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Die Märchen der Caterina Burmingham

Märchen von heute
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Das moderne Rotkäppchen

Fast ein Jahr war seit der Eröffnung ihres kleinen Lädchens vergangen. 'Fairytales', so der Name, war eine kleine Pâtisserie, die jedoch sehr gut besucht wurde. Schon nach dem ersten Monat war ihre Ware am frühen Nachmittag ausverkauft. Heute hatte sie zwei Mitarbeiter, die ihr die Arbeit erleichterten.

Vor allem als Partyservice waren sie sehr angesagt in der New Yorker Szene. Besonders ihre Cupcakes mit dem Thema Märchen hatten eingeschlagen wie eine Bombe.

Dabei war nicht einmal das Motiv das, was sie besonders machte. Die Cupcakes waren mit einer Art Pudding und Soße gefüllt. Jeder wollte sie.

Damals, als Caterina noch bei ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern gelebt hatte, hatte sie nie gedacht, dass es eines Tages so kommen würde.

Heute machten sie auch Kuchen, Torten, Cookies und vieles mehr. Ja, vielleicht würde sie in einigen Jahren der 'Jacobsons Pastries and more', der erfolgreichsten Gebäckfirma New Yorks, Konkurrenz machen.

In diesem Moment packte sie einige Cupcakes in einen babyblauen Karton und verschloss diese. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über den Deckel mit dem Logo, einem Schloss aus Cupcakes und dem Ladennamen aus goldenen Lettern, ehe sie den Karton vorsichtig in eine große Tasche packte und sie über die Schulter warf.

„Ihr kommt klar?“, fragte sie ihre Mitarbeiter Clara und Allegra, die beide sofort nickten und ihr ein Lächeln schenkten. „Sehr gut.“ Manchmal kam es ihr komisch vor, dass sie, als fast 20-jährige, über eine Mitvierzigerin und deren Tochter, die ebenfalls drei Jahre älter als sie war, bestimmte. Doch sie waren ein gutes Team. Ein sehr gutes sogar.

„Ich gehe jetzt zu Mia! Passt gut auf den Laden auf!“ Mit diesen Worten verließ sie ihr gut besuchtes Geschäft und trat auf die Straßen New Yorks.

In ihrem Schaufenster besah sie sich noch einmal wie in einer Art Spiegel.

Mia war Friseurin und hatte sie tatsächlich überredet, ihr Haar kirschrot zu färben. Es passe besser zu ihrem Laden. Ja, dies war wahr, doch sie musste sich etwas an dieses strahlende Rot noch gewöhnen. Es war eine Trendfarbe, keine Frage, aber manchmal fragte sie sich, ob sie trendy genug dafür war. Dennoch stand es ihr, das musste sie zugeben.

Nur langsam löste sie sich von dem ungewohnten Bild, das sich ihr bot, und schritt langsam die Straße entlang. Es war ein etwas längerer Fußmarsch zu Mia, doch das nahm sie gern in Kauf. Die Taxis standen bereits jetzt, es war Rush Hour, im Stau, und Geld dafür bezahlen, in einem Auto zu sitzen, das sich nicht einmal bewegte, das wollte sie nicht.

Etwas frische Luft würde ihr gut tun, und vielleicht traf sie auf dem Weg zu ihrer besten Freundin noch einige bekannte Gesichter.

Mia arbeitete bei einem Edelfriseur im besten Stadtteil New Yorks und knüpfte beinahe täglich viele Kontakte, von denen auch Caterina selbst profitierte. Man wurde weiterempfohlen und die kleinen Cupcakes, die es bei ihr als kleine Zwischenmahlzeit gab, waren die beste Werbung.

Leider hatte sich Mia einen Arm gebrochen, als sie bei ihrem Umzug, vor wenigen Tagen, die Treppe unglücklich heruntergefallen war. Vielleicht würde sie ihr mit den Cupcakes eine kleine Freude machen.

Mia war der einzige Grund gewesen, wieso sie heute in der Lage war, diese herzustellen. Nur dank ihren Künsten war sie damals bei der Party von Nick Jacobson an den Türstehern vorbeigekommen und hatte durch Zufall eine wertvolle Rolex geschenkt bekommen. Ihr Startkapital zu ihrem eigenen kleinen Lädchen. Sie verdankte ihrer besten Freundin so viel. Sie hatte nie an ihr gezweifelt. Ihr Vorbild...

