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Auf Zeit können wir nur hoffen

von

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Epilog

Der feuchte Sand unter ihren Füßen war kühl. Die Spuren, die ihre langsamen Schritte in dem lockeren Boden hinterließen, wurden von den Wellen wieder geglättet. Mit sanftem Rauschen krochen sie an den Strand, brachten Muscheln und Schutt mit sich, und zogen sich wieder zurück. Wind trug die salzige Luft heran und wirbelte ihr Strähnen ins Gesicht, die sie sich hinter die Ohren strich, während sie den Blick zum Himmel gerichtet hatte.

Es war frisch, trotz der Morgensonne, die gerade hinter den grauen Wolkenbergen hervor blinzelte. Pia blieb stehen und schloss die Augen, streckte das Gesicht dem warmen Licht entgegen. Ihr Herz schlug in einem kräftigen, steten Rhythmus. Sie konnte es spüren, lauschte ihm, und schätzte es, war sich ihm mehr bewusst, als die meisten anderen Menschen.

Und sie behütete es, wie die Kostbarkeit, die es war. Ein Spenderherz zu bekommen, wenn man es nötig hatte – nein, überhaupt ein Spenderorgan rechtzeitig zu bekommen - war keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr dankte sie jenem Menschen, der in seinem Tod an sie gedacht hatte. Seine Zeit war abgelaufen gewesen, aber irgendwann im Laufe seines Lebens hatte er sich dafür entschieden, dass er an diesem Punkt jemand anderem Zeit schenken wollte.

Ein zweites Leben.

Mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen setzte sie sich wieder in Bewegung, und begrüßte den neuen Tag, still und für sich. Am Himmel über ihr segelten Möwen den Wolken entgegen, und riefen sich gegenseitig zu, und irgendwo in weiter Ferne läutete eine Glocke. Die leisen Schläge begleiteten Pia, als sie den Strand verließ und durch ein paar schlafende Gassen streifte.

Irgendwann war es ihr genug der Ruhe, und als sie das Ferienhäuschen mit dem grünen Zaun am anderen Ende der Straße sah, packte sie der Schelm. Mit ausgebreiteten Armen rannte sie lachend bis zur Tür, stieß sie schwungvoll auf und stolperte in den Flur.

Der Geruch von warmem Toast und frisch aufgebrühtem Kaffee, der ihr entgegen schlug, wurde begleitet von einem Geruch, als hätte Hannah die Vorhänge in der kleinen Küche angezündet.

„Hast du versucht zu kochen, Liebling?“, rief Pia übermütig, während sie sich den Sand von den Füßen rubbelte.

„Wenn du an keiner Rauchvergiftung sterben willst solltest du mir vielleicht helfen, statt dich kaputt zu lachen!“, murrte Hannah halb verzweifelt, halb belustigt aus der Küche zurück. Pia tappte zu ihr in und schüttelte lachend den Kopf.

„Oh, Hannah. Du bist eine miserable Köchin.“

„Erzähl mir was Neues.“

Pia riss die Fenster auf, schnappte den Kochlöffel aus Hannahs Händen und schüttete das völlig angebrannte Omelett erst einmal in den Mülleimer, weichte die Pfanne ein, und begann eine schnelle Gemüsepfanne als Alternative zu machen, schnippelte rasch ein paar Möhren und Zwiebeln, dazu noch frische Tomaten.

Während das Gemüse langsam anbriet, fiel Pia auf, dass Hannah sie die ganze Zeit von der Seite aus betrachtete.

„Was ist? Hab ich was im Gesicht?“

„Nein, du ...“ Hannah stieß sich von der Wand ab, an der sie gelehnt hatte, trat auf sie zu und nahm Pias Gesicht in beide Hände. „Ich bin einfach nur froh, dass ich das hier mit dir erleben darf. Ich bin einfach nur froh, dich so zu sehen.“

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihr einen langen Kuss. Noch immer den Kochlöffel in der einen Hand, schmiegte sich Pia an sie, die Augen geschlossen. Sie spürte ihr Herz in ihrer Brust tanzen, und hatte das Gefühl, es würde reines Glück durch ihre Adern pumpen.

Als sie sich voneinander lösten, lächelten sie sich einfach nur an, dann fiel Pias Blick auf die Pfanne.

„Verdammt! Das ist alles dein schlechter Einfluss!“

Hannah zuckte nur mit den Achseln, drehte den Herd ab und versenkte auch diesen Topf in der Spüle. Dann nahm sie einen Teller mit erkalteten Toastscheiben, griff nach Pias Hand und zog sie mit sich zur Haustür.

„Dann machen wir eben ein Strandpicknick.“

„Klar. Mit kaltem Toast.“

„Mit kaltem Toast! Wir haben auf unsere Verlobung mit Leitungswasser angestoßen, schon vergessen? Erzähl mir nicht, dass du jetzt wählerisch wirst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Amazone_Elenya
2012-09-02T18:53:06+00:00 02.09.2012 20:53
Ich hab regelrecht mit Hannah mitgelitten, als ich deine FF gelesen hab.
Ich muss sagen, die FF ist verdammt gut und sehr schön geschrieben. Wie gesagt, konnte ich mich sehr gut in sie hinversetzen und hatte auch schon die Tränen in den Augen...
Aber dass es bei den Beiden am Ende schön ausgeht, das freut mich wirklich sehr =)


Von:  Renaki
2012-09-02T08:20:47+00:00 02.09.2012 10:20
Deine Geschichte ist wirklich gut geworden (gehört für mich hier zu den Besten!)Schade dass sie schon vorbei ist...
Besonders freu ich mich über das Ende, musste sogar dabei lachen^^

Ich hoffe ich kann noch mehr von dir lesen.
LG Renaki^^




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