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Das Schicksal des Vaters Reika Serie 3

von

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Liebesbeweis und Boshaftigkeit

Anmerkung: Beim Googeln ob es in Japan auch Tropfsteinhöhlen gibt, bin ich übrigens über eine Höhle gestoßen mit dem Namen Taisho. Das ist eine von ca 200 auf der Insel Honshu , genauer auf oder im Akiyoshi-Karstplateau. In der Höhle gibt es ein Wasserbecken, wo der Forscher von dem der Bericht stammt Höhlenperlen gefunden hat.
 

11. Kapitel - Liebesbeweis und Boshaftigkeit
 

Noch während Reika fest schlief verließ der Lord die Räume, da Tara auf ihrem Posten vor der Tür war. Es gab noch jede Menge Gespräche zu führen und auch in der Bibliothek wartete genug Arbeit. So verging die Zeit und die Sonne neigte sich schon gen Westen, als Sesshomaru sein Schlafgemach wieder betrat. Noch immer schlief seine Gefährtin. Einige Augenblicke gönnte er sich um sie im Schlaf zubetrachten. Offenbar war der vorhergehende Tag anstrengender für die junge Frau gewesen, als sie sich hatte anmerken lassen. Immerhin hatte der Fürst sie auch noch fast die ganze Nacht wachgehalten. Die Bemerkung Lord Yagos kam ihm in den Sinn und unwillkürlich musste er dem Tiger recht geben. Seine kleine Dämonenjägerin war wirklich noch schöner geworden. Es waren zwar nur minimale Feinheiten, aber eine seltsame Ausstrahlung ging von Reika aus. Vielleicht war sie auch nur glücklich mit ihm. Sanft strich er seiner Gefährtin durchs Haar, was ihr ein leichtes Lächeln entlockte. Gerade fragte sich Sesshomaru, ob sie von ihm träumte.

Ohne seine Fürstin zu wecken, verließ der Hundedämon den Raum wieder. An der Tür verharrte er noch einmal kurz und wandte sich um. Für einen kurzen Moment hatte er eine fremde aber auch zugleich vertraute schwache dämonische Aura gespürt. Doch es war nur der Hauch eines Augenblickes, sodass es dem Lord unerklärlich war. Vermutlich war nur einer der fliegenden Boten draußen vor dem Fenster vorübergeflogen. Gleich darauf setzte sich der Daiyoukai in den Wohnraum und kümmerte sich noch um einige wichtige Dinge.
 

Etwa zur gleichen Zeit saßen Yago und Naoki in einem ruhigen Winkel des Gartens zusammen mit Damien. Der Lord der nördlichen Länder beobachtete mit gerunzelter Stirn seinen tierischen Begleiter. Dieser hatte sich direkt neben dem General zusammengerollt und schnurrte zufrieden, während er Streicheleinheiten genoss. Hin und wieder nahm er vorsichtig aus den Klauen des Hundedämons einen leckeren Bissen Fleisch entgegen.

Scheinbar war Damien noch immer übellaunig, weil er den Schutz seines Menschen aufgeben musste. Der Fürst des Nordens hatte nicht vermutet, das Tiere so nachtragend sein konnten. Der kleine Tiger war es in der Tat, vor allem da er seinen Menschen heute noch nicht ein einziges Mal gesehen hatte.

Die beiden älteren Daiyoukai hatten noch einige Gespräche geführt, in erster Linie ging es um die Unbekannten. Unter anderem hatte sich der Fürst noch einmal das Zeichen auf dem silbernen Plättchen betrachtet. Ein Gefühl sagte ihm, das er der Lösung sehr nahe war, näher als vermutlich einer der anderen. Youkais. Doch es wollte ihm nicht einfallen.

Lord Yago behagte es gar nicht, das der Verdacht auf ihn gefallen war. Da er nicht wusste, was die Zukunft bringen mochte, hatte er einen Entschluss gefasst. Somit bat er seinen langjährigen Freund vorübergehend um Schutz für Prinz Faruk. Da dieser Yagos einziger legaler Sohn und sein Erbe war, wollte er ihn hier im Schloss des Westens in Sicherheit wissen, falls es einigen Clans einfiel, gegen den Norden Krieg zu führen.

Naoki verstand nur zugut die Beweggründe des Tigerdämons. Genau aus den gleichen Gründen durfte vor mehr als zwei Jahrhunderten Sesshomaru in einem der Kämpfe gegen die Panther nicht teilnehmen. Deshalb stimmte er dem Wunsch des anderen Daiyoukai zu. Dennoch hatte der General noch eine Bitte: "Ihr solltet Lord Sesshomaru nicht allzu sehr reizen oder war es euer ernst, dass Lady Reika eine passende Gefährtin für Faruk wäre."

Jetzt schmunzelte Lord Yago, als er antwortete: "Warum nicht?", doch dann erklärte er, bevor der Naoki einen Einwand erheben konnte: "Das war alles nur ein Test um eine Reaktion bei eurem Neffen zu provozieren und meinen Sohn zu Einsicht zu bringen."

Überrascht fragte der Hundedämon deshalb gleich: "Faruk hat euch doch nicht etwa gedroht, den Bund mit einem Menschen einzugehen."

"Nicht direkt. Vor unserer Reise hierher habe ich ihm eine passende Tigerdämonin vorgeschlagen", erklärte der Lord der nördlichen Länder.

"Und Prinz Faruk lehnt ab", schlussfolgerte Naoki richtig.

Der Tiger nickte und erzählte, was ihn störte: "Mein Sohn hat sein Herz bereits verschenkt. Bis jetzt war er immer ein gehorsamer Sohn, der mir nur Freude bereitet hat. Doch nun versucht er seinen Willen durchzusetzen, um diese Tigeryoukai niederen Ranges als Gefährtin zu nehmen."

"Vermutlich ist euer Test dann in zweierlei Hinsicht fehlgeschlagen", vermutete daraufhin der General.

Erneut schmunzelte Yago und äußerte seine Meinung: "Glaubt das nicht. Lord Sesshomaru hat sich offensichtlich nichts anmerken lassen, aber es war nur eine winzige Bewegung, die mir alles verraten hat. Außerdem war es sein Mangel an Reaktion die meinen Verdacht erhärtet. Euer Neffe liebte seine Menschenfrau, auch wenn es ihm selbst nicht bewusst ist."

