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Die Chroniken von Khad-Arza - Die andere Seite des Himmels

Drittes Buch
von

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Offensive

Thira war sich nicht sicher, ob das, was sie vorhatte, eine gute Idee war. Aber ihr blieb keine andere Wahl, denn sie brauchten Neisa. Nicht nur, um Zoras' endloses Gezeter und seine Tobsuchtsanfälle endlich los zu sein, Neisa war essentiell wichtig für sie alle, sie war ein Teil der Sieben. Und sie war Heilerin... ihre einzige Heilerin, auf die sie definitiv noch angewiesen sein würden, wie die Zuyyanerin vermutete. Das Vorhaben, in Manhas Schiff einzudringen, um Neisa zu befreien, war ein gefährliches Unterfangen, das war ihr klar. Sie wären auf feindlichem Territorium und sie wussten nicht, was für Monster Scharan noch dort versteckte, abgesehen von den paar Schakalen, denen sie bisher begegnet waren. Das Hauptproblem an der ganzen Angelegenheit war allerdings Yamuru... ihr verräterischer Cousin, der ein Großmeister der Eismagie war.

„Keiner von euch wird mit Yamuru fertig.“, murmelte sie und linste dabei Simu an, mit dem sie durch das halbe Schiff eilte, nicht sicher, wonach sie eigentlich suchte. In ihrer Hand war die etwas zerknitterte Karte mit der Wegbeschreibung zur Trias. „Er ist zu mächtig, selbst für mich, und ich als Zuyyanerin bin vielleicht die einzige, die überhaupt wagen kann, ihn herauszufordern, denn ich bin gegen die Druckwellen der Reikyu immun. Anders als alle anderen hier, meine ich.“

„Ich bin es auch.“, antwortete Simu, „Immerhin bin ich Halbzuyyaner.“

„Das macht dich mit deiner gerade erlernten Magie noch lange nicht fähig, einen Großmeister zu besiegen. Ich behaupte auch nicht, dass ich es kann, aber ich habe etwas, was Yamuru haben will. Wenn ich es ihm also gebe, habt ihr währenddessen freie Bahn da drüben; ihr werdet mit Manhas Schamanenschlägertypen genug zu tun haben, Yamuru gehört mir.“ Simu runzelte die Stirn, als sie stehen blieb und sich im metallischen, kalten Licht des Korridors umsah. Es war egal, wo sie es taten, Hauptsache, sie brachten es hinter sich, denn die Zeit drängte.

„Du willst ihm die Karte geben?“, keuchte der Blonde, der jetzt vor sie trat und sie scharf musterte, „Ich weiß nicht, ob ich das für so klug halte, Thira.“

„Das tut niemand. Ich habe nicht gesagt, dass ich sie ihm wirklich gebe. Es reicht, wenn ich sage, ich täte es, Yamuru seinerseits hat eine Schwäche, die ich nicht habe; dafür hat Chenoa gesorgt.“ Simu war nicht überzeugt, wie es aussah.

„Eben hast du noch gesagt, er ist quasi unbesiegbar. Was für eine Schwäche hat er denn?“

„Er... vertraut.“

„Ich halte Vertrauen nicht unbedingt für eine Schwäche. Das, was du meinst, ist eher Naivität, oder? Du meinst, er würde dir blind vertrauen, wenn du sagst, du gibst ihm die Karte? Ich will dich ja nicht mobben, aber irgendwie glaube ich nicht, dass er wirklich so dumm ist.“

„Ich sagte nicht, dass er mir vertraut.“, schnarrte Thira ihn an und faltete die Karte auseinander. „Das tut er mit Sicherheit nicht, dann wäre er wirklich sagenhaft dumm. Aber er vertraut auf seine Fähigkeit, mich zu beeinflussen. Er wird vermutlich misstrauisch sein, aber daran glauben, dass er mich dazu bekehren kann, das Richtige zu tun. Das für ihn richtige, heißt das natürlich. Ich werde ihm mit der Reikyu eine Nachricht zukommen lassen, dass er herkommt; allein. Und während ich dem Hurensohn den Garaus mache, teleportiert Ryanne euch rüber und ihr holt Neisa, egal um welchen Preis.“

„Egal um welchen Preis?“, murmelte der junge Mann, „Das heißt, wir metzeln sie einfach skrupellos nieder?“

„Hast du eine bessere Idee? Glaubst du, du bist der Heiland, der ihnen die Erleuchtung zur guten Seite der Macht bringt, oder was?“ Sie murrte ungeduldig, griff nach dem Rock ihres schwarzen Kleides und zerrte ihn so weit nach oben, bis sie ihren nackten Bauch darunter entblößte. Simu starrte sie an und errötete automatisch, ehe er keuchend rückwärts trat.

„W-was zum...?!“

„Halt die Klappe. Nicht das, was du denkst. Ich sagte, ich brauche Feuer von dir. Ich meine... Feuermagie. Da ich Eismagierin bin, kann ich nicht mit Feuer zaubern. Dein Vater konnte alle Elemente gleich gut, ich gehe hoffnungsvoll davon aus, dass du es auch kannst. Du zauberst Wasser, das ist eine gute Voraussetzung dafür.“ Er starrte sie immer noch an.

„Wie jetzt?“, machte er konfus.

