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Rot-Weiß-Rot im Alphabet

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Salute,
… nun wie soll ich anfangen,…
Als erstes ich freue mich sehr endlich diesen kurzen OS posten zu können. Zum einen weil diese Grundidee, eine der ältesten ist welche ich gehabt habe (ja, er hat ein wenig Bezug auf den Nachnamen von Roderich… - -) und zum anderen weil sie sich ein wenig von den anderen abhebt. Habe ich bei den anderen immer präzise Ausschnitte der Geschichte gewählt so hat diese mehr den Bezug auf die Umstände, die zu dieser Zeit geherrscht haben. Doch dazu mehr im geschichtlichen Kontext. Da ich noch immer keinen Korrekturleser habe, würde ich euch bitten mir zu schreiben, wenn ihr Fehler findet, damit ich es dann nachträglich korrigieren kann. Über Kommis und Feedbacks freue ich mich immer sehr.
Nun den viel Spaß…
Lg, Sternenschwester Komplett anzeigen

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E-Edelstein

Stift Melk - irgendwann zwischen 994-1018 unter der Herrschaft Heinrich I
 

Die Mönche waren schon seit einer geraumen Zeit vom Gebet wieder zur Arbeit übergegangen, da betrat der Abt still und leise das Gotteshaus. Er hatte schon das ganze Kloster abgesucht, hatte auch einen Knecht in die Residenz des Markgrafen geschickt, doch der Junge blieb bis jetzt unauffindbar. Nicht, dass dieser Bengel in dieser Stunde seinen Unterricht verpasst hätte, aber er hätte sich schon längst beim Abt melden sollen. Mit wachsamen Augen suchte er die Bettstühle nach einem braunen Haarschopf ab.

Im Kirchenschiff war er nicht zu entdecken, so trat der ältere Mönch weiter in das Gotteshaus ein. Erst in der linken Kapellennische entdeckte er den Knaben. Er kniete dort vor der Statue der heiligen Maria und war völlig ins Gebet vertieft. Vorsichtig näherte sich der alte Geistliche dem Jungen. Doch kaum war er zwei Meter von ihm entfernt, öffneten sich abrupt die Augen und der Kleine warf ihm einen erschrockenen Blick zu. Der junge Körper spannte sich für einen Augenblick an und in diesem kurzen Moment sah es so aus, als würde der Braunhaarige plötzlich aufspringen, doch als er den alten Mann erkannte, entspannte sich seine Körperhaltung augenblicklich.

Der alte Mönch seufzte. Es war einfach noch zu viel von diesem scheuen und der Welt gegenüber misstrauischen Wesen in ihm, sodass er sogar im Gebet keinen inneren Frieden finden konnte. Doch was sollte er sich denn anderes erwarten, wenn er bedachte, dass dieses Kind die Personifikation von diesem Nirgendwo im Irgendwo war. Die Repräsentation eines kleinen Landstriches, welcher sich am Ende der christianisierten Welt befand, wo an ihren Grenzen die Magyaren gute Nacht sagten...

Der Abt beugte sich zu dem Kind hinunter.

"Und du betest auch immer brav für das Seelenheil deines Herren?"

Eifrig nickte der Kleine.

"Und auch für Bruder Theodor und Schwester Katharina.", sagte er noch zusätzlich, voller Stolz.

Der Knabe stand ein wenig ungelenk auf. Die Füße waren durch das lange Beten eingeschlafen und seine Knie schmerzten. Doch das war es nicht, was dem Älteren auffiel. Seiner Menschenkenntnis zu urteilen bedrückte den Jungen irgendetwas.

"Was hast du denn, mein Sohn?", fragte er mit väterlichem Ton.

Das Kind wich seinem forschenden Blick aus und konzentrierte sich auf eine Bodenplatte vor ihm.

"Vater, darf ich Sie was fragen?" Nervös zupfte der kleine Braunhaarige an seiner Tunika. Der ältere Mann nickte fragend.

"Werde ich auch einmal so groß und stark wie Bruder Theo?"

