Zum Inhalt der Seite

Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rache

Kapitel 41

Rache

 

 

Wie dumm Verliebte doch sind. Sobald sie ein außergewöhnliches Gefühl glauben zu fühlen, was von einem anderen Menschen hervorgerufen wird, verfallen sie diesem Irrglauben, dass es sich dabei um Liebe handelt. Wie töricht diese Annahme ist. Es ist nicht schwer, diesen Fehler, diese Verletzbarkeit bei solchen Leuten auszunutzen. Dabei gibt es so etwas wie Liebe gar nicht. Noch nicht einmal richtige Freundschaft gibt es. Die Menschen sind egoistische Kreaturen, deren oberste Priorität das eigene Überleben ist. Für andere Gefühle ist dann kein Platz mehr. Die innige Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind ist ebenso eine Fantasie, ein Trugbild, welches verbreitet wird, um den Menschen Hoffnung zu schenken.

 

So viele Aberglauben und keinerlei Wahrheit dahinter. Warum nur belügen sich die Menschen von Tag zu Tag? Eine glückliche Familie kann es nicht geben und wird es auch nie. Das Leben wäre eventuell einfacher, wenn die Kinder von Anfang an mit der Wirklichkeit konfrontiert werden würden. Anstatt diese albernen Dinge vom Weihnachtsmann, dem Osterhasen oder der Zahnfee erzählt zu bekommen. Als ob so etwas nötig ist. Früher oder später kommen die Kinder sowieso dahinter. Also, warum sich große Mühen geben, wenn hinterher alles für die Katz war?

 

Meine Eltern waren zum Glück nicht so einfältig gewesen. Nein. Sie waren ganz anders und haben mir früh die grausame Realität vor Augen geführt. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein.

Die Welt, die menschliche Natur, wird nun mal von Zorn, Macht, Gier und Eifersucht regiert. Man braucht sich also nicht täglich etwas vorzumachen, von irgendwelchen Dingen, die eine Ausgeburt der Fantasie ist.

 

Chelsea wird es auch noch lernen. Sie ist auf dem besten Weg dies zu begreifen. Sobald ich auch noch Vaughn aus dem Weg geräumt habe, wird sie nur noch mir gehören. Natürlich werde ich sie bestrafen müssen. Ich lasse mich nicht so vorführen, von einem kleinen Mädchen und einem Möchtegern Freund und lasse sie dann auch noch ungestraft davonkommen. Solche Spielchen spielt keiner mit mir. Ich allein stelle die Regeln auf und wähle die Schachfiguren.

 

Wie immer war es ein Leichtes gewesen, Urkunden und Daten zu fälschen, um sich als Schüler auszugeben. Teenager sind am leichtesten zu manipulieren. Besonders diese dumme Nathalie, die sich selber für so schlau hält. Ohne es zu merken, hat sie mir wertvolle Informationen über Chelsea liefern können, die ich bereits am ersten Tag ins Auge gefasst hatte. Mädchen vom Land haben immer etwas Unschuldiges an sich, das mich am meisten interessiert und auch herausfordert. Wäre Vaughn nicht an jenem Tag erschienen und hätte mein Tun vereitelt, hätten wir bestimmt jede Menge Spaß zusammen gehabt.

 

Bisher konnte ich junge Frauen, unschuldige Mädchen immer dazu bringen, sich mir freiwillig zu unterwerfen. Ob sie es nun hundertprozentig aus freien Stücken taten oder nicht, ist mir gleichgültig. Denn die Überraschung in ihren Augen ist immer wieder Goldwert, wenn sie am Ende merken, was für Töne ich ihnen entlocken konnte. Bei der Wahl ist es mir nicht wichtig, ob sie verheiratet, in einer festen Beziehung sind oder nichts dergleichen. Der Typ ist ausschlaggebend und Chelsea trifft haargenau dieses Muster. Nathalie war dabei bloß Mittel zum Zweck gewesen.Kein schlechter Zeitvertreib muss ich schon eingestehen. Diese Schlampe hatte eindeutig was auf dem Kasten. Unter anderen Umständen wären wir bestimmt Gleichgesinnte geworden. An ihr haftete ebenfalls etwas Dunkles, was sie garantiert auslebte. Jedoch geriet sie unter den Einfluss ihrer angeblichen Freundinnen, was zeigte, dass sie ebenfalls ein schwacher Mensch war. Schade eigentlich. Ich hätte sie perfekt formen können.

