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Bindungen

Mark und Zachary
von

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Schockierender Einbruch

Als Mark später Zuhause ankam wurde er lediglich von Amy der neuen Haushälterin empfangen, die sich auch gleich nach seinem Wohlbefinden erkundigte. Von ihr erfuhr er, dass Seth und sein Vater noch immer zusammen in einer Versammlung saßen, in der es wohl um den Angriff auf die Akademie ging. Wieder einmal hatte sein Vater seinen kleinen Bruder zum Ersatz, zum Platzhalter degradiert, denn auf dieser Versammlung hätte Mark anwesend sein müssen. Die Verletzungen, die er bei dem Kampf in der Akademie davongetragen hatte, hatten dies jedoch unmöglich gemacht und nun saß ein Junge an seiner Stelle zwischen den Erwachsenen und wünschte sich, dass er um seinetwillen dort saß. Leider war dem nicht so und Mark wusste, dass sein Vater es dem Jungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als einmal gesagt hatte. Wieder war die Beziehung zwischen ihm und Seth von ihrem Vater belastet worden und der Confidant wusste nicht, wie lange die instabile Beziehung zwischen ihm und seinem Bruder noch halten würde. Es tat ihm weh, dass er hilflos dastehen musste und abwarten. Er konnte nichts dagegen tun, dass sein Vater so mit seinem kleinen Bruder umging und die Götter wissen, er hatte es mehr als einmal versucht. Diese Versuche Seth in den Mittelpunkt zu rücken und ihn zu unterstützen machten es jedoch noch viel schlimmer, da der Junge gewillt war, aus eigener Kraft die Liebe und Anerkennung ihres Vaters zu erlangen.

Müde, wütend und traurig ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte an die wohl bekannte Zimmerdecke. Er lag erst wenige Sekunden auf seinem Bett, als es auch schon an der Tür klopfte. Mark reagierte nicht darauf.

“Entschuldigen sie, ich wollte mich erkundigen ob sie noch etwas benötigen.”, fragte Amys Stimme vor der Tür, ohne diese jedoch zu öffnen. Kurz zuckte der Blick des Blonden zur Tür und wanderte Sekunden später wieder zur Zimmerdecke hinauf.

“Nein, vielen Dank.”, antwortete er tonlos. Der Confidant nahm nach einer Weile an, dass die junge Frau gegangen war, denn sie sagte nichts mehr und verursachte auch ansonsten keine hörbaren Geräusche. Erst jetzt fiel im auf, dass Amy tatsächlich die Gabe hatte sich beinahe geräuschlos durchs Haus zu bewegen. Kurz fragte er sich ob dies wohl angeboren oder antrainiert war, allerdings würde er sie auch nicht danach fragen denn man wusste nie, wann er sich den nächsten Namen, das nächste Gesicht, die nächste Geschichte merken musste. Irgendwann schlief er ein. Am Rande hörte er die Ankunft seines Vaters, wachte jedoch nicht wirklich auf.

Früh am Morgen hämmerte es an seine Zimmertür und dies ließ ihn aus dem Schlaf schrecken. Die kräftigen und fordernden Schläge, welche auf das massive Holz trafen, machten ihm klar dass es sein Vater war.

“Ja?”, fragte er auf einen Schlag hellwach.

“Ich erwarte dich unten beim Frühstück zu sehen. Ich muss mit dir reden.”, sagte sein Vater und trampelte von dannen, ohne auf die Antwort seines Sohnes zu warten. Unbeeindruckt stand der junge Mann auf und zog sich um. Als er den Saal betrat, in dem sie üblicherweise aßen, saßen sein Vater, sein Bruder und Velten bereits am Tisch und warteten auf ihn.

“Guten Morgen.”, grüßte Velten und zwinkerte ihm kurz zu. Marks Mundwinkel zuckten leicht und er nickte.

“Guten Morgen.”, wünschte er der Allgemeinheit und setzte sich auf seinen Stuhl. Niemand sagte etwas, bevor sie zu Ende gefrühstückt hatten. Als Amy gerade den Tisch abräumte, räusperte sich sein Vater.