Dem musste Naoki sogar zustimmen. Er kannte Yago schon viel zu lange, um nicht bemerkt zu haben, was dieser während der Beratung getan hatte. Der Tiger stand nicht am Fenster, um Damien und Reika im Auge zu behalten. In beide setzte er vermutlich mehr

Vertrauen als in die anwesenden Lords und Clanführer. Deshalb hatte er das Glas wie einen Spiegel benutzt um die Youkai im Raum zubeobachten. Auch dem General waren der Panther und der Vogel besonders verdächtig vorgekommen. Der Hasendämon wohl weniger, den kannten sie beide schon länger.

Als dann Yago die Bemerkung über Reika machte, fiel Naoki auf, wie sein Neffe sich plötzlich beherrschte. Nur wer ihn so gut kannte, wie der General hätte es wohl bemerkt. Das Sesshomaru nur still den Worten lauschte und nicht wie früher abfällige Bemerkung über Menschen machte, war ebenfalls ein Indiz. Erst als der Panther mit Prinz Faruk beinahe aneinandergeriet, hatte der Lord der westlichen Länder eingegriffen und das Thema wieder zum wichtigen Teil zurück gebracht.

Dennoch ging der General nicht weiter darauf ein, sondern bemerkte nur: "Das Herz entscheidet von allein, darauf hat niemand Einfluss."

Dem konnte Yago eigentlich nur zustimmen. Er war einer der wenigen Fürsten, die aus Liebe den Bund eingegangen waren. Da auch Naoki davon wusste, riet er dem Freund: "Vielleicht solltet ihr noch einmal mit eurem Sohn sprechen und herausfinden, wem Faruk zugetan ist. Vielleicht ist diese Youkai wesentlich passender als ihr glaubt."

Diesen Gedanken hatte der Fürst auch schon gehabt. Vorerst war das ganze Thema vom Tisch, da der Prinz eine Weile hier im westlichen Schloss bleiben würde. Dann fiel Yagos Blick auf eine Hundedämonin und aus diesem Grund wandte sich der Tiger zu Naoki.

"Meine Bemerkung letztens in der Arena sollte ich wohl zurücknehmen. Naoki ihr seid doch schlauer als ich dachte", flüsterte Yago. "Euch Dummkopf zu nennen war vermutlich nicht angebracht."

Der General folgte dem Blick des Tigers. Dort wo der Hauptteil mit dem östlichen Flügel verbunden war, stand am Ende des Balkons Fürstin Yumi und beobachtete sie beide.
 

Sofort wurde dem Hundedämon klar, was Fürst Yago meinte. Gerade rätselte er, was ihn verraten haben könnte. Eigentlich nur die Tatsache, dass der General heute Morgen bevor er den See aufgesucht hatte, am Gästequartier des Lords vorbeigehen musste.

Der Geruch der Fürstin war dann wohl für Tigernasen intensiv an ihm und der Kleidung gewesen. Da er offenbar in Gedanken noch immer bei seiner Gemahlin geweilt hatte, war ihm entgangen, dass die Schritte die hinter dem Hundedämon im Gang erklangen, Lord Yago gehörten. Vermutlich war es letzte Nacht doch keine gute Idee gewesen, Yumi aufzusuchen. Doch seine Gefährtin hatte seine Nähe gebraucht, da noch immer der Vorfall mit Callmaru sie beschäftigte. Seit damals hatte sich auch das Verhalten der Fürstin geändert. Sie war ernster geworden und flirtete oder scherzte mit niemand mehr, da sie sich selbst die Schuld an den anzüglichen Freiheiten, die sich der Schmetterling herausgenommen hatte, gab. Deshalb war das Mindeste was er seiner Fürstin schenken konnte Behaglichkeit.

Zu einer Erwiderung hatte Naoki keine Zeit, da der Tiger nun aufstand und fragte: "Wird es möglich sein das wir beide uns noch von Lady Reika verabschieden können. Damien hier glaubt, dass Lord Sesshomaru inzwischen alleinigen Anspruch auf die Menschenfrau erhebt. Vor unserer Abreise will er sich deshalb überzeugen, dass es der edlen Fürstin gut geht."

Gerade in dem Moment als Naoki sich auf den Weg zum Gemach seines Neffen begeben wollte, begann Lord Yago noch etwas zusagen. Es war ihm wichtig, das der General davon wusste.

Sehr nachdenklich fing der Tiger an: "Dieses Zeichen, irgendwoher kenne ich es. Es kann lange her sein." Dann gab es eine kleine Pause, bevor er versprach: "Sobald es mir einfällt, werde ich sofort einen Boten schicken."
 

So kam es, dass nur wenig später Tara an die Tür zu Lord Sesshomarus Wohnraum klopfte und den Wunsch des Tigers übermittelte. Daraufhin ging der Fürst ins Schlafgemach. Er setzte sich neben dem Lager nieder und streifte mit seinen Klauen sanft über das Gesicht seiner Gefährtin. Sie murmelte unverständlich und kuschelte sich in ihre Decke. Deshalb beugte sich Sesshomaru zu ihr hinunter und küsste Reikas Stirn, dann ihre geschlossenen Augen, später ihren Hals. Als er jedoch anstatt zu küssen plötzlich mit seiner Zunge über ihr Ohr streifte und noch zusätzlich mit einer seiner Hände unter die Decke fuhr, war seine Gefährtin mit einem Schlag wach. Die Berührungen hatten ihre Sinne kribbeln lassen. Dennoch beschwerte sie sich. Als Reika von der Abreise Lord Yagos hörte, konnte sie ihrem Gemahl nicht böse sein. Damien noch einmal zusehen hätte sie nie verpassen möchten.

Obwohl es der Dämonenjägerin schwerfiel, da sie sich nicht wohlfühlte, stand sie auf und zog sich an. Der Lord bemerkte, dass etwas mit Reika nicht in Ordnung war, und wollte den Heiler holen. Doch die junge Frau beschwichtigte ihn und schob es nur auf ihre Erschöpfung. Ein Argument, was Sesshomaru glaubte.
 

