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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Getrennte Wege

Kapitel 14
 

Getrennte Wege
 

Rasch ging die Sonne am nächsten Morgen auf. Chelsea stand bereits unter der Dusche und hoffte vom eiskalten Wasser wacher zu werden. Allerdings, hielt sie die kalte Dusche keine drei Sekunden durch und wechselte sofort wieder zum warmen Wasser. Doch, das kalte Wasser hatte ihre Wirkung dennoch nicht verfehlt. Mit einem Schlag fielen ihr die Geschehnisse des vergangen Tages ein und prompt wurde ihr mulmig zu Mute. Sie musste ihrem Vater und ihren Freundinnen gegenüber treten. Beides, sagte ihr nicht gerade zu.
 

Ersteres, verlief ruhig, aber auch extrem erdrückend. Am Frühstückstisch spürte man deutlich die Anspannung, die innerhalb der Familie herrschte. Folglich, wurde nicht viel gesprochen. Als es Zeit wurde, aufzubrechen, gab es ein knappes „Bis Nachher“ und jeder ging seiner Wege.
 

Im Bus wurde Chelsea recht schnell einsam. Die letzten Wochen hatte jeden Morgen Nathalie neben ihr gesessen und sie mit ihrem nerv tötendem Geplapper unterhalten. Zwar, war sie so früh nie in redseliger Stimmung gewesen, aber an diesem Morgen musste sie zugeben, dass sie es vermisste und sie wünschte sich, es wäre wieder anders. Schon komisch, dass man gerade dann etwas sehnlichst herbeisehnte, wenn es nicht mehr da war und man das Gefühl hatte, dass es auch nicht wieder kehren würde.

Chelsea bereute ihren gestrigen Wutausbruch und hoffte, dass ihre Freundinnen ihr verzeihen würden. Sie wusste, dass sie zu weit gegangen war, und dass es ihre Freundinnen nur gut mit ihr gemeint hatten. Hoffentlich, waren sie ihr nicht so nachtragend und nahmen ihre aufrichtige Entschuldigung an.
 

+++++
 

Vor der Schule, in der Nähe von der Bushaltestelle, warteten Julia und Lana auf Chelseas Ankunft. Beide hatten ebenfalls ein schlechtes Gewissen, was die Auseinandersetzung am vorigen Tag betraf und wollten es so schnell wie möglich bereinigen.
 

„Schon komisch, dass Sabrina noch nicht da ist.“, äußerte Lana ihre Gedanken laut. „Normalerweise, ist sie doch von uns immer die erste.“
 

„Stimmt, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf.“, antwortete Julia und sah die Straße auf und ab, in der Hoffnung, ihre Freundin jeden Moment zu erblicken. „Hoffentlich, war ihr Vater nicht all zu streng mit ihr, was den Brief aus der Schule betrifft.“
 

„Wir werden es ja erfahren. Wundern würde es mich aber nicht, wenn Regis nicht gerade erfreut war. Meinen Eltern war es egal. Sie haben sich den Brief nicht einmal angesehen.“

Dabei machte das blonde Mädchen einen tiefen Seufzer.
 

Lanas Eltern, beziehungsweise ihre gesamte Familie, waren nicht wohlhabend. Sie besaßen das Nötigste, was man zum Leben benötigte. Sie lebten in einer Wohnung, die sich in einem ärmlicheren Stadtteil befand. Viele hegen deswegen Vorurteile gegenüber Lana und ihre Familie, aber auch ihren Nachbarn. Lana sprach nicht oft über ihre Familie. Ihre Freundinnen kannten die Situation und grenzten ihre Freundin keineswegs aus. Im Gegenteil, sie hatten Lana sehr lieb gewonnen. Denn, im Gegensatz zu ihren vielen Nachbarn, merkte man Lana ihre Herkunft nicht im Geringsten an. Zwar trug sie, nicht die neuesten Designerklamotten und konnte es sich bisher nicht leisten ihre Haare einmal zu färben, aber das war ihr auch nicht so wichtig. Ihr ging es mehr darum, nicht mit schlechtem Benehmen aufzufallen, sondern einen guten Schulabschluss zu erlangen, um später einen vernünftigen Beruf ausüben zu können.

