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Das graue Auge

von

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Das Fest

Lydia, Elide

Lydia und Sju erreichten nach Sonnenuntergang die Stadt Elide. Elide war die Hauptstadt des gleichnamigen Landes und der engste Verbündete von Lydias Land Alonne. Das bedeutete noch mehr Schande: Ihre Familie wurde hier mehr geschätzt als in jedem anderen Land. Die Bewohner Elides hegten eine unterschwellige Sehnsucht nach Monarchie und Märchen. Das aufgeklärte Land setzte auf eine Regierung durch Gelehrte und hatte den Adelsstand abgeschafft. Die Romantik von Königssöhnen und –töchtern, Ballkleidern und Teezeremonien vermissten besonders die Damen der Gesellschaft und zelebrierten die wenigen Anlässe noch ausschweifender als die Hoheitsfamilie von Alonne am eigenen Hof in Curone. Lydia fand ihr Leben ganz und gar nicht romantisch. Jede Geste ihrer Mutter wurde interpretiert. Für Gäste spielte es eine Rolle, wen sie zuerst ansprach, welche Kleiderfarbe sie wählte, wie sie ihre Haare band. Ihrer Mutter und ihrer Schwester gelang dieser Tanz als hätten sie Freude an den Protokollen und Zeremonien. Die von Alonnes waren berühmt für ihre magische Meisterschaft, ihre lichte Erscheinung und weise Regentschaft. Lydia hatte dieses Bild so oft gestört, dass sie mittlerweile gar nicht mehr hineinpassen wollte. Sie freute sich insgeheim darüber, dass niemand auf sie gewartet hatte und Sju sich bis zu den Gemächern der Königin durchfragen musste, anstelle in einer Ehrenentourage in Aufmerksamkeit zu baden und von Mädchen, die älter als sie waren, Blumensträuße anzunehmen.

Endlich fanden sie den Weg in ihre Botschaft. Vor den Gästegemächern der Königin murmelte Sju: „Die Konferenz der Länder ist schon im Gange. Uns bleibt nicht viel Zeit bis zur Pause.“

Lydia stampfte lauter auf. „Jetzt gibt es doch wirklich Wichtigeres! Da war etwas in mir und ich will wissen, was es war und ob es noch da ist! Du hast wirklich auf mich geschossen, oder?“ Sju presste die Lippen aufeinander. „Du hast mich gerettet. Also trägst du jetzt die Verantwortung für mich.“

„Die trug ich vorher schon. Ich brauche selbst Antworten. Wenn du heute das tust, was man von dir erwartet, kann ich die Nachforschungen schneller aufnehmen.“

„Du willst bei Enetia petzen, richtig? Die wird mich wegsperren oder von ihren Magiern aufschneiden lassen. Sie wartet nur auf einen Grund, um herauszufinden, warum ich so schlecht zaubere und schwarze Haare habe!“

Sju klang, als hätte er diesen Satz schon häufig gesagt: „Enetia liebt dich.“

„Und sogar das macht sie besser als ich!“

Sju verdreht die Augen und legte die Hand auf die Türgriffe. Plötzlich zog Lydia an Sjus Weste. „Ich wollte nicht, dass du dich wieder für mich schämst.“

Überrascht hielt der Fabilé inne und sah zu seiner Schülerin hinab. Sie wich seinem Blick aus. „Kannst du ein Geheimnis aufbewahren?“

„Wenn ich nichts über den Steinkreis herausfinde, werde ich darüber mit den Gelehrten reden müssen.“

Lydia zog den gestohlenen Dolch aus ihrem Stiefel. „Ich meine das hier.“

„Das ist eine von Enetias Waffen! Wer weiß, was das Ding kann.“

„Enetia hat doch keine Waffen! Lass uns später ausprobieren, ob der Dolch magische Fähigkeiten hat. Bitte verrat ihr nichts.“

Sju vermutete, dass Enetia nichts Gefährliches unbeaufsichtigt lassen würde. Vielleicht hatte sie diesen Dolch sogar für Lydia versteckt. Er entschied, dass seine Schülerin heute genug Sorgen hatte und verbarg den Dolch im Inneren seiner Weste. Lydia lächelte, atmete tief durch und stieß die Tore in die königlichen Säle auf.

Eigentlich durfte die Dienerschaft die Königsfamilie nicht kritisieren. Sobald Lydia vor den königlichen Kammerdienern auftauchte, hagelten Beschwerden auf sie ein: „Dass du überhaupt noch auftauchst! Wisst ihr, wie spät ihr dran seid?“, rief die Maskenbildnerin aus. Königin Ineß' Schneiderin schlug die Hände über dem Kopf zusammen: „Hast du in Schlamm gebadet? Jetzt aber schnell!“
 

Ihre Hände waren vor dem himmelblauen Korsett verschränkt und die blassen Lippen formten einen Schmollmund. Ihre schwarzen Haare klemmten in einem Netz, weil Lydia für eine Hoffrisur nicht lange genug still hielt. Die kurzen Strähnen, die nicht in das Netz passten, hatte man in Locken gedreht. Auf den ersten Blick sah Lydia hoheitlich aus.

Sju zog sie über Treppen und Flure, durch Säle und Galerien bis zum Eingang des Konferenzsaales. Sie hatten das Ende der Pause verpasst, aber im Saal kratzten noch Stühle über den Marmorboden. Sju ging vor seiner Schülerin in die Hocke. Er strich die Locken aus Lydias finsterer Miene. „Von dir wird erwartet, dass du auf deinem Platz sitzt, ‚Ja, Euer Ehren’ oder ‚Meine Dame' oder ‚Eure Majestät' sagst und artig bist.“ Sie drehte ihm den Rücken zu. „Das hier ist größer als du, als ich, als Enetia, als der Schatten im Wald.“

„Wenn ich da raus bin, hauen wir das Steinbild zu Staub!“

Sju schüttelte den Kopf. „Nicht einmal Enetia hat es vermocht, dir eine Befreiung von der Konferenz auszuhandeln. Zeig dich wenigstens Enetia gegenüber dankbar, dass sie dir helfen wollte!“

„Was erwartest du von einer fünfzehn Jahre alten Besserwisserin, die allen beweisen muss, wie erwachsen und großzügig sie ist? Selbst Mutter hat in ihrem Alter noch Duelle ausgefochten anstelle Politik zu spielen!“

Sju ermahnte sie: „Vorsicht. Du solltest deiner Schwester etwas Resp...“

„Sie ist ja so schön, lieblich und allwissend. Und begabt. Weißt du was? Sie hat auch Fehler!“

„Nenn mir einen.“

„Sie... sie... sie...“, es wurde eine Weile still. „Sie ist meine Schwester.“ Unzufrieden mit sich, dem Tag, der ganzen Welt nahm Lydia vor den Toren Aufstellung. Als die Tore sich öffneten, hörte nur Sju sie sagen: „Sie werden wieder alle enttäuscht sein.“
 

Konferenz

Der Herold neben dem Eingang nahm Haltung an und verkündete: „Lydia von Alonne, zweite Thronfolgerin des Landes der Weißmagie, Vertreterin der Stadt Curone, Tochter von Königin Ineß von Alonne.“

Ein Teil der Anwesenden erhob sich. Lydia versteckte ihr Gesicht hinter den Locken und huschte um den halben Tischkreis aus fossilem Holz. Ihre Mutter und ihre Schwester saßen neben dem höchsten Weißmagier Graf Smenta von Curone. Ihre weißen Roben und Kleider leuchteten im gleißenden Licht der Kronleuchter. Hinter ihnen zeigte die verglaste Rückwand des Saales über Elides Turmspitzen und Herrschaftshäuser in die sternenklare Nacht. Der Leiter der Konferenz war Meister Chref. Er und Graf Smenta bekleideten magische Ränge, die man nicht durch Studium erreichen konnte. Auf der ganzen Welt gab es insgesamt nur vier Magier vom achten Rang und nur einen vom Neunten – Graf Smenta, den Lydia grad unterbrach. Lydia schlug die Augen nieder. Damit ihr leerer Platz nicht auffiel, hatte sich der Protokollmeister der Familie neben ihrer Schwester niedergelassen. Er gab Lydias Platz frei.