„Zuyyaner kennen drei Elemente zum Zaubern. Eis, Feuer und Wasser. Und Wasser, das dritte Element, ist eigentlich als eine Mischung der beiden Urelemente entstanden. Demzufolge steckt in Wassermagie sowohl Feuer- als auch Eismagie, und wer Wassermagie beherrscht, hat auch das Potential, die anderen beiden wenigstens gut zu beherrschen. Und ich brauche zuyyanisches Feuer, um mir die Karte auf die Haut zu kopieren; für den Fall, dass Yamuru es schafft, mir das Original abzunehmen, damit wir nicht aufgeschmissen sind.“

„Das... geht?!“, keuchte ihr Kamerad fassungslos, als sie sich die Karte auf den Bauch hielt, so, dass das Pergament ihre Haut ganz bedeckte. „Ich meine, ich kann... das Ding mit Feuer anzünden und die Linien brennen sich dabei in deine Haut? Tut das nicht weh?“

„Natürlich tut es weh, beweg dich. Du brauchst das Tsukibo nicht, nur deine Hände, halte sie über die Karte.“ Er tat es, als sie es ihm im Geist befahl, damit sie voran kamen, und während sie mit einer Hand die Karte auf ihren Bauch drückte, beschwor sie mit der anderen die Reikyu herauf, um mit reiner Willenskraft zu verhindern, dass das Pergament vom Feuer zerstört wurde. Das bläulich schimmernde Licht über ihrer Handfläche beruhigte sie immer... die Reikyu zu sehen bedeutete, dass sie lebte. Sie hatte seit frühester Kindheit das Bedürfnis, das oft zu überprüfen... ob sie lebte. Manchmal war sie sich nicht sicher... ohne zu wissen, woran es wirklich lag.

„Tu es... Simu.“
 

„Und du bist sicher, dass das eine gute Idee ist, Thira?“ Karana widerstand dem Verlangen, nach seinem verbundenen Unterarm zu kratzen. Das Mal hatte aufgehört zu schmerzen, aber die Wunde brannte und ziepte trotzdem noch von der vorangegangenen Schmerz-Orgie, die Scharan über ihn ergossen hatte. Der Gedanke, dass der Mann jetzt müde war, war in der Tat etwas hoffnungsvolles, dachte Karana sich dabei, denn wenn Manha müde war, würde es leichter, Neisa zurückzuholen. Seine kleine Schwester... er ohrfeigte sich innerlich, dass er gerade an dem Tag wegen des Mals hatte ausfallen müssen, dass so etwas Schlimmes hatte passieren können. Er spürte den Schatten in sich rumoren, zwang ihn aber erfolgreich wieder zurück hinter seine Schranken, um wenigstens zu versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie durften das auf keinen Fall falsch angehen, sonst würden sie vielleicht alle bei dem Versuch, Neisa zu retten, sterben. Selbst, wenn Manha müde war davon, Karanas Mal ewig lange schmerzen zu lassen, da waren immer noch die Schergen des Sklavenkönigs, die allesamt zaubern konnten. Und das, was Thira vorhatte, wollte ihm irgendwie so gar nicht gefallen. Yamuru auf der Tari Randora, während sie alle auf dem anderen Schiff waren, abgesehen von Tayson, der steuern würde, und Asta, die sowieso nicht helfen konnte? Wo sollte das hinführen?

„Es ist die einzige, die ich habe.“, gestand die Zuyyanerin monoton wie immer und Karana zischte. Er fixierte sie eine ganze Weile, während sie alle im Steuerraum herum standen und Tayson zunehmend gekonnt um die verfluchten Eisblöcke herum eierte. Asta stand bei ihm am Steuer und warnte ihn jedes Mal rechtzeitig, wenn einer der Eisbrocken plötzlich seine Flugbahn änderte. Manchmal mussten sie rasante Kurven fliegen, bei denen Tayson jedes Mal die ganze Mannschaft aus dem Gleichgewicht warf und sich dann von Zoras beschimpfen lassen musste, er sollte doch vorsichtiger fahren. Karana hatte keine Nerven dafür, an Taysons Fahrkünsten zu meckern, viel elementarer erschien ihm Thira... von der er unlängst noch geträumt hatte, sie würde sie alle für Yamuru verraten. Wenn sie es jemals vorgehabt hatte, wäre das hier die perfekte Chance... er wagte nicht, es laut auszusprechen, aber das war es, was ihm wirklich Sorgen machte. Dass Neisa am Leben war, konnte er spüren; er konnte sie auf eine ganz eigenwillige Weise sogar orten, wenn er in der Ferne das Schiff von Manha betrachtete, dem sie mit Abstand folgten. Er konnte das Schiff ansehen und genau sagen, wo darauf seine Schwester war, ohne dass er sie wirklich sehen konnte. Es war Instinktsache, vermutete er... und vermutlich würde es ihnen noch nützen, wenn sie Thiras Plan umsetzten und sich alle dort hinüber teleportieren ließen. „Wenn jemand etwas Besseres weiß, nur raus damit.“

„Ich halte es schon für sinnvoll, Yamuru von uns wegzuholen.“, bemerkte Yarek gelassen, „Thira hat nicht ganz unrecht damit, dass sie die einzige sein wird, die ihm überhaupt kontra bieten kann. Ließen wir ihn auf Scharans Schiff, damit Thira mit uns gemeinsam rüber ginge und dort gegen ihn kämpfte, bestünde weiterhin die Gefahr, dass er ihr genug entgegenzusetzen hat, um nebenbei auch noch uns andere niederzumetzeln, die Gefahr umgehen wir pragmatischer Weise, wenn Yamuru hier ist, während wir dort sind. Mit den anderen Schamanen werden wir hoffentlich fertig, falls Manha nicht noch zwei Dutzend davon bei sich versteckt hat.“

