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☾ Mikadzuki

von

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Yume

Zwar hatten in den letzten drei Jahren die einzigen Kämpfe aus dem Verjagen einiger Oni bestanden, die eigentlich nicht beachtenswert waren, aber InuYasha und seine Freunde waren bei weitem zu kampferfahren, um nicht bei seiner Warnung auf alles gefasst zu sein. Miroku hatte die Hand fest um seinen Shakujō geschlossen, den Blick in dieselbe Richtung gerichtet, wie InuYasha.

Sango und Kagome hatten sich erhoben, knieten nun bei den Kindern um sie gegebenenfalls abzuschirmen. Und der halbwüchsige Fuchs stand ebenfalls angespannt da.

Bloß Kohaku und Rin waren bereits außer Hörweite von InuYashas Bemerkung gewesen. Aber die beunruhigende Witterung kam auch nicht vom Waldrand, sondern eben von Osten.
 

Im nächsten Moment schossen vier echsenähnliche Oni aus dem hohen Gras, solche des Levels, dass sich aus dieser Gegend normalerweise fernhielt. Und diese hier waren vor allem noch stümperhafter, als sonst. Sie stürmten einfach drauf los, schauten nicht einmal – wie sonst – wer das schwächste Glied der Gruppe war. Die Kinder samt Kagome und Sango wurden außer Acht gelassen, bloß weil Miroku und InuYasha genau in Laufrichtung der Oni standen.

Der Hanyou schnaufte genervt. „Keh!“, murmelte er und ließ Tessaigas Griff los. Da lohnte es sich ja nicht einmal, sein Schwert zu ziehen. Er bog eine Hand zur Klaue und trat einen Schritt vor um nicht aus Versehen einen seiner Freunde zu erwischen. „Sankontessô!“ Die rasche Bewegung des Klauenangriffs riss drei der Oni mühelos in Fetzen.

Der vierte holte sich den tödlichen Bannzettel praktisch selbst bei Miroku ab und war dementsprechend auch schnell erledigt.

Die beiden jungen Männer, Hanyou und Mensch, sahen sich kopfschüttelnd an, als der Halbdämon plötzlich herumwirbelte. „Da ist ja…“, rief er, verstummte aber, als er die Szene erblickte.
 

Ein fünfter Oni derselben Gattung war von der anderen Seite aufgekreuzt, offenbar deutlich schlauer als seine Kumpane, hatte er sich auf die Kinder stürzen wollen. InuYasha konnte noch erkennen, dass Kagome gerade wieder die Hände auseinandernahm, die sie wohl für einen Verteidigungsschlag gekreuzt hatte und blickte erstaunt auf die Gestalt, die mitten auf dem Angreifer draufstand und ihm gerade mit einer raschen Kopfbewegung das Genick brach. Kirara!

Die Säbelzahnkatze sah auf, musterte die erstaunte Gruppe, dann die wenigen Überreste der anderen vier Oni. Sie drehte sich um, begrüßte mit einem leisen Raunzen Sango und drängelte sich dann zwischen den beiden jungen Frauen durch, sodass die Dämonenjägerin beinahe das Gleichgewicht verlor. „He, Kirara!“, protestierte sie leise, machte einen Schritt zur Seite und drehte sich halb um.

Kirara beobachtete die drei Kinder – und das seltsame Wesen, das zwischen den Kleinen saß. Überrascht riss Sango die Augen auf, rührte sich aber nicht.

Auch Miroku und InuYasha, die inzwischen herangekommen waren, sahen überrascht aus, ebenso Kagome die das seltsame Ding musterte. Es hätte ja ausgesehen wie ein Löwenjunges, wäre da nicht der Elefantenkopf gewesen.

Auch das Wesen starrte zurück, sah dann zu Kirara.

Die grollte kurz auf, schüttelte den Kopf und blickte sich zwischen den Menschen um. »Keine Gefahr! Das sind Freunde!«, gab sie dabei stumm die Antwort auf das verunsicherte Verhalten des jungen Baku, denn niemand anderes war das Wesen ja.

