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Das Monster

BB vs. Jeff the Killer
von

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Rückkehr

Der Notarzt kam wenig später und brachte Jeff und Beyond ins Krankenhaus. Jeff überlebte den Kopfschuss, da die Patrone stecken geblieben war, allerdings lag er im Koma und so wie es aussah, würde er auch nicht mehr so schnell aufwachen. Beyonds Verletzungen wurden genäht und als er entlassen wurde, sah er trotzdem ziemlich mitgenommen aus. Der Familienmörder war endlich gefasst worden und damit war ein dunkles Kapitel in Beyonds Vergangenheit beendet. Naomi Misora drohte zunächst ein Verfahren, doch dank Beyond Birthdays eindeutiger Aussage wurde es fallen gelassen, da es sich um Notwehr handelte. Dass er selbst bei den Ermittlungen dabei gewesen war, verschwieg er. Seiner Aussage nach hatte er auf eigene Faust Nachforschungen betrieben und Jeff alleine gestellt. Naomi wäre zufällig auf beide aufmerksam geworden und hätte Jeff mit einer Kugel außer Gefecht gesetzt, nachdem er sie angegriffen hatte. Die Presse riss sich förmlich um diesen Fall, wollte alle Einzelheiten zu Jeff Blalock wissen und wäre Beyond Birthday nicht überraschend untergetaucht und verschwunden, dann hätte er sich vor Journalisten gar nicht retten können.

Ein paar Wochen nach dem ganzen Trubel kehrte Naomi Misora in die kleine unscheinbare Stadt zurück, in der Beyond Birthday aufgewachsen war und fand ihm am See, wo er am Steg saß und Steine ins Wasser warf. „Hier habe ich als Kind viel Zeit verbracht. Damals habe ich mit Jeff und Liu Papierboote schwimmen lassen, oder mit ihnen eine Wasserschlacht veranstaltet. Das waren schon glückliche Momente.“

Naomi setzte sich zu ihm und sah auf den See hinaus. Ganz ruhig lag er da und spiegelte den wolkenverhangenen Himmel wider. Nur die kleinen Wellen ließen dieses Bild verschwimmen. „Wenn Sie sich so gut mit ihm verstanden haben, warum hat er versucht, Sie zu töten?“

„Es war eine Verkettung unglücklicher Ereignisse. Ich habe ihn auf dumme Gedanken gebracht und dann ist etwas passiert, das ihn verändert hat. Er wurde aggressiv, gewalttätig.... Aber wirklich schlimm wurde es, nachdem Keith, Troy und Randy ihn zusammengeschlagen und angezündet hatten. Danach hatte Jeff komplett den Verstand verloren und seine Familie umgebracht. Er wollte seinen Bruder nicht töten und suchte daraufhin die Schuld bei mir. Danach versuchte er, mich zu töten.“

„Unfassbar, dass aus guten Freunden Feinde werden können.“ Sie schaute Beyond prüfend an, so als ob sie nach seinem momentanen Gefühlszustand forschen wollte. Und was sie sah, war ein klein wenig Kummer und Enttäuschung. Es musste wohl hart sein, von einem guten Freund beschuldigt, gehasst und angegriffen zu werden. „Und was haben Sie jetzt vor?“

„Ich habe da etwas Interessantes in meinem alten Zimmer gefunden, das wollte ich mir näher ansehen. Außerdem gibt es da eine ganz wichtige Sache, die ich herausfinden muss. Und solange ich die Antwort auf meine Frage nicht gefunden habe, kann ich keine Ruhe finden.“ „Verraten Sie mir, welche Frage es ist?“

Beyond senkte den Blick, nahm dann einen Kieselstein und warf ihn ins Wasser, woraufhin es ein leises Platschen gab. „Damals, als Jeff seine Familie ermordet hatte, da hatte er bereits versucht gehabt, mich umzubringen. Ich bin mit zwei anderen Kindern, die dabei waren, in den Wald geflohen. Dort verschwinden seit vielen Jahren immer wieder Kinder. Und mir wäre beinahe das gleiche Schicksal zuteil geworden, hätte mich nicht jemand gerettet. Ich will herausfinden, wer oder was diese Kinder entführt und was genau ich damals im Wald schreien gehört habe.“

„Werden Sie alleine arbeiten?“

„Nein. Ich bekomme sozusagen Verstärkung. Zwei Leute, die ich von früher kenne. Vielleicht finden wir auch endlich eine Antwort darauf, was in unserer Heimatstadt, die uns schon immer so fremd und verhasst war, nicht stimmt.“

