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Heroines of War

von

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Private 1st Class

Einen Monat später
 

„98 … 99 … 100!“, rief Grayson über den Platz. „Ihr könnt aufhören.“

Erleichtert standen die Rekruten wieder auf und klopften sich den Dreck von ihren Trainingsuniformen. Sie hatten den ganzen Tag mit verschiedenen Übungen verbracht und es war inzwischen schon so spät, dass die Sonne untergegangen war und Scheinwerfer angestellt worden waren.

Erwartungsvoll, aber auch ein wenig zitternd sah Ellen zum Chief und wartete auf seine nächste Ansage. Die vergangen drei Monate hatten ihren Körper gestählt, sodass ihr das Training weniger ausmachte, doch inzwischen kam sie an ihre Grenzen. Sie hörte Alex neben sich unter ihrem erschöpften Schnauben leise fluchen.

„Chief?“, fragte jemand in der ersten Reihe.

Grayson lächelte. „Ihr habt es überstanden. Eure Grundausbildung ist hiermit offiziell beendet. Macht euch frisch und kommt dann in die Kantine für den … inoffiziellen Abschluss.”

Und ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging. Die Rekruten sahen sich einen Moment lang verdutzt an und brachen dann in lautes Jubeln aus.

„Wir haben es geschafft!“, brüllte Lauren und schlang Olivia die Arme um den Hals. Ellen klatschte ein, als Alex ihr ihre rechte Hand hinhielt.

„Endlich“, sagte Norah erschöpft und streckte sich.

Während der Ausbildung hatte Ellen sich vor allem um Lauren Sorgen gemacht, weil sie sportlich nicht so fit war wie die anderen, doch mit eisernem Willen und der Unterstützung ihrer Freunde hatte sie bis zum Ende durchgehalten. Für alle anderen, vor allem Alex, Norah und Ellen selbst waren die letzten Wochen kein Problem mehr gewesen, und Olivia hatte zwar nicht herausgeragt, aber trotzdem überall bestanden.
 

Sie machten sich gemeinsam auf den Weg zu den Duschen. Alex und Lauren plapperten aufgeregt.

“Jetzt steht uns die ganze Galaxie offen”, rief Alex aus und reckte ihre Arme zum Himmel.

“Wenn wir überhaupt unser Schiff verlassen dürfen”, wandte Lauren ein. “Vermutlich wird unsere Einheit erstmal nur einfache Patrouillenflüge begleiten.”

Alex grinste verschmitzt. “Bestimmt können wir uns ein Shuttle für einen kleinen Ausflug leihen …”

Ellen ging ein kleines Stück hinter ihnen und musterte Olivia, die stumm neben Lauren und Alex herging. Ihr Gesicht zeigte kaum eine Regung. Sie hatte sich im Laufe der Grundausbildung verändert und war noch ruhiger als sonst, doch Ellen konnte sich keinen Reim darauf machen.

“Dir ist es auch aufgefallen?”, fragte Norah leise, die neben ihr ging und scheinbar ihrem Blick gefolgt war. “Ich mache mir Sorgen um sie.”

Ellen zuckte mit den Achseln. “Vielleicht hat es noch mit dem Tod ihrer Eltern zu tun.”

“Vielleicht.”

“Hey, was gibt es dahinten zu tuscheln?”, fragte Alex amüsiert, die bemerkt zu haben schien, dass Ellen und Norah sich etwas abgesetzt hatten. “Sollen wir euch zwei alleine lassen?”

Ellen wurde schlagartig etwas warm im Gesicht, doch sie war sich sicher, dass es zu dunkel war, um es sehen zu können.

Norah erwiderte hastig: “Ich glaube, dann würde ich ein Problem mit einem unserer männlichen Kollegen bekommen.”

Alle lachten, sogar Olivia, doch Ellen war verwirrt, da sie keine Ahnung hatte, wovon sie redeten. Und sie war sich fast sicher, einen leichten Unterton in Norahs Stimme gehört zu haben, der eher verbittert als belustigt klang. Sie verwarf diesen Gedanken aber sogleich und schob es auf ihr eigenes Wunschdenken.

