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Vorwort zu diesem Kapitel:
~~~Hallo!
Da ich so gut voran komme, dachte ich mir, ich könne das Kapitel doch schon jetzt anstatt am Wochenende hoch laden ;) Ich hoffe ihr freut euch darüber und auch die (stillen) Leser geben mal ihre Meinung ab ;)
Dies ist das erste von 2 Thanksgiving-Kapitel und wir erfahren was Kakashi, Rin und die Kids den Morgen/Vormittag verbringen.
Übrigens: Habt ihr gestern Blind Side gesehen? Ich liebe den Film! – er wist einfach so schön gemacht und es gibt kaum einen der Darsteller die ich nicht mag ;)
Aber genug davon, viel Spaß beim neunten Kapitel von Written Pages. Komplett anzeigen

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Kapitel 9: Safety

Kapitel 9: Safety
 

Am Thanksgiving-Morgen gab es Milch und PopTarts und eine Grundsatzdiskussion zwischen Sakura und ihrer Mutter über das Tunken von Cherry PopTarts in Milch (Das war vollkommen okay, solange es Cherry PopTarts waren, sagte Sakura mit todernstem Gesicht. Das mit Zimt PopTarts zu machen, ist jedoch vollkommen daneben!)

Rin gab sich geschlagen, seufzte verzweifelt über Kakashis verschmilztem Grinsen und wischte die Milch von Sakuras Platz, als sie ihr Matschefrühstück endlich beendet hatte.

Sie und Kakashi hatten am Abend zuvor ausgemacht, dass Rin die Brüder zum Einkaufen mitnahm. Er hatte sich extra noch im Netz schlau gemacht, welche Läden an diesem Tag geöffnet hatten, da sie unbedingt noch Zutaten für den Pumpkin Pie brauchte. Außerdem fanden Kakashi und sie, dass die Jungen unbedingt ein paar schöne Klamotten für den Abend brauchten. Sie wollten ihnen nicht die Sachen anziehen, die sie auch am Tag des Todes ihrer Mutter getragen hatten – das erschien ihnen falsch. Rin schaute Kakashi, Naruto und ihrer Tochter nach, als sie sich, immer noch in Schlafklamotten, auf der Couch breit machten,. Kakashi schaltete den Fernseher an und wartete mit den plappernden Kindern darauf, dass die Übertragung der Macy’s Thankgivings Day Parade aus New York begann. Rin rief ein: „Bis später“, hielt die Tür für Itachi und Sasuke auf und folgte ihnen hinaus bis zur ihrem Auto. Sie schloss ihren Ford an der Fahrertür auf, erlaubte Itachi hinten einzusteigen und winkte Sasuke zu sich, als sie sichergestellt hatte, dass kein Auto die Straße hochfuhr. Sie öffnete die Hintertür für ihn und stützte seinen Popo, als er auf die Rückbank kletterte, um in Sakuras Kindersitz zu sitzen. Während Itachi es schaffte sich alleine anzuschnallen, half Rin dem Kleinen mit den Gurten der Rückhaltevorrichtung.

„Alles gut?“, fragte sie.

„Ja, Rin!“, meinte der Kleine, lächelte sie an und lehnte den Kopf müde zur Seite. Schon als sie ihn heute morgen, nachdem sie rüber gekommen war und einen Kaffee mit Kakashi getrunken hatte, weckte, hatte sie gemerkt, welch ein kleiner Morgenmuffel Sasuke war. Sie fuhr ihm über das hübsche Köpfchen und blieb eine Weile so stehen, bis sie sich losreißen konnte. Sie drehte den Schlüssel um und startete den Wagen, um sich auf den Weg zum Wal-Mart in Poway zu machen.
 

Das war so nicht geplant gewesen, dachte Rin, als sie um die Ecke fuhr. Sie hatte nicht vorgehabt, die Jungen so sehr in ihr Herz zu schließen. Sie hatten ihr einfach Leid getan, wie sie da auf Kakashis großer Couch gesessen hatten, mit ihren traurigen Augen und ihrer Angst. Rin dachte an Itachis Abwehr, aber auch an seine Entschuldigungen und seine Tränen. Sie erinnerte sich an Sasukes Vertrauen beim Baden, an den Gute-Nacht-Kuss, den sie ihm gestern Nacht auf die Wange drückte und an sein müdes Lächeln gerade eben. Sie wusste, dass ihr einziger Grund für den Klamottenkauf nicht jener war, den sie vor Kakashi genannt hatte. Vielleicht ging es Kakashi so ähnlich – Rin wusste es nicht – aber sie hatte gewollt, dass die Jungen etwa Neues hatten, etwas das von ihnen, von Kakashi und ihr, kam.

In ihren Gedanken versunken und auf den Straßenverkehr achtend, vergaß Rin eine von Sakuras CDs für die Jungs zu starten. An einer Kreuzung zwischen San Diego und Mid-City hielt Rin an der Ampel und schaute in den Rückspiegel nach hinten zu den Kindern auf der Rückbank. Ganz brav saßen sie in ihren Sitzen, Sasuke hatte den Kopf zur Seite gelehnt und schaute aus dem Fenster, während Itachi die Hände artig im Schoß verschränkt und den Blick darauf gesenkt hatte. Niemals hätten Naruto und Sakura so lange so brav dort sitzen können. Schon längst hätten sie nach einer CD verlangt, hätten geplappert oder gefragt, wie lange sie noch fahren mussten.

„Alles okay da hinten?“, fragte Rin und versuchte sich an einem spaßigen Tonfall, der ihr, dank ihrer vorherigen Gedanken, ein wenig ungeschickt über die Lippen kam. Aber Itachi sagte: „Ja“, und schwieg wieder.

Rin wollte gerade nach einer CD für die Kids suchen, als die Ampel auf Grün umschlug und sie gezwungen war weiterzufahren. Sie nahm sich fest vor, an der nächsten Ampel Kinderlieder oder eine Hörgeschichte für die Jungs anzumachen.

„Fahren wir einkaufen?“, fragte Sasuke nur Sekunden später und sie lächelte ob seiner Neugier. Es war gut, wenn er nicht bloß dasaß und schwieg. Es war kindlich neugierig zu sein. Das war okay, das war gesund – ihre Tochter war schon immer so gewesen.

„Ja, wir fahren einkaufen“, sagte sie und war gespannt, ob noch etwas von dem Jungen kam. Doch sie sah ihn bloß im Rückspiegel nicken und fuhr weiter. An der nächsten Ampel, gerade als Rin eine schöne CD für die Jungs gefunden hatte, hörte sie wieder Sasukes Stimmchen.

