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Awakening

Honor, Family, Love
von

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Like a Piece of Meat

„Na, warte! Du willst nicht für mich arbeiten? Davon wollen wir uns doch mal überzeugen!“, knurrte er sie an und schleifte sie hinter sich her, bis vor die Türe.

Sie versuchte sich zu wehren und ihn zu beißen, doch es gelang ihr einfach nicht.

Stattdessen landete seine flache Hand in ihrem Gesicht, sodass ihre Lippe aufplatzte und zu bluten begann.

Die Menschen, die um sie herum einkauften oder verkauften, sahen sich das Schauspiel mit erschrockenem Ausdruck in den Gesichtern an.

Das Mädchen war noch so jung.

„Lasst mich los!“, flehte sie ihn an, aber er kannte kein Erbarmen.

Gerade wollte er sie vor der Türe anketten, da fuhr ein nobler Pferdewagen vor.

Ein reichaussehender Mann und seine Lady saßen darin, einen Jungen an ihrer Seite.

„Gibt es Probleme?“, erkundigte sich der Lord und wollte aussteigen, doch der andere Mann winkte ab.

„Entschuldigt, Lord Gilbert. Sie macht mir immer nur Ärger, deshalb will ich ihr den Unfug austreiben.“, erklärte er ihm und verneigte sich etwas.

Lord Gilbert of Norwich war ein dicker, eingebildet wirkender Mann mit flachsblondem Haar.

Seine Frau Lady Doreena sah ihm nicht ganz unähnlich und sein Sohn Edward war das beste Beispiel dafür, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fiel.

„Was für Ärger macht das Mädchen dir, guter Mann?“, harkte der dicke Adlige nach und rieb sich das Kinn.

Er musterte das Mädchen.

Sie war bereits sehr hübsch für ihr junges Alter.

Pechschwarzes Haar und strahlende blaue Augen, die aufmerksam ihre Umgebung abtasteten.

„Eigentlich sollte sie in meinem Freudenhaus arbeiten, aber anstatt zu gehorchen, beleidigt sie die Freier und wehrt sich, wo sie nur kann. Ich hatte gehofft, mit ihr ein Vermögen verdienen zu können.“, berichtete er und zog sie näher an sich, als sie versuchte sich loszureißen.

„Seht sie Euch nur an, my Lord... Ein so süßes Mädchen könnte an einem Tag sicherlich Hunderte von Crowns einbringen.“, bedachte er und der Lord nickte.

Seine Frau erhob sich und flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr.

„Wie alt ist sie?“, fragte er dann und der Zuhälter schien überrascht.

„Eh... Zehn Jahre, my Lord.“, erwiderte er höflich und sah von dem Landherrn zu dem Mädchen und wieder zurück.

„Ich würde sie dir gerne abkaufen. Sie könnte als Kammerzofe für meine Frau bei mir arbeiten.“, veräußerte er ihm ein Angebot und die Augen des Mannes begangen geldgierig zu funkeln.

„Ich habe für sie fünfhundert Crowns in Caen bezahlt, my Lord. Ein französischer Bauer hat sie an mich verkauft. Er sagte, er hat sie im Wald gefunden. Mutterseelenallein. Konnte wohl das Kind nicht mehr ernähren. Armer Mann...“, erzählte er ihnen und warf dann nochmals einen Blick auf das Mädchen.

„Aber für Euch sind es nur vierhundert Crowns. Was sagt Ihr?“, bot er dem Lord an, der zuerst etwas skeptisch war, sich dann aber mit dem Deal einverstanden gab.

„Wie heißt du, Kind?“, wollte Lady Doreena von dem Mädchen wissen, als man sie in den Pferdewagen hob.

„Alyssa, my Lady.”, antwortete sie artig, froh darüber, dass man sie aus den Fängen dieses unmöglichen Mannes gerettet hatte.
 

Doch mit der Zeit erkannte Alyssa, dass es ihr auch bei ihrem neuen Herrn nicht gewährt war, glücklich zu werden.

Mit jedem Tag, den sie älter wurde, wurde sie auch schöner und die Männer sahen ihr nach, auch wenn sie nur eine einfach Dienstmagd war.

Selbst Lord Gilbert und sein missratener Sohn ließen es sich nicht nehmen sie mit ihren Blicken so sehr zu bedrängen, dass sie am liebsten das Weite suchen wollte, wenn sie mit ihnen in einem Raum war.

Das war natürlich der Gattin des Lords ein Dorn im Auge.

Sie fühlte sich in ihrer Weiblichkeit verletzt und sah ihre Ehe in Gefahr, was Alyssa immer wieder zu spüren bekam.

Schlechte Launen standen auf der Tagesordnung von Lady Doreena.

Allerdings ließ die Frau sie auch nicht der Burg verweisen, nur um ihr das Leben zur Hölle machen zu können.

Sie fand immer einen Grund um sie zu bestrafen und an ihr herumzuschimpfen.

Und wenn es nur die Tatsache war, dass sie eine einfache Dienerin war.

Aber Alyssa ließ sich bei Weitem nicht alles gefallen und erntete dafür sogar härtere Bestrafungen als nur ein paar Schläge.

Ein paar Tage unter Arrest im Kerker waren nicht sonderlich selten.

Roses have Thorns

„Die nobelsten Lords und ihre Ladies werden heute in Nottingham Castle eintreffen, Gisborne. Bitte tut mir den gefallen und haltet mir Robin Hood ausnahmsweise mal vom Hals.”, bat Sheriff Vaisey of Nottingham seinen Handlanger.

Der nickte nur stumm und behielt seine Meinung für sich.

Manchmal würde er den Sheriff am liebsten anschreien und ihm klarmachen, dass Robin Hood ihr ewiges Problem sein würde.

Man konnte nur hoffen, dass der Outlaw sich heute mal nicht blicken lassen würde, um die Runde von Adligen aufzumischen.

Wenn irgendetwas schief gehen würde, würden sie auf die weitere Unterstützung des englischen Adels verzichten können.

Sein Blick wurde auf den ersten Pferdewagen gelenkt, der bereits heute, noch früh am Morgen, eintraf.

Es war das Siegel von Lord Gilbert of Norwich.

Er hasste diesen fetten, arroganten Fleischsack von einem Mann.

Und seine Frau war einfach unerträglich mit ihren ewigen Gegacker.

Von dem Sohn mal ganz zu schweigen.

Die beiden Männer gingen hinunter und begrüßten die Familie.

„Sir Guy, schön, dass Ihr auch wieder anwesend sein werdet.“, freute sich Lady Doreena, die insgeheim etwas für den großen, stattlichen Mann übrig hatte.

Er lächelte nur zaghaft.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

Hoffentlich würde sie sich nicht des Nachts in sein Gemach schleichen, um ihm aufzulauern.

„Ja, my Lady. Es ist mir doch immer wieder eine Ehre.“, entgegnete er, der Etikette entsprechend.

Sein Blick fiel auf ein junges Mädchen, etwas zwanzig, die sich mit einer kleinen, aber anscheinend schweren, Truhe abmühte.

Als sie den Kopf anhob, trafen sich ihre Augen mit seinen.

Sie hatten das Gleiche blasse Blau, nur schienen ihre runder, was ihm sehr gefiel.

Sie strich sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht und errötete, als sie bemerkte, dass er sie anstarrte.

Auch Doreena erkannte das offensichtliche Interesse des jungen Ritters und versuchte sofort dies zu unterbinden.

„Kümmert Euch nicht um das dumme Ding, Sir. Das ist nur meine Zofe.“, klärte sie ihn auf und strich unscheinbar über seinen Arm.

Dann warf sie Alyssa einen bösartigen Blick zu.

„Husch, mach, dass du an die Arbeit kommst, du faules Stück!“, zeterte sie und scheuchte das Mädchen fort.

Sir Guy of Gisborne blickte ihr nach.

Irgendwie schien sie anders zu sein, als die Diener, die er vorher gesehen hatte.

Vielleicht würde er ja noch die Gelegenheit dazu bekommen ein bisschen mehr über diese Frau herauszubekommen.
 

„Habt ihr gesehen, wie gut er heute wieder aussieht?“, fragte eine Küchenmagd neugierig ihre Freundinnen, die kindisch kicherten.

Alyssa kam gerade herein, um Wasser für das Bad ihrer Herrin zu holen.

„Ja, diese Muskeln und sein markantes Gesicht. Einfach göttlich...“, tuschelte eine andere und sie wurde hellhörig.

„Von wem redet ihr denn?“, erkundigte sie sich und lehnte sich neugierig vor.

Die anderen Frauen grinsten breit.

Sie wussten, dass Alyssa zu Lord Gilberts Gefolgschaft gehörte, was sie allerdings nicht daran hinderte mit ihr einen Plausch zu halten.

„Na, Sir Guy of Gisborne. Er ist ein wirklich gutaussehender Mann.“, quiekte die Jüngste in der Runde, gerade mal fünfzehn.

Ach, darum ging es also.

Alyssas blaue Augen zuckten aufgeregt.

„Ja, er ist nicht übel.“, gab sie zu, wofür sie böse Blicke von allen Seiten erntete.

„Nicht übel? Kindchen, diesen Mann würde keine Frau von der Bettkante stoßen.“, raunte eine alte Kammerzofe ihr zu und alle kicherten wieder.

„Doch... Eine hat es getan. Lady Marian... Könnt ihr euch nicht mehr daran erinnern?“, warf eine andere ein.

„Wer war denn Lady Marian?“, harkte Alyssa nach und füllte schon mal das heiße Badewasser in zwei große Eimer, die sie schultern würde.

Die Bediensteten blickten sich gegenseitig an und dann auf sie.

„Sie war die Herzdame von Sir Guy. Er wollte sie heiraten, aber sie entschied sich für Robin Hood.“, erzählte die Alte und sah sich verängstigt um, ob jemand anderes zuhörte.

Mit einem freundlichen Nicken und Lächeln verabschiedete Alyssa sich von den Tratschweibern.

So, so.

Diesem unnahbaren Ritter wurde also das Herz gebrochen.

Und Robin Hood war daran schuld.

Sie hatte schon viel von dem geheimnisvollen Outlaw gehört, der den Reichen nahm und den Armen gab.

Ein bewundernswerter Mann, der selbst einst adelig, sich ganz den Hilfebedürftigen verschrieen hatte.

Aber gesehen hatte sie ihn noch nicht.

Vielleicht würde das sich ja noch ändern.
 

Als Alyssa sich darum kümmerte, dass Lady Doreena herausgeputzt wurde, merkte sie, dass sie ältere Frau immer noch sauer auf sie war.

Sie vermied also irgendetwas zu ihr zu sagen, wenn sie nicht angesprochen wurde.

„Lass mir mein Badewasser ein.“, befahl sie ihr und die junge Frau tat, wie ihr befohlen.

Langsam goss sie das kochende Wasser, dass sie frisch aus der Küche von Nottingham Castle geholt hatte, in die gusseiserne Wanne.

Doch als Lady Doreena sich hineinsetzen wollte, schrie sie auf und war schneller wieder draußen, als ein Windhund einen Hasen gefangen hatte.

„Willst du mich umbringen? Das ist kochendheiß.“, entrüstete sie sich und rieb sich über die schmerzende Haut, bevor sie sich ihren Bademantel wieder überzog.

Alyssa starrte sie nur aus verwunderten Augen an.

„Aber, my Lady. Ihr hattet doch gesagt, dass es heiß sein sollte.“, verteidigte sie sich.

„Aber nicht so heiß, dass ich mir meine wunderschöne Haut verbrenne, du blödes Ding.“, beschwerte sie sich und Alyssa drehte sich um.

„Wunderschöne Haut? Ein Wildschwein hat schönere Haut!“, murmelte sie vor sich hin, doch die Nobeldame hatte diese Bemerkung wohl gehört, denn sie packte Alyssa an ihrem Haar und zerrte sie zu Boden, um ihr dann eine Ohrfeige zu verpassen.

„Undankbares Miststück! Ich sollte dich verbrühen, damit die Männer sich angeekelt von dir abwenden!“, zischte sie und ließ dann wieder von ihr ab.

Die Wange der Jüngeren brannte höllisch und schwoll bereits an.

„Ich will heute mein grünes Seidenkleid tragen. Das mit den goldenen Stickereien.“, wies sie ihre Zofe an und betrachtete sich eingehend im Spiegel.

„Jawohl, my Lady.“, gehorchte Alyssa lieber und holte das Kleid sofort hervor, um die dicke Frau in den, nicht gerade nachgiebigen, engen Stoff zu quetschen.

Das sie überhaupt noch Luft bekam, war ein Wunder.

„Mein Haar will ich heute offen lassen. Lediglich seitlich etwas geflochten. Ich will ja, dass Sir Guy nur noch Augen für mich hat.“, trällerte sie vor sich hin.

Alyssa konnte sich ein Lachen gerade noch verkneifen.

Zum Glück hatte sie sich von der Frau abgewandt, sodass diese ihr breites Grinsen nicht sehen konnte.

Wenn ein Ritter wie dieser Guy of Gisborne wirklich nur annähernd Geschmack hatte, würde er versuchen an Lady Doreena vorbeizusehen.

Die Frau war über vierzig und hatte bald mehr Falten als ein Bluthund, und bei denen war das gewollt.

„Was trödelst du denn so, Alyssa?“, kam blitzschnell eine Beschwerde und sie wusste, wenn sie sich nicht sputen würde, würde das mächtig Ärger geben.

Also tat sie alles um die verwöhnte Frau zufrieden zu stellen.

„Und wehe, du tauchst auch nur einmal an unserem Tisch auf und versuchst Sir Guy schöne Augen zu machen. Dann schwöre ich dir, dass ich dich persönlich auspeitschen werde.“, drohte sie ihr und Alyssa schluckte.

Das war mal was Neues.

„Keine Sorge, my Lady.“, beschwichtigte sie sie und konnte nur die Augen verdrehen.

Wenn Lord Gilbert nur von den Intentionen gegenüber Sir Guy wüsste.

Das würde in Mord und Totschlag enden.

Außerdem, was sollte sie denn mit einen stinkreichen, machtgeilen Schönling?

Da wäre ihr ein Bauer lieber.
 

Im Festsaal von Nottingham wurde lautstark gefeiert.

Musik wurde gespielt.

Lords unterhielten sich über das Neueste und Paare tauchten auf der Tanzfläche auf.

Tönendes Lachen erklang von einem Tisch, an dem ein noch dickerer Mann, als Lord Gilbert, saß, der gerade einen Witz gehört hatte.

Auf eine Art beneidete Alyssa die Reichen schon.

Sie konnten sich die schönsten Kleider leisten und die leckersten Speisen.

Ihre Augen begangen jedes Mal zu funkeln, wenn sie die vornehmen Ladies in ihren vielfarbigen Kleidern aus Seide, Tüll und Samt sah und das Wasser lief ihr förmlich im Mund zusammen, beim Anblick von saftigen Braten und köstlich duftenden Süßspeisen.

Das Einzige, was sie zu essen bekommen würde, wäre ein Stück Brot und Käse, wenn sie Glück hatte ein Stück Wurst.

Kein Wunder, dass die meisten Adligen kugelrund waren.

Sie würde wohl nie dazugehören.

Allerdings bemerkte sie wieder, dass sie von dem, wie schon am Morgen, komplett in Leder gekleideten Sir Guy beobachtet wurde.

Sie befand sich noch nicht mal in der Nähe seines Tisches, sondern genau auf der anderen Seite des Raumes, und trotzdem schien sie seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Was sollte das bloß?

Was war denn an ihr so besonders?

Sie hoffte nur, dass Lady Doreena nicht Wind davon bekam, sonst würde es wieder ein paar Ohrfeigen für sie geben.

Also versuchte sie sich möglichst bedeckt zu halten.

Lord Gilbert und Lady Doreena schienen sie eh ganz vergessen zu haben und befanden sich in einem angeregten Gespräch mit dem Sheriff und Sir Guy.

Zuerst ging es noch um Geld und Ländereien, dann um privatere Angelegenheiten.

„Eure Magd, my Lord, wo habt Ihr sie her? Ich habe selten ein so hübsches Bauernkind gesehen.“, forschte der Sheriff neugierig nach und strich sich über seinen ergrauten Bart.

Lady Doreena war anzusehen, dass sie ziemlich genervt war von dem Thema, doch Lord Gilbert begann sofort munter draufloszureden.

„Nun... Meine Gemahlin und ich reisten, zusammen mit unserem Edward, Richtung London. King Richard hatte uns zu seinem Geburtstag eingeladen. Wir wollten gerade Norwich verlassen, da kamen wir an einem Freudenhaus vorbei. Nicht eines dieser schmutzigen Löcher, wo man den Huren schon ansieht, dass Syphilis ihre kleinste Sorge ist... Nein, ein nobles Haus mit Damen jeglichen Alters, Typs und Körperbaus. Wir hörten, dass der Besitzer sich über ein junges Mädchen ärgerte...“, erzählte er und auch Guy hörte gespannt zu.

Der fette Lord faltete seine Wurstfinger ineinander und lehnte sich etwas vor.

„Sie war erst zehn und wollte nicht so, wie er es verlangte... Wie Kinder nun mal so sind. Meine Frau hatte Mitleid mit dem armen Ding, als kauften wir sie ihm ab. Vierhundert Crowns hat er mir abgenommen. Für eine Hure! Unvorstellbar, nicht wahr?“, regte er sich so sehr auf, dass sein Gesicht rot anlief.

„Köpfen hätte man diesen törichten Narr müssen, my Lord.“, bestätigte der Sheriff, nur Guy schien da anderer Ansicht.

„Sie muss wohl etwas besonderes sein, dass er sie für so viel Geld verkaufte.“, vermutete er und musterte die junge Frau, die gerade Ale an die alten, lüsternen Säcke verteilte, und dabei versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm ihr die Hände waren, die sie betatschten.

„Ja, sie war eine Jungfrau, als wir sie kauften. Und sie ist es immer noch, Gentlemen.“, offenbarte er ihnen und die Augen der beiden Männer weiteten sich.

Für Jungfrauen konnte ein Bordellbesitzer eine Menge Geld verlangen.

„Sie ist ein vorlautes Gör. Hätten wir sie nur ihrem Schicksal überlassen, Gilbert.“, mischte sich die Frau des Lords ein und wirkte wie eine aufgeplusterte Henne.

„Nun, dass kann man schnell ändern. Ich würde mich bereit erklären diese Aufgabe zu übernehmen...“, bot sich der Sheriff an.

Er würde diesem Mädchen schon zeigen, wo es langging.

Aber Lord Gilbert of Norwich winkte dankend ab.

„Tut Euch das nicht an, Sheriff. Einer meiner Ritter, Gott hab ihn selig, versuchte es bei ihr und büßte dafür seine Hand ein. Mit einem Beil aus der Küche hat sie ihm die Schwerthand abgeschlagen. Natürlich blieb das nicht ungestraft.“, berichtete der dicke blonde Mann und der Sheriff verzog, gespielt mitfühlend, das Gesicht.

Auch Guy schluckte und rieb sich sein rechtes Handgelenk, mit der er immer sein Schwert führte.

„Feurige Frauen haben mir schon immer gefallen. Was meint Ihr, Gisborne?“, richtete sich der Sheriff an seinen Handlanger, der ihm allerdings nicht antwortete.

„Wer hat sie geschlagen? Ihre Wange ist ganz blau.“, bemerkte er stattdessen und Lady Doreena kicherte amüsiert.

„Sie hat absichtlich zu heißes Badewasser für mich eingelassen und hatte ein zu loses Mundwerk, da habe ich ihr Disziplin beigebracht.“, gab sie zu und rückte ihre Brüste zurecht.

Doch er hatte sein Augenmerk schon wieder auf Alyssa gerichtet, die sich weiterhin gut gegen die Annäherungsversuche der, meist schon betrunkenen, Männer wehrte.

Sie erinnerte ihn etwas an Marian, die sich immer gegen ihn aufgelehnt hatte.

Vom Aussehen her glichen sie sich zwar überhaupt nicht, aber charakterlich gab es sicher ein paar Gemeinsamkeiten.

Traurigkeit umhüllte ihn, als er an seine große Liebe erinnert wurde, und er wandte den Blick von der jungen Magd ab.
 

Nach dem Fest lief Alyssa einen dunklen Gang in Nottingham Castle entlang.

Sie trug einen Krug Wein auf einem Tablett, den sie zu Lord Gilbert bringen sollte.

Der fette Sack würde sich wohl wieder betrinken, um mit seiner Ehefrau schlafen zu können.

Wie jedes Mal.

Als sie so in Gedanken versunken vor sich hinschlenderte, wurde sie auf einmal von einer großen Gestalt gerammt.

Der Krug fiel hinunter und zerschellte auf dem Steinboden in tausend kleine Scherben.

Der kostbare Rotwein verteilte sich und färbte alles, was er berührte dunkel.

„Oh, nein.“, stöhnte sie auf und wollte sich gerade bücken, um die Scherben aufzusammeln, da erkannte sie, wer vor ihr stand.

Sir Guy of Gisborne.

Er hatte wie ein Schatten gewirkt in seinem schwarzen Leder mit dem schwarzen Haar, das sich in leichten Locken um seinen Nacken legte.

Nur seine blauen Augen und seine blasse Haut hoben sich von dem sonst so düsteren Auftreten ab.

Sofort verneigte sie sich ehrfürchtig.

„Sir... Ich... Es tut mir leid. Hoffentlich hat der Wein nicht Eure Kleidung beschmutzt.“, stammelte sie vor sich hin und er musste schmunzeln.

„Alyssa, richtig?“, fragte er und sie senkte den Blick.

Ihre Wangen wurden etwas von Schamröte schattiert, was er sehr hübsch fand.

Auch wenn da immer noch der Bluterguss an ihrer linken Schläfe prangte.

„Ja, Sir.“, antwortete sie.

„Lasst das liegen. Ich schicke jemand anderen, der das aufräumt.“, meinte er und musterte sie.

Sie verstand nicht, warum er das tat.

Normalerweise hätte er sie ausschimpfen müssen oder sie sogar schlagen müssen.

Aber er tat nichts dergleichen.

„Bitte, Sir. Lord Gilbert...“, versuchte sie ihm zu erklären, dass sie das Missgeschick selbst zu verantworten hatte, doch er unterbrach sie.

„Lord Gilbert brauch davon nichts wissen. Sag ihm einfach, dass der Wein aus ist und das er zu mir kommen soll, wenn er damit ein Problem hat.“, entgegnete er und ein charmantes Lächeln bildete sich auf seinen schmalen Lippen.

„Ich danke Euch, Sir. Vielen, vielen Dank!“, überschlug sie sich fast und verneigte sich erneut, um dann an ihm vorbei zueilen.

Was war das bloß für ein komischer Kerl?

Erst belauerte sie vom Weiten und nun so was.

Unerklärbar.
 

„Wo ist der Wein, Alyssa?!“, brüllte Lord Gilbert besoffen, als sie in sein Gemach trat.

Sie trat von einem Fuß auf den anderen.

„Es ist nichts mehr dar... Sir Guy of Gisborne hat...“, wollte sie ihm erklären, aber er warf stattdessen seinen Tisch um.

„Ach, zur Hölle mit Guy of Gisborne und zur Hölle mit seinem Wein! Meinst du nicht, dass ich nicht wüsste, dass Doreena ihn am liebsten an ihr Bett fesseln würde? Aber das, was sie kann, kann ich schon lange.“, lallte er und griff nach ihren Arm, um sie aufs Bett zu werfen.

Vor Schreck schrie sie so laut auf, dass wohl die gesamte Burg ihren Aufschrei gehört haben musste.

Er hielt ihr seine fette Hand vor den Mund.

„Schrei noch einmal und ich schlag dich so lange, bis du nicht mehr schreien kannst.“, mahnte er sie und sie nickte, die Augen weit aufgerissen.

Er begann damit sie anzufassen.

Erst ihr Gesicht, dann ihren Busen und schließlich wollte er zwischen ihre Beine.

Sie zappelte und trat nach ihm, wofür er ausholte und ihr eine verpasste.

Er fühlte sich so an, als würde er ihr den Kiefer mit diesem Schlag brechen, was zum Glück nicht der Fall war.

„Du verdammtes Miststück, halt endlich still!“, murrte er und zwang sie dazu ihre Beine zu spreizen.

„Gilbert?“, ertönte die entrüstete und verletzte Stimme von Lady Doreena, die gerade zur Tür hineingekommen war.

Der dicke Lord ließ sofort von der Zofe ab und rieb sich seinen speckigen Hals.

„Liebste, ich kann dir das erklären...“, stotterte er zuerst vor sich hin, bis ihm etwas einfiel.

„Sie hat versucht mit zu verführen.“, beschuldigte er Alyssa, die versuchte ihre Brüste zu bedecken, da ihr einfaches Kleid etwas zerrissen war, als Lord Gilbert über sie herfiel.

„Nein, das stimmt nicht!“, versuchte sie sich zu verteidigen.

Mittlerweile standen auch der Sheriff und Sir Guy in der Türe und starrten nur verblüfft auf die Szenerie, die sich ihnen bot.

„Ich will, dass sie dafür gehängt wird. Ich will sie baumeln sehen, diese Hure!“, tobte Doreena vollkommen außer sich.
 

Und so geschah es, dass Alyssa noch im nächsten Augenblick in den Kerker geworfen wurde.

Ihre Hinrichtung würde erst morgen Mittag stattfinden.

Wahrscheinlich würde die ganze Stadt diesem Spektakel beiwohnen.

Jeder würde sie mit herablassenden Blicken ansehen und sie insgeheim als verlogenes Miststück, als Sünderin bezeichnen.

Dabei hatte sie doch überhaupt nichts gemacht.

Wenn dieser ekelige Lord mit seinen Gelüsten nicht gewesen wäre, läge sie jetzt auf ihrer Strohmatte in der Küche und nicht im kalten Kerker.

Was sollte sie denn jetzt tun?

Sie wollte weinen, doch selbst das gelang ihr nicht.

Plötzlich kam jemand die Treppen hinuntergeeilt.

Der Schwere der Schritte nach war es kein Mann.

Und tatsächlich.

Eine kleine, zierliche Frau tauchte vor ihr auf, nicht viel Älter als sie selbst.

„Hallo, Alyssa.“, grüßte sie sich und packte etwas zu Essen aus, das sie durch die Gitterstäbe hindurchzwängte.

Doch die Zofe wollte ihr Essen nicht.

„Ich werde morgen gehängt, my Lady Isabella. Wofür soll ich noch essen?“, murmelte sie und sah die andere Frau betrübt an.

Isabella Thornton war Sir Guys jüngere Schwester, wie Alyssa mitbekommen hatte.

Und sie sah dem Ritter gar nicht mal so ähnlich.

Auch wenn sie die schmale, weibliche Version darstellte.

„Sag doch so etwas nicht. Ich weiß schon, wie ich dir helfen kann.“, munterte sie die junge Frau wieder auf.

Alyssa schien ihr das nicht ganz abzunehmen.

Wie wollte sie ihr jetzt noch helfen?

„Was wollt Ihr tun? Lord Gilbert ist ein sehr mächtiger Mann und seine Frau ist, unter uns gesagt, noch viel mächtiger.“, erwiderte sie, was Isabella zum Lachen brachte.

„Vertrau mir einfach. Irgendwie krieg ich das schon hin.“, versicherte sie ihr und war auch schon wieder verschwunden.

Die blassen Augen von Alyssa folgten ihr, bis sie sie nicht mehr sehen konnten.

Hoffentlich wusste Lady Isabella auch wirklich, was sie da tat.

In Shining Armor

Das Aufstehen am nächsten Morgen war schwerer für sie, als sonst.

Sie verfluchte sich innerlich dafür, dass sie nicht den Freitod gewählt hatte, als sie es noch gekonnt hatte.

Aber für eine Christin gehörte sich so etwas nicht und wurde mit der Hölle bestraft.

Zu allen Überfluss war Lord Gilbert des Nachts noch einmal zu ihr gekommen und hatte sie so heftig verdroschen, dass sie nicht mal mehr richtig liegen hatte können.

Die Fesseln an ihren Hand- und Fußgelenken fühlten sich schwerer an als am Vorabend, als sie von den Wachen herausgeführt wurde.

Der Marktplatz war voll von lärmenden Leuten.

Ganz Nottingham musste anwesend sein, um sich das Spektakel anzusehen.

Auch die Adligen, die sie gestern noch bedient hatte, waren da.

Die Männer, die nach ihr gelechzt hatten und jede Gelegenheit genutzt hatten ihr nachzustellen.

Jetzt standen sie auf ihrem Podest und blickten auf sie herab.

„Fesseln? Für eine Frau?“, wollte Isabella wissen, als sie sah, wie Alyssa ihnen präsentiert wurde.

Das war doch absolut nicht notwendig.

„Ihr wisst nicht, wie gerissen Frauen in Not sein können, my Lady.“, entgegnete der Sheriff mit einem Grinsen und rieb sich innerlich schon die Hände.

Er liebte Hinrichtungen einfach.

Das verzweifelte Gesicht, dass die Verurteilten machten.

Der Geruch der Angst, der in der Luft lag.

Guy, der neben dem Sheriff platziert war, betrachtete die schöne, junge Frau, die von den groben Händen des Kerkerwärters geführt wurde.

Sie hatte heute mehr Blutergüsse als gestern.

Gilbert hatte sie wohl nicht sehr zaghaft behandelt, als er gestern noch mal zu ihr gegangen war.

Und ihre Schreie hatte niemand gehört.

Ihr Gesicht war auf einer Seite vollkommen verfärbt, ihre Lippen aufgeplatzt und sie hinkte etwas.

Er wandte den Blick ab von dem Bild, dass sich ihm bot.

Was war nur aus der ehrenhaften Ritterlichkeit geworden?

Seit wann war es einem Mann erlaubt eine Frau so zuzurichten?

Doch trotz ihrer Aussichtslosen Lage schien sie sich nicht zu ängstigen.

Als einer der Schaulustigen in ihr Gesicht spuckte, riss sie sich von ihren Bewachern los und sprang auf den Mann, um ihn mit der Kette ihrer Handschellen zu erdrosseln, was ihr gelungen wäre, wenn niemand der Soldaten eingegriffen hätte.

„Eins muss man der Kleinen ja lassen. Sie hat einen Sinn für Unterhaltung.“, scherzte der Sheriff und lachte amüsiert.

Auch Lord Gilbert und seine widerliche Frau befanden das Ganze offensichtlich als lustig.

Endlich hatte man es geschafft sie auf den Galgen zu stellen.

„Ich verlange Absolution durch einen Priester!“, forderte sie an die hohen Lords, die sich erst skeptisch berieten.

Warum sollte man einer Hure und Verführerin das Paradies anbieten?

Wegen genau dem gleichen Frauentyp war man doch im alten Testament aus Eden herausgeschmissen worden.

Aber schließlich gaben sie ihrer Forderung statt und ein Priester wurde herausgeholt.

„So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen. Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus, die Verdienste der allerseligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen und alles, was du Gutes getan und Böses erlitten hast, sei dir zum Nachlass der Sünden, zur Mehrung der Gnade und zum Lohne des ewigen Lebens, Amen.“, sprach dieser sie von all ihren sündigen Taten frei und segnete sie mit dem Kreuz, dass er mit Weihwasser auf ihre Stirn schrieb.

„Nun lasst sie endlich hängen!“, befahl der Sheriff ungeduldig und die Schlinge wurde um ihren Hals gelegt.

Ein Leinensack wurde über ihren Kopf gezogen, um ihr Gesicht zu verdecken, bevor ihre Augen durch den Druck des, sich zuziehenden, Seils herausquellen würden.

„Und wanderte ich auch im finsteren Tal, so fürchte ich kein Leid...“, murmelte sie vor sich hin und erwartete jeden Moment den alles beendenden Ruck.

Die Menge tobte und sie konnte den Sheriff immer noch rufen hören.

Doch da erhob sich mit einem Mal eine andere Stimme, als man gerade die Falltüre des Galgens entriegeln wollte.

„Wartet!“, stoppte er die ganze Aktion und alle Umstehenden verstummten, selbst der Sheriff.

„Gisborne, was soll das werden? Ihr verderbt die wundervolle Hinrichtung.“, beschwerte er sich dann allerdings.

Was fiel ihm denn ein?!

Wütend knirschte er mit den Zähnen und auch die anderen Nobelmänner und ihre Frauen empfanden dies als Unverschämtheit.

„Ich werde sie Euch abkaufen, Lord Gilbert. Egal, welchen Preis Ihr verlangt, ich zahle ihn.“, unterbreitete er dem dicken, flachsblonden Mann ein Angebot, über das er sofort anfing nachzudenken.

Das war wirklich nicht zu verachten.

„Ich denke, sechshundert Crowns müsste den Ärger, den dieses Weib mir eingebracht hat, wieder gut machen.“, bedachte er und hielt dem Ritter seine schmierige, fette Hand hin.

Gisborne schlug mit Entschlossenheit ein und Isabella und auch der Sheriff von Nottingham glaubten kaum, was da gerade passierte.

„Woher wollt Ihr so viel Geld nehmen, Gisborne?“, harkte der Sheriff voller Skepsis nach und sein Handlanger blitzte ihn aus seinen eisblauen Augen an.

„Das, my Lord, lasst meine Sorge sein.“, entgegnete er höflich.

Auch Lady Doreena war nicht einverstanden mit diesem Ergebnis und machte ihrer Empörung lautstark Luft, was ihren Gatten allerdings nicht mehr umstimmte.

„Ich werde Euch morgen die Bezahlung überreichen, my Lord.“, gab Guy ihm sein Ehrenwort und stieg dann von dem Podest, um den Galgen hinaufzuklettern.

Alyssa, die trotz Leinensack über dem Kopf alles mitbekommen hatte, war den Tränen nahe.

Beinahe wäre sie einen qualvollen Tod gestorben, doch in letzter Runde kam er und rettete sie.

Er war so was, wie der Ritter in der schimmernden Rüstung, den sie wirklich gebraucht hatte.

Nachdem er ihr die Schlinge vom Hals genommen hatte, befreite er sie auch von ihrer Kopfbedeckung und den Fesseln.

Sie rieb sich die Handgelenke, die gerötet waren.

Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und überraschenderweise packte er sie und trug sie hinunter.

Sie hielt sich an seinen kräftigen Schultern fest und schloss die Augen, während er sie durch die wütende Menge trug.

„Komm, Schwester. Ich möchte, dass du dich um sie kümmerst.“, bat er Isabella, die auch sofort hinter ihm hereilte und ihm einen dankbaren Blick zuwarf.

Der Erste seit Jahren.
 

Eine ältere Zofe half ihr beim Waschen.

Das heiße Badewasser tat gut auf ihrer geschundenen Haut.

Und das Brennen in den offenen Wunden und Schürfungen machte ihr umso mehr klar, dass sie noch einmal mit einem blauen Augen davon gekommen war.

Isabella, die ebenfalls im Raum war, betrachtete die etwas jüngere Frau.

Sie war wirklich hübsch und bald würden die Verletzungen nur noch eine Erinnerung sein.

Was sie sich nur nicht erklären konnte war, warum ihr Bruder ihr geholfen hatte.

Er war doch sonst nicht der strahlende Retter und kuschte lieber, wenn der Sheriff es von ihm verlangte.

Was war also so besonders an dieser Dienstmagd?

„Es ist mir immer noch ein Rätsel, was meinem Bruder geritten hat, dass er so viel für dich bezahlt hat, Alyssa.“, sprach sie ihre Gedanken aus und die Frau sah sie verdutzt an.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.

„Was auch immer es war, ich bin ihm in jeden Fall sehr dankbar, my Lady.“, erwiderte sie und berührte dabei ihre verschandelte Unterlippe.

Die Fesseln, die sie all die Jahre getragen hatte, waren damit gesprengt worden.

Von draußen drangen auf einmal zornige Männerstimmen in den Raum.

Die Frauen erkannten den Sheriff und Gisborne, die sich wohl in einem sehr heftigen Streit befanden.

„Ihr habt alles zu Nichte gemacht, Gisborne. Ihr könnt Robin Hood nicht beseitigen und ein paar verwöhnte, adlige Strohköpfe könnt Ihr auch nicht zufrieden stellen. Ihr seid zu Nichts zu gebrauchen.“, tönte der ältere Mann und schnaubte verachtend.

Dann donnerte die dunkle Stimme von Guy los.

„Wenn Ihr es wünscht, werde ich mich morgen zurück nach Locksley gegeben.“, konterte er, was dem Sheriff scheinbar nicht gefiel.

„Das sieht Euch ähnlich. Wenn es schwierig wird, versteckt sich der große Sir Guy of Gisborne in Locksley Manor, dass ihm noch nicht mal wirklich gehört.“, höhnte der Sheriff, wurde allerdings von Guy ignoriert, der einfach so in den Raum eintrat, in dem Alyssa gebadet wurde.

„Isabella, wir reiten morgen früh zurück.“, klärte er seine Schwester auf.

Die Frauen erhoben sich bei seinem Eintritt.

Selbst Alyssa, die vollkommen nackt war, stand auf wackeligen Beinen vor ihm.

Einen Moment lang glitt sein Blick über ihren Körper.

Das Wasser perlte auf ihrer weißen Haut, die in dem schwachen Kerzenlicht noch feenhafter wirkte, als bei Tageslicht.

Als er allerdings bemerkte, was er gerade tat, errötete er ungemein und wandte sein Gesicht zur Seite.

Die alte Dienstmagd umwickelte Alyssa sofort mit einem großen Laken und sah sie kopfschüttelnd an.

„Kind!“, empörte sie sich über ihr Verhalten und ihr schoss ebenfalls Schamröte in die Wangen.

„Sir... Ich wollte mich bedanken. Ihr habt mir das Leben gerettet. Wie kann ich...?“, sprach sie, obwohl man sie nicht dazu aufgefordert hatte.

Er musterte sie kurz und versuchte seine Scham wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Du wirst mitkommen und in Locksley als meine persönliches Dienstmädchen arbeiten.

Deine Arbeit wird hart sein und ich will kein Gejammer hören. Wenn ich dir sage, du sollst springen, dann wirst du das gefälligst auch tun, verstanden?“, forderte er von ihr und sie nickte einverstanden.

Besser die Zofe eines Ritters, als die einer fetten Frau und ihres noch fetteren Mannes.

„Wie Ihr wünscht, Sir.“, meinte sie und verneigte sich, so gut es ging vor ihm.

Mit einem abschätzenden Blick verließ er den Raum.

Isabella folgte ihm.

„Guy, was hast du nun mit ihr vor? Sag nicht, du willst sie...“, befürchtete sie, dass ihr großer Bruder das Mädchen für seine Bedürfnisse ausnutzen könnte.

Er blieb stehen und wandte sich ihr zu.

„Ich habe ein halbes Vermögen für sie bezahlt, Schwester. Ich werde sie dafür arbeiten lassen, dass ich ihr ein neues Leben geschenkt habe.“, versicherte er ihr bloß und ließ sie dann auf den düsteren Gang stehen.
 

Sie ritten schon früh los, das Toben des Sheriffs in ihren Rücken.

Von der kleinen, rotbraunen Stute von Guys Schwester aus konnte sie den Ritter nur von hinten sehen.

Ihr war gesagt worden, sie müsse hinter Isabella auf dem Pferd reiten, was ihr nicht sonderlich viel ausmachte.

Besser als neben herlaufen zu müssen.

Vor allem, weil sie sich ständig im Galopp befanden, um schneller voranzukommen.

Sir Guy of Gisborne selbst saß auf einen stattlichen schwarzen Hengst mit Hufe, so groß wie Teller, und einem Temperament wie das atlantische Meer bei einem Sturm.

Pferd und Reiter schienen miteinander verschmolzen und glichen sich gegenseitig aus.

Er, der ruhige und vorrausschauende Krieger, und sein Pferd, ein Pfeil, dessen Bogen bis zum zerreißen gespannt war.

Sie musste zugeben, dass die tratschenden Küchenmädchen in Nottingham Castle Recht gehabt hatten mit ihrem Gerede.

Er war ein Mann, dem so gut wie jede Frau verfallen konnte.

Dunkles, etwas lockiges Haar, strahlende blaue Augen und das gewisse Etwas, dass einen Kämpfer ausmachte.

Markante Züge und eine gebieterische Art, die schon für sich sprach.

Schnell schlug sie sich das aus dem Kopf.

Sie konnte den Männern nicht mehr trauen.

Die wollten doch alle nur das eine.

Bei ihrer Ankunft in Locksley wurde sie misstrauisch von den Leuten in dem, eigentlich ziemlich großen, Dorf beäugt.

Sie schienen nicht oft neue Gesichter zusehen.

Und auch in dem Manor wurde sie enttäuscht.

Es war bei Weitem nicht so prachtvoll wie Nottingham Castle oder Lord Gilberts Burg in Norwich, sondern glich eher einem zu groß geratenen Bauernhaus.

Es gab auch nur zwei Mägde, beide wesentlich älter als Alyssa, einen Rittmeister und seinen Stallburschen, die sich um ein Dutzend Pferde kümmerten, einen Ausbilder für die Jagdhunde, die sich in ihrem Zwinger kaum rührten, und zwei Köche.

Sie hatte sich das alles etwas anderes vorgestellt.

Aber gut, solange sie hier in Sicherheit war, war sie durchaus zufrieden zu stellen.
 

Eine Woche verging und Alyssa musste wirklich hart arbeiten, während sich Guy ihr gegenüber ziemlich abweisend gab.

Er redete nur das Nötigste mit ihr und vermied es, ihr in die Augen zu sehen.

Sie konnte sich nicht mal erklären, warum das so war.

Nie hatte sie ihm etwas getan oder etwas Falsches gesagt.

Aber er gab ihr alles was sie brauchte.

Einen Platz zum schlafen, sogar ein eigenes kleines Zimmer, essen und vernünftige Kleidung, die nicht von Motten zerfressen war.

Auch Isabella war sehr zuvorkommend.

Diesen Morgen ging sie in Guys Zimmer, um sein Bett zu machen.

Sie war gerade zur Tür hineingekommen, da hätte sie beinahe die frischen Laken fallen lassen.

Sie hatte sich so vor ihm erschreckt, dass ihr die Luft für einige Augenblicke wegblieb.

Was machte er denn noch hier?

Eigentlich hatte er schon früh nach Nottingham reiten wollen.

Doch nun saß er einfach an seinem Tisch und beachtete sie überhaupt nicht.

Vorsichtig schritt sie durch den Raum.

Er sah sehr grüblerisch aus, wie für gewöhnlich immer.

Seine Stirn war in Falten gelegt und seine Hände vor dem Kinn verschränkt.

„Geht es Euch nicht gut, Sir? Ihr seht so bedrückt aus.“, traute sie sich zu fragen und erwartete eigentlich einen Tadel dafür, dass sie ihn so unverfroren ansprach.

Aber nichts von allem passierte, stattdessen schien sie ihn wachgerüttelt zu haben.

„Es ist nichts... Ich denke nur gerade über etwas nach.“, erklärte er ihr und sah ihr zu, wie sie seine Bettdecke und das Kissen wechselte und ordentlich zusammenlegte.

„Scheinen traurige Gedanken zu sein.“, stellte sie fest und konzentrierte sich aber eigentlich mehr auf ihre Arbeit.

Seine Augen verfolgten sie.

Sie hatte wirklich Nerven.

Eine Dienstmagd spielte seinen Seelenheiler.

„Was fällt dir ein?!“, platzte es auf einmal zornig aus ihm heraus und er erhob sich.

Sie zuckte zusammen und erwartete einen Schlag, aber er wurde wieder sanfter.

„Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen.“, entschuldigte er sich und setzte sich wieder, was sie sofort entspannte.

Nachdem sie ihre Arbeit beendet hatte, trat sie vor ihn.

„Wenn Ihr wollt, Sir, wäre es mir eine Ehre Eure Stimmung zu heben.“, bot sie ihm an und kam noch etwas näher.

Seine Vorstellungen kreisten natürlich nur darum, dass sie damit meinte, sie würde ihm ihren Körper geben.

Was sollte eine Frau ihm sonst anbieten können, um ihn glücklich zu machen?

Jedoch setzte sie sich dreist ihm gegenüber und lehnte sich etwas vor.

Sie lächelte, als sie sein verwirrtes Gesicht bemerkte.

„Was wird das? Ich dachte, du...“, stammelte er und sie lachte amüsiert.

„Das ich Euch verführe, Sir Guy of Gisborne? Wie es für eine Hure üblich ist? Ich bin noch Jungfrau, Sir, aber, wenn es das ist, was Ihr wollt...“, harkte sie interessiert nach und ihre Hand legte sich auf sein Knie.

Sie spürte Leder unter ihren Fingern und fuhr langsam etwas höher, doch er wies sie sachte ab.

„Nein.“, entgegnete er und sie räusperte sich.

„Wenn ich eins in meiner Zeit im Bordell von den Huren lernen konnte, dann ist es, dass Männer glücklich sind, wenn sie reden können. Erzählt mir etwas, Sir.“, forderte sie ihn auf und er starrte sie ungläubig an.

Wie sollte ihn das aufheitern?

Er zögerte, dass sah sie genau, und sie erhob sich, um ihn wieder allein zu lassen.

Da rief er sie zurück.

„Warte... Hattest du schon mal einen Traum, der immer wiederkehrte? Einen schrecklichen Alptraum?“, wollte er von ihr wissen und sie überlegte.

Eine komische Frage.

„Mein vorheriges Leben war einer.“, bedachte sie witzelnd.

„Nein, ich meine es ernst.“, bekräftigte er und sie dachte erneut nach, zerbrach sich allerdings nur unnötig den Kopf.

„Keinen Alptraum... Eher so etwas, wie eine schöne Erinnerung. Ein Fluss, der sich durch einen Hain schlängelt. Musik, die im Hintergrund spielt, und lachende Menschen, die etwas feiern... Aber einen solchen Ort habe ich noch nie besucht. Bevor ich nach England kam, lebte ich meine ganze Kindheit in Caen.“, berichtete sie ihm und er schien etwas enttäuscht.

So als ob er gehofft hatte, sie könnte ihm bei irgendetwas weiterhelfen.

„Warum fragt Ihr mich das, Sir?“, erkundigte sie sich und legte den Kopf schräg, wodurch ihre Locken hin und her wackelten.

„Ich war nur neugierig.“, winkte er ab und sie erhob sich, um nun den Raum zu verlassen.

Gerade war sie an der Türe angekommen, da rief er sie ein zweites Mal zurück.

„Ich habe Träume, Alyssa, in denen Dämonen zu mir kommen und sich in meinem Gehirn festkrallen. Sie verursachen mir unendlichen Schmerz.“, offenbarte er ihr und schluckte.

Das war so, seit seine geliebte Marian nicht mehr bei ihm war.

Es war wie ein Fluch.

Die blauen, großen Augen seines Dienstmädchens sahen ihn an und schimmerten voll Besorgnis.

Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und wirkte geknickt.

„Warum sind Dämonen in Euren Kopf?“, stellte sie ihm eine Frage, die er ihr nach einem kurzen Schweigen beantwortete.

„Das ist meine Strafe dafür, dass ich ein böser Mensch bin.“, machte er ihr klar und stützte sich mit einer Hand an der Wand fest, während die andere an seine Stirn wanderte, so als ob er Kopfschmerzen hätte.

Da merkte er mit einem Mal, dass sie genau neben ihm stand.

Behutsam nahm sie seine freie Hand in ihre zierlichen Hände und lächelte ihn zuversichtlich an.

„Nicht der Mensch ist böse, sondern seine Taten, Sir. Ihr habt mich vor dem sicheren Tod bewahrt... Das beweist doch, dass etwas Gutes in Euch stecken muss. Ein schlechter Mensch hätte mich meinem Schicksal überlassen.“, gab sie ihm zu bedenken und küsste dann sanft seinen Handrücken.

„Du kannst jetzt gehen, Alyssa.“, murmelte er und sie verließ ihn.

Doch, was er dabehielt war die Nachdenklichkeit.

Was sie gesagt hatte, konnte unmöglich auf ihn zutreffen.

Er war ein Mörder.

Er beutete die Dorfbewohner für den Sheriff aus und verbrannte notfalls auch ihre Häuser oder entführte ihre Kinder.

Was daran war gut?

Und obwohl er nun weniger schlau war, als vorher, fühlte er sich erleichterter.

Reden machte einen Mann wohl doch glücklich.

Biggest Crime

Alyssa blickte aus dem einzigen Fenster, dass sich in der Küche befand und seufzte.

Draußen herrschte Frühlingswetter.

Die Sonne schien und Vögel sangen in den Baumkronen.

Auch die Menschen waren frohgestimmt.

Sir Guy war jetzt seit drei Tagen in Nottingham und sollte eigentlich heute wiederkehren, doch bis jetzt hatte sie ihn noch nicht gesichtet.

„Arbeite gefälligst.“, forderte sie einer der Köche auf und sie machte dort weiter, wo sie aufgehört hatte.

Kartoffeln schälen.

Eine wirklich interessante Beschäftigung!

Am liebsten hätte sie dem Mann die harten Kartoffeln an den Kopf geworfen.

Sie war Zimmerzofe und kein Küchenmädchen.

Gerade hatte sie sich eine halbe Stunde damit beschäftigt, da ertönte Hufgeklapper auf dem Hof und sie sah neugierig hinaus.

Der große, pechschwarze Hengst von ihrem Herrn hielt dort und er stieg gerade ab.

Schnell war sie aufgesprungen und eilte aus der Küche.

„Hey, Mädchen! Was soll das?!“, empörte sich der alte Koch, der seinen Lehrling verwundert ansah.

Aber sie freute sich einfach ihn wiederzusehen.

Und sie wollte hören, was es in Nottingham Neues gab.

„Sir, Ihr seid wieder zurück. Wie war Eure Reise?“, begrüßte sie ihn und er lächelte, während er den Hals seines Pferdes lobend klopfte.

Es war irgendwie ein schönes Gefühl, dass er sich sicher sein konnte, dass sie ihn erwartete.

Der Hengst tänzelte zwischen ihnen hin und her.

„Sehr ruhig und angenehm, Alyssa. Ich hoffe, dass in meiner Abwesenheit nichts vorgefallen ist.“, entgegnete er und sie schüttelte energisch den Kopf.

Sein Lächeln wurde breiter und er winkte einen seiner Soldaten heran, der ein Bündel Stoff brachte.

„Dann hast du dir ja eine Belohnung verdient. Ich habe es auf dem Markt in Nottingham gesehen und musste an dich denken. Es wird dir gefallen.“, meinte er geheimnisvoll und sie breitete den Stoff aus.

Es handelte sich um feinsten Samt, smaragdgrün mit goldenen Blumenstickereien.

Ein wunderschönes Kleid hatte er ihr geschenkt.

Darin würde sie einer Hofdame nicht mal ganz unähnlich sein.

Sprachlos starrte sie ihn an und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.

„Oh, Sir, ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken kann...“, murmelte sie vor sich hin und ihre blauen Augen funkelten wie Sterne.

„Deine Freude ist mir Dank genug.“, meinte er dann und sie verneigte sich tief vor ihm, um dann in ihr Zimmer zu laufen.

Sie würde das Kleid sofort anprobieren.

„Du hast ihr ein Kleid geschenkt? Ich dachte, sie hätte dich schon genug gekostet.“, stellte Isabella fest und näherte sich ihm.

„Keine Sorge, Schwester. Für dich habe ich natürlich auch etwas.“, erwiderte er und legte ihr ein goldenes Armband an.

Sie schmunzelte und betrachtete den Schmuck, dann wurde sie wieder ernster.

„Denkst du, du könntest so wieder gut machen, was man ihr angetan hat... Was du mir angetan hast, Guy?“, wisperte sie zischend und er blitzte sie an.

Das sie immer wieder darauf rumritt.

„Müsst ihr Weiber denn immer so nachtragend sein?“, konterte er und warf dem Stallburschen die Zügel seines Hengstes hin, damit er sie auf dem Hof stehen lassen konnte.
 

„Das Kleid steht dir wirklich sehr gut.“, bemerkte er, als er hinter ihr in ihr Zimmer eintrat.

Sie wandte sich ihm zu, da sie sich zuvor im Spiegel betrachtet hatte.

„Findet Ihr?“, wollte sie wissen und er nickte, wobei seine Augen über ihre Gestalt glitten.

Sie sah aus wie eine Edeldame, anstatt einer Dienstmagd.

Ihr Anblick erinnerte ihn wieder an Marian.

Sie hatte auch immer so bezaubernd in ihren Kleidern ausgesehen.

„Wenn du nicht meine Dienerin wärst, würde ich mich vor dir verneigen.“, scherzte er und sie musste lachen.

Das Lachen eines Engels.

Wie der Klang von Glocken.

Er seufzte.

Was tat er denn da?

Er sollte nicht so von ihr denken.

Er liebte doch bloß Marian.

„Ich habe noch nie so ein schönes Kleid besessen.“, verriet sie ihm und sah noch einmal in den Spiegel, um sich davon zu überzeugen, dass das nicht bloß eine Einbildung war.

Ihre Freude darüber konnte gar nicht geschmälert werden.

Sie fühlte sich sehr wohl in dem weichen, edlen Stoff, der sich an ihre Haut schmiegte.

Er trat etwas näher an sie heran.

„Wenn ich in zwei Tagen wieder in Nottingham bin, werde ich dir noch eins kaufen.“, versprach er ihr und sah auf sie herab.

Sie war kleiner als Marian und hatte etwas weiblichere Rundungen, die durch das neue Kleid sehr gut betont wurden.

Ihre Augen trafen seine und sie hob eine Augenbraue hoch.

„Aber, Sir... Dann muss ich mich ja irgendwann auch mal bei Euch revanchieren.“, gab sie zurück und kam ebenfalls näher.

Seine schmalen Lippen hatten etwas unglaublich anziehendes an sich und sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn seine schwarzen Bartstoppel überall über ihre Haut kratzen würden und seine großen Hände sie berühren würden, als wäre sie ein Schatz, den man behüten müsste.

Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder.

Er würde sich doch nie auf sie einlassen.

Nicht ein so stolzer und hochgeschlossener Mann wie Sir Guy of Gisborne.

Niemals!

Sie war nur ein einfaches Dienstmädchen und dann war da noch Lady Marian, die ihr immer wieder in den Sinn kam.

Was, wenn sie irgendwann zurückkehren würde?

„Du könntest mit mir nach Nottingham kommen und dir etwas schönes auf dem Markt aussuchen. Das wäre dann Revanche genug.“, schlug er ihr vor und sie war nur noch fassungslos.

Er machte ihr diesen Vorschlag und befahl es ihr nicht?

„Ich komme mit... Unter einer Bedingung. Befehlt es mir, Sir Guy.“, hauchte sie verführerisch in sein Ohr und er erschauderte.

„Ich befehle es dir.“, japste er und schnappte nach Luft, als ihr Atem seinen Hals streifte.

Es machte ihn an, ihr etwas zu befehlen, das musste er zugeben.

Aber ihm wurde augenblicklich klar, dass es falsch war ihr so zu erliegen und er verlangte von ihr, dass sie ihm nachher ein Flakon Wein bringen sollte, um sie stehen zu lassen.

Enttäuscht blickte sie ihm mit großen Augen nach.

Doch die Tatsache, dass sie auf ihrem Ritt nach Nottingham hinter ihm auf dem Pferd sitzen durfte, beschwichtigte sie.

Sie drückte sich extra nah an ihn und er zuckte zusammen, als er ihren Busen an seinem Rücken spürte.