„Das scheint Ihnen wirklich Kopfzerbrechen zu bereiten, stimmt's?“

„Ja, leider. Denn immerhin sind zwei Freunde von damals auf grausame Art und Weise getötet worden, ein weiterer wurde zum Mörder. Und ein Mensch, der mir sehr nahe stand, ebenfalls. Denken Sie an meine Worte, Frau Misora: Diese Stadt ist durch und durch schlecht. Überall ist es besser als hier, glauben Sie mir ruhig. Vielleicht hätte es damals alles nicht so weit kommen müssen, wenn wir woanders groß geworden wären. Vielleicht wäre ich nicht zu dem geworden, der ich heute bin, wenn ich zum Beispiel in Los Angeles aufgewachsen wäre. Vielleicht wären meine Eltern normal geblieben, ich hätte ein durchschnittliches Bürgerleben geführt und vielleicht wäre ich auch mal imstande gewesen, eine enge Bindung zu anderen Menschen aufzubauen, anstatt sie allesamt zu verachten.“

„Ist es nicht ein bisschen übertrieben, alle Schuld Ihrem Heimatort in die Schuhe zu schieben?“

„Wenn Sie hier an meiner Stelle aufgewachsen wären und in meiner Familie gelebt hätten, dann wüssten Sie, wovon ich spreche. Man muss hier aufwachsen, um zu wissen, wie es mir geht… Wie es den anderen geht, die hier genauso wie ich gelebt haben und nicht anders können, als Menschen zu töten.“ Es herrschte bedrücktes Schweigen und Beyond hatte auch aufgehört, Steinchen ins Wasser zu werfen. Stattdessen sah er auf den See hinaus und war irgendwie trübsinnig. Das kannte Naomi gar nicht von ihm. „Ich kann erst meinen Frieden finden, wenn ich dem Geheimnis dieser Stadt auf die Spur komme und endlich den Kindermörder finde. Selbst auf die Gefahr hin, dass ich es nicht überleben werde.“

„Das klingt sehr entschlossen.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sie sich voneinander. Ob es für immer war, das wusste keiner von ihnen so wirklich. Als Naomi sich umdrehte, sah sie zwei Personen in der Nähe der Hütte stehen. Einen Mann und eine Frau, beide im selben Alter wie Beyond Birthday. Die Frau war sehr groß, hatte langes goldblondes Haar und trug an der linken Seite eine rote Schleife. Sie hatte das, was man wohl einen perfekten Körperbau nannte. Ihr Gesicht war ein wenig blass, zeigte einen Hauch von asiatischen Gesichtszügen und ihre Augen leuchteten in einem düsteren Blutrot. Sie trug über ihrem weißen Hemd mit roter Krawatte eine schwarze Weste und einen ebenso schwarzen Rock, was sie wie eine wichtige Geschäftsfrau aussehen ließ und ihr Eleganz und Stil verlieh. Genauso bewegte sie sich auch. Ähnlich vornehm war auch ihr Begleiter gekleidet. Kurz geschnittenes fast weißblondes Haar, staubgraue Augen, ein fein geschnittenes, aber vollkommen ausdrucksloses Gesicht und fast dieselbe Kleidung wie die Frau. Nur dass er eine schwarze Hose mit Falte und dazu schwarze auf Hochglanz polierte Lederschuhe trug. Mit einem überaus kühlen Gesichtsausdruck gingen sie an Naomi vorbei. Dann aber blieb die Frau stehen und legte eine Hand auf Naomis Schulter. Mit einem mörderischen und unheimlichen Blick, der genau derselbe wie Beyonds war, sah sie Naomi in die Augen. Es schien, als wolle diese Frau ihr etwas sagen wollen, doch sie tat es nicht. Als Beyond sagte „Lass gut sein. Sie ist in Ordnung“, nahm die junge Frau wieder die Hand von Naomis Schulter und ging weiter.

Naomi drehte sich nicht um, sie ging einfach los und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Diese beiden waren ihr unheimlich. Und als sie endlich das Maisfeld hinter sich gelassen hatte und in ihren Wagen gestiegen war, wurde ihr erst bewusst, dass nur ein falsches Wort von Beyond Birthday gereicht hätte und sie wäre sofort getötet worden. Jetzt endlich verstand sie, was Beyond mit dem Grauen der Stadt gemeint hatte. Und kaum hatte sie die Zündung betätigt, da fuhr sie so schnell es ging aus der Stadt raus und schwor sich, nie wieder hierher zurückzukehren.

