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Castles in the Sky

Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge
von

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"Also frag ich nicht."

Der nächste morgen fing mit demselben Gefühl an, womit der Vortag geendet hatte. Wie hatte es nur soweit kommen können, dass ich in das organisierte Verbrechen rein rutschte. Zuerst unfreiwillig und dann auch noch freiwillig, um Tom vor schlimmeren zu bewahren?

Ich hatte Jahre darin investiert ein Arschloch zu sein, weil ich mit Gutmütigkeit einfach nicht weiter kam. Aber früher, da war ich richtig sozial gewesen. Und genau diese Art schien jetzt wieder durch zu kommen.
 

Es war gar nicht so einfach die Reisetaschen aus dem Haus zu bekommen, ohne das unsere Mutter etwas davon bemerkte. Tom opferte sich netterweise und hielt sie mit irgendeinem sinnlosen Gespräch – zu allem Überfluss über Verhütung – in der Küche fest, während ich Georg die Taschen in die Hand drückte, der sie wiederum in den Kofferraum packte.
 

„Wo ist eigentlich Gustav?“, fragte ich ihn leise und von dem Braunhaarigen kam erst mal nur Schweigen, ehe er sich räusperte.

„Ich hab ihm erzählt das ich heute später zur Schule komme, weil ich einen Arzttermin habe, und das euch eure Mutter zur Schule fährt.“
 

Ob man es glaubte oder nicht, ich war richtig stolz auf ihn. Vor allem, da ich ihm soviel Intelligenz überhaupt nicht zugetraut hätte, auch wenn das wirklich gemein klang.

Aber im Moment war ich einfach nur froh darüber. Ich hätte beim besten Willen nicht gewusst, was ich Gustav hätte erzählen sollen. Denn zu meinem Leidwesen, war der Blonde ein ziemlich schlaues Kerlchen, dass den Ärger bestimmt gerochen hätte. Und so wie ich ihn kannte, hätte er bestimmt mit gewollt.
 

Allerdings konnte ich nicht zulassen, dass Georg und Gustav sich auch noch freiwillig in die Scheiße ritten, so wie ich. Es reichte ja vollkommen wenn zwei von uns vermutlich sterben würden. Zumindest malte ich mir in meinem Kopf aus, dass Tom und ich nicht mehr lebendig zurück kamen. Oder zumindest schwer demoliert.
 

„Bis dann!“, hörte ich Tom rufen, und stieg schon mal ins Auto, ehe mein Zwilling mir folgte.

Auch wenn mich meine Mutter regelmäßig in den Wahnsinn trieb, hatte ich doch ein schlechtes Gewissen. Spätestens heute Abend würde sie sich verdammte Sorgen machen und Himmel und Hölle in Bewegung setzen um uns zu finden. Was meiner Ansicht nach das nächste Problem geben würde.
 

Die Fahrt verlief schweigend und ich konnte mir schon denken warum Georg nicht so viel redete wie sonst. Um genau zu sein gar nichts. Er machte sich Sorgen, dass wir in irgendetwas drin steckten. Und so falsch lag er damit ja noch nicht einmal. Ich würde aber den Teufel tun und ihn einweihen, auch wenn er mir das mein Leben lang nachtragen würde. Vermutlich sogar noch bei meiner Beerdigung. Je weniger er wusste, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass ihm irgendjemand an den Kragen ging.
 

Am Bahnhof angekommen wurde ich zum Abschied umarmt, so dass mir fast die Luft weg blieb.

„Versprich mir das du lebend zurück kommst.“, kams leise und ich hob fragend eine Augenbraue, nachdem er mich los gelassen hatte.

„Du steckst in irgendwas drin, was du mir nicht sagen willst. Ich kenn dich lang genug um zu wissen, dass es etwas ist, was mich und Gustav in Schwierigkeiten bringen kann. Also frag ich nicht. Aber sorge dafür das du zurück kommst.“, grinste er mich an und ich nickte einfach nur.
 

Ich hatte einen verdammten Kloß im Hals. Vor allem hatte ich nicht erwartet, dass Georg mich so leicht durchschauen würde. Und dass er das tat, verriet mir, dass er lediglich immer nur den Dummen spielte. Aus welchem Grund auch immer.

„Wenn was ist, weißt du ja wie du mich erreichst.“
 

Mit diesem Satz stieg er wieder in sein Auto und ich sah ihm noch eine Weile hinterher, ehe ich mich auf dem Absatz umdrehte und zum Kartenschalter ging, an dem Tom anscheinend schon erfolgreich war, da er mit Tickets wedelte.

„Wir fahren mit dem ICE direkt nach Hamburg durch.“, erklärte er mir und ich nickte, während ich ihn misstrauisch ansah.
 

