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Heroines of War

von

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Die SSV Rome

Durch die Außenkameras konnten sie sehen, wie sich ihr Shuttle der SSV Rome näherte. Es handelte sich um eine ziemlich kleine Fregatte, welche Platz für ungefähr 100 Personen bot, wie Ellen aus den unzähligen Theoriestunden während der Grundausbildung wusste. Sie war flach und hatte zwei blau lackierte, breite Flügel, auf denen in leuchtenden Buchstaben der Name der Fregatte stand.

Langsam näherten sich die Shuttles einer Landebucht an der Seite, welche durch ein blaues Schutzschild abgeschirmt wurde. Diese Wand sorgte auch gleichzeitig dafür, dass keine Luft entwich und man sich daher ohne Sauerstoffgeräte im Hangar frei bewegen konnte.

Ein sanfter Ruck war zu spüren, als sie den metallenen Boden der Rome berührten, dann öffnete ihr Pilot die Tür für sie. Ellen sah unsicher zu Norah, denn man hatte ihnen nicht genau gesagt, was sie nach ihrer Landung erwarten würde und was von ihnen erwartet wurde, doch diese zuckte nur mit den Achseln.

„Also dann“, sagte Nora, löste ihre Halterungen und stand auf. Nach Ellen folgten auch alle anderen ihrem Beispiel und sie holten ihr Gepäck aus den Fächern und verließen in ihren eingeteilten Gruppen das Shuttle durch die Seitentür, wo sie sich wieder in zwei Reihen aufstellten. Neugierig sah Ellen sich im Hangar um. Er war groß genug, um alle drei Shuttles nebeneinander landen lassen zu können, doch durch einige große Frachtkisten und Werkbänke, die an den Seiten standen, musste es verdammt schwierig für die Piloten gewesen sein, ohne einen Zusammenstoß zu landen. Mehrere Personen liefen umher, verluden oder kontrollierten Fracht und inspizierten Ausrüstung. Ein großer, grauhaariger Mann trat auf sie zu, während sich auch die anderen drei Gruppen bei ihnen aufstellten. Ellen sah die goldenen Streifen und salutierte, wie auch die anderen ihres Zugs.

„Rührt euch“, sagte er lächelnd und die Marines entspannten sich. Ellen vermutete, dass das Commander Lance war. Er hatte schon kleine Falten im Gesicht, vor allem um die blauen Augen herum, doch er machte in seiner dunkelblauen Uniform einen durchtrainierten Eindruck. „Willkommen an Bord der SSV Rome, 231. Zug“, rief er. „Hoffentlich hatten Sie eine angenehme Reise. Ich entschuldige mich für das Durcheinander hier, aber wir werden in Kürze für mehrere Monate die Erde verlassen und es müssen noch Vorräte und andere Dinge an Bord gebracht werden. Ich bin Commander Lance, aber das werden Sie bereits wissen. Lieutenant August wird Sie gleich durch das Schiff führen und ihnen ihre Quartiere zeigen. Um 1300 werden Sie im Konferenzraum erwartet. Bis dahin haben Sie Zeit, um sich einzurichten und sich umzuziehen. Ich würde gerne mehr mit ihnen plaudern, aber ich werde zu einem Gespräch erwartet.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und ein anderer Marine trat an seine Stelle.

Dieser war ungefähr Mitte 20, hatte eine dunkelbraune Haut und außer seinen Augenbrauen keine Haare am Kopf. Anstelle einer kompletten Uniform trug er nur eine dunkle Hose und ein weißes T-Shirt dazu, über welches seine Hundemarken hingen. Nachdem er sie einen Moment lang gemustert hatte, grinste er und sagte einfach nur „Dann mal los, Frischlinge“ und stapfte nach links zu den Fahrstühlen, der 231. Zug folgte ihm.

„Wie ihr seht haben wir zwei Lifts. Der rechte ist der breitere und hauptsächlich für den Transport von Verletzten oder Fracht, die oben gebraucht wird, gedacht, der linke für alles andere“, plapperte er, während er bei beiden die Ruftaste betätigte und sie warteten. „Seht ihr die Tür rechts von uns, wo zwei Wachen stehen? Da ist die Waffenkammer. Da habt ihr aber nichts drin zu suchen, wenn ihr nicht gerade eure Panzerung und Waffen für eine Mission holt. Warum könnt ihr euch sicher selbst denken: wenn hier jemand mit 'ner Knarre auf dem Schiff 'rumläuft, wäre das eher nicht so gut.“

Sirrend glitten die Fahrstuhltüren auf. „Verteilt euch auf beide, dritte Etage“, rief Lieutenent August.

