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Miscast

Wenn die Prinzessin den Prinzen retten soll
von

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Spring in die Scheiße

Und es geht weiter *träller*
 

Märchen: Keine Ahnung, es war Teil eines Films, in dem vier Märchen gleichzeitig untergebracht waren.

Cast: L'arc en ciel
 

Gefluche und Gezicke nur am Rande vorhanden, aber ich gelobe Besserung im nächsten Kapitel. Es freut mich sehr, dass das Vorige euch trotzdem so gut gefallen hat und hoffe, dass es mit diesem genauso wird.

Im Übrigen hat "Miscast" die 100-Seiten-Word-Grenze erreicht, zudem habe ich inzwischen 7 Favos und 5 Leute, die mir sogar Kommentare schreiben. Das schreit doch nach einem Special, nicht wahr? Wünsche und Anregungen nehme ich gern entgegen, aber im Moment denke ich da an was über Atsushis Amtszeit als Teufel.
 

***
 

„Sind wir bald da?“ murrte Yoshiki zum sicher 15ten Mal an diesem Nachmittag.

„Ja, noch etwa eine Viertelstunde“, antwortete Gackt kurz angebunden.

Niemand fragte, woher er das wusste. Er wirkte schon den ganzen Tag ziemlich angespannt für seine Verhältnisse. Heaths Laune dagegen hatte sich maßgeblich gebessert und er unterhielt sich im Hintergrund mit hide über die Möglichkeiten, die ein Schwertkämpfer gegen Magier hatte.

„Mit wem haben wir es diesmal zu tun?“, fragte Sugizo.

„Mit Herzog Tetsu“, antwortete Miyavi. „Der verwaltet die Archenmark, seitdem König Hyde seit zwei Jahren verschwunden ist. Er wäre der Nachfolger, aber anscheinend weigert er sich, seinen Freund für tot zu erklären. Das hab ich auf der letzten Walpurgisnacht von einer archenmärkischen Hexe… Gackt, alles in Ordnung?“

Der Drache war ziemlich blass und starrte Miyavi ziemlich entsetzt an, doch er fing sich sofort wieder.

„Nichts, nichts, alles in Ordnung…“

Miyavi und Yoshiki warfen einander besorgte Blicke zu, sagten jedoch nichts. Der war sowieso seltsam drauf heute, also seltsamer als sonst. Stattdessen fuhr Miyavi mit seinem Bericht fort.

„Außerdem hab ich gehört, dass seit etwa einem Jahr eine Prinzessin dort lebt, die von Außerhalb der zehn Reiche geflohen ist und dass Herzog Tetsu seither vergeblich einen Ehemann für sie sucht. Anscheinend gehen auch Horrorgeschichten über sie um, aber da er sie dabehält, kann es so schlimm nicht sein, meinte Amanda.“

„Na große Klasse. Ein Verwalter hat normalerweise keine Autorität über die Kronjuwelen“, knurrte Yoshiki.

„Wir wissen nicht, wie wichtig der Diamant für den dortigen Kronschatz ist“, versuchte Sugizo ihn aufzumuntern. „Vielleicht kann er ihn uns doch geben. Das werden wir sehen, wenn wir da sind.“
 

Gackts Vorhersage über die Länge des restlichen Weges erwies sich als ziemlich genau. Ein Diener empfing sie am Tor und führte sie gleich in einen relativ dunklen Saal mit einer großen Tafel. An deren Ende saßen drei Männer und brüteten über einigen Papieren. Einer war eindeutig Herzog Tetsu, die anderen Beiden waren anscheinend seine Ritter.

Als der Herzog die Gäste bemerkte, sah er von seiner Arbeit auf und strahlte sie an.

„Willkommen auf Schloss LeCiel, edle Gäste. Ich bin Herzog Tetsu, Verwalter der Archenmark. Und das sind meine Ritter Ken und Yuki. Mit wem habe ich die Ehre?“

Das war so ziemlich der freundlichste Empfang, den sie bisher bekommen hatten. Auch wenn das strahlende Lächeln des Mannes ein wenig gruselig war. Es war einfach viel zu offen und grenzdebil für einen Regierenden.