So ein Ticket für den ICE war ganz schön teuer. Ich war mir nicht sicher ob ich wissen wollte, woher das Geld war. Andererseits heiligte der Zweck bekanntlich die Mittel. Eine Theorie, oder eher eine Praxis, die ich schon seit langem vertrat, weswegen ich hier sicher keine Ausnahme machen würde.
 

„Noch kannst du umdrehen.“, sprach mein Zwilling mich von der Seite an, als wir zu unserem Zug liefen und ich schnaubte nur abfällig, bevor ich ihm den arrogantesten Blick schenkte, den ich im Moment in Petto hatte.

„Hat man dir ins Gehirn geschissen? Sonst geht’s dir aber noch gut, ja?“, murrte ich dann und zündete mir eine Zigarette an, nachdem ich im Raucherbereich stehen geblieben war.
 

„Umdrehen gibt’s nicht.“, stellte ich nach einer Weile des Schweigens klar und sah Tom an.

Ich war zwar nicht der Typ für schwerwiegende Entscheidungen, aber ich hatte so einen Tick, dass ich Tom ja sowieso schon nicht mehr allein lassen konnte. Wie also sollte ich es bewerkstelligen, zu Hause zu sitzen, Däumchen zu drehen und vor Angst um ihn halb durch zu drehen? Das war ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Von meinem Zwilling kam nur ein leises Lachen, ehe er mich von hinten umarmte. Vermutlich tat er das aber auch nur, damit ich in Ruhe weiter rauchen konnte. Und um selber an meiner Zigarette zu ziehen.

„Wie wollen wir das eigentlich machen, sobald unsere Mutter eine Vermisstenanzeige aufgegeben hat?“
 

Das interessierte mich tatsächlich. Denn ich vermutete, dass wir Beide schon ganz schön auffielen. Außerdem würde nicht nur die Polizei hier im Umkreis nach uns suchen. Zumindest war das meine böse Vorahnung. Aber von Tom kam nur ein leises Lachen.

„Darum hab ich mich schon gekümmert. Wenn wir in Hamburg sind gehen wir als erstes zu Robert und lassen uns gefälschte Papiere geben. Damit dürfte das Gröbste erledigt sein. Den Rest entscheiden wir später.“
 

Mein Gesicht nahm einen resignierenden Ausdruck an und ich seufzte, ehe ich meine Zigarette in den Aschenbecher beförderte.

„Weißt du...“, fing ich an, als ich mich wieder in Bewegung setzte.

„So langsam hab ich das Gefühl das du locker mit einem Boss der Mafia mithalten könntest, so wie du redest.“
 

Mein Zwilling lachte nur wieder und zuckte mit den Schultern. Ich deutete das als Zustimmung. Wahrscheinlich war Tom gar nicht so unschuldig wie er tat. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich ihm helfen würde. Eigentlich war ich ganz schön blöd.
 

Ich lief Tom hinterher zu unseren Plätzen und verstaute meine Tasche in dem dafür vorgesehenen Fach, ehe ich mich auf den Sitz fallen ließ und aus dem Fenster starrte.

Eigentlich war das ganz schön verrückt. Tom und ich kannten uns noch gar nicht so lange, und trotzdem hatte ich das Bedürfnis an seiner Seite zu bleiben. Sogar dann, als er mir irgendwas von Drogenhandel erzählte und wir von zwei Männern bedroht wurden.
 

Woran genau das lag konnte ich selbst nicht einmal sagen. Ich schob es darauf, dass es dieses Zwillingsding war von dem Gustav gesprochen hatte. Unter normalen Umständen, und wäre Tom nicht gerade mein Bruder, hätte ich vermutet das ich mich verliebt hatte. In unserer Situation allerdings, war das totaler Schwachsinn und absolut sinnfrei.
 

Als sich der Zug in Bewegung setzte, gähnte ich und packte meinen Kopf auf Toms Schulter. Ich hatte beschlossen eine Weile zu schlafen, da es mir sicher auch nichts bringen würde wie ein Zombie durch Hamburg zu schwanken. Und da ich die halbe Nacht nicht hatte schlafen können, würde das mit Sicherheit passieren.

Außerdem war ich gespannt auf diesen Andi, wer auch immer das sein sollte. Irgendwie konnte ich mir Toms besten Freund nicht vorstellen. Vielleicht war der aber auch ein Psychopath oder irgendetwas in der Richtung. Noch ein Grund möglichst wach zu sein.
 

Schon im Halbschlaf registrierte ich, wie Tom seinen Arm um meine Schultern legte, und musste unweigerlich lächeln.

Und selbst wenn es schief laufen würde, konnten Tom und ich immer noch zusammen ableben. Zumindest wenn man auf so kitschigen Schwachsinn a lá Romeo und Julia stand, was ich nicht tat. Aber die Vorstellung war zumindest amüsant.
 

Irgendwann schlief ich doch komplett ein, und kuschelte mich an meinen Zwilling.



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