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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Mein großer Bruder

Kapitel 13
 

Mein großer Bruder
 

Mark hatte von der Auseinandersetzung zwischen Nathalie und ihrer Familie, aber auch von seiner Schwester und seinem Vater erfahren. Er hatte mitbekommen, dass Chelseas Freundin nicht mehr bei ihnen wohnte, wobei er zugeben musste, dass er das nicht unbedingt schade fand. Selbst ihm, war Nathalie auf die Nerven gegangen, mit ihren Launen, der unkonzentrierten Arbeit, obwohl es besser geworden war, aber nach wie vor noch eine Zumutung. Außerdem, hatte sie häufiger versucht, sich an ihm ranzumachen und das konnte er am Wenigsten leiden. Erst, als er ihr letzte Woche erzählte, dass er ein Mädchen an der Uni kennengelernt hatte, das er sehr interessant fand, hatte sie von ihrem Vorhaben abgelassen, auch wenn es eine Notlüge gewesen war, die aber funktionierte.
 

Beim Abendessen, war die Stimmung am Tisch alles andere als fröhlich. Daran konnte Mark leider auch nichts ändern. Sein Vater ein sturer Dickkopf, der sowieso nicht mit sich hätte Reden lassen und seine jüngere Schwester Chelsea, die große Mühe hatte, überhaupt einen Bissen runter zu kriegen. Der junge Mann versuchte, heitere Gesprächsthemen in Gang zu bringen, blieb aber erfolglos. Am Ende, gab er es auf.
 

Nach dem Abendbrot, half Mark seiner Schwester den Tisch abzuräumen und die Küche sauber zu hinterlassen. In diesem Moment, wurde ihm bewusst, dass er das schon lange nicht mehr getan hatte. Vor seinem Studium, stand er mit Chelsea regelmäßig in der Küche und hatte ihr geholfen den Tisch zu decken oder wieder abzuräumen, seltener half er Gerichte zuzubereiten. Das war nicht gerade seine Stärke. Die von deren Vater ebenfalls nicht.

Seine Mutter war dafür, vor seiner Schwester zuständig gewesen. Als, sie gestorben war, wusste sein Vater nicht weiter und war mit Hof und Haushalt völlig überfordert. Doch, zum Glück, kamen Mirabelle und Felicia abwechselnd vorbei und sorgten dafür, dass der Haushalt nicht arg in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Chelsea hatte von beiden den richtigen Umgang in der Haushaltsführung gelernt und es schließlich ganz übernommen. Auf eine gewisse Art und Weise, war es für Mark auch logisch gewesen, für seinen Vater war es aber selbstverständlich, dass es sich so entwickelt hatte. Jedoch, bekam Mark Zweifel daran und erkannte jetzt erst so wirklich, welche Stellung Chelsea innerhalb der Familie aufgezwungen wurde.
 

Es war ihre Aufgabe, dass Haus in Ordnung zu halten, für das Essen zu sorgen, die Wäsche zu waschen, Einkäufe zu erledigen und vieles mehr. Nie hatte sie sich beklagt, und das war mehr als sonderbar. Andere Mädchen, wenn sie 16, fast 17 Jahre sind, wollen etwas erleben, sich mit ihren Freundinnen verabreden, auf Partys gehen oder dergleichen. Aber nicht seine kleine Schwester, die stets still, gehorsam und brav ihren Pflichten nachgeht, was für ihn und deren Vater sehr bequem ist.

Allerdings, hieß das noch lange nicht, dass das so richtig ist, denn an diesem Abend, nahm er bewusst wahr, dass Chelsea unendlich traurig sein musste.

Er fiel glatt aus allen Wolken, als ihm sein Vater vorhin erzählt hatte, dass Chelsea, genauso wie er, Landwirtschaft studieren soll, um den Hof mit betreiben zu können. Eine innere Stimme sagte ihm, dass es sein Vater sogar erwartete, es stand für ihn bereits fest. Doch, Mark konnte nicht glauben, dass es seine Schwester ebenfalls so wollte.
 