In dem Lift musterte Ellen kurz den Bildschirm zum Auswählen des gewünschten Decks. Sie befanden sich gerade auf der Frachtebene. Darüber war das Maschinendeck und die Krankenstation, welche unter den Quartieren und der Kommandoebene lagen.

„Wie ihr seht, ist die Rome recht übersichtlich, ihr solltet euch also hier nicht verlaufen“, redete August weiter. Sie stiegen auf dem Quartierdeck aus und er führte sie um eine scharfe Linkskurve in einen langen Korridor, von welchem rechts und links mehrere Türen abzweigten.

„Da wir gerade nicht voll ausgelastet sind, habt ihr den Luxus, nach Geschlechtern getrennte Quartiere zu kommen.“

Jemand von den Männern murmelte: „Schade, ich hatte mich schon darauf gefreut.“ Einige andere lachten.

August sah sie verächtlich an. „Der ist alt, der Spruch kommt jedes Mal von jemanden. Ihr wisst, dass Verbrüderungen offiziell eh nicht erlaubt sind.“

Ellen warf einen Blick zu Alex, die so tat, als hätte sie das letzte nicht gehört.

„Der Raum hier rechts ist für die Frauen, die letzten beiden auf der linken Seite für die Männer. Wie ihr euch da aufteilt, ist euch überlassen.“

„Lieutenent August, bitte kommen sie auf die Kommandoebene“, wurde per Lautsprecher durchgesagt.

August eilte zum Fahrstuhl, drehte sich auf halben Weg noch einmal um, rief „Denkt daran, dass ihr auch gleich oben erwartet werdet!“ und ging mit schnellen Schritten weiter.

Ellen betrat ihre Kabine als erste und fand einen sparsam eingerichteten Raum vor sich. An den grauen, metallenen Wänden standen jeweils rechts und links zwei Etagenbetten mit den Fußenden zur Mitte hin, wodurch ein Gang zu den acht Schränken an der Stirnseite entstand. Insgesamt wirkte er sehr beengt und als sie alle drin standen, gab es nicht mehr sehr viel Platz, um sich zu bewegen.

„Nette Besenkammer“, frotzelte Alex und warf sich auf das erste untere Bett der rechten Seite, nachdem Ellen ihre Tasche auf das obere gelegt hatte.

„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“, fragte Lauren, während sie ihre Paradeuniform öffnete.

Casey sah auf ihre Uhr und stöhnte. „Gerade einmal Zehn Minuten.“

Ellen beeilte sich und schlüpfte von einer Uniform in die andere. Ihre Kleidung für die Rome war von einem dunkleren Blau als die für festliche Anlässe, hatte ebenfalls graue Nähte und umgekrempelte Ärmel. Nachdem sie ihre Sachen in einem der Schränke verstaut hatte, setzte sie sich wieder ihr Barett auf, weil es auf einem Schiff zur Etikette gehörte, und wartete darauf, dass die anderen fertig wurden.

Schließlich schafften sie es alle angemessen gekleidet rechtzeitig auf das Kommandodeck, wo ein Marine sie um den Fahrstuhl herum zum Konferenzraum führte.

„Ach, die Frauen sind auch endlich da. Setzt euch“, begrüßte Lieutenant August sie. In dem großen Konferenzraum standen mehrere Stuhlreihen, auf denen die Männer aus ihrem Zug bereits saßen und zu dem großen Bildschirm an der Wand sahen, auf dem eine Galaxiekarte gezeigt wurde. Sie salutierten vor den Offizieren, die neben dem Bildschirm standen, und nahmen Platz. Ellen zählte neben August noch drei weitere hochrangige Männer und eine Frau, alle in Schiffsuniform gekleidet und mit Dienstabzeichen auf den Schultern.

