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Russisch Roulette

Eine fatale Wette
von

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Die drei Dämonen

Das prasseln der Regentropfen auf den gespannten Schirmen war das einzige, das ihr Schweigen durchbrach. Beinahe hätte Yukimura damit gerechnet, dass Sanada sich eine Ausrede einfallen lassen würde um dem gemeinsamen Schulweg zu entgehen. Dass er dennoch neben ihm ging bewies ihm lediglich dass er nicht bestimmen konnte, ob sein Erscheinen oder Fernbleiben schmerzhafte in seiner Brust gebrannt hätte. Die Tatsache, dass es ihm die Luft abschnürte, war jedoch sicher.

Yanagi ging einige Schritte voraus und ahnte vermutlich nicht einmal, dass Sanada Bescheid wusste. Sein Gang war schlurfend und gemächlich wie immer, und Sanada hatte sich nicht wie sonst darüber hinweg gesetzt. Wenn das so weiter ging, würden die Drei von der Rikkai das erste Mal in ihrer Schulkarriere zu spät kommen. Dabei war Yukimura danach, zumindest heute seine Gesundheit vorzuschieben und zu schwänzen. Gerade deswegen umklammerte er den Schirm fest und sammelte sich.

„Ich liebe dich, Genichirou“, sprach er fest und überzeugt seinen Vizecaptain an. Er durfte nicht dulden, dass sie stillschweigend auseinander drifteten. Sie würden Krieg führen, und Yanagi verdiente Sanadas Zorn nicht. Es galt das zu klären.

„Ich weiss“, erwiderte Sanada hart. Seine Stimme machte deutlich, dass er jetzt nicht reden wollte. Darauf konnte Seiichi keine Rücksicht nehmen.

„Und für Renji empfinde ich nichts. Jedenfalls keine solchen Gefühle“, fügte er beschwichtigend hinzu. Er erntete jedoch nur ein unversöhnliches Schnauben.

„Das macht es noch schlimmer!“, knurrte Sanada leise und beschleunigte seine Schritte ein wenig. Empört schnappte Yukimura nach Luft. Dieser halbe Samurai war ihm gerade ein Rätsel. Eilig holte er zu Yanagi aus und packte ihn schon förmlich an der Schulter, drehte ihn herum. Verunsichert biss sich Yukimura kurz auf die Lippen. Sie würden sich nicht schlagen, nicht diese beiden. Dennoch war die Situation besorgniserregend. Er konnte sich Sanadas brennenden, fordernden Blick ausmalen, doch Renji verzog keine Miene.

„Wen ich liebe tut nichts zur Sache“, antwortete Yanagi monoton auf die unausgesprochene Frage. Renjis Augen ruhten ernst und klar auf Sanada. Wie so oft berührte es Yukimura, ihn so zu sehen. Es war selten, und unterstrich betont sein Interesse an einer Sache.

„Für mich ist es wichtig“, beharrte Sanada strikt. Nervös, aber sehr interessiert wem Renji sein Herz geschenkt hatte, hörte Yukimura aufmerksam zu.

Yanagi tat etwas, womit weder Sanada noch er gerechnet hatten. Der dunkelblaue Schirm fiel achtlos zu Boden, während Renjis Finger durch Sanadas Haare strichen. Sanft schmiegte er seine Lippen zu einem kurzen Kuss an die des Vizecaptains. Beinahe hätte Yukimura selbst den Schirm fallen lassen.

Sein Vizecaptain erstarrte sichtbar, zeigte zumindest aus Yukimuras Sicht keine Reaktion. Die Sachlage bedurfte auch keiner weiteren Worte, Renji hatte seine Ansicht mehr als deutlich vertreten. Als Bewegung in ihn kam tat er nicht das, was Yukimura erwartet hatte. Er verlor kein Wort, ging einfach weiter als wäre nichts geschehen.

„Sanada!“, rief Yukimura ihm nach, erhielt nicht einmal ein Schulterzucken. Der Schmerz, der ihn eisern umklammerte trieb ihm Tränen in die Augen, die er wütend weg blinzelte. Entschlossen, dieses Gespräch zwischen ihnen dreien richtig aufzurollen, stapfte er durch eine Pfütze.

„Sanada Genichirou, bleib gefälligst stehen!“, verlangte er und bemerkte bestürzt, wie sich seine Stimme dabei überschlug. Er konnte sie doch nicht ernsthaft beide hier im Regen sitzen lassen! Das war unverschämt, und besonders gegenüber der unerwarteten Liebeserklärung von Yanagi nicht fair. Dennoch bog Sanada mit schnellen Schritten um die nächste Ecke. Hilflos blieb Yukimura neben Renji stehen, und hielt mit einem frustrierten Seufzer den Schirm über sie beide. Ihm jetzt nach zu laufen wäre etwa so sinnvoll wie in ein Wespennest zu stechen.