 

Die Nacht heute war vielversprechend. Mein Plan würde garantiert aufgehen, dafür werde ich schon sorgen. Vaughn würde für alles die Schuld bekommen. Dann ist der Weg zu Chelsea nicht mehr weit.

Und meine Rache würde perfekt sein.

 

+++++
 

Ein schrilles Geräusch riss Chelsea und Vaughn aus ihrem Tiefschlaf. Schimpfend warf Vaughn die Bettdecke weg. Ein Blick auf die Digitaluhr auf seinem Nachttisch, die 5:30 Uhr anzeigte, trug nicht zur Milderung seiner üblen Laune bei. Sie besserte sich auch dann nicht, als er den Grund erfuhr, weswegen er so früh aus dem Bett geholt wurde.

Verwirrt und verschlafen hüllte Chelsea sich in ihren Morgenmantel und trat zu Vaughn ins Wohnzimmer. Sein Gesicht war blass geworden. Trotzdem blieb er ruhig und beendete das Telefonat höflich.

 

Doch ein Blick von ihm genügte und Chelsea wusste, dass nichts in Ordnung war.

„Vaughn, was…?“

„Zieh dich an, Chelsea. Wir müssen los.“

„Wohin?“

„Bitte, Chelsea, mach dich fertig.“

 

Unterwegs sprach Vaughn kein einziges Wort. Chelsea hätte nur zu gerne gewusst, was los war und warum Vaughn so besorgt aussah. Sie ahnte schlimmes. Ihre Sorge vergrößerte sich auch noch, als sie erkannte, dass sie vor Mirabelles Tierpension zum Halten kamen. Entsetzt stieg Chelsea aus dem Auto aus und schlug sich die Hände vors Gesicht.

Julia entdeckte sie durch die zerbrochene Glasscheibe von ihrem Tierwarengeschäft aus und eilte auf ihre Freundin zu.

 

„Chelsea! Danke, dass du gleich gekommen bist. Hast du sowas schon mal gesehen?“

Natürlich hatte Chelsea sowas noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Zersplittertes Glas lag herum, mehrere Tierfutter Dosen und Tüten waren auf dem Bürgersteig verstreut, darunter aufgerissene Heutüten, Spielzeug für Hunde und Katzen und vieles mehr. Ein perfekteres Chaos gab es nicht. Das Tierwarengeschäft war komplett verwüstet wurden.

Die Polizei war vor Ort und unterhielt sich gerade mit Mirabelle, die völlig aufgelöst am lädierten Türrahmen stand und unbeholfen antwortete.

 

„Wie ist denn das passiert?“, fragte Vaughn, der seine Sprache wiedergefunden hatte. Julia hatte ihn angerufen und gebeten schnell vorbeizukommen. „Seit dem nächtlichen Diebstahl vor einigen Wochen hatte Mirabelle doch eine neue Alarmanlage installieren lassen. Ich war noch dabei gewesen.“

„Wir wissen es nicht.“, antwortete Julia knapp. Wütend ballte sie ihre Fäuste. „Es ist uns ein Rätsel. Wir gehen aber davon aus, dass es mehrere gewesen sein müssen. Unsere unmittelbaren Nachbarn haben ausgesagt, dass einige davonstürmten, als die Polizei auftauchte.“

„Und ihr? Ihr wart doch im Haus. Wie kann euch dann nichts aufgefallen sein?“, hakte Chelsea verwirrt nach.