Nachdem sich die Fürstin von den beiden Tigern verabschiedet hatte, zog sie sich wieder in ihr Gemach zurück. Erst am Abend ging sie in Bibliothek. Um diese Zeit konnte sie sicher sein, hier niemand anzutreffen. Noch immer war sie auf der Suche nach bestimmten Büchern. Doch sie hatte auch heute wieder kein Glück. Gerade als sie die Suche abbrechen wollte, kam jemand in den Raum. Da sie wusste, dass Tara nur wenige Youkai hereinlassen würde, machte sie sich auch keine Gedanken. Um so überraschter war die Dämonenjägerin dann, als sie sich plötzlich Shun gegenübersah. Der junge Hundedämon stand vor dem Regal, wo früher dieses eine ganz bestimmte Buch gestanden hatte. Sein Ausdruck war enttäuscht, da er es nicht fand. Erst recht wurde er verlegen als er dann auch noch seiner Fürstin gegenüberstand. Bevor er sich jedoch niederknien konnte, hinderte die Dämonenjägerin ihn daran.

"Du magst Shaline?", fragte die junge Frau den Boten danach.

Nach einigem Zögern stimmte Shun zu. "Sie ist wie eine Schwester für mich."

Eine Weile musterte Reika den Hundedämon, dann ging sie zum Ende des Regals und holte hinter einem dicken Wälzer ein anderes Buch hervor, während sie fragte: "Du kennst die alte Dämonensprache?"

Daraufhin antwortete der Youkai: "Ja, meine Mutter wollte, dass ich sie lerne."

"Das ist dein Glück, sonst würde das hier dir bestimmt nicht weiterhelfen können." Mit diesen Worten übergab die Fürstin das von Shun gesuchte Exemplar.

Dieser schluckte kurz und senkte seine Augen verlegen. Dennoch nahm er es und steckte es in sein Oberteil.

"Du wirst doch meiner Cousine nicht wehtun oder sie in Gefahr bringen?", fragte sie nachdenklich.

"Das hat nichts mit Shaline zu tun", erwiderte Shun oder redete es sich selbst ein in Gedanken. "Es ist nur, weil ...", er fand gerade keine Worte und fühlte, wie die Temperatur im Raum um einige Grade stieg. Doch dann fasste er Mut und erklärte: "In letzter Zeit habe einige Dämoninnen Interesse an mir und ich will nicht wie ein dummer Welpe dastehen." Das war nicht gelogen. Nicht nur Beniko hatte ihm Avancen gemacht. Einige der Dienerinnen und Küchenmädchen schenkten ihm in letzter Zeit häufig ihre Aufmerksamkeit. Zu häufig, wie er fand.

Reika konnte das durchaus nachvollziehen. Shun war nicht nur ein sehr gut aussehender Dämon. Er hatte jetzt schon trotz seiner jungen Jahre eine hohe Position und stand in der Gunst des Fürsten. Außerdem war er der Sohn der obersten Leibwächterin.

Das Einzige, was die Dämonenjägerin dazu sagte: "Lege es einfach wieder dort oben hinter den dicken Wälzer, wenn du fertig bist!"

Gleich darauf wandte sie sich selbst um, blieb aber noch einmal stehen und fragte: "Hast du eine Ahnung, ob es hier Bücher über Hanyou gibt?"

"Hanyou?", wiederholte der Bote. "General Naoki kennt sich hier in der Bibliothek am besten aus. Wenn ihr etwas sucht, kann er euch bestimmt weiterhelfen."

Doch dann wurden sie beide von einer Stimme gestört: "Shun bist du hier?", fragte die oberste Leibwächterin.

Der junge Youkai antwortete Nanami: "Ich komme schon Mutter, ich habe mir nur ein Buch geholt."

Damit warf er Reika noch einen kurzen dankbaren Blick zu, schnappte sich das erstbeste Buch, was ihm in die Finger fiel und wollte zum Ausgang. Nach zwei Schritten blieb er jedoch stehen und starrte entsetzt den Titel an. Ganz schnell legte er es wieder zurück. Ein Buch über Gartenblumen würde ihm seine Mutter nie abkaufen. Im nächsten Moment hatte er dann ein anderes passendes gefunden über Kampftechniken.

Reika hatte dem Hundedämon schmunzelnd nachgesehen. Shun war doch irgendwie richtig süß. In Gedanken strich sie über ihren Bauch. Vielleicht würde ihr Kind ja auch ein Junge werden, obwohl sie lieber ein süßes Mädchen hätte.
 

Dann verließ auch sie die Bibliothek. Im Moment hatte sie einen Bärenhunger und freute sich schon auf das Abendmahl mit ihrem Gefährten. Reika hatte beschlossen sich zeitig zur Ruhe zu begeben, da der nächste Tag noch einmal anstrengend werden würde.

Sesshomaru hatte ihr versprochen jeden Winkel des Gebäudes und des Anwesens zu zeigen, was sie noch nicht kannte.

Bereits am Nachmittag wollten sie beide Abreisen. Der Lord plante für den Heimweg noch einen Abstecher. Einen Ort, der sicherlich seiner kleinen Jägerin gefallen würde, auch wenn er sich selbst für solche Dinge nicht unbedingt begeistern konnte.

Dass sich ihr Gemahl auch gleichzeitig vor dem Fest drücken wollte, konnte Reika nur ahnen. Zum ersten Mal hatte die junge Fürstin den Verdacht das sich Sesshomaru nicht allzu wohl fühlte in großer Gesellschaft. Ob es wohl daran lag, dass er viele Jahre allein reiste, oder wollte er nur den weiblichen Gästen ohne Gefährten aus dem Weg gehen.
 

Am nächsten Morgen, nachdem Reika ihr Frühstück eingenommen hatte, kam Sesshomaru wie versprochen um sie abzuholen. Er zeigte ihr tatsächlich jeden Winkel des Schlosses und erklärte viele Dinge. Ihr erster Weg führte sie bis tief in den Berg hinein. Es gab ganz weit unter dem Schloss einen unterirdischen See. Hier erklärte der Fürst auch, wie das Wasser in die Badebecken gelangte. Mit einer Handpumpe, eine neumodische Technik, die der Baumeister auf einer seiner Reisen aus Europa mitbrachte, gelang das Wasser nach oben. Dort wurde es in großen Behältern zwischengelagert, um es mittels Feuer zu erhitzen. Das heiße Wasser gelangte dann über ein großes Rohr, was die Fürstin bereits über dem Becken gesehen hatte, dort hinein.