„Das vielleicht nicht, aber er dürfte einige Lianersklaven haben.“, sagte Iana und Karana sah genau wie die meisten anderen bei dem Stichwort automatisch zu Eneela, die sichtlich bleich wurde (noch bleicher als sie ohnehin war) und sich an Simus Ärmel krallte. „Wissen wir, wie viele Verrückte unter denen genau wie diese Kyeema für ihn kämpfen? Also, ein ganzes Schwadron Lianer, die mit wütender Überzeugung kämpfen und vom selben Kaliber sind wie Kyeema, dürfte uns binnen weniger Momente zerfleischen.“

„Können die im Schiff überhaupt Lians beschwören?“, fragte Simu nachdenklich, „Ich meine, Barak zum Beispiel erscheint mir für zu groß, um ihn im Schiff zu beschwören.“

„Wie auch immer, das wissen wir nicht, da müssen wir uns überraschen lassen und wenn es völlig schiefgeht, teleportiert Ryanne uns eben zurück.“, sagte Yarek, „Ich bin der Beschützer der Sieben, das bedeutet, das alles geht auf meine Verantwortung. Von uns bin ich wohl auch derjenige hier mit den meisten militärischen Kampferfahrungen, das bedeutet, ich bekomme das Kommando. Verstanden, Zoras? Wenn ich sehe, dass die Lage eskaliert, ziehen wir uns zurück, und keiner von euch wird sich dann meinem Befehl widersetzen. Wir können Neisa nicht helfen, indem wir uns da sinnlos abstechen lassen, und da sie bis jetzt offenbar noch lebt, wie ihr Magier alle instinktiv bestätigt habt, gehe ich nicht davon aus, dass sie in akuter Lebensgefahr schwebt.“

„Was sich ändern könnte, wenn wir versuchen, sie zu retten, was wissen wir?“, fragte Thira und Karana sträubten sich bei ihrer ätzenden Monotonie die Haare.

„Kannst du mal aufhören, so gelangweilt zu gucken, während wir gerade über das Leben meiner Schwester reden, Thira?! Du... machst mich wahnsinnig mit deiner Zuyyanerart!“

„...tut mir auch leid, ich kann nichts für das, als was ich geboren wurde, Karana.“

„Himmel und Erde, wir haben jetzt keine Zeit zum Streiten!“, rief Simu erbost dazwischen, „Yarek hat vollkommen recht, er sollte das Kommando übernehmen und wir alle – auch Karana und Zoras – werden auf ihn hören, weil er von uns allen am besten die Gefahrenlage überblicken kann!“ Karana schnaubte.

„Gut, das mal alles außen vor gelassen.“, schnarrte er dann und verschränkte die Arme, um sie irgendwie zu bewegen und dem Juckreiz zu widerstehen. In seinem Kopf pochte es... er wusste nicht, was es war, aber irgendein Gefühl, dass etwas Wichtiges direkt vor ihnen lag, machte ihn nervös. Er erntete einen strengen Blick seiner Frau, die seine Unruhe vermutlich nur zu deutlich spürte. „Woher wissen wir, dass Yamuru auf Thiras Einladung eingeht?“

„Er will die Karte und die habe ich.“, sagte die Zuyyanerin, „Es wäre dumm von ihm, nicht anzunehmen.“

„Angenommen, er tut es.“, sagte Iana und verschränkte ihrem Gatten gleich die Arme, womit sie beide nebeneinander stehend mit derselben Haltung ziemlich lächerlich aussehen mussten, wie Karana dachte. „Ist er so dumm, nicht zu wittern, dass es nicht so leicht ist, wie es sich anhört?“

„Yamuru ist kein Idiot.“, sagte Thira, „Natürlich wird er nicht ernsthaft glauben, dass ich ihm einen Tee und die Karte anbiete für nichts. Vermutlich wird er sogar wissen, dass ich ihn nur herlocke, damit ihr freie Bahn habt. Ich gehe aber positiv davon aus, dass ihm das egal ist.“

„Wieso sollte es? Verrät er Scharan damit nicht, wenn er zulässt, dass wir ihn angreifen?“, fragte Iana und Thira schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, was Yamurus echter Plan ist, aber ich weiß, dass er nichts mit Manha zu tun hat. Was immer dieser Typ vorhat, er benutzt Manha vermutlich nur für die billige Überfahrt. Yamuru ist Zuyyaner, Yamuru ist verdammt noch mal Großmeister des Eises, er ist der Erbe des Westreiches Ngurrha und damit Angehöriger eines der mächtigsten Clans der Zuyya. So jemand wie er hat es für gewöhnlich nicht nötig, niedere Ziele wie Größenwahn und Macht anzustreben oder zu unterstützen.“ Darauf hatte niemand etwas zu sagen, aber Karana spürte den Unmut seiner Kameraden genauso deutlich wie seinen eigenen. Das alles klang zu einfach; was genau hatte Thira da gerade gesagt? Wenn Yamuru nicht für Scharan kämpfte, sondern ihn bloß benutzte, war er dann nicht eigentlich auf ihrer Seite? Aber wieso kämpfte er dann gegen sie? Oder er hatte völlig andere Ziele, die nichts mit Scharan, aber auch nichts mit der Rettung der Welt zu tun hatten... Karana wurde es leid, darüber nachzudenken, und er griff sich fluchend an den Kopf und zog dann sein Schwert aus der Scheide, als wollte er gleich auf seine eigenen Kameraden losgehen.

„Je länger wir hier herum palavern, desto länger kann Manha mit Neisa sonstwas anstellen, dass wir spüren, dass sie lebt, heißt nicht, dass es ihr gut geht! Thira hat recht, wir haben keine Wahl. Sprich mit deinem Vetter, Thira, jetzt sofort! Und wir anderen machen uns bereit – das muss zeitlich genau abgestimmt sein. In dem Moment, in dem Yamuru kommt, musst du, Tayson, das Schiff so nah wie möglich an ihres heran bringen, und in dem Moment muss Ryanne uns rüber teleportieren. - Hast du zugehört, Seherin?!“ Die blonde Seherin schreckte aus ihren Gedanken und starrte ihn blöd an.