„Du hast nie ein Wort gesagt…“, flüsterte Seiichi. Es fühlte sich unwirklich an, nur der kühle Regen der auf seine Schulter prasselte hielt ihn davon ab, alles für einen Albtraum zu halten. Einen Albtraum, der seit seinem Zusammenbruch vor den Turnieren begonnen hatte.

„Ich halte es für Zeitverschwendung. Aber er wollte die Wahrheit wissen“, entgegnete Renji kühl. Diese herzlose Aussage versetzte Seiichi jedoch nur noch mehr in Rage.

„Gefühle sind keine Zeitverschwendung!“, zischte er scharf. Seine eigenen Gefühle so herzlos abzuwerten mochte zwar zu dem Datenmeister passen, doch das sollte bei der Liebe nun wirklich keine Rolle spielen. Seine Aussage hatte ihr Verhältnis zueinander noch komplizierter gemacht. Es war gerade zu einer regelrechten Dreiecksbeziehung herangewachsen.

„In diesem speziellen Fall sind sie es. Sanada liebt dich. Und selbst wenn ihr euch trennt, wird er sich lediglich zu drei Prozent für mich entscheiden. Zu siebenundachtzig Prozent wird er seinen Kummer in sich hinein fressen und wie es seine Eltern wünschen in ein paar Jahren an einem Omiai teilnehmen und eine junge Frau heiraten. Stur wie er ist. Wenn er dir verzeihen sollte, dann nur weil er sich diesem Samurai-Unsinn verpflichtet fühlt.“ Es war selten, dass Renji so viel redete. Yukimura war erleichtert, dass auch Yanagi aufgewühlt sein konnte. Manchmal fehlte es dem Meister an Feingefühl und emotionaler Ausstrahlung.

„Das ist kein Unsinn“, widersprach Seiichi seinem Freund erneut. Sie wussten beide wie viel der Weg des Kriegers Sanada bedeutete, und auch wenn er Tennis spielte, gehörte sein Herz letztendlich doch dem Schwert.

„Und Gefühle keine Zeitverschwendung. Ich habe ja nicht einmal geahnt, dass du so empfindest.. Renji, wieso hast du dann mit mir...?“, sprach er dann wesentlich leiser weiter. Renji überlegte erst kurz, ehe er ihm antwortete.

„Das könnte ich auch dich fragen“, entgegnete Renji eisig und hob seinen Schirm wieder auf. Verletzt verkniff sich der Captain der Rikkai eine wütende Erwiderung.

„Du weisst warum“, antwortete er gekränkt. Er sehnte sich nach Sanada, nach keinem anderen. Dennoch hatte er es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Dass ihn sein Geliebter derart verschmäht hatte und sogar Küsse rar geworden waren, hatte er nicht mehr ertragen.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass er es nicht heraus findet wenn es unter uns bliebe, lag bei vierundneunzig Prozent. Dass er dir trotzdem verzeiht, liegt bei dreiundsechzig Prozent, gerundet. Da meine Berechnung nicht aufging, vermute ich, dass Niou dahinter steckt“, mutmasste Yanagi in einem gewohnt neutralen Tonfall. Mit aufgerissenen Augen sah Yukimura ihn an. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was ihm Renji unverblümt mitgeteilt hatte. Es war nur für Sanada gewesen, Renji hatte dabei keinen Augenblick an ihn gedacht. Bestürzt biss sich Yukimura auf die Lippe und blinzelte die Tränen weg.

„Ich gehe nach Hause!“, beschloss er erstickt und stapfte in die entgegengesetzte Richtung. Er konnte sie beide nicht sehen. Renji, der ihn verraten hatte, und Sanada, den er betrogen hatte. Er brauchte Zeit um darüber nachzudenken, und um sich klar darüber zu werden wie es weitergehen würde. Die grossen Drei, die Dämonen der Rikkai, waren keine Einheit mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Niji-Mizu
2013-02-08T11:23:48+00:00 08.02.2013 12:23
Wieder einmal ein wunderbares Kapitel!
Hab es natürlich sofort verschlungen~

Renjis Geständnis kam unerwartet - für mich- aber das will ja nichts heißen. XD
Ich finds sehr schön so. Das macht das ganze Chaos nur noch chaotischer!
Und je mehr Chaos da ist, umso spannender wirds, wie die Geschichte schließlich endet.
Ich freu mich wahnsinnig aufs nächste Kapitel! ^.^

Mach weiter so!
^.^/))


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