„Wir, äh…“, begann Yoshiki ein wenig aus dem Konzept gebracht. „Also, ich bin Prinzessin Yoshiki von Großwaldreich. Und das ist mein Gefolge. Meine Leibhexe hide, Knappe Heath, Ritter Sugizo, die Hexe Miyavi, der Drache Gackt und äh, Pata.“

Ken pfiff durch die Zähne.

„Das nenn ich mal ein interessantes Gefolge. Vielleicht wäre es nicht nötig gewesen, das Pferd vorzustellen, aber ein Drache ist doch mal was anderes.“

„Pata ist nicht irgendein Pferd! Er ist ein falladasches Streitross, du %$§+#*%&!“

„Mann Yo-chan, kannst du dich nicht wenigstens hier, wo die Leute nett sind, benehmen?“, maßregelte hide ihn, allerdings wurde die Wirkung dadurch zerstört, dass er dabei grinste.

„Und eine SEHR interessante Prinzessin, wenn ich das sagen darf“, meinte Ken völlig unbeeindruckt und wippte zweideutig mit den Augenbrauen.

„Dir ist schon klar, dass das ein Mann ist?“ Yuki wies ihn ein wenig genervt auf das Geschlecht seines Gegenübers hin.

„Ähhh…“ Ken hatte es offensichtlich nicht gewusst.

„Schau wenigstens richtig hin, bevor du jemanden angräbst, du unverbesserlicher Schwerenöter.“ Yuki klang nicht so, als sähe er da noch irgendwelche Hoffnung.

Tetsu räusperte sich.

„Wie wäre es, wenn ihr euch setzt und uns erzählt, was euch hierher führt?“

Immerhin kamen sechs von sieben Leuten seiner Aufforderung nach.

„Also, vielleicht habt ihr’s schon gehört“, erzählte Miyavi, „aber Prinz Toshi wurde von einer Zauberin entführt. Wir wissen, wo ihr Schloss ist und wollen ihn zurückholen, aber um da reinzukommen, brauchen wir die zehn Schlüssel, das sind zehn magische Edelsteine. Und ihr solltet einen davon haben, einen Diamanten.“

„Einen Diamanten in einen Goldring gefasst“, ergänzte Yoshiki.

„Prinz Toshi wurde von einer Zauberin entführt?“ Herzog Tetsu wirkte ehrlich schockiert.

Aber bevor noch jemand etwas sagen konnte, trat ein Diener herein und sagte:

„Entschuldigt bitte, aber hier wurde ein Brief für Prinzessin Yoshiki abgegeben. Ist diese Person hier?“

„Ja, das bin ich“, sagte Yoshiki und der Diener gab ihn den Brief. Er trug das königliche Siegel von Großwaldreich. Die Prinzessin öffnete ihn und las:
 

„An mein liebes Bruderherz,
 

anscheinend hast du der Schlampe mächtig ans Bein gepisst, denn sie hat gestern einen Coup d’Etat versucht. (Ich weiß nicht, wie man das ausspricht, aber Asami meinte, so nennt man einen Umsturz.) Gott sei dank haben ein paar Leute das mitgekriegt und eine königstreue Allianz, bestehend aus deinen Dienern, Sugis Rittern und den Dienern des Drachen, hat die Sache auf etwas unkonventionelle Weise bereinigt. Ich will jetzt gar nicht im Detail erzählen, was passiert ist, ich will dich nur um ein paar Sachen bitten.

Zunächst einmal wäre Kyo dir sicher sehr verbunden, wenn er nie wieder einen weißen Frack tragen muss. Und ich auch, denn noch einmal ertrage ich den Anblick nicht.

Dann richte bitte dem Drachen aus, dass ich seinem Gestaltwandlerdiener, der übrigens eine außergewöhnliche Schönheit ist als Frau, bei mir was gut hat und er mir doch die Wünsche dieses Mannes zukommen lassen soll.

Und Sugi richte bitte aus, dass wenn er nach Hause kommt und einen seiner Ritter nicht findet, er sich keine Sorgen machen soll. Der ist bei mir uns hilft mir bei dem Papierkram, den ER mir verursacht hat.

