken bedeutete, ihm zu folgen. Unsicher – denn so wirklich hatte er mit einer solchen Reaktion nicht gerechnet – folgte der Blonde ihm und ließ sich auf einen weiteren Wink auf der Sofakante nieder. Sasori, mittlerweile in weiter Stoffhose und erstaunlich eng anliegendem Shirt (Trug er öfter solche Dinge? Das wäre Deidara doch aufgefallen…? Immerhin schmeichelte es seiner Figur schon enorm…), ließ sich auf dem niedrigen Tisch vor ihm nieder und zog eine Tube mit Salbe und einige Wattestäbchen aus dem Kasten hervor.

Deidara war augenscheinlich unwohl. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte, wusste nicht einmal, ob er ihn ansehen sollte; tatsächlich fühlte er sich einfach extrem mies. Dass der Mensch, dem er ein solch großes Unrecht getan hatte, sich nun noch um ihn zu kümmern gedachte, verwunderte ihn und ließ ihn sich nur noch mieser fühlen. Er sah erst wieder auf, als geschickte Hände sein Haarband lösten und sein Deckhaar samt Pony erneut zusammenfassten. Vielleicht… ja, er würde einfach still halten und Sasori bei seiner selbstauferlegten Arbeit zusehen.

Selbiger schien sich wirklich nur auf die Wunden zu konzentrieren, hob sein Kinn ein wenig an und ließ seinen Blick auf den Verletzungen ruhen. Bevor er nun zur Salbe griff, holte er Desinfektionszeug und Tupfer hervor, mit welchen er die betroffenen Stellen reinigte. Es brannte höllisch, allerdings gab sich Deidara Mühe, nicht zurück zu zucken. Er wollte nicht unnötig noch Missfallen erzeugen. Abgesehen davon, half es doch enorm, sich einfach auf die vertieften Gesichtszüge seines Gegenübers zu konzentrieren und sich somit etwas abzulenken.

Nach dem Desinfektionszeug trug der Rotschopf etwas Salbe auf die Köpfchen der Wattestäbchen auf und verteilte sie so auf den Schnitten. Schon nach kurzer Zeit ließ der Schmerz etwas nach; die Wunden wurden offensichtlich betäubt, was durchaus angenehm war. Er wurde aus seinen Gedanken geschreckt, als Sasori sich nun doch dazu hinreißen ließ, etwas zu sagen.

„Die Schwellung wird sich nur mit einem Kühlbeutel etwas einschränken lassen. Allerdings bezweifle ich, dass du so herum laufen willst?“ Eine rothaarige Augenbraue zuckte gen Haaransatz, als er sich zurücklehnte und die Utensilien wieder verstaute, Wattestäbchen und Tupfer zum Wegwerfen zusammen packte.

Der Blick der blauen Augen schweifte umher; er wollte nicht wirklich mit einem Eisbeutel am Gesicht herum laufen, nein, aber es würde helfen und… „Ich könnte auf einem schlafen, hm.“ Kurz zuckte sein Mundwinkel. Vielleicht wäre das ja ein Kompromiss.

Sasoris Augenbraue rutsche noch höher. „Du musst es selbst wissen. Es ist deine Wange. Selbstverständlich ist es nachvollziehbar, dass ein Eisbeutel bei gewissen Tätigkeiten stören würde.“ Der Ausdruck in seinen Augen, der zuvor etwas von seiner Härte verloren hatte, schien nun wieder eine gewisse Kälte auszustrahlen. Sollte er ihn weiterhin so ansehen, würde er sicherlich keinen Eisbeutel auf seiner Wange mehr brauchen; sein ganzer Körper würde wohl von allein gefrieren.

Nun, Deidara konnte sich denken, was er meinte. ‘Gewisse Tätigkeiten‘ hörten sich schwer nach dem an, was er mit Hidan trieb… oder Hidan mit ihm. Wie auch immer. Hätte die Sachebene der Worte nicht ausgereicht, so hätte die Körpersprach seines Gegenübers ihm den Dienst erwiesen. Sasori stand auf und machte Anstalten, den Raum wieder Richtung Schlafzimmer zu verlassen.

„Sasori no Danna?“

Seine Stimme klang viel zu leise in seinen eigenen Ohren, brachte den Rotschopf aber dennoch dazu, inne zu halten.