„Dann lasst uns mit der kurzen Einführung beginnen“, sagte einer von ihnen. Er hatte etwas längere, braune Haare, die streng nach hinten gekämmt waren, einen gelangweilten Blick und wirkte auf Ellen etwas unmotiviert. „Wir, das heißt Second Lieutenent August, Second Lieutenent Perkov, First Lieutenent Dexter, First Lieutenent Washington und ich, Lieutenent Commander und XO von Commander Lance, van Hagen, werden euch in den nächsten Wochen bei Einsätzen beobachten und eure Fähigkeiten einschätzen, welche aber noch nicht sehr ausgereift sein dürften. Tests haben gezeigt, dass Grünschnäbel wie ihr länger leben, wenn sie schon einmal auf fremden Planeten gewesen sind, weil man zum Beginn des aktiven Dienstes noch zu sehr auf die luxuriösen Bedingungen der Erde gepolt ist. Zu diesem Zweck werdet ihr in Kürze wenigstens einen oder zwei Übungseinsätze absolvieren, wenn nichts dazwischen kommt. Bis dahin und allgemein in der ruhigen Zeit solltet ihr euch selbstständig fit halten. Unten auf dem Maschinendeck gibt es einen Raum für Krafttraining. Vernachlässigt nichts, denn von eurer Fitness hängt nicht nur euer, sondern auch das Leben eurer Kameraden ab. Sollten wir euch für untauglich halten, werdet ihr vom Dienst suspendiert. Gibt es Fragen soweit?“

John O'Malley rief: „Wo geht es denn eigentlich hin?“

„In die Traverse“, erwiderte Lieutenent August. „Wir fliegen Patrouillen, um die Kolonien zu beschützen. In letzter Zeit hat es vermehrt Angriffe von Piraten und Söldnern gegeben.“ Er vergrößerte den unten rechts liegenden Teil der Galaxiekarte am Wandbildschirm.

„Nun zu den Regeln an Bord“, fuhr van Hagen fort. „Neben euch gibt es noch einen weiteren Trupp, doch dort sind alle schon mindestens fünf Jahre aktiv und euch ausnahmslos höhergestellt, weshalb euch alleine die Wachdienste zufallen. Die Pläne dazu werden an eure Omni-Tools geschickt. Eine Schicht dauert immer acht Stunden. In der Zwischenzeit, bis wir Aufgaben für euch gefunden haben, könnt ihr euch beschäftigen, wie ihr wollt, aber stört niemanden dabei. Für diejenigen, die zum Beispiel eine medizinische Ausbildung anstreben, wäre es sinnvoll, die Zeit zum Vorbereiten zu nutzen. Essen gibt es immer um 8, 14 und 19 Uhr nach Erdzeit. Eure Kantine liegt am Heck des Crewdecks. Die Leute beim Wachdienst dürfen sich ihre Portionen später abholen. Sollten sie zwischendurch hungrig sein, können sie einen unserer Köche fragen, denn es ist nicht gestattet, sich selbstständig zu bedienen. Wir wollen sie nicht verhungern lassen, aber so ist es einfacher, einen Überblick über die Vorräte zu behalten.“

Er machte eine kurze Pause, um eine Haarsträhne, die nach vorne gerutscht war, wieder zurückzuschieben.

„Von euch wird erwartet, allen Befehlen zu folgen, aber das sollte selbstverständlich sein. Wer dies nicht tut, wird je nach der Schwere des Ausmaßes bestraft. Das gilt sowohl für unsere Anweisung als auch für die der Privates 1st Class.“

August ergriff noch einmal das Wort. „Eins noch. Wir werden bald das Massenportal erreichen. Für den Sprung wäre es ratsam, sich zu setzen oder irgendwo festzuhalten, weil ihr sonst ordentlich durchgeschüttelt werdet.“

Van Hagen nickte. „Ja, richtig. Okay, das wären soweit alle Dinge, die Sie heute Wissen müssen. Sie können gehen.“

Ellen stand auf und verließ zusammen mit ihrem Zug den Konferenzraum.

„Heißt das, wir haben jetzt richtige Freizeit?“, fragte Alex verblüfft.

Ellen kniff nachdenklich die Augen zusammen. „Ich glaube, ja.“

Sie schritten zum Fahrstuhl und fuhren wieder eine Etage tiefer, doch Lauren blieb im Lift stehen.

„Geht ihr schon vor, ich muss noch mit jemanden sprechen. Wir sehen uns beim Essen!“ Die Türen glitten wieder zu.

„Was hat sie vor?“, fragte Norah, während sie zu ihrem Quartier gingen. Ellen zuckte nur mit den Achseln.

„Eintritt in die ÜLG in einer Minute“, kündigte jemand über die Lautsprecher des Schiffes an.

„Uuuh, wie aufregend“, sagte Shaun hinter ihnen lachend. Alex stieß ihm leicht ihren Ellenbogen in die Seite.

Nachdem die Frauen in ihr Quartier zurückgegangen waren, stand John noch vor der offenen Tür. „Hübsch habt ihr es ihr“, sagte er. „Fehlen nur noch Pferdeposter an den Wänden.“

Ida ging zu ihm und schloss kommentarlos die Tür, woraufhin ein lautes „Eeey“ zu hören war.

