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Schwul sein ist scheiße

Mein Comeback
von

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Sherlock Holmes und das Samba Hippo

Ich war um Elf eingeschlafen, wachte dementsprechend müde um Sechs Uhr früh auf. Der Blick auf den Wecker demotivierte mich schon, ich war nun wirklich kein fauler Mensch. Doch dieses Mal, dachte ich mir, dieses Mal kann ich liegen bleiben. Der Wecker klingelte noch circa eine halbe Stunde, so wie es eingestellt wurde. Dann war er ruhig und ich schlief weiter.

Ich träumte in der Turnhalle zu sein. Es war schonmal kein gutes Zeichen dass ich überhaupt träumte. Ich wusste nicht weshalb, aber ich lief im Kreis. Immer und immer wieder und ich machte keine Pause obwohl meine Beine furchtbar weh taten und mein Atem schwer ging. Besonders das rechte Bein schmerzte, es war das erste welches weg knickte. Ich fiel zu Boden und zuckte im Schlaf auf, das spürte ich genau. Klassenkameraden schritten auf mich zu, ihre Augäpfel hingen aus den Augenhöhlen, welche wirkten als weinten sie Blut. Die Iriden der baumelnden Augen waren schwarz gefärbt, ihre Pupillen blutrot. Wirklich blutrot, als seien sie blutunterlaufen. Ich stemmte mich auf und kroch rückwrts an die Wand, so weit es möglich war. Sie verschwanden und tauchten einen Wimpernschlag später direkt vor meinem Gesicht auf, schrien herzerreißend in mein Gesicht mit weiten Mäulern.

Wieder wachte ich auf. Kalter Schweiß lief über meinen Nacken und ich schloss die Augen schnell wieder zur Entspannung. Eine Bestrafung, weil ich nicht im Unterricht war.

Mein Zimmer war inzwischen vom Licht außerhalb beleuchtet, es wirkte grau und traurig so wie es auf meine weiße Wand traf. Ich hatte mir angewöhnt das zu mögen.
 

Nach Mittag klingelte mein Telefon. Es war Sechzehn Uhr Fünfundfünfzig.

"Arthur Kirkland?", meldete ich mich wie gewohnt. Auch wenn ich nie viele Anrufe erhielt, daher ahnte ich wer es war.

"Arthur, Schatz.", eine weibliche Stimme, die süß aber verräterisch klang. Genau wie sie war. Eine Frau, die inzwischen nun ihren sechsten Freund hatte. Der aber immer noch nicht merkte, wie sie den Siebten angrub und mit dem Fünften noch Sex hatte. Ich gab diesen Männern keine Namen mehr, sie hatten Zahlen. Eins habe ich nie kennen gelernt. Aber gut, es war auch Siebzehn Jahre her.

"Hallo Mama."

Routinierte Gespräche wie diese fanden einmal pro Monat statt. Sie rief immer an und stellte dieselben Fragen. Laune, Status, Noten, Auf wiedersehen Schatz.
 

Ich verließ die kleine Wohnung wie bei einem Ausbruch. Immer wieder sah ich mich nach Klassenkameraden um. Wer nicht zum Unterricht kam, aber anscheinend nicht krank genug war um zur Bibliothek zu gehen sollte auch nicht krank genug sein um nackt draußen im Schnee zu suhlen. Letztes Jahr hatten sie mich erwischt, im Winter. Dann hatten sie mich raus gescheucht und mir hinter der Schule alles bis auf Unterhemd und Unterhose ausgezogen. Meine Kleidung hatten sie mitgenommen und vor meine Zimmertüre gelegt. Kelsey und Amma hatten Herzchen auf die Trema über dem e von Francis Joyeux Noël auf dem Zettel auf meiner Kleidung gemalt.