„Können wir Tomaten kaufen?“

„Sasuke!“, sagte Itachi erschrocken, aber mit Nachdruck. Rin sah den Kleinen im Rückspiegel zusammenzucken und meinte: „Warum den Tomaten, Süßer?“

Unsicher schielte Sasuke zu seinem großen Bruder. Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Ihr Vater hatte es gehasst, wenn sie ihm keine Antwort gaben und war dann immer ganz doll böse geworden. Sasuke wollte nicht das Rin böse auf ihn wurde, aber Itachi hatte ihn ermahnt und deswegen sollte er sich besser nur entschuldigen, anstatt zu antworten. Aber ganz sicher war Sasuke sich nicht, deswegen tat er gar nichts von beidem, sondern schwieg und wünschte sich, nie gefragt zu haben.

„Sasuke isst gerne Tomaten“, sagte Itachi erklärend, fügte aber direkt an: „Aber er meinte es nicht so. Er wollte nicht unbedingt welche kaufen, er wollte nur fragen.“

„Schon okay, Schätzchen. Wir können gerne ein paar Tomaten kaufen“, sagte Rin, während sie die Autobahnauffahrt nahm. Ihr Tempo findend schaute sie kurz in den Rückspiegel und sah Itachi seine Hand in Richtung seines kleinen Bruders ausstrecken.
 

Itachi streichelte Sasuke über die stoffbedeckte Schulter. Es tat ihm Leid, so laut mit ihm geworden zu sein. Er wollte ihn bloß schützen und auch nach seinem gestrigen Gespräch mit Agent Hatake konnte er nicht damit aufhören seinen kleinen Bruder zum brav sein zu ermahnen. Sasuke konnte nicht einfach Fremde darum bitten, irgendwas für ihn zu kaufen – das ging so nicht!

Dennoch mochte Itachi die traurige Miene seines kleinen Bruders nicht. Die Autofahrt nach Poway dauerte über eine halbe Stunde, das wusste Itachi, und er fragte sich, warum er und sein Bruder mitfahren mussten. Für Sasuke war eine halbe Stunde still sitzen und brav sein eigentlich kein Problem. Bei ihrem Vater hatten sie oft viel länger artig sein müssen, etwa wenn er entschied mit ihrer Mutter, ihnen und Bekannten Essen gehen zu wollen. Dann saßen sie oft stundenlang am Tisch, aufrecht, still und brav, während die Erwachsenen tranken, sprachen und lachten. Sie würden sich nie beschweren, aber Itachi verstand, was Sasuke so traurig machte. Bei Agent Hatake und Rin war es anders. Es hatte keine Sekunde gegeben, an denen die Erwachsenen ihnen oder ihren eigenen Kinder den Mund verboten. Sie durften beim Fernsehen quatschen, beim Essen und sogar beim Autofahren. Gestern hatten Naruto und Sakura im Auto ein Lied gesungen und vom Kindergarten erzählt. Itachi war derjenige, der ihm das Sprechen verbot, um ihn zu schützen.

Itachi wollte seinen kleinen Bruder nicht mehr mit dieser traurigen Miene sehen und entschied, das Risiko einzugehen, zu sprechen.

„Rin“, machte er zunächst, um festzustellen, ob es wirklich okay war, sie noch mal anzusprechen, gerade jetzt auf der Autobahn.

„Ja?“ Es war nur ein Wort, das sie sagte, aber sie wirkte interessiert. Sie gab ihm das Gefühl, dass es wirklich okay war und er fand den Mut für seine weiteren Worte.

„Dürfen Sasuke und ich vielleicht ein Spiel spielen? Wir sind auch ganz leise und flüstern bloß.“ Traurig lächelte Rin, aber sie versuchte nur gute Laune in ihre Stimme zu packen, als sie die Ausfahrt nach Poway nahm.

„Ein Spiel? Toll! Darf ich mitspielen?“

Itachi sagte leise: „Ja.“

„Super. Was spielen wir denn?“

„Tiere raten!“, kam es von Sasuke. Endlich war alles wieder so wie es richtig war – wie es bei Kakashi und Rin sein sollte.

Sasuke mochte es bei ihnen und er wollte es solange wie möglich genießen. Trotz seiner fünf Jahre machte er sich nichts vor. Er kannte es anders. Mit ihrem Vater hatten sie selten Spaß, weil er nicht mit ihnen lachte, weil er ihr plappern nicht mochte und weil er sie haute. Und ihre Mama war tot. Mir ihr hatten sie immer viel Spaß gehabt, wenn ihr Papa arbeiten war, aber das ging jetzt nicht mehr. Itachi hatte ihm das schon erklärt, bevor die ganzen Polizisten gekommen waren.
 

Rin schlug vor, dass Itachi und Sasuke ihr einmal vormachten, wie das Spiel ging und dann würde sie gerne eine Runde mitspielen.

„Okay“, machte Itachi, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: „Ich hab ein Tier. Du kannst fragen, Sasuke.“

„Uh… Hat es vier Beine?“, fragte er.

„Nein.“

„Zwei?“

„Auch nicht.“

„Mehr Beine?“

„Nein.“

„Eins?“

„Es gibt keine Tiere mit nur einem Bein, Sasu.“

„Dann… uh… hat es gar kein Bein?“

„Stimmt.“

„Ah“, machte der Fünfjährige und grinste.

„Schwimmt es?“

„Ja.“

„Ein Fisch!“

„Richtig“, meinte Itachi und lächelte, als Rin begann seinen kleinen Bruder für sein Raten zu loben.

„Prima, Sasuke! Ob ich das auch so toll kann wie du?“

„So toll kann ich das gar nicht“, murmelte Sasuke, aber dann erhellte sich sein Gesicht. „Itachi kann das ganz toll. Guck, Rin. Ich hab ein Tier, Itachi!“

„Hat es Fell?“, fragte der große Bruder.

„Nein!“ Sasuke grinste. Vielleicht musste Itachi heute doch länger raten. Sein Tier war echt toll!

„Kann es fliegen?“

„Nein!“

„Schwimmen?“

„Auch nicht. Weißt du nicht?“

„Lass mich doch weiterraten, silly!“ Itachi grinste seinem kleinen Bruder zu, hoffte aber das Rin es nicht sah. Er war immer noch unsicher in ihrer Gegenwart, so wie er auch unsicher in der Gegenwart des Agenten war. „Hat es Beine?“

„Nein.“

„Eine Schlange“, riet Itachi.

