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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Ein falscher Kunde

Kapitel 31

Ein falscher Kunde

 

 

„Aha! Das ist also dein mysteriöses Geheimnis.“, schlussfolgerte Julia und fuchtelte mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger tadelnd vor dem Gesicht ihrer blonden Freundin rum. Die drei Freundinnen, Julia, Lana und Chelsea waren zu Besuch bei Julia und hatten bis eben gespannt Lanas Erzählung vom gestrigen Abend zugehört. Sie berichtete ihnen, dass sie auf dem Weg in die Bibliothek war, als Elliot sie rief, sie gemeinsam eine Tasse Kaffee tranken und ein Stück Kuchen aßen, und danach Lanas Bücher zurückbrachten.

 

„Was ist daran Besonderes, dass ihr zusammen Bücher weggebracht habt?“, gähnte Julia gelangweilt und tat so, als würde sie jeden Moment einschlafen.

„Das wirklich Eigenartige habe ich euch doch noch gar nicht erzählt.“, erwiderte Lana pikiert und kniff ihrer Freundin in den Arm.

„Aua! Was soll das? Wenn du noch mehr zu erzählen hast, dann nur raus damit. Das ist doch noch lange kein Grund Gewalt anzuwenden.“

„Jetzt streitet euch nicht.“, warf sich Chelsea zwischen die Streithähne und versuchte diese zu besänftigen.

 

Nach einigen Sekunden, in denen sich Julia und Lana noch giftige Blicke zuwarfen, war Lana wieder bereit ihre Erzählung fortzusetzen.

„In der dritten Etage der Bibliothek sahen sich Elliot und ich in den Regalreihen um. Auf dieser Etage befinden sich vor allem wissenschaftliche Bücher und dergleichen.“

Ein verächtliches Schnauben von Julia sorgte dafür, dass Lana ihr einen hasserfüllten Blick zuwarf. Allerdings beließ sie es lediglich dabei, weswegen Chelsea erleichtert aufatmete. Für einen Moment hatte sie gedacht, dass ihre Freundinnen erneut aufeinander losgehen würden.

 

„Wie dem auch sei. Am Ende des Saals befindet sich ein Büro, welches räumlich getrennt ist. Nur eine Tür dient als einzige Verbindung ins Innere des Raumes. Elliot und ich konnten zwei Personen, einen Mann und eine Frau dahinter lachen hören. Mich hatte das nicht weiter interessiert, aber Elliot lauschte für ein paar Minuten an der Tür.“

„Wie? Warum denn das? Wusste er, wer im Büro war?“, fragte Chelsea erstaunt und zeigte damit ihre Verwunderung über Elliots eigenartiges Verhalten. Das passte gar nicht zu dem vernünftigen und korrekten Elliot.

 

„Genauso, wie du jetzt, muss ich ausgesehen haben. Ich wartete auf ihn. Dann eilte er plötzlich im Lauftempo auf mich zu, packte mich am Arm, nicht so, das es wehtat, und zog mich aus der Bücherei auf die Straße. Als wir draußen waren, hatte er mich wieder los gelassen, aber er ging im selben Tempo die Straße entlang, sodass ich Schwierigkeiten hatte mit ihm mitzuhalten. Nach wenigen Minuten kamen wir an einem Spielplatz an. Niemand weiteres war zu diesem Zeitpunkt dort. Elliot steuerte eine Bank an und ließ sich völlig außer Atem darauf fallen.“

„Hat er dir nun erklärt, warum er so außer sich war?“, hakte Julia inzwischen ebenfalls neugierig geworden nach.

 

„Ja, das hat er. Ich fand das sehr beunruhigend. Er berichtete, wie sich Nathalie zu Hause ihm gegenüber und teilweise auch seiner Mutter und Großvater gegenüber verhält. Er redete ohne Punkt und Komma, dass es für mich zuerst gar keinen Sinn ergab. Zumal der Zusammenhang mit dem in der Bibliothek gänzlich fehlte. Nun denn, er sprach weiter und ich hörte einfach nur zu. Ihm war in den letzten Tagen aufgefallen, dass sich Nathalie heimlich aus dem Haus schlich. Dabei nutzt sie ihr Zimmerfenster und steigt von dort aus auf dem Baum direkt vor ihrem Fenster und dann runter. So verschwindet sie, wie sie denkt, wohl ungesehen. Aber Elliot hatte es durch Zufall bemerkt. Er lief hinter ihr her. Zumindest wollte er sie heimlich verfolgen, aber an der nächsten Kreuzung war sie bereits verschwunden. Also begann er sie zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Wir trafen uns dann im Cafe und waren danach, wie schon gesagt, in der Bibliothek.“

