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Frail

von

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Kapitel 3

Als er den Kopf von der Lehne hob, fühlte er sich wieder schwammig. So unheimlich schwammig und einfach nur krank. Ausgerechnet jetzt, während seines Urlaubs! Jetzt musste er natürlich krank werden und nur zu Hause rum sitzen und nichts tun können, mit einer dicken Grippe. Seinen Körper hatte er in seine zwei Sofadecken gepackt und auf seinem Fernsehtisch stand die Thermoskanne mit heißem Tee. Doch bevor er sich einen Schluck in den Becher gießen konnte, wurde er überrumpelt, von einer Niesattacke. Das war also die Strafe dafür, dass er noch am Abend zuvor bei Hiroto gewesen war, der da schon kränklich war. Aber nein, Jin wollte ja unbedingt Entertainment haben und das natürlich von jemandem, der wohl die schlimmste Grippe des Jahrhunderts ausgebrütet hatte. Mit verschnupfter, roter Nase stand er also langsam auf und schlurfte ins Badezimmer, um sich eine neue Packung an Taschentüchern zu holen. Kräftig zog er dabei die Nase hoch, denn er hatte das Gefühl, dass gleich alles auf den Boden tropfte, auch wenn es wohl nicht mal halb so schlimm war. Als er vor dem Spiegel stand, erschrak er fast. So blass kannte er sich nur selten! Blass war da ja schon gar kein Ausdruck mehr, er war ja fast käsig und dann strahlte die rote Nase so hervor, wobei er sofort wieder schniefen musste. „Ich bin krank“, sagte er dann zu sich selber, vorm Spiegel und eigentlich ja nur, um seine Stimme zu testen. Er sprach so, als ob man ihm die Worte aus der Nase ziehen würde und die Stimme war leicht kratzig. Das war doch ätzend.

Da hatte er nun mal lange Urlaub und die erste Woche verbrachte er mit krank-sein. Ungerecht! Richtig ungerecht!

Nachdem er sich mit ein paar Taschentuchpackungen bewaffnet hatte, schlurfte er zurück ins Wohnzimmer, um sich wieder auf die Couch fallen zu lassen. Alleine würde er seine Krankheit nicht durchstehen wollen, da konnte ruhig jemand mitleiden und ihn bemuttern! Eigentlich war er für sowas viel zu alt, aber in solchen Momenten wurde man wohl doch immer wieder zum Kind, oder Teenie. Im gezücktem Handy suchte er schon nach irgendeiner Nummer, die er anrufen konnte. Und schon hatte er sie gefunden!

Ein tuten… Er wartete.

Dann wurde abgenommen und die bekannte Stimme erklang. „Kazuki!?“, meldete sich der andere am Telefon. „Kazuukii~“, schniefte der kleinste der Band schon gleich ins Telefon. „Oh Gott, was ist passiert?“, ein leichtes entsetzten lag in seiner Stimme. „Ich bin kraaank“ „Na wenns weiter nichts ist“, war der stumpfe Kommentar des Gitarristen und der Drummer hätte jetzt am liebsten durchs Handy gegriffen. „Du musst mich pflegen“ „Warum denn ich? Was ist denn mit Rui?“ „Weiß ich nicht. Deine Nummer sah interessanter aus“, kurzes schweigen am anderen Ende und dann hörte Jin ein seufzen. „Ich will nicht krank werden. Du steckst mich bestimmt an du Rotznase“, im wahrsten Sinne des Wortes dachte Jin dann. „Gar nicht…“ „Pfleg dich doch alleine gesund“, argumentierte Kazuki weiter. Also langsam bekam Jin den Verdacht, er wollte gar nicht vorbei kommen. „Komm schon… Kazuki ich lieg hier im sterben. Ich ertrinke in meinem rotz! Du musst was tuun“, quängelte der minimal Ältere dann. Wieder ein seufzen am anderen Ende, was dem Drummer verriet, dass er Kazuki wohl jetzt soweit hatte. „Ja okey… Ich komme vorbei. Aber wehe du steckst mich auch an“, warnte der Gitarrist und schon hatte er aufgelegt.