Ihre Hände, die sich von hinten an seine Brust schmiegten und halt bei ihm suchten, waren warm.

Das konnte er selbst durch das Leder seiner Kleidung wahrnehmen.
 

Mit einem rauschenden Geräusch füllte sie das heiße Wasser in die Wanne und kontrollierte die Temperatur.

Die Türe wurde hinter ihr geöffnet und sie blickte hinüber.

Guy trat in sein Zimmer ein und sah erschöpft aus.

Er hatte noch lange mit dem Sheriff geredet.

Bereits nach ihrer Ankunft am Vormittag hatte er den Ritter zu sich geordert, um etwas mit ihm zu besprechen.

Alyssa hatte sich währenddessen darum gekümmert, dass alles vorbereitet war, wenn er sich in sein Gemach zurückziehen wollte.

Sie trug ein neues Kleid, dass er ihr zukommen hatte lassen.

Rote Seide und heller Tüll.

Sie hatte wirklich ein schlechtes Gewissen verspürt, als sie es angezogen hatte, aber es fühlte sich einfach wundervoll an.

Er taxierte sie und lächelte, um dann hinter den Paravent zu verschwinden, hinter dem die Wanne stand, um in Ruhe ein Bad nehmen zu können.

Sie beschäftigte sich währenddessen damit, ihm sein Abendessen zu servieren.

Diesmal würden sie wohl länger in Nottingham bleiben.

Es gab angeblich sehr wichtige Angelegenheiten, die geklärt werden mussten.

„Der Sheriff trägt mir immer noch nach, dass ich deine Hinrichtung verhindert habe. Er sagt, ich schulde ihm eine Hängung.“, erzählte er ihr und seufzte wohlig.

Sie biss sich auf die Unterlippe.

Was würde sie sehen, wenn sie nun einfach zu ihm gehen würde?

Sein Körper musste muskulös sein und er musste unglaublich attraktiv aussehen, wenn das Wasser über seine Haut perlte.

Wenn es von der Spitze seiner markanten Nase tropfte, die sie so sehr mochte.

„Alyssa?“, riss er sie wieder aus diesen lustvollen Gedanken und sie versuchte schnell, sich daran zu erinnern, worüber er gerade geredet hatte, was ihr auch gelang.

„Ich wusste nicht, dass der Sheriff eine Frau ist. Ich dachte immer, nur eine Frau könnte so zickig sein.“, witzelte sie, was ihm ein Lachen entlockte.

Ein unglaublich entzückendes Lachen, dass sie gern hörte und wofür sie alles gab, es von ihm abzuringen.

„Darf ich Euch etwas fragen, Sir?“, erkundigte sie sich vorsichtig und hörte, wie er sich in der Wanne bewegte.

„Nur zu, Alyssa.“, forderte er sie auf und war gespannt, was sie von ihm wissen wollte.

„Warum heißt es eigentlich Locksley Manor und nicht Gisborne?“, fragte sie und er verstummte für eine Minute vollkommen.

Selbst das Plätschern des Wassers war nicht mehr zu hören.

Ihr wurde bewusst, was sie da gefragt hatte und sie hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt.

„Entschuldigt... Es war dumm von mir...“, wollte sie sich entschuldigen, doch da unterbrach er sie.

„Locksley gehörte einmal Robin Hood, bevor er zum Outlaw wurde und somit seinen Besitzanspruch verlor. Da ich, nach dem Sheriff, der zweite in der Befehlsfolge bin, bin ich nun für Locksley Manor verantwortlich.“, erklärte er ihr.

„Hat Eure Familie denn keinen eigenen Besitz, den ihr beschützen müsst?“, harkte sie nach.

Sie vernahm, dass er aus der Wanne stieg und sich abtrocknete.

„Mein Vater diente einst unter King Richard und zog mit ihm in seine Kreuzzüge. Doch eines Tages, erwies er sich als unwürdig und verlor dadurch sein ganzes Land und seinen Ruhm. Er brachte uns nach Frankreich, wo wir sicher waren vor King Richards Soldaten.“, klärte er sie auf und kam hinter dem Paravent hervor.

Er trug nun wieder eine Hose und ein schwarzes Hemd.

Schwarz war die einzige Farbe, die er trug.

Zumindest hatte sie ihn noch nie in etwas anderem gesehen.

„Was hat Euer Vater getan?“, brachte sie hervor und er sah wieder auf sie herab.

„Er hat das größte Verbrechen begangen, dass ein Mann begehen kann. Weißt du, was das ist, Alyssa?“, stellte er nun ihr eine Frage und sie musterte verwirrt sein Gesicht.

Warum wollte er das nun von ihr wissen?

„Mord.“, versuchte sie es, doch er schüttelte den Kopf.

Seine Gesichtszüge verhärteten sich.

„Verrat.“, deckte er die richtige Lösung auf und sie sah ihn noch perplexer an.

Sein Vater hatte es wirklich gewagt King Richard zu verraten?

Bedrückt wandte er den Blick von ihr ab.

„Warum seid Ihr dann trotzdem Ritter geworden, Sir?“, hörte er sie und schluckte.

Sie war klug.

Eigentlich hätte er nie Ritter werden können, da sein Vater ein Verräter der Krone gewesen war.

Niemand hätte ihn ausgebildet.

„Ich war bereit einiges dafür zu opfern.“, raunte er ihr zu und sie wirkte nachdenklich.

Blaue Augen zuckten unruhig hin und her und sie schien etwas erwidern zu wollen.

„Lady Marian? Musstet Ihr sie opfern?“, traute sie sich schließlich und wartete darauf, dass er wütend auf sie werden würde.

Doch stattdessen wurde er traurig und wandte sich von ihr ab.

„Woher weißt du von ihr?“, verlangte er zu wissen und sie stieg von einem Fuß auf den anderen.

„Dienstmägde reden... Warum hat sie Euch verlassen?“, ließ sie nicht locker.

Er schien vielleicht nicht mit ihr darüber reden zu wollen.

Vielleicht würde es ihm aber auch gut tun, sich diesen Verlust von der Seele zu reden.

„Sie hat mich nie wirklich verlassen. Sie hat mich verraten... Dabei liebte ich sie mehr, als alles andere. Aber sie ließ mich vor dem Altar stehen, floh in die Arme dieses Gesetzlosen und spielte mit meinen Gefühlen.“, erinnerte er sich schmerzlich und beinahe konnte er die Tränen nicht zurückhalten.

Seine geliebte Marian.

„Alles für Robin Hood.“, schlussfolgerte sie und er nickte langsam.

Die Bediensteten mussten ja ziemlich tratschen, wenn sie so gut informiert war.

„Ja, und als sie mir ins Gesicht sagte, dass sie lieber sterben würde, als mich je zu heiraten, tötete ich sie dafür.“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was ihr den Atem raubte.

Er hatte sie getötet?

Die Frau, die er angeblich so sehr geliebt hatte?

Beide schwiegen und sie wurde sauer auf diese Marian.

Wie herzlos war jemand, der einen Menschen, der wirkliche Liebe für einen empfand, so etwas ins Gesicht schmetterte?

„Sie muss ja sehr töricht gewesen sein, wenn sie Euch für einen Outlaw verlassen hat. Sie hat es nicht anders verdient.“, machte sie die Feststellung, was ihm allerdings gar nicht gefiel.

Schneller, als sie zusammenzucken konnte, hatte er sie gepackt und drückte grob ihr Handgelenk.

Sein Gesicht war wutverzerrt und sie bemerkte, wie viel bösartige Spannung in der Luft lag.

„Ich habe sie geliebt. Ich liebe sie immer noch... Also rede nicht so von ihr.“, zischte er und war kurz vorm Platzen, doch sie ließ sich keineswegs einschüchtern.

„Dann seid Ihr genauso töricht.“, flüsterte sie und schon schlug er zu.

So fest, dass sie sich herumdrehte und zu Boden ging.

Als sie sich aufrappelte, sah er geschockt auf sie hinab.

Tränen bildeten sich in ihren schönen Augen und sie ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Wütend warf er sein Essen mit einer wischenden Bewegung vom Tisch, sodass sich alles mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf dem Fußboden ausbreitete.
 

Nach einer Stunde tat ihm das Ganze allerdings schon wieder leid.

Er hatte sie nicht schlagen wollen.

Ihre Worte hatten ihn nur so unglaublich wütend gemacht.

Hätte sie nicht so von Marian geredet, dann wäre das nicht passiert.

Aber irgendwie hatte sie auch Recht.

Marian war es gewesen, die ihn betrogen und belogen hatte und sie hatte ihn provoziert ihr sein Schwert in die Brust zu rammen.

Er schüttelte den Gedanken ab.

Nein, er durfte nicht so von ihr denken.

Sie war so liebenswürdig gewesen und er hatte sie eiskalt umgebracht.

Er war der schlechte Mensch.

Das Monster.

Und jeden Tag, den er damit leben musste, sie getötet zu haben, wurde er zu einem schlechteren.

Jetzt schlug er schon wehrlose Frauen.

Dabei hatte er sich immer gesagt, dass er nicht wie die anderen Männer werden wollte.

Entschlossen betrat er ihr Zimmer.

Die Kerzen brannten nicht und als er sie anzündete, musste er feststellen, dass der Raum leer war.

Das Bett war unberührt.

Aber ihre Sachen, die wenigen, die sie hatte, fehlten.

Er ahnte sofort, dass sie weggelaufen sein musste.

Das war alles seine Schuld!

Hätte er sie nicht so heftig geschlagen, hätte sie sich nicht so klammheimlich rausgeschlichen.

Sofort rannte er los und trommelte einen Suchtrupp zusammen, auch wenn er dafür nur noch mehr Verachtung vom Sheriff erntete, der nicht verstehen konnte, wie er nach einem Dienstmädchen suchen lassen konnte.

Die waren doch nichts wert.

Aber er fühlte sich dazu verpflichtet sie unversehrt zurück nach Nottingham Castle zu bringen.

Auf seinem schwarzen Hengst führte er einen Trupp von zwei Dutzend Mann an, die in alle Richtungen ausschwärmte, um nach der jungen Frau zu suchen, bevor ihr etwas ernsthaftes zustoßen konnte.

Wenn es nicht schon längst zu spät war.

Lucky Gold

Die Geräusche einer Eule ließen sie erschrocken aufhorchen.

Sie lief jetzt schon etwas mehr als zwei Stunden im Dunkeln durch den Sherwood Forest.

Es war so dunkel, dass sie noch nicht mal ihre eigenen Schritte sehen konnte.

Geschweige denn irgendwelche Unebenheiten auf dem Waldboden.

Als das Heulen eines Wolfes ertönte, riss sie entsetzt die Augen auf und zog die Kapuze ihres Umhangs etwas tiefer.

Was machte sie denn bloß hier?

Sie war vollkommen durchgefroren und von ihrer Angst wollte sie gar nicht erst anfangen.

Aber dann fiel ihr wieder der Grund für ihren Ausriss ein.

Sie strich sich über die schmerzende Wange, die wahrscheinlich schon blau geworden war.

Dumm konnte man sie nennen, dafür, dass sie geglaubt hatte, dass es bei Gisborne anders werden würde, als bei dem Zuhälter und Lord Gilbert.

Hoffnung war in ihr aufgekommen, nachdem er sie gerettet hatte, doch die war nun vollkommen zerstört.

Männer waren alle gleich.

Und sie war eine einfache Dirne, die man nie als etwas anderes sehen würde.

Auch, wenn sie sich irgendwie, tief in ihrem Inneren, an ein besseres Leben erinnern wollte.

Immer wieder waren ihr diese Fetzen von reichen und guten Land in ihren Träumen erschienen.

Sie hatte sich schon immer so gefühlt, als ob sie irgendwo anders hingehörte.

Sie war keine Dirne und kein Dienstmädchen.

Nicht von Geburt an, dass konnte sie tief in ihrem Inneren spüren.

Und die Träume, die sie hatten, belegten ihre Ahnungen nur.

Doch wie sollte sie irgendjemanden beweisen, dass sie jemand anders war, als das, was alle dachten, dass sie sei?

Und was war sie dann überhaupt?

Von ihren Gedanken abgelenkt, achtete sie nicht mehr auf ihren Weg und rutschte auf einer, vom Regen ziemlich rutschigen, Wurzel aus.

Sie fiel hin und landete dabei so heftig auf ihrem Steißbein, dass sie am liebsten aufgeschrieen hätte.

Pein rannte durch ihr Rückrad und ließ sie aufkeuchen.

Doch der Schmerz wurde von einem Rascheln unterbrochen, dass von den Büschen, vor ihr kam.

Sie versuchte die Gestalt zu erkennen, die langsam auf sie zutrat.

Aber es handelte sich dabei um kein menschliches Wesen.

Es war nur ein riesiger, vierbeiniger Schatten zu erkennen und sie dachte zuerst, es sei ein Wolf.

Als jedoch das tiefe Grunzen ertönte, wusste sie sofort, dass es sich um ein Wildschwein handelte.

Ein riesiger Eber war es und er hatte anscheinend schon ihre Witterung aufgenommen, wodurch er sich sehr bedroht fühlte.

Alyssa merkte sofort, dass sie etwas tun musste, sonst würde das Treffen tödlich enden.

Und das nicht für das Schwein.

Der Eber war wahrscheinlich vier mal so schwer wie sie und würde sie mit Leichtigkeit zermalmen.

Blitzschnell begab sie sich wieder auf ihre Füße und rannte, was das Zeug hielt.

Zu ihrem Glück fand sie einen Baum, an dem sie sich geschickt hinaufhangelte.

Damit würde sie zumindest außer Reichweite der Hauer sein.

Aber sie konnte sich wahrscheinlich auf eine lange Zeit einstellen, die sie auf diesem Baum verbringen würde, denn Wildschweine waren sehr hartnäckig.

Und tatsächlich blieb das Schwein beinahe eine Stunde unter ihrem Versteck und grunzte sie bösartig an.

Sie sah in der Finsternis nur die leuchtenden Augen und hörte sein Stapfen im Matsch.

Schließlich gab es sich geschlagen und verschwand wieder im Dickicht.

Aber sie musste feststellen, dass sie nicht mehr allein von dem Baum herunterkam.

Die Rinde war so rutschig und sie vollkommen entkräftet, sodass sie es sein ließ, bevor sie stürzen würde.

Na toll, jetzt konnte sie noch nicht mal zu Gisborne zurückkehren, hätte sie das gewollt.

Verzweifelt kamen ihr die Tränen.

Warum war immer alles, was sie tat, falsch?

Konnte sie nicht einmal eine richtige Entscheidung treffen?

Sie umklammerte ihren kalten Körper und weinte bitter.

Sie würde nie hier runterkommen.
 

Doch ihre Stoßgebete, die sie gen Himmel sendete, wurden rasch erhört, denn vom Weiten konnte sie Hufschläge vernehmen, die sich näherten.

Jemand rief nach ihr und das Licht von Fackeln drang durch das Geäst der alten Bäume.

Es hörte sich wie Sir Guy an, doch da war sie sich nicht ganz sicher.

Sie lachte erleichtert auf, weinte allerdings weiter, diesmal aber aus Freude.

„Hilfe! Hier oben auf dem Baum! Hilfe!“, rief sie und Pferde und Reiter wurden sichtbar.

Es waren wirklich Guy und seine Soldaten.

Er stieg von seinem imposanten Hengst und blickte hinauf.

„Alyssa? Komm da runter!“, antwortete er ihren Rufen und hatte sie in den Ästen ausfindig gemacht.

„Ich kann nicht!“, entgegnete sie, was ihn einen Augenblick lang verwirrte.

Warum konnte sie nicht mehr herunterkommen?

Sie war ja wohl auch alleine dort hochgeklettert.

Doch schließlich kletterte er selbst hinauf, um sie herunterzuholen.

Als er bei ihr ankam, sah sie ihn verstört an, denn sie erwartete erneute Schläge.

Seine Augen jedoch waren sanft und voller Reue,

„Kommst du wieder mit mir nach Nottingham?“, wollte er liebevoll wissen und versuchte sie zu berühren, doch sie wich vor ihm zurück.

„Ihr habt mich geschlagen. Wie Lord Gilbert und wie der Bordellbesitzer.“, warf sie mit zittriger Stimme ein und ihr Blick wich seinem aus.

Seine Hand griff nach ihrer und sie konnte sich nicht davon befreien.

Es war wie ein elektrischer Stoß, der sie erfasste.

„Ich schwöre dir, dass es nie wieder vorkommen wird, Alyssa. Ich werde dir nie wieder wehtun. Bei meinem König und bei Gott.“, versprach er ihr und sie wusste erst nicht, ob sie ihm das glauben sollte.

Aber sie vertraute ihm irgendwie.

Seine hellblauen Augen zeigten, dass es ihm sehr leid tat und dass er sich am liebsten selbst dafür gegeißelt hätte.

Er spürte an ihren Händen, dass sie vollkommen unterkühlt sein musste.

Und das alles nur, weil er sich nicht hatte beherrschen können.

Sie sah ihm mit einem verzeihenden Blick an und klammerte sich dann an seine Schultern, weinend und sodass er mit ihr auf dem Rücken den Baum wieder absteigen konnte.

Dann setzte er sie auf seinen schwarzen Hengst, genau vor sich, um sie mit einer Hand festhalten zu können, legte eine Decke um sie und befahl den Heimritt.

Sie fühlte sich in seinem Schutz geborgen und merkte, wie seine Wärme in sie überging.

Es war ein schönes Gefühl so behütet zu werden.

Niemand hatte sie je zuvor beschützend in den Armen gehalten.

Schon gar nicht ein Mann, wie Guy.

Was sie allerdings nicht bemerkten war, dass sie dabei von elf Augenpaaren beobachtet wurden, die ihnen misstrauisch nachsahen.
 

„Ihr habt nach mir verlangt, Sir?“, betrat sie am nächsten Morgen sein Zimmer und schloss sorgsam die Türe.

Es war gerade mal die Sonne aufgegangen und sie hätte lieber noch etwas geschlafen.

Aber die Pflicht hatte sie gerufen.

Er hatte sie gerufen.

Also hatte sie sich schnell gewaschen und angekleidet.

Nun stand er vor ihr, bereits in voller Ledermontur, und lächelte sanft.

„Ja, ich habe eine Überraschung für dich. Etwas ganz besonderes...“, verriet er ihr und seine Augen blitzten geheimnisvoller als das Mondlicht.

Sie sah ihn skeptisch an.

Ein Geschenk?

Für sie?

„Sir, ich... Das ist doch nicht...“, wollte sie ablehnen, aber er ließ keine Ausrede gelten.

„Nein, Alyssa. Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man jemanden, den man Unrecht getan hat, ein Geschenk machen soll, damit einem verziehen wird. Ich hab dir gestern Abend Unrecht getan und dafür möchte ich mich nochmals entschuldigen. Bitte, nehme mein Geschenk an.“, bat er sie und ihr fiel auf, dass er in seiner Hand einen Streifen Stoff hielt.

„Ich hoffe nur, dass es nicht noch ein Kleid ist. Mein kleiner Schrank quillt bereits über.“, witzelte sie und er lachte, kopfschüttelnd.

Obwohl er ihr noch mehr Kleider schenken wollte.

So viele, dass sie nicht mehr wusste, welches sie anziehen sollte.

„Diesmal ist es etwas anderes... Aber du darfst nicht flunkern.“, forderte er von ihr, strich noch einmal mit einer seiner behandschuhten Hände und einem bitteren Blick über ihre geschundene Wange und drehte sie behutsam mit dem Rücken zu sich, damit er ihr die Augen verbinden konnte.

Sie kicherte amüsiert, ließ sich aber auf sein Spiel ein.

Dann führte er sie den Gang hinunter und die Treppen hinab.

Während dieses Spaziergangs hielt sie sich an seiner Hand fest, die sie koordinierte.

Er mochte das Gefühl, dass ihm vermittelte, dass sie Halt bei ihm suchte.

Auch, wenn es nur daran lag, dass sie nichts sehen konnte.

Gebraucht zu werden, ohne damit verbundene Verpflichtungen zu haben, tat ihm gut.
 

Sie kamen in den Hof, was sie daran bemerkte, dass ein leichter Wind ging.

Die Böen erfassten ihr schwarzes Haar.

Außerdem war der Boden weicher.

Dann nahm er ihr die Binde von den Augen und genau vor ihr stand das Geschenk.

Sie konnte es kaum glauben, als sie es sah.

Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

„Sie ist wunderschön.“, brachte sie bloß hervor und traute sich nicht näher an die kleine goldfarbene Stute.

Es war ein sehr edles Pferd, mit großen, dunklen Augen und feinen Nüstern, die sich weiteten, als sie Alyssas Geruch aufgenommen hatte.

Sie hob etwas nervös den ausdrucksvollen Kopf und tänzelte auf ihren dünnen, elastischen Beinen hin und her.

Ihr Fell glänzte wie Goldmünzen und ihr Schweif und die Mähne wirkten wie gewobene Seide mit der Farbe von Sand.

Alyssa warf einen Blick auf Gisborne, der ihr mit einem Nicken vermittelte, dass sie ruhig näher an das Tier rantreten dürfte.

Und das ließ sie sich nicht zweimal sagen.

Ihre Hand griff nach dem weichen Maul der Stute, die erst etwas zurückschreckte, sich dann aber berühren ließ.

Sie schnaubte und stupste dann die Hand der Frau an, auf der Suche nach etwas essbaren.

Ihr Fell war so weich wie samt.

„Sie heißt Dawn, weil ihr Fell so hell ist, wie der anbrechende Tag.“, klärte Guy sie auf und sie wurde durch seine dunkle Stimme aus ihrer Faszination gerissen.

Lächeln wandte sie sich zu ihm um und konnte ihre Freude nicht mehr verbergen.

„Sir... Ich weiß nicht, was ich sagen soll... Ich kann dieses Geschenk unmöglich annehmen.“, brabbelte sie drauf los und errötete stark.

„Warum nicht?“, erkundigte er sich und Falten bildeten sich zwischen seinen perfekten Augenbrauen.

Ihr Blick wanderte wieder auf das kleine Pferd.

„Ich bin doch nur eine Dienstmagd und die Kosten, die ihr tragen müsst... Sie muss sehr viel gekostet haben und das Futter...“, versuchte sie ihm klarzumachen, dass sie ein schlechtes Gewissen bei der ganzen Sache hatte.

„Das lass mal meine Sorge sein, Alyssa. Ich möchte sie dir schenken, weil es mich glücklich macht, wenn du glücklich bist.“, erwiderte er und sie wusste, dass er es ernst meinte.

Schamröte stieg ihr noch höher ins Gesicht, während sich ihr Blick zu Boden senkte.

Er griff zärtlich unter ihr Kinn, sodass sie gezwungen war ihn anzusehen.

„Mach mich glücklich... Bitte.“, hauchte er ihr zu und sie schmunzelte.

Er war wirklich mehr als anziehend, wenn er so liebevoll war.

Das war unglaublich sexy und sie war gewollt ihn an sich zu ziehen und sich auf eine besondere Art und Weise zu bedanken.

„Gut... Wie Ihr wollt, Sir.“, gab sie nach und ging auf Zehenspitzen, um ihn einen Kuss auf die Wange zu drücken.

Erschrocken errötete er so stark, dass ihm schwindelig wurde.

Doch schnell fasste er sich wieder und hob sie auf die Goldstute, die wieder aufgeregt tippelte.

Als Alyssa sie allerdings zu einen flotten Trab antrieb und sogar in den Galopp wechselte, wurde sie ruhiger und Frau und Pferd ergaben ein harmonisches Bild.

Er sah ihnen hingerissen zu und lehnte sich dabei gegen die Mauern Nottingham Castles.

„Ah, herrlich. Sie ist wirklich eine Augenweide. Trotz blauer Wange sieht sie wie eine Prinzessin aus. Nicht wahr, Gisborne? Wollt Ihr sie mir nicht mal ausleihen?“, begrüßte der Sheriff ihn und verpasste ihm damit beinahe einen Herzinfarkt.

Musste der sich so anschleichen?

„Sie ist eine Frau und kein Gegenstand, my Lord.“, erinnerte der Ritter den Älteren, doch der lachte nur darüber.

„Sie ist eine Dirne, Gisborne. Habt Ihr das vergessen?“, konterte dieser allerdings und sein goldener Eckzahn glänzte zwischen seinen Lippen.

„Es ist doch nur für eine Nacht. Ich werde ihr auch bestimmt nicht weh tun. Nicht sehr...“, versprach er, womit er bei Guy einen Punkt traf, den er besser nicht getroffen hätte.

Der Ritter packte den anderen Mann am Kragen und stieß ihn gegen die Mauern von Nottingham Castle.

„Ihr werdet sie nicht anrühren. Solltet Ihr je auch nur ein einziges Haar von ihr krümmen, werde ich Euch umbringen.“, zischte er ihm zu und eine Augenbraue zuckte zornig.

Aber dem Sheriff schien das nicht zu interessieren.

Er lachte nur höhnisch.

„Oh, mein lieber Gisborne... Erst die kleine, unscheinbare Marian und jetzt dieses feurige Dienstmädchen? Ihr lasst Euch ja wirklich nicht lumpen.“, provozierte er ihn und Guy war kurz davor, ihm eine zu verpassen.

Alyssa, die, wie auch alle anderen mitbekommen hatte, dass zwischen den Beiden Streit war, hielt ihr Pferd an und stieg ab.

„Wollt Ihr sie auch umbringen, wenn sie Euch nicht lieben kann? Wenn sie Euch so enttäuscht, wie Lady Marian und mit Hood durchbrennt?“, wisperte der Sheriff und Gisborne drückte ihn dafür noch näher an das Gemäuer.

„Hört auf! Lasst Marian aus dem Spiel!“, verlangte er mit bebender Stimme und auch seine Fäuste zitterten.

„Und lasst sie in Ruhe.“, forderte er und meinte damit seine Dienstmagd.

„Ha! Die Frauen, Gisborne, die Frauen. Die sind wie Lepra, wisst Ihr? Nehmen einen ehrlichen Mann Stück für Stück auseinander und lassen nichts übrig. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Ihr aus Euren Fehlern lernt.“, entgegnete der Ältere und Gisborne hatte keine Lust mehr dem Ganzen zuhören zu müssen.

Er ließ ihn so abrupt los, dass er sich gerade noch an der Wand festhalten konnte, um nicht umzufallen.

Dann marschierte der junge Mann wortlos davon, den strammen Gang eines Soldaten beibehaltend.

Alyssas verwirrte blaue Augen folgten ihm und sie konnte erahnen, dass der Sheriff ihn zur Weißglut getrieben hatte.

Das konnte der Sheriff sehr gut.

Die Menschen, die alles für ihn taten, was er verlangte, mit Füßen treten und ihnen dabei noch lachend ins Gesicht sehen.

Sie musste sich unbedingt um ihn kümmern.

Vielleicht wollte er ja mit ihr darüber reden, so wie er mit ihr schon über einiges geredet hatte.

Sie warf einen Stallburschen die Zügel ihrer Stute zu und lief hinter Guy her, der schon nicht mehr sichtbar war.

„Wartet, Sir!“, rief sie ihm nach und war ebenfalls verschwunden.

Das verachtende Gelächter des Sheriffs hallte noch in ihren Ohren nach.

„Ja, lauf ihm nur nach, Mädchen. Ich bin mir sicher, die Gesellschaft einer Hure, wird ihm aufmuntern.“, schrie er ihr nach, doch das ignorierte sie stoisch.
 

Isabella, die oben an ihrem Fenster gestanden hatte und alles beobachtet hatte, lächelte sanft.

Er hatte ihr also ein so teures Geschenk gemacht?

Wenn da mal nicht mehr war.

Guy war doch sonst nie der Mensch, der an andere dachte.

Er hatte immer nur an sich gedacht.

Selbst bei ihr, seiner eigenen Schwester, hatte er damals keine Ausnahme gemacht.

Aber für Alyssa nahm er solche Kosten auf sich?

Er musste sich in diese Frau verliebt haben.

Und wie er sich in sie verguckt haben musste.

Sie kannte das Verhalten von Männern, wenn sie einer Lady den Hof machten.

Sie verhielten sich nicht wie sonst, sondern genau gegenteilig.

Guy bildete da sicherlich keine Ausnahme.

Anders konnte sie sich das außerdem nicht erklären.

Wahrscheinlich war er nur zu stur und noch so in Trauer um Marian, dass er es sich einfach nicht eingestehen wollte.

Und vielleicht war es nun so weit, dass sie sich rächen konnte.

Alyssa war für Isabella dabei das perfekte Mittel zum Zweck.

Sie würde ihrem Bruder all die Jahre heimzahlen, die er sie allein und hilflos in der Tyrannei ihres Ehemannes gelassen hatte.

Swords and other Toys

Sie war schon an seinem Zimmer angekommen, da ertönte lautes Geklirre und Fluchen.

Besorgt riss sie die geschlossene Tür auf und wäre beinahe in die Scherben einer Vase getreten.

Er musste sehr wütend sein.

„Sir... Der Sheriff...“, wollte sie das Thema ansprechen, bekam allerdings eine kräftige Antwort, die seine Meinung deutlich vertrat.

„Der Sheriff soll zur Hölle fahren! Dieser verdammte Mistkerl!“, schrie er und packte unerwartet, den recht schweren Eichentisch, an dem er sonst frühstückte, um ihn einmal quer durch den Raum zu schleudern.

Alyssa suchte in einer Nische zwischen Schrank und Wand Schutz vor dem heranfliegenden Mobiliar.

Sie öffnete erst wieder die Augen, nachdem der Tisch zum Erliegen gekommen war.

Ihr Blick wanderte zu Guy, der mit frustrierten Schnauben die Faust gegen die Wand stieß.

Dann wandte er sich zu ihr um und schluckte.

Es sah beinahe so aus, als ob er bald weinen würde.

Doch diese Blöße würde er sich vor einem Dienstmädchen nicht geben, da war sie sich sehr sicher.

„Es tut mir leid, Alyssa. Ich wollte nicht... Es ist nur...“, versuchte er ihr seine momentane Gefühlslage verständlich zu machen, doch sie nickte nur abwinkend und ging auf ihn zu.

„Ihr seid sauer... Das ist doch ganz normal. Nichts, wofür Ihr Euch rechtfertigen müsst.“, erwiderte sie und nahm seine linke Hand in ihre.

Ein Splitter steckte in der Handfläche und die Verletzung blutete ziemlich stark.

Behutsam zog die ihn raus, was den Ritter zusammenzucken ließ.

Dann wickelte sie ein sauberes, in Salbe getränktes, Leinentuch um seine Hand und faltete seine Finger über die Stelle, damit diese Druck ausüben konnten.

„Danke...“, hauchte er und sah ihr dabei von oben herab in die Augen.

Sie hielt immer noch seine Hand fest und spiegelte seinen Blick wieder.

Als ihnen jedoch bewusst wurde, in was für einer Situation sie sich befanden, wandten sie ihre Blicke ab und schämten sich bis ins Purpurrote.

„Ich hab gehört, wie der Sheriff sagte, dass Ihr mich... Genau, wie sie...“, meinte sie dann stammelnd und wusste nicht, wie sie sich richtig ausdrücken sollte, ohne ihn erneut wütend zu machen.

Er wusste sofort, worauf sie hinauswollte und schüttelte hastig mit dem Kopf.

„Nein, du darfst ihm nicht glauben.“, verlangte er von ihr und sie stockte mit den Antworten.

„Das tue ich nicht, Sir. Aber ich möchte Euch gerne glauben.“, brachte sie hervor und sah ihn mit forschendem Blick an.

Sie wollte ihm glauben, dass sie nicht wie Marian enden würde, wenn sie bei ihm blieb.

„Das kannst du.“, versicherte er ihr und sie wandte sich von ihm ab, um darüber nachzudenken.

„Ihr müsst sie sehr geliebt haben... Ich würde alles dafür tun, um von einem Mann so sehr geliebt zu werden.“, bedachte sie und Traurigkeit machte sich in ihrer zerbrechlichwirkenden Stimme Luft.

Ein Lächeln huschte über seine schmalen, ausdrucksstarken Lippen.

„Irgendwann wird jemand kommen, der erkennt, dass du eine wundervolle junge Frau bist.“, schwor er ihr und griff sogleich wieder nach ihren Händen, die so klein waren, dass sie in seinen Fingern versanken.

Auch sie musste nun lächeln.

„Das hat ja anscheinend bereits einer... Ein Ritter in schimmernder Rüstung.“, munkelte sie und ging wieder auf Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.

Diesmal länger, als auf dem Hof.

Als sich ihre Lippen wieder von ihm trennten, ging sie und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr verdutzt nachzusehen.

Doch kurz nachdem Alyssa ihn verlassen hatte, tauchte Isabella im Türrahmen auf.

Ein hinterhältiges Schmunzeln lag in ihrem Gesicht.

„Sie scheint dich ja wirklich zu verändern, Bruder. Du bist neuerdings so temperamentvoll...“, bemerkte sie und stolzierte um ihn herum.

Was sagte sie da?

Das war doch überhaupt nicht wahr!

„Tut sie nicht, Isabella.“, stritt er diese Tatsache ab, die eigentlich selbst für ihn hätte offensichtlich sein müssen.

„Doch... Das tut sie. Du willst es nur nicht wahr haben, weil du noch an Marian hängst, Guy. Aber sie ist tot und daran wird sich nichts mehr ändern. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn Alyssa dich auf andere Gedanken bringt.“, spekulierte sie und blieb genau vor ihm stehen.

Der große, in Leder gekleidete, Mann, sah auf sie hinab.

Voller Wehmut.

„Nicht, Schwester. Red nicht weiter... Ich werde nie eine andere Frau so lieben können wie sie...“, gab er zurück und ließ sie allein in seinem Zimmer stehen.

Nie würde er Alyssa ansehen können, geschweige denn sie küssen können, ohne an Marian denken zu müssen.

Das wäre nicht fair und würde ihn nur weiter quälen.

Doch vermutlich hatte er sowieso nichts anderes verdient.

Seine Schwester starrte ihm nach.

Er konnte sich nicht verlieben?

Er war doch bereits dabei sich unwissentlich in diese Frau zu verlieben.
 

„Ach, und wenn ich Euch damit verletzen sollte?“, fragte Alyssa einen jungen Soldaten aus Gisbornes Armee und hielt sein Schwert in den Händen.

Er war nicht viel älter als sie selbst und hatte das Schlachtfeld bis jetzt wahrscheinlich nur vom Weiten gesehen.

Der Mann lachte.

„Das wirst du nicht. Und wenn doch... Dann kannst du mich ja gerne wieder gesund pflegen...“, kokettierte er mit ihr und entlockte ihr ein amüsiertes Kichern.

Ihr zierlicher Körper lehnte sich an seinen, von einem Kettenhemd bedeckten, Oberkörper und ihre Lippen waren seinen so nahe, dass es nur noch ein Zwinkern gewesen wäre und sie hätten sich geküsst.

„Wenn Ihr mir dafür beibringt mit einem Schwert umzugehen und Pfeil und Bogen zu benutzen... Ließe sich darüber bestimmt verhandeln.“, neckte sie ihn und er stöhnte auf.

Dieses Mädchen war wirklich atemberaubend.

Wenn sie nicht Sir Guy of Gisborne gehören würde, hätte er sich bereits genommen, was er wollte.

„Scher dich zum Teufel, Timett. Hast du nicht genug mit deinem Training zu tun?!“, erklang Gisbornes aufgebrachte Stimme und er kam die Treppen hinunter.

Er hatte beobachtet, dass Alyssa sich mit diesen Knaben von einem Soldaten abgab.

Der hatte doch noch nicht mal eine einzige Schlacht gewonnen.

„Jawohl, Sir.“, salutierte der Mann und marschierte dann davon.

Alyssa war etwas enttäuscht darüber und sah ihm sehnsüchtig nach.

Es war doch sonst so langweilig in Nottingham, wenn sie sich nicht wenigstens etwas von den Soldaten bespaßen lassen konnte.

Und wenn sie nur mit ihnen scherzte.

Als Guy sie fast erreicht hatte, huschte sie auch schleunigst davon.

Sie hatte ja immerhin noch genug andere Arbeiten zu erledigen.

Der Ritter musste sofort wieder an Lady Marian denken.

Sie war auch immer so gerne unter den Soldaten gewesen mit den Schwertern.

Und sie hatte ausgezeichnet mit Pfeil und Bogen umgehen können.

Ob Alyssa das wohl auch könnte?

Er war sich sicher, dass sie mit anderen Waffen wirklich sehr gut umgehen konnte.

Und sein Blick wanderte bei diesen Gedanken auf die Rundungen seines Dienstmädchens.

Wie würde sie sich wohl anfühlen?

Ob sie auch so leicht zu führen war, wie sein Schwert, oder sich eher ungestüm gebar, so wie sein schwarzer Hengst?

Er schüttelte sich.

Was dachte er denn nur?

Wollte er nicht Marian treu sein?
 

Sie brachte ihm am Abend sein Essen auf sein Zimmer.

Es roch nach Hähnchen und Kartoffeln, Rosmarin und anderen Gewürzen.

„Bleib bitte hier.“, forderte er sie auf, als sie schon wieder gehen wollte und sie nahm ihm gegenüber Platz.

Er liebte ihre Gesellschaft beim Essen.

„Wie gefällt dir die Stute?“, erkundigte er sich, denn heute Morgen erst hatte er sie wieder über den Hof reiten sehen.

Sie schenkte ihm ein wunderschönes Lächeln, dass ihn verzauberte.

„Sie ist einfach nur wundervoll... Ich weiß nicht, wie ich Euch je dafür danken kann, Sir.“, schwärmte sie und entlockte ihm damit ein Lachen.

Sie war niedlich.

Wie ein kleines Kind.

Dann wechselte er allerdings das Thema mit einem Mal.

„Dieser Soldat? Lloyd Timett? Was wollte er von dir? Hat sich so angehört, als ob es nichts Anständiges gewesen wäre.“, bedachte er die Situation vom Morgen und sie zog wissend beide Augenbrauen hoch.

War da etwa jemand eifersüchtig?

Und das ausgerechnet so ein hochgeschlossener Mann?

„Er hat mich nur etwas belustigt. Ich mag Soldaten... Wenn ich ein Junge wäre, wäre ich auch einer.“, klärte sie ihn auf und lehnte sich etwas zu ihm vor.

„Ich würde auch gerne lernen, wie man mit einem Schwert umgeht. Wisst Ihr... Ein Schwert ist elegant und kraftvoll und man kann mit einem Stoß töten... Muss ein aufregendes Gefühl sein, wenn man sich in einer Schlacht befindet.“, raunte sie ihm zu und ihre Augen betrachteten sein hübsches, nachdenkliches Gesicht, während sie auf ihrer Unterlippe kaute und dabei so verführerisch aussah, dass er sie am liebsten gepackt hätte, um sie auf sein Bett zu werfen.

Aber er riss sich wie immer zusammen.

„Lloyd Timett wäre da bestimmt kein guter Lehrer, Alyssa. Er ist ja noch ganz grün hinter den Ohren. Außerdem sollten Frauen nicht kämpfen. Die Männer sind dafür da, um sie zu beschützen. Frauen haben andere Aufgaben, die sie zu erledigen haben.“, vertrat er seine ziemlich chauvinistische Meinung.

Sie kam ihm noch näher und hing schon beinahe auf seinem Schoß.

„Ach, nein, Sir? Was sollten Frauen denn Eurer Meinung nach tun? Heiraten und Kinder bekommen? Diese hüten? Ihren Gatten auf eine Weise verführen, die ihm den Verstand raubt?“, murmelte sie in sein Ohr und ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern.

Ihre zarten Finger strichen über seinen Handrücken und er hätte am liebsten aufgestöhnt.

Was tat sie denn da?

Das durfte sie doch nicht!

Sein Gesicht lehnte sich näher zu ihr vor und damit sah sie ihre einmalige Chance.

Blitzschnell und flinker als ein Wiesel klaute sie sein großes Schwert aus der Scheide heraus, um es einmal zu schwingen und dann an seine Kehle zu halten.

Musternd blickte sie ihn an und er schluckte verwundert.

Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

„Vielleicht habt ihr nur Angst, dass ich Euch irgendwann im Kampf schlage, Sir.“, witzelte sie und er lachte ebenfalls, bevor er so schnell nach ihrem Arm griff, dass sie noch nicht mal mehr aufschreien konnte.

Er nahm ihr das Schwert ab und zog sie so nah zu sich, dass sie gegen seine Brust stieß.

Aufgeregt schlug ihr Herz gegen ihre Brust und wollte anscheinend hindurch brechen.

Sie zog seinen angenehmen, männlichen Geruch ein und ihre Knie wurden ihr weich.

„Du musst das Schwert so halten.“, erklärte er ihr, dass sie nicht mit zwei Händen zugreifen sollte, sondern mit einer und fließende Bewegungen durchführen sollte.

Dabei führte er ihre Hand in seiner und ihr Hintern rieb gegen sein Becken, was mit sofortiger Wirkung wieder eine Hitzewelle zwischen Beiden auslöste.

Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie er ihr in dieser Position mehr als nur ein Lachen abverlangen konnte.

In seinen Ohren hallte schon das Geräusch von Haut auf Haut wieder und ihr Flehen, ihr Betteln nach mehr, dass ihn rasend machen würde.

„Sir...“, flüsterte sie, als sie bemerkte, dass seine freie Hand ihr Kleid hochschob, sodass er ihren nackten Oberschenkel berührte.

Wie Seide.

Sie presste sich noch etwas mehr an ihn und bewegte die Hüfte aufreißend und bemerkte, dass er sich kaum merklich in ihrem Rhythmus mitbewegte.

Wollte er es nun endlich?

Sie würde ihm zeigen, dass sie nach ihm lechzte mit jeder Faser ihres Körpers.

Ihre Gesichter waren nun einander zugewandt und ihre Lippen waren bereits zu einem Kuss geöffnet.

Sie wusste er wollte es und er wusste das ebenfalls.

Und trotzdem zögerte er.

Als er plötzlich von ihr abließ, erstickte er die Flamme, die sich zu einem lodernden Feuer hätte entwickeln können und er bat sie mit verschreckter Stimme, sein Zimmer zu verlassen.

Enttäuscht ließ sie ihn allein und trollte sich zu einer anderen Aufgabe.

Was war nur los mit ihm?

Seufzend lehnte er sich mit der Stirn gegen die kalte Steinwand, um sein Gemüt etwas herunterzukühlen.

Beinahe hätte er seinen Gelüsten nachgegeben und er wusste, was es für einen Mann seines Standes bedeutete, wenn man sich nicht diszipliniert verhielt.

Man würde nie das erreichen, was man wollte.

Und er wollte doch noch so viel.
 

Alyssa hatte sich in die Bibliothek von Nottingham geschlichen, denn eigentlich war es dem Bediensteten nicht erlaubt dort hineinzugehen.

In dem Bordell in Norwich hatte man ihr Lesen und Schreiben beigebracht und sie liebte es in die Welten der Bücher zu versinken.

Dort drehte sich immer alles um Helden und wunderschöne Prinzessinnen, die sie retteten.

Die Männer waren stattlich und galant und wussten, wie man eine Frau behandeln musste.

Die Damen strahlten alles aus, was eine Frau haben sollte.

Schönheit, Eleganz, Intelligenz und Sinnlichkeit.

Manchmal träumte sie davon, sie wäre selbst eine dieser Ladies, die ihren Prinzen, ihren Retter, fanden und bis ans Ende ihrer Lebzeit glücklich miteinander waren.

Doch so etwas gab es nicht im wirklichen Leben.

Zumindest nicht für eine einfach Dienstmagd.

Doch heute interessierte sie sich für die alten Adelsgeschlechter.

Sie wollte mehr über Sir Guy of Gisborne herausfinden und vielleicht konnten ihr ein paar dicke Wälzer dabei helfen.

Also huschte sie an den Bibliothekar vorbei, der sowieso um diese späte Stunde schon an seinem Schreibtisch eingeschlafen war.

Sie durchwühlte sämtliche Regale und fand schließlich ein Buch, in dem alle adligen Familien Englands und Frankreichs aufgelistet waren.

Sie blätterte herum, doch zu ihrer Enttäuschung stand dort nichts über den Ritter, was er ihr nicht schon selbst erzählt hatte.

Sie wollte gerade das Buch zuklappen und wieder zurücklegen, da fiel ihr ein Wappen besonders auf.

Es war hellblau und mit einer weißen Diagonalen durch die Mitte, seitlich davon je ein goldener Streifen.

Und es waren insgesamt sechs goldene Löwen auf der blauen Fläche zu sehen.

Man könnte meinen, dass es nicht besonderes war, aber sie stockte, als sie sich die Löwen genauer ansah.

Auf ihrer Schulter war genau derselbe Löwe in ihre Haut eingebrannt, sodass er sich von der übrigen Haut etwas dunkler abhob.

Woher sie das Zeichen hatte, hatte ihr nie jemand sagen können.

Der Bauer, bei dem sie in Caen gelebt hatte, der sie großgezogen hatte, wie seine eigene Tochter, hatte ihr erzählt, dass sie es schon immer gehabt hatte.

Doch nun war es in dem Buch abgebildet und es gehörte zu einer ziemlich bekannten Familie.

Es gehörte zu Henry de Bohun, Earl of Hereford, Lord High Constable von England, und somit ein Vertrauter des Königs.

Ihm gehörten die Güter Trowbridge in Wiltshire und Wheatenhurst in Glouchestershire.

Konnte es etwa sein, dass sie in irgendeiner Verbindung mit ihm stand?

Normalerweise wurden den Familienangehörigen des öfteren Brandzeichen verpasst, damit ein Erbschwindel ausgeschlossen werden konnte.

Doch Henry of Hereford hatte nur Söhne und die waren alle auf den Kreuzzügen im heiligen Land ums Leben gekommen.

Von einer Tochter war nie die Rede gewesen.

Aber aus irgendeinem ihr unerklärlichen Grund war ihr etwas flau im Magen, als sie das Buch wegpackte und die Bibliothek wieder leise verließ.

Sie huschte auf Zehenspitzen über die Gänge von Nottingham Castle, denn eigentlich dürfte sie gar nicht mehr unterwegs sein.

Alle schliefen bereits, bis auf die Soldaten, die die Stadt vor Angriffen bewahren sollten und sich wahrscheinlich ärgerten, dass sie auf dem Wachposten ausharren mussten, während alle anderen in ihren Betten lagen.

Alyssa war gerade an Guys Zimmer vorbeigeschlichen, da hörte sie Geräusche, die zu ihr hinausdrangen.

Es war ein Stöhnen und sie dachte mit errötetem Kopf, dass er vielleicht eine Frau bei sich haben könnte, doch das Klang nicht nach Lust, sondern nach Schmerz.

Sie entschloss sich also die Türe einen Spalt weit zu öffnen und hineinzuluken.

Das Mondlicht fiel genau auf sein Bett und er wandte sich, anscheinend in einem Alptraum.

Sein barer Oberkörper und sein Gesicht glänzten von den Schweißperlen, die sich gebildet hatten.

Schneller, als er ihren Namen hätte sagen können, war sie neben ihm und strich sanft über seinen Arm, was ihn zusammenzucken ließ.

„Sir Guy? Es ist alles gut. Ihr seid in Nottingham. Wacht auf.“, bat sie ihn und er packte sie auf einmal und riss sie auf sich.

Sie lag auf seinem Brustkorb und war kreidebleich geworden.

„Marian...“, wimmerte er.

Wie vom Schlag getroffen, erstarrte sie.

Er rief nach dieser Marian?

Sie war für ihn da und er wollte sie?

Das konnte und wollte sie nicht wirklich glauben.

Am liebsten wäre sie weggerannt, brachte es allerdings nicht übers Herz, also blieb sie so lange bei ihm, bis er sich beruhigt hatte und wieder friedlich schlummerte.

Aber ihre Ernüchterung über diese, man könnte sagen, Pleite, hing ihr noch eine ganze Weile auf dem Gemüt.
 

„Na, Kleine! Willst du mal einen richtigen Mann beim Training zusehen?“, rief ihr am nächsten Morgen einer der Soldaten zu und sie warf ihm ein Lächeln zu.

„Ich bezweifle, dass es hier einen richtigen Mann gibt.“, scherzte sie und ein Raunen ging durch die Gruppe der Männer, das in Gelächter endete.

Sie verschränkte die Arme und tippte skeptisch mit einem Fuß auf den Boden.

„Du könntest ja mal mit mir in die Besenkammer steigen, Alyssa. Dann kann ich dir zeigen, was für ein Mann ich bin.“, prahlte Lloyd Timett, der auch wieder mit von der Partie war.

Er war sofort wieder bei ihr und drückte sie mit verführerischem Blick an sich.

Sie schmunzelte und tätschelte seine Wange.

„Ich wette, meine Großmutter könnte Euch im Kampf besiegen.“, provozierte sie und er lachte amüsiert.

Sollte das ein Witz sein?

„Oh, du solltest deine Zunge hüten, sonst muss ich dir Manieren beibringen, süßes Kind. Du wirst mich um Gnade anbetteln müssen!“, warnte er sie und gab ihr einen kräftigen Klaps auf den Hintern, sodass sie aufquietschte.

Dann zog er sie wieder an sich.

„Ihr solltet Eure Zunge besser hüten. Wenn Sir Guy davon erfährt.“, mahnte sie ihn mit einem breiten Grinsen.

Er erwiderte.

„Sir Guy of Gisborne steht auf kleine Jungen, Alyssa. Er wird wohl nichts dagegen haben, wenn ich mich mit seiner Dienerin abgebe.“, warf er ein.

Wenn er nur wüsste, was sie wusste.

Doch als er Sir Guy erblickte, der gerade zum morgendlichen Training erschien und seine Soldaten heute eigentlich mal etwas schonen wollte, ließ er sofort von dem Dienstmädchen ab.

Guys Blick zeigte ihnen, dass er seine Meinung gerade geändert hatte.

„Timett! Ihr solltet lieber ein paar Liegestützen machen, anstatt Euch mit meiner Dienstmagd zu vergnügen! Wie wäre es mit hundert für den Anfang?“, brüllte er lautstark, sodass der Soldat vor ihm in die Knie ging und beinahe schon um Gnade winselte.

„Sir, mein Herr, es tut mir leid. Ich werde...“, wollte er sich verteidigen, wobei er wie ein Hund winselte.

„Sofort, Timett!“, schrie er sich beinahe die Kehle aus dem Hals und der Mann fing an Liegestütze zu machen.

„Und der Rest beginnt mit dem Schwerttraining.“, befahl er dann.

Als er sich zu Alyssa umwandte, konnte er sich bei ihrem belustigten Gesichtsausdruck ein Lachen nicht verkneifen.

„Willst du auch trainieren?“, wollte er dann von ihr wissen und sie sah ihn verwundert an.

Hatte er sie das gerade wirklich gefragt?

„Eh... Ja, Sir. Sehr gerne...“, stammelte sie und er reichte ihr seine Hand, die sie fest umfasste.

Er führte sie an eine Stelle, an der sie genug Platz hatten und reichte ihr ein recht dünnes, feines Schwert.

Sie nahm es und es fühlte sich federleicht in ihrer Hand an.

Der Griff war golden und mit Edelsteinen verziert.

„Sir?“, richtete sie sich verdutzt an ihn und er lächelte charmant.

„Noch eine kleine Aufmerksamkeit.“, klärte er sie auf und sie errötete.

Kleine Aufmerksamkeit?

Er nahm andauernd Unsummen an Kosten für sie auf sich und verlangte nicht gerade viel von ihr.

„Und jetzt sag nicht wieder, dass du das nicht annehmen kannst... Ich bestehe darauf.“, wehrte er jeglichen Widerspruch von ihr ab, bevor sie ihn aufbringen konnte.

Also schenkte sie ihm einfach nur ein Lächeln und machte ihn damit glücklicher, als sie es sich vorstellen konnte.

Sie begangen mit dem Training und er musste feststellen, dass sie besser war und schneller lernte, als er gedacht hatte.

Nach einiger Zeit gesellten sich selbst Gisbornes Männer dazu und beobachten sie beim Training.

„Die Kleine ist echt nicht schlecht.“, konnte man Timett hören.

„Aber, ob das auch so mit Pfeil und Bogen ist.“, erwiderte Guy, der schon etwas außer Puste geriet, während er ihre Hiebe abhalten musste.

Sie war ja so was von hartnäckig.

„Wollen wir es ausprobieren, Sir Guy of Gisborne?“, meinte sie lockend und stemmte neugierig die Hände in die Hüfte.

Er deutete mit einer Kopfbewegung an, dass jemand ihm einen Pfeil und einen Bogen zuwerfen sollte.

In einer geschmeidigen Drehung schoss er den Pfeil ab und traf die rotweiße Zielscheibe genau in der Mitte.

Ein begeistertes Grölen ging durch die Soldaten und er sah sie provokativ an, eine Augenbraue hochgezogen.

Dann warf er Alyssa den Bogen und einen neuen Pfeil zu und stellte sich hinter sie.

„Du musst den Bogen grade halten. Klemm das Pfeilende zwischen Zeige- und Mittelfinger und spanne die Sehne... Sanft... Als ob du dir durchs Haar kämst. Nun visiere dein Ziel an und atme durch. Dann...“, wies er sie an und sie feuerte einen Schuss ab, der seinen Pfeil in Zwei spaltete.

Alle waren beeindruckt.

Selbst ihm fehlten die Worte.

Unglaublich!

„Das war doch nur Anfängerglück, Sir!“, wandte einer der Männer ein und warf ihr einen zweiten Pfeil zu.

Doch zu ihrer Überraschung traf sie auch diesen genau in die Mitte der Scheibe und einen Dritten ebenfalls.

Nach dem Training begleitete sie Sir Guy auf sein Gemach.

„Ich habe noch nie gesehen, dass eine Frau besser schießt als ich.“, gab er zu und sie lachte belustigt.

„Es gibt immer eine Ausnahme, Sir.“, neckte sie ihn und er errötete.

Dann trennten sich ihre Wege.

Sie ging in Richtung Küche, während er ihr nachsah.

Es war wirklich mehr, als verwunderlich.

Normalerweise lag es nur Nachkommen aus Adelsgeschlechtern im Blut so mit Waffen umzugehen.

Aber sie war doch nur eine Dienstmagd und davor war sie sogar beinahe zu einer richtigen Hure geworden.

Wie konnte das also sein?

Kopfschüttelnd verschloss er seine Türe hinter sich.

The Prey and the Hunter

„Wohin reitet Ihr heute, Sir?”, erkundigte sie sich etwa eine Woche später.

Gisborne hatte ihr befohlen, ihm seine Reitleder bereitzulegen, während er seine morgendliche Wäsche durchführte.

Er zog sich gerade seine Jacke an und sie schlug sein Kissen auf, damit es, wenn er am Abend wiederkam, in ein frisches, weiches Bett fallen konnte.

„Wir werden nach London reiten. Prinz John hat uns auf die Jagd eingeladen.“, erklärte er ihr und sie sah ihn interessiert an.

„Oh, ich wollte schon immer mal nach London, Sir. Dort soll es einen tollen Markt geben und einen Laden, wo man besonders leckere Süßigkeiten kaufen kann.“, freute sie sich, da sie in der Annahme war, dass er sie mitnahm.

Doch er musste sie, zu seinem Bedauern, enttäuschen.

„Du kommst nicht mit, Alyssa. Der Sheriff, Isabella und ich wurden eingeladen. Es sind auf der Jagd nur Adlige erlaubt.“, machte er ihr bewusst und ihr Lächeln verwandelte sich in Unmut.