Immer weiter lief sie durch die Straßen New Yorks. Die Menschenmassen nahmen an den Kreuzungen zu, doch dies war sie gewohnt.

Sie passierte die Kreuzung, blieb dann jedoch auf dem anderen Bürgersteig stehen und kramte in ihrer Manteltasche. Sie war erst ein einziges Mal bei Mia gewesen, und dies war beim Umzug, mit einem kleinen Zwischenaufenthalt im Krankenhaus.

So war es ein Glück für sie, dass sie noch die Adresse auf einem keinen Stück Papier notiert hatte und ebenso eine kleine Wegmarkierung dorthin. Ein letztes Mal suchte sie etwas Orientierung und steckte den Zettel schließlich zwischen Pappdeckel und Schnur in ihre Tasche.

Mit einem Lächeln trat sie weiter voran, versank in Gedanken und in neuen Ideen für eine Cupcakekreation, als sie den bunt gestalteten Kinderwagen einer jungen Dame sah. Regenbogencupcakes. Und jede Farbe würde anders schmecken. Ob das realisierbar war? Immer weiter versank sie in ihren Vorstellungen und Möglichkeiten der Realisierung, so bemerkte sie nicht, wie sie in einen jungen Mann lief, der einen Bund Rosen mit sich herumtrug.

„Ah~“, keuchte sie leise und blickte zu dem Mann auf, ehe sie mit Schrecken realisierte, dass ihre Cupcakes für Mia Schaden genommen haben könnten.

„Oh, nein!“ Schnell befreite sie den blauen Karton aus ihrer Tasche, doch diesem fehlte nichts. Keine Delle, so war klar, dass die Cupcakes auch in Sicherheit waren.

„Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst.“, hörte sie nun den größeren, dunkelhaarigen Mann sagen.

„Oh, es ist ja nichts passiert.“ Nun endlich schenkte sie ihm ein Lächeln. Kurz herrschte Stille zwischen beiden, wenn man mal die Außengeräusche der vorbeifahrenden Autos und der redenden Menschen ausblendete. Cats Lächeln verging erst, als sie dies auch bemerkte.

Der Mann schmunzelte und reichte ihr seine freie Hand.

„Ich heiße Lykhan.“

„Lykhan?“, fragte die nun Rothaarige und hob eine Braue. Was war das für ein seltsamer Name?

„Ja. Ich weiß, klingt komisch. Ähm...“ Er strich sich über das Haar am Hinterkopf und blickte sich kurz um, ehe er eine Rose von seinem Bündel nahm und sie ihr reichte. „Mit besten Empfehlungen von 'Kleeblattzauber Immergrün – DER Blumenladen'.“ Sein Schmunzeln lockerte die Situation auf. Erst hatte sie gedacht, er hätte den Blumenstrauß für seine Freundin oder Mutter besorgt, doch es war nur eine Werbeaktion. Eigentlich war es keine schlechte Idee. Sie würde über eine ähnliche Aktion nachdenken. Die Blume wurde ihr nach wie vor entgegengehalten.

„Oh...“ Kurz sah sie sich um und stellte den Cupcakekarton auf einem Stromkasten ab, der neben ihr an der Wand aufgestellt war. „Danke sehr. Mein Name ist übrigens Caterina, aber meine Freunde nennen mich Cat.“

„Cat, ein wunderschöner Name.“ Kurz errötete die Rothaarige und blickte Lykhan erneut in die Augen.

„Für wen sind die Cupcakes?“, fragte dieser plötzlich und blickte kurz zu dem Karton.

„Oh, für meine Freundin, sie ist krank und ich dachte, ich heitere sie damit auf.“

Eine ganze kleine Weile unterhielten sie sich auf diese Art, bis Lykhans Telefon klingelte. So, wie sie es herausgehört hatte, war es seine Chefin, die sich nach dem aktuellen Zwischenstand erkundigte. Es war Zeit, zu gehen. Mia wartete sicher schon. So flüsterte sie ihm zu, während er noch das Handy am Ohr hatte.