„Hm?“

Ein weiteres Seufzen rang sich aus Deidaras Kehle. „Danke, hm.“ Einfach dafür, dass er sich um ihn gekümmert hatte, dass er sich die Zeit genommen hatte, seine Wunden zu versorgen, obwohl er recht deutlich nicht sonderlich erpicht auf seine Gesellschaft war. Vielleicht war noch nicht alles zwischen ihnen verloren, vielleicht konnten sie es noch kitten? Es war das, was der Blonde sich wünschte, woran er nun sein Herz hing. Und als sich die Tür zum Schlafzimmer hinter Sasori schloss, blieb nur noch zu hoffen, dass er nicht alles verbockt hatte, was zwischen ihnen war.

 

„Wenn das so weiter geht, ziehe ich noch ernsthaft in Erwägung, euch eher zu verlassen.“

Es war die eigentlich ruhige Stimme des Uchihas, die nun Konans Ohren erreichte. Sie hatte an Ruhe eingebüßt, seit er wieder da war und die Blauhaarige konnte nur zu gut verstehen, wieso. Der ganze Trip lief nicht so ganz, wie geplant, sie stritten sich fast noch mehr als früher – nur dass es bis jetzt noch keine Toten gab.

„Das wäre ein sehr schnelles Aufgeben für dich“, gab sie zurück und rührte den Kakao um, der auf dem Herd vor sich hin köchelte. Schokolade machte einiges besser, da konnte Sasori ihr erzählen, was er wollte. „Bist du nicht eigentlich noch schlimmeres gewohnt?“ Sie spielte auf seine Arbeit an, bei der es sicherlich noch stressiger und hektischer zuging als auf diesem Gipfel.

Itachi schüttelte den Kopf. „Das ist etwas anderes. Gerade weil es so nervenaufreibend ist, bräuchte ich eine Pause – eine, die ich unter diesen Umständen wohl eher nicht finde.“ Seine Arme waren verschränkt und er lehnte gegen einen der Pfeiler, die das Hüttendach stützten. Es war sehr ungewöhnlich, dass er sich in dieser Form die Blöße gab und einen gewissen Grad der Schwäche mitteilte. Bevor Konan etwas einwenden oder ihn fragen konnte, was er denn erwartet habe, fuhr er fort. „Ich habe nicht wirklich Ahnung, wie ich mich zum Gruppenpsychologen gemausert habe, aber das hier ist definitiv nicht mein Tätigkeitsbereich!“

Seine Gegenüber konnte nicht anders als zu schmunzeln. Diesen Ausdruck noch immer auf den Lippen ging sie zu ihm hinüber und drückte ihm eine Tasse des heißen Getränks in die Hand. „Du machst dich dafür aber erstaunlich gut in der Rolle. Erst Hidan und dann auch noch Sasori. Beides keine leichten Fälle, wenn du mich fragst.“ Wobei sie persönlich Hidan noch als etwas unnahbarer einschätzen würde, wenn es darum ging, bis zu den Kernpunkten seiner Probleme vorzudringen und sie auszumerzen.

Der Schwarzhaarige ließ ein Seufzen hören. „Es ändert nichts daran, dass es nicht wirklich die Entspannung fördert.“ Mit mürrischer Miene nahm er den Kakao an und nippte an ihm. Vielleicht beruhigte es wirklich seine Nerven.

„Was tust du sonst, um dich zu entspannen?“

Ein leises Brummen war Folge der Frage. „Lesen. Schach spielen…“ Mich mit meinem Bruder unterhalten. Wobei Letzteres nicht immer ein Garant für Entspannung war; Sasuke konnte auch genau das Gegenteil in ihm auslösen.

Es war eine Sache eines Herzschlages, in dem sich Konans Mimik aufhellte. „Wir haben ein Schachspiel dabei. Du kannst gern jederzeit herkommen und gegen mich antreten!“ Blaue Strähnen flogen ein wenig, als sie ihren Kopf vielleicht etwas zu enthusiastisch neigte. Wenn es eine Möglichkeit gab, Itachis Laune zu heben und diese merkwürdige ‘Ich bin nicht euer Psychiater‘-Stimmung aufzuhellen, wieso nicht?

Weiter kamen ihre Gedanken jedoch nicht, da sie langsam aber sicher des steigenden Lautstärkepegels gewahr wurde, der vor ihren vier Hüttenwänden wütete. Was sie wirklich beunruhigte war allerdings nicht das Geschrei an sich – bei Hidan hätte sie so ziemlich gar nichts anderes erwartet – sondern dass sie Yahikos Stimme ebenfalls hörte. Nicht leise. Nicht sachlich. Ihr Freund schien den Silberhaarigen geradezu zusammen zu falten, auch wenn sie nur dem Ton nach urteilen konnte, hörte sie doch keine expliziten Worte. Selbst Itachi entschloss sich dazu, lieber zu lauschen, anstatt eine Antwort zu formulieren.

