Zum Inhalt der Seite

Laterna Magica

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tanz mit dem Teufel

Nightmares exist outside of logic

And there's little fun to be had in explanations.

They're antithetical to the poetry of fear
 

Begleitet von einem unangenehmen Knall fiel die Tür hinter dem Mad Hatter ins Schloss. Ungläubig starrte Jodie auf ihre neue Mitbewohnerin, die ihren Blick ebenso fassungslos erwiderte.

„Jodie, oh mein Gott!“ Einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie ihr schluchzend um den Hals fallen, doch dann besann sie sich ihrer Rolle als seriöser Bundesagentin und strich stattdessen den Staub von ihrem Jackett, was Jodie in der Dunkelheit lediglich ein paar hektische Wischlaute offenbarten.

„Mel…? Wie in aller Welt kommst du hierher?“

„Das Gleiche könnte ich dich fragen.“ Mel trat etwas an sie heran, sodass Jodies Augen, die sich inzwischen an die Nichtfarben der Nacht gewöhnt hatten, registrierten konnten, dass sie die Nase rümpfte. Vermutlich roch Jodie mittlerweile ähnlich abstoßend wie ihr Verließ, doch das war momentan wohl ihr geringstes Problem.

„Wie in aller Welt konnte er dich schnappen, Jodie? Du warst vom Dienst befreit, du hättest auf dem Sofa sitzen und America’s Next Topmodel schauen sollen und nicht auf eigene Faust nach Serienmördern suchen! Wir sind hier nicht bei irgendeiner CSI-Show wo das vielleicht okay ist…“

„Sind die ganzen Fernsehvergleiche wirklich notwendig?“, schnaubte Jodie gereizt, ihre letzte Begegnung noch gut vor Augen. Vielleicht war das nicht der richtige Moment für Streitereien, aber es war schwer zu vergessen, wie sehr sie sie bloßgestellt hatte, wie sehr sie sich gewünscht hatte, sie möge versagen und dem FBI für immer den Rücken kehren.

Und heimkehren zu meinem Vater, der vielleicht unser aller Blut an den Händen trägt.

„Nun, ich denke, du hast verstanden worauf ich hinaus will, oder?“

Jodie sog scharf Luft ein. „Ja, ich weiß, dass es schrecklich dumm war, okay? Aber uns lief verdammt nochmal die Zeit davon und das FBI tappte immer noch im Dunkeln…“

„Du hättest uns einfach anrufen können!“

„Mel, du weißt wie schlau er ist, er wäre vermutlich niemals aufgetaucht, wenn…“ Sie stutzte, „Moment, woher weißt du überhaupt, dass ich es war, die zu ihm kam? Er hätte doch auch einfach bei mir einbrechen können. Und wie konnte er dich schnappen?“

Wie tief steckst du in diesem Spiel? Bist du der weiße Hase, der Alice auf den rechten Weg führt oder die Herzkönigin, die ihr den Kopf abschlägt?

„Ich habe Kameras in deinem Haus installiert.“

„… Du hast WAS?“

„Ja, Kameras, es tut mir leid. Als dieser Fall losging wusste ich, dass du früher oder später austicken würdest. Ich hab Vorsichtsmaßnahmen getroffen, das ist alles.“

Fassungslos schüttelte Jodie den Kopf. „Moment, das bedeutet, du wusstest von Anfang an, worauf der Hutmacher anspielt? Du hättest vielleicht Leben retten können, Mel!“

„Ich hatte eine Vermutung, keine Beweise, die hättest du mir liefern sollen, Alice.“

Unwillkürlich erschauderte Jodie und wich einen Schritt zurück. Auf einmal schien es, als wäre es gleich ein ganzes Stück kälter geworden in ihrem höhlenhaften Gefängnis, während der süßliche Geruch immer ekstatischer zu wabern schien.

„Nenn mich nicht so.“, zischte sie und fixierte Mel.

Wer bist du?

