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Fegefeuer

Zwischen Hölle und Hölle II
von

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| eins |
 

Das Leben war gemein. Vor allem zu mir. Irgendwie musste das definitiv mal gesagt werden. Eigentlich war ich ja ein ziemlich friedliebender Mensch. Gut, meine eigene Tollpatschigkeit trieb mich oft in den Wahnsinn, aber daran gewöhnte man sich. Wenn man es genau nahm, war es gar nicht so einfach, mich auf die Palme zu treiben oder zu mehr als nur ein paar leise gemurmelten Verwünschungen zu bringen, denn ich mochte die Harmonie, die ruhige Atmosphäre. Gut, die herrschte zu Hause zwar nur selten, aber der normale Zustand, wenn man das mal so nennen wollte, zählte jetzt einfach mal als harmonisch. Für unsere Verhältnisse.

Ich regte mich nicht auf, wenn es draußen regnete oder wenn ich die letzte Bahn verpasste und dann zwei Stunden durch die Dunkelheit laufen musste, die ich noch nie besonders gemocht hatte, und das nur, weil mein Handyakku mal wieder leer war und ich niemanden mit Auto anrufen konnte.

Ich regte mich auch nicht auf, wenn unsere Nachbarin wieder meine Post gelesen und mich darauf angesprochen hatte, dass meine Mutter noch immer die Tinte verwendete, die man so schlecht auf dem Papier lesen konnte.

Es war auch noch zu ertragen, wenn ich im Supermarkt um das Wechselgeld gebracht wurde, wenn die Dame mit dem billigen Parfüm in der Bankfiliale mich viel zu aufdringlich anschmachtete oder wenn alle sich in einer Warteschlange vordrängelten und ich mal wieder zu schüchtern war, um mich zu beschweren.

Auch rabiate ältere Damen mit Stahlhandtaschen, die grundsätzlich mich angriffen, egal, wer sie denn nun geschubst hatte, gehörten zu dieser Liste, ebenso wie klemmende und aggressive Zugtüren, Laternenpfähle, im Weg stehende Mülleimer und plötzlich hochschießende Kanten im Boden. Man gewöhnte sich an so einiges, was einen störte.

Auch an Rukis Fußschweißproblem, Kais Mutterinstinkt und Reitas in der letzten Zeit entwickelter Sockenfetisch, der sich darin äußerte, dass überall – und zwar wirklich überall – Socken des Herrn Bassisten herumlagen. Und niemand wusste, wie diese dorthin gekommen waren. Nicht einmal er selbst.

Wie gesagt, daran konnte man sich annähernd gewöhnen. Sogar an Uruhas Neffen. Einmal hatte ich zusammen mit dem Anderen auf die beiden Rotzbengel aufgepasst, seitdem nie wieder. Reita hatte sich erfolgreich drücken können. Wir hatten in den Zoo fahren wollen, um die beiden zu beschäftigen, aber schon die Bahnfahrt dahin war zum Haareraufen gewesen. Wortwörtlich. Der Jüngere hatte auf Uruhas Schoß gesessen und uns beiden an den Haaren herumgezerrt, den Älteren hatte ich selbst versucht im Zaum zu halten. Es hatte darin geendet, dass das Biest den Inhalt meiner Tasche geschmackvoll und leidenschaftlich-wild über den gesamten Boden des Abteils verteilt hatte. Aber auch da war ich ruhig geblieben und hatte nur tief durchgeatmet, denn ich hatte gewusst, es gab definitiv schlimmere Situationen, in die ich alle mit Sicherheit noch kommen würde.

So wie jetzt.

Der ganze Tag hatte schon fatal angefangen, ach, eigentlich schon der Monat. Vielleicht hatte es auch alles vor zehn Jahren angefangen, als ich in diese chaotische WG gezogen war, ich wusste schon damals, dass diese Entscheidung wahrscheinlich nicht unbedingt die beste gewesen war. Aber dann kamen bessere Zeiten und ich war verblendet gewesen. Jahrelang. Heute war wieder so ein Tag, an dem ich es bereute.

Was in den letzten Jahren alles passiert war? Nun, nicht besonders viel. Reita wusste immer noch nicht, was Ruki früher gearbeitet hatte. Dieses Geheimnis wird ihn noch als Rentner frustrieren. Wir wohnten immer noch in der alten Wohnung im selben Vorort. Der Ausblick auf Uruhas und Kais Seite war immer noch von denselben alten und hohen Gebäuden versperrt, die andere Seite des Flurs war auch nicht mehr so schön wie damals. Schaute man dort hinaus, hatte man früher über die vielen kleineren Häuschen hinwegsehen und nachts die Lichter der Stadt sehen können, inzwischen standen auch hier vereinzelt ein paar höhere Gebäude. Aus meinem alten Zimmer konnte man nun nicht mehr viel sehen, aus Reitas, das zwei Türen weiter rechts war, konnte man noch ganz gut gucken.

Auch das Straßenbild hatte sich ein wenig verändert. Inzwischen gab es einen kleinen Konbini hier um die Ecke, nur zwei Straßen weiter, der etwas weitere Weg bis zum Supermarkt war nicht mehr nötig. Ich fand die Stadt immer noch verwirrend, viel mehr als unser Wohnhaus, ein paar Straßen drumherum und die wichtigsten Punkte wie Krankenhaus, Konbini oder Bahnhöfe in der Nähe kannte ich immer noch nicht, nicht mal nach zehn Jahren. Na gut, den Feierabendverkehr kannte ich und alle Gebäude auf dem Weg zum Kindergarten, da man mit Reita ja nur aus dem Fenster gucken konnte, wenn man mal wieder in der Rushhour nur im Schritttempo vorankam oder im Stau stand. Das hatte sich auch bis heute nicht geändert, aber zum Glück fuhr meistens Kai, wenn wir zur Arbeit mussten.

Reitas kleines rotes Auto war ersetzt worden durch einen kleinen Van, damit wir zusammen fahren konnten; ich hatte ihn getröstet, als er am Zaun des Schrottplatzes gestanden und zugeguckt hatte, wie man sein ›Baby‹ zerqetscht hatte.

Manches hatte sich in unserer Wohnung verändert, anderes nicht. Die zwei Bäder gab es immer noch, ebenso durfte ich immer noch beide benutzen. In der Küche gab es noch immer Uruhas Pinnwand, inzwischen nur etwas vergrößert, damit kein Foto verlorenging. Zum Beispiel meine beiden Lieblingsbilder, eins zeigte Reita und mich in seinem Bett, wie wir friedlich schliefen, als wir das erste Mal in seinem Bett übernachtet hatten. Ich weiß noch, wie ich mich damals angestellt hatte, mich in sein Bett zu legen, das so gemütlich war und nach ihm roch. Das andere Bild zeigte Reita, wie er vor zwei Wochen mit Klopapier kleine Schweinchen auf der Toilette gefaltet hatte, was mich immer wieder aufheiterte, wenn mal alles doof war.

Mein Zimmer war ein Arbeitszimmer und geworden und ich wohnte jetzt seit neuneinhalb Jahren in Reitas Zimmer. Es war zwar klein, aber sehr gemütlich. Keiji lebte noch, ebenso wie Koron-chan und Osuka. So hieß der zweite Vogel, der ein grau gemustertes Federkleid trug und nun bei Keiji im Käfig wohnte, da Reita der Meinung war, der Arme würde sich sonst alleine fühlen, wenn er uns immer zusammen sähe.

Tja, und unsere neuen Jobs. Irgendwie waren wir mit der Zeit darauf gekommen, dass wir alle ein gemeinsames Hobby haben: Musik. Reitas Bass hatte schon im Kindergarten Karriere geschrieben und meine Gitarre hatte ich von Mie mit nach Tokyo genommen, irgendwann und zufällig war Uruha beim Aufräumen unter seinen Kleiderbergen auf seine alte Gitarre gestoßen und Rukis verblüffend guter Gesang war mal aus dem Bad gedrungen, als der Kleine dachte, er wäre allein zu Hause. Als wir dann noch herausgefunden hatten, dass Kai Schlagzeug spielen konnte und im Keller eins verstauben ließ, war es klar gewesen, dass wir unbedingt mal zusammen spielen mussten. Und es hatte richtig gut geklappt. So gut, dass wir regelmäßig im nicht sehr schalldichten Keller gejammt hatten, bis Ruki plötzlich mit einem Text angekommen war.

Die ersten Beschwerden der Nachbarn folgten, das erste Demo-Tape, dann ein Brief, vor dem wir alle eine Woche lang Angst hatten, ihn zu öffnen, weil er so offiziell aussah. Bis wir den Absender lasen. Er war nicht von der Polizei, sondern von einem Plattenlabel, welches uns zum Vorspielen einlud. Bis heute wusste niemand von uns so genau, wie unser Tape zu denen gekommen war – ich vermutete ja, dass Kai irgendwas damit zu tun hatte –, aber nun saß ich hier, konnte aufblicken und die große, gläserne Eingangstür betrachten, neben welcher ein Schild hing, auf dem irgendwas mit Phonetically und FREE-WILL stand, so genau hatte ich es mir noch nie angeguckt, jedenfalls war es die PS Company. Und die hatte eine Menge damit zu tun, warum ich heute verdammt schlechte Laune hatte!

Ich zuckte zusammen, als ich mal wieder ein dumpfes Geräusch hörte. Man hätte meinen können, es gewitterte gerade. Die ganze Zeit grummelte es ohne Unterlass, es klang nach einem heftigen Unwetter. Wirklich wie ein Gewitter. War es aber nicht. Es war mein Magen, dazu kam meine rapide sinkende Laune, die sich in ähnlichen Lauten – nur aus meinem Mund – äußerte. Nur dass das Grummeln von oben hörbar war und das vom Magen nur sehr gedämpft. Verständlich. Immerhin saß ich hier in meinem umfangreichen Kostüm in der Kälte vor der Tür – ich passte nicht hindurch. Leider würde ich morgen keine dicke Erkältung kriegen und leidend im Bett liegen dürfen sowie allen ein schlechtes Gewissen verursachen. Mein Kostüm war leider so dick gefüttert, dass ich schwitzte. In der Kälte. Trotz Frost an der Nasenspitze.

Wie gesagt, der Tag hatte schon so blöd begonnen. Ein Anruf von der PSC, ein strahlender Uruha und schon hatte ich gewusst, dass die Uhr geschlagen hatte. Eine Kostümparty. Jetzt. Mitten im Winter. Nur weil wir unsere Tour erfolgreich hinter uns gebracht und nun ein paar Wochen frei hatten, bis das Final kam.

Die anderen waren alle total begeistert gewesen und hatten zugestimmt; sobald das Wort ›Party‹ auf der internen Webseite der PSC die Runde gemacht hatte, waren auch alle anderen Bands begeistert gewesen. Das war noch nicht so schlimm gewesen, bis das Stichwort ›Kostümparty‹ kurz darauf aufgetaucht war. Wo sollte man auf die Schnelle fünf Kostüme herkriegen? Aber Uruha hatte dank seiner gescheiterten Schauspielkarriere Kontakte zu einem kleinen Theater hier in der Nähe und hatte sich so angeboten, für jeden eins zu besorgen. Leider hatte ich den Fehler gemacht, den wöchentlichen Einkauf zu übernehmen. Uruha war in der Zwischenzeit nach Hause gekommen und jeder hatte sich bereits ein Kostüm aussuchen können. Ich hatte das letzte erwischt. Und nun saß ich hier als überdimensionaler Kürbis schmollend vor der zu engen Eingangstür und sah zu, wie sich drinnen alle amüsierten, vor allem diese aufdringliche Ente mit Teufelshörnern und honigblonden Haaren!

Unglücklich betrachtete ich das so wunderbar warm wirkende Licht, hörte die gedämpft nach draußen schallende Musik, das fröhliche Gelächter und roch das Essen, das es da drinnen gab. Ich fühlte mich wie eine ungeliebte dicke Kugel, die keiner haben wollte. Am Anfang hatte Reita noch Mitleid gehabt und war immer mal wieder zu mir rausgekommen, aber inzwischen hatte er wahrscheinlich zu viel Alkohol intus und einfach vergessen, dass er seinen Kürbis draußen vergessen hatte. Immerhin blieb uns so die Peinlichkeit erspart, an Dingen wie Küsse und Umarmungen zu scheitern. Zum Kuss war es nicht gekommen, weil Reita nicht bis zu meinem Kopf gekommen war, und die Umarmung hatte ich nicht mal gespürt. Das Kostüm boykottierte uns. Und ich konnte nicht mal irgendwas machen, da meine Hände rechts und links wie zwei winzige Knospen aus dem orangefarbenen Ungetüm hervorschauten. Aufstehen ging auch nicht mehr, seit ich beim Versuch, die Tür zu durchqueren, in den Knien eingeknickt war. Ohne Hände war ich machtlos.

Tja, und so saß ich hier fest. Ignoriert und vergessen. Vor allem nach meinem wortreichen, nicht allzu freundlichen und eigentlich für mich völlig untypischen Ausbruch, als so ein Idiot namens Saga mich gefragt hat, ob ich auch Twister und Sackhüpfen spielen will. Witzbold!

»Verdammte Hacke, du gehst mir so was von auf den Sack, Sack!«

Er hatte mich doch nicht vergessen. Schon fast mit Tränen in den Augen sah ich meinem Lichtblick entgegen. Reita – heute als grüne Raupe mit lustig wackelnden Fühlern auf dem Kopf verkleidet – stapfte genervt in meine Richtung durch die mit bunten, flackernden Lichtern leuchtende Eingangshalle und schlug die Hände weg, die von überall gegen seine wippenden Fühler tippten. Und dann drehte er kurz vor der Tür ab und wandte sich nach links ans Buffet.

»Reita, du doofer Penner!«, brüllte ich, doch da man die Tür vor meiner Nase geschlossen hatte – da es ja unheimlich kalt draußen war und man die Kälte nicht reinlassen wollte – hörte er mich natürlich nicht. Nur ich durfte alles hören, was von drinnen kam.

Schmollend sah ich nach unten, schaute die Leine an, die am Mülleimer festgebunden war. »Du findest das auch nicht fair, oder, Koron-chan?«

Nur der Wind heulte als Antwort um meine Ohren.

»Aoi, die sind gemein zu mir!«

Mein Freund war doch noch nicht hoffnungslos verloren. Reita stand wirklich in der Tür und sah mich traurig an. Und stopfte sich ein Häppchen nach dem anderen in den Mund, während mein Magen isoliert von der Außenwelt ›Asshole‹ von Helloween röhrte.

»Der Sack und der Zwerg kloppen sich mit Saga um das letzte Würstchen. Die denken auch nur ans Essen!«

Ich konnte sie wirklich verstehen.

»Was isst du da?«, fragte ich unauffällig und schielte zwischen Reitas Finger.

