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Schattierungen der Liebe

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Schattierungen der Liebe

Es war einmal ein Mädchen, das ihm etwas über Liebe erzählte: „Liebe verleiht dir Kraft! Wenn du verliebt bist, macht dich das unglaublich stark! Du denkst jeden Tag an die Person, die du liebst! Du schreibst Gedichte für sie, du wachst frühmorgens auf, du strickst einen Schal für sie, du bist sogar bereit, durch einen Wasserfall zu springen und dabei laut ihren Namen schreien!“
 

Sie beschrieb genau die Art von Liebe, die sie für ihn empfand, diese unschuldige, verträumte, bedingungslose Liebe einer jungen Frau. Und wenn er richtig zugehört hätte, hätte er verstanden. Doch er verstand es nicht, jedenfalls nicht in diesem Augenblick, weil er zu sehr damit beschäftigt war, über Kriege, Politik und Machtspiele nachzudenken.
 

Shirley war ... liebenswert. Eine gute Freundin. Hilfsbereit, offenherzig und freundlich zu jedem. Immer um ihn besorgt. Vielleicht ein wenig zu normal für ihn, jedenfalls befürchtete sie das. Denn er war nicht normal. Er war besonders.
 

Sie dachte an ihn, beobachtete ihn, bemerkte den Schmerz, der sich tief in seinem Blick eingenistet hatte, halb verborgen unter der Arroganz, die er tagtäglich wie eine Schutzhülle mit sich herumtrug. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als für ihn dazusein, seinen Schmerz zu lindern, ihm Hoffnung, Frieden und Glück zu schenken. Und wenn sie es gewagt hätte, den ersten Schritt zu tun und ihm ihre Gefühle zu gestehen, wäre ihr das vielleicht sogar gelungen. Doch sie wagte es nicht, weil die Furcht vor Zurückweisung zu groß war.
 

Was sie nicht wusste, war, dass er ebenfalls Angst hatte. Angst vor Nähe. Angst vor Verlust. Angst, sie ein weiteres Mal in Gefahr zu bringen.
 

Die Tage verstrichen unerbittlich. Sie dachte, sie hätte noch so viel Zeit, um ihm ihre Liebe zu gestehen. Er dachte, er hätte überhaupt keine Zeit, um sich mit solch trivialen Dingen wie Liebe auseinanderzusetzen. Und schließlich kam der Tag, der sie beide eines Besseren belehrte.
 

„Lulu, ich bin so froh, dass ich noch ein letztes Mal mit dir reden kann ...“

Nein ... nein, das kann nicht sein!

Sein Blick sprang von ihrem Gesicht zu der schrecklichen Wunde in ihrem Bauch, zu der Pistole in ihrer Hand, zu dem Blut – Oh mein Gott, Shirley, du blutest ja! So viel Blut, viel zu viel Blut ... – und ein harter, analytischer Teil von ihm begriff sofort, dass jede Hilfe für sie zu spät kommen würde, während der Rest von ihm sich schlichtweg weigerte, es zu akzeptieren ...

Und endlich, endlich konnte sie ihm ihre Liebe gestehen, und es war eine solche Erleichterung, diese Worte endlich loszuwerden, auch wenn es nicht so war, wie sie es sich erträumt hatte, in ihrer Vorstellung hatte er dabei nicht geweint, und sie lag nicht im Sterben, aber es war in Ordnung, es reichte aus, sein Gesicht noch ein letztes Mal zu sehen, dass er bei ihr war, wenn sie starb, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, wenn er gelächelt hätte, und sie wollte ihn umarmen und ihn trösten, aber sie konnte nicht, aber vielleicht hatte sie ja Glück, vielleicht hatte sie Glück und würde wiedergeboren werden, und natürlich würde sie ihn dann wieder lieben, und vielleicht könnten sie dann endlich zusammenkommen und sie könnte ihn glücklich machen und alles würde besser sein als in diesem Leben, ja das war ein schöner Gedanke ...