Lana war die einzige in ihrer Familie, die aufs Gymnasium ging. Ihre Eltern hatten jeweils einen Hauptschulabschluss und auch ihre Geschwister, sie hatte drei Schwestern und zwei Brüder, die alle jünger waren als sie und gingen entweder noch zur Grundschule oder aber ebenfalls in die Hauptschule.

Leider, war ihren Eltern Bildung und Erziehung nicht so wichtig, wie sie es gerne gehabt hätte. Oft schimpften und fluchten ihre Familie über den reichen Snob und dessen angeberischem Verhalten. Vulgäre Ausdrucksweisen gehörten in deren Alltag.

Lana grenzte sich von all dem, so weit es ihr möglich war, ab. Mit ihren 16 Jahren hatte sie schon genaue Vorstellungen, wie ihr Leben später aussehen sollte. Sie wollte für sich selber Sorgen können und nicht darauf angewiesen, von einem verdienenden Mann abhängig zu sein. Ihre Mutter hatte diese Rolle eingenommen und das konnte sie nicht nachvollziehen.
 

Schweigend, drückte Julia die Hand ihrer Freundin. Lana verstand diese Geste und war auf der Stelle gerührt.

„Bald müsste der Bus kommen.“, sagte Julia und sah ein weiteres Mal auf ihre Armbanduhr. „Vor einer Minute hätte er ankommen müssen.“

„Er kommt gerade um die Ecke, Julia.“

Zur Bestätigung zeigte Lana in die Richtung, aus der der Bus endlich ankam.
 

Chelsea entdeckte ihre Freundinnen, in dem Moment, als sie aus dem Bus ausgestiegen war. Sie war ein wenig erleichtert, als ihre Freundinnen ihr einladend zuwinkten.
 

„Guten Morgen, Chelsea.“, begrüßten die Mädchen sie. „Wie geht es dir? Dein Vater war wohl nicht so erfreut gewesen, oder?“

„Nein. Es war eine Katastrophe. Für Nathalie war es, denke ich, schlimmer.“

„Wo ist sie denn? Müsste sie nicht mit dir kommen?“, fragte Julia neugierig und sah über Chelsea hinweg, als würde sie dort jede Sekunde Nathalie erblicken.
 

„Ihr Großvater und ihre Mutter waren gestern bei uns. Mit meinem Vater zusammen hatten sie bereits auf uns gewartet. Nachdem, sie uns ausgeschimpft hatten, musste Nathalie ihre Sachen packen.“

„Was? So krass gleich?“

„Ja.“ Chelsea nickte bestätigend. „Es tut mir so Leid für sie. Ich habe mich noch nicht einmal von ihr verabschiedet.“
 

„Mach dir deswegen keinen Vorwurf, Chelsea.“, redete Lana aufmunternd auf sie ein. „So eine Reaktion konntest du nicht voraussehen, obwohl ich es für zwanzig Minuten zu spät Kommen, ganz schön übertrieben finde.“

„Das finde ich auch. Meine Mutter war zwar auch nicht erfreut davon, aber sie meinte, dass so was mal passieren könne. Immerhin, war es nicht unsere Absicht.“

„Hast du es gut, Julia.“
 

„Hört mal, ich…“, meldete sich Chelsea wieder zu Wort, wobei sie ihren Blick für einen kurzen Augenblick gesenkt hatte. „Wegen gestern, es…es tut mir schrecklich Leid. Es war nicht meine Absicht gewesen, euch so anzuschreien. Das hattet ihr nicht verdient. Immerhin, hattet ihr es nur gut mit mir gemeint und wolltet mich unterstützen. Bitte, verzeiht mir.“
 

„Ach, Chelsea.“
 

Sowohl Julia, als auch Lana fielen ihrer Freundin um den Hals und drückten sich gegenseitig.
 

„Nicht nur du, musst dich entschuldigen. Auch uns tut es Leid. Wir wollten dir nicht das Gefühl geben, dass du dich ändern musst, um einem Jungen oder sonst wem zu gefallen.“

„Julia, hat Recht. Wir waren nicht ganz uneigennützig. Dabei hatten wir dich völlig überrumpelt. Ich verspreche es, dass kommt nie wieder vor.“

„Genau. Du bist wundervoll, so wie du bist. Wenn das Denny nicht erkennt, ist er nicht der richtige für dich.“
 

„Ach, Mädels.“ Tränen traten Chelsea in ihre Augen. Erstaunlich, dass sie noch welche produzieren konnte, nachdem sie sich gestern stundenlang die Augen ausgeheult hatte.
 