Für einen Augenblick erwartete sie fast, Mel würde sie angreifen, so angespannt war ihre Haltung, so zornig ihr Blick. Doch dann lockerten sich ihre Muskeln und ihre Schultern sanken müde nach unten.

„Es tut mir leid, Jodie.“

Jodie glaubte einen Moment lang Tränen auf ihren Wangen glitzern zu sehen, bevor die Schwärze wieder die Oberhand gewann und sie sich anstrengen musste, um mehr als flimmernde Aschekörner wie in einem kaputten Fernseher wahrnehmen zu können.

„Dieser Fall ist ziemlich außer Kontrolle geraten. Als die ersten Morde passierten, fing ich an, das alte Tagebuch meines Vaters zu lesen. Ich wusste nicht genau, warum ich es tat, ich hatte nur diese leise Ahnung, dieses Gespür, vielleicht meine Begabung als Detektiv oder es war einfach nur Glück - auf jeden Fall beschäftigte ich mich nach langer Zeit das erste Mal wieder mit seiner Arbeit, der Jagd nach einer Verbrecherorganisation, die für die meisten nur ein Hirngespinst war. Aber er und dein Vater sahen mehr darin, sie waren davon überzeugt, dass all diese Morde einen Sinn haben, dass sie zusammenhängen und dass es jemanden gibt, der im Hintergrund die Fäden zieht.“

Mels Stimme war auf einmal auf eine faszinierende Art ruhig und kräftig, als erzählte sie etwas unfassbar Wichtiges.

„Jedenfalls erkannte ich die Zusammenhänge, nicht die Laterna Magica waren wichtig sondern das, was sie zeigten, das Mädchen dass nur die Tochter des Mannes sein konnte, der Bescheid wusste.“

„Mel, das weiß ich alles, aber…“

„Nein, du weißt gar nichts! Ich meine, glaubst du wirklich diese Botschaft richtet sich an Alice?“

Verblüfft blickte Jodie sie an, nun war ihr langsam wirklich schleierhaft, worauf Mel hinauswollte.

„Das stimmt nur teilweise. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, dann ging es ihm zwar darum, Alice zu erreichen, aber Alice ist nicht das Mädchen, du bist nicht Alice.“

Okay, langsam befinde ich mich in einer mittelschweren Identitätskrise.

„Aber er spricht mich doch an oder nicht? Ich meine, all der Kram mit „Alice is mad“, die Nachrichten, was hat das dann zu bedeuten? Mit wem versucht er zu kommunizieren…?“

Wer ist die einzige Person in diesem Spiel, die kein Gesicht hat? Die Person, die mit allen verbunden und doch unsichtbar ist?

Auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Er kontaktiert den Mörder oder? Den Mörder meines Vaters! Ist es möglich, dass er ebenfalls nach ihm sucht?“

Mel atmete kraftlos aus, erst jetzt bemerkte Jodie, dass sie in ihrer Überraschung gar nicht darauf geachtet hatte, ob Mel vielleicht verletzt war.

„Ja, das glaube ich zumindest. Das könnte erklären warum er erst dich und dann mich entführt hat, wir sind die einzige noch lebende Verbindung zu dem Fall damals, Spuren, die der Mörder zurückgelassen hat, ob aus Mitleid oder warum auch immer und nun eventuell beseitigen will.“

„Du meinst also, wir sind ein Köder? Der ganze Aufwand mit den Serienmorden nur um uns zu schnappen und zu benutzen, um einen größeren Fisch ins Netz zu kriegen?“

Der Gedanke behagte ihr ganz und gar nicht.

„Ich weiß es nicht, ich habe das Gefühl uns fehlt noch ein Puzzleteil, ein Missing Link, der alles miteinander verknüpft.“

Etwas, das alles miteinander verknüpft, wie der Orangensaft der dafür sorgte, dass ich das Haus verließ und den Verlauf des Schicksals ändern sollte. Oder ihm gegen jede Logik folgte? Wer bist du, Hutmacher? Warum jagst du den Mörder meines Vaters? Warum hast du uns in deine Falle gelockt? Und wer ist der, der die Fäden zieht?