„Richtig!“ Sasuke strahlte. „Jetzt muss Rin eins ausdenken!“
 

Bis zum Wal-Mart in Poway erriet Sasuke mit der Hilfe seines großen Bruders Rins Hasen und sie fand aus, dass Sasuke an einen Löwen dachte, bevor sie den Schlüssel abzog und dem Kleinen aus dem Sitz half. Sie nahm den Fünfjährigen an die Hand, ging mit ihm und Itachi einen Wagen holen, mit dem sie zunächst durch die Lebensmittelabteilung des Supermarktes fuhren. Sie packte allerlei Zutaten für ihren Kuchen ein, dachte an die Tomaten und schob den Wagen in Richtung Kleidersektion. Viele Sachen für ihre Tochter kaufte sie im Wal-Mart. Sakura war in den letzten Monaten recht schnell gewachsen und es gab Tage da war sie ganz schön ungeschickt, fiel hin, blieb irgendwo hängen oder dreckte ihre Klamotten mit Dingen ein, die man schlecht raus bekam. Wal-Mart war günstig und es war einigermaßen gute Qualität. Für Kinder in dem Alter war es absolut okay einen halben Schrank voll Wal-Mart Kleidung zu besitzen. Es war nicht schlimm, wenn ein Kleidchen nur für eine Season und ein Schlafanzug bloß für ein paar Monate reichte.

„Wir brauchen was Schickes zum Anziehen für Thanksgiving“, sagte Rin und stellte den Einkaufswagen an die Seite. „Möchtest du lieber ein Hemd oder ein T-Shirt, Itachi?“

„Ich weiß nicht“, sagte der Neunjährige und wirkte unsicher. Rin sollte ihm nichts kaufen müssen, aber er wusste, dass er keine anständigen Klamotten bei Agent Hatake hatte außer seiner Jeans, die er heute trug, dem dreckigen Pullover, dem Batman-Shirt und dem Pyjama, den Agent Obito besorgt hatte.

„Schau, warum machen wir es nicht so…“, schlug Rin vor und hielt ihm ein graues T-Shirt mit Hirschgeweih und ein hellblaues Hemd entgegen. „Magst du das?“

Itachi nickte. Wenn es Rin gefiel, würde er es nehmen. Er machte sich nicht zu viel aus Kleidung, Zuhause hatte er sowieso keine große Wahl gehabt, weil sein Vater so vieles nicht mochte und seine Mutter nichts anderes hatte kaufen dürfen.

Rin packte Shirt und Hemd in den Wagen, suchte eine schicke, dunkle Jeans in der richtigen Größe und kümmerte sich dann um Sasukes Outfit.

„Und du junger Mann? Weißt du ob du lieber ein Hemd oder ein T-Shirt tragen willst?“

„Bitte kein Hemd, ja Rin?“

„Dein Wunsch sei mir Befehl“, machte sie und lachte. Sie suchte zwei hübsche T-Shirts und hielt sie Sasuke entgegen. „Magst du eins davon?“

„Mhm“, machte der und nickte.

„Welches?“

„Uh… das Blaue!“ Rin legte das andere beiseite und suchte eine schwarze Jeans zu dem navy blauen Shirt mit den lustigen Strichmännchen auf Bauch und Brust.
 

Rin packte die Klamotten für den Kleinen in den Wagen, kam nicht umher für beide einen zweiten Schlafanzug einzupacken und, mit einem Blick auf die Schuhe der Jungen, für jeden ein paar schwarze Chucks. Es waren keine schlechten Schuhe, die die Kinder trugen, es war bloß… sie wollte das wirklich. Rin machte sich auf in Richtung Kasse, nahm auf dem Weg einen Blumenstrauß für Tsunade mit und stellte sich ans Ende der Schlange. Es war voll heute – der Wal-Mart in Poway war einer der wenigen der am Thanksgiving-Morgen geöffnet hatte – und sie standen fast noch in der Spielwarenabteilung so lang war die Schlange.

„Rin“, machte Sasuke und zupfte am Saum ihres weiten Shirts.

„Ja?“

„Können wir meinen Dino holen?“

„Dein Dino, Süßer? Ist der noch Zuhause?“

„Ja.“ Der Kleine linste traurig zu den Stofftieren und sie wusste, woher sein Gedanke kam. Jetzt wo er die ganzen anderen Kuscheltiere sah, vermisste er seines. Warum hatten Kakashi und sie nicht eher dran gedacht? Es war doch logisch, dass die Jungen Dinge Zuhause hatten, die ihnen wichtig waren. Ein Spielzeug, ein Stofftier, ein Kissen – was auch immer.

Rin sah, wie Itachi sich zu seinem kleinen Bruder runter beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.

„Ich weiß“, schniefte Sasuke, während die ersten Tränen kullerten. Sein Bruder hatte ihm schon gestern Nacht und die Nacht davor erklärt, warum sein Dino nicht da war und das sie ihn nicht holen konnten, weil wegen der Polizisten keiner ins Haus durfte. Aber er war trotzdem traurig und er wollte seinen Dino haben!
 

Rin ging in die Hocke, faste Sasuke unter die Achseln und hob ihn sich auf die Hüfte. Mit einer Hand hielt sie ihn fest, während sie mit der anderen den Wagen ungeschickt aus der Schlange in Richtung der Kuscheltiere lenkte.

„Ich kann dir deinen Dino nicht holen, Süßer. Tut mir schrecklich Leid.“ Sie streichelte seinen Rücken und drückte ihn tröstend. „Sollen wir mal für ein anderes Stofftier zum kuscheln schauen, bis wir du wieder mit deinem Dino kuscheln kannst?“

Itachi wollte protestieren – er sah doch wie viel Rin schon für sie in den Wagen getan hatte, aber sein kleiner Bruder war wirklich traurig. Es war toll, wenn Sasuke ein neues Stofftier haben durfte, Itachi wusste schließlich nicht, ob sein kleiner Bruder seinen Dino überhaupt irgendwann wieder bekam. Für Sasukes neues Kuscheltier konnte sie etwas von seinen Sachen wegtun. Seine Schuhe waren schließlich noch okay. Er brauchte keine neuen.

Rin hatte den Einkaufswagen etwas abseits stehen gelassen und stand mit Sasuke auf der Hüfte vor dem Regal mit den Kuscheltieren. Sie ließ den Kleinen eine Weile lang schauen, ehe sie fragte, welches er gerne hätte. Sasuke zeigte auf einen braunen Stoffbären, den Rin aus dem Regal nahm. Sie gab dem Jungen das Stofftier und stellte zufrieden fest, dass die Beine durch Klettverschluss verbunden waren. Es schien eines der Kuscheltiere zu sein, die man, durch Aufklappen, zum Kissen umfunktionieren konnte.

„Möchtest du diesen Bär haben oder ein anderes Stofftier?“, versicherte sich Rin. Oft, das wusste sie, wollten Kinder erstmal fühlen, wie sich das Kuscheltier in der Hand anfühlte, bevor sie sich entschieden. Doch Sasuke nickte sachte, legte den Kopf an ihre Schulter und umarmte das Stofftier mit dem Arm, der nicht um Rins Nacken geschlungen war. Sie lächelte und fuhr ihm sachte über den Rücken, dankbar dafür, dass er sich auf ihrem Arm geborgen fühlte.