 

„Das ist das Sonderbare daran. Meine Mutter und ich haben selenruhig geschlafen.“

„Was? Wie war das bei dem Lärm möglich?“, rief Vaughn perplex aus und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Willst du uns auf dem Arm nehmen, Julia?“

„Ganz sicher nicht!“, fauchte Julia zurück und funkelte den jungen Mann wütend an.

„Wir können es uns genauso wenig erklären wie du. Deswegen sind wir auch komplett vor den Kopf geschlagen.“

„Beruhigt euch, Leute.“, warf sich Chelsea zwischen die Streithähne. „Sich zu streiten, hilft uns auch nicht weiter. Was wird denn jetzt geschehen, Julia?“

Resigniert ließ Julia ihre Schultern hängen. Betrübt schüttelte sie ihren Kopf. „Keine Ahnung. Hoffentlich kann die Polizei uns weiterhelfen. Die Schuldigen fassen und was weiß ich. Der Laden muss komplett neu aufgebaut werden.“

 

Ein trauriger Ausdruck machte sich auf Julias Gesicht breit. Zwar war sie nicht den Tränen nahe, sowie ihre Mutter, dennoch ließ sie dieser Vorfall nicht unberührt. Chelsea spürte das und legte behutsam einen Arm um ihre angespannten Schultern.

„Ich bin mir sicher, dass sie die Verantwortlichen finden und fassen werden. Mach dir keine Gedanken darüber. Es wird bestimmt alles wieder gut.“

„Weißt du, was ich mich immer wieder frage? Warum passiert sowas uns? Und warum soviel auf einmal? Es macht mich rasend, weil ich einfach nicht weiß, was ich tun soll, was wir noch tun können, damit diese ganzen Probleme endlich aufhören.“

 

Dieselben Fragen hatte sich Chelsea ebenfalls gestellt. Derzeit schien es kein Ende zu nehmen. Jeden Tag geschah etwas Neues, völlig Unerwartetes, was die Freundinnen betraf oder den Menschen in ihrem Umfeld. In ihren Gedanken sah sie Vaughn dabei zu, wie er durch das Chaos lief. Auch mit ihm stimmte etwas nicht. Chelsea erkannte es in der Art, wie er sich bewegte. Vorsichtig und hin und wieder warf er den Polizisten einen verstohlenen Blick zu. Seine Miene war angespannt. Es war, als ob er auf irgendetwas wartete oder als ob er vor etwas Angst hätte.

 

„Vaughn?“

 

Ertappt drehte sich Vaughn um. Ein hasserfülltes Funkeln lag in seinen Augen, als er sich zu Chelsea umdrehte, die sich langsam an ihn herangeschlichen hatte. Erschrocken fuhr sie zusammen. Einen solchen Ausdruck hatte sie noch nie in seinen Augen zuvor gesehen gehabt.

Vaughns Züge entspannten sich wieder, als er Chelsea erkannte.

 

„Ist alles in Ordnung mit dir, Vaughn? Du siehst so…angespannt aus.“

„Wie? Ach was, es ist nichts weiter.“, winkte er ab und streichelte Chelsea sanft über die Wange, um sie zu beruhigen. Allerdings gelang ihm das nicht sonderlich gut, da seine Hand leicht zitterte.

„Aber du zitterst ja. Weißt du, was über den Vorfall?“

„Nein. Mach dir keine Sorgen, Chelsea. Ich bin bloß wütend, dass so etwas passiert ist. Mirabelle und Julia haben das nicht verdient.“

 

Chelsea nickte. Doch sie verschwieg, dass sie sich ernsthaft Sorgen um ihren Freund machte, der sich andauernd umsah, besonders zu den Polizisten. Natürlich wollte die Polizei auch ihn befragen. Als es soweit war, und man nach ihm verlangte, gab er Chelsea einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und strich ihr ein weiteres Mal über die Wange. Komischerweise hatte Chelsea in diesem Moment das Gefühl, als ob Vaughn sie das letzte Mal berührt hatte. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie. Julia hatte Recht. Warum geschah in letzter Zeit soviel Negatives? Zuerst hatten sie Streit untereinander gehabt. Der Brief aus der Schule. Sabrinas Schulwechsel, die Sache mit Denny, Nathalies Geheimnis, der Streit mit ihrem Vater und jetzt das hier.