Die Frau sah Naomi schweigend hinterher, verschränkte die Arme und blieb stehen. Nun ruhte ihr Blick auf Beyond, der immer noch am Steg saß und nun wieder Steinchen warf. „Glaubst du, es war eine gute Idee, sie am Leben zu lassen?“

„Natürlich. Sie weiß ja so gut wie nichts. Da ihre Arbeit getan ist, wird sie auch nicht mehr so schnell hierher kommen.“

„Sieht dir gar nicht ähnlich, sie am Leben zu lassen. Immerhin hat sie dich verhaftet.“

„Sie hat mir das Leben gerettet, das war also nichts Weiteres eine Schuldbegleichung.“

„Wie du meinst, ich will mich auch nicht weiter einmischen.“ Langsam ging die Frau auf Beyond zu und setzte sich auf den Platz, wo zuvor Naomi Misora gesessen hatte. Ihr kühler Blick wich einem Lächeln, das jedoch sehr hoffnungslos aussah. „Wir haben uns sehr lange nicht mehr gesehen. Und ich wünschte, es wären erfreulichere Umstände.“

„Das wünschte ich auch. Aber sag schon, hast du Sam zu mir geschickt?“

„Ja. Ich hatte mir schon gedacht, dass du dich an damals nicht erinnern kannst. Sonst hättest du Jeff schon längst gestellt. Aber da ich mich persönlich nicht in deine Fälle mischen wollte und selber beschäftigt war, habe ich Sam um den Gefallen gebeten.“

„Und was hast du mit Raye Penber gemacht?“

„Der lebt noch, falls du das meinst. Ich habe den Rattenfänger hinter Gittern gebracht und bin dabei wieder auf die hohe Zahl vermisster oder ermordeter Kinder in unserer Heimatstadt gestoßen. Wie es scheint, laufen alle Fäden hier zusammen. Was für ein seltsames Spiel das Schicksal doch spielt.“ Dem konnte Beyond nur zustimmen. Und so sahen sie schweigend in den wolkenverhangenen Himmel und lauschten dem Wind in den Bäumen. Hier am See schien es, als wäre dies der einzige Ort in der Stadt, an dem man Zuflucht vor dem unsichtbaren Grauen Zuflucht fand. Mit diesem Ort konnten sie die einzigen halbwegs glücklichen Erinnerungen ihrer Kindheit verbinden. Und obwohl sie alle drei schwiegen und sich nicht einmal ansahen, gaben sie sich doch ein Versprechen. Gemeinsam würden sie dem Geheimnis auf die Spur kommen. Ganz egal, ob sie dabei mit ihrem Leben bezahlen mussten.
 

Schwester Trisha McKeats hasste die Nachtschicht. Im Krankenhaus war es ihr bei Nacht noch nie wirklich geheuer gewesen und obwohl alle Gänge erleuchtet waren, hatte sie manchmal das Gefühl, einen Schatten zu sehen. Und ihre Kollegin, Schwester Dolly Mitts machte es mit ihren Geistergeschichten nur noch schlimmer. Ja sie hatte sogar Spaß daran, Trisha bei jeder Gelegenheit zu erschrecken. Auch jetzt erzählte sie den Kollegen eine neue Schauergeschichte. Sie beruhte angeblich auf wahren Tatsachen und hatte sich vor ein paar Jahren in diesem Krankenhaus ereignet. Demnach seien in jedem Zimmer, wo eine bestimmte Putzfrau geputzt hatte, immer mehr Patienten verstorben. Es fand sich aber niemals eine Waffe und es war lange unklar, wie die Patient getötet wurden. So wie es schien, waren sie nicht einmal eines gewaltsamen Todes gestorben. Kein Messerstich, keine Kugel, kein Gift. Erst später hatte man herausgefunden, wie die Putzfrau die Patienten tötete: Sie hatte die Geräte, die für die künstliche Beatmung da waren, ausgestöpselt, um den Staubsauger anzuschließen. Und als sie fertig war, hatte sie die Geräte wieder eingestöpselt und in der Zwischenzeit waren die Patienten erstickt. „Das ist keine Schauergeschichte und wirklich gruselig ist sie auch nicht“, kritisierte Trisha und schüttelte den Kopf, wobei ihre rote Lockenmähne tanzte. Aber Dolly hatte sichtlich Spaß an der Geschichte. „Sie hat sich aber tatsächlich hier zugetragen. Vor genau elf Jahren. Mein Vater war selbst Arzt.“