„Danke für die Rose. Vielleicht sieht man sich noch einmal.“ So trat sie an ihm vorbei und winkte ihm noch kurz. Lykhan schien, als wollte er sie aufhalten und noch etwas sagen, doch er antwortete stattdessen seiner Chefin und sah ihr mit einem seltsamen Blick hinterher. Er wirkte beinahe so, als habe er sie fokussiert, das seltsame Grinsen dazu ließ ihr einen Schauer über den Rücken jagen. Vielleicht hatte sie sich auch nur verguckt... Ja, so war es sicher.

Nachdem sie zwei weitere Straßen gekreuzt hatte, musste sie erneut an einer Ampel halten. Dort blickte sie auf die Rose, die sie bekommen hatte. Sie hatte ein kleines Schildchen um den Stil gewickelt mit der Adresse des Blumenladens. Vorsichtig sah sie auf und blickte auf ein Straßenschild. Das war doch hier! Vielleicht sollte sie Mia noch ein paar Blumen besorgen. Ja, darüber würde sie sich sicher freuen.

Kaum war die Ampel grün geworden, eilte sie über die Straße und ging in die entgegengesetzte Richtung zu Mias neuem Apartment in Richtung des Blumenladens.

Es dauerte nicht lange, da stieg ihr der Duft einer ihr unbekannten Pflanze in die Nase und kurz darauf erschien vor ihren Augen ein gewaltiges Meer aus grünen Pflanzen. Der Laden musste riesig sein.

Eiligen Schrittes war sie zum Eingang getreten und sah sich fasziniert um. Sicher würde sie hier eine Menge Inspiration für Cupcakes bekommen!

Schnell holte sie ihr Ideenbuch hervor und trug erst einmal den Gedanken um die Regenbogencupcakes nach. Einige andere Ideen, die sich auf Blumen bezogen, folgten.

Von der Decke hingen Blumentöpfe und einige Torbögen waren zwischen den Abteilungen aufgestellt worden. Der Raum war, obwohl es hier kaum Fenster gab, lichtdurchflutet. Hunderte Lampen standen rund um sie herum und hingen ebenso an der Decke. Es war wunderbar hier.

„Kann ich Ihnen helfen, Miss?“, fragte plötzlich eine blonde, wirklich schöne junge Dame mit einer grünen Schürze und einem Namensschildchen, das offenbarte, dass sie Melissa hieß.

„Oh, ja...“ Nun endlich schloss sie ihr Buch, behielt es aber in der Hand. „Ich suche einen Blumenstrauß für meine Freundin.“ Melissa nickte und warf ihr blondes Haar über die Schulter. Erst jetzt bemerkte Cat, dass sie eine weiße Lilie im Haar trug. „Wie schön.“

Sie war zu laut gewesen. Der Blick des Mädchens streifte sie wieder, doch anstatt seltsam zu gucken, lächelte sie ihr zu und dankte ihr. Nur kurz darauf verschwanden sie in den Unweiten des kleinen Dschungels und suchten einige Blumen zusammen.

Sie konnte leider nicht alle Blumen benennen, doch eine gelb-orange Gerberea, rosa Rosen und eine helle Nelke konnte sie doch noch erkennen. Zum Schluss holte Melissa noch eine Lilie wie die, die sie im Haar trug, und fügte sie zusammen mit etwas grünen dem Strauß hinzu.

Erst, als der Strauß verpackt wurde, packte Cat ihr Ideenbüchlein in ihre Tasche zurück und schreckte zusammen.

„Oh, nein!“, sagte sie erschrocken. Erst jetzt bemerkte sie das Fehlen vom Cupcakekarton.

Sicher stand er noch auf dem Stromkasten in der Straße, in der Lykhan die Rosen verschenkte!

„Alles in Ordnung, Miss?“ Melissa hatte den Blick bemerkt und legte den fertigen Blumenstrauß auf den Tisch.