»Hmm … Irgendwas mit … Grünzeug. Schmeckt eklig.«

»Es sieht wundervoll aus …«

Reita stockte, sah mich seltsam an. »Warum guckst du so?« Und schon verschwand das letzte Restchen von den Fingern in seinen Mund. »Diesche komischen Teigtaschen waren bescher«, schmatzte er noch hinterher, hauchte seinen Alkoholatem in meine Richtung und sah mich irritiert an. »Irgendwasch ischt doch!«

»Was soll schon sein«, seufzte ich dramatisch und sah wieder nach unten.

»Hm, wie du meinst. Ich geh wieder rein, ist echt kalt hier draußen.«

Fassungslos sah ich ihm hinterher. Er war doch sonst nicht so ignorant! Wenn ich dem Idioten begegnete, der meinen Freund abgefüllt hatte, den würde ich eiskalt mit meinem schweren Kostüm überrollen und ersticken!

»Schatz …«, nuschelte da schon der Nächste und Uruha kam herausgetorkelt, stolperte über seine Füße und landete auf meinem Kürbisbauch. »Hassu zugenomm'?«, fragte die Schnapsdrossel verwirrt und betatschte meine Hülle ausgiebig.

»Nein, das ist nur der Stoff«, seufzte ich und sah zu, wie der Andere sich an mir festhielt, während er sich neben mir auf dem Boden niederließ. »Hey, nicht hinsetzen! Es ist viel zu kalt und dein Kostüm zu dünn dafür!«, versuchte ich ihn aufzuhalten, was auch gelang, denn er stand schwankend wieder auf und lehnte sich an die Tür.

»Die sin' alle gemein ssu mir …«, murmelte er und sah mich traurig an. Hatte ich das nicht schon mal gehört?

»Haben sie dir auch an den Hörnern herumgefummelt?«, fragte ich mit einem Blick auf die verrutschen Teufelshörner auf den blonden Haaren.

Uruha zog die Augenbrauen zusammen, fasste sich in den Schritt und schien zu testen, ob der Reißverschluss der viel zu knappen Hose zu war. »Nee, ich glaub nich'.«

»Ich meinte die Hörner auf deinem Kopf und nicht das in deiner Hose!«

»Hm?«

Er hatte es sowieso schon wieder vergessen. Aber irgendwas schien ihn zu belasten, denn statt des sonst so fröhlichem Glanz in seinen betrunkenen Augen entdeckte ich nur eine nachdenkliche Leere.

»Schatz?«, fragte er leise und sah mich wieder an. »Ich will auch'n Freund wie ReiRei …«

Ächzend versuchte ich eine Hand in seine Richtung zu strecken, um ihn irgendwie tröstend zu berühren, aber das Kostüm ärgerte mich schon wieder. Also sagte ich nur: »Hey, Kopf hoch, Ruha. Du wirst bestimmt mal einen ganz lieben und netten Mann kennenlernen. Dann verliebt ihr euch und werdet noch viel glücklicher, ganz bestimmt.«

»Du bis' lieb … Aber glaubstu, dass … dass mich einer scharf findet, der mich so sieht?«

»Natürlich!«, antwortete ich schnell – zu schnell.

»Du nimms' mich nie ernst!«, lallte Uruha empört und verschränkte mit einigen Anlaufschwierigkeiten die Arme vor der Brust.

Schweigend ließ ich meinen Blick über ihn wandern. Angefangen bei den Ringelsocken, die in Strapshaltern endeten und an einer glitzernden Hotpants befestigt waren, weiter hinauf über seine selbstgebastelten und mittlerweile leicht zerfetzten Entenflügeln, die ihn aussehen ließen wie einen gefallen Engel, das bunte, flatternde Nachthemd verstärkte diesen Eindruck. Die eingeflochtenen Federn in seinen Haaren ließen schon fast so etwas wie Mitleid in mir hochkriechen, irgendwie sah er wirklich fertig und bemitleidenswert aus. Vor allem, als ich das mit Edding geschriebene PENIS!!!1! auf seiner Stirn sah. Welcher Idiot war da drin so betrunken, dass er sogar im realen Leben die Shift-Taste vergaß?! Und wieso hatte dieser Idiot es ausgerechnet auf meinen Ruha abgesehen, der betrunken total wehrlos war und damit das perfekte Opfer für fiese Streiche?! Ich bekam gerade wirklich Mitleid mit dem niedergeschlagenen Häufchen Elend vor mir, das unglücklich auf seine Schuhe sah. Für ihn war der spaßige Teil der Party wohl auch vorbei.

»Komm, lass uns gegen«, schlug ich vor. »Wir gehen nach Hause und machen es uns da gemütlich, ja?«

»Ooh …kay.« Schwankend lehnte er sich nach vorne, umarmte mein Kostüm und half mir dabei, aufzustehen.

»Na komm.« Ich versuchte meinen Arm zu heben, um Uruha zu stützen, aber dann fiel mir wieder auf, dass ich ein sperriges Kostüm trug und nicht mal seiner Hand greifen konnte. Na super.

»Ich halt mich an dir fest, ja?«, lallte Ruha auch schon und schlang einen Arm um die Stoffberge, warf mich fast wieder hin, aber so langsam bekam ich ein Gefühl für das Gleichgewicht eines Kürbisses.

Langsam torkelten wir die Straße runter, Richtung Bahnstation. Den Van konnten wir schlecht nehmen, Uruha war betrunken und ich fühlte mich auch langsam so. Und ich trug nur Unterwäsche drunter, also konnte ich das Teil nicht mal ausziehen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.

»Sach mal, warum hassu eig'lich draußen gesess'n? Wir ham dich vermisst da drin …«

Ein Schnauben unterdrückend, drehte ich mich nach links, um mich und meine Last Richtung Eingang zu bringen, der bereits am Ende der Straße zu sehen war. Leider drehte ich uns wohl zu schnell, denn Uruha stolperte, lehnte sich gegen mich und riss uns zu Boden. Ich rollte noch ein paar Meter weiter und wurde irgendwann von einem Laternenpfahl gestoppt.

»Hey, was machsu da? Lass den Unsinn!«, wurde ich wieder hochgezogen. »Wir verpass'n noch den Ssug!«
 


 

Nach einigen Schwierigkeiten – ich rollte die Treppe hinab und nahm fast drei Anzugträger mit, musste von Uruha und zwei Zugbegleitern in die Bahn reingedrückt werden, von vier Mitfahrern wieder hinaus – kamen wir irgendwann endlich zu Hause an. Mit der Hoffnung, niemals meine Helfer wiederzusehen, zog ich Uruha umständlich den Schlüssel aus der Potasche und drehte mich halb, um mit meiner Hand an das Schloss der Haustür zu kommen. Nur blöd, dass ich so nicht sehen konnte, was ich tat. So dauerte es ziemlich lange, bis das Kratzen verstummte und ich das Geräusch hörte, welches mir versicherte, dass ich das Loch getroffen hatte. Mit meinem Kürbisbauch stieß ich die Tür auf, fühlte mich wie Rambo und wies Uruha an, sie hinter uns wieder zu schließen. Dann begann der letzte schwierige Teil unserer Reise, die Treppen in den dritten Stock hinauf.

Während mein Begleiter bereits auf den ersten Treppenabsatz stolperte, versuchte ich es auf die Schiffart, schwankte von links nach rechts, um die Füße hoch genug zu bekommen, damit ich die Stufen traf. Nach einer unendlich erscheinenden Zeit kam ich auch vor unserer Wohnungstür an, stolperte über die letzte Stufe und kullerte einmal komplett über Uruha, der auf dem Boden lag und schlief. Nun ja, geschlafen hatte.

»Oh, da bissu ja …«, lallte er benommen und zog sich an mir wieder hoch, half mir dann auch wieder auf.

Zusammen stocherten wir eine Weile mit dem Schlüssel umher, öffneten auch diese Tür und traten ein. Während Uruha sich mit seinem komplizierten Schnürsenkeln abmühte, machte ich kurzen Prozess und zog die Füße einfach in den Kürbis, da die Schuhe so herunterrutschten. Nur traf ich dann nicht mehr den Ausgang aus dem Kostüm und plumpste – im Inneren wild strampelnd – auf die Seite. Doch auch dieses Mal kam mir Uruha zur Hilfe, zog meine Füße wieder hervor machte sich dann daran, die Stufe des Genkans zu überwinden. Was er nicht schaffte. Nicht mal mit meiner Hilfe. Ich begann fast zu heulen.

»Komm schon, wir sind so nah am Ziel!«, flehte ich und stellte ihm mit fest zusammengekniffenen Augen ein Bein. Beziehungsweise einen ganzen Kürbis. Er stolperte über mich und fiel auf den Holzboden. Zum Glück richtete er sich auch auf diesem wieder auf. Erleichtert schwankte ich nach links, riss meinen Fuß hoch und betrat ebenfalls den Flur, schob Uruha in die Richtung seines Zimmers und ignorierte, dass ich dabei fast zwischen den engen Wänden steckenblieb und alle Jacken von der Garderobe mitnahm. Zum Glück war der Weg nicht weit, ich schob den Betrunkenen in das zweite Zimmer auf der linken Seite und hoffte, dass er allein über die Klamottenberge kam, um ins Bett zu gelangen.

»Schlaf dann gut, Ruha.«

»Du auch, Sswerg.«

»Ich bin Aoi.«

Er sah mich verwirrt an. »Oh. Stimmt ja.«

Ich beobachtete, wie er aufs Bett fiel, wollte mich gerade zufrieden umdrehen und die Tür auf der anderen Seite des Flurs in Angriff nehmen, da wurde ich noch einmal zurückgehalten.

»Schatss … Glaubsu wirklich, dass ich … den … ganss lieben un' tollen Mann bekomm?«, nuschelte Uruha und sah mich irgendwie verzweifelt an.

»Na klar. Irgendwann wirst du ihm auf jeden Fall begegnen.«

»Ich kenn ihn doch schon …«

»Wer ist es denn?«, neckte ich ihn. Uruha war wirklich niedlich, wenn er betrunken war. Wahrscheinlich würde er jetzt wieder sämtliche Kerle aufzählen, die er früher mal vom Baugerüst aus angemacht hatte, und sich wundern, dass es so viele waren.

Lächelnd beobachtete ich, wie er sich tiefer ins Kissen grub, herzhaft gähnte und die Augen schloss. Ein leises Grunzen entwich ihm, scheinbar war er schon fast eingeschlafen. Dann verrutschte mein Lächeln.

»Kai …«


 

| zwei |
 

Ich war im Himmel. Ich musste einfach im Himmel sein! Unter mir eine weiche Matratze, über mir eine warme Decke, neben mir ein heißer Kerl und die Sonne kitzelte mein müdes Näschen wach. An so einem Morgen konnte man der leuchtenden Kugel da am Himmel alles verzeihen, auch wenn ich gerne noch länger geschlafen hätte. Aber so konnte ich meinen Kopf auf die Seite drehen, die eingeatmeten, blonden Haare wieder wegpusten und dem Mann neben mir ins Gesicht schauen.

Reita sah wirklich niedlich aus, wenn er schlief. Die Haare ganz wirr, die Arme und Beine auch, das Nasenband verrutscht am Hals. Hals?! Oh Gott, was, wenn er mal – wie ich, wenn ich mal auf der Seite schlief, an der keine Wand war – nachts aus dem Bett fallen sollte? Er würde an der Kante abrutschen und mit dem Band am Griff des Nachtschränkchen hängenbleiben! Ersticken! Getötet von einem dämlichen und unsinnigen Modeaccessoire, das aussah wie ein Tanga!

Erschrocken riss ich die Augen auf, als plötzlich irgendwas klingelte. Hektisch atmend versuchte ich Luft zu holen, aber irgendwas drückte meine Nase ab. Ein Arm. Ein schwerer Arm. Würde meine Nase schief werden, wenn er lang genug auf ihr liegenbleiben würde?

»Nei, nass das!«, näselte ich, aber der werte Herr schnarchte einfach weiter, untermalt von prasselndem Regen. Verdammt, ein Traum.

»Mhh …«, seufzte es in mein Ohr und der Arm verschob sich. Nun lag er halb auf dem rechten Auge und der Rest irgendwo an meiner Stirn. Und leider konnte ich jetzt wieder etwas riechen. Reita stank nach Alkohol und atmete mich immer wieder an.

»Rei, wach auf!«

Nichts. Es war doch immer wieder das gleiche. Und der viel zu laute Wecker klingelte immer noch, aber da ich an der Wand lag und mein Kopf ins Kissen gedrückt wurde, konnte ich nichts dagegen tun. Scheinbar musste ich härtere Geschütze auffahren.

Umständlich zerrte ich meinen linken Arm aus der Umklammerung von Reitas Beinen, die mir fast den Magen zerquetschten, zog ihn aus der Deckenummantlung und ließ ihn einfach nach rechts fallen, irgendetwas würde ich schon treffen.

»AUAA!«, brüllte ich. Gut, Reitas Arm und damit indirekt mein Auge.

»Was … los?«, nuschelte es, dann gähnte Reita herzhaft und biss mir beim Schließen des Mundes ins Ohr. Konnte der Tag noch schlimmer anfangen?

»Na? Wie geht es euch denn so? Na los, raus aus den Federn! Kai wartet schon seit zehn Minuten auf euch, wir müssen noch was besprechen, bevor der Urlaub anfängt!«

Er konnte. Uruha strahlte uns von der Tür her an, reckte den Kopf und versuchte vermutlich zu erkennen, ob wir gerade starben oder wild miteinander rummachten.

»Sack, mach, dass du wegkommst!«, knurrte Reita und nahm endlich seine Extremitäten von mir, sodass ich wieder einigermaßen gut Luft bekam und mich ein wenig aufrichten konnte. Mit einem leisen Ächzen beugte ich mich über ihn und tastete nach dem Wecker, der schließlich verstummte.

»Ich sag Kai, dass ihr gleich kommt, ja?« Uruha grinste, drehte sich um und verschwand.

»Mann …« Reita seufzte langgezogen und zog sich die Decke über das Gesicht. »Nie wieder saufen!«, blubberte es irgendwo darunter.

Da hatte wohl jemand einen Kater. Geschah ihm wirklich recht, immerhin hatte er gestern schön im Warmen feiern und sich vollstopfen können!

»Aoi … Kopfweh …« Er zog die Decke wieder runter, offenbarte mir sein leidendes Gesicht und blinzelte mich an.

Nein, Aoi, du bleibst standhaft. Es ist dir völlig egal, dass es ihm nicht gut geht, er ist selbst schuld daran und hat dich gestern einfach draußen gelassen!

»Mach was … Mir ist nicht gut …«

Standhaft …

»Zuckerstückchen …«

»Was?!« Entsetzt sah ich ihn an.

»Du bist doch mein süßes Stück«, erklärte er dreckig grinsend. Dann schaute er wieder wehleidig, als meine Hand seinen Kopf traf. »Aoi, ich hab doch Kopfweh …«

»Tut mir leid«, sagte ich zerknirscht und schaute zu, wie er sich die Schläfen rieb. »Soll ich?« Schon streckte ich meine Hände aus und massierte sie ihm vorsichtig.