Breit grinsend schniefte der Drummer und legte ebenfalls auf, ehe er in ein Taschentuch kräftig pustete. Dadurch schien es aber nicht besser oder schlimmer zu werden, nein, es war unverändert. Jetzt, in dieser ruhigen Minute, konnte er sich auch endlich Tee in den Becher gießen, ohne Gefahr zu laufen, ihn wegen eines Niesanfalls gleich zu verschütten.

Als es an der Tür klingelte, wäre er beinah aufgeschreckt. Da war er wohl wieder eingenickt! Vorsichtig stand er auf, da er Angst hatte, gleich wieder umzufallen wegen eines Kreislaufanfalls. Aber alles blieb in Ordnung in seinem Körper und so schlurfte er mit den zwei Decken über den Schultern zur Wohnungstür, um die auch schon zu öffnen. Kazuki schien nicht zu Spaßen mit dem „Ich will mich nicht auch anstecken“. Auch wenn es normal für den Gitarristen war, dass er Mundschutz trug in der Stadt, aber waren diese Plastikhandschuhe nicht etwas übertrieben? „Kazukii~“, Jin wollte den größeren grade Umarmen, der jedoch sofort auf Abstand ging. „Deine Krankheitsbazillen bleiben schön bei dir“, sagte er dann und trat nach Jin in die Wohnung ein. Na das war ja nett! Da wollte der Blonde nur Gesellschaft und jemand, der ihn pflegte und dann sowas? Sowas gemeines? „Du hast ne Luft in deinem Wohnzimmer. Da kann man ja nur krank werden.“ „Ich dünste meine Krankheit halt aus…“, die matte Antwort von Jin, der mit ins Wohnzimmer schlurfte und wieder auf dem Sofa Platz nahm. „Ja, das kannst du ja auch. Du musst doch aber auch Lüften“, der Leader klang fast wie eine Mutter. „Das Fenster ist da drüben“, Jin grinste schon etwas, schniefte dann aber wieder deutlich hörbar. Der Gitarrist konnte nur den Kopf schütteln und hatte schon das Fenster vom Wohnzimmer aufgerissen und ließ die schöne, lauwarme Frühlingsluft einziehen. Lange würde er es nicht offen lassen, vielleicht nur 5 Minuten, das sollte schon reichen.

„Wie viel hast du schon getrunken? Isst du genug?“, Kazuki stand immer noch am Fenster, dem Drummer aber zugewandt. „Ich hab dich eigentlich her geholt, um Spaß zu haben, nicht um bemuttert zu werden, weißt du“, sprach der blonde dann aus und nahm einen Schluck Tee aus dem Becher. Kazuki hatte beide Augenbrauen gehoben und die Hände kurz in die Hüften gestemmt, das dann aber wieder schnell gelassen. „So so… Du willst mich also auch anstecken. Von wem hast du die Grippe überhaupt?“, er kam etwas näher, ein paar Schritte aber nur. „Hiroto. Glaub ich zumindest. Also… Zumindest hatte er schon etwas rumgeschnupft“, erklärte der Kranke dann und schaute weiterhin zu Kazuki.

„Wenn ich krank werde, hat das ein Nachspiel mein Freund“, nun hatte sich der Gitarrist neben Jin auf das Sofa gesetzt, auch wenn da noch Abstand zwischen war. Sie hatten dann begonnen ein wenig an der Konsole zu spielen, doch bald war auch Kazuki in der richtigen Stimmung, um bei Rui durchzuklingeln. „Kommst du bei Jin vorbei? Der ist furchtbar krank und ich muss nebenbei Suppe machen“, war die Ausrede des Gepiercten und der Bassist hatte sofort sein kommen zugesagt. Es würde wahrscheinlich so enden, dass die ganze Band bald in Jins Wohnung saß, denn schon rief der Leader auch den Jüngsten der Band an und zitierte ihn wegen Jins Krankheit zu diesem.