Gerade als sie angekommen war, war dieser dumme Oni auf die Gruppe losgegangen und Kirara hatte nur ihren neuen Schützling von ihrem Rücken zwischen die Kinder gestoßen und hatte den Oni erledigt. Es war schon wieder so einer mit flackerndem Yôki gewesen, allerdings wohl noch einigermaßen klar im Kopf, denn ihrem ersten Angriff war das Vieh noch ausgewichen, ehe sie es hatte erledigen können.

Jetzt galt es, ihren Freunden irgendwie klar zu machen, was der kleine Baku hier machte. „Da sag nochmal einer, ich hätte schon alles gesehen, was hier kreucht und fleucht“, murmelte Kagome gerade in sich hinein und wischte damit zu mindestens Kiraras Überlegung aus, ob überhaupt jemand erkannte, um was für ein Wesen es sich hier handelte.
 

Die Gruppe sah derweil zu Kagome, kannten sie Bemerkungen solcherart doch bereits. Offenbar wusste die junge Miko mal wieder mehr, als sie, weil in der Zeit, aus der sie kam, einiges zumindest mythologisch überliefert war, was sie alle noch nie gesehen hatten. „Das ist ein Baku. Glaube ich wenigstens. Auf einer uralten Zeichnung sahen diese Tiere auch aus wie Löwen mit Elefantenkopf“, gab Kagome auch bereitwillig zur Antwort, kniete sich nieder um das Tierchen näher zu betrachten.

Sein Verhalten hatte gezeigt, dass Kirara es offenbar mitgebracht hatte und dementsprechend würde es wohl vorerst auch hier bleiben.

Das hatte auch der junge Baku kapiert, besah sich jetzt die im Gras kniende, junge Frau genauer. Sie sah tatsächlich nicht aus, als wolle sie ihm etwas. Und auch wenn es noch nicht alt genug war, solch prüfende Schutzmagie zu weben, wie sein Elterntier es gekonnt hatte, es konnte durchaus die Reinheit fühlen, die von Kagome ausging. Langsam kam es zwei Schritte näher, setzte sich hin und fixierte sie.

Bilder gerieten in Kagomes Kopf, von denen sie erst nicht wusste, woher sie kamen, aber nach kurzem Zusammenzucken, versuchte sie zu erahnen, was das sollte. Da war auch ein Baku zu sehen, größer als ihr Gegenüber, es lag auf der Seite, voller Blut und offenbar tot. Dann ein Bild von Kirara und dem kleinen Baku in der Luft. Der Kleine war auf Kirara geritten, wie es sonst Kohaku tat und früher Sango getan hatte. Kagome nickte leicht, zum Zeichen, dass sie verstand. „Es ist Waise“, murmelte sie – für ihre Freunde aus heiterem Himmel. Überrascht richteten sich alle Blicke auf sie.

Die Schwarzhaarige sah auf. „Mir scheint, es spricht mit Bildern und Gedanken. Es ist Waise. Und Kirara hat es offenbar aufgenommen“, sagte sie ausführlicher und erhob sich. „Woher weißt du das?“, wollte InuYasha wissen, wie üblich war sein Mundwerk schneller, als alles andere. So ganz konnte er eben auch nicht aus seiner Haut heraus, egal wie erwachsen er geworden war, in den drei Jahren der Trennung und den knapp drei Monden seit Kagomes Rückkehr. So lächelte sie nur nachsichtig und sparte sich eine Antwort.

Inzwischen hatte sich auch Sango hingekniet, wollte den jungen Baku begrüßen, doch dann musste sie schon eine ihrer Töchter davon abhalten, dem neusten Gruppenmitglied im Pelz zu ziepen und es damit vielleicht doch noch zu verschrecken. Die Kinder hatten ganz offenbar null Berührungsängste. Das konnten turbulente Zeiten werden.
 


 

„Nun komm, Suzu! Masaru und der Herr warten sicher schon. Es wäre unhöflich, zu spät zum Bankett zu erscheinen“ Die Stimme der Falkenfürstin klang tadelnd, aber sie wusste genau, was in der Verlobten ihres Sohnes vorging.

Suzu stammte aus einem eher abgelegenen Zweig des Fürstentums und war bis vor wenigen Wochen kaum mit dem Leben bei Hofe in Kontakt gekommen. Dementsprechend unsicher war sie, vor allem auf so einem großen Empfang. Aber trotzdem mussten sie sich beeilen. Sonst würde es massiven Ärger geben. Shou hasste es, als letzter auf einem Bankett zu erscheinen, dass wusste sie von den wenigen Malen, die er sie mitgenommen hatte.