„Schwester, wie geht es dir?“
 

Langsam trat Mark an seine Schwester heran und legte eine Hand auf ihre linke Schulter. Chelsea wischte seit fünf Minuten das Spülbecken, obwohl es vor Sauberkeit nur so glänzte. Inzwischen, war sie mit ihren Gedanken wieder ganz woanders gewesen.

„Gut, Bruder. Nur etwas müde, das ist alles.“, antwortete sie, wobei sie es vermied ihren Bruder in die Augen zu sehen, denn dann hätte er sofort gesehen, das dem nicht so war. Wobei es Mark auch so bemerkte, dass seine Schwester etwas bedrückte.
 

„Chelsea, willst du mir nicht ehrlich sagen, wie es dir geht? Wir konnten uns doch immer alles erzählen.“

Behutsam redete Mark auf seine Schwester ein und es half. Chelsea brach in Tränen aus und ließ sich in die Arme ihres Bruders fallen, der sie beschützend festhielt.
 

„Ist schon gut, kleine Schwester. Lass alles raus. Vielleicht, ist es besser, wenn wir nach oben gehen in dein Zimmer, damit Vater nichts mitkriegt.“
 

Chelsea nickte bloß und mit einer Bewegung hob Mark sie hoch und trug sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer, wo sie sich auf ihr Bett fallen ließ. Zugleich, deckte Mark sie mit ihrer Deckte zu und setzte sich neben sie. Dabei streichelte er, ihre Haare aus dem Gesicht und wartete bis sie sich ausgeweint hatte.

Es dauerte, bis Chelsea wieder beruhigt in der Lage war zu sprechen.
 

„Bruder?“

„Ja, Chelsea?“

„Kannst du dich noch an Mama erinnern?“
 

Mark hätte mit jeder Frage gerechnet, aber nicht mit dieser. Er überlegte lange, ehe er darauf einging.
 

„Nein, nicht wirklich. Ich war vier Jahre alt, als Mutter von uns ging und du geboren wurdest. Ich weiß nur noch, dass sie immer nach Pfirsichen geduftet hatte. Mehr leider nicht.“
 

„Deswegen, isst du Pfirsiche so gerne.“
 

„Ja. Sie beruhigen mich, wenn ich gestresst bin, dann fühle ich mich, das mag jetzt seltsam klingen, aber dann fühle ich mich nicht so einsam. Dann habe ich das Gefühl, dass Mutter noch bei mir wäre.“
 

„Ich finde, das nicht seltsam.“, antwortete Chelsea und lächelte zum ersten Mal an diesem Abend ihren Bruder an, auch wenn es nur ein sehr schwaches Lächeln war.

„Immerhin, hast du etwas, was dich an Mutter erinnert, was du mit ihr in Verbindung bringen kannst. Ich dagegen…ich habe nichts von ihr.“
 

Prompt, traten einzelne Tränen erneut hervor und liefen über Chelseas Gesicht. Es war zu schmerzhaft an ihre Mutter zu denken. An eine Frau, die sie niemals kennen lernen würde, die sie aber zur Welt gebracht hatte. Das Leben war so ungerecht.
 

„Da irrst du dich.“, holte Mark sie wieder aus ihren trüben Gedanken.

„Du hast sehr viel von ihr, Schwester, viel mehr als ich. Du musst nur mal richtig in den Spiegel sehen.“
 

„Hä? Was genau meinst du?“
 

„Nun, als erstes wäre da, dein Aussehen. Du siehst Mutter zum verwechseln ähnlich. Dann, das sie genau so ruhig und liebevoll war wie du es bist. Dein Sinn für Ordnung, ist ebenso von ihr. Und was das Essen betrifft, stehst du ihr in nichts nach.“, lachte Mark und hoffte seine Schwester damit anstecken zu können.