Sie hasste es, dass sie nur eine einfache Magd war.

„Aber wer soll Euch dann ein Bad einlassen, Sir? Oder Euch beim Abendessen Gesellschaft leisten?“, wollte sie von ihm wissen und er sah, dass sie ihn nicht gehen lassen wollte.

Warum auch immer.

„Alyssa... Ich bleibe doch nur für drei Tage weg. Es gibt in London genug Dienstmägde, die mir zugeteilt werden können für diesen Zeitraum.“, entgegnete er und lächelte, wissend, dass sie ein wenig eifersüchtig war.

Schamröte stieg ihr ins Gesicht.

Er wusste, dass sie bloß nicht wollte, dass er sich von irgendeiner anderen Frau bedienen ließ.

„Ich bringe dir etwas aus der Hauptstadt mit. Das verspreche ich.“, schwor er ihr und zwinkerte, um sie dann allein in seinem Gemach zurückzulassen.

Als er sich, zusammen mit dem Sheriff und Isabella, auf den Weg machte, sah ihm von Fenster aus nach.

Sie vermisste es jetzt schon sich um ihn zu kümmern, auch wenn er bereits ein erwachsener Mann war.

Sie mochte es, wenn er ihr das Gefühl gab, dass er sie brauchte.
 

Die ganzen drei Tage über saß sie herum, auch wenn die Bediensteten des Sheriffs nicht besonders begeistert davon waren, dass sie nicht mal einen Finger rührte.

Sie hätte ihnen ja wenigstens helfen können.

Doch stattdessen wartete sie lieber auf die Rückkehr ihres Herrn und als es dann so weit war, war sie bereits im Hof, als er eintritt.

„Sir Guy! Wie war Eure Reise? Habt Ihr mit dem Prinzen geredet?“, fragte sie ihn aus und ihre Augen leuchteten vor Neugier.

Er ging mit ihr hinauf in sein Gemach und verlangte von ihr, dass sie ihm Badewasser einließ.

„Die Reise war wirklich angenehm, Alyssa. Der Prinz war mit uns jagen, wie es sich für einen Gastgeber gehört und ja, ich habe mit ihm geredet.“, beantwortete er ihre Fragen und reichte ihr dann eine kleine Schatulle.

Sie war aus Holz.

Kleine Ornamente waren hineingeschnitzt und Tiere, wie Rehe und Füchse.

Das war wirkliche Meisterarbeit.

Als sie diese öffnete, funkelte ihr eine Kette entgegen.

„Sir... Das ist...“, stotterte sie verdutzt.

Kleider und das Pferd, na gut.

Aber eine so schöne Kette?

Sie war aus Gold und ein Anhänger war angebracht.

Es war ein Kreuz, an dessen Enden die Fleur de Lille, die französische Lilie, abgebildet war.

„Das habe ich auf dem Markt gefunden und ich musste sofort an dich denken. Du sagtest doch, du kommst aus Caen. Das ist handgemacht aus der Normandie.“, erzählte er ihr stolz über seinen Fund und holte die Kette heraus, um sie ihr anzulegen, wobei er die zarte Haut ihres Halses berührte.

Sie betrachtete sich im Spiegel.

„Merci...“, wisperte sie sprachlos und ihr wären beinahe die Tränen gekommen.

„Ich werde das nie abarbeiten können, was ihr mir an wertvollen Dingen schenkt. Kleider, die kleine Stute und nun diese Kette... Ihr seid zu gütig.“, bedankte sie sich und er winkte ab.

„Das du noch bei mir bist, ist mir Dank genug. Ich kann mir nicht erklären, warum eine Frau wie du überhaupt als Dienstmädchen arbeitet, wenn du anderweitig viel mehr Geld verdienen könntest.“, rätselte er vor sich hin und kleidete sich währenddessen hinter dem Paravent aus, um ein Bad nehmen zu können.

Sie schluckte und biss sich auf die Unterlippe.

Das Plätschern von Wasser war zu hören und ein Seufzen entwich ihm, dass ihr Gänsehaut verpasste.

„Würdest du so gut sein und mir ein paar Rosenblüten bringen?“, verlangte er.

Sie gehorchte und nahm das Körbchen mit den Blüten.

Zu seinem Schrecken trat sie vor ihn, anstatt hinter ihn und konnte somit direkt auf ihn sehen.

Seine Hände glitten überrascht zwischen seine Beine, damit sie nicht alles von ihm sehen konnte.

Sie schmunzelte belustigt über seine Reaktion.

„Ich will nur einem Mann gehören, Sir.“, raunte sie ihm zu und verteilte die Blumenblüten im Badewasser.

Kleine, nachdenkliche Falten bildeten sich zwischen seinen schönen, blauen Augen.

Wovon redete sie auf einmal.

Sie kniete sich neben ihn und spielte mit dem heißen Wasser.

Ihr verführerischer Blick war so anziehend, dass er nicht wegsehen konnte.

„Ihr habt gesagt, dass Ihr Euch nicht vorstellen könnt, wie ich es als Dienstmädchen aushalte kann. Nun, wenn ich weiter im Bordell gearbeitet hätte, hätte ich zwar sehr viel Geld verdient und hätte mich wahrscheinlich in etwa zehn Jahren freikaufen können. Aber ich hätte mich jeden Mann hingeben müssen... Und ich will nicht jedem dienen. Ich will einem guten Mann dienen... Einen ehrvollen... Nur Euch.“, flüsterte sie ihm ihr Geständnis zu und er errötete ebenfalls.

„Warum sagst du so was?“, brachte er hervor und sie erhob sich, um sich genau hinter ihm wieder hinzuknien.

„Weil es die Wahrheit ist.“, offenbarte sie ihm und schon merkte er, dass ihre zärtlichen Finger in seinen Nacken wanderten.

„Was?“, zuckte er zusammen und nahm die Hände hoch, um ihre aus seinem Nacken zu schieben, vergaß allerdings dabei, dass sie nun einen guten Blick haben würde, auf das, was er eigentlich bedeckt halten wollte.

„Pst... Entspannt Euch. Ihr seid so gut zu mir gewesen. Wenn Ihr nicht gewesen wärt, dann würde ich am Galgen baumeln. Zeit sich zu revanchieren, findet Ihr nicht, mein Herr?“, sprach sie in sein Ohr und betonte die letzten Beiden Worte so, dass sie durch ihr Hauchen seinen Gehörgang kitzelte.

Komischerweise, worüber er sich selbst wunderte, ließ er sich voll und ganz auf das ein, was sie mit ihm anstellen wollte.

Er kicherte erregt.

„Nun, wenn du das unbedingt willst, Alyssa...“, murmelte er und sie lachte amüsiert.

Er war doch auch nur ein Mann.

„Im Bordell hat mir eine der älteren Huren beigebracht, wie man einen Mann wiederbelebt, wenn er vollkommen erschöpft ist. Man muss nur zärtlich sein und herausfinden, was er mag... Ohne, dass er es einem verrät. Eine Frau muss das Verlangen eines Mannes an seinem Körper ablesen.“, berichtete sie ihm und begann ihn zu massieren.

Seine Muskulatur spannte sich an und wechselte sich dann mit vollkommener Lösung ab.

Es war mehr als entspannend.

Es schien ihn zu befreien und er schloss genießerisch die Augen.

„Ist es eigentlich wahr, dass du noch eine Jungfrau bist?“, wollte er wissen, da er sich das nicht wirklich vorstellen konnte.

Sie hatte innerhalb von wenigen Minuten herausgefunden, wie er es mochte und dachte nicht mal daran ihm eine Pause zu gönnen.

„Ja, das stimmt... Wisst Ihr, bevor man mit den Freiern schlafen darf, muss man lernen und lernen kann man am besten durch zusehen.“, erwiderte sie und strich mit ihren Händen über sein Kinn und seine Kehle.

Er verkniff sich ein Stöhnen.

„Aber... Wenn Ihr es herausfinden wollt...“, neckte sie ihn, was ihm wieder klar machte, was er da gerade zuließ.

Schnell drückte er ihre behutsamen Hände von sich und sah sie mit schlechtem Gewissen an.

„Was ist, Sir? Habe ich etwas falsches gesagt?“, wollte sie verwirrt wissen.

Er schüttelte den Kopf, doch sie wusste, dass er sie damit nur beruhigen wollte.

„Ich möchte nur schlafen gehen. Du kannst dir für heute frei nehmen, Alyssa.“, erteilte er ihr den indirekten Befehl sein Gemach zu verlassen.

Sie konnte ihm nicht widersprechen, also trollte sie sich.

Was war denn nur mit ihm los?

Warum konnte sie ihn denn nicht vollkommen für sich gewinnen?

Sie wollte ihn doch so sehr.

Ihr Herz schlug wie wild, als sie den Anhänger der Kette berührte.

Geduld.

Das war es, was sie nun brauchte.

Guy war wie ein wildes, ungezähmtes, auf eine Art auch verängstigtes, Fohlen, dessen vertrauen man gewinnen musste, damit man es zureiten konnte.

Sie musste nur abwarten.
 

Sie kniete in der Kapelle von Nottingham Castle vor dem großen Altar.

Die Sonnenstrahlen, des heranbrechenden Tages, brachen hinein und verliehen dem Raum eine angenehme, warme Atmosphäre.

Die goldenen Kerzenleuchter und das große Kreuz über dem Altar, blitzten aufpoliert.

Einige Kerzen brannten bereits.

Alyssa hockte auf dem Boden und betete leise.

Das hatte sie schon immer getan.

Der Mann, der ihr Vater gewesen war, der Bauer in Caen, hatte zwar nie darauf bestanden, doch aus irgendeinem Grund hatte sie es sich einverleibt.

Sie betete morgens vor der Arbeit, wobei sie für einen arbeitsreichen, aber nicht zu anstrengenden Tag bat, und abends nach der Arbeit, um Gott für seine Mühen zu danken.

Sie glaubte fest daran, dass der Schöpfer sah, wie fleißig sie war und hielt sich auch stets an die Gebote, soweit sie das konnte.

Und für jedes, das sie nicht eingehalten hatte, legte sie eine Beichte ab.

Aber am meisten hoffte sie, dass der Herr sie eines Tages dafür entlohnen würde.

Ihr durch die schweren Zeiten half, damit sie einmal glücklichere erleben durfte.

Als sie ihr Gebet beendet hatte, setzte sie sich noch eine Weile hin und nahm sich die Bibel, die auf dem Altar lag.

Sie war in Latein geschrieben.

Zweifelsohne, damit das einfache Volk sie nicht verstand.

„Warum liest du das, Kind? Eine Magd, wie du, versteht das doch gar nicht.“, ertönte plötzlich die Stimme des Sheriffs neben ihr und sie schreckte auf.

Sie hatte, in Gedanken versunken, überhaupt nicht mitbekommen, dass er die Kapelle betreten hatte.

Ohne sich vor ihm zu verneigen, richtete sie sich auf.

„Glaubt Ihr das wirklich, my Lord?“, konterte sie und er grinste.

„Mir gefällt es, dass du so scharfzüngig bist, Alyssa. Es gibt nicht viele Menschen, die so mit mir reden würden.“, meinte er, wobei er sie eingehend musterte.

„Sag, kannst du das etwa lesen? Oder machst du dir einen Scherz mit mir?“, harkte er dann allerdings noch mal nach und seine nussbraunen Augen blickten genau in ihre blauen.

„Ins Freudenhaus kommen nicht nur Trunkene und gelangweilte Adlige, my Lord. Auch Geistige sind dem fleischlichen Gelüsten unterworfen, trotz des Schwurs zur Abstinenz. Es gab mal einen Mönch, der uns Latein beigebracht hatte, jedes Mal, wenn er zu uns kam.“, klärte sie ihn auf und er zog eine Augenbraue hoch.

Sie war gar nicht mal so ungebildet.

Wahrscheinlich war sie sogar schlauer, als mancher englischer Lord.

Und Frauen wurde ja auch eine gewisse Gerissenheit nachgesagt.

Wie Schlangen.

„Gisborne scheint dich ja besonders zu bevorzugen. Kleider, ein Pferd, ein kleines Schwert... Und nun ein neues Geschenk? Eine Kette? Wenn er so weiter macht, siehst du bald mehr wie eine Hofdame als ein Dienstmädchen aus.“, wechselte er dann jedoch das Thema.

Sie wirkte unbeeindruckt.

„Sir Guy ist ein guter Herr. Wenn er darauf besteht, nehme ich seine Geschenke an. Was bleibt mir auch anderes übrig?“, erwiderte sie schnippisch.

„Aber warum fragt Ihr? Gibt es irgendein Problem?“, wollte sie dann, mit gespielter Besorgnis wissen.

Er tat so, als wäre er verblüfft über ihre Frage.

„Nun... Es gehen einige Gerüchte um. Ich habe auch bereits mit ihm darüber gesprochen. Aber ich wollte mich unbedingt noch an dich wenden, schönes Kind.“, begann er und strich sich über den grauen Bart.

Sie erforschte sein Gesicht, um vielleicht über seine Mimik herauszufinden, was er im Schilde führte, konnte jedoch nichts deutliches sagen.

„Die Dienstmädchen tuscheln, dass du ihm... Wie soll ich es sagen? Das du Gisborne weitaus mehr Dienste erweist, als üblich.“, brachte er hervor und stiefelte vor dem Altar auf und ab.

„Ich sehe es ja selbst, wie er dir nachsteigt. Wie ein Jäger, der ein Reh verfolgt. Es ist ja schon fast lächerlich.“, empörte er sich über das Verhalten seines Handlangers.

Sie grinste in sich hinein.

Es war also nicht nur für sie offensichtlich, dass Sir Guy Interesse an ihr hatte.

„Das kann nicht sein, my Lord. Sir Guy sagte mir selbst, dass er immer noch um Lady Marian trauert.“, stritt sie das Ganze ab und wollte sich entschuldigen, doch er hielt sie am Handgelenk fest und zog sie zurück.

Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sie jedes Äderchen in seinen Augäpfeln sehen konnte.

„Ich warne dich nur, Kleine. Mach aus meinem abgerichteten Bluthund ein jämmerliches Schoßhündchen, dann hat das Folgen für dich.“, drohte er ihr, seine Stimme nur noch ein Knurren.

Verstört machte sie sich von ihm los und ging.

Ihre ängstlichen Augen blickten immer wieder über ihre Schulter hinweg zu ihm, bis sie zur Tür hinaus war.

Was war das denn gewesen?
 

„Was hältst du von einem Ausritt, Alyssa? Ich habe heute ausnahmsweise mal keine großen Verpflichtungen.“, schlug Guy ihr vor, während sie sein Zimmer aufräumte und er frühstückte.

Sie wandte sich ihm zu und lächelte.

„Und was ist mit meinen Verpflichtungen, Sir?“, entgegnete sie zwinkernd und er schluckte.

Wie er dieses verspielte liebte.

Ein Schmunzeln huschte über seine schmalen Lippen.

„Bin ich nicht deine Verpflichtung? Ich könnte dir auch befehlen mich auf einem Ausritt zu begleiten.“, schlug er ihr vor und sie lachte amüsiert.

Das war wirklich raffiniert.

Sich auf die Armlehnen seines Stuhls abstützend, lehnte sie sich zu ihm vor und stoppte kurz bevor sich ihre beiden Nasen berühren konnte.

„Dann befehlt es mir, Herr.“, hauchte sie und es jagte ihm einen Schauer über den Rücken.

Er hatte noch nie eine Frau kennen gelernt, die so sehr mit ihren Reizen spielt, ohne dabei aufdringlich zu werden.

„Gut... Ich befehle dir mich zu begleiten.“, forderte er sie auf und ihr Lächeln, verwandelte sich in ein breites Grinsen.

Sie liebte es, wenn er auf ihre kleinen Spielchen einging.

Etwa eine Stunde später saßen sie auch bereits auf ihren Pferden und verließen in einem flotten Trab Nottingham.

Alyssa fiel dabei auf, wie viel Armut im Land herrschte.

Bereits hinter den Toren, unter der Überführung, die in die Stadt führte, hausten Bettler.

Alte Männer, junge Mütter und Kinder.

Sie schliefen im Schlamm und ernährten sich von Abfällen, die dort entsorgt wurden.

Es war erbärmlich, doch sie konnte nichts tun, als ihnen einen mitleidsvollen Blick zuzuwerfen.

Ihre Gedanken drehten sich darum, dass sie auch so hätte enden können, wenn Sir Guy of Gisborne nicht gewesen wäre.

Aber dieses Bild vergaß sie, als sie durch den Sherwood Forrest ritten.

Bei Tag war er wesentlich einladender als bei Nacht.

Besonders jetzt, wo der Herbst einzog.

Die Blätter der großen Buchen und Eichen verfärbten sich in den schönsten Rot- und Gelbtönen.

Es war beinahe wie gemalt.

Ein Kunstwerk der Natur, dessen Schönheit mit nichts zu vergleichen war.

Alyssa genoss es, einfach nur im Sattel zu sitzen und nichts weiter zu tun, als der zierlichen, vollblütigen Stute die Wahl des Tempos zu überlassen.

Und auch Guy schien Spaß an dem Ausritt zu haben, während sein Hengst mit donnernden Galoppsprüngen über den Waldboden preschte.

Doch als der Wald endete und sie in eine kleine Stadt kamen, zügelten sie die Pferde, die nur mit Widerwillen ihre Geschwindigkeit drosselten und in einen leichten Trab vielen.

„Das ist Nettlestone Village, nicht wahr, Sir?“, erkundigte sie sich und er nickte bestätigend.

Die Dorfbewohner schienen wirklich verwundert über den Anblick.

Einige stürzten in ihre Häuser, um sich zu verstecken.

„Wir werden nicht lange bleiben. Gibt es etwas, dass du haben möchtest, Alyssa?“, fragte er und sie sah sich um.

Es gab hier nicht viel zu kaufen, außer Brot und Schinken.

Ihr Blick wanderte zu einer Frau, die ihr, etwa sechsjähriges Mädchen, auf den Rücken trug.

Das Kind wirkte kränklich und blasser als blass.

Sie drückte ihre Stute voran und steuert auf die Beiden zu.

„Was hat deine Tochter, gute Frau?“, wollte sie wissen und die Mutter stoppte.

Sie sah zu Alyssa hinauf, mit ehrfurchtsvollem Blick, so als ob sie über sie geordnet war.

„Meine Tochter ist von Geburt an ein Krüppel. Ihre Beine können ihr Gewicht nicht selbst halten, deswegen trage ich sie.“, berichtete sie ihr und wartete auf die Reaktion der Reiterin.

Sie wendete ihr Pferd und ritt zu Guy, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

Er nickte nur und holte eine Silbermünze hervor, die er ihr reichte.

Damit ritt sie zu der Frau zurück und warf sie ihr zu.

„Kaufe davon ein Paar Krücken. Wer soll für deine Tochter sorgen, wenn du nicht arbeiten gehen kannst, wegen eines kaputten Rückens?“, raunte sie der Bäuerin zu, die bereits anfing zu weinen.

„Oh, vielen Dank. Ich danke Euch, my Lady.“, ging sie vor ihr auf die Knie.

Alyssa war verdutzt, dass sie für eine Adelsdame gehalten wurde.

Das lag wahrscheinlich an ihrer Kleidung und der Begleitung von Guy of Gisborne.

Lächelnd blickte sie auf die fröhliche Frau und ihr Kind hinunter.

„Du musst dich für nichts bedanken. Kümmere dich nur gut um dein Kind.“, verlangte sie und die Frau nickte energisch.

Mit dem Geld konnte sie sogar noch Kleidung und Essen kaufen.
 

„Wer ist das?“, wollte Much von Robin wissen.

Die Beiden hatten gerade das Gebiet ausgekundschaftet und waren zufällig bei Nettlestone Village vorbeigekommen.

Robin Hood, früher Robin of Locksley, starrte zwischen das dünne Geäst hindurch und musterte die Frau, die ihr Pferd neben das von Gisborne lenkte und ihm ein sanftes Lächeln zuwarf.

Sie war eindeutig von adliger Herkunft.

Doch, was machte Gisborne bei ihr?

„Das weiß ich nicht, Much. Vielleicht eine Tochter von irgendeinem Lord, dem Gisborne mal wieder in den Arsch kriechen will.“, mutmaßte er und sein Freund rieb sich den Nacken.

„Wäre eine Erklärung, warum er mit ihr hierher reitet und den großen Wohltäter spielt... Sie ist aber auch hübsch, oder nicht?“, stellte er fest und Robin konnte ihm nur Recht geben.

„Aber sie hat anscheinend keinen guten Geschmack, wenn sie sich auf ihn einlässt.“, meinte der andere Mann und beobachtete, wie sich die junge, schöne Frau etwas im Sattel vorbeugte und Gisborne einen luftigleichten Kuss auf die Wange drückte.

Der Ritter errötete sichtlich und sie lachte belustigt.

Wie Glockenklänge hallte ihr Lachen in seinem Ohr wieder.

„Denkst du, er hat was mit ihr?“, wollte Robins Gefährte wissen und schien ziemlich aufgeregt darüber.

Robin zuckte mit den Schultern.

„Woher soll ich das denn wissen, Much?! Zutrauen würde ich es ihm eventuell... Wir sollten das weiter beobachten. Vielleicht kann sie uns noch mal von Nutzen sein.“, entgegnete er und sie verschwanden wieder im Dickicht.
 

„Die Frau dachte tatsächlich, dass ich eine Lady wäre, Sir. Wahrscheinlich wegen der schönen Kleider, die Ihr mir geschenkt habt.“, richtete sie sich an ihn und drehte sich auch etwas im Sattel zu ihm.

Er betrachte sie aus den Augenwinkeln.

Sie trug heute ein nachtblaues Seidenkleid und einen Umhang aus feinem weißen Hermelin, den er in Nottingham gekauft hatte.

Ihre Hände waren, genau wie seine, mit Leder behandschuht und Isabella hatte ihr Haar glänzend gebürstet und hochgesteckt.

Sie sah wirklich aus, wie eine Lady.

Und das lag nicht allein an ihrer Kleidung.

„Ich denke nicht, dass sie deshalb davon überzeugt war. Du hast etwas Eigenartiges an dir, weißt du?“, gab er zu und Falten bildeten sich zwischen ihren großen, hellblauen Augen.

„Etwas Eigenartiges?“, harkte sie nach, da sie nicht wirklich wusste, wie sie dieses Geständnis interpretieren sollte.

Mit dieser Reaktion entlockte sie ihm ein kleines Lachen.

„Du hast diese besondere Ausstrahlung, Alyssa. Grazie und Liebreiz, selbst wenn du in Lumpen rumläufst. Stolz und Würde, wenn du den Boden meines Zimmers schrubben musst. Du bist bisher die einzige Magd, bei der mir das aufgefallen ist. Es ist beinahe so, als wärst du nie dazu bestimmt gewesen, ein Dienstmädchen zu sein.“, spekulierte er und sie kicherte.

Das war doch nicht sein Ernst?

Wie konnte er so etwas denn sagen?

Aber ihr gefiel diese Annahme auch sehr, wie sie zugeben musste.

„Nun denn... Ihr könnt ja so tun, als ob ich eine Nobeldame wäre.“, machte sie ihm den Vorschlag und beide blickten sich eingehend an.

„Oh, schaut eine Ricke und ihr Kitz.“, rief sie plötzlich und zeigte in die Richtung.

Ihr war die Situation ziemlich peinlich geworden, also kam ihr das Wild wirklich recht, um für Ablenkung zu sorgen.

Er sah der Tiermutter und ihrem Nachwuchs nach, als sie aufgeschreckt im Wald verschwanden.

Dann hielt er seinen Hengst.

„Wir lassen die Pferde hier.“, befahl er und auch sie stieg ab, um ihrer Stute noch einmal den Hals zu klopfen.

Dann zeigte er auf einen Weg, der zwischen den Bäumen hindurchführte.

Die Pferde würden da unmöglich durchkommen, aber zu Fuß war es möglich.

Er nahm ihre Hand, damit sie nicht stolperte, während sie das unwegsame Gelände erforschten.

Schlussendlich erreichten sie einen See.

Er war inmitten einer kleinen Lichtung und lag ruhig und verträumt da.

„Es ist wunderschön hier, Sir.“, stieß sie beeindruckt hervor und er freute sich über ihre Reaktion.

Er hatte gehofft, dass es ihr gefallen würde.

Früher einmal hatte er mit Marian hierher kommen wollen, doch sie hatte nie gewollt.

Alyssa war dankbar für jeden Moment, den er mit ihr verbrachte.

Das unterschied die beiden Frauen gewaltig.

Der idyllische Anblick brachte eine romantische Stimmung mit sich, gegen die sich beide nicht wehren konnten.

Doch es war eindeutig zu kalt, um allzu lange auszuharren.

Alyssa durchzog ein frösteln, was er bemerkte.

Aufmerksam nahm er ihre Hände in seine und rieb sie behutsam, um sie aufzuwärmen.

Schamröte stieg in ihre Wangen und machten sie noch hinreißender, als sie es so schon war.

Es befanden sich zwei Schwäne ganz in ihrer Nähe, die nebeneinander herschwammen.

Ihre Schnäbel berührten sich ab und an und sie putzen gegenseitig ihr schneeweißes Gefieder.

„Wusstet Ihr, dass Schwäne monogam leben? Ein Paar bleibt ein Leben lang zusammen. Sie sind ein Symbol für die ewige Treue.“, belehrte sie ihn und er schien sich nicht im geringsten für das Wassergefieder zu interessieren.

Ihn hypnotisierten ihre klaren Augen und ihre roten, vollen Lippen.

„Wirklich?“, murmelte er und schluckte.

„Ihr seht ja gar nicht hin, Sir.“, machte sie ihm darauf aufmerksam, dass er das alles gar nicht wirklich wahrnahm.

Schnell wandte er den Blick den Schwänen zu.

Das Männchen war gerade dabei dem Weibchen den Hof zu machen, was hieß, dass er auf sie draufsprang und sie dabei bald ertränkte.

„Oh, mein Gott.“, kam es von Alyssa und die Zwei erröteten so stark, dass sie wie Tomaten wirkten.

Ausgerechnet jetzt.

Doch Alyssa war die Erste, die ihre Fassung wiederfand.

„Scheint so, als ob selbst Tiere wüssten, was man am besten gegen die Kälte unternimmt.“, witzelte sie und er war sprachlos über diese Aussage.

„Sex drückt ja weit mehr als nur den Trieb an sich aus. So wurde es mir zumindest beigebracht.“, begann sie und er sah sie verblüfft an.

Was sollte man denn sonst damit ausdrücken?

„Was ist es denn?“, harkte er neugierig nach und verlor sich ganz in ihrem Anblick.

Sie lehnte sich gegen seinen kräftigen, großen Körper und er erzitterte etwas.

„Mehr als nur pure, ungezügelte Lust... Man schenkt seinem Partner sehr viel Liebe, Vertrauen und Geborgenheit. Es ist ein Beweis dafür, dass man niemand anderen will...“, offenbarte sie ihm und ihre Gesichter waren sich wieder so nahe, dass sie sich beinahe küssten.

„Das klingt sehr gut.“, gab er zu und sie nickte bestätigend.

Sie konnte sich schwer zusammenreißen.

Warum musste er auch immer so unglaublich sexy aussehen, wenn er so verletzlich dreinschaute?

Das war so unfair.

„Und dann gibt es da noch etwas...“, fügte sie hinzu und zog ihn noch etwas zu sich hinunter, um ihm auf Zehenspitzen ins Ohr zu flüstern.

„Die Orgasmen...“, wisperte sie und er erschauderte erregt.

Seine Hand ließ ihre los und wanderte an ihren Hals.

Er wollte sich nicht mehr gegen sein Verlangen wehren.

Wenn er doch einfach nur loslassen könnte.

Nur für diesen Moment.

Und es gelang ihm alle Bedenken in die hinterste Ecke seines Kopfes zu verbannen und sich einen Ruck zu geben.

Seine Zunge benetzte seine Lippen etwas und sie blickte ihn voller Erwartung an, bereit für das, was er vorhatte.

Zärtlich vereinten sich ihre Münder und ein Kribbeln ging durch beide hindurch.

Erst war es nur ein schüchterner Kuss.

Nicht mehr als ein Antasten.

Doch dann wurde er fordernder, womit sie nun nicht mehr gerechnet hatte.

„Sir...“, brachte sie zwischen zwei Küssen hervor und er nutzte diese Chance, um mit der Zunge hervorzuschnellen.

Es war ein Versuch, bloß ein Test.

Umso größer war seine Verwunderung, als sie in den Angriff überging.

Ihre weiche Zunge leckte über seine Oberlippe und verlangte nach Eintritt, den er ihr gewährte.

Seine Knie wurden schwach und er stöhnte leise auf, als sie nicht locker ließ.

Doch auf einmal riss er sich von ihr los.

„Tut mir leid. Ich... Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist, Alyssa.“, entschuldigte er sich stammelnd bei ihr.

Sein Mund war gereizt von ihren Küssen und sie konnte deutlich sehen, dass er vollkommen außer Atem war.

„Nein, Sir. Das war meine Schuld.“, erwiderte sie und er deutete ihr in Richtung der Pferde.

„Wir sollten wieder zurück. Sonst holen wir uns in dieser Kälte noch den Tod.“, schlug er vor, obwohl sein Gemüt so stark erhitzt war, dass er mit der Wärme ganz England hätte warm halten können.

Schluckend folgte sie ihm.

Dreamed of You

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Lady Matilda

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

A Spark of Hope

Später am Abend, als sich die Aufregung gelegt hatte, begleitete Alyssa, unter den argwöhnischen Augen Guys, den Prinzen auf sein Zimmer.

Sie schenkte ihm gerade neuen Wein ein, da fiel ihr wieder ein, dass Lady Matilda sie Tochter genannt hatte.

Der Prinz hatte anscheinend an das Selbe gedacht.

„Lady Matilda of Hereford... Wem dachte sie in dir zu sehen?“, fragte er mehr sich selbst als sie und sie zögerte etwas mit der Antwort.

„Ihre Tochter, Hoheit.“, beantwortete sie dann doch seine Frage.

Er nickte voll Verständnis.

„Ach ja... Ich erinnere mich. Ich war noch kleiner und gut mit ihrem ältesten Sohn, Humphrey, Gott hab ihn selig, befreundet. Sie hatte noch zwei Söhne... Henry und Ralph. Aber bei einem Besuch, vor etwa zwanzig Jahren, sagte man mir, dass sie ihr viertes Kind erwartete... Es wurde ein kleines Mädchen, wie ich später erfuhr. Sie hieß Alyssa, wie du.“, kramte er die Erinnerungen aus dem tiefsten Winkel seines Gehirns.

Alyssas Augen weiteten sich.

So war das also.

Doch der Prinz war noch nicht fertig mit seiner Erzählung.

„Irgendjemand hat sie eines Nachts entführt und fortgebracht... Keiner hat den Entführer, weder das Mädchen je wieder gesehen... Aber frag lieber noch mal Lord Henry, wenn du mehr darüber wissen willst.“, schlug er ihr vor und sie nickte dankend.

Nachdem sie sich von ihm aus dem Dienst hatte befreien lassen, wollte sie zu Lord Henry, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen und vielleicht mehr über sich selbst herauszufinden.
 

Anstatt sofort zu Guy zu gehen, ging sie schnurstracks zu den Gemächern von Lord Henry und seiner Frau.

Zaghafter, als sie vor die Tür getreten war, klopfte sie an diese und es wurde ihr wenig später geöffnet.

„Du? Was willst du hier, Kind?“, erkundigte der Lord sich bei ihr, wobei er die Türe nur einen Spalt geöffnet hielt.

Sie blickte ihn an.

Auch sein Gesicht war ihr nicht fremd.

Dunkelbraunes, lockiges Haar und braune, beinahe schwarze Augen.

„Entschuldigt, my Lord. Ich wollte nur nach Eurer Frau sehen. Sie hat sich wegen mir so aufgeregt.“, klärte sie ihn auf.

Er schluckte und trat vor die Tür, um sie hinter sich zuzuziehen.

„Meine Frau schläft. Sie braucht jetzt ihre Ruhe. Aber ich danke dir, dass du dir Sorgen machst.“, entgegnete er und lächelte leicht.

„Ich weiß nicht, wie ich sonst zeigen könnte, dass es mir sehr leid tut. Das war alles...“, versuchte sie ihm zu erklären, doch er winkte ab.

„Mach dir keine Vorwürfe. Es ist nicht deine Schuld.“, lenkte er ein und deutete ihr mit einer Handbewegung an, dass sie ihn ein Stück weit den Gang hinunter begleiten sollte.

Sie folgte ihm.

„Seit wir unsere kleine Alyssa verloren haben, ist sie so... Matilda. Unser Kind war vier, als man sie uns eines Nachts aus dem Bett heraus entführte und nie mehr zurückgab. Meine Frau sieht seitdem in jedem jungen Mädchen unsere Tochter. Sie müsste jetzt in deinem Alter sein. Und ich muss zugeben, wo ich dich jetzt genauer betrachten kann... Du bist bis jetzt das einzige Mädchen, dass so aussieht, wie sie aussehen könnte... Es ist verblüffend.“, meinte er und blieb stehen, um sie eingehender ansehen zu können.

Alyssa verstand, wie verzweifelt die Beiden sein mussten.

Es musste schwer sein erst alle seine Söhne und dann die einzige Tochter zu verlieren.

Man konnte in dem Blick des Mannes erkennen, dass er sich ziemliche Hoffnungen machte, sie eines Tages wiederzufinden.

Hoffentlich würde sich sein Wunsch erfüllen.

Und auch Alyssa begann zu glauben, ihre Eltern gefunden zu haben.

Doch wie sollte sie ihnen das beweisen?

Wie konnte sie ihnen zeigen, dass sie vielleicht ihre kleine Alyssa war?

Schnell verwarf sie diese Gedanken.

„Ich bin in der Normandie aufgewachsen, my Lord. Die Tochter eines Bauern aus Caen.“, zerstörte sie lieber seine Hoffnung, als ihn leiden zu sehen.

Er wich ihren Augen aus und starrte auf seine Füße.

„Richtig. Entschuldige mich...“, stammelte er vor sich hin und drehte sich um, um wieder zu seiner Frau zurückzugehen.

Alyssa sah ihm nach.

Es war wahrscheinlich besser so.

Auch sie schlug eine andere Richtung ein.

Guy würde sicher schon auf sie warten.

Auf den Weg zu seinen Gemächern traf sie auf Lady Doreena, die ihr abwertend entgegenblitzte.

Sie blieben voreinander stehen und die Adelsdame musterte ihre ehemalige Kammerzopfe.

„Wie ich sehe, hast du bereits Sir Guys Gedanken vergiftet. Was hast du gemacht? Ziehst du dich für ihn aus. Der Sheriff hat so etwas angedeutet...“, wollte die alte, fette Frau wissen.

Sie grinste teuflisch.

Da war wohl jemand tierisch eifersüchtig.

Sie sollte wohl noch etwas Salz in die frische Wunde streuen.

„Natürlich ziehe ich mich für ihn aus, my Lady. Wie könnte ich auch der Bitte eines Mannes wie Sir Guy of Gisborne nicht nachgeben?“, antwortete sie mit höhnischem Unterton in der Stimme.

Man konnte sehen, wie der Kopf der Lady immer mehr anlief.

Sie wirkte, als würde sie jeden Moment platzen.

Alyssa kam ihr noch etwas näher.

„Und glaubt mir... So ganz unter Frauen... Er ist ein grandioser Liebhaber, der weiß, wie man einer Frau Lust bereitet.“, wisperte sie und marschierte dann weiter.

Doreena kochte währenddessen vor Wut.
 

Guy war anscheinend baden, denn sie bemerkte seine Kleidung überall auf dem Boden.

Hinter dem Paravent stieg Dampf auf und das Plätschern von Wasser drang an ihre Ohren.

So leise sie nur konnte, schlich sie sich zu ihm.

Er schien wenig überrascht, als sie mit einem Mal vor ihm stand.

„Na, hast du den Prinzen glücklich gemacht? Du warst ziemlich lange bei ihm.“, munkelte er, wobei seine blauen Augen sie verführerisch und auch etwas eifersüchtig musterten.

Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen und sie kam näher an ihn ran.

„Der Prinz ist wie Fuchsdreck... Man geht am liebsten drum herum.“, machte sie ihm klar, welches Bild sie von King Richards Bruder hatte.

Guy konnte nicht anders als amüsiert zu lachen.

Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sie ihm etwas anderes sagen würde.

Dann winkte er sie noch weiter an sich ran und legte entspannt die Arme am Wannenrand ab.

„Dann komm doch in die Wanne und mach mich ein bisschen glücklich, Liebste. Man munkelt, dass du das hervorragend kannst.“, schlug er ihr vor und sie wollte darauf eingehen.

Wenn er es schon so ausdrückte, dann musste sie es ihm auch beweisen.

Lasziv streifte sie ihr Kleid von ihren Körper und stieg langsam in das heiße Wasser.

Er beobachtete dabei jede ihrer Bewegungen und schluckte erregt.

Es machte ihn unglaublich heiß, wie sich das Wasser um ihre Haut schmiegte.

Als sie sich auf seinem Schoß niederließ, zuckte er sichtlich zusammen und unterdrückte ein Stöhnen.

Ihre Finger verharkten sich in seinen und sie spürte seine Erektion, die sich zwischen ihre Schenkel drängte.

Seine blauen Augen zitterten, so wie der Rest seines Körpers.

Sie blickte ihn eingehend an und bewegte sich dann etwas auf ihm.

Ein Kuss schoss wie ein elektrischer Schlag durch seine Lippen hindurch.

„Sehe ich Angst in deinen Augen flackern oder ist es die Vorfreude auf das, was ich mit dir anstellen werde, Guy?“, flüsterte sie in sein Ohr hinein und entlockte ihm somit erneut ein leises Aufstöhnen.

„Mh... Etwas von Beiden.“, erwiderte er zu ihrer Belustigung.

Sie mussten beide kichern und schon küssten sie sich erneut.

Er war nun in ihr und sie ließ sich nicht lumpen.

Sie bewegte sich reizend und langsam in kreisenden Bewegungen.

Ihr Blick ließ dabei nicht von seinen ab, bis er die Augen verdrehte und sie schließlich schloss.

Er schämte sich dafür, dass sie ihn so ungeniert ansah, wenn er in Erregung war.

Ihr Verhalten und die Hitze des Wassers wirkten dabei wie ein Aphrodisiakum.

Sein Kopf fiel in seinen Nacken und er spürte, wie sie für ihn enger wurde.

Es machte ihn an, wenn sie ihn so um den Verstand brachte.

Sie war so verboten gut in dem, was sie mit ihm tat.

Selbst ein Mann wie er, der sich immer kontrolliert und kühl gab, verlor dabei seinen Anstand.

Anstelle dessen kam das Tier hervor, dass seinen Trieben folgte und sich nicht satt sehen konnte an dieser Frau, die mit ihm spielte.

Seine großen Hände fassten an ihre Brüste, doch sie führte sie hinunter an ihre Hüfte.

Er konnte fühlen, wie sie sich bewegte, was ihn vollkommen wahnsinnig machte.

Sein Stöhnen wurde lauter und lauter und sie wurde dadurch ebenfalls ungestümer.

Ihre Augen ließen nicht von seinen lustvollen Gesicht ab.

Sie liebte es, wenn er so hilflos war und sie mit ihm machen konnte, wozu sie Lust hatte und was ihn Lust bereitete.

Das Wasser lief über den Rand der Wanne und schwemmte seine und ihre Kleidung davon, während ihr Name immer wieder durch den Raum hallte.
 

Es war eine Burg.

Eine wunderschöne Burg.

Nicht so riesig wie Nottingham Castle, aber aus weißen Stein und umgeben von einen Buchenhain.

Durch den Wald schlängelte sich ein Fluss, dessen Wasser so klar war, dass es glitzerte wie Silber.

Vögel sangen in den Baumkronen und Kaninchen hüpften über die Lichtungen in das Dickicht.

Sie war kleiner als jetzt, denn sie betrachtete alles aus einer niedrigeren Position.

Lady Matilda und Lord Henry tauchten hinter ihr auf.

Sie lächelten ihr zu und winkten.

Die Frau kniete sich hin und breitete die Arme aus, um sie zu empfangen.

Alyssa rannte los.

Doch sie erreichte die Beiden nicht.

Jemand packte sie und zerrte sie fort.

Nun war es dunkel.

Nacht.

Sie befand sich auf einem Pferd.

Jemand hatte sie geknebelt und gefesselt und sie wollte nach ihren Eltern rufen, brachte jedoch kein einziges Wort heraus.
 

Schweißgebadet und keuchend wachte sie auf.

Beinahe war ihr ein Schrei entwichen, den sie gerade noch unterdrücken konnte.

Sie blickte neben sich.

Guy regte sich und setzte sich dann auf.

Als er bemerkte, was mit ihr war, schien er besorgt.

„Was hast du, Alyssa?“, wollte er wissen und sah sie fürsorglich an.

Seine Stirn hatte sich in kleine Falten gelegt.

„Nichts... Ich habe nur geträumt. Ich war Lord Henrys Tochter und ich wurde entführt... Irgendjemand hat mich meiner Familie weggenommen, Guy.“, realisierte sie, dass ihr Traum eigentlich eine Erinnerung war, die bis jetzt verborgen gewesen war.

Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich, während sie zu schluchzen begann.

Was sagte sie denn da?

„Ich bin die Tochter der Beiden.“, stammelte sie weinerlich und er sah sie verdutzt an.

„Wie willst du dir da sicher sein, Liebes?“, fragte er vorsichtig, um sie nicht noch mehr aufzuregen.

Er wollte ihr ja glauben, aber das hörte sich alles ziemlich merkwürdig an.

Sie wischte sich die Tränen weg und schluckte.

„Ich habe mich gestern noch mit ihm unterhalten und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er es ahnt. Und ich glaube, dass ich ihm das auch beweisen kann.“, warf sie ein und drehte sich so, dass er ihr Mal sehen konnte.

Seine Augen weiteten sich.

Darauf hatte er noch gar nicht richtig geachtet.

Er hatte gewusst, dass sie dieses Mal hatte, aber er hatte immer angenommen, dass es sich dabei um ein Hurenbrandzeichen handelte.

Immerhin war sie vorher im Besitz eines Bordellbesitzers gewesen.

Könnte es vielleicht wirklich der Beweis dafür sein, dass sie eine Lady of Hereford war?

„Aber sie sind nicht mehr da, Alyssa. Sie sind gestern Abend schon abgereist.“, machte er ihr klar und sie blinzelte ihn enttäuscht an.

Also würde sie nicht herausfinden können, ob ihre Vermutungen richtig waren.

Ein Seufzen entwich ihm.

„Weißt du, es ist manchmal besser seine Eltern nicht zu kennen...“, warf er ein und sie starrte ihn fassungslos an.

Das Blau ihrer Augen war so klar von den Tränen, dass es wie das Meer wirkte.

„Wie kannst du so was sagen?“, hauchte sie entsetzt über seine Einstellung.

Er schluckte und seufzte direkt im Anschluss, um sie dann sanft aus seinen wunderschönen Augen anzusehen, in denen sie sich immer wieder verlieren konnte.

„Ich habe dir doch mal erzählt, dass mein Vater den König verraten hat und wir dadurch unseren Besitz und unseren Einfluss verloren haben. Erinnerst du dich noch daran?“, wollte er wissen und sie nickte.

Ja, er hatte gesagt, dass seine Familie vorher Locksley besessen hatte, bevor es an Robin überging.

„Das war nur die halbe Wahrheit. Willst du die ganze Geschichte hören?“, erklärte er ihr und sie nickte wieder stumm.

Er schien kurz zu zögern und es fiel im sichtlich schwer ihr das zu erzählen.

Doch schließlich riss er sich zusammen.

Sie sollte es wissen.

„Mein Vater und Robins Vater waren Freunde. Doch es war mein Vater, der ins heilige Land musste, um den König zu dienen. Irgendwann erreichte uns die Nachricht, dass er gefallen sei. Meine Mutter war erschüttert und tröstete sich in den Armen von Lord Malcolm. Sie begangen eine Liebesbeziehung zueinander. Ich wusste davon, doch ich erzählte es niemanden...“, begann er und sie sah ihn verwundert an.

Es musste schlimm für ihn gewesen sein erst vom Tode seines Vaters und dann von der Affäre seiner Mutter zu erfahren.

„Aber eines Tages tauchte mein Vater wieder in Locksley auf. Es war überraschend für uns, die ihn für tot gehalten hatten. Er sagte, er sei gegangen, um uns zu sehen. Ich wusste das irgendetwas nicht stimmte. Mein Vater hätte nie das Schlachtfeld verlassen, wenn... Er war krank, Alyssa. Lepra...“, fügte er hinzu und sie griff nach seiner Hand.

„Was ist dann mit ihm passiert?“, harkte sie vorsichtig nach.

„Er wurde als Aussätziger in den Wald verbannt. Meine Mutter besuchte ihn ab und an und stand ihm bei, obwohl sie ihn nicht mehr liebte. Doch meine Mutter hatte einen Fehler begangen. Sie war schwanger geworden. Das Kind war von Lord Malcolm. Als mein Vater davon erfuhr und das sie ihn betrogen hatte, während er im Krieg war, kam er zurück nach Locksley und wollte sie zur Rede stellen. Robins Vater wollte ihn aufhalten, aber ich stoppte ihn mit einer Fackel. Aus Versehen zündete ich einen Stoffbanner an und das Haus stand kurz darauf in Flammen. Ich konnte Isabella und mich aus dem Haus bringen, doch meine Eltern und Robins Vater sind... Wir wurden danach verstoßen und mussten nach Frankreich zu Verwandten meiner Mutter. Ich wünschte, ich wäre noch einmal hineingegangen. Ich wäre lieber bei dem Versuch gestorben, sie zu retten, als mit dieser Schuld weiterzuleben.“, endete er mit dieser Tragödie und Alyssa konnte nicht anders, als Tränen wegzudrücken.

Was sagte er denn da?

Ihn traf doch überhaupt keine Schuld.

Sie lehnte sich vor und küsste ihn so zärtlich, dass er beinahe erschrak.

Ihre kleine Hand strich über seine Wange und durch sein dichtes schwarzes Haar.

„Non, mon plus cher. Ensuite, je n’avais jamais rencontré. Et je suis tellement reconnaissante à dieu, que tu existes… Qu’il nous a réunis.“, wisperte sie in ihrem tollen französisch und er schloss die Augen, um ihre Stimme in seinem Kopf wiederhallen zu lassen.

Ihre Worte rührten ihn zu Tränen, die er schnell wegwischte.

Als er sie wieder ansah, lächelte sie zaghaft.

Sie hatte ihm soeben gesagt, was sie schon so lange hatte sagen wollen.

Jeden Tag war sie dankbar dafür, dass Gott sie zusammengebracht hatte und dass er bei ihr war.

„Je t’aime, Guy.“, raunte sie ihm zu und er zog sie an sich, um sie so innig zu küssen, dass sie kaum mehr Luft bekam.

In diesem Moment war er sicherlich der glücklichste Mann auf Erden und das wollte er nur ihr beweisen.

Sie sollte ihn spüren.

Seine Liebe für sie.
 

Der Prinz und die anderen noblen Herrschaften wurden am nächsten Morgen verabschiedet.

Prince John ließ es sich natürlich nicht nehmen Alyssa ganz besonders für ihre Gesellschaft zu danken.

Er flirtete charmant mit ihr und küsste gleich zweimal ihre Hand.

Guy trug das Ganze mit Fassung, da er ja immerhin wusste, dass er weitaus mehr küssen durfte als nur ihre Hand.

Und so schnell würde dieser widerliche Kerl auch nicht wieder nach Nottingham kommen.

Wenn doch, konnte Guy sie ja immer noch nach Locksley bringen und sie in seinem Schlafgemach ans Bett ketten.

Ein Grinsen huschte ihm bei diesem Gedanken über die Lippen.

Das war gar keine so schlechte Idee!

Doch so gerne er diese gleich in die Tat umgesetzt hätte, verlangte zuerst der Sheriff nach seiner Aufmerksamkeit.

Und Alyssa sollte er sofort mitbringen.

Vaisey of Nottingham stolzierte um Guys Dienerin herum, wie ein Wolf um ein Lamm.

„Ich wollte dir danken, Alyssa. Der Prinz hat deine Gesellschaft anscheinend sehr genossen. Natürlich werde ich dich dafür entlohnen lassen.“, lobte der Sheriff sie und Guy und auch Alyssa konnten ihren Ohren nicht wirklich trauen.

War das gerade eben wirklich passiert?

„Besonders von Teilen von dir hat Prince John wirklich in den höchsten Tönen geschwärmt. Zu seinem Bedauern konnte er dich nicht noch näher kennen lernen.“, fügte er grinsend hinzu und musterte sie.

„Eh... Ja, vielen Dank, my Lord. Es war mir, wie gesagt, eine Ehre mich um den Prinzen zu kümmern. Wenn ich Euch damit nur nützlich sein konnte.“, meinte sie höflich und er grinste amüsiert.

„Sehr nützlich wirklich... Gisborne, Ihr solltet Euch von Eurem kleinen, zuckersüßen Betthupferl eine Scheibe abschneiden... Ach, nein... Das tut Ihr ja schon immer. Übrigens hat man gestern Nacht wieder zu Genüge gehört, wie befriedigend sie sein kann.“, witzelte er gutgelaunt vor sich hin und schmiss sich auf seinen Stuhl, um die Füße auf den Tisch zu legen.

Guy zog nur verwirrt eine Augenbraue hoch, Schamröte im Gesicht, während Alyssa sich schwer tat ein Lachen zu unterdrücken.

Lady Doreena hatte wahrscheinlich Guy übertönt, mit ihrem Wutgeschrei, als sie davon Wind bekommen hatte.

„War das alles, was Ihr von meiner Dienstmagd wolltet, Sheriff?“, erkundigte er sich und der Ältere winkte ab.

„Ja, ja... Schickt sie schon weg.“, wies er ihn an und Guy wandte sich an Alyssa.

„Du solltest jetzt schon mal mit Isabella nach Locksley Manor reiten... Ich komme dann heute Abend nach.“, versprach er ihr und sie nickte einverstanden, auch wenn es ihr schwer fiel sich von ihm zu lösen.

„Ich werde auf dich warten, Guy...“, flüsterte sie ihm verführerisch ins Ohr, was ihm einen Schauer den Rücken hinunterjagte.

Oh, er musste so schnell wie möglich die restlichen Angelegenheiten mit dem Sheriff klären.

Als sie an ihm vorbeiging, drehte sie sich noch einmal um, holte aus und gab ihm einen Klaps auf den Hintern.

Er zuckte so erschrocken zusammen, dass er beinahe an die Decke gegangen wäre.

Sie nahm den Rock ihres Kleides in die Hände und rannte schnell zur Tür hinaus, bevor das noch ein Donnerwetter geben würde.

Das laute Gelächter des Sheriffs begleitete sie.

„Gisborne, die Kleine gefällt mir wirklich immer besser!“, brachte er amüsiert hervor.

Underneath

„Mein Bruder... Ist es wahr, dass er dich zwingt bei ihm zu liegen?“, erkundigte sich Isabella auf dem Heimweg nach Locksley bei ihr.

Sie hatte ihr Pferd so nah es ging, an Alyssas herangeritten, damit niemand anderes ihr Gespräch mitbekam.

Das Dienstmädchen blinzelte sie überrascht an.

Warum dachten immer alle, dass er sie dazu zwingen würde?

„Ich gebe mich ihm freiwillig hin, my Lady. Wir empfinden mehr füreinander...“, verriet sie Isabella, die mehr als nur fassungslos war.

Meinte dieses Dienstmädchen das etwa ernst?

Sie konnte es nicht glauben.

Ihr Bruder empfand mehr für jemanden und das für jemand anderen als sich selbst?

Sie schien den Zweifel der Lady zu bemerken, denn sie lächelte belustigt.

„Wisst Ihr, unter seiner rauen, undurchdringlichen Schale aus Stolz und Ehrgefühl befindet sich ein weicher, gefühlvoller Mann... Nein, sogar ein sehr leidenschaftlicher...“, verbesserte sie sich und man merkte, wie angeekelt Guys Schwester von dieser Vorstellung war.

Sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie Alyssa mit ihm schlief und was er so alles mit ihr machte.

Sie schüttelte den Kopf.

Nein, die Kleine musste sich irren.

Er hatte sie wahrscheinlich getäuscht, so wie so viele andere.

„Du irrst dich, Alyssa. Guy kann keine Liebe empfinden. Für niemanden, nicht mal für mich, seine kleine Schwester.“, entgegnete sie verbittert und trat mit den Absätzen in die Flanken ihres Pferdes, sodass dieses einen Satz nach vorne machte und sie Alyssa allein zurückließ.

Die wusste, dass Isabella sich gewaltig irrte.

Sie kannte Guy vielleicht gut, aber bei weitem nicht so gut, wie sie es tat.

Immerhin war Alyssa diejenige, die sich ein Bett mit ihm teilte.

Die ihn so berührte, wie nicht mal Marian es getan hatte.

Er vertraute ihr alles an, das wusste sie.

Und er würde sie nie belügen, was seine Gefühle für sie anging, das stand fest.

Und was auch immer Isabella so reden ließ, Alyssa war sich sicher, dass sie nie so über ihn denken würde.
 

Nachdem in Locksley Manor alles für die Ankunft des Herrn vorbereitet war, sattelte sie noch einmal ihre kleine Goldstute und ritt ins Village, um einen, mittlerweile, recht guten Freund zu besuchen.

Als sie das Haus betrat, hob er den Kopf und lächelte ihr freudig zu.

„Ah, Alyssa... Lange nicht gesehen.“, bemerkte er und nahm ihre Hand, um diese höflich zu küssen.

Sie schmunzelte.

„Ja, ich war lange Zeit in Nottingham. Sir Guy hatte dort sehr viel zu tun.“, erklärte sie ihm und er nickte nur verständnisvoll.

„Schon gut... Ich verzeihe dir.“, witzelte er, was sie zum Lachen brachte.

„Was kann ich denn für dich tun?“, erkundigte er sich dann und sie legte ihn einen Sack voll Geld auf den Tisch.

„Ich möchte, dass du mir einen Bogen machst. Er soll etwas ganz besonderes werden... Ein Geschenk für einen Mann.“, verriet sie ihm und er zog beide Augenbrauen hoch.

Er blickte neugierig in den Sack und bemerkte, dass es nur Silberstücke waren.

Woher hatte sie denn auf einmal das ganze Geld?

„Darf ich fragen für wen, schönes Kind? Muss ja ein ganz besonderer Mann sein, wenn du so viel Geld für ihn ausgibst.“, spekulierte er und sie nickte mit einen Strahlen im Gesicht.

„Er ist für Sir Guy.“, antwortete sie vollkommen unverblümt, was den Bogenmacher sehr erstaunte.

Er rieb sich verdutzt durch sein braunes Haar, das langsam ergraute.

„Dieser Mann nimmt die Bauern aus, die sein Land bestellen! Tut mir leid, Alyssa, du musst zu einem anderen Bogenmacher gehen.“, lehnte er den Auftrag und das Geld ab.

Für einen Tyrannen wie Guy of Gisborne würde er sicherlich nichts anfertigen.