„Shirley, stirb nicht! Ich befehle dir nicht zu sterben!“ Der typische rote Ring des Geass legte sich um ihre Pupillen, und für einen kurzen Moment wagte er zu hoffen, doch ihr Blut strömte weiter aus der Wunde, und ihr Gesicht wurde immer bleicher, und die Hand, mit der sie sein Handgelenk umklammerte, zitterte ... „Shirley, stirb nicht! Stirb nicht!“ ... und sie sagte es endlich, all die Worte, vor denen er so viel Angst gehabt hatte, und er wünschte sich, sie hätte ihn nie geliebt, denn dann müsste sie jetzt vielleicht nicht sterben ...

„Ich würde mich immer wieder in dich verlieben ... ganz egal ... wie oft ...“

Und ihr Griff lockerte sich, und ihre Hand fiel mit einem unnatürlich lauten Klatschen zu Boden.

„Ah, Shirley ... Shirley!“

Und als er sein Entsetzen in die Welt hinausschrie, erinnerte er sich an einen schicksalhaften Tag und zwei Gestalten, die vor einem Denkmal standen:
 

„Hast du auch jemanden aus deiner Familie verloren?“

„Nein, kein Familienmitglied. Eine Freundin. Eine wirklich gute Freundin.“

„Ich verstehe.“

„Manchmal begreifst du erst, wie wichtig dir ein Mensch war, wenn du ihn verloren hast. Wie sehr du ihr Lächeln geliebt hast. Oder dass du nie wieder mit ihr streiten und lachen kannst.“

„Du hast sie geliebt, nicht wahr?“

„Ich weiß es nicht mehr.“
 

Er wusste es immer noch nicht.

     
 

*~°~*

     

Es war einmal eine Prinzessin, die er als seine erste Liebe betrachtete. Der Krieg hatte die beiden auseinander gerissen, doch als sie schließlich wieder aufeinander trafen, hallte das leise Echo von fröhlichem Kinderlachen in seinen Ohren wider. Sie erinnerte ihn an unbekümmerte Tage, an selbstgeflochtene Blumenkränze und schimmernde Seifenblasen, die in einen strahlend blauen Himmel aufstiegen, bis sie mit einem leisen ‚Plopp’ zerplatzten.
 

Er richtete seinen Revolver auf sie. Sie stand direkt vor ihm, vollkommen furchtlos, und ihre Miene offenbarte eine verstörende Mischung aus Melancholie und Freude. „Lelouch? Du bist doch Lelouch, nicht wahr? Wirst du mich jetzt töten?“

Und er senkte den Revolver und dachte Nein, natürlich nicht. Wie könnte ich?
 

Euphie war ... zu gut für diese Welt. Viel zu gut für diese Welt! Und ihm moralisch tausendfach überlegen. Er sträubte sich, schleuderte ihr hässliche Worte und kalte Argumente entgegen. Sie lächelte ihr gütiges Lächeln, das über all seinen Zorn erhaben war, und streckte unbeirrt die Hand nach ihm aus. Bis ihm schließlich nichts anderes übrig blieb, als seinen Widerstand aufzugeben und ihre Hand zu ergreifen.
 

Ein einzelner unbedacht ausgesprochener Satz genügte, um alles zu ruinieren. Er sah, wie sie vergeblich gegen seinen unwillentlich erteilten Befehl ankämpfte, beobachtete, wie sein Geass ihre Seele erstickte, alles auslöschte, das Euphie zu dem machte, was sie war, und eine mordlüsterne Marionette zurückließ.
 

Und dann die Schreie, das Blut und die Gewährschüsse. Eine neue Form des Horrors, den er in dieser Dimension noch nie zuvor empfunden hatte. Er musste sie töten. Es war besser so für sie, das Einzige, was er jetzt noch tun konnte, um sie von ihrem grauenvollen Schicksal zu erlösen. Richtig? Richtig?!
 

... Richtig.
 

Er drückte den Abzug, und alles, was er sah, waren diese verwunderten Augen in ihrem blassen, blutbesudeltem Gesicht. „Warum?“, schienen die Augen zu fragen, „Warum, warum, warum?“, und die Patrone seines Revolvers schickte nicht nur sie, sondern auch einen kleinen Teil von ihm in den Tod.
 