“Nun da wir alle gefrühstückt haben, sollten wir zu den wichtigen Punkten des Tages kommen. Ich werde zwei der Guardians ausschicken, um diesen Syrus zu finden. Es gibt bereits Freiwillige für diese Aufgabe und ich habe beschlossen das du sie begleiten wirst.”, sagte das Familienoberhaupt und sah Mark mit einem durchdringenden Blick an.

“Ich bin kein Guardian, Vater.”, entgegnete Mark gelassen und beinahe beiläufig. Das rechte Auge seines Vaters zuckte leicht.

“Dessen bin ich mir bewusst. Dennoch hast du diesen Mann gesehen und wirst ihn wieder erkennen.”, sagte der Ältere. Sein Sohn nickte und nippte an seiner Tasse Kaffee, welche seit einigen Sekunden dank Amy vor ihm stand.

“Das ist wahr. Wann werden wir aufbrechen?”, fragte der älteste Sohn. Seth rutschte leicht auf seinem Stuhl zur Seite, sagte jedoch kein Wort. Ihr Vater schien den Jungen allerdings nicht wahr zu nehmen.

“Wenn alles glatt geht in ein paar Stunden und um dies zu gewährleisten, werde ich mich nun persönlich darum kümmern.”, antwortete sein Vater, während er sich erhob und ging. Kurz nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, sprang Seth von seinem Stuhl auf und verschwand ebenfalls durch die Tür.

“Wie fühlst du dich?”, fragte Velten vollkommen zusammenhangslos und betrachtete sich seinen einstigen Schüler. Dieser zuckte leicht mit den Schultern.

“Ich denke für diesen Syrus sollte es reichen.”, entgegnete Mark.

“Du solltest deinem Freund bescheid sagen, bevor ihr aufbrecht.”, sagte der Ältere. Der Blonde schenkte ihm einen kurzen Blick und sah nachdenklich in seine Kaffeetasse.

“Ich für meinen Teil habe nicht gehört, dass du allein mit den Guardians auf die Suche nach diesem Rebellen gehen sollst.”, stellte Velten unschuldig fest. Marks Augenbrauen wölbten sich leicht nach oben. Mit dem Ansatz eines Grinsens im Gesicht erhob er sich und schob seinen Stuhl näher an den Tisch heran.

“Richtig, ich sollte ihn wohl vorwarnen bevor wir aufbrechen.”, sagte der Blonde und schritt auf die Tür zu.

“Ich werde in der Akademie sein. Wenn ihr bereit seid kommt zu mir.”, entgegnete der Confidantenausbilder. Der Jüngere wandte sich zu ihm und betrachtete ihn.

“Du bist kein Guardian.”, stellte Mark fest.

“Nichtsdestotrotz obliegt mir die Organisation. Ihr werdet auf dem Karren eines Händlers mitfahren, der zufällig in eure Richtung möchte. Natürlich nimmt euch der Mann nicht aus reiner Herzensgüte mit. Ihr seit für die Sicherheit seiner Ware verantwortlich.”, erklärte Velten.

“Was ist das für eine Ware?”, erkundigte sich der junge Confidant.

“Zu meinem bedauern muss ich dir sagen, dass er diese Information für sich behalten hat. Er scheint wohl der Meinung zu sein, dass es uns weder betrifft noch etwas angeht.”, antwortete der Ältere. Mark nickte, wandte sich um und schritt zur Tür. Kurz bevor er den Raum verließ, hielt er nochmals inne und warf seinem ehemaligen Lehrer einen Blick zu.

“Dann werde ich mal nachsehen.”, sagte der Blonde und ging.

“Nimm Zachary mit.”, rief ihm Velten nach. Kurz bevor die Tür sich schloss, hob der junge Confidant bestätigend die Hand.

Es dauerte nicht lange, bis er vor Zacharys Haus stand und noch bevor er die Tür erreichte, öffnete sich diese und ein breit grinsender Rotschopf stand im Türrahmen. Leicht irritiert musterte Mark sein Gegenüber.

“Komm rein.”, sagte der Magier freudestrahlend und trat zur Seite, um seinem Freund Einlass zu gewähren.

“Danke für das Angebot, aber ich habe es etwas eilig. Möchtest du mich begleiten? Ich erkläre dir unterwegs worum es geht.”, entgegnete der Blonde. Zachary nickte kurz mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht und trat nach draußen.

“Ich bin außer Haus.”, rief er ins Haus zurück.

“Ja ja, ich weiß schon. Wie lange wird es dauern?”, fragte Annas Stimme. Der Rothaarige sah seinen Partner fragend an.

“Es wird wohl nicht länger als zwei Stunden dauern, wenn alles glatt geht.”, rief Mark der alten Dame zu. Als nichts zurück kam zog Zachary die Tür hinter sich zu und gemeinsam gingen sie durch die Straßen.

“Wohin gehen wir?”, hakte der Magier nach einer Weile nach.

“Wir werden einem der Händler einen Besuch abstatten. Ich werde ihn eine Zeit lang eskortieren und seine Waren beschützen.”, erklärte Mark.

“Allein?”, fragte Zachary. Mark blickte den Rothaarigen an und seine Mundwinkel zuckten leicht.

“Möchtest du mich begleiten?”, fragte der Confidant. Ein strahlen erhellte das Gesicht des Kleineren.

“Da fragst du noch? Natürlich begleite ich dich.”, platzte die Antwort aus Zachary heraus. Der Blonde schenkte ihm ein schiefes Lächeln und beschleunigte seine Schritte etwas.

“Ich bin natürlich kein Wachmann und habe auch nicht vor meine Karriere in diese Richtung zu lenken. Unser eigentlicher Auftrag ist es Syrus aufzuspüren und zu identifizieren.”, erzählte Mark.

“Wie sollen wir das anstellen? Wir haben doch keine Ahnung wohin sich dieser Kerl geflüchtet hat.”, stellte der Kleinere fest.

“Wir nicht, allerdings scheinen die Guardians dazu eine Idee zu haben. Ich bin mir sicher, dass wir nicht einfach wild drauf los suchen.”, entgegnete der Confidant. Der Rothaarige schien nicht wirklich überzeugt zu sein, sagte jedoch nichts.

“Nun gilt es erst einmal herauszufinden, welche Ware es wert ist von zwei Guardians und uns beiden eskortiert zu werden.”, fuhr Mark fort. Eine Welle der Enttäuschung erreichte ihn, woraufhin er seinen Begleiter musterte.

“Wieso hat denn niemand danach gefragt?”, hakte Zachary.

“Es wurde danach gefragt, allerdings bekamen wir keine Auskunft darüber.”, erklärte der Blonde. Nun blickte der Magier ihn irritiert an.

“Aber wieso sollte er uns dann Auskunft darüber geben.”, fragte der Rothaarige. Manchmal fand Mark die Naivität des Kleineren wirklich niedlich. Es gab Momente in denen der junge Magier sehr abgeklärt reagierte und dann gab es wieder Momente wie diesen, in denen er einfach nur ein herzensguter und naiver junger Mann war.

“Ich habe nicht vor ihn höflich danach zu fragen. Er ist uns in der Tat keine Rechenschaft schuldig und daher wird ein Gespräch und eine nette Bitte um Informationen keine Wirkung zeigen.”, sagte der Confidant, mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht.

“Warum gehen wir dann hin?”, hakte Zachary nach. Dies brachte Mark dazu ihn anzugrinsen. Einige Sekunden lang betrachtete der Magier das Grinsen seines Freundes und schließlich ging ihm ein Licht auf.

“Du willst einbrechen? Am helllichten Tag?!”, platzte es aus dem schockierten Rothaarigen heraus. Der Blonde bedeutete seinem Freund mit einer Handbewegung die Stimme zu senken und schüttelte dann den Kopf.

“Ich möchte mich uneingeladen umsehen.”, rückte der Confidant das Weltbild seines Partners zurecht, was ihm jedoch nicht so wirklich gelang.

“Das ist genau das selbe.”, stellte Zachary nun leiser fest und starrte sein Gegenüber missbilligend an.

“Ich weiß, aber es ist notwendig. Ich weiß nicht was er transportiert, aber ich würde es gern wissen bevor es uns schadet.”, erklärte Mark sein handeln. Er konnte spüren, dass dies seinen Freund überzeugt hatte.

“Vielleicht hast du Recht.”, gab sich Zachary geschlagen und lächelte seinen Confidanten an. Zufrieden nickte dieser und sah sich um. Sie hatten mittlerweile das Händlerviertel erreicht und standen nun zwischen mehreren Lagerhallen und Geschäften. Zielsicher steuerte er auf einen Mann in mittlerem Alter zu und kam vor diesem zum stehen.

“Entschuldigen Sie, wir haben gehört dass einer der Händler heute abreist. Er soll von zwei Guardians eskortiert werden. Wir wollen ebenfalls in diese Richtung und nach diesem Angriff auf die Akademie wollten wir uns ihnen anschließen. Sie wissen nicht zufällig, wo wir diesen Händler finden?”, erkundigte sich der Blonde. Der Mann musterte beide eingehen und sein misstrauischer Blick blieb an Mark haften.

“Ja ich weiß, wo ihr den Mann finden könnt.”, entgegnete der Fremde, sprach jedoch nicht weiter. Geduldig stand Mark einfach da und wartete darauf, dass der Mann weiter sprach.

“Wieso sollte ich euch diese Information geben?”, fragte der Fremde schließlich. Ohne ein Wort zu sagen starrte der Blonde ihn in Grund und Boden, bis der Mann schließlich einlenkte.

“Also schön. Folgt der Straße bis zu diesem Kräutergeschäft, aber nehmt euch vor dieser alten Hexe in Acht, sie zerrt jeden in ihren Laden herein der nach einem potenziellen Kunden aussieht. Dort biegt ihr rechts ab und folgt dem Weg bis ihr vor einem großen Lagerhaus steht. Das Lagerhaus gehört Runfried er ist euer Mann. Wenn ihr am Lagerhaus entlang lauft findet ihr seinen Laden, dort sollte er sich eigentlich aufhalten.”, erklärte der Mann und deutete in eine unbestimmte Richtung. Der Confidant nickte, wandte sich um und folgte der Straße.

“Ich danke Ihnen.”, bedankte sich Zachary und folgte seinem Freund. Schweigend folgten sie dem beschriebenen Weg und kamen tatsächlich vor einem riesigen Lagerhaus zum stehen.

“Das muss es sein.” sagte der Magier und deutete auf eine große zweiflügelige Tür, die um einiges größer war als ein Scheunentor. Mark nickte bestätigend und studierte das Gebäude.

“Ich gehe davon aus das der Laden in dieser Richtung liegt.”, äußerte sich der Blonde und zeigte nach Recht an dem Lagerhaus entlang. Sofort wandte sich der Rothaarige zum gehen, wurde jedoch nach nur einem Schritt von Marks Hand auf seiner Schulter gestoppt. Zachary sah sich mit fragendem Blick zu ihm.

“Deshalb sollten wir uns einen Eingang in dieser Richtung suchen.”, erklärte der Confidant und deutete in die entgegen gesetzte Richtung. Schamesröte stieg im Gesicht des Magiers auf und dieser nickte. Das Gefühl von Scham verfolgte Mark das gesamte Gebäude entlang und fing erst an zu verblassen, als der Blonde in eine enge Gasse einbog die sich zwischen der großen Lagerhalle und einem weiteren Gebäude befand. Das unbekannte Haus das nun links von ihnen lag, hatte zu dieser Seite kein Fenster, was daraufhin deutete, dass es nach dem Lagerhaus gebaut worden war. Denn im Gegensatz zu dem unbekannten Gebäude befanden sich Fenster auf dieser Seite der Halle, allerdings lagen diese so hoch, dass Mark sich strecken musste um die untere Kante des Fensters ergreifen zu können. Der Confidant griff nach dem Fenster und zog sich zu diesem hoch. In dem Raum, in den er hineinsah war es stockfinster und man konnte nur ein paar Konturen von Kisten und Fässern erkennen. Es hielt sich auf jeden Fall kein Mensch dort auf, was er allerdings nicht genau sagen konnte war, ob es in diesem Raum nur einen Eingang gab. Er ließ sich wieder auf den Boden der Gasse sinken und wandte sich seinem Begleiter zu.

“Was hast du gesehen?”, fragte dieser interessiert.

“Einen Raum mit Fässern und Kisten. Ich glaube das wäre ein guter Einstiegsort.”, entgegnete der Blonde.

“Ist das Fenster offen?”, erkundigte sich Zachary beinahe beiläufig. Marks Augenbrauen wölbten sich etwas nach oben und er betrachtete den Magier. Ohne diesem zu Antworten zog er sich erneut zu dem Fenster hoch und zog probeweise mit seiner verletzten rechten Hand am hölzernen Rahmen, der dieses umgab. Es rührte sich nicht. Die Fenster des Lagerhauses waren alle zweigeteilt und ließen sich nach außen öffnen. Seiner Meinung war dies der Beweis dafür, dass sich der Erbauer nicht besonders viele Gedanken darüber gemacht hatte, wie man letzten Endes die Fenster leicht öffnen und schließen konnte.

“Und?”, hörte er die Stimme des Rothaarigen ein Stück unter sich.

“Ich überlege noch.”, gab er zurück.

“Du überlegst ob das Fenster offen ist?”, fragte Zachary irritiert. Mark verdrehte die Augen und musterte wieder das Fenster. Begleitet von einem stechenden Schmerz, der sich durch seinen rechten Unterarm zog stemmte er sich noch weiter hoch und schlug dann mit der rechten Hand das Fenster ein. Sofort griff er in den Raum hinein und öffnete eine Seite des Fensters, dann ließ er sich wieder in die Gasse fallen und lauschte auf Geräusche. Man konnte nie wissen, wer das zerspringen des Glases gehört hatte. Als der Rothaarige Anstalten machte etwas sagen zu wollen legte der Confidant ihm sanft die Fingerspitzen seiner linken Hand auf seinen Mund. Sofort erreichte ihn wieder dieses Gefühl, dass er nicht deuten konnte und er zog die Hand langsam zurück. Nebenbei bemerkte einen seltsamen Blick in dem Gesicht seines Freundes, den er momentan nicht näher analysieren wollte. Als er nach weiteren Sekunden weder in der Nähe der Gasse noch in dem Lagerhaus etwas hören konnte, zog er sich zum offenen Teil des Fensters hinauf, warf einen Blick in den menschenleeren Raum und öffnete die andere Hälfte ihres Durchgangs. Er wuchtete sich nach oben und saß somit im Fenster, wobei eines seiner Beine bereits in den Raum. Vorsichtig, um sich nicht zu verletzen strich er die Scherben von der Fensterbank und diese fielen in den Raum hinein und zersprangen auf einer Kiste, die direkt unter dem Fenster stand. Somit war klar, wie die Arbeiter an das Fenster ran kamen, um es zu öffnen oder zu schließen. Einige Momente wartete er ruhig ob irgendjemand sich an den Geräuschen im Raum stören würde, doch als niemand darauf reagierte sah er zu seinem Partner herab.

“Schaffst du es hier rauf oder wartest du hier?”, fragte der Confidant. Zachary betrachtete sich das Fenster zweifelnd.

“Ich werde auf keinen Fall hier draußen warten.”, stellte er fest und bedeutete Mark mit einer Handbewegung er solle platz machen. Dieser tat wie ihm geheißen und stellte sich auf die Kiste, welche unter dem Fenster stand und sah nach draußen. Der Magier sprang hoch, bekam den Absatz zu fassen und zerrte sich nach oben. Als der Blonde bemerkte, dass der Rothaarige sich mit diesem Versuch wahrscheinlich nicht in das Lagerhaus wuchten konnte, packte er ihn und zog ihn durch das Fenster hinein. Durch das Gewicht des Kleineren bedingt, stolperte er rückwärts von der Kiste auf der er stand herunter und wäre beinahe gefallen, fing sich jedoch wieder. Der ungeschickte Magier hingegen fiel Kopfüber in den Raum, machte in der Luft einen halben Purzelbaum, landete mit dem Rücken auf der Kiste and rutschte schließlich von dieser um auf seinem Hintern zu landen.

“Hast du dich verletzt?”, fragte Mark mit einem amüsierten unterton in der Stimme. Der Confidant hatte sich aber gut genug im Griff um seine nichts sagende Miene aufrecht zu halten. Missmutig sah Zachary ihm ins Gesicht und grummelte etwas. Grinsend hielt Mark ihm seine Hand hin, welche der Rotschopf prompt ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ. Als er seinem Confidanten wieder ins Gesicht sah, war das Grinsen verschwunden. Der Blonde empfing das Bedauern, welches Zachary empfand und überlegte kurz, ob er etwas falsch gemacht hatte, tat es aber gleich damit ab, das er den Magier wohl nie verstehen würde. Da lag die Gefühlswelt des Kleineren ausgebreitet vor ihm und er konnte sie einfach nicht deuten. Er schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung. Man konnte davon ausgehen, dass niemand im Lagerhaus war. Nach dem Krach, den sie gerade veranstaltet hatten, wäre sonst sicherlich bereits jemand im Raum und hätte sie auf frischer Tat ertappt. Zu dem nächsten Einbruch, wenn er so etwas je wieder tun würde, würde er für Zachary eine Tür suchen müssen.

“Und nun?”, fragte der Magier flüsternd. Mark blinzelte kurz und betrachtete ihn. Es dauerte einige Sekunde bis ihm einfiel, warum sie eigentlich in dieses Lagerhaus einbrachen. Fast lautlos schlich der Confidant zu der einzigen Tür die er sehen konnte und öffnete diese vorsichtig einen spaltbreit. Die Tatsache dass die Tür keinen Laut von sich gab, zeigte ihm, dass die Türen wohl regelmäßig geölt wurden. Er sah in eine weitläufige Halle, die weitaus heller war als der düstere Raum in dem sie momentan standen. In der Halle standen zwei leere Karren auf denen achtlos hingeworfene Abdeckungen lagen. Im ganzen Raum standen Kisten und Fässer die teilweise Meterhoch gestapelt waren. Der Eigentümer des Lagerhauses schien nicht wirklich ein System zu haben. Mehrere Stapel türmten sich mitten im Raum auf, einige viele standen an den Wänden und einige Kisten und Fässer versperrten sogar eine Tür, was Mark nur daran erkannte, dass man noch einen kleinen Teil des Türrahmens sehen konnte. Stellte sich nun die Frage, ob diese Stapel nur zufällig die Tür versperrten, weil der Eigentümer kein System hatte oder ob sie ganz gezielt die Tür versteckten.

Zachary kam zum Türspalt herüber und schob sich zwischen Mark und die Tür um ebenfalls etwas sehen zu können. Als der Körper des Rothaarigen den seinen streifte, machte der Confidant etwas platz um seinem Begleiter zu ermöglichen besser sehen zu können. Der Blonde beugte sich zum Ohr des Kleineren herab.

“Siehst du diese Tür?”, flüsterte er in dessen Ohr. Der Magier verspannte sich und nickte leicht. Das Gefühl, welches Mark von seinem Freund empfing verursachte eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper und er zuckte leicht von dem Rothaarigen zurück. Mit einem schlechten Gewissen wandte sich Zachary seinem Confidanten zu und sah ihn entschuldigend an. Der Magier trat zur Seite und machte dem Blonden platz. Dieser sah wieder durch den Türspalt. Von seiner Position aus konnte er noch eine weitere Tür sehen, die an derselben Wand lag, wie die andere, allerdings nicht durch Kisten und andere Dinge versperrt war.

“Wir werden uns am besten die nicht versperrte Tür zuerst vornehmen. Vielleicht gibt es von dort aus eine Möglichkeit in den anderen Raum zu gelangen und aus diesem Grund war die zweite Tür nicht wichtig.”, flüsterte Mark konzentriert. Als keine Antwort kam, wandte sich der Confidant zu seinem Magier um. Dieser stand neben der Tür und betrachtete seine Schuhe.

“Warte hier, ich komme gleich wieder. Ich sehe mir nur den Raum hinter der Tür dort an.”, flüsterte der Blonde und deutete auf besagte Tür. Ruckartig hob Zachary den Kopf.

“Ich begleite dich.”, sagte der Rothaarige leise. Gefolgt von dem Kleineren schlich der Confidant zu der Tür hinüber und versuchte diese zu öffnen, allerdings war sie abgeschlossen. Kurz hielt er inne und sah sich um. Als er sich versichert hatte, dass außer ihm und Zachary noch immer niemand im Raum war, warf er sich gegen die Tür. Beim zweiten Mal schaffte er es sie aufzubrechen und besah sich den Raum dahinter. Schnell stellte er fest, dass sich in diesem keine weitere Tür befand. Dort standen lediglich Regale an den Wänden, welche kleinere Gefäße enthielten, ansonsten war er vollkommen leer.

“Was ist das?”, fragte der Magier und deutete auf die Regale. Der Blonde zuckte mit den Schultern und ging zum nächsten Regal um sich eines der Gefäße anzusehen. Sie waren weder beschriftet noch irgendwie anders gekennzeichnet. Als er eines der Gefäße schüttelte, fiel ihm auf das es leer sein musste. Er griff nach dem Korken der es verschloss und wollte daran ziehen, als Zachary nach seinem Arm griff und ihn davon abhielt.

“Sie sind sicherlich nicht umsonst verschlossen.”, sagte er.

“Was glaubst du ist darin?”, fragte Mark und betrachtete den Gegenstand in seiner Hand.

“Ich müsste raten, aber ich denke es sind Golems.”, antwortete der Rothaarige nachdenklich. Vorsichtig stellte der Confidant das Gefäß wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück und entfernte sich von den Regalen.

“Dann sollten wir uns nicht länger hier aufhalten. Ich möchte nicht unbedingt herausfinden, ob du Recht hast.”, stellte der Blonde fest und verließ den Raum. Sein Freund tat es ihm gleich. Gemeinsam gingen sie zu den Kisten herüber, welche die zweite Tür versperrten. Ohne zu zögern begann er die Kisten beiseite zu räumen und kurz darauf half Zachary mit. Es dauerte unglaublich lange, um die Tür frei zu legen und mehr als einmal sah sich Mark im Raum um, damit sie niemand überraschte. Auch diese Tür war verschlossen und musste von dem Confidanten aufgebrochen werden. Der Raum der Hinter dieser Barrikade lag, war etwa zwei Meter breit und vier Meter lang. Ein großer blauer Teppich lag auf dem Boden und an den Wänden hingen Bilder. Ansonsten war der Raum vollkommen leer. Der Blonde betrat als erster das Zimmer und betrachtete sich das erste Bild. Darauf war ein Magier in einem Wald zu sehen, was man an den blauen Zeichen erkannte, die um ihn herum schwebten. Hinter ihm stand ein schwarz gekleideter Mann mit einem Dolch in Händen, der gerade den Kopf des Magiers zurück riss und den Dolch an dessen Hals hielt. An der Gegenüberliegenden Wand befand sich ein Bild auf dem ebenfalls ein Magier zu sehen war, was man an den roten Zeichen erkannte die um diesen herum schwebten. Der Magier war an einen Stamm gefesselt, welcher im Boden steckte. Das Gesicht des Mannes auf dem Bild war schmerzverzerrt und Flammen züngelten seine Beine herauf und um ihn herum. Als Zachary den Raum betrat, schob Mark ihn wieder zur Tür zurück und ging zum nächsten Bild. Auch auf diesem war ein Magier zu sehen. Dieses Mal waren die Zeichen die um ihn herum schwebten violett. Auch dieser Mann war im Begriff zu sterben, da die Klinge eines Schwertes aus seiner Brust herausragte. Erbost verengte der Confidant leicht seine Augen. Auf allen sechs Bildern starben Magier unter schmerzen. Vor dem letzten Bild blieb er stehen und starrte es an, als wolle er es mit reiner Gedankenkraft zerfetzen. Auch auf dem siebten und letzten Bild war ein Magier abgebildet um den die magischen Zeichen herum schwebten, dieses Mal waren die Zeichen grün. Er ballte die Hände zu Fäusten. Blutüberströmt lag der Magier auf dem Boden und schien sich dem Betrachter entgegen zu schleppen. Er reckte seine Hand dem Beobachter entgegen, als suche er verzweifelt Hilfe. Auf dem Gesicht konnte man nackte Panik lesen und über ihm stand ein Mann mit zum stich erhobenem Speer und hassverzerrtem Gesicht.

“Was hast du?”, fragte Zachary besorgt. Der Confidant reagierte nicht darauf und starrte stur das Bild an. Plötzlich hörte er leise, beinahe nicht zu hörende Stimmen aus der großen Halle. Entsetzt wirbelte er herum und sah an dem Rothaarigen vorbei, der noch immer im Türrahmen stand.



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