Lange hatte es dann nicht gedauert, da klingelte die Tür ein erstes Mal. Kazuki war sofort aufgesprungen und zur Tür gegangen, natürlich den Mundschutz wieder aufgezogen, den er zwischenzeitlich schon abgelegt hatte. „Danke. Er benimmt sich wie ein Kind, total bockig und uneinsichtig“, der Leader empfand sich als guten Schauspieler, denn er machte es wirklich sehr glaubhaft und Rui war sofort drauf angesprungen. „Und wo ist unser Krankheitsfall?“, Rui trug keinen Schutz vor den Bakterien. Wahrscheinlich, weil er sich weniger daraus machte oder es nicht als so schlimm empfand Krank zu sein.

Der Leader hatte den Bassisten nur selten Krank erlebt. Höchstens 7 oder 8 Mal und dann war das wieder so schnell abgeklungen, dass man es schon gar nicht Krankheit nennen konnte! „Wir machen das schon irgendwie“, versicherte Rui dem ersten Pfleger dann und war ins Wohnzimmer getreten. Dort fand er Jin vor, der hochkonzentriert auf den Fernseher starrte und tatsächlich spielte. „Meinst du das?“, Rui hatte sich kurz zu Kazuki umgeblickt, wurde aber schon von diesem aufs Sofa geschoben und ihm wurde der übrige Controller in die Hand gedrückt. „Äh… Wie jetzt?“, er war verwirrt, dass sah man ihm an.

„Er ist nicht bockig. Wir erfreuen uns beide nur an deiner Gesellschaft“, erklärte der Leader dann und hatte sich schon neben Rui auf dem Sofa fallen lassen. „Gut zu wissen. Hättest du das nicht von Anfang an sagen können?“ „Nein“, die Antwort wurde synchron von Jin und Kazuki gesprochen, sodass der Bassist überhaupt keine Einwände mehr machte. Wenig später klingelte es erneut an der Tür und fragend sah der letzte Ankömmling die beiden neben sich an. „Manabu“, erklärte der Leader kurz und war schon wieder aufgesprungen.

So lief der Hase also. War wohl nur noch eine Frage der Zeit bis Byou hier auftauchte! Da hatten sie sich aber was einfallen lassen… „Und wann kommt Byou?“, fragte Rui folglich und starrte auf den Fernseher um nicht von Jin geschlagen zu werden. „Das haben wir gleich“, der Kranke kroch unter den beiden Decken hervor und hatte sein Handy gezückt um Byous Nummer zu wählen. „Byoouu~“, meldete sich Jin gleich, gespielt kränker als er war. „Ich bin kraaank“, jammerte Jin dann und Rui konnte deutlich ein seufzen hören. „Ja? Das wär echt nett von dir, ich kann mich kaum bewegen und die andren haben keine Zeit“, erklärte Jin dann weiter und es schien gemachte Sache zu sein. „Er müsste gleich hier sein“, war dann die Antwort des Drummers auf den fragenden Blick und kurz darauf kam Manabu schon ins Wohnzimmer.

„Das war ja so klar“, der Jüngste schürzte für einen Augenblick die Lippen, als er ins Wohnzimmer getreten war, ehe er dann grinsen musste. „Und unser Sänger?“ „Kommt auch gleich“, hatte der blonde Drummer fix geantwortet und jetzt saßen sie alle im Wohnzimmer und warteten nur noch auf den Sänger.

