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Castles in the Sky

Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge
von

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Robert

Unsanft wurde ich gerüttelt, und murrte. Ich wollte eigentlich noch weiter schlafen. Erstens war es erholsam, und Zweitens war der Traum gerade so schön.

Ich schwamm in einem Meer aus Eiscreme und schon allein deswegen wollte ich diesen Traum nicht verlassen. Das Tom auf einer Klippe stand und mir zuwinkte, und das auch noch nackt, war natürlich auch ein Grund, den ich allerdings niemals öffentlich zugeben würde. Nicht mal dann, wenn mein Leben davon abhing.
 

Da das unsanfte Schütteln allerdings nicht aufhörte, öffnete ich doch irgendwann, und ziemlich mies gelaunt, meine Augen, nur um mich dann orientierungslos umzusehen.

„Na? Wach Prinzessin?“, kams mit einem leicht spöttischen Unterton, und ich blickte etwas verrenkt nach oben, nur um in Toms Gesicht zu sehen.

„Ich geb dir gleich 'Prinzessin'.“, kam es gemurrt von mir, bevor ich mich aufsetzte, mir durch die Haare fuhr und auf der anderen Seite aus dem Fenster sah.
 

In erster Linie tat ich letzteres allerdings deswegen, weil ich meiner Einschätzung nach aussah wie ein gekochter Hummer, nach dem Traum mit Eiscreme und einem nackten Tom. Ich würde einen Scheiß tun, und meinem Zwilling die nächsten zehn Minuten ins Gesicht gucken. Entweder dachte er sonst ich hätte Malaria, oder zumindest ein anderes schlimmes Fieber, er konnte Gedankenlesen und wusste somit gleich was ich geträumt hatte, oder im schlimmsten Fall rief er Gustav an um den zu fragen, und da der Blonde mich nun mal besser kannte als irgendwer sonst...würde er ihm dasselbe erzählen.
 

Wie man es auch drehte und wendete, die ganzen Optionen gefielen mir definitiv nicht. Ich beschloss bei eventuellen Fragen zu meiner Gesichtsfarbe einfach zu behaupten auf mein Makeup allergisch zu reagieren. Diese Ausrede war so unrealistisch, dass sie tatsächlich funktionieren könnte.
 

„Wir sind übrigens gleich da.“, informierte mich mein Zwilling und ich nickte einfach nur, während ich kurz gähnte.

Wenn wir jetzt schon da waren, wollte ich gar nicht wissen, wie lange ich geschlafen hatte. Und vermutlich war Tom die ganze Zeit wach geblieben, und natürlich würde ich ein schlechtes Gewissen bekommen.

Obwohl das schwachsinnig war, denn ein schlechtes Gewissen hatte ich jetzt sowieso schon.
 

„Also gehen wir als erstes zu diesem...ich hab den Namen vergessen.“, nuschelte ich dann und streckte mich.

Tom lachte nur leise und piekte mir in die Seite, was mich, natürlich, auf quieken ließ.

„Robert. Er heißt Robert. Und er ist ein bisschen seltsam, also wunder dich nicht über seltsame Äußerungen seinerseits.“, wurde ich vorgewarnt und hob eine Augenbraue.
 

Seltsam? Inwiefern seltsam? Noch seltsamer als diese Typen in schwarz? Oder noch seltsamer, als die Tatsache, dass mein Zwilling in illegale Geschäfte verstrickt war und vermutlich mehr auf dem Kerbholz hatte als es mir bis jetzt in den Sinn kam?

Definiere seltsam, mein lieber Tom.
 

Ich sprach meine Gedanken allerdings in der weisen Voraussicht nicht aus, dass wahrscheinlich noch mehrere nette Überraschungen auf mich warten könnten, von denen ich gar nichts wissen wollte. Allgemein vertrat ich sowieso die Meinung, dass man nicht zu viel wissen musste. Vor allem dann nicht, wenn zufällig das eigene Leben davon abhing.
 

