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Zuckerschnecke

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Selbstgespräche leicht gemacht für Jedermann, Schritt eins – der Gesprächskreis

Tür aus der Zooabteilung raus

„Ich finde es gruslig hier“, gestand Matthew und sah sich unbehaglich um. Alle Käfige und Terrarien, die er um sich herum erkannte, waren verschlossen. Die meisten Tiere hockten lethargisch da und erwiderten seinen Blick stumpf – allein das machte ihn beinahe verrückt. Dazu kam noch die Sorge, es könnte sich ein weiterer Zwischenfall wie der mit der entkommenen Schlange ereignen.

Ich habe doch schon gesagt, wir sollten hier verschwinden. Schauen wir mal, wo wir unseren rätselhaften Randalierer sonst finden könnten.“

„Wenn es nicht wegen Alfred wäre, würde mir nicht einmal etwas daran liegen, ihn zu finden.“

Aber da es wegen Alfred ist, können wir diesen Punkt getrost vergessen. Geh schon weiter.“

Seufzend setzte Matthew sich in Bewegung. „Sag mal... wenn ich nicht gehen würde, würdest du mich dann dazu zwingen?“

Ich zwinge dich zu gar nichts.“

„Machst du Witze? Und was war das dann gerade, als du auf die Schlange losgegangen bist?“

Das war Notwehr. Ich würde niemals einfach so deinen Körper übernehmen.“

„Nicht einfach so – aber dann, wenn du es für angemessen hältst?“

„Natürlich.“

„Aber warum?“

Sieh mich einfach als Schutzengel.“

„Schutzengel sollten nicht mit Hockeyschlägern randalieren!“

Wenn es dem Schutz gilt...“

Matthew wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment sprach ihn jemand an, so plötzlich, dass er einen Schritt zurück stolperte.

„Führst du etwa Selbstgespräche?“

Mit wild schlagendem Herzen schwenkte er die Taschenlampe herum und leuchtete Gilbert direkt ins Gesicht. Gilbert hob die Hand vor die Augen und runzelte die Stirn.

„Hey, nimm das Ding runter! Was soll das denn?“

„Tut mir Leid“, sagte Matthew erschrocken und senkte die Lampe leicht. „Ich habe dich nicht erkannt.“

„Kein Problem“, erwiderte Gilbert großzügig. Er saß auf einer großen Kiste, hielt ebenfalls eine Taschenlampe in der Hand und trug einen Vogel auf der Schulter.

„Was machst du hier?“

„Als plötzlich das Licht ausgegangen ist, musste ich unbedingt nach den Vögelchen sehen – nicht auszudenken, wenn ihnen etwas passiert wäre! Aber zum Glück scheint alles okay zu sein.“

Matthew öffnete den Mund, um das Ding zu erwähnen, aber Gilbert fuhr einfach fort.

„Ich denke, ich werde das kleine Kerlchen hier wieder zurück in seinen Käfig setzen und zu den anderen zurück gehen.“

„Den anderen?“

„Ich war mit Francis und Toni unterwegs. Als es wieder hell geworden ist...“

„Hell geworden?“, unterbrach Matthew ihn aufgeregt.

„Ja. Überall ist kurz der Strom ausgefallen, aber dieser Teil des Gebäudes scheint der einzige zu sein, in dem immer noch kein Licht brennt. Gut, dass ich die Taschenlampe hatte.“

„Und wo sind Francis und Antonio?“

„Haben sich in so eine Art Restaurant gesetzt. Ich meine, es ist ziemlich cool, das ganze Kaufhaus für sich zu haben, was?“

„Ich weiß nicht... ich finde es eher unheimlich. Wo sind nur all die Leute?“

„Keine Ahnung. Hast du Angst?“

Matthew wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Hatte er Angst?

„Du kannst mit mir kommen“, verkündete Gilbert, ohne auf eine Antwort zu warten, und nahm den Vogel von seiner Schulter. „Francis wird sich freuen, dich zu sehen. Ich bringe eben den kleinen Schatz hier ins Bett, ja?“

Er rutschte von der Kiste und machte sich mit schwankender Taschenlampe auf den Weg in einen Gang zwischen den Käfigen. Matthew sah ihm etwas unschlüssig nach.

Du kannst mit mir kommen“, äffte Matt ihn nach. „Was denkt dieser Kerl sich eigentlich? Taucht ungebeten auf und tut so, als wäre er dein Leibwächter!“

„Ungefähr so wie du, Matt.“

Aber immerhin kannte er deinen Namen.“

„Ja... da ist er einer der wenigen. Ich weiß auch nicht genau, warum ausgerechnet er sich an mich erinnert.“

Rätselhaft. Ich weiß nur, dass er ganz wild darauf war, den Weihnachtsmann zu sehen. Als er gehört hat, dass wir ihm an den Kragen wollten, hat er Rotz und Wasser geheult.“

„Rotz und Wasser geheult? Gilbert?!“

„Ja... wahrscheinlich! Ich habe doch gesagt, ich kann mir keine Namen merken, eh!“

Matthew schüttelte den Kopf. „Ich werde verrückt“, flüsterte er und rieb sich die Schläfen. „Ganz sicher. Zuerst die Sache mit der Dunkelheit, dann die Stimme in meinem Kopf, und jetzt... Ich werde verrückt!“

„Kopf hoch“, sagte Matt fürsorglich. „Da, wo ich herkomme, stichst du unangenehm hervor, wenn du nicht wenigstens ein bisschen verrückt bist.“

„Ich steche niemals irgendwo hervor. Niemand bemerkt mich.“

Und daran sollten wir dringend etwas ändern! Also, gehen wir weiter und finden wir heraus, was es mit diesem ganzen Durcheinander auf sich hat.“

Matthew zog die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. „Also gut“, murmelte er. „Aber nur, wenn wir auch Alfred finden.“

Wir finden ihn, versprochen.“

„Führst du schon wieder Selbstgespräche?“

Gilbert trat wieder aus dem Gang heraus und grinste Matthew breit an.

„Nein! Das... war nur... ich habe gesungen“, erklärte Matthew und spürte, dass er rot wurde. Um Gilbert nicht ansehen zu müssen, wandte er sich ab und leuchtete mit der Taschenlampe auf den Boden.

„Gehen wir schnell. Ich habe diese Dunkelheit gründlich satt.“

„Ich auch“, stimmte Gilbert ihm zu. „Gehen wir also.“



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