Zwischendrin hörte man immer mal wieder einen verzweifelten Aufschrei, denn trotz Krankheit zog Jin sie alle samt ab. Vielleicht ja grade weil er krank war? Rui ärgerte sich fürchterlich, denn er hatte schon zum 4ten Mal gegen Jin verloren und langsam ging er davon aus, der der Kleinste irgendwie schummelte. Wie er das machen sollte, wusste Rui selber nicht so ganz, aber er war sich fast sicher! „Das ist doch unfair!“, protestierte er also und gab den Controller schon richtig sauer weiter an Kazuki. „Wieso?“, fragte dieser natürlich sofort, denn er hatte im Gegensatz zum Bassisten nicht halb so oft verloren. „Jin schummelt bestimmt. Ansonsten würde er mich nicht so schlagen!“ „Liegt vielleicht daran, dass du grade ziemlich beschissen spielst“, stellte Manabu dann trocken fest, der auf dem Sessel des Drummers regelrecht lag und momentan nur schaute.

„Werd bloß nicht frech“, Rui hatte ein Kissen nach Manabu geworfen, welches ihn am Hinterkopf traf. Sofort zuckte der Jüngste erschrocken zusammen und sah mit großen Augen zum Älteren. Doch bevor der Gitarrist auf die Attacke antworten konnte, klingelte es an der Tür und alle Stimmten auf ein herzliches „Byou~“, zur Begrüßung ein.
 

Er hatte das Handy auf den Wohnzimmertisch gelegt und schaute etwas mies gelaunt. „Wer war das?“, fragte Cassair interessiert und schaute abwechselnd von ihm zum Fernseher. Sie waren grade dabei auf einer seiner Konsolen zu spielen und Cassair hatte richtig der Eifer gepackt, nicht gegen ihn zu verlieren. „Ein guter Freund, der krank ist… Er will mich ran zitieren, damit ich ihn gesund pflege“, erklärte der Ältere dann und machte keine Anstalten zu gehen. Das hatte Cassair bemerkt und sah ihn nur fragend an. „Und du gehst nicht weil?“ „Weil ich dich dann allein lassen müsste“, war die prompte Antwort. „Also, ich bin mir sicher dass ich hier nicht sterben werde, wenn ich alleine bin. Oder kommt immer ein Poltergeist, wenn du nicht in der Wohnung bist?“, sie lächelte wieder und hatte für einen Moment den Sänger fixiert, was dieser auch ausnutzte. „Spieler 2 verliert“, tönte es aus dem Fernseher und schon wurde die nette Miene der Frau zu einem empörten Gesicht, worauf Byou nur lachen musste.

„Das war gemein“, protestierte die Rothaarige auch sofort und schaute Byou weiterhin empört an. „Okey, du gehst da hin und ich spiele, damit ich dich heute Abend schlagen kann, okey?“, war dann der Vorschlag zur Güte. „Na gut… Aber falls was ist, ich hab mein Handy mit. Und du rufst an, wenn irgendwas ist. Egal was, ja?“, er schien wirklich besorgt zu sein, aber sie konnte es ja auch verstehen. Immerhin war sie in einem fremden Land, kannte niemanden so wirklich außer Byou und die Sprache ging grade mal so. Aber trotzdem sollte er sich in den zwei Wochen die sie da war nicht nur auf sie fixieren, sondern auch mit Freunden was machen.

Das war für sie das kleinste Problem überhaupt! Nach wenigen Minuten war dann die Tür ins Schloss gefallen und noch hatte sie etwas weiter gespielt. Natürlich wollte sie ihn heute Abend schlagen! Eine Niederlage konnte sie ja wohl nicht auf sich sitzen lassen, dass ging mal gar nicht. Doch nach einer knappen halben Stunde wurde das langweilig. Alleine zu spielen war gar nicht mal so lustig, wie sie gedacht hatte, zumindest nicht bei dem Lied.

So hatte sie zum Fernseher umgeschaltet. Tote Hose war da jedoch auch, denn Cassair verstand ja nur die Hälfte und langsam aber sicher überlegte sie, ob sie vielleicht ihren Laptop holen sollte. Der lag noch immer im Koffer und Byou wusste auch nicht, dass sie diesen dabei hatte. Eigentlich hatte sie sich gesagt, ihn nicht raus zu holen, denn sie wusste, dass sie dann wieder Anfangen würde zu arbeiten. Aber für den Moment würde das ja gehen, denn Byou war nicht da und würde wohl auch vor Abend nicht nach Hause kommen.