“Kommt schon, trödelt nicht herum, ich würde wirklich gerne aus den verschwitzten Sachen raus”, nörgelte Lauren und ohne weiter auf Norahs Seitenhieb einzugehen, gingen sie hastig zu den Duschen.
 

Im Bad herrschte ein großes Durcheinander. Casey und Ida hatten es irgendwie geschafft, ein paar Sektflaschen auf das Gelände zu schmuggeln, und jetzt spritzten sie sich gegenseitig mit einer nass und tranken währenddessen aus einer anderen, dabei wie kleine Mädchen gackernd. Ellen schnappte sich ebenfalls eine und nahm einen tiefen Schluck. Dabei bemerkte sie, dass Holly alleine in der Ecke saß und ein wenig verloren wirkte. Karen war vor einer Woche angeblich wegen eines Kreuzbandrisses ausgeschieden, und seitdem sprach Holly scheinbar mit niemandem mehr. Auch nicht Olivia, obwohl die beiden sich ein Zimmer teilten.

Als Holly bemerkte, dass Ellen sie beobachtete, verzog sie das Gesicht und fragte mürrisch: „Was ist?“

Ellen ging ein paar Schritte auf sie zu und hielt ihr die Flasche hin. „Hier, trink auch was.“

Zögernd griff Holly nach der Flasche und sagte: „Danke“.

Ellen fiel auf, dass ihre blonden Haare in den letzten drei Monaten deutlich gewachsen waren, und auch wenn sie gerade in alle Richtungen abstanden, wirkte sie dadurch nicht mehr so beängstigend wie zu Beginn der Grundausbildung.

„Gern geschehen“, erwiderte Ellen und wandte sich ab, um endlich den Dreck des Tages abwaschen zu können.
 

Als Ellen wieder in ihrem Zimmer war, setzte sie sich auf ihr Bett und schloss einen Moment ihre Augen. Alle anderen waren entweder noch im Bad oder bereits auf dem Weg zur Kantine, weshalb sie kurz die Ruhe genoss. Auf dem Stützpunkt war man selten alleine, auch wenn auf Ellens Etage in den letzten Wochen einige Zimmer leer gestanden hatten. Im Verlauf der Grundausbildung war mehr als die Hälfte derjenigen, die sich zum Dienst gemeldet hatten, aussortiert worden oder freiwillig gegangen.

Ellen war erleichtert, dass sie die ersten Monate ihrer Karriere bei der Allianz gut überstanden hatte. Sie war insgesamt bisher zufrieden mit ihren Leistungen und war optimistisch, vielen Herausforderungen in der Galaxie gewachsen zu sein, doch ihre Mutter hatte sie in ihrer letzten Nachricht gewarnt, für alles gewappnet zu sein. Es würde bei ihren Einsätzen nicht nur auf sie selbst ankommen und es war damit zu rechnen, dass es zu Verlusten kommen könnte.

Bei dem Gedanken ballte Ellen ihre Fäuste. Sie würde nicht zulassen, dass jemandem etwas geschieht. Ein Schwur, den sie sich schon vor einiger Zeit selbst geleistet hatte, als ihre Freundinnen ihr mitgeteilt hatten, sich ebenfalls von der Allianz verpflichten lassen zu wollen.

Ihre Gedanken wurden vom Blinken ihres Omni-Tools unterbrochen. Sie rief die Nachricht auf und ihre Kinnlade klappte herunter, als sie ihren Inhalt gelesen hatte.
 

Rekrutin E. Webber,

kommen Sie bitte umgehend in mein Büro. Gebäude 10, zweiter Stock, Zimmer 210.

Major E. Wells
 

Niemand von den Rekruten hatte den Major noch einmal gesehen, seitdem er sie am ersten Tag begrüßt hatte. Ellen grübelte, ob sie einen Anlass zur Beschwerde oder für eine Bestrafung gegeben haben könnte, doch ihr wollte nichts einfallen.

Nervös machte sie sich auf den Weg. Das Gebäude 10 war ein großer, prachtvoller Bau an der Nordseite des Geländes. Die breite Treppe, die zu den breiten Eingangstüren aus dunklem Holz führte, wurde von zwei Fahnenmasten gesäumt. Am rechten hing eine Flagge der USA, am linken die der Allianz. Beide wehten leicht im Wind, so als ob sie Ellen bedeuten würden, einzutreten.