Wenig später öffnete sich die Tür und offenbarte einen etwas erschöpft wirkenden Yahiko, der sie mit einem Blick ansah, der klar besagte, dass etwas schief gegangen war. „Was ist passiert?“

„Er ist weg“, beantwortete der Orangehaarige seiner Freundin die Frage. Selbiger konnte man ihre Ratlosigkeit nun ansehen. Das alles… lief einfach sehr deutlich sehr schief.

Itachi… nahm derweil einen Schluck von seinem Kakao. „Ich denke, eine Partie Schach wäre nun ganz angemessen…“ Etwas Beruhigung konnten sie wohl alle brauchen.

 

Ebenso, wie sie Ruhe scheinbar alle gebrauchen konnten, wenn man sich einen Überblick darüber verschaffte, dass momentan niemand wirklich zufrieden war. Itachi wollte nicht den Psychologen spielen, Konan war über die Grundhaltung der Gruppe genervt, Yahiko drehte langsam am Rad, Sasori und Deidara hatten ihre ungeklärte Beziehungskiste und Hidan und er… hatten eine ungeklärte Beziehungskiste. Entweder man sah es so, oder postulierte, dass Hidan sich ausreichend vereimert fühlte, unter falschen Voraussetzungen auf den Gipfel gelockt worden zu sein, um nun solch kindisches Verhalten zu rechtfertigen… und dass Kakuzu selbst von den Maßstäben menschlicher Emotion Abstand genommen hatte und einfach weiterhin den Eisklotz spielte. Das fasste die Situation doch eigentlich wunderbar zusammen, fand er.

Seufzend blätterte er die Seite seines Buches um und rieb sich unzufrieden die Nasenwurzel. Hidan hatte sich in diesen Belangen wohl kein Stück verändert. Noch immer kompensierte er etwaige Unsicherheit mit großer Klappe – nur konnte er es sich diesmal nicht leisten, sie zu stopfen. Erstens würde sich wohl keine Chance auftun, in Ruhe mit ihm zu reden und zweitens bezweifelte er, dass ein Gespräch die Situation irgendwie vereinfachen konnte. Also las er lieber ein Buch.

Von den Geschehnissen des Vormittags hatte er zusammenfassend herzlich wenig mitbekommen. Das erste, was er wirklich vom Geschehen wahrnahm – bis auf hin und wieder Stimmen in Gesprächslautstärke – war Geschrei, welches er eindeutig auf seinen ehemaligen Lebensabschnittsgefährten zurückführte. Er hatte ihn ja oft genug schreien gehört. Dass sich nun jedoch die Stimme ihres Leaders dazugesellte, irritierte ihn dann allerdings doch.

Nun milde interessiert schlug er sein Buch zu, setzte sich auf und ging schließlich zum Fenster hinüber. Um etwas mitzubekommen war er zu langsam gewesen, aber da er den Silberhaarigen nicht mehr draußen herum rennen sah und irgendwie nicht glaubte, dass er nach dieser Auseinandersetzung Gesellschaft suchte, beschloss er ausnahmsweise den Anschein zu erwecken, als hätte er ein Bedürfnis nach sozialer Interaktion. Es bedurfte eines großen Stückes Schauspielkunst.

Wenig später, er hatte sich umgezogen und sich noch einmal in der Entscheidung bestärkt, tatsächlich die Gesellschaft ihrer Gruppe zu suchen, stapfte er durch den Schnee in Richtung Haupthütte. Dennoch hingen seine Gedanken bei einem gewissen Großmaul…

 

Die nächsten Stunden waren ebenso ruhig wie kontaktfreudig – was an sich ein Paradox wäre, würde es sich nicht um ruhige Tätigkeiten handeln. Zumindest stimmten sie Konan freudig, denn ihre Gruppe unternahm etwas miteinander, sie hockten nicht alle allein herum und hatten vielleicht so etwas wie Spaß.

Gut… Ausnahmen bestätigten die Regel. So hatte sie Sasori nicht mehr gesehen, seit er sich in der Hütte der Künstler verschanzt hatte; oder Hidan, von dem die Talstation nur bestätigt hatte, dass er unten angekommen und noch immer recht wütend wirkend abgezogen war. Aber der Rest… Nun, es lief gut in ihren Augen. Sie hatte Itachis Halb-Vorschlag dazu genutzt, wirklich das mitgebrachte Schachspiel zutage zu fördern, an dem nun besagter Uchiha und Kakuzu saßen und sich seit einer Weile erbitterte Schlachten lieferten.