„Was?! Um Himmels Willen, wer zum Geier bist du?!“ Sie erntete eine Kopfnuss von Simu.

„Denk nicht mal dran, du musst uns teleportieren, Ryanne.“ Karana beobachtete Thira dabei, wie sie mit ihrer Reikyu offenbar mit Yamuru kommunizierte; was genau sie da machte, konnte er nicht erkennen, eigentlich starrte sie nur auf ihre glühende, unheimliche Kugel; aber nach einem Moment hob sie den Kopf, ließ abrupt die Kugel verschwinden und zog stattdessen ihre Waffe, die Kouriha.

„Gib Gas, Tayson.“, befahl sie, „Es geht los.“
 

Es war zeitlich fast perfekt abgestimmt; nicht ganz, stellte Zoras fest, denn in dem Moment des Teleports schrie Tayson plötzlich am Steuer auf und riss das Schiff zur Seite, weil ein quer schießender Eisbrocken von der Größe eines Palastes ihnen beinahe gegen die Frontscheibe geknallt wäre. Durch diesen kurzen, minimal weiteren Abstand zu Scharans Schiff, das sie in Windeseile eingeholt hatten, schneller als jeder Pilot, der da drüben sitzen mochte, hätte reagieren können, landeten sie nach dem erfolgreichen Teleport der bekloppten Seherin nicht dort, wo sie alle Neisa wahrnahmen, sondern irgendwo an einem von allen Geistern verlassenen Teil am Heck der Tari Randora Zwei, mit nichts umgeben als Stahlwänden und Treppen. Sie gingen sofort alle in Gefechtsposition, aber da war kein Gegner, der sie angriff. Karana schnaubte zuerst.

„Zum Geier, wir sind falsch!“, bemerkte er und deutete in Richtung einer Treppe, die hinaufführte. „Wir müssen in diese Richtung!“

„Der Eisberg war Schuld.“, beschwerte sich Ryanne und richtete sich seelenruhig ihre Frisur, als hätten sie sonst keine Probleme. Zoras umklammerte wutentbrannt seine Hellebarde, ehe er ohne weitere Kommentare an den anderen und Karana vorbei stampfte, die Treppe hinauf.

„Warte!“, hielt Yarek ihn scharf auf, „Sei vorsichtig, hinter jeder Ecke könnte ein Hinterhalt lauern. Wir sind hier auf fremdem Territorium, vergiss das nicht.“ Zoras hörte die Worte, schlug sie aber in den Wind und stampfte weiter.

„Ich mache erst Halt, wenn ich meine Frau habe und es ihr gut geht!“, grollte er und spürte jede Faser seines Körpers vor Zorn zittern, und wie es mit jedem Schritt schlimmer wurde, den er tat. Allein der Gedanke an das, was diese Hurensöhne seiner Frau angetan haben mochten, machte ihn fast wahnsinnig vor Wut, und er ignorierte die züngelnden Blitze, die an der Klinge seiner mörderischen Waffe auftauchten, hervorgerufen durch seine bloße Willenskraft, die er kaum zurückhalten konnte; diese Mordlust.

Er wollte sie töten, er wollte sie zerfetzen, diese Bastarde, die seiner Frau auch nur ein einziges Haar gekrümmt haben mochten, sie würden bluten für die Schande, die sie ihr gebracht hatten, schwor er sich ergrimmt, als er durch den fahl erleuchteten Korridor stampfte und hinter sich die rennenden Schritte der anderen hörte. Irgendwer rief nach ihm, es war ihm egal, und um nicht von ihnen eingeholt zu werden begann er zu rennen, blindlings vorwärts, immer nur in die Richtung, in die sein Instinkt ihn trieb, der Neisa so perfekt orten konnte. Es war nicht nur, weil sie seine Frau war. Der Instinkt zog alle Angehörigen der Sieben zu Neisa, zu der, die eine von ihnen war, die es zu retten galt. Es war, als wären sie, die Sieben, gar keine Menschen, sondern eine eigene Art, die allein fähig war, ihre Artgenossen so präzise zu orten und zu finden. Er hatte das noch nicht lange entdeckt, dass er das konnte... es war wie eine Extrafähigkeit, die erst jetzt auf der gefährlichen Reise durch Vater Himmel selbst zu ihnen gekommen war.

Karana holte ihn ein und packte ihn derart unsanft am Handgelenk, dass es schmerzte. Zoras fuhr fluchend zu seinem Schwager herum und schlug wutentbrannt nach ihm, Karana wich jedoch völlig konzentriert aus, drehte ihm auf bestialisch schmerzende Weise den Arm auf den Rücken und rammte ihn gegen die stählerne Wand, sich finster über ihn beugend.

„Hast du den Verstand verloren?!“, fuhr der Ältere ihn gedämpft an, „Wenn du gleich in einen Speer oder Zauber rennst, ist Neisa damit nicht geholfen, also reiß dich zusammen und zügle deinen verfluchten Zorn!“

„Was weißt du schon?!“, fauchte Zoras und versuchte sich loszureißen, „Es ist meine Frau, deiner geht es ja gut hier! Ich werde sie zerfetzen, diese Hurensöhne, jeden von ihnen, der es wagt, sich mir in den Weg zu stellen, jeden, der es gewagt hat, Neisa auch nur eine Wimper zu krümmen!“ Karana stieß ihn ein weiteres Mal brutal gegen die Wand und dann wurde der Größere von Yarek und Iana gemeinsam von Zoras weggezerrt und seinerseits festgehalten.