Der Abt stutzte, überrascht, dass dieser kleine Wurm sich solche Fragen über die Zukunft stellte. Er hatte nicht viel Ahnung über die Erziehung von Kindern und noch weniger über deren Ängste und Sorgen, außerdem war dieser Knirps vor ihm ja kein gewöhnliches Kind. Der ältere Mann dachte nach, wie er auf eine solche Frage antworteten könnte. Als er dann eine kurze Eingebung erhielt, fasste er den Jungen bei der Schulter und führte ihn aus der Kirche.

"Um dir eine Antwort zu geben muss ich dir was zeigen.", sagte er ihm noch sanft.

Sie durchquerten die Abtei und gingen in die Schreibstube. Als sie den Raum erreichten, wo die Bücher mit kostbaren Einschlägen versehen werden und weitere Kostbarkeiten hergestellt werden, schritt der Abt auf den Arbeitsplatz zu, auf dem einer der geschicktesten Handwerker die Rohlinge der verschiedensten Schmucksteine in ihre kostbare Form schliff. Er holte ein Kästchen raus und schloss es mit dem passenden Schlüssel auf. Im Inneren der Kiste befand sich eine bunte Mischung von Edelsteinen in jeglichem Stadium der Bearbeitung.

"Sieh her."

Der Abt hielt ihm ein paar ungeschliffene, bunte Steine unter die Nase.

"Schön, nicht wahr? Aber sie alle haben noch eine nicht passende Grobheit zur ihrer Natur. Ihr Glanz ist stumpf und ihr Feuer noch nicht erweckt."

Der Kleine sah ihn mit großen Augen an.

Dann nahm der Geistliche einen geschliffenen kleinen Rubin zwischen die Finger und legte ihn neben den noch nicht bearbeiteten Edelsteinen in die offene Handfläche. Im wenigen Licht, welches durch den dünnen Schlitz fiel, funkelte und leuchtete der Stein von innen heraus und überschattete mit seinem Feuer die anderen bunten Steine. Die kleinen violetten Augen blitzten vor Verzückung auf. Der Abt lächelte und fuhr fort.

"Du bist noch so ein kleiner roter Stein." Mit seinem Zeigefinger stupste er einen der unbearbeiteten Rubine an. "Du bist unbearbeitet und gerade erst entdeckt worden. Doch mit viel Fleiß und bedachtem Handeln kann man bei dir ein Feuer erwecken."

Die junge Markgrafschaft hob den Kopf und sah den Abt mit einem langen, nachdenklichen Blick aus den violetten Augen an. Dann wanderte seine Aufmerksamkeit wieder zu dem geschliffenen Rubin. Vorsichtig entnahm er den Edelstein aus der Handfläche des Geistlichen und drehte ihn im übrigen Tageslicht.

"Ja, es sind Vorsicht und Geschick nötig, damit man, ...mit Gottes Hilfe natürlich, auch aus dir einen prächtigen Edelstein schleifen kann.", ermutigte der Ältere den Jüngeren.

Der Abt ließ ihn einige Momente gewähren und betrachtete ihn in aller Ruhe. Als er das Kind zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sich der Junge wie einer der Rotzbengel der Siedler aufgeführt. Scheu und vorsichtig, wie ein wildes Tier. Doch je länger sein Aufenthalt in diesem Kloster dauerte, umso mehr kam ein wacher Geist zu Tage, der gierig neues Wissen in sich aufsog. Mit etwas Feinfühligkeit und viel Geduld war es dem älteren Mann gelungen, das Vertrauen des Buben zu gewinnen. Dennoch blieb das Verhalten des Kindes immer noch zurückgehalten und distanziert. Vielleicht, dachte der Abt zu sich, würde sich sein Charakter ändern, je weiter das Land sich unter dem fleißigen Engagement Markgraf Heinrichs und seiner Nachkommen entwickeln werde...

Draußen läuteten die Glocken zum Abendgebet. Vorsichtig nahm er den Edelstein aus den kleinen Händen des Kindes und legte alle Steine in das Kästchen zurück.

"Komm, mein Sohn. Die Zeit zum Gebet ist gekommen."

Willig folgte ihm das Kind aus der Schreibstube.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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