Wer ist der Puppenspieler, dessen Schatten in den Laterna Magica für uns tanzt?

Und unermüdlich lacht?
 

Sie hatte nun viel Zeit zu reden. Und das taten sie, denn Reden war das Einzige, das ihnen dabei half, die Dunkelheit ein wenig zu vertreiben und die enervierende Penetranz des Verwesungsgeruches ein Stück weit zu verdrängen. Mel hatte Jodie beobachtet, die ganze Zeit, hatte gesehen, wie sie mit dem Hutmacher korrespondiert und schließlich zum Treffpunkt gefahren war. Sie hatte selbstverständlich sofort das FBI alarmiert, doch das Glück war nicht auf ihrer Seite gewesen. Die viel zu dicht befahrenen Straßen von Los Angeles hatten sich stur geweigert einen Weg freizugeben, doch zu viel Aufsehen zu erregen wäre fatal gewesen, war es doch ihre letzte Chance Mad Hatter in eine Falle zu locken, bevor er wieder mordete. Natürlich waren sie zu spät gekommen, Jodie war verschwunden und Mel tat etwas, das ihr zum Verhängnis werden sollte, sie gab kurz nachdem man Jodies Wohnung nach Hinweisen auf eine Verbindung zum Täter durchsucht hatte, erneut das Passwort ein und versuchte den Entführer zu orten. Dieser hatte sich jedoch unglücklicherweise in der Nähe des Hauses befunden, sodass das nächste, was Mel nach ihren hoffnungslosen Aufspürungsversuchen zu Gesicht bekam ein in Chloroform getränktes Tuch war.

„Na schön, nun wissen wir also beide, wie wir hierhergekommen sind.“

Jodie lief nun schon seit geraumer Zeit unruhig auf und ab, es war zweifellos eine Wohltat nicht mehr gefesselt zu sein. Sie konnte sich immer noch nicht ganz erklären warum, vielleicht dachte er, es würde keine Rolle mehr spielen, wenn sie zu zweit waren, da Mel ohnehin nicht gefesselt gewesen war und ihre Fesseln dafür umso leichter hätte öffnen können.

Womöglich hatte er ja Angst, dass wir uns mit dem Strick erdrosseln, dachte sie bitter. Und das will ja schließlich keiner.

„Aber die Frage ist, wie wir jetzt wieder rauskommen.“

„No shit, Sherlock?“

Jodie verkniff sich eine Antwort und fuhr fort. „Hast du irgendwas gesehen, als er dich hergebracht hat? Irgendeinen Hinweis darauf wo wir uns befinden oder zumindest wo im Gebäude Ausgänge sind?“

Mel überlegte kurz. „Er hatte mir die Augen verbunden, aber als ich zwischendurch versucht habe, mich loszureißen, ist sie kurz verrutscht. Ich glaube, wir befinden uns in einem Bürogebäude oder so.“

„Ja, mir kamen die Flure auch zu weitläufig für ein Wohnhaus vor, aber das macht es nicht unbedingt leichter zu entkommen.“

Ein bitteres Lachen folgte als Antwort. „Du denkst wir können hier abhauen? Wie willst du das anstellen? Wir könnten auch in einem hübschen Einfamilienhaus sitzen, Stahltür ist Stahltür.“

„Er ist nur einer und wir sind zu zweit. Außerdem muss er uns doch irgendwann was zu essen bringen, oder?“

„Ja, da dürfte er auch überhaupt nicht wachsam sein, ist ja nicht so, dass das der Anführer der Top-Ten-Ausbruchstricks ist.“, bemerkte Mel sarkastisch.

Jodie war inzwischen sehr beeindruckt von ihrem Maß an Selbstbeherrschung, dass sie Mel noch nicht an die Gurgel gegangen war, bewies doch wohl allemal, dass sie die Nerven einer waschechten Agentin besaß.