„Sie ist verdammt noch mal meine Schwester und mir genauso wichtig wie dir, das gibt dir noch lange nicht das Recht, so dermaßen durchzudrehen! Wir müssen alle zusammenhalten, Zoras, wenn wir sie befreien wollen, wenn du alles im Alleingang machst, werden wir nur alle verrecken!“

„Seid ihr beide jetzt völlig übergeschnappte?“, stöhnte Simu, der mit Ryanne und Eneela zu ihnen kam, „Wenn wir noch mehr Krach machen, werden sie uns doch nur alles noch schwerer-...“ Er wurde unterbrochen, weil plötzlich von der anderen Seite eine inzwischen bekannte Stimme ertönte.

„Ah, und ich habe schon geglaubt, meine Instinkte spielen mir Streiche. Was für ein Zufall, ich hab mich schon gefragt, wo ihr bleibt... um die kleine Schlampe zu retten.“ Zoras fuhr herum, um sich Kanau gegenüber zu sehen, dem rothaarigen Idioten aus dem Nomae-Clan. Er war flankiert von Rok dem Telepathen, Daku dem Erdmagier und Turo dem Heiler, der allerdings mehr im Hintergrund stand. Der Schwarzhaarige zischte und packte seine Hellebarde fester, während Yarek und Iana Karana losließen und ihrerseits auch die Waffen zogen.

„Das habt ihr ja toll gemacht, Karana und Zoras.“, spottete Letztere grantig, „Und es hätte so einfach werden können.“

„Bringt sie um, allesamt.“, befahl Kanau kaltblütig und im nächsten Moment stürzten sich alle Schergen von Scharan auf die Kameraden. Zoras fluchte, riss seine Waffe herum und schleuderte einen gigantischen Blitz quer durch den Korridor auf die Welle der Angreifer, als der Zorn erneut in ihm aufflammte.

„Du hast meine Frau Schlampe genannt, du Hurensohn?!“, brüllte er und stürzte sich bebend vor Hass auf den rothaarigen Kanau, „Niemand... nennt meine Frau ungestraft eine Schlampe, du Elender!“

„Wenn sie doch eine ist.“, grinste Kanau und blockte den Blitzschlag mit einem Schwall aus Feuermagie, „Wie sie für andere die Beine breit macht, finde ich schon sehr schlampig.“

„Dass du es wagst, auch nur an ihre Beine zu denken!“, schrie der Kleinere ihn an und schlug wie ein Berserker auf ihn ein mit seiner Waffe, schleuderte wie wahnsinnig Blitze in alle Richtungen und hatte nur im Kopf, diesen Bastard umzubringen – er wollte ihn töten für das, was er gesagt hatte, dass er auch nur wagte, so etwas Abscheuliches zu denken. Obwohl Kanau viel größer war als Zoras, schaffte der Geisterjäger es binnen weniger Augenblicke, ihn zu Boden zu schlagen, und er zitterte bereits in der Ekstase des Triumphs und des Blutrausches, als er mit der Hellebarde ausholte, um Kanau den Schädel mit einem Blitz zu zerschmettern – da wurde ihm die Waffe urplötzlich aus den Händen gerissen und er sah fassungslos zu, wie eine unsichtbare Macht die Hellebarde weit von ihm weg zurück durch den Korridor schleuderte.

Telekinese... verdammt!

Es fiel ihm schwer, richtig zu denken, in seiner Mordlust unterbrochen, und heftig keuchend fuhr Zoras auf und starrte verbiestert in das euphorische Grinsen von Rok.

„Ganz so einfach ist es nicht, ohne Sinn und Verstand drauf loszuprügeln wird dir nichts nützen... Chimalis.“

Der Telepath war schnell. Zoras konnte nicht mal mit bloßen Händen eine Demora beschwören und viel mehr konnte er, seiner Waffe beraubt, sowieso nicht, da packte ihn ein weiterer Telekineseschlag und schleuderte ihn durch den Korridor gegen die Wand, wo er krachend aufkam und hustend zu Boden rutschte. Er spürte keinen Schmerz, obwohl der Schlag gegen die Wand so heftig gewesen war, dass ihm glatt irgendwas hätte brechen müssen, und fluchend sprang er auf die Beine, um es dem Bastard heimzuzahlen. Doch als er dieses Mal eine Demora nach Rok warf, teleportierte der Sack sich weg, um kurz darauf direkt hinter Zoras wieder aufzutauchen.

„Es ist einfach, in dir zu lesen, was du tun wirst.“, stöhnte der Blonde dabei gelangweilt, „Dein Geist ist wie ein offenes Buch, voller Wut und Mordlust, das ist ja die Härte.“