»Ein bisschen tiefer …«

Stirnrunzelnd knetete ich seine Wangen durch.

»Nee, noch tiefer.« Er schob meine Hände Richtung Bauch.

»Hast du auch Bauchweh?«

»Tiefer …«

Verwirrt sah ich wieder nach oben. Er lächelte unschuldig, aber in seinen Augen blitzte es. Dann wanderte sein Blick in eine bestimmte Körperregion und ich wandte mich entrüstet ab. »So schlecht kann es dir ja gar nicht gehen! Du hast Ruha gehört, Kai wartet!«
 

Im Bad traf ich auf Ruki, der Kleine stand im Neoprenanzug neben der Dusche und trocknete sich ab. Mit der Zeit hatte ich erfahren, dass er Angst vor Wasser hat, »man weiß ja nie, wie gründlich die Klärwerke arbeiten«. Und bevor er das Risiko einging, durch Chemikalien und sonstigen Resten, die er nicht näher benennen wollte, vergiftet oder weggeätzt zu werden, duschte er lieber mit Schutzanzug. Bei seiner Größe würde man ihm wahrscheinlich eh nicht helfen können, so schnell wäre er aufgelöst im Abfluss verschwunden.

Es war trotzdem ein unlösbares Rätsel, wie er es schaffte, klinisch rein und völlig frei von Bakterien und Schmutz zu sein. Uruha hatte heimlich einige Petrischalen besorgt, Nährboden hergestellt und nachts eine Probe bei Ruki genommen und sie ins Labor geschickt. Irgendwie konnte ich unseren Kleinsten verstehen, dass er fast allen misstraute. Allerdings wusste ich nicht, ob man nicht ebenfalls Angst vor Uruha haben sollte, der es fertigbrachte, so ein Nährmedium mit Agar-Agar und Wasser herzustellen. Kais Essen schmeckte einmal sehr stark nach dem Zeug, offenbar hatte unser Leadgitarrist vergessen, den Topf wieder gründlich sauberzumachen.

»Morgen, Aoi-chan«, murmelte Ruki und starrte mich böse an.

»Morgen, Ruki-chan. Hast du gut geschlafen?«

»Koron-chan hat mich in den Zeh gebissen.«

Ich nickte mitfühlend und trat zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf. Ruki schälte sich aus seinem Neoprenanzug, hängte ihn zum Trocknen auf und riss die Badematte nach oben, als Uruha plötzlich reinplatzte. »Na, ihr zwei? Meine Güte, der Penner zieht aber ein Gesicht heute. Hast du ihm die Befriedigung verweigert oder was hat den gebissen?«

Unauffällig tauchte ich halb im Waschbecken unter.

»Na ja, vielleicht hat er auch nur wieder einen Kater. Der verträgt echt keinen Alkohol. Hab ich euch schon die Geschichte erzählt, in der er ewig im Kreis gefahren ist mit der Bahn, weil er den Ausgang nicht gefunden hat?«

»Hast du«, antwortete ich grinsend und griff mir mein Handtuch. »Er meinte, er hätte Kopfschmerzen. Haben wir noch irgendwo Tabletten?« Irgendwie musste man dem armen Tropf schließlich helfen.

»Vielleicht in der Küche, musst du Kai mal fragen.« Uruha schob sich neben mich, nahm eine Bürste zur Hand und striegelte seine Augenbrauen. »Ich hab vorhin schon mal unsere Kostüme wieder zurückgebracht, während ihr noch alle geschlafen habt. Wie war die Party gestern eigentlich? Alles, was ich noch weiß, ist, dass wir dich irgendwie nicht durch die Tür gekriegt haben, Schatz.«

Oh ja, so langsam kehrten meine Erinnerungen zurück.

»Ich durfte von draußen zugucken, wie ihr Spaß hattet«, grummelte ich und schob mir die Zahnbürste in den Mund. »Wenigstens war es schön warm im Kostüm. Aber du hättest dich fast neben mich gesetzt in deinen Fetzen!«

»Oh. Danke, dass du mich aufgehalten hast. Hm, ich glaube, da waren auch total leckere Häppchen. Und irgend so ein schmieriger Arzt, der mir das letzte Würstchen weggenommen hat. Ich glaube, das war Saga. Und danach … weiß ich nichts mehr. War wohl zu viel Alkohol.« Uruha zuckte mit den Schultern und reichte mir den Rasierer, schnappte sich seinen eigenen und stöpselte beide ein. »Zwerg, du brauchst deinen nicht, oder? Du hast eh so wenig Haare da, dass man dir jedes einzeln rausrupfen könnte. Wollen wir das mal machen? Das soll länger halten als so eine Rasur!«

»Ich hab sehr viel Haarwuchs, du dämliche Diva!«

»In der Hose oder wo?«

»Das ist unter meinem Niveau, ich muss mich regenerieren!« Schon stürmte Ruki aus dem Bad. Scheinbar hatte er vergessen, dass er noch immer nackt war, denn vom Flur her hörte man ein hohes Fiepsen und ein paar Worte von Kai.

»Der Kleine ist manchmal wirklich niedlich. Aber sag mal, wie sind wir eigentlich nach Hause gekommen? Kai meinte, du hättest mich vielleicht gebracht. Als er alle einsammeln wollte, waren nur noch Ruki und der Penner im Company-Gebäude.« Uruha sah mich fragend durch den Spiegel an. »Es ist wirklich ein Nachteil, dass ich durch Alkohol alles vergesse, nächstes Mal sollte ich…«

Er redete noch weiter, aber irgendwie konnte ich ihm nicht mehr zuhören. In meinem Kopf stürzten die Gedanken durcheinander, verbanden sich zu einem klareren Bild und ich erinnerte mich wieder, was genau nach dem Verlassen des PSC-Geländes noch passiert war. Wie hatte ich das vergessen können? War ich so müde gewesen, dass mein Hirn einfach alles verdrängt hatte? Uruha hatte doch gesagt, er würde auch gern einen Freund haben. Und dass er seinen Traumtypen schon getroffen hatte. Kai.

»… Auto fahren! Du kennst ihn ja. So wie in der Schule, wenn er mal einen Text vorlesen sollte. Blieb einfach stumm stehen und reagierte nicht mehr, wenn die Lehrer meinten, dass er anfangen soll! – Schatz? Hörst du überhaupt noch zu?«

Eine Schulter stieß gegen meine und fast hätte ich meine Nasenlöcher wegrasiert. Trotzdem rasten die Gedanken weiterhin durch meinen Kopf. Wenn Uruha den gestrigen Abend nur noch bruchstückhaft in Erinnerung hatte und so locker damit umging, dann hatte er vermutlich auch vergessen, was er zu mir gesagt hatte. Und er hatte noch nie eine Andeutung in diese Richtung gemacht, immerhin kannten wir uns jetzt zehn Jahre. Er hatte in seiner Trunkenheit etwas ausgeplaudert, was er entweder selbst erst seit kurzem wusste – es musste ja nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein –, oder aber es war ein Versehen und eigentlich sollte das niemand wissen. Denn Uruha hatte bisher alle gekriegt, die er haben wollte. Wenn er offen zugegeben hätte, dass er auf Kai stand, wäre das von Anfang an ein aussichtsloser Kampf gewesen. Kai hatte eine Freundin. Seit elf Jahren.

»… und danach zieht er seinen Finger bestimmt wieder aus deinem Loch raus, das inzwischen ganz weich und schlüpfrig ist, und dann setzt er seine pralle Härte an deinen zuckenden Eingang und …«

»Was?«, fragte ich verwirrt, als Uruhas Worte mich wieder erreichten.

»Oh, du bist wieder da. Irgendwie musste ich dich doch aus deinen Gedanken locken.«

»Indem du dir ausmalst, wie Reita und ich …?!«

»Hm, warum nicht? Ich fand dich schon immer heiß. Und ein Dreier ist nie zu verachten, weißt du?« Uruhas Mundwinkel wanderten in die Höhe und er seufzte. Gut, dass ich keine Gedanken lesen konnte, die Bilder im Kopf des Anderen mussten schrecklich sein. Aber trotzdem, ich musste ihn irgendwie auf das Thema ansprechen, ich konnte doch nicht so tun, als wüsste ich es nicht mehr! Das wäre auch ihm gegenüber unfair, er wusste es schließlich wirklich nicht mehr. Vielleicht konnte ich ihm auch irgendwie helfen?

Plötzlich klopfte es.

»Seid ihr bald mal fertig? Was macht ihr da so lange?«, drang Kais Stimme durch die Tür.

»Willst du das wirklich wissen?«, rief Uruha grinsend zurück.

»Beeilt euch einfach!«

Stirnrunzelnd sah ich in Uruhas Augen, suchte nach irgendeinem Anzeichen, dass die Stimme unseres Leaders etwas in ihm ausgelöst hatte, doch er wirkte fröhlich und mitteilsam wie immer. Vielleicht war das gestern auch nicht sein Ernst gewesen? Betrunken erzählte man viel, wenn die Nacht lang war. Ob es immer die Wahrheit war, konnte man nie wissen.

»Na komm, Schatz. Bevor der Penner noch die Tischdecke isst, weil Kai ihm das Frühstück verweigert, bis wir auch da sind.«
 


 


 

»Wie ihr sicherlich wisst, haben wir in der nächsten Zeit bis zum Final nicht nur frei, sondern noch ein paar Termine. Vermutlich haben mindestens zwei von euch mal wieder während der Besprechung geschlafen und nichts mitgekriegt. Jungs, ihr solltet echt mal lernen, zuzuhören. Das ist wichtig, dann vergesst ihr auch nichts mehr und seid nicht überrascht, wenn man euch mitten in der Nacht aus dem Bett holt. Oder man muss nicht mehr warten, bis ihr doch mal nach Hause kommt, nachdem ihr am Abend zuvor irgendjemanden aufgerissen habt.« Kais Leaderblick wanderte in Richtung Uruha, der schmollend in seine Reisschüssel sah. »Wie auch immer. Da ich euch kenne, habe ich wie immer bei der Besprechung mitgeschrieben und werde euch ignorante Meute jetzt mal erzählen, was noch so ansteht in der nächsten Zeit. Da wäre zum Beispiel … Hey, was soll das denn werden? Wach auf!«

Reita kippte überrascht gegen mich, als Kai ihn anstieß. Im letzten Moment konnte ich mich an der Tischkante festhalten, bevor wir beide zu Boden gegangen wären, aber zumindest war das anvisierte Opfer nun wach.

»Zehn Minuten, dann könnt ihr machen, was ihr wollt. Also, wie ich bereits sagte, gibt es ein paar wichtige Termine in der nächsten Zeit, die wir …«

Nachdenklich stocherte ich in meiner Reisschüssel herum, warf heimlich einen Blick auf die andere Seite des Tisches. Uruha saß völlig teilnahmslos auf seinem Stuhl und klapperte mit seinen Stäbchen, grinste nur hin und wieder, wenn Ruki einen ärgerlichen Laut ausstieß. Der Kleine saß schräg neben mir am Tischende, mit Geschirrtuch und Brille. Tatsächlich hatte er sich vor ein paar Jahren doch mal so etwas zugelegt und benutzte sie auch hin und wieder. Zum Beispiel beim Essen, damit ihm niemand Bomben unterjubelte. Ich musste zugeben, dasselbe hatte ich auch mal ausprobiert. Kurz nachdem wir durchgestartet waren mit unserer Band.

Irgendwann hatte ich plötzlich einen Brief von meiner Mutter erhalten, in dem stand, wie sehr sie sich doch freute, dass es mir gut ging und scheinbar alles in Ordnung war. Wer meine Mutter kannte, wusste, dass es theoretisch so etwas wie eine Entschuldigung war, dennoch war ich mir sicher, dass sie den Brief nie geschrieben hätte, wenn wir nicht bekannt geworden und in den Medien aufgetaucht wären. Irgendwie tat das schon weh, aber es war mir mit all den Jahren egal geworden, ich hatte doch hier in der WG ein viel besseres Zuhause.

Trotzdem schrieb ich hin und wieder auch zurück, ein wenig distanziert und nur das Allerwichtigste, auch von Reita wusste sie nichts. Meine Geschwister hingegen schon, für die war es auch kein Problem, wie sich herausgestellt hatte. Jedenfalls war ich kurz nach dem Brief einmal wieder zu Hause gewesen, an einem Tag, an dem mein Vater nicht da war. Es war seltsam gewesen, es fühlte sich nicht wirklich wie ein Nachhausekommen an, mehr wie ein Besuch bei der grässlichen Tante, zu der man einmal im Jahr hingezwungen wurde. Und bevor ich noch eiskalt in der Küche starb, hatte ich dort das Essen heimlich nach Bomben durchsucht. Vielleicht war Ruki gar nicht so verrückt, wie die meisten immer dachten.

»… Interview. Dann steht kurz vor den ersten Proben zum Final und der Hallenbesichtigung noch ein Fotoshooting an, bei welchem …«

Ich ließ meinen Blick über die Gesichter am Tisch wandern. Wenn ich meine vier Mitbewohner ansah, hatte ich nicht das Gefühl, dass alle extrem steif und bemüht waren, nichts Falsches zu sagen. Ich denke nicht, dass ich noch einmal wieder in mein Elternhaus zurückkehren würde, manche Dinge konnte man einfach nicht wiedergutmachen. Alle paar Wochen ein kurzer Brief reichte völlig aus, und meine Geschwister wollten vielleicht sogar zum Final kommen, wenn sie es schafften.

»… zwei Tage. Wenn der Aufbau beendet ist, wird uns noch einmal alles gezeigt, bei der Probe der Pyroshow sollen wir auch dabei sein. Licht und Ton wird wie immer gleichzeitig mit …«

Stirnrunzelnd sah ich auf die Person, die neben Uruha saß und Kai am anderen Tischende anstrahlte. Irgendwie störte sie die Idylle. Sie war nett, klar, aber trotzdem, seit ich wusste, dass Uruha irgendwie auf Kai stand und nun auch noch direkt neben dessen Freundin frühstücken musste, war es mir nicht mehr ganz so egal, ob sie hier war oder nicht.

Plötzlich schaute Meisa auf, lächelte mich erst an und sah dann verwirrt aus, bis mir auffiel, dass ich wahrscheinlich nicht sehr freundlich aussah mit Stirnfalte und Blick von fast unten, um es aussehen zu lassen, als würde ich weiterhin in meine Schüssel starren. Also hob ich schnell den Kopf, lächelte zurück und sah weg. In Uruhas Gesicht, das sich schnell nach unten wandte. Hatte er das gesehen? Und wenn ja, hieß das, dass er es nur gesehen hatte und sich ebenfalls über meinen Gesichtsausdruck gewundert hat, oder hieß das, dass er gesehen hatte, wie ich Meisa angelächelt hatte, während er sich wieder erinnerte, was er mir gestern erzählt hatte und ich mich somit mehr oder weniger über ihn lustig machte? Oder hieß es vielleicht sogar, dass er dachte, ich hätte Meisa angelächelt, weil ich dachte, dass sie viel besser zu Kai passen würde und ihm somit heimlich signalisieren wollte, dass er seine Hoffnungen begraben kann?