Es war für die Diener eine große Erleichterung. Früher wurde das Wasser in Fässern mit Wagen hoch zum Schloss gefahren.

In den Höhlen gab es aber noch einige schöne Überraschungen. Nie hätte Reika gedacht, das unter dem Berg einige Tropfsteinhöhlen zu finden waren. Bewundernd betrachtete sie, die Stalaktiten und Stalagmiten, Höhlenperlen, sowie in einigen Wänden glitzernde Adern, die sich durch das Gestein zogen.

Die junge Frau konnte sich glücklich schätzen, dass sie nicht den ganzen Weg laufen, musste, sondern getragen wurde, ganz besonders den langen Weg den Berg wieder hinauf. Dann ging die kleine (große) Führung weiter. Oft begegneten sie niederen Youkai und Dienern. Sehr zu Sesshomarus Freude verhielt sich seine Gefährtin wie eine Fürstin dem Personal gegenüber. Wenn auch nicht überheblich oder herablassend, sondern eher freundlich. Mit ihrer sanften Art fand sie Respekt und Hochachtung bei den Dienern.

Der Lord der westlichen Länder musste sich also keine Gedanken machen. Seine Gefährtin wurde von den meisten als neue Herrin akzeptiert und wann immer sie eine Bitte oder einen Befehl äußern würde, wäre man sofort bereit das zu erfüllen. Bei den Wachen war es so ähnlich. Allein schon der Anordnung General Naoki der neuen Fürstin treu zu dienen würden alle Folge leisten. Bei Verweigerung oder Verleumdung würde der General genau so hart durchgreifen wie ihr Herr. Keiner der Soldaten wagte es, den Unmut des Anführers heraufzubeschwören. Anderseits hatten sie auch keinen Grund ungehorsam zu sein. General Naoki war gerecht und hatte immer Verständnis für die Schwächen des einfachen Soldaten gezeigt.

Der Rundgang nahm fast den ganzen Vormittag in Anspruch. Obwohl Reika wusste, wie groß das Anwesen war, wurde sie dennoch von den vielen Eindrücken überwältigt.

Der Einzige, der das Fürstenpaar begleitete war, General Naoki. Gerade befanden sie sich im Stofflager, wo Reika sich ein Muster für eines ihrer neuen Kleider aussuchen durfte, als der ältere Daiyoukai einen merkwürdigen Gesichtsausdruck zeigte. Er wirkte irgendwie versonnen. Reika folgte dem Blick des Generals und stellte fest das dort im Regal weiche Felle lagerten. Da trafen sich die Blicke des Youkai und der jungen Menschenfrau. Obwohl Naoki seine ganze Selbstbeherrschung aufwendete, hatte Reika flüchtig den Eindruck gewonnen das sich der General ertappt fühlte. Deshalb tat sie dann so, als ob sie nichts bemerkt hätte.
 

Danach wollte sich das Fürstenpaar in den Garten zurückziehen. Die Kampfarena war nicht gerade ein Ort, den Sesshomaru Reika zeigen wollte. Als er jedoch sah, wie viele der Gäste sich dort versammelt hatten, kam ihm eine Idee, wie er sich für die Zuneigung und das Vertrauen, was Reika ihm entgegenbrachte, revanchieren konnte. Er betrat nach wenigen Schritten mit seiner Fürstin die Plattform. Sie lag von allen Orten am höchsten und man musste praktisch hinunter auf den Boden der Arena schauen oder alle, selbst die hochrangigen Gäste auf der Tribüne, hinauf.

Zwei junge Youkai waren gerade bei einer Art Ringkampf. Beide Gegner schienen gleichstark und so war der Ausgang des Kampfes wohl schwer vorherzusehen. Als man Lord Sesshomarus Anwesenheit bemerkte, wurde es in der gesamten Arena und auf den Plätzen ganz still. Selbst die Kämpfenden gingen auseinander und verbeugten sich.
 

Der Lord der westlichen Länder hatte ein leichtes Unwohlsein seiner Gefährtin bemerkt. Er kannte die Anzeichen, wenn sie die Augen zusammenkniff und sich die Schläfe leicht mit dem Finger rieb, dass sie Kopfschmerzen bekam. Der Krach hier an der Arena musste das nur noch verschlimmert haben. Deshalb riet er der Dämonenjägerin: "Du kannst ruhig den Garten aufsuchen oder dich von General Naoki zurück in unser Gemach bringen lassen. Das hier wird nicht lange dauern."

Reika nickte nur leicht zustimmend, aber sie war neugierig, deshalb blieb sie erst einmal stehen.

Sesshomaru streckte seine linke Hand aus ohne sich umzuwenden: "General gebt mir eines eurer Bänder!"

Immer wenn Naoki auf dem Übungsplatz oder im Kampf war, band er seine Haare zusammen. Da es oft vorkam, dass sich ein Band löste, hatte er meisten mehrere bei sich. Jetzt reichte er eins davon seinem Neffen.

Sobald Sesshomaru das Band in der Hand hielt, stieß er sich von der Kante des Plateaus ab und sprang hinunter in die Arena. Dort kam er weich auf genau neben den beiden Soldaten.

Ohne ein Wort zu verlieren, band sich der Lord die Haare zu einem Zopf zusammen und zog sein Oberteil aus. Das kostbare Gewand fiel achtlos in den Sand. Einer der Diener kam sofort herbeigeeilt und hob es auf.

Sesshomaru drehte sich nun etwas, um die beiden Kämpfer genauer in Augenschein zu nehmen. Es war dabei bestimmt kein Zufall, dass der Zopf rechts nach vor auf seine Brust fiel und somit seine linke Schulter freilegte. Zudem ließ der Lord der westlichen Lande seine dämonische Energie etwas aufflammen, damit auch jeder auf das Zeichen in seiner Haut aufmerksam wurde. Als ein Raunen durch die Zuschauer ging, wusste Sesshomaru, dass es seine Wirkung nicht verfehlt hatte.

In den letzten Tagen hatte jeder Gast oder Bewohner im Schloss das gleiche Zeichen bei Reika der jüngeren Fürstin entdeckt und auch den Armreif an ihrer rechten Hand kannten viele ja schon länger. Doch das auch der Fürst eins trug, bemerkte alle jetzt erst.
 