Sie ging die Treppe hinauf und wurde halb von Jenkins umgerannt, der nur ein kurzes „Tschuldigung“ murmelte und verschwand.

Ellen sah ihm irritiert nach, tat die Situation dann aber doch nur mit einem Schulterzucken ab und setzte ihren Weg zu Major Wells fort.

Als sie den richtigen Flur im zweiten Stock gefunden hatte, ging sie nur noch sehr langsam voran, weil ihre Stiefel auf dem hellen Parkett sehr laut polterten und sie dem Major ihre Ankunft nicht schon aus vielen Metern Entfernung ankündigen wollte.

Schließlich fand sie das Zimmer 210 und klopfte zögernd an.

„Herein“, kam es von drinnen und sie öffnete die Tür zu einem eher unauffällig gestalteten Büro. Es gab einen breiten Schreibtisch aus schwarz lackiertem Holz, eine altmodische Vitrine, in der ein paar Flaschen standen, und lediglich noch hier und da eine Auszeichnung an der Wand. Der Major saß auf einem prächtigen Ledersessel und schien gerade konzentriert ein Datenpad zu studieren.

„Ah, Rekrutin Webber, setzen Sie sich“, sagte er, als er kurz aufsah, und deutete auf den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs. Ellen nahm nervös Platz und wartete, bis er schließlich seufzend das Datenpad zur Seite legte und ihr seine Aufmerksamkeit widmete.

„Diese Bürokratie bringt mich irgendwann noch ins Grab“, grummelte er und schenkte sich ein Glas Whiskey ein. „Auch was?“, fragte er sie mit einem grimmigen Lächeln.

„Nein, danke, Sir.“

„Schade, Sie verpassen etwas.“ Er stürzte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem Zug herunter.

„Nun denn. Sie fragen sich wahrscheinlich, warum Sie hier sind, genauso wie die anderen vier, die ich vor Ihnen schon einbestellt habe. In den drei Monaten der Grundausbildung haben wir unzählige Daten und Ergebnisse der ganzen Einheit gesammelt und ausgewertet. Meinen Glückwunsch, Rekrutin Wegger, Sie gehören zu den fünf Besten.“

Ellen versuchte, nicht breit zu grinsen und ernst zu bleiben, deshalb erwiderte sie möglichst nüchtern: „Ich habe stets mein Bestes gegeben, Sir.“

Wells nickte. „Gut. Ich hoffe, dass Sie das auch weiterhin tun werden, denn Sie und die anderen vier erhalten eine Beförderung zum Private 1st Class. Diese Beförderung macht Sie zu Gruppenführern für die nächste Zeit. Welche vier Privates 2nd Class Ihnen zugeteilt werden, erfahren Sie morgen früh. Und Sie erhalten natürlich 100 Credits mehr pro Woche als Ihre Untergebenen.“

Jetzt konnte Ellen sich nicht mehr zurückhalten und strahlte über ihr ganzes Gesicht. Sie hatte gewusst, dass sie meist gut abgeschnitten hatte, doch dass es für eine Beförderung reichte, hätte sie sich niemals zu träumen gewagt. „Danke, Sir!“

„Ich nehme an, dass Sie also keine Einwände dagegen haben“, sagte er und tippte kurz auf einem Datenpad. Dann sah er wieder auf und lächelte milde. „Sie können gehen. Feiern Sie mit den anderen.“

Ellen erhob sich, salutierte und verließ das Büro. Sie nahm den Fahrstuhl nach unten und atmete erleichtert durch, als die Wände sich geschlossen hatten. Gleichzeitig machte sich aber auch etwas Unsicherheit breit. War sie bereits fähig genug, um einen Trupp anführen zu können? Würden die ihr unterstellten Privates überhaupt auf ihre Befehle hören? Und was war, wenn sie eine falsche Entscheidung traf und deshalb die anderen in Gefahr brachte?