Endlich kam die jüngere Dämonin mit dem schwarzgrünen Federhaaren heran, der Saum ihres dunklen Kimono schleifte leicht hinter ihr her. Im Gegensatz zu Cho trug sie nicht noch zusätzlich eine Schleppe aus bunten Federn, das wäre ihr erst erlaubt, wäre sie mit Masaru verheiratet. Aber auch so wirkte sie sittsam, ohne dass ihre Reize verdeckt wurden. Genau so, wie es sich für eine zukünftige Prinzessin gehörte.

Zufrieden wandte Cho sich ab und verließ gefolgt von der jüngeren Dämonin den Raum. Die Dienerin, die auf Befehl zuvor vor der Tür gewartet hatte, erhob sich schnell und führte sie Richtung Versammlungssaal.

Auf dem Weg gesellten sich drei der Pantherdämonen zu ihnen, die drei Schwestern wirkten selbstsicher und durch nichts zu erschüttern. Nun gut, sie alle hatten schon mindestens eines dieser Treffen erlebt und sie alle wussten von dem… inoffiziellen Friedensschluss zwischen ihnen und dem Inu-Clan. Die üblichen, zwölflagigen Kimonos von Fürstinnen unterschieden sich farblich kaum von ihrer alltäglichen Kleidung, waren aber reich verziert. So kamen sie vor dem großen Portal an.

Falkenfürst Shou stand dort bereits, seinen Sohn wie immer den höfischen Schritt hinter sich, Kopf gesenkt, demütig. Shou führte eisernes Regiment über seinen einzigen Sohn, denn Masaru war stark und früher recht rebellisch gewesen. Die weiblichen Mitglieder der Familie gesellten sich dazu, dann betraten die vier den großen Saal, ließen die Pantherschwestern zurück, die noch auf ihren Bruder zu warten schienen.
 

Der Raum, in dem das Bankett stattfinden sollte, war zurückhaltend, aber edel geschmückt worden, durch die kristallenen Fenster streute das Licht der Morgendämmerung in allen erdenklichen Gelb- und Orangetönen quer durch den Saal.

Nicht weit vom Portal stand Sesshômaru, neben ihm seine Mutter. Er trug einen weißen Kimono, dessen Musterung sich allerdings in keinster Weise von der üblichen Haori-Hakama-Kombination unterschied. Bakusaiga und Tensaiga steckten in dem blaugelben Obi, nach der Begrüßung würde er sie ablegen, momentan dienten sie als Waffen des Schlossherrn noch zur Machtdemonstration.

Dies war sowieso noch einmal eine der Situationen auf so einem Treffen, die Sesshômaru am Meisten verabscheute, freilich ohne davon etwas erkennen zu lassen. Da zu stehen, wie bestellt und nicht abgeholt, nur um als Schlossherr der Höflichkeit Genüge zu tun und jede Fürstenfamilie zu begrüßen. Zum Glück waren die eben eintretenden Falken die Vorletzten. Dann fehlten nur noch die Panther. Und die erwarteten hoffentlich kein weiteres Geplänkel, immerhin hatte man sich vor knapp vier Jahren zuletzt gesehen und dass war für Dämonen nun wirklich nicht lange. Kurz neigte er den Kopf vor dem Fürsten der Falken, wie er es zuvor, am Haupttor, bereits in seiner Hundeform gemacht hatte. Shou tat es ihm gleich, die drei FalkenYôkai in seinem Schlepptau verneigten sich tiefer, die Hände höflich vor der Brust gefaltet. Dann zogen sie Richtung Festtafel um ihre Plätze einzunehmen.
 

Endlich bequemten sich auch die Panther dazu, Shuuran voran, im dunkelgrünen Kimono mit braunem Saum und Ärmeln, da hinter die drei Schwestern in einer Reihe. Sesshômaru musste sich zwingen, die Höflichkeiten zu erwidern, als er Tôrans Blick auffing. Er hätte es eigentlich ahnen müssen. Nicht einmal die heftigsten Kriegszeiten hatten sie bisher an solchen Anbiederungen gehindert und jetzt, nachdem er ihre Geschwister unbeabsichtigterweise wiederbelebt hatte, nachdem deren Seelen von einem ehemaligen Panthergeneral absorbiert worden waren, würde Tôran schon mal gar nicht nachgeben.