"Ihr wollte gegen uns Kämpfen, Herr?", fragte gleich darauf einer der Soldaten.

Nun lächelte der Lord und entgegnete: "Nein ich zeige euch, wie man gewinnt."

Der Fürst war wesentlich schlanker und schmaler als sie gebaut. Normalerweise war so ein Gegner leicht zu besiegen und dann auch noch zu zweit. Das Sesshomaru auch noch seine Energie unterdrückte sollte es den beiden Soldaten leichter machen, dennoch wussten sie, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten.
 

Oben auf der Plattform hatte Reika alles mit angeschaut. Warum Sesshomaru plötzlich gegen die beiden Soldaten kämpfen wollte, war ihr ein Rätsel. Die Erklärung bekam die Dämonenjägerin sofort, auch wenn die Worte nicht unbedingt ihr gegolten hatten.

"Das ist sehr ungewöhnlich. Lord Sesshomaru hat noch nie ohne Rüstung gekämpft und sich schon gar nicht auf Ringkämpfe mit einfachen Soldaten eingelassen", erklärte General Naoki, der schräg hinter der Gefährtin seines Neffen stand, halblaut. Sie wandte sich ihm zu und sah sein wissendes Lächeln.

Auch hier oben konnte man die Zeichnung durch die Magie leuchten sehen und den Armreifen deutlich erkennen.

Da verstand die junge Frau: "Er tut es meinetwegen", schlussfolgerte Reika. Dabei bekam ihre Augen einen warmen Schimmer und strahlten noch intensiver.

"Damit beweist Lord Sesshomaru, wie er zu seiner Gemahlin steht. Nun wird es niemand mehr anzweifeln, dass ihr unsere neue Fürstin seid", erklärte General Naoki noch

Die junge Frau blickte noch einmal hinunter in die Arena und wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Gefährten. Danach wandte sie sich um: "Würdet ihr mir mich jetzt in den Garten begleiten General" bat sie höflich.

"Wollt ihr euch den Kampf nicht ansehen?", fragte daraufhin Naoki.

Reika schaute hinunter auf den Platz, wo beide Krieger gerade gleichzeitig angriffen.

"Er wird gewinnen.", es war eher eine Feststellung als eine Frage.

Der General blickte nun ebenfalls zu Lord Sesshomaru, bevor er einfach zustimmte: "Ja."

"Dann ist es nicht nötig." erklärte Reika lächelnd und fuhr danach fort." Außerdem ist es sehr laut hier. Ich habe leichte Kopfschmerzen und die Ruhe des Gartens wird mir bestimmt gut tun."

Gemeinsam spazierten sie dann durch die verschlungenen Pfade. Gerade waren sie wieder in der Nähe des Einganges zum westlichen Flügel angekommen, als jemand dringend den General sprechen wollte. Zwei Posten standen in der Nähe und hatten die Fürstin unter ständiger Beobachtung, so das der ältere Daiyoukai im Schloss verschwand.
 

Deshalb ließ sich die junge Frau jetzt auf der Bank neben dem kleinen Pavillon nieder. Reika streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen und atmete den zarten Duft der Blumen ein. Sie blieb auch noch ganz ruhig, als in ihrer Nähe ein leises Rascheln erklang. Sie wusste das auch auf der anderen Seite des Pavillons, hinter der Rosenhecke Sitzbänke waren und so vermutete sie, dass einige weibliche Gäste ebenfalls einen Spaziergang unternahmen. Dann vernahm Reika leises Flüstern. Obwohl sie eigentlich nicht zuhören wollte, verstand sie später einige Worte.
 

Die beiden Hundedämonin waren schon eine ganze Weile im Garten und hatten keine Ahnung, was sich inzwischen unten auf dem Arenaplatz abgespielt hatte. Die etwas größere Youkai mit den schwarzen langen Haaren schmollte noch immer, weil Sesshomaru sie vor Jahren abgewiesen hatte. Aber auch die andere sinnt auf Rache. Sie hatte nicht vergessen, wie sie vom Fürsten gedemütigt und dann aus seinem Gemach geworfen wurde. Dabei hatte sie sich nebenbei noch bei den beiden Soldaten blamiert, als sie völlig nackt in den Gang gerannt kam. Zudem sah sie jetzt ihre Chance, sich an den Hunden zu rächen. Als nun die neue Fürstin in den Garten kam, hatte die Rothaarige eine Idee. Besser hätte es gar nicht kommen können als sich der Mensch ausgerechnet in ihrer Nähe niederließ. Flüsternd teilte sie es ihrer Freundin mit. Hinagiku war erst skeptisch. Doch Benikos Überredungskünste hielt ihr Gewissen nicht lange stand. Was würden schon Worte ausrichten können, außer ein wenig Angst zu verbreiten.

Beide Dämoninnen mussten innerlich zugeben, dass die Dämonenjägerin schön war. Sie hatte für einen Menschen eine starke Aura und war sicher in menschlichen Maßstäben eine gute Kämpferin. Aber auch in ihrer Rolle als Fürstin schien sie perfekt zu sein. Nun ein Platz, der ihr nicht Zustand wie beide Hundeyoukai fanden.
 

Im nächsten Moment hörte Reika die Stimmen der beiden Wesen etwas lauter. Schnell konnte sie die Stimmen unterscheiden, wobei eine davon eine dunkle rauchige Stimme hatte, während die andere etwas kreisch klang.

Hinagiku sagte als Erstes: "Nun soll doch der Fürst mit diesem Menschlein seinen Spaß haben. Jetzt ist sie viellicht schön, doch in ein paar Jahren wird sie grau und welk sein. Während wir noch immer jugendlich erscheinen."

"Ja", stimmte die andere zu. "In 100 Jahren, wenn sie längst zu Staub zerfallen ist, werden wir den Lord wieder umgarnen und dann wird er sicher seine Wahl sorgfältiger Treffen. Immerhin braucht er einen Erben."

Jetzt kicherte die eine mit der rauchigen Stimme: "Nur ein vollwertiger Youkai wird von den anderen als Herrscher akzeptiert. Lord Sesshomaru würde nie einen Krieg mit den anderen Reichen heraufbeschwören, indem er einen Hanyou als Erben bestimmt."