„Lasst uns etwas versprechen.“, erhob Julia ihre Stimme und sah ihre Freundinnen eindringlich an.

„Nie wieder, soll ein Junge der Grund dafür sein, dass wir uns streiten, geschweige denn ändern wollen. Wir bleiben so, wie wir sind.“
 

„Das hast du vortrefflich formuliert, Julia.“ Begeistert klatschte Lana in ihre Hände. „Jetzt, fehlen nur noch Sabrina und Nathalie.“
 

„Vielleicht, gehen wir aber schon mal auf den Pausenhof.“, schlug Chelsea vor und warf ihren Zopf zurück. „Dort kriegen wir eher mit, wann sie ankommen.“
 

Nathalie war die erste, die auf dem Schulgelände eintraf. „Nathalie sieht aus wie immer. Nichts lässt sie sich anmerken. Zumindest ungern.“, sprach Lana die Gedanken von ihnen allen laut aus.

„So aufgedonnert, könnte man denken, dass sie geradewegs auf dem Weg in eine beliebige Diskothek ist.“

„Rufen wir sie. Ich glaube nicht, dass sie uns gesehen hat.“, äußerte Julia ihre Vermutung, die nicht ganz korrekt war.

Das pinkhaarige Mädchen, die wie ein Model gekleidet war, hatte ihre Freundinnen in dem Moment entdeckt, als sie durch das Schultor schritt. Jedoch, ignorierte sie die Mädchen und hielt demonstrativ Ausschau nach Lukas und den anderen Jungs aus seiner Klasse.
 

„Bilde ich mir das nur ein, oder will sie uns nicht wahrnehmen?“, fragte Lana irritiert und sah ihre Freundinnen hilfesuchend an.

„Mir war auch so, als hätte sie für einen kurzen Moment in unsere Richtung geschaut, sich dann aber wieder abgewandt.“, meinte Chelsea.
 

„Das lassen wir uns nicht bieten.“, sagte Julia bestimmt und setzte sich bereits in Bewegung, um ihre Freundin zur Rede zu stellen. Chelsea und Lana folgten ihr.
 

„Hey, Miss Klum.“, begrüßte Julia Nathalie übertrieben und musterte sie mit strengem Blick. „Gehst du uns aus dem Weg oder hast du andere Pläne?“

„Als ob es euch ernsthaft interessieren würde.“, antwortete Nathalie süffisant und machte keinerlei Anstalten ihre dunkle Sonnenbrille abzusetzen.
 

„Was soll das denn heißen?“, hakte Lana nach, wobei sie ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte.

„Das könnt ihr Chelsea fragen.“, entgegnete sie lakonisch.
 

„Was meinst du?“, fragte die Brünette unsicher. „Wenn es wegen gestern ist, dass ich so ausfallend euch gegenüber geworden bin, tut es mir Leid. Das habe ich nicht gewollt.“
 

„Nicht gewollt? Du willst sovieles nicht, verehrte Chelsea. Anscheinend, willst du immer die kleine Miss Unschuldig bleiben.“

„Nathalie, was ist in dich gefahren?“, schaltete sich Julia dazwischen.
 

„Ihr wollt es also wissen? Na gut. Unsere liebe Chelsea ist zu feige, um auch nur einmal ihren eigenen Standpunkt zu vertreten. Stattdessen, tut sie schön brav, was andere von ihr erwarten, beziehungsweise, was ihr Vater sagt. Sie widerspricht nicht. Selbst dann nicht, wenn man gegen mich wettert. Du hast tatenlos dabei zugesehen, wie meine Familie mich abgeholt hat und du hast dich noch nicht einmal von mir verabschiedet.“
 

Nathalie traf ins Schwarze. Betroffen, starrte Chelsea gen Boden. Sie hatte damit gerechnet, dass Nathalie ihr das übel nehmen würde. Wie konnte sie das nur wieder gerade biegen?
 