„Und du wirst es sein, an dem ich meine verdammte Mordlust befriedigen werde!“, fuhr Zoras ihn an, schlug nach ihm und erwischte ihn wieder nicht, stattdessen steckte er einen weiteren Telekineseschlag ein und schlitterte jetzt ein Stück auf dem Rücken über den Boden, bis er mit dem Kopf gegen die Wand stieß, was ein blechernes Bong verursachte. Der Schmerz war nicht zu spüren, was ihn kurzzeitig verwirrte – mehr Zeit hatte er nicht zum denken, denn schon griff Rok ihn wieder an und Zoras versuchte fluchend mit einem Dutzend Demoras, den Bastard zu erwischen, traf ihn aber nie; einmal erwischte er allerdings Daku, der darauf schreiend durch den Korridor flog. Die nächste Telekinese von Rok schmetterte den Geisterjäger wieder zurück zu Boden und dieses Mal landete er dicht genug an seiner Hellebarde dran, um sie sich zu greifen, mit ihr wieder aufzuspringen und den Idioten jetzt endlich den Garaus zu machen. Ein Donnern erfüllte das ganze Schiff und dann wurde es plötzlich dunkel, als der Schatten des Seelenfängers, die pure Macht der Todesvögel, die Zoras beherrschte, alles Licht zu verschlucken schien, das in der Tari Randora Zwei existierte. Zoras hörte das Rauschen von Blut in seinem Kopf, er spürte das Kribbeln der Magie in jeder Faser seines Körpers, die Macht, die in seinem Inneren auf eine so heftige Weise pulsierte und lebte, dass er glaubte, sie würde sich selbstständig machen, ihn als sterbliche Hülle zurücklassen und sie alle hier töten...

Es wäre gut so.

„Niemand... nennt meine Frau... eine Schlampe!“, grollte Zoras, und er hörte irgendwo vor sich das Geräusch von Menschen, die zu Boden stürzten, ebenso das Klirren von Waffen auf Metall. Und hinter ihm lachte Ryanne, die Seherin, ihr betörendes und psychotisches Lachen.

„Du willst sie töten... dann tu es.“, raunten die Himmelsgeister in Zoras' Kopf und er keuchte heftig, die Hellebarde gerade nach vorne streckend. Die Schatten kamen... die Stimmen seiner Vergangenheit. Das schwarze Loch, das sich von seinem Hass nährte, das immer noch da war, das niemals fortgehen würde, wenn er nicht gegen es kämpfte. „Sie sind Ungeziefer. Töte sie... du willst es. Jeder Muskel von dir will es, jede Zelle deines Körpers will es... nicht wahr... Zoras Chimalis? Die Hurensöhne, die deine Frau... gedemütigt haben. Haben sie es nicht verdient, dass du sie zum Himmelsdonner schickst?“

„Ja...!“, stöhnte er in seiner Ekstase und riss den Kopf zurück, umgeben von den Geistern der Schattenvögel, die seine Seele bereits so intensiv besaßen, dass er glaubte, selbst einer zu werden – ein Vogel mit schwarzen Federn, ein Aasgeier, der sich auf die Toten stürzte und sie für immer vernichtete.

„Zoras!“, hörte er irgendwen hinter sich brüllen, „Hör auf, Himmel noch mal, d-du wirst uns alle zerfetzen! Lass sie los, die Geister! Zoras, bitte!“

Lass sie los.

Das hatte Neisa oft gesagt. Die Gedanken an seine Frau bremsten seine Ekstase und er senkte den Kopf keuchend wieder, als der Schatten verschwand, mit ihm die Vögel und das Rauschen in seinem Kopf. Als er wieder klar sehen konnte, lagen die anderen um ihn herum verteilt am Boden des Korridors. Manche sahen bewusstlos aus, manche zuckten, irgendwer hatte sich erbrochen. Zoras atmete heftig ein und aus und starrte auf das, was seine bloße Macht der Schatten angerichtet hatte; die bloße Ausstrahlung der Macht eines Seelenfängers zwang diese Leute einfach in die Knie. Selbst Karana... und er erinnerte sich, dass er Karana schon einmal auf so eine Weise in die Knie gezwungen hatte auf Zuyya. Jener Karana war es, der ihn jetzt, auf allen Vieren bebend am Boden kauernd, anstarrte, die grünen Augen in blinder Panik weit aufgerissen und irgendwie um Kontrolle kämpfend.

„Himmel... lass sie los...“, stammelte er dabei und Zoras strauchelte. Yarek kam zuerst wieder auf die Beine und schlug den Gegnern, die am Boden kauerten oder lagen, das Bewusstsein aus dem Leib, bis sie alle reglos dalagen.

„Wir können sie töten.“, sagte Ryanne lasziv und rappelte sich auf, als wäre nie etwas gewesen, dabei ihr Dekolletee zurecht rückend. „Wozu lassen wir die Hunde leben?“

„Genau das ist der Grund.“, sagte Yarek, der sich eine Kippe ansteckte, und Zoras sank jetzt heftig hustend zu Boden, ließ die Hellebarde fallen und schlug sich die Hände vor den Mund, als die plötzliche Erschöpfung ihm Übelkeit verschaffte. „Sie sind Hunde. Der Herr ist es, den wir töten müssen, damit sie aufhören zu kläffen. Was immer Manha denen versprochen hat... oder Kyeema, die nicht da ist... es ist nicht ihre Schuld, was sie hier tun.“

„Dass ausgerechnet du so ein Pazifist bist.“, seufzte Simu beeindruckt und Zoras versuchte unter Stöhnen, sich aufzurappeln.

„Nein.“ sagte Karana kalt, der auch aufgestanden war und seine Fassung zurück hatte, „Den Herrn töten nicht wir... sondern ich. Es ist meine... Bürde als Erbe des Lyra-Clans. Er ist mein Urgroßvater. Ich werde das zu Ende bringen, was meine Vorfahren bei Kelars Tod begonnen haben. Dieses Mal... muss auch die Seele zerstückelt werden.“

„Wo willst du hin?!“, fragte Simu und Zoras starrte Karana an, der auf ihn zu und an ihm vorbei ging, erst langsam, dann fester und schneller. Er kletterte über die bewusstlosen Schakale hinweg und wurde noch schneller.