Aber lasst dich nicht weiter stören, sondern hol gefälligst unseren Bruder zurück.
 

Dein dich liebender Bruder Taiji
 

PS: Sollte ich rauskriegen, dass du für Asamis momentane Laune verantwortlich bist, gibt’s ein paar auf die Löffel, wenn ich dich das nächste Mal sehe.“
 

Yoshiki starrte den Brief eine Weile perplex an, dann reichte er ihn stumm an Gackt weiter. Der las ihn und meinte nur:

„Ich wusste ja, dass You sich in eine schöne Frau verwandeln kann, aber er hat immer Wert darauf gelegt, dass das möglichst niemand sonst weiß. Ich schätze, König Taiji schuldet ihm wirklich was.“

Er reichte den Brief an Sugizo weiter. Der sagte nichts dazu, murmelte nur etwas Unverständliches und gab ihn Heath. Der Knappe schüttelte dann ungläubig den Kopf und reichte das Papier zu hide. Dieser wiederum brach in hysterisches Gelächter aus und schnappte verzweifelt nach Luft, als er den Brief Herzog Tetsu gab.

Tetsu war sichtlich bemüht, die lachende Hexe neben sich zu ignorieren während er las. Doch schließlich hatte diese sich beruhigt und er alles gelesen.

„Nun… das ist unverwechselbar König Taijis Schreibstil…“

„Zeig mal her!“ Ken riss ihm den Brief aus der Hand und überflog ihn.

„Ja, unverwechselbar. Ich schätze, das können wir als Beweis ansehen, dass die bunte Truppe da die Wahrheit sagt“, lautete sein Urteil.

„Nun ja, wir würden euch den Diamanten sehr gerne geben, auch wenn es mich schon interessiert, wie so was in unseren Besitz kommt“, meinte Tetsu langsam. „Allerdings stellt uns das vor einige Probleme. Ihr müsst wissen, ich hab nur begrenzt Autorität über den Kronschatz, und König werden kann ich nur, wenn ich König Hyde für tot erkläre. Aber ich bin nicht scharf darauf, König zu werden und ich würde gern aufbrechen, um nach ihm zu suchen. Das kann ich aber nicht, solang es hier keinen legitimen Nachfolger gibt. Und den wird es hier wohl nicht so schnell geben…

Ich hätte gern Prinzessin Megumi zu meiner Nachfolgerin gemacht, das geht aber nicht, weil sie nicht aus der Archenmark stammt. Und ich kann WIRKLICH nicht voll auf den Kronschatz zugreifen, weil da bei uns so ein nerviger Zauber darüberliegt. Ich muss mich strickt an die Vorschriften halten.“

Kurzes Schweigen folgte auf diese Ausführung. Bis Yoshiki fragte:

„In wiefern kannst du denn auf den Kronschatz zugreifen?“

„Ich kann legitim anfallende Staatskosten zahlen und ich darf diesen roten Ring hier tragen, als Autoritätssymbol, aber ich darf ihn nicht einfach so weitergeben. Außerdem kann ich einem Königsmündel ein Vermögen provisorisch zur Verfügung stellen, allerdings ist das Mündelsystem sowieso veraltet und auch das Mündel kann mit diesem Vermögen nicht viel machen, solang der König nicht die ausdrückliche Erlaubnis dazu gibt, es frei nach Schnauze zu verwenden.“

„Wer hat den diesen nervigen Zauber installiert?“, fragte hide.

„Irgendein Zauberer, der vor 200 Jahren hier am Hof angestellt war“, antwortete Yuki.

„Wenn diese Prinzessin einen Archenmärker heiraten würde, könntest du den zum Nachfolger machen“, warf Sugizo ein.

„Ähhhh…“ Die drei archenmärkischen Regierungsbeamten wirkten plötzlich unbehaglich.

„Megumi-chan will nicht heiraten“, erklärte Ken.