Deidara war scheinbar irgendwann aus seiner Hütte getürmt und hatte die halbwegs gesellige Runde dem unterkühlten Klima seiner eigenen temporären vier Wände vorgezogen. Momentan sprach er recht eifrig Konans Kakao zu, was für sie ein Zeichen war, dass ihn irgendetwas doch stark beschäftigte. Das, und sein zwischenzeitlich hin und wieder abschweifender Blick, immer wenn er sich nicht gerade in das Gespräch mit ihr und Yahiko einband. Mittlerweile hatte sie ihn oft genug aufmerksam gemustert, um zu vermuten, dass sich Sasori um seine Verletzungen gekümmert hatte; er war ein regelrechter Ordnungsfetischist und die Pflaster waren nicht kreuz und quer angebracht, wie sie es von dem Blonden vermutet hätte… Der Gedanke zumindest war interessant. Kriegten es die beiden doch wieder auf die Reihe?

Inzwischen waren alle davon in Kenntnis gesetzt, dass sie so etwas Ähnliches wie Ausgangssperre hatten. Konan war wohl auch die Einzige, die sich wirklich ihre Sorgen um den Silberhaarigen machte – einfach weil sie nicht sicher war, wann er vorhatte zurück zu kommen und ob die Diensthabenden der Talstation ihn überhaupt hochschicken würde. Einig waren sie sich allerdings, dass sie weitere wintersportliche Aktivitäten auf den folgenden Tag verschieben würden, waren sie bereits jetzt alle ein wenig erschöpft von der Umstellung auf fast 1900 Höhenmeter, wo sie doch sonst alle eher auf flachem Land wohnten.

Dass sie mit einer ihrer Annahmen tatsächlich falsch lag, wurde ihr nach einem Räuspern ihres gruppeninternen Geizhalses offenbart. „Was genau ist hier vorhin eigentlich abgelaufen? Ich hab nur Hidans Geschrei gehört.“ Für den einfachen Zuhörer würde diese Nachfrage wohl keinerlei Hintergrund bedürfen, trug sie doch für jemanden, der Kakuzu ein wenig kannte, einige Implikationen mit sich. Es war schlicht sehr offensichtlich, dass er auf Hidan fokussiert war – denn wenn er sein Geschrei gehört hatte, hatte er auch das von Yahiko vernommen, erwähnte es aber nicht. Außerdem schien er sich Sorgen zu machen, welche er vorerst sicherlich nicht offen aussprechen würde. Dennoch: Eine Unwetterwarnung war etwas, womit man eher nicht scherzen sollte, und dass der Silberhaarige einen Hang zu Risiken hatte, hatten sie schon vor Jahren feststellen können.

Die Anwesenden schienen ihn zumindest gut genug zu kennen, dass sie nun fast schon kollektiv verwirrt zu ihm aufsahen und sich für einige wenige Herzschläge von ihren Beschäftigungen lösten.

Es war Yahiko, der antwortete, sah er es doch irgendwie als seine Pflicht an, ihn aufzuklären, wo er es gewesen war, der den ganzen Schlamassel offensichltich erst ausgelöst hatte. „Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung. Er ist in Richtung Lift geflüchtet und hat Reißaus genommen – allerdings sind seine Sachen noch hier, daher denke ich, dass er früher oder später wieder kommen wird.“

Kakuzu nickte bedächtig. „Fährt die Gondel bei Unwetterwarnungen?“ Denn wenn das nicht der Fall war, konnte Hidan ja schlecht den Rückweg einschlagen. Er bezweifelte, dass er sich plötzlich mit dem Personal am Boden angefreundet hatte und sie dazu bringen können würde, ihn trotzdem hoch zu schicken. Dass er erneut nachfragte, steigerte allerdings nur die Verwirrung.

„Sie werden sich melden, sobald er unten aufkreuzt“, warf Konan ein. Sie hatte bei ihrem kurzen Gespräch mit der Talstation etwas Entsprechendes ausgehandelt. „Je nach Wetterlage schicken sie ihn wieder hoch, sagen aber bescheid.“ In dieser Hinsicht war sie ihnen wirklich dankbar; so könnten sie sich zumindest darauf vorbereiten, dass Hidan zurückkam… und ebenso auf seine entsprechende Laune.

