#178 Xatu
XATU
"Warum steht es da so herum?"
"Wo kommt es überhaupt her?"
"Es bewegt sich ja gar nicht..."
"Seit wann steht es hier?"
"Was es wohl gerade denkt..."
Über Nacht war nicht unweit vom Stadtgetöse entfernt ein Vogel aufgetaucht. Dieser Vogel war grün, hatte einen langen Schnabel und zwei große Flügel, die zusammengefaltet auf seinem Körper ruhten. Keiner wusste, wo das Pokémon herkam oder was es dort zu suchen hatte, Tatsache war nur, dass es sich tagsüber nicht bewegte und sobald die Nacht herein brach plötzlich verschwand.
Viele, viele Menschen kamen, um sich das seltsame Wesen anzusehen, die einen lachten darüber, die anderen versuchten, es von der Stelle zu schieben. Einige Kinder wollten sogar Steine nach dem Pokémon werfen, doch diese wurden dabei rechtzeitig von ihren Eltern erwischt und ausgeschimpft.
Das Xatu jedoch verharrte nur auf der Stelle, beobachtete die Sonne, beobachtete die Menschen, die es jeden Tag angafften.
Allerdings starrte es nicht nur die Menschen um es herum an, sondern sah deren Vergangenheit, deren Zukunft.
Jedoch sah das Xatu nicht nur die Menschen vor sich, die ganze Welt lag dem Pokémon offen. Es sah die Vergangenheit mit seinen Katastrophen, die Zukunft mit ihrem Fortschritt. Sah, dass sich aus der kleinen Stadt bald eine große Metropole entwickeln würde, sah, was aus den Leuten werden würde, die sich dem Xatu gegenüberstellten.
Xatu hätte die Menschen gerne über ihr Schicksal informiert - und gewarnt - doch es wusste nicht, wie es das anstellen sollte, deswegen blieb es einfach bewegungslos stehen.
"Vielleicht will es uns etwas sagen?"
"Meinst du wirklich? Es steht doch nur da..."
"Ja, aber vielleicht weiß es nicht, wie es mit uns kommunizieren soll?"
"Also ist es vielleicht ein außerirdisches Pokémon?"
In einem früheren Leben, das sah Xatu in seiner eigenen Vergangenheit, hatten die Menschen ihn angepriesen, ihn besungen und als Gott verehrt.
Doch in der heutigen Zeit war das nicht so. Die Leute starrten einfach.
Und einmal stand ein kleiner Junge vor ihm. Der Junge kam fast jeden Tag und musterte das Pokémon voller Faszination. Und jeden Tag konnte Xatu ein wenig mehr über seinen Bewunderer in Erfahrung bringen.
Xatu sah, wie er als Kind von der Treppe gefallen war, wie er schrecklich deswegen geweint hatte. Er sah in der Vergangenheit des Jungen, dass sein Vater ihn früh verlassen hatte, da dieser auf eine Reise ging. Sein Vater hatte den Entschluss gefasst, Pokémon zu trainieren und die Arenaleiter der Region herauszufordern.
Und Xatu sah, wie dieser Junge heranwachsen würde, wie er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde.
Sobald der Junge alt genug sein würde, würde er sein erstes Pokémon erhalten. Schon bald würde dieses Pokémon sein treuester Begleiter werden, mit welchem er jeden Kampf und jeden Orden für sich entscheiden würde.
Doch die beiden würden nicht allein bleiben: Drei, vier, fünf, sechs Pokémon und Freunde würde er am Ende seiner Reise haben.
Und am Ende eben dieser Reise würde er dem Champ gegenüber stehen, der niemand anderes als sein Vater sein würde.
"Ich wusste, dass wir uns wieder sehen würden!", würde der Junge vor dem Kampf sagen.
Und vielleicht würde dieser Junge auch ein Xatu haben.
Pokédex-Einträge von Xatu:
Gold: "Man sagt, es sei so still und in sich gekehrt, weil es die Zukunft und die Vergangenheit parallel sieht."
Smaragd: "Es kann in die Zukunft blicken. Menschen unterschiedlicher Nationen glaubten lange Zeit, dass XATU ein Abgesandter einer anderen Welt sei."
Schwarz/Weiß: "Dieses Pokémon kann die Vergangenheit und die Zukunft sehen. Es beobachtet ständig die Sonne."