 

Am liebsten wäre Chelsea irgendwohin gelaufen, um dem Ganzen zu entkommen, aber das würde sie niemals tun. Denn ihr war es viel wichtiger, das Ganze aufzuklären. Sich mit allen Parteien wieder zu versöhnen und sich keine Sorgen mehr machen zu müssen.

Ein Auto näherte sich. Mirabelle war gerade zu den Mädchen getreten, als Andreas aus dem Wagen stieg und eiligen Schrittes auf sie zu lief.

 

„Vater? Was machst du denn hier?“

„Du kommst jetzt wieder nach Hause. Ich dulde KEINE Widerrede!“, zeterte Andreas auf der Stelle los und packte seine Tochter grob am Arm.

„Was? NEIN! Vater, lass mich bitte los. Julia und Mirabelle brauchen mich jetzt.“

„Sie werden es auch ohne dich schaffen. Mirabelle.“

 

„Äh ja?“ Perplex hob Julias Mutter ihren Kopf, die Andreas Verhalten gerade nicht nachvollziehen konnte.

„Glaubst du mir jetzt, was deinen Angestellten betrifft?“

„Von wem redest du?“

„Na, von diesem Vaughn. Mich erreichte vor einer halben Stunde ein Anruf. Eine zuverlässige Quelle hat mir berichtet, was geschehen ist und das Vaughn involviert war.“

 

„WAS???“

 

Drei Frauen warfen Vaughn, der immer noch mit der Polizei sprach, einen irritierten Blick zu. Ein Polizist, der ihnen am nächsten stand, hatte Andreas Aussage mitbekommen und verlangte eine ausführliche Erklärung.

„Ein neuer Angestellter von mir kennt Vaughn schon länger. Gestern war er bei mir auf dem Hof gewesen und hat ihn ohne einen ersichtlichen Grund attackiert, sodass er auf dem Boden lag. Zum Glück war ich rechtzeitig aufgetaucht, ansonsten wäre vermutlich schlimmeres geschehen. Danach erzählte mir mein Angestellter, dass Vaughn bereits häufiger Gewalt angewendet hatte. Außerdem ist er wegen Vandalismus vorgestraft.“

 

Der Polizist bedankte sich und ging schnell rüber zu seinen Kollegen.

„Vater, das kann alles nicht wahr sein. Du kennst Vaughn doch gar nicht. Er würde sowas niemals tun.“, beteuerte Chelsea und versuchte sich aus dem Griff ihres Vaters zu befreien.

„Das kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen, Andreas.“, sagte Mirabelle und blickte ziemlich traurig und verwirrt drein. „Das ist bestimmt ein Irrtum.“

„Ich irre mich nicht, Mirabelle. Vaughn hat hiermit zu tun. Am besten, du fragst ihn persönlich.“

„Aber, wie soll Vaughn das gewesen sein, wenn ich die ganze Zeit bei ihm war?“

„Mit dir muss ich auch noch ein ernstes Wort reden, junge Dame.“, fuhr Andreas seiner Tochter grob über den Mund. „Von dir bin ich mehr als enttäuscht. Wir holen deine Sachen und fahren dann wieder nach Hause.“

„Aber…“

„KEIN aber! DU kommst mit und basta!“

 

Chelsea hatte keine andere Wahl. Julia und Mirabelle versuchten Andreas noch zu besänftigen, jedoch erfolglos. Vaughn musste mit ansehen, wie Chelsea in den Wagen ihres Vaters gezwängt wurde. Er wollte ihr zu Hilfe eilen, allerdings nahmen die Polizisten Vaughn eingehend ins Verhör. Ihm blieb erstmal nichts anderes übrig, als diese Sache hier zu klären und dann würde er hoffentlich bald wieder bei Chelsea sein können.

 

Wenn sie dann noch mit ihm zu tun haben wollte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück