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Wenn Liebe dich findet

Chelsea&Vaughn
von

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Eine Überraschung für Chelsea

14. Eine Überraschung für Chelsea
 

Am nächsten Morgen erwachte Vaughn mit nicht weniger gemischten Gefühlen als sonst. Sein Wiedertreffen mit Chelsea verlief, wie so oft, in unvorhergesehenen Bahnen. Doch er musste sich eingestehen, dass er die plötzliche Nähe mit ihr, fast schon schmerzlich herbeigesehnt hatte. Er war sich nun ziemlich sicher, dass er sie gern hatte. Unwahrscheinlich gern hatte. Könnte es sein, dass da sogar mehr war, als er sich momentan eingestehen konnte, bzw. ihm zum gegenwärtigen Zeitpunkt bewusst war? Was genau empfand er für Chelsea, die ihn jedes Mal völlig konfus machte?

Vaughn lächelte. Das erste Mal wieder, nachdem er erwacht war und ihn diese Gedanken offenkundig keine Angst mehr bereiteten.

Er stand auf, da ihm soeben einfiel, dass heute Chelseas Geburtstag war und er noch kein Geschenk hatte. Wenn er sich richtig erinnerte, wurde sie heute 18 Jahre alt. Die Feier würde erst um 15 Uhr beginnen. Bis dahin hatte er noch Zeit. Er hatte auch schon eine Idee, was er ihr schenken wollte.
 

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Pünktlich zur vereinbarten Zeit stand Elliot vor Julias Tür und betätigte die Klingel. Es dauerte nicht lange, da wurde sie schon von Julia geöffnet.
 

„Hi, Elliot! Du bist auf die Minute pünktlich.“
 

„Hallo, Julia. Ich konnte es kaum erwarten dich sobald wieder zu sehen.“
 

„Da bin ich aber froh.“ Ein glückliches Lächeln erschien auf Julias Gesicht. Auch sie hatte es kaum noch erwarten können, ihren Elliot wieder zu sehen.
 

„Wollen wir dann los?“, fragte Elliot.
 

„Ja. Lass uns losgehen.“
 

Hand in Hand machten sie sich auf dem Weg zur Starry Sky-Ranch.
 

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Nathalie befand sich in der Küche von Mark und Chelsea und kotrollierte noch einmal die Vorbereitungen für Chelsea Überraschungsparty. Sie hatte Mark heute Morgen versprochen, dass sie sich um alles kümmern würde, er wiederum musste es nur solange schaffen, seine Schwester von der Farm fernzuhalten, bis alle Gäste eingetroffen und sämtliche Vorkehrungen getroffen waren. Zum Glück halfen ihr dabei Lanna und Denny, die bereit waren ihr dabei zur Hand zu gehen.
 

„Im Wohnzimmer bin ich fertig. Ich habe gesaugt und den Tisch abgewischt. Zusätzlich habe ich noch ein paar Blumen aufgestellt und wenn wir Lust haben und es dafür nicht zu kalt ist, können wir uns sogar auf der Terrasse niederlassen.“
 

„Wunderbar Lanna. Ich hatte keine Ahnung, dass du so fleißig bist.“ Nathalie staunte nicht schlecht, als sie das saubere Wohnzimmer betrat.
 

„Na, hör mal! Immerhin wohne ich alleine, da bin ich auch auf mich selber angewiesen.“, rief das blonde Mädchen empört aus.
 

„Stimmt ja, das hatte ich beinahe vergessen. Es sieht schön aus, Lanna. Du hast dir unglaubliche Mühe gegeben. Ich bin mir sicher, dass sich Chelsea darüber freuen wird.“
 

„Das denke ich auch.“, mischte sich Denny in das Gespräch mit ein. „Der Grill ist ebenfalls fertig aufgebaut. Pierre ist auch gerade gekommen und verteilt seine Köstlichkeiten auf dem Tisch.“
 

„Prima! Dann fehlen nur noch Julia, Elliot, Vaughn, Mark und selbstverständlich Chelsea. Sobald alle eingetroffen sind, kann die Feier dann losgehen.“
 

„Super! Ich freue mich schon darauf.“, begeisterte sich Lanna.
 

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„Du, Bruder. Ich finde es nach wie vor ziemlich eigenartig, dass du mich an meinem Geburtstag in den Wald geführt hast. Was hast du dir denn dabei gedacht?“
 

„Warte es ab, Schwesterherz. Du wirst den Grund dafür gleich erfahren, sobald wir wieder auf der Farm sind.“
 

„Du verheimlichst mir etwas.“
 

„Ist das so schlimm? Vielleicht möchte ich meine kleine Schwester einmal im Jahr überraschen.“
 

„Ich warne dich, wenn es irgendetwas ist mit dem ich nie im Leben einverstanden sein werde, bekommst du Ärger mit mir.“
 

„Beruhige dich, Chelsea. Ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“
 

„Sag doch endlich, was es ist. Allmählich werde ich ungeduldig.“
 

„Du wirst es sehen, wenn wir wieder zu Hause sind. Bis dahin ist es nicht mehr weit. Ich kann schon das Tor sehen.“
 

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„Es ist soweit, sie kommen. Versteckt euch!“
 

Nathalie stand am Fenster und wies die anderen an auf ihre Plätze zu gehen. Bald würde die Tür aufgehen und die Geschwister würden das Haus betreten.

Es wurde ganz ruhig im Haus. Einzig von Lanna war ein unterdrücktes Kichern zu hören.

Die Türklinke wurde betätigt. Schuhpaare betraten den Raum.
 

„Jetzt rück endlich mit der Sprache raus! Was ist denn nun die Überraschung?“, quengelte Chelsea.
 

„Warte es ab. Jetzt ist es soweit.“
 

„Was…?“
 

„ÜBERRASCHUNG! Alles Gute zu deinem Geburtstag, liebe Chelsea!“
 

Aus allen Ecken des Wohnzimmers sprangen urplötzlich sämtliche Freunde von Chelsea und Mark hervor. Sie beglückwünschten, die vor Schreck erstarrte Chelsea und klatschten in die Hände.

Als erste trat Julia auf sie zu.
 

„Alles, alles Liebe zum Geburtstag, Chelsea. Ich hoffe, du bist nicht all zu überrumpelt.“

„Ist schwer zu sagen. Ich stehe gerade gewaltig unter Schock.“
 

„Es war Nathalies Idee gewesen.“, erzählte Mark ihr. „Ich hatte sie um Rat gefragt, was wir machen könnten, um dich einmal dazu zu bewegen, deinen Geburtstag zu feiern. Sie allein hat all das hier organisiert.“
 

„Jetzt übertreib mal nicht.“ Das angesprochene Mädchen lief prompt rot an.

„So ganz allein war ich es auch wieder nicht gewesen.“
 

„Es stimmt aber.“, beharrte Mark. Er konnte es einfach nicht lassen, seine Freundin von Zeit zu Zeit zu necken. Chelsea nahm einen sehr vertrauten Umgang zwischen den beiden war. Was hatte das nur zu bedeuten? Doch sie verdrängte erstmal den Gedanken, um sich bei Nathalie zu bedanken.
 

„Danke, Nathalie. Die Überraschung ist dir echt gelungen. Euch allen ist sie gelungen. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll.“
 

„Zerbrich dir nicht den Kopf deswegen. Lass uns lieber auf deinen Geburtstag anstoßen und ordentlich feiern.“
 

„Du hast Recht, Bruder. Ich hab dich wahnsinnig lieb, weißt du das eigentlich?“
 

Glücklich umarmte das braunhaarige Mädchen ihren Bruder. Als sie sich wieder von ihm löste, begrüßte sie die anderen Gäste und bedankte sich herzlich bei ihnen, dass sie gekommen waren. Nachdem sie fast alle begrüßt hatte, entdeckte sie Vaughn etwas abseits von der Menge stehen. Ihr Puls beschleunigte sich schlagartig.
 

„Vaughn? Du bist auch gekommen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das freut.“
 

„Keine Ursache.“, verlegen senkte der junge Mann seinen Blick. „Alles Gute zum Geburtstag, Chelsea.“
 

„Danke.“ Chelsea errötete. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in ihr aus, wofür eindeutig der junge Mann vor ihr verantwortlich war.
 

„Komm jetzt, Chelsea.“, durchbrach Lanna die kurze Zweisamkeit zwischen den beiden.

„Jetzt pack deine Geschenke aus. Ich möchte unbedingt dein überraschtes Gesicht sehen, wenn du mein Geschenk aufmachst.“
 

Chelsea blieb keine andere Wahl. Bestimmt gab es später noch eine Gelegenheit, sich mit Vaughn in Ruhe zu unterhalten.
 

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Die Geschenke waren alle eine unsagbare Überraschung. Von Julia bekam sie verziertes Briefpapier, damit sie wieder ihren Eltern schreiben konnte, von Elliot eine neue Bürste, mit der sie ihr Pferd bürsten konnte. Von Nathalie bekam sie einen Roman, damit Chelsea wieder ihre Fantasie anregen konnte, um zu träumen, von Pierre ein neues Kochbuch, von ihrem Bruder einen großen, bunten Blumenstrauß und Pralinen. Lanna schenkte ihr einen kleinen Handspiegel, der mit Strasssteinen besetzt war und von Denny ein Anfängerbuch für Angler, falls sie sich entscheiden sollte, irgendwann mal zu angeln. Jetzt fehlte nur noch Vaughns Geschenk. Ein letztes Päckchen befand sich nur noch auf dem vollgepackten Tisch. Chelseas Herz schlug automatisch schneller. Was konnte wohl da drin sein? Vaughn dagegen fühlte sich ein wenig unwohl in seiner Haut, als Chelsea anfing sein Geschenk auszupacken. Hoffentlich gefällt es ihr, dachte Vaughn, und ich blamiere mich damit nicht.
 

Vorsichtig öffnete Chelsea das Päckchen. Zum Vorschein kam, sie konnte ihren Augen nicht trauen, eine silberne Kette mit einem Pferdeanhänger. Vor Staunen riss das junge Mädchen ihre Augen weit auf. Auch die anderen musterten neugierig die Kette und waren teilweise sprachlos.
 

„Vaughn, das ist ja… dieses Pferd sieht aus wie mein Shadow.“, ungläubig sah Chelsea zu Vaughn auf.
 

„Das stimmt.“, pflichtete ihr Bruder ihr bei. „Kann es sein, dass du den Anhänger selbst hergestellt hast?“
 

Nun waren ausnahmslos alle Augenpaare auf Vaughn gerichtet. Die Situation war ihm so peinlich, dass er sich seinen Hut wieder einmal vors Gesicht zog.
 

„Ja. Es stimmt, ich habe ihn eigenhändig entworfen.“, gab er zögernd zu.
 

„Sowas kannst du?“, rief Denny fassungslos aus. „Und davon hast du nie etwas erzählt? Du steckst voller Talente, Vaughn.“

Es war von Denny als Lob gemeint gewesen, dennoch fühlte sich Vaughn von Minute zu Minute unbehaglicher. Am liebsten hätte er auf der Stelle das Weite gesucht.
 

„Sie ist unglaublich, Vaughn.“, teilte Chelsea ihm schließlich mit. Verträumt sah sie die Kette an und legte sie sich auch zugleich an.
 

„Sie steht dir.“, sagte Lanna. Auch die anderen Gäste bestätigten es.
 

„Vielen Dank. Und vielen Dank, Vaughn.“
 

„Gern geschehen.“ Zufrieden lächelte Vaughn in sich hinein, dass ihr sein Geschenk so gut gefiel. Damit war ihm ein Stein vom Herzen gefallen.
 

„Du hast dir damit richtig Mühe gegeben.“, wandte sich Elliot an Vaughn.
 

„Dem pflichte ich bei.“, schaltete sich Pierre ein. „Ist es denn möglich, dass du in Chelsea verliebt bist?“
 

„Wie bitte???“ Abrupt lief Vaughns Gesicht scharlachrot an.
 

„Kann das denn wahr sein?“, fragte Lanna zugleich. „Es muss wahr sein. Seht nur wie rot er geworden ist.“
 

Sogar Chelsea lief rot an. Es war ihr so unangenehm. Wie es wohl Vaughn erging?
 

„Jetzt ist aber genug!“, mischte sich nun auch Mark ein. „Wir sind hier um den Geburtstag meiner Schwester zu feiern und das sollten wir jetzt auch tun. Wir sind uns alle einig, dass Vaughn Chelsea ein schönes Geschenk gemacht hat. Daran ist nichts auszusetzen. Weitere Andeutungen sind hier merklich fehl am Platz.“
 

Ausnahmslos alle stimmten dem zu. Vaughn war mehr als erleichtert, dass sich die Spekulationen damit gelegt hatten. Allerdings konnte er nicht so recht, Marks Blick deuten, den er ihm zuwarf. Was wollte er ihm sagen? Hegte er ebenfalls dieselben Vermutungen?
 

Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen, dachte sich Vaughn. Es stimmt schließlich nicht. An solchen Behauptungen ist nichts Wahres dran. Oder doch? Kann es nicht doch möglich sein, dass ich mich unbewusst verliebt habe? Noch dazu in Chelsea? Nein, ausgeschlossen. Außerdem, würde sie nicht mit mir zusammen sein wollen, wenn sie erstmal erführe, wer mein Vater ist. Ganz bestimmt nicht.
 

Langsam legte sich die Aufregung wieder. Einer nach dem anderen begab sich auf die Terrasse, wo Pierre sofort anfing den Grill anzuzünden.

Chelsea blieb für einen Moment alleine auf dem Sofa zurück. Nachdenklich betrachtete sie Vaughns Geschenk. Sie konnte klar erkennen, dass es mit viel Feingefühl bearbeitet worden war.
 

Ich bin ihm zumindest nicht egal, sprach Chelsea zu sich selber. Wenn ich ihm egal wäre, hätte er nicht so eine mühselige Arbeit auf sich genommen.

Ach, Vaughn.
 

Eine Stimme holte das junge Mädchen aus ihren Gedanken zurück.
 

„Kommst du, Chelsea? Wir warten alle auf dich.“, rief Julia von der Terrassentür aus.
 

„Ich komme.“
 

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Alle hatten an der Geburtstagsfeier ihren Spaß. Sobald das Essen fertig war, wurde mit Sekt auf Chelseas Geburtstag angestoßen. Ausnahmslos alle befanden sich in ausgezeichneter Stimmung. Es wurde gescherzt, gelacht, getrunken und gegessen, bis sich alle vollgestopft fühlten. In dem Lärm fiel nicht auf, dass Mark Nathalie hin und wieder einen verliebten Blick zuwarf und sie leicht errötete. Sie saßen nebeneinander, und als wäre es unbeabsichtigt, berührten sich gelegentlich ihre Hände. Einmal fiel es Chelsea auf. Zugleich hatte sie wieder dieses Gefühl, welches sie vorhin gehabt hatte, als sie erfahren hatte, dass es Nathalies Idee gewesen war, diese Feier zu organisieren. Dieser Blick, den ihr Bruder Nathalie zugeworfen hatte und wie beschämt sie daraufhin zur Seite geschaut hatte, ließen in Chelsea eine Ahnung aufkeimen, was das zu bedeuten haben könnte. Bei Gelegenheit, nahm sie sich vor, würde sie ihren Bruder darauf ansprechen.
 

Daneben entging niemanden, dass Julia und Elliot sich anscheinend näher gekommen waren. Den meisten von ihnen war es teilweise unangenehm, den beiden dabei zuzusehen, wie sie versuchten, es vor den anderen geheim zu halten. Weswegen sie sich keine Mühe machen mussten. Denn es wusste jeder, dass sie ein gemeinsames Date gehabt hatten.
 

Gegen Abend, überraschte Lanna noch einmal alle, indem sie ein Lied vorsang. Jeder war sprachlos. Keiner hatte zuvor Lanna singen gehört. Das sie Sängerin war, wussten alle, dennoch hatte keiner zuvor ihre Stimme gehört. Sie war einfach unvergleichlich. Eine schönere Stimme gab es nicht.

Lanna umfing heftiger Beifall. Einstimmig wurde nach einer Zugabe verlangt, die Lanna ihnen gewährte.
 

Als sie zum zweiten Lied ansetzte, stand Vaughn so leise wie möglich auf und entfernte sich von der fröhlichen Gesellschaft. Chelsea bekam es mit und folgte ihm.
 

Vaughn ging um die Hälfte des Hauses herum und blieb an der Vordertür stehen. Seufzend betrachtete er den Mond, der zu dieser frühen Abendstunde bereits zu sehen war. Er bemerkte nicht, wie Chelsea auf ihn zutrat.
 

„Vaughn? Stimmt etwas nicht?“
 

Erschrocken fuhr er zusammen. Doch als er Chelsea erblickte, trat ihm ein Lächeln ins Gesicht.

„Ach, du bist es. Ich hatte für eine Sekunde befürchtet, es könnte Lanna sein.“
 

„Wie kommst du auf Lanna? Sie singt doch.“ Mit einem Mal fühlte das braunhaarige Mädchen einen leichten Stich in ihrer linken Brust. Ihr Herz verkrampfte sich.
 

„Magst du denn Lanna?“, fragte Chelsea ihn unvermittelt.
 

„Wie? Ich…Wie kommst du darauf?“ Vaughn sah leicht nevös Chelsea an.
 

„Ich weiß es nicht. Nur so ein Gefühl, weil du eben von ihr gesprochen hast.“
 

„Diesbezüglich brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Lanna interessiert mich nicht in dieser Hinsicht.“
 

Beruhigt atmete Chelsea auf.
 

„Und, was ich dich noch fragen wollte, natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist.“
 

„Was denn?“
 

„Kann es sein das…kann es sein, Vaughn, dass du, dass du…Gefühle für jemanden hegst?“
 

„Ich…“ Sprachlos sah Vaughn das junge Mädchen an. Er hatte schon öfter erlebt, dass sie so plötzlich direkt sein konnte, aber wie kam sie auf so eine absurde Frage? War es wegen vorhin? Wegen Pierres und Lannas Bemerkung? Niemals hätte er es für möglich gehalten, so eine Frage gestellt zu bekommen, noch dazu von Chelsea.

Aber was sollte er ihr darauf antworten? So wie es aussah, wusste er es selber nicht. Gedankenverloren konnte er Chelsea nur anstarren und war überhaupt nicht fähig ihre Frage zu beantworten.
 

„Tut mir Leid, wenn ich dir zu nahe getreten sein sollte. Es ist nur so, dass ich denke, dass du mir auf eine Art wichtig bist, auch wenn ich nicht genau beschreiben kann, wie wichtig.“
 

Abwartend schaute Chelsea Vaughn ins Gesicht. Warum antwortete er denn nicht? Habe ich ihn vielleicht zu sehr erschreckt?

Endlich löste sich Vaughn aus seiner Erstarrung, nachdem er ihre letzten Worte begriffen hatte.
 

„Chelsea, ich…ich weiß nicht, was ich sagen soll. So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich kann damit nicht umgehen. Entschuldige, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“
 

Er wollte sich gerade umdrehen, als Chelsea ihn am Arm packte.
 

„Nein! Bitte, Vaughn, geh nicht!“ Tränen traten ihr in die Augen. „Kannst du nicht noch ein wenig bleiben und mit mir hier auf der Veranda sitzen? Bitte!“
 

Vaughn konnte nicht anders. Er gab ihrer Bitte nach, zumal es nicht seine Absicht gewesen war, sie zum Weinen zu bringen. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke nicht, dass sie wegen ihm weinte. Unter keinen Umständen wollte er sie wieder weinen sehen, geschweige denn dazu bringen.
 

„Ich hoffe, dass ich dich nicht zu sehr bedränge.“, sagte Chelsea nach kurzer Zeit.
 