Lebwohl, Euphie. Du warst meine erste Liebe. Und die erste Liebe soll angeblich immer ganz besonders tragisch enden.

     
 

*~°~*

     

Es war einmal eine Heldin, die Lelouch Lamperouge verachtete und gleichzeitig Zero verehrte, ohne zu ahnen, dass beide Identitäten Masken von ein- und derselben Person waren. Als ihm beide Masken vor ihren Augen vom Gesicht gerissen wurden, rannte sie fort, überwältigt von den Gefühlen des Schocks und des Verrats.
 

Doch sie kam zurück. Sie gab ihm eine zweite Chance, und diesmal wollte sie die Wahrheit erfahren.
 

Kallen war ... eine Kämpfernatur. Entschlossen. Mutig. Temperamentvoll. Voller Wut. Sie lief mit erhobenem Kopf und herausforderndem Blick durch die Welt, als wollte sie sagen „Na los, kommt und versucht, mir wehzutun – ihr werdet es bis an euer Lebensende bereuen!“
 

Er begann, sich ihr zu öffnen, zumindest ein wenig. Und im Laufe der Zeit begann sie zu begreifen, dass Lelouch vorgab, viele Dinge zu sein, die er in Wahrheit gar nicht war. Er war kein arrogantes Arschloch. Er war kein strahlender Held. Er war kein hinterhältiger Manipulator. Er war einfach nur ein Mensch, der, gefangen in einer Spirale aus Hass und Liebe und Hoffnung und Verzweiflung, versuchte, etwas in dieser kaputten, grausamen Welt zum Besseren zu verändern. Genau wie sie selbst.
 

„Wer ist das?“

Sie zuckte zusammen und drückte das Foto an ihre Brust, als wollte sie es verstecken. Er trat einen Schritt zurück und hob die Hände, um sie zu beschwichtigen. „Tut mir leicht, ich war zu aufdringlich. Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst.“

Er hatte sich schon wieder zum Gehen gewandt, als sie sich einen Ruck gab und seine Frage beantwortete: „Es ist mein Bruder. Naoto.“

Er drehte sich wieder um und betrachtete das Foto, das sie ihm zögerlich hinhielt.

„Er war früher der Anführer unserer Widerstandsgruppe. Bevor du ...“ Sie brach ab, kämpfte mit den Tränen, die sie schon seit Jahren so vehement zurückhielt. „Er ist gestorben, weil er mich beschützt hat.“

Seine Miene nahm denselben weichen Ausdruck an, den sie schon so oft an ihm gesehen hatte, wenn er mit Nunnally sprach oder an sie dachte. „Natürlich hat er das“, sagte er leise. „Dafür sind ältere Brüder da.“

Sie nickte nur, unfähig, etwas zu sagen. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Wir werden es schaffen, Kallen.“ Und der weiche Ausdruck wich grimmiger Entschlossenheit. „Wir werden Japan befreien, damit dein Bruder und all die anderen nicht umsonst gestorben sind.“

Sie fuhr sich mit einem leisen Schniefen über die Augen und lächelte. „Ja, das werden wir.“
 

Sie schwor sich, ihn kein zweites Mal im Stich zu lassen. Auch wenn sie jetzt wusste, dass er nicht der strahlende Held war, für den sie ihn einmal gehalten hatte, war er immer noch in der Lage, ihr Hoffnung zu schenken. Und deshalb musste sie ihn beschützen, während er ihren Traum für sie beschützte.
 

„Wenn ihr ihn töten wollt, müsst ihr zuerst mich töten!“

Sie stand vor ihm, die Arme schützend ausgebreitet, bereit, für ihn zu sterben, und die Black Knights waren kurz davor, das Feuer zu eröffnen-

Nein, Kallen. Nicht du auch noch.

Er tat, was getan werden musste; er verspottete sie und zerstörte das zarte Vertrauen, das sie so mühsam zueinander aufgebaut hatten. Und sie trat zur Seite, verletzt und verraten, aber immerhin lebendig.

Warum, dachte er. Warum endet es immer so? Bin ich dazu verdammt, ausgerechnet den Menschen Leid zuzufügen, die ich am meisten vor Schmerz bewahren will?