Gleich darauf hörte die unfreiwillige Lauscherin noch einmal die angenehme Stimme. "Unser edler Fürst wird ganz sicher aufpassen, dass sie erst gar nicht sein Kind empfängt."
 

Dass an dieser Sache ein Funken Wahrheit war, konnten die beiden Hundedämoninnen nicht ahnen. Aber sie trafen genau den Punkt, der alles, was sie gerade sagten, glaubwürdig erscheinen lässt. Obwohl er seine Gefährtin innig liebte und es ihr beinahe jeden Tag bewies, gab es doch Nächte, indem der Fürst Reika nur im Arm hielt. Sesshomaru hielt sich, in manchen Nächten, tatsächlich zurück aber seine Gründe waren anders als angenommen. Er wünschte sich wie jeder Mann oder Youkai Kinder doch, da seine Fürstin in dieser Beziehung noch Zeit brauchte, benahm er sich rücksichtsvoll. Inuyashas Rat und seinen eigenen Beobachtungen hatte er es auch zu verdanken, dass er, in etwa, anhand des Geruches feststellen konnte, an welchen Tagen Reika Empfängnis bereit war. Solange sie nicht selbst den Wunsch äußerte, wollte er ihr kein Kind aufdrängen.

In Unkenntnis von ihren Gedanken sprachen die beiden inzwischen weiter. Diesmal war es wieder Beniko, die sagte: "Es gibt leider immer wieder Dämonen, die eine Schwäche für die Menschen entwickeln. Zum Glück haben selbst niedere Youkai soviel Verstand und töten diese Missgeburten gleich nach der Geburt. Ansonsten würde es ja nur so von Halbdämonen wimmeln."

Daraufhin stimmte ihr Hinagiku zu: "Unser edler Fürst bildet, da keine Ausnahme so wie er Menschen verachtet und für Hanyou hatte er noch nie etwas übrig gehabt. Selbst seinen Bruder, sein eigenes Blut will er lieber Tod sehen und betrachtet ihn als Familienschande."

"Bestimmt hätte auch sein Vater dieses Hanyoubaby getötet, wenn er durch die Hand der erbärmlichen Menschen nicht selbst den Tod gefunden hätte", stimmte die andere Dämonin ihr wieder zu.
 

Das war ein Punkt, indem Reika sicher war, dass die beiden Youkais falsch lagen, oder sollte Myouga gelogen haben. Dennoch war die Fürstin wie vom Donner gerührt und Angst verbreite sich ihn ihr. Sie war sich sicher, dass in ihr ein neues Leben heranwuchs.

Nun hielt sie es nicht länger im Garten aus. Sie stand zitternd auf. Obwohl sie am liebsten fortgerannt wäre, hinaus aus dem Schloss irgendwohin, wo niemand sie finden konnte, behielt sie doch ihre Würde. Die Fürstin bat die Wache sie in ihre Gemächer zubringen. Am Ausgang warf sie noch einmal einen kurzen Blick zurück, wobei man in ihrem Ausdruck entsetzen erkennen konnte.

Sie konnte nicht ahnen, dass zwei Augenpaare ihr zufrieden hinterher schauten.

"Denkst du, sie hat es uns geglaubt?", fragte die Rothaarige mit der kreischenden Stimme.

Die andere sah lächelnd der Menschenfrau hinterher: "Jedes Wort", bestätigte sie dann sehr zufrieden.
 

General Naoki kam gerade wieder in den Garten zurück und sah, wie die Wache Reika ins Schloss begleitete. Ein leises Kichern veranlasste ihn, sich umzudrehen. Am anderen Ende des Weges bekam er gerade noch mit, wie zwei Hundedämoninnen hinter einer Hecke verschwanden. Er machte sich seine Gedanken deswegen und überlegte, ob er dem Fürsten von der Anwesenheit und ihrem merkwürdigen Verhalten berichten soll, besonders da er Beniko erkannte. Doch er hatte nur ein ungutes Gefühl, keinen wirklichen Verdacht. So fragte er die beiden Wachmänner, ob ihnen etwas aufgefallen war. Nachdem sie ihm aber beide berichteten, dass sich die Fürstin nach dem Rundgang im Garten am Pavillon niedergelassen hatte und niemanden begegnet, noch mit jemand gesprochen hatte, entschied er sein Gefühl als einfache Nervosität abzuschreiben. Dennoch war da eine kleine Stimme in seinem Inneren, die etwas anderes verlangte. So vergaß er den Vorfall nicht und erinnerte sich später wieder.
 

In der Arena war der Kampf mit den beiden Soldaten in kürzester Zeit vorüber. Sesshomaru hoffte, dass beide aufmerksam genug gewesen waren, um zu erkennen, wie er sie besiegt hatte. Ohne sie noch eines Blickes zuwürdigen, ging er in Richtung Ausgang.

Hier wartete schon ein Diener mit frischem Wasser, damit er sich reinigen konnte und einem neuen Gewand. Er band sich gerade den Obi, als seine Mutter hinter ihm auftauchte. Die ältere Fürstin hatte ein undefinierbares Lächeln auf den Lippen.

"Gratuliere, mein Sohn. Das war wirklich ein dramatischer Auftritt", lobte sie ihren Einzigen.

"Zeitverschwendung", antwortete der Fürst und griff danach zu einem Krug Wasser um sich den Staub aus der Kehle zu spülen. Der aufkommende Wind in der Arena war doch etwas lästig geworden.

"Natürlich, der Kampf. Die beiden waren sicher keine Gegner für dich. Ich meinte deine kleine Demonstration davor", ging Yumi genauer auf das Geschehen ein.

"Sie hat ihren Zweck erfüllt oder denkst du nicht verehrte Mutter?", bei diesen Worten sah der Daiyoukai die Fürstin mit einem zufriedenen Ausdruck an. Deshalb ließ Yumi die Sache nun Ruhen und kam auf etwas anderes zu sprechen.

"Von Reika war es nur sehr unhöflich sich den Kampf nicht angesehen zuhaben." Damit brachte sie ihren Unmut zum Ausdruck.