„Allerdings gibt es nicht zuletzt aufgrund dieser Möglichkeit einige, die sie heiraten wollen“, meinte Yuki. „Das wurde so nervig, dass sie sich dann dieses extrem fiese Spiel ausgedacht hat um die Leute abzuschrecken. Jeder ihrer Verehrer müsste dreimal erraten was sie denkt. Dann könnte er sie heiraten, aber so weit kam bisher noch niemand. Und wer es nicht schafft, oder mittendrin einen Rückzieher macht, wird vom Westturm geworfen.“

„Sie lässt die Männer umbringen?!“, rief Miyavi entsetzt aus.

„Aber nein!“, sagte Tetsu schockiert. „Bisher ist nur einer gestorben, weil er die Jauchegrube verfehlt hat, und sie war deshalb wochenlang fertig mit der Welt. Wir haben danach einige Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, damit das nicht wieder passiert.“

„Ein extrem fieses Spiel ist es trotzdem“, meinte hide.

„Sonst wäre es ja keine Abschreckung“, fand Yuki. „Wenn sie einen Verehrer mochte, hat sie ihm immer ein Juwel als Trost geschenkt. Das geht irgendwie. Vermutlich, weil zu der Zeit, als der blöde Zauber installiert wurde, erwachsene Frauen Mündel waren bis sie heiraten und man ihnen eine Mitgift zur Verfügung gestellt hat, die sie auf ihre Brautwerbung verwenden konnten.“

„Das ist es!“, rief Heath urplötzlich.

Alle sahen ihn fragend an.

„Ich werbe um Prinzessin Megumi! Dann kann sie mir den Diamanten schenken!“, erklärte er enthusiastisch.

„Äh, Heath…“, murmelte Pata.

„Heath? Bist du dir sicher?“, fragte Yoshiki vorsichtig.

hide dagegen versuchte es auf die Sempai-Tour: „Du musst das nicht machen, Kleiner. Wir finden eine andere Möglichkeit.“

Das macht Heath aber nur wütend.

„Sagt mal, wofür haltet ihr mich eigentlich? Mir ist durchaus bewusst, dass ich dann in der Jauchegrube lande, aber es gibt Schlimmeres als das! Ich bin euer Kamerad, und kein Lakai, der unfreiwillig mitgeschleift wird! Ich teile dasselbe Ziel wie ihr! Ich bin Toshis Knappe und als solcher ist es meine Pflicht, alles für ihn zu tun, was in meiner Macht steht und wenn ich in eine Jauchegrube springen muss, um ihn zu retten, dann mach ich das auch!“

Dieser Ausbruch brachte ihm erneut verblüfftes Starren ein. Bis Yoshiki lächelte und ihn in die Arme zog – das brachte ihnen beiden verblüfftes Starren ein.

„Danke, Heath.“

„Ähm, ich geh dann mal Megumi-chan holen…“, meinte Ken vorsichtig und verschwand eilig.
 

Prinzessin Megumi war eine hübsche Frau mit langem, schwarzen Haar, großen dunklen Augen und einem offenen Lächeln. Sie war zierlich und nicht besonders groß, besaß aber ohne Zweifel Eleganz und Ausstrahlung. Yoshiki betrachtete sie abschätzend während Tetsu ihr die Situation darlegte. Ob es wohl auch Männer gab, die für sie persönlich, und nicht für den Thron in die Jauchegrube sprangen? Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

„…und deswegen wird Toshis Knappe Heath hier um dich werben“, schloss Tetsu seine Erklärung.

Megumi warf Heath einen traurigen Blick zu.

„Ich verstehe. Und ich wünschte wirklich, es wäre nicht nötig. Morgen Mittag stelle ich dir die erste Frage, in Ordnung?“

„In Ordnung“, meinte Heath, verunsichert durch ihre offensichtliche Niedergeschlagenheit.

Megumi verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.

„Was hat sie denn?“, fragte Heath niemand bestimmten.

„Keine Ahnung, sie ist immer so, wenn sie einen Freier hat…“, sagte Tetsu, selbst beunruhigt.
 

Das Abendessen war reichlich gewesen und die Bewirtung freundlich, auch wenn Megumis Traurigkeit die allgemeine Stimmung gedrückt hatte. Jeder hatte ein eigenes Gästezimmer bekommen, sogar Pata, und Heath lag nun in seinem und versuchte vergeblich zu schlafen. Wie man es auch betrachtete, die Vorstellung, von einem Turm in eine Jauchegrube geworfen zu werden, war nicht sehr angenehm. Zudem hatte er das Gefühl, dass etwas mit der Sache nicht stimmte.

Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken. Da war es wieder. Waren das Pferdehufe? Heath stand auf und trat ans Fenster. Dort im Hof war wirklich ein Pferd, eine schlanke, drahtige Grauschimmelstute. Sie war gesattelt und tänzelte unruhig umher. Und die Gestalt neben ihr war Prinzessin Megumi. Sie hatte ihr Haar zusammengebunden und trug hohe Stiefel, Hemd und Hosen und einen langen, dunklen Umhang. Wo um alles in der Welt wollte sie um diese Zeit noch hin?

Leise öffnete Heath das Fenster und kletterte vorsichtig hinaus. Dem Himmel sei Dank war sein Zimmer im Erdgeschoss. Jetzt kam es darauf an, nicht gesehen zu werden. Wobei, das hatte sich erledigt, denn Megumi ritt gerade zum Tor heraus. Na klasse, wie sollte er bitte allein einem Pferd folgen?

„Was wird denn das, wenn’s fertig ist?“

Heath machte erschrocken einen Satz nach Vorne und drehte sich um.

„Gackt! Musst du mich so erschrecken?“

„Wenn es nötig ist, um dir zu zeigen, dass deine Fähigkeiten im unentdeckt Bleiben sehr zu wünschen übriglassen. Also?“

„Prinzessin Megumi ist gerade weggeritten und es sah nicht so aus, als würde sonst jemand davon wissen.“

„Aha. Und wie gedachtest du, ihr zu folgen?“

„Das wäre der Punkt, an dem ich gescheitert bin“, gab Heath direkt zu. Er würde vor dem arroganten Drachen sicher keine Ausflüchte machen.

Dieser seufzte nur theatralisch, drehte ihm den Rücken zu und ging leicht in die Knie. „Komm, steig auf.“

Bot der Drache ihm gerade wirklich an, ihn in seiner menschlichen Gestalt huckepack hinter einem Pferd herzutragen?

„Na los, worauf wartest du?“

Sah ganz so aus. Heath beschloss, dass er es schlechter hätte treffen können und kletterte auf Gackts Rücken, der sich seine Knie unter die Arme klemmte und losrannte.
 

Sie blieben so weit hinter Megumi zurück, dass sie sie gerade noch sehen konnten, schließlich wollten sie nicht von ihr entdeckt werden. Die Landschaft wurde rasch felsiger und Heath wusste, dass sie in Richtung Meer unterwegs waren. Irgendwann fanden sie Megumis Pferd verlassen vor einer Grotte stehend.

„Ich geh da rein, pass du bitte auf, dass das Pferd nicht wiehrt oder so“, sagte Heath und wartete Gackts Antwort gar nicht ab, sondern schlich sich hinein.

Die Grotte war wie ein Wald aus Felssäulen, die zwar eine Decke trugen, die aber Löcher hatte, durch die das Mondlicht schien. Das hieß für Heath, dass er genug sehen konnte, aber auch genug Deckung hatte. Der Boden fiel leicht ab, bis er am Ufer eines Flachen Sees, der möglicherweise mit dem Meer verbunden war, endete. Und an diesem Ufer saß Megumi und sah ins Wasser.

„Ningyo, bist du da?“, fragte sie leise.

Da kräuselte sich das Wasser und… etwas kam daraus hervor. Es hatte annähernd die Form eines Menschen, aber es war schrecklich entstellt. Der magere Körper war grünlich schwarz, verschrumpelt und schuppig, es hatte keine Haare und keine Nase, der lippenlose Mund wirkte wie eine unordentliche Flickennaht und die Augen waren klein und trüb. Das Geschlecht war nicht zu bestimmen.

Es hatte sich nur bis zur Brust aus dem Wasser erhoben, doch es streckte eine knochige, langfingrige Hand mit langen Krallen aus und Megumi ergriff sie lächelnd.