„Ja... ja, ich habe nur etwas verloren. Ich hoffe, es ist noch da.“, wisperte sie leise, bezahlte, nahm den Blumenstrauß an sich und verabschiedete sich. So schnell sie konnte, lief sie die Straßen New Yorks zurück, doch als sie an der Stelle ankam, konnte sie weder den Karton noch Lykhan irgendwo entdecken.

„Mist... die guten Cupcakes.“ Nun hatte sie nur den Blumenstrauß für Mia. Niedergeschlagen blickte sie auf die Uhr und erschrak zum zweiten Mal am heutigen Tag. Zwar hatte sie sich den Rest des Tages frei genommen für ihre Freundin, doch allein jetzt war sie schon zwei Stunden unterwegs gewesen. Sicher fragte sich Mia schon, wo sie steckte. Besser, sie beeilte sich.
 

Zur gleichen Zeit klopfte es an Mias Haustür. Den Arm dick in Violett eingegipst, trat die junge Frau in Richtung Tür. Ihr braunes Haar, das bis zur Mitte ihres Rückens herabfiel, war leicht gewellt und wirkte, als sei sie gerade erst aufgestanden.

Sie erwartete Caterina schon seit einiger Zeit und öffnete die Tür, ohne noch einmal durch den Spion zu gucken.

„Da bist du ja~“ Doch ihre Stimme stoppte, als sie in das Gesicht eines Fremden sah. „Hallo?“ Erst jetzt fiel ihr Blick auf den blauen Karton mit dem Logo von Cats Laden.

„Konnte Cat nicht kommen? Oder hat sie nun einen Lieferservice?“ Doch der Fremde, der bis eben noch ruhig gewesen war und sie angestarrt hatte, lachte leise und schüttelte den Kopf.

„Nein, nein.“, sagte er sofort und schmunzelte, während seine blauen Augen sich in ihre bohrten. Er war etwas größer als sie, sein Haar wirkte etwas strubbelig, doch es stand seinem markanten Gesicht.

„Ich bin Lykhan.“, stellte er sich vor. „Ich habe deine Freundin Cat getroffen, sie hat mit mir geredet und ist dann leider los und hat ihren Karton vergessen.“

„Oh, achso. Aber... woher hast du meine Adresse? Hat sie dir die auch gesagt?“ Man merkte, dass sie skeptisch war und zeitgleich die Tür ein wenig schloss, so, dass er keinen Einblick mehr in ihre Wohnung hatte. In diesem Moment hob er einen kleinen Zettel zwischen seinen Fingern hoch, mit der Adresse von ihr und einer Wegbeschreibung. Eindeutig war dies Cats Handschrift.

„Der Zettel hier war am Paket dran. Nun, es tut mir Leid, wenn ich störe, aber … ich dachte, nachdem sie mir von ihrer kranken Freundin erzählte, sollte diese zumindest die Küchlein hier bekommen.“ Auf dem Gesicht der Brünetten bildete sich ein kleines Lächeln.

„Das ist nett von dir. Aber... Cat ist noch nicht da. Was eigentlich seltsam ist.“ Aus ihrer Hosentasche holte sie ihr Smartphone und schaute in ihr Postfach. Doch kein Zeichen von ihrer besten Freundin. Sie war manchmal zerstreut, das wusste und liebte sie an ihr, zeitgleich aber sorgte sie sich oft zu sehr.

„Komm ruhig rein.“, sagte sie lächelnd und deutete auf einen Stapel Kisten. „Du kannst die Cupcakes dort abstellen.“ Lykhan trat ein und schloss die Tür hinter sich, ehe er sie mit einem merkwürdigen Blick musterte. Nur kurz darauf wählte sie die Nummer.

„Seltsam... besetzt.“
 

„Ja!“, sprach Caterina in ihr Telefon und lächelte, während sie die letzte Straße entlangging. Zum Glück hatte sie noch einigermaßen den Weg von ihrem Zettel im Gedächtnis.

„Also wunder dich einfach nicht, Hugo, ok? Ich habe irgendwie viel zu lange gebraucht und dann war da dieser herrliche Blumenladen.“ Kurz herrschte Stille, als sie den Aufgang erreichte und die Treppenstufen erklomm.