Hey, Moment mal…

„Wir prügeln uns.“

„Wie bitte?“

„Ganz einfach, wir schaffen eine Situation in der er die Zelle betreten muss, ohne es vorher geplant zu haben. Er kann sich nicht leisten, dass wir uns gegenseitig umbringen, also muss er schnell eingreifen und wir können die Chance nutzen zu entkommen.“

„Hmm, na gut, einen Versuch ist es wert, schätze ich.“ Mel klang weiterhin skeptisch, doch Jodie kannte sie inzwischen gut genug, um zu erkennen, dass es nun auch für sie kein Zurück mehr gab.
 

Der Hutmacher saß gerade auf einem äußert unbequemen Stuhl und trank einen Schluck Bier. Eigentlich hätte er um das Bild perfekt zu machen, Tee trinken müssen, aber er hasste Tee, weil seine Mutter ihn gezwungen hatte, jeden Morgen eine Tasse des faden Gebräus zu sich zu nehmen.

Wenn das Leben schon so kurz ist, warum trinken wir dann auch noch Dinge, die uns nicht schmecken?

Sie hatte immer gesagt, er solle doch Zucker hineintun, dann würde der Tee ganz wunderbar schmecken und gesund war er obendrein auch noch.

Das ist doch wirklich lächerlich, warum können wir nicht einfach hinnehmen, dass etwas nicht schmeckt? Irgendwann werden wir noch Scheiße mit Puderzucker bestreuen und genüsslich hinunterschlucken.

Die ist doch soooo gesund…

Gerade als er einen weiteren Schluck zu sich nehmen wollte, hörte er auf einmal ein scharrendes Geräusch. Vorsichtig stellte er das Bier auf den klapprigen Glastisch vor sich und hob nervös den Kopf. Ein Klopfen folgte.

Was stellen diese dummen Hühner denn jetzt an?

Er seufzte. Vermutlich hätte er sie einfach gleich umbringen sollen, aber bis vor kurzem war es ihm noch schlauer erschienen sie mürbe zu machen, solange zu schwächen, bis sie ihn anflehen würden, sie endlich zu töten, bis sie ihm die Wahrheit verraten würden, nur um ihm entfliehen zu können.

Bis du mir dein wahres Gesicht zeigst, Alice.

Bis du mich ins Wunderland führst.

Je näher er der großen Tür kam, desto deutlicher hörte er Schreie und dumpfe Klänge, die sich zu einem undefinierbaren Brei vermischten. Da der Kellerraum relativ gut isoliert war, war es zwar relativ leise, allerdings galt seine Sorge keineswegs dem Umstand, dass man sie hören könnte, schließlich befand sich das Gebäude irgendwo auf einem stillgelegten Industriegelände im Umkreis von LA, das so verfallen und vergiftet aussah, dass niemand, der noch bei voller geistiger Gesundheit war, auch nur daran dachte, es zu betreten.

Verletzte oder gar Tote konnte er allerdings nicht gebrauchen. Er hatte darauf verzichtet, sie zu fesseln, damit sie sich schneller erschöpfen würden, damit sie schneller demütig, schneller schwach und willenlos werden würden. Hast du Fesseln, hast du etwas, das dich beschäftigt, du kannst versuchen, sie zu lösen, allein der Gedanke, dass sie loszuwerden nicht unmöglich ist, hält dich bei Laune, stark und wachsam. Mit einem ausbruchssicheren Raum sieht es da schon anders aus, es sei denn, du bist so verzweifelt, dass es dir egal ist, wie viel Kraft du an ihn verschwendest.

Damit, dass sie sich gegenseitig angreifen würden, hatte er nicht gerechnet. Ganz gleich welche Konflikte zwischen ihnen bestanden, ein solches Erlebnis musste doch zusammenschweißen, oder?

Ach wie er Menschen doch hasste.

„Halten die Klappe! Es ist mir vollkommen gleichgültig was ihr einander antut und ich werde sicher keinen Arzt holen. Wenn ihr also nicht unter Schmerzen dahinvegetieren wollt wie angeschossene Tiere, würde ich schnellstens damit aufhören!“ Er hämmerte kräftig gegen die Tür, um seine Worte noch einmal zu untermauern.