Aber er verzog keine Miene, sondern erwiderte höflich unterkühlt ihre Begrüßung, eher er sich, kaum dass die vier Panther vorbei waren, halb zu seiner Mutter umdrehte. Da er keine Gefährtin hatte, nahm sie momentan deren Platz ein, hatte stets an seiner Seite zu sein – und er musste sie mit allem höfischen Respekt behandeln, der ihr zustand.

Mutter hin oder her, normalerweise waren die beiden Hundedämonen sich gar nicht grün, egal ob sie Rin vor ein paar Jahren wiederbelebt hatte, oder nicht.

Wie gewohnt verzog er aber keine Miene, als er seiner Mutter erneut den Arm bot um sie zu ihrem Platz zu geleiten. Dabei ließ er den Blick kurz durch den Raum gleiten. Seine Diener taten alle ihre Pflicht, gut so.

Seine Augen erfassten den Vertreter der WolfsYôkai und er musste daran denken, dass er bei der Begrüßung doch etwas überrascht gewesen war, ausgerechnet Kôga gegenüberzustehen. Zwar hatte er bereits damit gerechnet, dass der alte Yōrōzoku nicht selbst hier auftauchen würde, sondern vielmehr einen Vertreter schicken würde, aber an das Wölfchen, dass lange ebenfalls hinter Naraku her gewesen war, wenn auch aus anderen Gründen, als er selbst, hatte er nicht gedacht. Zwar hatte er dank InuYasha und dessen Truppe unumkehrbar ein paar Bruchstücke der Diskussion um Kôga und diese Ayame, die seines Wissens nach die Enkelin und einzige Blutsverwandte des alten Yōrōzoku war, mitbekommen, aber… nun gut. Diese Überlegungen liefen immer auf dasselbe hinaus. Er sollte später wirklich mal ein paar Worte mit dem jungen Wolf reden, so wenig der ihm eigentlich gefiel. Wenn Yōrōzoku tatsächlich auf die Idee gekommen war, den da als seinen Nachfolger einzusetzen, sollten die Fronten geklärt werden, ehe es zu Unklarheiten kam.

Damit beendete Sesshômaru das Thema in Gedanken und blieb neben dem Platz seiner Mutter stehen, damit sie sich setzen konnte, was sie auch sogleich tat. Chiyo war zu erfahren im Verhalten bei Hofe um auch nur zu zögern, weil es sie gestört hätte, dass ihr Sohn in Gedanken war. So kniete sie sich nun an die Tafel, ordnete das weiße Fell über ihren Schultern und wartete, ob er auch den Rest so unterkühlt, aber auf den Punkt richtig abwickeln würde.

Er hatte derweil noch gewartet, bis sie saß. Erst dann ging er weiter, zu seinem eigenen Platz. Endlich konnte der einigermaßen annehmliche Teil des Banketts beginnen.
 


 

In den zerklüfteten Bergen der östlichen Gebiete kniete derweil eine junge Yôkai vor derjenigen, die sie ausbilden sollte. Amaya war eine Löwendämonin, mit ihren knapp 660 Jahren hatte sie kaum das Erwachsenenalter erreicht und ihre Ausbildung war noch lange nicht abgeschlossen. Dank ihres enormen, magischen Potentials, bekam sie zusätzlich zum normalen Lernpegel noch die Lehre einer Schamanin und das nun seit beinahe 90 Jahren.

Und so kam sie jeden Tag kurz vor Sonnenaufgang die Berge hinauf, bis in das abgelegene Höhlensystem, dass ihre Mentorin bewohnte. Langsam erreichte sie einen Wissenstand, der ihr erlaubte, in den Erzählungen ihrer Lehrerin mitzukommen, ohne ständig nach Ausdrücken oder Hintergründen fragen zu müssen, wie es am Anfang gewesen war. Und sie wusste, Tamoko war nicht nur sehr alt und erfahren, die Torayôkai zählte bereits weit über 7000 Jahre, und sie war nicht nur die oberste Schamanin aller katzenartigen Yôkai, nein, sie war auch Hüterin von einem der uralten, magischen Artefakte. Amaya wusste es, da sie es täglich sah.