„Woher weißt du das?“, fragte Chelsea skeptisch nach.
 

„Ganz einfach. Selbst wenn ich mich nicht mehr richtig an sie erinnern kann, sind da allerdings immer noch die Gefühle und Empfindungen, die ich habe, wenn ich an sie denke. Sie sind all die Jahre über dieselben geblieben. Manchmal, hatte ich sogar den Eindruck, dass, wenn du in meiner Nähe bist, zugleich Mutter bei uns ist. Du verkörperst sie auf eine Art, die man schwer erklären kann. Es ist, als würde unsere Mutter durch dich weiterleben, wobei du immer noch du selber bist.“
 

„Das verstehe ich nicht. Wie kann ich gleichzeitig ich selber und Mutter sein? Das ist doch unmöglich?“
 

„Ich sage ja, es ist schwierig zu beschreiben.“, antwortete Mark und senkte für einen kurzen Moment verlegen seinen Blick. „Es ist so ein Gefühl, dass sagt, dass Mutter damals, nicht ganz von uns gegangen ist. Das sie etwas in dir zurückgelassen hat. Wirklich Chelsea, vielleicht gelingt es mir besser, wenn ich genauer darüber nachgedacht habe.“
 

„Ist schon gut. Trotzdem, hört es sich schön an, was du da sagst. Wahrscheinlich, ist es für Vater deswegen so logisch oder so offensichtlich, dass ich hier bleiben soll.“
 

„Niemand zwingt dich, dass du ein Leben lang hier auf dem Hof bleiben musst, wenn du andere Pläne hast, Chelsea.“
 

„Und warum, ist es für Vater dann schon entschieden? Er hat mich nicht einmal gefragt. Es ist für ihn selbstverständlich, dass ich weiterhin unter seiner Obhut lebe und den Haushalt führe, denn was anderes kann ich hier doch kaum machen. Ich füttere die Tiere nebenbei oder helfe auf dem Feld, aber ansonsten kann ich doch kaum mit anpacken. An die Maschinen lässt mich Vater nicht ran. Er hatte sogar mal zu mir gesagt, dass das keine Arbeit für ein Mädchen sei. Angeblich, will er nicht, dass ich mich dabei verletze. Was ich albern finde. Ich kenne die Schutzvorrichtungen. Die gibt es schließlich nicht umsonst.“
 

„Ich verstehe deinen Unmut. Vater will dich hier im Haus sehen und nirgendwo anders. Ich muss gestehen, dass ich vorhin, bei meinem Gespräch mit ihm, diese Vermutung zum ersten Mal gehabt habe. In letzter Zeit, war ich von meinem Studium sehr eingenommen wurden.“
 

„Ich mache dir keinen Vorwurf. Du begeisterst dich für die Arbeit hier, für unsere Arbeit. Du engagierst dich und sitzt mit Vater oft zusammen und ihr schmiedet gemeinsam Pläne. Das finde ich auch alles wunderbar. Aber, es ist nicht das, was ich möchte.“
 

„Was möchtest du denn, Schwester?“

„Das ist ja das Schlimme. Ich weiß es nicht. Zumindest, nicht konkret.“

„Erzähl mal etwas genauer.“
 

„Nun ja, ich weiß schon, was mich interessiert, was ich gerne tue, wie zum Beispiel Bücher lesen oder Zeichnen. Darin wurde ich schon oft in der Schule gelobt, und das löste in mir ein Glücksgefühl aus, dass es kaum zu beschreiben ist. Ich bin in diesen Momenten einfach unglaublich froh und stolz auf mich selber, für das, was ich geschaffen habe.“
 

„Stimmt, malen konntest du schon immer.“, erinnerte sich Mark und hörte seiner Schwester weiter zu.
 