„Nein, überhaupt nicht. Ich bin etwas überrascht, mehr von mir selber als von dir.“
 

„Erzählst du mir, warum?“
 

„Nun ja, wie soll ich sagen. Bisher hatte ich noch niemanden kennen gelernt, der so hartnäckig sein konnte wie du. Versteh mich nicht falsch, ich finde es nicht schlimm oder mache dir deswegen einen Vorwurf. Es ist nur so, dass ich immer alleine gewesen war und keine Übung damit habe, mit so etwas umzugehen.“
 

„Aber warum warst du alleine? Du musst doch Freunde haben.“
 

„Nein.“, antwortete Vaughn traurig. „Es war für mich einfach nicht möglich gewesen. Eine Zeit lang traute ich niemanden.“
 

„Magst du mir davon erzählen?“
 

„Nicht heute, Chelsea. Ich muss mir über so vieles noch klar werden. Darüber brauche ich erstmal Gewissheit.“
 

„Kann ich dir irgendwie dabei helfen?“
 

„Ich befürchte nicht. Sei einfach so, wie du bist, ja? Damit hilfst du mir schon.“
 

Freundlich sah Vaughn Chelsea an. Sie erkannte ein Lächeln auf seinem Gesicht, er konnte demnach nicht böse auf sie sein. Chelsea war erleichtert.
 

„In Ordnung, aber wenn ich dir doch helfen kann, lass es mich wissen, okay?“
 

„Ich verspreche es.“
 

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Mark fiel nach Lannas Zugabe auf, das sowohl seine Schwester als auch Vaughn nicht mehr am Tisch saßen. Er gab Nathalie ein kurzes Zeichen und machte sich auf die Suche nach ihnen. Hoffentlich war nichts vorgefallen, dachte er sich.

Im Wohnzimmer und in der Küche fand er sie nicht. Schließlich hörte er ihre Stimmen, die von der Haustür her kamen. Leise schlich er sich ans Fenster, durch das er die beiden sitzend auf der Veranda entdeckte.

Ihrem Gespräch nach zu urteilen, erkannte er, dass es sich um was Ernstes handeln musste, was sich zwischen den beiden abspielte. Sofort erwachte sein Bruderinstinkt in ihm. Doch was sollte es dagegen tun? Seine Schwester hatte genauso ein Recht sich in jemanden zu verlieben, wie er es getan hatte. Ihm wurde klar, dass er dagegen nichts tun konnte, wie auch immer sich das entwickeln würde.
 

„Mark?“ Leise war Nathalie an den blonden jungen Mann getreten. In diesem Moment wurde ihm wieder einmal bewusst, dass Nathalie eine schöne junge Frau war und sie war an seiner Seite. Sie war zu ihm gekommen, obwohl er sie nicht darum gebeten hatte. Er wandte sich vom Fenster ab und zog das pinkhaarige Mädchen in seine Arme. Eng umschlungen küsste er sie. Seine Nathalie war bei ihm. Ohne Weiteres würde er sie nie wieder hergeben. Gewiss nicht.
 

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Gegen 22 Uhr fand die Feier ein jähes Ende. Zufrieden verabschiedeten sich die Freunde voneinander.
 

„Hattest du einen schönen Geburtstag gehabt?“, fragte Mark, nachdem alle gegangen waren.

„Ja. Es war unglaublich schön. Ich denke, dass wir das nächstes Jahr wiederholen sollten.“
 

„Bist du dir sicher? Normalerweise feierst du doch nicht gerne deinen Geburtstag.“
 

„Ich habe eben meine Meinung diesbezüglich geändert.“ Chelsea gähnte.

„Gute Nacht, Bruder. Ich bin mehr als müde.“
 

„Gute Nacht, Chelsea.“
 

Chelsea schaffte es gerade noch so, sich ihrer Kleider zu entledigen und ihr Nachthemd überzuziehen, als sie dann auch schon ins Bett fiel. Mit einem verliebten Lächeln schloss sie den Pferdeanhänger in ihre Hand und dachte mit inniger Zärtlichkeit an Vaughn.



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