Lydia hielt die Konferenz noch länger auf, weil sie sich in ihrem Reifrock verhedderte und fluchend den Stuhl umwarf. Sju fing den Stuhl auf und half ihr auf den Sitz. Lydia hasste ihre umständliche Garderobe und sie kam sich vor, als wäre sie nur als Kontrast neben ihre Schwester gesetzt worden. Lydia sah körperlich älter aus; Enetia wuchs kaum noch. Manchmal hoffte Lydia, dass man sie deshalb verwechselte und ihre Fehler Enetia angelastet wurden. Das war bis jetzt noch nicht geschehen. Enetia bezauberte durch ihre helle Erscheinung und ihre magischen Fähigkeiten. Graf Smenta selbst hatte ihr den siebten Grad verliehen und ihr in Aussicht gestellt, dass sie in den achten Rang aufsteigen würde, sobald einer der greisen Zauberer des Silberringes verstarb. Sie nannte sich Professorin auf den Gebieten der Illusionskunst, Heilung und Ordnung. Seit dem Bestehen der ältesten weißmagischen Universität war eine so hohe Begabung noch nicht vorgekommen. Lydias Schwester kannte vielleicht mehr Zauber, als man in der magischen Bibliothek überhaupt finden konnte, doch von ihrer eigenen Stadt Curone, von Abenteuern und aufgeschürften Knien wusste sie nichts. Sie hatte noch nie in der Kanalisation Räuber verfolgt oder sich richtig betrunken. Lydia hatte das natürlich auch noch nicht, erfand aber munter Geschichten, mit denen sie die Gesandten anderer Hoheitshäuser vergraulte.

Heute war ihr nicht danach, sich von Enetia abzugrenzen. Allein ihr Zuspätkommen hatte dafür gesorgt. Unter dem Tisch suchte Enetia nach Lydias Hand und drückte sie fest. Lydia schaute überrascht zu ihrer Schwester, deren Gesicht konzentriert Graf Smentas Ausführungen folgte. Lydia schaute sich um, vor wem sie sich alles blamiert hatte und sank in sich zusammen. Ihr halbes Buch der politischen Gesellschaft saß hier versammelt. Sie hatte die Portraits im Protokollbuch um Schnurrbärte, Augenklappen und Zahnlücken ergänzt und konnte nicht jedes Gesicht zuordnen. Da war Mons astronomisches Gremium, die greisen Zeitenwächter, die Vereinigten Königreiche der Elementarländer, Repräsentanten jedes großen Elfenstammes, Abgesandte der Handelsliga, Diplomaten der freien Städte, die Grafen der Chaosländer, die Erfinder von Efevresi, die kleinwüchsigen Thane aus Maron, die Kobolde aus der Gilde der Navigatoren, der Sultan von Leau, Priester jeder erdenklichen Religion und Sekte und direkt gegenüber am Eingang erblickte Lydia das erste Mal die Familie von Anfers. Fast jeder Repräsentant hatte sich in den Farben seines Banners gekleidet und besonders geschmückt. Die beiden Gestalten aus Anfers wirkten dagegen traurig, wie Schatten der anderen Politiker. Der hagere König Karakas trug schwarz und als einzigen Schmuck eine grobe Eisenkrone. Sein Gesicht wirkte durch die kalkige Bemalung ausgezerrt und uralt. Seine junge Tochter döste mit offenen Augen. Ihrem Vater schien es nicht zu kümmern, dass sie gelangweilt den Kopf in die Handflächen gelegt hatte und mehrmals ungeniert gähnte. Ihre Lippen glänzten, als hätte sie Blut getrunken. Hinter den beiden Majestäten wartete das Gefolge aus einem Übersetzer und zwei Kulangalay als Leibgarde. Alle waren in Schwarz gehüllt. Die Kulangalay sahen in ihren finsteren Rüstungen sogar majestätischer aus als der König. Sie waren genauso mächtig und opulent, wie Lydia es sich vorgestellt hatte. Auf jener Seite des Tisches gab es auch eine lichte Gestalt: Direkt neben dem Herrscher von Anfers saß der Clanführer der Kulangalay, Fanfan. Offiziell gehörten die Kulangalay als Volk zu Anfers. Sie bildeten die Armee des Landes und lebten außerhalb der Grenzen als Nomaden. Der Heermeister und Clanführer Fanfan schien seine Funktion vergessen zu haben, denn er saß in einer leichten silbernen Rüstung und weißem Umhang ohne Geleit neben dem König aus Anfers. Als Repräsentant der Kulangalay hatte man auszusehen wie die finsteren Krieger hinter den König, fand Lydia. Ihr Kampfmeister Sju vermied jeden Blick in diese Richtung. Fabilé und Kulangalay bekämpften sich fern ab in den Dschungelländern mit einem nie versiegenden Hass, obwohl sie offiziell Frieden geschlossen hatten. Jeder Versuch von ihr, eine Frage an Sju zu stellen, wurde mit dem Druck seiner Hand auf ihrer Schulter unterbunden.

Lydia warf feindselige, düstere Blicke zu dem Königshaus von Anfers. Sie zeigte dem König und seiner Tochter die Zähne und streckte ihnen die Zunge aus. Sie schob ihre Oberlippe hoch und drückte mit dem Zeigefinger gegen ihre Nase. Damit hörte sie erst auf, als der Kulangalay Fanfan sie plötzlich direkt anstarrte. Seine eisklaren Augen waren ihr so unheimlich, dass sie zusammenzuckte.

Lydia hatte nur eine vage Vorstellung vom Sinn der Zusammenkunft. So viele wichtige Diplomaten hatte sie noch nie beisammen erlebt. Was auch immer diese Gemeinschaft beschloss, es galt für die gesamte Welt. Sie schienen eine Zeremonie vorzubereiten. Der lang verhandelte Frieden sei eingekehrt. Anfers sollte zurück in den Staatenbund. Die Magier aus Anfers seien endlich bereit, sich an Gesetzte zu halten. Die diplomatische Sprache der Mittelreiche war anstrengend für Lydia und ihre Gedanken glitten wieder zu dem Steinkreis im Wald und zu Sju, der sie gerettet hatte und zu ihrer kleinen Familie, die ohne sie losgefahren war.

Mit dem Sonnenuntergang verließen die weltlichen Herrscher und Abgesandten die Zusammenkunft. Die Magier berieten ihr Übereinkommen weiter.
 

Das Geschenk

Sjus eigentliche Bewährungsprobe folgte im Anschluss. Alonne hatte die Tore seiner Botschaft geöffnet und zu einer Abendgesellschaft geladen. Königin Ineß hatte Sju vorgewarnt, dass die Magierkonferenz lange andauern würde und Lydia die Gäste willkommen heißen sollte. Alonne besaß viele Verbündete, denen regelmäßig gedankt wurde. Diese zeremonielle Aufgabe oblag heute Lydia. Direkt nach der Konferenz begleitete Sju seinen Schützling in die geschäftigen Hallen, die sich allmählich mit Abgesandten füllten. Bevor sie das Buffet für die Gäste eröffnete, hatte sie bereits einen Teller mit Honiggebäck und Zuckersternen überladen und bemerkte schnell, dass Sju sie nicht zu gesundem Essen ermahnte. Vielleicht hatte er sogar vergessen, dass sie den Empfang offiziell eröffnen musste.