Eigentlich war der Gedanke an eine Nacht ohne Hidan ja ganz angenehm. Sicher, ohne ihn war vieles ruhiger… Wie man sehen konnte. Die Idee, es vielleicht als langweilig zu betiteln, kam ihm auch nicht wirklich schnell, aber je mehr Zeit verging, desto mehr hatte er das Gefühl, dass etwas fehlte. Andererseits… hatte er das schon die vergangenen Jahre über. Und je mehr Zeit verging, desto mehr verlor er auch die Vermutung aus den Augen, dass der Silberhaarige an diesem Abend noch zurückkommen würde.

Erneut eine falsche Theorie, wie sich durch ein Klingeln des mit der Talstation verbundenen Telefons herausstellte. Bereits als sie abnahm, weiteten sich Konans Bernsteinaugen in leichtem Unglauben. Schon auf die Entfernung war… Diskomusik aus dem Gerät zu vernehmen. Das Gespräch an sich dauerte jedoch nicht wirklich lang, sodass sie sich recht schnell wieder auf ihren Platz neben Yahiko sinken lassen konnte.

„Er kommt zurück“, eröffnete sie ihnen. „Allerdings hat er zwei Mädchen und einen Ghettoblaster dabei.“

„Was?!“ Es war Deidara, der sich ereiferte. „Spinnt er nun völlig, hm? Was soll das denn?!“

„Dass Hidan über die Stränge schlägt, ist nicht wirklich etwas neues“, wandte Itachi ein, der sich nun aufgesetzt hatte und nicht mehr halb über das Schachbrett gebeugt war. Selbst ihm war anzusehen, dass er durchaus den Eindruck hatte, dass sein Verhalten nun zu weit ging.

„Du hast ihm die Fahrt erlaubt?“ war es nun der Orangehaarige, der seine Frage an Konan stellte. Das war der Punkt, den er nicht so ganz nachvollziehen konnte, egal wie schuldig er sich vielleicht fühlte, ihn unter falschen Voraussetzungen hergelockt zu haben.

Als Antwort kam zuerst ein tiefes Seufzen, ehe sie sich daran machte, sie verbal zu formulieren. „Ja, habe ich. Wir können ihn schlecht da unten schlafen lassen. Wenn er meint, das muss sein, soll er sie halt in seine Hütte mitnehmen. Mit ein wenig Glück bricht ein Schneesturm los, sie werden eingeschneit und wir haben unsere Ruhe, weil sie die Tür nicht mehr aufkriegen.“ Ein Schnauben vollendete den kurzen Monolog. Wenn sie glaubten, Konan nahm Hidans Verhalten mit einem Lächeln hin, hatten sie sich wohl getäuscht.

 

Nun… es würde nicht so laufen, wie sie an diesem Punkt scheinbar alle zu hoffen wagten. Ja, Hidan stieg mit seinen Anhängseln in die Gondel und ja, er kam auch an. Allerdings suchte er sich nicht den Weg zu seiner Hütte, sondern den zur Haupthütte – zum großen und noch immer anwachsenden Unwillen der Anwesenden. Selbige hatten zwischenzeitlich den Alkohol so gut es ging versteckt, nur würde dieses Vorgehen nicht plötzlich dafür sorgen, dass sich auch Hidans Blutalkohol verdünnisierte… Nein. Eher nicht.

„Wieso kannst du das nicht zu dir verlegen, hm? Merkst du nicht, wie daneben du dich verhältst?!“

„Du bist nur eifersüchtig, Schnuckel. Aber ich kann‘s dir nicht verübeln. Jeder wäre eifersüchtig auf… Wart mal, wie heißt ihr nochmal?“

„Bettina.“

„Chantal.“

„Jeder wäre eifersüchtig auf Bettina und Chantal! Jetz‘ heul nicht rum, versuch mal zur Abwechslung, dich wie ein Mann zu verhalten und… weiß nich‘, mach mit?“

Deidara versuchte seit gut fünf Minuten auf Hidan einzureden. Zurück bekam er eine nach Alkohol stinkende Atemwolke, jedes Mal wenn er sprach, und das zugegebenermaßen ziemlich anstößige Bild von zwei halbwegs hübschen Mädchen, die sich von vorn und hinten gegen den Silberhaarigen schmiegten, während sie zu basslastiger Musik hin und her wippten. Er wusste wirklich nicht mehr, was er noch tun konnte oder sollte, um ihn irgendwie dazu zu bewegen, sie alle erst einmal in Ruhe zu lassen… Und wieso er sich dafür überhaupt verantwortlich fühlte? Er hatte da eine Ahnung, dass sein Verhalten durchaus ein Teil des Fundamentes war, auf dem die Auseinandersetzung mit Yahiko beruht hatte.