Er wollte sie schon wegschicken, da sah sie ihn eindringlich an, aus ihren großen blauen Augen, die so gut wie jeden Mann um den Finger wickeln konnte.

Und auch er war dabei keine Ausnahme.

„Bitte! Du weißt nicht, wie er wirklich ist... Ich verdanke ihm alles... Mein Leben.“, warf sie ein und er verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sag, glaubst du an wahre Liebe?“, appellierte sie an seinen, womöglich vorhandenen, Sinn für Romantik.

Er schnaubte verächtlich.

„Du willst mir doch nicht weismachen, dass du jemanden wie Sir Guy of Gisborne liebst, Kind.“, murrte er ungläubig, doch sie setzte sich trotzig an seinen Tisch.

„Doch, das tue ich.“, entgegnete sie entschlossen.

„Er hat auch eine andere Seite, Bogenmacher. Er zeigt sie nur nicht so oft... Also tu mir doch den Gefallen. Ich kenne niemanden, der bessere Bogen macht, als du. Bitte.“, versuchte sie es auf die schmeichelhafte Tour, die anscheinend Früchte trug.

Er seufzte genervt.

„Gut, meinetwegen.“, gab er sich geschlagen und machte sich an die Arbeit.

Es wurde ein prächtiger Bogen.

Geschwungen, wie der der Sarazenen.

Schnitzereien zierten das Holz.

Sie hatte einen solchen Bogen bei Robin Hood gesehen und war sofort begeistert davon gewesen.

Sicherlich würde er auch Guy gefallen.
 

Als am Abend Hufgetrappel auf dem Hof zu hören war, waren in Locksley Manor schon die Lichter aus.

Die Bediensteten hatten sich hingelegt, da Alyssa sich angeboten hatte, zu warten, bis Sir Guy zurück war und sich dann um ihn zu kümmern.

Natürlich war den Älteren klar, warum sie das tat.

Sie wollte allein mit ihm sein, wenn er eintraf.

Und das war sie nun auch.

Er führte seinen schwarzen, großen Hengst in die Stallungen und stellte ihn neben die kleine Stute von Alyssa, die freudig wieherte, als sie ihren Freund erkannte.

Das schwarze Tier tippelte aufgeregt und rieb seinen Kopf an dem der edlen Goldstute.

Sorgsam sattelte der Ritter das Pferd ab, da alle Stallburschen bereits in den Kammern schliefen und er es nicht für unbedingt nötig hielt sie rufen zu lassen, was eigentlich nicht seine Art war.

Da bemerkte er, dass er nicht alleine war.

Vorsichtig griff er nach dem Hilt seines Schwertes und zog die Schneide etwas heraus, um jeden Moment zuschlagen zu können.

Es war jemand in den Gängen.

Gerade wollte er nach seinen Wachen rufen, da tauchte Alyssa vor ihm auf.

Er erkannte ihre kleine Gestalt und ihre wunderschönen, geschwungenen Locken im schwachen Licht, dass der Mond ihnen schenkte.

„Gott, warum treibst du dich um so eine Stunde noch hier herum, Alyssa?“, fluchte er leise und sie lachte nur.

„Ich wollte nur hier sein, wenn du eintriffst, Guy... Ich wollte dich überraschen.“, raunte sie ihm zu und drückte ihren Körper an seinen.

Sofort spürte er, wie Hitze in ihm aufstieg.

Wie jedes Mal, wenn sie sich so an ihn schmiegte.

„Eigentlich müsste ich noch böse mit dir sein, weil du mich in Nottingham vor dem Sheriff bloßgestellt hast...“, knurrte er hingerissen und presste sie gegen eine der Futterkisten, um sie da drauf zu heben.

Sie kicherte, erfreut darüber, dass er auf sie einging und spreizte die Beine, damit er sich dazwischen drängen konnte.

Natürlich nahm er ihre Einladung an.

„Der Klaps? Entschuldige bitte... Ich konnte einfach nicht widerstehen... Ich würde dich am liebsten stundenlang übers Knie legen und auspeitschen.“, offenbarte sie ihm und kniff in sein wohlgeformtes Hinterteil.

Wieder zuckte er zusammen und ihre Nasenspitzen berührten sich, sodass ihre Lippen sich streiften.

Er war von dieser Vorstellung durchaus angetan, wenn sie es war, die ihn folterte, wäre er durchaus befriedigt.

„Du kleines Luder... Was soll das werden? Willst du mich etwa hier verführen? Im Stroh...?“, zwang er sich dazu ganze Sätze herauszubringen, obwohl er zum Zerreißen gespannt war.

Seine Erektion schmerzte und sein Puls musste einen Marathon laufen, während sie das kleine Spielchen anscheinend genoss, die Unschuld vom Lande mimte, und sich nichts davon anmerken ließ, dass sie genauso aufgeregt war, wie er.

Ohne weiter darauf einzugehen, küsste sie ihn auch noch so hingebungsvoll, dass er beinahe einen Herzinfarkt erlitt.

Er fühlte ihre Zunge in seinem Mund und brachte ein gequältes Stöhnen hervor.

Sein Herz machte mit einem Mal einen riesigen Sprung in ihre Richtung.

Ihre Zunge spielte mit ihm und verdrehte seinen Verstand, dass ihm schwindelig wurde, während ihre Finger seinen Mantel von seinen Schultern streifte.

Nach einiger Zeit ließ er von ihr ab und riss an ihrer Kleidung, bis der Stoff nur noch ein Fetzen war.

„Oh, so stürmisch kenn ich dich ja gar nicht, Guy.“, brachte sie hervor, während er ihre Schultern und ihr Schlüsselbein liebkoste und immer heftiger atmete, sodass es bald nur noch ein Keuchen war.

Eine seiner Hände war unter ihr Kleid geglitten, während er mit der anderen seine Hose öffnete.

Stöhnend zog er sie an sich und vereinte sich rüde mit ihr.

Kurz hielt er inne, um ihr errötetes Gesicht zu betrachten.

„Guy...“, wisperte sie liebevoll in sein Ohr und zischend atmete er ein.

Sie war so gemein.

Sein Körper zitterte und er fühlte sich so nervös wie ein Knabe vor seinem ersten Mal.

All das löste sie jedes Mal in ihm aus, wenn sie ihn so empfing.

„Du bringst mich dazu so ungeduldig zu sein... Du machst mich wahnsinnig, Alyssa.“, warf er ein und sie küssten sich wieder und wieder.
 

Was sie nicht bemerkten war, dass sie beobachtet wurden.

Robin, Much und Alan hatten eigentlich vorgehabt Gisborne um sein Geld zu erleichtern, doch als sie an den Stallungen vorbeigeschlichen waren, hatten sie Stimmen gehört und waren dann in ihrem Schock über das Bild, das sich ihnen bot, erstarrt.

Das durfte doch nicht wahr sein!

„Scheiße, was treiben die denn da?!“, brachte Alan hervor und seine blauen Augen wären ihm beinahe herausgefallen, denn er hatte bereits zu viel gesehen.

Robin verzog nur angewidert das Gesicht und wusste einfach nicht, wo er hinsehen sollte und wo nicht.

„Dumme Frage, Alan! Wonach sieht es denn für dich aus?“, zischte er, während Much, die Augen zusammenkniff und die Ohren zuhielt und immer wieder um Gottes Beistand bat.

„Gott! Ich kann da nicht hinsehen, geschweige denn hinhören! Ich glaub mir wird schlecht!“, jammerte er.

„Halt die Klappe, Much, sonst bemerken sie uns noch.“, murrte Alan a Dale und wollte sich schon in eine andere Richtung aus dem Staub machen, doch Robin hielt ihn zurück.

„Wartet... Ich hab doch sowieso noch ein Hühnchen mit diesem Mistkerl zu rupfen.“, grollte er vor sich hin und die beiden anderen Männer wussten sofort, worum es bei diesem Hühnchen ging.

Natürlich um Marian!

Robin verabscheute Gisborne ja bereits dafür, dass er sie getötet hatte, doch nun hasste er ihn noch mehr, da dieser Hundesohn sich einfach so eine neues Mädchen gesucht hatte und sichtlich seinen Spaß mit ihr hatte, obwohl er sich immer so aufgespielt hatte, wie sehr er Marian doch liebte und diesen ganzen Romantikquatsch.

Robin wollte ihm dazu noch mal gehörig die Meinung geigen.
 

„Zum Himmel, haben wir das gerade wirklich getan, oder träume ich?“, keuchte er, als er aus ihr herausglitt und seine Hose wieder schloss.

Sein schwerer Atem stieß gegen ihren Hals und fühlte sich warm an, während er seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt hatte.

„Ich sagte doch, ich würde dich überraschen, Liebster.“, raunte sie ihm kichernd zu und schnappte sich eine der Pferdedecken, um ihren bloßen Oberkörper zu bedecken.

Er musste ebenfalls lachen.

Womit hatte er so etwas nur verdient?

Sie war Segen und Untergang zugleich.

Im einen Moment machte sie ihm glücklich und im nächsten wahnsinnig.

„Ich liebe dich.“, gestand er ihr und sie küsste seinen Hals zur Antwort, was ihm natürlich sofort wieder so sehr erregte, dass er ihr Stelldichein am liebsten sofort wiederholt hätte.

Doch die Chance hatte er nicht mehr.

„Ich liebe dich, mein Sahnetörtchen! Nein, ich liebe dich, Honigtöpfchen!“, ertönte Robins höhnische Stimme direkt am Eingang zum Stall und er lachte, beinahe schon etwas hysterisch.

Das Liebespaar zuckte erschrocken zusammen und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Outlaw, der, die Hände in die Hüfte gestemmt, im Mondlicht stand, flankiert von zwei seiner Begleiter.

Sie hießen Alan und Much, soweit Alyssa sich daran erinnern konnte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr auf so was steht, Gisborne. Reizt es Euch vom Stroh gestochen zu werden? Wie wäre es, wenn ich Euch übers Knie lege? Ich schlage wahrlich fester zu als die kleine Lady.“, verspottete er die Beiden und ging noch weiter auf sie zu.

Guy stellte sich vor Alyssa, um sie vor dem jüngeren Mann zu schützen, und zog sein Schwert, dessen Klinge im Mondlicht milchig schimmerte.

„Locksley... Was wollt Ihr? Verlasst mein Grundstück.“, forderte er ihn auf, doch der König der Diebe dachte nicht mal im Traum daran kehrt zu machen.

Es wurde doch gerade erst lustig.

„Tut mir leid, Gisborne. Aber Ihr habt etwas, dass ich haben möchte. Gold.“, sprach er und betonte dabei letzteres.

Seine grünblauen Augen blitzten und man konnte geradezu den Schalk im Nacken des Mannes sehen.

Eines musste man ihm lassen.

Entweder er war unglaublich mutig oder einfach nur lebensmüde.

„Und außerdem... Wie könnt Ihr von Locksley über Euren Grund und Boden reden? Wo noch nicht mal die Menschen hier Euch respektieren?“, fügte er mit schneidenden Worten hinzu und sie sah, wie sehr diese Guy verletzten.

Gerade, weil die Worte so wahr waren.

„Verschwinde, Hood!“, brüllte der große Mann und ging auf seinen Gegner los.

Ein Kampf entfachte und das Klirren von Schneide an Schneide tönte durch die Luft und verbreitete Funken.

„Macht es Euch Spaß Marian mit dieser Dienstmagd zu betrügen?“, zischte Hood und wehrte Guys Angriff ab.

Der warf ihm einen verwunderten Blick zu, fing sich aber schnell wieder.

„Sie war es, die mich betrogen hat. Sie hat mit uns beiden ihr kleines Spielchen gespielt.“, erwiderte er, doch Robin wollte von dieser Ausrede nichts hören.

Die anderen beiden Outlaws mischten sich nicht in den Streit ein und auch Alyssa blieb, wo sie war.

Es kam ihr vor, als würden die Kämpfer bereits eine Stunde aufeinander eindreschen, als endlich die Wachen eintrafen und die Eindringlinge in die Flucht schlugen.

„Geht es Ihnen gut, Sir Guy?“, erkundigte sich einer der Wachmänner, doch bekam er nur einen strafenden Blick, zum Dank, von seinem Herrn.

„Warum hat das so lange gedauert?!“, schimpfte er lautstark, steckte sein Schwert zurück in die Scheide und ging dann mit strammen Schritt zurück ins Haus, ohne auf Alyssa zu warten, die ihm hinterhereilte, wobei sie mit Mühe versuchte sich mit der Pferdedecke zu bedecken.
 

„Dieser verdammte Mistkerl!“, wetterte er in seinem Zimmer und hätte am liebsten auf irgendetwas eingeschlagen so wütend war er, doch es war ihre sanfte Stimme, die ihn wieder zur Besinnung brachte.

„Er ist doch geflohen, Geliebter. Du hast ihn in die Flucht geschlagen. Das war sehr mutig und...“, lobte sie ihm und griff von hinten um seinen Brustkorb, um sich an ihn zu drücken.

Er atmete einmal tief durch und genoss ihre Zuneigung.

„Das musste ich doch. Ich musste dich schließlich beschützen.“, entgegnete er und sie ließ von ihm ab, um zum Schrank zu gehen und ein Päckchen hervor zu holen.

Sie reichte es ihm mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und er öffnete es perplex.

Es war ein wunderschöner Sarazenenbogen, der sich darin befand und er holte ihn heraus, um ihn zu inspizieren.

„Ist der für mich?“, wollte er neugierig wissen und sie nickte zu Bestätigung.

„Ich habe ihn extra für dich anfertigen lassen, um dir zu zeigen, wie viel du mir bedeutest.“, erklärte sie ihm und er nahm eine ihrer Hände.

„Der muss sehr teuer gewesen sein... Du sollst doch nicht so viel Geld für mich ausgeben.“, schalte er sie und sie gab sich kleinlaut.

„Aber ich habe von dir schon so viele schöne Sachen erhalten... Der Bogen ist doch nichts im Vergleich zu der hübschen, kleinen Stute.“, konterte sie und er grinste.

„Mag sein, aber ich bin auch ein Adelsmann, der genug Geld verdient, um dir solche Geschenke zu machen.“, verriet er ihr und stupste zärtlich gegen ihre Nase.

Sie lachte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ach ja? Und ich bin nur die arme Dienstmagd oder was?“, entrüstete sie sich und machte ein beleidigtes Gesicht.

Er ließ den Bogen fallen und hob sie mit seinen starken Armen hoch, um sie zum Bett zu tragen und sie behutsam dort abzulegen.

Diese spontane Reaktion ließ sie amüsiert auflachen.

Sein massier Körper war über ihr und die Atmosphäre brannte förmlich vor Erwartung.

Seine Finger suchten ihre Weg durch ihre Locken, während seine Augen nicht von ihren abließen.

„Nein... Du bist meine Prinzessin.“, offenbarte er und sie vereinten sich zu einem Kuss.

Die Kerze, die am offenen Fenster stand, wurde von der nächtlichen Brise erfasst und erlosch.
 

Sie lagen sich gegenüber und sie betrachtete sein schönes Gesicht.

Der Mond war nun voll aufgegangen und der Raum beinahe taghell.

Ihr Blick wanderte über seine schwarzes, weiches Haar, dass sich in kleinen Locken um seinen Nacken legte.

Seine recht langen Wimpern, die ihn so ansehnlich machten und seine markante, männliche Nase, die sie am meisten mochte.

Seine Lippen luden sie zum Küssen ein und sie ließ sich das nicht zweimal sagen.

Vorsichtig, da er bereits zu schlafen schien, beugte sie sich vor und ihre Lippen strichen, leicht wie eine Feder, über seine.

Nachdem sie sich wieder entfernt hatte, flatterten seine Lider und er öffnete seine fantastischen Augen, die sie lächelnd ansahen.

„Bist du glücklich?“, fragte er sie mit etwas heiserer Stimme, von den ganzen Schreien, die ihm entwichen waren.

Sie nickte und legte eine Hand auf seine Wange.

„Glücklicher als du dir vorstellen kannst, Liebster.“, schwor sie ihm und er lächelte.

„Ich dachte schon, du würdest genauso denken, wie Locksley.“, erklärte er ihr sein Bangen.

Sie verstand worauf er hinauswollte.

„Du solltest dir damit Zeit lassen. Es ist nur natürlich, dass die Bewohner von Locksley Village nicht gleich einen neuen Herrn akzeptieren.“, murmelte sie ihm zu und streichelte über seinen Hals und seine Brust.

„Immerhin hast du dich hier einfach niedergelassen.“, fügte sie hinzu und er wirkte verbittert.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, Alyssa.“, bedachte er die Situation und sie richtete sich etwas auf.

„Lass mich das machen. Ich zeige dir, wie das geht. Wir könnten morgen zusammen unter die Menschen gehen... Es ist doch Markt. Sie müssen dich auch mal anders kennen lernen, als bewaffnet auf deinem Pferd mit dem Sheriff in Begleitung.“, schlug sie ihm vor und er war gar nicht mal so abgeneigt von dieser Idee.

„Was würde ich bloß ohne dich machen, Alyssa?“, schmeichelte er ihr und sie lächelte zufrieden.

„Du wärst sicher auch allein da drauf gekommen, wenn du dich nicht ständig vom Sheriff einnehmen lassen würdest.“, vermutete sie und sie glitt an seinem nackten Körper hinunter, um wieder seine volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Genüsslich verdrehte er die Augen und ließ sich von ihr treiben.

The true true Face of the Sheriff

„Denkst du, dass das funktioniert?“, fragte er beklemmt und blickte auf Locksley Village hinab, auf das sie zuritten.

Sein großer Hengst tänzelte unter ihm und schien den langsamen Gang nicht gerade zu mögen, während ihre kleine Goldstute sich von ihm anstecken ließ.

Alyssa blickte zu ihm rüber und lächelte zuversichtlich.

„Natürlich, Liebster. Sei einfach nur du und tu das, was du für richtig hältst.“, ermutigte sie ihn und trabte voraus, damit sie schneller im Dorf ankommen würden.

Er trieb sein schwarzes Pferd in einen leichten Galopp, um sie wieder einzuholen.

Als sie Locksley Village erreichten, schienen die Leute verwirrt und auch erschrocken über das Eintreffen des jungen Ritters und seiner Begleitung.

War er etwa wieder hier, um ihnen ihre Ernte zu stehlen und ihnen den letzten Penny aus den Taschen zu ziehen?

Guy fühlte sich sichtlich unwohl, da er wusste, was die Dorfbewohner von ihm dachten, also kam sie ihm zur Hilfe.

„Guten Tag, mein Herr.“, grüßte sie einen Bauern, der direkt vor ihnen stand und drückte ihre kleine Stute an dem verwunderten Mann vorbei.

Gisborne nickte nur zum Gruß und tat es ihr gleich.

Der Mann und auch die anderen beobachteten sie, als sie ihre Pferde an einer Tränke anbanden und einen Jungen herbeiriefen, der sich darum kümmern sollte, dass sie genug Wasser hatten.

Guy reichte ihm sogar eine Kupfermünze zum Lohn.

So kannten sie den sonst so skrupellosen Mann ja gar nicht.

Keiner traute sich das Paar anzusprechen, als die Beiden sich daran machten auf den Markt einkaufen zu gehen.

„Was hältst du davon?“, erkundigte er sich bei seiner hübschen Begleiterin und hielt ein burgunderfarbenes Kleid hoch.

Ihre blauen Augen strahlten und sie hielt es sich an.

„Es ist wirklich sehr schön.“, meinte sie und strich den Stoff glatt.

Er lächelte und warf dem Mann eine Silbermünze zu.

„Das wird es aber erst an dir sein.“, raunte er ihr zu und sie beugte sich zu ihm vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

„Ich dachte, ich sehe am besten aus, wenn ich nichts anhabe...“, wisperte sie verführerisch und lehnte sich mit ihrem Busen gegen seinen Oberarm, sodass er zwischen ihre Brüste rutschte.

Vor Verlegenheit errötend wandte er den Blick von ihr ab, um nicht jeden Moment über sie herfallen zu müssen.

Sie war wirklich gemein und das vor den Bewohnern von Locksley.

Beide gingen weiter und kamen an einen Stand mit Süßigkeiten.

Alyssa nahm ein Stück Schokolade und hielt es ihm hin, sodass er es kosten konnte.

Er aß aus ihrer Hand und leckte dann an ihren Fingerspitzen, da die Leckerei trotz der spätherbstlichen Luft auf ihrer warmen Haut geschmolzen war.

Sie kicherte amüsiert und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.

Gerade war ihm ihre Liebelei noch peinlich gewesen und jetzt forderte er sie selbst heraus.

Zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, wahrscheinlich seine kleine Schwester, kamen ebenfalls an dem Stand vorbei und blickten mit großen, wehleidigen Augen auf die vielen schmackhaften Auslagen.

Alyssa stupste Guy an und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Kleinen.

Er verstand zuerst nicht, was sie ihm mit ihrer Aufforderung sagen wollte, kramte dann aber doch in seinen Taschen und fand zwei Silberstücke.

Langsam ging er auf die Kinder zu, die im ersten Augenblick das Weite suchen wollten, da sie damit rechneten, er würde mit ihnen schimpfen.

Doch stattdessen kniete er sich vor sie und hielt jedem eine Münze hin.

„Die sind für euch, damit ihr euch was schönes kaufen könnt.“, verriet er ihnen mit einem netten Lächeln, zu dem er sich noch nicht mal zwingen musste.

Die beiden Geschwister strahlten über beide Ohren und schenkten ihm dankende Blicke, die ihm genug waren.

Schnell stürmten sie davon, um sich so viel schönes zu kaufen, wie sie dafür bekommen konnten.

Alyssa trat zu ihm, als er sich wieder erhob und lehnte sich gegen seine Brust.

„Du würdest wahrlich einen guten Vater abgeben, Guy. So fürsorglich und spendabel.“, murmelte sie ihm zu und sein Gesicht wurde erneut von Röte geziert.

Was sagte sie denn da?

Er und Kinder?

Da hatte er noch nicht wirklich drüber nachgedacht.

Aber jetzt, wo sie es ansprach, schien es ihm nicht mal mehr so ganz abwegig.

„Das war wirklich nobel, Sir Guy of Gisborne.“, lobte sie ihn und er nahm ihre Hände in seine, um sie noch fester an das Leder seines Mantels zu pressen.

„Du hattest Recht, Alyssa. Sie scheinen sich nicht mehr so zu fürchten. Und weißt du was...?“, kam ihn eine andere Idee und er hielt einen jungen Mann auf, der an ihnen vorbeihuschte.

„Tu mir einen Gefallen und sage jeden den du kennst, dass heute Abend alle nach Locksley Manor kommen sollen. Ich will jeden zu einem Festessen einladen.“, verlangte er von dem Mann, der ihn etwas entgeistert ansah, sich dann allerdings verneigte und losließ, um die Neuigkeiten rumzutragen.

Sie lachte belustigt darüber, dass er das eben getan hatte.

Was würde der Sheriff wohl dazu sagen?

Er würde sicherlich toben vor Wut und Entrüstung!

„Und jetzt kümmere ich mich erst mal, um meine wundervolle Geliebte.“, versprach er ihr und sie spazierten etwas weiter aus Locksley hinaus in die Richtung des Sherwood Forest.

Hand in Hand gingen sie und mit einem Mal fielen kleine Schneeflocken vom Himmel.

Sie hob eine Hand, um ein paar aufzufangen und lachte erfreut, um dann über die Wiese zu tanzen.

Schmunzelnd beobachtete er sie.

Wie konnte es sein, dass ein Mann wie er so eine Frau verdient hatte?

Von ihrer Lebensfreude gepackt, sprang er auf sie zu, um sie um die Hüfte zu packen und durch die Luft zu wirbeln.

Sie landeten beide ihm Gras.

Er über ihr.

Eine ihrer behandschuhten Hände griff durch sein Haar und verscheuchte den frischen Schnee.

„Was ist denn?“, wollte sie wissen, als er schwieg.

Er zeigte ihr ein charmantes Lächeln, dass kleine Lachfalten um seine Augen sichtbar machten.

„Ich musste nur daran denken, wie gut es mir mit dir geht.“, brabbelte er und ehe sie sich versah küsste er sie zärtlich.

Sie umklammerte ihn und er glitt zwischen ihre Beine.
 

„Was ist denn auf einmal in Gisborne gefahren?“, fragte Cate, die nicht glauben konnte, was sie da sah.

Robins Outlawbande hatte die Beiden schon eine Weile über beobachtet und sich über die gute Laune des Ritters ziemlich gewundert.

Er war doch sonst niemand der freiwillig ins Dorf ritt, um sich unters Volk zu mischen und den Wohltäter zu spielen.

„Das ist sie...“, murrte Robin und deutete auf Alyssa, die gerade dabei war seinen Erzfeind zu vernaschen.

„Wenn mich so eine süße um den Finger wickeln würde, würde ich auch nicht anders reagieren... Also ich kann Gisborne schon ein wenig verstehen.“, kommentierte Alan und die anderen wollten schon widersprechen, da wurden sie von jemanden abgelenkt, der sich den Pärchen näherte.

Es war der Sheriff auf seinem Schimmel, umgeben von seinen Soldaten.

„Na, da sind ja meine kleinen süßen, schnuckeligen Turteltäubchen...“, begrüßte er die Beiden, die nicht gehört hatten, dass er sich ihnen genähert hatte, so beschäftigt waren sie gewesen.

„Gisborne!“, rief er wütend nach seinem Handlager, der sofort auf die Füße sprang, wie eine Katze, die man erschreckt hatte.

Schnell begab sich auch Alyssa wieder in die Senkrechte.

Wo kam der denn auf einmal her?

„Guten Tag, my Lord. Was verschafft uns die Ehre?“, erkundigte sie sich und verneigte sich vor ihm.

Er schenkte ihr allerdings kein bisschen seiner Aufmerksamkeit, sondern blickte genervt auf Guy hinab.

„Was sagte ich gestern Abend zu Euch? Hatten wir nicht ausgemacht, dass Ihr am Morgen wieder in Nottingham Castle sein solltet?“, erinnerte er ihn an ihre gestrige Absprache.

Der Ritter strich sich entschuldigend durch sein schwarzes Haar.

Das hatte er ja total vergessen.

„Verzeiht, my Lord Sheriff... Ich dachte nur, dass mir ein wenig Zeit in Locksley bleiben würde, um...“, versuchte er sein Bedauern auszudrücken, aber der ältere Mann wollte davon nichts hören.

Er beugte sich auf den Sattelknauf über den kräftigen Hals seines Pferdes.

„Ladidadida! Verschont mich mit diesen jämmerlichen Ausreden. Ihr solltet Euch besser Eure Schwächen eingestehen, Gisborne. Dass Ihr Eure kleine Freundin zu oft schnackselt, scheint Euer Hirn weich geklopft zu haben, das ihr auf einmal nett und zuvorkommend gegenüber diesen Bauerntölpeln seid.“, echauffierte er sich darüber, dass sie, seiner Meinung, einen schlechten Einfluss auf ihn hatte.

Guys Blick glich dem eines geschlagenen Hundes, der vor seinem Herrn kuschte und alles wieder gut machen wollte.

„Ich erwarte von Euch, dass Ihr mir sofort nach Nottingham Castle folgt.“, verlangte der Sheriff dann und winkte den Jungen heran, der ihnen ihre Pferde brachte.

Alyssa griff nach seiner Hand, als er auf seinen Hengst zu ging und aufsteigen wollte.

Ihre blauen Augen sagten ihm, dass er sich das nicht gefallen lassen musste.

Der Sheriff konnte ihn nicht ewig so behandeln.

„Und was ist, wenn ich gedenke hier zu bleiben? Das ist mein Stück Land und ich befehle hier.“, schöpfte er neuen Mut und baute sich etwas vor seinem Vorgesetzten auf.

Der Alte versuchte sein höhnisches Lachen zu verkneifen, was ihm allerdings nicht lange gelang.

Schallend hallte es über die Ebene.

Er gab seinen Begleitern ein Zeichen und zwei stiegen ab, um Alyssa zu packen und sie von ihm wegzuzerren.

Verzweifelt versuchte sie sich aus den Griffen der Männer zu befreien.

„Lasst mich sofort los!“, empörte sie sich und trat nach ihnen, was den Sheriff nur noch mehr bespaßte.

„Dann nehme ich Eure süße Alyssa. Und glaubt mir, dass es ihr als mein persönliches Spielzeug nicht sonderlich gut ergehen wird.“, versprach er seinem Handlager, der ihn erbost anblitzte.

Er wollte also Alyssa bedrohen?

Eine wehrlose Frau?

Dieser gemeine, widerliche Mistkerl!

„Das könnt ihr nicht tun!“, knurrte er und zog sein Schwert, bereit sich mit den Bewachern des Sheriffs zu messen, doch der hob nur mahnend den Zeigefinger.

„Tz, tz, tz... Gisborne, Gisborne! Ihr vergesst anscheinend, dass ich der Sheriff von Nottingham bin. Ich habe Befehlsgewalt über ganz Nottinghamshire... Also... Husch, husch, auf Euer Pferd.“, befahl er ihm und er musste sich wohl oder übel geschlagen geben.

Mürrisch und erniedrigt, schwang sich der große Mann in den Sattel seines Reittiers und der Sheriff sagte seinen Männern, dass sie die Hure freilassen sollten, was sie lachend taten.

Dann ritten sie los.

Guy warf noch einmal einen Blick auf sie zurück.

Winkend stand sie neben ihrer kleinen Stute.

Ihr Blick sagte ihm, dass sie ihm nicht böse war wegen seiner Entscheidung.

Er hatte es tun müssen.
 

„Bitte sagt, Sir Guy, dass wir ihm von ganzem Herzen danken, Kind.“, sprach eine alte Frau zu ihr, die anscheinend von ihrer Tochter hinaus geführt wurde.

Sie griff dankend nach Alyssas Hand.

Trotz Guys Abwesenheit hatte sie sich dazu entschlossen, die Dorfbewohner in Locksley Manor zu Abend essen zu lassen.

Der Sheriff konnte ihr keine Angst einjagen.

„Ich werde es ihm ausrichten, gute Frau.“, entgegnete sie und drückte die alte, faltige Hand etwas.

Auch die anderen Leute aus Locksley Village waren sehr dankbar für ihre Gastfreundlichkeit.

Sie befanden, dass sie ein sehr guter Mensch war und vielleicht auch einen Besseren aus Guy of Gisborne machen konnte.

Ein kleinwenig hatte sie ihn ja schon zum Guten gewendet.

Nachdem alle gegangen waren, schloss sie die Türen hinter sich und atmete erleichtert aus.

Zu schade, dass er nicht dabei gewesen war und selbst gehört hatte, wie begeistert die Menschen nun von ihm waren.

Nein, der doofe Sheriff hatte ihn ja unbedingt von Locksley Manor wegholen müssen.

Weg von ihr.

Seufzend ging sie nach oben, wo sie auf Isabella traf, die wohl nicht mit nach Nottingham geritten war, so wie sonst.

„Was hatte das eben zu bedeuten, Alyssa? Was wollten diese ganzen Bauern an unserer Tafel?“, erkundigte sie sich, wobei ihre Augen sie erbost anstarrten.

Alyssa lächelte und verneigte sich.

„Entschuldigt, dass ich Euch nicht eingeweiht habe, my Lady. Euer Bruder hat heute Mittag kurzfristig entschlossen alle zum Abendessen einzuladen.“, verriet sie ihr und die andere Frau warf ihr einen geschockten Gesichtsausdruck entgegen.

Wie bitte?

Guy hatte alle eingeladen?

Das war zu abstrus, um wahr zu sein!

„Guy?“, harkte sie ungläubig nach und die Jüngere nickte nur bestätigend.

Sie hatte geahnt, dass Isabella ihr das nicht wirklich glauben würde.

„Ja, my Lady. Er hat sich entschlossen sein Volk mit etwas mehr Respekt zu behandeln, damit auch sie ihn respektieren.“, klärte sie sie auf und Isabella nahm ihre Hand und führte sie hinter sich her, direkt in ihr Zimmer.

„Er hat sich auf eine seltsame Art verändert, seitdem du in unser Leben getreten bist, Alyssa. Das beunruhigt mich ein wenig, muss ich zugeben.“, gestand sie ihre aufkommenden Ängste und die beiden Frauen setzten sich auf Isabellas großes Bett, das federnd nachgab.

„Es beunruhigt Euch? Verzeiht, wenn ich darüber lachen muss... Aber ist es nicht eine gute Veränderung?“, kicherte Alyssa und strich sich ihre langen Locken zurück, die hin und her schwangen.

Die andere Frau wirkte nachdenklich und auch etwas verbittert, was nun auch in Alyssa Beunruhigung auslöste.

Was war es nur, dass die Beziehung der zwei Geschwister so kühl machte?

Da erinnerte sie sich daran, dass Guys Schwester vor ihr erwähnt hatte, dass er niemanden lieben würde.

„Ihr sagtet mir, Guy könnte nicht lieben...“, begann sie dann und schluckte, den Blick gen Boden gesenkt.

Die Andere schwieg einen Moment, der beinahe wie eine Ewigkeit wirkte.

„Das kann er auch nicht. Du bildest dir mit deinen naiven Vorstellungen vielleicht ein, dass er dich lieben würde, weil er dich gut behandelt und vorgibt, dass du ihm etwas bedeutest. Aber glaub mir ruhig, Alyssa... Irgendwann wird der Tag kommen, da wirst du sehen, was sich hinter seiner hübschen Fassade versteckt. Er wird dir sein wahres Gesicht zeigen, so wie er es bei mir getan hat.“, murmelte sie vor sich hin und wurde traurig.

„Was hat er Euch denn angetan, my Lady? Was kann er Schreckliches getan haben, dass es Euch so tief verletzt hat, dass ihr es ihm nicht mehr verzeihen könnt?“, wollte sie wissen und griff wieder nach Isabellas Hand, doch die Ältere schlug sie weg und erhob sich.

„Das geht dich nichts. Du bist nur eine Dienstmagd. Ich weiß überhaupt, warum ich dir überhaupt etwas davon erzählt habe!“, schimpfte sie aufgebracht und Alyssa wusste, dass es nun besser war zu gehen.

In den blauen Augen der Lady Thornton spiegelte sich der Zorn einer verletzten Frau wieder.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, oder noch einmal auf sie zurückzublicken, verließ sie den Raum und schloss sorgsam die Tür.
 

Sie warf sich auf das große Bett und schmiegte ihr Gesicht in eines der Kissen.

Es roch nach ihm.

Maskulin, betörend und sexy.

Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie daran dachte, was sie schon alles zwischen diesen Laken getan hatten.

Leidenschaftlich und auch zärtlich hatte er ihr schon so oft gezeigt, wie sehr er sie liebte und sie hatte sich jedes Mal revanchiert.

In ihrem Kopf hallte seine raue Stimme wieder, die immer wieder ihren Namen rief.

Wie gerne würde sie jetzt neben ihm liegen und ihm süße Worte ins Ohr flüstern.

Seufzend drehte sie sich um und starrte die Decke des Raumes an.

Ob der Sheriff ihn bestraft hatte für sein Verhalten auf dem Markt?

Sie war sich sicher, dass der Sklaventreiber gewettert haben musste wie noch nie.

Hoffentlich würde das keine ärgeren Konsequenzen haben.

Sie schloss die Augen und schlief wenige Minuten später ein, um in einen Traum zu versinken.

Sie war wieder das kleine Mädchen, dass in einem Schlossgarten stand und Blumen pflückte.

Margeriten und Narzissen.

Die Sonne schien und sie konnte Stimmen hören.

Jungen lachten und riefen einander etwas zu und plötzlich standen sie vor ihr.

Drei Jungs, alle älter als sie.

Einer war sogar beinahe schon ein Mann in ein Kettenhemd gekleidet.

Alle drei hatten dunkles Haar, braun, und Augen in der gleichen Farbe und sie erinnerten Alyssa an Henry of Hereford, nur in jüngeren Versionen.

„Du willst sie doch nicht mitnehmen, Humphrey! Sie ist ein Mädchen!“, kam es vom Jüngsten der Drei und er machte ein angeekeltes Gesicht.

So wie Jungs in dem Alter eben waren.

Der Älteste schenkte ihm einen mahnenden Blick.

„Genau! Sie kann noch nicht so schnell reiten, wie wir!“, kommentierte der zweitjüngste Junge und ein freches Grinsen lag auf seinen Lippen.

Ein genervtes Seufzen entwich dem jungen Ritter und er hielt dem jungen Mädchen eine seiner großen Hände hin.

„Komm mit uns, kleine Schwester! Wir wollen zusammen ausreiten. Komm, Alyssa.“, forderte er sie auf.

Schweißgebadet wachte sie auf und keuchte aufgeregt.

Sie griff neben sich, doch niemand war da.

Kein warmer Körper, an dem sie sich hätte drücken können und der beruhigend auf sie gewirkt hätte.

Guy war immer noch in Nottingham Castle.

Ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass es auch noch mitten in der Nacht war.

Es schneite erneut und sie zog die Decke enger um sich und fröstelte unwohl.

Doch irgendwie schaffte sie es, doch noch etwas zu schlafen.
 

Ein Poltern an der Tür ließ sie erneut hochschrecken, diesmal war es bereits hell draußen.

Die Sonne musste gerade aufgegangen sein.

„Macht die Tür auf, my Lady Thornton.“, ertönte eine dunkle Männerstimme und schon hörte sie Schritte, die eilig die Treppen hinaufpolterten.

Es waren drei, vielleicht vier Männer.

Das konnte sie an dem stumpfen, schweren Geräusch erkennen.

Und schon flog die Zimmertüre auf und vier Soldaten des Sheriffs standen vor ihr.

Sie hielt sich die Decke vor die Brust, damit die Männer ihre nackten Brüste nicht sehen konnten.

„Zieh dich an, Alyssa, der Sheriff of Nottingham will dich sehen. Sofort!“, befahl einer der jüngeren Männer ihr.

Sie kannte ihn.

Es war Lloyd Timett.

„Warum denn sofort? Und wo ist Sir Guy?“, fragte sie und erhob sich langsam, das Laken immer noch um sich gewickelt.

Timett wirkte ungeduldig, als stünde er unter starken Druck, obwohl er auch etwas nervös schluckte, als er erkannte, dass sie unter dem Laken vollkommen nackt war.

„Stell keine Fragen! Mach einfach, was ich dir sage, Weib!“, brüllte er sie an und packte sie grob am Arm, um sie in die Richtung ihrer Kleider zu schleifen.

Was war denn auf einmal los?

Sie verstand gar nichts mehr.

Der blonde Soldat war doch sonst nicht so widerlich zu ihr.

Ganz im Gegenteil.

Doch bevor es noch mehr Ärger geben würde, gehorchte sie lieber und zog sich ihre Kleider über.

Unten wartete man bereits mit ihrer kleinen Goldstute, die der Stallbursche bereits aufgesattelt hatte.

Auch Isabella war zu Pferd, sprach allerdings kein Wort mit ihr, als sie auch sie fragte, was das alles zu bedeuten hatte.

Man hob sie hinauf und sie ritten los, wobei Timett und ein alter Mann mit grauen Haaren sie flankierten, so als würde sie jeden Moment auf den Gedanken kommen abzuhauen.

Sie fühlte sich wie eine Schwerverbrecherin.

Es fehlten nur noch die Hand- und Fußfesseln.
 

In Nottingham angekommen, hatte sie nicht mehr die Gelegenheit zu Guy zu gelangen, denn man stellte sie sofort vor den Sheriff, der gerade zu Mittag speiste.

„Verschwindet. Ich will allein mit ihr reden.“, forderte er die Soldaten auf sich zurückzuziehen.

Alyssa stand vor ihm und wusste nicht so wirklich, wo sie anfangen sollte.

Er biss gerade herzhaft in einen Hühnerschenkel.

Das Fett lief seine Mundwinkel herunter und der Duft stieg Alyssa in die Nase.

Ihr Magen knurrte, denn sie hatte noch nicht einmal die Chance bekommen irgendetwas zu sich zu nehmen.

„My Lord, warum habt ihr nach mir verlangt? Es ist noch so früh am Morgen und ich...“, wollte sie beginnen, doch er unterbrach sie, indem er eine Hand hob.

Dann wischte er sich mit einem Tuch über den Mund.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, das seine Zahnlücke, wo einst sein rechter, oberer Schneidezahn gesessen hatte, entblößte.

„Muss es mir leid tun, dass ich dich aus deinen Träumen gerissen habe, schönes Kind? Ich verrate dir was... Nein!“, säuselte er herzallerliebst und lachte dann höhnisch.

Was war denn bloß los?

„Sheriff, ich will nicht dreist sein... Aber könntet Ihr mir nun endlich sagen, warum ich hier bin, obwohl ich in Locksley auf Sir Guy warten sollte?“, entgegnete sie und er erhob sich, um um sie herum zu stolzieren.

Seine abschätzenden hellbraunen Augen glitten über ihre Gestalt.

Sie war so bezaubernd.

Ein Jammer, dass sie dieses Schicksal gewählt hatte.

„Du willst nicht dreist sein? Aber warst du das nicht, als du Gisborne verführt und ihn weichgeklopft hast? Schau ihn dir an, er ist nur noch ein Wolf ohne Zähne.“, zischte er und strich unangenehm zärtlich über ihre Wange und schob ihre Locken beiseite, sodass er ihr einen Kuss auf den Hals geben konnte.

Sie zuckte zusammen.

Seine Berührungen hatten sich noch nie besonders gut angefühlt.

„Ich dachte, ich hätte dir klar gemacht, dass ich nicht will, dass du den guten Gisborne Flausen in den Kopf setzt. Oder hab ich das nicht? Aber du hast meinen betrügerisch, hinterhältigen Wolf in einen kleinen Welpen verwandelt.“, wetterte er auf einmal los und sie wich zurück, konnte allerdings nicht weit, da er ihr Handgelenk fest umschlossen hatte.

Entsetzt blickte sie ihn an und er mochte es, dass sie sich fürchtete.

Wie ein verschrecktes Kitz, dass dem Jäger in die Augen sieht, bevor er es erlegt.

Ja, sie sollte ruhig Angst vor ihm haben.

„Ich wollte doch nur... Ich...“, stammelte Alyssa und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber sie hatte nicht genug Kraft.

Leicht zog er sie wieder zu sich und war ihrem Gesicht mit seinem so nahe, dass sie den Wahnsinn in seinem Blick sehen konnte.

Der war doch vollkommen irre!

„Tz, tz, tz... Wie willst du das nur wieder in Ordnung bringen, meine kleine, gutherzige Alyssa?“, bedachte er fragend und taxierte den Ausschnitt ihres Kleides.

Sie wusste, welche Antwort er von ihr erwartete.

Nein!

Das konnte er sich ganz schnell wieder aus dem Kopf schlagen.

Nur über ihre Leiche!

„My Lord... Sheriff! Ihr solltet… Guy wird…“, stotterte sie aufgeregt, während ihr Herz so heftig schlug, dass sie glaubte, es würde jeden Augenblick stehen bleiben.

Er lachte und schleuderte sie von sich, gegen seinen Tisch.

„Gisborne weiß überhaupt nicht, dass du hier bist, du Dummerchen.“, offenbarte er ihr und schritt auf sie zu.

Sie huschte flüchtend hinter den Tisch, damit er sie nicht noch einmal so packen konnte, doch er schob den Tisch einfach so heftig gegen die Wand, dass sie dazwischen gefangen war.

Erschrocken schrie sie auf und die Türe hinter ihnen wurde heftig aufgeschlagen.

Es war Guy, der wutentbrannt hineinstürmte, einen Dolch in der Hand.

Er packte den Sheriff und presste ihn gegen das Gemäuer, um ihm die Klinge an den Hals zu halten.

„Ach, ich weiß nichts davon?! Wagt es ihr wehzutun und Ihr werdet das bereuen!“, drohte er dem Älteren der nur anfing in gellendes Gelächter zu verfallen.

„Ihr wollt mir drohen, Gisborne? Oh, sie muss ja wirklich gut zwischen den Laken sein, wenn Ihr Euch so von ihr beeinflussen lasst.“, munkelte er und lachte weiter, obwohl der Ritter ihm die Spitze des Dolches immer tiefer in die Haut trieb.

„Ihr könnt mich behandeln, wie ihr wollt, aber lasst sie in Ruhe.“, knurrte der jüngere Mann und seine Augen blitzten zornig auf.

Alyssa dachte schon, dass er ihn umbringen würde und konnte vor Schockierung kein Wort herausbringen.

Aber die Wachen des Sheriffs machten Guy einen Strich durch die Rechnung.

Von hinten fassten sie ihn unter die Arme und zogen ihm vom Sheriff weg.

Er wollte sich noch losreißen, aber es kamen zwei weitere herbeigeeilt und sie konnten ihn mit Mühe und Not zügeln.

„Gisborne, Gisborne, Gisborne... Ihr hättet so viel erreichen können mit meiner Hilfe... Aber Ihr habt Euch für Euer kleines Spielzeug entschieden.“, meinte der Sheriff und ging noch einmal an den Ritter ran, um ihm verächtlich ins Gesicht zu Grinsen.

Guy versuchte sich mit einem Ruck zu befreien, doch nichts half, gegen die Soldaten die ihn festhielten.

„An Eurer Seite hätte ich überhaupt nichts erreicht! Ihr seid viel zu egoitisch, als das ihr mir den Posten des Sheriffs überlassen hättet, sobald Prince John Euch zu seiner rechten Hand gemacht hätte.“, erwiderte er und gebar sich wie ein Wildpferd, dass gefangen genommen wurde.

Den Sheriff beeindruckte das recht wenig und er winkte ab, damit die Männer Guy wegbringen würden.

Alyssa, die hinter dem Tisch vorgekommen war, rannte auf den Sheriff zu.

„Wohin lasst Ihr ihn bringen?!“, wollte sie wissen und blickte ihn aus hektischen blauen Augen an.

Der ältere Mann lachte.

„Na, was glaubt ihr denn, süßes Kind? Ich lasse ihn ins Verlies werfen. Er soll dort den Ratten ein wenig Gesellschaft leisten, bis ich mir eine nette Strafe ausgedacht habe.“, amüsierte er sich über die Situation und sie wandte sich von ihm ab, um den Soldaten und ihren Gefangenen hinterher zu eilen.

Sie konnte sie gerade noch erreichen, bevor sie die Treppen zum Kerker hinuntergingen.

„Guy! Wartet! Lasst mich kurz mit ihm reden!“, verlangte sie und die Männer hielten an.

Ihr edler Ritter drehte sich zu ihr und sie warf ihre Arme um seinen Nacken.

Sie weinte und er küsste ihr weiches Haar.

„Mach dir keine Sorgen, Alyssa. Sie werden mich nicht sofort hinrichten. Der Sheriff lässt seine Gefangenen gerne ein paar Tage schmoren.“, klärte er sie auf, doch sie konnte darüber nicht lachen.

„Ich werde noch mal mit dem Sheriff und Isabella reden. Vielleicht bist du bald wieder frei.“, versuchte sie zumindest einen kleinen Funken Hoffnung aufrecht zu erhalten.

Dann legten sich ihre Lippen für ein vorerst letztes Mal auf die seine und er genoss diese zehn Sekunden, bis Timett Alyssa von ihm wegzog.

„Ich liebe dich.“, rief er ihr zu und war dann verschwunden.

Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

Der blonde Soldat kicherte belustigt.

„Immerhin kann ich jetzt mit dir machen, was ich will... Sir Guy kann jetzt nicht mehr auf dich aufpassen, Kleine.“, hörte sie ihm sagen und drehte sich erschrocken um.

Schon hatte er sie gepackt und zerrte sie hinter sich her in eine kleine Kammer, gerade mal so groß wie die Boxen der Pferde.

Sie stieß gegen einen Korb, der in einer Ecke stand.

Es war stockdunkel, da Lloyd hinter sich die Türe verschanzte, doch sie merkte genau, wo er stand.

Sie konnte seine Blicke und sein vorfreudiges Grinsen auf ihrer Haut spüren und dann griff seine Hand nach ihrer Gestalt und zerrte sie an sich.

„Wir werden viel Spaß haben, Alyssa. Und wehe dir du gibst auch nur einen Mucks von dir, dann bringe ich dich um!“, wisperte er warnend in ihr Ohr und seine große Hand legte sich um ihre Kehle, während die andere ihr Kleid hochschob und versuchte zwischen ihre Beine zu gleiten.

Panik stieg in ihr auf und sie überlegte angestrengt, wie sie dem entgehen konnte.

Sie schloss einfach die Augen und tat das, was ihr als Erstes in den Sinn kam.

Sie trat zu und traf anscheinend genau zwischen seine Beine, denn er jaulte auf und holte dann aus, um sie zu schlagen.

Irgendwie schaffte sie es dem Schlag auszuweichen und ihre Hand suchte kopflos, nach dem Dolch, den sie immer in ihrem Strumpfband hatte.

Sie fand ihn und schneller als sie es selbst von sich erwartet hatte, hatte sie ihn gezogen.

Der Blonde holte bereits erneut mit der Faust aus, doch sie war schneller.

Etwas warmes und feuchtes spritzte ihr ins Gesicht und sie hörte ein lautes Röcheln.

Sie hatte ihm das Messer genau in die Brust gejagt.

„Ich hab schon mal einem Mann die Schwerthand mit einem Beil abgeschlagen. Zu schade, dass Ihr die Geschichte noch nicht kanntet. Ihr hättet mich dann vielleicht mit etwas mehr Respekt behandelt.“, zischte sie ihm erbost hinzu und drehte die Klinge des Dolches noch einmal in der Wunde, um ihm den letzten Rest zu geben.

Das Gewicht des Mannes sank auf ihre schmalen Schultern wieder und sie wuchtete ihn beiseite, wobei sie den Dolch befreite.

Sie hatte ihn tatsächlich ermordet.

Nein, das war aus reiner Not geschehen.

Er hätte nicht versuchen sollen sie zu vergewaltigen.

Und doch kam in ihr eine unglaubliche Befriedigung auf, als sie in die starren braunen Augen des Soldaten blickte.

Er hatte es nicht anders verdient!

Sie wischte die Schneide an dem Hemd des Mannes ab, steckte es dorthin zurück, wo sie es hervorgeholt hatte und ließ ihn dann, ohne auch noch einmal auf ihn zurückzusehen, zurück.

Sins of his Past

Sie lief schnurstracks in den Kerker hinunter.

Sie wollte jetzt nur noch zu ihm.

Die Wachen wollten sie zuerst nicht vorbeilassen, aber sie schmeichelte ihnen etwas und schnell war der Weg frei.

Hastig eilte sie die Treppen hinunter und sah sich dann in den düsteren Gängen um.

„Guy?“, rief sie zaghaft nach ihm.

Wo konnte er nur stecken?

Das Verlies war, eigenartiger Weise ziemlich leer.

Nur etwa ein Dutzend der Zellen waren besetzt.

Von ganz weit hinten ertönte das Geraschel von Ketten und jemand versuchte sich durch die Gitterstäbe zu drücken.

„Alyssa? Bist du das wirklich?“, fragte er sie und sie rannte, so schnell ihre Füße sie trugen, zu ihm.

Als sie ihn erreichte griffen ihre Finger sofort nach seinem Gesicht und er tat dasselbe bei ihr.

„Oh, Gott. Es geht dir gut.“, stellte er fest und sie lächelte, den Tränen nahe.

„Ja... Ja, mein Liebster.“, versicherte sie ihm und streichelte über seine Stirn und seine Wange.

Er war schmutzig und fühlte sich kalt an.

Sie sah, dass man ihm nichts zu essen gebracht hatte.

„Weiß Isabella schon, dass sie dich eingesperrt haben?“, wollte sie wissen und er schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Und selbst wenn. Es würde sie nicht interessieren.“, murmelte er betrübt und sank auf die Knie nieder.

Sie ließ sich mit ihm auf den Boden fallen und nahm seine Hände.

Warum sollte es seine eigene Schwester nicht interessieren, dass man ihn so behandelte?

„Ich gehe zu ihr und rede mit ihr. Sie ist deine Schwester. Sie wird nicht zulassen, dass der Sheriff dich einfach so hinrichten lässt.“, entgegnete sie und lehnte sich gegen die Eisenstäbe, die sie trennten, damit sich ihre Nasen berühren konnten.

Dann hob sie seine Hände hoch, um sie liebevoll zu küssen.

„Ich bin bald wieder bei dir, Guy.“, versprach sie ihm und ließ Schwerenherzens von ihm ab.

Er sah ihr hinterher und schluckte.

Sie würde Isabella nicht davon überzeugen können, dass Guy zu Unrecht hier unten saß.

Niemals.
 

„Wann werdet Ihr meinen Bruder hängen, my Lord?“, erkundigte Lady Isabella Thornton sich bei dem älteren Mann, der einen süßen Wein aus einem silbernen Becher trank und eine Pflaume verspeiste.

„Nicht so ungeduldig, meine Liebe. Gisborne soll noch ein wenig dort unten schmoren. Außerdem habe ich mir eine bessere Strafe vorgestellt. Wir werden ihn köpfen und ganz Nottinghamshire ist dazu herzlich eingeladen. Danach werden wir feiern.“, klärte er die Edeldame auf, die amüsiert lachte.

„Oh, my Lord. Ihr wisst wirklich, was unterhaltsam ist.“, amüsierte sie sich darüber.

Der Sheriff lachte bespaßt und zeigte seinen goldenen Schneidezahn.

„Ja... Fragt sich nur, was ich mit Gisbornes kleiner Dirne mache.“, murmelte er gedankenversunken vor sich hin.

Sollte er sie verbrennen oder noch besser ertränken?

Isabella schien zu ahnen, was er dachte, denn sie richtete sich mit verstörtem Gesicht an ihn.

„Tut ihr bitte nichts.“, warf sie ein und der Sheriff verzog skeptisch das Gesicht.

„Warum sollte ich sie am leben lassen?“, harkte er nach und musterte sein Gegenüber.

Die blauen Augen der Lady huschten von der einen zur anderen Seite.

„Nun ja... Sie ist ein Dienstmädchen. Macht sie zu einer Dienerin von Nottingham Castle. Sie könnte in der Küche arbeiten.“, schlug sie ihm vor, doch ihm war anscheinend etwas besseres eingefallen.

„Nein, nein... Sie wird zu meiner persönlichen Dienerin. Ich mag ihr Temperament, was meiner Ansicht nach eine Verschwendung in den Händen Eures nichtsnutzigen Bruders war. Man muss so einem Weib zeigen, wo es langgeht.“, gab er vorfreudig von sich und Isabella erhob sich, um sich vor ihm zu verneigen.

Ihr gefiel es zwar nicht, dass Alyssa nun nur wieder wie ein Gegenstand behandelt werden würde, aber andererseits war sie es auch selbst schuld.

Sie hätte sich nie auf ihren Bruder einlassen dürfen.

Hastig ging sie auf die Türe zu und stieß diese auf, um auf ihr Zimmer zu gehen.

Alyssa, die die ganze Zeit über hinter der großen Eichentür gelauscht hatte, drückte sich an die Wand, um von der anderen Frau nicht entdeckt zu werden.

Sie war fassungslos über dieses Gespräch.

Wie konnte Isabella das nur tun?

Sie hätte Guy verteidigen sollen und sich nicht noch darüber freuen sollen, dass der Sheriff vorhatte ihn zu köpfen.

Was war da bloß vorgefallen?
 

Die sandfarbene Mähne des Pferdes wehte wie gesponnene Seide durch den Wind und es galoppierte mit hocherhobenem Schweif durch die nächtliche Dunkelheit.