„Kallen, du musst weiterleben.“ Ein leiser Funke Wahrheit unter tausenden von Lügen.
 

Kallen, du musst weiterleben. Aber weil ich selbst nicht weiterleben kann, musst du es leider ohne mich tun.

     
 

*~°~*

     

Es war einmal eine Hexe mit einem leeren Herzen, die ihn bat, ihren wahren Namen liebevoll auszusprechen. Er versuchte es und scheiterte, doch allein die Tatsache, dass er sich darum bemühte, genügte, um ihr ein wenig ihrer Schwermut zu nehmen.
 

C.C. war ... rätselhaft. Resigniert. Sardonisch. Traurig. Müde. Und so verdammt irritierend. Während seine Gefühle in manchen Situationen beinahe überschwappten, blieb sie selbst so kühl und gelassen, dass es schon an Gleichgültigkeit grenzte. Es verärgerte ihn, dass er sie nicht durchschauen konnte, und sie genoss es, ihn damit aufzuziehen. Und doch lag etwas seltsam Tröstliches in ihrer Anwesenheit.
 

Es dauerte eine Weile, bis er bereit war, es zu begreifen:

C.C. war schon gebrochen. Was er auch tat, er konnte sie nicht verletzen.

C.C. war unsterblich. Was er auch tat, er konnte sie nicht in Gefahr bringen.

Und das machte C.C. zu dem einzigen Menschen in seinem Umfeld, den er nicht beschützen brauchte, und gleichzeitig zu dem einzigen Menschen, vor dem er sich nicht verstellen musste. Nur in ihrer Nähe konnte er er selbst sein. C.C. sah all seine Fehler und Schwächen, all seine Stärken und Erfolge, all seine Ängste und Sehnsüchte. Sie scheute nicht davor zurück, ihn zu kritisieren, aber sie verurteilte ihn niemals. Sie akzeptierte ihn. Sie war einfach da, und mit der Zeit gewöhnte er sich so sehr daran, dass er drohte, ohne sie sein inneres Gleichgewicht zu verlieren.
 

Und während C.C. ihm Rückhalt gab, auf ihre eigene, sonderbare Art und Weise, gab Lelouch ihr etwas, das sie längst vergessen hatte: das Gefühl, zu leben.
 

Es waren ihre letzten gemeinsamen Minuten vor seinem Tod. Sie saßen Rücken an Rücken auf seinem Bett, ihre Herzen schlugen im selben Rhythmus, als wären sie eins.

„Du hast meinen Wunsch immer noch nicht erfüllt“, sagte sie. Sie spürte, wie sich die Muskeln seiner Schultern und seines Rückens bei diesem Vorwurf anspannten und lächelte vage. Sie sprach weiter, bevor er etwas erwidern konnte: „Und inzwischen ist es unmöglich für dich geworden, ihn zu erfüllen. Deshalb habe ich beschlossen, ihn zu ändern.“

„Du willst deinen Wunsch ändern?“ Sie hörte die Verwirrung und die Unsicherheit aus seiner Stimme heraus und ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Richtig. Damit du deinen Teil unseres Vertrags endlich erfüllen kannst.“

Ein paar Sekunden lang herrschte unbehagliches Schweigen. Was dachte er? Dass sie ihn zwingen würde, ein albernes Tänzchen für sie aufzuführen, damit sie ihn ein letztes Mal ärgern konnte? Eine verlockende Vorstellung-

„Was wünschst du dir?“, fragte er leise und so ernst, dass sie sich beinahe für diesen Gedanken schämte. Aber nur beinahe.