„Okay, Süßer“, sagte sie, „ Dann wollen wir mal für ein Spielzeug für deinen Bruder schauen, mhm?“ Rin hockte sich hinunter, setzte den Jungen, der ihr langsam schwer wurde, auf den Boden ab und wandte sich an den großen Bruder, als sie fragte: „Hast du schon eine Kleinigkeit gesehen, die dir gefallen würde?“

„Ich möchte nichts.“

„Wirklich nicht. Das ist aber schade.“ Rin tat als würde sie überlegen und schlug dann vor: „Sollen wir nicht noch einmal zusammen schauen? Sasuke hilft bestimmt auch gerne, oder?“

„Ja!“, machte der Kleine nun wieder viel fröhlicher. Er streckte sich ein Stück, hob die Hände an Rins Ohr und versuchte zu flüstern, dass Itachi gerne Autos mochte, doch sein großer Bruder hörte es.

„Sasuke!“, machte er bloß und kam nicht umhin wütend zu klingen. Er wusste, dass er nicht so süß und klein war wie sein Bruder. Dem nahm es Rin vielleicht nicht übel, wenn er dreist auf das Spielzeug zeigte, dass er haben wollte. Anscheinend fand sie es sogar niedlich, so wie sie ihn knuddelte und über ihn lächelte. Aber er sollte lieber höflich sein und bescheiden – vielleicht konnte er dann sogar Eindruck auf Agent Hatake machen.
 

„Ich hab doch Recht!“, machte Sasuke. „Du magst Autos!“

„Aber ich will keins!“

„Das reicht!“, entschied Rin mit Nachdrücklichkeit in der Stimme. „Ich möchte nicht, dass ihr streitet.“

Sofort auf Rins Ton reagierend, griff Itachi nach seinem Bruder, zog ihn an seine Seite und setzte eine Maske der Abwehr auf, während er sich entschuldigte. Selbst wenn er gerade wütend auf Sasuke und sein loses Mundwerk war, würde er ihn immer beschützen.

„Du brauchst keine Angst haben, Itachi. Ich möchte nur nicht, dass ihr streitet.“

„Ja. Wir streiten nicht mehr. Ich… wollte nicht böse zu meinem Bruder sein. Tut mir Leid“, entschuldigte er sich erneut. Er merkte, wie viel Rin an seinem kleinen Bruder lag. Itachi wollte sie nicht wütend machen. Er wollte, dass sie ihn auch mochte.

„Alles ist wieder okay“, sagte Rin und fuhr ihm über die Schulter. „Wir schauen jetzt noch nach einem kleinen Spielzeug für dich und dann bezahlen wir. Einverstanden Itachi?“

„Ja“, gab er sich geschlagen. Sie wollte wohl unbedingt, dass er etwas für sich aussuchte und er wollte brav sein, auch wenn er nicht verstand, warum sie ihm so unbedingt etwas kaufen wollte. Den Griff um seinen Bruder lockernd, ließ er den Blick über die Regale schweifen die er sah. Ein Stofftier war eine blöde Idee. Sein Vater erlaubte ihm schon keines mehr, seit er in der Schule war. Vielleicht ein Puzzle? Aber Rin hatte ‚kleines Spielzeug’ gesagt und ein Puzzlekarton war nun doch etwas größer. Vielleicht war ein Auto doch keine schlechte Idee. Itachi schaute auf das Regal mit den Modellautos und sah einen gelben Dodge Challenger. Seine schwarzen Augen glänzten. Schüchtern zeigte er in die Richtung des Regal und fragte Rin: „Darf ich den Challenger haben, bitte?“

„Ja, Süßer. Holst du ihn dir?“ Itachi nickte, ließ seinen Bruder los und ging eilig zum Regal, nahm das Modelauto vorsichtig heraus und ging wieder zurück. Er glaubte nicht, das Rin seinem Bruder was Böses tat, aber er wollte auf Nummer Sicher gehen und ihn nicht zulange mit ihr alleine lassen, während er ihnen den Rücken zudrehte.
 

Rin ließ die Jungen ihre ausgewählten Spielzeuge selber zur Kasse tragen und aufs Band legen, während sie den Wagen schob und ausräumte. Nach dem Bezahlen gab sie Sasuke den Bären und Itachi denn Challenger in die Hand, ehe sie die Tüten einpackte und in den Wagen stellte. Sie schob den Wagen zum Auto, behielt die Jungen dabei genaustes im Auge, damit ihnen nichts passierte, packte die Tüten eilig in den Kofferraum, half den Kindern beim Einsteigen und ließ sie einen Moment im Auto, während sie den Einkaufswagen ein paar Meter weiter zurückstellte.

Sie stieg in den Fahrersitz, drehte sich nach hinten und fragte die Jungen, ob alles okay wäre.

Itachi sagte: „Ja.“ Das Auto lag auf seinem Schoß, er fuhr mit den Fingern über die Front, aber hatte den Blick höflich auf sie gerichtet.

„Prima! Dann machen wir uns mal auf den Weg“, entschied sie und fügte an: „Wir müssen schließlich noch einen Kuchen backen.“

„Pumpkin Pie“, warf Sasuke ein, während sie das Auto aus der Parklücke manövrierte und vom Parkplatz anfuhr.

„Genau. Hast du schon mal Pumpkin Pie gegessen?“

„Nein. Aber Kürbissuppe. Weil Papa die so gerne mag!“

Rin schluckte. Sie wusste nicht recht, wie sie auf die Erwähnung des Vaters reagieren sollte. Sie hatte immer noch ein schlechtes Gefühl, was den Uchiha anging, aber sie wollte bei den Kindern nicht nachhaken. Deswegen nickte sie bloß und fragte: „Magst du auch Kürbissuppe?“

„Eh eh“, machte der Kleine verneinend. „Aber Papa hat immer gesagt, ich muss aufessen.“
 

Itachi wollte seinem kleinen Bruder den Mund verbieten, aber Rin hatte gesagt, sie sollten aufhören zu streiten. Dennoch mochte er es nicht, wenn Sasuke von ihrem Vater erzählte und davon, was er tat und wie er manchmal zu ihnen war. Das ging Rin nichts an!