Einen Augenblick lang wurde es still, weshalb er sich mit einem zufriedenen Lächeln zum Gehen wandte, doch dann hörte er einen spitzen Schrei der ihm durch Mark und Bein ging.

„Ich bring dich um, du elendes Miststück!“

Verdammter Dreck…

Wütend tastete er nach dem Schlüsselbund an seiner Hose und schloss fluchend die Schlösser auf, seine Hände schwitzten stark.

„Ich hab gesagt, ihr sollt…“ Fassungslos starrte er auf eine junge Frau, die allein in der Mitte des Raumes lag und schrie wie am Spieß. Bevor ihm bewusst werden konnte, was gerade passierte, wurde er mit der Wucht eines Football-Spielers von den Füßen gerissen. Hastige Schritte entfernten sich vom Verließ, direkt Richtung Ausgang.

„Scheiße!“, brüllte er, während er sich aufraffte. „Ich knall dich ab, du dreckige…“ Doch noch bevor er den Satz beenden konnte, fiel ihm ein, dass seine Pistole immer noch in dem schmutzigen Büroraum lag, in dem er sie zurückgelassen hatte. Direkt neben einer Flasche abgestandenen holländischen Biers.

Hastig besann er sich darauf, das Beste aus seiner Lage zu machen, es war noch nicht alles verloren. Die zweite Frau durfte nicht entkommen, nicht sie.
 

Jodie sah, dass Mad Hatter bereits dabei war, wieder aufzustehen, sich aber noch benommen den Kopf rieb. Im grellen Weißlicht des Flurs wirkte er keineswegs mehr so bedrohlich, wie in dem Moment, als er Mel zu ihr gebracht hatte, er musste etwa Mitte 50 sein, hatte ein gebräuntes, grimmiges Gesicht mit buschigen Augenbrauen und schwarzen Haaren, die bereits von grauen Strähnen durchzogen waren und an einigen Stellen bereits auszufallen schienen. All das registrierte sie innerhalb von wenigen Sekunden, während sie aufsprang und versuchte, an ihrem Entführer vorbeizusprinten. Tatsächlich schaffte sie es an ihm vorbei in den Flur, allerdings hörte sie deutlich hinter sich sein Keuchen.

Der Abstand ist viel zu klein, verdammt, er verfolgt mich bereits.

Entkräftet durch die Zeit mit wenig Schlaf und noch weniger Nahrung, spürte Jodie, wie sie schon nach wenigen Metern vollkommen außer Atem war. Panisch sah sie sich nach einer Waffe um, vielleicht konnte sie ihn ja überwältigen, wenn sie ihm schon nicht davonlaufen konnte – doch dann war der Atem plötzlich ganz nah.

„Wohin läufst du denn, Alice?“ Er lachte rasselnd, während er ihre Handgelenke ergriff und ihre Arme brutal hinter ihrem Rücken umdrehte. Jodie unterdrückte einen Schmerzensschrei und sank auf die Knie.

„Die Teeparty ist doch noch gar nicht zu Ende.“
 

„Was hast du jetzt vor?“

„Wie meinst du das?“

„Hast du Feuer für mich?“

Er seufzte und steckte ihr die Zigarette an, genüsslich nahm sie einen Zug.

„Wegen deiner kleinen Freundin… wie hieß sie noch, Jodie?“

„Black wird schon wissen, was zu tun ist.“, antwortete er ausweichend. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass Vermouth nun Bescheid wusste, zu sagen, es wäre naiv ihr zu vertrauen, war noch ein Euphemismus.

„Nun, das sollte er besser, denn ihnen läuft langsam die Zeit davon. Vielleicht solltest du lieber heimkehren und ihnen helfen? Was hält dich auf?“

Er hob die Augenbrauen und nahm selbst einen Zug von seiner Zigarette.