Verwirrt sah ich den Reiskorn an, der auf dem Finger klebte, welcher über meine Hand strich. So viele Gedanken auf einmal.

»Aoi?«

Jetzt wusste ich gar nicht mehr, worüber ich eigentlich nachdenken wollte.

Ein Kuss traf meine Schläfe und ich sah nach oben. Alle am Tisch starrten mich an, Reita und Kai lächelten nachsichtig, Ruki und Uruha grinsten und Meisa kicherte leise. Hatte ich irgendwas verpasst?

»Was ist denn?«

Kai seufzte. »Wenigstens ist er wieder einigermaßen aufmerksam.«

Seltsamerweise standen alle plötzlich auf, Ruki verließ den Raum und Uruha verschwand halb im Kühlschrank, während Kai sich der Spüle widmete und Reita den letzten Schluck seines Tees trank.

»Kai?«, fragte ich vorsichtig und wartete, bis dieser sich seltsam grinsend wieder umgedreht hatte. »Wolltest du nicht etwas mit uns besprechen?«

Mit einem riesigen Fragezeichen vor meinem inneren Auge sah ich zu, wie unser Leader nach einem Blatt griff, welches auf der Arbeitsplatte lag, und zu mir herüberkam, mir durch die Haare wuschelte. »Sei froh, dass ich dich so gut kenne. Hier, für dich wie immer die schriftliche Zusammenfassung. Ich weiß doch, dass du nicht mit Absicht in Gedanken versinkst, ganz im Gegensatz zu anderen hier.«

Mit leuchtenden Ohren nahm ich den Zettel entgegen. »… Danke.«

Kai lächelte noch einmal und drehte sich wieder um, stieß dabei gegen Uruha, der noch immer halb im Kühlschrank hing und sofort meckerte: »Mann, pass doch auf, ich …« Er stoppte, als er einen Blick nach hinten warf und den Drummer entdeckte.

»Oh, entschuldige.« Kai trat einen Schritt zur Seite, griff nach den Schüsseln, die Meisa ihm reichte.

»Ähm … Macht nichts.« Schon wollte Uruha die Küche verlassen, doch der Andere hielt ihn noch einmal zurück.

»Wolltest du nicht irgendwas aus dem Kühlschrank?«

»Also … Ich hab vergessen … was ich wollte.«

»So hat es bei mir damals auch angefangen.« Kai lachte kurz, beugte sich hinab und wühlte nach dem Spülmittel.

»Oh Gott, also ist deine Vergesslichkeit ansteckend? Vielleicht sollte doch lieber Reita kochen, das ist sicherer. Zumindest solange es irgendetwas Rohes ist.«

Nur einen kurzen Moment hatte es den Anschein gemacht, als wäre Uruha verlegen gewesen, doch ich musste mich getäuscht haben. Die fröhlich wippende Augenbraue und das Grinsen, als Reita den Kopf hob und zu verstehen schien, sprachen eindeutig dagegen. Ich musste unbedingt mit ihm reden und wissen, ob es denn nun stimmte oder nicht.

»Moment mal, was soll das denn heißen, Sack?« Empört stand Reita auf, gab Kai seine Tasse und funkelte den Leadgitarristen an.

»ReiRei, dein letzter Kochversuch in der Schule hat den Feueralarm ausgelöst!«

»Ach ja? Wenigstens hat es bei mir gedampft, du hast nicht mal den Herd angekriegt!«

»Du doch auch nicht, das war der Backofen!«

»Selber dick!«

»Müsst ihr euch jedes Mal streiten?«, ging Kai dazwischen und rieb sich über die Stirn. »Schon schlimm genug, dass der Alkohol gestern ein Kätzchen hinterlassen hat.«

Meisa nickte zustimmend. »Echt, ihr könntet wirklich ruhiger sein, Kai-chan hat Kopfschmerzen!«

»Nicht nur er …«, murmelte ich in meine Tasse und musste lächeln, als ich den dankbaren Blick bemerkte, den Reita mir zuwarf.

»Wir streiten uns doch gar nicht, oder, Penner?«, fragte Uruha grinsend.

»Natürlich nicht, blöder Sack.«

»Hm …« Der Honigblonde zog ein kleines Notizbuch aus seiner Hosentasche und öffnete es, griff nach einem Stift und sagte mit dramatischer Stimme: »Liebes Tagebuch, Reita guckt mich schon wieder mit diesem feurig-wilden Blick an, dabei sind noch andere mit im Raum und ich hab keine frische Unterwäsche an …«

»Uruha!«, rief Reita wütend und sprang auf, um den Anderen zu packen, der durch die Tür flüchtete.

Schnell stand ich ebenfalls auf und schlang meine Arme um ihn, hielt ihn zurück. »Lass ihn, du weißt doch, wie er ist.«

»Leider. Ich hatte ja gehofft, er würde irgendwann erwachsen werden!«

»Sagt der, der einen Tanga im Gesicht trägt!«, drang Uruhas kichernde Stimme vom Flur herein.

»Irgendwann …«, knurrte Reita.

»So, da wir das nun geklärt hätten …« Kai drückte dem Blonden ein Geschirrtuch in die Hand. »Du darfst abtrocknen.«

»Aoi!« Flehend sah Reita mich an.

»Es wird dir schon nicht schaden.« Und mir Zeit verschaffen, unauffällig mir Uruha reden zu können.

»Das kriegst du alles zurück!«

Kai packte ihn am Arm und zog ihn zur Spüle hinüber. »Und nähere Details wollen wir auch gar nicht wissen.«

Grinsend winkte ich meinem Freund noch einmal zu, verließ dann den Raum und machte mich auf den Weg zwei Türen weiter, klopfte an den Rahmen der offenen Tür und sah zu, wie Uruha wieder aus seinem Kleiderschrank kletterte und strahlte. »Komm rein, Schatz!«

Ich tat, wie mir befohlen, schloss die Tür hinter mir und brach in Schweiß aus. Wie sprach man so ein Thema an? Langsam und vorsichtig oder einfach und direkt vor den Latz knallen?

»Was gibt es denn? Der nachdenkliche Gesichtsausdruck sagt mir, dass du reden willst.« Uruha griff nach meiner Hand, zog mich über einem Berg Klamotten und platzierte mich auf seinem weichen Bett.

»Na ja, irgendwie schon.« Vielleicht war die langsamere Methode besser. »Also …« Andererseits, was sollte man da schon drumherum reden? »Es geht um gestern Abend.«

»Gestern? Was war denn da? Tut mir leid, aber ich erinnere mich an wirklich wenig; war es sehr anstrengend, mich nach Hause zu bringen?«

»Mein Kostüm war komplizierter als du es jemals hättest sein können …«

»Aber es hat dir wirklich gut gestanden! Die Farbe, die anmutige Ranke, die darum geschlungen war …«

»Ja, der Kürbis war ganz toll, aber es geht mehr … um etwas, das du gesagt hast.«

Uruhas Gesicht wurde betroffen. »Oh Gott. Was war es? Ich rede ja viel, wenn ich betrunken bin, und nie erinnere mich daran. Hab ich etwa gesagt, dass ich dein Curry nicht ausstehen kann? Aoi, das darfst du nicht so persönlich nehmen!«

»Mein Curry?!«

»Nun ja, manchmal ist es wirklich heftig gewürzt, aber das liegt bestimmt an Reita, wenn der Koch verliebt ist, dann … du weißt schon. Wirklich, ich mag dein Curry sehr, sehr gern!«

»Ähm … Also wir kommen damit der Sache schon näher.«

»Nicht das Curry? Oh Gott. Ich hab nicht …? Aoi, wirklich, ich hab auch nichts gegen dein Takoyaki oder … oder …!«

»Ist ja gut! Darum geht es jetzt nicht. Du hast mir gestern gesagt, dass du … auch gerne einen Freund hättest. So wie Reita.«

»Wie Reita?!«

»Nein, nicht genau wie Reita, sondern einen Freund, der dich glücklich macht.«

»Oh. Hab ich das gesagt? Na ja, wer wünscht sich das nicht? Immer nur diese One-Night-Stands sind mit der Zeit echt anstrengend. Vielleicht finde ich ja bald einen.« Er lächelte versonnen.

Nervös nestelte ich an meinem Ärmel herum. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann … wohnt ihr sogar schon zusammen.«

Uruha drehte seinen Kopf entsetzt zu mir.
 

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Uruhas Nährboden besteht aus Agar (jap. Kanten), wer es nicht kennt: das ist sozusagen die südostasiatische Gelatine. Agar wird aus verschiedenen Algenarten hergestellt und als Verdickungsmittel bei Lebensmitteln oder eben auch in der Mikrobiologie eingesetzt, um Pilze und Bakterienkulturen zu züchten.


 

| drei |
 

Einen Wimpernschlag schien es, als wäre Uruha nervös, er wirkte irgendwie ertappt. Seine Augen waren plötzlich ganz weit geöffnet, das dunkle Braun schimmerte fassungslos, sein Kinn zitterte leicht. Doch nur nach Bruchteilen einer Sekunde begann er zu grinsen, wackelte mit den Augenbrauen und lehnte sich zurück, blinzelte mich von unten herauf an. »Na ja, immerhin wohnen wir beide in einer Wohnung, nicht wahr? So einen Freund wie dich wünscht sich wahrscheinlich jeder gesunde Kerl.«

»Ruha, du verstehst mich nicht«, begann ich zögerlich, senkte meinen Blick und betrachtete den Fussel, der an Uruhas Pullover hing, zupfte daran herum. »Das gestern, das … klang nicht nach einem Scherz.«

»Ich scherze auch nicht, ich steh wirklich auf dich. Wenn nur Reita nicht wäre …«

»Mann, Uruha! Du hast Kais Namen gesagt!«, entfuhr es mir und erschrocken hielt ich inne, als die Worte in meinen Verstand sickerten. So direkt hatte ich das eigentlich nicht sagen wollen.

Seine Hand zitterte leicht, als sie ebenso wie meine an dem Fussel zu ziehen begann. »Aoi, das … Ich steh doch nicht auf Kai! Ausgerechnet auf den! Da musst du was falsch verstanden haben. Wirklich, Kai … Vielleicht hat er mir kurz davor ein Häppchen weggeschnappt und deswegen habe ich seinen Namen gesagt, mit Alkohol ist das Denken doch schwerer, nicht wahr? Außerdem ist Kai gar nicht blond. Also wirklich!«

»Das war Saga.«

»Was?«

»Saga hat dir das letzte Häppchen weggeschnappt.«

»Ist doch völlig egal! Als ob ich was von Saga – nein, von Kai wollen würde! Nur weil er diese wahnsinnig tollen Augen hat und diese großen, kräftigen Hände und …« Er stoppte plötzlich und rupfte an dem Faden, der sich daraufhin den gesamten Saum entlang vom Stoff löste und die Naht auftrennte. »Ach, verdammt …«

»Ruha …« Ich rückte ein Stückchen näher, legte meinen Arm um ihn und strich vorsichtig über seinen Rücken. »Du kannst mit mir über alles reden, das weißt du doch, oder?«

»Ja, ich weiß. Aber … Aoi, das mit …«

Die Tür unterbrach ihn leider, als Ruki diese aufriss und ein klingelndes Telefon in der Hand hielt. »Hier, du Idiot!« Damit warf er Uruha das Teil zu, der überrumpelt auf das grüne Knöpfchen drückte.

»Ja? … Ach, du bist es. Was ist denn diesmal, Schwesterherz?« Er warf mir ein ziemlich missglücktes Lächeln entgegen. Verstehend stand ich leise auf, pflückte Reitas Socke von Uruhas Bettpfosten und schlich zur Tür, winkte ihm von dort noch einmal zu. Dann musste ich ihn halt später noch einmal darauf ansprechen.

Im Flur traf ich auch direkt auf den Besitzer meines Fundstückes, der irgendwie verloren wirkend herumstand und sich scheinbar nicht entscheiden konnte, wohin er gehen sollte. Kai war im Wohnzimmer und lief geschäftig hin und her, war damit eine potentielle Gefahr, dass man Reita bitten könnte, zu helfen, wenn er zu nah an die Tür käme. Der Fernseher im Wohnzimmer war also unerreichbar. Auf der anderen Seite des Flurs stand Ruki mit Koron-chan und starrte böse in seine Richtung. Nach draußen gehen fiel also ebenso aus. Es war schon amüsant, wie verwirrt und hilflos er manchmal wirken konnte.

»Was hast du denn bei dem Sack gemacht?«, fragte er, als er mich erblickte und stierte Ruki hinterher, der durch die Wohnungstür verschwand.

»Wir haben ein bisschen geredet«, antwortete ich ausweichend. Bevor ich Reita etwas erzählte, musste ich mir erst sicher sein, dass es überhaupt stimmte, was ich da gestern gehört hatte. Vielleicht war es ja auch wirklich nicht Kai, den Uruha gemeint hatte. Trotzdem fragte ich mich, ob er eine Chance hatte, falls es stimmen sollte. Mal angenommen, Meisa gäbe es nicht und Kai wäre Single, würde er dann was mit Uruha anfangen? Generell mit Männern? Hatte unser Leader jemals etwas mit einem vom selben Geschlecht gehabt?

»Worüber denkst du nach?«, riss mich Reitas leise Stimme aus den Gedanken. Er stand inzwischen direkt vor mir und hatte seine Arme um meine Hüften gelegt. Ich sollte wirklich mal etwas für meine Aufmerksamkeit tun.

»Na ja, ich habe mich gerade nur gefragt, ob Kai bisher schon mal etwas mit einem Mann hatte oder nur mit Frauen«, antwortete ich nicht allzu laut, damit eben dieser mich nicht hören konnte.

Reita sah mich verwirrt an. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«

»Ich weiß auch nicht, manchmal hat man doch so seltsame Gedanken.«

»Hm, also seit elf Jahren ist er mit Meisa zusammen, die drei Jahre davor weiß ich nicht«, überlegte er und drückte mir einen Kuss auf die Nase. »Aber warum fragst du ihn nicht einfach?«

Dümmlich grinsend antwortete ich ihm mit einem Kuss auf die Stirn, bevor ich mich wieder konzentrierte und hinzufügte: »Nein, das kann man doch nicht machen, er …«

Doch bevor ich meinen Satz überhaupt beenden konnte, drehte Reita sich schon um und sah den Brünetten an, der natürlich genau jetzt mit einem Stapel Hefter aus dem Wohnzimmer kommen musste und scheinbar in die Küche wollte. »Kai, bist du schwul?«

Meine Kinnlade fiel nach unten.