„Nun, vielleicht war das eine Anspielung. Aber nur vielleicht.“ Leise kicherte sie und keuchte gleichzeitig leise, als sie zu hastig die letzten Stufen hinauf getreten war und nun vor Mias Tür stand. Sofort klopfte sie mit den Blumen in der Hand an die Tür.

„Gut, Hugo, wir sehen uns heute A~“ Die Tür ging auf, doch anstatt ihrer Mia öffnete ihr Lykhan. Aus Schreck und Überraschung ließ sie ihr Handy zu Boden fallen. Kurz hörte sie noch Hugo, der nach ihr fragte, bis der Ton verstummte. Das war wohl das Ende des Handys.

„Mist!“ Wie viel Unglück konnte sie denn heute haben? Schnell hob sie ihr Handy auf und blickte auf das zersplitterte Display, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem fast Fremden schenkte.

„Was machst du hier?“, fragte sie leise und sah verwirrt zu ihm. Nur kurz darauf trat Mia aus dem Hintergrund zu beiden und holte ihre Freundin in die Wohnung. Mit ihr zusammen trat sie außer Hörweite von Lykhan.

„Er hat die Cupcakes gebracht, die du wohl irgendwo vergessen hast.“, sagte sie kichernd und sah auf die Blumen in Caterinas Hand. „Oh, sind die für mich?“

Cat nickte vorsichtig und gab ihr die Pflanzen, ehe sie schluckte und Mia über den Arm strich.

„Du lässt einen Fremden hier rein? Einfach so?“

„Nun, er kannte dich und er brachte Süßes. Er kann nicht böse sein.“ Erneut kicherte sie. Nahm ihre Aussage wohl nicht ganz so ernst, wie sie es hätte tun sollen. Mia blickte zurück zu ihm und lächelte. „Außerdem... schau ihn dir an. Er ist richtig süß.“ Cat kicherte sofort und folgte ihrem Blick.

„Ja schon... er wirkte auch wirklich nett, als wir geredet haben. Er arbeitet bei diesem Blumenladen, von dem ich deine habe.“ Mia nickte und besah sich den Strauß, den sie nun entpackte.

„Sie sind wunderschön. Danke, Cat. Auch für die Cupcakes.“

Erst jetzt trat auch Lykhan zu den Mädchen.

„Nun, soll... ich gehen?“

„Musst du denn schon?“, fragte Mia sofort und sah mit einem Lächeln zu dem Fremden, der dieses auch gleichzeitig auffing.

„Nein, ich hab Feierabend.“

„Dann bleib doch noch etwas und hilf uns beim Auspacken. Du kannst auch gern ein paar Cupcakes von Cat hier mitessen. Sie sind die besten in ganz New York.“

„Mia... übertreibe doch nicht.“, wendete die Rothaarige nun ein und wurde genauso rot um die Nase. Lykhan lachte ebenso leise wie Mia und steckte seine Hände in die Hosentaschen seiner Jeans. Sein weißes Hemd hatte am unteren Bund noch einige grüne Sprenkler, doch das machte ihn nur noch sympathischer.

„Klar helfe ich euch. Cupcakes als Belohnung klingt doch gut.“
 

Nur eine Dreiviertelstunde später klopfte es wie verrückt an der Tür Mias.

„Wer ist das denn?“, fragte sich die Brünette, die einhändig, so gut es ging, einige Teller in ihren Küchenschrank einräumte.

Auch Cat war vollständig mit Tellern überladen, so, dass Lykhan zur Tür trat.

Als er diese öffnete, stand ihm ein keuchender und sichtlich überraschter Hugo gegenüber.

„Wer bist du?“, fragte der braune Lockenkopf und musterte den Fremden.

„Nun, ich...“, begann Lykhan, ehe man aus dem Hintergrund einen kleinen Aufschrei hörte.

„CAT?!“, schrie Hugo sofort und gab dem Jungen einen Kinnhaken, ehe er in die Wohnung rannte. Erst, als er sie mit einem viel zu großen Stapel Teller entdeckte, welchen sie mit Mühe balancierte, atmete er erleichtert aus und trat auf sie zu, ehe er sie innig küsste. Dabei nahm er ihr einen Großteil der Teller ab.