„Zudem, backe und koche ich ebenfalls sehr gerne. Ich schreibe auch für mein Leben gerne Gedichte. Inzwischen, besitze ich eine kleine Sammlung davon. Doch, was ich beruflich machen will, was ich werden oder wer ich sein will, weiß ich nicht. Ich höre so viel, wie mich andere beschreiben, dass ich das Gefühl bekomme, dass ich dem auch gerecht werden muss. Manchmal, frage ich mich wirklich, wer ich eigentlich bin.“
 

„Ich denke, ich verstehe. Du versuchst, alle immer gleich zu behandeln. Nett, freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit…Was, an sich auch nicht verwerflich ist. Allerdings, immer nur an andere zu denken, macht dich nicht glücklich. Das kann dich nicht zufrieden machen, weil du selber auf der Strecke bleibst, und dann nicht mehr weißt wohin.“
 

„Genau. Das trifft es ungefähr.“

„Es ist nicht verkehrt, wenn du auch mal egoistisch bist. Das gehört zum Mensch sein dazu und ist völlig normal. Solange, man andere nicht verletzt oder vergisst. Was bei dir garantiert niemals passieren wird. Ich kenne dich, Chelsea, vermutlich sogar besser, als du dich selber kennst.“
 

„Ich weiß, ich bin ein hoffnungsloser Fall.“
 

„Nein, Chelsea. Jetzt, hör mir mal zu.“

Eindringlich, sah Marks seiner Schwester in die Augen. „Du bist eine wundervolle, bemerkenswerte und begehrte junge Frau, die von Tag zu Tag hübscher wird. Du kannst alles machen, was du dir vorstellst. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“
 

Gerührt, war Chelsea für einen Augenblick sprachlos. Solch schöne Worte, hatte noch nie jemand an sie gerichtet.
 

„Findest du das wirklich, Bruder? Ich bin kein Mauerblümchen? Oder siehst du es als deine Pflicht als Bruder, mir so etwas zu sagen?“, fühlte sie ihm gleich auf den Zahn.
 

„Beides, Schwester. An dir kann man nicht vorbeigehen, ohne sich wenigstens einmal nach dir umzudrehen.“
 

Zum ersten Mal an diesem Tag, lachte Chelsea und vergas ihren Kummer und ihre Sorge. Es tat ihr gut, sich mit ihrem Bruder zu unterhalten. Ein solches Gespräch hatten sie lange nicht mehr geführt und sie merkte, dass sie es sehnlichst vermisst hatte.
 

„Danke, Bruderherz. Du bist einfach der Beste.“

„Das weiß ich doch.“, erwiderte der Blonde mit einer Spur Arroganz, die mehr als übertrieben war. Doch bei Chelsea bewirkte es, dass sie noch mehr lachen musste.
 

„Bruder?“

„Ja?“
 

„Da ist noch etwas, über das ich gerne mit dir reden möchte. Sag, aber bitte nichts Papa davon.“

„Ich verspreche es, Chelsea. Solange, es nichts mit Drogen zu tun hat.“, neckte er sie.
 

„Nein, das bestimmt nicht. Es…es geht um einen Jungen…“

„Um einen Jungen?“
 

Zum Schluss erzählte Chelsea ihrem Bruder von Denny und das er sie für diesen Freitag um ein Date gebeten und sie zugesagt hatte. Sie berichtete auch von ihrem Streit mit ihren Freundinnen und das sie ein furchtbar schlechtes Gewissen deswegen hatte, weil sie aus ihrer Sicht, wahrscheinlich überreagiert hatte.

Die Geschwister sprachen lange darüber und Mark erteilte Rat so gut er nur konnte und versprach, bei nächster Gelegenheit, mit ihrem Vater zu sprechen, was das Landwirtschaftsstudium für Chelsea betraf.
 

Weit nach Mitternacht verließ Mark das Zimmer seiner Schwester und er war überaus zufrieden, als er sah, dass seine kleine Schwester, nach diesem folgenschweren Tag, mit einem Lächeln im Gesicht eingeschlafen war.



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