„Warum bist du betrübt?“

„Ich habe mir gewünscht, dass Enetias einziger Antrag angenommen wird. Sie hat es verdient.“

Lydia grinste: „Du meinst, dass sie Jumot versprochen wird?“

„Hast du gehört, was stattdessen geschieht?“

„Woher soll ich die Sprache der Mittelreiche kennen?“

„Du lernst sie seit vier Jahren. Tsura soll mit ihrer Volljährigkeit Jumot von Elide heiraten. Sie wurden heute Nacht einander versprochen, um die Welt symbolisch zu einen.“

Lydia zuckte mit den Schultern.

„In acht Jahren soll der Prozess abgeschlossen sein. Ich verstehe nicht, was die meisten Länder an Heiratspolitik finden. In meinem Dorf wird man nicht verheiratet. Die Fabilé versprechen sich einander für einen Jahreskreis. Mit dem Bluttausch wird man eins. Das hat nichts mit Papier und Macht zu tun und so sollte es sein.“

„Ich werde das nicht mit mir machen lassen! Ich heirate einmal dich, wenn ich groß bin! Du bist in Ordnung.“

Sju lächelte wieder. Es stand ganz außer Frage, dass Lydia einen Fabilé heiratete. Sie war noch zu jung, um zu verstehen, dass sie wahrscheinlich nicht selbst über ihre Partnerschaft entscheiden konnte. Da Alonne sich aber auch nicht mit einer wilden Schwätzerin blamieren wollte, konnte es gut sein, dass Lydia die erste Prinzessin des Landes wurde, die ihren Mann aussuchen konnte – solange es ein Mensch aus gutem Hause war.

Soweit Sju es richtig beurteilen konnte, war bereits ein Großteil der geladenen Gäste eingetroffen. Der Protokollmeister signalisierte ihm, dass Lydia beginnen sollte. Sju nickte dem Meister zu.

„Es ist Zeit…“

„Eins noch! Wer ist Tsura?“

„Sie ist die Thronfolgerin von Anfers, diesem Ödland, dieser Hochburg der Schwarzmagie. Wir können von Glück reden, dass ihr Vater keinen Sohn hat, mh?“

„Der hätte dann Enni heiraten müssen oder wie?“

„Enetia. Ja. Wenn sie den neunten Magiergrad erreicht, wärst du drangekommen. Geht ja nicht, unsere erhabene Königin der Weißmagie an das Traditionshaus der Schwarzmagier zu versprechen!“

„Neunter? So gut ist sie nun auch nicht. Außerdem ist Graf Smenta robust. Der hält sein Zepter schon seit drei Generationen! Sju, guck mal!“

Sju wurde regelrecht bleich und stellte sein Glas ab. Er richtete sich auf und legte die Hand an seinen Bogen. Die meisten Leute im Saal hatten sich bereits dem Eingang zugewandt. Der Protokollmeister suchte hektisch durch seine Liste. Die wuchtigen Schritte von schwer gerüsteten Kriegern übertönten jedes Gespräch. In einer Gruppe von dreizehn marschierten sie in den Saal. Bis auf den vordersten Elfen beeindruckten die Streiter durch riesige Schulterplatten, wallende weiße Umhänge und hohe weiße Zöpfe. Jedes einzelne Gesicht sah aus, als hassten die Krieger sogar die Luft, die sie atmen mussten. „Ich hab noch nie so viele Kulangalay gesehen!“, flüsterte Lydia aufgeregt. Die Abendgesellschaft teilte sich für die Prozession, die von Fanfan von den Kulangalay angeführt wurde. Er war neben Sju der Einzige in diesem Saal, der Kriegswerkzeug führen durfte. Anders als bei der Konferenz trug er nun seine Rüstung. Bei ihm waren die metallenen Schulterstücke notwendig, um die Erscheinung eines Kriegers zu wahren. Im Beisein seiner imposanten Stammesbrüder fiel Lydia das erste Mal auf, dass Fanfan nur so groß wie ein Mensch war. „Genauso hat er mich vorhin auch angestarrt.“

Sju fixierte Anfers‘ Heermeister mit einem wachen Blick. Tatsächlich näherte sich die Prozession der verunsicherten Lydia. Sie wischte sich die klebrigen Hände an ihrem Rock ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. Die Kulangalay wollten tatsächlich mit ihr reden. Lydia rückte nah an Sju heran. Seine Nähe gab ihr Sicherheit und Selbstvertrauen zurück. Sie hielt Sju für gut genug, gegen alle Kulangalay auf einmal zu kämpfen. Fanfan stellte sich vor der aufgeregten Prinzessin auf. Die Krieger marschieren in einem Halbkreis um sie herum und knieten nieder. Selbst kniend waren sie größer als Lydia. Sie gaben die Sicht auf fünf weißgekleideten Frauen frei, welche die Prozession abschlossen. Lydia war nicht die Einzige, die sich keinen Reim auf dieses Verhalten machen konnte. Hinter Fächern tuschelten die anderen Gäste und schauten immer wieder gespannt zu Lydia.

Sie hatte das Gespräch zu eröffnen, doch Fanfan ließ man nicht warten. Er sagte: „Wir danken dem Königshaus von Alonne für die freundliche Einladung.“

„Ich will bei euch mitmachen!“

Auch das letzte Geräusch erstarb. Der königliche Protokollmeister sank langsam zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen. Sju riss entsetzt die Augen auf. Dass Lydia sich nicht für Politik interessierte, verwunderte ihn nicht, aber dass er selbst ihr so wenig über die menschenverachtenden Kulangalay beigebracht hatte, traf ihn.

Fanfans Gelächter erhob sich einsam in die Stille. „Zum Glück habe ich Zeugen für diesen Wunsch. Ihr tätet Euch einen Gefallen damit, Eure Bewerbung in kleinerer Gesellschaft vorzutragen. Als Mann.“

Lydia setzte zu einer Rechtfertigung an, aber Sju sprach ausdruckslos über sie hinweg: „Eure Anwesenheit ehrt uns, Fanfan von den Kulangalay.“ Sju sprang die Lüge aus dem Gesicht und die Verwunderung darüber, dass er sich auf dieses Spiel einließ, bewahrte Lydia vor einem größeren Schaden.

Fanfans Augen bohrten sich weiterhin in Lydias Gesicht. Eisklar und grau durchbrachen sie Schicht um Schicht in Lydias kindlichem Schutzwall. Sie war überzeugt, dass er ihre Gedanken lesen konnte und über ihre kleinen Geheimnisse lachte. Sie fühlte sich unwohl und Fanfans nächster Ausspruch vertiefte ihren Argwohn. „Ich erinnere mich nicht daran, dass Fabilé dem Königshaus angehören.“

Lydia flüsterte fast: „Tu nicht so. Du hast ihn schon oft am Hof gesehen.“

„Lydia von Alonne, ich bin überrascht, dass man Euch noch nicht darin unterrichtete, was Euer Blut für eine Bedeutung hat. Kennt Ihr nicht einmal die einfachsten Begrüßungsformeln?“

Die Anspannung wich aus der Festgemeinschaft und einige Zuschauer nahmen ihre Unterhaltungen wieder auf. „Dass Euer Fabilé-Hofnarr meinen vollen Titel nicht zu nennen weiß und sich über seine Vorgesetzte hinwegsetzt, zeigt mir, wie einseitig Eure Protokolle verfasst sind. Ihr seid ein hervorragendes Beispiel dafür, was passiert, wenn man Frauen den Thron lässt. Eure Erziehung ist lasch, verwässert durch Fabilémärchen und laue Sommer. Meine Untergebenen lernen durch Peitschenhiebe an einem Tag, was Ihr Euer gesamtes Leben nicht meistern werdet.“

Lydia biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sich ihr erstes Gespräch mit den Kulangalay anders vorgestellt. Nach Sjus Erzählungen hatte sie auf Gleichgesinnte gehofft, auf Elfen, die Magie nicht mochten und sich dem Kampf verschrieben hatten. Sie wollte sich Fanfans Beleidigungen nicht gefallen lassen, aber Worte zu ihrer Verteidigung fielen ihr nicht ein. Sie dachte an den Dolch, den Sju für sie aufbewahrte.