Das Donnern der Hufe, wurde von dem gefallenen Schnee etwas gedämpft, doch umso mehr hörte man das angestrengte Schnaufen der goldenen Stute und ihrer Reiterin.

Der schwarze Mantel flog hinter ihr her und Alyssa drückte ihre Fersen nur noch tiefer in die Flanken ihres Pferdes.

Sie erreichten eine kleine Lichtung und sie verlangsamte in einen leichten Trab, um der Stute etwas Ruhe zu gönnen, während in ihrem Inneren ein Sturm tobte.

Sie hatte sich, nachdem sie Isabella und den Sheriff belauscht hatte, aus Nottingham herausgestohlen und war so weit geritten, wie sie nur konnte.

Einfach nur geradeaus.

Jetzt begann es wieder zu schneien und sie fröstelte etwas.

In kleinen Wölkchen stieg ihr Atem in die Luft.

Was sollte sie denn jetzt bloß tun?

Guys Schwester war ihre letzte Hoffnung gewesen und die war nun zerstört.

Sollte sie versuchen den Sheriff zu erpressen oder ihn sogar zu töten, so wie sie es mit Timett getan hatte?

Seufzend unterdrückte sie ihre Verzweiflung und ihre Tränen.

Äste knackte neben ihr im Gebüsch und sie schnellte aus ihren trübseligen Gedanken hoch.

„Guten Abend, Alyssa. Was macht denn eine junge, hübsche Frau alleine hier im Wald und das ohne ihren Beschützer?“, ertönte Robin Hoods Stimme vor ihr und da stand er urplötzlich.

Ihr Pferd scheute und bäumte sich auf, sodass sie sich mit ihren Unterschenkeln festklammern musste, um nicht herunterzufallen.

„Robin Hood? Ich habe keine Zeit für deine Späße.“, murrte sie, als sie die kleine Stute wieder unter Kontrolle gebracht hatte und trieb sie an den Mann vorbei.

Der griff nach den Zügeln und riss das Tier wieder zu sich herum.

„Warum so abweisend? Dabei will ich nur ein bisschen mit dir plaudern.“, warf er ein und sie hätte ihm am liebsten umgeritten.

„Wenn du mein Geld haben willst, dann hier...“, erwiderte sie und warf ihm einen Beutel mit Münzen zu, um sich dann aus dem Staub zu machen, was ihr nicht gelang, denn er stellte sich ihr erneut in den Weg.

„Wo ist Gisborne, Alyssa? Was ist passiert? Er würde dich nicht alleine in den Sherwood Forest reiten lassen. Nicht um diese Stunde...“, erkannte er richtig und sie war viel zu genervt, als dass sie sich jetzt eine Lüge hätte ausdenken können.

„Der Sheriff hat ihn in den Kerker gesperrt, weil Guy mich vor ihm beschützt hat. Sie wollen ihn köpfen, Robin.“, erzählte sie ihm und er sah sie überrascht an.

„Wie bitte?“, harkte er verdutzt nach, da er sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass der Sheriff seinen Handlanger hinrichten lassen würde.

Sie nickte allerdings und er glaubte ihr.

Ihre Augen sagten ihm eindeutig, dass sie die Wahrheit sprach.

„Was soll ich denn jetzt machen?“, stammelte sie mit einem Mal und er erkannte Tränen, die auf ihren Wangen schimmerten.

„Wenn du willst kannst du dich uns anschließen...Wir...“, wiederholte er das Angebot, dass er ihr schon einmal gemacht hatte, doch sie schüttelte bloß den Kopf.

„Nein, ich lasse ihn nicht allein.“, protestierte sie und er stöhnte genervt.

„Er würde es genauso mit dir machen, Alyssa. Gisborne... Er...“, wollte er sie davon überzeugen, dass sie etwas anderes verdient hatte, aber sie unterbrach ihn.

„Er liebt mich! Und ich liebe ihn auch, mehr als alles andere. Mehr als mein Leben.“, brach es aus ihr heraus und sie schluchzte laut auf.

„Bitte hilf mir, Robin. Bitte...“, flehte sie und er nahm beruhigend ihre Hand.

Sie brauchte wirklich seine Hilfe.

Alleine konnte sie das nicht schaffen und wenn sie Gisborne wirklich so sehr liebte, dann konnte er ihr seine Hilfe auch nicht verwehren, denn er wusste genau wie es sich anfühlte voneinander getrennt zu werden.

Niemand sollte so fühlen.

„Scht... Ruhig, Alyssa. Ich werde dir ja helfen. Aber ich tue das nur für dich. Nicht für ihn...“, raunte er ihr zu und konnte somit ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zaubern.

„Danke... Ich danke dir, Robin.“, brabbelte sie und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.

Er errötete.

„Reite jetzt zurück nach Nottingham Castle. Ich werde euch morgen Abend befreien. Mach dir keine Sorgen...“, verabschiedete er sich von ihr und gab der Goldstute einen Klaps, damit diese davonpreschte.
 

„Ach, da bist du ja, mein schönes Kind. Ich habe schon nach dir suchen lassen.“, gestand der Sheriff of Nottingham ihr und winkte sie zu sich rüber.

Er trug sein Schlafgewand und saß vor dem knisternden Feuer des Kamins.

Ein leerer Weinkrug stand auf einer Anrichte und ein Diener bracht gerade den nächsten herein.

„Ich war in den Stallungen und habe mich um meine Stute gekümmert. Es tut mir leid.“, entschuldigte sie sich und log ihm dabei unverfroren ins Gesicht.

Sie würde keine Angst mehr vor ihm haben.

Nicht, da sie nun wusste, dass Robin Guy retten würde.

„Na, ist ja nun auch egal... Komm näher... Ich werde dir nichts tun.“, lockte er sie und deutete auf einen Stuhl vor ihm.

Sie setzte sich, wobei ihre Hände in ihren Schoß vielen.

„Was wird nun aus mir, my Lord?“, wollte sie von ihm wissen, obwohl sie das ja bereits wusste.

Er grinste angetrunken wie er war und beugte sich etwas vor.

„Keine Sorge... Du wirst nicht im Verlies landen, wie unser Freund Gisborne. Du wirst bei mir bleiben und mich glücklich machen.“, lallte er und fuhr durch ihre langen Locken.

Ihr Blick huschte an ihm vorbei und sie entdeckte den großen, schweren Schlüsselbund, der neben dem Krug lag.

Da mussten auch die Schlüssel für Guys Zelle dran sein.

Vielleicht brauchte Robin sie ja überhaupt nicht zu retten, wenn sie es vorher schaffte.

Nur wie konnte sie unbemerkt an dieser rankommen, ohne dass der Sheriff etwas bemerkte.

In ihrem Kopf rumorte es und sie zermarterte sich das Hirn, aber nicht für lange, denn ihr fiel zum Glück ein, dass sie über eine der gefährlichsten Waffen verfügte, die man sich vorstellen konnte.

Verführung.

Und sie wusste, dass auch der Sheriff die gleichen Gelüste, wie jeder andere Mann hatte.

Außerdem war er ein sehr stolzer Lord.

Lasziv lehnte sie sich zu ihm hin und sah ihn forschend in die braunen Augen.

„Wenn Ihr den Jungen fortschickt, dann könnte ich Euch zeigen, wie glücklich ich Euch machen könnte.“, offerierte sie ihm und er schluckte, denn er ahnte, was sie damit meinte.

Mit nur einer kleinen Handbewegung hatte er den jungen Burschen, der ihn eben noch bedient hatte, hinausgeworfen.

„Dann bin ich ja mal gespannt.“, forderte er sie auf, sich ans Werk zu machen, und lehnte sich erwartungsvoll zurück.

Mit verborgenem Widerwillen kniete sie sich vor ihm, genau zwischen seine gespreizten Beine, um mit ihren Händen seine Oberschenkel langzufahren und sie zu massieren.

Die Augen des älteren Mannes ruhten dabei fortwährend auf ihr.

„Wisst Ihr, es war dumm von mir, nicht zu bemerken, dass Ihr viel mehr Charisma und Intelligenz besitzt als Sir Guy of Gisborne. Ein Mann von Eurem Format sollte viel mehr sein, als nur Sheriff of Nottingham.“, schmeichelte sie ihm überschwänglich, was ihn aufhorchen ließ.

„Oh, ich sehe, dass du deine Fehler einsiehst, süßes Kind. Was bin ich denn deiner Meinung nach?“, wollte er neugierig wissen und sie kicherte, um sich aufzurichten und ihm ins Ohr zu flüstern.

„Ein König... King Vaisey von England.“, raunte sie ihm zu und er erschauderte unter diesen Worten.

Ja, König.

Das wäre wirklich angemessen.

„Warum sollte dieser Waschlappen Prince John Richard ersetzen, wenn Ihr viel besser dafür geeignet seid, my Lord?“, bemerkte sie und er merkte zu ihrem Glück nicht, dass sie das nur sagte, um sein Gehirn zu vernebeln.

„Kluges Mädchen... Vielleicht mache ich dich zu meiner Kurtisane, wenn es soweit sein sollte.“, bot er ihr an und ein Lächeln legte sich auf die Gesichter der Beiden, während sie sich aufmerksam betrachteten.

Sie wusste natürlich, dass es ihm gefiel und ging gleich einen Schritt weiter.

Ihre Brüste streiften seine Knie, als sie sich erhob, um sich auch gleich rittlings auf seinen Schoß zu setzen.

Ein hauchendes Atemgeräusch entwich ihm und sein Griff um die Armlehnen wurde immer fester.

„Was hast du jetzt vor?“, wollte er mit einem breiten Grinsen wissen und sie rieb über seine beharrte Brust, die sich ganz anders anfühlte als die von Guy.

Guy war viel muskulöser und gespannter.

„Das werdet Ihr gleich sehen.“, munkelte sie und ihr Gesicht kam seinem immer näher.

Er zog sie an sich, erfasst von einer plötzlichen Leidenschaft.

Eigentlich wusste er genau, dass es ziemlich unklug war ihr so zu trauen, doch er konnte nicht anders.

Hatte sie dasselbe mit Gisborne gemacht?

Ihn verzaubert und nicht mehr losgelassen?

„Weißt du, ich steh drauf, wenn es ein bisschen gröber zur Sache geht.“, gestand er ihr und stöhnte leise, als sich ihre Fingernägel in seine Haut gruben und ihr Becken an seinen Schoß stieß.

Wieder waren sich ihre Lippen nahe und sie berührten sich auch beinahe, als ihm mit einem Mal ein Schmerz erwischte, der ihm die Lichter ausschaltete.

Alyssa erhob sich und warf den Silberkrug beiseite.

„Grob genug, my Lord?!“, zischte sie angewidert und schnappte sich die Schlüssel, um sich aus dem Staub zu machen, bevor er wieder zu sich kommen konnte.
 

„Alyssa? Was machst du denn hier? Du solltest lieber etwas schlafen.“, kam es von Guy, als er ihre Gestalt an der Zellentüre entdeckte.

Er selbst hatte natürlich kein Auge zugemacht.

„Schlafen kann ich später auch noch. Ich bin hier, um dich rauszuholen.“, verriet sie ihm und öffnete das große Vorhängeschloss.

Erstaunt sah er ihr dabei zu, wie sie die Türe aufschlug.

„Wie...? Woher hast du die Schlüssel? Der Sheriff hütet sie sonst immer wie seinen Augapfel.“, erkundigte er sich und sie nahm ihm die Handschellen ab.

„Frag lieber nicht...“, murrte sie und verdrehte die Augen.

Er griff nach ihrer Wange und strich über die weiche Haut.

„Du hast das alles für mich getan.“, stellte er gerührt fest und sie fasste an die Hand, mit der er sie streichelte.

Ihre Lippen legten sich zu einen seichten Kuss in seine Handfläche.

„Natürlich... Schließlich liebe ich dich, Guy.“, flüsterte sie ihm zu und er umfasste sie, um sie leidenschaftlich zu küssen, denn er konnte sich nicht mehr zurückhalten.

Sie verlor sich in diesem Kuss und schmiegte sich an ihn.

„Ich hätte es wissen sollen!“, schrie auf einmal der Sheriff wutentbrannt hinter ihnen und sie schreckten auseinander.

„Wachen!“, brüllte er dann und die Wachmänner stürmten vor, um die Beiden auseinander zu nehmen.

„Werft Gisborne wieder zurück in seine Zelle und dieses Miststück auch!“ befahl er ihnen und so wurde auch Alyssa in Ketten gelegt.

„My Lord, was tut ihr denn?“, erklang Isabellas aufgebrachte Stimme.

Er hatte doch gesagt, er würde Alyssa nicht einsperren.

„Dieses Weib hat mich auf hinterhältige Weise niedergeschlagen und wollte zusammen mit Gisborne fliehen. Das dulde ich nicht!“, wetterte er zornig.

„Ich dachte, Ihr mögt es grob.“, konterte Alyssa schmunzelnd und er ging auf sie zu, um ihr Kinn zu umfassen.

Sie hatte das Gefühl, dass er ihr den Kiefer brechen wollte, so fest war sein Händedruck.

Guy versuchte sich gegen die Wachen zu wehren, was ihm leider nicht gelang.

„Ich hätte es gleich wissen sollen, als du mit deinem Süßholzgeraspel angefangen hast.“, knurrte der Sheriff und stieß sie von sich, um sich dann an den Ritter zu wenden.

„Kein Wunder, dass Ihr Euch so zu ihr hingezogen fühlt. Die Speichelleckerei scheint Euch zu verbinden.“, mutmaßte er, was Guy ein amüsiertes Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

„So viel zu Eurer Lepratheorie, Sheriff.“, verspottete er ihn und erntete dafür einen durchaus erbosten Blick.

Dann machte der ältere Mann auf dem Absatz kehrt und stapfte die Treppen hinauf.

„Sie werden morgen früh zusammen hingerichtet werden und diese Hure zuerst, damit er mit ansehen kann, wie ihr hübsches Gesicht in einem Kübel landet.“, versprach er im Hinaufgehen und war auch schon verschwunden.

Die junge Frau blickte verzweifelt auf Isabella.

„My Lady... Bitte, Ihr müsst ihn umstimmen.“, appellierte sie an die feministische Seite der Frau, die sich allerdings kalt zeigte.

„Du wusstest doch, was passieren würde, wenn du so etwas versuchst.“, meinte sie nur und richtete sich dann an ihren älteren Bruder.

„Ich freue mich jetzt schon auf das Gesicht, dass du machen wirst, wenn ihr Blut dich besudelt, Bruder. Nun wirst du endlich dafür büßen, was du mir angetan hast.“, beteuerte sie verheißungsvoll und schon war auch sie fort.

Er ließ sich gegen die Gitterstäbe fallen, die sie beide voneinander trennte.

„Warum hast du das getan, Alyssa? Jetzt sind wir beide verloren und Isabella bekommt, was sie schon so lange will.“, grummelte er vor sich hin.

Sie ließ sich neben ihm nieder und lehnte ihren Kopf auf seine Schulter.

„Was hast du ihr denn nur getan...?“, wisperte sie und er wusste, dass sie eine Antwort wollte.

Doch wie würde sie reagieren, wenn sie die schreckliche Wahrheit über ihn wusste?

Wenn sie erfuhr, was für ein Monster er wirklich war?

Seufzend erhob er sich und sie folgte ihm mit ihrem Blick, während er durch seine Zelle tigerte.

„Ich habe dir doch erzählt, dass Isabella und ich nach Frankreich geflohen sind... Erinnerst du dich daran?“, begann er dann und sie nickte langsam.

Was wollte er ihr denn sagen?

„Um wieder nach England zurückzukehren und wieder in den Adelsstand eintreten zu können, habe ich sie mit einem Mann verheiratet. Mit Lord Thornton. Sie war damals gerade erst dreizehn Jahre alt.“, verriet er ihr und sie erhob sich ebenfalls, um sich mit den Händen an den Gitterstäben festzuhalten.

Na und?

Es war doch durchaus üblich, dass einem Mädchen von ihrem Vater, oder in Isabellas Fall von ihrem Bruder, ein Mann ausgesucht wurde.

Was war also so schlimm daran, dass Isabella Guy so sehr verachtete?

„Er schlug sie, Alyssa... Und ich wusste es. Nicht von Anfang an, aber bei Besuchen. Sie bat mich immer wieder, sie mit zunehmen und sie nicht allein zu lassen. Zuerst wollte ich ihr nicht glauben...“, fügte er aufklärend hinzu und der jungen Frau blieben die Worte im Halse stecken.

Was?

„Warum hast du es dann getan, Guy? Sie brauchte deine Hilfe.“, brachte sie fassungslos hervor und er wandte sich von ihr ab, um sich über die Stirn zu reiben.

„Herrgott, ich wollte doch, dass es ihr gut geht. Sie sollte einen Mann mit Einfluss haben. Jemand mit genug Geld, um für sie sorgen zu können, während ich mir meinen eigenen Besitz aneignete.“, rechtfertigte er sein Handeln und sie konnte Tränen in seinen Augen schimmern sehen.

„Es tut mir doch leid... Ich... Ich weiß, dass ich ein schlechter Mensch bin und sie mich zurecht hasst.“, stammelte er und zuckte zusammen, als er mit einem Mal ihre warme Hand an seiner spürte.

„Ist schon gut... Du hast eben einen Fehler begangen, den du nicht mehr rückgängig machen kannst. Ich weiß, wie das ist. Das passiert jedem einmal...“, redete sie liebevoll auf ihn ein und ihre andere Hand legte sich in seinen Nacken, um ihn beruhigend zu streicheln.

Er schloss die Augen.

„Ich liebe dich, Alyssa.“, hauchte er und küsste ihre Hand, um sich dann zu ihr umzudrehen und sie immer wieder zuküssen, so gut es eben durch die Gitterstäbe hindurch ging.

Rescued at the last Second

„Robin! Robin... Warte!“, zischte Cate, als sie hinter dem jungen Outlaw herschlich.

Much und auch Alan waren ebenfalls dabei.

„Was willst du denn überhaupt hier?“, kam es flüsternd von Much, dem die ganze Sache nicht wirklich geheuer war.

Er hasste es nachts durch Nottingham zu streunen, als seien sie räudige Köter.

Er würde jetzt viel lieber bei Little John und Tuck sein und etwas essen oder sich aufs Ohr hauen, statt sich in Gefahr zu bringen.

Robin wandte sich seinen Gefährten zu und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen.

„Scht! Seid doch leise!“, ermahnte er seine Begleiter, die erschrocken zusammenzuckten.

Er huschte an einer Mauer entlang und blickte vorsichtig um die Ecke.

Die Luft schien rein zu sein.

„Mist, in ihrem Gemach ist kein Licht... Das heißt, dass sie noch irgendwo im Castle sein muss.“, brabbelte er vor sich hin und redete dabei mit sich selbst.

Alan war der Erste, der verstand, worum es sich drehte.

„Sie? Ach, du meinst Gisbornes kleines Leckerli... Alyssa. So hieß sie doch, oder?“, merkte er an und grinste verschmitzt.

Was wollte Robin denn auf einmal von der Kleinen?

Ihr Anführer drehte sich um und konnte sich ein ertapptes Schmunzeln nicht verkneifen.

Die blonde Cate starrte die beiden Männern fassungslos an.

Was sollte das denn werden?

„Alyssa? Und was willst du von ihr, Robin?“, kam sofort eine eifersüchtige Frage, was ihn dazu veranlasste abwehrend die Hände zu heben.

„Nicht doch! Keine Sorge, Cate... Es ist nicht so, wie du denkst...“, begann er, doch davon wollte sie bereits nichts mehr hören.

Sie war doch nicht doof.

Sie wusste doch bereits wie diese Dienstmagd auf Männer wirkte, egal ob Adel oder Bauer.

„Wie ist es denn dann? Wir stehlen uns hier rein und du denkst an nichts anderes, als Gisbornes Schlampe zu treffen? Willst du ihn jetzt etwa damit ärgern, weil er im Kerker sitzt und nichts dagegen tun kann?!“, empörte sie sich und wurde dabei so aufgebracht, dass er vorsprang und ihr den Mund zuhielt, damit niemand davon Wind bekam, dass sie in Nottingham waren.

Das Frauen immer gleich alles so theatralisch dramatisieren mussten.

„Nein... Ich will ihr nur noch einmal sagen, dass wir ihr helfen werden. Ich meine, klar würde ich Gisborne damit gern auf die Nerven gehen... Aber sie ist doch gar nicht mein Typ.“, log er, denn eigentlich fand er sie schon ziemlich attraktiv.

Sie hatte Ähnlichkeiten mit Marian, weshalb wohl auch Gisborne erst auf sie aufmerksam geworden war.

Und sie wusste, wie man einen Mann schwach machen konnte, egal wie sehr er sich auch gegen ihre Verführung sträubte.

Cate befreite sich aus seinen Griff und sah ihn trotzig an.

Na, ihretwegen, aber sollte diese dämliche Kuh sich auch nur ansatzweise an Robin ranmachen, würde sie es mit ihr zu tun bekommen.

„Hast du schon gehört, was mit Lloyd Timett passiert ist?“, ertönte auf einmal die Stimme eines Mannes und eine Zweite folgte, lachend.

„Ja, er soll in einer der Besenkammern gefunden worden sein. Erstochen... Mitten in die Brust. Man munkelt, dass es dieses Dienstmädchen gewesen sein soll... Alyssa oder so... Die Kleine, die Sir Guy immer an den Stiefeln geklebt hat...“, entgegnete er und sie kamen auf das Quintett zu.

Robin und sein Gefolge versteckten sich schnell in einer der vielen Nischen und lauschten weiter, auf die Unterhaltung der beiden Soldaten.

„Ja, richtig... Armer, dummer Timett... Dabei war er doch so scharf auf die Süße... Vielleicht ein bisschen zu scharf. Einer seiner Kameraden hat gesehen, wie er mit ihr weggegangen ist. War wohl sein letztes Abenteuer.“ , amüsierte er sich über das Schicksal des jungen Mannes.

Der Ältere der Beiden sah ihn vorwurfsvoll an.

„Ich war ja schon immer der Meinung, dass Frauen einen Mann ins größte Verderben stürzen und ihm dabei auch noch nett zulächeln. Schau doch, was nun mit Sir Guy passiert ist. Wegen diesem Weib sitzt er nun im Kerker und soll morgen früh geköpft werden. Sie übrigens auch.“, bedachte er die Situation, doch der Junge zuckte bloß mit den Schultern.

„Da kann man wohl nichts machen... Wenigstens hatte er noch reichlich Spaß mit ihr. Man hat ihn ja jedes Mal gehört... Ich hab noch nie einen Mann so viel betteln und schreien hören. Scheint ja eine süße Folter gewesen zu sein, der er da ausgesetzt war. Ich wäre ja auch nicht abgeneigt gegen ein bisschen Züchtigung, wenn sie es ist, die mich zurecht weist.“, scherzte er und beschämte den Alten damit.

„Ihr Jungspunde könnt auch nie ernst bleiben. Über so etwas spaßt man nicht!“, beschwerte er sich und drückte den Anderen weiter voran, um in einer der vielen Tavernen zu verschwinden.

Robin und die Anderen starrten sich geschockt an.

„Er soll schon morgen geköpft werden? Und sie mit ihm?“, stammelte Much und konnte den Mund nicht mehr schließen, vor allem wegen der Tatsache, dass das ganze Castle anscheinend mitbekommen hatte, dass Gisborne und Alyssa ziemlich fleißig gewesen waren.

„Sie sagte mir, dass es erst Abends so weit sein würde.“, erwiderte Robin und rieb sich durch sein kurzes braunes Haar.

Verzweifelt wischte er sich dann mit beiden Händen über das Gesicht.

Was sollte er denn jetzt bloß tun?

Der Sheriff hatte seine Meinung wohl kurzfristig geändert, so launisch wie er war.

Konnte er seinen Plan denn noch in Windeseile umwerfen oder musste er improvisieren?

Und wenn ja, würde es klappen?
 

Sie wurde vom Klirren der Schlüssel geweckt, die die Zellentür aufschlossen.

Einer der Wachen stand vor ihnen und grinste höhnisch.

„Aufstehen. Es ist soweit.“, bat er die Beiden im übertrieben höflichen Ton und verneigte sich belustigt vor Guy.

Er war mittlerweile ebenfalls erwacht und ließ widerwillig ihre Hand los, die ihm die ganze Nacht über Trost und Wärme gespendet hatte.

Die Zwei wurden gepackt und die Treppen hinaufgeführt.

Sie sprachen kein Wort, nur die Wachen des Sheriffs scherzten voller Vorfreude.

Kurz bevor sie in den Hof geführt wurden, sah er zu ihr rüber.

Ihre blassblauen Augen starrten auf den Boden vor ihr, sodass er nicht erkennen konnte, ob sie weinte oder nicht.

„Hab keine Angst... Es wird sehr schnell gehen. Wir werden kaum etwas mitbekommen.“, versprach er ihr und hoffte, sie damit etwas zu trösten.

Wenigstens würden sie das Alles zusammen durchstehen.

Ihr Blick richtete sich auf ihn und ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf ihren schönen Lippen.

„Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, denn ich weiß, dass du bei mir bist, Liebster.“, stellte sie klar und ihre Worte brachten ihn zum Lächeln.

Es war traurig, dass sie sich anscheinend mit ihrem Schicksal abgefunden hatte.

Er hätte es ihr gerne erspart.

Eine große Tür wurde vor ihnen aufgerissen und das Sonnenlicht blendete sie für einen kurzen Moment, bevor sie die Menge erkennen konnten, die sich vor ihnen teilte.

Es waren zum Großteil Bürger, aber auch Bauern und einige Adlige, die anwesend waren und viele von ihnen warfen mit faulen Obst auf das verurteilte Paar.

Sie schrieen Beschimpfungen und forderten die Hinrichtung.

Die Beiden konnten nichts anderes tun, als das alles über sich ergehen zu lassen, während über ihnen auf dem Balkon der Sheriff saß und sich köstlich vergnügte, denn sein dreckiges Lachen wich ihm nicht mehr aus dem Gesicht.

Und auch Isabella war dort und konnte ihre Freude genauso wenig verbergen.

Sie wurden, man konnte schon sagen, auf den Podest getreten und gezwungen sich vor die Henkersbank zu knien und ihre Köpfe über diese zu beugen.

Der Scharfrichter war bereits dabei die Schneide seines Beils zu schärfen, damit es später wie Butter durch ihre Halse hindurchgehen würde.

Er zwinkerte Alyssa zu, da sie wussten, dass sie die Erste sein würde.

Sie schluckte.

Robin Hood konnte ihnen jetzt auch nicht mehr helfen, da er nicht wissen konnte, dass sie schon jetzt ihre Strafe bekommen sollten.

Sie spürte Guys Blick auf sich und erwiderte ihn.

„Schau nicht hin. Ich möchte nicht, dass dies das Letzte ist, was du von mir siehst.“, forderte sie von ihm.

Er sollte nicht sehen, wie man sie enthauptete und wie das Blut spritzte und den Boden tränkte.

Seine Mundwinkel verzogen sich betrübt und Tränen schimmerten in seinen Augen.

„Ich liebe dich, Alyssa.“, raunte er ihr zu.

Ein letztes Mal brachte sie ihm ihr schönstes Lächeln entgegen.

„Ich liebe dich auch, Guy. Für immer...“, erwiderte sie und konnte ihre eigenen Tränen nicht mehr zurückhalten.

Sie kullerten ihre bleichen Wangen hinunter und tropften in den Krug, in dem jeden Augenblick ihr Kopf landen würde.

Ein Klatschen ertönte.

„Oh, wie rührend... Ist es das nicht?“, überbot die Stimme des Sheriffs of Nottingham das Getöse der Meute.

„Ein Hinweis... Nein! Mach schon, Scharfrichter! Lass ein paar Köpfe rollen!“, forderte er lautstark und lachte noch lauter, wobei Guys Schwester mit einfiel.

Guy wendete sein Gesicht von ihr ab, als er aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm, dass der Henker sein Beil hob.

Auch Alyssa kniff die Augen zusammen und gemeinsam warteten sie auf das vernichtende Surren der Klinge, dass jede Sekunde alles beenden würde.

Doch stattdessen hörte man ein Zischen und den gequälten Aufschrei des Scharfrichters und die Schockierung der Schaulustigen.

Der vermummte Henker fiel nach hinten und ließ das Beil los, dass, sich drehend, durch die Luft flog.

Erneut zischte es und ein metallisches Kling traf die Schneide des Beils, um es von Alyssa abzuwenden.

Es landete direkt neben Guys Kopf in der Holzbank.

Der Ritter riss entsetzt die Augen auf und ihm fiel im nächsten Moment ein Stein vom Herzen.

Sie war gerettet.

Doch wer war es gewesen, der sich eingemischt hatte?

„Robin!“, kam es von Alyssa die freudestrahlend nach dem Outlaw suchte.

„Locksley?“, brachte Guy nur verdutzt hervor und dem Sheriff platzte bald der Kragen.

Erzürnt erhob er sich und verschüttete dabei seinen Wein.

„Hood!“, tönte er drauf los und fuchtelte wild mit den Armen, um seine Wachen dazu zu animieren irgendetwas zu tun.

Ehe sie sich versahen entstand ein feuriges Gefecht zwischen den Männern des Sheriffs und Robins Leuten.

Der dunkelhäutige Tuck tauchte hinter den Beiden auf und löste ihre Fesseln.

„Ihr...?“, stotterte Alyssa, doch der Mann grinste nur, wobei seine weißen Zähne hervorstachen.

„Er hat es dir doch versprochen, oder nicht?“, erinnerte sie ihn an Robins Worte.

Das Erste, was Guy tat war, sich ein Schwert zu schnappen und den nächstbesten Gegner niederzuschlagen, der es wagte in ihre Nähe zu kommen.

Alyssa hatte ihren Dolch hervorgeholt.

Sie war gerade selbst dabei, sich gegen einen wesentlich größeren Soldaten zu verteidigen, da erklang lautes Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster.

Etwa zehn Pferde galoppierten an ihnen vorbei und sie mussten schnell zur Seite springen, um nicht überrannt zu werden.

Irgendjemand hatte anscheinend die Stallungen von Nottingham Castle geöffnet.

Nachdem die meisten Tiere vorbeigeprescht waren, kamen noch drei gesattelte Tiere auf sie zu.

Auf einem saß Alan und er hielt Guys Hengst und Alyssas Stute an den Zügeln.

Er führte sie auf die Beiden zu, sodass sie sich nur noch in die Sättel schwingen musste, was sie sich nicht zweimal sagen ließen.

„Verschwindet! Wir kümmern uns schon darum! Wir treffen uns später!“, rief Robin Hood ihnen zu und Alyssa warf ihm einen letzten dankbaren Blick zu, ehe sie ihre Fersen in die Flanken des goldenen Pferdes stieß und an Guys Seite Nottingham verließ.
 

Sie ritten etwa eine halbe Stunde ohne auch nur einmal zu verlangsamen.

Der Schweiß färbte das Fell ihrer Tiere weiß und sie dampften, so überhitzt waren sie.

Mit dem Gefühl, sie seien endlich in Sicherheit, hielten sie an und stiegen ab, um den Pferden etwas Erholung zu gönnen.

„Was hatte das zu bedeuten, Alyssa?!“, wollte Guy von ihr wissen und wirkte wütend über den Verlauf der Situation.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Hood sich einmischen würde, aber er hatte wohl mitbekommen, dass sie etwas damit zu tun hatte.

Erwischt senkte sie die Augen, um darüber nachzudenken, wie sie es erklären sollte.

Unsinn!

Da gab es überhaupt nichts zu erklären!

Sie hatte das Richtige getan.

„Ich hab ihn um Hilfe gebeten, weil ich nicht wollte, dass du hingerichtet wirst. Ist das so schlimm?!“, antwortete sie, was ihm allerdings nicht wirklich beschwichtigte.

„Ich brauche keine Hilfe von diesen Outlaws!“, murrte er und wollte sich abwenden, doch ihr Konter traf ihn mitten ins Gesicht.

„Ach ja? Du hättest dich also selbst gerettet? Wenn Robin nicht gewesen wäre, wärst du jetzt tot, Guy!“, schrie sie, obwohl sie eigentlich nicht hysterisch wirken wollte und er drehte sich ihr wieder zu, wobei er bedrohlich auf sie zukam.

„Dann sei es drum! Vielleicht hab ich es ja verdient!“, brüllte er zurück, sodass es durch die Bäume halte und einige Vögel aufscheuchte.

Seine Hände hatten ihre Oberarme gegriffen und so fest zugedrückt, dass sie bald kein Gefühl mehr in ihnen hatte.

Er schüttelte sie grob, so als wollte er sie wachrütteln.

„Hör auf damit! Bitte...“, flehte sie ihn mit Schluchzen in der Stimme an und er ließ sofort von ihr ab, als er realisierte, was er da tat.

„Es tut mir leid, Liebste... Ich wollte nicht... Ich...“, verhaspelte er sich in seinen eigenen Worten und wich einen Schritt von ihr zurück, um ihr Raum zu lassen.

Sie weinte mittlerweile bitterlich und hielt sich die Hände vors Gesicht, damit er es nicht sehen konnte.

Aber ihm reichte es schon, dass er es hörte, und das tat ihm unendlich weh.

„Ich war einfach wütend, dass du Robin um Hilfe gebeten hast. Du weißt doch, wie wir zueinander stehen.“, rechtfertigte er sein Verhalten und sie hob den Blick.

„Ich wollte nur helfen. Ich liebe dich doch...“, schniefte sie und er kam wieder auf sie zu, um sie fest in seine Arme zu schließen.

Ihre kleinen Hände legten sich um seine Hüfte und sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust.

Irgendwo im Dickicht heulte ein Uhu gespenstisch.

„Ich weiß doch... Ist schon gut. Du hattest keine andere Wahl... Und ich sollte dir dankbarer sein.“, hauchte er versöhnlich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sie seufzte wohlig, froh darüber, dass er ihr verziehen hatte.

Doch plötzlich fühlte sie etwas nasses an seiner linken Seite.

Es hatte eine schmierige, etwas zähe Konsistenz und war angenehm warm.

Sie verrieb es zwischen ihren Fingern und tastete dann weiter.

Seine Kleidung war an der Stelle gerissen, an der die Flüssigkeit ausströmte.

Sie drückte etwas auf seine Seite und er zuckte schnaufend zusammen.

Das fade Mondlicht beschien ihre Finger und sie wusste, um was es sich handelte.

Blut.

Es wirkte zwar schwarz in der Dunkelheit, doch es war definitiv sein Blut.

War er etwa verletzt worden im Gefecht in Nottingham?

Sie zeigte ihm ihren Fund und er blickte sie verdutzt an.

Er hatte die Wunde nicht bemerkt im Eifer ihrer Flucht.

Doch jetzt, wo sie ihn drauf hingewiesen hatte, durchfuhr ihn ein höllischer Schmerz und er griff an die Verletzung, in der Hoffnung er könnte die Pein so vertreiben.

„Guy...“, brach es vorsichtig und besorgt aus ihr hinaus und sie rannte auf ihn zu, als sie erkannte, dass ihm anscheinend schwarz vor Augen wurde.

Das Blau in ihnen verdrehte sich und verschwand und seine Beine ließen unter ihm nach.

Rasch stützte sie ihn so gut sie konnte ab, obwohl er, gefühlt, das Doppelte von ihr wog.

Langsam ließ sie ihn zu Boden und legte behutsam seinen Kopf in ihrem Schoß.

„Guy! Nicht einschlafen! Bleib bei mir. Schau mich an!“, bettelte sie, dass er die Augen offen hielt, um nicht das Bewusstsein zu verlieren.

Doch ihre Bemühungen waren vergebens, denn seine Lider fielen ihm immer wieder zu, so sehr er sich auch anstrengte.

Sie gab ihm eine Ohrfeige, die eigentlich den stärksten Mann beeindruckt hätte.

Aber auch das brachte rein gar nichts.

Sein Körper fühlte sich immer schwerer an und Verzweiflung stieg in ihr auf.

Wo blieben nur Robin und die Anderen?

Sie konnte ihn alleine nicht transportieren.

„Hilfe... Bitte, ich brauche Hilfe!“, begann sie zu rufen und rief immer lauter, sodass ihre Stimme in den Kronen der Bäume wiederhallte.

Black Sheep

Sie wusste nicht, wie lange sie auf dem Boden gesessen hatte und ihn festgehalten hatte, weinend und entmutigt, dass Robin noch auftauchen würde.

Doch als sie kurz ihre Augen schloss, da sie ihr immer wieder zufielen, konnte sie Hufschläge vernehmen.

Ihr Blick richtete sich auf den Weg, der vor ihnen lag, und aus der Ferne konnte sie im spärlichen Licht der Himmelskörper, die Reiter erkennen, die auf sie zukamen.

Die Köpfe von Guys Hengst und Alyssas kleiner Stute schreckten blitzschnell vom Grasen hoch und sie wieherten aufgeregt, als sie die anderen Tiere witterten.

Tänzelnd bewegten sie sich um Alyssa und Guy herum, blieben allerdings in ihrer Nähe, anstatt durchzugehen.

Als Robin sie erreicht hatte, sprang er sofort von seinem Reittier und kniete sich neben sie und betrachtete, den immer noch schlafenden, Ritter.

„Wo wart ihr so lange?“, wollte sie vorwurfsvoll von den Outlaws wissen.

Cate war die Erste, die ihre Worte wiederfand.

„Die Männer des Sheriffs haben uns noch lange verfolgt. Wir mussten sie von dir und ihm weglocken!“, warf sie verteidigend und zornig zugleich ein.

Konnte diese naive Schnepfe sich das nicht denken?

Alyssa wandte sich von ihr ab und strich über Guys Stirn.

„Er ist am glühen.“, erkläre sie dem Anführer der Gesetzlosen, der ihr half den großen Mann hochzuheben.

„Wir bringen ihn irgendwohin, wo er vor der Kälte geschützt ist.“, schlug er vor und legte Guy über den schwarzen Hengst, der schnaubend etwas zur Seite sprang, als er das reglose Gewicht auf seinem Rücken spürte.

Sie flüsterte ihm beruhigende Worte zu, die ihre Wirkung nicht verfehlten.

Sie wollte auf ihre Goldstute steigen, doch Robin griff nach ihrem Arm.

„Reite mit mir. Du musst vollkommen durchgefroren sein.“, machte er ihr das Angebot, dass sie gerne annahm.

Unter den verblüfften Blicken der anderen Männer, setzte Robin sie vor sich in den Sattel und umwickelte sie mit seinem Umhang.

Fassungslos und vor Eifersucht beinahe überkochend wollte Cate sich beschweren, doch Tuck hielt sie zurück.

Sie ließ die Zwei allerdings nicht aus den Augen.

Sollte diese Tussi irgendetwas versuchen, würde sie ihr das zauberhafte Haar vom Skalp reißen.

Alyssa hingegen störte sich nicht daran, dass sie so nah an Robins Körper geschmiegt wurde.

Sie war müde und fror bitterlich.

Die Wärme des kräftigen Mannes tat ihr gut und sie lehnte ihren Kopf zurück, um ihn auf seine Schulter abzulegen.

Seufzend blickte sie den ganzen Ritt über auf Guy, der wie ein Sack über dem großen Pferd hing.

Hoffentlich würde es nicht bereits zu spät sein.
 

„Wird er durchkommen, Tuck?“, fragte sie schwach, während sie unentwegt über Guys Handrücken strich.

Der Mönch versorgte soeben die Wunde des Ritters und wirkte mehr als konzentriert.

„Der Schnitt ist nicht besonders tief, aber er hat viel Blut verloren und es hat sich ziemlich stark entzündet.“, klärte er sie auf, wofür sie ihm einen besorgten Blick schenkte.

„Eigentlich bräuchte er einen richtigen Arzt...“, begann er, doch Robin unterbrach ihn harsch.

„Wir können keinen Arzt holen. Damit würden wir riskieren, dass der Sheriff uns auf die Spur kommt, was keinem von uns gut bekommen wird.“, mahnte er alle auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden nach Nottingham zu reiten und einen Arzt aufzusuchen.

Alyssa erhob sich und sah ihm flehendlich in die Augen.

„Wir müssen irgendetwas tun, sonst wird er sterben, Robin!“, protestierte sie und wollte hinaus, um ihre Stute zu satteln.

Er holte sie am Eingang der Höhle, in der sie sich befanden ein und hielt sie fest.

Sie würde ganz sicher nicht auf eigene Faust losziehen.

Nicht, solange er sie davon abhalten konnte!

„Lass mich los! Ich werde einen Arzt holen! Lass mich los, Robin... Lass mich... Er... Er wird sterben...“, schrie sie zuerst hysterisch und rebellisch, mit Tränen in ihren schönen blassen Augen, doch dann brach sie innerlich zusammen und schluchzte laut auf.

„Ich will nicht, dass er... Ich...“, zischte sie deprimiert und wusste nicht, was sie machen sollte.

Ihre Hände fuchtelten ratlos in der Luft herum und fuhren dann zittrig durch ihre dichten Locken.

Robin konnte einfach nicht anders, als sie in seine Arme zu schließen und sie an sich zu drücken, wieder einmal zum Missfallen Cates.

Die Blondine hatte wirklich Mühe sich zurückzuhalten.

„Ich verstehe, wie du dich fühlst, Alyssa. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass Guy es auch so schafft... Er ist stark, dass wissen wir beide. Vertrau mir, er hat sich die ganzen Jahre mit mir rumgeärgert und sich trotzdem nicht unterkriegen lassen.“, versuchte er sie aufzuheitern, doch sie weinte nur noch mehr.

Er spürte wie ihr Körper vor Erschöpfung und Aufregung gleichzeitig bebte.

„Ich will ihn nicht verlieren...“, wisperte sie ihm zu und er streichelte behutsam ihren Kopf.

Das würde sie nicht.

So schnell würde er Gisborne nicht sterben lassen.

Nicht, solange er nicht mit ihm wegen Marian abgerechnet hatte.

„A... Alyssa...“, vernahmen sie plötzlich die heisere und labile Stimme von Guy, der sich auf den vielen Fellen, die sie zu einem Bett zusammengelegt hatten, bewegte.

Sie ließ sofort von Robin ab und eilte zu ihm, um neben ihm auf die Knie zu fallen und nach seiner Hand zu greifen.

Ihre andere Hand strich verschwitzte Haarsträhnen aus seinem schönen, allerdings reichlich bleichem, Gesicht.

„Ich bin hier... Ich bin bei dir, Liebster.“, flüsterte sie ihm liebevoll zu und er verkrampfte sich.

Sein Rücken bog sich durch und seine Beine strampelten unkontrolliert.

Er atmete schwer und stöhnte schmerzerfüllt.

„Alyssa... Nein...“, murmelte er und seine Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen.

Was war mit ihm?

Waren das die Fieberträume?

Beruhigend liebkosten ihre Finger seine Wange, sein Kinn und seinen Hals.

Dann beugte sie sich vor und ihre Lippen legten sich auf seine brennende Stirn, schließlich auf seine Wange und zum Schluss auf seine trockenen, aufgerissenen Lippen.

Sofort entspannte sich sein Griff um ihre kleine Hand er schien wieder ruhig schlafen zu können.

„Wir könnten jetzt auch ein bisschen Schlaf gebrauchen. Du auch, Alyssa.“, meinte Alan und war auch schon auf dem Weg sein eigenes Lager aufzuschlagen.

Much schloss sich ihm an.

„Ich würde aber viel lieber vorher noch etwas essen! Kaninchen, zum Beispiel!“, maulte er hungrig wie immer, was die Anderen nur amüsiert schmunzeln ließ.

„Wenn irgendetwas ist, dann scheue nicht uns wach zu machen.“, bot Robin ihr noch an und sie nickte ihm dankend zu, bevor er sich zu Cate gesellte, die allerdings lieber alleine schlafen wollte.

Sollte er doch bei Alyssa bleiben!

Die legte ihren Kopf auf Guys Brust und ließ sich von seiner flachen Atmung in den Schlaf wiegen.
 

Er träumte davon, dass er gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfte.

Er musste sie beschützen, mit allen Mitteln.

Doch mit einem Mal nahm man sie ihm weg.

Sie war einfach verschwunden und er rannte los, um sie zu suchen, fand sie jedoch nicht.

Panisch schreckte er aus diesem Traum auf.

Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, die ihn umgab, und er erkannte, dass er nicht in seinen Gemächern war, sondern in irgendeiner Höhle.

Die Erinnerungen an die Flucht aus Nottingham kamen wieder hoch.

Er war verletzt worden.

Sein Blick wanderte hektisch herum.

Wo war sie?

Alyssa lag immer noch neben ihm.

Sie hatte sich zu ihm unter die vielen Felle gekuschelt und drückte sich an ihn.

Ihr kleiner Körper war angenehm warm und er genoss ihre Nähe fröstelnd.

„Sie war die ganze Zeit bei Euch. Ihr habt ziemliches Glück, wisst Ihr das?“, hörte er auf einmal Robins Stimme neben sich und wandte den Kopf in die Richtung.

Der Outlaw saß vollkommen übermüdet dreinblickend an eine Wand gelehnt, Cate in seinen Armen, die ihren Kopf auf seinen Beinen abgelegt hatte.

Guy zwang sich zu einem Lächeln.

„Ja, so ist es...“, bestätigte er ihm und hob vorsichtig eine Hand, um durch ihre schwarzen, weichen Locken zu fahren.

Dann zuckte er mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen und schluckte das Brennen hinunter, dass sich durch seine Seite zog.

„Ich weiß, dass Ihr mich nicht sonderlich leiden könnt, Locksley... Aber könnt Ihr mir vielleicht eines versprechen? Um ihretwillen.“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und deutete mit einem Nicken auf die schlafende Frau an seiner Seite.

Der Gesetzlose horchte auf.

Gisborne wollte ihn tatsächlich um einen Gefallen bitten?

„Gut... Ich... Eh... Wie...“, plapperte er konfus vor sich hin, bis er von dem älteren Mann unterbrochen wurde.

„Versprecht mir, dass Ihr sie nach Hereford bringt... Zu ihrer Familie, sollte ich es nicht schaffen...“, verlangte er, was den anderen nur fassungslos den Kopf schütteln ließ.

„Sagt so etwas nicht. Ihr werdet nicht sterben. Sie würde wahnsinnig werden, würde sie Euch verlieren.“, erklärte Robin ihm und seine grünblauen Augen leuchteten voll Wut darauf, dass Gisborne sich anscheinend schon so gut wie aufgegeben hatte.

„So wie Marian, wenn ich Euch umgebracht hätte, Locksley?“, zischte er und wandte sein Gesicht von seinem Gegenüber ab, um seine Stirn an ihr Haar zu drücken und weiterzuschlafen.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er hätte Gisborne am liebsten angeschrieen, unterließ es allerdings, um nicht alle anderen wach zu machen.

Er sollte Marian bloß nicht noch einmal erwähnen!

Dazu hatte er nicht das Recht.
 

Drei Tage vergingen und Guys Zustand verschlechterte sich zusehends.

Es gab immer weniger wache Phasen und er sprach kaum mehr.

Alyssa war die Sorge sichtlich ins Gesicht geschrieben.

Sie schlief kaum noch und wollte auch nichts mehr essen, geschweige denn von seiner Seite weichen.

Am vierten Tag nahm Tuck sie zur Seite, um ein ernstes Wort mit ihr zu reden.

„Du musst essen... Oder willst du auch noch einer meiner Patienten werden?“, fragte er sie mit Ironie in der Stimme und sie schluckte schuldbewusst.

Aber jedes Mal, wenn sie versuchte etwas zu essen, glaubte sie es würde jeden Moment wieder hochkommen.

„Es geht ihm nicht gut... Dabei müsste das Fieber schon längst nachgelassen haben.“, lenkte sie vom Thema ab, was den dunkelhäutigen Mann die Augen verdrehen ließ.

Seufzend gab er es auf, sie überreden zu wollen.

„Die Wunde hat sich schlimmer entzündet, als ich gedacht habe.“, verriet er ihr und ihre Stirn legte sich in Falten.

Warum hatte er dann immer noch nichts dagegen getan?

„Würde es besser werden, wenn man die Wunde neu öffnet und ausspült? Mit Salbei vielleicht? Ich hab gehört, das soll entzündungshemmend wirken.“, brachte sie einen Vorschlag ein und er starrte sie mit Verblüffung an.

Woher wusste sie denn so etwas?

Aber die Idee war gut.

„Das könnte man versuchen. Dann müssen wir den neuen Schnitt allerdings mit einer heißen Klinge zubrennen.“, wandte er ein und sie sah noch einmal auf Guy.

„Ich werde es ihm sagen.“, presste sie dann etwas widerwillig hervor und tapste zu dem fiebernden Mann, der sich mal wieder in seinen Alpträumen wandte.

Liebevoll legte sie eine Hand auf Guys Stirn und strich dann zu seiner Wange hinunter.

Er glühte so stark, dass sie dachte, sie würde sich an ihm verbrennen.

„Guy... Liebling... Kannst du mich hören?“, wisperte sie sanft und er stöhnte leise auf, als er ihre Stimme erkannte.

„Alyssa!“, zwang er sich etwas zu sagen und sie strich ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Schon gut, Liebster... Ich bin bei dir.“, beschwichtigte sie ihn.

Seine müden, erschöpften Augen öffneten sich langsam.

„Hör mir zu... Tuck wird gleich deine Verletzung noch einmal öffnen, damit er sie säubern kann. Damit es dir bald wieder besser geht. Es wird sicher wehtun, aber ich bleibe die ganze Zeit bei dir. Versprochen...“, erklärte sie ihm und er griff schwach nach ihrer Hand und nickte nur, anstatt ihr zu Antworten.

Robin und der Rest der Truppe blickten die Beiden ungläubig an, als Tuck sich neben Guy kniete und Alyssa dessen Hemd aufknöpfte.

Der Mönch reichte ihr ein Bündel nasser Tücher, die stark nach dem heilenden Salbei rochen.

„Ich schneide jetzt... Du musst gleich so fest auf die Wunde drücken, wie du kannst, damit es auch wieder aufhört zu bluten.“, teilte er ihr eine wichtige Aufgabe zu.

Nickend presste sie ihre Lippen aufeinander und nahm mit ihrer anderen Hand die des Ritters, der von einem Frösteln erfasst wurde und zitterte.

Aber er reagierte auf ihre Berührung.

„Hey, was macht ihr denn da? Was soll das werden?“, wollten die anderen Outlaws wissen, doch es war bereits zu spät.

„Okay... Drei... Zwei... Eins!“, zählte Tuck rückwärts und öffnete die Wunde.

Der Schmerz der Guy erfasste, ließ ihn unkontrolliert zucken und seine Augen riss er weit auf.

Er keuchte gequält auf, da er versuchte den Schmerz zu unterdrücken.

Seine Finger schlossen sich so fest, um die der jungen Frau, dass sie dachte, dass er sie ihr brechen würde.

Sich auf die Lippen beißend ertrug sie seinen Anfall.

„Es ist schon gut, Guy. Gleich ist es vorbei.“, sprach sie ihm zu und probierte seinen heftigen Händedruck entgegenzuwirken, was ihr nicht wirklich gelang.

„Ah!“, schrie der Mann auf und sie schloss die Augen, um ihre Tränen wegzudrücken.

Es war, als ob sie seine Pein spüren konnte.

Als ob sie in sie überging.

Tuck tupfte währenddessen die offene Stelle ab und zog die verkrustete, kaputte Haut ab, was Guy nur noch lauter aufbrüllen ließ.

„Herrgott! Wie lange dauert das denn noch?!“, richtete Alyssa sich genervt an den Mönch, der ihre Frage allerdings getrost ignorierte.

Alle anderen hatten sich mittlerweile ebenfalls um die Drei versammelt und blickten mit Entsetzen auf die Szene, die sich ihnen bot.

„So, drück jetzt zu, Alyssa!“, befahl der Dunkelhäutige ihr dann und sie tat, was er verlangte.

Das vom Salbei getränkte Tuch verursachte anscheinend ein Brennen in der Wunde, denn Guy bäumte sich krampfhaft auf und schrie ein letztes Mal, bevor er in Ohnmacht fiel.

Die Qualen mussten anscheinend höllisch gewesen sein, sodass er sie nicht mehr ausgehalten hatte.

Nachdem die Blutung gestillt worden war, verband Tuck die Stelle so gut es ging und sie ließen sie allein mit ihm.

„Wie geht es dir, mein Liebster?“, erkundigte sie sich, als er wieder bei Bewusstsein war.

Er schenkte ihr ein verzerrtes Lächeln.

„Das kann ich nicht genau sagen... Aber du bist bei mir. Das lindert es ein wenig.“, antwortete er und sie musste unwillkürlich schmunzeln.

„Ich muss dich ja schließlich wieder gesund pflegen... Du bist doch mein Mann.“, klärte sie ihn mit weinerlicher Stimme auf und legte eine Hand auf seine Brust, die er mit seiner umschloss.

Langsam, etwas zögerlich lehnte sie sich dann zu ihm vor, um zärtlich ihre samtigen Lippen auf seine zu legen.

Er schloss genießerisch die Augen und spürte, wie es in seinem Inneren warm wurde.

Immer wärmer.

„Mh... Ich freu mich schon jetzt darauf, wenn ich wieder ganz der Alte bin... In mir schreit es bereits nach dir, Liebste.“, knurrte er im Flüsterton und schob ihre Hand unter die Felle, damit sie selbst ertasten konnte, wie ungeduldig er sich nach ihr sehnte.

Kichernd umfasste sie ihn.

„Dann beeil dich...“, gab sie zurück und er verdrehte lustvoll die Augen, um sich erneut von ihr küssen zu lassen.
 

Robin und die Anderen waren in der Zwischenzeit nach draußen gegangen und hielten eine Ratsitzung.

„Wie lange wird es dauern, bis Gisborne wieder auf den Beinen ist?“, wollte der Anführer wissen und Tuck dachte einen Moment lang nach.

„Ich schätze, er wird noch mindestens zwei Wochen brauchen, bis er wieder in Form ist. Warum?“, konterte er die Frage und John mischte sich in die Unterhaltung ein.

Der große, bärige Mann kratzte sich am Hinterkopf.

„Nun... Ich habe mich ein bisschen umgesehen und bin dabei auf die Leute des Sheriffs gestoßen. Sie hätten mich beinahe entdeckt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie unser kleines Versteck finden.“, spekulierte er.

„Wir müssen also umziehen.“, schlussfolgerte Cate, doch Tuck war von dieser Idee nicht wirklich begeistert.

„Wir können ihn so nicht transportieren. Die Wunde würde sonst nicht vernünftig verheilen und nur wieder aufreißen.“, erläuterte er.

Obwohl sie genäht worden war, würde die Naht der Belastung des Transports nicht standhalten.

„Außerdem würde das Wetter sich schlecht auf das Fieber auswirken.“, fügte er noch hinzu und deutete gen Himmel, von dem wieder Schneeflocken fielen.

„Dann müssen wir die Truppen von hier fernhalten mit Fallen und Finten.“, merkte Alan an, der auf Tucks Seite war.

Robin seufzte entnervt und ließ den Kopf hängen.

„Schön... Dann mal los. Much, du bleibst bei Alyssa und kümmerst dich darum, dass sie etwas Nahrung zu sich nimmt.“, forderte er seinen besten Freund auf und Much sah ihn entrüstet an.

