Denials of your effect on me
Pairing: Loki/Thor
A/N: Ich bin so unglaublich glücklich. Endlich kein Vollzeit-Fluff mehr! Was mich allerdings ein wenig besorgt ist, dass meine Texte mit jedem Mal kürzer werden. Aber okay, irgendwie habe ich hierbei auch jeden Satz zigmal überdacht, sodass der Zeitliche Aufwand letztendlich der gleiche ist. Insofern viel Spaß. :)
Denials of your effect on me
And I listen for the whisper of your sweet insanity
While I formulate denials of your effect on me
'A Stranger' by A Perfect Circle
Thor weiß, dass Loki von allen Leuten am meisten Macht über ihn hat. Er weiß es, weil er es jeden Tag fühlt, immer wieder aufs Neue. Er weiß es, weil Loki sich schon vor langer Zeit in seinem Kopf festgesetzt hat und mit jeder Sekunde mehr Platz einnimmt.
Thor will ihn herausschneiden, herausreißen, aber alle Bemühungen verankern seinen Bruder nur noch mehr in seinem Kopf. Seit Loki weg ist, seit er ihn hat gehen lassen, ist er präsenter als je zuvor.
Irgendwann, nach Jahren, ist Loki wieder da. Thor öffnet seine Augen und Loki steht vor seinem Bett. Einfach. So.
Nach allem was Thor getan hat, um seinen Bruder zurückzubekommen, kommt Loki letztendlich dann wieder, wenn Thor kurz davor war, ihn zu vergessen. Verdrängen.
Es ist unfair. Und deswegen ist er da.
Thor sagt nichts. Er fragt Loki nichts. Er will nichts davon wissen, er will bloß, dass er aufwacht und alles normal ist. Kein Loki. Er braucht ihn. Er soll verschwinden. Er soll niemals da gewesen sein und er braucht ihn.
Lokis Mundwinkel zucken hoch, für den Bruchteil einer Sekunde, was auf Asgard der Bruchteil eines Bruchteils einer Sekunde ist. Thor weiß, dass Loki es weiß. Alles.
Dann hört er seinen Bruder sprechen. Worte, die er nicht versteht und von denen er weiß, dass nur Loki sie versteht. Sein Körper wird schwer. Seine Augen fallen ihm zu. Loki wird verschwinden und er soll verschwinden, weil es heißt, dass er zurückkommt.
Diese Nacht träumt Thor, wie Loki Menschen tötet, Frauen und Kinder und Alte und Schwache, und es hat Effekte auf ihn, die es nicht haben sollte.
Es dauert lange, bis er Loki das nächste Mal sieht. Thor ist längst König.
Er ist gerade erst in Vanaheim angekommen und es wird noch einige Zeit dauern, bis sie ihr Ziel erreichen. Thor kennt den Weg. Er führt durch einen großen Wald, aber er ist gefahrlos. Er wäre gefahrlos, würde Loki nicht auf einmal in ihrem Weg stehen.
Sein Bruder braucht keine Minute, um Thors Begleiter auszuschalten und Thor kann nicht anderes tun, als zuzusehen.
Dann steht Loki vor ihm und er sieht schrecklich aus und Thor liebt es. Letztendlich haben sie beide gleichermaßen mit ihrem Leben zu kämpfen und letztendlich sind sie immer noch Brüder.
Loki greift in seine Haare und zerrt ihn zu sich. Er wirkt unruhig, er leckt sich über seine Lippen und als er in Thors Ohr spricht, ist seine Stimme heiser.
„Komm mit.“
Er klingt wahnsinnig. Er klingt kalt. Aber sein Atem ist so warm.
Loki zieht Thor hinter sich her. Er ist brutal, aber brutal ist gut. Es lenkt ihn davon ab, dass er ohnehin mitgekommen wäre.
Sie laufen nicht lange. Thor weiß nicht, ob sie überhaupt laufen, weil er eigentlich bloß stolpert, und nichts verändert sich. Er kann nicht sagen, ob Loki etwas damit zu tun hat, aber alles sieht gleich aus. Alles sieht anders aus, als er es in Erinnerung hat. Sie sind mittlerweile ungewöhnlich tief im Wald, aber selbst das erklärt diese Dunkelheit nicht.
Als Loki ihn kurz darauf von sich stößt, weiß Thor, dass sie da sind. Sie stehen auf einer dunklen Lichtung. Die Isolation ist spürbar. Er versteht nicht, was er hier soll. Hier ist nichts.
-Außer Loki und ihm. Und vielleicht ist es das. Vielleicht hat Loki ihn hierher gebracht, weil er sie von allem Äußeren abscheiden will.
Loki geht über die Lichtung auf ihn zu. Er breitet die Hände aus, als wäre es sein Werk, und obwohl er so zerbrochen aussieht, wirkt er stolz und elegant.
„Und, Thor? Erinnerst du diesen Ort?“ Er lässt ihm einen Atemzug, dann spricht er weiter. „Natürlich erinnerst du ihn nicht.“
„Loki, wovon-“
Lokis Lachen unterbricht ihn. Es ist kalt. Es ist erschöpft.
„Nichts weißt du.“
Als Thor ihm in die Augen sieht, erkennt er den puren Wahnsinn. Lokis Pupillen flackern unruhig, panisch, aber sein Mund ist immer noch zu einem Lachen verzogen.
„Das hier ist der Ort meiner Kindheit, Thor.“ Loki öffnet seinen Mund minimal, als erwarte er eine Antwort. Aber Thor kann ihm nicht antworten. Er versteht es nicht und trotzdem hat er das Gefühl, dass er es verstehen könnte wenn er wollte.
„Nachdem dein Vater und deine Freunde und alle dich mir weggenommen haben. Das hier war der Ort, an dem wir immer zusammen sein konnten.“ Loki leckt sich über die Lippen, geistesabwesend, und sein Blick verliert sich in der Ferne. Dann verkrampft er und seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Thor ist nicht darauf vorbereitet, dass er schreit.
„Ich habe mir vorgestellt, wie glücklich wir hier sein könnten, Thor! Nichts von alldem hätte passieren müssen, wären wir ein einziges Mal tatsächlich hier gewesen.“
Wahnsinn. In seinen Worten. In seinen Augen. In Thor selbst.
„Verstehst du?“ Loki lächelt verzweifelt.
Thor versteht nichts davon außer Lokis Schmerz. Und dann küsst er ihn wie damals in seinem Traum, als Loki sie alle umgebracht hatte. Er hat Lokis Wahnsinn noch nie mehr entgegenzusetzen gehabt als seine eigene wahnsinnige Liebe.
Er küsst ihn. Er braucht ihn. Er atmet ihn. Es ist immer dasselbe. Und dann ist Loki weg und es ist gut, weil Thor nicht weiß, was er hätte tun sollen.
Er sieht Loki von da an häufiger und es ist. Nicht. Gut. Kein Stück. Lokis Brutalität und seine Verletzlichkeit, seine Liebe und sein Hass fressen Thor auf und er kann nichts dagegen tun. Er verändert sich. Er wird verändert. Und je mehr er sich dagegen sträubt, desto effektiver ist es.
Thor weiß, dass er mit Loki untergehen wird. Jetzt mehr denn je. Thor weiß, dass Loki von allen Leuten am meisten Macht über ihn hat.