Fanfan sah sich um. „Sagt, Majestät, gibt es einen Vertreter des Königshauses, der etwas mehr Verständnis von der Beziehung unserer Länder hat und bereit wäre, mit mir eine gepflegte Unterhaltung zu führen?“

Lydias Stimme brach, als sie unsicher begann: „Sju kann...“, doch ein stärker werdender Druck in ihrem Rücken verdeutlichte ihr, dass Sju mit ihrer Entscheidung unzufrieden war. „Ich – ich weiß nicht“, stammelte sie letztendlich.

Fanfan verneigte sich halb. „Sehr wohl. Wir werden auf die Ankunft Eurer Angehörigen warten und diese erheiternde Konversation mit ihnen beenden.“

Lydias Freude über die Kulangalay war ausgelöscht: Sie hatte die Krieger im Kampf sehen wollen, zu Pferd, auf einem Turnier. Sie hatte ihnen nicht als Prinzessin begegnen wollen, nicht als Opfer von Fanfans hinterlistigen Sticheleien. Die Krieger erhoben sich und auch die Frauen fanden sich in die neue Ordnung ein. Sjus Hand verkrampfte sich auf ihrer Schulter, denn er erkannte das Symbol der Weißen Ritter auf ihren Umhängen: zwei gekreuzte Langschwerter und ein Morgenstern auf der Silhouette des schwarzen Drachen von Anfers. Diese Einheit gehörte zu den brutalsten in der gefürchteten Kulangalayarmee.

Lydia drehte sich rasch um und starrte auf die Speisen. Der Appetit auf Süßigkeiten und Abenteuer war ihr vergangen. Ihr Kopf hatte fast die Farbe von Sjus Haaren angenommen und Tränen glitzerten in ihren Augen.
 

Der Auftritt ihrer Schwester verdeutlichte, was Lydia alles versäumt hatte. Auf ihrem Weg zu Lydia grüßte sie jeden Anwesenden mit Namen, erkundigte sich nach Kindern und Großeltern, beglückwünschte erfolgreiche Ernten und Abschlüsse. Enetias goldene Locken fingen das Licht ein, ihre schlichte weiße Robe strahlte, während auf Lydias blauem Kleid Krümel und klebrige Flecken aufgetaucht waren. Wenn man auf die Weißmagierin traf, lernte man auch ihren Vertauten, Jumot, kennen. Lydia wusste nicht, was das Wort „adrett“ bedeutete, doch sie assoziierte es mit dem galanten Magier. Sie mochte Jumot sogar, obwohl es mit ihm schnell langweilig wurde. Er war einer der wenigen Magier, die sich auch mit dem Schwert beweisen konnten. Manchmal begleitete er Sju und sie in die Trainingshalle. Die einzige Absonderlichkeit an ihm bestand in der Tradition seiner Familie, sich Wimpern und Brauen leuchtend blau zu färben.

Jumot grüßte Sju mit einem Nicken und scherzte: „Wenn ihr die Gäste noch länger warten lasst, entern sie das Buffet mit Waffengewalt.“

Über Enetias Gesicht huschte ein Schatten, als sie die Hände ihrer Schwester ergriff. „Ich habe mir große Sorgen um euch gemacht. Zum Glück seid ihr wohl auf.“ Sie gab Lydia einen Kuss auf die Wange. „Was ist geschehen?“

Lydia knirschte mit den Zähnen. „Wo ist Mutter?“

Enetia warf Sju einen fragenden Blick zu. Der Kampfmeister murmelte: „Fanfan ist gekommen.“

Sie nickte verstehend und antwortete Lydia: „Sie berät sich mit der Gesandtschaft aus Nuimen. Du weißt – das Kulangalayproblem.“

„Ja, ich weiß!“

Enetias Augen leuchteten auf, als sie sich der wartenden Menge zuwandte. Sie erhob das Wort und hielt eine kurze Rede, welche hauptsächlich aus Danksagungen bestand.

Enetia hatte gerade das Buffet eröffnet, da marschierten die Kulangalay wieder auf. Niemand wagte sich an den Kriegern vorbei zu den aufgedeckten Speisen. Lydia wäre am liebsten verschwunden, aber Sjus Hand lag fest auf ihrer Schulter.

Fanfan verneigte sich deutlich tiefer vor der Weißmagierin. Er ließ Enetia das erste Wort. „Fanfan von Kuren-Erit, Clanführer der Kulangalay, Heermeister von Anfers, habt Dank, dass Ihr der Einladung gefolgt seid.“

„Alonne hat uns deutlich zu verstehen gegeben, dass wir diesen Abend besser anders verbracht hätten.“

Lydia verlagerte unruhig ihr Gewicht. Enetia lächelte milde: „Geschätzter Fanfan, Ihr habt Unsere zehnjährige Schwester kunsultiert, die für ihr unkontrollierbares Temperament bekannt ist. Wir vermuten, dass Ihr Euch und die Gesellschaft hervorragend damit unterhalten habt.“

„Das hat sie ohne mein Zutun vortrefflich erreicht.“ Er trat einen Schritt zur Seite. Die fünf Frauen huschten an den Kriegern vorbei. „In Anfers’ Namen überreiche ich Euch diese Sklaven. Sie sind wohlgenährt, gesund und besitzen Talente, welche auf jedem Markt teuer erkauft würden.“

Sklaverei gehörte zu den Vergehen, die neben Piraterie, Verrat und Mord in Alonne mit Höchststrafen geahndet wurden. Man durfte weder mit Menschen handeln, sie besitzen noch über sie bestimmen. Fanfans Geschenk beleidigte Alonne. Lydia hielt den Atem an und sah langsam zu Enetia. Das freundliche Gesicht ihrer Schwester wich keinen Wimpernschlag. „Richtet Anfers unseren Dank aus. Seid eingeladen, mit uns die reichen Speisen Elides und die guten Weine zu probieren. Wir wären sehr an einem Gespräch mit Euch interessiert.“

Fanfan antwortete bei einer weiteren Verbeugung: „Das solltet Ihr sein. Wir haben bereits genug gewartet. Wir kehren zu unseren Quartieren zurück. Wenn Ihr noch Zeit findet, sind wir dort für Euch erreichbar.“

Enetia und Fanfan verabschiedeten sich voneinander und die Kulangalay donnerten aus dem Saal.
 

Selbst den obligatorischen Kissenkampf ließ Lydia an diesem Abend aus. Sju hockte auf einem Fensterbrett in ihrem Gästezimmer und sah in die hell erleuchtete Nacht. Im gefiel nicht, dass man das Fenster über den Kletterpflanzenbeschlag erreichen konnte. Er überprüfte mit dem Fuß, ob das Gerüst stark genug war, um einen erwachsenen Menschen auszuhalten. Vielleicht. Für einen Fabilé stellte es keine Herausforderung dar. Aus den Straßen tönte Musik herauf; im Vorhof rauchten die Gäste Alonnes ihre Pfeifen. Sju hob plötzlich seinen Kopf.