„Für eine Rekrutin, die direkt eine Beförderung bekommen hat, siehst du aber gar nicht glücklich aus“, sagte Norah. Ellen hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon im Erdgeschoss angelangt war und die Fahrstuhltüren sich geöffnet hatten.

“Es ist nichts”, sagte Ellen und versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. “Moment mal. Woher weißt du davon?”

Norah grinste sie vielsagend an. “Ich hatte kurz vor dir das gleiche Gespräch mit dem Major. Da du dann scheinbar nicht zu meinen Privates gehören wirst, muss ich mich wenigstens nicht mit deinem Dickkopf auseinandersetzen.”

Ellen lachte auf und ihre düsteren Gedanken verflüchteten sich. “Ich hoffe, Alex wird in deinen Trupp gesteckt, damit wenigstens sie dich auf Trab halten kann”, erwiderte sie amüsiert.

“Vielleicht hätte ich bei dem Major ein paar Wünsche platzieren sollen …”, stöhnte Norah, doch Ellen wusste, dass sie es nicht ernst meinte. Im Kampf war Alex eine zuverlässige Kameradin und scheinbar begnadete Schützin. Gepaart mit Olivias Gespür für Taktiken und Laurens Begeisterung für Medizin hätten sie zu fünft ein gutes Team abgegeben.

“Eigentlich bin ich nur hier, weil ich mit dir zu der Party in die Kantine gehen wollte”, sagte Norah und stieß sie leicht mit ihrer Schulter an, während sie über das Gelände spazierten. Ellen wollte sich in die Berührung lehnen, widerstand jedoch dem Drang.

Norah erklärte: “Der inoffizielle Abschluss besteht aus einer ganzen Menge Bier und Schnaps.”

“Natürlich”, sagte Ellen kichernd und sie gingen gemeinsam über das dunkle Gelände.
 

Am nächsten Morgen wurde Ellen sanft von Ida geweckt. „El, du musst aufstehen, es wird langsam Zeit.“

Erschrocken setzte sie sich auf. „Wie lange habe ich geschlafen? Wie spät ist es?“ Erst da bemerkte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf und kniff die Augen zusammen.

„Keine Sorge. Es ist erst 9 Uhr, und laut unseren Befehlen fliegen wir erst um 11 los.“

„Befehle?“

„Ja, sie sind gerade gekommen.“

Ellens Hirn arbeitete noch sehr träge. Die Party war ein großes Durcheinander gewesen. Sie hatten mit ihren Ausbildern gelacht und getrunken, bis man sie gegen 2 Uhr entlassen hatte, damit sie heute präsentabel waren. Ellen hatte immer wieder mit irgendjemanden auf ihre Beförderung anstoßen müssen, was erklärte, warum ihr Kopf so weh tat.

Langsam stand sie auf, schluckte eine Aspirin aus ihrem Schrank und torkelte fast ins Bad. Nach der Dusche und einem kurzen Frühstück ging es ihr schon besser und es kam Leben in ihre trägen Glieder. Neugierig griff sie nach ihrem Omni-Tool und öffnete die erste von zwei eingegangen Nachrichten, welche aber nur ihre Beförderung zum Private 1st Class bestätigte. Die andere beinhaltete einige Überraschungen.
 

Befehle für den 231. Zug aus Camp Cody:

Patrouillenflüge an Bord der SSV Rome unter dem Kommando von Commander T. Lance.

Abflugszeit von Camp Cody: 1100
 

Die Einteilung der Teams erfolgte Leistungsgerecht und sieht wie folgt aus:
 

Alpha-Team:

Private 1st Class Eli, N.

Private 2nd Class Krieger, L. , Schmidt, L, O'Malley, J, Nguyen, T.
 

Beta-Team:

Private 1st Class Webber, E.

Private 2nd Class Jenkins, P, Zhao, A, Vonn, C., McGill, H.
 

Gamma-Team:

Private 1st Class Gunner, S.

Private 2nd Class Thurman, I., Schulze, O., Smith, W., Carlson, S.
 