„Ich kann doch nicht von deiner Seite weichen, Robin!“, meinte er empört, doch der Blick des rechtmäßigen Lords of Locksley ließ keine Widersprüche gelten, also musste er sich seinem Schicksal beugen.
 

„Hier, ich hab dir eine Suppe gemacht. Du musst ja schließlich auch bei Kräften bleiben.“, kam es von dem blonden Outlaw und er reichte Alyssa eine Schüssel.

Die Suppe roch gut und dampfte, so frisch war sie.

„Vielen Dank, Much. Das ist wirklich lieb von dir, aber ich habe überhaupt keinen....“, wollte sie ablehnen, was er allerdings nicht gelten ließ.

„Nein, keine Widerrede! Robin hat gesagt, du sollst was essen, also wirst du das auch tun und wenn ich die ganze Zeit hier bei dir sitzen muss!“, drohte er ihr und sie musste amüsiert lachen.

„Du bist ein netter Kerl, Much. Robin muss froh sein, dass er einen treuen Freund wie dich hat.“, sprach sie ihm ihr Lob aus und er errötete geschmeichelt.

„Nun ja... Er könnte es vielleicht öfter sagen... Aber ich denke, er weiß, was er an mir hat.“, murmelte er und wurde immer roter, sodass sie noch lauter auflachte und er mit einfiel.

Doch sie wurden von Guys wirren Gemurmel unterbrochen.

Er schlief und hatte vermutlich wieder einen schlimmen Fiebertraum.

Fürsorglich nahm sie das, bereits, von der Hitze seiner Haut, getrocknete, Tuch von seiner Stirn und befeuchtete es von Neuen, um es ihm wieder aufzulegen.

„Scht... Ruhig, Liebling. Das ist nur ein Traum.“, säuselte sie und er beruhigte sich wieder.

Lächelnd streichelte sie sein Gesicht.

Much blickte bedrückt von Guy auf sie.

„Und er kann froh sein, dass er dich hat... Dieser Mistkerl hat so vielen Menschen leid angetan... Besonders Robin... Er hat es eigentlich gar nicht verdient von dir geliebt zu werden, Alyssa.“, brach es aus ihm heraus und er bereute nicht, dass er ihr seine Meinung offenbart hatte.

Sie hob den Blick, um seinen zu erwidern.

„Es ist mir egal, was er getan hat... Ich weiß nur, dass er zu mir immer gut war und dass ich ihn liebe. Das ist, was für mich zählt, Much. Ich weiß, dass es schwer vorstellbar ist...“, erwiderte sie nur und wandte dann die Augen von dem Outlaw ab.

Much atmete tief durch und beobachtete sie weiterhin.

Kein Wunder, dass Robin ihr hatte helfen wollen.

Sie sah das Gute in einem Menschen, wenn alle anderen ihn schon aufgegeben hatten.

Ein bisschen so wie Marian.

Und, wo er sie so betrachtete, war sie wirklich schön anzusehen.

Wie ein Engel wachte sie über Gisborne.
 

„Langsam, Guy. Ich will nicht, dass du umknickst. Ich glaube, dann könnte ich dich nicht mehr halten.“, mahnte Alyssa den großen Mann, der sich, auf ihre Schultern gestützt, vorwärts bewegte.

Zaghaft trat er auf und wirkte hochkonzentriert, doch er schien langsam wieder zu Kräften zu kommen.

Das Fieber war endlich verschwunden und die Verletzung so gut wie abgeheilt.

Robins Leute hatten die Soldaten des Sheriffs anderthalb Wochen von ihnen ferngehalten.

„Ich kann auch alleine gehen. Du brauchst mich nicht so zu bemuttern.“, beschwerte er sich und brachte sie zum Lachen.

Wenn er sich so sturköpfig gebar, dann wirkte er wie ein kleines Kind, was sie wirklich amüsant fand.

Aber, da er es nicht anders wollte, ließ sie ihn los und er taumelte zuerst, mit schmerzverzogenem Gesicht, nach vorne, um sich dann wieder zu fangen.

„Siehst du. Ich schaff das!“, beschwichtigte er sie und wollte ihr so die Sorgen nehmen.

Ziemlich eingerostet watschelte er zu den Pferden rüber und streichelte seinem großen Hengst über die edel nach Außen gewölbte Stirn.

Das schwarze Tier wieherte leise und stupste ihn gegen die Schulter.

Es erkannte wohl seinen Herrn.

Für einige Augenblicke betrachtete sie ihn.

Er war wirklich schön.

Das winterliche Sonnenlicht drang durch die kahlen Baumkronen und ließ seine blasse Haut milchig wirken.

Sein Haar glänzte und sie war gewollt hineinzufassen und ihn an sich zu ziehen, was sie auch tat.

Ihre Lippen neckten seine Mundwinkel und seinen Hals und schließlich legten sich ihre Hände um seinen kräftigen Nacken, um sich an ihn zu drücken.

„Wir sollten uns ein ruhiges Plätzchen suchen, wo niemand uns hören kann... Ich denke, ich könnte es schaffen...“, grummelte er erregt, doch sie musste ihn zu ihrem eigenen Bedauern zügeln.

„Das muss wohl noch warten, mein Lieber. Wir wollen doch nicht, dass die Verletzung erneut aufgeht, oder?“, schalte sie ihn und er stieß einen genervten Seufzer aus.

Warum musste sie nur so gewissenhaft sein?

Wusste sie nicht, wie sehr er sich nach ihr verzerrte und wie sehr ihre Nähe ihn anmachte?

„Und wenn wir vorsichtig sind? Du könntest ja auch erst mal mit deinem Mund...“, versuchte er es erneut, doch sie blieb hart wie Stein.

„Alyssa? Hast du Lust mit uns jagen zu gehen?“, kam es von Alan, der aus der Höhle herauskam.

John, Cate und Much folgten ihm.

Sie blickte erst auf Guy, dann wieder auf die Outlaws.

„Geh ruhig... Ich komm allein klar.“, nahm er ihr das schlechte Gewissen und sie küsste ihn noch einmal flüchtig, um sich dann den anderen anzuschließen.

Guy wandte sich wieder seinem Hengst zu und dachte darüber nach, wie es nun weitergehen sollte.

Sie konnten nicht in diesem Wald bleiben und nach Nottingham oder Locksley konnten sie auch nicht zurückkehren.

Wohin sollten sie also gehen?

Ihm fiel wieder sein Gespräch mit ihr ein.

Sie hatte ihm erzählt, dass sie vermutete die Tochter von Henry of Hereford zu sein.

Sollten sie dorthin reiten und herausfinden, ob es wirklich so war?

Er wusste es nicht, aber irgendetwas mussten sie sich einfallen lassen.

„Was ist mit Euch, Gisborne? Denkt Ihr darüber nach, wann ihr Euch, undankbar, wie ihr seid, wieder aus dem Staub macht?“, ertönte mit einem Mal Robin Hoods Stimme hinter ihm und riss ihm aus den Gedanken.

So schnell er konnte, drehte er sich in dessen Richtung und blickte ihn finster an.

„Soll ich vor Euch auf die Knie gehen und Euch die Füße küssen, Hood? Ich habe Euch nicht, um Hilfe gebeten. Das war Alyssa.“, stellte er klar und Robin grinste belustigt.

„Ach ja, unsere süße, liebe Alyssa. Sie ist genauso wie Marian in dieser Hinsicht. Sie glaubt immer noch, dass es etwas Gutes in Euch gibt. Vielleicht sollte ich sie mal darüber aufklären, wer Ihr wirklich seid... Ein Mörder und Heuchler.“, warf er ihm entgegen und machte einige Schritte auf ihn zu.

„Ihr werdet sie in Ruhe lassen! Klärt Eure Probleme direkt mit mir!“, schnaubte Guy und machte sich bereit, bevor der Anführer der Gesetzlosen sich auf ihn stürzte.

Sie rollten über den verschneiten Waldboden und waren schnell dabei sich gegenseitig zu schlagen.

Schlussendlich gewann allerdings Robin die Oberhand, da er Guy in die pochende Seite boxte, sodass dieser sich aufschreiend von ihm runterrollen ließ.

Schnell hatte der Outlaw den anderen Mann gepackt und seine Hände verbunden, um ihn an einen Baum zu ketten.

„Was soll das werden, Locksley?“, fragte er ihn verwundert, doch Robin hüllte sich zunächst in tiefes Schweigen.

Das würde dieser fiese Scheißkerl schon früh genug herausfinden.

„So ehrt Ihr sie also, Gisborne.“, begann er auf einmal und Falten legten sich zwischen die Augen des Ritters.

„Was?“, harkte er nach und bekam dafür die Faust des Gesetzlosen zu spüren.

Er schlug so fest zu, dass sein Kopf herumgeschleudert wurde.

„Marian! Ich dachte, Ihr würdet sie so sehr lieben!“, tönte er drauf los und packte ihn am Kragen.

„Warum habt Ihr sie umgebracht?!“, wollte er eine Antwort haben und Guy sah ihn wehleidig an.

„Es war ein Unfall.“, beantwortete er die Frage, doch das war nicht das, was Robin hören wollte.

Wieder schlug er zu und noch einmal.

„Ach ja? Ein Unfall? War es auch ein Unfall, dass Ihr Euch auf Alyssa eingelassen habt? Seid Ihr geschubst worden und so zwischen ihre Beine gerutscht?“, verhöhnte er ihn und erhob sich, um sein Schwert zu ziehen und dessen Klinge in die Flammen des Feuers zu halten, dass sie draußen entfacht hatten.

„So wie bei Euch und dieser Blonden? Wir sind beide keine weißen Schafe mehr, Hood.“, konterte Guy und grinste verschmitzt.

Robin sollte sich nicht so künstlich aufblasen, immerhin war er selbst kein Unschuldslamm.

Er wartete bis die Schneide rot aufglühte und wandte sich dann wieder an Guy.

„Halt die Klappe!“, knurrte er aufgebracht und hielt ihm das glühende Metall genau vors Gesicht.

„Seit wann duzen wir uns denn, Robin?“, wunderte sich der Ritter, zuckte allerdings zusammen, als die Hitze immer näher kam.

„Ich werde dich dafür büßen lassen, dass du sie mir weggenommen hast.“, zischte der Jüngere und wollte ihm gerade den Stahl auf die Wange drücken, da ging jemand dazwischen.

Es war Alyssa, die mit der bloßen Hand nach dem heißen Schwert griff und es wegschleuderte.

„Verdammt! Kann man euch nicht einmal alleine lassen!“, fauchte sie und stieß Robin von sich, der versuchte an ihr vorbei an Guy zu kommen.

„Er hat sie umgebracht!“, stieß er hervor und sie verstand sofort worum es ging.

„Marian? Ja, das weiß ich.“, machte sie ihm klar und seine grünblauen Augen funkelten sie mehr als fassungslos an.

Wenn sie davon wusste, wie konnte sie ihn dann noch lieben?

Wie konnte sie ein solches Monster ertragen?

„Ich verstehe dich nicht, Alyssa! Wie kannst du ihn nur an dich ranlassen! Weißt du, wie er wirklich ist? Ich meine, weißt du wirklich alles über ihn?“, redete er weiter auf sie ein, doch sie wollte ihm nicht zuhören.

Sie wollte überhaupt nicht alle seine Schandtaten kennen.

„Einmal hat er eine Dienstmagd geschwängert und ihr Kind einfach im Wald ausgesetzt... Er hat zusammen mit dem Sheriff und Prince John den König verraten. Er war sogar im heiligen Land, um ihn zu töten, zweimal! Aber das Schlimmste von allem ist, dass er sie mir einfach genommen hat. Sie war mein Ein und Alles... Und jetzt behauptet er schamlos, dass er dich liebt.“, rasselte er alles herunter, bis beim letzten Satz seine Stimme versagte.

Er weinte und alle um ihn herum schienen verdutzt, dass er seine Gefühle so offen zeigte.

„Sie hat nur mit Guy gespielt, Robin. Sie hat ihm immer wieder Hoffnungen gemacht, obwohl sie nur dich liebte. Ich finde, das nicht fair. Euch Beiden gegenüber nicht. Sie hat keinen von euch gut getan.“, gestand sie ihm ihre Sichtweise und sein Blick traf sie wie ein Stich.

So viel Wut und Verzweiflung lag in ihm, dass sie die Luft anhielt.

„Rede nicht so von ihr!“, brüllte er sie auf einmal an und packte sie, um sie auf den Boden zu schleudern.

Ein Keuchen entwich ihr, vom Aufprall ausgelöst.

Guy zappelte in seinen Fesseln.

„Hood! Fass sie nicht an, oder ich bring dich um!“, drohte er ihn, doch Alyssa konnte sich auch genauso gut selbst verteidigen.

Sie hatte bereits ihren Dolch gezogen und hielt ihn unter Robins Kinn, der Outlaw hatte die Augen entsetzt aufgerissen.

„Robin!“, platzte es sorgenvoll aus Much heraus und er wollte ihm zur Hilfe eilen, doch Alyssa hielt ihn davon ab.

„Einen Schritt näher und ich bringe ihn um!“, stellte sie klar und er blieb schluckend stehen.

Was würde jetzt nur passieren?

„Sie war meine Frau... Ich liebe sie immer noch.“, stammelte der Anführer der Gesetzlosen und versuchte verzweifelt die Tränen zurückzuhalten.

Die junge Frau konnte ihn gut verstehen.

Liebe war eben nicht einfach.

„Findest du es fair, so darüber zu reden, während Cate zuhört? Ist sie dir gar nichts wert, Robin?“, appellierte sie dann allerdings an seine Gefühle für die Blondine, die ebenfalls den Tränen nah war.

„Ihr solltet Frieden miteinander schließen. Du und Guy... Ich glaube, sie würde es so wollen.“, fügte sie dann hinzu und der junge Lord ließ sie los, um vor ihr auf die Knie zu gehen und bitterlich zu weinen.

Vorsichtig ging sie auf ihn zu und legte tröstend eine Hand auf seine Schulter, um sich dann ihm gegenüber zu knien und ihn die Geborgenheit zu geben, die er seit Marians Tod vermisst hatte, dabei blickte sie die ganze Zeit über Guy in die Augen, die ebenso traurig dreinblickten, wie alle anderen.

Als er sich einigermaßen gefangen hatte, übergab sie ihn in Cates Obhut und ging zu Guy, der bereits von Much und Alan entfesselt wurde.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, erkundigte er sich und begutachtete ihre Hand, die zum Glück nicht stark verbrannt wurde, da sie Handschuhe getragen hatte.

„Ja... Jetzt ist alles gut...“, beruhigte sie ihn und schmiegte sich an ihn.
 

„Was hat es mit dem Verrat Prince Johns und des Sheriffs auf sich?“, stellte sie eine Frage in die Runde, die sich gemeinsam in die Höhle zurückgezogen hatte.

Robin und Guy hatten beschlossen sich nicht mehr zu bekriegen und sich lieber zusammen gegen den Sheriff und seine Machenschaften zu stellen.

„Der Sheriff will eine Operation ausführen. Er nennt sie Schachmatt.“, erklärte Guy ihr und hielt behutsam ihre verletzte Hand, die von Tuck bereits verarztet worden war.

Alyssa hob interessiert die Augen.

„Und was hat er damit vor?“, harkte sie nach.

„Er will den König abfangen, wenn er nach England zurückkommt und ihn töten, damit John der neue König werden kann. Viele andere Adlige haben sich ihm bereits angeschlossen.“, kam es von Robin und sie machte große Augen.

Dieser schmierige Wurm sollte König von England werden?

Das durften sie unter keinen Umständen zulassen.

Der würde doch das gesamte Königreich ins Verderben stürzen.

„Wir wissen nur noch nicht, wie wir ihn aufhalten können.“, nölte Much, dem das alles deprimierte.

Alyssa dachte angestrengt nach und kam dann zu einem Entschluss.

„Wisst ihr... Ich kenne da jemanden, den wir um Hilfe bitten können.“, munkelte sie und Guy wusste bereits, worauf sie hinauswollte.

„Du meinst, doch nicht etwa...“, wollte er sie unterbrechen, was sie nicht zuließ.

„Wer, Alyssa?“, stocherte Robin ungeduldig und alle Augen waren auf sie gerichtet.

Sie schmunzelte überlegen.

„Lord Henry of Hereford.“, entgegnete sie und die Outlaws sahen sie mit noch größeren Augen an.

„Der Lord High Constable? Was macht dich so sicher, dass er dir das glauben wird?“, fragte er mit reichlich Skepsis in der Stimme.

Sie schenkte ihnen ein verschlagenes Lächeln.

„Weil ich mir hundertprozentig sicher bin, dass er mein Vater ist.“, warf sie ein und berichtete ihnen, wie sie zu dieser Vermutung kam.

Sie beschlossen ihr zu vertrauen und planten morgen nach Locksley zu reiten, um Guys Geld zu holen, damit sie den weiten Weg nach Hereford in Angriff nehmen konnten.

The perfect One

Schnell hatten sie am nächsten Morgen die Pferde gesattelt und Guy wippte behaglich im Sattel hin und her, während sein schwarzer Hengst unter ihm trabte.

Die Wochen, die er hatte liegen müssen, hatten ihm nicht wirklich gut getan und er fühlte sich eingerostet.

Alyssa war an seiner Seite auf ihrer kleinen Goldstute und lächelte ihm dann auffordernd zu, um ihr Pferd in einen Galopp zu treiben.

Er folgte ihr schmunzelnd und die Outlaws hinter ihm.

So gelangten sie rasch nach Locksley, das in dieser frühen Morgenstunde, in der die Sonne noch nicht mal ans Aufgehen dachte, noch vollkommen still und leblos war.

Sie entschieden sich zu Halten und die Pferde am Waldrand stehen zu lassen, um niemanden mit dem Stampfen der Hufe zu wecken.

Auf leisen Sohlen schlichen sie zum Manor, das unbewohnt war, da der Sheriff die Bediensteten von Guy rausgeworfen hatte.

Sie betraten das große Haus und die Outlaws begangen das Geld zusammenzusuchen, dass der junge Ritter an allen möglichen Stellen versteckt hatte, damit es niemand so schnell finden konnte.

Alyssa holte eine kleine Truhe, die unter den Dielen des Fußbodens versteckt war hervor und bemerkte dabei, dass Guy sich nach oben stahl.

„Hier, nimm das mal bitte, John.“, bat sie den großen Mann und drückte ihm das Kästchen in die Hand und schlich sich ebenfalls die Treppen hinauf.

Er hatte sich mittlerweile in sein Zimmer zurückgezogen und holte eine winzige Schatulle hervor, die er hinter einigen Büchern versteckt hatte.

Behutsam, beinahe schon vorsichtig, öffnete er diese und seufzte als er den silbernen Ring sah, der sich immer noch darin befand.

Es war kleiner Ring verziert mit Blumen aus Amethyst und Saphir.

Einst hatte er ihn Marian zu ihrer Verlobung geschenkt, doch sie hatte ihn bloß in den Dreck geworfen, so wie ihn.

Betrübtheit überzog seine Gedanken.

Sollte er Alyssa diesen Ring irgendwann einmal anstecken?

War sie wirklich die, die er für immer an seiner Seite wissen wollte?

Sein Herz sagte ihm ja, doch sein Kopf funkte immer wieder dazwischen.

Robin hatte auf eine Art ja auch Recht mit dem, was er gesagt hatte.

Guy hatte immer behauptet er würde Marian lieben und nun wisperte er süße Worte zu Alyssa und fühlte sich dabei auch noch mehr als wohl.

„Was machst du denn hier, Liebster? Die Anderen warten schon, wir müssen los.“, drang mit einem Mal ihre angenehme Stimme an seine Ohren und er zuckte erschrocken zusammen, um die Schatulle so schnell wie möglich in seinem Mantel zu verstecken.

Dann wandte er sich mit einem Lächeln ihr zu.

„Ich wollte nur den Rest holen.“, entschuldigte er sich bei ihr und deutete auf eine recht große Kiste, die mit einem Vorhängeschloss verschlossen war.

Sie wusste, dass er dort noch mehr Geld verstaut hatte.

Wie sollten sie so viel Geld bloß transportieren.

Sie ging auf ihn zu und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihn mehr als liebevoll.

Sofort legten sich seine Arme um ihren schmalen Oberkörper und er zog sie an sich, um mehr von ihr zu kosten.

Sie schmeckte nach Minze und seine Zunge konnte nicht widerstehen und musste einfach vorstoßen, um noch mehr davon zu schmecken.

Sie lehnte sich gegen seinen massigen Körper und drängte ihn so Richtung Bett, das ihnen beiden so unglaublich bekannt war.

Er ließ sich fallen, um dann allerdings widerwillig von ihr abzulassen.

„Wir sollten jetzt nicht... Robin und die Anderen... Du sagtest doch...“, säuselte er entzückt, als sie anfing seinen Hals zu küssen und mit ihren Zähnen über die Haut zu kratzen.

Sie kicherte in sein Ohr, bevor sie es mit ihren Lippen liebkoste.

„Wir können es ja kurz machen...“, offerierte sie ihm und er stöhnte.

Lüstern richtete er sich auf und umfasste sie.

Sie saß auf seinen Schoß und war dabei seinen Mantel von seinen Schultern zu streifen.

Beide verlangten nach einander.

So lange hatten sie sich schon nicht mehr gespürt und zu groß war die Sehnsucht, als das sie jetzt aufhören könnten.

„Ehem... Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber die Männer des Sheriffs scheinen irgendwie Wind davon bekommen zu haben, dass wir hier sind.“, erklang auf einmal Robin Hoods Stimme und Guy ließ beschämt errötet und keuchend von ihr ab.

Sie wollte nicht von ihm runter, musste es aber, denn er erhob sich rasch und atmete tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Wie nah sind sie?“, erkundigte er sich und schämte sich nur noch mehr, als das verschmitzte Lächeln nicht aus dem Gesicht des Outlaws wich.

Doch Guys genervter Blick riss ihn wieder aus seiner Belustigung und ließ den Ernst in seine Stimme zurückkehren.

„Sie stehen schon vor der Tür.“, antwortete er und schon hörte man, dass unten bereits die Schwerter gekreuzt wurden.

Das Geräusch von Stahl auf Stahl hallte durch Locksley Manor.

Guy und Robin warfen sich noch einmal auffordernde Blicke zu und schon stürzten sie, Waffen in den Händen, aus dem Zimmer, um sich mit ins Getümmel zu stürzen.

Doch weit kamen sie nicht, denn einige der Soldaten hatten es bereits ins erste Stockwerk geschafft und stellten sich ihnen entgegen.

Alyssa wollte ebenfalls mitkämpfen, wurde jedoch von Guy zurückgedrängt.

„Es sind zu viele, Alyssa. Wir müssen fliehen.“, klärte er sie auf, schnappte sich die Geldtruhe und trat das vernagelte Fenster ein, damit er diese hinauswerfen konnte und Alyssa nach draußen gelangen konnten.

Er hob sie hinaus auf den Dachvorsprung und kam sofort nach.

„Hood, komm schon!“, rief er dem anderen Mann nach und reichte ihm die Hand.

Robin packte sie und ließ sich hinaushieven, bevor das Schwert eines Gegners ihn erwischen konnte.

Ohne zu zögern, sprangen alle drei vom Dach und landeten, zum Glück, in einen sauberen, wenn auch feuchten Strohhaufen, der ihren Fall abfederte.

Sie rappelten sich gerade auf, da kamen die anderen um die Ecke geritten, ihre Pferde im Schlepptau, sodass sie sich sofort auf dessen Rücken schwingen und fliehen konnten.

Das Gold hatten sie in Säcke gepackt und auf ihre Pferde geladen.

Rasant ritten sie fort in den Wald und die Männer des Sheriffs hatten nicht den Hauch einer Chance sie einzuholen.
 

„Wann sind wir denn endlich da?!“, nörgelte Cate, die schon den ganzen Morgen über schlecht gelaunt war.

Sie hatte einfach keine Lust noch länger auf einem Pferd zu sitzen und vor sich hinzuschaukeln.

Robin drehte sich im Sattel zu ihr um.

„Was denkst du, wo wir hin wollen? Hereford, das in Herefordshire liegt, ist nicht mal eben um die Ecke. Wir müssen durch Leicestershire, Warwickshire und Worcestershire. Das sind drei ganze Grafschaften, falls du es nicht bemerkt haben solltest.“, konterte er ihr Rumgezicke.

Ihre Augen schmälerten sich und sie blickte eingeschnappt zur Seite.

„Tut mir so leid, dass ich nicht so intelligent bin, wie ihr alle anderen. Ich wollte es nicht wagen, eure adligen und intelligenten Köpfe zu beleidigen.“, murrte sie ironisch und der Outlaw verdrehte bloß die Augen und richtete sich wieder nach vorne.

Weiber!

Die stellten sich immer alles so einfach vor!

Guy schenkte ihm einen bemitleidenden Blick und schnalzte dann einmal, damit sein Hengst sich in einen lässigen Trott vorwärtsbewegte, damit er wieder neben Alyssa gelangen konnte, die gerade mit Alan und Much vor sich hinscherzte.

Die Beiden ließen sich sofort zu Robin zurückfallen, als sie den schwarzen Ritter bemerkten.

Sie wollten die Zwei nicht stören.

„Meinst du, dass sie mich akzeptieren werden? Als ihre Tochter?“, stellte sie ihm eine bedrückende Frage und er konnte deutlich ihre Zweifel heraushören.

„Da bin ich mir sicher. Warum sollten sie das nicht? Immerhin ist Lady Mathilda beinahe zusammengebrochen, als sie dich zum ersten Mal gesehen hat. Es wird schon alles gut gehen, Liebste.“, beruhigte er sie und nahm ihre kleine Hand, um sie fest zu drücken.

Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln, dass Wärme in ihm ausbreitete.

Doch da bemerkte er, dass ihr Umhang schon ziemlich abgenutzt war und das Kleid darunter nicht gerade in einem besseren Zustand.

„Du brauchst neue Kleider, Alyssa. Sonst holst du dir noch den Tod.“, machte er eine Feststellung, doch sie winkte ab.

„Nicht doch, Guy. Das ist doch halb so wild.“, spielte sie das alles herunter, musste sich aber eingestehen, dass sie auch ziemlich froh bei diesen winterlichen Temperaturen.

„Keine Widerworte. In der nächsten Stadt wirst du neu eingekleidet.“, entschied er und sie ließ seine Hand los, um beleidigt zu spielen.

„Nur, weil ich eine Frau bin, denkst du, du könntest mich rumkommandieren?“, zischte sie und er zog die Augenbrauen hoch.

Wie bitte?

„So meinte ich das gar nicht. Ich bin nur besorgt um dich. Ein Mann hat für seine Angebetete zu sorgen...“, versuchte er sich zu rechtfertigen, aber sie blieb knallhart.

„Das sagst du doch nur so. Dabei wollt ihr Männer einfach nur die Frauen dominieren. Aber nicht mit mir...“, fuhr sie fort und er wurde immer kleinlauter und begann bereits zu stottern.

„Aber... A... Alyssa. Ich will doch bloß... Bloß, dass du...“, stammelte er vor sich hin und sie lehnte sich, auf dem Rücken ihrer Stute, zu ihm rüber.

„Dabei sollte ich dich dominieren... Ich sollte dich vielleicht mal so fest ans Bett ketten, dass du mir nicht mehr entkommen kannst... Um dich nach allen Künsten zu züchtigen. Wie würdest du das finden, wenn ich laute Schreie aus dir herauskitzeln würde...? Ich würde deinen...“, flüsterte sie ihm diese erregenden Worte zu und er sog krampfhaft Luft ein und versteifte sich zusehends, was sein Pferd unruhig machte.

Dieses Luder!

Sie sollte nicht immer darüber reden, sondern es auch endlich tun!

Er konnte es kaum ertragen, wenn sie ihn so anging und lockte.

Allein die Vorstellung, die sie ihm bereitete, brachte ihn so sehr in Wallung, dass ihm ganz schummrig im Kopf wurde.

„Ich würde zu gerne dein Gesicht sehen, wenn meine Zunge... Du wirst mich um mehr anflehen, als du bewältigen kannst, mein Lieber.“, wisperte sie in sein Ohr und ihre feuchte Zunge stieß sachte hervor, um an seiner Ohrmuschel zu lecken, was ihn erschaudern ließ.

Gänsehaut zog sich über seinen ganzen Körper.

Schnell lenkte er seinen Hengst von ihr weg und rieb über sein Ohr.

„Bist du irre? Doch nicht jetzt. Die Anderen sollen doch nicht sehen, dass...“, beschwerte er sich beschämt und lief so rot an, wie sie es noch nie gesehen hatte.

Kichernd strich sie sich eine Locke zurück und blickte ihn unschuldig an.

„Was sollen sie nicht sehen? Wie wahnsinnig heiß es dich macht, wenn ich dir unanständige Sachen zuhauche?“, munkelte sie und konnte nicht mehr aufhören zu lachen, während er am liebsten im Erdboden versunken wäre.
 

Sie erreichten gegen Abend ein kleines Dorf, das vor der Stadt Stamford lag.

Alyssa kannte den Namen nicht, genauso wenig die Outlaws, denn niemand von ihnen war bisher aus Nottingham rausgekommen, bis auf Much und Robin, die im heiligen Land gedient hatten.

„Oh, endlich was zu essen! Ich glaube, ich habe Appetit auf ein knuspriges Hühnchen mit Bratkartoffeln.“, murmelte Much vor sich und rieb sich schon den Bauch.

Die Anderen mussten amüsiert lachen.

Er konnte auch an nichts anderes denken!

Guy ritt an seine Liebste heran und reichte ihre einen kleinen Beutel.

„Kauf dir was schönes und nimm Cate mit.“, schlug er ihr vor und sie nickte, um sich dann zu ihn rüberzubeugen und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Dann stieß sie ihre Fersen in die Flanken der Goldstute und trabte zu Cate rüber, die sich mit Tuck und John unterhielt.

„Hast du Lust mit mir ein bisschen auf dem Markt zu stöbern? Ich wollte mir wärmere Kleider kaufen... Vielleicht finden wir auch was schönes für dich.“, bot sie der Blondine an, die skeptisch dreinblickte.

Warum wollte diese aufgeplusterte Pute mit ihr einkaufen gehen?

Wollte sie ihr damit nur den Verdacht nehmen, dass sie ihr Robin abluchsen wollte?

Wollte die jetzt auf einmal ein auf Freundin machen?

Alyssa sah, dass in Cates Kopf Zweifel aufkamen, was sie mit diesem Angebot bezweckte, doch sie ließ nicht locker.

„Komm schon, Cate. Wir müssen uns doch was schickes kaufen, damit die Jungs auch mal was zu gucken haben. Oder willst du weiterhin wie eine Bäuerin rumrennen?“, forderte sie die Blonde heraus, die diese Herausforderung auch sofort annahm.

Die Männer warfen sich nur amüsierte Blicke zu und tuschelten.

Was die Damen sich wohl für die Herren ausdenken würden?

Sie trieb ihre braune Stute vor, um neben Alyssa herzureiten.

„Na schön, wie könnte ich eine solche Einladung auch ausschlagen?“, meinte sie schnippisch und sie trotteten vorwärts.

Die Männer würden sich währenddessen, um eine Unterkunft für die Nacht kümmern.
 

Auf dem Markt war reichlich los und die beiden jungen Frauen hatten echt Mühe den Überblick zu behalten, selbst auf den Pferden, auf denen sie den Rest der Bürger und Bauern überragten.

„Ich will dir Robin nicht wegnehmen...“, begann Alyssa mit einem Mal und strich sich unschuldig eine schwarze Locke aus dem Gesicht.

Cate tat so, als wüsste sie nicht genau, was die Andere damit sagen wollte.

„Keine Ahnung, wovon du redest... Ich habe keine Sekunde daran gedacht, dass du...“, versuchte sie sich rauszureden, doch Alyssa unterbrach sie.

„Nein, denke nicht, dass ich nicht sehen würde, welche Blicke du uns zuwirfst, wenn wir miteinander reden. Ich merke, wie feindselig du mir gegenüber bist und das nicht nur, weil ich Guy of Gisbornes Liebhaberin bin.“, warf sie ein und Cate musste zugeben, dass diese Frau sie wirklich schnell durchschaut hatte.

„Gut... Ja, ich denke, dass du etwas von ihm willst.“, gestand sie ihr und Alyssa entwich ein amüsiertes Lachen, dass ihre Stute nervös hin und her tänzeln ließ.

„Robin und ich? Niemals... Glaub mir...“, versicherte sie ihr.

Robin war zwar ein sehr charmanter und sympathischer Mann und hatte ihr aus der Klemme geholfen, doch für sie konnte es nur einen geben.

„Weißt du... Mein Vater, Lord Henry, ist mütterlicherseits ein Huntington. Seine Mutter, meine Großmutter, war Lady Margaret of Huntington. Somit sind Robin und ich verwandt miteinander. Ich weiß nicht, ob er es weiß, aber so ist es...“, erklärte sie der unwissenden jungen Blondine.

Die sah sie verdutzt an.

„Wenn du denn die Tochter des Earls of Hereford bist.“, entgegnete sie und Alyssa schenkte ihr ein selbstsicheres Lächeln.

„Ich bin seine Tochter. Das werden sie erkennen, wenn wir in Hereford Castle sind.“, konterte sie zuversichtlich und Cate verstummte auf der Stille.

Die Frauen führten ihren Weg schweigend fort.

Ab und an schielte Cate zu ihr herüber.

Ob sie wirklich richtig lag?

Immerhin, dass musste die junge Bauerntochter zu geben, sah Alyssa nicht wirklich wie ein normales Dienstmädchen oder gar eine Hure aus.

Haut wie Milch, glänzendes Haar, ausdrucksvolle, anmutige Gesichtszüge und adlige Grazie zeigten, dass sie eine reine Abstammung haben musste.

Dann noch die Tatsache, dass sie lesen konnte und sogar französisch sprach.

Des Nachts hatte Cate sie oft etwas zu Guy in einer anderen Sprache wispern hören.

Robin hatte ihr erzählt, dass es französisch gewesen sei.

Vielleicht war da ja wirklich was dran.

Hoffen mussten sie es, denn sonst wäre ihre Reise umsonst gewesen.
 

„Meinst du, das steht mir?“, fragte die Blondine, etwa eine halbe Stunde später, als sie ein dunkelblaues Stoffkleid anprobiert hatte.

Alyssa stolzierte um sie herum.

Sie hatte bereits ein Kleid gefunden.

Ein weinrotes Seidenkleid mit goldenen Borten und Spitze an den ausgestellten Ärmeln.

„Das ist zwar meiner Meinung nach eher zu schlicht, aber an dir sieht es sehr gut aus.“, kommentierte sie das, was sich ihr bot.

Die junge Blondine prustete belustigt drauf und los und Alyssa fiel mit ein.

Jetzt fingen sie schon mit der Fachsimpelei an.

Konnte man da schon sagen, dass die Zwei Freundinnen wurden?

Sie kauften sich noch andere Kleider und verließen dann den Markt, um die Anderen zu suchen.

Sie brauchten auch nicht lange, denn sie konnte die Männer schon von weiten Grölen hören.

Und wie es nicht anders sein konnte, befand sich ihre nächtliche Unterkunft über einer Taverne.

Die Frauen verdrehten die Augen, als sie eintraten und Robin und Much gerade eine unglaubliche Geschichte über ihre Zeit in Jerusalem erzählten, die natürlich, durch den bereits konsumierten Alkohol, ziemlich aufgepolstert wurde.

„Und dann haben wir gleich zehn... Alyssa, Cate! Ihr seht traumhaft aus, Ladies.“, begrüßte Much, die Beiden und legte seine Arme um ihre Schultern, um sie zu den anderen rüberzuführen.

Guy lachte gerade über einen Witz, den er von Alan erzählt bekam und machte große Augen, als er Alyssa erblickte.

Sich erhebend, nahm er ihre Hand.

„Oh, my Lady… Du siehst umwerfend aus, Liebste.“, brabbelte er und küsste ihre kleinen Finger.

Sie kicherte über seine Reaktion und machte einen Knicks.

Dann deutete sie auf den Bierkrug, der an seinem Platz stand.

„Sagst du das nur, weil du schon zu tief hineingesehen hast?“, neckte sie ihn und er errötete.

Sie sollte ja nicht denken, dass er sie nur unter Alkoholwirkung attraktiv fand.

„Wie könnte ich?“, erwiderte er und grinste entschuldigend, was ihn unglaublich charmant aussehen ließ.

Er hatte den Kopf gesenkt und blickte ihr von unten in die Augen, eine Augenbraue hochgezogen.

Sie strich mit ihrem Zeigefinger über seine markante Nase.

„Schon gut, mein Lieber. Aber jetzt, wo du einmal ein bisschen aufgelockert bist. Wie wäre es, wenn wir tanzen?“, fragte sie und er willigte ein.

Die Wandermusikanten spielten keltische Lieder von schönen Damen und mutigen Helden.

Guy und Alyssa ließen sich treiben und fanden schnell Begeisterung in ihrem Tanz.

Auch Robin und die Anderen schlossen sich ihnen an.

Robin packte Cate, die sich anfangs etwas sträubte und der Rest hatte die Auswahl zwischen den vielen Mägden und Bauerntöchtern.

Schnell kam es auch zu einem Abklatsch und Alyssa fand sich in den Händen Robins und denen der anderen Outlaws wieder.

Sie hatte viel Spaß dabei, war aber überglücklich am Ende wieder in Guys starken Armen zu landen.

Seine Finger fanden ihren Weg an ihre Hüfte und sie lehnte ihre Brüste gegen seinen Brustkorb, wobei ihre Hände seinen Rücken und seine Lenden, hinunterwanderten und an seinem Gesäß stehen blieben.

„Was wird das, Alyssa?“, zischte er erschrocken, da es ihm unangenehm war, wenn jemand sie so sah.

Sie biss sich verführerisch auf die Unterlippe.

„Was denkst du denn, was es werden soll? Ich liebe deinen knackigen, kleinen...“, wisperte sie ihm ins Ohr und kniff zu.

Schockiert sog er Luft ein und verkrampfte sich.

War sie wahnsinnig?

Ihr Kichern kitzelte seinen Gehörgang.

„Sollen wir nicht lieber nach oben aufs Zimmer gehen?“, wollte sie von ihm wissen, doch er war bereits so schwach, dass er nicht mehr antworten konnte.

Also nahm sie seine Hand in ihre und führte ihn nach oben.

Robin, der mit Cate engumschlungen tanzte, sah ihnen nach und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Was die Zwei wohl vorhatten?

Er konnte es sich schon denken.
 

„Oh, wie ich es vermisst habe, dich so zu spüren! Ich würde dich am liebsten gleich...“, stieß er zwischen einen verzweifelten Stöhnen hervor, als sie seinen Mund freigab.

„Geduld, mein Hübscher... Ich hab noch so viel mit dir vor.“, versprach sie ihm lockend und er verdrehte gereizt die Augen.

Was dachte sie sich dabei?

Er war kurz vor dem Zerreißen und sie wollte Spielchen spielen?

Diese verdammte Weibsstück!

Sie brachte ihn dazu, sich zu erheben, damit sie ihm den Mantel und sein Hemd ausziehen konnte.

Langsam und mit Sorgfalt öffnete sie die Schnallen in Wolfsform, die seine Oberbekleidung zusammenhielt.

Die blasse, glatte Haut seiner Halsbeuge blitzte hervor und sie warf die Sachen unachtsam zu Boden, um ihm sein Hemd über den Kopf zu ziehen.

„Du willst es wirklich wissen, was, Alyssa?“, munkelte er erregt, ehe er bemerkte, dass sie seine Hände so in sein Hemd wickelte, dass er sie nicht mehr bewegen konnte.

„Was zur Hölle...?“, brachte er hervor, bevor sie seinem Gürtel löste und ihn über den Dachsparren warf, der durch das Zimmer verlief.

So schnallte sie ihn fest, sodass er ihr nicht mehr entkommen konnte.

Mit blitzenden Augen schlich sie um ihn herum, wobei sie wie eine ausgehungerte Wölfin wirkte.

Als sie hinter ihm stehen blieb, konnte er mit einem Mal ihre Lippen in seinem Nacken spüren und schloss die Augen.

Es fühlte sich so warm und angenehm an, dass er wohlig aufseufzen musste.

Aber mit einem Mal würde sie gröber.

Ihre Zähne gruben sich neckend in die empfindliche Haut und sie zog reizend daran, während ihre Finger seinen Rücken massierten und ihre Nägel ihn kratzten.

Erst sanft, dann heftiger, sodass er spürte, wie die Haut aufriss.

Ihr Becken stieß dabei an sein Gesäß.

Sein Stöhnen wurde lauter, je mehr sie ihn so traktierte und er versuchte sich aus den Fesseln zu befreien, also ließ sie ihn mit Genuss weiterleiden.

Als sie mit seiner Rückansicht abgeschlossen hatte, wandte sie sich seiner Front zu.

Sie küsste ihn liebevoll und zerrte an seiner Unterlippe, wobei sie über seine starken Arme strich, die vor Anstrengung zitterten.

Sein Bizeps spannte und lockerte sich abwechselnd, was sie ziemlich erregend fand.

Sie fuhr über seine Achselhöhlen, was ihn kitzelte, um dann eine seiner Brustwarzen mit den Lippen zu liebkosen.

So langsam kam er ins Schwitzen und war gewollt sich einfach mit Gewalt aus den Fesseln zu befreien.

Aber auf eine Art machte es ihn auch unglaublich heiß, so wehrlos zu sein, während sie Sachen mit ihm tat, die das Tier in ihm von seinen Ketten löste.

Der Wolf wollte sich an ihr vergehen und sie so sehr schänden, dass man ihre Schreie noch kilometerweit hören würde.

Ein ungeduldiges Knurren entwich ihm und sie blickte ihm sinnlich in seine glänzenden, dämonischen Augen.

Sie hatte große Lust ihn noch viel länger hängen zu lassen, doch das konnte sie ihm nicht wirklich antun.

Sie sah ja, wie tierisch es ihn um den Verstand brachte.

Also glitt sie an ihm herunter und verwöhnte seinen wundervollen Oberkörper mit seinen ausgeprägten Bauchmuskeln.

Er beobachtete sie dabei und stieß sein Becken etwas vor, um ihr zu zeigen, was er von ihr wollte.

Sie verstand natürlich sein Betteln und grinste ihn schelmisch von unten hinauf an, um dann mit Absicht seine Hose sehr langsam zu öffnen.

„Mach schon...“, presste er hervor, da sie sich zuerst mit seinen Liebesmuskeln beschäftigte.

Lachend ging sie dann aber doch seinem Flehen nach.

Er leckte sich über die Lippen und atmete tief ein.

Ihre Zunge brachte ihn so sehr in Wallung, dass er beinahe aufschrie.

Wie machte sie das nur?

Sie wusste immer genau, wie er es wollte und was ihn verrückt machte.

„Oh, Gott!“, war das Einzige, was er noch neben unruhigen Stöhnen hervorbringen konnte.

Nachdem sie ihn fast all seine Kräfte geraubt hatte, erhob sie sich und schälte sich lasziv aus ihrem Kleid.

Das einfallende Mondlicht ließ sie wie einen Engel scheinen.

Seine wolllustigen Augen fuhren über ihre Gestalt.

„Komm schon, mach mich los. Ich will dich...“, wisperte er ihr zu, als sie sich splitterfasernackt an seinen Körper lehnte.

„Ich habe dich aber noch nicht lang genug gefoltert... Mir würde bestimmt noch mehr schönes für dich einfallen.“, wandte sie ein und umfasste ihn.

Er schnellte vor und begann ihren Hals zu küssen und zu beißen, was ihr sehr gefiel.

Überredet löste sie den Gürtel und zog das Hemd von seinen Handgelenken, was zur Folge hatte, dass er sie unverzüglich packte und feurig küsste.

Sie ließ sich in seinen Kuss fallen und in alles, das danach kam.

Er mutierte in dieser Nacht wirklich zum Wolf.

Lag das etwa am Mond?

Sie spürte ihn heftig in sich, sein Becken stieß gegen ihren Schoß und das Geräusch von Haut auf Haut hallte durchs Zimmer.

Sie richtete sich vor ihm auf und schmiegte ihren Rücken gegen seine Brust, wobei er zärtlich, aber bestimmt, in ihre rechte Schulter biss und sie anknurrte.

„Guy... Du bist unglaublich.“, hauchte sie ihm zu, was ihn sofort noch etwas größer werden ließ.

Schnaufend legte er seine Stirn in ihre Halsbeuge, als er bemerkte, dass eine ihrer Hände zwischen seine Beine wanderte.

Da war er schon derjenige, der vermeintlich das Tempo angab und sie hatte ihn immer noch so dermaßen unter Kontrolle, dass es ihn beschämte.

Ihr Griff wurde fester und ihm entwich mehrmals hintereinander ihr Name, bevor er aufgab.

Sie löste sich von ihm und drückte ihn ins Laken, um sich auf seinen Schoß zu setzen.

Ihre reizvoll feuchten Lippen neckten ihn dabei weiterhin.
 

„Das sollten wir öfter machen... Du scheinst es ja ziemlich genossen zu haben, dass ich dich so sehr geärgert habe.“, stellte sie fest, nachdem sie das Bett vollkommen auf den Kopf gestellt hatten.

Seine Wangen erröteten sofort wieder und er wandte den Blick von ihren nackten Brüsten, die knapp vor seinem Gesicht hingen.

Sie befand sich immer noch auf seinem Schoß und bemerkte deshalb auch, dass ihre Worte ihn sofort wieder reizten.

„Du bist so gemein... Du weißt ganz genau, dass ich... Ich...“, stammelte er und schluckte.

Sie lachte belustigt und beugte sich zu seinem linken Ohr vor.

„Dass du unheimlich darauf stehst, wenn ich dir den Hintern versohle?“, wollte sie wissen und schon saugte sie an der zarten Haut, hinter seinem Ohr.

Seine Hände umfassten sie nervös und er legte stöhnend den Kopf in den Nacken, um sie dann auf die Matratze zu werfen und unter sich zu zerren.

„Oh, mon loup dangereux... Tu veux mi reprendre si violement, que je ne peux penser à rien de plus, que ton grand verge?“, säuselte sie ihn ihrem erotischen Französisch, was ihm erschaudern ließ.

Selbst so unanständige Worte hörten sich aus ihrem Mund so wundervoll an.

„Le hurlement de ma louve est comme musique à mes oreilles… Je fais tout, si je peux écouter.“, nuschelte er mit seiner heiseren Stimme zur Antwort und versprach nicht zu viel, als er in sie hineinglitt.
 

„Das war wirklich... Ich kann es gar nicht in Worte fassen!“, presste er hervor, als er sich in die Kissen fallen ließ.

Ihr Lachen ertönte neben ihm und ihre Finger spielten mit seinen langen, gewellten Haar, dass ihm mittlerweile bis zu den Schultern gewachsen war.

„Und stell dir vor... Es kann immer so gut sein... Solange wir leben.“, versicherte sie ihm und küsste seine muskulöse Schulter.

Er schloss die Augen.

Das hörte sich so toll an, wenn sie davon sprach.

So als gäbe es nichts, dass sie trennen konnte.

Er drehte sein Gesicht in ihre Richtung, um sich in ihre blassen Augen fallen zu lassen.

„Glaubst du, dass es so sein wird? Willst du das? Ich meine, was, wenn Lord Henry und Lady Matilda nicht wollen, dass wir zusammen sind? Für immer...“, zweifelte er daran, dass die Beiden wollten, das ein Mann wie Guy, ein ehemals schwarzer Ritter des Sheriffs, sich weiterhin in der Nähe ihrer süßen, liebreizenden Tochter

aufhielt.

Sie hielt ihm ihren Zeigefinger vor die Lippen, damit er nicht weitersprach.

Dann lächelte sie, wenn auch etwas betrübt von seinen Worten.

„Ne dis pas plus, mon cher. S’il doit être, je veux battre jusq’à la fin. Pour notre amour… Pour nous…“, versuchte sie ihn zu beruhigen, in dem sie ihm schwor, dass sie ihre Liebe nicht einfach so aufgeben würde, selbst wenn ihre Eltern mit einer Verbindung zwischen ihnen nicht einverstanden wären.

Sie wollte nur ihn und sie brauchte auch nur ihn an ihrer Seite.

Kein anderer Mann könnte ihr das Gefühl geben, dass er ihr gab, wenn sie neben ihm lag und ihn spürte.

Sie rührte ihn zu Tränen, was sie bemerkte.

Behutsam streichelte sie sein Gesicht und lehnte sich vor, um sanft und leicht seine Lippen zu küssen.

Sofort legten sich seine Arme um ihren kleinen Körper und sie war wieder auf ihm.

Ihre Finger durch sein seidiges Haar gleitend und den Sinnen freien Lauf lassend.

Hoffentlich würde sie Recht behalten mit dem, wovon sie so sehr überzeugt war.

The Somebody that I Am

Er erwachte mit der aufgehenden Sonne.

Sein erster Gedanke war sie und so fiel auch sein erster Blick auf ihre zierliche Gestalt, die sich unter den Lacken eingerollt hatte.

Ihr Atem ging ruhig und er musste Lächeln.

Für ihn gab es nichts schöneres, als am Morgen neben ihr aufzuwachen und zu wissen, dass sie ihn nicht verlassen hatte.

Langsam und leise, um sie nicht zu wecken, erhob er sich und begann sich seine Sachen überzuziehen.

Gerade hatte er seine Hose übergestreift, da wurde unaufgefordert die Türe einen Spalt geöffnet und Robin streckte seinen zerzausten braunblonden Kopf herein.

„Ah, guten Morgen, Guy.“, trällerte er und der Ritter hielt verschreckt seinen Zeigefinger mahnend an seine Lippen.

„Ruhig. Sie schläft noch. Wehe du weckst sie!“, zischte er und wandte sich von dem Outlaw ab, um nach seinem Hemd zu suchen, dass irgendwo herumliegen musste.

Robin musterte den anderen Mann und grinste.

Überall auf Guys Oberkörper waren tiefe Kratzer und Blutergüsse zu sehen.

„Wie unschwer zu erkennen ist, hattest du letzte Nacht deinen Spaß mit der Kleinen.“, bemerkte er beiläufig als Guy endlich das vermisste schwarze Hemd entdeckt hatte und es sich überzog.

Mit hochrotem Kopf schmälerten sich seine Augen.

„Das geht dich gar nichts an.“, murrte er und angelte nach einem seiner Stiefel, der unter dem Bett lag.

Sich das Lachen zu verkneifen, fiel dem Anführer der Gesetzlosen wirklich schwer.

„Schon gut. Ich bin auch eigentlich wegen etwas anderem hier. Komm mal mit.“, raunte er ihm zu und winkte ihn hinter sich her.

Die Augen verdrehend folgte Guy ihm und wurde an ein anderes Fenster geführt.

Robin zeigte auf den Eingang des Wirtshauses.

Oh, nein!

Nicht schon wieder die!

Vor ihrer Unterkunft tänzelten mindestens ein Dutzend Schlachtrösser, inklusive Reiter.

Die Schergen des Sheriffs hatten also irgendwie davon Wind bekommen, dass sie sich in diesem Dorf aufhielten.

Konnte Vaisey sie nicht einfach in Ruhe lassen?

„Wir sollten uns wohl besser aus dem Staub machen.“, erklang mit einem Mal die Stimme einer Frau hinter den beiden Männern.

Als sie sich umdrehten, war es Alyssa, die sie erblickten, und ihre Augen weiteten sich bei ihrem Anblick.

„Oho... Was für eine Augenweide. Alyssa... Ich muss schon sagen! Auch wenn du beinahe eine weibliche Ausführung von unserem lieben Guy abgibst. Es hat wirklich was...“, brabbelte er vor sich hin und musterte sie von oben bis unten.

Guy warf ihm einen finsteren, eifersüchtigen Blick zu.

Der sollte sie bloß nicht so anstarren!

Aber auch er musste zugeben, dass sie mal wieder beinahe alle Dimensionen seiner Vorstellungskraft gesprengt hatte.

Sie trug eine hautenge mit lederbesetzte Reithose, eine weiße Bluse und darüber eine lederne Unterbrustcorsage, die mit Ornamenten verziert war.

Die Stiefel, die sie trug waren auch aus schwarzem Leder und hatten recht hohe Absätze, die sie etwas größer wirken ließen.

Ein schwerer Samtumhang bedeckte ihre schmalen Schultern.

„Liebste, du... Ich...“, stammelte er vor sich hin und seine Lider flatterten aufgeregt, da er nicht wusste, wo er zuerst hingucken sollte.

Gott!

Wenn Robin jetzt nicht daneben stehen würde, hätte er sie gepackt und ihr die Sachen wieder vom Leib gerissen!

„Ich weiß, mein Lieber. Aber darüber reden wir später. Kommt lieber. Wir müssen die Anderen holen und verschwinden!“, forderte sie die Beiden amüsiert auf und griff nach Guys Hand, um ihn hinter sich herzuziehen.

Auf den Weg nach unten trafen sie auf den Rest des Gefolges, bis auf Alan, der bereits in den Ställen war, um die Pferde zu satteln.

Und leider auch auf die Soldaten des Sheriffs, die sich ihnen in den Weg stellten.

„Sir Guy of Gisborne! Ihr und Eure kleine Dirne werdet aufgefordert zurück nach Nottingham zu kommen. Befehl des Sheriffs.“, sprach einer der Männer, die allesamt ihre Schwerter gezogen hatten.

Auch die Outlaws griffen nach ihren Waffen.

Guy hatte sich beschützend vor Alyssa gestellt, doch gerade die riss ihr Mundwerk umso weiter auf.

„Der Sheriff kann uns mal gewaltig!“, entgegnete sie und zog ihr eigenes schmales Schwert, um dem Mann, der sie aufgefordert hatte dem Befehl folge zu leisten, die Stirn zu bieten.

Schnell war das Gasthaus vom Klang der Klingen erfüllt.

In den ersten Augenblicken sah es für die Gesetzlosen gut aus, doch auf einmal bemerkte Much, dass den Soldaten Verstärkung hinterhergeschickt worden war.

Also flüchteten sie sich nach draußen und sprangen auf ihre Pferde, um so schnell wie möglich davon zu galoppieren.

Robin drehte sich noch einmal auf seinem Pferd um, um noch ein letztes Mal einen Pfeil abzufeuern.

Alyssa tat es ihm gleich und traf sogar einen der Verfolger in die Schulter.
 

„Das war einfach Irre! Oh, ich hätte nie gedacht, dass ein Leben als Outlaw so aufregend sein kann!“, strahlte sie und klopfte den Hals ihrer Stute, die schnaufend in einen Trott verfiel.

Guy ritt direkt neben ihr und warf ihr einen erbosten, und gleichzeitig besorgten, Gesichtausdruck zu.

Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder?

Sie hatten alle bei dieser Aktion draufgehen können oder zumindest hätte man sie festnehmen können.

„Können wir nicht einfach mit Robin und den anderen im Wald leben? Wir bräuchten uns keine Sorgen darüber machen, dass man uns trennt, Liebster.“, wandte sie ein und sein Blick wurde auf einmal wütender.

„Willst du wirklich das aufgeben, was dir zusteht? Sei nicht töricht, Alyssa. Du gehörst nicht in einen Wald, sondern nach Hereford Castle.“, erinnerte er sie und stieß seine Fersen in die Flanken des Hengstes, um vorauszutraben.

Sie starrte ihm hinterher, bedrückt darüber, dass ihm das alles so mitnahm.

Sie wusste, dass er nur das Beste für sie wollte.