Er sprang vom Fensterbrett und eilte zur Tür, die er für Enetia und Jumot öffnete. Die Prinzessin und der Gelehrte hielten sich die Hände. Obwohl sie heute ihre gemeinsame Zukunft verloren hatten, wirkten sie glücklich.

Lydia bemühte sich nicht um einen Blick für ihre Schwester. Als die Kerzen im Zimmer ihre Flammen aufrichteten und das Licht freundlicher wurde, verdrehte Lydia die Augen.

„Bist du wenigstens alleine gekommen?“, schnarrte sie.

Jumot antwortete für Enetia: „Lydia Zauselhaar! Wolltest du wirklich den Weißen Rittern beitreten?“

„Müsstest du nicht grad mit dieser Tsura tanzen?“

Enetia ließ Jumots Hand los: „Wir wollten uns vergewissern, dass ihr eine ruhige Nacht haben werdet.“

Sju senkte das Haupt. „Ich bitte um Verzeihung. Es war meine Aufgabe, dass Lydia sich an das Protokoll hält.“

Enetia trat an ihre Schwester heran und lächelte ihr liebevoll zu. Lydia fiel es schwer, ihren Groll zu hegen und diesen finsteren Gesichtsausdruck beizubehalten. „Sju, Wir wissen es zu schätzen, dass Ihr Eurer Arbeit so gewissenhaft nachgeht. Habt Dank, dass Ihr Unsere Schwester wohlbehalten zurückgebracht habt.“

„Majestät“, Sjus Stimme klang ungewohnt ernst, „gestattet mir eine Frage.“ Enetia sah ihn abwartend an. „Jeder im Saal wusste, dass Fanfans Friedensgeschenk ein Affront war. Warum habt Ihr die Diener nicht abgelehnt?“

Lydia ereiferte sich: „Ja! Genau! Du kannst doch nicht einfach Sklaven annehmen!“

Enetia setzte sich zu Lydia ans Bett. Sie öffnete Lydias Haarnetz und lockerte ihre Haare „Was hättest du getan?“

„Die Beleidigung nicht angenommen! Fanfan herausgefordert! Ihm vor allen Leuten den Prozess gemacht!“

„Und die Frauen als Ursprung dieser Schmach ungeschützt bei den Kulangalay zurückgelassen?“

Lydia fiel neben Enetia in die Kissen. „Oh.“

Ihre ältere Schwester fuhr fort: „Die Kulangalay hab bis zuletzt gehofft, dass aus Anfers ein Befehl kommt, uns anzugreifen. Wenn Anfers‘ Grenzwall eingerissen wird, braucht das dunkle Land keine Kolonien mehr. Seit Jahren pressen die Kulangalay mit ihrem Militärlager in Alonne Zuwendungen aus unserer Kasse. Das Lager müssen sie jetzt abschaffen, damit wir sehen, dass Anfers es ernst meint. Ich bin erleichtert, dass König Karakas seinen Bluthund Fanfan zurückzieht, denn eine Auseinandersetzung wäre für alle Seiten schmerzhaft geworden. Um ihren Standpunkt zu dieser Sache darzulegen, verschenkten sie heute Abend Frauen. Offiziell können sie es als einen alten Brauch höchster Ehrerbietung aus Anfers verkleiden. Die Kulangalay haben Streit gesucht und wir hätte sie sehr beleidigt, wenn ich dieses Geschenk ausgeschlagen hätte.“

Lydia stützte sich auf die Bettkante. „Aber wir werden die Sklaven befreien!“

„Wir bieten ihnen bezahlte Stellen an unserem Hof an - als Bürger mit freien Rechten.“

Jumot trat ans Fenster. Nachdenklich sagt er: „Mir macht die Kaste Sorgen, aus der die Krieger kamen. Lydia, du solltest verstehen, dass die Weißen Ritter zwar für ihre Kampfkunst gerühmt werden, aber sie stehen noch für ganz anderer Dinge: Fanatismus und Gewalt. Sie sind Krieg auf zwei Beinen. Ihr Aufmarsch war unhöflicher als das Geschenk. Vielleicht wollen sie sicher gehen, dass ihr das Lager noch eine Weile in Ruhe lasst.“

Enetia sagte: „Wenn sich die Kulangalay an die Abmachung halten, werden wir den Rittern den Zugang zu unserem Land nicht mehr verwehren. Daran wirst du dich leider gewöhnen müssen.“

Jumot grinste. „Vielleicht kannst du dann mit ihnen Trainieren.“

Enetia lächelte, aber Sju zuckte zusammen. „Wie kannst du dich nur diesen Humusköpfen anschließen wollen?“

„Jetzt will ich auch nicht mehr! Fanfan ist richtig gemein! Wenn ich ihm das nächste Mal begegne, werde ich kein Kleid sondern Waffen tragen. Dann kann er was erleben. Sju und ich meucheln ihn nieder!“

Der Fabilé erhielt von Enetia ein Zeichen und lenkte seine Schülerin ab. „Interessiert sich da etwa jemand für Politik?“

Lydia ging sofort darauf ein. Sie tobte mit Sju durch das Bett und kam doch noch zu ihrer Kissenschlacht. Enetia stellten sich zu Jumot ans Fenster, wo Jumot seinen Arm um ihre Schulter legte. Als Lydia erschöpft den Kampf aufgab, setzte der Fabilé seine Flöte an die Lippen und geleitete Lydia in den Schlaf.

Sju zog Lydia um und deckte sie zu. Solange die Magier noch im Zimmer waren, konnte er seiner eigentlichen Arbeit nicht nachgehen. Er benötigte ungestörte Konzentration, um Lydias Träume zu überwachen.

„Benötigt ihr noch etwas?“, fragte er die andächtigen Magier.

Enetia wachte aus ihrem Moment auf und drehte sich um. „Hat sie den Dolch gefunden?“

Der Fabilé zog die Waffe aus seiner Weste. „Lydia dachte, ihr wolltet den Kulangalay etwas schenken, das offensichtlich für eine Mädchenhand geschmiedet wurde.“

„Wir haben, ich habe diese Waffe mit Magie versehen. Sie zerteilt magische Schutzschilde und wird jemandem gute Dienste leisten, der sonst wenig von Magie versteht. Lasst Lydia in dem Glauben, dass sie den Dolch erobert hat.“ Enetias helle Hände strichen langsam über das warme Metall. Sie legte den Dolch auf Lydias Nachtisch ab. „Kampfmeister Sju, was ist im Wald geschehen?“

„Ich habe dafür keine Erklärung. Mit einem Mal wurde es Nacht und Lydia sprach in einer anderen Stimme zu mir. Ein Geist ist in sie gedrungen und ich habe ihn mit einem spirituellen Pfeil verjagt. Wir wären rechtzeitig zu der Herberge zurückgekehrt, aber der Ort, an dem Lydia verhext wurde, hat die Zeit gefressen.“

„Wie bei Euren Geistwanderungen?“

Sju stutzte. Wieso war ihm das nicht aufgefallen? Wenn er in Lydias träumenden Geist forschte, verging eine ganze Nacht, während er in ihrem Kopf nur eine Stunde verweilt hatte. „Ja. Nur haben wir beide nicht geschlafen.“