„Eintritt in die ÜLG in drei … zwei … eins“, wurde über die Lautsprecher durchgesagt, dann fuhr ein starker Ruck durch das Schiff und sie konnten hören, wie John fluchend auf den Boden fiel.

„Verdammt, Ida, du hättest die Tür auflassen müssen, das hätte ich zu gerne gesehen!“, rief Alex grinsend.
 

Eine Stunde später standen sie in der Kantine auf dem Crewdeck. Dies war ein breiter Raum mit vier langen Tischen und einer Küche auf der linken Seite, in welcher ein großer, bulliger Mann eifrig in einigen Töpfen rührte.

„Setzt euch, das Essen kommt sofort!“, rief er ihnen zu und wischte sich mit einem schmutzigen Handtuch etwas Schweiß von der Stirn. Sie verteilten sich in Grüppchen über alle vier Tische. Ellen s Magen knurrte bereits seit einer halben Stunde und die leckeren Gerüche, die zu ihnen herüber waberten, machten es nicht gerade besser.

„Mein Platz“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme neben ihr. Erschrocken wand sie sich um und fand einen muskelbepackten Marine vor sich, der mindestens zwei Köpfe größer war als sie.

„Wie bitte?“, fragte sie verdattert.

„Die rechten Tische gehören uns. Verzieht euch auf die andere Seite!“

Ellen warf einen Blick in die Runde. Alex und Norah nickten ihr zu, also standen sie anstandslos auf und setzten sich an einen anderen Tisch.

„Das kann ja spaßig werden“, murmelte Norah.

Ellen beobachtete die anderen Marines, die auf der rechten Seite des Raums Platz nahmen.

Sie machten einen sehr … abgehärteten, ernsten Eindruck. Nicht wenige hatten Narben im Gesicht oder an den Armen, und die grimmigen Gesichter der Männer und Frauen zeigten kaum den Anflug eines Lächelns, selbst nicht, als der Koch ihnen die Töpfe hinstellte. Ellen zählte sie durch und stellte fest, dass sie zur zehn waren, was selbst mit den Offizieren, die oben aßen, wenig für einen Trupp war.

Als sie sich gerade die ersten Portionen auftaten, kam Lauren strahlend in den Raum.

„Wo warst du?“, fragte Olivia, nachdem sie sich zu ihnen gesetzt hatte.

„LC Van Hagen meinte doch, dass wir unsere Freizeit am besten nutzen, wenn wir uns Weiterbilden. Deshalb war ich auf der Krankenstation und habe mit Doktor Lopez geredet. Er hat mir versprochen, sich mal nach geeigneter Literatur umzusehen, und wenn es zu Verletzungen kommen sollte, darf ich bei der Behandlung assistieren!“

„Ui, du darfst Pflaster aufkleben“, witzelte Alex, woraufhin Norah ihr einen kleinen Klapps auf den Hinterkopf gab. „Du hörst dich schon so an wie Shaun.“

Schmunzelnd sah Ellen sich den Dienstplan an, der gerade an ihr Omni-Tool geschickt worden war, und stellte überrascht fest, dass sie bereits an diesem Abend mit Olivia acht Stunden lang vor der Waffenkammer Wache schieben sollte.

Während sie die ersten Löffel ihres Eintopfs aß, musterte sie noch einmal die Marines auf der anderen Seite. Sie waren ausnahmslos still und aßen kaum etwas. Ellen wüsste zu gerne, was ihnen zugestoßen war, und nahm sich vor, bei Gelegenheit vielleicht mal Lieutenent August danach zu fragen, denn mit seiner freundlichen Art wirkte er von den Offizieren noch am zugänglichsten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nightwatcher
2013-05-23T12:18:07+00:00 23.05.2013 14:18
Und wieder ist ein Lob angebracht! Von wenigen Tipfehlern abgesehen ist das wieder ein tolles Kapitel geworden, bei dem ich oft schmunzeln musste.
Ich hab mich erst gewundert, warum der Koch persönlich aufschöpft, weil kantinen meist unpersönlicher sind, aber dann ist es ja wieder logisch, weil das Schiff tatsächlich eine kleine Besetzung hat. Das ist eine gute Möglichkeit das zu verdeutlichen ;)
Von:  fahnm
2013-04-14T01:21:11+00:00 14.04.2013 03:21
Spitzen Kapi^^
Bin mal gespannt was noch kommt.^^


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