„Lächle.“

„Was?“ Er drehte den Kopf zur Seite, um sie über die Schulter hinweg ansehen zu können; sie kopierte die Bewegung und sah ihm in die Augen. „Ich möchte, dass du lächelst, wenn es soweit ist. Dass du dem Tod mit einem Lächeln entgegenblickst.“

Sein Herz schlug jetzt ein wenig schneller, außerhalb des Takts ihres eigenen Herzens. „C.C., das ist-“

„-Was ich mir wünsche.“

„-Worum ich dich gebeten habe, als du deinen Code an meinen Vater abgeben wolltest.“

„Richtig. Macht das irgendeinen Unterschied?“

Er studierte ihre Augen, als würde er etwas Bestimmtes darin suchen. „… Nein.“ Er atmete einmal tief durch, die Bewegung erschütterte nicht nur seinen, sondern auch ihren Körper. „Hiermit gehe ich einen neuen Vertrag mit dir ein: Ich werde dem Tod mit einem Lächeln entgegensehen und durch meinen Tod eine neue, friedliche Welt erschaffen. Auf diese Weise werde ich unsere beiden Wünsche erfüllen.“

„Dann ist es jetzt verbindlich“, sagte sie feierlich. Sie legte ihre Hand auf seine und drückte sie, um den Vertrag zu besiegeln.

Nur wenige Sekunden später begann das Telefon zu klingeln. Lelouch ergriff es mit seiner anderen Hand und nahm das Gespräch entgegen. „Ja? … Ja. Danke, Jeremiah.“ Er legte das Telefon zurück an seinen Platz.

„Es ist soweit.“ Seine Stimme verriet keine Emotion. Sein Gesicht auch nicht; das wusste sie, obwohl sie es nicht mehr sehen konnte. Doch seine Hand, die Hand in ihrer Hand, zitterte. Aus irgendeinem Grund gelang es ihm trotz seiner meisterhaften Schauspielkünste nicht, seine Hände zu kontrollieren. C.C. drückte die Hand noch fester, eine simple, ermutigende Geste, und doch war sie in diesem Augenblick um ein Vielfaches intimer als ein Kuss oder eine Umarmung.

Mit einer einzigen synchronen Bewegung standen sie auf. C.C. ging um das Bett herum, bis sie ihm gegenüber stand, und rückte den Hut auf seinem Kopf zurecht. „Es wird gutgehen“, flüsterte sie.

Er nickte, immer noch ein wenig angespannt, aber entschlossen. „Es wird gutgehen.“

Ein weiterer Blickaustausch. Sekunden, die schweigend verstrichen.

Er wandte sich zum Gehen. „Dieser Hut sieht übrigens absolut bescheuert aus!“, rief sie plötzlich.

Er machte ein unwilliges, kehliges Geräusch. „Warum sagst du das ausgerechnet jetzt, Hexe?“

„Hast du es denn immer noch nicht verstanden?“ Sie grinste wieder. „Weil ich C.C. bin.“
 

Sie hätte ihn bitten können, ihren wahren Namen noch einmal liebevoll auszusprechen. Vielleicht wäre es ihm diesmal gelungen. Aber was hätte das genützt? Es hätte den Abschied für sie beide nur noch schwieriger gestaltet und vielleicht hätte sie es dann nicht mehr über sich gebracht, ihn gehen zu lassen.

Und zu lieben bedeutete auch loszulassen, wenn es sein musste. Daran hatte sich C.C. inzwischen wieder erinnert.

     
 

*~°~*

     

Es war einmal eine Schwester, die sich eine friedliche und glückliche Welt wünschte, und er beschloss, diesen Wunsch wahrwerden zu lassen.
 

Er dachte, er wüsste, was es ihn kosten würde, diesen Wunsch zu verwirklichen, und dass er bereit wäre, die Kosten zu tragen. Doch er wusste es nicht, und als er dies begriff, war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Also ging er weiter, und mit jedem Schritt wurde neues Blut vergossen, wurden neue Versprechen gebrochen, wurden neue Ideale verraten.
 

Er hatte ihr versprochen, sie niemals zu belügen. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem er sie belügen musste, aber es war notwendig, um ihren Wunsch zu verwirklichen. Also war es die Sache wert.
 

Er hatte ihr versprochen, sie niemals allein zu lassen. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem er sie allein lassen musste, aber es war notwendig, um ihren Wunsch zu verwirklichen. Also war es die Sache wert.
 

Er hatte ihr versprochen, sie niemals unglücklich zu machen. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem er sie unglücklich machen musste, aber es war notwendig, um ihren Wunsch zu verwirklichen. War es die Sache immer noch wert?
 

Nunnally war … unschuldig. Warmherzig. Vertrauensvoll. Trotz ihrer körperlichen Schwäche von einer inneren Stärke erfüllt. Sie akzeptierte die Hilfe anderer stets mit einem Lächeln, doch sie schwelgte nie in Selbstmitleid und bemühte sich immer, den anderen nicht zur Last zu fallen. Und sie verlor ihre Unschuld, als sie sich gezwungen sah, ihren Bruder aufzuhalten.
 

Du hattest Recht, Shirley dachte er, als er mit FLEIAs Schlüssel in der Hand die Plattform von Damocles überquerte. Er hörte den dumpfen Aufprall, als Nunnally aus ihrem Rollstuhl fiel und die Treppe herunterstürzte. Alles in ihm schrie danach, zu ihr zurückzukehren, sie in den Arm zu nehmen und ihr die Wahrheit zu sagen (Es ist eine Lüge, Nunnally. Eine große, fürchterliche Lüge. Ich liebe dich immmer noch, aber ich habe mich in meinen eigenen Lügen verloren, und jetzt ist es zu spät-)

„Du bist der Teufel, Bruder! Hinterhältig … abscheulich … Wie konntest du nur?“

-und er wandte sich ab und ließ sie zurück.

Liebe verleiht dir tatsächlich unglaubliche Kraft. Doch manchmal ist diese Kraft einfach zu zerstörerisch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nando
2015-01-15T00:42:19+00:00 15.01.2015 01:42
Ich liebe den CC Part! Ich Find die beiden in der Serie so toll und du hast den Part so klasse geschrieben das is echt richtig schön
Allgemein der ganze os is toll
Antwort von:  Nugua
17.01.2015 13:44
Danke! :)
Von:  Vickyyy
2014-12-10T20:06:26+00:00 10.12.2014 21:06
nur ein einziges Kommentar? O.o welch Schande bei einem kleinem Meisterwerk wie diesen!

Ich muss gestehen, dass es ein wahrer Hochgenuss war deinen OS zu lesen, deine Wortwahl und dein Schreibstil im Allgemeinen sind so wundervoll. Manche Stellen haben ich mehrere Male gelesen (C.C.'s Part um genau zu sein ;) )
Auch die Charaktere hast du so treffend beschrieben und es wirkte vor allem ehrlich.

Dankeschön für diese gelungene OS, es war mir die höchste Freude =D


LG
Antwort von:  Nugua
14.12.2014 00:26
Jetzt sind es zwei. ;)
Danke, es freut mich sehr, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat.
Von: abgemeldet
2012-07-24T12:49:00+00:00 24.07.2012 14:49
Hallo Nugua.

Da ich seit langem mal wieder durch den Code Geass Bereich gekommen bin habe ich deinen One Shot entdeckt, Wohl hat mich schon der Titel neugierig gemacht, ich konnte mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen und beschloss so einfach einmal in deine Geschichte hineinzuschauen. Diese drei Sätze die vor der Geschichte stehen haben mich schon total mitgerissen und ich musste traurig lächeln. Damit hattest du sofort meine volle Aufmerksamkeit und mit vollen Elan ging ich nun ans lesen.

Dein Schreibstil ist wirklich schön, toll ausformulierte Sätze und man kann alles flüssig lesen. Außerdem kann man sich immer gut in alles hineinversetzen und du hältst den Leser wirklich gefangen. Ich konnte jedenfalls nicht mehr aufhören, nachdem ich einmal angefangen hatte.
Das du jeden Abschnitt – der jeweiligen Frau – mit denselben Worten beginnst ist wundervoll. „Es war einmal“, man könnte meinen es ist wie in einem Märchen, nur, dass es hier nicht den altbekannten Satz „Wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute“ gibt. Das Ganze hat natürlich diese nun einmal Code Geass Tragik an sich und ich musste mir wirklich die Tränen verkneifen, da ich sonst nicht mehr hätte aufhören können zu weinen.

Für diesen One Shot hast du meinen Respekt, ich habe es genossen ihn zu lesen und ich denke ich werde genau dies auch noch öfters tun.

Liebe Grüße
Puppenspieler~


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