„Jumot, was denkt Ihr?“

„Mein Meister, der Zeiten- und Raumwächter Chref, ist Spezialist für solche Anomalien. Wir nennen sie Zeitschlupflöcher. Meister Chrefs Zirkel kümmert sich darum, jene zerbrochenen Zeiten- und Raumrisse zu reparieren. Diese Bruchstücke sind Relikte aus den großen magischen Kriegen. Ihr habt Glück, ihr hättet für immer in einer anderen Zeit oder einem anderen Ort gefangen sein können. Dass es solche Löcher so nah an der Zivilisation noch gibt, spricht nicht grad für unsere Arbeit. Zeigt mir am besten morgen auf einer Karte, wo sich dieses Schlupfloch befand und wir werden die Falle noch auf dem Rückweg beseitigen.“

Enetias Gesicht erstrahlte: „Du kommst mit nach Alonne?“

„Ich möchte die Zeit, die mir noch verbleibt, gut nutzen. Ich habe gehört, dass Eure Universität eine neue Professorin der Ordnung berufen hat. Anscheinend fehlt mir auf dem Gebiet noch Wissen, wenn ich so nah an der Hauptstadt ein Zeitenloch übersehe.“

„Ich nehme nicht jeden in meine Kurse auf.“

„Wie kann ich Euch von mir überzeugen, Professorin Enetia von Alonne?“

Enetia kicherte, wie Sju es sonst nur von Lydia kannte. Sie räusperte sich, ordnete ihr Kleid und sah zu ihrer Schwester hinab. „Den Weißen Rittern beitreten, ich wünschte, sie könnte ewig ein Kind bleiben.“ Sie gab Lydia einen Kuss auf die Stirn. „Sju, bitte bereitet ihr eine ruhige Nacht. Es wäre besser, wenn sie das Zeitenloch vergisst, sonst fängt sie an, nach diesen Orten zu suchen.“

Sju schloss die Tür hinter den Magiern und setzte sich auf das Fensterbrett. Mit einem Mantra beruhigte er seinen eigenen Geist und tastete nach Lydias Traum. Man hatte Sju als Kampfmeister berufen, weil er eine ungewöhnliche Begabung für Geistwanderungen besaß. Er konnte tatsächlich in die Gedanken Schlafender eingreifen und ihre Sorgen mindern. Lydia war das erste Kind in der langen Erbfolge der Hoheitsfamilie, das fast ganz ohne magische Fähigkeiten zur Welt gekommen war. Königin Ineß hatte ihm nicht befohlen, nach den Gründen dafür zu suchen. Sie wünschte sich lediglich, dass niemand unter diesem Nachteil litt.

Behutsam tastete sich Sju in Lydias Gedankenwelt. Ihr Geist ähnelte einem bunten Wald aus haushohen Blumen. Selbst Sjus rote Haare wirkten blass gegen einige Gewächse. Tiere waren selten in Menschengeistern und Sju freute sich über Lydias reiche Phantasie, die einen belebten Dschungel geschaffen hatte. Doch heute lag der Wald verlassen und still. An diesem Abend folgte Sju seiner Schülerin zu einem Teich, an dem sie sonst nach Fischen haschte, die größer als sie selbst waren. Ihr tiefer Schlaf begann, wenn sie den Fischen in den See folgte. Heute lag das Wasser ruhig vor ihr und kreisrund. Kälte ging von dem schwarzen Loch aus. Das Erlebnis im Wald hatte einen Alptraum in Lydias Kopf gepflanzt. Sju dirigierte Lydia mit einer Melodie von dem See fort, tiefer in den Wald hinein. Sie würde heute nur schwach schlafen.

Seine Arbeit als Geistwandler konnte noch nicht beginnen: noch war dieser Wald zu wild. Sju konnte sich zu leicht in dem Dickicht verirren oder die großen Raubtiere anlocken. Wieder einmal war viel Zeit vergangen. Über den Vorhof verließen die letzten Gäste die Botschaft und ein Diener löschte die magischen Lichter des Gartens. Sju lehnte sich gegen den Fensterrahmen und schlief auf dem Fensterbrett ein, den Bogen griffbereit zur Seite und seine Hand über einem Pfeil. Er würde den See untersuchen, sobald er mehr über den Steinkreis wusste.
 

Elide brennt

Lydia schreckte aus ihrem Schlaf. Jemand presste ihr eine Hand auf den Mund. Sie versuchte, die Person vom Bett zu treten und schlug um sich – sie traf niemanden. Sie starrte in schwarze Augen, die sie aus einem weißen Gesicht anglitzerten. Die Haut leuchtete, als hätte diese Person nie die Sonne gesehen. Ein Junge saß über ihr, vielleicht zehn Jahre alt, vielleicht dreizehn. Ob er krank war?

Er wirkte überrascht. Er schüttelte seine Verwunderung ab und flüsterte: „Warum bist du nicht in den See gegangen?“

Lydia hatte keine Erinnerung an Sjus Besuch in ihrer Geistwelt.

Er zog Enetias Dolch aus seinem Gürtel und platzierte diesen neben ihr auf dem Kopfkissen. Erst dann nahm er die Hand langsam von ihrem Mund. Sie setzte zum Schreien an; er hob hastig den Zeigefinger. „Sie sperren mich wieder ein, wenn sie mich hier finden. Komm mit. Ich kenn ein lustiges Spiel!“

Er sprang lautlos von dem Gästebett und warf sich Sjus Köcher und seinen Bogen über die Schulter. Lydia atmete von tiefer Bewunderung ergriffen ein: „Du kannst einem Fabilé den Bogen stehlen?“

Der Junge hob den Finger vor den Mund. Lydia nahm den Dolch an sich, schlüpfte in ihre Reistiefel und warf eine Strickjacke über das Nachthemd. Gemeinsam kletterten sie aus dem zweiten Fenster die bewachsene Wand hinunter in den offenen Vorgarten.

„Kannst du mir beibringen, wie man einen Fabilé überlistet?“

Der Junge strich sich die Haare hinter die Ohren. Er war so ungekämmt wie sie. „Wenn du das Spiel gewinnst.“

„Ich habe dich nicht auf der Konferenz gesehen. Wer bist du?“

„Ich bin in der gleichen Position wie du.“

Sie schnaufte humorlos. „Du bist der Prinz eines einflussreichen Landes und deine Schwester ist so strahlend, glänzend und unübertrefflich, dass aus dir nur eine Kröte werden kann?“

Ein scharfes Lächeln zerschnitt sein Gesicht. Dieses Lächeln ließ Lydia befürchten, er sei weitaus intelligenter als sie. Das Gefühl beschlich sie häufig und bedeutete nie etwas Gutes. „Ich habe von dir gehört und dachte, dass du ein interessanter Spielpartner bist.“ Seine Sprache klang falsch. Lydia gewann den seltsamen Eindruck, dass sie sich an seine Worte erinnerte, statt sie zu hören.

„Man versucht, meine Taten vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Du weißt bestimmt nicht, wer ich bin.“

„Jedenfalls schläfst du im Trakt der Hoheiten aus Alonne und hast einen eigenen Leibwächter. Und du riechst gut.“ Lydia schnüffelte ungläubig an ihren Haaren. Sie rochen nach Waldboden. Er verneigte sich spöttisch. „Es ist mir eine Ehre. Lass uns anfangen. Wir spielen 'Mausefalle'. Weißt du, wie das geht?“

„Klar! Die Katze zählt bis zehn und muss dann nach Mäusen suchen. Wenn sie ein Mäuschen findet, versteckt sich die Katze an diesem Platz und die Maus wird zur Katze. Die neue Maus kann sich dann wo anders verstecken und das kann Tage dauern und niemand weiß, wer gerade Fänger ist und alle misstrauen…“

Der Junge unterbrach sie: „Wir sind zu fünft. Ich zähle bis zehn. Lauf!“
 

Sie hatte für mehr als zwanzig Minuten in ihrem Versteck gesessen: genau dem Gebüsch, in dem der Junge angefangen hatte, zu zählen. Auch wenn der frühe Herbst in Elide milde war, musste sie sich endlich bewegen, um die Kälte aus den Gliedern zu treiben. Sie rieb sich über die Arme und hauchte in ihre Hände. Eigentlich verstieß es gegen die Regeln, mehr als einmal das Versteck zu wechseln, aber Lydia befürchtete, dass man sie vergessen hatte. Sie kroch durch die Gebüsche und schlich im Schatten der Mauern in Richtung der Bedienstetenhäuser.