»Ist man in Form, nur weil der Körper rund ist?«, entgegnete der Angesprochene genervt und verschwand im angestrebten Raum. Er hatte gar nicht zugehört.

»Was hat er denn damit gemeint?«

Ich wandte meinen Blick wieder Reita zu, der irritiert auf die Küchentür starrte, drückte ihm noch einen Kuss auf das Nasenband und sagte: »Vielleicht war das eine Aufforderung, dass du mehr Sport machen sollst.«

»Hm, vielleicht. – Moment mal!« Empört sah er mich an und blies die Backen auf. »Wer hat denn hier zugenommen?!« Er pikste in mein mikroskopisch kleines Speckröllchen am Bauch und zog gleichzeitig den eigenen ein ganzes Stück ein, bis die Brust weit darüber hinaus ragte. Dann begann er zu grinsen. »Aber da fällt mir noch was ein, wo ich doch vorhin beim Spülen helfen musste … Du schuldest mir noch was!«

»Später, geh erst mal duschen, du riechst immer noch nach Alkohol. Und nimm das hier mit!« Ich stopfte ihm den Strumpf in die Hosentasche und schob ihn Richtung Bad.

»Kommst du nicht mit?«

»Heute nicht.«

»Aber …«

Meine Lippen erstickten seine letzten Worte. Seufzend schmolz sein Widerstand dahin, während seine Zunge langsam in meinen Mund wanderte und er die Arme fester um mich legte. Bis ein Blitzgeräusch ertönte, begleitet von einem Kichern. »Das Foto wird toll aussehen auf der Pinnwand!«

»Blöder Sack!«, schimpfte Reita und ließ mich widerwillig los.

Uruha zückte sein Notizbuch. »Liebes Tagebuch, Reita tut so, als könnte er mich nicht leiden, aber später wird er mich wieder dazu zwingen, an seinem Ohrläppchen zu knabbern!«

»Dummsack!«

»Penner!«

»Blöder Sack!«

»Du wiederholst dich, Penner!«

»Gar nicht! Du doch auch!«
 

Seufzend verdrückte ich mich und steuerte die Küche an. Die Hoffnung, dass die beiden jemals damit aufhören würden, konnte man wohl getrost begraben. Bestimmt würden sie noch im Altenheim nebeneinander im Rollstuhl sitzen, sich beschimpfen und dabei immer wieder die Bremse des anderen lösen, bis einer die Treppe runterrollte. Und hinterher würden sie allen weismachen wollen, dass gute Freunde das nun mal so machten. Obwohl die Vorstellung, mit den Chaoten auch später noch zusammenzuwohnen, schon verlockend war. Teilweise. Oh Gott. Die armen Pfleger.

»Magst du dich zu mir an den Tisch setzen oder möchtest du noch weiterhin in der Tür stehen bleiben und aus dem Fenster gucken?«, drang plötzlich Kais Stimme an mein Ohr. Er saß an seinem üblichen Platz, vor sich ein paar nach viel Arbeit aussehende Papierberge und einen schmierenden Stift hinter seinem Ohr, welches schon ganz blau war von der Tinte.

»Dein Ohr!« Ich setzte mich zu ihm und starrte auf das farbige Körperteil, welches in diesem Moment von Kai betastet wurde.

Stirnrunzelnd besah dieser sich danach seinen blauen Finger und seufzte. »Wenigstens weiß ich jetzt, wo das Zeug immer herkommt.« Er legte den Stift auf den Tisch, griff wieder nach dem aktuellen Blatt, das bearbeitet werden musste, und las es sich durch.

»Ist Meisa schon weg?«, fragte ich verwundert.

»Ja, sie musste noch woanders hin.«

Eine Weile war es still, nur das Rascheln der Papiere war zu hören. Manchmal bekam ich ja schon ein schlechtes Gewissen, dass Kai den ganzen Kram allein erledigte, aber er wollte sich auch nie helfen lassen. Er müsste sowieso noch einmal alles durchgehen, um auf dem neusten Stand zu sein, meinte er jedes Mal, wenn man seine Hilfe anbot.

»Wie kam Reita vorhin eigentlich darauf?«, fragte er in die Stille hinein. »Hat er wieder seine seltsamen fünf Minuten gehabt?«

»Ich weiß auch nicht …«, nuschelte ich und knetete an der Tischkante herum. »Manchmal kommt man auf solche Gedanken …«

»Weißt du, hin und wieder denke ich, dass Reita viel intelligenter ist, als er erscheint. Zum Beispiel solche Fragen, irgendeinen Grund muss das doch haben. Oder letztens, als wir uns über Tomaten unterhalten haben und er meinte, dass die Urtomate in den Anden wuchs und nicht größer als eine Johannisbeere war.«

Nun ja, Reita war zwar nicht ganz so dumm, wie manche ihn gerne hinstellten, aber für diese beiden Beispiele gab es Erklärungen. Die Frage kam indirekt von mir und das mit den Tomaten war schon Jahre her. Damals hatte er gelernt, wie Tomaten aussehen und dass sie zu den Beeren gehören. Das hatte er natürlich nachgucken müssen und sich gleich noch das eben Gesagte angeeignet. Aber es wäre fies, Kai jetzt darauf hinzuweisen, wenigstens einmal sollte Reita als schlaue Biene in Erinnerung bleiben.

»Vielleicht hat er sich gefragt, wie du wärst, wenn du es wärst.«

»Was?« Irritiert blickte Kai mich an.

»Na ja, wenn du schwul wärst. Dann wärst du vielleicht ganz anders als jetzt. Und er hat dich bisher ja auch nur mit Freundinnen erlebt. Also mit einer. Möglicherweise kam er da zu der Frage, ob du schon einmal etwas … mit einem Mann hattest.«

Er lachte auf. »Und dann wahrscheinlich noch mit einem wie Uruha, was?«

Ich fühlte einen Stich in meiner Brust. Obwohl ich nicht gemeint war, verletzte mich dieser Satz irgendwie. »Was … Was ist denn mit Uruha?«

»Na ja, eigentlich geht es mich ja nichts an, was er macht, aber wärst du glücklich, wenn Reita jeden zweiten Tag mit einem anderen ankommt?«

»Das hat er schon lange nicht mehr gemacht!«

»Ach ja? Er war aber auch schon lange nicht mehr mehrere Nächte am Stück zu Hause.«

»Weil er mit den anderen aus der PSC was trinken geht oder was weiß ich!«

»Siehst du?« Kai seufzte, legte ein paar Blätter zur Seite und sah mich entschuldigend an. »Aoi, wirklich. Ich hab echt keinen Kopf, um über so einen Unsinn nachzudenken. Meisa plappert mich schon genug voll.«

»Hast du Stress mit ihr?«

»Ein bisschen. Okay, ein bisschen mehr, aber das kommt ja in jeder Beziehung mal vor. Ist auch nicht das erste Mal. Und wenn du mir jetzt einen ganz großen Gefallen tun willst, hilfst du mir mit dem Abendessen.« Er strahlte mich mit seinem typischen Lächeln an und stupste mir freundschaftlich in die Seite, stand auf, als er mein Nicken sah.

»Warte mal, Abendessen?«, hakte ich skeptisch nach, als mir einfiel, dass wir vorhin erst Frühstück gegessen hatten.

Kai drehte sich um und grinste. »Bis ihr mal aufsteht, verschiebt sich das Frühstück in den späten Nachmittag hinein.«

Gut, das erklärte einiges, auch die Uhrzeit. Es war schon fast halb fünf.

Ergeben stand ich auf und nahm die Töpfe entgegen, die Kai nun aus dem Schrank wühlte. War das Gespräch für Uruha eher positiv oder eher negativ verlaufen? Immerhin wusste ich jetzt, dass unser Leader zurzeit Stress mit seiner Freundin hatte, aber andererseits schien er sich so gar nicht vorstellen zu können, irgendwie mit Uruha zusammen zu sein. Wenn es denn wirklich Kai war, den dieser gemeint hatte. Die Welt war wirklich kompliziert, aber ich wollte meinem besten Freund helfen und das würde ich heute noch tun!
 


 


 

Um genau zu sein noch an diesem Abend im Badezimmer. So langsam konnte ich verstehen, warum es ›Weiberbad‹ hieß, im Gegensatz zu Kais und Reitas Bad wurde hier irgendwie mehr geredet. Aber hier hatte man wenigstens Ruhe vor zu neugierigen Bassisten und Drummern, die nichts mitkriegen sollten. Dass Ruki auf der anderen Seite von Uruha auf dem Badewannenrand saß, schien diesen gar nicht zu stören, viel zu sehr war er damit beschäftigt, an einem alten Haargummi herumzuspielen, welches er immer wieder auseinanderzog, während er stockend berichtete, was ich schon wusste. Irgendwann würden wir alle drei einen roten Abdruck im Gesicht haben, weil das Gummi nachgeben und in unsere Richtung schießen würde.

»Also war es doch Kai?«, fragte ich nach einer Weile Herumgedruckse seitens des Honigblonden, welcher den Kopf noch ein wenig weiter senkte und leicht nickte.

»Aber ich weiß ja, dass es vergeblich ist. Deswegen hab ich auch nie jemandem was gesagt. Gegen Meisa komme ich doch eh nicht an, sie ist hübsch und lustig und nett …«

»Und du bist einer der tollsten Menschen auf der ganzen Welt. Ich würde eher sagen, sie kommt nicht gegen dich an, nur Kai weiß das noch nicht«, versuchte ich ihn aufzumuntern und zog eine Hand unter meinem Hintern hervor, um sie zwischen meinen Knien anzuwärmen. Ich konnte ihm ja nicht die keramikkalte Hand auf den nackten Rücken legen!

»Ach Schatz, Kai ist sowieso hetero! Ich hab keine Titten!«

»Und da unten ein bisschen zu viel«, antwortete ich schief grinsend, legte nun doch meinen Arm um ihn und strich über seine Schulter. »Vielleicht weiß Kai auch noch gar nicht, dass er auf Männer steht. Wusstest du das sofort?«

»Ja.«

»Gut, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber ein paar merken es auch erst Jahre später. Es gibt viele homosexuelle Männer, die bereits Kinder haben und sich dann für einen Partner entscheiden.«

»Ist Meisa etwa schwanger?!«

»Nein! Nein, so meine ich das doch nicht!«, wehrte ich schnell ab und sah in das entsetzte Gesicht Uruhas. »Also ich weiß es natürlich auch nicht, aber ich denke mal nicht. Kai kann doch gar nichts mit Kindern anfangen, der hat mit uns schon genug tun.«

Ein müdes Grinsen, mehr konnte ich dem Tropf neben mir nicht entlocken. Dann seufzte er schwer und sah auf seine Finger, die er so kompliziert verknotete, dass ich Angst ums Final bekam, und sagte: »Irgendwie fühle ich mich wie im Fegefeuer. Die Hölle wäre Ablehnung und der Himmel, dass Kai und ich am Ende doch noch zusammenkommen. Bis dahin zehrt das Feuer an mir und brennt mich nieder, wenn sich nicht irgendwas daran ändert …«

Erschrocken sah ich ihn an, wollte etwas sagen, doch ich kam gar nicht dazu.

»Kai sieht mich als Freund, so wie euch auch. Wenn er mir auf die Schulter haut oder mir eine Kopfnuss gibt, weil ich mal nicht aufgepasst habe, dann ist er mir so nah … Und ich fühle mich nicht würdig, in seiner Nähe sein zu dürfen. Schau mal, er akzeptiert zwar, dass wir schwul sind und auf Kerle abfahren, aber er selbst kann es sich nicht vorstellen und hat Meisa. Wenn er zwei Typen beim Ficken erwischt, reagiert er zwar nicht mit Ekel, aber je nachdem, ob er diejenigen kennt oder nicht, ist er entweder peinlich berührt oder genervt, weil er mal wieder irgendwo reingeplatzt ist. Mit Verführen käme ich wohl nicht weit bei ihm …«

»Ich glaube auch nicht, dass das eine gute Idee wäre«, wagte ich einzuwerfen.

Uruha nickte sofort. »Hast du seinen Blick beim Frühstück gesehen, als er das mit dem Aufreißen gesagt hat? Er hält mich doch für eine Schlampe!«

»Tut er nicht!«, sagte ich bestimmt. »Wer weiß, wie er als Alleinstehender war, der hat doch garantiert auch nicht abstinent gelebt!«

»Warum nicht?«

»Er ist ein Mann.«

»Mit wie viel Jahren hattest du noch mal deinen ersten Sex?«

Mit roten Ohren schaute ich nach unten auf seine Finger, die sich immer weiter verbogen. »Trotzdem, du bist in keiner Beziehung, also darfst du auch Spaß haben, oder?«

»Das sagst du, weil ich dein bester Freund bin. Was würdest du sagen, wenn ich ein Fremder wäre?«

»Vielleicht hat Aoi-chan aber recht«, flüsterte Ruki plötzlich. »Kai-chan geht davon aus, dass du im Moment nur Spaß suchst. Wenn du damit aber aufhörst, sobald du auch ihm gegenüber zugibst, dass du verliebt bist, sieht er möglicherweise, dass du auch anders sein kannst.«

»Aber dann weiß er doch sofort, dass ich in ihn … also …«

»Du musst es ja nicht so detailgenau sagen«, überlegte ich laut. »Nur wenn er fragt, warum du plötzlich zu Hause bleibst und niemanden mehr mitbringst. Und dann sagst du auch nur, dass du verliebt bist. Solange er noch mit Meisa zusammen ist, würde ihn das sonst nur bedrängen und er sich garantiert gegen dich entscheiden, noch weiß er ja nicht, dass du der liebenswerteste Kerl in ganz Tokyo bist!«

»Und wenn er mal nach Tokushima fährt?«

»Ruha!« Ich kniff ihm sanft in die Seite. »Wenn du Kai zeigen willst, dass du es ernst meinst – mit wem auch immer, zu dem Punkt kommen wir, wenn es so weit ist –, dann wird er dich auf keinen Fall für eine Schlampe oder so etwas halten, die ständig ihre Partner wechselt!«

»Also hält er mich für eine!«

»Mensch, du weißt schon, wie ich das meine.«

Uruha grinste leicht. »Ja, ja. Also werde ich mich ab heute bemühen und ein toller Mitbewohner werden!«

»Das schaffst du nie …«

»Das bist du auch so schon!«, redete ich Ruki einfach dazwischen.

»Sicher, nur werde ich dann ab jetzt noch ein bisschen netter sein, weniger Streit provozieren. Na gut, das wäre wahrscheinlich zu auffällig. Aber ein wenig im Haushalt helfen, vielleicht kommen wir uns dann auch etwas näher.«

»Solange du ihn nicht bedrängst.«

»Ich werde ein fröhlicher, unentbehrlicher Mitbewohner für Kai!«

»Ruha.« Ernst schaute ich ihn an, drehte sein Gesicht extra in meine Richtung, damit er mir gut zuhörte. »Vergiss aber niemals, wie du wirklich bist. Verstell dich nicht dabei. Bleib einfach so wie immer und komm nicht erst am späten Vormittag wieder, wenn du trinken gehst, okay?«

»Und lebe deine Nagelfeilensucht in deinem Zimmer aus, Kai-chan regt sich ständig über die abgeschnittenen Nägel in der Küche auf«, warf Ruki trocken ein.

»Hey, das war ich gar nicht! Das war der Penner! Kann der das nicht mal im Bad erledigen?!«

Ich grinste schief, als die beiden mich ansahen. »Na ja, das letzte Mal, als er das versucht hat, kam Kai rein und hat ihn erschreckt. Dabei hat er sich fast den Zeh abgeschnitten.«

»Typisch.«

»Echt.«

Eine Weile starrten wir die Fliesen an der gegenüberliegenden Wand an und lauschten den gedämpften Geräuschen, die von draußen hereindrangen. Reita sah sich wieder seine Seifenopern zum Einschlafen an und Kai musste im anderen Bad sein, denn man hörte es in den Wasserleitungen rauschen.

»Und ihr meint echt, dass ich es versuchen soll, Kai für mich zu gewinnen?«, fragte Uruha leise, lehnte sich gegen mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

»Besser du als Meisa«, gab Ruki kund, während ich meine Hand hob und sacht durch die hellen Haare strich, nach ein paar Augenblicken antwortete: »Auch wenn ich eigentlich nichts gegen sie habe, aber meinem besten Freund gönne ich das bisschen Glück mehr.«

»Hm … Meint ihr, das dauert lange, bis er merkt, dass ich viel lieber bin als sie?«

»Na ja, eine Weile bestimmt, aber um es mal positiv auszudrücken: die beiden haben im Moment sowieso Streit. Vielleicht trennt er sich sogar von ihr.« Auch wenn ich mich mit dieser Aussage irgendwie im Zwiespalt befand. Natürlich wollte ich, dass Uruha glücklich war. Aber andererseits wollte ich auch nicht, dass Kai unglücklich war, und das würde wahrscheinlich bei einer Trennung der Fall sein. Und vielleicht würde er sich danach gar nicht in Uruha verlieben, die Möglichkeit gab es auch noch. Dass unser Drummer einfach heterosexuell war und man nichts daran ändern konnte.

Als hätte der Honigblonde neben mir meine Gedanken gelesen, sagte er in diesem Moment: »Ich finde es trotzdem lieb, dass ihr mir helfen wollt, egal, was am Ende rauskommt.«

»Das wird schon, Ruha-chan«, flüsterte Ruki und erhob sich. »Ich bin müde. Gute Nacht.«

»Nacht, Ruki-chan.«

»Schlaf gut, Zwerg.«

Wir schauten dem Kleinen hinterher, wie er zur Tür ging, sich ausführlich streckte und dann mit einem letzten bösen Blick verschwand.

»Er hat mich ›Ruha-chan‹ genannt. Nicht ›Idiot‹ oder ›Diva‹.«

»Manchmal kann auch Ruki freundlich sein«, grinste ich. »Aber sag mal, darf ich dich was fragen?«

»Klar.«

»Wie lange bist du schon verliebt? Nicht erst seit gestern, oder?«

Uruha sah wieder nach unten. »Nein, natürlich nicht. Ich glaube, das kam einfach so mit der Zeit. Und sicher war ich mir dann etwa zu der Zeit, als du mit Reita zusammengekommen bist. Irgendwie haben deine Gefühle zu denen gepasst, die ich Kai gegenüber hatte. Vorher kannte ich ja auch nur die gefühllose Zuneigung bei One-Night-Stands.«

»Aber wie hast du das all die Jahre verstecken können? Und warum? Wir hätten dir doch immer zugehört.«

»Kai hat eine Freundin, da hab ich doch sowieso keine Chance. Selbst wenn ich alles mache, was wir gerade überlegt haben – na gut, so viel ist das jetzt auch wieder nicht, aber trotzdem – wie wahrscheinlich ist es, dass Kai plötzlich erkennt, wie sehr er mich liebt und dass er sich jahrelang nur selbst belogen hat mit Frauen, dass er eigentlich auf Männer steht? Das ist doch nur in Geschichten und Filmen der Fall!«

Uruha hatte recht. Wie wahrscheinlich war das schon? Kai hatte sich nie beschwert, dass ihm mit einer Freundin irgendetwas fehlen würde, und wir hatten schon so einige persönlichere Gespräche geführt. Aber da Uruha schon so lange verliebt war, musste man doch jedes Fitzelchen Hoffnung nutzen, oder? Vielleicht hatte er doch Glück.

»Ach Mann, warum ist das Leben so doof manchmal? Ich kann das bald nicht mehr«, sagte Uruha plötzlich und beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich versuch wirklich alles, um unauffällig Kais Aufmerksamkeit zu bekommen, und was macht er? Meistens ist er genervt und wirft mich aus der Küche, weil er keine Zeit hat, um einfach mal zu plaudern. Ins Männerbad darf ich ja nicht. Oder Meisa ist da. Aber wenn ich mich mit ihr anfreunde, denkt er am Ende noch, ich rück ihm nur deswegen auf die Pelle, weil ich eifersüchtig bin. Er weiß doch, dass ich ganz früher mal was mit einem Mädchen hatte. Alle denken doch, dass ich nur hin und wieder was zum Ficken brauche, ein paar gute Freunde und mehr nicht. Wer kann sich schon vorstellen, dass ich auch einen festen Freund haben will? Ich, der Aufreißer? Der immer fröhlich ist und keine Sorgen hat? Dabei versteck ich mich doch nur dahinter, um … um …«

Uruhas Stimme brach. Erschrocken und mit einem so unglaublich schlechtem Gewissen, dass mir schlecht wurde, sah ich auf ihn hinab, auf die bebenden Schultern und die wirren Haare, die sein Gesicht verdeckten. Ich rutschte vom Wannenrand, würgte vergebens an dem dicken Kloß in meinem Hals und schob seine Arme auseinander, umarmte ihn fest. Irgendwie hatte ich schließlich genauso gedacht. Ich war immer davon ausgegangen, dass Uruha damit zufrieden war, sich alle paar Tage einen neuen Bettpartner aufzulesen und den dann am nächsten Morgen wieder rauszuwerfen, um in Ruhe seine Mitbewohner in den Wahnsinn zu treiben. Klar hatte ich mich schon mal gefragt, ob er denn nie einen für längere Zeit haben wollte, aber da es nie Anzeichen gab … Umso schrecklicher fühlte ich mich jetzt. Uruha war nicht so stark, wie wir alle immer gedacht hatten. Er war unsicher, hatte Angst, zeigte es aber niemandem und versteckte es hinter Fröhlichkeit und perversen Sprüchen. Vielleicht war er doch ein viel größeres Schauspieltalent, als wir alle bisher gedacht hatten.

»Ruha …«, begann ich mit heiserer Stimme, als ich spürte, wie er sich an mich drückte. »Ruha, es tut mir leid. Wirklich. Ich war so oberflächlich, es gibt eigentlich gar keine Entschuldigung dafür.«

»Aber du … du reißt wenigstens keine … dummen Sprüche! Und du bist im… immer so nett. Auf dich wäre ich sowieso … nicht böse! Aber andere … sind nicht so …«, schluchzte er, löste sich ein wenig, um sich grob mit dem Arm über das Gesicht zu reiben.

»Nicht«, hielt ich ihn auf, zog ein wenig an meinem Bärchenärmel und wischte die Tränen vorsichtig weg. »Ich verspreche dir, dass ich nie wieder auch nur annähernd so etwas denke. Wenn du versprichst, dass du immer zu mir kommst, wenn du irgendwas hast! Okay?«

Uruha lächelte ganz leicht, zog die Nase hoch und nickte. »Okay.« Dann streckte er die Arme aus und schloss mich noch einmal in die Arme. »Danke, Aoi. Du bist … wirklich … ein Freund. Und du auch, Zwerg.« Der Kleinere war zurückgekehrt und schlang ebenfalls die Arme um uns. »Ohne euch … würde ich wahrscheinlich noch … in zwanzig Jahren heimlich schmachten. Aber jetzt …« Uruha löste sich wieder, dann sah er uns verschwörerisch an und grinste.

»Mission ›Kai-chan erobern‹ kann beginnen!«, flüsterte Ruki grinsend und hielt eine Hand in die Mitte. »Er muss es ja nicht wissen. Und so viel Stress, wie er mit Meisa schon hatte, wird er mit der Diva sowieso nie haben. Er ist schließlich keine von diesen komplizierten Frauen!«

»Hey!«

»Ruki-chan hat recht. Ein Versuch ist es wert und du hättest es wirklich verdient.« Ich legte meine Hand auf die des Kleinen.

»Und wenn es doch nicht klappt?«, zögerte Uruha noch.

»Dann suchen wir dir einen anderen, der viel netter ist als Kai-chan! Wenn er dich wirklich nicht will, ist er sowieso verloren!« Ruki packte die Hand des Honigblonden und legte sie obendrauf.

»Und das bleibt unter uns?«, fragte dieser noch einmal nach und sah mich an. »Ihr beide helft mir, Kai darf es nicht wissen und Reita ist zu dumm dafür, der würde sich verplappern.«

»Hey!«, empörte ich mich sofort.

»Na ja, du gleichst den IQ bei euch ja sehr gut aus«, zwinkerte er wieder genauso vergnügt wie immer und sorgte dafür, dass wir die Hände in die Luft warfen. Nur dass er dieses Mal nicht mehr so beschwert wirkte. Es schien ihm wirklich geholfen zu haben, darüber zu reden.

»Jetzt fühle ich mich echt wie eine Frau, so lange tratschend auf dem Klo …«, seufzte Uruha und grinste, als Ruki empört die Hände in die Seiten stemmte.

»Du hast doch die ganze Zeit auf dem Wannenrand gesessen und nicht auf dem Klo!«

»Klugscheißerchen. Aber ich finde, wir sollten mal was richtig Männliches unternehmen, um es den anderen beiden zu zeigen! Von wegen ›Weiberbad‹! Also, irgendwelche Vorschläge, meine Herren? Aoi?«

»Filmabend mit Bier und Rülpsen?«

»Und Blähungen!«

»Und Pornos!«

»Uruha!«, riefen Ruki und ich gleichzeitig.

»War doch nur Spaß. Also gut, Männer, es ist spät, wir sollten uns ausruhen für unseren ersten Urlaubstag. An dem wir bereits einen Termin mit dem Management haben. Man soll es nicht glauben, aber das nennt sich bei uns Urlaub.«

»Wir haben einen Termin beim Management?«, fragte ich verwirrt.

»Hat Kai doch schon zweimal erzählt heute!«

Ich sollte wirklich etwas für meine Aufmerksamkeit tun. Oder zumindest die Zusammenfassung lesen. Aber nicht jetzt, denn wie die anderen war auch ich müde und musste noch einen vermutlich eingeschlafenen Bassisten vom Fernseher abholen.

Vor dem ich ab jetzt ein Geheimnis hatte.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


 

| fünf |
 

Schweigen ist Gold. War das nicht so ein ganz berühmtes Sprichwort aus dem Orient? Und hatten das nicht schon viele bedeutsame Menschen im Laufe ihres Lebens gesagt? Zumindest meine Großeltern hatten es sehr häufig beiläufig in den Raum geworfen, wenn meine Geschwister und ich mal wieder viel zu laut waren und uns quer durchs Haus stritten. Sie waren aber auch selbst schuld daran, wer gab schon drei Kindern zwei Lutscher und sagte dann, die sollen untereinander aufgeteilt werden?! Natürlich ging ich meistens leer aus. Ich war der Jüngste. Und der Kleinste. Und der Schwächste. Und wenn ich doch mal protestierte, kam sofort meine Großmutter und meinte, ich solle ruhig sein. Unfair.

Zurück zum Thema. Ich kannte noch jemanden, auf den dieses Sprichwort sehr gut passte. Er saß neben mir, klammerte sich mit Grand-Canyon-Falten auf der Stirn ans Lenkrad und wurde feucht unter den Achseln, wenn jemand etwas sagte. Autofahren war immer noch genauso langweilig wie damals, wenn Reita fuhr. Eigentlich hatte Uruha den Rückweg bewältigen wollen, doch unser Bassist war strikt dagegen gewesen. Auch bei Kai hatte er nicht zugestimmt, da ihm der Leader zu müde und nachdenklich erschien nach dem langen Gespräch mit dem Management. Und Reita wollte doch unbedingt nach Hause, weil er schon wieder aufs Klo musste. Also fuhr er selbst.

»Also ist dann zuerst das Fotoshooting und dann das Interview dran?«, drang Rukis leise Stimme von hinten an mein Ohr.

»Nein, andersherum. Zuerst das Shooting und im Anschluss das Interview mit diesem Magazin. Sakai-san meinte, dass die vielleicht auch noch ein paar Bilder machen wollen, deswegen sollen wir mit den Outfits dahinfahren.«

»Kai! Ich geh garantiert nicht mit Strapse raus!«, zischte Uruha dem in der Mitte sitzenden Leader zu. »Nicht mal den Weg über den Parkplatz!«

»Beruhig dich, Diva, den Parkplatz kann von außen niemand einsehen, da ist doch eine Mauer drumherum.«

»Aber es ist kalt draußen, du blöder Zwerg!«

»Dann zieh dir was drüber!«

»Und was?«

»Die lange Angoraunterhose war doch sexy.«

»Zwerg!«

»Uruha!«

»Diva!«

»Schnauze!«

Erschrocken sah ich nach rechts. Reita starrte wütend nach vorn und verkrampfte immer wieder seine Finger. Besorgt stellte ich fest, dass er nur noch stoßweise atmete und rot anlief. »Rei?«, fragte ich vorsichtig.

»Guck nach vorn!«

»Aber …«

»Nach vorn, verdammte Hacke!«
 


 


 

Ich hatte ein Problem. Ein großes Problem. Es lag halb auf meinem Schoß und schnarchte leise. Und das, wo ich doch zu Uruha musste! Wir hatten nach dem Abendessen abgemacht, dass wir warten würden, bis Kai in seinem Zimmer verschwunden und Reita bei seinen Serien eingeschlafen war, und nun war der perfekte Moment da und mir fiel wieder ein, dass mein Freund einen sehr leichten Schlaf hatte auf dem Sofa. Und nur da. Im Bett konnte man ihn schütteln, wie man wollte, er wachte nie auf. Er musste einen inneren Sensor haben, der ihm sagte, wann es für ihn besser war weiterzuschlafen. Zumindest in seiner Vorstellung.

So vorsichtig wie möglich schob ich meine Arme unter seinen warmen, entspannten Körper, der sich so unglaublich schwer anfühlte, dass ich fast davon überzeugt war, dass er zugenommen hatte. Immer in den Momenten, in denen man ihn mal hochheben musste!

Ächzend schob ich meine Arme weiter, bis meine Fingerspitzen seinen Oberarm berührten. Dann stemmte ich ihn hoch. Und jetzt? Nun hatte ich zwar seinen Oberkörper einige Zentimeter angehoben, aber so kam ich doch trotzdem nicht hier weg! Stirnrunzelnd sah ich auf meine Ladung hinab. Ich konnte ja schlecht unter ihm hindurchkrabbeln, ohne meine Arme dabei wegzunehmen. Normalerweise schob ich einen Arm unter seinen Rücken und einen unter seine Beine, weil ich ihn dann sowieso ins Bett brachte, aber jetzt war ich irgendwie überfordert. Oft wachte er dabei auf und blinzelte mich an, schlief aber sofort wieder ein, wenn er bemerkte, dass ich ihn nur ins Zimmer brachte. Heute würde er garantiert hellwach werden und fragen, was ich vorhatte. So war es doch immer!

Lautlos seufzend zog ich einen Arm wieder zurück. Reita kicherte im Schlaf, als ich dabei seinen Ellbogen berührte. Er hatte wirklich seltsame kitzelige Stellen. Für ihn war es ein Beweis dafür, dass er ein absolut männlicher Kerl war, der, anstatt fast zu heulen, nur lachte, wenn er sich am Musikantenknochen stieß. Egal. Jetzt gab es Wichtigeres zu tun!

Langsam schob ich meinen Arm unter seine Oberschenkel, erhob mich schwankend und schwitzend mit meiner Last vom Sofa, drehte mich und betete, dass Reitas Füße nirgendwo hängenblieben. Doch es ging alles gut und schon lag er wieder auf der gepolsterten Fläche. Hoffentlich fiel ihm nachher nicht auf, dass er andersherum lag als sonst.

Erschrocken schrie ich auf, als sich plötzlich eine kalte Hand in meinen Nacken legte.

»Wo bleibst du denn?!«, zischte Uruha hinter mir.

»Was'n los …?«, nuschelte es vom Sofa und ich hatte das Bedürfnis, meinen Kopf gegen die Wand zu hauen.

»Gar nichts, schlaf weiter«, meinte ich schnell und beugte mich hinab, drückte einen Kuss auf Reitas Stirn.

»Hrrm …«

Uruha lugte über meine Schulter. »Schläft er wieder?«

»Ja, und jetzt lass uns verschwinden!«, flüsterte ich und schob ihn von mir weg, stand auf. Mit einem letzten Blick auf Reita, der gerade das Sofakissen umklammerte, sich drehte und ein Bein über die Lehne warf, wandte ich mich ab und wollte in den Flur huschen, als ich entzückte Laute von Uruha hörte.

»Oh, davon muss ich ein Foto machen!«

»Nicht jetzt!«

»Aber …«

»Du willst doch zu Kai, oder?«, fuhr ich ihn an und zog ihn hinter mir her.

An der Tür blieben wir kurz stehen, spähten in den dunklen Flur und lauschten angestrengt. Nichts Verräterisches war zu hören, hinter uns plärrte nur irgendein Dauerwellen-Schnulzenarzt irgendwas von Knutschen. Viel zu sehen gab es auch nicht, unter Rukis Tür leuchtete ein schwacher rötlicher Lichtschein und unter Kais ein ganz normaler. Möglichst leise schlichen wir auf Zehenspitzen Richtung Haustür; an Küche, Männerbad und Uruhas Zimmer vorbei, bis wir bei Kai ankamen. Ein seltsamer Kräutergeruch lag in der Luft, ein bisschen wie Waldmeister, vielleicht kochte Ruki in seinem Zimmer Pudding aus seinem Urwald.

»Meine Nase juckt! Was macht der Zwerg schon wieder?!«, zischte Uruha hinter mir genervt.

Ich verdrehte die Augen. »Ist doch egal, konzentriere dich auf unsere Mission, dann vergeht das!«

»Ja, ja …«

Kurz legte ich mein Ohr an Kais Zimmertür, hörte ein leises Rascheln. Zumindest war er schon mal definitiv im Zimmer und hatte nicht nur vergessen, das Licht auszuschalten. Das schlechte Gewissen beiseite schiebend – es gehörte sich einfach nicht, seinen Mitbewohner und Leader zu belauschen! – und dafür gute Argumente wie ein Mantra still vor mich hin murmelnd – immerhin half ich meinem besten Freund dabei, mit dem Anderen glücklich zu werden! – und dabei das Beste hoffend – zusammen würden die beiden noch viel glücklicher werden, als sie es mit irgendjemand anderen jemals schaffen würden! –, kniete ich mich auf den Boden, meine knackenden Gelenke verfluchend, die sich immer dann zu Wort meldeten, wenn es schön ruhig war.

»Du wirst alt, Schatz«, kicherte Uruha leise und hockte sich hinter mich, stützte sich mit einem Arm auf mir ab. »Und was machen wir jetzt?«

»Das war doch deine Idee!«

»Ja, aber nur, dass wir ihn beobachten!«

»Dann tun wir das halt!«

»Und wie?«

Wortlos beugte ich mich vor, presste mein Auge ans Schlüsselloch und schaute hindurch. Von hier aus sah man ein Teil des Bettes und Kais Schreibtisch, an welchem unser Leader gerade mit dem Rücken zur Tür saß und irgendetwas zu machen schien. Ich hoffte wirklich, dass das Holz dick genug war, dass er uns nicht hörte.

»Und? Was siehst du?«, fragte Uruha und biss mir fast das Ohr ab, als ich meinen Kopf drehte.

»Au! Sei vorsichtiger!«, schimpfte ich leise. »Sieht so aus, als würde er arbeiten.«

Der Honigblonde lehnte sich über meine Schulter und lugte selbst durchs Loch. »Kann man daran irgendwas erkennen, was darauf schließen lässt, dass er schwul ist?«

»Wenn die Tatsache, dass er Rechtshänder ist und sich immer weit über den Tisch beugt, wenn er schreibt, dir dabei irgendwie hilft?«

»Hmm … Kannst du erkennen, was er da für einen Stift hat?«

Ich schob ihn weg und guckte wieder durchs Schlüsselloch. »Ein roter Kugelschreiber. Und auf dem Tisch sind noch andere … ein blauer … und ein geringelter Bleistift.«

»Welche Farben hat der geringelte?«

»Ist das wichtig?!«

»Klar, überleg doch mal, was deine Geschwister für Stifte hatten früher.«

»Hm. Mein Bruder meistens einfarbige und dunkle und meine Schwester diese komischen rosafarbenen Dinger mit blinkenden Herzchen oben dran.«

»Siehst du? Die typischen Stifte für Mädchen und Jungen, wenn sie noch klein sind. Und hetero. Was hattest du für welche?«

»Dieselben. Ich hab immer die Stummel gekriegt, weil meine Mutter meinte, die sind noch zu schade zum Wegschmeißen.«

»Du hattest einen rosafarbenen Stift mit blinkendem Herzchen?!«

Schmollend verschränkte ich die Arme. »Lach nur, haben die anderen in der Schule auch!«

Er kicherte. Empört stieß ich ihm meinen Ellbogen in den Bauch.

»Au, ist ja gut! Aber die Vorstellung ist wirklich … niedlich!«

»Hast du als Jüngster nie die Sachen von deinen Geschwistern bis zum bitteren Ende benutzen müssen?«

»Ich war der einzige Junge, meine Eltern hatten Erbarmen. Obwohl mich so ein Stift nicht wirklich gestört hätte, die waren viel lustiger als die schnöden einfarbigen! Du hattest echt Glück!«

Knurrend beugte ich mich wieder vor und schaute noch einmal in Kais Zimmer. »Der Bleistift ist hellblau und pink. Erinnert mich irgendwie an Zuckerwatte.«

»Hm, ausgerechnet beide Farben! Aber zumindest hat er auch die weibliche Farbe mit dabei, also muss er einen gewissen schwulen Touch haben!«

»Ich geb dir auch gleich einen Tatsch! Die Dinger waren Werbegeschenke vom Konbini, ich hab den auch gekriegt, als ich da war, um die Stromrechnung zu bezahlen!«

»Oh.« Uruha quetschte seinen Kopf neben meinen und spähte durchs Loch. »Oh! Er holt sein Handy raus! Wen er wohl anruft?«

Hastig zog ich ihn von der Tür weg, als er doch tatsächlich sein Ohr dagegendrückte. »Wir dürfen ihn doch nicht beim Telefonieren belauschen!«

»Warum denn nicht? Er stellt sogar den Lautsprecher an, wenn wir mit dem Manager telefonieren!«

»Das ist aber auch was anderes, da geht es immer um die Band.«

»Nein, einmal hat Sakai-san mich gefragt, was der Ausschlag in meiner Poritze macht, während Kai danebengestanden und zugehört hat!«

»Ausschlag in der Poritze?!«

»Ja! Und der war wirklich fies!«

»Woher wusste er überhaupt davon?«

»Na ja, das war mal nach einem Fotoshooting, die Hotpants hatten keinen Reißverschluss und ich musste pinkeln. Und dann musste ich halt die ganze Hose runterziehen am Pissoir …«

»Und dann kam er rein und hat es gesehen?«

»Nee, ich hatte doch so ein langes Oberteil an …«

»Aber?«

»Aber dann kam der Penner rein, hat es hochgezogen und gesagt: ›Verdammte Hacke, mach endlich was dagegen, das ist widerlich!‹«

»Und woher wusste der davon?«

»Na ja, ich hab mich am Abend davor da eingecremt, und gerade als ich meine Pobacken auseinandergezogen hab, kam er reingeplatzt, weil er dich gesucht hat.«

Ich musste unbedingt mit Reita reden! Aber nicht jetzt, denn irgendwie hatte Uruha recht. Kai belauschte uns auch immer. Und immerhin wollten wir hier herausfinden, ob unser Leader mit ihm glücklicher sein könnte als mit Frauen! Also taten wir ihm eigentlich einen Gefallen. Er sollte schließlich auch den perfekten Partner haben.

»Er telefoniert mit Meisa!«, flüsterte Uruha. Sofort drückte ich mich gegen die Tür und betete, dass sie jetzt nicht aus Versehen aufging.

»Nein, ich komme jetzt nicht zu dir! Was denkst du dir eigentlich? Dass ich immer für dich springe, wenn du Langweile hast? Ich muss arbeiten!«

Das hörte sich nicht gut an. Obwohl, andererseits sogar sehr gut.

»Ach, seit wann kommst du sofort hierher, wenn ich dich anrufe? Wann bist du das letzte Mal gleich aufgebrochen, als ich dich in im Restaurant angerufen habe?«

Das war genau genommen der einzige Vorteil, den Meisa gegenüber Uruha hatte. Sie arbeitete in einer Küche, so wie Kai früher, was die beiden verband. Auch wenn sie nur Spülhilfe war. Hatten die beiden sich dort nicht sogar kennengelernt?

»Mach doch, was du willst. … Schön, dann sei sauer, ich muss wirklich arbeiten. Nicht jeder hat nur hin und wieder eine Schicht, manche müssen auch zu Hause noch was machen!«

»Die streiten sich echt häufig in letzter Zeit«, wisperte Uruha.

»Mhm. Das kann für Kai auch nicht schön sein.«

»Vielleicht trennen sie sich ja bald …«

Ich versuchte den hoffenden Tonfall von ihm zu ignorieren, auch wenn ich ein klitzekleines bisschen dasselbe dachte. Trotzdem wäre es fies, das so deutlich zu sagen, oder?

»Ja. … Ich dich auch. Bis morgen.« Seufzend legte Kai auf und warf das Handy auf den Tisch, denn es klapperte gedämpft. Uruha schaute schon wieder durchs Schlüsselloch und zuckte spürbar zusammen.

»Was ist los?«, flüsterte ich.

»Guck selbst …«, kam es mit irgendwie seltsamer Stimme zurück. Irritiert beugte ich mich vor und drückte mein Auge gegen den hellen Punkt. Kai saß am Schreibtisch, wie auch vorhin. Vermutlich war er gar nicht aufgestanden in der Zwischenzeit. Was sollte daran denn komisch …

»Oh Gott.«

Er machte schnelle Handbewegungen. Auf seinem Schoß. Den Rest verdeckte zum Glück der Rücken.

»Oh Gott!« Ruckartig zog ich meinen Kopf weg und sah peinlich berührt nach unten. »Ich will das nicht sehen!«

Uruha kicherte leise und quetschte sich wieder an die Tür. Empört zog ich ihn zurück und haute ihm leicht auf den Kopf. Da guckte man doch nicht zu! Nicht, wenn der eigene Leader sich … wenn er sich …

»Er holt sich einen runter!«, sprach die neugierige Pest neben mir, die mich in eine solche Situation gebracht hatte. »Und er wird immer schneller!«

»Komm da weg!«, zischte ich und zerrte ihn wieder fort. »Da guckt man nun wirklich nicht zu!«

»Wenn er mit mir zusammen wäre, müsste er das gar nicht tun. Mit mir wäre er nicht so unausgelastet und müsste es sich auch nicht selbst machen«, grinste er hörbar und lehnte sich über mich, um besser gucken zu können.

»Nimm das da weg!« Mein Kopf platzte fast, so rot musste ich sein, als ich meine Schulter gegen die aufdringliche Beule an ihr rempelte. Zum Glück war es dunkel und niemand konnte es sehen.

»Au!« Uruhas Hände rumsten gegen meinen Kopf, als er sich hastig in den Schritt greifen wollte. »Das war mein …«

Ein Aufschrei und ein Poltern unterbrachen den Anderen. Im ersten Moment dachte ich, es wäre vielleicht Ruki gewesen, der mit Koron-chan kämpfte, aber es kam eindeutig aus Kais Zimmer. Hatte er sich verletzt? Brauchte er vielleicht Hilfe? Zögernd beugte ich mich wieder vor und lugte durchs Schlüsselloch.

»Scheiße!«, fluchte Kai gerade und war immer noch mit seiner … war immer noch beschäftigt. Mit der einen Hand. Die andere musste er auf den Tisch geschlagen haben, denn dort lag sie noch immer. Und als er sich nun zur Seite lehnte und irgendwas außerhalb meines Sichtfeldes machte, erkannte ich auch den Grund für seine Handbewegungen. Er hielt ein Taschentuch mit braunen Flecken in der Hand und wischte noch immer hektisch herum. Auf dem Tisch lag eine umgekippte Tasse. Er hatte nicht das Handy auf den Tisch fallen lassen, sondern eine Kaffeetasse umgeworfen.