Das war es schon lange nicht mehr hatte.

Eine Familie, Land und Ehre.

Sie lächelte innerlich.

Dabei war er doch das Beste für sie.

Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie beobachten, wie jemand sich zu ihr gesellte.

Ihre goldene Stute tänzelte aufgeregt, als ein dunkelbrauner Wallach in ihr Tempo einfiel.

„Ruhig, Dawn.“, beschwichtigte sie das feurige Gemüt des Tieres und tätschelte dessen Schulter.

Als sie ihren Blick dem Reiter zuwandte, strahlte ihr Robins charismatisches Lächeln entgegen.

Sie konnte verstehen, warum Cate ihm so verfallen war.

„Macht er dich so glücklich, dass du selbst nach einem Streit mit ihm noch darüber lächeln kannst?“, erkundigte er sich neugierig und lehnte sich forschend zu ihr rüber.

Sie lachte amüsiert und schob ihn zurück in seinen Sattel.

„Mehr als das... Wenn ein Mensch mehr als Glück empfinden kann.“, entgegnete sie und zwinkerte ihm zu.

Der Anführer der Outlaws kratzte sich am Kopf.

„Das ist mir immer noch ein Rätsel. Du bist eine eigenartige Frau, Alyssa.“, murmelte er und belustigte sie damit erneut.

„Was ist dir denn an der Liebe so ein Rätsel?“, harkte sie nach und ihre blauen Augen blitzten geheimnisvoll auf.

„Na ja, die ganzen schlechten Dinge, die du bis jetzt über ihn gehört hast... Es wundert mich nur, dass du ihn immer noch so vergötterst.“, versuchte er ihr klarzumachen, was ihn daran zweifeln ließ, dass sie so jemanden wie Guy lieben konnte.

„Weißt du, Robin... Wenn wir uns geliebt haben und beieinander liegen, dann ist er anders... Ein anderer Mann, als du ihn vielleicht kennst. Er beteuert immer wie wichtig ich ihm bin und er ist zärtlich und liebevoll. Und das Alles lässt mich vergessen, was er in seiner Vergangenheit schreckliches getan hat. Denn es sind diese Momente, die wirklich zählen.“, offenbarte sie ihm und er lächelte mit gerührtem Blick.

Wieder dachte er an Marian, als er sie ansah.

Sie hatte auch immer das Gute in jedem gesehen, selbst wenn dieser jemand für alle anderen verloren war.

So wie Guy.
 

Sie ritten weiter und weiter.

Schließlich überquerten sie die Grenze nach Herefordshire.

Für Alyssa war es so, als würde ein Traum wahr werden.

Die Landschaft kam ihr unglaublich bekannt vor und sie atmete tief die kühle Winterluft ein.

Ein angenehmes Kratzen breitete sich in ihren Lungen aus und sie schmunzelte.

Aber die größte Überraschung kam für sie, als sie die Burg erreichten.

Es war genau so, wie sie es immer gesehen hatte.

Das weiße Gemäuer ragte vor ihnen in den Himmel, als sie den Buchenhain, der darum lag, durchquerten.

Die Bäume waren kahl, da sie über den Winter alle ihre Blätter verloren hatten.

Doch der kleine Fluss schlängelte sich zwischen ihnen hindurch und glitzerte silbern in der Sonne.

Guy bemerkte das Lächeln, dass sich auf Alyssas Lippen ausbreitete.

„Freust du dich?“, raunte er ihr fragend zu und griff zu ihr hinüber, um ihre Hand in seine zu nehmen.

Sie wirkte wie ein Engel, wenn sie so strahlte, und das steckte ihn förmlich an.

„Es ist so, als wäre ich nie fort gewesen.“, erwiderte sie und schloss die Augen, um die wärmenden Sonnenstrahlen besser spüren zu können.

Ja, sie war wieder zu Hause.

Doch ihre gute Laune wurde schlagartig zerstört, als sie das Tor passieren wollten.

„Halt, wer seid ihr und was wollt ihr in Hereford?“, fragte sie ein Soldat und senkte einen Sperr, sodass sie gezwungen waren ihre Pferde anzuhalten.

Ein Zweiter kam hinzu.

Robin war der Erste, der seine Worte wiederfand.

„Guten Tag, mein Freund. Wir sind in Hereford, um Lord Henry und seiner Frau, Lady Matilda, etwas wiederzugeben, dass sie schon lange suchen.“, klärte er dem Mann auf, der dadurch allerdings nur noch verwirrter dreinschaute.

„Und das wäre?“, harkte er nach.

„Ihre Tochter. Alyssa.“, gab er zurück und die Augen des Mannes wurden immer weiter, dann schickte er seinen Partner los, der innerhalb von zwanzig Minuten zurück kam.

Diesmal allerdings in Begleitung eines älteren Mannes, in Reitleder gekleidet, auf einem großen fuchsfarbenen Hengst, der beinahe so imposant war, wie der von Guy.

Der Mann selbst war eine Art männliche Version von Matilda of Hereford, mit stahlgrauen Haar.

Als er auf die Gruppe zuritt, fiel ihm Guy sofort auf und ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Guy of Gisborne? Was führt Euch nach Hereford und das mit einem derartigen Gesindel im Schlepptau?“, begrüßte er den jüngeren Ritter und ließ seinen Blick über die Anderen schweifen, wobei nur noch das Naserümpfen gefehlt hätte, um seinem Eindruck Ausdruck zu verleihen.

Die Augenbrauen des Jüngeren zogen sich herablassend hoch.

„Für Euch immer noch Sir Guy of Gisborne, Sir Braden. Und das hier ist Robin of Locksely, der Earl of Huntington. Wir sind hier, um mit Eurer wehrten Schwester und ihrem Gemahl zu sprechen.“, erklärte er die Gefolgschaft.

Sir Braden warf einen abschätzenden Blick auf Robin, der nur breit grinste.

Dann, es war nicht mehr als ein Augenblick, doch es schien ihr wie eine Minute, verweilten seine blassblauen Augen auf ihr und Alyssas Herz machte einen Sprung.

Sein Gesicht war ihr so unglaublich bekannt.

Sie erinnerte sie daran, dass sie als kleines Mädchen mit ihm und ihren Brüdern im Garten gespielt hatte und dass er ihr einmal eine Puppe geschenkt hatte.

Mit einem roten Kleid.

„Lord Henry ist wieder ins heilige Land geordert worden. In der Zeit ist meine Schwester alleinige Herrin über Hereford Castle... Also, aus welchem Grund wollt ihr mit ihr reden, Sir Guy?“, wandte er sich dann wieder an den Mann, der sich räusperte und auf Alyssa zeigte.

„Wir haben ihre Tochter gefunden.“, entgegnete er und die Augen des Älteren weiteten sich.

Seine Verblüffung schien auf seinen Hengst überzugehen, denn dieser tippelte auf einmal nervösschnaubend von der einen in die andere Richtung.

Auch er schien sie zu erkennen, was man in seinem Gesicht erkannte.

Doch er wollte es nicht zugeben.

„Das kann überhaupt nicht sein. Alyssa ist tot. Sie wurde entführt mit vier Jahren und man hat nie wieder etwas von ihr gehört, geschweige denn gesehen.“, stammelte er drauf los, doch nun unterbrach ihn Robin.

„Nein, ist sie nicht. Und dieses Mädchen kann sogar beweisen, dass sie Alyssa of Hereford ist. Wenn Ihr ihr eine Chance gebt.“, brachte er, mehr fordernd, als bittend hervor.

Mit blitzenden Augen tauschten die Männer Blicke aus und keiner von ihnen schien dem anderen nachgeben zu wollen.

Der Ritter murmelte etwas in seinen ergrauten Vollbart hinein und nickte dann einverstanden, um ihnen vorauszureiten.

Auf dem Weg zum Castle wurden sie von Bürgern begrüßt, die sie etwas argwöhnisch betrachteten und anfingen miteinander zu tuscheln.

Anscheinend wussten einige von ihnen, wer Guy und Robin waren und somit auch deren Gefolgschaft zumindest vom Sehenhören kannten.
 

Das Castle war vom Nahen noch viel imposanter, als von außerhalb der Mauern.

Der weiße Stein schimmerte silbern im schwachen Licht der Sonne und ein Falke flog kreischend über die Turmspitze hinweg, um sich in einen Horst niederzulassen.

Vielleicht hatte er Junge, das konnte man vom Erdboden aus nicht sagen.

Ihnen wurden die Pferde von Stallburschen abgenommen und versorgt und die wurden allesamt von Sir Braden aufgefordert ihm erneut zu folgen.

„Lady Matilda ist in ihren Gemächern. Ich werde sie fragen, ob sie überhaupt Zeit für solchen Besuch hat.“, knurrte er säuerlich, da er ehrlich gesagt keine Lust darauf hatte, dass seine Schwester noch einmal einen Schwindel, im Bezug auf das Verschwinden ihrer Tochter, ertragen musste.

Es waren schon zu viele Mädchen gekommen, die gesagt hatten, sie wären Alyssa of Hereford.

Doch keine hatte das Familienmahl getragen.

Warum sollte es also bei dieser jungen Dame anders sein?

Mit langen Schritten schritt er ihnen voraus und sie eilten ihm nach, wobei sie sich natürlich nicht nehmen lassen, die Pracht der Burg auf sich wirken zu lassen.

Hereford Castle war bei Weitem prachtvoller als Nottingham Castle.

Nicht so finster und trostlos, sondern freundlich und einladend mit den bunten Wandteppichen, auf denen Jäger und Ritter zu Pferd mit ihren Jagdhunden abgebildet waren.

Einige erzählten sogar Geschichten von Fabelwesen, wie Einhörnern oder Drachen.

Beinahe alle zwei Meter erleuchtete eine Fackel ihnen den Weg und Alyssa sah sich in den Gängen herumtollen und nach Geistern suchen.

Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und sie griff unbewusst nach Guys Hand, der die ihre fest drückte.

Vor einer großen Eichentür blieb Braden stehen und klopfte kurz, um dann einzutreten und die Türe vor den Nasen der neugierigen Outlaws zuschließen.

Es dauerte seine Zeit bis ihnen wieder die Türe geöffnet wurde, diesmal war es ein Bediensteter.

„Ihr dürft eintreten.“, bat er sie und öffnete die Türe etwas weiter.

So wollten sie alle hinein, doch er hielt sie noch einmal zurück.

„Nur Lord Robin, Sir Guy und das Mädchen.“, fügte er hinzu und so mussten ihre Freunde draußen warten und konnten nur erahnen, was in dem Raum passieren würde.
 

Die hübsche Lady of Hereford saß auf einem alten, bequem gepolstertem Stuhl.

Ihre schwarzen Locken legten sich um ihr, trotz der kleinen Falten, immer noch jugendliches Gesicht.

Sir Branden stand zu ihrer rechten Seite, wie eine Art Bewacher, und zur ihrer Linken lag ein großer, alter Jagdhund mit zotteligen grauen Fell.

„Sir Guy of Gisborne, ich bin erfreut darüber, dass Ihr dem Urteil des Sheriffs entkommen konntet. Und Lord Robin of Huntington oder lieber Robin Hood? Der berühmte Gesetzesbrecher, der den Reichen nimmt und den Armen gibt. Ganz England redet von Euch.“, grüßte sie die zwei Männer und beide erwiesen ihr den Respekt ihre Hand zu küssen.

„Lady Matilda. Ich schäme mich, dass ich als Outlaw vor Euch treten muss, aber es gibt etwas, dass ich nicht länger vor Euch versteckt halten will.“, entgegnete Guy auf die Begrüßung und erhob sich vorsichtig, um Platz zu machen, damit sie auf das junge Mädchen sehen konnte.

Mit taxierenden, etwas eisigen Blick, der dem von Sir Braden glich, betrachtete sie Alyssa und lächelte dann, um sich wieder an den jungen Ritter zu wenden.

„Ihr bringt mir Eure Dienstmagd, Sir Guy?“, harkte sie nach und bevor er noch etwas erwidern konnte, war es sie, die sich einmischte.

„Matilda... Ich meine, my Lady... Bitte, hört mich an. Seit ich Euch das erste Mal in Nottingham begegnete, wusste ich, dass es etwas gibt, dass uns verbindet.“, sprach sie drauflos und wollte auf die Frau zugehen, doch Sir Braden griff nach dem Griff seines Schwertes, was auch Robin und Guy in Alarmbereitschaft versetzte.

Doch die Lady of Hereford hob beschwichtigend ihre Hand und winkte Alyssa dann zu sich ran.

„Wie kommst du dadrauf, Kind?“, wollte sie wissen und man konnte genau sehen, dass sie sich Hoffnungen machte, dass es diesmal das richtige Mädchen sein könnte.

Alyssa kniete sich vor ihr und nahm ihre Hände in ihre, um sie vertraut zu streicheln.

„My Lady... Ich habe Träume, die ich mir nicht erklären kann. Von einem Schloss, das diesem hier bis aufs kleinste Detail gleicht. Von einem Schlossgarten übersät von Rosensträuchern. Weiße Rosen im Sommer. Und weitere Blumen. Margeriten, Dahlien und Narzissen. Ich spiele mit drei Jungen. Einer sehr viel Älter, bald schon ein Ritter, Humphrey. Er sah aus wie euer Ehemann. Und zwei jüngere Rabauken, Ralph und Henry, die immer nur Unsinn aushecken.“, begann sie und die Augen der Frau begangen zu zittern.

Woher konnte sie all das wissen?

„Ihr habt uns gerne beim Spielen beobachtet, während ihr gestickt habt. Lord Henry hat uns das Bogenschießen beigebracht, obwohl Ralph und Henry immer geschimpft haben, dass ich nicht mitmachen dürfe, weil ich ja eine junge Lady bin und kein Ritter.“, führte sie ihre Erzählung weiter und warf einen Blick auf Sir Braden.

„Wir sind auch oft ausreiten gegangen mit unserem lieben Onkel, der uns bei jedem Besuch Geschenke mitgebracht hat. Einmal schenkte er mir eine Puppe, mit einem roten Kleid und blonden Haar, doch Henry hat sie mir weggenommen und ihr das Haar abgeschnitten, wofür er fürchterlichen Ärger bekommen hatte, sodass er sich weinend bei mir... bei mir entschuldigte.“, brach es aus ihr heraus und sie ließ den Tränen freien Lauf.

Die Erinnerung an ihre Brüder machte sie traurig, da sie nie wieder mit ihnen so ausgelassen tollen konnte.

Auch Matilda weinte mittlerweile und auch Guy und Robin waren von ihrer Geschichte zutiefst berührt.

Sie zog Alyssa zu sich hoch und schloss sie in ihre Arme.

„Oh, mein Mädchen. Mein kleines Mädchen, bist du es wirklich?“, fragte sie noch einmal, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

Die junge Frau nickte wild und ließ sich von der wiedergefundenen Mutter einen Kuss auf die Stirn drücken.

„Ja, Mutter. Oh, ich habe so lange auf diesen Tag gewartet.“, freute sie sich und schmiegte sich in die Arme der anderen Frau.

Der Einzige, der immer noch nicht an das Alles glaubte, war der Bruder der Lady.

Sir Braden ließ auch nichts anbrennen, sondern packte Alyssa und zerrte sie aus den Armen ihrer Mutter, um sie in Guys und Robins Richtung zu schleudern.

Die beiden jungen Männer konnten sie gerade noch auffangen, bevor sie auf den Boden aufgeprallt wäre.

„Braden, was ist denn auf einmal los mit dir?“, empörte Matilda sich über das Verhalten des Älteren und er sah sie erbost an.

„Du bist so naiv, Schwester. Wie kannst du dir sicher sein, dass sie es wirklich ist? Sie könnte sich das Wissen auch einfach nur angeeignet haben.“, hinterfragte er das Gehörte und zog damit Guys Zorn auf sich, dem er jetzt freien Lauf lassen wollte.

„Was fällt Euch ein, Braden! Wollt Ihr mir damit den Betrug unterstellen?!“, zischte er und ließ Alyssa in Robins Obhut, um auf den älteren Ritter zuzugehen.

„Wieso nicht? Ihr seid immerhin schon vor dem Urteil des Sheriffs of Nottingham geflohen und habt Euch unter Gesetzlosen und Bauern versteckt! Vielleicht wollt Ihr Euch damit nur wieder Eure Ehre zurückkaufen!“, gab Sir Braden zurück und zog sein Schwert, um in einen Angriff überzugehen.

Doch im letzten Moment riss sich Alyssa aus Robins Griff und warf sich zwischen die Beiden.

„Wartet! Ich kann es beweisen! Bitte!“, flehte sie Sir Braden an, ihr eine Chance zu geben.

Der Alte murrte in seinen Bart und sah dann auf seine Schwester zurück, die sich bereits verschreckt erhoben hatte, da sie mit einem Blutbad gerechnet hatte.

„Alyssa...“, wisperte Guy ihr zu, doch sie strich ihm nur zärtlich und beruhigend über die Wange.

Er sollte sich keine Sorgen um sie machen, sie wusste schon, wie sie ihm beweisen konnte, dass sie die Wahrheit sprachen.

Schluckend wandte sie Sir Braden und Lady Matilda den Rücken zu, um die Schnüre ihrer Corsage zu öffnen und dann ihre Bluse über ihren Kopf zu ziehen.

Guy senkte beschämt den Blick.

Es war ihm mehr als unangenehm, das nun jeder, der sich im Raum befand ihre nackten Brüste sehen konnte, die doch allein für ihn bestimmt waren.

Lady Matilda und Sir Braden stießen einen schockierten Ausruf hervor, denn nun sahen sie den eingebrannten Löwen auf ihrer Schulter.

„Sie ist ja tatsächlich... Oh, Gott... Es tut mir so leid, Lady Alyssa!“, kam es ehrfürchtig von Braden und er ging vor ihr auf die Knie.

Schnell zog sie sich wieder an, um ihrer Mutter in die Augen zu sehen.

Die Frau konnte nun nicht mehr an sich halten und rannte auf das Mädchen zu, um sie wieder in ihre Arme zu schließen.

„Oh, Alyssa! Mon petit tresór!“, schluchzte sie und sie hielten sich so fest, sie nur konnten.
 

Nachdem sich die Wiedersehensfreude der Frauen etwas gelegt hatte, wurden auch die anderen Outlaws in den Raum gebeten und Matilda dankte jedem persönlich dafür, dass sie ihre Tochter sicher nach Hause gebracht hatte.

Alyssa erzählte ihr und Sir Braden, was ihr in all den Jahren wiederfahren war.

Dass ein Bauer in Caen sie gefunden hatte und sie bei sich aufgenommen hatte, dass sie von da aus an ein Bordell verkauft worden war und bei Lord Gilbert of Norwich und seiner schrecklichen Familie gelandet war.

Und wie Guy ihr schließlich den Tod durch den Strick erspart hatte und wie gut er sie behandelt hatte.

Dann klärten sie die Zwei darüber auf, dass der Sheriff plante Prince John zum König zu machen und dass sie Lord Henry und King Richard so schnell wie möglich darüber informieren sollten.

Lady Matilda ließ sofort einen Brief aussenden, der um Hilfe in dieser Angelegenheit bitten sollte und in dem sie auch darum bat, dass man ihren Mann heimschicken sollte, damit er seine Tochter endlich wieder in die Arme schließen konnte.

Den Tag ließen sie mit einer kleinen Feier ausklingen, denn trotz der Nachricht über den Komplott von Sheriff und Prinz, waren doch alle froh, dass es wieder einen Erben für Hereford Castle gab.

Alyssa konnte ihr Strahlen überhaupt nicht verbergen.

Sie war wieder dort, wo sie hingehörte.

Sie war wieder die, die sie schon immer gewesen war.

Will you...?

Der Klang von Stahl auf Stahl klang in ihren Ohren wieder, als sie den Männern vom Balkon aus beim Training zusah.

Guy, Robin und ihr Onkel Sir Braden kämpften einen Kampf jeder gegen jeden.

Und der alte Ritter hielt sich nicht mal schlecht gegen die Jungspunde.

Er war für sein Alter außergewöhnlich schnell und führte präzise Schläge aus.

Doch ihre Augen weilten die meiste Zeit auf Guy.

Sie konnte manchmal nicht glauben, dass er der Ihre war.

Er war so edel und so schön.

Sein Haar glänzte in der Sonne und jede Bewegung seines Körpers war flüssig wie Wasser.

Er gehörte zu den Männern, die nahezu jede Frau für sich gewinnen konnten, ohne auch nur einen Handschlag dafür tun zu müssen.

Doch er hatte sich dafür entscheiden bei ihr zu liegen und sie zu lieben.

Und das auch bevor er gewusst hatte, dass sie die Tochter eines mächtigen Lords war.

Er würde auch bei ihr bleiben, wenn sie ihr ganzes Leben lang eine Dienstmagd geblieben wäre.

Es war einfach unfassbar.

Seufzend lehnte sie sich auf die Brüstung des Balkons.

Doch das sie nun ihren Titel und ihre Besitztümer zurückhatte, hatte die Beziehung der Beiden nicht gerade vorangebracht.

Während ihres bisherigen Aufenthaltes in Hereford, der sich bis jetzt auf eine knappe Woche belief, hatte er sich sehr zurückgehalten ihr gegenüber.

Er war jedem Kuss in der Öffentlichkeit und vor ihrer Familie ausgewichen und hatte sich auch nicht mehr mit ihr unter die Laken gewagt, obwohl sie ihn des Öfteren ziemlich gereizt hatte.

Er wusste halt wie man sich gegenüber eine Lady zu verhalten hatte.

Lady.

Es war eigenartig, wenn sie von sich selbst von einer Lady sprach.

Immerhin war sie ihr ganzes vorheriges Leben alles andere als eine Lady gewesen.

Und nun war sie die Erbin einer so tollen Burg.

Wie würde es wohl weitergehen?

Würde man sie mit einen reichen, anständigen Lordling verheiraten, der sie nur bestieg, wenn es um seine Pflicht ging?

Angewidert schüttelte sie sich.

Nein, Lady hin oder her, sie würde sich bestimmt nicht in eine Zwangsehe treiben lassen.

Sie wollte doch nur mit Guy zusammen sein.

„Er ist ein staatlicher junger Mann und sicherlich hervorragender Ritter.“, ertönte Lady Matildas Stimme hinter ihr und sie wandte sich ihrer Mutter zu, wobei sie einen Knicks machte.

„Ja, Mutter. Ohne ihn hätte ich es nie bis hierher geschafft... Zu dir. Er ist ein...“, versuchte sie ihn zu umschreiben, ohne dass es zu auffällig sein würde.

Die Ältere schmunzelte wissend und unterbrach sie.

„Ist er gut zu dir, Alyssa? Behandelt er dich mit Respekt und Vorsicht?“, erkundigte sie sich und die junge Frau errötete ertappt.

Woher wusste sie, dass es so etwas zwischen Guy und ihr gab?

Matilda kicherte belustigt über die Reaktion ihrer Tochter.

„Glaub mir, ich weiß, wie es ist verliebt zu sein. Als ich deinem Vater das erste Mal traf, war ich sofort verliebt. Wir beide waren sofort verliebt. Und er war sanft und behutsam. Ist Sir Guy das auch dir gegenüber, mein Liebes?“, harkte sie noch einmal nach und Alyssa nickte langsam und mit bedacht.

„Ja, das ist er... Er würde nie etwas tun, dass mich verletzen könnte.“, gestand sie ihrer Mutter und beide lächelten sich an.

„Liebst du ihn?“, war die nächste Frage und diesmal musste sie nicht lange überlegen, um eine Antwort zu geben.

„Ja. Mehr als alles andere, Mutter.“, verriet sie und beide schwiegen glücklich gestimmt.
 

Zwei Tage später erreichte ein Heer von Reitern, die das Banner des Königs und des Lords of Hereford trugen, die Stadt.

Unter ihnen befand sich auch Henry of Hereford, den man natürlich sofort in Kenntnis über die Wiederkehr seiner Tochter setzte.

Er verhielt sich anders als Sir Braden und lauschte neugierig auf die Geschichte, die ihm seine Gattin und seine Tochter erzählten und nickte nur, ohne etwas dazu zu sagen.

Erst als sie endeten, erhob er sich und schloss sie in seine Arme.

„Ich war mir sicher, dass du es bist, als ich dich in Nottingham erblickte, Alyssa. Aber ich redete mir ein, ich würde mir nur so sehr wünschen, dass ich es glauben würde.“, brachte er hervor und küsste ihre Stirn.

Er bedankte sich überschwänglich bei Guy, Robin und den Outlaws, dass sie ihm seine kleine Tochter gesund und unbeschadet wiedergebracht hatten.

Dann war es an ihm Bericht zu erstatten.

„Als King Richard die Nachricht über den Verrat des Sheriffs bekommen hatte, hat er mich sofort zurück nach England geschickt, um die Sache zu bereinigen. Wir werden uns hier erholen und dann nach Nottingham reiten, um Sheriff Vaisey of Nottingham zu verurteilen. Er soll wegen Hochverrats am Galgen baumeln.“, klärte er alle Anwesenden auf.

„Denkt Ihr, er wird sich so leicht ergeben? Ich kenne den Sheriff zu gut, als das es so sei.“, warf Guy ein und die Männer warfen sich vielsagende Blicke zu, die jedem klar machten, dass Henry einen Widerstand mit gröbster Gewalt brechen würde.

„Was passiert mit Prince John? Er ist doch der eigentliche Verräter des Krone.“, kam eine Bemerkung von Robin.

Lord Henry rutschte in seinem Stuhl herum und schluckte.

„Nun... Da Prince John in den Augen Richards ein nerviger, kleiner Bruder ist, und nichts weiter, wird es wohl zu keiner Bestrafung kommen, solange der König im heiligen Land ist.“, bedauerte er und man konnte ihnen ansehen, wie die Enttäuschung sich in ihnen breit machte.

Das war ja mal wieder klar, dass der Prinz bis auf Weiteres ungeschoren davonkam.

Doch daran würden sie nichts ändern können.

Wenigstens würde der Sheriff das bekommen, was er verdient hatte.
 

Am Abend betrat Guy die große Festhalle von Hereford Castle.

Die Feuer der vierzig Feuerstellen brannten lichterloh und am Kopf des langen Tisches saß immer noch Henry, so als hätte er sich nicht wegbewegt.

Aus den Gedanken gerissen blickte der ältere Mann auf und lächelte.

„Sir Guy, seid Ihr gekommen, um noch einmal den Schlachtplan durchzugehen oder gar zu überarbeiten? Das würde Alyssa sicher nicht gefallen.“, begrüßte er den Ritter, der sich verneigte, als er angesprochen wurde.

Sie hatten bereits am Mittag einen Plan geschmiedet, wie sie vorgehen würden, um den Sheriff zu stürzen und die Frauen hatten bestanden dabei sein zu dürfen, obwohl Sir Braden und auch Guy darauf bestanden hatten, dass sie den Saal verließen.

Doch Lord Henry hatte nur lachend zugestimmt und gemeint, dass weibliche Intuition vielleicht hilfreich sein würde und das Herefordfrauen schon immer eine kämpferische, strategische Ader besaßen.

Wäre er nun vor ihrem Vater getreten, um ihre Taktik zu verändern, wäre Alyssa sicherlich empört gewesen.

Lächelnd bei diesen Gedanken, erhob er sich und trat neben den anderen Mann.

„Nein, my Lord, ich möchte Euch um etwas anderes bitten.“, gab er mit nervösem Unterton zu und wusste nicht wirklich, wie er weitermachen sollte, doch für den Lord war klar, was dem Ritter auf dem Herzen lag.

„Ihr wollt um die Hand meiner Tochter bitten, hab ich Recht?“, warf er ein und den Jüngeren blieb die Luft weg.

War er etwa so durchschaubar?

„Ihr... Wie... My Lord, woher...?“, stammelte er unbeholfen vor sich hin und ging erneut vor ihm auf die Knie, wurde aber sofort wieder gebeten sich zu erheben und sich ihm gegenüberzusetzen.

Wissend lächelnd betrachte Henry of Hereford Guy und räusperte sich dann.

„Sie ist meine einzige Tochter, meine einzige Erbin... Warum sollte ich sie ausgerechnet in Eure Obhut geben, Sir Guy of Gisborne? Ihr habt für den Sheriff gearbeitet, ihr habt kein eigenes Land, seid zu einem Gesetzlosen erklärt worden...“, zählte er all das auf, was gegen eine Erlaubnis sprach und so langsam verließ Guy der Mut.

Er hatte keine Chance.

Wahrscheinlich hatte Lord Henry schon einen anderen Adelsmann im Sinn für sie.

Doch dann riss er sich zusammen.

Er wollte sie doch.

Sie sollte für immer die Seine sein und er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie bei jemand anderen liegen würde.

Forsch unterbrach er den Lord und erhob sich entschlossen.

„Ich bitte Euch um die Hand Eurer Tochter, weil sie das Einzige in meinem Leben ist, dass mir etwas bedeutet. Ich würde meinen Titel, mein Geld und meine Ehre aufgeben, wenn sie nur für immer bei mir bliebe. Sie in den Händen eines anderen Mannes zu sehen würde mich tödlicher verwunden, als das Schwert jedes noch so starken Gegners. Ich verspreche Euch, dass ich sie ehren werde, wie eine Königin und ihr nie Unrechtes widerfahren wird, solange sie meine Frau ist. Ich liebe sie, my Lord.“, sprach er und erwartete Gelächter und erniedrigende Worte, doch das Alles blieb aus.

Stattdessen erhob der ältere Mann sich und schloss ihn unerwartet in seine Arme.

„Noch nie, hat jemand es gewagt mir so zu widersprechen, doch es war gut, dass Ihr es getan habt, Sir.“, dankte er ihm und ließ dann von ihm ab, um seine Schulter zu drücken.

„Ich kenne Euch jetzt schon, seit Ihr ein junger Knabe wart und ich könnte mir keinen anderen Mann vorstellen, dem ich meine Tochter, die ich gerade erst wiederbekommen habe, anvertrauen würde. Ihr habt meinen Segen, Sir Guy.“, versprach er ihm und beide lächelten sich freundschaftlich an.

Guy konnte nicht fassen, dass das eben passiert war.

Er hätte nie damit gerechnet, dass Lord Henry ihm erlauben würde Alyssa zum Altar zu führen.

Nun musste nur sie selbst zustimmen.

Freudig machte er sich auf den Weg zu ihr und griff in seine Hosentasche, um den Blumenring herauszuholen, den er aufbewahrt hatte.
 

Alyssa befand sich währenddessen in ihrem Gemächern.

Ihren eigenen Gemächern.

Sie hatte sich nie vorstellen können einmal so komfortabel zu wohnen.

Alles war nur vom Feinsten und ihr wurde jeder einzige Wunsch erfüllt.

Sorgfältig bürstete sie ihre schwarzen Locken solange, bis diese glänzten und das Licht der Kerzen reflektierten.

Sie wollte gerade die Fensterläden schließen, da platzte Guy, ohne zu Klopfen herein und erschreckte sie so sehr, dass ihr eine Kerze zum Fenster hinausfiel und unten irgendwo im Burghof aufschlug.

Er stürmte auf sie zu und packte sie, nicht gerade sanft, um sie feurig zu küssen.

Sie schloss genießerisch die Augen.

So lange hatten sich ihre Lippen nicht mehr berührt und so sehr hatte sie sich danach gesehnt.

Sie küssten sich lange und tief und drängend schob sich ihre Zunge vor und ihre Hand glitt von seiner Brust in seinen Schritt, was ihn dann doch zurückweichen ließ.

Verständnislos starrte sie ihn an.

Was sollte das denn jetzt?

Er hatte doch angefangen und nun wollte er es nicht durchziehen?

„Was hast du denn, Geliebter? Ich habe mich so nach dir verzerrt... Ich will dich endlich wieder spüren...“, raunte sie ihm verführerisch zu und startete einen zweiten Anlauf, indem sie sich ihm näherte und ihre Lippen über seine gleiten ließ, um mit den Fingern seine Hose zu öffnen.

Aber wieder hielt er sie ab, wenn auch amüsiert kichernd.

„Gedulde dich, Liebste.“, zügelte er sie und sie stemmte entrüstet die Hände in die Hüfte.

„Ich soll mich gedulden? Ich gedulde mich schon die ganze Zeit... Seit wir Hereford erreicht haben.“, murrte sie und blickte ihn gereizt an.

Doch als er ihr dann wieder nahe kam und ihre Hände in seine nahm, wusste sie, dass es um etwas Ernstes ging.

„Ich habe mit deinem Vater gerettet, Alyssa... Und er hat mir erlaubt...“, begann er und ihre erwartungsvollen, blauen Augen machten ihm das Ganze nicht besonders einfach.

Er räusperte sich und drückte ihre Finger etwas.

„Willst du... mich... heiraten?“, brachte er etwas holprig hervor und im ersten Augenblick konnte sie nicht wirklich fassen, dass er sie das soeben wirklich gefragt hatte.

Erst als sie realisierte, dass sie nicht träumte, fiel sie ihm um den Hals und übersäte ihn mit Küssen des Glücks.

„Ja... Oh ja, dass will ich!“, freute sie sich und konnte die Tränen der Freude nicht mehr zurückhalten, was sie beide zum Lachen brachte.

Er lehnte, froh darüber, dass sie ihn auch so wollte, wie er sie, seine Stirn an ihre und lächelte, was sie erwiderte.

Erneut nahm er ihre Hand, diesmal ihre Rechte, um ihr den Verlobungsring anzustecken.

„Er ist wunderschön.“, stellte sie fest und konnte nicht mehr aufhören zu weinen.

Sie betrachte die Blumen aus den verschiedenen Edelsteinen und ließ ihn ihre Hand erheben, um sie zu küssen.

„Bei Weitem nicht so schön, wie du, Alyssa.“, entgegnete er.

Auch sie küsste seine Hand und führte ihn dann zum Bett, damit er sich vor sie hinsetzte.

Flink kletterte sie auf seinen Schoß und massierte seine Schultern, um ihm dann seines Hemds zu entledigen.

Er sah ihr zu, wie sie ihn stimulierte, indem sie mit ihren Nägeln über seine Oberarme schabte und an seinen Brustwarzen spielte.

Sachte begann er sie von unten anzustoßen, um ihr deutlich zu machen, dass er nicht länger warten wollte.

Ein schelmisches Schmunzeln breitete sich auf ihren Lippen aus und ließ ihn noch etwas zappeln.

Liebkoste zuerst seinen Hals, seine Ohren und seine markante Nase, die sie so attraktiv an ihm fand.

Als sie wieder an seine schmalen, aber sinnlichen Lippen gelangte, stöhnte er leise auf und zog sie näher an sich, um ihr Kleid, das hinten im Rücken verschnürt war, öffnen zu können.

Er entblößte ihren Busen und schmiegte sich an die weichen Wölbungen.

„Je t’aime, Alyssa. Je t’adore plus que tout du monde.“, hauchte er in seinem heiseren Französisch und sie küssten sich wieder und wieder, bis sie sich an seinem Körper heruntergleiten ließ, um ihn zu verführen.

„Ich kann es kaum erwarten Lady of Gisborne zu sein.“, nuschelte sie, neben ihm liegend, an seinen Hals und biss neckend in die empfindliche Haut, was ihn dazu brachte den Kopf zur Seite zu legen, damit sie besser an ihn rankommen konnte.

„Oh, und ich erst. Ich kann es kaum erwarten bis wir Mann und Frau sind und ich dich nehmen kann, wo ich will. Kein Verstecken mehr und... Ah!“, stöhnte er, als er ihre Finger an seinem Becken spürte.

„Darum geht es dir also nur? Dafür hätten wir uns doch nicht verloben brauchen...“, wandte sie ein und spielte an ihm, sodass er sich unter der Berührung aufbäumte.

„Denk doch an das, was du mit mir heiratest. Wenn mein Vater irgendwann einmal stirbt, wird Hereford an mich und somit an dich übergehen... Du wirst ein Lord.“, erinnerte sie ihn an dieses Fakt und ließ von ihm ab, um ihm musternd in die hübschen Augen zu sehen.

„N’etait pas si que tu as jamais voulu? Gloire et honneur?“, erkundigte sie sich bei ihm und er umfasste ihr Gesicht, um ihre Wangen zu streicheln und sie dann an sich zu ziehen.

„Je t’ai jamais voulu seulement.“, machte er ihr klar, dass es ihm egal war, ob er der Lord of Hereford werden würde oder, ob sie wie Bauern leben müssten, wenn sie nur bei ihm war.

Er brauchte sie.

Und nur sie.

Gerührt von seinen Worten ließ sie sich fallen und zeigte ihm, wie dankbar sie für seine Liebe war.
 

Als der Rest von ihrer Verlobung erfuhr, war die Freude groß und sie wurden von allen Seiten beglückwünscht.

Lord Henry lud die Männer zur Feier des Tages zur Jagd ein, während Alyssa und Lady Matilda sich bereits mit den Vorbereitungen für die Hochzeit kümmerten.

Wenn sie sich noch vor den Ansturm auf Nottingham das Jawort geben wollten, dann musste es wirklich schnell gehen.

Aber Lady Matilda schien schon ihr ganzes Leben damit verbracht zu haben, die Hochzeit ihrer Tochter zu planen, denn sie wusste zu jeder Zeit, was als nächstes dran war.

So stand fest, dass sie in zwei Tagen vor den Altar in Hereford treten konnten.

Es würde eine große Hochzeit werden, jedoch mit wenigen adligen Gästen.

Natürlich würden die Bannermänner ihres Vaters dabei sein, doch die Großzahl der Gäste würden die Bauern und Untergebenen des Hauses sein, die man nicht von den Festlichkeiten ausgrenzen wollte.

Alyssa und Guy war es egal, wer dabei war, solange sie sich endlich bis an ihr Lebensende miteinander verbinden konnten.

Sie besprach gerade die Auswahl der Blumen und die Speisen, die serviert werden sollten.

Lady Matilda beschäftigte sich mit den Musikern und warf ab und an einen Blick auf ihre junge Tochter.

Sie wirkte wie sie, bevor sie mit Henry den Bund der Ehe eingegangen war.

Aufgeregt, vorfreudig und wirklich schöner als je zuvor.

Aber man sagte ja nicht umsonst, dass eine Frau in ihrer Schönheit aufblüht, wenn sie liebt.

Und Alyssa schien den jungen Ritter wirklich sehr zu lieben.

Als sie sah, dass ihre Tochter alles geklärt hatte, was sie zu klären hatte, verließ sie die Musikanten und marschierte schnurstracks auf sie zu.

„Mein Liebes, ich würde dich gerne sprechen.“, klärte sie die Jüngere auf, welche sich respektvoll vor ihr verneigte.

„Wie du wünschst, Mutter.“, erwiderte sie und die Frau nahm ihre Hand, um sie hinter sich herzuführen.

Sie gelangten in das Schlafgemach ihrer Eltern und Lady Matilda deutete auf ein Kleid, das auf dem Bett lag.

Alyssa wusste natürlich sofort, worum es sich bei dem Kleid handelte.

„Mutter, dass ist dein...“, versuchte sie ihre Sprachlosigkeit zu überwinden, was ihr nicht sonderlich gelingen wollte.

Matilda lächelte liebevoll und hob das Kleid hoch, um es ihr anzuhalten.

„Mein Hochzeitskleid. Wir werden es wohl etwas ändern müssen, da du eine weiblichere Figur hast als ich. Aber ich bin mir sicher, dass es dir bei Weitem besser stehen wird...“, meinte sie und Alyssa konnte nicht anders als ihrer Mutter dankbar um den Hals zu fallen.

Das Kleid war einfach wunderschön und sie würde es mit Stolz tragen, wenn ihr Vater sie vor den Altar führen würde.

„Den Jungfräulichkeitsumhang kann ich aber nicht tragen... Denn wir haben...“, wollte Alyssa dann einwenden, als sie den weißen Umhang entdeckte, den die jungfräuliche Braut traditionell umgehangen bekam und den ihr Gemahl am Ende der Zeremonie durch den Umhang seines Hauses, mit seinem Wappen, ersetzte.

Doch Alyssa war keine Jungfrau mehr.

Matilda allerdings schien sich darum nicht wirklich sorgen zu machen, den sie lächelte nur weiter.

„Der Herr wird es dir verzeihen, Kind. Immerhin trägst du noch kein Kind von ihm aus. Und was deinem Vater angeht... Nun, was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“, warf sie ein und zwinkerte verschwörerisch, was ihre Tochter nur lachen ließ.

„Danke, Mutter. Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken kann.“, brabbelte sie vor sich hin und ihre Mutter küsste ihre Stirn.

„Heirate diesen knackigen Burschen und werde glücklich mit ihm. Ein paar Enkel könntest du mir schenken...“, verriet sie ihr ihre Hoffnungen.

Alyssa küsste die Wangen der älteren Frau.

„Das werde ich... Viele Enkelkinder werdet ihr haben, das verspreche ich!“, strahlte sie bis über beide Ohren.

As Long as I'll Live!

„Bist du aufgeregt, mein Kind?“, erkundigte Lady Matilda sich bei Alyssa, während sie ihr mit dem Kleid half.

Errötet, mehr vor Anstrengung als vor Aufregung, blickte sie ihre Mutter an, die ihr schönstes Kleid trug und wunderschön aussah.

„Ich weiß nicht... Ja, schon. Ich hoffe, ich gefalle ihm so.“, murmelte sie vor sich hin und eine Dienstmädchen schnürte sie in den Brautkleid ein, sodass es ihr vorkam, als würde sie bald keine Luft mehr bekommen.

Warum musste man auch immer so leiden, wenn man gut aussehen wollte?

Matilda schmunzelte wissend, da auch sie sich diese Frage an ihrem Hochzeitstag gestellt hatte.

Zuversichtlich nahm sie die Hand der Jüngeren und drückte sie aufmunternd.

„Er muss ein Narr sein, wenn es nicht so ist, Alyssa. Du bist so liebreizend. Ich wünschte, ich könnte auch noch mal so jung sein.“, bedauerte sie den Fortschritt der Zeit, was ihre Tochter zum Schmunzeln brachte.

„Mutter... Du bist immer noch anmutig und schön.“, verriet sie ihr, was der Älteren sichtlich schmeichelte.

Liebevoll strich sie ihrer Tochter eine schwarze Locke aus dem Gesicht und ließ sich von ihr auf die Wange küssen.

Dann wurde es sich wieder um die Braut gekümmert.

Ihr Haar wurde mit zartgelben Blumen verziert, man ließ es allerdings offen, damit es in einer schwarzen Kaskade ihre Schultern hinunterfließen konnte, und der Schleier wurde aufgesetzt.

Ihre Lippen wurden blutrotgefärbt und man legte ihr eine Perlenkette um.

Und mit jeder Minute, jeder Sekunde, die sie der Trauung näher kam, wurde sie aufgeregter.

Ihr Herz klopfte beinahe so laut, wie das Pochen an der Tür, dass sie aus den Wirrwarr von Gedanken aufschreckte und ihr Vater trat ein.

Er trug seine Festtagsgewänder aus Seide und seinen feinsten Umhang, dass die Löwen der Herefords trug.

An der linken Seite seiner Hüfte baumelte ein Schwert an dessen Griff Edelsteine schimmerten.

Hellblaue Saphire.

Bei ihrem Anblick blieb er regungslos stehen und hielt ihr bloß die Hand hin, die sie freudestrahlend nahm.

„Mein Kind... Ich dachte erst, es wäre deine Mutter, die vor mir in ihrem Hochzeitskleid steht.“, sprach er und küsste ihre kleine, zarte Hand.

„Sie ist hübsch nicht, Henry, unsere kleine Alyssa?“, kam es von Matilda, die ihrem Mann einen flüchtigen Kuss gab.

Er nickte.

Sie sah aus wie direkt vom Himmel gesandt.

„Guy wird kein Wort mehr hervorbringen können, wenn er dich erblickt. So erging es mir nämlich ebenfalls.“, verriet er ihr dann mit einem Zwinkern und führte sie hinaus.

Es war Brauch, dass der Brautvater die Braut in die Kirche geleitete, während der Bräutigam dort bereits auf seine Verlobte wartete.

Die gesamte Kutschfahrt über dachte Alyssa darüber nach, wie Guy wohl reagieren würde und ob auch das Volk von Hereford sie als würdig ansehen würden, irgendwann einmal den Platz ihres Vaters, oder eher gesagt, den ihrer Mutter, an der Seite ihres Mannes einzunehmen.

Sie hoffte so sehr, dass sie ihrer Aufgabe als Ehefrau und Mutter gerecht werden würde.
 

Die Kirche von Hereford war groß und hell, nicht so wie die kleinen Dorfkirchen in der Umgebung.

Kein Wunder, bei den ganzen Geld, dass man in den Bau gesteckt hatte.

Beeindruckt sah Alyssa sich um und war entzückt von dem, was sich ihr bot.

Im Vorhof begangen langsam die Kirschbäume zu blühen und Vögel saßen singend in den Ästen.

Sie konnte sich keinen besseren Tag zum heiraten wünschen, als sie bemerkte, dass die Sonne ihr Gesicht wärmte.

Henry half ihr aus den Wagen und drückte sachte ihre Hand, während er ihr ein Lächeln schenkte.

Wie schnell sie doch groß geworden war und er hatte leider mehr als die Hälfte davon verpasst.

Sie schritten gemeinsam voran.

Die Tore standen bereits offen und man konnte das aufgeregte Gerede der Gäste schon vernehmen.

Doch als sie eintrat, verstummte alles um sie herum.

Robin und seine Gefolgsleute starrten mit offenen Mündern auf die junge Braut.

Der Anführer der Outlaws grinste ihr zu, was sie erwiderte und hob anerkennend den Daumen.

Sie sah wirklich fabelhaft aus.

Die mit Gold verzierten Rahmen und Pfeiler und vielen Kelche, die in der Kirche standen, spiegelten ihre anmutige Gestalt wieder und das dadurch entstehende angenehmwarme Licht, ließ sie wie einen Engel erscheinen.

Guy, der eben noch den Rücken zur Tür gewandt hatte, drehte sich ebenfalls um und man konnte ihm ansehen, dass er überwältigt wurde von ihrem Anblick.

Auch er war herausgeputzt.

Natürlich trug er schwarzes, feines Leder.

Einen langen Mantel, der sein breites Kreuz gut betonte, darunter ein rotes Hemd und hochpolierte Reitstiefel.

Sein Haar hatte er wieder auf die Länge stutzen lassen, die es hatte, als sie sich kennen gelernt hatten.

Lord Henry brachte sie noch bis vor dem Priester, zwinkerte seinem zukünftigen Schwiegersohn kurz zu und trat dann zurück, sodass die Zeremonie beginnen konnte.

Die Messe wurde standardmäßig in Latein abgehalten und der Pater fragte erst ihn und dann sie, ob sie sicher seien, dass sie diese Verbindung miteinander eingehen wollten und das vor Gott und den Anwesenden beschwören würden.

Natürlich waren sie sicher!

Nachdem sie freudestrahlend das Jawort gesprochen hatten, durfte Guy ihr den Ehering anstecken.

Es war ein Goldring mit verschiedenen Edelsteinen.

Er war wirklich wunderschön.

Seiner war schlicht, dafür aber massiv.

Dann war es soweit ihr den Jungfernumhang abzunehmen und gegen den Brautumhang einzutauschen.

Er war aus edelsten dunkelgrauen Samt und ein schwarzer Wolfskopf war aufgestickt.

Das Wappen der Gisbornes.

Sie schenkte ihm ein Lächeln, als sie über ihre Schulter auf ihn zurücksah, während er mit zittrigen, nervösen Händen den Umhang befestigte.

Dann wandte sie sich ihm zu.

Seine Hände griffen augenblicklich nach ihren, doch dann hob er eine, um über ihre Wange zu streicheln und sie behutsam an sich zu ziehen.

Als ihre Lippen sich trafen und sie sich verliebt küssten, jubelten die Gäste und warfen mit Blütenblättern.

Hand in Hand und in einen Blumenregen gehüllt verließen sie die Kirche, begleitet vom melodischen Läuten der Glocken.

Ihre Kutsche wurde von Rittern ihrer Eltern begleitet, angeführt von Sir Braden, der mit stolzerhobenen Haupt vorantrabte.

Die Pferde der Männer waren zierlich und alle schneeweiß.

Die Schweife und Mähnen waren geflochten worden und mit roten Rosen verziert.

Auch der Wagen war mit Rosen geschmückt und die Dorfbewohner folgten ihnen noch bis zum Castle, wo das große Hochzeitsfest stattfinden würde.

Alyssa genoss es sichtlich im Mittelpunkt des Tages zu sein, während ihrem frischgebackenen Gatten das alles ein wenig peinlich berührte, unterhielt sie sich mit ihren Gästen und schäkerte mit den anwesenden Männern.

Guy hingegen schien sich ein bisschen hinter Lady Matilda zu verstecken, während die anderen Ladies ihn schwärmend umzingelten.

Er zierte sich selbst etwas, als es darum ging den Tanz zu eröffnen, fand allerdings schnell gefallen an dem ganzen Trubel.

Solange sie in seiner Nähe war, war es erträglich.

Lachend beobachtete er wie sie abwechselnd mit Much und mit Allan tanzte und ihm strahlend Küsse zuwarf.

Und nachdem er ein paar Becher Wein mit Henry zusammen getrunken hatte, wurde er immer lockerer und plauderte über alles mögliche.

Er küsste sie so oft er die Gelegenheit dazu hatte und sagte ihr immer wieder, wie hübsch sie sei und wie sehr er sie liebte.

„Ihr seht wirklich glücklich aus. Ich hoffe, das bleibt auch noch lange so.“, bemerkte Robin und stieß mit Guy und ihr an.

Alyssa lächelte.

„Anders könnte es nicht sein. Jetzt musst nur noch du dich trauen, Robin.“, munkelte sie und warf einen Blick zu Cate rüber, was den Outlaw erröten ließ.

„Wir werden sehen.“, erwiderte er bloß und nahm einen großen Schluck von seinem Kelch.

Guy beugte sich zu seiner Frau hinunter und küsste sanft ihre Lippen.

„Je ne peux pas dire que tu m’as fait plaisir ajourd’hui...“, wisperte er dann in ihr Ohr, dass sie ihn am heutigen Tag zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hatte, und sie kicherte geschmeichelt.

„Nur heute?“, fragte sie ihn dann neugierig und neckte seine Mundwinkel.

Er grinste verschmitzt.

„Nein... Jede Sekunde, mon cher.“, raunte er ihr zu nahm dann ihre kleine Hand, um mit seinen Fingern darüber zustreichen.

Sie ging auf die Zehenspitzen, um ihm leise etwas zuzutuscheln.

„Heute Nacht werde ich dich so glücklich machen, dass du nie mehr traurig sein wirst, Guy.“, regte sie seine Fantasie an und leckte dann über seine Ohrmuschel, was ihn erschaudern ließ.

„Das tust du doch jede Nacht.“, gestand er ihr, was sie belustigt auflachen ließ.
 

„J’adore fort, Alyssa.“, flüsterte er, während sie ihn verführerisch zum Bett führte.

Sie schmunzelte ihm kess zu und ihre Augen sagten ihm, dass sie das bereits wusste.

„Hab ich dir schon mal gesagt, dass es mich anmacht, dich französisch sprechen zu hören, Liebster?“, erkundigte sie sich und drückte ihn auf die Laken.

Er sah zu ihr auf.

„Das gebe ich gerne zurück.“, brabbelte er, wobei er mit seinen Gedanken allerdings schon bei dem war, was sie gleich mit ihm machen würde.

Sie lachte und ihre Hände begangen ihn zu entkleiden.

Erst seinen Mantel, dann sein Hemd.

Er erhob sich und drängte sie ungeduldig gegen die Wand, um sie an sein Becken zu heben.

Seine Finger ertasteten ihre weichen Schenkel und er blickte sie eingehend an, um dann zu einem Kuss anzusetzen, den er nicht zuließ, so als würde er sie ärgern wollen.

Alyssa liebte es, wenn er das tat.

Seine blauen Augen waren wie die eines hungrigen Wolfes.

Ein lauerndes Raubtier, dass nur darauf wartete, dass sie unvorsichtig und leichtsinnig wurde.

Endlich küsste er sie mit unglaublicher Leidenschaft, wobei sein Becken in ihren Schoß stieß.

Erregtes Stöhnen seinerseits drang durch den Raum, als sich ihre Lippen wieder trennten.

Sie fuhr durch die seidigen Strähnen seines Haars und zog seinen Kopf somit in den Nacken, um in seine Kehle zu beißen, womit sie ihn beinahe aufschreien ließ.

„Plus... Plus dur...“, provozierte er sie.

Kichernd stellte sie sich wieder vor ihn und nun war er derjenige, der gegen die Mauer gedrückt wurde.

Sie prallten wieder aufeinander.

Ihre Finger erforschten währenddessen seinen muskulösen Oberkörper.

Dann glitt sie mit ihren Lippen seinen Hals hinunter und saugte so fest an der empfindlichsten Stelle, dass er sich an der Wand festhalten musste, um nicht in die Knie zu gehen.

Zischend holte er Luft als sie seine Brustwarzen liebkoste und dann seinen Bauchnabel mit luftigen Küssen übersäte.

Kurz bevor sie seine Hose öffnen wollte, hielt er sie auf und streichelte ihre Lippen und ihre Wange.

Sie war so aufregend, besonders, wenn sie ihn von unten unschuldig ins Gesicht lächelte.

Alyssa küsste die Innenseite seiner linken Hand, dann seine Fingerknöchel und den Ehering an seinem Finger.

Dann ging sie weiter zu seine Pulsader hinauf und hielt an der Tättoowierung inne, die sein Familienwappen darstellte.

Ihre Hände streichelten dabei unentwegt über seine Oberschenkel und seinen Hintern.

Ein dunkles Knurren entwich ihm und sie zog mit ihrem Zähnen an der Haut seines Unterarms.

Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie genau beobachten, wie seine tollen Augen zu funkeln begangen und wie sehr er versuchte die Kontrolle über seinen Körper zu behalten, obwohl sie beide wussten, dass er sie nur zu gerne verlor.

Plötzlich packte er sie und warf sie aufs Bett, um sich über sie zu beugen.

Wieder ein Kuss, intensiv und verlangend.

Er grinste jungenhaft, als er sie betrachtete, wie sie vor ihm lag.

Dann fasste er an ihre Brüste, ihre Hüfte und spreizte ihre Schenkel.

Sie ließ es zu, dass er ihr Hochzeitskleid auszog und sie dann auf seinen Schoß zog.

Sie rutschte wieder an ihm herab.

Ihre Liebkosungen hinterließen brennende Spuren auf seiner Haut und er zitterte erregter denn je.

Sie war so befriedigend und machte ihn gleichzeitig so wahnsinnig, dass er nicht wusste, was er tun sollte.

Also ließ er sich einfach von ihr treiben und gab ihr die Zügel in die Hand.

Und es lohnte sich wirklich.

Jedes Mal, wenn er ihre Lippen, ihre Zunge oder ihre Finger spürte, schnürte es ihm die Kehle zu und seine Stimme hörte sich rau und gebrochen an.

Sie schien es wirklich zu genießen, wenn er ihr so verfiel.

Doch als er die Sache wieder in die Hände nahm, war sie es, die ihn nach mehr anflehte und so oft seinen Namen rief, dass er immer gröber mit ihr wurde.

Es spornte ihn förmlich an, zu wissen, dass sie ihm gehörte und das nicht nur heute Nacht, sondern für immer.