Sie vernachlässigte die Mäusevorsicht, bis der blasse Junge plötzlich an ihrer Seitengasse vorbeiging, ohne sich um Geräusche oder Mitspieler zu sorgen. Er war also noch der Jäger. Eine Maus würde nicht so selbstbewusst ohne Deckung marschieren. Lydia pirschte sich vor und lugte an der Häuserkante vorbei. Der Junge war nicht mehr da. Lydia wartete drei lange Atemzüge und fuhr zusammen: Etwas aus Holz war in der nächsten Seitengasse zusammengestürzt. Lydia presste sich an der Hauswand vorbei in die Gasse. Anscheinend hatte sich dort einmal eine Wand aus Brettern befunden. Blaues Licht schimmerte unter den zersplitterten Brettern hervor. Ein Lehrlingslicht! Wie dumm konnte man sein, in dem eigenen Versteck noch Licht zu entfachen! Sie trat ein Brett aus dem Weg und rief triumphierend aus: „Hab dich! Oh nein!“ Sie taumelte zurück. Das Licht war nicht von dem blassen Jungen entfacht worden, sondern von einem weiteren Mitspieler. Die Bretterwand hatte ein Mädchen unter sich begraben, das durch einen Pfeil in die Brust verwundet worden war. Lydia schrie: „Was ist passiert? Wer war das?! Das ist Sjus Pfeil!“ Rote Federn.

Lydia sprang an eine Seitentür. „AUFMACHEN! Im Namen der Königin! HILFE!“

„Die Wunde ist frisch. Der Attentäter könnte noch in der Nähe sein.“ Der Junge war aus dem Nichts erschienen. Er lehnte an der Wand, einen Pfeil in Sjus kaum gespannten Bogen. „Du hast verloren.“

Lydia sprang von den Stufen und zog ihren Dolch. „Du Krümel Rattendreck! Du hast jemanden verletzt! Du hast...“

„… gespielt. Und die anderen haben verloren!“

„Es gibt noch mehr Opfer?“, sie wich dem schwachen Pfeil aus und schlug dem Jungen den Bogen aus der Hand. „Was hast du ihnen erzählt? ‚Ich kenn ein lustiges Spiel? Ich bin genauso wie du?‘“

Er starrte immer noch auf seine Hände, als sie ihm mit Enetias Dolch die Wange zerschnitt. „Das ist dafür, dass du mich da mit reingezogen hast. Und Sju!“

Sein Blut erschien schwarz auf den weißen Wangen und in dem spärlichen Licht der Nacht. Sie schlug ihm mit der Faust gegen die Brust. Er hob nicht einmal die Hände zur Abwehr. Als er wieder Halt fand, fragte er sie ruhig: „Was ist das für ein Dolch? Er ist nicht gewöhnlich. Er richtet sich gegen mein Blut. Gegen das Gift. Meine Magie.“ Die Überraschung wuchs zu Bewunderung für seinen interessanteren Gegner. „Es tut wirklich weh.“ Lydia kniff die Augen zusammen. Der Junge lächelte: „Ein paar der Geschichten über dich scheinen wahr zu sein, Prinzessin Lydia.“

„Nenn mich nie ‚Prinzessin’!“

Er folgte ihr auf die Hauptstraße und zog ein schwarzes Schwert. Sein erster Schlag zerstörte Enetias Dolch: Das Metall gab ein silbernes Klingen von sich und wurde nach einem kurzen Ruck wie überreifes Obst zerteilt. Das Schattenschwert fraß den Dolch auf. Lydia schrie und lief los.

Der Junge verfolgte sie bis zum zentralen Platz der Zeitenstadt. Nicht einmal hier waren noch Wächter oder Betrunkene unterwegs. Lydia sprang auf eine steinerne Bank, wich einem weiteren seiner Schläge aus, um ihn im Sprung zu Boden zu reißen. Sie blieb auf ihm sitzen, sein Schwert vibrierte in der Bank und zerteilte den Stein von selbst. Lydia presste die leichenkalten Hände des Jungen auf den Boden. Sie fühlte keine Kraft in ihm. Ohne Sjus gespannten Bogen und ohne sein Schwert, war er ihr unterlegen. Lydia riss ihren Blick von seiner magischen Waffe und näherte sich seinem Gesicht, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. „Du bist langsam und schwach! Durch deine Hinterhältigkeit hast du ein Kind schwer verletzt, andere vielleicht sogar getötet! Du hattest wahrscheinlich dasselbe mit mir vor.“ Er lachte ihr ins Gesicht. „Hör auf! Ich bring dich um! Ich zahl dir das alles heim!“

„Das ist das erste Mal, dass mir jemand droht, bevor ich ihn in Stücke reiße. Steh bitte auf, sonst werde ich dir Schmerzen zufügen. Niemand mag Schmerzen.“

„Du kannst nicht einmal einen Bogen spannen. In einem direkten Kampf kannst du nichts. Ich mache Brühe aus dir!“

Lydia fühlte sich plötzlich, als wäre sie von einem Blitz getroffen worden. Sie knallte mit dem Rücken in die zerschnittene Bank und spürte etwas Eisiges auf ihrem Gesicht. Starre legte sich über ihre Gliedmaßen, sie bekam keine Luft. Der Junge stellte sich über sie und ging langsam in die Hocke. Er hob ihren Kopf an. „Ich habe noch nie Augen wie deine gesehen. Vielleicht finde ich in dir mehr als ein vorlautes Kind, das seine Kraft überschätzt. Wenn du die bist, die ich suche, wird der Tod dich befreien.“

Die Angst wärmte ihr schlagartig die Glieder auf. Ein gezielter Tritt warf den Jungen zurück auf das Pflaster. Sie packte das Schattenscwert, doch der Griff verbrannte ihr die Finger. Der Junge lachte schrill. Im gleichen Augenblick raste eine schwarze Feuerwand hinter Lydia aus dem Boden. Von der Bank blieb kein Körnchen übrig, sein eigenes Schwert zerplatzte in der gefräßigen Feuerwelle, die langsam auf Lydia und ihn zurollte. Ein schneller Sprung rettete Lydia das Leben. „Was ist das?“ Ihre Beine wurden weich vor Angst.

Der Boden fing Feuer, selbst das Gras, die Steine, alles brannte. „Den Angriffszauber hat sie mir gezeigt. Nur hat sie damit Curone niedergebrannt.“

Lydia fuhr herum: „Curone? Das ist es, du bist verrückt! Du bist ein irrer Magier! Ich habe so was aber nie in der Trainingshalle gesehen!“

Sie musste ihn am Sprechen hindern. Zauberformeln waren immer schwächer, wenn der Magier sie nicht aufsagen konnte. Lydia griff ihn an, doch er sah ihre Bewegungen voraus und tanzte Mühelos aus ihrer Reichweite.

