Zum Inhalt der Seite

Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog - Heile Welt

„Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!“
 

Hallo.

Ich bin Ino Yamanaka. Doch in dieser Geschichte geht es nicht um mich. Es geht um meine beste Freundin, Sakura Haruno.

Sie befindet sich momentan in einer Psychiatrischen Klinik für Essgestörte und Borderliner.

Und ich möchte euch ihre Geschichte erzählen.
 

Prolog - Heile Welt
 

So come on spin me around, no I don’t wanna go home ’cause when you hold me like this you know my heart skips skips a be- „Ja?“

„Inoooo!“, quietschte Sakura’s Stimme aus meinem Handy, welches ich soeben nichtsahnend abgehoben hatte.

„Ja?“, fragte ich erneut.

„Ino, du wirst es nicht glauben!“, kam es sofort aufgeregt zurück.

„Was ist los, Sakura?“

„Sasuke hat… er hat… wir haben…“, stotterte sie und ich konnte mir gut vorstellen, das sie momentan auf irgendeinem Stuhl saß und es nicht schaffte aufzustehen, also beendete ich ihren Satz mit einer weiteren Frage „Euch geküsst?“

„Jaaaa!“, krisch sie beinahe in ihr Mikrofon, bevor sie mich erstaunlich normal fragte „Du, Ino, kannst du mal eben in den Park kommen?“

„Öhm… schon, warum?“

„Ich kann nicht aufstehen…“, murmelte sie leise.

Ich lachte noch schnell ein „Bin gleich da“ in den Lautsprecher, bevor ich auflegte.

Sakura war aber auch eine Klasse für sich.

Immerhin hatte ich sie innerhalb von zehn Minuten gefunden.

Da saß Sakura nun, über beide Ohren grinsend, ihre rosanen schulterlangen Haare wehten leicht im Wind und ihre jadefarbenen Augen blitzen fröhlich.

Sie winkte mir mit einer zitternden Hand zu und ich war mir sicher, dass sie sich nicht sicher war, ob sie nicht doch geträumt hatte.

Sasuke Uchiha jedenfalls befand sich nicht in ihrer Nähe.

„Ino, Ino, ich glaub, das ist echt passiert!“, begann sie erneut fröhlich „nach fast zwei Monaten flirten und miteinander ausgehen hat er mich doch ernsthaft geküsst! Und weist du, was er gesagt hat, als ich ihn danach gefragt hab, warum er mich denn nicht früher geküsst hat?“

Ich blieb eine Weile still, da ich erst einmal den Inhalt vom Redefluss der Haruno erfassen musste, bevor ich fragte „Was denn?“

„Er hat sich nicht getraut!“

Ich riss die Augen auf. Sasuke Uchiha, der kalte, selbstsichere Typ mit seiner komischen Frisur hatte wirklich Angst gehabt Sakura Haruno zu küssen. Unglaublich.

Ich hielt ihr meine Hand hin und grinste sie breit an „Glückwunsch! Du hast es tatsächlich geschafft, den Typen zu verunsichern!“

Die rosahaarige grinste zurück, bevor sie meine Hand ergriff und ich sie schnell hochziehen konnte.

Sakura strauchelte und hielt sich dann an mir fest, bevor wir zu mir nach Hause gingen, wo ich mir das gesamte Date in jeder Einzelheit anhören konnte.
 

________

Hey!

Also, das da oben *nach oben Zeigt* ist die erste Story, die ich hier auf Animexx hochlade.

Der Prolog ist sehr kurz geraten, aber das Problem mit der Länge wird sich in den nächsten Kapitel noch beheben, versprochen!

Wenn jemand Kritik oder Lob hat, nur her damit!

Gglg

Yukiko

Kapitel 1 - Bruch

Kapitel 1 - Bruch.
 

Es war am dreiundzwanzigsten Juli, als die Gesamtsituation den Bach runter ging. Nach meiner Meinung jedenfalls. Ich bin mir selbst nicht so sicher, wann es bei Sakura angefangen hat, doch sehr viel früher konnte es nicht gewesen sein.
 

Ich war mit Kiba unterwegs, wie sooft in letzter Zeit, immerhin waren wir schon fast zusammen. In gewisser Weise wussten wir beide, das der jeweils andere auf ihn stand, aber gebeichtet hatte es noch keiner.

Das ist allerdings nebensächlich für meine Geschichte.

Der ’Crash’ begann, als wir an einem Paar vorbeikamen. Sie küssten sich als sei es das letzte, was sie tun konnten, was ich selbst irgendwie übertrieben fand.

Das Mädchen hatte feuerrotes Haar und trug soweit ich es erkennen konnte eine Brille.

Der Junge hingegen hatte schwarzes Haar und eine… „Entenarsch?“, fragte ich völlig perplex, als mir dessen Frisur in die Augen fiel und Kiba zog mich schnell hinter einen Container, als sich der Junge umdrehte.

„Was soll das?“, zischte ich wütend, doch Kiba brummte nur „Ich hab jetzt keine Lust auf Stress, Ino.“

„Stress? Ich geb’ dir gleich Stress! Wenn das echt Uchiha ist, dann betrügt er gerade meine Beste Freundin und das kann ich nicht hinnehmen!“, fauchte ich zurück.

Kiba zuckte nur mit den Schultern und ich blickte um den Container, dem Jungen direkt ins Gesicht.

Das war ganz sicher Sasuke. Sasuke Uchiha. Schwarze Entenfrisur, schwarze Augen, Gesichtszüge wie ein Engel, wie Sakura es immer so schön betonte.

Dieser Mistkerl! Wie konnte er es wagen die Haruno zu betrügen?

Ich konnte mich nicht halten, ich stürmte wutentbrannt hinter dem Container hervor, meine langen blonden Haare wehten hinter meinem Rücken her und ich konzentrierte meine gesamte Wut in meine Muskeln, wartete kurz  auf den Moment, in dem ich dem untreuen Sackgesicht ins Gesicht schlagen konnte.

Innerlich zählte ich einen Countdown.

Drei… zwei… eins.

Mit aller Kraft die ich aufbrachte verpasste ich Sasuke eine Ohrfeige. Es knallte unwahrscheinlich laut und Sasukes Kopf ruckte zur Seite. „Wie kannst du nur, hm? Einfach mal so Sakura betrügen? Bist ja ein ganz toller Freund, Entenarsch!“, brüllte ich ihm wutentbrannt entgegen und bemerkte mit bitterem Wohlwollen, das sich ein deutlicher Abdruck meiner zierlichen Hand auf seiner Wange bildete.

Sasuke hielt seine Hand an die von mir erwischte Wange, die nun schon sichtlich gerötet war und fragte mich perplex „Freund?“

„Ja?“ wie bescheuert war der Mistkerl eigentlich?

„Hat sie es dir nicht erzählt?“, fragte er weiter und die rothaarige Schlampe neben ihm sagte knapp und selbstgefällig „Sasulein hat gestern Nacht mit ihr schlussgemacht.“

„Wann?“ ich war überrumpelt. Sakura selbst hatte heute Morgen doch noch fröhlich bei mir angerufen, was sie denn Sasuke zum zweimonatigen Schenken könnte.

„Na, gestern Nacht. Per SMS?“, fragte das Mädchen erneut. Sie kotzte mich jetzt schon tierisch an und ich musste mich zurückhalten, ihr nicht auch noch eine zu verpassen. Das war sie nicht wert.

Daher ignorierte ich sie und knurrte ein „Arschloch.“ zu Sasuke, bevor ich mich umdrehte und meine Haare in sein Gesicht schlugen.

Die musste ich also nachher noch mal waschen.

Sakura hatte nachts ihr Handy immer aus. Ich hoffte eingiebig, dass sie es bis zu diesem Moment auch noch nicht eingeschaltet hatte, sodass ich ihr das Dilemma schonend würde beibringen können.

Ich spurtete hinter den Container, verabschiedete mich mit einem schnellen Kuss auf die Wange von Kiba und lief danach so schnell wie möglich zu dem Backsteinhaus, in dem die Haruno lebte.

Ihre Mutter öffnete mir „Oh, hallo Ino“, begrüßte sie mich freundlich.

„Hallo Frau Haruno. Tut mir leid, aber es ist eilig, Darf ich reinkommen?“, ratterte ich schnell herunter, bevor ich auch schon durch die Tür war und Sakuras Zimmertür aufgerissen hatte.

Dort saß sie, auf ihrem Bett.

Ihr ganzer Körper zitterte und sie hielt ihr Handy umklammert, so fest, als wolle sie es zerdrücken.

Ich wagte es nicht, einen Ton zu sagen, sondern ging leise zu ihr hin, setzte mich auf die Bettkante und legte einen Arm um ihre Schultern, meinen Kopf lehnte ich an sie.

Ich wollte ihr gerade gut zureden, als Sakura mich wegstieß.

Ich sah sie mit einem besorgten Blick aus meinen Blauen Augen an.

Sie sah mich ebenfalls an, mit ihren geröteten Augen und der auf ihren Wangen verlaufenen Wimperntusche und brummte „Du hast es gewusst…“, bevor sie wütend schrie „Du hast es gewusst, Ino!“

Was? Nein, nein, ich hatte es nicht gewusst! Ich hatte es eine Viertelstunde vorher erfahren.

Sakura pfefferte mir ihr Handy entgegen, doch ich fing es auf und blickte auf das Display.
 

Nachricht von Schatziii empfangen.

Hey Sakura.

Ich will dir etwas sagen:

Ich betrüge dich schon länger mit Karin.

Es ist aus.

Schönes Leben noch,

Sasuke.
 

Das war doch nicht sein Ernst, oder?

Er konnte doch nicht einfach per SMS mit Sakura schlussmachen, oder? DAS war wirklich unterste Schiene.

So ein tiefes Niveau hatte noch niemand an den Tag gelegt, den ich kannte. Bis jetzt jedenfalls.

Mit zwei schnellen Knopfdrücken löschte ich die SMS und seine Nummer, dann sah ich Sakura stumm an. Sie weinte noch immer, hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und sich selbst auf ihrer lindgrünen Bettdecke zusammengekauert.

Ich wollte es nicht riskieren etwas Falsches zu sagen, daher ging ich einfach nur zu ihr hin und legte meine Hand auf ihre Schulter. Das Handy machte ich aus und legte es bei der Gelegenheit unter ihr Bett.

Diesmal ließ sich mich gewähren. Ich spürte das Zittern ihres warmen Körpers und wusste selbst nicht, was ich unternehmen sollte.

Meine gesamte Wut auf Sasuke hatte ich in die Ohrfeige gesteckt, doch das wollte ich Sakura nicht sagen.

„Hey, es passt schon.“, schluchzte Sakura nach einer Weile.

Ich schüttelte stumm den Kopf, dann sagte ich voller Sarkasmus „Klar, es passt schon. Ist ja nicht so, das du gerade völlig verheult auf deinem Bett kauerst oder so.“, was mir sofort einen bösen Blick einbrachte, der aber aufgrund von Sakuras verheultem, angeschwollenen, gerötetem Gesicht nicht wirklich zur Geltung kam.

„Ich bin zu dick.“, sagte sie dann leise.

„Was? Nein, bist du nicht. Du hast eine Figur wie ein Model.“

„Ja? Klar. Ino, du sagst das doch immer. Du bist ja auch schlank, aber ich? Pfft. Karin ist schlank. Wetten, er hat deshalb was mit ihr angefangen? Nur weil ich ihm zu fett war? Schau dir doch mal die Speckrollen hier an!“, steigerte sie sich immer weiter in ihre Selbstkritik herein.

Sie war doch wahnsinnig! Sakura war schlank, hatte einen Flachen Bauch, keine einzige Speckrolle war dort und ihre Haut war straff und eben. Was wollte sie denn noch?

„Sakura…“, begann ich, doch sie unterbrach mich „Ino, bitte geh.“
 

Zu diesem Zeitpunkt verstand ich sie sogar noch weniger als heute.

Heute weis ich, dass zu diesem Zeitpunkt schon eine Stimme über ihre Gedanken herrschte.

Eine Stimme, die ihr sagte, sie sei zu fett, Sasuke könne sie wieder lieben, wenn sie nur schlanker wäre.

Eine Stimme, die sie dazu zwang sich zu bestrafen, wenn sie zunahm.

Und ich weiß heute auch, dass ich es nicht verstehen konnte. Und es wahrscheinlich nicht verstehen werde.

Das diese Stimme es nur geschafft hat, weil die SMS gekommen ist.

Doch ich wusste schon damals, dass ich ihr helfen musste. Das sie mich brauchte.

Die einzige Frage die mir noch blieb war ein einfaches wie?
 

___________________

Huhu ^.^

Wieder ich :o

Da war das erste Kapitel, ich hoffe, es hat euch gefallen und wünsche mir wie immer Kritik und Lob und so~

Gglg

Yukiko

Kapitel 2 - Hilflosigkeit

Kapitel 2 – Hilflosigkeit.
 

Sakura hatte mich ganze zwei Wochen lang ignoriert. Eigentlich nicht nur mich. Sie hatte sich von allem abgeschottet. Sie saß nur noch mit glasigem Blick im Unterricht und redete mit niemandem. Wenn unser Lehrer sie ansprach, dann brummte sie etwas oder tat, als hörte sie nichts.
 

„He, Sakura! Rede doch mal mit mir“, versuchte ich nun schon zum gefühlt hundertsten Mal meine beste Freundin aus ihrer sonderbaren Abwesenheit zu holen, doch sie reagierte nicht, zuckte noch nichteinmal mit einer Wimper.

Ich fluchte leise vor mich hin, bevor ich mich dazu entschloss, sie einfach anzurufen. Der Unterricht hatte noch nicht angefangen und so wählte ich einfach an Ort und stelle ihre Nummer, in der Hoffnung, dass sie nach zwei Wochen stillschweigen einen Existenzbeweis abgeben könnte.

Quäl dich. Hass dich. Schlag dich. Iss nicht. Verabscheu dich. Ekel dich. Beherrsch dich. Iss nicht. Zwing dich. Bekämpf dich. Töte dich. Iss nicht. Mach dich schön, mach dich schlank, mach dich mager, mach dich krank. klingelte ihr Handy, bis sie es gefunden hatte und mich wegdrückte.

Seit wann war das denn ihr Klingelton? Ich kannte das Lied, wir hatten es einmal in einer Philosophiestunde bei Sensai Asuma bearbeitet.

Liebe Ana von Debbie Rockt! , ein Song über Anorexie. Sakura hatte es damals nicht gemocht.
 

„Die müssen doch irre sein, wenn sie nichts mehr essen wollen.“

„Zu dünn ist doch hässlich. Schau dir mal Keira Knightley an, die ist auch schon so mager. Ich würde nie so aussehen wollen.“

„Ich bekomm bei dem Lied Kopfschmerzen, Ino.“
 

„Kopfschmerzen…“, murmelte ich leise vor mich hin. Das war noch vor der ganzen Zeit gewesen.

Als Sasuke Uchiha noch nicht ihr Freund gewesen war. Wenn ich mich nicht irrte, war es kurz nach einer Demonstration gegen Atomkraft gewesen. Zwei Tage nach dieser Unterrichtsstunde hatte sie mir gesagt, dass sie sich in ihn verliebt hatte.

Vier Monate danach waren sie ein Paar gewesen. Ein halbes Jahr nach der Demonstration hatte sie sich von uns allen abgeschottet.

Warum mochte sie dieses Lied auf einmal? So sehr, dass sie es… oh nein.

In meinen Gedanken gab es einen Kurzschluss und ich war so schnell bei Sakura, das sie selbst keine Gelegenheit hatte sich wegzubewegen. Ich zog sie herum und sah ihr ins Gesicht.

Sie blickte mich völlig teilnahmslos an, ihre Augenringe machten mich schon vom ansehen müde und sie war blass. Alles an gesunder Röte war aus ihrem Gesicht verschwunden, sogar die vereinzelten Pickel die sich auf Sakuras unreiner Haut zeigten waren verblasst.

„Sakura, rede mit mir, verdammt!“, sagte ich sorgenvoll zu ihr, doch sie drehte nur den Kopf weg, nahm meine Hände von ihren Schultern und ging einen Schritt zurück, bevor sie sich ihre Tasche und die Wasserflasche daneben schnappte und das Schulgebäude betrat, nicht ohne ihr Handy vorher auszuschalten.

Ich selbst schlurfte nur hinter ihr die tristen Gänge des Schulgebäudes entlang. Gräulich-blaue Wände, brauner Fliesenboden und in regelmäßigen Abständen weiße Türen mit roten Plastikklinken, die teilweise abgebrochen waren.

Es war echt kein Wunder, wenn man in diesem Gebäude Depressionen oder ähnliches bekam.

Sakura bog plötzlich in eine Tür ein, die nicht wirklich unser Klassenzimmer war. Es war eine der babyrosa Mädchenklotüren.

Ich fand es zwar nicht komisch, das Sakura auf Toilette ging, aber dennoch kam mir ihr Verhalten bevor sie die Tür geöffnet hatte auffällig vor.

Sie hatte sich umgesehen, als hätte sie das Gefühl verfolgt zu werden. Durch mich hatte sie dennoch gekonnt hindurchgesehen.

Ich legte meine Tasche mit dem Bandlogo von Evanescence neben der Tür ab und öffnete diese dann langsam.

Ich blickte direkt auf das schneeweiße Waschbecken, auf dessen Rand mit Schwarzem Edding  hate the mirror geschrieben stand und die zerschlagene Spiegelhälfte, welche darüber hing.

Links ging es in den Raum, in dem sich die zwei Toilettenkabinen befanden. Die Farbwahl von ebendiesen lies wirklich zu wünschen übrig, denn sie hatten einen dreckigen Grünton. Auch wenn man ihn kaum noch erkennen konnte regte er mich tierisch auf.

Eine der Kabinen war verschlossen, doch man sah die Sohlen von schwarzen Absatzschuhen unter der Tür. Wenn man sich – wie ich – herunterlehnte, um zu sehen, wer dort kniete, erkannte man auch eine rote Strumpfhose unter grau-schwarz karierten Hotpants, die meines Wissens Sakura gehörten.

Ich hörte sie schwer atmen und gelegentlich ein leises Plätschern, des weiteren nahm ich einen bitteren Geruch war. Wir hatten etwas Ähnliches neulich in Chemie unter sie Nase gehalten bekommen. Essigsäure war es gewesen, doch das was ich hier roch war nicht so intensiv. Dennoch war es Säure.

Sakura kotze doch nicht etwa gerade?

Als ich die Toilettenspülung hörte, stand ich rasch auf und hechtete zu dem Waschbecken, wo ich blitzschnell das Lipgloss aufdrehte und es mit Hilfe der großen Scherbe, die sie Spiegel nannten, auftrug.

Kurz darauf hörte man ein Klacken und die Metalltür öffnete sich. Ich drehte mich um und tat verwundert, als ich fragte „Sakura? Du hier?“

Diesmal ignorierte sie mich nicht. Sie starrte mich an, wie ein Kaninchen eine Schlange anstarrt, bevor es gefressen wird, dann stammelte sie „I- Ino, e- es tut mi- mir leid!“ und fiel mir schluchzend um den Hals.

Diesmal war ich es, die sie von sich stieß. Ich hielt erneut ihre Schultern fest, doch ich sah sie mit kaltem Blick an „Warum?“

„Wie warum?“, fragte sie in einem naiv-kindlichem Ton, den sie sonst nur anwandte, um Lehrer zu verwirren, wenn sie ihre Hausaufgaben nicht hatte.

„Du hast gerade gekotzt, Sakura. Ich bin weder blind, noch taub und mein Geruchssinn funktioniert auch noch ganz akzeptabel“, brummte ich, als sie erneut begann zu weinen.

Sie stotterte etwas für mich unverständliches von sich hin und schon nahm ich meine etwas kleinere Freundin in die Arme.

Die rosahaarige stammelte noch immer etwas in ihr Schluchzen hinein, doch ich konnte es einfach nicht entziffern.

„Sakura, Spätzchen, beruhig dich doch mal…“, flüsterte ich, während ich ihr teilnahmslos über den Rücken strich und meine eigenen Tränen zurückhielt.

Sakura war meine beste Freundin seit ich denken konnte. Wir hatten so viel gemeinsam erlebt. Wir hatten uns zusammen das erste Mal richtig betrunken, wir hatten uns zusammen unsere erste und letzte Zigarette geteilt, wir hatten gemeinsam gelernt zu schwimmen, Fahrrad zu fahren, wir belegten momentan zusammen Fahrstunden.

Ich kannte sie besser als jeder andere.

Und doch konnte ich ihr nicht helfen.

Jedenfalls wusste ich keine Möglichkeit.

Sakura hatte sich inzwischen wieder etwas beruhigt. Sie sagte nur leise „Sie hat es mir befohlen. Ich habe ein Brötchen gegessen und sie hat mir befohlen, es wieder zurück zu holen.“

Ich verstand nicht, was sie sagte. „Sie?“

Sakura nickte, in ihren jadegrünen Augen blitzte sowohl Angst als auch Ehrfurcht auf und sie flüsterte „Ja, sie. Die Stimme.“

Jetzt war sie endgültig durchgedreht, dessen war ich mir sicher.
 

Das schlimmste an dieser Zeit war für mich wohl meine Hilflosigkeit.

Ich wollte ihr helfen, ich hätte vermutlich mein Leben gegeben um ihr zu helfen, aber sie konnte mir nichts erklären.

Selbst wenn, es wäre zweifelhaft gewesen, ob ich es überhaupt verstanden hätte.

Vermutlich nicht.

Ich habe einen starken Willen, ich hatte schon immer einen starken Willen, bei mir hätte diese Stimme von der Sakura ab da an stetig faselte niemals entstehen können.

Und heute weis ich mehr als vorher. Sakura war nicht durchgedreht. Diese Stimme, die war ein Teil ihrer Essstörung. Ein Teil der Borderline-Persönlichkeitsstörung, die zu dieser Zeit gerade in den Startlöchern saß.

Ein Teil von ihr.
 

___________

So, da ist das nächste Kapitel^^

Danke für den Kommentar, hat mich sehr gefreut, wirklich!

Wie auch immer, man liest sich :D

Gglg

Yukiko

Kapitel 3 - Seifenblase.

Kapitel 3 – Seifenblase.
 

In den nächsten Wochen waren Sakura und ich nur zusammen zu finden. Sie aß auch wieder, selbst wenn es nur wenig war, immerhin etwas.

Mein Vater hatte mir erlaubt für zwei Wochen bei Sakura zu übernachten. Manchmal war er einfach der beste Vater der Welt. Manchmal war er allerdings auch wahnsinnig streng, was jedoch nicht in diese Geschichte gehört.
 

„Sakura, komm, wir gehen baden!“, rief ich ihr fröhlich zu, denn es war August, das Thermometer zeigte annähernd achtundzwanzig grad Celsius an und es war schwül.

Ich selbst trug nur ein bauchfreies Top und darunter meine Lieblingshotpants, doch Sakura hatte selbst bei dieser Hitze noch eine Sweatjacke angezogen.

„Sakura-chan, alles klar bei dir?“, fragte ich sie besorgt, doch sie nickte bloß knapp und wandte sich dann von mir ab.

Die rosahaarige setzte sich unter den Baum in ihrem Garten, um etwas Schatten zu ergattern. Sie war feuerrot im Gesicht und der Schweiß rann ihr von der Stirn, doch sie machte keine Anstalten, die hellgraue Jacke auszuziehen.

Ich ging zu ihr und lies mich genau vor ihr ins Gras fallen, während ich ihr in die Augen sah. Sie waren noch leicht gerötet, von einem Tränenausbruch an diesem Morgen, doch ansonsten sah Sakura völlig normal aus.

Ich streckte meine hand aus und wollte ihr Handgelenk packen, um sie hoch zu ziehen, doch kaum hatte ich den Bund des Jackenärmels berührt, zog sie ihren Arm auch schon ruckartig weg und fauchte mich an, ich solle sie nicht anfassen.

Sie fing sich einen weiteren besorgten Blick meinerseits ein, dann rappelte sie sich hoch und zischte leise auf, als ihr linkes Handgelenk umknickte.

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, immerhin kam es öfter vor, dass jemand umknickte, dennoch ging ich in das Haus zurück und zog Sakura an ihrem Ellbogen mit mir.

„Wenn wir schon nicht schwimmen gehen. Drinnen ist es kälter.“, brummte ich.

„Jaja“, kam es abfällig von Sakura. Das erste, was sie an diesem Mittag überhaupt sagte.

Wut kochte in mir hoch „Jaja? Sakura! Jetzt reiß dich zusammen!“, fauchte ich und schüttelte sie an den Schultern „Mädchen, rede mit mir!“

Sakura drehte ihren Kopf zur Seite „Nein. Das geht dich nichts an. Du verstehst es eh nicht.“

„Ich verstehe was nicht, hm? Wenn du es nicht versuchst, dann werde ich es natürlich nicht verstehen!“, rief ich wutentbrannt und lies Sakura los „Ich will dir doch nur helfen.“

„Zum helfen muss man aber erst das Problem verstehen! Und du kannst das nicht. Du kannst mir nicht helfen, Ino! Niemand kann das!“, brüllte Sakura, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und in ihr Zimmer stolzierte, wo sie sich einschloss.

Das Bild vor meinen Augen wurde unklar und ich spürte, wie sich Tränen auf meinem Augenlid ansammelten, bevor ich die Lider zusammenlegte und die Tränen fließen lies.

Warum erklärte sie mir denn nichts? Immer nur dieses „Du verstehst es eh nicht“ oder „Ich komm alleine damit klar.“

Ich wollte ihr doch nur helfen, aber es ging einfach nicht. Sakura ließ mich nicht an sich heran.

Wie sollte ich sie denn verstehen, wenn sie mir nichts erklärte? Wollte sie überhaupt verstanden werden?

Ich kaute auf meinen Haaren und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte mir vorgenommen Sakura zu helfen, also schaffte ich das auch.

Ich ging zu ihrer hölzernen Zimmertür und hob die Hand, um zu klopfen, als ich ein leises schluchzen vernahm.

Weinte Sakura etwa auch?

Ich wurde neugierig und ließ meine Hand sinken, mein Ohr legte ich an das Schlüsselloch von Sakura.

Sie zerriss etwas Papierähnliches und schluchzte leise, während sie vor sich hin fluchte.

Es klirrte und man hörte ein deutliches „Scheiße“ durch die Tür, bevor ein weiterer Metallischer Gegenstand auf den Boden fiel.

Ich wusste nicht recht, was ich machen sollte.

Oder was sie da gemacht hatte. „Sakura, alles ok? Hast du irgendwas kaputt gemacht?“, rief ich durch die Tür.

„Nein. Alles gut.“, kam dumpf durch die Barriere zurück. „Kannst du mir meinen Schminkkoffer bringen? Der liegt im Badezimmer.“

„Ähm… ja?“, antwortete ich leicht verwirrt, bevor ich mich aufmachte und Sakuras Schminkkoffer zu holen, der zeitweise über einen Kilo Gewicht auf die Waage gebracht hatte.

Als ich das silberne Köfferchen diesmal anhob, war es erstaunlich leichter geworden. Ich schüttelte die Aufbewahrungsbox und hörte etwas klappern.

Normalerweise interessierte ich mich nicht für Sakuras Make-up Bestand, doch aus einem mir noch immer unerfindlichen Grund wurde ich neugierig.

War es, weil der Koffer leichter war? Oder wegen dem klappern? Vielleicht konnte man die Neugierde auch Sakuras ungewöhnlichem Verhalten zuschreiben.

Höchstwahrscheinlich war der Grund eine Mischung aus den drei Fragen. Ich weiß es jedenfalls heute noch nicht.

Ehe ich mich versah hatten meine Finder den Koffer geöffnet und mir fiel ein Schwall an Verbandsmaterial, Vitamintabletten und Diätpillen entgegen entgegen.

Und – inmitten der Mullverbände, Kompressen und Tablettenverpackungen – lagen mehrere Rasierklingen, sorgsam in Plastiktütchen gepackt.

’Sakura…’, schoss mir durch den Kopf, bevor ich den Koffer zuschnappen lies und mich vor Sakuras hölzerne Zimmertür setzte.

„Sakura-chan? Ich hab den Koffer.“, sagte ich. Zwar leise, aber dennoch laut genug, damit sie es vernehmen konnte.

Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und zwei bleiche Bene stellten sich vor mein Gesicht. Ich blickte an ihr hoch und mir wurde durch diese Perspektive schrecklich bewusst, dass Sakura wahnsinnig dünn geworden war. In nur vier Wochen.

Ihre Kniescheiben traten stark hervor, man konnte das sogar durch ihre blickdichten Strumpfhosen sehen, die sie schon immer gerne getragen hatte.

Auch ihr Gesicht war kantiger geworden und aus meiner Bodenperspektive erkannte man, dass es schon leicht eingefallen war.

Ich hielt ihr das Köfferchen entgegen und stand auf. Ohne eine Aufforderung setzte ich mich auf ihr Bett und verschränkte die Arme voreinander.

Sie selbst runzelte langsam ihre Stirn und schloss ihre Tür hinter sich, bevor sie scheinheilig fragte „Was ist denn, Ino?“

„Sag mal, warum ist den Koffer so leicht? Wo ist denn das ganze Make-up hin?“, fragte ich ebenso unbekümmert. Was Sakura konnte, konnte ich schon lange.

Sie riss kurz ihre jadegrünen Augen auf und ihr Blick huschte zu dem Köfferchen, welches ich noch immer in meiner Hand hielt, bevor sie sagte „Make-up hat auch ein Verfallsdatum. Ich hab aussortiert.“

Von meiner Seite kam keine Reaktion. Ich sah sie schlicht und ergreifend an und wusste, dass sie bald mit der Wahrheit herausrücken würde, denn in dieser Hinsicht waren wir uns wahnsinnig ähnlich.

Kurz darauf trippelte Sakura schon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und wandte ihren Blick von mir ab, um aus dem Fenster zu sehen.

„Sakura?“

„Du verstehst es eh nicht. Du kannst es nicht verstehen. Du willst es nicht verstehen.“

Schon wieder. Warum musste ich mir immer vorwerfen lassen, dass ich es nicht verstehen würde?

Ich wollte es verstehen, also hätte sie es wenigstens versuchen können!

Erneut spürte ich, wie die Wut in mir aufstieg. Ich riss das Köfferchen auf, entnahm die Verpackungen und schmiss sie ihr entgegen „Sollen die dir helfen? Vitamintablette, damit du nicht abklappst? Diätpillen damit du keinen Hunger hast?!“, brüllte ich, während ich aufstand und einen Schritt auf sie zuging.

„Sollen sie dir helfen, wenn du dich tothungerst?! Willst du das wirklich? Ist das dein Ernst, Sakura?“

Sie begann zu weinen, doch es tat mir nicht leid. Ich war sogar froh darüber, dass sie weinte. Das hieß, sie bereute es. Hoffte ich jedefalls.

„I… Ino, lass es sein.“, jammerte sie, doch ich dachte nichteinmal daran aufzuhören.

Das nächste was ich aus dem Koffer riss waren die Plastikbeutelchen mit den Rasierklingen.

Ich hielt sie hoch und schrie Sakura an „Und das, hm? Was soll das? Es ist mir egal, wofür du die hast, aber ich denke nicht, dass sie nur da drinnen liegen, falls die aus deinem Rasierer stumpf werden!“

Während ich das gesagt hatte, war ich näher an Sakura herangetreten und stand nun direkt vor ihrem verschreckten Gesicht.

Ich konnte zusehen, wie sich auf ihrem Augenlid eine Tränenkuppel bildete und kurz darauf zerbarst, als sie ihr Auge schloss und murmelte „Wenn du’s unbedingt wissen willst. Dann lasse ich eben deine Seifenblase platzen.“, bevor sie die Ärmel ihrer Sweatjacke hochzog.
 

Sakura hatte recht gehabt. Ich konnte es nicht verstehen.

Doch das war mir in diesem Moment völlig egal gewesen, ich wollte ihr einfach nur helfen.

Ich wäre womöglich gestorben, wenn des der einzige Weg gewesen wäre, um sie zu retten.

Sie hatte auch mit dieser ’Seifenblase’ gnadenlos ins Schwarze getroffen.

Ich habe lange in einer Seifenblase gelebt.

Alles war gut, alles war heil, Wörter wie Anorexie, Bulimie, Selbstversletzendes Verhalten oder Borderline waren mir völlig unbekannt.

Heute gehen sie mir so locker über die Lippen, als würde ich vom Wetter reden.