Im Kindergarten waren Francis und ich gute Freunde gewesen. Wir hatten uns auch in den Haaren, aber wer hatte das schon nicht. Als ich meine Brille bekam und alle mich Vierauge nannten, was ich unglaublich einfallsreich fand, hatte er mich beschützt. Wir wurden älter und sie schickten mich in dieses Internat. Francis, der nicht alleine sein wollte, folgte mir. Und hier wand er sich von mir ab, um dazu zu gehören. Ja, ich merkte dass es ihm weh tat zu sehen was sie mit mir taten. Und wie er darunter litt mitzumachen. Aber besser jagen als gejagt zu werden, nicht wahr? Ich habe seitdem nie mehr mit ihm geredet.

Umsichtig betrat ich die kleine inschulische Bibliothek, aber es schien als sei ich der Einzige hier. Die Bilbiothekarin, eine dicke Frau mit Einmachbodengläsern als Brille, trug heute ein schwarzes Kleid mit rosa und gelben Blumen darauf. Wie gerne wäre ich zu ihr gegangen und hätte ihr gesagt, dass sie heute im Winter mit diesem Kleid doch besonders gut aussah und der Furunkel an ihrer Oberlippe leuchtete wie Rudolfs Nase. Stattdessen ging ich an ihr vorbei. Sie sah nichtmal kurz auf aus ihrer Bild-Zeitung.

Conan Doyle, Studie in Scharlachrot, hatte ich schon sicherlich dreimal gelesen. Ich las es so lange, bis neue Sherlock Holmes Bücher auftauchen würden. Drum lieh ich es mir ein weiteres Mal aus, trotz des zweifelnden Blickes den mir Bibliotherkarin Samba Hippo zuwarf.
 

Schweigend musterte ich das Buch, welches sich langsam aber sicher mit Wasser vollsog. Und meine Finger, die sich anfühlten wie in ein auf dem Boden liegendes Lego zu steigen. Ich zog es angewidert aus der Pfütze und schüttelte die Tropfen ab. Meinen Blick hielt ich gesenkt, ich wagte es nicht Frederik in die Augen zu sehen. An seinem Arm hing Kelsey, die mich lausbübisch wie ein kleines Mädchen anlächelte. "Oh Arthur! Tut mir Leid.", lächelte sie sanft und löste sich von Frederik um das Buch aus meinen Händen zu schnappen. Sie blätterte die schweren Seiten auf, ich hatte das Gefühl mir würde schlecht und ich müsse kotzen. "Hoffentlich ist es noch zu retten! Leg es unter einen Fön und- oh...! So durchweicht schon.", bestürzt musterte sie die Seite, die sie aus dem Buch gerissen hatte. Es war die Seite auf der Sherlock Holmes Doktor Watson gerade erklärte wie der Mörder einen kleinwüchsigen Menschen als Kumpanen hatte, der Giftpfeile durch ein Blasrohr schießen konnte. Wie gern hätte ich giftige Pfeile in ihre Augen geschossen und dabei zugesehen wie sie zu Boden gingen und wie halbtote Fische zuckten.
 

Ich föhnte über die Seiten, bloß die ausgerissene mit dem Beginn der Auflösung des Rätsels blieb verschollen. Ich schniefte leise, meine Nasenspitze war eiskalt doch das Gesicht selbst war heiß von den Tränen geworden. Sie hatte die Seite durchgelesen, gelacht und das nasse Papier im Schnee zertreten. Unter ihren Absätzen war es gerissen, dann sind sie gegangen. Studie in Scharlachrot war das letzte Conan Doyle Buch dass es hier gegeben hatte. Hatte.

Am Telefon erklärte ich der wütenden Biliothekarin Samba Hippo, dass ich es bezahlen würde sobald ich wieder das Geld dazu hätte. Darum hängte ich noch am selben Abend aus:

Nachhilfe Stunden anzubieten. Englisch, Deutsch, Französisch, Mathematik, Geschichte.

Ich war ein guter Schüler.

Ich wollte diese Nachhilfestunden nicht geben.



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