„Konzentrier dich auf das Sterben! Ich werde mir für dich Mühe geben.“

„ZU HILFE! FEUER! Wacht auf, Sju, Hilfe!“

„Was sollen sie schon tun?“ Seine Augen glühten. „Mich verbrennen?“ Hinter ihm explodierte ein Haus in einer Feuerwalze. „Mich versteinern?“ Ein weiteres Haus zerfiel zu Staub.

Lydias Unterlippe bebte, als sie auf den Staub starrte, der eben noch lebende Menschen und ein Haus gewesen war. Ihr Körper hatte es längst verstanden, aber endlich sank die schreckliche Erkenntnis in ihren Geist: Sie hatte verloren. Sie würde sterben. Vor ihr stand ein wahnsinniger Schwarzmagier, der sie zu seiner Unterhaltung töten würde. Genauso hatten ihre Lehrmeister von den finsteren Magiern erzählt.

Lydia sank auf ihre Knie und wimmerte: „Enetia.“

Plötzlich wurde es Tag auf dem Platz. Als würden Sterne auf den Boden regnen, floss das Licht zu ihrer Schwester zusammen.

Lydia war so erleichtert von Enetias Erscheinen, dass sie weinte und lachte.

Die Weißmagierin glühte in der lichtlosen Zerstörung. Sie musterte den Jungen, der wiederum sie aufmerksam studierte. „Endlich seid Ihr da. Eure Schwester gefällt mir, Prinzessin Enetia.“

„Man unterrichtete uns lediglich von drei angemeldeten Schwarzmagiern im Gefolge von Anfers.“

„Und wie viele Weißmagier sind hier? Ihr wisst es nicht, richtig? Warum? Weil Weißmagier nicht meldungspflichtig sind, denn wir sind die Bösen. Die Zerstörer.“

Lydia suchte bei Enetia Schutz. Das schwarze Feuer fraß sich durch den Boden, die Steine, sogar durch die Kleidung des Jungen. Er hatte sich vortrefflich beschrieben.

Gläsern klirrte ein Zauber gegen eine Kugel, die um Enetia aufleuchtete. Enetia zuckte zusammen, schloss die Augen und verstärkte ihre Kugel mit einer Formel. Lydia kauerte sich hinter Enetia zusammen und beobachtete die Schriftzeichen, die über den Schutzschild huschten. Außerhalb der Kugel regierte das schwarze Feuer. „Ein Magier Eures Ranges kann unmöglich die Grenze aus Anfers heraus passiert haben.“

Der Junge schnaubte abfällig und fuhr fort: „Ich hatte gehofft, sie in Euch zu sehen, aber ich habe mich geirrt. Ihr seid so geordnet, so phantasielos wie meine Lehrer. Eure Schwester dagegen – vielleicht werde ich euch doch nicht beide verbrennen!“

Enetias Hand wurde zu einer Faust und entspannte sich wieder. Von einem unsichtbaren Schlag getroffen, taumelte der Junge zurück und das Feuerrauschen ebbte ab. Lydia flüsterte: „Zeig es ihm!“

„Ihr habt Elide angegriffen. An einem Tag der Neutralität. Vor einigen Jahren hätte ein derartiges Verbrechen Kriege auslösen können.“

„Ein Glück, dass wir heute alle so vernünftig sind.“

Das Feuer schoss von allen Seiten in die Höhe und traf sich in einem Zentrum weit über Enetia. Wie ein gigantischer Wirbelsturm drehte es sich um den unbekannten Jungen, Lydia und ihre Schwester. Der Junge benötigte keine Worte, er führte seine Magie wie einen Tanz. Mit seinem Fingerzeig zog sich das Feuer in einem Punkt zusammen und schoss gebündelt zu einer tödlichen Nadel auf Lydia zu. Sie wurde von Enetias Weißmagie erfasst. Licht und Wärme umarmten sie, als Enetia sich über sie beugte. Ihre Schwester schrie nicht, obwohl ihr Gesicht von Schmerz verzerrt war. Das letzte, was Lydia sah, war Enetias Zorn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  darkelve_Lillith
2012-12-14T19:45:39+00:00 14.12.2012 20:45
Ah, ok. Deine Antwort hatte mich schon fürchten lassen, dass Lydias Ausflug zum Steinkreis mit in den Epilog gehört.
Find ich nicht gut. Würde den Teil als erstes Kapitel nehmen.
Kurays Teil ist als Epilog gut so - ich mag solche Epiloge. Da ist es auch egal, wenn man zwei bis drei Personen einführt, die einem als Leser absolut nicht erklärt werden und mysteriös bleiben.

Nach wie vor bin ich dafür, dir mehr ZEIT zu lassen. Du fasst Lydias morgendliche Erlebnisse in einem Satz zusammen - mach da mehr draus. Das hat mehrere Vorteile: du kannst einen Teil deiner Welt erklären (die definitiv mehr Erklärung benötigt, so voll gepackt wie sie ist) und du kannst Lydia und Sju deinen Lesern näher bringen.

Kapitel 1 - boah. xD Hatten wir über Geschwindigkeit geredet?
Teilweise kommt man auch gar nicht hinterher wo alle gerade sind... Es fehlt Umgebungsbeschreibung. Das mag langweilig klingen, aber so laufen deine Charaktere durch luftleeren Raum (und gelegentliche Gassen - wo sind die eigentlich, wo kommt da ne Gasse und ne Steinbank her?).

Da Lydias Interesse an der Konferenz sozusagen nicht vorhanden ist, hat mich ihr Halbwissen über deren Teilnehmer gewundert. Auf der einen Seite erkennt sie ziemlich viele, kennt aber ihre Namen nicht? Und ohje, so viele Fraktionen und Leute - brauchst du die für die Story alle? Es erschlägt einen ein bisschen.

Liebe Grüße
Von:  darkelve_Lillith
2012-12-08T22:55:15+00:00 08.12.2012 23:55
oô Hm. Zunächst mal, dochdoch, ich würde weiterlesen, wenn's ein gedruckter Roman in meiner Hand wäre.

Auf der einen Seite ist's noch nicht viel um sich eine Meinung zu bilden, auf der anderen Seite passiert verdammt viel in das du deine Leser unvermittelt hineinwirfst.
Da verarbeitet man gedanklich noch den mysteriösen Epilog und schon passiert schon wieder was komisches, worauf man sich vorerst noch keinen Reim machen kann... Lange Rede kurzer Sinn, den Epilog fand ich wirklich gut (der erste Satz macht irgendwie keinen Sinn, da müsste n Fehler drin sein?), das erste Kapitel fand ich zu schnell. Hm.

Im Epilog war Fanfans "Hass" vielleicht ein bisschen weichgespült. Hätt's nicht dagestanden, hätt ich gedacht, gut, sie mögen sich nicht sonderlich. Mag daran liegen, dass sie sich doch recht ausgedehnt unterhalten. ;)

Zu dem bisschen was man vom Magiesystem mitbekommt, lässt sich fürchte ich noch nicht viel sagen... Schwarz- und Weißmagier, joah, das kann schon lustig werden. Politik, die die Fäden im Hintergrund zieht, klingt auch gut.
Elfen... naja, gut. Sollen die eine menschliche Lebensspanne haben? Wenn nicht, sondern wie "normalerweise" einige Jahrhunderte, dann wäre Sju mit seinen 16 Jahren sozusagen_blutjung_. Eventuell würde ihn sein Volk als Kind betrachten - aber ich spekuliere.

Ansonsten waren zwei oder drei Formulierungen drin, die für mich holprig klangen.

Und nun sagt mein Hirn, geh ins Bett. :)
Ach, und wie gesagt, ich würd gern weiterlesen!! ö.ö

Liebe Grüße


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