„Ich suche Manha.“, grollte Karana, „Wenn er gerade müde ist, ist das eine Chance. Rettet Neisa und verschwindet von hier. Zur Not setze ich das Schiff in Brand.“

„Bist du verrückt geworden?!“, keuchte Simu und Zoras brauchte dank seiner Benommenheit etwas, um zu begreifen, was sein Schwager vorhatte. „Du kannst dich ihm nicht alleine stellen, das ist glatter Selbstmord! Denkst du, Iana würde das wollen?! Und nur, weil sie gerade ohnmächtig ist, lässt du sie links liegen!“

„Das ist meine Aufgabe!“, brüllte Karana durch den Korridor, „Niemand von euch kann mir dabei helfen, Simu! Nicht einmal du... mein Bruder.“ Zoras hatte sich aufgerappelt und seine Waffe ergriffen, jetzt sah er zu Karana, der sie alle blöd angrinste. Wie er dieses Grinsen immer gehasst hatte... es weckte selbst jetzt noch in ihm einen unruhigen Schatten, eine Nervosität, die ihn besorgte.

Etwas war falsch. Etwas würde passieren... irgendetwas.

„Irgendwie geht das schon.“, sagte Karana grinsend und winkte, „Ich gehe jetzt, passt auf Iana auf. Und Zoras...“ Zoras konnte nicht antworten, sondern nur starren. Karana kehrte ihnen den Rücken und setzte seinen Weg bereits fort. „Beherrsch dich... und bleib weg von den Schatten. Tu es Neisa zuliebe, wenn du es schon nicht um deinetwillen tun willst, du Vollidiot.“
 

Sie hatten keinen Widerstand mehr. Keiner der Lianersklaven ließ sich blicken, was Yarek etwas komisch vorkam. Weniger eigentlich, dass die Sklaven sie nicht aufhielten, als sie alle Zoras durch den Korridor folgten, sondern mehr, dass nicht alle Schakale da gewesen waren gerade. Der Typ mit den Pflanzen, Yatli, hatte gefehlt, und Kyeema, die Lianerin, die sie bisher erst einmal gesehen hatten. Yarek witterte an jeder Ecke irgendeine Falle, irgendetwas, das sie übersahen, aber sie gelangten tatsächlich ohne weitere Störungen bis dorthin, wo Neisa war. Die Tür war zu; ein Schlag von Yareks Masamune und das Problem war behoben. Der Söldner spürte nicht diese Instinkte, die die anderen hatten und die ihnen sagten, dass Neisa hier war; er war letzten Endes nur ein Mensch. Ein Nichtmagier, der dazu auserkoren worden war, Magier zu beschützen, was ihm immer noch abstrus erschien. Er stellte Chenoas Worte niemals in Frage. Chenoa irrte sich nicht und sie hatte keine Vorteile davon, ihn anzulügen in diesem Punkt. Wenn sie einen Idioten gebraucht hatte, der ihre Schäfchen beschützte, hätte sie einen Magier nehmen können, so jemanden wie Yamuru zum Beispiel, wenn er nicht gerade auf Scharans Seite gewesen wäre. Falls er das wirklich war. Was Thira über seine Ziele gesagt hatte, hatte ihn nachdenklich gemacht. Es gab da etwas, das er wusste und übersah, irgendetwas in seinem Hinterkopf, das ihn immerzu irritierte... er konnte nur nicht benennen, was es war.

„Neisa!“, riss Simus Stimme ihn aus seinen Gedanken und er hob den Kopf, erstaunt darüber, dass er gar nicht überrascht war, Karanas Schwester wirklich in dem Raum vorzufinden, den er gerade brutal geöffnet hatte. Die junge Frau kauerte apathisch auf einer Pritsche und wandte jetzt wie in Trance den Kopf, um ein unweltliches, bizarres Lächeln von sich zu geben.

„Ihr seid gekommen... in den Schatten.“, wisperte sie und Yarek wusste genau, was es war, das ihn an ihrer Ausdrucksweise störte. Sie klang wie die Seherin; sie klang weit entfernt, als wäre sie gar nicht Neisa, sondern irgendeine Hülle, durch die die Geister sprachen... er schauderte unwillkürlich, als Iana sich auf seiner Schulter rührte. Da sie bewusstlos geworden war, hatte er sie sich über die Schulter geworfen, während Simu die ebenfalls benommene Eneela trug.

„Wir gehen jetzt hier raus.“, sagte Zoras zu seiner Frau, und Yarek beobachtete, wie der Kleinere in den Raum hastete, Neisa in die Arme schloss, an sich drückte und energisch küsste. „Was haben sie dir angetan?! Sprich, Frau! Ich werde jeden zerfetzen, der es gewagt hat...!“

„Wir können nicht weg.“, sagte Neisa apathisch, umarmte ihren Mann aber auch; sie teilten einen weiteren Kuss, den Yarek mit einem Husten unterbrechen musste.

„Könnt ihr das nachher beenden? Wir müssen schleunigst hier weg, es gibt noch genug Halunken hier, die uns aufschlitzen wollen könnten!“

„Karanachen ist fort.“, flötete Neisa und Ryanne kicherte hinter Yarek – verdammt, musste er sich jetzt mit zwei solchen Horrorfrauen herumschlagen?! Und die Worte der kleinen Heilerin hatten Iana aus ihrer Ohnmacht gerissen. Sie strampelte so heftig auf Yareks Arm, dass er sie loslassen musste und nur mit Mühe schaffte, sie richtig herum hinzustellen.

„Was ist passiert?!“, keuchte die Schwarzhaarige und strauchelte alarmiert, „W-wo ist Karana?!“

„Er ist gegangen, um sich dem Dämon zu stellen, der Dummkopf.“, grinste Ryanne wissend und Iana erbleichte. Yarek hatte das Bedürfnis, den Kopf gegen eine Wand zu schlagen.