„Hey Ningyo, geht es dir gut?“

Das Wesen nickte und zog seine Hand zurück, dann ließ es sich soweit ins Wasser zurücksinken, dass nur noch seine Augenpartie herausschaute.

„Es ist schön, dich zu sehen, Megumi.“

Die Stimme musste von dem Wesen kommen, denn es war niemand sonst da, doch es haute Heath beinahe um. Nicht nur konnte es mit dem Mund unter Wasser sprechen, und zwar so, dass sie es über Wasser hören konnten, es hatte auch eine überaus angenehme, sanfte Männerstimme.

„Aber trotzdem solltest du nicht zu oft kommen“, sagte es.

„Ich weiß“, flüsterte Megumi. „Aber ich wollte dich sehen. Und es gibt wieder einen Freier. Aber der ist anders als die Anderen. Er will mich gar nicht heiraten. Er und seine Reisegefährten brauchen einen ganz bestimmten Edelstein aus unserem Kronschatz um ihren Herren zu retten, und dank diesem furchtbaren Zauber kann ich den nur an jemanden verschenken, der offiziell um mich wirbt.“

„Das ist eine interessante Sache. Aber es ließe sich vermeiden, wenn die Archenmark wieder einen König hätte.“

„Komm mir nicht wieder damit! Ich will nicht einfach irgendwen heiraten, damit er König werden kann!“

„Was ist mit Tetsu?“

„Der würde niemals freiwillig König werden, geschweige denn mich heiraten. Außerdem will ich ihn nicht, so lieb und nett und treu er auch ist. Und er könnte auch ohne mich König werden, wenn er wollte.“

„Wie lange soll dieses Spiel noch so weitergehen, Megumi?“

„Solange ich es will!“

„Schon gut. Es ist deine Entscheidung.“

„Kommst du zu mir?“

„Du weißt, dass ich nicht mehr sprechen kann, wenn ich meinen Kehlkopf übers Wasser hebe.“

„Wir müssen nicht reden. Ich möchte einfach mit dir zusammen sein. Und wegen dem Verehrer…“

„Oh, ja. Denk an was Einfaches. An deinen Schuh.“

„Das werde ich. Und jetzt komm zu mir.“

Das Wesen stieg aus dem Wasser. Es war völlig nackt, doch keine Geschlechtsteile waren zu sehen. Und es hatte Beine wie ein Mensch auch. Es kauerte sich neben die Prinzessin und sie bettete zärtlich seinen Kopf in ihren Schoß, streichelte sanft seine kahle Schädeldecke.

Heath sah ihnen fasziniert zu. Er hatte sich nicht ausgemalt, was er Megumi tun sehen würde, doch das ließ ihn sich fragen, wie verrückt seine Truppe eigentlich wirklich war. Vielleicht nicht so sehr, wie es manchmal den Anschein hatte… Wütend oder entsetzt war er nicht, nur verblüfft. So wenig er es auch verstehen konnte, so sehr sprach es doch für Megumi, dass in ihrem Herzen Platz für solch ein elendes Geschöpf war.
 

Heath hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als das Wesen sich plötzlich erhob und Megumi mit dem Finger anstupste.

„Ja ich weiß, ich sollte gehen“, meinte sie wenig begeistert. „Ich komme dich bestimmt wieder besuchen. Und dann singst du auch mal für mich ja? Bis bald, Ningyo.“

Seufzend erhob sie sich und verließ die Grotte. Das Wesen sah ihr stumm nach und verschwand fast lautlos wieder im Wasser.

Heath wartete einen Moment, dann verließ er die Grotte selbst. Gackt stand schon vor dem Ausgang und wartete auf ihn.

„Und? Was hast du gesehen?“

„Etwas Seltsames. Ich erzähle es dir ein anderes Mal, aber jetzt bring mich bitte wieder zurück.“
 

Selbstverständlich war am Mittag des nächsten Tages die ganze Mannschaft im Thronsaal versammelt. Tetsu saß auf einem Schemel neben dem Thron, die beiden Ritter lungerten bei einem Fenster rum, und die Reisenden standen an der dem Thron gegenüberliegenden Wand, Heath ein wenig weiter vorn als die anderen.