"Ich muss meine Gemahlin nicht mit meinen Kampfkünsten beeindrucken. Sie hat nur meinem Wunsch entsprochen und sich von General Naoki in den Garten bringen lassen", erklärte der Lord der westlichen Länder.

"Wenigsten ist sie gehorsam", bemerkte die Hundedämonin daraufhin.

Sesshomaru bedachte seine Mutter mit einem Blick. Er hätte sie über seine Gefährtin aufklären können aber anderseits schien seine Mutter Reika akzeptiert zuhaben und deshalb wollte er sie in dem Glauben lassen, das die Dämonenjägerin gehorsam war.

"Wenn du mich jetzt entschuldigst, vor meiner Abreise gibt es noch einige Dinge zu erledigen", damit wandte sich der Lord ab und wollte gehen.

Doch er wurde noch einmal von der Stimme seiner Mutter aufgehalten: "Sesshomaru."

Dieser blieb stehen wandte sich aber nicht um, sondern nahm nur eine abwartende Haltung an.

Die Hundeyoukai betrachtete ihren Sohn wieder mit dem seltsamen Blick. Dann sagte sie: "Du solltest dich jetzt einmal im Spiegel betrachten. Du wirst sicher nicht glauben, wie ähnlich du deinem Vater gerade bist."

Ihre Stimme hatte einen merkwürdigen, fast wehmütigen Klang gehabt. Deshalb wandte sich Sesshomaru nun doch seiner Mutter wieder zu. Ihr Ausdruck, der selten ein Gefühl zeigte, verdeutlichte ihre Stimmung. Er wusste, dass es eines jener Komplimente war, die seine Mutter nur selten aussprach. Es musste ihr sehr schwer gefallen sein.

"Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Habe ich recht ", gab er selbst zu. Für einen Moment zeigte er noch einen warmen Ausdruck. Doch dann waren seine Augen wieder eisig, als er anfügte: "Ich bin aber auch dein Sohn, Hart, unberechenbar, emotionslos. Vergiss das nie Mutter."

Damit ging er nun endgültig aus der Arena. Yumi blieb zurück. Noch immer war es ihr nicht gelungen, sein Vertrauen zurückzugewinnen.
 

Nach am Nachmittag ließ Sesshomaru Ah-Uhn satteln und bis vor das Tor führen. Gerade hob er seine Gefährtin in den Sattel, als ein Diener gerannt kam. Dieser kniete sofort vor dem Lord nieder und hielt ihm eine Rolle aus Leinen mit den Worten hin.

"Verzeiht edler Herr. Eure verehrte Mutter bittet euch, das Prinz Inuyasha zu überreichen."

Bevor der Fürst die Rolle entgegen nahm, blickte er zu seiner Mutter, die auf dem Balkon ihres Gemaches stand. Es war zu weit entfernt, um ihre Gesichtszüge deuten zu können.

Vorsichtig um die Rolle nicht zu beschädigen, sah er sich das Bild im Inneren an. Er rollte sie wieder auf, warf erneut einen Blick hinüber. "Sagt meiner verehrten Mutter das sich Prinz Inuyasha für das Geschenk bedankt!"

Damit drehte er sich um und setzte sich hinter Reika auf den zweiköpfigen Drachen. Die Rolle verpackte er sorgfältig in einer der Taschen am Sattel.

Gleich darauf erhob sich Ah-Uhn in die Lüfte.

Obwohl sich die Dämonenjägerin auf dem Heimweg in seine Arme schmiegte, schien sie mit ihren Gedanken abwesend. Der Lord machte sich Sorgen, ob auf dem Schloss etwas vorgefallen war, da aber Reika nicht von sich aus darüber sprach, war es vermutlich belanglos.
 

In Musashi hatte sein Bruder die Ankunft des Älteren schon gespürt und erwartete den Fürsten vor dem Palast. Sesshomaru half Reika von Ah-Un. Dann holte er sofort das Bild aus der Satteltasche und übergab es dem Jüngeren. neugierig öffnete dieser die Rolle und starrte es an. Der Lord der westlichen Länder hatte Inuyasha selten so sprachlos gesehen.

Beinahe schon ehrfürchtig sagte der Halbdämon: "Das ist unser verehrter Vater und meine Mutter."

"Ja, hätte ich gewusst das dieses Bild existiert, hätte ich es dir schon viel früher gegeben. Meine Mutter schickt es dir", erklärte Sesshomaru.

Da sprang eine kleine Gestalt auf die Schulter von Inuyasha, schaute sich das Bild ebenfalls an und kommentierte: "Ein Bild von der Verbindungszeremonie deiner Eltern Inuyasha-sama."

"Myouga Du wusstest von dem Bild?", erklang es gleichzeitig, wobei ihn zwei goldene Augenpaare anschauten.

"Natürlich, schließlich war ich bei der Zeremonie dabei und weiß, wer es gemalt hat", erklärte der Flohgeist arglos. Doch als er dann die Ausdrücke in den Augen der Brüder sah, machte es ihn doch Angst. Er sprang von Inuyasha weg, zuerst auf die Schulter von Kagome und dann weiter zu Miroku.

"Du strapazierst meine Geduld in letzter Zeit oft. Myouga", hörte der Flohgeist noch Sesshomarus Stimme, bevor er in den Ästen eines Baumes verschwand. Im letzten Moment konnte dieser sich im Federkleid eines Vogels verstecken, der sich gleich darauf in die Lüfte erhob. Es war wohl doch besser, wenn er einige Zeit den Hundebrüdern aus dem Weg ging. Wahrscheinlich eine gute Gelegenheit endlich wieder Totosai einen Besuch abzustatten.

Jeder hatte ihm nachgesehen, die Menschen teilweise kopfschüttelnd.

Dann sah der Halbdämon seinen älteren Bruder an. "Danke Sesshomaru."

Der Lord lächelte nur und wandte sich ab. Ein paar Schritte weiter wurde er durch Inuyashas Stimme aufgehalten: "Trägst du deine Haare jetzt wie Vater?"

Die Worte bewirkten, dass der Lord der westlichen Länder stehen blieb. Dass er noch immer die Haare hochgebunden hatte, war ihm entgangen. Aber in den Augen seines Bruders musste das ganze merkwürdig anmuten. Hielt dieser doch das Bild in den Händen und konnte so deutlich die Ähnlichkeit sehen. Die Hand des Hundedämons zuckte zum Zopf und er löste das Band. Während die langen Haare wieder auseinander über den Rücken fielen, drehte er sich halb und blickte zurück.