Der Zug hielt, und ich und Tom stiegen aus, wo ich mich erst einmal orientierungslos umsah. Der Bahnhof von Hamburg war doch etwas größer als der von München. Um genau zu sein, war er gleich eine ganz andere Dimension.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als Tom sich meine Hand schnappte und mich hinter sich her zog. Ober das machte, weil er Angst hatte mich in der Menschenmenge zu verlieren oder einfach nur so aus einer Laune oder einem Bedürfnis heraus, war mir allerdings nicht klar.
 

Allerdings sagte ich auch nichts dagegen, sondern verhakte stattdessen meine Finger mit seinen, und bildete mir ein, ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht gesehen zu haben.

Tom zog mich zum Busbahnhof, wo wir in einen Bus einstiegen und uns ein Ticket holten. Ich ging einfach stark davon aus, dass es der richtige Bus zu diesem Robert war, da Tom sich in Hamburg ja auskannte. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich allein dafür vermutlich schon eine Stunde gebraucht. Es war also doch ganz praktisch das sich wenigstens mein Zwilling hier auskannte.
 

Während der ganzen Busfahrt schwiegen wir und ich guckte aus dem Fenster, während ich mich umsah. Hamburg war wirklich komplett anders als München. Und das was ich da gerade sah, musste zumindest der Eingang zur Reeperbahn sein. Zumindest schloss ich das aus den ganzen Plakaten, den Türstehern, den Bordelltafeln und was es da sonst noch so gab.
 

Der Bus hielt, und zu meinem Erstaunen, teilte mir Tom mit, dass wir hier raus mussten. Ich folgte meinem Zwilling und lief zum Schluss neben ihm her über die Reeperbahn. Wenn meine Mutter wüsste, wo ich mich gerade herum trieb, würde sie mich vermutlich in ein Erziehungscamp schicken, so viel war sicher.
 

Tom blieb vor einem Bordell stehen und ich sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Was wollten wir hier? Ich dachte wir suchen diesen mysteriösen Robert?

„Also dass ist das 'Blu'. Es gehört Robert.“, informierte mich mein Zwilling dann und ich guckte ihn aller Wahrscheinlichkeit an, wie ein Rind.

Robert war Bordellbesitzer? Na Halleluja. Ich hatte mal gehört, das manche von denen wirklich kooperativ sein sollten.
 

„Robert ist schwul, und es arbeiten auch nur Männer da also...beweg dich nicht weiter als drei Meter von mir weg. Ich sollte dir an dieser Stelle auch sagen, dass du genau Roberts Typ bist.“
 

Mir klappte der Mund auf, von den ganzen Informationen die ich bekam. Na das war doch herzallerliebst. Ich hätte DOCH vorher nachfragen sollen. Dann hätte ich mich jetzt nämlich drücken können. Aber nein, ich war ja blöd.

„Ich danke dir, dass du mir diese Information jetzt gibst. Jetzt, wo wir schon davor stehen und ich wohl schlecht einen Rückzieher machen kann. Ich nehme es zurück: Ich liebe dich definitiv NICHT.“, gab ich trocken von mir und massierte mir kurz die Schläfe.
 

„Lieben?“, fragte Tom zurück und ich winkte nur ab, ehe ich mich in Bewegung setzte.

Würde ich jetzt anfangen mich darüber zu unterhalten, würde er wahrscheinlich noch denken das ich in ihn verliebt war. Dem war aber nicht so, auch wenn es sich teilweise wirklich so anfühlte. Aber vermutlich bildete ich mir das nur ein. Und Schuld daran waren der ganze Stress den man als Zwilling halt so hatte, verbunden mit der komischen Mutter und irgendwelchen Vorfällen mit Männern in Schwarz.
 

Das Positive daran war immer noch, dass Tom mir wohl oder übel folgen musste, und nicht einfach so weiter reden konnte. Immerhin konnte er mich ja schlecht in ein Bordell gehen lassen, wo es vor Typen nur so wimmelte. Das war zumindest meine Berechnung, und zu meiner vollen Freude ging diese auch auf: Tom hielt die Schnauze!
 