Mittlerweile war er bei resignierendem Augenrollen angelangt und hielt Hidan nur noch seine Handfläche vor die Nase, ehe er sich umdrehte und grummelig aufs Sofa fallen ließ – auf dem er wie ein perfektes Puzzleteil wirkte, wenn man sich Kakuzu neben ihm ansah. Oder besser… Quartett? Zumindest, wenn man missmutige Gesichtsausdrücke sammelte. In dieser Hinsicht waren die beiden wohl wirklich die besten Karten.

Karte Nummer drei gesellte sich innerhalb weniger Minuten dazu, indem sie die Hüttentür öffnete und erst einmal sichtlich irritiert inne hielt. An Sasoris Miene war ausnahmsweise abzulesen, was er dachte, und es war definitiv nichts der guten Sorte. Es besserte sich auch nicht, als sein Blick von Hidan zu Deidara schwenkte, nachdem selbiger sich etwas aufgerichtet und ein durchaus überraschtes „Danna!“ von sich gegeben hatte.

Er wurde ignoriert. Der Rotschopf wandte seinen Blick ab und schritt zu der kleinen Küchenzeile hinüber, an der Konan lehnte und versuchte, ihre Laune halbwegs beisammen zu halten. Sie sah aus, als hätte sie auf eine Zwiebel gebissen, auch wenn sich der Ausdruck etwas besserte, als Sasori sich zu ihr gesellte.

„Ist noch Kakao da…?“

Die Frage war leise, über die Musik gerade so hörbar und offenbarte der Blauhaarigen, dass auch bei ihrem besten Freund nicht alles in Ordnung war. Er würde Kaffee immer bevorzugen, wenn er die Möglichkeit hatte; egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Schließlich nickte sie aber, drehte sich dann um, um eine Tasse zu füllen. Das Getränk war zwar nur noch lauwarm, aber es würde wohl reichen. Wortlos reichte sie die Tasse weiter.

„Danke.“

„Nicht dafür. Keine Neuigkeiten?“

Er schüttelte leicht den Kopf. Ihre Worte waren leise genug, um von den anderen nicht gehört zu werden. Passend, um sich kurz die von ihm zuvor unbemerkten Wendungen der Situation erklären zu lassen – zum Beispiel, woher diese beiden Mädchen kamen…

 

Genau diesen Umstand machte sich nun auch der zweite Künstler in ihrer Runde zunutze, sah Kakuzu einmal von der Seite an, um sich zu überzeugen, dass er nicht schon zur Salzsäule erstarrt war, und fing dann an, sich auszulassen. Momentan musste er seinen ganzen Zorn und Unwillen loswerden und der Ältere sah auch nicht gerade aus, als wäre er begeistert von der Situation.

„Hidan ist ein Arsch, hm.“ Gut, der Anfang mochte etwas lahm sein, aber ein stumpfes Brummen sagte ihm, dass er zumindest Kakuzus Aufmerksamkeit hatte. Dass selbiger denken musste, er hatte mit Hidan geschlafen, ging ihm erst verspätet auf…

„Dieser ganze Scheiß den er abzieht… Das ist doch alles nur ‘ne Masche, hm!“ Genervt verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Der geht mit total auf den Sack mit seinem ganzen Rumgehampel. Ist ja schön, dass er sich wen anders gesucht hat, der den Mist mitmacht, aber das ändert nichts an der Gesamtsituation!“

Kakuzu stieß neben ihm ein Seufzen aus. Für ihn hörte sich das gerade sehr nach einer Eifersuchtsattacke an. „Gibt es noch irgendwas sinnvolles, was du zu sagen hast, oder gehst du mir grundlos auf die Nerven?“ Immerhin erzählte er ihm hier ja nichts Neues. Er wusste, dass Hidan mit großer Klappe und aufgesetztem Gehabe kompensierte, wenn ihn etwas störte oder beschäftigte. Nur dass es solche Ausmaße annahm, war schon lang nicht mehr der Fall gewesen – gut, solang er sich eben erinnern konnte war es noch nie der Fall gewesen… Nun zog er aber sie alle mit hinein, indem er ihnen nicht nur sich selbst, sondern auch noch diese beiden Skihaserl aufdrückte.

„Du weißt schon, dass er das ganze Theater nur wegen dir veranstaltet, oder?“ Deidara sah ihn starr von der Seite an und erstmal reagierte er gar nicht, bis die Worte schließlich zu ihm durchdrangen. Spinnte er jetzt völlig?