So also hatte sie den Laptop aus dem Koffer geholt und ihn sofort hochgefahren. Natürlich ging sie auch in ihren Messengern on. Es blieb ruhig. Natürlich! Bei ihnen war es Nachmittag und in Deutschland war es Vormittag, da war fast keiner mehr on, vor allem nicht unter der Woche.

Das hieß, sie hatte Ruhe, was sie gut fand. Schon fing sie an, die ersten Fotos zu begutachten, kleine Mengel anzukreiden und alles so vorzubereiten, dass man damit weiter arbeiten konnte, ohne dass sie dabei sein musste.

Es war wieder etwas Zeit vergangen, da klingelte plötzlich die Haustür. Cassair zog die Augenbrauen hoch. War das etwa schon Byou? So früh? Es war grade mal kurz nach 6. Das kam ihr dann doch etwas seltsam vor und Vorsichtshalber hatte sie schon ihr Handy gezückt um eine SMS zu versenden. ‚Es hat grad an der Tür geklingelt. Bist du das schon?‘, fix hatte sie das geschrieben, um niemanden warten zu lassen.

Wie sie die Tür zum Treppenhaus öffnete, wusste sie. Sie hatte es schon beobachten können bei Byou und deshalb tat sie es nun auch. Lange musste sie nicht warten, da sah sie schon eine Frau die Treppe hoch kommen. Beide schienen sich für einen Moment lang gleich anzusehen! Als ob zwei Autos ohne bremsen aufeinander zurasen würden, perplex, verwirrt und vielleicht auch etwas geschockt.

„Ist Byou da?“, sie hatte das japanisch grade so verstanden und hangelte in ihrem Kopf schon an Satzfragmenten entlang. „Äh… Nein… Zurzeit, nicht“, stammelte sich die rothaarige zurecht. „Und wer bist du?“, fragte sie weiter und ihr Ton wurde schlagartig ziemlich ungehalten. „Ich bin… Eine Freundin…“ „Seine neue oder was?“, sie wurde immer giftiger, dass hörte Cassair deutlich heraus und sie wusste gar nicht mehr so genau, was los war in diesem Moment.

Bevor sie noch was sagen konnte, drängte die Japanerin sich an ihr vorbei in die Wohnung. „Wo ist der Mistkerl!?“, raunte die weibliche Stimme und Cassair folgte ihr. „Nicht hier“, antwortete die rothaarige knapp und schaute ziemlich verblüfft, als die Japanerin begann, die Wohnung auseinander zu nehmen. Das ging ja mal gar nicht! „Könntest du… das lassen!?“, sie versuchte einen bestimmenden Ton in die Stimme zu legen. „Könnte ich nicht. Sieh zu das du Land gewinnst, Flittchen“, donnerte die schwarzhaarige ihr entgegen. Cassair hatte sich ja manchmal schon sowas anhören müssen, aber sie wusste genau, dass sie kein Flittchen war! Außerdem, was nahm die sich eigentlich ihr gegenüber raus?

„Verlass die Wohnung“, sprach sie nun direkt, in Englisch aber. Ihre Stimme war auch sofort sicherer geworden. Die Japanerin hatte kurz in ihrem tun innegehalten und schaute Cassair direkt in die Augen, ehe sie auf die rothaarige zukam. Ihr machte das schon etwas Angst, zumal der ungebetene Gast ziemlich aggressiv und aufgebracht schien. „Pass mal auf Fräulein. Ehe du mir hier was sagst, schlag ich dir dein Auge blau“, auch sie war ins Englische gewechselt und war Cassair ziemlich nah gekommen. „Hey, ich mach die Regeln nicht. Aber ich glaube, jemandes Sachen zu durchwühlen und einen Gast als Flittchen zu beschimpfen, ist nicht grade die nette Art“, auch wenn es wahrscheinlich nichts brachte, sie wollte einfach nett bleiben.

„Weißt du was? Beweg deinen europäischen Arsch aus Japan raus, okey?“ „Pass auf wie du mit mir redest“, donnerte die Stimme der zierlichen Rothaarigen heraus und beide schauten sich fest an.

Grade als die Japanerin Antworten wollte, hörte man das Handy des Gastes. „Ahja. Ist das der Mistkerl!?“, die Frau riss Cassair das Handy aus der Hand, als sie dieses gezückt hatte und Byou am Telefon Antworten wollte.

„Wer hier ist? Ich sags dir. Deine Ex, und ich bin nicht fertig mit dir. Aber schön, dass du mir deine neue dagelassen hast. Wir werden uns prächtig amüsieren“, schon hatte sie wieder aufgelegt und Cassair schaute nicht schlecht. Das war also Byous Ex? Nicht das sie darüber geredet hatten, aber er hatte einmal eine Andeutung gemacht, dass er mit einer Frau Schluss gemacht hatte. Es war wohl so gewesen, dass sie sich vor ihm ziemlich verstellt hatte und erst später ihr wahres Gesicht gezeigt hatte.

Aber die Deutsche war kein Mensch, der vorschnell verurteilte, doch das sollte sich nun ändern. Als sie die flache Hand auf ihrer Wange und dazu einen Schmerz verspürte, konnte sie nicht mehr anders, als schlecht von ihr denken. Für einen Moment war sie in eine Art Schock versetzt, nicht mehr Fähig zu reagieren, außer nur große Augen zu machen. „Und jetzt verpiss dich endlich“, die Japanerin hatte sich wieder umgedreht. Doch in diesem Moment konnte Cassair nicht nachgeben. Nein, das wäre falsch gewesen. „So Fräulein. Du verlässt jetzt ganz schnell die Wohnung“, die Rothaarige hatte schnell den Arm des ungebetenen Gastes ergriffen und zog sie prompt zur Wohnungstür, die noch offen stand. „Du schmeißt mich hier ganz sicher nicht raus“, erwiderte die Schwarzhaarige und riss sich von Cassair los. Dabei hatte sie so viel Kraft aufgewendet, dass sie die blasse Frau ziemlich übel gegen die Türklinge, zu Boden gedonnert hatte.

Ein stechender Schmerz durchfuhr Cassair und wieder war sie für einen Moment nicht Fähig, sich zu bewegen. Nach dem Motto „Das hast du davon“, packte die wütende schwarzhaarige, die am Boden liegende und zog sie nach oben, um ihren Kopf gegen den Türrahmen zu pfeffern.

Wieder ein betäubender Schmerz und schon verlor Cassair jegliche Kraft um sich auf den Beinen zu halten.
 

Es war ja wohl klar gewesen, dass Jin nicht wirklich krank war. Eigentlich war er ja schon krank, aber nicht so krank, wie es am Telefon geklungen hatte, dass hatte Byou schon längst festgestellt.

Aber nun war er einmal hier und hatte auch zu Cassair gesagt, dass er erst am Abend wieder kommen würde. Klar fühlte es sich schon seltsam an zu wissen, ein Gast saß in seiner Wohnung, alleine, aber andererseits hatte sie ja selber gesagt, er sollte gehen.

Deswegen saß er auch völlig ruhig auf dem zweiten Sessel von Jins Wohnzimmer und schaute belustigt dabei zu, wie der Drummer grade vom Leader geschlagen wurde. Wenn er so kurz mal schaute, war er schon dankbar, dass er Cassairs Aufforderung und Jins bitte nachgekommen war, sonst hätte er das verpasst.

Eigentlich sollte er jetzt spielen, doch eine SMS ging auf sein Handy ein und natürlich schaute er lieber erstmal. Wie er es sich gedacht hatte, war es Cassairs Nummer und er fragte sich für einen Sekundenbruchteil, was wohl war. Vielleicht kam sie ja nicht mit irgendwas aus seiner Küche zurecht? Oder der Fernseher machte mucken?