„Das hättest du dir jetzt sparen können, Ryanne. - Bist du wohlauf, Neisa?! Vielleicht kann Ryanne immerhin dich schon mal rüber bringen, wir anderen suchen Karana und kommen nach.“

„Das dauert doch alles viel zu lange!“, schrie Iana und rannte bereits los, Yarek wusste gar nicht, woher sie wissen wollte, wohin sie rennen musste. „Ich gehe und suche ihn, ich habe ein ganz schlechtes Gefühl... etwas Schlimmes wird passieren, Karana darf Manha jetzt nicht begegnen! Es ist noch zu früh!“ Der Rothaarige runzelte die Stirn. Noch zu früh? Was meinte sie damit und was wusste sie denn, was sie alle nicht wussten?

„Verdammt!“, rief Simu, der die wieder wache Eneela zu Boden stellte, „Wieso macht hier eigentlich jeder, was er will, wie soll das denn so funktionieren?!“

„Hinterher!“, ordnete Zoras barsch an, der Neisa von der Pritsche und hinter sich her zerrte, „Iana hat recht, ich habe das schlechte Gefühl auch. Es ist der Schatten er... er ist überall!“

„Flieg, Vögelchen.“, tirilierte Ryanne, als die Gruppe sich umgehend rennend in Bewegung setzte, Iana folgend, die längst außer Sichtweite war. „Flieg, Vögelchen, flieg heim... dein Nestlein brennt, die Kindlein schrei'n... der Schattenmann hat sie... gefressen, ei.“

Er kam nicht dazu, sich zu fragen, was das sollte, was sie da trällerte. Als sie um die Ecke kamen, die in den nächsten Korridor führte, schossen aus dem Schatten dahinter aus heiterem Himmel dutzende von Ranken, die sie packten, in die Luft rissen und zu zerquetschen drohten, ehe sie auch nur die Chance gehabt hätten, ihre Waffen zu ziehen. Yarek schnappte nach Luft, als er kopfüber an einem Bein bis zum Rumpf hinauf von einer Pflanzenranke umschlungen im Korridor baumelte und die Masamune zu Boden fiel, ebenso wie manch andere Waffe.

„Keinen Schritt weiter, ihr... Arschlöcher.“, grollte Yatli am Boden, der die Hände weit von sich gestreckt hielt, aus denen die Ranken kamen, deren giftgrünes Glimmen in der Dämmerung des Korridors eine dämonische Wirkung hatte. „Ich werde euch zerfetzen... das schwöre ich euch.“

„Ah, Yatli.“, machte Yarek genervt, „Dann fehlt ja nur noch Kyeema.“

Sie kam, als hätte sie auf seinen Satz gewartet. Er sah nur ihre Füße, weil er kopfüber war, aber an der Stimme war unverkennbar, dass sie es war... die Lianerin, die für Scharan kämpfte.

„Ihr wollt meinem Vater an den Kragen.“, grollte sie in einer Tonart, die selbst Yarek schaudern ließ. „Dafür werdet ihr... hier und heute sterben.“
 

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Ja, keine Ahnung mehr was hier passiert ist, weils so lange her ist dass ich das geschrieben hab x__x



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Izumi-
2014-02-23T14:26:49+00:00 23.02.2014 15:26
Yaaay ^o^
Thira ist ja irgendwie cool. Eigentlich mag ich sie nicht sooo gern (wegen dem was sie später macht, ne), aber da herzt sie irgendwie noch. Der arme Simu ist etwas verwirrt... ja, Zuyyaner sein muss man üben. |D
Ich finde es irgendwie cool, dass Karana, der nicht Kawara heißt, ihr irgendwie etwas misstraut, das macht das Ganze spannender. Den Plan fand ich ja ohnehin recht cool, einfach den Spieß mal umdrehen. oô Wenn auch gefährlich, klar, aber wenn es das nicht wäre, wäre es ja auch nicht witzig... XD
Mal ein Herz für die Eisbrocken, die da immer mal auftauchen und im Weg sind. Im uns bekannten Teil des Universums könnte so etwas nicht passieren, die wohnen da schon in einer scheiß Ecke. In unserem Nebel ist es eben am Schönsten. <3 (... der wird viel zu selten in Dokumentationen angesprochen, ich weiß nicht mal mehr seinen Namen ._.' *drop* *random*)
Immerhin landen sie wenigstens IM Raumschiff, wäre jetzt etwas dumm gewesen, wenn sie daneben angekommen wären ='D Effektiv selbst zerstört! XD Wäre mal ein Fall für die Outtakes.
Mal ein Antiherz an Zoras, den ich in dem Kapitel mehrmals gern gegen die Wand geklatscht hätte. XD Ich meine... jaaaa, so isser halt, so kennen und lieben wir ihn. Aber ernsthaft? Er ist so ein Vollidiot. XD Und die ganzen Spackos die dann da auftauchen (wie haben sie sie nur bemerkt? D´=) machen es auch nicht besser... sie haben mir ja fast etwas leid getan. XD Nein, eigentlich haben sie mir wirklich leid getan, ich hab sie lieb. ó_o
Und weil Karana sich von Zoras sicher nicht lumpen lässt, setzt er am Ende der Szene noch was dummes nach - gut so, Junge! =D
Neisa lebt natürlich noch, ist aber ein bisschen mongo - na ja, macht nix, Hauptsache Zoras ist glücklich. Und zum Schluss gibt es dann noch mal auf die Fresse, wie überraschend bei ihrem dezenten Vorgehen D=
Haha, mochte jedenfalls ^^


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