„Nun, Heath, kannst du mir sagen, woran ich gerade gedacht habe?“, fragte Megumi.

„An euren Schuh“, antwortete Heath ohne zu zögern.

Megumi entgleisten die Gesichtszüge. Sie starrte ihn fassungslos an, während Tetsu besorgt zu ihr sah, als eine Antwort ausblieb. Schließlich gewann sie ihre Contenance weit genug zurück, um zu sprechen.

„Ihr seid der erste, der es erraten hat. Nimm diesen Ring als Zeichen meines Wohlwollens“, sagte sie steif und trat auf ihn zu, um ihm den Diamantring zu reichen.

Heath nahm ihn entgegen. „Ich danke euch, Prinzessin. Nun, wollt ihr mir nicht auch eine zweite Frage stellen.“

Erneut wich Megumi die Farbe aus dem Gesicht. „Aber… ich dachte, ihr wolltet mich nicht heiraten?“

„Nein“, meinte Heath mit einem beunruhigend ruhigen Lächeln auf den Lippen. „Aber ich würde gern das Spiel zu Ende spielen, wenn ihr nichts dagegen habt.“

„… Die nächst Frage stelle ich euch morgen um dieselbe Zeit“, sagte sie kurz angebunden und rauschte hinaus.

Tetsu, Yuki und Ken warfen einander besorgte Blicke zu, sagten jedoch nichts. Es könnte schließlich aufschlussreich sein, was jetzt passierte.

Heath überreichte Yoshiki den Diamanten. Dieser sah ihn ernst an.

„Was wird das, Heath?“

„Vertrau mir. Mehr als verlieren kann ich nicht.“

„Willst du mir nicht erzählen, was du vorhast?“

„Das kann ich nicht.“

„Fein!“, zischte Yoshiki und rauschte ebenfalls hinaus, allerdings beleidigt und nicht schockiert.

hide seufzte und ging ihm nach, gefolgt von Pata und Sugizo. Miyavi blieb zurück, um mit Tetsu zu sprechen.

Heath hingegen nahm die andere Richtung, die, die zu seinem Zimmer führte. Auf halben Weg holte Gackt ihn ein.

„Was hast du heute Nacht gesehen, Heath?“

„Sie wird diese Nacht wieder hingehen und wir werden ihr wieder folgen. Aber dieses Mal kommst du mit in die Grotte, dann wirst du es sehen.“

„Du hast also einen Plan, der dich vor der Jauchegrube bewahrt?“

„Noch nicht, aber bald. Bist du dabei?“

„Warum sagst du Yoshiki nichts?“

„Weil ich ihn nicht davon abhalten könnte, sich einzumischen, wenn er Bescheid wüsste.“

„Okay, ich bin dabei. Ich hoffe, du weißt was du tust.“
 

Diese Nacht erleuchtete der Mond die Grotte sogar noch heller als in der Vorigen. Und Gackt und Heath versteckten sich hinter einer besonders dicken Felssäule, als Megumi nach Ningyo rief. Bald schon erschienen seine Augen über der Wasseroberfläche.

„Was ist los, Megumi? Du wirkst so angespannt heute?“

Heath spürte, wie Gackt zusammenzuckte, wagte aber nicht, zu ihm zu sehen.

„Er hat es erraten! Ohne zu zögern“, rief Megumi. „Und er hat das Spiel nicht beendet, nachdem ich ihm den Ring gegeben habe. Er hat irgendwas vor!“

„Beruhige dich. Vielleicht ist es auch gut so.“

„Gut so? Was, wenn er mich dann doch heiraten will?“

„Da hätte er nichts von, da er kein Archenländer ist. Wenn er das will, dann weil er dich liebt, und das wäre doch gut.“

„Aber ich liebe ihn nicht“, schluchzte Megumi.

„Weine doch nicht. Vielleicht mag er einfach die Herausforderung. Dann mach es ihm einfach schwerer. Denk an deinen Handschuh.“

Megumi schluchzte noch ein paar Mal. „Singst du was für mich?“

Und das Wesen sang.