Wer es nicht wusste und wer nicht gelernt hatte, Magieformen zu erspüren, die heute schon kaum mehr eingesetzt wurden, der würde das Niji Nuno wohl für ein einfaches Schultertuch halten, dass die alte Tigerdämonin über ihrem dunklen Kimono trug. Amaya wusste es besser, aber seit ein paar Tagen wagte sie es kaum mehr anzublicken. Denn erst da hatte Tamoko ihr eröffnet, dass schon kurz nach der Geburt der jungen Löwendämonin festgestanden hatte, dass sie so große Magie besaß, dass sie eines Tages Tamokos Nachfolgerin werden würde.

In jeglicher Hinsicht.

Auch als Hüterin des Niji Nuno.

Und genau davor fürchtete Amaya sich schrecklich. Zwar war das Regenbogentuch eines der reinen Artefakte, es könnte höchstens seinen Dienst verweigern, wenn sie es nicht beherrschen konnte, aber trotzdem hatte sich da eine unglaubliche Bürde vor ihr aufgetan.

Verständnisvolle, gelbe Raubtieraugen lagen während dieser Überlegung auf Amaya.

Tamoko verstand ihre Schülerin, durchschaute sie. Vor weit über viereinhalbtausend Jahren war es ihr ebenso ergangen. Damals, als sie die Aufgabe übernommen hatte, über dieses Artefakt zu wachen. Sie hatte sich auch so überfordert und verunsichert gefühlt, dass wusste die Torayôkai noch so genau, als sei das gestern gewesen. Aber sie war heute derselben Ansicht, wie es ihr Sensei damals gewesen war: Amaya konnte und durfte ihre Lehre nicht vernachlässigen, nur weil sie Angst vor etwas hatte, was – hoffentlich – noch in sehr weiter Ferne lag. Denn bis zu ihrem Lebensende würde Tamoko das Niji Nuno bewachen.

Und bis dahin war es Amayas Aufgabe zu lernen und nicht, Angst zu haben.

Yôkai hatten keine Angst. Und wenn doch, wie in so einer Situation durchaus verständlich, dann zeigten sie es nicht.

Leicht schüttelte die alte Dämonin den Kopf. Die Macht einer Schamanin hatte Amaya allemal.

Aber im Charakter kam sie zu sehr nach ihrer Schwester. Die hatte auch erst spät gelernt, sich zu beherrschen.

„Nimm dich zusammen!“, befahl Tamoko daher und obwohl ihre Stimme leise war, zuckte Amaya kurz zusammen, so tief war sie in Gedanken gewesen und sah dann auf. Ihre gelbgrünen Augen sahen fragend zu ihrer Mentorin auf. Die Tora-Yôkai nickte nur hinüber zu der Schriftrolle, die Amaya auswendig lernen sollte und erhob sich dann, um weiter hinten in der Höhle ihren eigenen Arbeiten nachzugehen. Amaya wusste, was zu tun war. Wenn sie einen klaren Kopf hatte, war sie eine gelehrsame und tugendhafte Schülerin.

Aber woher sie bloß diese Gefühlsbetontheit hatte? Ihre Eltern waren doch beide nicht so.

Tamoko beschloss, dass sie mal ein ernstes Wort mit Amayas Schwester reden musste. Wer wusste schon, was für Flöhe Natsu ihrer jüngeren Schwester da wieder ins Ohr gesetzt hatte.
 


 

Mit etwas schief gelegtem Kopf sah der junge Baku auf dem festgestampften Lehmboden der Hütte und blickte die alte Frau vor seiner Nase an, die seltsamerweise nur ein Auge besaß. Da wo das andere hätte sein müssen, war schwarzer Stoff oder so etwas Ähnliches. Dass das eine Augenklappe war, konnte der Kleine nicht wissen war er doch bisher kaum aus seiner Höhle heraus gekommen und profitierte nur vom Wissen seines Elterntieres, dass in gelegentlichen Lehrstunden an ihn weiter gegeben worden war.

Auch untereinander kommunizierten Bakus mit ihrer Bild- und Gedankensprache und Vorstellen fremder Dinge war dadurch weit einfacher, aber für das Jungtier gab es noch sehr viel zu entdecken.