Uruha schob mich zur Seite. »Was ist denn da? … Kaffee? Er hat nur Kaffee verschüttet?!«

Kichernd pikste ich ihm in die Seite. »Und so was macht dich an?«

»Menno, und ich hatte schon gehofft …«

»Was denn?«

»Je älter der Bock, desto steifer das Horn.«

»Was?«

»Na ja, wenn er in so einer Situation mit der Hand arbeitet, ist das doch unheimlich heiß. Ich steh auf Sex nach Streit, der ist so leidenschaftlich!«

»Je älter der Bock …? Du weißt aber schon, dass Kai jünger ist als du, oder?«

»Oh. Na gut, aber der Spruch ist trotzdem lustig. – Warte mal, bist du nicht der Älteste von uns?«

Die Augen verdrehend, schob ich Uruha von mir weg und hievte mich umständlich hoch. Ich hatte genug gesehen und war müde. Um das Ganze noch etwas deutlicher zu machen, gähnte ich herzhaft und streckte mich ausführlich, bis ich ein seltsames Geräusch hörte. Eine Art Schleifen oder so. »Ruha, was machst du da?«, fragte ich misstrauisch.

»Ich? Gar nichts, wieso?«

Wieder war das Geräusch zu hören. Unruhig schaute ich mich um, aber es war dunkel, nichts zu sehen.

Uruha schien ebenfalls aufzustehen, denn ich hörte ihn ächzen und spürte seine Wärme neben mir, als er sich zu mir lehnte. »Was ist das?«, wisperte er.

»Ich dachte, das warst du!«

»Nein, ich mach nichts.«

Das Schleif-Geräusch kam näher. Und mit ihm alle Horrorfilme, die ich in meinem ganzen Leben bisher gesehen hatte. Was, wenn das ein Geist war, der uns jetzt bestrafen wollte, weil wir Kai beobachtet hatten?

»Schatz … Was ist das?« Uruha klang nervös und klammerte sich an mich.

»Hey, lass mich los!«, zischte ich leise. Dann schreckte ich zusammen, als das Geräusch direkt vor uns war. Dann rannte etwas gegen mich. »RUHAAA!«, schrie ich und warf mich nach hinten in dessen Arme. Nur wenige Sekunden später hörte ich ein Murmeln vor uns und sah Licht hinter uns.

»Was ist denn hier los?«, fragte Kai, der seine Tür geöffnet hatte. Und von der anderen Seite erklang ein verschlafenes »Aoi …?«, gefolgt von einem Gähnen.

»Blöder Penner!«, fluchte Uruha und ließ mich wieder los, boxte Reita in den Magen, der verwirrt vor uns stand. Mit einem Kissen in der Hand, welches er über den Boden zog. »Wir haben schon gedacht, uns würde gleich ein Geist packen!«

»Ihr habt Angst vor Geistern?«, grinste Reita, schien wacher zu werden. »Die gibt es doch gar nicht!«

»Den Osterhasen gibt es auch nicht!«, schoss Uruha sofort zurück.

»Hey, jetzt wirst du unfair!«

»Du hast Angst vor dem Osterhasen?«, fragte ich meinen Freund überrascht.

»Na ja, der Sack hat mir mal so einen ausländischen Horrorfilm mit komischen Hasen gezeigt …«, druckste dieser verlegen herum und drückte das Kissen an sich. Lächelnd – denn wer konnte ihm schon widerstehen, wenn er mit zerzausten Haaren und nur in Unterwäsche und Shirt ein großes Kissen umarmte – strich ich ihm tröstend über den Kopf.

»Was macht ihr eigentlich alle hier im Flur?«, mischte Kai sich wieder ein.

Uruha starrte mich an. Und ich starrte ihn an. Ja, was machten wir eigentlich hier im Flur?

»Echt mal, was machst du hier, Penner?«, lenkte der Andere schnell ab und sah Reita möglichst empört an.

»Ich hab Geräusche gehört und hab Aoi gesucht. Und dann bin ich gegen ihn gelaufen, weil es so dunkel war.«

Kai runzelte die Stirn. »Warum steht ihr im Dunkeln im Flur herum?«

»Ähm … Wir … haben den Lichtschalter nicht gefunden!«, kam mir eine Idee.

»Und dann habt ihr euch in der Tür vertan?«

»Ganz genau!«

»Nein, wieso?«

Mit großen Augen starrten Uruha und ich uns an. Vielleicht hätten wir uns vorher überlegen sollen, was wir in so einem Fall sagen sollten.

»Was denn jetzt?«

»Na ja, wir … wollten mit dir … reden«, stotterte ich.

»Und worüber? Es ist ziemlich spät.«

»Wir hatten da so eine Idee …« Hilfesuchend sah ich zu dem Honigblonden.

»Ja, genau. Wir wollten … einen Filmabend machen! Das haben der Zwerg, Schatz und ich uns überlegt!«

Und es war nicht mal völlig gelogen. Erleichtert atmete ich auf.

»Jetzt?« Entgeistert sah Kai auf seine Armbanduhr.

»Nein, in den nächsten Tagen oder so!«

»Und das hätte nicht bis morgen warten können?«

»Du kennst uns doch!«

»Allerdings …«
 

Zum Glück hatte Kai uns die Ausrede abgenommen. Nun stand in den nächsten Tagen ein gemeinsamer Filmabend an, auf den Uruha sich jetzt schon freute, wie er mir vorhin im Bad verraten hatte. Wieder eine Möglichkeit, Kai ein bisschen näher zu kommen, so groß waren unsere beiden Sofas ja nicht. Scheinbar hatten wir uns doch ganz gut aus der peinlichen Situation herauswinden können, und für mich stand fest, dass ich nie wieder jemandem helfen würde, einen anderen zu beobachten!

Seufzend rutschte ich noch ein bisschen näher an Reita, der neben mir lag und seine Arme um mich legte. »Nacht, Rei«, murmelte ich.

Er brummte nur.



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Khara
2013-03-31T18:27:57+00:00 31.03.2013 20:27
Ein österliches Hallo!

Habe es über Ostern tatsächlich geschafft, alles nochmal in Ruhe zu lesen.
ENDLICH die Fortsetzung!!! Und dann auch noch mit nem neuen Pairing! Ich mag Kai. Hatte ich das schon erwähnt?
Du offenbar auch, denn du wirst ihn glücklich machen!!! Wirst du doch, oder?!

Wie immer an dieser Stelle ein dickes Lob für deinen Schreibstil.
Meine geliebten "Themensprünge" machst du scheinabr immernoch mit Vorliebe ;)
Freue mich darauf, was du aus dieser tollen Idee noch so alles zaubern wirst.

Bis bald.
Von:  YuiMadao
2013-03-29T17:02:49+00:00 29.03.2013 18:02
Oh man, echt sorry, dass ich so selten ein Kommi hinterlasse, aber ich habe alle Kapitel bis jetzt gelesen^^
Und sie alle waren echt toll und witzig^^
Die Sache, dass Uruha da auf Kai steht ist irgendwie voll niedlich, und persönlich bin ich der Meinung dass er auch realistische Chancen hat. Vielleicht sollte er einfach mal in die Offensive gehen und einen Angriff starten...

GLg Yui
Von:  Gabriella-Raynie
2013-03-28T05:42:18+00:00 28.03.2013 06:42
Gott xD Das Kapitel ist genial! XD Ich schmeiß mich weg

Ruha und Aoi, die Kai bespannen..

Ich war ja auch zuerst geschockt gewesen, dass sich Kai nach seinem Streit gleich einen runter holt - das kann den Uke doch nicht so heiß machen, mit der Freundin zu streiten (aber mit Ruha streiten macht ihn hoffentlich seeehr heiß xxD) Aber er hat ja nur Kaffee verschüttet ^^ Und Uruha hat davon einen Ständer bekommen xD

Ich hab ja nur noch drauf gewartet, dass Kai anfängt sich auszuziehen *seufz* Das wäre schön gewesen. Für Uruha natürlich xD

Die beiden haben sich eine gute Ausrede einfallen lassen. Jetzt hat Uruha noch einen Grund in der Nähe von Kai zu sein ^~^

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel <3 Und iwann schafft mexx es auch mal wieder, dass ich das Kapitel nicht in der Bahn lesen muss xD


PS: jetzt hat sich mein Handy einfach ausgeloggt Q_Q zum Glück landet das Zeug immer bei ungesicherten Entwürfen und zum Glück weiß ich inzwischen wie man es kopiert xD
Von:  Goesha
2013-03-28T00:08:48+00:00 28.03.2013 01:08
Wahahaha~ *sich wegwerf vor lachen*
Einfach genial die beiden 'Spanner'!
Was hätten die wohl gemacht, wenn Kai wirklich Hand angelegt hätte? XD

Und ich könnte mich immer wieder über Reitas Fahrkünste amüsieren.
In 10 Jahren muss er sich doch mal langsam dran gewöhnt haben... aber ok,
sonst wär es auch nur noch halb so lustig. ^^

Mir ist da im ersten Abschnitt etwas aufgefallen, da sagt Ruki:
»Also ist dann zuerst das Fotoshooting und dann das Interview dran?«
und als Antwort bekommt er:
»Nein, andersherum. Zuerst das Shooting und im Anschluss das Interview...«
Das ist doch das gleiche?! Oder ist Kai schon so verpeilt, das er das nicht mehr mitbekommt? Wahrscheinlich zu viel Stress mit Meisa. XD
Von:  Goesha
2013-03-25T18:21:11+00:00 25.03.2013 19:21
War mal wieder sehr erheiternd! ^^

Uruha ist aber auch echt unmöglich!
Kommt rein als währe nichts und labert Aoi auch noch zu...
Aber das Aoi es überhaupt zugelassen hat! Geschieht ihn recht, dass er deswegen so von Reita gequält wird! XD

Als das Kissen weggezogen wurde und Reita eingepennt war hab ich erst befürchtet, dass er zu wenig Sauerstoff unterm Kissen bekam und deswegen abgeklappt ist. Zum Glück ja nicht. ^^"

Tja, mal sehen ob Uruhas nächster Plan besser funktioniert als das mit dem Fahren. XD
*aufs nächste kapi freu*
Von:  Gabriella-Raynie
2013-03-25T15:48:53+00:00 25.03.2013 16:48
Was gibt es schöneres, als ein Kappi von Celli nach einem langen Arbeitstag? Richtig - nichts xD
Jetzt bin ich glücklich <3 und da es noch dauert, bis ich zu Hause bin, schreib ich dir übers Handy den Kommi

Also erstmal zum Anfang natürlich

Geil *Q*
Auch wenn Uruha, der Penner xD, gestört hat.
Aber Reita hat es ja nicht gestört
Der hat einfach mal schön weiter an Aoi rumgefummelt xxD
Armer Aoi. Der musste angestrengt Uruha zuhören.
Ruha hätte aber auch wieder gehen können xD
Aber dann wäre es ja nicht so lustig gewesen :-D

Aber seine Ideen sind wirklich sehr süß, wie er Kai näher kommen will ^^

Und natürlich verfährt er sich xxxD
Aber wenigstens war Kai deswegen nicht böse und hat das ganz locker gesehen :3
Kai ist toll ^~^

Und jetzt will Uruha Kai also bestalken
Zsm mit Aoi - das kann ja nur katastrophal werden xD

Ich bin wirklich sehr gespannt und freu mich schon diebisch auf das nächste Kappi <3

Ps: stimmt ja -Rei pennt nach dem Orgasmus ja immer ein xD

Pps: ich hab das Gefühl, total viel geschrieben zu haben, aber ich wette, wenn ich es abschicke ist es ein Fürth kleiner Kommi xD das ist immer so, wenn ich mit dem Handy schreibe D:
Von:  I-like-tora
2013-03-24T15:24:20+00:00 24.03.2013 16:24
Hey,
aaaaaah, ich liebe diese Fortsetzung. Ich kann wieder Tränen lachen und bekomme direkt gute Laune, wenn ich deine Story lese.

Es ist echt süß, wie Aoi und Ruki sich um Uruha kümmern. Bin mal gepannt, wie Mission Kai aussieht. Ich glaube, das Chaos ist vorprogrammiert LOL

lg
Von:  Gabriella-Raynie
2013-03-23T09:12:11+00:00 23.03.2013 10:12
O.O
Ey, ich hätte ja wirklich noch aufbleiben können xD
Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht. Ich hätte gedacht, dass mexx das Kappi erst heute Mittag hochlädt xD
Naja~
Hatte ich eben heute Morgen etwas zu lesen *Q* ♥

Wie süß - sogar Ruki sorgt sich um Uruha und kümmert sich um dessen Problem.
Ruki hasst ihn ja doch nicht so sehr, wie gedacht xD
Sogar er möchte, dass Uruha mit Kai zsm kommt ^^
Meisa hat schlechte Karten gegen Uruha >:D

Uruha muss nur anfangen, ihren Plan in die Tat umzusetzen und dann wird Kai ihm schon noch verfallen :3 ♥
Als ob Kai Uruha lange widerstehen kann ^^
Er muss nur merken, dass Ruha was Festes will und es ernst meint.

Aber es ist wirklich traurig, was Uruha anscheinend immer tut, um Kais Aufmerksamkeit zu bekommen und das Kai ihn dann immer anschnauzt, weil er gerade keine Zeit für ihn hat >///<
Dabei will er nur plaudern - armer Ruha :/

Aber jetzt wird er ihm ja im Haushalt helfen.
Während des Putzens kommen sie sich näher xD Unter einem Tisch, an dem Essenreste kleben, weil Aoi immer alles fallen lässt (wie die Möhre damals xD)
Die Tokio Love Story xxD
Und Aoi ist unwissentlich derjenige, der sie mit seinem herunter geschmissenen Essen näher gebracht hat xD'

Also, die Mission 'Kai-chan erobern' kann beginnen
Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich Ruha dabei anstellen wird und drücke ihm die Daumen ^^
Von:  Goesha
2013-03-23T00:55:38+00:00 23.03.2013 01:55
Ein tolles Kapi wieder! ^^

Spannend spannend~ da bin ich ja mal echt gespannt was sich die 'Herren' für die
Mission 'Kai-chan erobern' so alles ausdenken... und ob es dann auch funktioniert!

Werden die anderen Bands eigentlich auch noch eine größere Rolle spielen oder bleibt
es nur bei den Gazette Jungs?
Antwort von: abgemeldet
24.03.2013 18:56
Die anderen Bands kommen wahrscheinlich eher nur am Rande vor, so genau weiß ich das noch nicht ^^
Von:  Goesha
2013-03-20T19:59:27+00:00 20.03.2013 20:59
Hach~ ich mag, wenn alle in Action sind...
und die Sprüche immer! Rukis Spruch ist aber immer noch am besten. ^^
Bin ja mal gespannt wie Uruha darauf reagieren wird. Wahrscheinlich streitet er es erstmal ab oder so.
Aber wäre schon schön, wenn Uruha und Kai zusammen kommen würden. *_*
Kais Freundin mag ich auch nicht wirklich... die passt da in die Männer-WG doch gar nicht rein! >.<

Und übrigens, diesmal ist es besser zu lesen! ^^


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