„Was ist denn los?“, fragte Caterina verwirrt, schmunzelte aber gleichzeitig über die Vorstellung ihres Freundes.

„Was los ist? Du warst plötzlich weg. Es hätte sonst was passiert sein können!“

„Oh...“ Das hatte sie vollkommen vergessen. Entschuldigend blickte sie zu ihm auf und stellte endlich die Teller weg.

„Das tut mir leid, Hugo.“ Hervor zog sie ihr kaputtes Smartphone. „Es ist mir aus der Hand gefallen.“ Dies konnte wirklich nur ihr passieren. Dennoch war sie glücklich darüber, dass Hugo sich so um sie sorgte.

Lykhan indes trat zu den dreien, hob die Hand, um Hugo wortlos zu grüßen, und rieb sich sein angeschwollenes Kinn. Hugo drehte sich zu ihm und lächelte entschuldigend.

„Sorry. Es ist mit mir durchgegangen.“, sagte er leise und reichte ihm die Hand. „Hugo.“

„Lykhan.“

„Freut mich dich kennen zu lernen.“ Lykhan schmunzelte. Erst jetzt erkannte Mia die Verletzung des jungen Mannes und eilte zu ihm.

„Mensch, Hugo!“, sagte sie vorwurfsvoll und holte gleichzeitig einen Eisbeutel aus den Kühlschrank, um diesen Lykhan zu reichen.

„Danke.“, sagte dieser sowohl zu Hugo als auch Mia. „Was hast du gedacht, habe ich mit den Mädchen angestellt? Sie gefressen?“

„Das hätte durchaus~“

„Hugo!“ Cat kicherte und lehnte sich an ihren Freund, ehe Mia auch vortrat und eine Sektflasche in die Höhe hielt.

„Also ich bin dafür, dass wir diese peinliche Stimmung hier mal auflösen und etwas Spaß haben. Was sagt ihr?“
 

Zwei Wochen später besuchte Mia das Geschäft Cats und trat zu ihr nach hinten in die Backstube.

„Caaaaaat~“, rief sie und lächelte breit. „Lykhan hat seine Chefin überredet. Es gibt jetzt offiziell das 'Verliebten-Paket'. Ja, an dem Namen muss noch gearbeitet werden, aber hey, deine Cupcakes werden nun mit den Sträußen verschickt.“

„Wirklich?“, fragte die Rothaarige erfreut, trat zu Mia und umarmte sie fest.

„Das ist klasse! Ich hoffe, es kommt an.“

„Und wie. Lykhan sagte, dass es allein jetzt schon zwanzig Vorbestellungen gibt.“ Das Lächeln Caterinas nahm nun etwas zu, so, dass Mia die Braue kurz hochzog.

„Warum guckst du so?“

„Du hast viel übrig für ihn, oder?“ Wohl zum ersten Mal, seit sie Mia kannte, wurde diese etwas verlegen.

„Nuuuuun... wir haben heute Abend unser drittes Date. Ich hoffe, er küsst mich heute endlich, wenn nicht, werde ich mich wohl auf ihn werfen. Er ist so toll, auch wenn er immer so böse guckt, wenn er nachdenkt.“

Sofort lachte Cat und nickte Mia zu, ehe sie sie noch einmal umarmte.

„Ich wünsche dir, dass es passiert. Niemandem wünsche ich es mehr als dir, Mia.“

Dass sie beide nun so glücklich waren. Es konnte nicht besser werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-10-28T18:12:18+00:00 28.10.2014 19:12
Guten Abend!

Lang, lang ist's her... Ich wollte unbedingt die anderen Märchen auch noch lesen. Also: hier bin ich endlich.

Damals, als Caterina noch bei ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern gelebt hatte, hatte sie nie gedacht, dass es eines Tages so kommen würde.
Hat sich wohl die Schufterei ausgezahlt. Cupcakes sind auch kleine Wunderwerke - wenn man es kann. ^^

[...] ehe sie den Karton vorsichtig in eine große Tasche packte und sie über die Schulter warf.
In meiner Vorstellung purzeln jetzt alle Backwaren im Karton herum. ;)

Ja, dies war wahr, doch sie musste sich etwas an dieses strahlende Rot noch gewöhnen.
doch sie musste sich (noch) an dieses strahlende Rot gewöhnen. -> Meiner bescheidenen Meinung nach klänge dies besser.