„Papa hat bloß… gesagt, Sasuke soll probieren, davon zu essen. Er hat es nicht böse gesagt“, log Itachi und wusste nicht, dass Rin ihn durchschaute. Doch um den Neunjährigen nicht zu belasten, ging sie nicht darauf ein, sondern sagte, bevor der kleine Bruder motzen konnte: „Ihr könnt ja heute Abend den Pumpkin Pie probieren und schauen ob Kürbis im Kuchen leckerer ist als in der Suppe, ist das ein Idee, ja?“

„Ja“, machte der Ältere, während sein kleiner Bruder schmollend mit seinem neuen Stofftier kuschelte. Itachi wusste ganz genau, dass Papa sie immer gezwungen hatte, aufzuessen, auch wenn das Essen voll ekelig war! Er brauchte jetzt gar nicht vor Rin zu lügen – Rin war toll! Er wollte am liebsten bei ihr bleiben, jetzt wo seine Mama sich nicht mehr um ihn und seinen Bruder kümmern konnte, denn zu seinem Papa wollte er nicht!
 

~~
 

Kakashi und die Kinder hatten Macy’s Thankgivings Day Parade angeschaut und im Anschluss die Entscheidungsshow von American Idol. Sakura klatschte und grinste über beide Backen, als ihr Vater in die nächste Runde kam. Er war ihr Held. Ob als Soldat, als Papa oder als Sänger. In allem was er war, war sie sein größer Bewunderer. Sie hatte nie solange mit ihm gelebt, als das sie wütend auf ihn werden konnte, weil er ihr verbot noch einen Lolli zu lutschen oder noch einen Film zu schauen. Sie war zu jung, um sich an die Zeit zu erinnern, in der ihre Eltern noch ein Paar gewesen waren und wenn ihr Vater jetzt zu Besuch kam, um einige Wochen mit ihr zu verbringen, war es purer Spaß. Er holte sie morgens Zuhause ab, sie fuhren ans Meer, ins Sea World oder ins Stadium, um das Spiel der San Diego Pradres anzusehen. Abends gingen sie ins Kino, Pizza essen oder zum Campen. Es war wie Urlaub mit langen Tagen voller Ice Cream, Musik und Sandburgen. Ihr Vater brauchte nicht streng sein, weil Sakura zwischen all den tollen Ausflügen, gar keine Zeit hatte, sich daneben zu benehmen – und wenn der Alltag wieder begann, musste ihr Vater zurück nach Fort Sam.
 

„Sollen wir zum spielen in den Garten oder nach oben gehen?“, fragte Kakashi die Kleinen. Naruto rollte sich auf den Bauch und meinte: „Ich will Lego spielen!“

„Dann können wir unseren Bauernhof weiterbauen.“

„Super Idee, Schnecke.“ Kakashi erhob sich von der Couch, packte das Mädchen unter den Achseln und hob sie extra ungestüm auf seinen Arm, um sie sich über die Schulter zu schmeißen. Sakura lachte. Ihr Urvertrauen war nie beschädigt wurden. Sie vertraute ihrer Familie und Kakashi und ihren Freunden. Sie vertraute darauf, dass die Welt ein guter Ort war und dass man ihr nichts Böses wollte. Sakura verschwendete keinen Gedanken daran, dass Kakashi sie fallen lassen könnte. Sie vertraute darauf, dass er sie hielt und trug und dass ihr nichts zustieß. Tief in ihrer Seele verankert war das Gefühl der Sicherheit.

„Kommst du, Kumpel?“ Naruto rutschte vom Sofa und trabte seinem Papa hinterher die Treppe rauf. Oben im Flur ließ der Sakura runter und scheuchte die Kinder spielerisch in Narutos Zimmer, wo sie sich vor dem gestern begonnenen Bauernhof auf dem Teppichboden niederließen. Naruto zog die Kiste mit den Legosteinen zu sich und suchte sofort nach Steinen für einen Hühnerstall. Schon bald half Sakura ihm, indem sie eine zweite Kiste durchsuchte. So dauerte es nicht lange, bis sie einen Berg von gelben und roten Steinen für Mauer und Dach vor sich liegen hatten. Wie ein geübtes Team bauten die beiden ein großes Vierreck. Sie wollten viele Hühner haben, deswegen brauchten sie einen großen Stall für die ganzen Tiere.

Kakashi half den Kindern dabei eine Tür und Fenster in die Mauern einzubauen, ehe die Kinder sich an das Dach machten. Früher hatten sie immer Häuser ohne Dach gebaut, bis Rin ihnen irgendwann gezeigt hatte, wie man am besten ein schönes, spitzes Dach auf die Mauern setzte. Seitdem bauten sie immer eins.
 

Naruto griff nach einem roten Stein, aber anstatt ihn auf das halbfertige Dach zu setzten, fragte er seinen Vater: „Wann kommen den Itachi und Sasuke endlich wieder?“

„Ich weiß nicht, Zwerg. Sie müssen nach Poway fahren. Da wo wir im Sommer Pferde reiten waren, weißt du noch?“

„Ja! Wir sind soooo lange gefahren“, meinte Naruto und Kakashi lachte. Im Sommer mit Naruto weiter weg zu fahren, war besonders schlimm. Sakura und ihre Mutter Rin begleiteten sie in dieser Zeit nur selten bei Ausflügen, da der Vater der Kleinen für einige Wochen in der Stadt war. Keine von Narutos Freunden hatte an diesem Tag Zeit gehabt, sie nach Poway zu begleiten. Kakashi hatte all seinen Mut zusammengenommen, seinen Kleinen ins Auto gepackt und es über sich ergehen lassen, als Naruto es schaffte in etwas über einer halben Stunde mehr als ein dutzend Mal zu fragen, wie lange es denn noch dauerte.

„Ich möchte auch mal Pony reiten gehen, Kakashi!“ Die kleine Sakura lehnte sich gegen seine Seite und schaute hoch mit ihren großen, grünen Kulleraugen.

„Wir machen das ganz sicher mal am Wochenende“, versprach er. Rin würde schon nicht dagegen haben. Sie mochte es, Zeit in der Natur zu verbringen, war eine Tierliebhaberin und, wenn er sich recht erinnerte, hatte es eine Zeit in ihrer Jugend gegeben, wo sie selbst geritten war.

„Noch vor Weihnachten, Kakashi?“

„Ja, vielleicht. Ich rede mit deine Mama und dann schauen wir mal, okay Schnecke?“ Es gab nichts, was dagegen sprach in Kalifornien auch in den Monaten um Weihnachten rum an den Strand, zum Pony reiten oder Boot fahren zu gehen – und die Kinder wussten das genau. Sie waren mit dem immer sonnigen Wetter des Golden State aufgewachsen. Naruto und Sakura kannten Schnee bloß von Weitem – wenn er auf den Gipfel der Berge lag, wo die Leute Ski fuhren und Apres Ski feierten.