„Das ist absurd.“

„Achja?“ Wagemutig reckte er das Kinn vor. „Ich war letzte Nacht bei ihm, hm…“

„Jaaah, das haben wir alle zu Genüge mitbekommen, danke.“

Ein genervtes Augenrollen folgte. „Nun hör mir zu, hm! Ja, ich war da, aber was ihr glaubt, was wir gemacht haben, habt ihr euch selbst zusammen gereimt!“ Um zu verhindern, dass seine Stimme nun doch zu laut wurde, riss er sich gewaltig am Riemen. „Er saß aus, als hätte er geheult, hm. Wir haben ein bisschen geredet… und ich glaube nicht, dass er drüber weg gekommen ist, dass du ihn einfach hast sitzen lassen.“ Ein Schulterzucken folgte. Die Worte brachten den Größeren zumindest dazu, ihn anzusehen und skeptisch die Augenbraue zu lüpfen.

Er war ein wenig irritiert. Dass sie scheinbar doch nicht miteinander geschlafen hatte, beruhigte ihn interessanterweise ein wenig, nur änderte das an der Situation per se erstmal gar nichts. „Bist du nun komplett durchgedreht? Wenn ihm was an mir liegen würde, würde er sich nicht verhalten wie der Neandertaler, der er ist.“ Sicher war er sich bei dieser Aussage nicht, aber naja…

Deidara schnaubte. „Achja? Und diese ganze Einlage heute Morgen oder diese Tussis da sind nicht dafür gedacht, dich eifersüchtig zu machen und vielleicht so deine Aufmerksamkeit zu bekommen, hm? Glaubst du das echt?!“

„Selbst wenn du Recht hast, wieso machst du dann bei dem ganzen Scheiß mit?“

„Tu ich nicht.“

„Deidara…“ Seine Stimme nahm einen warnenden Klang an. Wenn er jemanden verscheißern wollte, dann doch bitte nicht ihn. Es war schwer genug, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er vielleicht Recht hatte. Hidan war noch nie jemand gewesen, der einem seine Gefühle auf die Nase gebunden hatte – wenn sie nicht gerade mit wütendem Geschrei ausgedrückt werden konnten.

Ein Seufzen seines Gegenübers war jedenfalls die Folge. „Hab ich erst… Er hat mir halt leid getan, hm. Und… gestern Abend war eh ein wenig… kompliziert.“ Wieder ein Schulterzucken. „Sagen wir, ich hab genug miese Entscheidungen getroffen, eine mehr oder weniger macht da auch keinen großen Unterschied mehr, hm.“ Mittlerweile hatte er sich ein wenig entspannt, starrte aber auf den kleinen Holztisch vor dem Sofa.

„Und jetzt? Was hat deine Meinung geändert?“

Automatisch glitt der Blick der blauen Augen in die Richtung, in der Konan und Sasori standen. Momentan sah der Rotschopf fast entspannt aus. Gerne wüsste er ja, worüber sie redeten… Vermutlich traf er seine Vorbereitungen, um ihn als Freund zu ersetzen – was taugen tat er ja scheinbar ohnehin nicht. Trauer schlich sich in seinen Blick.

„Sasori also“, stellte Kakuzu fest, der ihn genau genug beobachtet hatte, um dieses Urteil treffen zu können.

„Ich will nicht drüber reden, hm.“

Der Ältere schnaubte. „Mich in solche Sachen reinziehen ist okay, aber wenn ich nachfrage machst du dicht?“

„Es geht ja hier auch nicht um mich, hm. Ich will nur, dass dein Ex aufhört, allen auf den Sack zu gehen. Es nervt wirklich, hm. Kaum auszuhalten.“ Selbiger Ex schien sich zwischen den beiden mitgebrachten Damen dafür sehr wohl zu fühlen – und so freudig erregt er aussah, desto mehr verzogen sich die Mienen der restlichen Anwesenden in Missgunst.  Gut, hin und wieder rollten auch mal ein paar Augen in ihren Höhlen.

Dass plötzlich die Musik leiser gedreht wurde, ließ sie erneut alle aufhorchen und hielt Kakuzu von einer Antwort ab. Es war Konan, die neben dem Ghettoblaster stand und wenig amüsiert aussah. Auf Hidans aufkeimenden Protest schickte sie ihm nur einen giftigen Blick entgegen, der ihn zur Abwechslung mal schmollend verstummen ließ. Zumindest hatte sie auf diese Weise ihre Aufmerksamkeit.