Nur langsam löste sie sich von dem ungewohnten Bild, das sich ihr bot, und schritt langsam die Straße entlang.
Wortwiederholung "langsam". Eines davon kannst du getrost steichen.

Sie war erst ein einziges Mal bei Mia gewesen, und dies war beim Umzug, mit einem kleinen Zwischenaufenthalt im Krankenhaus.
Präziser: Bei ihr Zuhause, nicht wahr? Aber da sie, also Mia, auch erst einige Tage dort wohnt, ist das nichts außergewöhnliches. Im Prinzip würde ich sogar behaupten, du brauchst den Satz nicht. Stattdessen könntest du den folgenden ein wenig umwandeln, so dass es einen Sinn ergibt, dass Caterina eine Wegbeschreibung hat, wenn du verstehst, was ich meine.

Eine ganze kleine Weile unterhielten sie sich auf diese Art, [...]
"Eine Weile" würde vollkommen ausreichen. Oder du entscheidest dich für "ganze" ODER "kleine". Beides wirkt ziemlich überladen.

Kaum war die Ampel grün geworden, eilte sie über die Straße und ging in die entgegengesetzte Richtung zu Mias neuem Apartment in Richtung des Blumenladens.
An dieser Stelle wäre mein Vorschlag "zu Mias neuem Apartment" zu löschen, dann liest sich der Satz angenehmer.

[...] und fügte sie zusammen mit etwas grünen dem Strauß hinzu.
"etwas grünen" klingt komisch. Vielleicht machst du ein "etwas Grün" daraus? Erscheint mir passender.

Erst, als der Strauß verpackt wurde, packte Cat ihr Ideenbüchlein in ihre Tasche zurück und schreckte zusammen.
verpackt - packte. Vielleicht "steckte" Cat ihr Büchlein wieder ein?

„Ja... ja, ich habe nur etwas verloren. Ich hoffe, es ist noch da.“, wisperte sie leise, [...]
Den Punkt am Ende der wörtlichen Rede kannst du getrost löschen, der hat da nix verloren.

[...] doch anstatt ihrer Mia öffnete ihr Lykhan.
Das "ihrer" ist dort wahrscheinlich zuviel.

„Mia... übertreibe doch nicht.“, wendete die Rothaarige nun ein und wurde genauso rot um die Nase.
Statt "wendete" würde ich "mischte" vorschlagen. Und vielleicht könnte man verdeutlichenwas du mit dem "genauso rot um die Nase" meinst. Hm, vielleicht: "mischte sich Cat ein, während sich um ihre Nase dasselbe Rot ihrer Haare ausbreitete". Oder sowas in der Art. Also natürlich in deiner Art. ;)

Die Umsetzung des Märchens gefällt mir ausnehmend gut. Sehr fantasievoll! Ich mag auch den Namen, den du dem Fremden gegeben hast. Lykhan. Und alle kleinen Hinweise auf das Märchen, die ich nicht aufdröseln muss. Du kennst sie ja schließlich.
Es hat mir Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Hut ab für die Leistung, aus dem Märchen etwas anderes zu zaubern. Und Cupcakes + Blumen ergeben ein tolles Geschenk.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Von:  -B-chan-
2013-02-18T14:49:54+00:00 18.02.2013 15:49
'Rotkäppchen' ist wirklich klasse geworden.
Der neue Charakter Lykhan ist dir super gelungen und ich find klasse, wie du an 'Aschenputtel' angeschlossen hast. Es freut mich richtig, wie sie Cat gemacht hat und nun hat auch Mia...~
aber ich will ja nicht spoilern xD
Ein sehr schöne Geschichte!

Liebe Grüße
B-chan
Von: abgemeldet
2013-02-14T19:42:52+00:00 14.02.2013 20:42
Awww, das Kapitel war wirklich eine große Freude :)
Ich finde es ist dir sehr schön gelungen und ich liebe es.
Ich werde es mir sofort noch einmal einverleiben ;)
Ich bin gespannt auf das nächste Märchen :D


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