 

„Wir brauchen auch einen Pferdestall!“, entschied Sakura, als sie und Naruto mit ihrem Hühnerstall fertig waren. Sie schoben ihn neben die gestern gebaute Scheune und machten sich daran Steine für das nächste Bauprojekt zu suchen, als sein Sohn erneut fragte: „Wann kommt denn Sasuke endlich zurück? Er soll doch mit uns bauen, Papa!“

„Naruto, ich weiß es immer noch nicht. Wir müssen einfach warten.“

„Aber dann haben wir nachher keine Zeit mehr zum spielen!“

„Guck mal“, sagte Kakashi und griff seinem Sohn um den Bauch. Er legte seinen Arm auf dessen Schulter ab und zeigte auf die Uhr über dem kleinen Schreibtisch des Jungen.

„Es ist erst zwölf Uhr, Zwerg. Wir müssen um fünf Uhr heute Abend los fahren. Ihr habt also noch genug Zeit zum spielen.“ Außerdem würden sie schon hören, wenn Rin und die Jungs zurückkämen. Er hatte ihr zwar gesagt, sie könne ruhig den Ersatzschlüssel nutzen, aber Rin würde die Brüder sicherlich zum spielen zu ihnen nach oben schicken und dann konnte Naruto endlich aufhören zu jammern.

„Okay.“ Der Kleine machte einen Schmollmund, während er sich in den Schoß seines Papas plumpsen ließ. Er lehnte sich gegen dessen Brust und erklärte: „Sasuke ist cool!“

Kakashi grinste. Sein Junge hatte in den ersten Monaten in der neuen Day Care Schwierigkeiten gehabt, Freundschaften zu schließen. Er war noch so sehr in seiner Trauer gefangen gewesen, dass er nicht hatte auf andere eingehen können, die mit ihm spielen wollten. Aber nach einigen Wochen erkannte Kakashi in ihm wieder den fröhlichen, aufgeschlossenen Jungen, der ganz von selbst auf andere Menschen zuging und sie für sich einnahm. Seitdem hatte er eine Menge Freunde im Kindergarten und eigentlich war es Kakashi vom ersten Moment an klar gewesen, dass er auch Sasuke für sich einnehmen und zu seinem Freund machen würde. So war sein Junge eben. Kakashi schaute runter auf dessen blonden Schopf, als er daran dachte, wie stolz er auf seinen kleinen Wirbelwind war. Naruto zeigte keine Anzeichen der Eifersucht, wenn Kakashi für einen Moment mehr Aufmerksamkeit auf Itachi und Sasuke lenkte, genauso wie er nie welche gezeigt hatte, wenn sein Papa Sakura und ihn gleichberechtigt behandelte, obwohl sie nicht seine Tochter war. Bei Kakashi fühlte er sich geborgen – er musste keine Zweifel an dessen Liebe haben, Kakashi hatte ihn vom allerersten Moment an geliebt – er hatte ihn im Krankenhaus in den Armen seines leiblichen Vaters gesehen und gewusst, dass er sein Leben für dieses Kind geben würde. Das spürte sein Sohn und es gab ihm jene Sicherheit, die er als Kleinkind gebraucht hatte, um den Tod seiner Eltern zu verarbeiten und um heute sicher sein zu können, dass Kakashi ihn liebte, selbst wenn er sich um andere Kinder kümmerte, die seine Fürsorge brauchten. Naruto hatte ein großes Herz und er erfüllte Kakashi jeden Tag aufs Neue mit Stolz.
 

~~
 

Während Rin backte, saßen Itachi und Sasuke auf dem Boden des Gästezimmers. Sie hatte ihnen gesagt, sie sollten oben spielen gehen. Im Raum gegenüber hatten die Brüder Kakashi mit Naruto und Sakura spielen gehört, sich aber nicht getraut, zu ihnen zu gehen. Stattdessen hatten sie sich leise in das Zimmer verzogen, indem sie die vergangenen beiden Nächte geschlafen hatten.

Itachi lehnte mit dem Rücken gegen das Fußende der ausgezogenen Schlafcouch. Er hatte die Beine von sich gestreckt. Sasuke saß dazwischen und fuhr mit dem Modellauto seines großen Bruders über den Teppich. Immer wieder winkelte Itachi eines seiner Beine an und ließ es den Kleinen als Brücke benutzen, durch die er den Challenger lenken konnte. Trotzdem wurde Sasuke irgendwann langweilig und er lehnte sich, mit dem Auto in der Hand, an die Brust seines großen Bruders.

„Können wir gucken gehen, was Naruto spielt?“ Itachi legte die Arme um den Bauch des Kleinen und stützte sein Kinn auf dessen Kopf ab.

„Wir sollten nicht stören. Vielleicht will Naruto alleine mit seinem Vater und mit Sakura spielen.“

„Mhm“, machte Sasuke und schloss die Augen. Wenn er nicht spielen gehen durfte, würde er halt schlafen. Und an Itachi gekuschelt konnte er immer gut einschlummern, denn ins Bett durften sie über Tags nie – das mochte ihr Papa nicht. Mittagschläfchen machten nur Babys und so sollte sich sein fünfjähriger Sohn auf keinen Fall verhalten.

„Kann ich meinen Bär haben?“, murmelte der Kleine. Itachi griff nach dem Stofftier neben sich und tauschte es mit dem Auto in Sasukes Händen. Er stellte das Auto beiseite und schaute seinem Bruder beim eindösen zu.
 

Zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde, saßen sie da – Itachi streichelte seinem schlafenden Bruder übers Köpfchen – bis die Tür vorsichtig von außen geöffnet wurde und Kakashi den Kopf reinsteckte.

„Hier seid ihr“, sagte er leise und wirkte erleichtert. Er betrat den Raum, schloss die Tür leise hinter sich und hockte sich zu den Jungen runter. Sein Blick lag auf dem schlafenden Sasuke, ehe er sich flüsternd an den großen Bruder wandte.

„Rin hat euch gesucht. Sie war ganz verwundert, dass ihr nicht in Narutos Zimmer seid, um mit uns zu spielen. Hattet ihr keine Lust?“

„Wir wollten nicht stören“, sagte Itachi leise, während er merkte, dass sein kleiner Bruder stirnrunzelnd wach wurde.

„Ihr hättet nicht gestört, Itachi. Auf keinen Fall!“ Naruto hatte sowieso die ganze Zeit nach seinem neuen Freund verlangt und andauernd gefragt, wann Sasuke denn endlich vom Einkaufen zurückkam, bis Kakashi runter gegangen war, um was zu Trinken für die Kids zu besorgen und ganz verwundert festgestellt hatte, das Rin schon wieder zurück war und glaubte, die Brüder seien mit in Narutos Zimmer. Kakashi war erleichtert sie sofort im Gästezimmer gefunden zu haben. Er hätte es sich sicher nicht verziehen, wenn den Jungen unter seiner Fürsorge etwas zustieß.