 

„Und wo ist jetzt der Bezug zu dem Vorfall vor dem Büro?“, wollte Julia wissen und runzelte irritiert ihre Stirn. „Die ganze Erzählung mit Nathalie macht hier doch überhaupt keinen Sinn.“

„Das dachte ich anfangs auch, das versichere ich euch.“, erzählte Lana weiter. „Mit leiser Stimme beichtete er mir seine Vermutung, wer wohl die Frau in dem Büro gewesen sein könnte. Es ist, nun ja, irgendwie schwer vorstellbar, aber Elliot vermutet, und es gibt keine Beweise, dass es…Nathalie gewesen war.“

 

Sogar für Lana war es nicht einfach gewesen diesen Satz auszusprechen, denn auch sie konnte es sich nicht vorstellen. Noch nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen, wäre ihr das unter gekommen, dass sich Nathalie heimlich mit Männern trifft und allem Anschein nach Sex mit ihnen hatte.

Genauso sahen es auch ihre Freundinnen. Mehrere verwirrte und verständnislose Blicke tauschten sie untereinander aus, ehe Chelsea das Schweigen brach.

 

„Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Natürlich verhält sich Nathalie häufig aufreizend den Jungs in der Schule gegenüber, aber sie würde noch lange nicht, sich mit Männern treffen und in irgendwelchen Büros oder sonst wo Verkehr mit ihnen haben. Nein! Das glaube ich nicht.“, reagierte Chelsea überzeugend auf das gehörte.

„Wie kommt er überhaupt darauf, dass es seine Schwester im Büro gewesen sein soll?“, äußerte Julia skeptisch.

„Anhand der Stimme. Die Stimme der Frau soll so ähnlich wie Nathalies geklungen haben. Mir war das in dem kurzen Moment, wo ich direkt vor der Tür stand, nicht aufgefallen. An sowas denke ich auch nicht, wenn ich in eine Bücherei gehe.“

„Auch wieder wahr. Nathalie würde niemals freiwillig in eine Bücherei gehen.“

„Das habe ich Elliot auch gesagt. Es war nicht einfach ihn von seiner fixen Idee wieder abzubringen. Ich glaube auch nicht, dass mir das richtig gelungen ist.“

 

„Das er sich um seine Schwester sorgt, ist verständlich. Wir sorgen uns ebenso um sie. Nathalie hat sich wirklich gewaltig verändert.“, sprach Chelsea mehr zu sich selbst als zu den anderen. Doch die anderen fühlten dasselbe. Keiner von ihnen wollte sich vorstellen, dass sich Nathalie für Geld verkauft und das auch noch freiwillig. Ein solcher Gedanke, war selbst für Nathalie zu absurd. Sie waren sich absolut sicher, dass es nicht wahr sein konnte, was auch immer Elliot diesbezüglich vermutete.

 

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Kurz vor Ladenschluss erschien Andreas in Mirabelles Laden. Ein anstrengender Arbeitstag war für ihn fast zu Ende gegangen. Er wollte nur noch eine Bestellung aufgeben und dann endlich wieder nach Hause fahren. Besorgungen oder Geschäfte außerhalb seines Betriebes stressen ihn immer sehr. Noch dazu hatte er zwischendurch einen kurzen Abstecher zu seinen Eltern gemacht, die lange nichts mehr von ihrem Sohn gehört hatten. Es  kam für ihn nicht in Frage sich lange dort aufzuhalten. Als das Thema von seinen Eltern vorgebracht wurde, dass er sich doch eine neue Frau suchen sollte, war für ihn sein knapper Aufenthalt beendet. Allerdings musste er das Versprechen abgeben, dass deren Enkelkinder sie demnächst besuchen mussten. Zusammen mit ihrem Vater. In seiner Hast versprach er es, seinen Sohn und seine Tochter vorbeizuschicken, aber, ob er mit von der Partie sein würde, das ließ er offen.