„Ich vertraue Jodie, außerdem bin ich der Einzige, der herausfinden kann, ob der Mörder, den sie suchen, wirklich mit der schwarzen Organisation zu tun hat.“

„Aber sie schreibt nicht zurück, oder?“ Vermouth lachte leise.

Shuichis Augen verengten sich. „Woher…?“

Verdammte Hexe.

„Nur gut geraten. Aber du solltest dich fragen, was das bedeutet. Entweder sie sie liegt hübsch aufgeschnitten wie eine Sushi-Platte in einem Hotelzimmer oder aber das FBI hat sich selbst um sie gekümmert – schließlich hast du sie im Prinzip ans Messer geliefert, oder? Böser Akai.“ Sie zwinkerte ihm vergnügt zu.

Shuichi drückte seinen Zigarettenstummel so fest aus, dass seine Knöchel ebenso weiß wie die Asche waren.

„Ich hab das nur getan um sie zu schützen. Wenn Jodie Informationen zurückgehalten hat, weil sie sich schämte, so hat sie sich selbst in Gefahr gebracht und das kann ich nicht zulassen. Aber sie ist dennoch eine hervorragende Agentin, das FBI wird einen Teufel tun und sie dauerhaft aus dem Amt entfernen.“

Es tut mir leid, Jodie. Aber es war das einzig Richtige. Ich kann nicht zulassen, dass du dich und andere in Gefahr bringst, nur weil du einem Gespenst nachjagst.

Dein Vater ist tot und wird es immer bleiben, also versuch nicht Mächte zu beschwören, die du nicht kontrollieren kannst.

„Ist das so? Oder ist das deine Ausrede, um dein Gewissen zu erleichtern?“

Auch sie drückte ihre Zigarette nun aus, allerdings auf eine sehr viel elegantere Art, während Rauchschwaden ihr Gesicht umtanzten und ihr eine mystische, ja fast magische Aura verliehen.

„Wie meinst du das?“

„Nun, sie wird dich dafür hassen, nicht wahr? Aber du bist trotzdem der strahlende Held, der tragische Ritter, der seine Chance auf Liebe opfert um seine Angebetete zu retten. Aber wenn sich eine Tür schließt öffnet sich bekanntlich die nächste…“

„Halt den Mund, du…“, zischte er. Doch weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick nahm er undeutlich wahr, dass sich eine Gestalt aus dem Schatten löste und langsam auf sie zuging. Ihr langes Haar wiegte sanft ihm Wind und er glaubte, auch wenn es sehr besorgt und müde war, ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen zu können.

Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Varlet
2016-01-04T12:01:37+00:00 04.01.2016 13:01
Ich muss sagen, dass mit Mel überraschte mich schon. Ich hab eigentlich die ganze Zeit über darauf gewartet, dass sich Mel als Hutmacher entpuppt und dann ist sie eigentlich nur so nen semi-Opfer.
Jodies Idee fand ich aber sehr gut; auch das Mel anfangs nicht gerade begeistert deswegen reagierte, aber am Ende klappte es doch. Ich hoffe, dass Jodie noch entkommt und dass sie den Typen schnappen.
Bisweilen kann ich auch nicht sagen, wer von den eingeführten Charakteren der Hutmacher ist/sein könnte. Wahrscheinlich ist es auch eine Person die noch gar nicht eingeführt wurde oder jemand, an den ich nicht mehr denke.

Die Konversation zwischen Vermouth und Shu war auch sehr interessant. Vor allem der Satz am Ende mit der Tür. Das kann noch zu einer dramatischen Wendung führen.

Alles in allem war es bisher eine sehr gute FF und ich würde mich wirklich freuen, wenn noch ein paar Kapitel kommen, da ich total neugierig bin, wie du die Geschichte enden lassen willst. Und dein Schreibstil ist toll. Ich war von Anfang an total fasziniert davon und konnte gar nicht ablassen mit dem Lesen. Da muss ich doch unbedingt wissen, wie es ausgeht.
Wie gesagt, ich würde mich sehr freuen, wenn ein weiteres Kapitel kommen würde.

LG Varlet


Zurück