Die Namen der anderen beiden Gruppen überflog Ellen nur, weil sie die Personen dort kaum kannte. Sie freute sich, dass sie mit Alex und Casey zusammenarbeiten konnte, doch mit Jenkins würde es schwierig werden, denn er ließ sich nicht gerne etwas sagen, vor allem nicht von Frauen. Sie dachte noch einmal an die Party gestern zurück. Shaun hatte ihr erzählt, dass Jenkins, als herauskam, dass einige Leute befördert wurden, sofort zum Major marschiert war, um seine zu erhalten. Doch Wells hatte ihm mitgeteilt, dass er nicht als geeigneter Kandidat gelte und noch reifen müsste, woraufhin er ziemlich sauer wurde.

Ellens Blick blieb an dem Namen McGill hängen. H … Es konnte sich nur um Holly handeln. Sie glaubte nicht, dass es da Probleme geben würde, denn sie hatte bei ihr das Gefühl, dass sie ein guter Marine war und sie ihr im Einsatz vertrauen konnte, was zu den wichtigsten Eigenschaften gehörte, wie Grayson ihnen in den Theoriestunden geprädigt hatte.

Casey betrat das Zimmer und hielt drei dunkelblaue Uniformen in der Hand, dazu für jede ein Barett in der anderen.

„Ich war so frei und habe schon mal unsere Paradeuniformen abgeholt. Vor der Tür stehen auch schon unsere neuen Stiefel und winzig kleine Taschen, in die wir irgendwie unseren ganzen Kram reinquetschen sollen. Außerdem sind da auch bereits unsere Uniformen für die Rome mit drin“, plapperte sie und legte die Sachen in ihren Händen vorsichtig auf den Tisch. Als sie bemerkte, dass Ellen wach war, nahm sie eine steife Körperhaltung an und salutierte.

„Guten Morgen, Private 1st Class Webber, Ma'am.“

„Lass den Quatsch“, sagte Ellen und warf ein Kissen nach ihr.

„Das hat sie heute schon vor dem Spiegel im Bad geübt“, verriet Ida lachend.

„Aber nur, weil es sich so komisch anfühlt. Sie ist die jüngste von uns dreien und trotzdem gibt sie jetzt den Ton an.“

„Pass auf, wenn du so weitermachst, lässt sie uns noch Strafrunden laufen.“

Kopfschüttelnd stand Ellen auf und griff sich ihre Uniform. Sie war dunkelblau und hatte golden verzierte Nähte. Die Schulterteile waren noch etwas dunkler als der Rest der Uniform und hatten jeweils rechts und links einen breiten, silbernen Streifen, der ihren Rang zeigte. Als Ellen sie angezogen hatte, stellte sie fest, dass sie wie angegossen saß, ein Gefühl, dass sie wegen der zu weiten Trainingsklamotten lange nicht mehr gehabt hatte. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass der Stoff sich ein wenig dem Körper des Trägers anpasste, damit man einen tadellosen Eindruck machte.

„Sie ist vielleicht meine Vorgesetzte, aber ich sehe in der Uniform besser aus“, fachsimpelte Casey, worüber Ida und Ellen beide lachten.

Ellen holte sich ihre Stiefel und ihre Tasche vom Flur und nachdem sie sich die schwarzen Stiefel angezogen hatte, musterte sie ihre Fächer im Schrank und überlegte, was sie einpacken würde. Eigentlich gab es nicht sehr viele persönliche Gegenstände, die sie hierhin mitgenommen hatte. Da fiel ihr die Tasche ins Auge, mit der sie angereist war. Sie hatte vorher ihrer Mutter gehört, während sie in der Allianz gedient hatte, und Ellen hatte darauf bestanden, sie mitnehmen zu dürfen. Sie holte sie aus dem Fach und stellte sie neben ihre neue. Sie sahen absolut identisch aus, deshalb packte sie ihre neuen Uniformen in die alte Tasche und legte ein altmodisch eingerahmtes Foto von sich und ihren Eltern oben drauf. Als die Aufnahme entstanden war, war sie kaum älter als fünf gewesen und saß auf den Schultern ihres Vaters, der breit grinsend einen Arm um seine Frau gelegt hatte und mit der anderen Hand seine Tochter an einem Bein festhielt. Thomas Webber. Er starb an einem Virus, als Ellen gerade dreizehn geworden war. Ellen vermisste ihn und sie wünschte sich, er könnte sehen, wie groß seine kleine Kroganerin, wie er sie immer genannt hatte, geworden war. Sie hoffte, dass er stolz auf sie gewesen wäre.