„Nati, ich…“
 

„Spar dir die „Nati-Nummer“.“, unterbrach Nathalie sie brüsk, wobei ihre Hände anfingen zu zittern, weswegen sie diese zu Fäusten ballte. „Du hast mich schwer enttäuscht, Chelsea. Das kann ich dir nicht so einfach verzeihen. Von wegen, ich bin immer für dich da, oder du kannst mit mir reden, wenn du Probleme hast. Ich hatte ein Problem, direkt vor deinen Augen, aber du hast nicht einmal hingesehen!“
 

Versteinert, stand Chelsea da und konnte sich nicht rühren. Sie war nicht mal in der Lage, etwas dagegen zu erwidern. Nathalie hatte Recht. Vor ihrem Vater und Nathalies Mutter und Großvater hatte sie nichts getan, um ihrer Freundin beizustehen. Dabei, hätte sie nur sagen müssen, dass das nicht Nathalies Schuld war, dass sie zu spät zum Unterricht erschienen waren, sondern dass sie alle die Schuld dafür trugen. Außerdem, hätte Chelsea, Nathalie vor ihrer Familie loben können, wie fleißig sie in den letzten zwei Wochen gewesen war und das es keinen Grund dafür gab, dass Nathalie wieder ihre Sachen packen musste.
 

„Du bist feige, Chelsea! Und…Ich habe genug von dir. Genug von euch allen.“

Damit wandte Nathalie ihren Freundinnen den Rücken zu. Mit erhobenem Haupt stolzierte sie über den Hof und betrat das Schulgebäude.
 

„So eine Frechheit!“, tobte Julia. „Die wird mich kennen lernen. Vorwürfe machen und dann einfach zu verschwinden, ohne das wir etwas darauf erwidern konnten.“
 

„Nein, Julia.“, sprach Chelsea leise. Erschöpf drehte sie sich ihren Freundinnen zu.

„Aber, Chelsea. Das können wir nicht auf sich beruhen lassen. Nach allem, was sie dir vor geworfen hat.“
 

„Nein, sie hat Recht.“

„Chelsea.“ Besorgt trat Lana auf ihre Freundin zu und legte einen Arm um sie.
 

„Es stimmt aber. Ich habe einfach so dagestanden, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt war. Nathalie hat allen Grund, sauer auf mich zu sein.“

„Nein, Chelsea. Nicht nur du hast Fehler gemacht. Wir alle. Und Nathalie soll sich mal an ihre eigene Nase fassen.“

„Trotzdem. Es ist alles zu viel auf einmal. Ich glaube nicht, dass ich sie jetzt milde stimmen kann, wenn sie so aufgebracht ist.“

„Das mag sein, aber…Seht! Da kommt Sabrina. Ihr…Ihr Vater begleitet sie?!.“
 

Gleichzeitig richteten die Freundinnen, ihren Blick zum Schultor. Ein seltener Anblick bot sich ihnen und ihren Umstehenden. Sabrinas Vater ließ sich nie außerhalb seiner Villa blicken, es sei denn er hat ein wichtiges Meeting, und selbst dann, käme er normalerweise nie auf die Idee, sich in einer staatlichen Schule blicken zu lassen. Seine Tochter besucht diese öffentliche Einrichtung nur, weil sie einen guten Ruf genießt, mehr nicht.
 

Sein Anzug stach aus der Menge heraus und wirkte eigenartig fremd. Mit gebieterischer Haltung und stolzen Blick setzte er einen Fuß vor den anderen. Stumm folgte Sabrina ihm. Mit ihrer weißen Bluse, ihrem langen rosafarbenem Rock und pinken Strickjacke, dieses Ensemble machte einen Großteil ihrer Garderobe aus, wirkte sie extrem scheu und wahnsinnig sensibel.
 

Als, sie und Regis, ihr Vater, an ihren Freundinnen vorbei gingen, schenkte sie ihnen einen flüchtigen Blick, der eindeutig sagte, dass sie sie nicht ansprechen sollten.

Perplex, starrten Chelsea, Julia und Lana ihrer Freundin hinterher. Was hatte das jetzt zu bedeuten?



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