„Das wussten wir nicht“, sagte Itachi leise. Einer Weile lang schwiegen der Mann und der Junge, bis sie Sasuke sagen hörten: „Itachi hatte Angst, glaube ich. Wir sollten Papa auch nie stören.“

Der große Bruder wollte nicht wieder streiten, deswegen blieb er still. Er mochte es nicht, andauernd ekelig zu Sasuke zu sein. Sein kleiner Bruder und er waren ein Team – eigentlich hatten sie ja nur einander. Deswegen festigte Itachi schlicht die Umarmung und drückte seinem kleinen Bruder einen brüderlichen Kuss auf den Schopf. Es war ihm egal, ob Agent Hatake das sah oder nicht. Itachi war es gleich, ob er geschlagen wurde. Er hatte keine Lust mehr immer wieder zu lügen, nur um zu verbergen, was ihr Vater ihm und seinem kleinen Bruder antat.
 

„Warum duftet ihr euren Papa nicht stören, Sasuke?“

„Weiß ich nicht“, murmelte der Kleine. „Können wir was spielen, Kakashi?“

„Klar. Wir haben noch ein paar Stündchen Zeit bis wir uns fertig machen müssen.“

„Fertig machen?“

„Ja, anziehen. Wir fahren doch heute zu meinem Vater.“ Er wollte die Jungen nicht verwirren, deswegen bezeichnete er Jiraiya, der ihn nie adoptiert hatte, trotzdem als Vater.

„Wegen Thanksgiving“, meinte der Kleine, als er sich wieder daran erinnerte, was Rin ihnen heute Morgen erzählt hatte.

„Genau. Wegen Thanksgiving. Weißt du was das ist?“

„Da essen wir ganz ganz lange und wir müssen leise sein, Itachi und ich.“ So jedenfalls, war das immer bei ihnen gewesen. Viele Leute waren zu ihnen gekommen, Papa hatte eine Rede gehalten, er hatte das große Hähnchen geschnitten und dann hatten sie ewig lange am Tisch sitzen müssen und brav sein. Irgendwann hatte Mama sie dann ins Bett gebracht, aber schlafen konnten sie nicht, weil so viel Lärm im Haus war.

„Das hört sich aber nicht nach Spaß an.“

„Nein.“ Der Kleine schüttelte traurig den Kopf, während er sich wunderte, dass sein großer Bruder ihn so lange mit Kakashi reden ließ.

„Ich sag dir was: Bei uns wird es ganz sicher anders! Mein Vater wird zwar auch eine Thanksgiving-Rede halten“ - wenn Tsunade ihn lies, anstatt das Zepter, wie im letzten Jahr, an sich zu reißen - „aber danach können wir alle was sagen.“ Darum ging es doch schließlich an Thanksgiving: Jeder durfte sagen, wofür er dankbar war. Und Kakashi hatte verdammt viel, wofür er dankbar sein konnte.

„Ich auch?“

„Auf jeden Fall!“
 

„Dann müssen Itachi und ich nicht die ganze Zeit brav sein? Wir dürfen wirklich beim Essen reden? Auch da?“

„Auch bei meinem Vater, ja. Während wir essen dürft ihr soviel quatschen, wie ihr möchtet und wir werden auch bestimmt nicht den ganzen Abend am Tisch sitzen bleiben.“ Sie würden in aller Ruhe das Essen genießen, aber auch das Football-Match schauen und Spielzeug für die Kinder mitnehmen. Letztes Jahr als Naruto das einzige Kind am Tisch gewesen war, hatten sie ihn sogar ins Wohnzimmer gehen lassen und Zeichentricksendungen angemacht, die er schaute, während die Erwachsenen noch gemütlich am Tisch saßen, redeten und tranken. Es gab keinen Grund Kinder unnötig lange dazu zu zwingen brav am Tisch zu sitzen, auch bei Festen nicht. Sie konnten genauso gut ein wenig fernschauen oder spielen, wenn sie das lieber mochten. Das war nicht bloß spaßiger für die Kleinen, sondern auch entspannender für die Erwachsenen.

„Wird dein Papa uns mögen, Kakashi?“, fragte der Kleine plötzlich. Er krabbelte aus Itachis Schoß und stelle sich, mit dem Bären im Arm, vor den Agenten.

„Ganz sicher!“, bestätigte Kakashi. „Du musst dir keine Sorgen machen, kleiner Mann. Es wird bestimmt schön werden.“

„Und jetzt gehen wir spielen?“, wollte Sasuke wissen, jetzt wo Kakashi seine Sorgen beruhigt hatte.

„Oh ja! Naruto und Sakura warten sicher schon.“

Kakashi erhob sich und stellte verwundert fest, dass der Kleine seinen Bären jetzt bloß noch mit einer Hand an seine Brust drückte, während er die andere in die des Bundesagenten schob. Kakashi lies ihn und ging langsam in Richtung Tür, nachdem er sichergestellt hatte, dass Itachi ihnen folgte.

Jener schaute auf den Rücken seines kleinen Bruders und auf die Hand, die er in die des Agenten gelegt hatte. Itachi verstand noch immer nicht, wie Sasuke solch ein riesiges Vertrauen in den Bundesagenten und in Rin legen konnte. Er suchte ihre Nähe, er erzählte ihnen, was er dachte und fast schien es auf Itachi, als wolle sein Bruder nicht mehr fort von hier, weil er die beiden Erwachsenen bereits so sehr in sein kleines Herz geschlossen hatte. Aber das war nicht gut! Itachi schüttelte den Kopf, während er dem Agenten und seinem kleinen Bruder über den Flur folgte. Sie würden zurück zu ihrem Vater müssen. Niemand, auch Kakashi nicht, würde ihm nachweisen können, was er ihrer Mutter angetan hatte. Itachi glaubte nicht, dass irgendjemand auf dieser Welt seinem Vater etwas anhaben konnte. Er fürchtete ihn und seine Unantastbarkeit. Itachi hoffte, dass der Bundesagent und sein Team seinen Vater niemals fanden. So wie Agent Hatake und Rin mit seinem kleinen Bruder umgingen, behielten sie ihn vielleicht. Sasuke verdiente diese Sicherheit, die die beiden ihm bieten konnten. Itachi würde bloß versuchen so lange an seiner Seite zu bleiben, wie es ihm möglich war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Valkyra
2013-05-18T21:04:35+00:00 18.05.2013 23:04
Herzzerreißendes Ende. Es ist ja süß von Itachi, dass er denkt Kakashi und Rin würden Sasuke vielleicht behalten & sich somit für ihn freut - weil er bei ihnen in Sicherheit sein würde. Aber es klingt schon fast so, als würde er diese Sicherheit nicht verdienen bzw als wäre er sich sicher das er sowas nicht bekommt, was wirklich traurig ist. Hoffentlich schafft er es sich den beiden weiter zu öffnen & hofft/denkt vielleicht irgendwann ein mal das sie ihn auch behalten & beschützen wollen.