Heute kann ich sämtliche Symptome auswendig.

Heute könnte ich aus dem Kopf eine Doktorarbeit über diese Themen schreiben.

Kapitel 4 - Verständnisslosigkeit.

Kapitel 4 – Verständnislosigkeit
 

Der Moment, in dem Sakura meine Seifenblase platzen lies, meine heile Welt endgültig beerdigte, brannte sich für immer in mein Hirn ein. Ich kann mich noch heute so genau daran erinnern, als sei es gestern gewesen. Und dabei war es schon Jahre her. Der erste September vor drei Jahren. Einer der Tage, die sich in mein Gehirn eingebrannt haben und manchmal vor meinem Inneren Auge abspielen, als seien sie Spielfilme. Warum? Das will ich euch jetzt erzählen.
 

Sakura hatte ihren Ärmel hochgezogen und sah mich mit einem undeutbaren Ausdruck in ihrem jadefarbenen Augen an.

Ich starrte in ihr Gesicht, wollte anhand ihrer Mimik erkennen, was mich erwartete, doch in ihrem blassen Gesicht rührte sich nichts.

Mein Blick wanderte vorsichtig an der grauen Jacke herunter, die ich in diesem Moment unglaublich interessant fand, bis er an ihrem Unterarm angekommen war.

Ich riss entsetzt die Augen auf und starrte auf das Schlachtfeld, welches sich auf ihrem Arm zeigte. Der Unterarm war mehr Wunde als alles andere und schon bei diesem Anblick begann mein eigener Arm zu schmerzen.

Fassungslos musterte ich die Schnitte. Es wahren nicht mehr als Zehn, doch sie waren breit, klafften teilweise auf und keine von ihnen war oberflächlich. Der Schnitt, der mir am Tiefsten erschien, eiterte.

Ich wollte Sakura etwas sagen, etwas, das sie zur Vernunft bringen könnte, etwas, dass sie vielleicht dazu bringen könnte, zu bereuen, doch ich fand keine Worte. Vielleicht auch, weil ich wusste, dass es hoffnungslos war.

In mir wütete ein Orkan aus Gefühlen. Angst, Wut und Bedauern wurden von der Fassungslosigkeit überrollt, die mich ergriff.

Ich konnte mich noch gut erinnern, was sie früher dazu gesagt hatte.

Was wir beide gesagt hatten.

„Nur Emo’s ohne Freunde ritzen sich.“
 

Ein gnadenloses Vorurteil. Wir hatten es beide gehabt und es war uns beiden früher oder später abhanden gekommen, mir selbst sogar noch früher als Sakura.

Ich murmelte diesen Satz leise vor mich hin, einfach um ihn in mein Gedächtnis zu rufen.

„Ino, das ist eine Lüge“, flüsterte Sakura ebenso leise zurück.

Ich nickte, bevor ich ihren Arm vorsichtig in die Hand nahm und sagte: „Den müssen wir desinfizieren.“

„Ich weis…“, begann Sakura und ich ahnte sich, dass gleich ein ’aber’ kommen würde, auf das ich keine Lust hatte, daher würgte ich sie mit einem „Dann komm“ recht schnell ab.

Ich öffnete ihre Zimmertür und rief schnell ein „Frau Haruno?“ in den Flur, auf eine Antwort horchend, die jedoch ausblieb. Also schlenderte ich, Sakura im Schlepptau, quer durch den Flur um ins Badezimmer zu gelangen.

Dort setzte ich Sakura auf den Toilettensitz und schloss die Tür ab. Die rosahaarige gab keinen Laut von sich. Sie beobachtete mich, wie ich in dem Medizinschrank alles nötige zum desinfizieren und verbinden der Wunden zusammensuchte.

Warum ich das tat, wusste ich nicht. Ich wollte wahrscheinlich etwas tun, damit Sakura nicht mehr an der Hitze litt. Wenn ich es richtig verband, konnte man sagen ihr Handgelenk sei verstaucht.

Vielleicht tat ich es auch, um Sakura nicht meine Meinung sagen zu müssen oder einfach um meine Gedanken nicht auf das Warum? sondern auf das Wo ist der Alkohol zum desinfizieren? zu lenken.

Als ich ihn endlich gefunden hatte, legte ich ihn, die Mullbinden und Kompressen aus Sakuras ehemaligem Schminkkoffer auf den Boden vor der Toilette, bevor ich mich daneben kniete.

Meine beste Freundin sah mich mit einem Blick an, der an ein verschrecktes Hündchen erinnerte, doch sie redete nicht mit mir.

Ich bat sie, die Jacke auszuziehen.

„Warum?“, fragte sie zittrig.

„Damit ich das besser verbinden kann, Sakura.“

„Aber… Tut das weh?“, kam leise zurück.

Ich seufzte, bevor ich mit einem Ton zu ihr sprach, den ich sonst bei den Dreijährigen Kindern meiner Nachbarin verwendete „Sakura, du hast dir das“, ich deutete auf die Klaffenden Schnitte „zugefügt und jetzt fragst du mich, ob desinfizieren wehtut?“

„Ja“

Ich lachte bitter auf, bevor ich den Alkohol auf einen Wattebausch kippte und Sakuras Wunden damit abtupfte.

Sie zischte auf und versuchte ihren Arm wegzuziehen, doch ich hielt ihn mit eisernem Griff fest und tupfte weiter. Besonders dem eitrigen Schnitt widmete ich eine Sonderbehandlung mit einer Extraportion Alkohol, was dazu führte, dass eine gelblich-grüne Brühe aus dem Schnitt lief.

Von Sakura und mir kam ein gleichermaßen angewiderter Laut, doch als ich mit dem desinfizieren fertig war, sah die Wunde um längen gesünder aus als vorher.

Ich schmierte noch eine Fingerdicke Schicht Wundheilsalbe auf die Kompresse, bevor ich begann, den Verband ordentlich zu verwickeln.

Als ich fertig war, ähnelte der verbundene Arm tatsächlich einem Verband für gestauchte Handgelenke.

„Danke“, sagte Sakura nach einer Weile, doch ich nickte ihr bloß zu und bemerkte „Ist doch Ehrensache.“

Die rosahaarige half mir, das übrige Verbandszeug wegzustellen, bevor sich mich fragte „Hast du denn nichts dazu zu sagen?“

Ich war kurz davor den Kopf zu schütteln, doch ich besann mich eines besseren und sagte schlicht „Warum?“, denn zu mehr war ich nicht fähig.

Ich hätte nichts dazu sagen können, denn in meinen Gedanken spukte momentan nur das Warum?, immer und immer lauter. Und ich ahnte schon, dass Sakura mir nicht antworten könnte.

Auf eine abstrakte Art und Weise hoffte ich es sogar, doch ich wurde enttäuscht. Nicht von meinen Hoffnungen, sondern von ihrer Antwort „Sie hat gesagt, ich soll mich bestrafen, weil ich gestern das Eis gegessen habe.“

„Eis? Sakura, das war eingefrorenes Zitronenwasser!“, fuhr ich sie an.

„Aber sie hat es befohlen!“, kam sofort von ihr zurück, als wolle sie ’sie’, die Stimme, verteidigen.

„Und wieso gehorchst du ihr? Du gehorchst doch sonst niemandem, oder?“, stellte ich fest. Ich wusste, dass meine Wut verflogen war und mit ihr auch die Härte in meiner Stimme, doch die rosahaarige schien es nicht zu bemerken.

Sie schwieg kurz und schien Worte zu suchen, bevor sie begann, zu erklären: „Stell dir vor, du willst deiner inneren Stimme… deinem Bauchgefühl verbieten, zu sprechen. Du hörst doch auch eher auf dein Bauchgefühl als auf deinen Verstand, oder? Wenn deine Gedanken dir Sagen, Kiba ist ein Spinner und dein Bauchgefühl dir sagt, er sei Perfekt, auf wen hörst du? Und selbst wenn, kannst du die andere Stimme ausschalten? Und wenn beide in Einklang sind? Dir beide sagen du sollst auf Ana hören, dann tust du es, oder?“

Ich verstand sie nicht. Ich konnte und wollte sie nicht verstehen, doch ich nickte leicht.

„Du verstehst es nicht, Ino. Ich hab doch gesagt, du verstehst es nicht.“

Da war es schon wieder. Das ewige Du verstehst es nicht, Ino. und diese Hilflosigkeit, weil es einfach nicht in meinen Kopf wollte.

Die Verständnislosigkeit und immer noch die Hoffnung, es mit genug Fragen zu verstehen. „Anna? Wer ist das? Geht sie an unsere Schule?“

Sakura lachte gehässig auf. „Ja. Seit fast drei Monaten. Sie ist immer bei mir. Ana. Immer da.“

Ich war kurz davor sie zu fragen, ob sie mich meinte. Denn ich versuchte immer auf sie aufzupassen. Ich lies mein eigenes Leben hinten anstehen und wollte Sakura helfen. Ich fühlte mich beinahe verpflichtet, ihr zu helfen.

Doch gerade ich konnte ihr nicht helfen. Ich wusste, dass niemand ihr helfen konnte.

„Weist du, Sakura, jeder andere würde dich für verrückt erklären, wenn du das erzählen würdest.“, bemerkte ich mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen.

„Ich bin-“, begann sie, doch sie wurde von meinem Handy unterbrochen, welches lautstark Weißt Du wie die Dichter schreiben? Hast Du je einen gesehn? Dichter schreiben einsam. Und weist du- abspeilte, bevor ich es gefunden hatte und den Anruf annahm „Hallo?“

„Ino, Spätzchen, bist du das?“, erklang eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ja, Dad. Das ist mein Handy, da gehe nur ich dran, wie oft denn noch?“, erwiderte ich genervt.

„Gut. Also, Ino, du weist, dass du eigentlich vor zehn Minuten hättest zuhause sein müssen? Du musst noch für die Mathearbeit lernen!“

Ich verdrehte die Augen, bevor ich meinem Vater versprach, in einer Stunde daheim zu sein und einfach auflegte.

„Sakura, ich muss gehen.“

„Ja. Ich hab es mitbekommen.“, sagte Sakura, bevor sie vom Badezimmerboden aufstand und die Tür aufschloss.

Wir holten schnell meine Sachen und kurz darauf standen wir beide im Vorgarten des kleinen Häuschens, in dem Sakura mit ihren Eltern lebte. Naja, zu der zeit nur mit ihrer Mutter, denn ihr Vater war auf Geschäftsreise im Ausland.

„Ino, dein Klingelton ist schön.“, bemerkte Sakura auf einmal völlig aus dem Kontext.

„Ja? Weist du, er erinnert mich immer an die Zeit…“, begann ich schon zu erklären, doch Sakura beendete meinen Satz begeistert mit einem: „… Auf Klassenfahrt!“

„Ja. Auf Klassenfahrt. Die Klassenfahrt…“, murmelte ich vor mich hin, bevor ich mich endgültig von ihr verabschiedete und in Richtung des Blumenladens meiner Familie lief.

Ich dachte den gesamten Weg über an die Klassenfahrt im Jahr davor.

Wir waren nach England gefahren, auf den Universitätscampus von Cambridge. Eine Woche durch Museen, Dome und irgendwelche Städte gelaufen, shoppen gewesen und die Atmosphäre genossen.

Das war eine geile Zeit. Damals.
 

Zu dieser Zeit kam mir alles so unwirklich vor.

Ich wollte nicht verstehen, wer Ana war und nannte sie Anna.

Ich wollte nicht begreifen, dass Sakura Probleme hatte.

Ich wollte nicht fürchten, dass sie sich verändern würde.

Ich wollte nicht wissen, was mit ihr passiert war.

Ich wollte mich nur an Sasuke Uchiha rächen, für das, was er meiner besten Freundin angetan hatte.

Kapitel 5 - Normalität.

Kapitel 5 – Normalität.
 

Die Ferien waren vorüber, der Sommer war so gut wie vorbei und die Schule begann wieder. Sakuras Mutter hatte uns die Erklärung mit dem gestauchten Handgelenk abgekauft und auch unsere Klassenkameraden schienen uns zu glauben. Doch mit dem Ende der Ferien nahte auch wieder der alltägliche Unterricht, dem auch Sasuke Uchiha beiwohnte.
 

Ich saß im Wohnzimmer unserer kleinen Wohnung über dem Blumenladen, als es an der Tür läutete.

Mein Vater kam mit seiner babyblauen Schürze aus der Küche gestürzt und öffnete die Tür, nachdem er mir noch einen Teller mit Rührei aufgetischt hatte.

„Oh, guten Tag Sakura“, hörte ich den langhaarigen Mann sagen, bevor er meine beste Freundin hereinbat „Komm rein. Ino frühstückt noch, willst du auch etwas?“

„Klar“, kam es deutlich vernehmbar aus dem Flur der Wohnung, kurz darauf ließ sich Sakura neben mir auf den Stuhl fallen und umarmte mich umständlich, bevor sie zu sprechen begann „Du hast echt Glück das dein Dad frühs um sechs auf der Matte steht und dir Rühreier macht.“

Ich lächelte sie an und sagte: „Dafür muss ich im Blumenladen helfen, weist du doch.“

Wir begannen beide zu lachen, dann aßen wir still unser Rührei.

Ich freute mich, dass Sakura mitaß. Sie tat es ohne nach den Kalorien zu fragen oder ihr Gesicht zu verziehen, nichteinmal zittern tat sie, als sie die Gabel ihrem Mund näherte.

In diesem Moment wollte ich wirklich wissen, warum sie etwas aß, doch ich wagte es nicht zu fragen, aus Angst dass sie daraufhin aufhören würde. Meine beste Freundin nahm sich sogar noch einmal Nachschlag, bevor wir durch den wunderbar duftenden Blumenladen auf die unbelebte Straße traten.

„Ino, ich hab mich seid drei Tagen nicht mehr geschnitten!“, sagte Sakura stolz und zeigte mir ihren schneeweißen Verband, auf dem ich schon mit blauem Edding unterschrieben hatte.

Ich versicherte ihr, dass ich wirklich stolz auf sie war. Das war ich wirklich, auch wenn drei Tage eine wirklich mickrige Anzahl waren, jedenfalls für die Leute, die alles nur objektiv sehen.

Ich wusste, dass Sakura sich in den letzten Wochen ihren Verband immer öfter vom Arm gewickelt hatte, sich frisch geschnitten und den blutigen Mullverband provisorisch neu umgewickelt hatte, bis ich ihr wortlos die Schnitte desinfizierte und einen neuen Verband anbrachte. Ich hatte mir extra für diesen Zweck einen neuen Verbandskasten geholt, denn Sakuras Mullbindenverschleiß war wirklich zu hoch für den kleinen Mullbindenvorrat meines Vaters, der Pflaster vorzog.

„Du kennst die Story?“, fragte sie mich danach. Ich nickte schnell und ratterte die Geschichte runter, die Sakura und ich schon der Mutter der rosahaarigen erzählt hatten: „Du bist über eine Baumwurzel gestolpert und hast dir beim Versuch dich abzufangen das Handgelenk verstaucht.“

Sakura grinste mich glücklich an und nickte, dann schlug sie sich erschrocken die Hand vor den Mund: „Hast du das verdammte Buch für Deutsch gelesen?“

Ich klatschte meine Hand an die Stirn und brummte „Mist.“, denn ich war nach dem zweiten oder dritten Kapitel des Buches immer wieder eingeschlafen. Der Titel des Buches war ’Der Richter und sein Henker’, ein uralter Schmöker bei dem man nach der fünfzehnten Seite schon erraten konnte, wer der Mörder war, was auch der Grund meiner Langeweile war. Ich las zwar gerne, aber zu viel ist zu viel.

Auch Sakura fluchte vor sich hin, kramte das dünne Taschenbuch aus ihrem Rucksack und versuchte, die zweihundert Seiten so schnell und gründlich wie möglich zu lesen, was sie allerdings schnell aufgab.

Sie seufzte und fragte mich: „Denkst du Sensai Kakashi merkt es, wenn ich nichts gelesen habe?“

„Wenn er pünktlich kommt könnte es kritisch werden“, lachte ich, als wir auf den asphaltierten Schulhof traten, wo sich schon mehrere Schülergruppen gebildet hatten und einige wenige Lehrer in das Schulgebäude hasteten. Der alte Hausmeister wuselte unter den wenigen, noch immer mit bunten Ostereiern behängten, Bäumen umher und versuchte die bunten Plastikkugeln alle aus den Ästen zu pflücken, wobei er jedoch seit Monaten schon gründlich scheiterte.

An einer angesprayten Wand stand Kiba Hand in Hand mit Hinata Hyuga. Auch ihr Cousin Neji Hyuga stand bei ihnen, ebenso wie der dauerverhüllte Shino Aburame, Lee in seinem Ganzkörperanzug und Tenten, welche sich gerade ihre Zöpfe zu zwei Dutt wickelte.

Mir wurde schlecht und ich blickte zur Seite. Kiba hatte mich vor einer Woche abserviert da ich ihn auf Distanz gehalten hatte, aus Angst ihm etwas zu verraten. Am liebsten wäre ich weggerannt und hätte mich weinend in eine Ecke verzogen, doch ich empfand es für wichtiger, Sakuras Probleme zu lösen. Meine eigenen standen daher etwas hinten an.

Sakura und ich ließen uns auf die Treppe vor dem Haupteingang des Massiven Backsteingebäudes fallen. Die Glastür zeigte einem einen weiten, verputzten, gräulich-blauen Flur, früher mal himmelblaue, nun abblätternde und rostende Spinde und dreckig wirkende braune Fliesen, also keine wirklich rosige Aussicht auf den Tag.

Immerhin waren die Klassensäle hell und wirkten einladend. Meine beste Freundin hatte einst die Theorie aufgestellt, dass dies Absicht sei um den Schülern vorzugaukeln, dass der Unterricht viel angenehmer war als Pausen oder Wartezeit.

Ich knabberte lustlos an einem Apfel herum, den ich mitgenommen hatte, während Sakura angestrengt versuchte das Buch fertig zu lesen. Ich linste auf ihre Seite und erkannte, dass sie nicht viel weiter war, als ich es gewesen war.

Als es läutete, schmiss sie das Buch zu Boden und murrte, bevor sie es mit ihrem Fuß die Treppe hinaufschob und demotiviert durch den Flur kickte, zu der weißen Tür, hinter der wir den Rest des Tages verbringen konnten.

Wir lehnten uns an die Wand und starrten beide auf die Tür mit dem provisorisch mit Panzertape geflickten Türgriff. Der Tag kam mir bis jetzt schon fast normal vor.

Sakura aß, erledigte hastig ihre Hausaufgaben vor der Schule und holte mich ab. Sie lachte und war stark geschminkt, ebenso wie ich es war. Was jetzt noch fehlte war unser fröhliches Geplapper.

Es war verstummt, an dem Tag, an dem Sasuke Uchiha ihr Leben für immer über den Haufen geworfen hatte. An dem Tag musste das unbekümmerte Gerede einer bedrückenden Stille, kurzen, tiefgründigen Gesprächen und lauten Streitereien weichen.

Ich vermisste es. Nicht so wie man seine Heimat vermisst, eher sehnte ich mich danach, wie man sich nach der Kindergartenzeit sehnt, wenn der schulische Druck zu hoch wird. Nach einer Zeit in der die größte Sorge daraus bestand, sein Lieblingsspielzeug nicht teilen zu müssen.

Und doch wollte ich es nicht zurückhaben. Das Geplapper gehörte zu einem Kapitel meines Lebens, das schon verbrannt war.

Ich wurde durch eine kalte Hand auf meiner Schulter aus meinen Gedanken gerissen „Ino, komm, Sensai Kakashi ist da.“, grinste Sakura mich an und ich fragte erstaunt „Schon?“

„’Ne viertel Stunde Verspätung. Das ist ein neuer Rekord!“, flötete die rosahaarige und brummte dann „Wenn das so weiter geht kommt er ja bald pünktlich!“

Ich musste laut lachen und betrat dann den quadratischen Klassensaal mit der verglasten Außenfassade, den Wänden auf die ein Strandpanorama gemalt war und der dunkelgrünen Tafel, vor der ein lesender Mann stand.

Ich ließ mich auf meinen Platz in der zweiten Reihe fallen, links neben mir Sakura, rechts von mir einen Rundlichen Klassenkameraden mit braunem, langem Haar namens Choji Akimichi.

Ich ließ mir von Choji die Handlung des Buches im Schnelldurchlauf erklären und gab diese Information rasch an Sakura weiter, welche mir mit einem Nicken dankte. Sie hob ihren Kopf und blickte auf die Tafel und unseren Sensai, der immer wirkte, als hätte er alle Zeit der Welt, doch im nächsten Moment ließ sie ihren Kopf ruckartig sinken und saß nun zitternd, auf die helle Tischplatte starrend neben mir.

Ich strich ihr vorsichtig mit der Hand über den Rücken, während meine blauen Augen nach der Person fahndeten, die ich für die Ursache von Sakuras Stimmungsumschwung hielt.

Kurz darauf entdeckte ich sie, wie sie gemächlich auf ihren Platz in der ersten Reihe schlurfte und sich durch die Haare strich.

Sasuke Uchiha war eingetroffen und hatte Sakuras Fassung einfach nur mit seiner Anwesenheit über den Haufen geworfen.

Sie zitterte und weinte leise auf ihrem Platz.

Meine Hand schnellte in die Höhe „Sensai? Dürfen Sakura und ich bitte…?“, doch der Lehrer nickte direkt und begleitete die rosahaarige und mich selbst zur Saaltür.

„Lasst euch ruhig Zeit“, lächelte er und schob uns ohne weitere Fragen zu stellen in den leeren Flur, bevor er die Tür schloss und mit seinem Unterricht begann.

Sakura stand einige Zeit stumm weinend vor mir, doch dann krallte sie sich plötzlich in meine Schultern und begann laut zu heulen, während ich nichts tun konnte, als ihr über den Rücken zu streichen und ihr zu versichern, dass Sasuke das alles nicht wert sei.
 

Dieser Tag hatte völlig normal angefangen, wie es ein Jahr davor jeder Tag getan hätte.

Sakura hatte das Essen so freudig in sich hineingeschaufelt, dass ich echt gedacht hatte, diese Anna hätte ihre Meinung geändert.

Für mich war in diesem Moment einiges klar.

Zuerst wollte ich mir einen Plan überlegen, mich an Sasuke zu rächen und zwar so, dass es ihn wirklich verletzte.

Danach musste ich gemeinsam mit Sakura versuchen, ihr Leben wieder aufzubauen.

Und schlussendlich musste ich mein Leben wieder aufnehmen.

Dass meine völlige Aufopferung für mich noch Folgen haben würde, das wusste ich in diesem Moment noch nicht.

Ich hatte auch nicht die leiseste Ahnung davon, wie schlimm es noch werden konnte.

Ich unterschätze die Situation gewaltig.

Kapitel 6 - Streit.

Kapitel 6 – Streit.

 

Nach einem völlig normalen Tagesanfang hatte Sasuke Uchiha nur mit seiner Anwesenheit alles wieder aus der Bahn geworfen. Sakura stand völlig aufgelöst im Flur und lehnte sich an mich. Und ich versuchte bereits seit einer viertel Stunde vergeblich, se zu trösten.

 

„Sakura, komm, die Stunde ist bald vorbei. Willst du, dass die Leute dich so sehen?“, fragte ich Sakura leise und erhielt sofort ein heftiges Nicken als Antwort.

Ich begann, meine Freundin den grau-blau verputzen Gang entlangzuführen und achtete darauf, dass sie nicht auf die braunen Fließen fiel, denn sie wankte bedrohlich. Kurz nachdem wir um die Ecke gebogen waren und auf die rosa Toilettentür zusteuerten, hörte ich Sakura etwas nuscheln.

„Was?“

„Mir ist schlecht. Ich glaub’ ich muss kotzen“, sagte meine Freundin nurnoch, bevor sie sich von mir löste, die Tür aufriss und sich blitzschnell in einer der Toilettenkabinen einschloss. Ich wartete noch eine Weile im Flur, da ich nicht sehr erpicht darauf war, Sakura beim Kotzen zuzuhören.

Da mir Langweilig wurde, begann ich mit den Füßen, welche momentan in hochhackigen Schuhen steckten, herumzutippeln, doch als das klack klack laut im Schulkorridor hallte, hielt ich die Füße schnell wieder still um zu vermeiden, dass ein Lehrer mich hörte und ich womöglich wieder bei der Rektorin landen würde.

Wenige Minuten später hörte ich dennoch Schritte im Gang. Ich drehte mich um und lief langsam in Richtung meines Klassensaales, in der Hoffnung die Person würde denken, ich war nur eben auf Toilette gewesen.

Ich bog in derselben Sekunde um die Ecke im Gang, wie eine männliche andere Person, in die ich kurzerhand hineinlief. Die größere Person packte mich an den Schultern und schob mich von sich. Mit verwirrtem Blick sah ich auf und trat sofort mehrere klackernde Schritte zurück, während ich fauchte: „Fass mich nicht an“

Der Junge hob seine Hände und sah mich gefühllos wie immer aus seinen schwarzen Augen an, während er gespielt überrascht fragte: „Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht, Eisprinzessin?“

Mit einem eiskalten Blick, der meinem ’Spitznamen’ alle Ehre machte, sagte ich: „Weist du, Entenarsch, ich bin nachtragend.“

Der Uchiha zog eine Augenbraue hoch, bevor er spöttisch fragte: „Ach echt? Hab ich nicht bemerkt“ und sich mit der Hand durch die schwarzen Haare fuhr. Ich hätte mir am liebsten mit der Hand vor die Stirn geschlagen. Eine einzelne Person konnte doch gar nicht so eitel sein!

Mit der Absicht, ihn ab jetzt zu ignorieren drehte ich mich wieder um und stolzierte zu den Toiletten zurück, doch ich wurde an der Schulter gepackt: „Eh, Eisprinzessin, warte.“

„Was denn?“, fragte ich ihn sichtlich genervt, während ich mich erneut umdrehte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn skeptisch an, auf seine Antwort wartend, welche sofort kam: „Wo ist Sakura?“

Nun war ich wirklich überrascht. Ich zog meine Augenbrauen hoch und fragte ihn, mit Mühe meine Neugierde zu verbergen: „Warum willst du das wissen?“

Mein Klassenkamerad seufzte entnervt auf und massierte sich die Schläfen, bevor er stöhnte: „Warum müssen Mädchen eigentlich alles hinterfragen?“

Ich ignorierte seine Aussage gekonnt und schnaubte, nun mindesten ebenso entnervt wie Sasuke, vor mich hin. Warum konnten Typen nicht einfach antworten, wenn man sie etwas fragte? Diese Frage stellte sich der Junge vor mir offensichtlich auch, denn er brummte etwas, bevor er mit dann doch antwortete: „Sie war mit dir draußen und ich soll nach euch sehen“, bemerkte er, mit dieser Aufgabe sichtlich unzufrieden. Als er meine hochgezogene Augenbraue bemerkte, fügte er noch hinzu: „Sensei Kakashi hat das gesagt.“

„Sakura geht es blendend, sie ist nur kurz-“, begann ich, als ein lauter Ruf: „Ino! Ino, komm her, schnell!“, mich unterbrach.

Ich ließ den Uchiha einfach stehen und hastete, so schnell es in meinen Schuhen ging, in die Schultoilette. „Ja, Sakura, was ist?“

Ich konnte meine Freundin nicht sehen. Vor mir hing das weiße Waschbecken, der Spiegel, welcher vor wenigen Monaten wenigstens noch zerbrochen vorhanden gewesen war, war abgehängt worden und man sah bloß noch die nackten Fliesen. Links neben mir waren die beiden Toilettenkabinen, doch diesmal war keine verschlossen. Aus der hinteren hörte man ein panisches Schluchzen und immer wieder das abreißen von Toilettenpapier.

„Sakura?“, fragte ich vorsichtig und näherte mich der Tür, doch sie schrie mich an: „Nein, Ino, nein, komm nicht näher!“

Ich ging wieder zurück und murmelte „Na gut…“, während ich mich an die Wand lehnte. „Ist alles in Ordnung bei dir?“

Meine Freundin weinte, das hörte ich, doch es konnte nicht schaden, sie auf diese Weise zu fragen ob alles in Ordnung sei. Wie ich es erwartet hatte antwortete sie mit einem unterdrückten Schluchzen und einem „Ja“

Sie hatte es erneut geschafft mich zu verwirren, immerhin hatte sie mich doch gerufen, oder?

„Na dann… Du, ich muss draußen noch schnell was abklären, ja? Wenn etwas ist, ruf mich einfach, sollte ich bin dahin nicht wieder hier sein“, bemerkte ich schnell, denn ich war mir sicher, dass Sakura ihre Ruhe haben wollte, sonst hätte sie mich ohne Widerrede zu sich gehen lassen.

Ich öffnete die Toilettentür einen Spalt breit und linste auf den Flur, wo ich niemanden sah, dann schlüpfte ich nach draußen, wo ich direkt wieder in die Arme von Sasuke Uchiha lief. Er grinste schief und bemerkte: „Na, heute ist die Eisprinzessin aber kuschelbedürftig.“

„Bin ich nicht“, knurrte ich zurück „Ein gewisser Entenarsch steht nur immer im Weg rum“

Besagter Entenarsch begann tatsächlich zu lachen, bevor er blitzartig wieder ernst wurde und sich erneut nach Sakura erkundigte.

Ich fasste mir demonstrativ mit den Fingerspitzen an die Stirn, bevor ich genervt ausatmete und brummte, dass es ein Fehler war das Schulklo zu verlassen. Ich schwieg noch eine Weile, bis der Uchiha mich anfauchte: „Antworte endlich!“

Erschrocken zuckte ich zurück und starrte ihn an. „Was?!“, fauchte ich dann ebenso furchteinflößend zurück – hoffte ich zu diesem Zeitpunkt jedenfalls.

„Sag mir, was mit Sakura los ist! Ich mein, nichtmal Hinata rennt heulend aus dem Klassenraum!“, rief der Uchiha laut. Nun interessierte es auch mich nicht mehr, ob mich jemand hörte oder ob ich bei unserer Schulleiterin landen würde, ich schrie ihn an: „Ach, jetzt interessiert es den Eisklotz also plötzlich was mit seiner Ex passiert? Super! Man, sie will dich nicht sehen, Arschloch!“

Das nächste was passierte realisierte ich nur wie in Zeitlupe. Sasuke sah mich wütend an, ballte seine Hand zur Faust und entspannte sie wieder, bevor er sie erhob und blitzschnell auf mich zusausen ließ.

Ich konnte kaum reagieren, als seine Hand auch schon auf meine Wange geknallt kam. Es hallte widerlich laut wieder, mein Kopf ruckte aufgrund der Wucht seines Schlages zurück und ein brennen zog sich durch mein Gesicht.

Aus Reflex fasste ich an meine Wange, ich merkte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete und Tränen in meine Augen schossen, daher drehte ich meinen Kopf zur Seite und brummte: „Was soll das?“

„Du beschimpfst mich? Du schreist mich an, weil ich mich um deine beste Freundin sorge und dann wunderst du dich, dass ich wütend werde?!“, sagte der Uchiha mit einem bitteren unterton in der Stimme.

Ich hatte es inzwischen geschafft den Kloß in meinem Hals erfolgreich herunter zu schlucken, sah ihn mit eisernem Blick an und zischte: „Glaub mir, das lass ich mir nicht gefallen. Und was mit Sakura ist, geht dich auch nichts an, immerhin bist du schuld. Ich will ja nicht, dass der Eisklotz sich Vorwürfe macht“, bevor ich die Toilettentür aufriss und im inneren des Raumes verschwand.

In meiner Hosentasche brummte mein Handy, der Akku war leer. Ich fluchte leise, bevor ich es herauszog und ausschaltete. Wenn es alle fünf Minuten brummen würde, wäre es auch nicht sehr praktisch, dachte ich mir, bevor ich den Bildschirm als Spiegel verwendete.

Meine rechte Wange, auf welche mich Sasuke geschlagen hatte, war leicht angeschwollen und ein roter Handabdruck prangte auf ihr. Jetzt waren der Eisklotz und ich wohl quitt.

Ich hörte ein panisches Geräusch von Sakura, danach ein klirren und ein lautes Schluchzen.

„Sakura?“, fragte ich vorsichtig, während ich mich der offenen Toilettenkabine näherte, doch sie brüllte mich fast an: „Verschwinde Ino!“

Ich blieb stehen und wartete, doch sie hörte nicht auf zu brüllen „Verschwinde Ino! Verschwinde endlich!“

Vorsichtig fragte ich sie, ob sie wirklich keine Hilfe wolle, als ich als Antwort ein panisches „Verschwinde und hol Verbände, ich glaub ich verblute!“ bekam.

Ich dachte nur Scheiße, bevor ich „Gleich wieder da“ sagend aus dem Klo rannte, nicht ohne dem noch immer wütend vor der Tür stehenden Sasuke meine Schuhe in die Hand zu drücken und zu sagen: „Halt mal“

Ohne dass er mir hätte widersprechen können war ich schon um die Ecke geflitzt, den Sanitätsraum der Schule als Zeil vor Augen.

 

Dieser Tag war für mich wohl der Tag, an dem mir klar wurde, dass sie nicht bloß in einer Phase steckte.

Es war der Tag, an dem ich das erste Mal nur weil ich jemand anderen decken wollte eine gefeuert bekommen hatte.

Es war der Tag, an dem meine Sanitäterausbildung das Leben meiner besten Freundin rettete.

Es war der schlimmste Tag in meinem bisherigen Leben.

Kapitel 7 - Blut.

Kapitel 7 – Blut.

 

Ich rede noch immer von dem Tag, der völlig normal begonnen hatte. Sakura hatte gefrühstückt, wir waren in den Unterricht gegangen, waren beide wieder die Vorzeigefreundinnen. Und jetzt? Jetzt rannte ich in den Sanitätsraum, als ginge es um mein Leben.

 

Es war wirklich unangenehm in einer Feinstrumpfhose zu rennen und zu merken, wie sich die Laufmasche, welche man sich zugezogen hatte, in vereinzelten Sprüngen über das ganze Bein zu ziehen begann. Aber das war es mir wert. Klar, ich war eine Tussi. Ich bezeichne mich auch heute noch gerne selbst als Tussi, aber es ist, wie es ist.

Warum lag der verdammte Sanitätsraum eigentlich so weit von der Toilette entfernt? Ich fluchte vor mich hin, Worte die ich von einem meiner Kumpel gelernt hatte, der wirklich göttlich fluchen konnte.

Ich flitze um eine Kurve und trippelte dann eine kurze Treppe hinauf, bevor ich die Tür aufriss und an mein weißes Schließfach trat, auf welchem sich ein rotes Kreuz und mein Name befanden. Mit einem schnellen Drehen des Verschlusses öffnete ich mein Fach und schnappte mir die ’Erste Hilfe’ Tasche, welche sich – neben Ballerinas, in die ich auch sofort schlüpfte – darin befand.

In meiner Eile schloss ich nicht ab, sonder schlug die Tür einfach nur in derselben Bewegung, in der ich den kleinen Raum, in welchen sich abgesehen von einer Liege und einem riesigen Medizinschrank nicht viel befand, verlassen hatte.

Auf dem braun gefliesten gang stieß ich erneut mit einer Person zusammen. Um ganz genau zu sein rannte ich mitten in unsere Schulschwester, welche ich mit einem knappen „Es ist eilig“ aus dem Weg schob.

Die junge, braunhaarige Frau sah mich schief an und rief mir nach, sie wolle nachher eine driftige Erklärung dafür haben, bevor auch sie ihren Weg fortsetzte.

Innerlich lies ich in diesem Moment einen genervten Seufzer vernehmen, doch ich hatte keine Puste, um diesen Seufzer nach draußen zu lassen.

Zwei Minuten später stand ich schon wieder vor der rosa Toilettentür – von Sasuke oder meinen Schuhen war nirgends eine Spur. Ich zuckte mit den Schultern, bevor ich in das Mädchenklo trat. Sakura schluchzte noch immer, doch man hörte auch ein beruhigendes „Schhh“ aus derselben Toilettenkabine. Ich lief zu der offenstehenden Tür und erblickte eine kreidebleiche Sakura. Sie zitterte und schluchzte, ihr Arm war schon mit einem Stück Stoff abgebunden worden, sodass der Blutfluss etwas gemindert wurde.

Auf dem Boden hatte sich schon eine kleine Blutlache gebildet und ich merkte, wie auch ich erbleichte. So viel Blut war ich nicht gewohnt.

Ich musste mehrmals tief durchatmen, als mir der Metallische Geruch in die Nase stieg.

„Soll ich das machen?“, fragte auf einmal eine kühle Stimme. Erst in diesem Moment realisierte ich den Uchiha mit dem Zerrissenen Hemd, auf dessen Schoß Sakura mehr hing als saß. Eine innerliche Schimpftyrade später brummte ich nur, dass es ginge und setzte mich ohne Rücksicht auf Verluste mitten in das blut auf dem Boden, bevor ich begann in meiner Sanitätertasche zu kramen.

Nach dem Desinfizieralkohol suchend drückte ich Sasuke ein Tuch in die Hand. Wenn er schon in der Mädchentoilette sitzen musste, dann konnte er auch mal Krankenschwester spielen. Wenige Sekunden später hielt ich auch schon triumphierend eine Flasche mit durchsichtiger Flüssigkeit in der Hand und befeuchtete mit dieser nun das Tuch.

„Halt sie fest“, befahl ich Sasuke, bevor ich Sakura sagte „das brennt jetzt etwas mehr als bei den anderen Schnitten“

Der Uchiha gehorchte mir ohne Widerworte und hielt seine Exfreundin fest im Arm, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Sakura selbst hatte mir den einen Arm entgegengestreckt, den Anderen nutze sie, um sich die Hand auf die noch immer von Tränen verschleierten Augen zu drücken. Ich wische vorsichtig um die Wunde und desinfizierte so gut es ging den klaffenden Schnitt. Die rosahaarige hatte sich gute drei Zentimeter geschnitten und der Schnitt hörte nicht auf zu bluten.

„Sasuke, in der Tasche sind eine Nadel und ein blauer faden, beides Steril verpackt. Gib mir das mal“, sagte ich ruhig. Da die Wunde sich sicherlich verbreiten würde, wenn ich sie einfach Verband, sah ich mich beinahe gezwungen, sie zu nähen. Zuerst, um die Blutung zu stoppen, des Weiteren um Sakura eine breite und auffällige Narbe zu ersparen.

Der Uchiha reichte mir stumm wonach ich ihn gebeten hatte und ich begann sofort den blauen Plastikfaden in die Öse der Nadel zu fädeln und einen Knoten in das hintere Ende zu machen, damit die Schnur hielt.

„Sakura, tut mir leid, aber ich habe keine Betäubung…“,  begann ich, doch sie jammerte nur, ich solle dafür sorgen, dass sie nicht weiter blute.

Ich nickte knapp, bevor ich am Rand der etwa fünf Zentimeter langen Wunde ansetzte und die Nadel vorsichtig in Sakuras warme, bleiche Haut stach. Sie zuckte zurück und zischte schmerzerfüllt, doch mit einem eiskalten Blick auf Sasuke sorgte dieser dafür, dass sie sich nicht mehr bewegte und brummte ihr etwas von wegen sie müsse still halten, sonst blute es noch mehr in ihr Ohr. Wo er recht hatte, hatte er recht. Ich hatte die Nadel schon in die andere Seite der Wunde gestochen und zog diese nun leicht zusammen, bevor ich wieder die Anfangsseite traktierte.

Etwa zehn Stiche Später war der fünf Zentimeter lange Schnitt von mir genäht worden und ich zog ihn jetzt vorsichtig zusammen, um Sakura nicht noch weiter weh zu tun, bevor ich den Faden aus der Nadelöse zog und ihn ebenfalls verknotete. Danach wischte ich noch mit etwas Desinfektionsalkohol über die Naht und erhob mich aus dem Blut am Boden.

„Fertig“, seufzte ich auf, dann umarmte ich Sakura vorsichtig „Was machst du für Sachen…?“

Sie wurde von mehreren Schluchzern geschüttelt und klammerte sich mit ihrer rechten hand an meinen Rücken, die linke konnte sie noch nicht bewegen, da Sasuke ihren Oberarm festhielt. Ich fragte nicht weiter nach und schnappte mir einen Verband aus der Tasche, mit dem ich ihren zerschundenen arm wieder ordentlich verband, während ich ihr erklärte, dass sie besser keinen Druck auf den Arm ausübe und ich ihr in zwei Wochen die Fäden ziehen würde. Danach widmete ich mich mit dem Tuch meiner Strumpfhose, welche von Blut durchtränkt und nicht mehr zu retten war, daher zog ich sie kurzerhand in der Toilettenkabine nebenan aus und wischte das Blut von meinen Beinen.

Wenig später stand ich wieder vor Sakura und sah sie an. Sie zitterte und war kreidebleich, doch sie weinte nicht mehr. Die Spuren von verlaufener Wimperntusche hoben sich stark gegen ihre blasse Haut ab und ihre Augen, sowie ihre Lippen waren angeschwollen. Sie sah mir allerdings nicht in die Augen, sondern blickte beschämt zu Boden.

„Sasuke, komm mal“, sagte ich, denn ich hatte im Gefühl, dass sie allein sein wollte. Der Uchiha Hob sie kurz an, stand auf und setzte meine Beste Freundin dann auf den Toilettensitz, als wöge sie nichts. Naja, sie wog ja ohnehin wenig, doch sie hatte in der letzten Zeit auch sehr viel abgenommen.

Der Uchiha folgte mir aus dem kleinen Toilettenraum in den Gang, wo ich mich auf den Boden fallen ließ und mir meine Sanitätertasche auf den Schoß legte. Auch Sasuke ließ sich auf den Boden fallen, bevor er mich trocken wie immer fragte: „Deshalb wolltest du mir nichts sagen?“

Ich nickte und brummte: „Ja…“, bevor ich ihn anfunkelte und mit bedrohlichem Unterton sagte: „Und wag du dich ja nicht, irgendwem davon zu erzählen!“

Er hob seine Hände „Nein. Ich will nur ein bisschen was von dir wissen.“

Mein erster Gedanke war Na toll, den zweiten Gedanken sprach ich dann einfach aus: „Ja? Warum? Das ist eine Sache, die dich ’nen feuchten Fliegenschiss angeht, immerhin ist das deine Schuld.“

Er riss seine schwarzen Augen auf: „Meine Schuld?“

„Ja?“, fragte ich mit einem herabblickenden Tonfall und verdrehte die Augen. Dieser junge war wirklich schwer von Begriff.

„Eisprinzessin? Ich soll schuld sein, dass Sakura sich die Arme aufschneidet?“, fragte er verwundert und ich brummte nur entnervt: „Denk mal scharf nach, Uchiha“, bevor ich mich erhob, ihm meine Schuhe abnahm und zum Sanitätsraum lief, um meine Tasche wieder aufzufüllen und die Ballerinas in den Spind zu packen.

Auf dem Weg dorthin lief ich erneut an unserer Schulschwester vorbei, welche mich zurückhielt: „Ino Yamanaka, hier geblieben.“

Ich drehte mich verwundert zu ihr um und fragte: „Was ist denn, Schwester Shizune?“

„Ich glaube, ich will nicht wissen, warum du wie von der Tarantel gestochen an mir vorbeigerannt bist, aber du musst die Tasche wieder ordentlich auffüllen, ja? Ich sag deinem Klassenlehrer einfach…“, begann die braunhaarige Frau, doch ich unterbrach sie: „Sensei Kakashi weiß, dass ich nicht im Unterricht bin. Er hat mich für diese Stunde freigestellt“

„Na wenn das so ist“, nickte die Frau, bevor sie meine Tasche entgegennahm und mich mit den Worten „Ich mach das schon“ wieder wegschickte.

Ich dankte ihr mit einem Lächeln und lief gemächlich zurück zu der Toilette, vor welcher noch immer Sasuke saß, einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Ich ignorierte ihn einfach und ging wieder in den kleinen Raum, wo ich begann mit Toilettenpapier das Blut vom Fußboden zu wischen. Sakura sah mir einfach dabei zu und sagte nichts. Es schien fast so, als säße sie nicht auf den Toilettensitz  im Mädchenklo im Erdgeschoss, sondern irgendwo weit, weit weg von allen Sorgen, von Anna, von Sasuke und von mir.

 

Das alles ereignete sich in nichtmal einer dreiviertel Stunde.

In einer dreiviertel Stunde hatte Sasuke Uchiha das Geheimnis, welches Sakura und ich hatten, aufgedeckt.

In einer dreiviertel Stunde hatte ich das erste Mal eine offene Wunde genäht.

In einer dreiviertel Stunde hatte sich die Situation völlig verändert – ob zum Guten oder zum Schlechten wusste ich damals aber nicht.

Kapitel 8 - Bilder.

Kapitel 8 – Bilder.
 

Nach dem Vorfall in der Deutschstunde hatte ich Sensei Kakashi erklärt, dass es Sakura nicht sehr gut ginge und ihr gefragt, ob er sie vom Unterricht befreien könnte. Er war zum Glück so freundlich und hat sie und mich freigestellt, sodass ich Sakura noch mit zu ihr begleiten konnte.
 

Sakura und ich liefen nun schon eine Weile nebeneinander her, doch keine sprach ein Wort. Ich verspürte nicht das Bedürfnis mit ihr zu sprechen und Sakura war noch immer damit beschäftigt sich von den Zitteranfällen zu befreien, während sie einen Sicherheitsabstand zu mir hielt, als sei ich giftig. Offensichtlich war sie wieder sauer.

Ich hatte auf ihre Bitte hin Sasuke keine Details verraten – auch wenn ich es sonst nicht getan hätte. Er hatte jetzt erst einmal genug mit seinem schlechten Gewissen zu kämpfen, welches ich ihm vom Gesicht ablesen konnte. Und selbst wenn er es jetzt wusste, änderte das nichts daran, dass ich unglaublich nachtragend war.

Ich war sogar in den Genuss einer SMS vom stolzen Schulsprecher gekommen, doch geantwortet hatte ich ihm nicht. Irgendwie hatte ich in diesem Moment, an diesem Tag und auch in der ganzen restlichen Woche danach keine Lust auf irgendetwas anderes als herumsitzen und nichts tun.

Etwa so lief auch der Rest meiner Woche ab.

Ich hing lustlos in meinem Zimmer, schrieb endlos lange Tagebucheinträge, bekam das ein oder andere Mal einen kurzen Heulkrampf. Meine Psyche war wirklich leicht anzugreifen und wenn mein Vater etwas zu mir sagte reagierte ich entweder gar nicht oder furchtbar aggressiv, aus Angst mich zu verplappern. Manche mögen es ja nicht verstehen, aber es ist doch eine ganz schöne Belastung, wenn man seiner besten Freundin den Unterarm nähen musste, weil sie ihn sich selbst aufgeschnitten hat.

Am darauffolgenden Wochenende war Sakura bei Verwandten und ich war dabei mein Zimmer mal wieder auf Vordermann zu bringen, was sich doch als schwieriger gestaltete, als ich es vermutet hatte. Nicht unbedingt wegen dem Chaos, welches dort seit geraumer Zeit herrschte, sondern schlicht und ergreifend wegen dem Fotoalbum, welches ich aus meinem Bücherregal zog.

Ich hatte schon immer eine Schwäche für Dinge gehabt, die mich ablenken konnte, und bei diesem Album war es besonders schwer. Es war das 10 Jahre BFF Album, welches Sakura und ich anlässlich unserer zehnjährigen Freundschaft zusammengestellt hatten. Ich schlug die ersten Seiten des weißen Buches auf und mir strahlten sofort zwei glückliche Mädchen mit großen, pinkfarbenen und schleifchenreichen Zuckertüten entgegen. Unser erster Schultag. Unwillkürlich musste ich grinsen und an diesen Tag zurückdenken.
 

„Ino-chan, schau mal! Wir sind in einer Klasse!“

„Ja! Toll, oder? Und, was denkst du, wie wird die Schule?“

„Toll! Ino, wir sind in einer Klasse, wir werden richtig viel Spaß haben!“

„Aber ihr müsst auch etwas lernen, Kinder.“

„Ja, Mama!“

„Klar Frau Haruno!“
 

Sakura und ich waren damals umeinander herumgesprungen, als hätten wir etwas eingeworfen. Was wir das einmal ausprobiert hatten, merken wir allerdings, dass es sich doch etwas anders anfühlte.

Wir waren damals schon die besten Freundinnen, hatten uns jeden Tag nach der Schule miteinander getroffen und Barbie gespielt, uns gestritten, wessen Barbie mit welchem Ken zusammenkäme und wieder vertragen.

Eine solche Szene zeigte auch das nächste Bild. Ich, mit noch ziemlich kurzen hellblonden Haaren, und sie mit schulterlangen rosa Haaren. Ich hatte sie nie gefragt, warum ihre Haare so aussahen.

Als ich weiterblätterte blieb ich bei einem weiteren Foto von uns als Kinder hängen. Wir saßen auf einer Wiese und pflückten Blumen. Also, genauer gesagt pflückte Sakura Blumen und ich hatte einen Stapel pinke und rosa Blumen neben mir, welche ich nach du nach an Sakuras Haar hielt. Mein triumphierender Blick bedeutete, dass ich gerade die Kirschblüte ausprobiert haben musste.
 

„Sakura-chan, Sakura-chan, ich weiß jetzt, welche Farbe deine Haare haben!“

„Ja?“

„Kirschblütenrosa!“

„Wirklich? Ist ja schön! Ich liebe diese Farbe.“
 

Ich wusste kaum noch, wann das war. Doch es musste schon ewig her sein. Damals war die Wiese außerhalb der Stadt noch eine Wiese gewesen, heute war sie ein Neubaugebiet, in dem Menschen wie Sasuke und Itachi Uchiha wohnten. Eitle Genies, Geschäftsmänner, die neue Polizeistation befand sich dort ebenfalls.

Ich seufzte auf und klappte das Buch zu, um es zur Seite zu legen und weiter das Make-up, welches in meinem Zimmer verteilt herumstand, in die Kiste zu packen.

Als das erledigt war, packte ich das weiße Fotoalbum erneut und schlug eine weitere Seite auf.

Zwischen dem letzten Bild, was ich aufgeschlagen hatte und diesem hier schienen Welten zu liegen, aber in Wahrheit waren es nur ein paar Jahre. Meine Haare waren inzwischen so lang, dass sie wie flüssig über meinen halben Rücken fielen, Sakuras waren ebenso lang, doch sie waren voluminöser.

Wir sahen uns mit bösen Blicken an und scheinen zu streiten, Sakura deutete gerade auf einen blonden Jungen, welcher auch auf dem Bild zu sehen, war. Es war Naruto und er sah grinsend in die Kamera.

Ich konnte mich nicht mehr erinnern, worum es bei diesem Streit ging, doch auf dem nächsten Bild sah man uns schon wieder, wie wir unsere Arme auf die Schulter er anderen gelegt hatten und fröhlich in die Kamera lachten.

Das war ein Schulausflug vor fünf Jahren gewesen, als wir in der fünften Klasse waren. Wir waren im Zoo und Shikamaru war nach der Hälfte des Tages verloren gegangen weil er sich auf einer Parkbank schlafen gelegt hatte. Wir waren dort mit Sensei Iruka gewesen, unserem Klassenlehrer in der Grundschule. Er hatte auch das Foto geschossen. Und noch eine Menge anderer Bilder von diesem Tag, etwa das Bild, das ich mir gerade mit einem Schmunzeln auf den Lippen ansah.

Ich war darauf zu sehen, wie ich mit offenem Mund eine Giraffe anstarrte, welche gerade von der lachenden Sakura gestreichelt wurde.
 

„Woa, so groß…“

„Ist ja auch eine Giraffe.“

„Pass auch, Ino-chi, sonst sabbert die Giraffe noch in deinen Mund.“

„Boa, bist du eklig Naruto!“
 

Diese Szene spielte sich vor meinem inneren Auge ab, als wäre es erst vor kurzem passiert und unwillkürlich stellte ich mir vor, wie eine Giraffe in meinen Mund sabberte. Ich erschauderte und kniff die Augen zusammen, während ich das Buch auf mein Bett legte, meine Vase mit der einzelnen Sonnenblume darin schnappte und in die Küche ging, um der gelben Blume Wasser zu geben.

Dort begegnete ich meinem Vater, welcher mich aus seinen grünen Augen ansah und frage: „Na, Prinzessin, hast du dich wieder im Griff?“

„Ja, wann hatte ich das denn nicht?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage und begann das Wasser der Blume auszuwechseln. Mein Vater antwortete darauf nicht, sondern legte seine Hand nur auf meinen Kopf und teilte mir mit, dass er nun zur Arbeit gehen würde.

Ich nickte ihm zu und trug die lange, rote Vase wieder nach oben, wo ich nach kurzem Aussortieren meiner Zeitschriften wieder das Fotoalbum zur Hand nahm.

Ich wusste nichteinmal warum, doch aus irgendeinem Grund wollte ich weiter in Erinnerungen schwelgen, also blätterte ich durch die Seiten, bis ich an einem Bild angekommen war, welches mich und Sakura schlafend zeigte.

Ich lehnte mit dem Kopf auf Sakuras Schulter, während sie am Fenster lehnte. Offensichtlich was das Foto auf der Fahrt zur Klassenfahrt gemacht worden, den meine Haare hatten inzwischen weitere zehn Zentimeter zugenommen und waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das musste letztes Jahr gewesen sein, als wir unsere letzte Klassenfahrt gemacht hatten. Wer hatte das Foto gemacht?

Auf der nächsten Seite beantwortete ich meine Frage. Das Bild im Hintergrund war noch immer dasselbe, doch im Vordergrund saß Hinata auf meinem Sitz und fotografierte ich selbst, während sie die Zunge herausstreckte.

Ich lachte. Die Klassenfahrt war einfach genial gewesen. Fröhlich und sorglos.

Das nächste Bild lies meine Laune von verträumt auf wütend springen. Das Bild war eines der neuesten. Das ganze Album war vielleicht ein halbes Jahr alt.

Auf dem Bild lachten mich vier Leute an. Ich selbst und Sakura standen im Vordergrund, hinter uns hatten sich Sasuke und Kiba in die Fotokabine gequetscht. Wir lachten alle aus ganzem Herzen, sogar der Uchiha, und sahen ziemlich zerknautscht aus.

Das Bild strahlte eine fröhliche Atmosphäre aus und auch hier musste ich leicht schmunzeln. Zwar war es ein wütendes schmunzeln, aber dennoch erinnerte ich mich mit Freuden an den Tag.
 

„Ino, komm, lass uns ein Foto machen!“

„Oh ja!“

„Komm, Sasuke-kun, wir passen da auch noch rein.“

„Aua, du stehst auf meinem Fuß!“

„Hmpf.“

„Entenarsch, den Ellbogen ist hart.“

„Deine Rippen aber auch, Eisprinzessin.

„Jetzt hört auf euch zu streiten“

„Tun wir doch ganricht!“
 

Ich schlug das Buch zu und stellte es wieder in mein Regal. Sich zu erinnern war manchmal eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit.

Langsam erhob ich mich von meinem Fußboden, bevor ich mich meinem Zettel, Bücher und Heftüberfluteten Schreibtisch widmete. Halb erledigte Mathehausaufgaben lagen neben meiner BRAVO, auf der mein Handy lag. Überall lagen Kabeln herum und zwei leere Wasserflaschen waren noch zu erahnen.

Ich sollte hier wirklich aufräumen…

Gerade, als ich die Flaschen zwischen den Papierstapeln hervorzog, begann mein Handy zu brummen und laut ertönte Hast du geglaubt, hast du gehofft, dass alles besser wird? Hast du geweint, hast du gefleht, weil alles anders ist?, während das Handy zu Boden fiel.

Ich konnte es gerade noch so auffangen und ging schnell heran: „Ja?“

„Hallo“, ertönte eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung, und bevor ich etwas sagen konnte, sprach die Person weiter: „Hast du Zeit?“

„Eigentlich nicht, nein“, antwortete ich trocken, denn soeben hatte ich die Stimme erkannt.

„Dann nimm dir jetzt Zeit, Eisprinzessin, es ist wichtig“, begann er schon wieder zu fauchen. Das Sasuke und ich je miteinander auskamen, ohne uns zu streiten war wirklich fraglich.

Auch ich fauchte in mein Handy: „Warum? Was ist so wichtig, dass der Entenarsch mir die Ehre erwiest, mich anzurufen?“

„Deine beste Freundin, die schon seit vorgestern in meinem Wohnzi-“, begann Sasuke, doch da hatte ich schon ein „Bin in zehn Minuten bei dir“ gesagt und aufgelegt.

Wollte Sakura nicht zu Verwandten?

Warum war sie bei Sasuke?
 

Dieser Tag war der erste actionreiche Tag seitdem ich Sakuras Unterarm genäht hatte. Ich hätte ihn nicht wirklich gebraucht, aber Einfluss nehmen konnte ich darauf nicht.

Ich war verwirrter als je zuvor, und in meinem Kopf tummelten sich mehr Fragen als je zuvor.

Warum war Sakura bei Sasuke?

Warum hatte sie mich angelogen?

Oder hatte Sasuke mich angelogen?

Kapitel 9 - Alkohol.

Kapitel 9 – Alkohol.
 

Immer, wenn eine Weile nichts passiert war, passierte an einem Tag zu viel, um es zu begreifen. Genau wie heute. Ich war der Meinung gewesen, alles sei in Ordnung und dann hatte mich Sasuke Uchiha angerufen: Sakura sei bei ihm.
 

Ich stürzte nachdem ich aufgelegt hatte mit meinem Handy in der Hand und den Worten „Bin bei ’nem Kumpel!“ aus dem Haus. Ich hatte keine Schuhe angezogen, was mir allerdings erst auffiel, als ich schon den Kiesweg, welcher eine willkommene Abkürzug war, betreten hatte und schmerzerfüllt quietschte. Ich hüpfte also auf Zehenspitzen auf dem Weg herum und beeilte mich mit großen Schritten von den kleinen spitzen Steinchen wegzukommen.

Zehn Minuten später stand ich atemlos, verschwitzt und im Hausfrauendress vor dem großem, weißem Haus der Familie Uchiha. Ich atmete einige Male tief durch, um nicht stockend zu sprechen, bevor ich klingelte.

„Willkommen im Anwesen der Uchiha. Wie heißen sie, was ist ihr Begehr?“, kam eine Roboterdurchsage aus dem Lautsprecher und ich schlug innerlich meinen Kopf gegen ebendiesen. Kein Wunder, das der jüngste Sohn dieser Familie solch ein Ego besaß.

„Ino Yamanaka. Sasuke hat mich gebeten zu kommen“, sagte ich und prompt surrte das Tor, als verlangte es danach, dass ich eintrete. Gesagt getan, ich drückte gegen das Metall und wenig später stand ich in einem wunderschönen Vorgarten. Staunend betrachtete ich die weißen Rosen, welche mein Vater auch in seinem Laden führte. Ich hatte allerdings keine Zeit mir die anderen Blumen anzusehen, denn ich wurde angetippt und stieß einen erschrockenen laut aus, bevor ich die größere Person von mir stieß und keifte: „Was soll der Scheiß?“

Der schwarzhaarige, der mich angetippt hatte, sah mich durchdringend an, bevor er feststellte: „Offensichtlich liegt es nicht am Make-Up, dass du so zickig bist. Und überhaupt, wo sind die hohen Schuhe, die Strumpfhose und vor allem die immer sitzende Frisur?“

„Daheim. Es gibt Dinge, die sind wichtiger. Wo ist Sakura?“, sagte ich, während ich genervt die Augen verdrehte und meinen Trottel – Blick aufsetzte.

Der Uchiha machte eine einladende Handbewegung und sagte: „Im Wohnzimmer“, bevor er mir voran in Richtung der Eingangstür steuerte. Kaum eine Minute danach fand ich mich in einem Eingangsbereich wieder, der etwa die Maße unserer Wohnung hatte. Gut, unsere Wohnung war klein, aber dieses Haus war schon übertrieben groß. Mir blieb jedoch keine Zeit zum staunen, denn Sasuke packte meinen Arm und zog mich in einen Raum links von uns.

Auch dieser Raum wirkte erschlagend. In der Ecke stand ein gigantischer Kamin, in den Sakura und ich uns nebeneinander stellen konnten – inzwischen würde sich wahrscheinlich auch Sasuke dazustellen können, so dünn wie sie geworden war – und davor befand sich ein schwarzes Ledersofa, auf das sich mein Vater mir gegenüber legen konnte, ohne dass sich unsere Füße berührten.

In der Mitte lag ein schlichter, grauer Teppich und auf diesem stand eine Musikanlage, die wahrscheinlich besser ausgestattet war, als die in manch einer Disko. Ich konnte mich aber auch hier nicht lange mit dem von Reichtum strotzendem Anblick verlieren, denn der Uchiha flüsterte „Ich hab vielleicht etwas übertrieben. Sie ist erst seid gestern gegen Mitternacht hier, aber trotzdem. Da liegt sie“, und deutete auf das gigantische Ledersofa.

Ich vergaß es, wütend auf ihn zu sein, als ich meine beste Freundin wie ein Häufchen Elend auf dem dunklen Ledersofa sah. Es wirkte, als verschwände sie fast, das dunkelbraune Leder hob sich stark von ihrer pergamentartigen Haut ab. Die Haare hingen ihr in dünnen, fettigen Strähnen vom Kopf und sie schlief, ihr Make-Up war verschmiert. Normalerweise hätte Sakura lieber auf einer Parkbank übernachtet, als so bei Sasuke aufzutauchen.

Kurzerhand wandte ich mich um und zog den schwarzhaarigen mit mir zum Teppich am anderen Ende des Raumes, auf den ich mich fallen lies, bevor ich fragte: „Warum ist sie hier?“, doch anstatt mir zu antworten sagte er nur: „Setz dich auf den Sessel, nicht auf den Teppich“, woraufhin ich ihn bloß wütend anfunkelte, seiner Bitte allerdings Folge leistete.

Ich ließ mich in dem Sessel, welcher ebenfalls eine Lederpolsterung hatte, nieder und sah mich erneut im Raum um.

Da ich mich nun so befand, dass ich die Rückseite des Sofas anblickte, konnte ich Sakura nicht mehr sehen, doch ich hörte sie unregelmäßig schnaufen, als hätte sie eine Erkältung. Sorgenvoll blickte ich weiter in diese Richtung, bis sich Sasuke plötzlich räusperte: „Sie ist hier gestern Abend angekommen.“

„Und?“

„Sie war sturzbesoffen.“

Ich riss meine Augen auf. Betrunken? Sakura? Sie würde nie Alkohol anrühren. Zigaretten vielleicht, aber Alkohol doch nicht. Meine Freundin wusste, wann sie sich zu beherrschen hatte und da sie ohnehin keinen Alkohol vertrug, hatte sie nie freiwillig welchen getrunken. Und auch mich hatte sie immer schief angesehen, wenn ich etwas trank. Ich schüttelte den Kopf und fragte ihn empört: „Sakura doch nicht! Ich vielleicht, aber doch nicht Sakura, die rührt das Zeug nicht an!“, bevor ich erneut mit dem Kopf schüttelte „Lüg mich nicht an“

„Ich lüge nicht. Was würde mir das denn bringen?“, kam es daraufhin berechnend zurück. Während ich die Stirn runzelte, überlegte ich. Wirklich etwas bringen würde es dem Jungen nicht, das war wahr. Brummend erhob ich mich von dem Ledersessel, um mich wieder vor Sakura zu setzen. Irgendwie wollte ich ihm nicht glauben, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich ihn nicht mochte. Warum sollte ich ihn auch mögen?

Ich kniete mich vor Sakura auf dem Teppich und strich über ihr öliges Haar. Sie hatte mehr Pickel bekommen und war noch blasser geworden. Als ich vorsichtig an ihrem Atem roch, merkte ich, dass Sasuke nicht gelogen hatte. Sakura hatte eine Fahne, als sei sie ein Bierfass. Das behagte mir ganz und gar nicht, deshalb begann ich auch, vorsichtig an ihrer Schulter zu rütteln, um sie zu wecken.

Sakura murrte und drehte sich auf die andere Seite, wodurch ihre Jacke nach oben rutschte und der Verband zum Vorschein kam, lange nicht mehr so weiß wie vorher. Stellenweise war er von Blut durchtränkt, der gesamte Verband hing schief. Weiterhin rüttelte ich an Sakuras Schulter, doch sie reagierte nicht, daher wickelte ich den Verband ab und fragte den Schwarzhaarigen neben mir, ob er puren Alkohol in seiner Villa hätte, was er bejahte, bevor er einen Butler rief, der ihm besagte Flüssigkeit holte.

Ich ließ mich auf den Boden fallen und begann damit, mir langsam die Schläfen zu massieren, bevor ich mir die Schnitte an Sakuras Arm genauer betrachtete. Einige waren wieder aufgeklafft und auch die eine oder andere Narbe war wieder aufgeschnitten worden. Demnach eiterten auch die alten Schnitte gelblich. Ich hätte meiner besten Freundin am liebsten eine Ohrfeige verpasst, doch das hatte keinen Sinn. Viel mehr Sinn hätte es gehabt, ein Promillemessgerät zu haben um nachzusehen, wie weit sie gegangen war.

Währendessen war der Butler bereits wieder in den Raum gekommen und hielt eine mit durchsichtigem Desinfizieralkohol gefüllte Flasche in der weiß behandschuhten Hand. Ich nahm das Flächchen dankend entgegen, der Mann im Frack nickte mir bloß zu, bevor er sich wieder aus dem Raum entfernte.

Vorsichtig entfernte ich den Korken von der Flasche, bevor ich ein Taschentuch zur Hand nahm und den Alkohol auf das Tuch tröpfelte, bevor ich den kühlen Arm meiner schlafenden Freundin nahm und begann, die eiternden Wunden abzutupfen. Der Schwarzhaarige sah mir dabei schweigend zu.

Ich ignorierte ihn schlicht und ergreifend, fragte ihn nichts und widmete mich meiner Arbeit, als Sakura plötzlich Schmerzerfüllt schrie und im Versuch um sich zu schlagen das Desinfektionsmittel vom Tisch und mich gegen die Nase schlug. Meine Hand schnellte zu ihrem Ellbogen und ich versuchte ebendiesen zu fixieren, was jämmerlich versagte, da ich keine Kraft hatte.

Sasuke realisierte schneller als ich gedacht hatte, dass etwas nicht so lief, wie es sollte, denn er schlug meine Hände weg und fixierte die Streichholzarme Sakuras mit seinen großen Händen und sagte missmutig: „Ruf Sebastian, er soll den Teppich sauber machen.“

„Wen?“, fragte ich kurz, bis mir einfiel „Den Butler, oder?“ und er nur nickte, während er versuchte Sakura zu beruhigen und sanft auf sie einredete, als sei sie ein scheues Pferd.

Ich lief aus dem Wohnzimmer und brüllte so laut ich es zustande brachte: „Sebastian! Sasuke lässt dich rufen!“, als der Mann im Frack auch schon neben mir stand und mich zusammenzucken lies, bevor ich ihn zum Wohnzimmer führte.

Dort erwartete mich die dritte unangenehme Überraschung des Tages, nach dem Fotoalbum und der betrunkenen Sakura: Sasuke Uchiha, wie er sich über die rosahaarige beugte, ihre Arme festhielt und sie sanft küsste.

Hätte ich noch etwas in der hand gehabt, es wäre spätestens jetzt zu Boden gefallen.
 

An diesem Tag hätte ich mich eigentlich aufregen müssen.

An diesem Tag hätte ich wütend und deprimiert sein müssen.

An diesem Tag hätte ich weinen und schreien müssen.

An diesem Tag fühlte ich nichts.

Ich war wie in Watte gepackt.

Offensichtlich hatte der Schock mir nicht gut getan.

Kapitel 10 - Wut.

Kapitel 10 – Wut.
 

Mein Leben brachte in letzter Zeit einfach zu viele Verwirrungen mit sich, zu viele ruckartige Veränderungen und definitiv zu viele unangenehme Überraschungen. Die Tatsache, dass Sasuke Uchiha nun über meiner Besten Freundin hing und sie küsste machte all das nicht wirklich viel besser.
 

Ich stand in dem Türrahmen, hinter mir den Butler der Familie und vor mir ein Bild, was mir so unglaublich Grotesk erschien, dass ich wie gelähmt war. Mein Gehirn wollte nicht erfassen, was sich dort abspielte, mein Körper rührte sich nicht. Nur meine Hände, die ballten sich zu Fäusten.

Tränen schossen in meine Augen und ich biss mir auf die Lippe. Nicht weinen. Nicht jetzt, nicht hier.

Meine Wut lies mich zittern und ich wollte am liebsten sofort losrennen, Sasuke von Sakura wegreißen und der Rosahaarigen eine zu verpassen, die sich gewaschen hatte. Stattdessen fuhr ich herum, stieß den verwirrt dreinschauenden Butler an und stürmte aus der Villa, mein Aussehen nun durch Tränen noch mehr ruinierend. Ich weinte aus Wut, das war mir noch nie passiert. Warum war ich überhaupt wütend?

Weil Sasuke Sakura geküsst hatte oder weil Sakura ihn geküsst hatte? Oder vielleicht einfach aus dem Schock heraus. Vielleicht auch, weil ich Sasuke zwar die Schuld gegeben hatte, allerdings doch begonnen hatte, an das Gute in ihm zu glauben.

Ich gab einen erstickten Laut von mir und hockte mich kurz hin und vergrub mein Gesicht in den Händen, bevor ich mir mit dem Handballen über meine Augen strich und Mich wieder erhob.

Ich reckte den Kopf in die Höhe und stolzierte wieder zu unserem Blumenladen zurück, wo ich mich im Badezimmer einschloss und mich unter die Dusche stellte. Das Warme Wasser weckte meine Gedanken wieder auf, erfrischte meine Haut und ermüdete meine Glieder. Es war doch gerade erst Mittag, doch ich legte mich erschöpft in mein Bett und schloss die Augen. Kurz darauf war ich auch schon weggedämmert.

~

Als ich wieder erwachte war es mitten in der Nacht. Ich rieb mir verschlafen die Augen und schnappte mir mein Handy um nachzusehen, wie spät es genau war. Auf den gerät leuchtete 23.47 und ich seufzte entnervt auf. Mitten in der Nacht hatte es sehr gut getroffen.

Morgen hatte ich noch einen freien Wochenendtag, danach würde die Schule wieder beginnen und ich musste sehen wie ich mit Sakura reden wollte. Oder ob sie überhaupt ansprechbar war.

In diesem Moment vibrierte mein Handy und ein leises Pling war zu hören. Ich runzelte die Stirn und tippte auf den Bildschirm, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich eine Nachricht empfangen hatte.
 

Sie haben 1 neue SMS von Entenarsch erhalten.
 

Ich öffnete die Nachricht und las den wahrscheinlich ersten Versuch nett zu sein, den dieser Junge je unternommen hatte.

Hey.

Sorry wegen vorhin. Ich kann ja wohl nichts anderes tun, als sie zu küssen, wenn sie mich fragt, oder?

Und JA, sie hat mich gefragt!

Das war eine Pattsituation, ja? Hätte ich es nicht gemacht, wer weis was dann passiert wäre?

Ich weis ja, dass es dich geschockt hat, aber ich will nur helfen.

Hmpf, das war’s eigl auch schon.
 

Ich lies ein kurzes Lachen vernehmen. Nein, dies war keine Entschuldigung, dies war eher eine Kriegserklärung. Jedenfalls nahm ich es als solche auf. Dies konnte an meiner momentanen Reizbarkeit oder an der späten Stunde liegen, doch für mich lag es schlicht und einfach an der Faulen Ausrede des Uchiha.

Wenn ein Mädchen betrunken ist, dann macht man nicht einfach was sie sagt. Sie erinnert sich ohnehin nicht wieder daran.

Dass er helfen wollte glaubte ich ebenso wenig wie dass er völlig Unschuldig war oder dass er in dieser Pattsituation nicht auf seinen eigenen Vorteil bedacht war.

Dieser Junge hatte schon immer einen Narren an verwundbaren Mädchen gefressen gehabt. Ich schnaubte und schmiss mein Handy achtlos in einen Haufen Kisten, bevor ich eine Haarbürste aus dem Fensterbrett nahm und begann, meine langen weisblonden Haare von den unzähligen Knoten zu befreien.

Ja, ich hatte meine Gründe wütend auf den Eisklotz zu sein, ihn nicht sogar zu hassen. Er war wie ein Schwamm, sog die Gefühle der Menschen in seinem Umfeld auf, stieß sie von sich und lies in ihnen kaum mehr Gefühle als Hass und Verachtung zurück.

Mir selbst war dies auch passiert. Vor vier Jahren etwa, als Sakura und ich uns das erste Mal richtig übel zerstritten hatten, kamen wir an die Mittelschule und in dieselbe Klasse wie der – zugegeben gutaussehende – Sasuke Uchiha.

Sowohl Sakura als auch ich fanden ihn damals unheimlich süß und da ich einfach schon immer die mit der stärkeren Persönlichkeit und somit auch dem stärkeren Selbstvertrauen war hatte ich die Initiative ergriffen. Ich war wütend auf Sakura gewesen, wir waren beide in Sasuke verknallt und ich sah in diesem Jungen die ultimative Chance um Sakura zu verletzen und einen eigenen Vorteil daraus zu ziehen.

Im Nachhinein betrachtet wäre es, hätte meine Idee sich verwirklich, nie wieder dazu gekommen, dass Sakura und ich uns wieder vertrugen. Allerdings hätte sie dann auch niemals die Probleme bekommen, die sie heute hat. Unwillkürlich bekam ich ein schlechtes Gewissen und fühlte mich ein ganzes Stück schuldiger an der Situation meiner besten Freundin als ich es vorher getan hatte.

Ich schmiss nun die Haarbürste hinter meinem Handy her und band mein Haar zu einem Pferdeschwanz, bevor ich mich ein eine blaue Strumpfhose quälte und mir meinen Lieblingsrock – Schwarze Rüschen – anzog. Danach zog ich ein Top an und einen Pulli darüber, bevor ich in die praktischen Turnschuhe schlüpfte und die Wohnung verlies. Zeit für einen Mitternachtsspaziergang.

Die Nacht war kühl, doch das störte mich nicht. Ich stapfte wütend durch die Straßen Konohagakures und schürte meinen Hass auf den dunkelhaarigen ins unermessliche.

Er war schon immer ein selbstverliebter Arsch gewesen, er hatte meine Freundin zerstört, er hätte beinahe mich zerstört, er war Schuld an allem was passiert war.

Der Junge hatte beinahe mich zerstört. Das habe ich ja komplett vergessen zu erzählen! Wie gesagt, Sakura und ich hatten uns ziemlich heftig gestritten und ich hatte Sasuke als Chance gesehen, mich an Sakura zu rächen und meinen eigenen Vorteil zu bestärken.

Offensichtlich war der Entenarsch auch nur auf seinen Vorteil, beziehungsweise sein Vergnügen bedacht gewesen. Also, um ganz genau zu sein war ich in dieser Situation Karin gewesen, ein Mädchen, blind vor angeblicher Liebe, das mit sich hat machen lassen was wer wollte. Er hat mit mir seine damalige Freundin betrogen, ein Mädchen, deren Namen ich nichteinmal kenne.

Ich war natürlich der Meinung gewesen, er liebte mich, daher nahm ich es auch in kauf, dass ich niemandem von unsere angeblichen Beziehung erzählen durfte, damit sie niemand zerstören könnte.

Dann erfuhr ich davon, dass ich nur ein Mittel zum Zweck gewesen war, dass er nur sein Vergnügen wollte und ich eine Affäre war. Das hatte mich und vor allem mein Ego stark verletzt. Ich hatte ihm gehörig eine verpasst und war danach zu der einzigen Person gerannt, die mir auf Anhieb eingefallen war: Sakura.

Nach diesem Streit waren wir so gut wie unzertrennbar gewesen.

Und jetzt?

Jetzt hatte Sasuke es wieder einmal geschafft etwas kaputt zu machen.

Blitzartig kam mir der Gedanke Sakura? Wo ist sie? Immer noch bei Sasuke? Und ich machte mich, um mir das Gegenteil zu beweisen auf zum Häuschen, in dem meine beste Freundin wohnte. Ich klopfte an das Wohnzimmerfenster und Sakuras Mutter öffnete mir. Sie lächelte mich verwundert an: „Nanu, so spät? Willst du zu Sakura?“

Ich nickte: „Ja, ich hab… mein Physikbuch bei ihr vergessen, Ich werde morgen wahrscheinlich abgefragt... Darf ich reinkommen?“

Frau Haruno nickte und ließ mich durch die Terrassentür herein. Kaum drinnen, zog ich schnell meine Schuhe aus und hüpfte in Sakuras Zimmer. Allein die Tatsache dass ihre Mutter mich hereingelassen hatte bestätigte mir, das Sakura daheim war.

Ich schloss die Tür hinter mir und vernahm sofort das leise Wimmern, was von Richtung des Bettes kam. Ich kannte das Zimmer so gut wie auswendig, daher schaltete ich das Licht nicht an und setzte mich einfach neben sie, während ich über das weiche Haar strich.

Doch Sakura schlug meine hand weg, sie fauchte „Danke“ und schaltete das Licht ein „Ich weiß, das ich alles falsch mache, dein Mitleid brauch ich nicht.“

Ich zuckte zusammen.
 

Sakuras Gesicht sah schrecklich aus.

Sie war kreidebleich.

Sie hatte tief Augenringe.

Ihr Gesicht wirkte fahl und eingefallen.

Und quer über ihre Wange sah man einen kleinen, tiefen Schnitt klaffen.

Kapitel 11 - Einsamkeit.

Kapitel 11 – Einsamkeit.

 

Ich saß in Sakuras Zimmer, auf ihrem Bett, neben mir ein Wrack von einem Menschen. Sie funkelte mich böse an und in ihren Augen schimmerten schon die Ansätze von Tränen. Dennoch konnte ich kein Mitleid für sie empfinden. Um genau zu sein empfand ich gerade gar nichts.

 

Ich stand auf und ging geradewegs ins Badezimmer der Harunos, wo sich, wie ich wusste, das Verbandszeug befand, welches ich zu meiner Freundin brachte. Ohne ein Wort zu sagen desinfizierte ich die Wunde und klebte ein Pflaster darauf, dann ging ich.

Ich lief einfach nur durch die Straßen Konohas, denn nach Hause zurück, wo mein Vater mich wahrscheinlich erwarten würde, wollte ich nicht. Vielleicht könnte ich die Nacht auch im Park verbringen?

Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich komplett leer, ausgelaugt und von Sakura nicht einmal annähernd ernstgenommen. Den Konflikt musste ich mit mir selbst austragen, zumal ich nun auch noch ein schlechtes Gewissen hatte weil ich meiner Freundin nicht wirklich helfen konnte.

Nachdem ich knapp eine Stunde in der Gegend herumgelaufen war und Trübsal geblasen hatte schleppte ich mich doch wieder nach Hause. Zum einen, weil mir kalt war, zum anderen weil morgen wieder Schule war und ich wenigstens dort noch geistige Anwesenheit zeigen musste. Auf Zehenspitzen schlich ich durch unsere Wohnung über dem Blumenladen und ließ mich dann, nach erfolgreicher Mission, in voller Montur in mein Bett fallen, wo ich sofort einschlief.

Einige Stunden später, als mich mein Handy aus einem Karton heraus anklingelte, bereute ich meine Aktion zutiefst.

Mir taten alle Knochen weh und meine Haare waren verknotet und strähnig. Außerdem konnte ich die Kleidung kein weiteres Mal tragen. Ich rollte mich aus meinem Bett, deaktivierte den Handywecker und schlurfte unter die Dusche.

Der Tag fing schrecklich an, das wurde mir spätestens bei meinem Blick in den Spiegel bewusst. Ich hatte Augenringe, die einem Panda Konkurrenz machten und sah auch etwas blass aus. Nicht, dass sich das mit etwas Make-up nicht wieder geradebiegen lies, aber dennoch würden aufmerksame Beobachter merken, dass ich nicht so frisch aussah, wie sonst. Besonders vor meinem Vater musste ich mich heute in Acht nehmen, denn der bemerkte wirklich alles. Deshalb schnappte ich mir ,als ich mich fertig angezogen hatte, bloß eine trockene Scheibe Toast und verschwand aus unserer Wohnung in Richtung Schule, wo ich mich an Sakuras und meinen üblichen Morgenplatz stellte, meine beste Freundin war noch nicht angekommen.

„He, Blondie!“, hörte ich da schon jemanden quer über den Hof brüllen und blickte genervt in die Richtung, aus der der Lärm kam. Ein blonder Junge, keine fünf Zentimeter größer als ich kam mit breitem Grinsen auf mich zu gerannt und hüpfte dann schon fast vor meine Füße.

„Du bist doch selber Blond, Dumpfbacke“, fauchte ich ihn an und er machte einen Gesichtsausdruck, als wenn er wirklich erst in diesem Moment verstanden hätte, dass er blond sei.

„Was willst du Naruto?“, fragte ich ihn und er grinste mich bloß dümmlich an, bevor er langsam fragte, wo Sakura sei. Bei dieser Frage zierte ein Rosaschimmer seine Wangen und er blickte auf den Boden. Ich seufzte. Dieser Junge verstand noch immer nicht, dass Sakura nie Interesse an ihm zeigen würde, ebenso wenig verstand er, dass Hinata – welche nach knapp einem Monat wieder mit Kiba auseinander gegangen war –  mindestens so viel Interesse an ihm zeigte, wie er an Sakura.

„Sie ist noch nicht da“, antwortete ich kühl und wandte mich von ihm ab, bevor ich unsere Schullektüre zückte und mich durch die nächsten Seiten quälte, doch Naruto verschwand erst, als ich ihn leicht aggressiv ankeifte, er solle gefälligst verschwinden.

Auch zwanzig Minuten später, als die Unterrichtsstunde angefangen hatte, war Sakura noch nicht da. Das war unüblich für sie, weshalb ich mich schon mit mulmigem Gefühl in der Magengrube auf meinen Platz fallen lies.

Den Rest des Vormittags blieb der Platz neben mir leer und das mulmige Gefühl wurde immer intensiver. Gestern ging es ihr schlecht und heute würde es ihr sicherlich nicht besser gehen. Vielleicht hätte ich doch versuchen sollen, mit ihr zu reden oder sie aufzumuntern. Oder ich hätte ihrer Mutter bescheid sagen sollen, aber das hätte ich nicht über mich gebracht. Ich fühlte mich komischerweise schuldig dafür, dass es ihr so schlecht ging, obwohl ich wusste, dass ich keineswegs schuld sein könnte, immerhin hatte ich nichts getan, was sie verletzen könnte. Oder?

So langsam fing ich wirklich an, an mir zu zweifeln. Konnte ich mich vielleicht nur nicht mehr erinnern, was ich ihr getan hatte? Sicher nicht. Ich erinnerte mich an jedes Detail meines Lebens seit Sasuke mit Sakura Schluss gemacht hatte.

„Yamanaka?“, fragte Sensei Kakashi mich und unterbrach meine Gedankengänge „Was sagt uns das Verhalten von Bärlach auf den letzten Seiten?“

„Dass er weiß, dass er bald stirbt?“, riet ich und mein Lehrer nickte bloß bedächtig, bevor er an die Klasse fragte, woran der Kommisar erkrankt sei. Ich hatte wirklich glück gehabt, dass ich richtig geraten hatte, denn das Buch war von mir gerade mal bis zur Hälfte gelesen worden.

Sensei Kakashi schrieb einige Fragen zur Lektüre an die Tafel, welche wir als Hausaufgabe beantworten sollten, dann entließ er uns in die Mittagspause, in welcher ich mich in die Ecke, die Sakura und ich schon lange Zeit ’unsere Ecke’ nannten, setzte und meine Aufgaben für die beiden Nachmittagsstunden Englisch erledigte, nebenbei mein Mittagessen zu mir nehmend. Mein Appetit ließ schon nach wenigen Bissen nach und ich musste mich schon fast überwinden die Reisbällchen zu essen. Am Ende blieben dennoch vier meiner sechs Onigiri übrig, welche ich dann großzügig meinem Klassenkameraden Choji gab, der sie dankend annahm.

Als die Schulglocke läutete ging ich so normal es ging wieder zurück in den Unterricht, wo ich mich dann auf meinem Handballen abstützte und desinteressiert das abschrieb, was Sensei Asuma an die Tafel geschrieben hatte. Hoffentlich würden die letzten beiden Stunden bald aufhören, damit ich Sakura besuchen könnte.

Anderthalb Stunden später erfüllte die Schulglocke mir diesen Wunsch auch mit einem schrillen Klingeln und ich verschwand schneller aus den Klassenraum, als Sensei Asuma uns entlassen konnte. Vielleicht sollte ich Sakura meine Mitschriften dalassen oder sie ihr kopieren? Ich schob den Gedanken beiseite und stolzierte so schnell wie möglich Richtung Innenstadt, doch da wurde ich schon von einem: „Hey, Eisprinzessin!“ aufgehalten. Eine hand wurde auf meine Schulter gelegt und ich fuhr herum und fauchte: „Was willst du?!“

Sasuke hob die Hände verteidigend in die Höhe und brummte nur: „Ruhig man. Ich wollte dich nur fragen, ob du zu Sakura gehst. Ist sie krank?“

„Nein, natürlich nicht, wie kommst du nur darauf? Sakura, krank? Sie doch nicht, sie hungert nur als Hobby und kotzt aus Lust und Laune heraus!“

„Hey! Ich hab dich nur was gefragt!“, kam leicht aggressiv zurück und ich zischte nur mit zusammengebissenen Zähnen: „Halt dich einfach von mir und ihr fern“, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehte, meine Haare zurückwarf und so schnell ich konnte in die Stadt und dort noch in diverse Drogerien und Buchläden huschte. Zwei Verbandskästen, einen Roman und ein Abschlussprüfungsvorbereitungsbuch später war mein Geldbeutel leer und ich konnte meinen Besuch nicht länger herausschieben.

Als ich bei den Harunos klingelte öffnete mir wieder Sakuras Mutter und lächelte mich sanft an: „Bringst du ihr die Hausaufgaben?“

Ich nickte: „Und die Mitschriften.“

„Komm doch rein Ino, soll ich euch Tee machen?“

„Nein danke“, wies ich ihre Bitte höflich ab, bevor ich in Sakuras Zimmer ging. Als ich die Tür öffnete lag sie in Decken gerollt in ihrem Bett. Vielleicht war sie ja wirklich einfach nur krank?

„Hey“, sagte ich leise, doch meine Freundin reagierte nicht, also setzte ich mich zu ihr ans Bett und packte einige Sachen aus meiner Tasche: „Ich will dir bloß meine Notizen und die Hausaufgaben geben“, verkündete ich ihr, als ich bemerkt hatte, wie ihre grünen Augen mich leer anschauten. Ich legte ihr die Blätter, auf denen ich die Tafelbilder festgehalten hatte, auf den Nachttisch, dann schrieb ich auf jedes unten die Hausufgaben.

„Und ich hab dir ein Buch mitgebracht. Es ist Fantasy, also, lustig geschriebene Fantasy. Vielleicht willst du es ja lesen…“, führte ich meinen Monolog weiter und legte auch das Buch auf ihren Nachttisch „Zeig mal deine Verbände“, fuhr ich fort und entgegen meiner Erwartungen streckte Sakura mir ihren Arm entgegen und drehte ihren Kopf so, dass ich das Pflaster auf ihrem Gesicht wechseln konnte.

„Danke“, murmelte ich, bevor ich vorsichtig das Pflaster von dem Schnitt löste, etwas antiseptische Salbe auf die Wunde strich und danach den Verband um ihren Arm abwickelte, welcher sich an einigen Stellen an die Wunde geklebt hatte und sie durch diesen Vorgang wieder aufriss. Ich zählte rasch die Schnitte. Zwei mehr als das letzte Mal. Auch auf ihren arm schmierte ich die Salbe, dann erhob ich mich und lief leicht nervös auf und ab.

Sie redete nicht mit mir, das allein war schon ungewohnt genug für mich, aber die Tatsache, dass sie mich nicht völlig ignorierte, sondern gewissermaßen auf mich reagierte machte mich noch nervöser.

„Ich… verbinde jetzt wieder alles, ist das in Ordnung?“, Sakura hielt mir zur Antwort bloß ihren Arm entgegen, was ich als ja deutete. Wortlos wickelte ich eine neue Mullbinde so ordentlich es ging um ihren Arm, dann klebte ich ein weiteres Pflaster auf ihre Wange und verabschiedete mich, bevor ich aus ihrem Zimmer ging und mich auf den Weg nach Hause machte.

Auch am nächsten Tag war Sakura nicht in der Schule, den Rest der Woche fehlte sie ebenfalls, und so verlief jeder Tag für mich wie der vorige, ich schrieb von der Tafel ab und aß allein mein Essen, dann lief ich wie in Trance zu mir nach Hause. Ich besuchte sie jeden Tag. Heute allerdings war ich so erschöpft von der Sportstunde, dass ich mich erst einmal hinlegte. Sakura würde ich später besuchen gehen, vorher musste ich noch meine Gedanken ordnen und mir eine plausible Ausrede für ihre Abwesenheit überlegen, falls Sasuke mich erneut ansprechen würde, wie er es auch heute getan hatte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits halb sechs war, als ich aufwachte, daher band ich meine Haare zusammen und machte mich auf den Weg zu Sakura.

Ihre Mutter grüßte mich freundlich wie immer und ich begann mich zu fragen, ob sie wirklich noch nicht verstanden hatte, dass ihre Tochter nicht wegen einer Erkältung oder etwas in dieser Richtung daheim blieb. Wahrscheinlich wusste sie genau, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Sakura schläft gerade, möchtest du etwas Tee? Kaffe? Ein Glas Wasser?“, fragte sie mich höflich und ich nickte: „Tee, danke“, da ich der Meinung war, der Schlaf täte meiner Freundin gut.

„Sakura kann froh sein, eine Freundin wie dich zu haben“, begann ihre Mutter – hoffentlich belanglosen – Smalltalk.

„Ach, sie würde das auch für mich machen wenn ich krank wäre“, antwortete ich und lächelte leicht. Ich war mir sicher, zu diesem Zeitpunkt hätte Sakura nicht einmal daran gedacht mich zu besuchen, wenn ich in der Schule fehlen würde. Wer konnte es ihr auch verübeln, bei den Problemen, die sie im Moment hatte?

„Bestimmt“, antwortete Frau Haruno sanft, dann schwieg sie für eine Weile.

Ich trank still meinen Tee und betrachtete interessiert das Muster der Tischdecke, bis ich merkte, dass die Frau vor mir tief einatmete. Jetzt kommt’s, Ino, dachte ich, als ihre Mutter auch schon anfing: „Ino, weißt du, Sakura redet nicht mehr mit mir. Sie zieht sich gerade total zurück und ich weiß nicht, was ich machen soll! Ihr Vater ist mal wieder im Ausland und Geschwister die vielleicht zu ihr durchdringen könnten hat sie nicht. Ich mache mir solche Sorgen um meine Tochter, kannst du als ihre beste Freundin denn noch zu ihr durchdringen?“

Ich schwieg lange, überlegte, ob ich ihrer Mutter die Wahrheit sagen sollte, lügen sollte, wie viel Lüge und wie viel Wahrheit ich in meine Antwort einbringen sollte und ob ich ihr überhaupt antworten sollte. So fühlte es sich also an, zwischen zwei Stühlen zu stehen. Zum einen war da der innere Konflikt mit mir selbst. Meine eine Seite sagte, ich müsse Sakuras Mutter das alles erklären, damit sie ihrer Tochter helfen kann, die beste Freundin auf der anderen Seite sagte, dass Sakura sicherlich nicht wollen würde, dass ihre Mutter alles von mir erfährt. Dass das ein Vertrauensbruch sei. Und so gewann die ’beste Freundin’ – Seite.

„Machen sie sich keine Sorgen, Frau Haruno! Sakura redet mit mir wie sonst“, Lüge, „vielleicht hat sie gerade einfach eine Phase, in der sie keine Lust auf ihre Eltern hat. Ich hab auch vor einigen Monaten meinen Vater wie Luft behandelt“, größere Lüge, „und das legt sich bald wieder. Sie hat wahrscheinlich einfach Kreislaufprobleme, bestimmt bekommt sie ihre Tage“, eine der größten Lügen, die ich in dieser Zeit gebraucht hatte. Und die häufigste von allen, „ich geh dann mal zu ihr hoch, ihr die Hausaufgaben bringen und so. Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen“, ich erhob mich, nickte der Frau am Tisch höflich zu und ging dann zu Sakuras Zimmer. Leise öffnete ich die Tür, nur um festzustellen, dass die rosahaarige auf ihrem Bett saß, die Beine angezogen hatte und leise Musik hörte.

„Hey“, begann ich genau wie gestern und die einzige Reaktion meiner Freundin war, dass sie zu mir aufblickte. Ihre Augen waren gerötet und ihr Gesicht wirkte aufgequollen, sie hatte geweint. Ich setzte mich neben sie und begann ihr zu erzählen, wie mein Tag war, dass Naruto sich Sorgen um sie machen würde und wie er heute wieder von unserer Sportlehrerin zur Sau gemacht worden war, weil er, Kiba, Shikamaru und Choji den Sportunterricht schwänzen wollten und erwischt worden waren. Gespielt fröhlich plauderte ich über einen Konflikt zweier Fünftklässler, den ich zufällig mitbekommen hatte, erzählte ihr, dass ihr Lieblingssänger in der BRAVO erwähnt worden war und das Sensei Kakashi heute sogar fünf Minuten später gekommen war als sonst, mit der Begründung, er habe sich noch den nächsten Teil seiner Buchreihe kaufen müssen, was sogar gestimmt hatte.

Egal wie sehr ich mich bemühte, Sakura lächelte nicht einmal.

„Hier sind meine Mitschriften, die Hausaufgaben hab ich unten in die Ecke geschrieben. Kann ich die von gestern wieder mitnehmen?“

Sie nickte und deutete auf ihren Schreibtisch, wo ich meine alten Notizen mit den neuen austauschte und dann, nachdem ich wieder keine Reaktion bekam, mich verabschiedete und auf den Heimweg machte.

In meinem Hals hatte sich ein unangenehmer Kloß gebildet und ich lief schneller als sonst den gewohnten Weg nach Hause, den Blick auf den Boden gerichtet. Hätte ich auf den Weg gesehen, dann hätte ich die Gestalt mit der verdächtigen Frisur auf mich zu kommen sehen und wäre schnell genug ausgewichen. Doch so lief ich mit einem dumpfen Ton direkt in die Arme der Person, mit der ich so selten wie möglich reden wollte.

„Oh, Eisprinzessin. Wo kommst du denn her?“, fragte der Uchiha sofort und ich drückte mich so schnell wie möglich von ihm weg: „Geht dich nichts an, Entenarsch.“

„Hey, ich hab dich nur was gefragt, du musst nicht gleich zickig werden!“, antwortete er mir aggressiv und ich zickte ihn weiter an: „Ich werde zickig wenn ich will, ist das klar?!“

„Weißt du was neues?“, fuhr er unbeirrt fort und ich merkte schon, wie der Kloß in meinem Hals fester wurde. Bitte, nur noch halten bis ich ihn los bin.

„Nein!“, schrie ich schon fast und Tränen schossen mir in die Augen, „Was soll ich denn wissen, hm? Sakura redet nicht mit mir! Sie redet nicht, sie weint und ich kann ihr nicht helfen! Hast du eigentlich eine Ahnung, wie scheiße es mir deswegen geht?“, inzwischen schrie ich so laut, dass die Anwohner wohl bald am Fenster stehen würden, „Und dann kommen solche Vollidioten wie Naruto und Du daher und fragen mich jeden Tag wieder ’wie geht es Sakura? Weißt du was neues von ihr? Kannst du mir bescheid sagen wenn es ihr besser geht?’ und ich weiß nicht, ob ich die Wahrheit sagen soll, sagen darf, ob ich Lügen soll, was ich denn sagen soll! Und weißt du was, Sasuke? Heute hat sogar ihre Mutter, ihre Mutter mich gefragt, was Sakura hat! Bin ich denn eine Ärztin? Ein Postkasten? Ein Nachrichtenkanal? Nein verdammt!“, und gerade, als ich wieder ansetzten wollte, weiterschreien wollte, brach der Damm und ich stand haltlos weinend vor dem Jungen, dem ich noch immer die Schuld für all das in die Schuhe schob.

 

Und er nahm mich in den Arm.

Er versuchte mich zu trösten.

Er versprach mir seine Hilfe.

Er wollte mich verstehen.

Und ich schrie ihn an, trommelte mit den Fäusten auf seine Brust und wollte dass er mich loslässt, mich alleinlässt und sich nie wieder blicken lässt.

Er ließ nicht los.

In diesem Moment hatte ich einen weiteren Freund gefunden.

Kapitel 12 - "Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!"

Kapitel 12 – „Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!“

Haltlos weinend stand ich vor Sasuke, welcher mir über die Rücken strich und versuchte, mich zu beruhigen. Dieser Junge verstand einfach nicht, dass er doch Schuld war, dass es Sakura und mir selbst in diesem Moment nicht gerade gut ging, dennoch versuchte er mit aller Gewalt mich zu beruhigen.
 

Als ich langsam weniger weinte drückte ich ihn von mir und strich mit meinem Arm über die Augen, dann streckte ich mich ausgiebig: „Ich muss aussehen wie ein Panda.“

„Stimmt“, sagte er trocken, dann bemerkte er bloß, dass es schon spät sei und er mich nach Hause bringen würde.

Ich murrte zwar und behauptete, dass ich sehr gut allein nach Hause kommen würde, doch der Uchiha lies sich nicht beirren und als ich fast stürzte, weil ein Heulkrampf doch sehr auslaugend war, konnte ich ihn erst recht nicht abwimmeln.

„Ach, ihr wohnt über eurem Laden?“

„Was hast du denn gedacht?“, brummte ich missmutig, bevor ich die Ladentür aufschloss und direkt nachdem ich hinein gegangen war wieder verschloss. So schnell wie möglich lief ich hoch in die Wohnung und schmiss mich auf mein Bett.

Jetzt war ich wirklich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr weiter wusste. Mein Vater würde jetzt sagen, er sei mit seinem Latein am Ende. Ich würde es einfach so weiter versuchen, irgendwann musste Sakura doch wieder mit mir reden. Mit diesem Gedanken fiel ich in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich allzu früh wieder erwachte, als mein Vater an meine Tür klopfte: „Ino, Spätzchen, steh auf, du musst zur Schule.“

„Papa, ich bin keine zwölf mehr“, brummte ich, dann rollte ich mich aus meinem Bett und Schlurfte ins Badezimmer, wie jeden Morgen.

Der einzige Unterschied zwischen diesem Morgen und den letzten war, dass heute Samstag war. Und Samstags war keine Schule, somit musste ich einen großen Teil des Tages totschlagen, bevor ich zu Sakura gehen konnte.

„Ino!“, rief mein Vater empört, als er meine Zimmertür öffnete und ich sah ihn nur scheinheilig an: „Was ist denn Papa?“

„Schau dich doch mal hier um! Du musst dein Zimmer aufräumen, bald sind Prüfungen, da musst du lernen können, Prinzessin.“

Manchmal hatte mein Vater doch ziemlich gute Ideen.  Aufräume würde bei der Größe meines Zimmers und dem dort herrschendem Chaos sicherlich mehrere Stunden totschlagen, also begann ich meine Schulbücher vom Boden aufzuklauben und legte sie ordentlich gestapelt auf mein Bett, bevor ich die Kleidung, die auf meinem Boden herumlag in die Wäsche brachte.

Wie ich mir gedacht hatte, dauerte das Aufräumen wirklich fast fünf Stunden und mein Zimmer war nun so ordentlich, wie ich es gefühlte Jahre nicht gesehen hatte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon halb drei Mittags war, daher machte ich mich in aller Ruhe fertig und verließ dann unsere Wohnung um zu Sakura zu gehen. Ich hatte mir fest vorgenommen, heute so lange mit ihr zu reden, bis sie mir antwortete.

Bevor ich klingeln konnte urde die Tür schon von Sakuras Mutter geöffnet, welche mich erst leicht verwirrt, dann lächelnd ansah: „Oh, Ino, ich muss jetzt gehen, meinen Mann vom Flughafen abholen. Schließ die Tür hinter dir, wenn du gehst, ja?“

„Natürlich!“, antwortete ich mit einem Lächeln und betrat das Haus der Familie. Dass ihr Vater von seiner Geschäftsreise wiederkommen sollte würde sie sicherlich freuen. Ich klopfte zaghaft an de Tür: „Sakura?“, bevor ich sie öffnete.

Meine Freundin saß wie immer zusammengekauert auf ihrem Bett und ich setzte mich zu ihr und legte meine Hand auf ihr Knie. Erschreckend, wie knochig es war.

„Sakura, dein Vater kommt wieder zurück! Deine Mutter ist gerade los ihn vom Flughafen abholen“, verkündete ich ihr fröhlich und sie sah auf, lächelte leicht, doch ich schreckte zurück. Ihre Haut war unglaublich blass geworden, noch blasser als vorher, es kam mir vor als versuchten ihre Augen sich in den Höhlen zu verstecken.

„Lass uns spazieren gehen“, war der erste Satz der mir einfiel und zu meiner Verwunderung erhob Sakura sich und begann, sich Alltagstaugliche Kleidung anzuziehen.

Es war erschreckend und faszinierend zugleich ihr beim anziehen zuzusehen. Sie war so abgemagert, so dünn hatte ich sie überhaupt nicht in Erinnerung. Ihre Rippen konnte ich schon eine Weile zählen, doch inzwischen ragten sie heraus wie längliche Berge. Auch ihre Beine und Arme waren so dünn geworden, dass man das Gefühl hatte sie würden jeden Moment einfach abbrechen. Doch ich sagte keinen Ton, aus Angst, dass Sakura sich sofort wieder auf ihr Bett setzen würde.

Als sie fertig war öffnete ich einfach ihre Zimmertür und hoffte, dass sie mir folgte, was sie auch tat. Wir liefen einfach nebeneinander her, sie sprach kein Wort und ich überlegte mir, was ich ihr erzählen sollte. Es war Samstag, also konnte ich ihr nicht erzählen was in der Schule passiert war. Und schon war mein Repertoire aufgebraucht.

„Schönes Wetter heute, oder? Gestern war es ja ganz schön kühl“, versuchte ich die eisige Stimmung zu lockern, was allerdings nicht klappte, da Sakura schwieg. Sie reagierte nicht einmal auf meine Worte. Irgendwo konnte ich es ihr auch nicht verübeln, immerhin hätte ich selbst keine Reaktion auf solch einen Satz gezeigt.

„Weißt du, mein Vater hat mich schon gefragt wann du uns mal wieder besuchen würdest. Er sagt, seine fast Mitbewohnerin fehlt ihm. Wollen wir uns nicht mal wieder einen Beautyabend gönnen?“, trällerte ich fröhlich vor mich hin. Mein Vater hatte sich heute tatsächlich so nach Sakura erkundigt, was mich zum einen gefreut, zum anderen leicht verunsichert hatte. Wenn selbst mein Vater, der so selten daheim war, merkte, dass Sakura selten zu Besuch kam wurde das ganze langsam wirklich auffällig.

Es wehte wenig Wind, doch ich merkte wie Sakura zitterte, und so bugsierte ich sie in das nächst beste Café, wo ich mir einen Latte Macciato und sie sich ein Wasser gönnte. Innerlich schüttelte ich den Kopf darüber, dass sie sich nicht einmal Kaffee bestellte, aber ich sagte nichts dazu.

„Weißt du, Naruto hat gestern wieder in den gang gemusst, Kiba mit ihm. Und Shikamaru dann auch, er war eingeschlafen. Sensei Asuma hatte wohl schlechte Laune“, erzählte ich ihr, was ich gestern vergessen hatte zu erzählen. Sie sah mich an und legte den Kopf schief.

„Ja, er hat auch S… Sai angemeckert weil der ein wenig abwesend gewirkt hat“, gerade wollte ich Sasuke erwähnen, allerdings hatte ich mich im letzten Moment noch daran erinnert, dass es eher kontraproduktiv war diesen Namen zu erwähnen.

Sakura stand plötzlich ohne ein Wort auf, legte etwas Geld auf den Tisch und verließ das Café. Na toll, dachte ich mir, dann schmiss ich ebenfalls genug Geld für mein Getränk auf den Tisch und lief ihr rasch nach, doch so krank Sakura auch aussah, sie war schnell. Ich konnte nicht mehr sehen, wohin sie gerannt war, geschweige denn es erahnen. Ich konnte ohnehin ihre Gedankengänge und Handlungen nicht mehr nachvollziehen, weshalb ich mich einfach ziemlich demotiviert auf eine Treppe setzte und für einen Moment die Augen schloss.

Dieser Moment der Ruhe hielt allerdings nicht sehr lange an.

„Ino! Hey, hallo!“, wurde ich von der anderen Straßenseite angebrüllt.  Ich hätte nicht einmal meinen Kopf heben oder die Augen öffnen müssen um zu wissen, wer mich da gerade geortet hatte, denn in meinem gesamten Bekanntenkreis befanden sich nur zwei Jungen, die mich so begrüßen würden. Zum einen Naruto, aber der musste, wie ich und der Rest meines Politikkurses erfahren hatten, als unser Lehrer ausgerastet war, den gesamten Samstag nachsitzen.

„Suigetsu!“, lächelte ich ihm mit dem strahlendsten Ino-Lächeln, welches ich aufbringen konnte entgegen und stand keine zwei Sekunden später ihm, seinem besten Freund Juugo und dessen derzeitigen Freundin gegenüber.

„Was machst du denn hier so alleine? Wo ist das Blümchen?“, mit Blümchen meinte er Sakura. Ich selbst konnte zwar nie herausfinden, warum er Sakura und Blümchen miteinander verband, aber das war seine Sache.

Was mich im ersten Moment mehr stutzen lies war, dass er nicht wusste, dass Sakura momentan nicht in die Schule ging, bis mir einfiel, dass er an eine andere Schule als ich ging und einen Jahrgang über meinem war, weshalb er ohnehin nicht so viel von der ganzen Sache mitbekommen würde wie die Leute in meinem Jahrgang. Das war auch gut so, denn noch jemanden, der mich jeden Tag belagerte und nach dem Wohlergehen einer Person fragte,  bei der ich selbst mit meinen Ideen und Versuchen am Ende angelangt war, konnte ich wirklich nicht gebrauchen.

Es reichte schon Naruto, der den ganzen Tag wenn er könnte zehnmal fragen würde. Oder Hinata, welche sich inzwischen auch Sorgen machte und mich jeden morgen schüchtern antippte und fragte, ob ich etwas Neues über Sakura wisse.

„Sie ist daheim, lernt für deine Prüfung. Damit muss ich auch bald anfangen, immerhin schreiben wir sie schon Montag nächste Woche“, das war sogar fast die Wahrheit. Abgesehen davon, dass ich nicht wusste, ob Sakura für diesen Test lernte.

„Richte ihr liebe Grüße von mir aus, ja? Und vielleicht hast du ja auch mal wieder Zeit, wenn die Prüfungen vorbei sind, Süße“, grinste er mich charmant an und drückte mich dann kurz, während er mir ins Ohr flüsterte: „Wenn du weiter so böse dreinschaust bekommen die Leute noch Angst vor dir, Süße“

„Danke, aber das war der erwünschte Effekt“, antwortete ich mit dem Unterton, der mir bei Sasuke den Spitznamen ’Eisprinzessin’ eingebracht hatte und Suigetsu tätschelte mir den Kopf, dann trällerte er ein fröhliches: „Auf Wiedersehen“ und verschwand mit den anderen Beiden Richtung Innenstadt.

Ich seufzte hörbar, dann erhob ich mich und begab mich ohne Umwege nach Hause. Als ich den Blumenladen betrat begrüßte mich mein Vater und ich antwortete ihm so gut gelaunt wie ich konnte.

„Du bist aber früh wieder daheim, Spätzchen“

„Ja, Sakura musste noch für ihre… Musikprüfung lernen“, ich hatte kein Musik, daher konnte ich mir mit dieser Ausrede keine weiteren Probleme einfangen.

„Oh, sie ist ja schlau, da schafft sie das bestimmt“

„Klar“, antwortete ich rasch und huschte nach oben in unsere Wohnung, wo ich mir eine Flasche Bier meines Vaters schnappte und mich bei lauter Musik in mein Zimmer setzte. Von Alkohol wurde ich immer müde und da ich der Meinung war, fünf Uhr Nachmittags schlafen zu müssen, bot es sich an, ein wenig zu trinken.

Ich hatte schon die halbe Flasche geleert, als mein Handy  mich mit einem Instrumentalstück, welches seit neuestem mein Klingelton war, von meinem vorhaben abbrachte.
 

Eingehender Anruf von Entenarsch

Ich seufzte, dann hob ich ab: „Was ist?“

„Hast du Zeit?“

„Nein“

„Ich habe aber eine Idee wegen Sakura“

„Das ist wirklich schön für dich, aber ich würde es gerne noch ein Weilchen selbst probieren. Wenn ich wirklich und absolut keine Idee mehr habe, sag ich dir bescheid“, versuchte ich ihn abzuwimmeln. Ich hatte keine einzige Idee mehr, wie ich selbst ihr helfen konnte, doch mein Stolz wollte nicht zulassen, dass Sasuke mir half. Demnach legte ich einfach auf, schaltete mein Handy aus und legte mich in mein Bett.

Am nächsten Tag passierte nicht sehr viel, ich besuchte Sakura nicht, denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich nicht sehen wollte, daher setzte ich mich den ganzen Tag hin, hörte Musik und machte meine Hausaufgaben.

Auch der Rest der Woche verlief ohne große Zwischenfälle. Ich traf Suigetsu ziemlich oft in der Stadt, besuchte jeden Tag Sakura und versuchte sie zum reden zu bringen. Doch inzwischen reagierte sie nicht mal mehr auf mich.

Freitagabend brach dann auch mein Stolz in sich zusammen, ich lag auf meinem Bett und starrte eine Weile auf mein Handy, bevor ich begann, eine Nachricht zu tippen.
 

Nachricht senden an Entenarsch
 


 

Hast du Samstag Zeit?
 

Ich atmete tief durch, dann drückte ich auf Nachricht senden und wartete auf eine Antwort, welche auch keine fünf Minuten später eintraf.
 

Ja, warum?
 

Ich tippte nur Sakura zurück und Sasuke sagte mir sofort wann er mich wo treffen wollte. Dass ich diesen Jungen je um Rat fragen würde hätte ich mir vor einiger Zeit nicht träumen lassen. Ich rollte mich auf meinem Bett zusammen, um den unangenehmen Knoten in meinem Bauch besser ignorieren zu können, dann versuchte ich einzuschlafen.

Samstagfrüh wurde ich von meinem Vater geweckt, welcher in meiner Tür stand und mir verkündete, dass das Frühstück fertig sei, woraufhin ich ihn anmurrte und mich aus meinem Bett quälte.

Da ich nur mit meinem Vater frühstückte, machte ich mir nicht die Mühe etwas anderes anzuziehen als mein Höschen und das T-Shirt, in dem ich geschlafen hatte. Das war ein Fehler, denn keine zehn Minuten nachdem ich begonnen hatte, mich meinem Omelett zu widmen, klingelte es.

Ich machte mir nicht groß Gedanken, wer vor der Tür stehen konnte, und so öffnete ich sie schwungvoll, doch als ich sah, wer das stand, schmiss ich sie wieder zu, rannte in mein Zimmer und zog mich so schnell wie möglich um, bevor ich die Tür erneut öffnete, den schiefen Blick von meinem Vater ignorierend.

„Warum bist du schon hier?“, fragte ich ihn sowohl verwirrt, als auch genervt.

„Egal“, brummte er, fuhr sich durch die Haare und fragte mich beiläufig, ob er hereinkommen dürfte.

„Wir frühstücken grade, willst du etwas abhaben?“, fragte ich aus Höflichkeit, als ich zur seite trat und ihn eintreten ließ.

„Gern.“

„Mein Vater hat Omelett gemacht. Ach ja, und er weiß nichts von Sakuras… Zustand.“

„Geht klar.“

Ich führte Sasuke in unser Esszimmer, stellte ihn meinem Vater vor und verschwand mit den Worten: „Ich muss noch duschen“ im Badezimmer.

Als ich zurückkam unterhielten der Uchiha und mein Vater sich angeregt über Baseball, was mich ein wenig zum schmunzeln brachte. Ich setzte mich zu den beiden an den Küchentisch und widmete mich weiter meinem – inzwischen kalten – Essen.

„Hast du dir das Spiel diesem Samstag angeschaut?“

„Natürlich! Dieser Home Run war grandios!“

Ich verstand kein Wort, daher hörte ich ihnen einfach stillschweigend zu, während ich meinen kalten Kaffee trank und mein Omelett aß.

Warum war Sasuke zu Besuch gekommen? Diese Frage beschäftigte mich die gesamte Zeit, bis ich der Meinung war, dass ich nun das Männergespräch mit einem dezenten: „Sasuke, wollten wir nicht jemanden besuchen?“ unterbrach.

„Stimmt“, antwortete er sofort und erhob sich, dann bedankte er sich bei meinem Vater und lief mir nach zur Tür.

Kaum standen wir auf der Straße fauchte ich ihn auch schon an: „Was bildest du dir ein einfach morgens zu mir nach Hause zu kommen?! Hast du eigentlich nen Plan, was mein Vater jetzt denkt?!“

„Wahrscheinlich, dass du einen unglaublich charmanten, äußerst attraktiven und intellektuellen Freund hast.“

„Selbstverliebter Mistkerl trifft’s eher“, brummte ich und wies ihn dann an mir in das Eiscafé zu folgen, in welches es mich per SMS eigentlich kommandiert hatte, wo ich mich in die hinterste Ecke fallen ließ.

„Du lässt wirklich nach“, kam daraufhin sichelnd zurück und ich sah ihn bloß mit einem Blick an, der genau die Wirkung erzielte, dich ich haben wollte. Der Uchiha blickte weg und man merkte, dass er sich leicht unwohl fühlte. Auch ein Schulsprecher war nur ein Mensch. Ich lächelte selbstgefällig, dann wurde mir allerdings wieder bewusst, was der Grund für unser Treffen war.

Doch zuerst musste ich noch eine Frage klären: „Warum hast du mich besucht?“

„Weil ich ein Idee hatte“, brummte er „Aber sie wird dir nicht gefallen.“

Ich sagte nichts dazu, zum einen, weil die Bedienung kam und uns mit einem Lächeln nach unserer Bestellung fragte, zum anderen, weil ich mir schon dachte, was er sagen wollte.

Als wir unsere Eisbecher hatten stocherte ich eine Weile mit dem Löffel in der Sahne herum und schob sie von meinem Eis herunter, auf eine genauere Ausführung von Sasukes Idee wartend, welche allerdings nicht kam. Auch er rührte lustlos in seinem Eiskaffee herum, und die eisige Atmosphäre wurde von Minute zu Minute unangenehmer, bis ich schließlich das Schweigen brach und ihn fragte: „Was war deine Idee?“

Keine Antwort. Manchmal fragte ich mich wirklich, was im Kopf von diesem Typen vorging, mit dem ich eine Art Feindfreundschaft aufgebaut hatte. Es vergingen weitere Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, dann antwortete er: „Mein Bruder…“

„Ja?“

„Er ist Psychiater.“

„Nein!“, rief ich schon fast und war kurz davor aufzuspringen, bis mir einfiel, wo wir waren und ich mich langsam auf die Bank zurückfallen ließ. Ich atmete mehrmals tief durch, bevor ich erneut zu sprechen begann: „Sakura würde sich wehren. Und sie würde mich hassen, wenn ich zu einem Psychiater mit ihr gehe, da bin ich mir sicher.“

„Aber ich denke, dass er ihr bestimmt helfen kann“, antwortete Sasuke mir ruhig, als rede er mit einem knurrenden Hund.

„Sie würde das nicht annehmen. Sie würde nicht aus so was eingehen, ich kenn sie doch!“, meine Stimme wurde schon wieder lauter und ich bemühte mich, ruhiger zu werden, was nicht sehr gut klappte. Ein älteres Ehepaar blickte uns schon vorwurfsvoll an, was die Lage für mich nicht gerade verbesserte.

„Das können wir nicht machen, Sasuke. Wirklich nicht, das würde es wahrscheinlich nur verschlimmern!“

„Aber wenn wir es nicht versuchen, können wir es nicht wissen. Das ist besser, als wenn sie sich selbst zerstört, oder nicht?“

„Glaub mir, das wird nicht klappen“, brummte ich und sank auf meiner Bank zusammen. Ich wusste, dass ich seiner Idee früher oder später nachgeben müsste, doch ich wollte es noch immer nicht wirklich wahrhaben.

Nachdem ich zehn Minuten lang stumm mein Eis gelöffelt hatte, folgte ich einem Impuls, für den ich selbst keine Erklärung hatte, und schmiss etwas Geld auf den Tisch, bevor ich Sasuke am Arm packte und mit ihm zu Sakuras Haus stürmte, und bevor ich realisierte, was ich getan hatte, klingelte ich auch schon.

Sakuras Mutter öffnete mir: „Oh, Ino und… Sasuke, oder?“

„Ja, freut mich sie wieder zu sehen, Frau Haruno“, sagte Sasuke mit einer leichten Verbeugung, die bei diesem Jungen nicht einmal unkonventionell wirkte.

„Kommt doch herein, ihr wollt sicher Sakura besuchen“, lächelte sie uns nett an und trat zur Seite, um uns hereinzulassen.

Ich holte tief Luft, dann begann ich Sakuras Mutter so einfach wie möglich zu erklären, dass ihre Tochter kaum etwas aß und sich die Arme aufschnitt, wenn ihr alles zu viel wurde.

Man konnte der Frau wirklich ansehen, dass alles zu viel für sie war, denn die Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie musste sich an Sasukes Oberarm festhalten, um nicht umzufallen. Der Uchiha führte sie vorsichtig zu einem Stuhl, auf den sie sich setzte. Sowohl ich, als auch meine männliche Begleitung knieten uns vor sie. Erstaunend, wie gut Sasuke improvisieren konnte. Weder er noch ich wußte wirklich, was wir jetzt tun sollten, mein Gedanke, welcher mich hierher geführt hatte war nur bis zu dem Punkt, an welchem ich die Bombe gegenüber Sakuras Mutter platzen ließ. Ab hier musste der schwarzhaarige übernehmen, welcher offensichtlich schon weiter gedacht hatte: „Frau Haruno, haben sie keine Angst um ihre Tochter. Ino – und seit geraumer Zeit auch ich – machen uns ebenfalls Sorgen um Sakura, und wir überlegen uns schon eine Weile, wie wir ihr am besten helfen können. Für unseren momentanen Plan bräuchten wir allerdings ihr Einverständnis, Miss.“

Sakuras Mutter nickte bloß langsam. Ich nahm an, dass sie die gesamte Situation einfach überforderte und sie nicht wirklich klar denken konnte. So hatte ich mich auch gefühlt, nachdem ich damals Sakuras Arm nähen musste.

„Mein Bruder ist Psychologe und arbeitet in der Psychiatrie des Nachbarortes. Wir dachten uns, er kann ihr sicher helfen.“

Erneut nickte Sakuras Mutter, wie benebelt. Ich hatte mich schon erhoben und füllte ihr gerade etwas Wasser in ein Glas. Jetzt mussten wir wohl erstmal ihre Mutter ein wenig beruhigen, bevor wir Sakura unseren Vorschlag unterbreiten konnten.

„Geht hoch“, sagte sie leise, dann atmete sie tief durch und trank einen Schluck aus dem Glas, welches ich ihr gereicht hatte.

Wir bedankten uns bei ihr, dann liefen wir langsam die Treppe hinauf zu Sakuras Zimmer. Sasuke stand taktvoll hinter mir, sodass man ihn nicht direkt sehen würde.

Ich holte tief Luft, dann klopfte ich an die Tür und öffnete sie vorsichtig.

„Sakura-chan?“, fragte ich, als ich das Zimmer in Begleitung von Sasuke betrat.

Ein schriller Schrei von ihrem Bett ließ uns beide zusammenzucken, dann sah ich Sakura, welche sich in die Zimmerecke gedrückt hatte und weinte, als wäre es das letzte was sie tun würde.

„Sakura…“

„Geh weg!“, schrie sie. Es war das erste Mal seit mehreren Wochen, dass ich ihre Stimme hörte, doch sie klang sehr brüchig. Es verwunderte mich, dass sie überhaupt noch schreien konnte.

„Sakura, hör mir zu!“, bat ich sie, doch sie brüllte:  „Verschwinde!“

„Nein!“, sagte ich ruhig, aber bestimmt, „Ich bin deine beste Freundin! Ich will dir doch nur helfen, also lass es mich wenigstens versuchen!“

Sakura schluchzte und sah mich wutentbrannt an: „Ja, schön für dich! Wenn du meine beste Freundin bist, müsstest du wissen, dass ich ihn nicht sehen will? Warum kommt gerade ER mit dir?!“

„Er will dir auch helfen!“, nun wurde auch ich lauter. Mir tat Sakuras Mutter unglaublich leid, welche gerade nicht weit entfernt saß und sicherlich mitbekam, wie wir uns gegenseitig anschrien. Und das in ihrem Zustand.

„Kann er aber nicht! Er macht es nur schlimmer!“, kreischte sie schon beinahe hysterisch, sodass Sasuke hinter mir ein Stück weit zurückwich. Er machte schon Anstalten, das Zimmer zu verlassen, doch ich packte seinen Unterarm und vergrub meine Fingernägel in seiner Haut, während ich zischte: „Wehe du gehst jetzt“, dann atmete ich erneut tief ein, bevor ich sagte: „Sein Bruder ist Psychologe“, doch Sakura kreischte: „Nein!“, bevor ich meinen Satz vollenden konnte, doch dann unterbrach ich sie: „Er kann dir bestimmt helfen!“

„Du willst mich zum Psychologen bringen?!“, schrie sie fassungslos, und man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie sich verraten fühlte.

„Ich mag dich! Ich kann einfach nicht mit ansehen, wie du zerbrichst und dich selbst zerstörst!“

„Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!“

Das hatte gesessen. Dieser Satz war wie ein Schlag ins Gesicht für mich, vor allem, da mir klar geworden war, dass sie Recht hatte. Ich konnte ihr nicht helfen, ganz egal wie stark mein Wille war, ihr zu helfen, in der Lage dazu war ich tatsächlich nicht.
 

Mir war der Schock deutlich anzusehen.

Sakura sah mich mit einem eisigen Blick an.

Sasuke zischte vor schmerz und ich spürte ein wenig Blut an seinem Arm herablaufen.

Und in diesem Moment sank ich auf den Boden und starrte emotionslos auf Sakuras Teppich, nicht in der Lage mich zu bewegen.

Kapitel 13 - Wiederholung.

Kapitel 13 – Wiederholung

 

Ich zitterte und spürte, wie mich alle Kraft verließ. Zum Weinen war ich zu geschockt, um zu sprechen zu perplex, um einfach nur den Kopf zu haben fehlte mir die Kraft.

 

Ich spürte wie eine kühle Hand auf meinen Rücken gelegt wurde, doch ich reagierte nicht darauf. „Deine Freundschaft hilft mir aber nicht!“, es hallte in meinem Kopf wieder, immer lauter und lauter. Natürlich, mir war bewusst gewesen, dass ich Sakura nicht durch meinen bloßen Willen heilen konnte, aber ich hatte immer noch gehofft, auf Heilung, oder wenigstens darauf, ihren Willen zu wecken von allein wieder aus dieser Krise herauszukommen. Und dieser eine Satz hatte mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Diese Krankheit hatte Sakura voll unter Kontrolle und ich konnte nichts dagegen tun. Ihr eiskalter Blick sagte mir, dass sie diesen Satz ernst meinte und nicht mal ansatzweise bereute, was mir einen weiteren Stich verpasste.

Wie durch Watte hörte ich, dass Sasuke sagte: „Ino? Ino, steh auf, ja?“

Wenn ich gekonnt hätte, dann wäre ich aufgestanden, aber meine Kraft hatte mich einfach verlassen. Ich starrte vor mich hin auf den Boden, versuchte meine Faust zu lösen und ruhig zu atmen.

„Sakura, glaub mir, sie macht sich nur Sorgen um dich! Und Itachi kann dir sicher helfen, er ist gut“, hörte ich Sasuke erneut reden, diesmal allerdings deutlicher und nicht zu mir. Zitternd hob ich den Kopf, nun fiel mir auf, dass ich weinte. Wann hatte ich angefangen zu weinen?

Meine beste Freundin war kaum wieder zu erkennen, ihr hageres Gesicht zu einer Grimasse verzogen, eine Mischung aus Wut und Entsetzen, die schmale Hand hatte sie zur Faust geballt.

Als der dunkelhaarige Junge bemerkte, dass ich wieder etwas kräftiger war, half er mir auf und stützte mich, sodass ich in das Gesicht meiner Freundin blicken konnte. Ich wollte etwas sagen, aber mir fiel einfach nicht ein was, deshalb sagte ich einfach nur: „Sasuke, wir gehen“, dann lies ich mich von ihm aus dem Haus bringen.

Je weiter ich mich von Sakura entfernte, desto schlimmer wurde es. Mir wurde schlagartig übel und ich kippe so heftig nach vorne, dass selbst der kräftige Junge mich nicht halten konnte und ich mit den Knien auf dem Asphalt aufschlug, wo ich erneut zu zittern begann.

„Eisprinzessin, reiß dich zusammen!“

Ich wollte ihn anschreien, doch als ich den Mund aufmachte brachte ich nicht mehr als ein gehauchtes „Ich kann nicht mehr“ heraus.

Es war kalt, doch ich fror nicht wirklich. Ich saß einfach nur weinend mitten auf der Straße, von wo Sasuke nun versuchte mich mit Gewalt wegzuzerren. Ich wehrte mich nicht, weshalb er mich, nachdem er es geschafft hatte mich ein Stück aufzurichten, einfach hochnahm und zu sich selbst nach Hause brachte, wo er mir Pflaster auf meine vom Aufschlag blutigen Knie klebte und mich in das Gästezimmer legte.

 

Am nächsten Morgen war ich zuerst verwirrt, wo ich mich befand, doch als ich mich erinnerte sprang ich wie vom Blitz getroffen aus dem Bett und rannte um Sasuke oder den Butler – Sebastian hieß er, wenn ich mich recht erinnerte – zu suchen.

„Sasuke! Hey, wo bist du?“, rief ich durch das riesige Gebäude, bis ich einer Magd in die Arme lief, welche mich höflich fragte, was denn das Problem sei. Mein erster Gedanke war, sie einfach zur Seite zu schubsen, aber dazu fehlte mir die Kraft, weshalb ich sie nach Sasukes Aufenthaltsort fragte, woraufhin sie mich in ein Zimmer im oberen Stockwerk führte.

Ich riss die Tür auf und begann nun meine aufgestaute Wut an dem Uchiha abzulassen: „Du bist so ein Idiot! Hast du wirklich gedacht, ich könnte mich einfach beruhigen! Hast du eigentlich eine Ahnung, wie ich mich fühle? Hast du eine Ahnung, was für ein Schlag ins Gesicht das für mich war? Bist du dir überhaupt darüber im Klaren?!  Warum bist du überhaupt mitgekommen? Und warum hast du mir nicht geglaubt? Du bist so ein Idiot, Entenarsch! Du hast alles nur noch schlimmer gemacht! Meine Freundin sieht aus wie ein Skelett und was denkst du bitte, warum das so ist? Alles wegen dir Mistkerl! Wegen deiner scheiß Affäre, deiner scheiß SMS und deinem scheiß Verhalten! Du bist der Zünder für den ganzen Mist gewesen, ist dir das eigentlich klar?!“, schrie ich ihn an, während ich erneut begann zu weinen. Ich wusste, dass ich nicht ihm die Schuld für alles geben konnte, aber es war so viel einfacher für mich alles auf ihn zu schieben.

Perplex starre der Junge mich an. „Ino, ich…“, doch da war ich schon in großen Schritten zu ihm gelaufen, hatte ihm eine Ohrfeige verpasst und war drauf und dran aus seinem Zimmer und seinem Haus zu stürmen, doch bei dem Versuch rannte ich erneut jemandem in die Arme.

Verwirrt blickte ich auf und fand mich in den Armen eines jungen Mannes wieder. Ebenso schwarze Haare und Augen wie Sasuke und auch in der Attraktivität stand er ihm in nichts nach. Das musste wohl der Psychologenbruder sein und ich verbeugte mich leicht, bevor ich mich an ihm vorbei schob – beziehungsweise schieben wollte. Die Familie Uchiha hatte es wohl an sich, mich bei meinen Taten aufzuhalten, denn er hatte meinen Arm gepackt: „Wer bist du?“

„Warum wollen Sie das wissen?“, antwortete ich trotzig und versuchte seine Hand von meinem Arm zu lösen, was allerdings nicht sehr erfolgreich endete.

„Ich habe Schreie aus dem Zimmer meines Bruders gehört, dann einen Knall, der wie eine Ohrfeige klang und dann rennt mir ein Mädchen weinend entgegen. Würdest du dich nicht fragen wer das Mädchen ist?“

„Ich würde mich eher fragen was mein Bruder angestellt hat“, brummte ich und versuchte erneut meinen Arm zu befreien, diesmal ließ Itachi Uchiha los und sah mich mit verschränkten Armen an: „Also?“

Und dem Typen wollte ich Sakura anvertrauen? Ich schob in diesem Moment solche Aggressionen, dass ich alles und jeden hasste. Und mein Vater würde sich sicher Sorgen machen, wo ich die Nacht über gewesen war.

„Nichts“, antwortete ich monoton und lief weiter, in der Hoffnung der junge Mann würde mich diesmal gehen lassen, was er wohl auch merkte und tat. Keine zehn Minuten später war ich daheim, so schnell war ich gelaufen.

„Hey Paps!“, brüllte ich viel zu laut durch den kleinen Laden, bevor ich mich in mein Zimmer setzte, laut Musik aufdrehte und mich in mein Bett legte.

 

Kaum eine Woche später war Sakura wieder fast die Alte – sah man von ihrem dürren Körperbau und den verbundenen Armen, inzwischen auch Beinen ab – und wir hatten uns verabredet, um in die Stadt zu gehen. So ein ungezwungenes Treffen hatten wir seid über einem halben Jahr nicht mehr gehabt, weshalb ich es in vollen Zügen genoss wie wir in einem Cafe waren, shoppen gingen und uns dann gemeinsam in den Park setzten, wo die ersten Blätter schon von den Bäumen rieselten.

Gut gelaunt streckte ich mich auf der Bank, als ich aus dem Augenwinkel schon eine Gruppe Jugendlicher bemerkte, von denen sich einer breit grinsend auf und zu bewegte.

„Nicht der…“, brummte meine beste Freundin, doch da hatte sich auch schon ein blonder Junge neben uns gepflanzt: „Sakura-chi! Schön dass ich dich mal wieder sehe, oh je, du siehst ja gar nicht gut aus! Warst du wirklich so schlimm krank? Ich hab Ino ja immer wieder gefragt was du hast, aber sie wollte mir einfach nicht antworten und hat mich einmal sogar einfach geschlagen!“

„Hau ab Naruto, du nervst“, sagte ich so ruhig wie möglich, denn ich befürchtete, dass sein Satz „Du siehst ja gar nicht gut aus!“ bei Sakura fatale Nebenwirkungen haben könnte, doch dem war nicht so. Sie legte bloß dem Kopf schief und sagte dann zuckersüß lächelnd: „Du bist niedlich Naruto.“

Perplex starrte ich sie an, starrte Naruto an, welcher rot geworden war und sich am Hinterkopf kratzend etwas unverständliches murmelte, dann starrte ich wieder zu Sakura, welche ihn mit ihrem typischen Charme angrinste, den sie noch vor einem Jahr dauerhaft versprüht hatte. Ich war zu verwirrt um etwas zu sagen, als auch schon Arme um mich geschlungen wurden: „Na Ino, wie ich sehe ist Blümchen fertig mit lernen. Wie geht es dir?“, wurde ich dann freundlich gefragt. Ich drückte leicht gegen seine Unterarme, als Zeichen, dass mir diese Umarmung sichtlich unangenehm war, doch er ignorierte es gekonnt und drückte mich nur noch ein wenig fester.

In den Park, den Treffpunkt sämtlicher Schüler dieser Stadt zu gehen, war nicht gerade eine meiner Glanzideen gewesen.

„Wisst ihr was?“, fragte Suigetsu plötzlich aus heiterem Himmel, als wenn ihn ein großartiger Gedanke gekommen wäre „Juugo schmeißt dieses Wochenende eine Party, kommt doch vorbei ihr zwei Hübschen! Euren Fan dürft ihr natürlich auch mitnehmen“, bemerkte er dann noch mit einem Nicken zu Naruto, bevor er mich losließ, mir einen Kuss auf die Wange gab und dann mit dem Worten: „Ich wäre wirklich enttäuscht wenn ihr nicht vorbeikommt!“ wieder zu seinen Freunden verschwand.

„Fan…?“, fragte Naruto leicht perplex, bevor er Sakura an ihrem Handgelenk packte und sie mit sich zog „Kommt doch zu uns, dann sitzt ihr nicht so alleine hier rum!“, gezwungenermaßen folgte ich ihm und setzte mich dann so natürlich wie möglich auf die Picknickdecke, auf welcher neben Naruto noch Hinata, ihr Cousin Neji, Shikamaru und Shino saßen, bis auf Neji waren sie alle Klassenkameraden von mir und Sakura. Zu allem Überfluss gesellte sich nun noch Kiba zu uns, mehrere Faschen Cola in den Händen. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so geborgen und gleichzeitig so unwohl gefühlt.

 

Als wir den Nachmittag auch hinter uns gebracht hatten, lief ich noch mit Sakura gemeinsam zu mir nach Hause, wo ich mir aus dem Kühlschrank etwas Obstsalat nahm und mich dann in meinem Zimmer verkroch, mein Vater war ohnehin noch unten im Laden.

Der Tag hatte mich verwirrt, die ganze Woche und Sakuras heftiger Sinneswandel hatten mich verwirrt und vor allem, dass sie und ich sofort wieder unser früheres, imagebetontes Verhaltensschema angenommen hatten, hatte mich verwirrt.

Das letzte Mal waren wir auf einer von Juugos Partys eingeladen gewesen, als wir fünfzehn waren, inzwischen war ich schon fast siebzehn, Sakura würde im Frühjahr siebzehn werden. Ich hatte auch sicherlich noch irgendwo einige Fotos von der letzten.

Damals hatten wir begonnen, uns vom Rest unserer Klasse abzukapseln, da wir sie für kindisch und unreif erachteten, und genau zu dieser Zeit hatten wir Suigetsu kennen gelernt. Er wirkte auf uns wie das absolut perfekte Ebenbild eines Mannes, kräftig, attraktiv, er wusste was er wollte und wusste, wo man viel erleben konnte. Und so kam es, dass wir beinahe jedes Wochenende entweder bei ihm oder bei Juugo feierten, wir – insbesondere Sakura – tranken zwar fast nie Alkohol, aber allein die blinkenden Lichter und die laute Musik sorgten schon für ein benebeltes Gefühl. Allerdings war Suigetsu, entgegen seiner Erwartungen, bei keiner von uns zum Zuge gekommen.

Und nun, anderthalb Jahre später war Sakura abgestürzt, schien sich wieder gefangen zu haben und Suigetsu war erneut in unser Leben getreten.

Ich seufzte, dann stellte ich meine Schüssel in die Küche, ging Duschen und legte mich schlafen, auch wenn es erst neun Uhr Abends war. Ich wusste nicht recht, was ich von alledem halten sollte.

 

Mein Montag begann normaler als es jeder andere Tag könnte, mein Vater weckte mich, ich duschte in aller Ruhe, föhnte meine Haare, zog mich an, stylte mich, schminkte mich und frühstückte in aller Ruhe, meine Umhängetasche lag schon an der Tür und Sakura wartete am Esstisch, bis ich fertig war. Gemeinsam verließen wir unsere Wohnung und machten uns auf zu Schule.

„Es ist kalt, oder?“, bemerkte meine beste Freundin beiläufig. Das war es wirklich, obwohl wir erst Ende September hatten fror ich schon und bereute es keine Jacke mitgenommen zu haben.

„Schon… Hast du das Buch für Deutsch gelesen?“

Sie starrte mich verwirrt an: „Welches Buch?“ und ich musste lachen. Sakura hatte so lange in der Schule gefehlt, dass es eigentlich hätte klar sein müssen, dass sie es nicht gelesen hatte – inzwischen waren wir bei Goethe angelangt und ich konnte wetten, dass es kaum jemand gelesen hatte.

„Ino, was ziehst du eigentlich an? Am Samstag meine ich“, grinste Sakura und erzählte mir dann lang und breit, dass ihr Vater ihr ein unglaublich niedliches Kleid von seiner Geschäftsreise mitgebracht hätte und ob ich ihr nicht die Haare machen wollen würde.

Kaum zu glauben wie sehr ich diesen Zustand genoss. Ich wusste ganz genau, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Sakura wieder abstürzen würde und genau deshalb genoss ich es mit ihr zu reden wie sonst auch, aufzutreten wie früher und schob die düsteren Gedanken darüber, wann und wie sie ihren Rückfall erleben würde weitestgehend beiseite.

„Sakura, Ino!“, wurden wir zwar leise, aber überglücklich von Hinata begrüßt, zu welcher wir uns gestellt hatten. Sie lächelte uns schüchtern an und erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass auch ich mich von allen abgekapselt hatte, selbst von der Art Menschen, bei denen man auch einfach nur stehen konnte ohne sich groß mit ihnen beschäftigen zu müssen, beispielsweise Shikamaru Nara, welchen ich schon seit meiner Kindergartenzeit kannte, da unsere Väter unglaublich gut miteinander befreundet waren. Auch Hinata zählte zu diesen Menschen, ganz im Gegensatz zu der blonden Plage, welche sich schon breit grinsend näherte, und sich vermeidlich cool an Sakura lehnte, während Hinata knallrot auf den offenbar ziemlich interessanten Unkrautbusch zu ihren Füßen starrte.

Sakura ging einen Schritt zur Seite, was dafür sorgte, dass Naruto beinahe hingefallen wäre und wir beide wurden von einem Lachanfall gepackt. Es war sicherlich schon ein halbes Jahr her dass ich sie wirklich hatte lachen hören und es tat mir unglaublich gut.

Wir wurden viel zu früh vom Unterrichtsbeginn unterbrochen und liefen fröhlich mit Hinata und Naruto plaudernd durch die tristen Schulgänge, bis wir endlich unseren hellen Klassenraum erreichten, in welchem Anstelle von Sensei Kakashi heute ein ziemlich motiviert aussehender, dunkelhaariger Mann stand, welcher einen hautengen Latexanzug trug.

„Das ist doch nicht sein Ernst, oder?“, fragte Sakura abfällig und musterte den Mann.

„Er sieht aus wie eine Aerobictante aus den Achtzigern“, bemerkte ich grinsend und wir begannen beide albern zu kichern, bevor wir uns auf unsere Plätze setzten und weiter über den neuen Lehrer lästerten.

„Vom Augenbrauenzupfen hat der aber auch noch nie was gehört, oder?“

„Weiß der überhaupt, dass die Beatelsfrisur schon lange out ist?“

„Und Orangene Stulpen zu grün? Was hat der denn…“

„Guten Morgen Klasse! Mein Name ist Maito Gai, ich vertrete Sensei Kakashi, welcher sich einen Achillessehnenriss zugezogen hat! Er ist ja auch nicht mit der Kraft der Jugend gesegnet!“, grinste der Vertretungslehrer enthusiastisch in die Klasse, die ihn mit einer Mischung aus Spott, Verwunderung und Mitleid anstarrte.

Schließlich sprach Shikamaru aus was die ganze Klasse dachte: „Sind sie nicht mindestens genauso alt wie Sensei Kakashi?“, woraufhin Maito Gai begann zu erklären, dass er und unser Klassenlehrer schon immer Rivalen gewesen wären und wie viele Wettkämpfe sie schon gegeneinander ausgefochten hätten. Zwanzig Minuten später hatten wir dann alle verstanden, dass dieser Kerl offensichtlich einen ziemlichen Alterungskomplex aufweisen musste.

Ich seufzte, dann legte ich meinen Kopf auf den Tisch und drehte mich zu Sakura, um mit ihr über die baldige Party zu reden.

 

Der Samstag kam sehr viel schneller als ich erwartet hatte und Sakura und ich saßen beide im Schneidersitz vor einem Haufen Kleidung, die wir aus meinem Schrank geräumt hatten.

„Ich bin dafür dass du… die weißen Leggings zu deinen schwarzen Hotpants anziehst. Und drüber vielleicht dein weiter lila Pulli?“

„Die weißen Leggings sind mir aber inzwischen zu kurz, ich hatte die vor fast zwei Jahren das letzte Mal an. Aber die Hotpants klingen super!“

„Vielleicht die Stulpen?“, Sakura hielt ein Paar pechschwarze Beinstulpen die die Höhe, von denen ich vorher noch nicht gewusst hatte, dass sich solche Dinger in meinem Schrank befanden, doch ich stimmte ihr zu, dass es wohl am besten wäre wenn die die Kombination einfach anprobieren würde. Als sich herausstellte, dass auch mein geliebter Pulli inzwischen zu kurz war und ich in diesem Fall bauchfrei gehen würde war diese Idee schnell gestorben, denn sowohl Sakura als auch ich selbst wussten genau, dass Suigetsu momentan noch Single war. Und wenn er Single war, dann war er auf ’Jagd’, wie er selbst es liebevoll nannte.

„Im Notfall ziehst du einfach die Uniform von der Mittelschule an“, scherzte Sakura doch keine zwei Sekunden später hielt sie schon ein trägerfreies, violettes Kleidchen in die Höhe, welches aussah, als würde es knapp über meinen Knien enden.

Als ich es angezogen hatte waren wir uns einig, Sakura würde in ihrem mit Spitze verziertem Kleinen Schwarzen gehen und ich in diesem Prachtstück.

Beide trugen wir die Haare offen und wir waren uns todsicher: Dieser Abend würde genial werden.

 

Wir holten Naruto noch bei sich daheim ab –  immerhin war er auch mehr oder weniger eingeladen worden –  dann machten wir uns auf zu Juugo, welcher uns begrüßte und jedem von uns ein Bier in die Hand drückte, welches für meinen Teil das einzige diesen Abend bleiben würde.

„Hey Ladies!“, wankte ein sichtlich angetrunkener weißhaariger auf uns zu und fiel mir gekonnt unelegant um den Hals, bevor er mir ins Ohr flüsterte: „Gut siehst du aus“

„Du stinkst nach Alkohol“, brummte ich freundlich und als ich sein schmollen sah wusste ich, dass ich dem Spitznamen, den Sasuke mir verpasst hatte mehr als gerecht wurde, daher wuschelte ich ihm durch die Haare und fragte dann so charmant wie möglich, ob er denn nicht tanzen wolle.

„Natürlich, Prinzessin“, grinste er und zog mich dann auf die Tanzfläche. Sakura sah mir bloß hilflos hinterher und ich konnte nichts anderes tun, als entschuldigend mit den Schultern zu zucken. Naruto hatte sie nun voll in Beschlag genommen, weil ich mich weigerte so zu handeln wie Sasuke Uchiha es erwarten würde.

Als ein langsamer Song gespielt wurde sah ich, wie ein großer, dunkelhaariger Junge Sakuras Hand nahm und sie auf die Tanzfläche zog, während er lächelnd etwas sagte. Dieses Lächeln wirkte so falsch, dass es schon fast albern war, aber es hatte mich neugierig gemacht: „Wer ist das? Der, der mit Sakura-chan tanzt?“

„Sai“, nuschelte er und legte seinen Kopf dann auf meine Schulter. Diese Zuneigung tat zwar gut, war mir allerdings auch sehr unangenehm, da ich genau wusste, dass ich niemals etwas mit Suigetsu anfangen konnte, weil ich zu sehr damit beschäftigt war Sakura zu helfen. Diese Beziehung würde ebenso schnell kaputtgehen wie die, die ich mit Kiba gehabt hatte.

Demnach entschuldigte ich mich nach dem Tanz und verschwand im Badezimmer, in welchem es noch immer genauso aussah wie zwei Jahre zuvor. Ich starrte mich eine Weile im Spiegel an, zog meinen Liedstrich erneut nach und stolzierte dann wieder hinaus in den Flur, wo ich fast in Sakura, welche förmlich an Sai klebte, hineinlief. Ich grinste, dann machte ich mich auf in den Raum, in dem getanzt und gefeiert wurde. Wenn Sakura schon wieder weit genug war um mit jemandem rum zu machen, dann konnte ich mir auch ein wenig Spaß gönnen, weshalb ich mit den fingerspitzen über Suigetsus Schulter strich und ihn somit aufforderte, mir seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, was er liebend gerne tat.

 

Um halb drei morgens machten Sakura und ich uns auf zu gehen, Naruto hatte sich betrunken und wir mussten ihn nach Hause eskortieren, weshalb wir uns links und rechts bei ihm unterhakten und versuchten halbwegs gerade zu ihm zu kommen.

„Na, ich hab dich und Sai gesehen“, grinste ich meine beste Freundin an und sie wurde leicht rosa: „Er… also, wir… das war nur was Einmaliges“, nuschelte sie, bevor sie vorwurfsvoll brummte: „Er hat mich vor Naruto gerettet, mit dem du mich ja allein gelassen hast. Der hat sich ja ziemlich die Hacke gegeben.“

„Habisch nüscht!“, lallte Naruto, als er seinen Namen hörte, nur um kurz darauf zu murmeln „Gottismirschlecht“ und sich zu übergeben.

Angeekelt traten Sakura und ich ein Stück zur Seite, dann Riss ich ein Poster von einer mauer und hielt es Naruto, dessen Magen nun wieder ruhiger zu sein schien, hin, damit er sich den Mund abwischen konnte.

Sakura tat keine fünf Meter weiter schon wieder so, als wäre nichts gewesen: „Du und Suigetsu haben aber auch ziemlich aufeinander gehangen. Da hat er wohl endlich sein Ziel erreicht“

„Denkt er“, lachte ich, als Naruto brummte: „Das war schon fast widerlich“ und Sakura herzlich begann zu lachen.

Als wir Naruto zu sich nach hause gebracht hatten tauschten wir uns ausgiebig über unsere ’Errungenschaften’ in Sachen Jungs aus.

„Sai ist 19 und ist jetzt im Abschlussjahr. Und oh Gott, der küsst so gut! Ich bin wirklich am überlegen, ob ich ihn nicht in ein paar tagen mal anrufen sollte…“, schwärmte mir Sakura vor und ich lächelte nur. Von weiter weg hätte ich Sai fast mit Sasuke verwechselt, auch wenn Sai eine viel ordentlichere Frisur aufzuweisen hatte als der Entenarsch.

„Und du, erzähl, wie kommt’s dass du plötzlich Suigetsu rangelassen hast?“

Ahnungslos zuckte ich mut den Schultern: „Man könnte sagen, ich brauche mal wieder körperliche Nähe zu einem Jungen und ein angetrunkener der sich wahrscheinlich morgen nicht einmal daran erinnert ist doch super“, bevor ich brummte: „Ich klinge ja schon wie Karin!“, doch dann schlug ich mir auch schon die Hand auf den Mund. Ino, wie dumm bist du denn bitte? Karin, klar, erwähn sie doch einfach!, verfluchte ich mich selbst, doch da war es zu spät. Ich konnte es schon fast sehen, wie der Glanz aus Sakuras Augen verschwand und die Leere wieder in sie zurückkehrte. Ihr Lächeln verblasste und ich konnte nicht anders als: „So hab’ ich das nicht gemeint!“ zu brüllen, doch da hatte sie mich auch schon von sich weg gestoßen.

„Lass mich allein“, kam es monoton von ihr.

„Nein“, sagte ich so entschlossen wie möglich, doch sie wurde wütend, starrte mich voller Abscheu an und sagte dann hämisch: „Du hast Recht.“

„Ich habe…?“, sie verwirrte mich.

„Du bist wie Karin!“, rief sie, „Du machst mit dem nächst besten Typen rum, du bezirzt Jungs ohne über die Folgen nachzudenken, du bist Sasuke inzwischen so nahe, wie ich es früher war! Du… Du… Du hattest das geplant, oder nicht?“, dann lachte sie, unter Tränen, doch sie lachte. Furchterregend. Jetzt war sie endgültig verrückt geworden.

„Ich… Sakura-chan, ich…“, mir fehlten die Worte. Sie hatte Recht, ich handelte wirklich so. Früher jedenfalls: „Sakura! Du bist doch genauso gewesen!“, schrie ich sie an, versuchte meine Wut zu unterdrücken und dachte immer wieder: Das ist nicht sie, die das sagt. Das ist nur ihre Krankheit, die das auslöst. Lass sie jetzt nicht hängen. Hilf ihr doch!, doch ich wusste nicht wie.

Die rosahaarige starrte mich an, fassungslos und weinend, dann rannte sie davon. Ich war vor Schreck zu einer Salzsäule erstarrt und ließ sie einfach laufen.

 

Was hatte ich da gesagt?

Was hatte ich bloß gesagt?

Warum war ich so unbedacht gewesen?

Wegen einer einzigen Woche?

Wegen einer einzigen Woche Frieden?

 

Kapitel 14 - Eins.

Kapitel 14 – Eins.

 

Ich ließ sie laufen. Dachte nicht einmal ansatzweise daran, ihr zu folgen, gar ihr zu sagen es täte mir leid. Es tat mir leid, das war nicht hinterfragbar, es tat mir unglaublich leid was ich gesagt hatte, doch mit dem Gedanken, dass ich ohnehin nichts mehr ändern konnte, freundete ich mich mehr und mehr an.

 

Seufzend öffnete ich unsere Wohnungstür und schlich mich dann möglichst leise an meinem Vater vorbei, welcher schlafend auf der Couch lag. Offenbar hatte er auf mich gewartet, weswegen ich mich sicher Morgen entschuldigen müsste.

In meinem Zimmer blickte ich wortwörtlich im Fünfminutentakt auf mein Handy, doch von Sakura bekam ich keine Nachricht, weshalb ich mich gegen viertel nach drei schlafen legte.

This is not really me, you're an angel Ich öffnete meine Augen und versuchte die Quelle der Musik auszumachen, doch ich war zu müde um den Ton zuordnen zu können. not asking who I am you understand that is not really you. Neben mir fiel mir das leuchtende Viereck auf. Natürlich, mein Handy! Leicht benommen griff ich nach dem Gerät. You look at me as if I'm something more well dream on. Welcome to my li-  Ich hob ab: “Ino Yamanaka, hallo?”, nuschelte ich verschlafen in den Lautsprecher.

Auf der andere Seite konnte ich etwas hören, dass wie rennende Menschen klang, ein leises Piepsen, ein Telefonklingeln und das gleichmäßige Geräusch eines Druckers hörte ich, bevor eine junge Frau endlich etwas sagte: „Ino Yamanaka? Hier spricht die Oberärztin vom Städtischen Krankenhaus Konohagakure, Tsunade mein Name.“

Mir wurde übel und ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, deshalb antwortete ich nur mit einem knappen „Ja…“, bevor die Ärztin weitersprach: „Es geht um die Patientin Sakura Haruno, ihre Eltern sind nicht Zuhause und sie sind die zweite im Handy eingespeicherte Notfallnummer.“

Ich schlug mir die Hand vor den Mund: „Ist sie…?“

„Keine Angst, ihr Zustand ist stabil“, versuchte die Frau mich zu beruhigen, doch ich wurde panisch: „Ich komme sofort zu ihnen! In welchen Zimmer liegt sie, was ist passiert?!“

„Beruhigen sie sich, sie können sie jetzt nicht besuchen“, sprach die Frau ruhig weiter, bevor sie versuchte mir zu erklären, dass Sakura momentan auf einer geschlossenen Station läge. „Hören sie, Doktor, ich bin ihre beste Freundin, ich muss jetzt sofort wissen, was passiert ist!“

„Wissen sie etwas?“, plötzlich klang die Dame nicht mehr so, als würde sie versuchen, ein Tier zu beruhigen, sondern ernst und etwas neugierig.

„Darf ich sie sehen?“, versuchte ich sofort einen Vorteil für mich herauszuhandeln und die Frau am Telefon sah dies offenbar als eine Bejahung auf ihre Frage, denn plötzlich trällerte sie gespielt fröhlich: „Kommen sie vorbei, wir trinken gemeinsam etwas und danach dürfen sie ihre Freundin sehen.“

„Ich bin in einer Dreiviertelstunde bei ihnen“, versicherte ich ihr, dann legte ich auf und ging erst einmal duschen, bevor ich meine Haare notdürftig föhnte und zu einem Knoten band, mir irgendwelche Klamotten aus dem Schrank anzog und dann ins Wohnzimmer stürmte, wo ich meinem Vater zurief: „Ich muss noch mal wo hin!“

„Spätzchen…?“, murmelte er verschlafen, doch ich hatte schon mit einem „Ich erklär es dir später!“ die Wohnung verlassen und lief hastig die Straße hinunter. Vielleicht war eine Dreiviertelstunde doch etwas knapp bemessen, um zu dieser Zeit bis ans andere Ende der Stadt zu kommen. Sonntags fuhren unsere Bahnen nur stündlich und ich hatte – nach einem Blick auf meine Uhr – die erste Bahn um kurz vor fünf schon verpasst.

Um viertel vor sechs am Morgen kam ich ziemlich atemlos an der Klinik an, wo ich von der Anmeldung aus sofort zur Oberärztin geschickt wurde.

„Hallo“. Begrüßte sie mich knapp und gab mir die Hand. Die zugegeben vollbusige, blonde Dame sah in meinen Augen viel zu jung aus, um schon ein Krankenhaus zu leiten, doch das irritierte mich weniger als das, was auf dem Tisch stand: Eine Tasse dampfender, heißer Schokolade und eine Flasche, die aussah wie ein Sakefläschchen. Mit einer einladenden Handbewegung deutete sie auf das Gedeck und ich lies mich vor der Schokolade nieder.

„Du siehst ziemlich müde aus, hast du wenig geschlafen?“, versuchte sie lockeren Smalltalk zu beginnen und ich antwortete nur knapp: „Keine zwei Stunden, glaube ich. Ich war ja bis heute morgen mit Sakura feiern.“

„Hat sie etwas getrunken?“, fragte Tsunade weiter.

Ich wollte wissen, was mit ihr los war. Diese Frau verlor kein Wort über Sakura und das machte mich furchtbar wütend, doch ich bemühte mich darum, ruhig zu antworten: „Kein ganzes Bier. Sie weiß, dass sie nichts verträgt.“

Und obwohl sie das wusste lag sie vor ein paar Monaten betrunken bei Sasuke.

„Ihr seid gemeinsam nach Hause gelaufen?“, schlussfolgerte Tsunade und ich bejahte ungeduldig.

„Ist dort irgendetwas vorgefallen?“

Mein Geduldsfaden war nun wirklich angespannt und ich antwortete leicht gereizt: „Was ist mit ihr? Wo ist sie?“

„Geduld, Geduld“, brummte die Ärztin und nahm einen großzügigen Schluck aus der Flasche vor ihr: „Erzähl mir erst, was passiert ist.“

„Erzählen sie mir erstmal, warum ich ihnen das sagen muss!“, fuhr ich sie aggressiv an und kassierte dafür einen eiskalten Blick, bevor sie nicht minder aggressiv fauchte: „Hör mir mal zu, du neunmalkluge Göre! Ich bin hier die Ärztin und ich bin der Meinung, dass ich mir erst ein Bild über die Patientensituation verschaffen muss bevor ich dir sagen kann was sie hat!“

Das klang plausibel, somit atmete ich tief ein und sagte dann leise: „Wir haben uns gestritten.“

„Na das klingt doch schon besser. Warum?“

„Ich weiß es nicht“, murmelte ich. Und ich wusste wirklich nicht, wie wir uns so schnell so heftig hatten streiten können.

Hätte ich nur Karin nicht erwähnt…

„Du weist es nicht?“, fragte sie leicht herrisch und ich zuckte zusammen, bevor ich den Kopf schüttelte. Ich selbst sah es zu diesem Zeitpunkt nicht als Grund, einen Streit anzufangen, nur weil ich den Namen einer der größten Faktoren für Sakuras Absturz genannt hatte.

„Nun ja…“, murmelte Tsunade vor sich hin, dann trank sie in einem Rutsch ihre Flasche und stand auf „Komm“, dann lief sie den Gang entlang und ich folgte ihr hastig. Von meiner Müdigkeit spürte ich nichts mehr, aber das flaue Gefühl in meinem Magen wurde umso stärker.

Wir traten durch eine Tür, an welcher in großen, schwarzen Buchstaben INTENSIVSTATION gedruckt war und ich schluckte.

Sakura Haruno stand an der Zimmertür. Mein Herz raste, mir würde schlecht und irgendwo tief in meinem Inneren wusste ich, was gleich folgen würde. Die blonde Ärztin öffnete die Tür und lief dann langsam in den Raum, ich folgte ihr und als ich die auf dem Bett liegende, an dutzende piepsende Geräte angeschlossene Gestalt wirklich als meine beste Freundin identifizierte wurden meine Beine weich und ich hielt mich am Arm der Ärztin fest, um nicht umzufallen.

Ihre rosa Haare lagen aufgefächert auf dem weißen Kissen, ihr totenähnliches Gesicht ging fast nahtlos in ebendieses über. Ihre Arme lagen über der Decke, beide Unterarme in dicke Verbände gewickelt, unter denen es noch rosig schimmerte. Ich merkte kaum, wie ich auf sie zuging, mich auf ihre Bettkante setzte und begann zu weinen. Das war meine Schuld gewesen. Ich war ihr nicht hinterhergelaufen, ich hatte ihren Rückfall durch meine Unachtsamkeit hervorgerufen, ich hatte Suigetsus Einladung angenommen, ich hatte mich zu sehr an die kurze Pause gewöhnt. Ich hatte versagt.

Tsunade zog mich an ihre Brust und strich mir sanft über den Rücken, während ich immer haltloser schluchzte und meine Schuldgefühle voll und ganz von mir Besitz ergreifen ließ.

Du hast versagt. Du hast dich nicht um sie kümmern können. Du warst nicht für sie da.

Ich schrie leise auf und die Ärztin drückte mich noch ein wenig fester an sich.

„Du wusstest es, oder?“, sagte sie leise und ich nickte. Natürlich wusste ich es. Hätte ich es nicht gewusst, dann wäre ich womöglich einfach ohnmächtig geworden, hätte mich erbrochen oder wäre einfach wieder gegangen, da der Schock zu viel für mich gewesen wäre.

„Ein altes Ehepaar hat sie gefunden, im Park“, erklärte sie mir weiter leise, „Sie hat eine ordentlich genähte Wunde, war aber die letzten anderthalb Jahre nicht hier. Warst du das?“, ich nickte erneut und krallte meine Hände in ihren Kittel, bevor ich mich vorsichtig von ihr löste und aus verquollenen Augen auf Sakura blickte: „Es tut mir so leid…“

Ich nahm ihre eisige Hand und legte sie an meine Stirn, dann strich ich sachte über ihren Verband und fragte leise: „Längs?“

„Ja“, antwortete die Ärztin ebenso leise und meine nächste Frage schien sie mir schon vom Gesicht abzulesen: „Es war knapp“, sie deutete auf den Blutbeutel, aus welchem langsam die rote Flüssigkeit in ihren Arm floss. Ich schluckte und nickte dann so gefasst wie möglich, bevor Tsunade den Raum verließ.

Wie in Trance starrte ich auf Sakura und fühlte mich plötzlich unendlich einsam und von allen im Stich gelassen. Meine beste Freundin hatte wegen mir ihr Leben beenden wollen, den Psychologen, den ich in Betracht gezogen hatte, hatte ich als unfähig erachtet und den Jungen, der mich unterstützen wollte hatte ich von mir gestoßen. Meinen Vater hielt ich auf einen sicheren Abstand von mir, den Kontakt zu meinen Sandkastenkumpels hatte ich schon lange angebrochen, in der Schule war ich zur stolzen Einzelgängerin geworden, seit ich mich nur noch um Sakura gekümmert hatte. Ich hatte alles versagt, hatte alles außen vor gelassen um Sakura zu helfen und dennoch war ich nicht genug für sie da gewesen.

„Verdammte Scheiße“, fluche ich leise und trat gegen das Stuhlbein vor mir, als ich Sakura leise murmeln hörte: „Ino, das klingt ja gar nicht mehr nach dir“

Ich fuhr herum. Da lag sie, leichenblass, Augenringe, doch schmunzelnd. Zwar kein ehrliches Schmunzeln, aber immerhin ein Versuch mich aufzuheitern.

„Weist du noch? Als du mir im Kindergarten das Stirnband geschenkt hast. Du hast gesagt, ich soll mir nichts daraus machen, was die anderen Kinder sagen und du hast mich immer beschützt. Du bist eine tolle Freundin.“

„Bin ich nicht“, nuschelte ich bestürzt, „Ich hab es so weit kommen lassen.“

„Das warst nicht du, das war die Stimme.“

„Sie hat es mir befohlen. Ich habe ein Brötchen gegessen und sie hat mir befohlen, es wieder zurück zu holen.“

Ich verstand nicht, was sie sagte. „Sie?“

Sakura nickte, in ihren jadegrünen Augen blitzte sowohl Angst als auch Ehrfurcht auf und sie flüsterte „Ja, sie. Die Stimme.“

Ich hatte lange nichts mehr von dieser Stimme gehört. Fast ein Jahr war es her gewesen. „Dieselbe wie damals?“

Ein bitteres Lachen seitens Sakura: „Die von damals ist schon längst nicht mehr da.“

Sie wird wahnsinnig. Sie wird endgültig wahnsinnig.

„Du verstehst es nicht, deshalb kannst du mir nicht helfen“, knurrte sie schon fast, „Deine Freundschaft ist wundervoll, aber sie hilft mir nicht. Ich mache dich nur kaputt, halt dich besser fern von mir.“

Ich wollte sprechen, doch ich bekam keinen Ton heraus, weswegen ich nur verzweifelt den Kopf schüttelte und versuchte, meine Tränen zurück zu halten. Ich bemühte mich, ruhig zu atmen, doch in meinem Hals hatte sich solch ein unangenehmer Kloß gebildet, dass ich nur stoßweise richtig atmen konnte.

„Das nächste Mal lasse ich mich nicht von Rentnern finden“, lachte sie bitter und ich begann zu weinen, schluchzte so heftig, dass ich kaum meine Augen offen halten konnte und vergrub daher völlig am Ende mein Gesicht in den Händen.

Das nächste Mal lasse ich mich nicht von Rentnern finden.

Das nächste Mal lasse ich mich nicht finden…

Das nächste Mal…

Als ich die Augen wieder öffnete lag ich selbst in einem sterilen, weißen Zimmer.

„Du bist mir einfach umgekippt, als ich dich kurz mit ihr allein gelassen habe. Ich war keine Minute aus dem Zimmer, da bist du vom Bett gefallen. Niedriger Blutdruck, ein Wunder dass du nur vier Stunden geschlafen hast.“

Perplex starrte ich die blonde Ärztin an, blinzelte verwirrt und schloss dann wieder die Augen. Hatte ich geträumt? War alles, was Sakura gesagt hatte nur eine Ausgeburt meiner Phantasie gewesen? Gab es also kein geplantes nächstes Mal? Hatte mein Gehirn mir bloß einen üblen Streich gespielt?

„Dein Vater wartet draußen auf dich“, wurde ich weiter aufgeklärt und nickte bloß als Zeichen, dass ich verstanden hatte.

„Hat sie geredet?“, wollte ich fragen, doch mein Hals war so trocken, dass ich den Satz kaum mehr krächzen konnte. Ich wurde leicht verwundert angeblickt: „Eigentlich wollte ich dich das fragen, denn du hast kurz vor dich hin gemurmelt… Aber nein, sie schlief tief und fest.“

„Kommt sie in eine Klinik?“, flüsterte ich nun und Tsunade schüttelte leicht den Kopf: „Solange die Patientin nicht selbstständig geht können wir sie nur zwangseinweisen, wenn ihr Zustand in einem Maße kritisch wird, dass sie jede Minute an Herzstillstand sterben könnte.

Man hatte mir inzwischen ein Glas Wasser gebracht und ich trank es in einem Zug aus, bevor ich wütend die Ärztin anfauchte: „Ist es denn nicht kritisch genug, wenn sie mit zwei aufgeschnittenen Unterarmen in ihrer Klinik liegt, hm?!“

„Die Krankenkasse bezahlt es vorher nicht…“, redete Tsunade beschwichtigend auf mich ein „Und ein Klinikaufenthalt ist teuer. Wir haben vor zwei Stunden erst ihre Eltern erreicht, sie sind momentan bei ihr im Zimmer.“

„Was ist mit ambulanter Behandlung?“

„Die bekommt sie“, teilte mir eine raue Männerstimme in der Ecke des Raumes mit und ich sah verwirrt in die Richtung, bis ich den jungen Mann ausgemacht hatte: „Itachi Uchiha.“

„Das erklärt einiges“, murmelte der Mann in Gedanken versunken und lief zu mir ans Bett „Dann nehme ich dir dein Verhalten natürlich nicht weiter übel“, bevor er aus dem Raum verschwand. Komischer Kerl, dachte ich und musste schmunzeln aber seinen Job macht er bestimmt gut.

„Sieh an, ein Lächeln“, Tsunade umarmte mich kurz, dann verließ sie erneut den Raum. Kurz darauf kam mein Vater hinein, die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben: „Ino, Spätzchen, was ist passiert?“

„Ich bin einfach nur umgefallen, als ich spazieren war“, log ich mit einem Lächeln auf den Lippen und Inoichi nahm mich erleichtert in den Arm: „Ich hatte schon Angst etwas Schlimmes ist dir passiert! So selten wie du in letzter Zeit mit mir redest!“

Das stimmte. Würden er oder ich plötzlich sterben, wir würden es beide bereuen nicht mehr wie beste Freunde füreinander da gewesen zu sein. Über meine Sorgen um Sakura hatte ich alle anderen völlig vernachlässigt. Das war wohl eine schlechte Angewohnheit geworden.

„Paps, mir geht’s prima, ich hab nur momentan ganz schön viel Schulstress“, log ich weiter und lächelte ihn beruhigend an. Während ich vor mich hin plauderte versuchte ich die Horrorvorstellung von dem Gespräch mit Sakura aus meinem Kopf zu verdrängen, doch der letzte Satz, den die Traum-Sakura zu mir gesagt hatte hallte immer wieder in meinen Gedanken wieder.

Ich hätte merken müssen, dass ich geträumt hatte, die Sakura, die ich momentan zu kennen glaubte, hätte niemals irgendetwas gesagt, was auch nur einen Hauch Einsicht oder – so hart es klingt – Rücksicht enthalten hätte. Doch so erleichtert wie ich hätte sein sollen, war ich nicht. Immer wieder keimte Panik in mir auf und ich wusste, dass es wohl nur eine Frage der Zeit war, bis Sakura mich endgültig von sich stieß.

 

Die nächsten drei Schultage flogen an mir vorbei und ich realisierte kaum, was wir im Unterricht machten. Ich hatte meine beste Freundin seit drei Tagen nicht gesehen und um mit ihrer Mutter Kontakt aufzunehmen fehlte mir der Mut, Sasuke ignorierte ich noch immer, da ich ihm nun mehr denn je die Schuld für alles gab und auch sonst schaffte ich es kaum eine ordentliche Unterhaltung zu führen, sogar mit Shikamaru oder Hinata fiel mir dies schwer.

Ich wusste, dass ich Sakura besuchen musste, immerhin war ich ihr noch eine Entschuldigung schuldig, doch diese Tatsache schlug mir auf den Magen. Mich plage schon seit dem Wochenende ein Schlechtes Gewissen und ich sagte mir immer öfter, dass ich Schuld an ihrer Entscheidung war.

Und jetzt stand ich vor der Tür zu der Station, in die man sie verlegt hatte, nachdem ihr Zustand stabil genug war um sie aus der Intensivstation zu entlassen. Ich atmete tief ein, dann trat ich in den Gang, wo ich bis beinahe ganz hinten laufen müsste, um sie wieder zu sehen. Kurz bevor ich an ihrer Zimmertür angelangt war, öffnete sich diese und ein dunkelhaariger Mann trat heraus. Als er mich erkannte nickte er mir kurz zu und fragte dann: „Du willst sie besuchen?“

Ich bejahte und fragte dann, wie es ihr ginge. „Sie redet nicht mit mir. Ich sitze in ihrem Zimmer quasi nur meine Zeit ab und versuche ihr Fragen zu stellen, auf die sie reagiert“

„Ja, das ist schwierig“, erinnerte ich mich an die Zeit zurück, in der Sakura sich wochenlang in ihrem Zimmer verschanzt hatte. Itachi zuckte mit den Schultern und meinte dann: „Das ist oft so. Ich glaube, es könnte das Eis ein bisschen brechen, wenn sie dich sieht“, bevor er an mir vorbeiging und vier Zimmer weiter die Tür öffnete.

Ich hoffte, dass Itachi Recht hatte, und öffnete die Tür.

„Sakura-chan, ich bin’s. Wie geht’s dir?“, fragte ich leise, bevor ich den Raum betrat.

Sakura saß in ihrem Bett, aufrecht, rappeldürr und leichenblass, neben ihr standen ein unangerührtes Tablett mit Schonkost und eine leere Flasche Wasser. Sie starrte auf einen Essensplan an der Wand und reagierte nicht sichtbar auf meine Ankunft, was mich zeitlich wieder mehrere Wochen zurückwarf, in die Zeit, in der Sakura schon einmal so gewesen war, kurz bevor sie mir an den Kopf geworfen hatte ich könne ihr nicht helfen und ihre Hundertachtziggradwendung stattgefunden hatte. Ich setzte mich auf einen Stuhl, welcher neben ihrem Bett stand, und begann, mit ihr zu reden.

„Weißt du, Naruto ist heute in Sensei Gai gelaufen und hat ihn wohl mit einem aus dem Jahrgang über uns verwechselt“, begann ich zu erzählen „Und dann hat er angefangen, ihn ’Buschige Augenbraue’ zu nennen und wollte sich mit ihm prügeln, glaubst du das?“

Keine Reaktion von ihr. Ich versuchte weiterhin sorglos vor mich hin zu plaudern, wie ich es schon einmal getan hatte, in der Hoffnung, es würde diesmal einen Effekt erzielen.

„Und Hinata hat dann versucht, Naruto zu erklären, dass Rock Lee und Maito Gai unterschiedliche Personen sind. Dann ist sie umgefallen weil ihr klar wurde, dass sie Naruto ziemlich nahe ist. War ziemlich lustig“, ich versuchte zu lachen, doch außer einem erstickten Laut der eher klang als hätte ich mich an etwas verschluckt, wollte nichts meine Kehle verlassen, weshalb ich diese Aktion schneller abbrach, als sie mir in den Sinn gekommen war.

Sakura sah aus wie eine leere Hülle ihrer selbst und ich hatte nicht besseres zu tun als eine Stand-up-Komödie aufzuführen und zu hoffen, dass Sakura auf irgendeine Weise reagierte. Doch je länger ich sie ansah, wie sie stumpf auf die Wand starrte, desto öfter erinnerte ich mich an meinen Traum, desto intensiver wurde meine Panik vor einem nächsten Mal, desto hysterischer wurden meine Gedankengänge darüber, was passieren würde, wenn ich Sakura wieder aus den Augen lies.

Ich hatte Angst.

Ich hatte so unglaubliche Angst, dass es mir selbst den Schlaf raubte.

So verstrichen geschlagene zwanzig Minuten, in denen ich Sakura anstarrte, die die Wand anstarrte. Wir taten beide nichts anderes, bewegte und keinen Zentimeter und hingen unseren Gedanken nach, bis eine Schwester die Tür öffnete und mir mitteilte, dass die Besuchszeit nun vorbei sei.

Mit jedem Schritt zur Tür wurden meine Gedanken lauter, Sakuras Stimme die mir Dinge sagte wie „Du verstehst es nicht, deshalb kannst du mir nicht helfen“ oder „Das nächste Mal lasse ich mich nicht von Rentnern finden“, weshalb ich immer panischer wurde, bis die Tür geschlossen war und ich mich in sekundenschnelle wieder beruhigte, bevor ich schon fast rennend das Krankenhaus verließ und mich erst vor Sasukes Haustür wieder wirklich gefasst hatte. Ich drückte auf die Klingel und die Mechanische Stimme fragte mich erneut nach meinem Begehr.

„Ich will mit Sasuke reden“, sagte ich außer Atem und kurz darauf surrte das Tor, als Zeichen, dass ich eintreten könnte.

An dem Butler des Hauses huschte ich nur mit einer kurzen Begrüßung vorbei, bevor ich in die Richtung lief, in der meiner Meinung nach Sasukes Zimmer gewesen war. Allerdings musste ich meine Vermutung nicht bestätigen, denn Sasuke kam mir entgegen und sah mich verwundert an.

„Was machst du denn hier?“, fragten wir gleichzeitig, woraufhin Sasuke sofort wieder in seine übliche Tonlage verfiel und mich trocken mitteilte: „Ich wohne hier, im Gegensatz zu dir, meine Frage ist dann wohl berechtigter.“

„Ich muss mit dir reden“, antwortete ich knapp und der Uchiha nickte bloß, bevor er mich bat, ihm zu folgen und in die Richtung lief, aus der ich gekommen war, bis er in einen Gang abbog, den ich übersehen hatte und dort eine Tür öffnete, welche offenbar in sein Zimmer führte.

„Was ist los?“

Ich atmete tief ein, bevor ich herunterratterte: „Sakura liegt im Moment im Krankenhaus, deshalb ist sie nicht in der Schule und dein Bruder betreut sie gerade weil sie sich umbringen wollte und ich glaube, das weist du schon, aber ich musste es irgendjemandem sagen, sonst wäre ich noch wahnsinnig geworden vor Angst und ich hatte einen Alptraum in dem sie gesagt hat dass die es noch einmal versuchen will und ich kann seitdem nicht mehr ordentlich schlafen…“, dann holte ich erneut Luft und sah Sasuke an.

Seine schwarzen Augen weiteten sich, er sah mich schockiert an und murmelte: „Itachi hat mir nichts gesagt, nein“, bevor er seinen Blick senkte und auf seine Knie starrte.

„Ich… Es… Entschuldige“, murmelte ich ebenfalls und legte dann meine Hand auf seine Schulter. „Es ist nicht deine Schuld“, das hatte ich sagen wollen, doch dann musste ich daran denken, was der Satz bei mir ausgelöst hätte, wenn ich ihn gehört hätte. Offensichtlich ging die Situation Sasuke näher als ich es vermutet hatte.

Ich hörte ein leises Schluchzen und realisierte kurz darauf, dass es Sasuke war, der weinte, Tränen tropften auf seine Hose und er zitterte.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, das er irgendjemandem gegenüber Schwäche zeigen würde, erst recht nicht mir gegenüber.

In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr ich Sasuke mit meinen Worten beeinflusst hatte.

Mir wurde klar, dass ihm Sakura mehr bedeutete, als es mir selbst bewusst gewesen war.

Und ich realisierte endlich, dass wir beide im selben Boot saßen.

 

Kapitel 15 - Annäherung.

Kapitel 15 – Annäherung.

 

Sasuke saß weinend vor mir und ich wusste nicht, was ich hätte tun sollen, weshalb ich wie zu einer Salzsäule erstarrt auf seinem Bett saß. Allein schon die Situation, dass der größte Eisklotz den ich kannte plötzlich in Tränen ausgebrochen war irritierte mich, doch dass Sakura der Grund dafür war, schockte mich regelrecht, immerhin hatte er sie ja verlassen.

 

„Warum…?“, fragte ich leise und er sah mich an. Das Bild, was sich mir bot, war so ungewohnt und abstrakt, dass ich beinahe gelacht hätte. Der Junge vor mir hatte verquollene Augen und seine Nase lief. Er sah einfach nur aus wie ein Häufchen Elend, das komplette Gegenteil seiner üblichen Erscheinung als Eisklotz und perfekter Schulsprecher. In seinem Blick lag unendliches Leid und ich wusste ganz genau, dass er sich gerade die Schuld gab für das, was passiert war. Ebenso wie ich.

Keine Antwort. Das war wohl die normale Reaktion auf solch eine Frage, wenn man weinte. Ich wusste ganz genau, warum er weinte, doch gleichzeitig konnte ich es nicht begreifen. Ich wollte es nicht begreifen.

Vorsichtig tätschelte ich ihm die Schulter, bevor ich ihm ein Taschentuch gab. „Danke“, nuschelte er, doch er sah mich nicht direkt an, worüber ich ziemlich froh war. Hätte er es getan, wäre ich wohl auch in Tränen ausgebrochen, was ich weitestgehend vermeiden wollte, denn ich konnte nicht vorhersagen was passiert wäre.

Nach etwa einer halben Stunde schien er sich wieder gefasst zu haben und wischte mit dem Tuch über sein Gesicht, bevor er mich mit festem Blick ansah: „Ich will sie besuchen gehen“

„Das kannst du nicht machen“, stellte ich trocken fest und sagte mit bitterem Unterton: „Sie will dich sicher nicht sehen“ Und mich auch nicht.

„Aber…“, brummte er missmutig, dann stimmte er mir jedoch zu „Dann sollten wir dafür sorgen, dass die Leute in der Schule nichts davon mitbekommen.“

„Natürlich!“, stimmte ich ihm zu „Oder wärst du gerne das Gesprächsthema in der Schule?“

„Bitte, das bin ich“, antwortete er überheblich und ich begann zu lachen. Offenbar ging es ihm besser.

„Natürlich bist du das“, grinste ich, bevor ich wieder etwas ernster wurde: „Was erzählen wir den anderen?“

„Erst einmal nichts würde ich sagen“, brummte er und legte die Stirn in Falten, während er vor sich hin murmelte. Auch ich war fiebrig am überlegen. Die Wahrheit konnten wir nicht sagen, das stand außer Frage. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht ohne eine Ausrede in die Schule kommen könnte, denn bei mindestens einer Person war ich mir todsicher, dass sie mich belagern und befragen würde.

„Wie wäre es mit einer Kur?“, fragte ich Sasuke, doch er schüttelte nur den Kopf: „Das dauert zu lange.“

„Naja, wenigstens Naruto können wir das erzählen, so helle ist er ja nicht. Kurzzeitkur oder so was“

„Ja, Naruto wird es uns schon abkaufen…“, brummte Sasuke, bevor er auf die Uhr sah und aufsprang: „Ich hab noch Schülerratssitzung! Ino, du musst gehen!“

„Ja, ja, schon gut, bin ja schon weg“, brummte ich und ging mit ihm aus dem Haus, auch wenn sich unsere Wege schnell trennten.

 

Eine Woche später war ich morgens schneller aus der Wohnung verschwunden, als mein Vater sich überhaupt anziehen konnte. Ich hatte Sakura eine Ausgabe unserer Schullektüre gekauft und wollte sie ihr noch vor dem Unterricht vorbeibringen.

„Gnädige Dame, die Patienten schlafen noch!“, machte mir dann allerdings die Rezeptionistin der Klinik einen Strich durch die Rechnung.

„Aber ich muss meiner Klassenkameradin etwas bringen!“, versuchte ich so niedlich wie möglich zu sagen, allerdings war ich siebzehn und keine sieben mehr und die Dame lächelte mich nur nett an: „Das können sie ihr heute Mittag auch noch bringen.“

Mit einem Seufzer drehte ich mich um und verließ das Gebäude. Als ich vor der Klinik stand blickte ich an der Fassade hoch und überlegte, welches dieser Zimmer wohl Sakuras wäre, ehe ich mich wieder auf den Weg machen wollte.

„Oh, sieh an, interessant welche Menschen einem auf dem Weg zur Arbeit begegnen“, ich fuhr herum. Vor mir stand Itachi Uchiha, einige Patientenakten unter seinem Arm und mich höflich anlächelnd.

„Guten Morgen“, begrüßte ich ihn und lächelte ebenfalls, ehe er mich fragte: „Du bist doch gut mit Sakura Haruno befreundet, oder?“

„Sie ist meine beste Freundin!“

„Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“

Nun war ich verwundert: „Was genau…?“

„Ihre Freundin reagiert kein bisschen auf mich. Es ist etwas kompliziert jemanden zu therapieren, der nur vor einem sitzt und Löcher in die Wand starrt“

„Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht“, brummte ich missmutig, hörte Itachi allerdings weiter zu als dieser ausführte: „Daher dachte ich, wenn du als ihre beste Freundin ihr ein wenig ins Gewissen redest wäre das ein guter Fortschritt. Nur, damit sie vielleicht etwas offener wird. Eine einfache Reaktion auf meine Anwesenheit wäre schon ein gewaltiger Fortschritt!“

„Sie sind ziemlich unprofessionell, oder?“, fragte ich geradeheraus als mir dieser Gedanke kam. Ich hatte  bis jetzt von keinem Psychologen gehört, der Freunde um Hilfe bitten musste um mit einem Patienten zu kommunizieren.

„Nun, eher ungeübt“, sagte er charmant und sah mich erneut fragend an.

„Sakura reagiert auch nicht unbedingt auf mich, das wissen sie? Und außerdem, ist es nicht ihr Job herauszufinden warum das so ist?“

„Also, schon…“, murmelte er. Offenbar hatte ich ihn mit meiner Aussage tatsächlich verlegen gemacht, denn er versuchte nun mit ausladenden Gesten zu erklären, dass Sakura ein äußerst schwerer Fall sei, bei dem man offensichtlich wenig Optionen hätte um sie zum Auftauen zu bringen, woraufhin ich nur kurz die Augenbrauen hochzog.

„Ich hoffe doch sie sind nützlicher, wenn Sakura erst einmal auf sie reagiert hat“

„Heißt das du hilfst mir?“

„Nicht ihnen“, brummte ich „Ich will Sakura mehr als jeder andere helfen“, bevor ich mich wieder umdrehte und verschwand. Nun kam ich um meinen nachmittäglichen Krankenbesuch definitiv nicht herum.

 

„Ino! Ino, hallo!“, wurde ich ziemlich laut quer über den Schulhof begrüßt. Verwundert runzelte ich die Stirn: Welcher normale Mensch war schon eine halbe Stunde vor Schulbeginn anwesend?

Als ein blondes Energiebündel auf mich zugeschossen kam erklärte sich diese Frage von selbst: „Ino, warum bist du so früh?“

„Das könnte ich dich auch fragen, Naruto.“

„Ach, das ist ’ne ziemlich lustige Geschichte…“, fing er an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, bevor er mir erzählte, dass seine Mutter ihren Wecker falsch gestellt hatte und der Meinung gewesen wäre, er habe verschlafen. Wie ich Kushina kannte hatte sie ihn ohne wenn und aber aus dem Haus gescheucht.

„Aber wenigstens muss ich jetzt nicht alleine hier rumsitzen“, grinste er.

„Ja“, lächelte ich, schnappte mir eine der Bänke, welche auf dem Hof verstreut standen, und zog sie in meine gewohnte Ecke, bevor ich mich seufzend darauf niederließ und die Augen schloss.

„Bist du so müde?“, fragte Naruto erwundert, bevor auch er sich auf die Bank fallen ließ und begann, seine Hausaufgaben zu erledigen.

„Ha- hallo Na- Naruto-kun, Ino-san“, wurde ich knapp zwanzig Minuten später wieder aus meiner Trance geholt. „Guten morgen Hinata!“, grinste ich so fröhlich wie möglich, auch wenn sie es ohnehin nicht sah, denn kurz vor meiner Reaktion war Naruto schon aufgesprungen und hatte sie fröhlich umarmt, was dazu führte  dass Hinata kurz vor der Ohnmacht stand und erneut auf den hochinteressanten Unkrautbusch starrte.

„Geht’s dir nicht gut?“, Naruto wuselte hektisch um Hinata herum, was sie nur noch röter werden lies als ohnehin schon, bis ich ihn am Arm packte und wieder zu mir zog: „Lass sie doch, sie ist sicher nur müde, oder Hinata?“

Dankbar blickte sie mich an: „Ja… ja.“

 

Der Vormittag verging ohne dass ich es wirklich registrierte und glücklicherweise auch ohne Fragen zu Sakura. Natürlich, ihre Ausfälle waren immerhin inzwischen normaler geworden als die Tage, an denen sie in die Schule ging. Nach der sechsten Stunde beschloss ich spontan den Nachmittagsunterricht zu schwänzen und schnappte mir meine Tasche. Nun, da ich Sasukes Bruder schon versprochen hatte mit Sakura zu reden, konnte ich es auch jetzt machen – zumal ich später bloß Sensei Kakashi gehabt hätte und es fragwürdig war, ob er überhaupt erscheinen würde.

„Ich möchte Sakura Haruno besuchen“, meldete ich mich bei eben der Dame an, mit der ich am Morgen noch aneinandergeraten war.

„Zimmer 206“, sagte sich freundlich lächelnd.

Zimmer 206… Das bedeutet, sie wurde bereits in eine andere Station verlegt, dachte ich glücklich und lief dann so schnell wie möglich zu ihrem Zimmer. Die Station war sehr klein, nur sechs Zimmer – alles Einbettzimmer versteht sich, immerhin war es die kleine Psychiatriestation unseres Krankenhauses.

Sakura lag dementsprechend ganz hinten. Ich klopfte an die Tür, erhielt allerdings keine Reaktion. Was, wenn sie noch schlief? Wobei mir das recht unwahrscheinlich vorkam, daher öffnete ich vorsichtig die Tür und betrat das Zimmer.

Sie war wach und saß aufrecht in ihrem Bett, starrte wie hypnotisiert auf die Wand vor sich und wirkte, als hätte sie nicht bemerkt dass ich das Zimmer betreten hatte.

„Sakura-chan?“, fragte ich vorsichtig und setzte mich an ihre Bettkante. Und tatsächlich, sie reagierte auf mich. Sie legte ihre Hände auf meinen Rücken und versuchte, mich von ihrem Bett zu schieben. Zwar nicht besonders stark, immerhin hatte sie durch ihre Unterernährung kaum noch Kraft, aber dennoch bestimmt. Ihrer Bitte Folgend setzte ich mich auf einen Stuhl, welcher nahe ihrem Bett stand.

„Hey…“, sie sah mich an. Die Leere in ihren Augen erschreckte mich, doch ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen. Vielleicht war sie ja gerade jetzt soweit, um sich mit mir zu unterhalten.

„Wie geht es dir, Sakura-chan?“, fragte ich. Natürlich, ich konnte die Antwort schon erahnen, aber ich hoffte so sehr, dass sie mich anlügen würde und behaupte es ginge ihr gut.

„Ich weiß nicht“, kam es leise von ihr. Sie klang, als hätte sie Wochenlang kein Wort geredet, was ja auch gewissermaßen so stimmte. Dennoch lächelte ich. Sie hatte geredet. Mit mir. Sie hatte mit mir geredet!

„Ziemlich langweilig hier, oder?“

„Ja. Ich kann nichts machen. Will ich auch nicht“, antwortete sie trocken. Dennoch packte ich unsere Schullektüre aus und hielt sie ihr hin: „Mathe kann ich dir nicht erklären, aber vielleicht willst du das ja lesen? Es ist unsere momentane Deutschlektüre“, sie nahm das Buch. Es war ziemlich dick für ein Schulbuch, doch äußerst interessant. Sakura legte es auf ihren Nachttisch: „Danke.“

„Kein Problem.“

Und sie schwieg wieder. Nach zehn Minuten eisiger Stille sagte ich ein Wort, welches mir schon seit etwa einer Woche auf der Zunge brannte: „Warum?“

Sakura sah mich an, mit ihrem stumpfen Blick. Ich erwartete keine Antwort, hatte ehrlich gesagt nicht einmal eine Reaktion erhofft, doch wie sie reagierte schockierte mich mehr als alles was ich mir vorstellen konnte. Sie begann zu weinen. Nicht einfach zu weinen, wie es Erwachsene manchmal tun, sondern zu schluchzen und das Gesicht zu verziehen, wie ein Kind.

Ich war völlig perplex, wusste nicht was ich tun oder wie ich überhaupt reagieren sollte und starrte meine beste Freundin bloß völlig entgeistert an.

„Ino, du dumme, dumme Kuh!“, begann sie plötzlich zu jammern. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, geschweige denn was ich getan hatte, daher wartete ich nur bis sie weiter sprach. Doch sie wiederholte immer wieder wie dumm ich doch sei. Schließlich sagte ich schärfer als gewollt: „Was genau hab ich denn jetzt falsch gemacht?!“

Schlagartig verstummte sie und sah mich mit verzerrtem Gesicht an, bevor sie wieder begann zu weinen und zu jammern.

Plötzlich schien sie sich wieder gefasst zu haben. Sie stand auf, packte mich an den Schultern und sah mich mit festem Blick an: „Warum? Ich sollte fragen warum!“

Verwirrt sah ich sie an. Mir fiel keine Antwort ein, zumal ich nicht einmal erfassen konnte was genau sie mir damit sagen wollte. Ich musste mir allerdings auch keine neue Antwort einfallen lassen, denn sie schrie mich schon fast an: „Warum? Warum? Warum musstest du zu meiner Mutter gehen? Warum hast du ihr alles erzählt, hm?“, dann begann sie erneut zu weinen, „Nur wegen dir! Nur wegen deiner beschissenen Schnapsidee!“

„Was? Was ist passiert?“, fragte ich verwundert. Ich dachte, ich hätte in Sakuras Mutter jemanden gefunden, der verstand wie es mir ging und Sakura unterstützen würde, aus ihrem Loch wieder herauszukommen.

„Nur wegen dir!“, kreischte sie nun hysterisch, ließ von mir ab und sank auf die Knie. Ich setzte mich neben sie und legte meine Hand auf ihren Rücken, versuchte sie zu beruhigen doch es klappte nicht einmal Ansatzweise.

„Wegen dir ist meine Mutter so ausgeflippt! Weißt du, was ich mir jeden verschissenen Tag anhören durfte? Du bist doch gar nicht krank! Red dir nicht solchen Blödsinn ein! Du musst nicht mit den Trends gehen! Trend? Wo ist es denn bitte ein Trend, krank zu sein, hm? Kann mir das mal bitte jemand erklären?! Meine Haare werden total dünn und fallen aus! In meinem Kopf sitzt eine Stimme die mir jedes Mal wenn ich Hunger habe sagt dass es mich fett macht! Die mir jedes Mal wenn ich etwas tue sagt dass es nicht gut genug war! Sag mir, wie soll ich das denn bitte von jetzt auf gleich abschalten? Sag es mir!“, ich war geschockt. Sakura kniete vor mir, hatte sich nun die Hände vor ihr Gesicht gelegt und weinte. Ohne dass ich es bemerkte, weinte ich ebenfalls. Ich umarmte Sakura so vorsichtig es ging, hatte Angst ihren knochigen Körper zu zerbrechen, und wir weinten gemeinsam. Sie aus Wut, ich aus Fassungslosigkeit.

„Ich bin für dich da. Versprochen“, flüsterte ich.

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst“, flüsterte sie bitter zurück und lachte dann leise: „Wer weiß, ob du nicht auch bald so wirst wie meine Mutter.“

„Ich geb’ mein Bestes es nicht zu werden“, und dann bekam ich die überraschendste Antwort, die ich jemals von ihr hätte bekommen können: „Danke“

 

Die nächsten zwei Wochen besuchte ich Sakura regelmäßig im Krankenhaus, brachte ihr wieder meine Unterrichtsmitschriften, versuchte ihr so gut wie möglich zu erklären, was wir gelernt hatten und unterhielt mich mit ihr über völlig belanglose Themen.

Alles schien wieder normal, doch ich konnte es nicht genießen. Es war schon einige Male so gewesen, seit Sakura abgestürzt war, und es hatte nie lange gehalten. Ich war vorsichtig geworden in ihrer Nähe. Hatte mir eine gedankliche no-go-Liste angefertigt, welche ich vor jedem neuen Satz einmal durchging. Sasuke, Karin, Essen, ihre Mutter, ihre Krankheit, die Stimme, ihr Äußeres, die Schultoilette, Dinge die länger als zwei Wochen zurückliegen…, ich ratterte sie jedes Mal herunter, bevor ich mit ihr sprach.

 

Ich wollte so lange wie möglich meine beste Freundin wieder bei mir behalten.

So lange wie möglich ein normales Leben mit ihr führen.

So lange wie möglich mit ihr zusammen in die Schule gehen.

Sie so lange wie möglich vor einem Sturz bewahren.

Kapitel 16 - Rückschlag.

Kapitel 16 - Rückschlag
 

Sakura lag noch immer in der Klinik, sowohl Itachi als auch ich besuchten sie annähernd täglich. Das ging nun schon fast einen Monat so und Sakura verhielt sich, wie eine komplett normale siebzehnjährige sich verhalten würde.
 