Im Moment hatte es aber andere Sorgen. Die einäugige Alte schien ja eher interessiert – für die Umstehenden verständlich, schließlich hatte auch Kaede noch nie leibhaftig einem Baku gegenübergestanden – aber von vor der Hütte und aus der Umgebung drang Skepsis und auch ein bisschen Furcht herein, die der junge Baku deutlich spüren konnte. Und das gefiel ihm nicht. Hatten diese ganzen Menschen diese Gefühle etwa wegen ihm? Von Fern hatte es diese Ausprägung jedenfalls nicht wahrnehmen können.
 

„Sag mal, alte Hexe…“, ließ sich da InuYasha vernehmen, der es sich nicht abgewöhnen konnte, die alte Miko so respektlos anzureden, egal was für eine gute Freundin sie ihm und seiner Gruppe mit den Jahren geworden war. „… wieso haben die da draußen eigentlich Angst vor diesem Baku? Ich meine, vor mir oder Shippô haben sies ja schließlich auch nicht“

Kaede wandte sich von dem Jungtier ab und sah zu dem Hanyou hinauf. „Nicht mehr“, verbesserte sie, ehe sie auf die eigentliche Frage einging. „Zwar sagen die Legenden, dass ein Baku sich von dunklen Energien ernährt. Keine Angst, ich meine kein Yôki, sondern eher Seuchen, Krankheiten, Albträume; aber es gibt auch Leute, die behaupten, Bakus fräßen alle Träume, oder gar die träumenden Kinder gleich mit“ Sie blickte wieder zu ihm. „Soweit ich hörte, sind Baku geschlechtslos. Trotzdem solltet ihr ihm einen Namen geben. Vielleicht hilft das denen da draußen auch, den Kleinen zu akzeptieren. Ich glaube nämlich kaum, dass diese Schauergeschichten vom Kinderfressen stimmen“
 

„Das ist allerdings eher unwahrscheinlich, Kaede-sama“, mischte Miroku sich, auf die letzte Bemerkung der Miko hin, ein und betonte dabei demonstrativ die höfliche Anrede, während er aus dem Augenwinkel den Hanyou im Auge behielt um einem eventuellen Rempler ausweichen zu können.

Doch InuYasha rührte sich nicht.

Davon nun doch etwas überrascht blickte Miroku endgültig seitwärts und folgte dem Blick seines Freundes. Dann schmunzelte er.

InuYashas Augen ruhten mit einem fast fasziniert zu nennenden Ausdruck auf Kagome, die mit geschlossenen Augen direkt neben dem jungen Baku saß. Ihre konzentrierte Miene verriet, dass der Kleine sich vermutlich mal wieder sie ausgesucht hatte, um mit ihr zu ‚reden‘.

Auch Miroku musterte die Szene kurz, blieb aber still daneben stehen. Die Zeiten, in denen ein solch entrücktes Gesicht ihn angezogen hätte, waren vorbei. Erstens überhaupt und zweitens sowieso schon mal bei Kagome, die er nun wirklich schon lange genug kannte und als gute Freundin achtete.

Erst als er Kagomes Stimme hörte, wurde er wieder aufmerksam.

„Yume“, wisperte sie. „Wenn ich es richtig verstehe, dann hat es bereits einen Namen. Yume. Traum“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das kleine Baku hat also nun einen Namen und - wenn es nach Kirara geht - auch eine Aufgabe. Wie es sich dabei schlägt werden wir im nächsten Kapitel "Gespräche" erfahren. Und auch Sesshômaru wird viel zu reden haben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2013-08-07T10:37:49+00:00 07.08.2013 12:37
Na die Reaktionen auf das Baku waren ja recht gut^^
Yume heißt unser kleines also. Irgendwie passend, wenn man bedenkt, dass die laut Aberglauben Traumfresser sind *gg*
Und der arme, arme Sess, kann einem ja richtig leid tun (an dieser stelle einen ironischen Tonfall dazu denken)
Ich ahne ja, was Yume machen soll, aber ka...
Aber Sess und viel reden? Mensch, du bist ja echt gemein zu ihm! :D
Antwort von:  Mimiteh
07.08.2013 13:19
Der Kerl ist hart im Nehmen... andererseits wird es nicht wirklich besser^^


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