 

Mirabelle befand sich, wie immer hinter ihrem Tresen, als er den Laden betreten hatte. Sie hörte die Klingel und war hocherfreut ihren guten Freund wieder zu sehen. Nachdem sie sich begrüßt hatten und die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht hatten, trat Vaughn durch eine der Seitentüren und verabschiedete sich von Mirabelle, wobei er sehr in Eile wirkte, denn er hatte es versäumt Andreas zu begrüßen, den er auch gar nicht bemerkt hatte. Jedoch fand Andreas dessen Benehmen unmöglich und tat seinen Ärger darüber bei Mirabelle laut kund.

 

„Nimm das nicht so ernst.“, versuchte Mirabelle ihren Freund zu besänftigen. „Vaughn ist kein schlechter Mensch, wirklich nicht. Er hat einen guten Charakter. In den letzten Tagen war er schon so. Sobald er Feierabend hat, rennt er davon und vergisst alles andere um sich herum.“

„Ich verstehe nicht, wie du darüber lachen kannst. Ein solches Verhalten ist doch inakzeptabel.“, beharrte Andreas stur auf seiner schlechten Meinung von Vaughn. „Glaube mir, Mirabelle, einen solchen Burschen hätte ich nie eingestellt.“

„Du kennst ihn doch gar nicht. Und ein Kind ist er schon lange nicht mehr. Was die Arbeit betrifft, kann ich mich über ihn nicht beklagen. Er ist zwar nach wie vor noch, manchmal etwas wortkarg, aber das war es auch. Entschuldige kurz, Andreas.“

 

Andreas drehte sich um, um zu sehen, was der Grund für Mirabelles kurze Abwesenheit war. In einer der Regalreihen hinter ihnen, hielt sich noch ein Kunde auf, der die Angebote von Hundefutter studierte. Mirabelle wechselte freundlich ein paar Worte mit dem jungen Mann, woraufhin er verständnisvoll nickte und Mirabelle ging wieder zurück an ihren Tresen.

 

„Ein komischer Kunde, sag ich dir.“, fing Mirabelle an zu erklären. „Seit einer guten halben Stunde, läuft er den ganzen Laden ab und greift wahllos irgendwelche Produkte, die er dann wieder zurücklegt. Wirklich sonderbar.“

„Und was war seine Erklärung dazu?“

„Nicht die beste. Zumindest hat er mich nicht damit überzeugt. Angeblich ist er neu in der Gegend und überlegt sich ein Haustier zu zulegen, das ihm Gesellschaft leistet. Deshalb kam er hierher um sich im Vorfeld über die Futterpreise zu informieren.“

„Hört sich doch vernünftig an.“, meinte Andreas dazu und warf einen Blick zu dem besagten Kunden, der immer noch im Laden war.

 

„Er ist bestimmt noch ein Schüler.“, spann Mirabelle ihre Überlegungen weiter. „Und irgendwie, mag ich ihn nicht. Ich hoffe, dass er bald verschwinden wird.“

„Lass ihn doch. Solange er keinen Ärger macht. Was ich wollte, Mirabelle, einmal eine Bestellung aufgeben und ich wollte dich bitten, diese Stellenanzeige, die ich aufgesetzt habe, ob du sie hier im Laden auslegen könntest?“

„Aber natürlich! Wie interessant. Du suchst einen neuen Arbeiter?“

„Ja, aber nur vorübergehend. Einer meiner Mitarbeiter hat sich sein Bein gebrochen und diese fehlende Arbeitskraft muss ersetzt werden.“

„Das verstehe ich. Leg die Anzeige am besten gleich hier auf den Tresen.“

 

Der Kunde trat in diesem Moment an den Tresen und zeigte ein Hundespielzeug, das er gerne für seinen Nachbarn kaufen möchte, worum er zusätzlich gebeten worden war. Während der junge Mann bezahlte, erkannte Andreas die gebräunte Haut des Jungen und seine dichten braunen Locken, die ihm keck ins Gesicht fielen. Als er sein Gespräch mit Mirabelle wieder aufnahm, war beiden entgangen, dass der junge Mann einen Zettel über die besagte Stellenanzeige eingesteckt hatte.



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