Aber es kam anders. Als er die SMS las, wusste er nicht, ob er besorgt sein sollte oder nicht. Das war auch der Grund, warum er kurz aus dem Wohnzimmer ging, um sie in Ruhe anzurufen. Es war schon komisch, dass jemand bei ihm geklingelt hatte, denn die meisten meldeten sich immer eine Stunde vorher an. Das Freizeichen ertönte und kurz darauf schon nahm jemand den Hörer ab, doch irgendwie klang alles im Hintergrund seltsam. „Wer ist da?“, fragte Byou schon fast aus Reflex, weil Cassair sich sonst immer mit einer fröhlichen Stimme meldete.

Als er dann den Satz von einer anderen Stimme hörte, wurde ihm schlagartig anders. Ayumi, eine seiner Ex-Freundinnen war da und mit ihr hatte er sich richtig verkracht. Das musste er nun wieder bemerken und ihm war klar, dass er sofort zurück in seine Wohnung musste. Während der Beziehung hatte er erst bemerkt, wie falsch die hübsche Japanerin war.

„Leute, ich muss dringend nach Hause“, seine Stimme war schlagartig gehetzt und alle schauten nur groß, als der Sänger sich in seine Lederjacke packte. „Ist was passiert?“, war es dann Ruis Stimme, die als erste ertönte. „Das weiß ich noch nicht“, die knappe Antwort des Sängers, der schon fast aus der Tür stolperte und seine Bandkollegen so sitzen ließ. Sie wussten aber alle, dass er sich melden würde, wenn er wusste, was los war.

Er hetzte sofort zu seinem Auto und fuhr so schnell er konnte zurück zu seiner Wohnung. In seinem Kopf malten sich grade die schlimmsten Szenarien aus und so hastete er auch aus dem Auto raus, in das Treppenhaus.

Die Szenerie konnte er sich ja kaum ansehen, wie Cassair dicht an den Türrahmen gepresst, schwer atmend und seine Ex-Freundin stand bei ihr. „Byou! Ich muss mit dir reden“, ertönte sofort die bekannte Stimme, die er mit der Zeit immer mehr gehasst hatte. „Ich nicht mit dir“ „Aber… ich…“ „Nichts aber du. Mach dass du weg kommst“, Byous Stimme wurde ungeduldig. Noch war er nicht komplett die Treppe hochgegangen, wartete lieber, das Ayumi endlich kehrt machte, aber das schien nicht zu passieren. „Pass mal auf, okey? Ich will dass du gehst. Ich will, dass du endlich verschwindest, verstanden? Ich will dich nie wieder sehen, hast du mich verstanden?“, jetzt kam Byou doch die Treppe hoch nur um zu sehen, was Ayumi mit Cassair getan hat. Die Wut kochte in ihm hoch, alles, was sie getan hatte schien grade wieder vor seinem Auge abzulaufen und am liebsten hätte er sie wohl grade in Stücke gerissen.

„Verschwinde. Ganz schnell. Sonst vergess ich mich“, Ayumi schien die Worte des Sängers gar nicht fassen zu können und schon war sie auf ihn zugegangen. „Du verschwindest jetzt. SOFORT“, am Kragen hatte er sie kurzzeitig gepackt und in Richtung Treppe gedrückt mit einer derartig aggressiven Stimme, dass man sie wohl noch ganz unten im Treppenhaus gehört hatte. Zum Glück war seine unmittelbare Nachbarin, eine ältere Dame, verreist. Sie wäre sonst wahrscheinlich wegen des Krachs raus gekommen und hätte ihnen ihre Hilfe angeboten.

Endlich, nachdem Byou nun wirklich bedrohlich vor seiner Ex-Freundin stand, machte sie sich langsam daran, die Treppe runter zu gehen und erst als er ihre Schritte kaum noch hören konnte, drehte er sich zu Cassair.

Sie saß noch immer am Türrahmen, hielt sich eine Hand vors Gesicht und hatte die Augen geschlossen.



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