„Wie ihr euch sicherlich noch erinnern könnt, war unsere Reise vor fünf Jahren nicht nur von positiven Ereignissen geprägt.“ Sie atmete tief durch; sicherlich konnte sich mindestens die Hälfte von ihnen bereits denken, worauf sie hinauswollte. „Um dem, was passiert ist, Gebühr zu zollen, würde ich gern morgen zu Tobis Klippe fahren, sollten es die Wetterbedingungen erlauben.“

Ein, zwei Nicken folgten, zu dem auch ein „Das ist eine gute Idee“ hinein geworfen wurde. Den Erinnerungen entsprechend hatten sich die ohnehin düsteren Gesichtsausdrücke nur noch mehr verdüstert und einigen war anzusehen, dass sie zurück dachten.

„Na dann aber ohne mich“, war es der Silberhaarige, der mit Trotz in der Stimme die Ruhe brach. „Ich hab damit nichts mehr zu tun. Macht, was ihr wollt.“

Und zugegeben – es waren diese Worte, die sie wohl noch ein wenig mehr schockierten. Hatte Konan gedacht, sie könnte ihn so wieder ein wenig auf den Boden zurückholen, so hatte sie sich wohl getäuscht. Es war nicht ihr Ziel gewesen, Trotz auszulösen. Auf diese Weise würde sie wohl noch viel weniger ein friedliches Miteinander erreichen. Dennoch interessierte sie wirklich, wieso er sich dermaßen sträubte. „Warum?“

Er schnaubte, wollte im ersten Moment augenscheinlich gar nicht antworten, besann sich dann aber anders. Einen Arm je links und rechts der Mädchen bugsierte er sie zur Tür. „Sagte ich bereits. Ich hab damit nichts mehr zu tun. Mir egal, ob ihr da runterfahrt. Ich komm ganz sicher nicht mit.“ Einen Moment gab er seinen Begleitungen noch, sich anzuziehen, ehe er sich die Musikanlage schnappte und mit ihnen zusammen die Hütte verließ. Scheinbar zogen sie nun doch um.

Mehrere fassungslose Blicke starrten ihm hinterher. „Ist das sein Ernst?“ Jene Emotion war auch aus Konans Stimme herauszuhören.

„Ist es.“ Es war Kakuzu, der antwortete. „Er kommt scheinbar noch immer nicht mit dem klar, was passiert ist. Wenn er nicht bereit dafür ist, sollten wir ihn lassen.“

Es war erstaunlich. Seit wenigen Momenten – genauer, seit Deidara ihm eröffnet hatte, dass dem Silberhaarigen vielleicht tatsächlich noch etwas an ihm lag – war er wieder eher fähig, dessen Verhalten aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Dass er ihn wohl von ihnen allen noch am besten kannte, brach in dieser Aussage scheinbar wieder an die Oberfläche.

„Kuzu hat Recht“, beschloss Itachi. „Lassen wir ihn. Wobei ich es für eine sehr sinnvolle Idee halte. Ich würde dich gern begleiten.“

„Ich komme auch mit, hm.“

„Ebenfalls.“

Lang dauerte es nicht, bis alle zugestimmt hatten, sich am Folgetag gemeinsam auf den Weg zu machen, was der Blauhaarigen letztendlich doch ein leichtes Lächeln abrang. Vermutlich waren sie es Tobi einfach schuldig… Auch wenn Hidan das anders sehen mochte.

„Gut. Morgen nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Levisto
2016-02-12T23:44:12+00:00 13.02.2016 00:44
Schade das es nicht weit geht, habe vor kurzem deine FF entdeckt und finde sie total klasse. Gut geschrieben mit Spannung und sehr authentischen Charakteren. Diese Geschichte ist einfach viel zu wenig kommentiert worden! Daher - greetz
Levisto
Antwort von:  Puppenprinzessin
15.02.2016 12:39
Hey ;3
Ich freue mich, dass du die Gipfelstürmer so sehr magst! Deine lieben Worte bedeuten mir viel. Eigentlich war nie geplant, diese FF abzubrechen (weshalb ich sie nicht als solches betrachte), aber seit geraumer Zeit kommt mir einfach mein Leben in die Quere. Vielleicht kann ich mich irgendwann noch einmal aufraffen, sie weiter zu schreiben (:
Antwort von:  Puppenprinzessin
16.02.2016 12:15
Nochmal ein kleines Update. Ich hatte ein fertiges Kapitel auf dem Rechner, das hier aus irgendwelchen Gründen noch nicht hochgeladen war. Sollte also in nächster Zeit freigeschaltet werden. Ich wünsche viel Spaß damit ;3


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