Ansonsten finde ich es immer wieder wundervoll das Kakashi und Rin die beiden schon so sehr ins Herz geschlossen haben & Rin ihnen auch neues Spielzeug gekauft hat. Als Sasuke sein Stofftier aussuchen durfte, dachte ich schon Itachi bringt jetzt wirklich die Schue, die für ihn waren, heimlich weg. Seine Reaktion, als er das Spielzeugauto gesehen hatte war auf jeden Fall Gold wert. :D
Auch fand ich es total niedlich das Naruto die ganze Zeit rumgejammert hat, weil er unbedingt mit Sasuke spielen wollte. Deswegen fand ich es auch schade dass Itachi dachte sie würden die anderen beim Spielen stören - aber wenn man 9 Jahre mit so einem Vater aufwächst dauert das nunmal sich um zu gewöhnen.

Auf jeden Fall hast du es mal wieder toll hin bekommen, das Kapitel hat mir sehr gefallen.
Liebe Grüße. :)
Von:  Arya-Gendry
2013-02-20T18:38:53+00:00 20.02.2013 19:38
Hi ^^
Gutes Kapitel ich hoffen das sie Fugaku schnell bekommen und es beweisen können das er es war.
Lg
Antwort von:  Jessa_
20.02.2013 20:14
Dankeschön :)

Liebe Grüße
Jessi :)
Von: lunalinn
2013-02-19T17:46:57+00:00 19.02.2013 18:46
Ich bin immer wieder emotional berührt, was in dieser ff vor sich geht und immer mehr angetan davon!
Ich mag diese friedliche, liebevolle Atmosphäre, die sowohl Kakashi als auch Rin vermitteln und man merkt, dass es den Kindern gut tut.
Ich finde, dass man besonders in diesem Kapitel gemerkt hat, dass auch Itachi Fortschritte macht...immerhin denkt er am Ende sogar, dass es gut wäre, wenn Kakashi und Rin Sasuke asoptieren.
Dass er sich dabei selbst als Randfigur, die ja eigentlich überflüssig ist, wenn Sasuke neue Beschützer hat, sieht, das macht mich ehrlich gesagt sehr traurig.
Itachi musste viel zu schnell erwachsen werden, wie es scheint, denn er benimmt sich wirklich nicht wie ein Kind. Dazu noch das gebrochene Vertrauen...dieser kurze Abschnitt mit Kakashi, Naruto und Sakura hat deutlich gemacht, dass da Welten zwischen ihnen liegen.
Auch wenn Sasuke immer zutraulicher wird...aber wie gesagt, Itachi hat die Hand soweit es ging immer schützend über ihn gehalten, von daher war er wohl behüteter.
Ich finde es so schön, wie diese ungewöhnliche Familie so dynamisch funktioniert und Rin ist wirklich ein Engel. Der Ausflug mit ihr und den Jungs war toll...und auch da hat man Fortschritte gesehen.
Ich freue mich sehr, wenn es weitergeht und danke dir für das schöne Kapitel. :)

Lg
Pia
Antwort von:  Jessa_
20.02.2013 14:15
Dankeschön :)

Itachi macht Fortschritte, dennoch wird seine Unsicherheit noch einige Kapitel lang thematisiert - außerdem wird es für die Jungs nicht leichter werden, wenn Kakashis Team den Vater findet :D

Dafür, um diese Unterschiede zwischen den Brüder und Sakura und Naruto zu zeigen, und weil die beiden, gerade in der geplanten Fortsetzung auch nicht unwichtig sind, füge ich immer wieder Stellen mit den Kleinen ein ;)

Liebe Grüße
Jessi :)
Von:  Cherriden
2013-02-19T16:49:52+00:00 19.02.2013 17:49
Also war es wirklich Fugaku, der seine Frau umgebracht hat!!
Oder bezieht sich das auf die Schläge und Misshandlungen?? Nun ja, ich an Itachis Stelle würde ihn ja verpetzen, aber okay. Ich kann verstehen, dass er Angst vor dem Mann hat.

Beim Einkaufen dachte ich wirklich, dass Itachi die Schuhe wieder aus dem Wagen holt, oder sonst irgendwas macht, damit Rin weniger Geld für sie ausgibt ;). Etwas schade finde ich, dass er keine Vorlieben für Anziehsachen hat... Wenigstens eine Lieblingsfarbe hat doch jeder.
Und vielleicht sollte man dem Kleinen sagen, das er auch niedlich ist und nicht nur sein kleiner Bruder. ;) Es tut mir irgendwie Leid, dass Itachi denkt, dass Kakashi und Rin ihn nicht mögen...

Was ich schön finde ist, wie Sasuke mit den Anderen umgeht und das er einfach die Zeit genießen will, die er bei Kakashi verbringt.

Ich freu mich schon darauf, wie es weiter geht!! Und finde es echt toll, dass dieses Kapitel so flott kam :)
Viele liebe Grüße, Cherriden.

P.S. Ich musste erst mal googlen, was Pop Tarts sind xD
ich saß da und hab mir nur gedacht "bitte was wird getunkt? O.o"

Antwort von:  Jessa_
20.02.2013 14:13
Dankeschön :)

Wer weiß, wer weiß? :D

Ich fand es, ehrlich gesagt, zu umständlich würde Itachi die Schuhe wieder aus dem Wagen holen. Zudem hatte Rin ja die ganze Zeit über ein Auge auf ihn ;)
Die Problematik, dass Itachi sich nicht so 'gewollt' fühlt wie Sasuke, werde ich noch einige Kapitel lang aufgreifen - ich fand es logisch dass sich Misstrauen in Andere in Misstrauen in den eigenen Wert wandelt, wenn man anfängt zu vertrauen.

Wie unten schon gesagt, das nächste Kapitel kommt bald und vielleicht sogar ähnlich flott wie dieses, ich komm momentan gut voran. (Bin gerade beim zweiten Drittel von Kapitel 13 ;D)

Liebe Grüße
Jessi :)

P.S. Ich lese oft amerikanische Fanfictions, gerade die über NCIS bei Fanfiction.net und hab so gar nicht darüber nachgedacht, das manche nicht wissen, was das ist :D Trotzdem als Deutsche frag ich mich auch, ob sowas schmecken kann - lecker sehen die Dinger nicht aus, aber die amerikanischen Kids sollen da (laut Foren) wohl voll drauf abfahren :D
Antwort von:  Cherriden
20.02.2013 14:51
Haha, ich sag nur andere Länder, andere Sitten ;)

Hast schon recht, es ist schon irgendwie unlogisch, wenn Itachi auf einmal freudestrahlend auf Andere zugeht.
Dann Tipp mal fleißig weiter ;)
Liebe Grüße, Cherriden.


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