Heath hatte Toshi schon singen hören, und er hatte so eine Ahnung, dass Gackt es auch gut können würde. Aber dieses Etwas konnte ohne Weiteres mit ihnen mithalten. Zum ersten Mal konnte er irgendwo verstehen, dass Megumi dieses Geschöpf so mochte.

Neben ihm verkrampfte sich Gackt, aber er achtete nicht darauf, zu sehr war er eingenommen von der Stimme des Wesens.

Später beobachteten sie wieder, wie es an Land kam und sich von der Prinzessin streicheln ließ. Gackt schien davon nicht so verblüfft, wie Heath es gewesen war, doch das konnte daran liegen, dass er den Gesang bereits gehört hatte.
 

Noch später standen sie beide vor der Grotte, nachdem Megumi sich auf den Rückweg gemacht hatte.

„Das Wesen kann nicht sprechen, wenn es seinen Kehlkopf über Wasser hebt“, erklärte Heath ungefragt.

„Lass uns zurückgehen“, sagte der Drache nur und Heath fragte sich, ob er irgendwas gesehen hatte, was ihm selbst entgangen war.
 

***
 

Werden Megumi und Heath etwa doch heiraten? Das und noch mehr im nächsten Kapitel ;P

Bis dann^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  VampirePsych
2014-02-09T21:41:32+00:00 09.02.2014 22:41
Duhuuuuuuuuu .... wo ist das nächste Kapitel!!!!!?????
Hyde unglücklich zu sehen... okay Megumi scheint momentan unglücklicher zu sein, aber ich kanns ihr nach fühlen... ich meine ihr Hyde der der der.... *schnief* .... *heulend in ne Ecke renn* ... Ich täusche mich doch nicht oder? Und Heath verrät der armen Prinzessin nichts. Da muss hide ihn aber extrem zurückhalten das er in seiner unbeherrschten Art nicht Heath an die Kehle springt.

Aber ich warte wirklich drauf wie es weiter geht. Es ist einfach toll. Und das du Laruku nun auch mit drin hast... lass dich knuddeln!

Kann es sein dass das Märchen Turandot heißt? Da geht es um eine Prinzessin die ihren Freiern bzw. dem Prinzen drei Rätsel aufgibt (sollen erraten was sie denkt). Der Prinz schafft es und stellt seinerseits der Prinzessin ein Rätsel (Wie heiße ich?) das sie lösen soll. Wenn sie es nicht schafft muss sie ihn Heiraten. Ich glaube in Turandot lässt die Prinzessin noch jemanden Foltern um an den Namen des Prinzen zu kommen und bekommt ihn dadurch aber nicht. Am Ende verrät der Prinz seinen Namen und die Prinzessin Turandot gesteht sich ihre Liebe zu diesem ein.
Ich glaube bei uns hier heißt das Märchen die Prinzessin mit der spitzen Nase, aber ich bin mir nicht sicher. Es könnte ja auch ein komplett anderes sein was du hier beschreibst.

Aber ich will das Hyde glücklich wird.... Gackt hat doch auch schon raus gefunden das er es ist. Und er scheint ja generell unglücklich zu sein im LeCiel Schloss zu sein... was ist da zwischen Gackt und Hyde gewesen oder ist es noch?

Liebe Grüße
Vampire<3
Von:  NatsUruha
2014-01-17T07:29:41+00:00 17.01.2014 08:29
mhh Hyde ist also verschwunden....

*übern boden roll*
das Yoshi mal wieder gleich los zettert xD

Da bin ich ja mal gespannt XD

auf das nächste Kap
Antwort von:  NatsUruha
17.01.2014 09:10
Dieses Wesen is Hyde mhh :(
was ist nur mit ihm geschehen? Q_Q
Von:  Hachiko_Rhapsodos
2013-11-25T16:54:56+00:00 25.11.2013 17:54
Ich habe da so eine vermutung...aber weiß net ob sie stimmen kann.
Aber das König Hyde seit 2 jahre verschwunden ist und und Megumi nicht heiraten will.
Und Gackt weiß auch mehr als er zugeben will, er ganz bestimmte irgendeine verbinden zur >König Hyde.
xoxox
Hachi


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