"Gewöhne dich lieber nicht daran. Es diente nur einen bestimmten Zweck, der seine Wirkung nicht verfehlt hat", erklärte er kurz.

Er wechselte einen Blick mit Reika und lief dann weiter. Das Band steckte er sorgfältig ein. Vielleicht hatte er irgendwann noch einmal dafür Verwendung.
 

Eigentlich hätte Sesshomaru ahnen müssen, dass etwas mit seiner Gefährtin nicht stimmte. In seiner Gegenwart versuchte sich die junge Frau nichts anmerken zulassen. Wenn der Lord sie mit Zärtlichkeiten verwöhnte, war Reika nahe dran ihm von dem belauschten Gespräch der beiden Youkai etwas zu erzählen. Doch dann wieder siegte ihre Angst. Ständig musste sie über das gehörte nachdenken und grübelte, welche Reaktion ihr Gemahl wohl zeigen würde, wenn er von dem ungeborenen Kind erfahren würde. Einem Hanyou. Sie kannte aus Erzählungen ihrer Freunde wie Sesshomaru früher Inuyasha behandelt und mit welchen Wörtern er diesen oft erniedrigt hatte. Unter keinen Umständen wollte die Dämonenjägerin das Leben ihres Kindes riskieren. Dessen Schutz wurde bei ihr zur obersten Priorität.

Dennoch wusste sie, dass es nicht möglich war, ihren Zustand ewig zu verbergen. Es grenzte schon an ein Wunder, das der Fürst bis jetzt noch nichts bemerkt hatte. Vermutlich plagten Sesshomaru andere Sorgen.

Nur wenige Tage später kam erneut ein Bote von den Wolfsdämonen im Süden mit bedenklichen Nachrichten. Noch am gleichen Tag reiste der Lord zusammen mit seinem Bruder ab.
 

12. Kapitel - Schwere Entscheidung
 

Reika fasst einen Entschluss. An einem regnerischen Tag trifft sie in einer Höhle Menschen. Bekommt sie von ihnen Hilfe oder war es am Ende doch keine so gute Idee ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-07-28T16:26:09+00:00 28.07.2013 18:26
Endlich konnte ich dein Kapi lesen! Habe mich schon seit Tagen darauf gefreut.^-^

'Liebesbeweis und Boshaftigkeit', der Titel passt wirklich perfeckt.

Der Liebesbeweis von Sesshomaru war wirklich süß. Aber ich weiß ja, dass du versuchst Sessy's Charakter nicht zu verändern. ;) ...trotzdem war es irre süß! Wer wünscht sich so was nicht? Ich konnte mir bildlich die Gesichter der Zuschauer vorstellen. xD

Reika ist schwanger?! *Freudensprünge* ^-^ Ich freu mich richtig für sie, doch da kommen wir schon zu der Boshaftigkeit in diesem Kapitel: Und wer hätte es gedacht? Beniko hat mal wieder ihre Finger im Spiel. *Kopf schüttel* Die lernt es auch nie.
Mkr tut Reika gerade richtig leid. Eigentlich ist es total schön, dass sie schwanger ist, doch wenn man dann zwei Dämoninnenbeim Lästern belauscht, welche auch noch darüber reden, dass Sesshomaru nie einen Hanyou akzeptieren würde, geht die Stimmung ganz schön in den Keller. Da ist es auch klar, dass Reika sich nicht traut,Sessy die Neuigkeiten zu berichten.
Ich hoffe wirklich, dass sich alles noch zum Guten wendet. ;)

Bevor ich es vergesse: Ich muss unbedingt noch sagen, dass ich Shun echt niedlich finde. Da hat.er doch tatsächlich das Buch, welches Reika auch schon einmal gefunden hatte, gesucht. xD Von seinem Charakter her ist es kein Wunder, dass sich viele Dämoninnen für ihn interessieren.
Die kleine Stelle, mit dem Buch über Pflanzen(? bin mir gerade nicht mehr so sicher), welches er unbeabsictigt gegriffen hat und schnell wieder zurückgelegt hat, war lustig. ;D

Jetzt hat man auch erfahren, was Lord Yago damit meinte, dass Lady Reika die perfeckte Gefährtin für seinen Sohn abgeben würde. Zum Glück hat er es nicht ernst gemeint! *schweiß von der Stirn wisch*
Da hätte Sessy sicherlich nicht mitgespielt. ;)

So, mein Kommi ist fertig...glaub ich.
Das Kpitel hat mir wieder Spaß gemacht zu lesen. ^-^
Ich freue mich schon auf's nächste,
deine Vanessa<3

P.S. Mir ist dich noch was eingefallen: Du hast die Höhlen wirklich gut beschrieben. Konnte mir alles vorstellen. Und siehst du: ich hab schon wieder, was gelernt und zwar in den Ferien! xD
Ich finde es aber wirklich cool, dass es in Japan Höhlen gibt, welche Taisho heißen. ^-^
Antwort von:  CheyennesDream
28.07.2013 20:56
Wo fange ich den an. Deine Kommis sind bald länger als meine Kapitel ;)
Es freut mich, wenn du wieder gefallen dran gefunden hast.
Bemühe mich Sessy so zu lassen wie er ist, wobei ich hier ein wenig abgewischen bin. Keine Sorge, er wird wieder anders.
Beniko hat wieder ganze Arbeit geleistet, doch diesmal muss sie auch die Konsequenzen tragen, falls sie erwischt wird.
Der Vorfall zieht seine Kreise und ist sehr bedeutend für die Zukunft.

Dir gefällt Shun, er wird des öfteren noch auftauchen. Ob die Mehrzahl der Dämoninnen an Shun oder seien rposuition interessiert sind, sei dahingestellt. Selbst wenn es ihm noch nicht bewusst ist, sein Herz ist vergeben.
Über Lord Yago und seine Gefährtin gibt es demnächst noch einen OS.

Yago hat so seinen kleinen Eigenarten, vor allem ist er vergesslich. Man kann sich aber auch auf ihn verlassen.

Wenn man öfters bei google schaut, findet man so einiges.

Chris


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