In dem Laden angekommen, sah ich mich verstohlen um und bekam auf einen Schlag eine Gänsehaut sondergleichen.

Woran genau das lag, wusste ich gar nicht. Vielleicht an der Atmosphäre, vielleicht an der seltsamen Wanddekoration oder eventuell lag es auch an den Blicken, die mir die Männer hier zu warfen.

„Tom! Lange nicht gesehen!“, grinste und ein Kerl an, der hinter einer Theke stand und...außer einem Tanga nichts trug.
 

Unbewusst rückte ich näher an meinen Zwilling heran, der einfach einen Arm um meine Taille legte, so als wäre es das normalste der Welt. In meinem Kopf bildete sich auch die Frage, ob das für Tom vermutlich wirklich total normal war. Ich meine, er kannte sich hier aus, die Typen hier kannten ihn und anscheinend war er hiermit so vertraut wie ich mit dem Nägel lackieren. Also warum nicht?
 

„Kann man so sagen. Wo ist Robert?“

Zwar hatte mein Zwilling diese Frage freundlich ausgesprochen, doch mit einem ziemlich drängenden Unterton.

Der Typ deutete nur nach oben und Tom setzte sich in Bewegung, wobei er mich natürlich unweigerlich mitzog.
 

Wir gingen eine ziemlich breite Treppe nach oben, die mit rotem Teppich ausgekleidet war. Wohl damit die Herren auf ihren Absätzen, sollten sie welche tragen, nicht ausrutschten und sich das Genick brachen. Zumindest schien mir diese Theorie am wahrscheinlichsten, da der Teppich nämlich gar nicht zur Wandfarbe passte, die ein seltsames Grün aufwies.
 

Im ersten Stock angekommen, sah ich mich mit noch mehr Männern konfrontiert, versuchte allerdings ruhig zu bleiben und meine Gesichtszüge dort zu behalten, wo sie gerade waren.

Man hörte hier und da ein Stöhnen aus den Zimmern und ich war ja nicht gerade verklemmt, aber das...ich wusste nicht mal ob mir das gefallen sollte oder eher nicht. Also entschied ich mich dafür neutral zu bleiben, und es auszublenden.
 

Tom riss ohne Vorwarnung eine Tür auf und zog mich mit sich, ehe er die Tür mit dem Fuß wieder zuknallte.

„Wie immer keine Manieren, Tom.“, kam es von weiter hinten im Raum und nach einigem hin und her erkannte ich auch einen Mann dort sitzen.
 

Dieser trug einen roten Anzug mit gelber Krawatte und schwarzem Hemd. Er hatte wie Tom Dreads, allerdings in schwarz und einen Kinnbart. Wie viel Ringe er trug, ließ sich aus der Entfernung gar nicht ausmachen.

Von meinem Zwilling kam nur ein Murren, während mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, als besagter Robert ein „Der sieht aber heiß aus. Ist das deiner?“, von sich gab und mich anguckte, als würde er mich entweder auffressen oder mir die Klamotten vom Leib reißen, nur um dann über mich herzufallen und mich DANN aufzufressen.
 

„Das geht dich nichts an. Ich komm wegen der Papiere.“
 

Also ganz ehrlich? Tom konnte sich später was von mir anhören. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich anhörte wie eine Ehefrau.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CrowKing
2013-06-23T16:41:06+00:00 23.06.2013 18:41
Also dieser Robert scheint ein ziemlich interessanter Kerl zu sein! Bin gespannt, zu welchen Maßnahmen Tom noch greifen muss, um Bill vor dem zu schützen... *mein Yaoihirn: freu freu*

Du weißt ja, ich 'lechze' nach FF's, von dem her muss ich auch nicht genauer erläutern, wie begeistert ich von dem Kapi bin. ^__^

Mach auf jeden Fall weiter, ich warte schon!! *mir ungeduldig mit anderen FF's die Zeit vertreib*

xoxo TSC


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