„Hey, El, komm' mal her“, sagte Casey und zog sie und Ida zu sich heran. Erst da bemerkte Ellen das kleine, schwarze Quadrat mit der großen Linse, das vor ihnen in der Luft schwebte.

„Ein Geschenk von meinen Eltern, weil ich die Grundausbildung gepackt habe. Und jetzt lächeln!“

Es gab einen kurzen Blitz und ein Klicken. Dann nahm Casey die Kamera in die Hand und ließ mit einem Knopfdruck einen kleinen holografischen Bildschirm erscheinen, der das Bild anzeigte. Ellen fand, dass sie drei in ihren Uniformen sehr erwachsen aussahen.

„Gut, das schicke ich gleich meiner Familie“, murmelte Casey und nickte zufrieden.

Ellen packte noch ein paar Kleinigkeiten ein und ging dann ein letztes Mal ins Bad, um ihre Haare zu einem vernünftigen Knoten zu binden und das Barett sorgfältig auf ihrem Kopf zu platzieren.

„Ellen, wir müssen langsam los“, rief Ida vom Flur, wo bereits reges Treiben herrschte. Ellen holte ihre Tasche und eilte dann den anderen hinterher.
 

Die Gruppe der ehemaligen Rekruten, genau 25 Personen, hatte sich auf dem großen Landeplatz versammelt. Dort standen sie in ihren Uniformen in fünf Reihen ordentlich nebeneinander, den Blick starr geradeaus zu ihrem Gunnery Chief, und jeder von ihnen hatte eine eine Reisetasche neben sich stehen, auf der das Emblem der Allianz prangte.

„Auf diesen Moment habt ihr die letzten drei Monate hingearbeitet. Ihr seid von heute an keine Rekruten mehr. Seht euch die Streifen auf eurer Uniform an und prägt euch diesen Moment gut ein. Von heute an seid ihr vollwertige Allianz-Marines. Für die meisten von euch erfolgt der Einstieg als Privates 2nd Class, doch die besten fünf von euch erhielten eine Beförderung zum Private 1st Class und sind eure Gruppenführer“, sagte Gunnery Chief Grayson ihnen.

„Ich beglückwünsche euch dazu und ich bin wie immer froh, einen weitere Gruppe loszuwerden", fuhr Grayson fort und die Gruppe lachte. „Wir werden sie auch nicht vermissen, Chief“, erwiderte Shaun.

„Eure Befehle findet ihr in euren Omni-Tools, aber inzwischen solltet ihr sie alle gelesen haben. Ihr werdet von nun an auf der SSV Rome dienen, danach wird entschieden, wie und in welche Richtungen es mit jedem einzelnen mit euch weitergeht. Macht das Beste aus euch und mir keine Schande! Privates 1st Class, führt eure Gruppen zu den Shuttles.“ Mit diesen Worten salutierte er, was von der Gruppe erwidert wurde.

„Alpha Team, mir nach“, rief Norah aus und marschierte mit ihrem Team zu einem der dunkelblauen Shuttles hinter Grayson. „Beta Team, mir nach“, sagte Ellen laut und ging zu demselben Shuttle. Die anderen drei Gruppen folgten ihnen ebenfalls. Nachdem sie sich alle verteilt hatten, starteten sie und befanden sich kurze Zeit später bereits im Orbit. Durch die Außenkameras erhaschte Ellen einen letzten Blick auf die Erde und fragte sich, wann sie sie wiedersehen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2013-04-14T01:19:45+00:00 14.04.2013 03:19
Jetzt wird es ernst.
Mal sehen ob die Mädels es mit den Schrecken der Galaxie zurechtkommen werden.
Von:  dragon493
2013-03-18T20:18:49+00:00 18.03.2013 21:18
Tolles Kapitel
Cool das sie befördert wurde
bin gespannt wie es auf dem neuen Platanen wird
freu mich aufs nächste Kapitel
lg dragon493


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