„Trotzdem ist sie nicht unheimlich.“

„Gut, dann habe ich noch eine.“

„Ach bitte Dolly, ich habe echt keine Lust auf solche Geschichten.“ Doch Dolly ließ sich nicht davon abbringen. Während sie beide die Zimmer abliefen, um schmerzgeplagten Patienten Morphium zu verabreichen, begann sie noch eine Geschichte zu erzählen, die sich auch in diesem Krankenhaus zugetragen hatte. „Vor über 14 Jahren hatte mein Vater einen Jungen als Patienten, der mit schweren Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus kam. Als man ihm die Verbände abnahm, war sein Gesicht ganz schneeweiß, seine Haare schwarz verkohlt und er hatte angeblich keine Lippen mehr. Als er sein Gesicht sah, hat er wie ein Verrückter gelacht und in derselben Nacht, in der er entlassen wurde, hat er seine Familie abgeschlachtet. Er ermordete mehrere Familien, bis die Polizei ihn durch einen Kopfschuss aufhalten konnte. Und da hatte er sich bereits die Wangen aufgeschlitzt, die Zähne spitz gefeilt wie bei einem Raubtier und die Fingernägel waren scharfe Krallen. Angeblich hat er seinen Opfern Fleisch aus dem Körper herausgebissen.“

„Ach komm schon, das hast du nur erfunden.“

„Nein, das stimmt wirklich. Er ist nachts in die Häuser seiner Opfer eingebrochen und wenn sie aufgewacht sind, hat er ihnen leise zugeflüstert „Geh schlafen“, bevor er sie getötet hat. Er ist übrigens hier, auf dieser Station!“

„Wie bitte?“

„Ja, seitdem ihn die Kugel erwischt hat, liegt er im Koma. Wenn du willst, können wir mal einen Blick auf ihn werfen. Er sieht wirklich unheimlich aus. Wie ein Monster.“ Trisha sah ihre Kollegin zweifelnd an. Wenn sich diese besagte Person wirklich hier auf der Station befand, dann konnte sie das unmöglich erfunden haben. Aber sie zögerte. Wenn der Kerl wirklich so gruselig aussah, dann würde sie noch nächtelang Alpträume haben. „Und er ist wirklich nicht gefährlich?“

„So gefährlich wie ein Komapatient sein kann. Ich mach dir einen Vorschlag: Ich geh kurz rein und sehe nach dem Rechten und wenn alles in Ordnung ist, dann kannst du ruhig reinkommen.“

„Pah, du wirst bloß hinter einer Ecke auf mich warten und mich zu Tode erschrecken.“

„Nein, das schwöre ich dir! Ganz ehrlich.“ Zum Zeichen, dass sie keinen Spaß machte, hob Dolly schwörend die Hand. „Außerdem sagt Dr. Northwood, dass er wohl nie wieder aufwachen wird. Aber nachts kommen immer ein paar Kolleginnen, um ihn zu sehen. Ist viel besser als in jedem Gruselkabinett.“ An der Tür zum Krankenzimmer, wo besagter Komapatient lag, ging Dolly ins Zimmer und ließ die Tür angelehnt. Trisha wartete noch einen Moment, haderte noch mit ihren Entschluss, dieses „Monster“ zu sehen. Aber dann ging auch sie ins Zimmer. Von der Tür aus konnte man das Bett nicht sehen und sie rief vorsichtig „Dolly? Mach keinen Scheiß, ja?“ Langsam kam sie näher und trat ans Bett. Dort erschrak sie so sehr, dass ihr beinahe das Herz stehen blieb. Das Bett war leer und Dolly lag mit aufgeschlitzter Kehle daneben. Wie erstarrt blieb Trisha stehen und brachte nicht mal einen Schrei zustande, selbst als sie ein zischendes Atemgeräusch hörte, als würde jemand Luft durch die geschlossenen Zähne einatmen. Eine Hand tauchte hinter ihr auf und hielt ihr ein Skalpell an den Hals. Dann kam etwas ganz nah an ihr Ohr und flüsterte ihr zu: „Geh schlafen“.
 


 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rena_Niizaki_
2013-07-17T02:34:58+00:00 17.07.2013 04:34
Gänsehaut pur.


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