Seufzend und schweratmend ließ er sich ins Kissen fallen und betrachte sie, die sich immer noch auf ihm bewegte.

Ihre Hüfte kreiste aufreizend und er fühlte wie heiß und angenehm es in ihr war.

Auffordernd begutachteten ihre blasblauen, runden Augen ihn.

„Hast du etwa schon genug, Guy?“, wollte sie wissen und kratzte mit ihren Nägeln über sein Brust, was ihn wieder aufstöhnen ließ.

„Lass mich nur kurz verschnaufen, du Luder... Die Nacht ist immerhin noch lang.“, erinnerte er sie und zeigte ihr ein perfektes, schelmisches Grinsen.

Sie lachte darüber und streichelte verwöhnend über seinen Hals.

Genüsslich schloss er die Augen.

„Versprichst du mir, dass du mich immer so lieben wirst, Alyssa?“, stellte er ihr dann eine überraschende Frage, die sie einen Augenblick verstummen ließ.

Warum fragte er sie das?

Er kannte die Antwort doch bereits.

Sein Blick wirkte mit einem Mal verletzlich und sie zwang ihn dazu sich aufzusetzen, damit sie ihn richtig ansehen konnte.

„Guy... Mon trésor... Naturellement. Je t’aimerai toujours... Siècles des siècles. Toute ma vie.“, versicherte sie ihm und vertrieb all seine Sorgen indem sie ihn so leidenschaftlich verführte, dass er nur noch an das Gefühl denken konnte bei ihr zu sein.

Alles andere war nicht mehr wichtig.
 

Er hatte seinen Kopf in ihren Schoß gelegt und die Augen geschlossen, während sie mit ihren Fingern sanft über sein Kinn strich, wobei seine Bartstoppeln sie pieksten.

Leise sang sie ihm ein Lied.

Es war ein Wiegenlied und handelte von einer Mutter, die ihrem Kind alles Glück der Welt wünschte.

Das Glück Liebe zu geben und geliebt zu werden.

„Das ist ein sehr schönes Lied...“, unterbrach er sie und erhob sich so, dass er ihr in die Augen blicken konnte.

Sie lächelte.

„Ja, meine Mutter hat es mir vorgesungen, als ich noch sehr klein war. Die ganzen Jahre über habe ich es nicht vergessen. Ich hoffe, dass ich es irgendwann einmal unseren Kindern singen kann... “, wünschte sie sich und er küsste sie seicht, aber sehr liebevoll.

„Da bin ich mir sehr sicher... Wenn du mich weiter so verrückt machst, wird es nicht mehr lange dauern.“, ermutigte er sie und warf sich auf sie, um zwischen ihre Beine zu drängen.

„Wir werden so oft üben, dass wir nicht mehr aus dem Bett kommen, Alyssa.“, versprach er ihr und ihr gefiel das sehr, denn sie ging auf ihn ein und legte ihre Beine um seine Hüfte, um ihn an sich ziehen zu können.

Er verspürte einen süßen Schmerz, als sie ihre Nägel in seine Schultern schlug, während er in sie hineinglitt und begann sie so heftig zu nehmen, dass selbst ihm schwindelig wurde.

A Lord. A Captain. A Father. And a Friend.

„Warum darf ich nicht mitkommen? Ich kann genauso wie ihr Männer gegen den Sheriff kämpfen.“, nörgelte sie aufgebracht, während Guy vor ihr stand und sich einkleidete.

Die Männer ihres Vater hatten beschlossen sich heute auf den Weg nach Nottingham zu machen, um dem bösen Treiben des Sheriffs ein Ende zu bereiten.

Guy blickte sie aus seinen besorgten blauen Augen an und seufzte genervt.

Sie diskutierten jetzt bereits seit beinahe einer Woche täglich darüber und Alyssa wollte sich immer noch nicht damit abfinden, dass er nicht wollte, dass sie ihn begleitete.

„Ist es, weil ich eine Frau bin? Cate darf auch mitkommen. Da sagt niemand etwas.“, beschwerte sie sich weiter, obwohl sie wusste, wie sehr sie ihren Mann damit reizte.

Er blieb allerdings so gelassen wie man es von ihm erwartete.

„Du bist nicht Cate, du bist meine Frau, Alyssa. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“, erinnerte er sie daran und lächelte ihr liebevoll zu, während er mit einer Hand ihre Wange streichelte und durch ihre Locken griff.

„Und du bist mein Mann. Was ist, wenn dir etwas passiert?“, konterte sie, was ihn zum Schmunzeln brachte.

„Mir passiert nichts. Ich kenne doch den Sheriff.“, erwiderte er, doch sie wirkte deswegen keineswegs erleichterter.

„Ja, das ist es ja gerade.“, murmelte sie in sich hinein und drückte ihm einen langen Kuss auf die Lippen.

Er drückte sie an sich und ließ sie für einige Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, nicht mehr los.

„Versprich mir, dass du hier auf mich wartest.“, verlangte er dann von ihr.

Sie verdrehte die Augen, wie ein bockiges kleines Kind, was ihn zum Lachen animierte.

„Alyssa...“, mahnte er sie kichernd und sie fiel mit ein.

„Gut, ich werde es versuchen.“, gab sie zurück und sie gingen gemeinsam hinunter, damit sie von ihm Abschied nehmen konnte.

Sie umarmte Robin und seine Gefolgsleute, ihren Vater und ihren Onkel und wandte sich letztendlich wieder ihrem Ehemann zu.

„Pass auf dich auf. Ich würde ungern allein in diesem großen Bett schlafen müssen.“, bat sie ihn und sie küssten sich wieder.

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin schneller wieder bei dir, als du dir vorstellst.“, versprach er ihr und stieg dann auf seinen schwarzen Hengst, der ungeduldig hin und her tänzelte, so als wüsste er bereits, was dieser Ritt mit sich bringen würde.

Er küsste noch einmal ihre zarten Finger, bevor er sein Pferd zum Schritt antrieb, und ließ ihre Hand erst los, als die Länge seines Armes nicht mehr reichte.

Lange noch stand Alyssa im Hof der Burg.

Selbst als der letzte Reiter hinterm Horizont verschwand, sah sie in die Richtung in die sie geritten sind.

„Dein Vater hat noch alte Kleider von deinen Brüdern. Irgendwas davon wird dir passen, mein Kind. Du sollest dich beeilen, wenn du sie noch einholen willst.“, tauchte plötzlich ihre Mutter neben ihr auf und sah sie mit ernstem Gesichtsausdruck an.

Alyssa wandte sich ihr zu und wirkte fassungslos.

Hatte sie ihr gerade etwa geraten sich als Mann auszugeben und ihnen in den Kampf zu folgen?

„Mutter, ich...“, wollte sie einwerfen, doch Lady Matilda hielt sie vom Sprechen ab.

„Hätte ich deinen Mut gehabt, wäre ich deinem Vater bis ins heilige Land gefolgt, um an seiner Seite zu sein.“, erklärte sie ihr und lächelte.

„Ich kenne deine Sorgen und weiß, um die Ängste, die dich befallen werden. Doch das unerträglichste ist die Sehnsucht. Also reite und sei bei ihm. Er braucht dich, Alyssa.“, fügte sie hinzu und ihre Tochter schluckte bedrückt, um dann entschlossen zu nicken und in die Burg zu stürmen, um sich umzuziehen.

Kurze Zeit darauf, warf sie sich in den Sattel ihrer kleinen Stute und galoppierte durch das offene Tor von Hereford Castle, um bald wieder bei ihm sein zu können.

Ihre Mutter stand oben auf ihrem Balkon und sah ihr nach.

Sie hoffte, Alyssa würde zusammen mit Guy und Henry wieder zu ihr zurückkehren, wenn sie den Sheriff erst das Handwerk gelegt hatten.
 

Drei Tage ritten sie unentwegt und Alyssa musste sich in den hinteren Reihen halten, damit weder Guy, noch Robin, oder sonst wer, sie erkennen konnte.

Es gelang ihr ihre Identität geheim zu halten und sie erreichte unentdeckt Nottingham.

Doch der Sheriff schien schon von einem seiner Verbündeten vorgewarnt zu sein, denn kurz nachdem ein Späher sie gesichtet hatte, schickte man Soldaten vor die Tore, um den Weg zu versperren.

Lord Henry, Sir Braden, Guy und Robin ließen ihr eigenes Heer vor ihnen Stellung einnehmen.

Es wurde eine schier endloslange Reihe an Reitern und Schlachtrössern gebildet, denen es sichtbar in den Fingerspitzen kribbelte.

Alyssa hielt sich bedeckt, als die vier Männer an der Reihe entlanggaloppierten.

„Der Sheriff versteckt sich hinter seinen Mauern, wie ein Feigling. Er hat Angst vor uns!“, schürte ihr Onkel, als Waffenmeister von Hereford, den Kampfgeist der Männer und hob sein Schwert, die zustimmend aufgrölten.

„Kämpft mutig und lasst euch nicht vom Tod einschüchtern. Denn heute werden sie es sein, die ihre Leben geben.“, fügte ihr Vater hinzu, was die Soldaten und Bannermänner noch mehr ermutigte sich für ihn ins Gemetzel zu stürzen.

Natürlich wussten sie alle, dass es auf beiden Seiten Opfer geben würde.

Die vier Männer hielten ihre Pferde an und hoben ihre Schwerter, um sie aneinander zustoßen.

„Für King Richard. Lang lebe der König!“, riefen sie im Chor und ein Chor von tausenden Stimmen echote sie.

Schon ritten sie los und die Soldaten des Sheriffs antworteten ihnen.

Man konnte einen Moment nichts anderes hören, als die Schlachtrufe der Männer und das Trommeln der Hufe unter ihnen.

Dann kam es zur Kolision.

Metall klang aufeinander und Gewieher war zu hören, als die ersten Rösser stiegen und samt Reiter nach hinten überfielen und panisch versuchten sich wieder aufzurappeln.

Alyssa versuchte das Chaos um sich herum auszublenden und sich nur auf die Gegner zu konzentrieren.

Nach einiger Zeit war ihr feines Schwert im Blut Unzähliger getränkt und auch ihre Kleidung und ihre Goldstute färbten sich zusehends.

Als ein Mann mit einem Sperr auf sie zurannte, stieg Dawn unter ihr und zerschmetterte den Schädel des Angreifers, als ihre Vorderhufe auf ihn niedersausten.

Blitzschnell drehte sie die wendige Stute in Richtung des Tores.

Sie hatten die Verteidigung von Nottingham durchschlagen und arbeiteten sich bereits zum Castle vor.

Entschlossen stieß sie ihre Fersen in die Flanken des, vor den Geräuschen und Gerüchen scheuenden, Pferdes und ritt ebenfalls in die Stadt.

Als sie den Hof erreichte, musste sie allerdings abspringen und sich zu Fuß weiter durch kämpfen.

Sie entdeckte Guy, der sich mit drei Gegner auf einmal schlagen musste.

Ein junger Soldat wollte gerade von hinten zuschlagen, da durchbohrte ein Schwert seinen Rücken und stieß durch seinen Brustkorb hindurch.

Guy hatte gerade die anderen Beiden getötet, da wandte er sich überrascht dem aufgespießten Jungen zu.

Die Klinge zog sich wieder zurück und der Tote ging auf die Knie, um dann mit dem Gesicht voran ins Gras zu fallen.

Guy betrachtete den zierlichen, etwas kleinen Soldaten, der ihm da zur Hilfe gekommen war.

Ein Helm verdeckte seine Augen, so dass er ihn nicht erkennen konnte.

„Vielen Dank, Junge. Du hast mir das Leben gerettet.“, bedankte er sich.

Ein Lächeln bildete sich auf den mit Schmutz bedeckten Gesicht.

In einer fließenden Bewegung zog der Soldat seinen Helm vom Kopf und Guy hielt die Luft an, als die schwarzen Locken und das engelsgleiche Gesicht seiner Frau auftauchten.

„Danke, Liebste. Wenn schon.“, begrüßte sie ihn und er war sprachlos, wobei sich diese Sprachlosigkeit in Fassungslosigkeit verwandelte.

„Was, in Gottes Namen, machst du hier, Alyssa?“, verlangte er nach einer Antwort, doch sie mussten sich vor einen Angriff ducken und zurückschlagen.

Einem Mann, der wesentlich größer war als sie, die Kehle aufschlitzend, wandte sie sich wieder an ihn.

„Ich glaube, jetzt ist keine Zeit für Erklärungen! Wir sollten uns den Sheriff schnappen!“, bedachte sie und griff nach seiner Hand, um mit ihm gemeinsam die Treppen in die Burg hochzueilen.

„Stures Weibsvolk!“, war das einzige, was er darauf erwidern konnte.
 

Lord Henry hatte es währenddessen schon in die große Halle geschafft und sah sich jetzt dem Sheriff gegenüber, der auf seinem thronähnlichen Stuhl saß und keinerlei Furcht zeigte.

Er wirkte eher so, als wäre er derjenige, der ihnen überlegen war.

„Vaisey... Sagt, ist es wirklich wahr, dass Ihr Richard verraten habt?“, wollte Henry wissen, denn sie waren eigentlich immer Verbündete gewesen.

Der Sheriff erhob sich und breitete die Arme zu einer Umarmung aus.

„Henry, mein guter alter Freund. Hat Gisborne Euch diese Flausen in den Kopf gesetzt?“, konterte er mit einer Gegenfrage.

Dann schritt er auf ihn zu und umlauerte ihn wie ein Raubtier.

„Ich hörte, dass er Eure Tochter geheiratet hat. Alyssa, nicht wahr?“, wechselte er dann das Thema und der Lord of Hereford beäugte sein Gegenüber argwöhnisch, wobei er seinem Bewegungen folgte.

„Oh, die süße, kleine Alyssa. Guy hat sie ziemlich schnell für sich beansprucht. Wisst Ihr, was er mit ihr angestellt hat? Mit Eurer reizenden, unschuldigen Tochter?“, raunte er dem Mann zu, der davon nichts hören wollte.

„Ruhe! Redet nicht so darüber. Sir Guy ist gut zu ihr...“, zischte er und das Lachen des Sheriffs hallte durch den großen Raum.

„Oh ja, da bin ich mir sicher. Ihr hättet sie schreien hören müssen, wenn er sie die ganze Nacht gevögelt hat... Da wäre selbst mir beinahe das Blut in den Adern gefroren.“, provozierte er seinen etwas jüngeren Kontrahenten.

Henry schnellte vor und schlug mit seinem Schwert zu.

Der Sheriff blockte mit seiner eigenen Klinge, war allerdings nicht stark genug, um den Druck des wütenden Schlags standzuhalten, wodurch ihm sein Schwert aus der Hand gerissen wurde und quer durch den Raum geschleudert wurde, um dann klirrend in einer Ecke zu landen.

Die freie Hand Henrys griff die Tunika des Sherrifs und zog ihn zu sich, die Schneide des mit blutbesudelten Schwerts an dessen Kehlkopf gepresst.

„Seid still! Ihr seid ein Lügner, Vaisey!“, brüllte er ihn an und wollte es beenden, doch dem Sheriff fiel noch etwas ein, womit er sein Leben um einige Minuten verlängern konnte.

„Nein... Fragt sie doch... Geht sofort zu ihr, Henry. Eure Tochter ist eine Hure.“, säuselte er den anderen Mann zu, der ihn verwirrt, aber sogleich wieder zornig anstarrte.

„Meine Tochter ist in Hereford. Sicher vor Euch.“, murrte er, doch das Lachen des Älteren ließ ihn verdutzt stutzen.

„Ein kleiner Hinweis... Nein... Denn sonst könnte ich sie nicht an der Tür stehen sehen.“, verriet er ihm und Henrys Blick wanderte die Treppen hinauf zu Eingangstür.

Und tatsächlich.

Alyssa stand wie versteinert neben Guy und sah ihn aus verängstigt aufgerissenen Augen an.

„Alyssa...“, murmelte ihr Vater verwundert darüber, dass sie hier war und in den Sachen von Humphrey steckte, die ihr etwas zu groß waren.

Der Sheriff sah sofort seine Chance in der Unachtsamkeit seines Gegners und zückte seinen Dolch, den er im Gürtel stecken gehabt hatte, und rammte ihn tief zwischen die Rippen des Lords.

Alyssas panischer Aufschrei war alles, was man vernahm, als Lord Henry zu Boden ging.

Bevor Guy sie zurückhalten konnte, rannte sie die Stufen hinab und stürzte sich auf den Sheriff, der überrascht die Augen aufriss.

„Halt!“, ertönte mit einem Mal Isabellas Stimme, die aus dem hinteren Teil des Raumes aufgetaucht war und nun Guy festhielt, ein Jagdmesser an seinem Hals haltend.

Alyssa blieb sofort stehen und der Sheriff griff nach ihrem Arm, um ihn ihr hinter den Rücken zu drehen.

Guy machte Anstalten sich von seiner hinterlistigen Schwester loszureißen, wurde allerdings vom Sheriff ermahnt.

„Tz, tz, tz... Gisborne. Versucht es gar nicht erst. Sonst könnte das schlimm enden für eure schnuckelige Frau.“, drohte er und fuchtelte mit seinem Dolch in der Luft rum.

Kurz herrschte Schweigen, doch dann erhob der Sheriff wieder das Wort.

„Seht es so, Gisborne. Ihr könnt ihr beim Sterben zu sehen... Schaut genau hin, wie das Blut ihr Dekolleté hinunterrinnt.“, erfreute er sich an der Misere und bekam von Guy nur einen erzürnten Blick.

Er würde ihn umbringen, würde er ihn in die Finger bekommen.

Doch das tat er nicht!

Henry bewegte sich vor ihnen

„Vater! Vater, es tut mir so leid!“, rief Alyssa ihrem Vater zu, der stöhnend vor Schmerz auf dem Boden lag.

„Alyssa...“, brachte er keuchend hervor.

„Vater!“, schrie sie, doch der Sheriff zog ihr am Haar, damit sie endlich ihren Mund hielt.

„Lasst sie gehen! Sie gehört nicht zu diesem Spiel, das ihr spielt.“, bat Guy ihn, wobei es eher wie eine Forderung klang.

Seine Stimme war heiser und so dunkel, dass sie furchteinflössend klang.

Kopfschüttelnd zog der ältere Mann Alyssa an sich und zwang sie ihm ins Gesicht zu sehen.

„Ihr habt mich und Prince John Treue geschworen und diesen Schwur einfach so gebrochen. Sie ist Eure Ehefrau, Gisborne. Also... Wie heißt es so schön... Mitgehangen, mitgefangen!“, äußerte er seinen Standpunkt zu alledem und lachte teuflisch, sodass es einem durch Mark und Bein ging.

„Isabella! Hör auf damit! Ich bin dein Bruder!“, versuchte Guy seine kleine Schwester umzudrehen, die ihn allerdings nur ins Haar griff und ihn, dass Messer in seinen Hals drückend, auf die Knie zwang.

„Mon frère? Il est mort le jour il m’a vendu.“, erklärte sie ihm, dass er für sie gestorben war, als er sie an Squire Thornton verkauft hatte.

„Oh, Gisborne. Nicht mal Eure kleine Schwester hält mehr zu Euch. Aber tröstet Euch, damit, dass Ihr mit Eurer neuen Familie zur Hölle fahrt. Vater, Tochter und Schwiegersohn. Ist das nicht eine schöne Familienzusammenkunft.“, trällerte er und machte sie über ihre Situation lustig.

Verzweifelt begann Alyssa zu weinen, doch urplötzlich schoss ein Pfeil durch die Luft und trennte die Hand des Sheriffs von seinem Dolch.

Sie erblickten Robin, der oben auf dem Geländer stand, den Bogen in der Hand.

„Ihr habt den Onkel vergessen!“, erklang Sir Bradens Stimme und der alte Ritter stürmte, das Schwert gezogen, die Treppe hinunter, um seiner Nichte zur Hilfe zu eilen.

„Und die Outlaws!“, kam es von Robin und seinen Leuten, die ebenfalls den Raum enterten, allerdings von Männern des Sheriffs verfolgt wurden.

Guy nutzte die Phase der Verwirrung und riss sich von Isabella los.

Während Sir Braden sich dem Sheriff in den Weg stellte, war er damit konfrontiert seiner Schwester mit dem Schwert gegenüberzutreten.

Sie sah ihn aus verängstigten Augen an.

„Guy... Bitte. Ich bin deine Schwester.“, bettelte sie ihn an, sie zu verschonen.

Guy verzog die Lippen zu einem skeptischen Schmunzeln.

„Meine Schwester? Die ist für mich gestorben, als sie anfing sich mit dem Sheriff gegen mich zu verbünden.“, brüllte er sie an und schlug zu.

Sie konnte seinem Angriff, der sie sicher in nahezu zwei Hälften geteilt hätte ausweichen.

Er jagte sie durch die Halle.

Direkt in Alyssas Klinge, die sie aufgehoben hatte.

Mit entsetztaufgerissenen blauen Augen, die seinem so ähnlich waren, sah sie ihn an, während Blut über ihr Kleid strömte.

Alyssa hatte sie genau zwischen den Brüsten aufgespießt.

„Und ich habe gedacht, dass ich dir vertrauen könnte, Isabella!“, wisperte sie der anderen Frau zu und zog das Schwert zurück

Guy fing Isabella auf, bevor sie auf dem Boden aufprallen konnte.

Doch sie war bereits tot.

Schluckend schloss er ihre Augen.

„Wenn es doch nur anders gewesen wäre...“, bedauerte er, was zwischen ihm und seiner kleinen Schwester vorgefallen war.

Mitfühlend legte Alyssa eine Hand auf seinen Arm.

Sie wusste, dass er sie trotz allem geliebt hatte.

Sie war immerhin seine Familie gewesen, bevor sie sich kennen gelernt hatten.

„Alyssa, Guy!“, wurden sie von Robin gerufen, der hektisch auf sie zukam.

Er zeigte auf Lord Henry, dessen Kopf von seinem Schwager gestützt wurde.

So schnell sie konnte, rannte sie zu ihrem Vater und warf sich neben ihn auf die Knie.

Guy kam hinzu und wandte sich an Tuck, der die Wunde inspizierte.

„Wird er es schaffen?“, wollte er wissen, doch die Augen des Mönchs zeigten ihnen, dass jede Hilfe zu spät kam.

Schluchzend nahm sie die Hand ihres Vaters und drückte sie.

Er erwiderte den Druck schwach.

„Alyssa... Liebes... Da bist du ja.“, freute er sich über ihren Anblick.

Sie drückte die aufkommenden Tränen weg und lächelte.

„Ja, ich bleibe bei dir, Vater. Bis es zu Ende ist...“, versprach sie ihm, was auch ihm ein Lächeln entlockte.

„Ich bin so stolz auf dich, mein kleines Mädchen. Du warst so lange allein und hast doch den Weg zu uns zurückgefunden.“, lobte er sie und hustete angestrengt.

Sie streichelte beruhigend durch sein dunkelbraunes Haar.

„Ich war nicht allein, Vater.“, entgegnete sie und blickte zuerst auf Guy und dann auf die Outlaws, die bedrückt um sie herumstanden.

„Ja, das stimmt...“, gab Lord Henry seiner Tochter Recht.

„Wie gerne hätte ich noch erlebt, wie du mir Enkel schenkst, Alyssa. Einen Erben Herefords.“, presste er gequälter hervor und Blut quoll aus seinem Mund.

Sie begann zu weinen.

„Oh, Vater... Das werde ich. Hier...“, hauchte sie und drückte seine Hand gegen ihren Bauch.

Sie hatte bereits seit zwei Monaten schon nicht mehr geblutet und ihr Bauch begann zu schwellen.

Henrys Augen weiteten sich, als er die Wölbung spürte.

„Oh, Guy... Ihr werdet Vater. Ich hoffe, Ihr werdet ein genauso stolzer wie ich es bin.“, wandte er sich an seinen Schwiegersohn und griff nach dessen Hand, um diese auf den Bauch seiner Tochter zu drücken.

Guys blaue Augen sahen sie überrascht an.

Sie war schwanger und hatte ihm nichts davon erzählt?

Sie nickte nur lächelnd, während ihr weiterhin Tränen die Wangen hinunterliefen.

Dann bemerkten sie, wie Henrys Hand erschlaffte und in den Schoß Alyssas rutschte.

Schnell war sie wieder bei ihm.

„Vater, Vater! Nein, bitte nicht. Vater! Geh nicht!“, flehte sie ihn an, doch es war zu spät.

Bitterlich schluchzend beugte sie sich vor und küsste seine Stirn zum Abschied, dann legte sie ihren Kopf auf seine Brust und verkrallte ihre Finger in seinem Hemd.

Selbst Guy konnte ihr mit seinen Umarmungen und seiner Wärme keinen Trost spenden.
 

Die Heimreise war hart.

Für alle.

Sie hatten einen Lord verloren.

Einen Anführer.

Einen Vater.

Und einen Freund.

Es lag an Sir Braden seiner Schwester von dem Tod ihres Gatten zu berichten.

Die Lady brach zusammen als sie den Leichnam ihres Mannes, den man in einen mit Lilien geschmückten Pferdewagen nach Hereford transportiert hatte, erblickte.

Sie wollte das man den Sheriff of Nottingham, den ihr Bruder gefangen genommen hatte, auf der Stelle hinrichtete.

Er sollte brennen, damit er das Leid nachempfinden konnte, dass sie verspürte, doch Alyssa konnte sie von dieser Idee abbringen.

Der Sheriff würde seine gerechte Strafe erhalten, wenn King Richard wieder in England war.

Solange würde er in der hintersten, tiefsten Zelle Londons schmoren, wo man ihm am nächsten Tag hinbringen würde.

Die Beerdigung des Lords war sehr festlich und selbst eines Königs würdig.

Lady Matilda gab sich vor dem Volk, das ebenfalls anwesend war, nicht weniger offen, als sie es vor ihrer Tochter getan hatte.

Viele Tränen flossen an diesem Tag und dunkle Wolken verdunkelten den Weg, den sie zum Grab voranschritten.

Das Volk trauerte mich seinen Herren und nicht mal die Zeremonie, die eine Woche später Guy zum neuen Lord und Alyssa zur Lady of Hereford machten, konnte das alles vergessen machen.

Und das wollten sie auch gar nicht.

Alyssa sprach zu ihrer Mutter an diesem Tag und berichtete ihr von der Schwangerschaft.

Und obwohl Lady Matilda in der Trauer um Henry war, umarmte sie ihre Tochter, küsste ihre Wange und lächelte sie freudig an.

„Ich freue mich so für Euch, Guy.“, wandte sie sich an ihren Schwiegersohn und drückte dessen Hand, die sie ergriffen hatte, nachdem sie Alyssa aus der Umarmung entlassen hatte.

„Er weiß es auch, Mutter. Ich sagte es ihm, bevor er...“, erzählte Alyssa und wagte es nicht den Namen ihres Vaters in den Mund zu nehmen, denn selbst diese Erwähnung ließ ihrer Mutter wieder Tränen in die Augen schießen.

Doch sie wischte sie tapfer weg und lächelte bloß weiterhin.

Die Beiden konnten nichts für ihren Verlust und sie wollte froh sein, dass wenigstens ihnen und dem Ungeborenen nichts geschehen war.

The Miracle you granted Me to Witness

Einem Monat später verließen Robin und die Outlaws Hereford, um nach Nottinghamshire zurückzukehren.

Doch sie waren keine Outlaws mehr, denn sie wurden belohnt für ihre Hilfe und ihrem Mut im Kampf gegen den, nun mehr ehemaligen, Sheriff.

Locksley ging wieder zurück an Robin und Guy ernannte ihn zum neuen Sheriff of Nottingham, während alle anderen in den Stand der Lords erhoben wurden und ihre eigenen Anwesen und Länder bekamen.

Cate wurde zu einer Lady und der Mönch Tuck wurde Abt von Kirkly, was ihn sehr freute.

Auch King Richard hatte sich erkenntlich gezeigt, als er nach London zurückkehrte um den Sheriff zu bestrafen.

Er hatte sie alle zu einem großen Fest eingeladen und sie öffentlich für die Rettung Englands geehrt.

Der nun gekommene Abschied von ihren neuen und guten Freunden fiel Alyssa sehr schwer.

Sie hätte gerne noch mehr Abenteuer mit ihnen bestritten, doch diese Zeit war leider bereits vorbei.

Sie hatte jetzt für eine Familie zu sorgen.

„Pass mir gut auf Guy auf.“, forderte Robin sie auf und umarmte sie.

Das amüsierte sie, denn sie konnte sich noch an die Zeit erinnern in der Robin und Guy sich am liebsten an die Gurgel gegangen wären.

Und nun waren sie so gute Freunde, beinahe schon wie Brüder.

„Natürlich. Du kannst dich voll und ganz auf mich verlassen.“, versicherte sie ihm und er berührte sanft ihren Bauch.

„Schreibt mir, sobald das Kind da ist, dann werde ich euch besuchen kommen.“, fügte er hinzu und wandte sich dann an den neuen Lord.

„Und wehe sie beschwert sich über dich.“, scherzte er, was sein Gegenüber laut auflachen ließ.

„Soweit wird es hoffentlich nicht kommen.“, erwiderte er und sie reichten sich die Hände, um sich dann freundschaftlich zu umarmen.

Auch die anderen wurden verabschiedet und Lady Matilda und Sir Braden wünschten ihnen ebenfalls eine gute Heimreise.
 

„Geht es dir gut, Alyssa? Du wirkst in letzter Zeit so nachdenklich.“, kam es von Guy, der gerade vom morgendlichen Training zurückkam und sich umkleidete.

Sie stand am Fenster, dass zum Wald hinauszeigte und blickte hinaus.

Es sah alles so friedlich und idyllisch aus.

Die Blätter färbten sich bereits wieder in herbstliche Farben und über einer Lichtung kreiste ein Falke auf der Suche nach geeigneter Beute.

Bald würde es soweit sein.

Sie strich sich über ihren stark angeschwollen Bauch.

Es waren nur noch wenige Tage hatte der Leibarzt gesagt und sie konnte die Tritte des Kindes umso stärker spüren je weniger Zeit ihr bis zur Niederkunft blieb.

„Strampelt er wieder?“, erkundigte ihr Mann sich und umfasste sie von hinten, um sich an sie zu schmiegen.

„Du wünscht dir wohl einen Sohn, Liebster. So oft wie du von ihm sprichst.“, murmelte sie, wobei sie das vorletzte Wort besonders betonte, und ihren Kopf in den Nacken legte, um ihm in seine wunderschönen Augen sehen zu können.

Ein Schmunzeln bildete sich auf Guys Lippen.

„Du sagtest doch selbst, dass es sich anfühlt als würde er in dir kämpfen. Es muss ein Junge sein.“, erinnerte er sie an ihre eigene Aussage.

Sie hob die Hand, um über seine Wange und sein Kinn zu streicheln, und sein Gesicht drängte sich in ihre Halsbeuge.

Sie konnte seinen warmen Atem spüren.

Dann legte sie seine Hände auf ihren Leib und seine Augen weiteten sich, wie jedes Mal, wenn er spürte wie das Kind sich in ihr bewegte.

„Es ist so ein süßes Wunder, dass du da austrägst. Das du mich bezeugen lässt... Und du machst mich so glücklich, Liebste. Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll...“, wisperte er ihr zu und küsste ihre Stirn und dann ihren Hals.

Sie genoss diese Liebkosung und drückte sich noch näher an ihn, wobei sie gegen sein Becken rieb, was ihn erregt an ihre Brust greifen ließ.

Die Schwangerschaft hatte bewirkt, dass sie nur noch mehr zusammengewachsen waren.

Aber vor allem hatte sie bewirkt, dass er sie noch mehr und öfter begehrte.

Es verging kaum ein Augenblick in dem er nicht an ihrer Seite sein wollte.

„Je t’aime, Alyssa.“, knurrte er, als sie sich zu ihm umdrehte und über seine nackte Brust strich.

Ihre Finger stimulierten ihn und verpassten ihm eine Gänsehaut, die ihn erzittern ließ.

„Je t’aime aussi.“, antwortete sie ihm und schon lagen seine Lippen leidenschaftlich auf ihren und ihre Arme schlangen sich um seinen Hals.

Er hob sie behutsam hoch und brachte sie dorthin, wo er sie haben wollte.

„Ob er wohl sieht, wie glücklich ich mit dir bin, Guy? Ich hoffe, es freut ihn.“, wunderte sie sich, als sie ihr Gesicht an seines schmiegte und mit ihrer Hand durch sein Haar strich.

Natürlich wusste er sofort wem sie damit meinte.

Es war jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr her, seit Henrys Tod, und keiner von ihnen konnte ihn vergessen.

Selbst er, der ihn nicht mal richtig gekannt hatte.

„Ich bin mir sicher, dass er ständig bei dir und deiner Mutter ist und euch beschützt. Egal, wo er jetzt ist... Ihr denkt an ihn und das ist, was zählt.“, raunte er seiner Frau zu und küsste ihr pechschwarzes Haar.

Sie musste unwillkürlich Lächeln bei dem Gedanken, dass ihr Vater zu einem Schutzengel geworden sein könnte.

Das würde ihm sicherlich gefallen.

„Ich wünschte mir nur, er könnte seinen Enkel in den Arm nehmen. Mit ihm spielen und ihn aufwachsen sehen. Er wäre sicherlich ein guter Großvater gewesen.“, meinte sie und richtete sich dann etwas auf, um Guy anzusehen.

Er blickte ihr direkt in diese wundervollen, klaren, großen Augen in die er sich vom ersten Augenblick an verliebt hatte.

„Das wäre er sicherlich.“, gab er ihr Recht und zog sie wieder an sich, um sie liebevoll zu küssen.

„Und du wirst ein guter Vater.“, offenbarte sie ihm, wofür er sie wieder küsste und wieder.

Sie gab sich ihm hin und fühlte, dass diese Einheit zwischen ihnen nie zerbrechen würde.

Sie würde nur noch stärker werden und mit ihrem Alter wachsen.
 

„Ganz ruhig, Alyssa. Du musst atmen...“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter neben sich, doch der Schmerz der Wehen war zu groß, um sich darauf zu konzentrieren.

Es fühlte sich beinahe so an, als ob die Geburt sie zerreißen würde.

Am Bettende stand die Hebamme, die bereits seit dem frühen Morgen bei ihr war und ihr zu Seite stand.

Jetzt legte sich bereits die Abenddämmerung über das Land und sie hatte immer noch nicht entbunden.

„Es kommt bald.“, versicherte die Geburtshilfe der werdenden Mutter und Lady Matilda und verlangte von Alyssa zu pressen.

Guy, der vor dem Zimmer auf und ab ging, hatte nicht bei ihr bleiben dürfen, obwohl er ihr so gerne hätte beistehen wollen.

Es war nicht gestattet, dass der Mann während der Niederkunft bei seiner Frau war.

Nicht, weil es sie aufregen könnte, sondern eher ihn.

Und Guy war mehr als aufgeregt.

Einmal hatte er sich sogar beinahe übergeben und musste an die frische Luft.

Er konnte sich nur ausmalen, was Alyssa gerade durchstehen musste und er liebte sie umso mehr, weil er wusste, dass sie es für ihn tat.

„Setzt Euch hin, my Lord. Je mehr Ihr herumlauft, desto ungeduldiger werdet ihr auch.“, versuchte der Onkel seiner Frau ihn zu beruhigen, doch für den jungen Mann war es das erste Mal, dass er eine Entbindung miterlebte.

„Ich würde so gerne zu ihr. Sie braucht mich, Sir Braden.“, brabbelte er nervös und stützte sich an der Wand ab.

Der ältere Ritter klopfte seinem Lord auf die Schulter.

„Sie schafft das schon. Sie ist eine Hereford und stark genug, um das alleine hinzubekommen.“, beschwichtigte er den jüngeren Mann.
 

Die Schreie in dem Zimmer wurden unterdessen lauter und lauter, bis schließlich Alyssas Stimme nicht mehr zu hören war, sondern die eines verängstigten kleinen Wesens.

Die Türe wurde eine halbe Stunde später geöffnet und die Hebamme trat hinaus.

„My Lord... Es ist ein gesunder und munterer Junge.“, überbrachte sie ihm die Botschaft und der frischgebackene Vater strahlte vor Freude.

Noch etwas fassungslos und verwirrt von dem Glück, dass ihm überkam, wirkte er ratlos, was er als nächstes tun sollte.

„D... Darf ich zu ihnen?“, wollte er wissen und die Hebamme nickte belustigt lächeln.

Er war immerhin nicht der erste Vater, dem sie gegenüberstand.

„Wenn Ihr es wünscht, my Lord.“, erwiderte sie bloß, doch er war bereits in den Raum gestürzt und blieb fasziniert vor dem Bett stehen.

Alyssa lag erschöpft in ein großes Kissen gesunken und war schöner denn je, trotz des zerzausten Haars und der Erschöpfung, die ihr ebenmäßiges Gesicht überzog.

An ihrer Brust lag ein kleines Bündel.

Sie hob den Blick, als sie ihn bemerkte und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.

„Keine Angst... Er beißt noch nicht.“, nahm sie ihm die Scheu und er kam näher.

Sie reichte ihm das Laken in den der Junge eingewickelt lag und ihn aus neugierigen blauen Augen anstarrte.

Tränen bildeten sich in Guys Augen und er versuchte diese Gefühlsrührung mit einem zaghaften Lachen zu verscheuchen.

„Gott, er ist wunderschön, Alyssa.“, brachte er hervor und setzte sich zu ihr aufs Bett, um sich vorzubeugen und sie verliebt zu küssen.

„Sie war sehr tapfer, Guy.“, erzählte Lady Matilda, die neben ihrer Tochter saß, und wirkte schon jetzt wie eine stolze Großmutter.

Ein Grinsen bildete sich auf den Lippen des jungen Lords.

„Ich hatte nichts anderes von ihr erwartet.“, erwiderte er und konnte immer noch nicht fassen, dass er wirklich seinen Sohn in den Armen hielt.

Seinen Erben.

Sir Braden wurde ebenfalls ins Zimmer geholt und beglückwünschte die Beiden zu ihrem Elternglück.

„Wie werdet ihr ihn nennen, habt ihr euch schon einen Namen ausgedacht?“, erkundigte sich der ergraute Ritter und Alyssa warf Guy einen Blick zu, den er mit einem Nicken erwiderte.

Natürlich hatten sie schon einen Namen.

Kein anderer kam für sie in Frage.

Der Blick der jungen Mutter richtete sich an ihre eigene.

„Wir würden ihn gerne Henry nennen, wenn du nichts dagegen hast.“, verriet sie ihr die Überlegung.

In Matildas Augen zeigte sich Überraschung und auch etwas Trauer.

Sie hielt sich die Hand vor den Mund und brach wieder in Tränen aus, um dann nach der Hand ihrer Tochter und der ihres Schwiegersohns zu greifen.

„Ein sehr schöner Name und ich bin mir sicher, dass er ihm alle Ehre machen wird.“, schluchzte sie und Alyssa schloss sie in ihre Arme.

Es gab gar keine Zweifel daran, dass ihr Sohn mindestens ein so guter Mann werden würde, wie es ihr Vater gewesen war.
 

So kam es, dass der Junge Henry getauft wurde.

Robin und ihre anderen Freunde kamen extra nach Hereford, um sie zu beglückwünschen und sich das Kind anzusehen.

Bei dieser Gelegenheit ernannten sie den blonden Lord of Huntington zum Patenonkel ihres Erstgeborenen.

Der ehemalige Outlawanführer fühlte sich wirklich geehrt und Henry hatte ihn mit seinem süßen Charme auch sofort um den Finger gewickelt.

„Ich bewundere dich dafür, dass du das so gut hinbekommst.“, lobte Guy sie, als sie Abends zusammensaßen.

Sie hatte den Jungen an der Brust und sang ihm ihr Wiegenlied und wirkte dabei so entspannt und vollkommen sicher, wohingegen er immer noch nicht wusste, wie er das zerbrechliche Geschöpf mit seinen großen, groben Händen richtig halten sollte, ohne es zu verletzen.

Schnell war er eingeschlafen und schlummerte friedlich weiter, als sie ihn behutsam in sein Bettchen legte.

„Wir bekommen das gut hin, Liebster.“, korrigierte sie ihn und setzte sich zu ihm.

„Und wir werden noch mehr Kinder bekommen.“, prophezeite sie ihn, was ihm ein breites Schmunzeln auf die Lippen zauberte.

Seine Hand ergriff sofort die ihre und ihre Blicke sagten mehr, als die Worte, die sie einander hätten sagen können.

Langsam näherten sie sich einander.

Seine markante Nase rieb an ihrer und ihre freie Hand wanderte an seinen Hals, den Übergang zu seinem Kiefer, und sie hielt ihn in dieser Position, um ihn neckisch zu küssen und sie küssten sich wieder.

Verlangender und voll Vorfreude.

Alyssas Herz machte wie jedes Mal einen Sprung und sie vermochte nicht auszudrücken, was sie fühlte, wenn er sie so liebte.

Und auch Guy verstand, dass es nichts mehr geben konnte, dass sich zwischen sie stellen konnte.

Nichts, dass sie voneinander trennen würde.

„Tu es mon tout un chacun...“, flüsterte er schwärmerisch in ihr Ohr und sie kicherte.

„Et tu es mon monde, Guy.“, gestand sie ihm und sie ließen sich auf das große Bett sinken.

A Gift to Them

„Ist es noch ein weiter Weg, Vater?“, wollte Henry ungeduldig von Guy wissen und drehte sein Pony in die Richtung des Lords.

„Gedulde dich, Henry. Wir sind bald da.“, zügelte er die Ungeduld seines Sohnes und lächelte ihm zu.

Sie waren auf dem Weg nach Nottingham, um Robin einem Besuch abzustatten.

„Das hast du schon vor zwei Tagen gesagt.“, beschwerte der Junge sich bei ihm und trabte über den weichen Waldweg.

„Das hat er sicher von dir, Alyssa.“, warf Guy seiner Frau zu, die neben ihm auf ihrer kleinen Goldstute ritt, wofür er einen vorwurfsvollen Blick erntete.

Als ob er in manchen Angelegenheiten nicht genauso wäre.

Henry war jetzt bereits fünf und es war das zweite Mal, dass sie ihn mit auf eine Reise nach Nottinghamshire nahmen.

Er liebte es, genauso wie Alyssa auszureiten und hatte nur Unsinn im Kopf.

Typisch Junge eben.

Aus dem Pferdewagen, in dem Lady Matilda mitreiste, hörte man Gejammer.

„Mutter, warum darf Henry eigentlich reiten und ich nicht?!“, ertönte die hohe Stimme eines Mädchens und die vierjährige Ghislaine, die nach Guys Mutter benannt wurde, streckte ihren Kopf heraus.

Ihre schwarzen Locken waren durcheinander und sie trug ein schelmisches Grinsen auf den Lippen.

Mit einem Seufzen trieb Guy seinen schwarzen Hengst neben die Fenster des Wagens und reichte dem Kind seine Hand, damit sie sich hinter ihm auf die Kruppe des Pferdes ziehen konnte.

„Du bist ein Mädchen, Ghislaine! Ich bin ein Junge, deshalb hab ich mein eigenes Pony.“, warf ihr älterer Bruder ein und sie streckte ihm die Zunge raus.

„Mutter hat auch ein Pferd.“, konterte sie und Guy verdrehte die Augen.

Diese beiden Streithähne!

Matilda schmunzelte über das Schauspiel.

Die Beiden erinnerten sie an Alyssa, wie sie mit ihren Brüder gestritten hatte.

„Du bekommst nächstes Jahr dein eigenes Pony, versprochen.“, versicherte ihr Vater der jungen Lady, was sie wenigstens etwas milder stimmte.

Alyssa und ihre Mutter konnten über so viel Ungestüm nur lachen.

„Sie ist genau wie du, Kind. Sie will sich einfach nicht wirklich wie eine Lady gebären.“, witzelte Lady Matilda und ihre Tochter schenkte ihr ein liebevolles Lächeln.

„Das sind wohl die Gene ihres Großvaters.“, bedachte sie und beugte sich vor, um Ghislaine einen Kuss auf die Wange zu drücken.

„Da magst du Recht haben.“, mischte sich Sir Braden ein, der sie ebenfalls auf seinem Fuchs begleitete, und beobachtete ihren Enkelsohn, wie er sein Pony in einen flotten Galopp trieb und um den Wagen herum und dann an ihnen vorbeirauschte.

Guy seufzte erneut.

„Dieser Junge... Henry, reite gefälligst nicht so weit vor.“, mahnte er seinen Sohn und eilte ihm auf den großen Schwarzen nach, was seine Tochter begeistert aufquietschen und den Hengst unruhig buckeln ließ.

„In Wahrheit hat er seinen Spaß an dem Unfug, den die Kinder sich einfallen lassen.“, offenbarte Alyssa ihrer Mutter und streichelte, ihren Mann und ihre Kinder betrachtend, über ihren Bauch.
 

Robin hatte mittlerweile selbst geheiratet.

Allerdings nicht Cate, sondern eine Schönheit aus Locksley, mit der Alyssa sich blendend verstand.

Die junge Frau war kurz vor der Niederkunft und warf ihrem Ehemann immer wieder verliebte Blicke zu, die er erwiderte.

Alyssa sah in ihnen das, was sie und Guy ebenfalls hatten.

Natürlich fiel Robin sofort auf, dass sie erneut ein Kind erwartete.

„Guy scheint sich ja wirklich nicht beherrschen zu können.“, stellte er fest und umarmte sie zur Begrüßung.

Der andere Lord errötete wegen Robins Feststellung und als seine Frau das bemerkte, ging sie auf die Zehenspitzen, um ihm einen sanften Kuss auf die Wange zu hauchen.

„Sie ist einfach zu reizend, als das ich das je könnte.“, klärte er seinem Freund auf, der sich durch das dunkelblonde Haar strich.

Henry freute sich sehr seinen Patenonkel wiederzusehen und sprang ihm förmlich um den Hals, was alle belustigte.

Während sie sich mit den anderen ehemaligen Outlaws unterhielten von denen viele ebenfalls geheiratet hatten, blickten Guy und Alyssa immer mal wieder zu Robin und den Kindern rüber.

Er brachte ihnen gerade einige praktische Techniken mit dem Bogen bei und Henry regte sich ziemlich darüber auf, dass seine Schwester anscheinend etwas mehr Talent beim Bogenschießen aufwies als er.

Dafür tröstete sein Patenonkel ihn damit, dass er ein hervorragender Schwertkämpfer und Reiter war, was wiederum Ghislaine eifersüchtig machte.

Lächelnd sah sie zu ihrem Mann auf und zog ihn an sich, um ihn zu küssen.

Er lächelte in den Kuss hinein, was sie spürte.

Und ihr wurde wieder einmal bewusst, dass zwar jeder von ihnen Menschen in ihrem Leben verloren hatten, die sie durch niemanden ersetzen konnten, doch auch neue hinzugewonnen hatten.

Und diese hatten es verdient genauso von ihnen geliebt zu werden.

Sie waren ein Geschenk.

Und das war es, was sie nicht vergessen würde.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  black-bat
2017-05-10T20:49:19+00:00 10.05.2017 22:49
Tolle Story
Von:  CreamCake
2013-04-01T22:11:14+00:00 02.04.2013 00:11
HEAY ;D

Oh Gott, ich mag den Namen Ghislane nicht xD
Aber ist wohl nur gerecht, der Junge wurde ja auch nach dem Vater von Alyssa benannt.^^

>>Allerdings nicht Cate, sondern eine Schönheit aus Locksley<< Ein Diss an Kate :D Da brauch ich eigentlich nicht nach treten, aber ich mach's trotzdem xD^^ Kate ist ja auch bah, mit den verfilzten Haaren. Klar achtet man da im Wald nicht so drauf, aber die sahen ja immer so aus, als würde die sich nie waschen o.O

Das Ende finde ich wirklich schön geschrieben :)
Ich glaube besser hätte man die Fanfiktion nicht enden lassen können.
Happy End <3
Von:  CreamCake
2013-04-01T21:57:25+00:00 01.04.2013 23:57
HEAY ;D

Da haben sie also ihr erstes Kind^^ Herzlichen Glückwunsch xD
Also irgendwie gehen mir die Wörter aus xD Die Kommentare werden immer kürzer :o
Na auf jedenfall war das ein tolles Kapitel! :D

Ich finde es gut, das sie ihrem Sohn den Namen ihres Vaters geben. Nur ein bisschen blöd für die Mutter, wenn die dann immer heulen muss^^ :/
Von:  CreamCake
2013-04-01T19:16:49+00:00 01.04.2013 21:16
HEAY ;D

Beginnen wir dieses Kommentar mit einen Diss an Kate :D
>> Cate darf auch mitkommen.<< Sie ist dumm und nervig, da stört es nicht wenn sie drauf geht :)

OMG, die Mutter schickt die einfach mal hinterher, scheiß drauf, ob die krepiert, ein Problem weniger oder was?! XD

Na toll, wegen Alyssa ist Henry tot <.<
Hat die ja echt toll hinbekommen <.< ..
Von:  CreamCake
2013-04-01T18:29:10+00:00 01.04.2013 20:29
HEAY ;D

Die Hochzeit und das Fest klingen echt toll :) Schade das es nicht so in der Serie war. Wäre bestimmt schön gewesen.

>>Ich hoffe, dass ich es irgendwann einmal unseren Kindern singen kann... “ - „Da bin ich mir sehr sicher...<< Aber da jetzt alles fast reibungslos von statten ging, kommt jetzt mega fettes DRAMA !
Gisborne ist Zeugungsunfähig! ò.Ó
Von:  CreamCake
2013-04-01T14:05:27+00:00 01.04.2013 16:05
HEAY ;D

Wie Guy darum kämpft Alyssa heiraten zu dürfen und dann stellt sich heraus, das das eigentlich total unnötig gewesen ist xD

>>dass ihr eine Kerze zum Fenster hinauffiel und unten irgendwo im Burghof aufschlug.<< Da traf sie irgendeinen armen Penner am Kopf, der mit Schädelbasisbruch zu Boden ging und nie wieder aufstand. Die Kerze die bei diesem Manöver ebenfalls zerbrach, lächelte ein letztes Mal, da sie ihre Mission erfolgreich ausgeführt hatte und verstarb dann. :D <- Auszug aus 'Der Kerze ihre Mission' xD

Viele Enkelkinder also. So, so^^ Wie viele denn, 11 oder lieber 17 ? :D
Von:  CreamCake
2013-03-15T20:06:32+00:00 15.03.2013 21:06
HEAY ;D

Oh man, da sind die schon extra leise davon geschlichen und der Sheriff findet trotzdem heraus wo sie sind <.< Hat der irgendwie ein magisches Fischglas oder was? :x

Sir Braden gefällt mir schon jetzt nicht xD Wie kann man nur so unfreundlich zu Robin und den Outlaws sein^^ Also das geht ja mal gar nicht :o xDD

Gut, das Alyssa beweisen konnte das sie die Tochter von Matilda ist :D
Jetzt müssen sie nur noch die Pläne des Sheriffs durchkreuzen :)
Von:  CreamCake
2013-03-14T22:38:30+00:00 14.03.2013 23:38
HEAY ;D

Als Robin in der Tür von Guys Zimmer steht, hätte Guy ihn wohl am liebsten die Treppe runter geschubst und sich wieder Alyssa zugewandt :D^^

Woah, Cate geht mir sowas von auf die nerven <.< Neben Marian einer der schlimmsten Charaktere in der gesamten Serie :o

Einen Kritikpunkt gibt es aber; Ich finde nicht das Guy der Typ Mann ist, der anfängt zu stottern wenn eine Frau ihm mal contra gibt. Marian hat der ja auch einfach auf den Boden geschubst als sie mit ihm gestritten hat. Ist halt ein knallharter Bursche der Gisi^^

>>Somit sind Robin und ich verwandt miteinander.<< Dann hat sie ja mit ihrem Cousin oder was auch immer rumgemacht o.ô Da wusste die das zwar wahrscheinlich nicht, aber trotzdem :s^^

HaHa, in der Taverne hätte ich auch mitgetanzt :D Ist bestimmt lustig mit den ganzen Outlaws :D

>>„Und stell dir vor... Es kann immer so gut sein... Solange wir leben.“<< Ieh, Kopfkino von ner Domina-Oma mit Alyssas Gesicht! >_<
Grausige Vorstellung ..
Von:  CreamCake
2013-03-12T21:03:38+00:00 12.03.2013 22:03
HEAY ;D

Am besten beginnt man ein Kommentar noch immer mit einer Hasstirade auf Cate :D
>>Fassungslos und vor Eifersucht beinahe überkochend wollte Cate sich beschweren<< Nervige Schachtel <_< Darf Robin jetzt noch nicht mal mehr nett sein ? Was hat die Grässliche denn für Komplexe ?! Vorallem, weil Alyssa ja auch immer wieder daran erinnert, wie sehr sie Gisborne liebt <.< ..

>>Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er hätte Gisborne am liebsten angeschrieen<< Keep Calm And Eat A Cupcake, Robin :3

>>„Hey, was macht ihr denn da? Was soll das werden?“<< Wir schlachten ein Schwein ;D

Also mal ernsthaft, wieso endet eigentlich fast jede Begegnung zwischen Robin und Guy damit, das sie sich verprügeln und über den dreckigen Boden rollen ? xD

>>„So wie bei Euch und dieser Blonden?<< Da hat er aber recht. Robin lebt ja selbst nicht wie ne Nonne, bzw. ein Mönch :D

Bin mal gespannt wie das dann bei den Hereford's wird :)
Von:  CreamCake
2013-02-01T15:27:31+00:00 01.02.2013 16:27
HEAY ;D

Eine Hinrichtung am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen ;D

>>Sie hatte Ähnlichkeiten mit Marian<< Da muss ich Robin widersprechen :s Im Gegensatz zu Marian weiß Alyssa nämlich was sie an Gisborne hat.^^ !

>>amüsierte er sich über das Schicksal des jungen Mannes.<< Scheint als würde der Sheriff abfärben :D

>>warfen mit faulen Obst auf das verurteilte Paar<< Hm joa, aber warum werfen die auch welche auf Alyssa ? Die war doch gar nicht asi zu denen, sondern Guy & außerdem sind Tomaten öde^^ *Stein aufheb und nach Guy werf* :D

>>Ein Hinweis... Nein!<< Zu geil !! *Team Vaisey Fahne hastig schwenk*

Robin hat es geschafft und sie gerettet :D *Team Vaisey Fahne verbrenn* *wie eine Irre mit Team Robin Fahne hantier*
Da hat Alyssa aufs richtige Pferd, oh ups ich meine, den richtigen Outlaw gesetzt :D Yahay !!

Aber, pff -.- Gisborne hat es nicht verdient gerettet zu werden. So undankbar wie er ist <.< Er soll den Berg runter rollen und sich an einem Stein den Kopf oder das Genick brechen ò.Ó Muahahaha !

>>Irgendwo im Dickicht heulte ein Uhu gespenstisch.<< Ach, Annabelle schaut auch mal vorbei :) Aber irgendwie kommt der Satz da total scheiße xD Alles so total rührend und traurig und dann kommt der Uhu :D Der zerstört einem jede Stimmung xD

Ehy, wenn Gisborne jetzt stirbt, dann ist der echt scheiße -.- Wozu hat Robin ihn dann gerettet ?
Ja, ich weiß das widerspricht meiner vorherigen Aussage xD Aber kennst du ja eh schon von mir :D

Ciaoi ;D


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