Als ich nach einem meiner vielen Besuche in dieser Zeit aus Sakuras Zimmer trat, wurde ich beinahe sofort von ihrem Psychiater abgefangen, welcher mir, ohne viel um den heißen Brei herum zu reden, seine neueste Idee unterbreitete: „Ich will Sakura wieder in die Schule gehen lassen. In nicht allzu ferner Zukunft habt ihr schließlich Abschlussprüfungen, da sollte Sakura vorher doch noch in die Schule gehen.“

„Aber…“, begann ich, doch Itachi schien mich zu verstehen: „Ihre Mutter?“, ich nickte.

„Nun, ich habe sie schon gefragt. Sie hat keinerlei Problem damit, dass Sakura die Schule wieder besucht. Allerdings gehe ich davon aus – und du wirst mir sicherlich zustimmen – das sie ihrer Tochter schnell wieder zu viel Druck machen wird. Und hier kommst du ins Spiel“, er erklärte mir, dass er der Meinung sei, es wäre besser Sakura bei mir daheim wohnen zu lassen, um dem Risiko, welches durch ihre Mutter ausging, zu entgehen. Ohne groß zu zögern stimmte ich ihm zu und so kam es, dass Sakura bei mir daheim einzog.

Sie musste alle zwei bis drei Tage zu einer Therapiesitzung bei Itachi gehen, doch das störte sie nicht weiter. Sakura blühte regelrecht auf, seit sie wieder in der Schule war. Ihre Noten waren blendend und ich war mir sicher, dass sie ihren Abschluss ohne Probleme schaffen würde. Wenn wir nicht in der Schule waren und Sakura keine Sitzung hatte gingen wir aus – oftmals mit Suigetsu. Und genau mit dem haben wir uns an diesem Tag auch getroffen.

Wir saßen gemeinsam mit Suigetsu, Juugo und einigen anderen seiner Bekannten im Park der Stadt, wir unterhielten uns, lachten, einige aßen etwas und Suigetsu plante schon wieder die nächste Party.

„Dieses Wochenende können wir bei mir feiern, ich hab Sturmfrei!“, grinste er und begann, den verschiedensten Leuten Kaufaufträge zu geben – Sakura und mich ausgeschlossen, unsere Anwesenheit allein reichte ihm offenbar aus. Auch Sakura hatte viel Spaß, lachte und redete mit den anderen während sie ein Stück Wassermelone aß. Offensichtlich hatten Wassermelonen recht wenige Kalorien, sonst würde sie nicht einmal daran denken die Frucht zu essen – abgesehen von der Tatsache, dass sie nun schon seit fast einer Stunde an ihrem Stück herumkaute.

Geistesabwesend lies ich meinen Blick durch die Gegend schweifen, bis er an einer mir nur allzu bekannten Frisur hängen blieb. Rasch konzentrierte ich mich wieder auf Suigetsus Planungen, in der Hoffnung er hätte uns nicht bemerkt, doch kurz darauf brummte mein Handy schon, denn ich hatte eine Nachricht bekommen.
 

Sie haben 1 neue SMS von Entenarsch erhalten
 

Ich wollte sie nicht öffnen, denn ich konnte mir schon fast denken, was ungefähr darin stehen würde. Doch früher oder später hätte ich sie ohnehin öffnen müssen, weshalb ich auf meinen Bildschirm tippte.
 

Komm sofort zu der Bank am Osteingang!
 

„Höflich wie immer“, brummte ich missmutig vor mich hin, dann erhob ich mich und verließ mit der Entschuldigung, ich müsse mal für kleine Mädchen, die Gruppe. Der Osteingang war recht weit entfernt und ich wusste jetzt schon, welche Art von Sprüchen mich später erwarten würde – das Gute daran war, dass eine der öffentlichen Toiletten dieses Parks wirklich dort war.

Als ich an Besagter Stelle ankam, erwartete er mich bereits. Und sonderlich fröhlich schien er auch nicht. Um genau zu sein wurde ich sobald er mich erblickt hatte angefaucht: „Was denkst du dir eigentlich dabei?!“

Mein scheinheiliges „Wobei?“, trug nicht gerade zur Stimmung bei, sein wütendes: „Du weißt es doch!“, bestätigte mich nur in meiner Annahme.

„Ich kenn den Kerl zu gut! Und weißt du warum? Weil er früher sehr gut mit mir befreundet war! Über ihn habe ich Karin kennengelernt!“, er wurde immer lauter und als Karins Name fiel hatte ich ihm schon eine Ohrfeige verpasst. Nicht wegen ihr, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich es für unglaublich feige hielt, Suigetsu dafür verantwortlich zu machen, was er getan hatte. Nach einem kurzen Schockmoment hatte sich Sasuke wieder gefasst, starrte mich nun ebenso wütend an wie ich ihn.

„Glaub mir, ich kenn ihn. Lass das. Bitte“, zischte er schon fast, da er sich offenbar zusammenreißen musste, mich nicht anzuschreien. Ich konnte sehen wie seine Wange leicht anschwoll, offensichtlich hatte ich härter zugeschlagen als gedacht.

Nachdem er noch mehrere Male mit einem fürchterlich aggressiven Unterton wiederholt hatte, dass Suigetsu weder für mich noch für Sakura der richtige Umgang sei, riss auch mir der Geduldsfaden und ich schrie ihn an: „Das ist unsere Sache! Suigetsu lenkt uns ab! Er lenkt Sakura von ihren Problemen ab! Er verschafft mir Atempausen! Ich brauche ihn! Sakura braucht ihn! Er ist eine viel bessere Hilfe als du es je sein könntest und er merkt es nicht einmal! Nimm mir das nicht weg!“, während ich geschrien hatte war ich in Tränen ausgebrochen und ein älteres Ehepaar begann zu tuscheln, bevor sie ihren Platz  in unserer Nähe verließen. Offensichtlich belästigte Sasuke momentan nicht nur mich.

Dieser sah mich hochnäsig, wie ich ihn damals kennengelernt hatte, an: „Mach doch was du willst, Prinzesschen!“, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und verschwand.

„Ich geb’ dir gleich Prinzesschen!“, brüllte ich ihm noch hinterher, bevor ich auf die Toilette verschwand um die Spuren meines kurzen Tränenausbruches zu beseitigen. Als dies erledigt war ging ich, lächelnd als ob nichts passiert wäre, zu den Anderen zurück, ließ mich neben Sakura fallen und gab einige Musikwünsche bei Suigetsu ab, während ich gekonnt die Witze bezüglich meiner längeren Abwesenheit überhörte.
 

Auch die nächste Woche in der Schule verlief weitestgehend normal. Sakura stritt sich wieder mit Naruto, was sie seit gut einem Jahr nicht mehr getan hatte, wir blieben gemeinsam in der Schulbücherei um für unsere Abschlussprüfungen zu lernen und uns das, was wir nicht verstanden, von Hinata erklären zu lassen, welche nur mit kam, da Naruto dort war – immerhin war sie eine der wenigen, die schon früh genug mit Lernen begonnen hatten.

Sasuke sahen wir immer seltener, denn unser Schülersprecher schien sich plötzlich der Wichtigkeit seines Amtes bewusst geworden zu sein und holte nun sämtliche Aufgaben, die im Laufe des letzten Schuljahres angefallen waren, in aller Ordentlichkeit nach. Ich hatte von Sensei Iruka, dem Betreuer des Schülerrates, gehört das Sasuke oftmals der Erste war, der in die Schule kam und der Letzte der wieder ging – der Hausmeister hatte ihm offenbar einen Schlüssel für die Schule anvertraut, da er erst so spät nach Hause ging. Ich fand dies nicht weiter verwunderlich, immerhin hatte er auch einen Ruf zu verlieren, wenn er seine Aufgaben weiterhin so vernachlässigte. Ich hingegen bemühte mich, meine Zeit mit Sakura so angenehm wie möglich zu gestalten, was im Klartext hieß, dass wir so oft wie möglich feiern gingen und nicht mehr Zeit bei mir zu Hause verbrachten, als zwingend notwendig war. Somit hatten sowohl Sasuke als auch ich alle Hände voll zu tun und wir sahen uns nur noch während der Unterrichtsstunden. Er war blass geworden und hatte Augenringe bekommen, doch auch das war mir herzlich egal. Sollte er doch krank werden, mich würde es nicht stören.

Ich verfiel wieder in mein altes Verhaltensmuster ihm gegenüber, entweder ignorierte ich ihn geflissentlich oder ich musterte ihn abwertend, wenn ich über in reden musste, dann tat ich dies nur mit einem abschätzigen Unterton. Sakura schien dies mit der Zeit auch aufzufallen, denn auf dem Heimweg sprach sie mich aus heiterem Himmel darauf an: „Ist zwischen euch was vorgefallen?“

Leicht verwirrt fragte ich sie, was sie meinte, und sie begann mir zu erklären, dass Sasuke und ich uns schon seit beinahe einem halben Jahr nicht mehr so feindlich gesinnt gewesen waren.

„Wir haben nur beschlossen, uns nicht mehr in die Angelegenheiten des anderen einzumischen“, mit einem Schulterzucken und dieser Aussage war das Thema sowohl für mich als auch für Sakura abgeschlossen und wir begannen, uns über die Party, welche heute Abend stattfinden sollte, zu unterhalten.

„Weißt du, Ino, ich bin schon die ganze Zeit am überlegen was da eigentlich zwischen mir und Sai läuft“, erklärte Sakura mir, als ich ihr gerade die Haare locker nach oben steckte.

„Nun, ihr macht auf so ziemlich jeder Party miteinander rum…“, murmelte ich gedankenverloren, bevor ich Sakura eröffnete, dass ich der festen Überzeugung war Sai wäre ihr verfallen. Ich mochte Sai zwar nicht, aber wenn er Sakura glücklich machen konnte, dann würde ich ihn wohl ertragen müssen. Dennoch war mir der Kerl nicht geheuer und die Tatsache, dass er sein Abitur mit 1,0 gemacht hatte und nun Kunst studierte machte das ganze nicht viel besser.

Auch diese Party verlief wie die vielen anderen davor, Sakura trank ihr Willkommensbier aus und verschwand mit Sai in irgendeiner Ecke, ich flirtete heftig mit Suigetsu, um mich selbst davon abzuhalten, Sakuras Wachhund zu spielen und am Ende landeten auch er und ich meist wild knutschend auf einer Couch – das gute daran war, dass Suigetsu oftmals betrunken genug war um am nächsten Morgen der Meinung zu sein, er habe nur geträumt, allerdings erinnerte er sich beinahe schon unheimlich klar an die letzten Wochen und war somit der festen Überzeugung er und ich würden ein Traumpaar abgeben – welches Sakura in Sai nun schon seit etwa einem Monat waren.

Inzwischen hatte ich mich recht gut mit ihm abgefunden, auch wenn er noch immer zu perfekt auf mich wirkte, wodurch ich dazu tendierte, ihn eindringlich zu beobachten, wenn er in meine Nähe kam, was ihn allerdings nicht weiter zu stören schien.

Die Realschulabschlussprüfungen hatten sowohl Sakura, als auch ich bestanden, womit wir uns für die örtliche Oberschule qualifiziert hatten, an welche wir auch nach den Sommerferien gehen würden – Hinata, Shikamaru, Choji und Sasuke ebenfalls, Naruto hingegen begann seine Ausbildung bei Ichirakus Nudelgeschäft, welche er schon vor seinem offiziellen Schulabschluss beginnen durfte, dort gingen Sakura, Hinata und ich inzwischen regelmäßig Essen, um ihn zu besuchen.

Auch an diesem Tag kamen Sakura und ich gerade aus dem Laden, wo wir die arme Hinata in der Hoffnung, sie würde eine normale Konversation mit Naruto führen, allein gelassen hatten. Ich brachte Sakura zu Itachis Praxis, wo sie nun ihre anderthalbstündige Sitzung hatte – in der Zwischenzeit ging ich etwas einkaufen, da mein Vater noch immer im Laden war und heute nicht mehr dazu kommen würde.

Gerade als ich aus dem Supermarkt kam – ich wollte nun wieder zu Itachis Praxis, um Sakura abzuholen – traf ich ihn. Ich hätte ihn beinahe nicht erkannt, so schlecht sah er aus. Er war kreidebleich, seine schwarzen Haare wirkten glanzlos, sein Gesicht sah ausgezehrt aus und ich war mir sicher das seine Augenringe so leicht nicht mehr verschwinden würden.

„Hallo, Prinzesschen“, nuschelte er mir im Vorbeigehen zu und auch von mir kam ein kühles: „Hallo, Herr Schülersprecher“, bevor er und ich weiter unseres Weges gingen. Nun, genauer gesagt bevor er und ich vorhatten, weiter unseres Weges zu gehen, denn ein dumpfes Geräusch ließ mich heftig herumfahren.

„Sasuke!“, kam es erschrocken von mir, denn der Junge lag auf dem Boden, offenbar ohnmächtig. Ich stürzte zu ihm und gab ihm eine Ohrfeige, von der er auch nicht wach wurde, weshalb ich leicht panisch kontrollierte, ob er noch atmete und Puls hatte – glücklicherweise war beides vorhanden, weshalb ich erleichtert aufatmete. Ich öffnete den Kragen seines Hemdes ein wenig und legte seine Füße auf meine Schultern, bevor ich den Krankenwagen rief. Dass mir die Ausbildung als Schulsanitäter in diesem Jahr so hilfreich sein würde hätte ich nie erwartet.

Während ich auf den Krankenwagen wartete, überprüfte ich, ob er Wunden hatte, doch außer einer ziemlichen Beule schien er unverletzt zu sein. Beim Eintreffen der Sanitäter wirkte Sasuke schon, als würde er jeden Moment wieder aufwachen, weshalb ich den Ärzten nur schnell die Situation erklärte und mit den Worten: „Entschuldigen sie, ich habe noch einen wichtigen Termin!“, das Weite suchte.
 

Ich war tatsächlich noch angekommen, bevor Sakuras Sitzung beendet war, womit mir noch etwas Zeit blieb mein weiteres Vorgehen zu planen. Sollte ich Sakura von diesem Zwischenfall erzählen? Früher oder später würde sie es ohnehin erfahren, denn Tratsch – besonders wenn er Sasuke betraf – verbreitete sich selbst in den letzten beiden Schulwochen, in welchen die Schulabgänger bloß noch Anwesenheitspflicht hatten, wie ein Lauffeuer.

Wahrscheinlich war es besser, wenn sie es durch mich erfahren würde, doch ich hatte Angst, dass sie sich wieder die Schuld dafür geben würde, daher war es wohl besser, auf den richtigen Moment zu warten. Des Weiteren war ich der festen Überzeugung, dass er sich nur so verausgabt hatte, um immer eine Möglichkeit zu haben mir nach unserem Streit aus dem Weg zu gehen. Oder er hatte diese Auseinandersetzung als Kriegserklärung gesehen und wollte beweisen, dass er besser war als ich. Ich weiß es heute noch nicht, denn er hat nie wieder darüber geredet.

Als Sakura fröhlich lächelnd aus dem Gebäude trat war meine Entscheidung gefallen: Ich würde es ihr erst sagen, wenn sie danach fragte. Den gesamten Rückweg unterhielten wir uns ausgelassen über Suigetsus nächste Party, ich plante mit Sakura ihr nächstes Date mit Sai – ein Kinobesuch sollte es werden – und vergaß darüber hinweg fast schon, was vor kaum einer Stunde vorgefallen war.
 

Am nächsten Tag in der Schule konnte man die News schon förmlich riechen. An jeder Ecke unterhielten sich die Leute angeregt, als wir bei Hinata, Naruto, Choji und Shikamaru ankamen, brüllte Naruto schon aufgeregt zu uns herüber: „Sakura! Ino! Ihr glaubt gar nicht was ich gerade mitbekommen habe!“, bevor er auf uns einredete: „Wisst ihr, Kiba hat mir erzählt, dass Konohamaru ihm erzählt hat das der Mann im Maskenladen ihm erzählt hat das eine Kundin von ihm gesehen hat, wie Sasuke vom Krankenwagen abgeholt wurde! Er soll einfach umgefallen sein, mitten auf der Straße! Könnt ihr euch das vorstellen?“, er schien wirklich entsetzt über diese Neuigkeit zu sein.

„Komm runter Naruto, es ist bestimmt nur halb so wild“, versuchte ich ihn zu beruhigen, doch hibbelig wie er war begann er nun die wildesten Theorien aufzustellen, was mit Sasuke passiert sein konnte, bis mir den Geduldsfaden riss und ich lauter und durchaus aggressiver als ich müsste fauchte: „Er ist einfach wegen Überarbeitung umgefallen, die Sanitäter sagen er kann morgen oder übermorgen schon wieder in die Schule gehen!“, und still war Naruto.

Ebenso wie Sakura, welche dazu noch blasser als ohnehin schon geworden war, weshalb Choji ihr besorgt seine Chips unter die Nase hielt: „Willst du welche?“, doch Sakura schob seine Hand zur Seite.

Ihr Blick war ausdruckslos und ich war mich ziemlich sicher, dass ich nun aufpassen musste. „Hey, Sakura-chan, das passiert nun mal wenn man sich so einen anstrengenden Posten im Schülerrat aussucht“, grinste ich und stupste sie an, doch von ihr kam nur ein Kaltes: „Ach, ist das so. Gut zu wissen, das du darüber so gut Bescheid weißt.“

„Naja… ich war zufällig da, er ist quasi neben mir umgefallen. Ich hätte mich strafbar gemacht wenn ich ihm nicht geholfen hätte“, rechtfertigte ich mich – für das völlig Falsche, was mir auch äußerst bewusst war, doch ich hoffte, dass Sakura mit einer solchen Antwort gelassener umging. Tat sie nicht.

„Das ist mir durchaus bewusst“, antwortete sie mit einem bitteren Unterton, der mir verdeutlichte, dass ich jetzt besser schweigen sollte, was ich auch tat. Mir wurde bewusst, dass ich nichts mehr machen konnte, außer zu hoffen das sie sich wieder einkriegte, bevor sie sich etwas antat, denn es war Teil der Abmachung mit Itachi, das Sakura, sobald sie neue Schnitte aufweisen sollte, mit strikteren Therapiemaßnahmen oder im schlimmsten Fall einem Therapieabbruch rechnen musste.

Nervös blickte ich auf die noch immer rosige Narbe an ihrer Wange. Wie ein Herz sah sie aus, irgendwie ironisch wenn man bedachte, dass sie aus Selbsthass entstanden war. Doch ich war mir sicher, dass Sakura solch eine für jeden sichtbare Verletzung vermeiden wollte, die Verbände um ihre Handgelenke waren schon auffällig genug und die Gerüchte darüber schwelten noch immer unter der Schülerschaft. Viele lagen richtig.

Den restlichen Tag ignorierte sie mich gekonnt, unterhielt sich jedoch prächtig mit den Anderen, als wäre ich nicht anwesend. Auch auf dem Rückweg ignorierte sie mich, ebenso bei mir daheim. Sie legte sich auf ihre Matratze und las ein Buch, bevor sie einschlief, was mich beruhigte. Vielleicht war sie wirklich nur sauer auf mich, so wie früher. Wir ignorierten uns ein paar Tage und dann war von Schlag auf Schlag alles wieder gut und wir waren wieder die besten Freundinnen. In dieser Form waren unsere Konflikte in den letzten zehn Jahren oft abgelaufen, weshalb ich mich mit recht ruhigen Gedanken schlafen legen konnte.
 

Auch der nächste Tag lief mit ziemlich kühlen Interaktionen ab, so kühl das selbst Naruto auf die Idee kam, Sakura und ich könnten uns gestritten haben, wofür er sich nur von Shikamaru anhören durfte was für ein Idiot er doch war, es erst jetzt bemerkt zu haben.

„Hey, ich bin kein Idiot! Ich werde der Nudelsuppenmeister dieser Stadt, wart’ nur ab!“

„Natürlich, wir kommen dich heute wieder besuchen“, meinte Choji, welcher schon vorfreudig begann aufzuzählen, was Naruto ihm denn alles kochen könne.

„Ihr bekommt heute die beste Nudelsuppe eures Lebens!“, grinste er, bevor er vorfreudig erzählte, wie gut ihm seine Ausbildung gefiel: „Und das Ichiraku mir erlaubt schon jetzt anzufangen find’ ich super! Außerdem kann ich immer Nudelsuppe essen und muss sie nicht bezahlen!“, grinste er in Chojis Richtung, von welchem er – wie zu erwarten – einen neidischen Blick zugeworfen bekam.

„A-also ich finde die Idee g-gut, lasst uns doch alle zusammen N-Naruto-kun besuchen gehen“, nuschelte Hinata leise und sah Sakura und mich erwartungsvoll an. Offensichtlich dachte sie, unser Streit würde sich bei einer Nudelsuppe in einem fröhlichen Grüppchen wie von selbst auflösen, was ebenfalls schon oft der Fall gewesen war. Zwar bezweifelte ich dies, doch da Sakura fröhlich zusagte tat ich es ihr gleich, was schon zehn Male geklappt hatte würde auch noch ein elftes Mal funktionieren.

Dennoch liefen wir schweigend zu dem Nudelsuppenrestaurant, auch während dem Essen – unnötig zu erwähnen, das Sakura sich mit einem Glas Wasser und einem Gemischten Salat ohne Dressing zufrieden gab – unterhielten wir uns kein einziges Mal. Hinata versuchte immer wieder vergeblich uns dazu zu bringen miteinander zu reden, doch sie konnte keine Erfolge verzeichnen. Zwar tat sie mir leid, doch ich wusste selbst nicht wie und wann Sakura und ich uns wieder vertragen würden, jedenfalls war meine Hoffnung, dieses Treffen würde alles wieder gut machen, bereits bei unserer Ankunft am Boden zerschellt.

Somit verabschiedeten wir uns am Abend von allen, ohne das Hinata oder ich Erfolge erzielt hatten. Doch auch an diesem Abend schlief Sakura sofort ein – jedenfalls dachte ich dass es so war.

Als ich mitten in der Nacht aufwachte, hörte ich etwas von ihrer Matratze her rascheln, doch ich dachte mir nichts weiter dabei und ging auf die Toilette, da ich der Meinung war, dieses Bedürfnis hätte mich aufgeweckt. Hatte es auch, doch von meinem Badezimmerbesuch nahm ich mehr wieder zurück als ich wollte, denn direkt neben dem Waschbecken sah ich sie liegen. Sie blitzten noch und sahen ganz neu aus, doch an ihnen klebte noch sehr frisches Blut. Ich dachte nicht lange nach, schmiss die Klingen in den Müll und stürmte in mein Zimmer, machte das Licht an und blickte direkt zu Sakura, welche gerade unruhig versuchte, ihren Arm zu verbinden.

„Sakura!“, schrie ich sie an und weckte damit wahrscheinlich meinen Vater, was mir allerdings egal war, denn das Einzige was jetzt für mich zählte war meine beste Freundin. Ich gab ihr mehrere Ohrfeigen, während ich immer wieder ihren Namen schrie, bevor ich ihr die Binde aus der Hand riss und aus der Schublade meines Nachtschrankes mein Erste-Hilfe-Kit nahm. Immer wieder sagte ich ihren Namen, bis ich ihn nur noch schluchzte während ich ihre Wunden desinfizierte. Mir fiel auf, dass die vier neuen Schnitte unsauber waren, jede Wunde für sich schwankte  stark an der Tiefe, teils waren sie fast nur oberflächlich, teils tief genug das ich der Meinung war, die Blutung würde erst in einigen Stunden stoppen, und sie verliefen in Wellenlinien, als habe Sakura sich nicht entscheiden können in welche Richtung sie schneiden wollte. Als ich fertig war nahm ich Sakura in den Arm. Sie ließ sich schlaff hängen, als wäre sie nur eine Puppe und ich begann noch mehr zu schluchzen, während ich ihn ihr Ohr jammerte: „Spinnst du?! Du hast es doch so lange geschafft! Vielleicht… vielleicht verbietet Itachi dir jetzt in die Schule zu gehen! Was soll ich denn machen, so ganz ohne dich?“, als sie sich wieder bewegte, bemerkte ich das sie vier weitere der zittrigen Schnitte an ihrem Oberschenkel hatte. Sie hatte versucht diese zu verbinden, während ich mit ihr sprach und ich riss ihr den Verband geradezu aus der Hand: „Komm, gib mir das, ich mach das“, bevor ich ihr Bein sauber verband, sie wieder in ihr Kissen drückte und zudeckte. Während ich noch immer weinend neben ihr saß hatte sie keine Gesichtsregung gezeigt, doch nun flüsterte sie leise: „Leg dich hin, wir müssen morgen in die Schule.“

„Ja“, flüsterte ich zurück und legte mich erneut schlafen. Jedenfalls versuchte ich es, doch vor lauter Schuldgefühlen konnte ich kein Auge zutun. Was wäre gewesen, wenn ich es Sakura einfach gesagt hätte? Dann wäre sie nicht sauer auf mich gewesen. Ich hätte die Geschichte umerzählen können, dass er ungünstig gestolpert wäre oder so ähnlich, sodass Sakura nicht auf die Idee kommen könnte es sei ihre Schuld.

Ich hatte schon wieder die falsche Entscheidung getroffen. Das Einzige in dem ich wirklich gut war, war es offenbar die falschen Entscheidungen zu treffen! Ich konnte Sakura nicht helfen, das wurde mir jedes mal wieder schmerzlich bewusst.
 

Am nächsten Tag ging Sasuke bereits wieder in die Schule, er sah wieder ziemlich gesund aus und verhielt sich wie vorher, die Arbeit des Schülerrates blieb dementsprechend schnell außen vor, er erklärte jedem, dass er schlicht und ergreifend vom Lernen für den Abschluss übermüdet gewesen war und aufgrund dessen auf der Straße umgekippt war.  Sakura hatte eine weitere Sitzung bei Itachi gehabt und noch bevor die Sitzung beendet war, wusste ich was kommen würde, schließlich hatte er es oft genug sowohl vor mir, als auch vor Sakura wiederholt gehabt. Er rief mich kurz nach der Sitzung an und teilte mir mit, das Sakura nun für kurze Zeit eine stationäre Therapie verordnet bekommen habe, welche im Falle von nur geringer Situationsbesserung oder gar Situationsverschlechterung verlängert werden könne. Falls Sakuras Zustand sich verbessern würde, dann würde die Therapie voraussichtlich gegen Anfang der Sommerferien enden, doch ich solle vorerst niemanden davon erzählen, da weitere Gerüchte um Sakuras Zustand eher kontraproduktiv wirken könnten.
 

Und so kam es, dass ich das erste Mal seit langem allein da stand und der Mensch, um den sich mein ganzes Leben gedreht hatte, plötzlich aus diesem gerissen wurde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (38)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aiyumii
2014-06-26T11:11:17+00:00 26.06.2014 13:11
Ohje ohje
du machst das echt gut
bin total mitgerissen =/
mach schnell weiter ja?
Lg Aiyumii =^.^=
Von:  Montegirl
2014-04-14T18:41:05+00:00 14.04.2014 20:41
Oh man musste erstmal die letzten Kapitel überfliegen um wieder rein zu kommen :) Aber es hat sich gelohnt. Das Kapitel war echt heavy...bisher hat man ja von Sakura und Ihren Ängsten nicht nicht viel erfahren, aber jetzt hast du uns einen Einblick gegeben....ich weiß aber immer noch nicht warum Sasuke sie verlassen hat, und warum er jetzt einen auf Weichei macht wegen Ihr....aber ich werde es schon noch heraus finden :)
Mach weiter so :)

Von:  Kadan
2014-04-13T13:34:48+00:00 13.04.2014 15:34
So.
Hiermit habe ich die FF nun bis zum aktuellen Kapitel durchgelesen und mein Fazit lautet wie folgt:
Stil - 1
Aufbau - 1
Handlung - 1
Umgang mit der Thematik - 1

Ich bin absolut begeistert!
Dies ist die erste FF, bei der das Thema auf eine Art angefasst wird, die mir nicht die Nackenhaare aufstellt. Du gehst weder mit Samthandschuhen noch mit Rücksichtslosigkeit an alles heran, du hast genau die richtige Art. Es wird deutlich, wie sehr Sakura unter all dem leidet, dass es eine Krankheit ist, keine temporäre Verstimmung, und dass es bedrohlich ist, lebensgefährlich für einen Menschen, der daran leidet.
Doch auch die Folgen für die Umwelt sind berücksichtigt, der Schmerz, den Angehörige erleiden, den Stress, den die Kranken ihnen nuneinmal bereiten. Du gehst auf alle Folgen ein, die diese Krankheiten mit sich bringen und das ist etwas, was ich wirklich außerordentlich ehren muss. Auch die Sicht, die nicht aus der des Kranken ist, verdient einen ganz besonderen Blick und deine FF schafft es einfach alles richtig aufuzuzeigen - Gefühle, Spannung, Mitgefühl und den Drang, weiter zu lesen.
Dieses Mitfiebern hatte ich schon lange nicht mehr :)

Ich freue mich auf die nächsten Kapitel und kann dir wirklch nur sagen: Weiter so!
Ich bin vollends begeistert!

Liebe Grüße,
Kadan
Von:  Kadan
2014-04-13T13:19:45+00:00 13.04.2014 15:19
Wie ein Wort alles kaputt machen kann und einen sofort wieder in ein Loch ziehen kann...
Auch die Paranoia, die schlechten Gedanken, die dann sofort wieder aufkommen. Du hast alles wirklich wunderbar geschildert. Ich bin wirklich beeindruck, wie realistisch du das alles darstellst. Du scheinst dich mit dem Thema wirklich seht gut auseinander gesetzt zu haben - und dein Schreibstil fesselt ungemein, noch immer!
Wie vorher auch: Weiter so!

LG
Von:  Kadan
2014-04-13T12:56:11+00:00 13.04.2014 14:56
Du bringst die Hilflosigkeit von Ino richtig gut rüber. Man kann alles nachvollziehen, du machst keine Sprünge und man fiebert wirklich mit - und hofft, dass alles wieder gut wird.
Auch die Schwierigkeit, die Depressive nuneinmal für ihre Umwelt darstellen, zeigst du sehr gut auf und ich kann nur sagen: Weiter so!
Eine FF die wirklich eine 1 verdienen würde, wenn man es bewerten könnte x'D

LG
Von:  Kadan
2014-04-13T12:27:52+00:00 13.04.2014 14:27
Ich bin wirklich absolut begeistert von der FF. Die Art, wie du den Rückfall beschreibst, diesen einen Moment, der sie so sehr aus der Bahn wirft und alles wieder kaputt macht... unglaublich realistisch. Man kann sich richtig hineinversetzen und es ist interessant, es mal aus einer anderen Perspektive zu lesen.

Ich bin wirklich von der FF begeistert. Weiter so!

*geht weiter lesen*

LG
Von:  Kadan
2014-04-13T12:00:02+00:00 13.04.2014 14:00
Ich bin durch Neugierde auf deine FF gestoßen und muss bis hier hin sagen: Einwandfrei!
Dein Schreibstil ist wirklich klasse, die Atmosphäre ist fesselnd und du schaffst es bei einem so ernsten Thema alles so rüber zu bringen, dass ich nichts zu meckern habe!
Endlich mal jemand, der das Thema wirklich so anfässt, wie es sich gehört, und nicht für eine Mary-Sue verwurstet...

Dass das ganze in einem Naruto-AU spielt finde ich nichtmal schlimm, denn so hat man die Charaktere komplett vor Augen, ohne dass du sie beschreiben musst ^^
Es hat also etwas vorteilhaftes :)

Ja, ansonsten sei zu sagen, dass ich jetzt erstmal brav weiterlesen werde und dann, wenn mir ein Kapitel besonders auffällt, da wieder einen Zwischenkommentar abgeben werde.
Für diesen Moment bin ich erstmal gespannt, wie es weitergeht!

LG,
Kadan
Von:  Sakura-Chan94
2013-12-15T19:32:42+00:00 15.12.2013 20:32
super kappi
nur eine sache frag ich mich wenn sasuke sakura so wichtig ist wieso hat er dann mit ihr schluss gemacht?
naja mach weiter so
LG Sakura-Chan94
Von:  halo277
2013-09-24T10:02:40+00:00 24.09.2013 12:02
es wird immer schlimmer
niemand kommt mehr richtig an sie ran
hoffentlich eskaliert es nicht noch mehr als jetzt schon

lg
Von: abgemeldet
2013-09-09T05:41:37+00:00 09.09.2013 07:41
Oh man ist doch ein wenig hardcore.
Aber ansonsten gut geschrieben.


Zurück